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Geschenk an ein ganzes Dorf: Die Reise zum Geburtshaus von Kalai<br />
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Gerade berichteten wir über die Eröffnung des Geburtshauses. Der Bau sowie die Einrichtung des Gebäudes wurden vor allem<br />
durch die großzügige Unterstützung des deutschen Ehepaares Lochner-Conrad realisiert, das uns die Finanzierung des Projektes<br />
ermöglichte. Wir bedanken uns im Namen aller Schwangeren, Mütter und Babys in und um Kalai – für dieses einzigartige<br />
Engagement zweier Menschen mit besonders großem Herzen für die Bedürfnisse der Bevölkerung Mugus.<br />
Anfang Oktober war es soweit: Unsere Unterstützer konnten es nicht mehr erwarten, das in 2.500 m Höhe liegende Geburtshaus<br />
mit eigenen Augen zu sehen und wollten es sich ebenso wenig nehmen lassen, den Frauen und Kindern persönlich<br />
weitere Unterstützung zu Teil werden zu lassen. Dazu nahmen Sie – in Begleitung von unseren Projektleitern – den langen<br />
und beschwerlichen Weg bis nach Mugu auf sich, der, nebenbei bemerkt, auch nicht ganz ungefährlich ist: Denn die Anreise kann<br />
nur in alten Flugzeugen erfolgen, die auf abenteuerliche Weise notdürftige Schotterpisten für Start und Landung nutzen.<br />
Eine Prozedur, die schon oft zu schlimmen Unfällen führte und mehr als nur einen Nervenkitzel für Besatzung und Passagiere<br />
bedeutet.<br />
Unsere Projektleiter Dikendra erzählt: „Am 1. Oktober flogen wir nach<br />
Nepalgunj, von wo aus wir am nächsten Tag zur Landepiste von Mugu<br />
weiterfliegen konnten, die nach einem Jahr Bauarbeiten gerade erst<br />
wieder in Betrieb genommen worden war. Doch dieser rudimentäre<br />
Flugplatz ist nicht mal in der Nähe von Gamgadhi, der Hauptstadt des<br />
Distriktes Mugu. Es dauerte gute zwei Stunden Fußmarsch, bis wir<br />
unsere Unterkunft für die Nacht erreichten.<br />
Früh am Morgen des dritten Tages machten wir uns auf den langen Weg<br />
nach Kalai. Die erste Stunde führte der Pfad bergab – bis zur Karnali<br />
River Brücke über den längsten Fluss von Nepal. Monoton zog sich<br />
der felsige Weg am Flussbett entlang. Monoton und doch nicht ungefährlich,<br />
denn man konnte schnell den Halt verlieren, wenn man nicht<br />
aufpasste. Nach einem kräftezehrenden 9-stündigen Marsch erreichten<br />
wir letztlich das Dorf Gila. Die Sonne begann bereits hinter den Bergen<br />
zu versinken. Es war zu spät, um noch weiterzugehen. Ein freundlicher<br />
Einwohner bot uns eine Übernachtung in seinem Haus an, die wir dankend<br />
annahmen.<br />
Im Morgengrauen des folgenden Tages erwartete uns noch weitere zwei<br />
Stunden lang ein mühsamer Aufstieg, bis wir endlich Kalai erreichten.<br />
Wir waren müde, sehr müde. Aber all das verflog sofort, als uns von den<br />
Bewohnern ein überaus warmherziger Empfang bereitet wurde. Wir<br />
waren alle sehr berührt, als die Bewohner zusammenkamen, um uns<br />
mit Musik, Blumen und Girlanden sowie dem roten Pulver zum Bemalen<br />
unserer Stirn zu begrüßen: Eine Zeremonie, wie sie nur Ehrengästen zu<br />
Teil wird.“