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Unterrichtseinheit_Vertiefung_DDR

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STATIONEN<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Eine musikalische Signatur der <strong>DDR</strong><br />

Schallplatten (Tonträger aus Polyvinylchlorid – PVC – kurz auch ‚Vinyl‘ genannt)<br />

waren bis zum Ende der 80er-Jahre das populärste Format, um Musik zu<br />

vertreiben. Die Platten wurden in Hüllen aus Karton verkauft, die sie vor<br />

physischen Einwirkungen wie Staub oder Kratzern schützen. Die Gestaltung eines<br />

Schallplattencover hatte jedoch darüber hinaus auch eine hohe Bedeutung für<br />

den kommerziellen Erfolg der jeweiligen Platte. Ganze Alben von Künstlern<br />

wurden über sogenannte LPs (Langspielplatten) veröffentlicht. Die Vorderseite<br />

eines LP-Covers hatte die Maße 31,5 x 31,5cm. Eine beliebte Form des<br />

Plattencovers war das Gatefold-Cover, das man wie ein Buch aufklappen kann. Auf<br />

diese Weise enthält ein LP-Plattencover vier Seiten: Zwei Außenseiten und zwei<br />

Innenseiten.<br />

Ablaufplan<br />

Vorarbeit<br />

1. Hört das Lied Eurer Lernstation an (gegebenenfalls mehrmals) und haltet<br />

Eure ersten Höreindrücke fest! Nutzt dazu die Abschnitte A – D des<br />

Lernmaterials.<br />

2. Arbeitet die ergänzenden Materialien der Lernstation durch (beginnend bei<br />

Abschnitt E)! Diskutiert die aufgeworfenen Fragen und Probleme, die unter<br />

den einzelnen Lernmaterialien verzeichnet sind.<br />

3. Jetzt seid ihr gut vorbereitet, um das Lied als Quelle zu analysieren. Füllt dazu<br />

die rechte Seite von Material X aus (inhaltliche Analyse)!<br />

4. Füllt die linke Seite von Material X aus (musikalische Analyse)! MU<br />

Fach<br />

GE<br />

GE<br />

DE<br />

Gestaltung<br />

1. Erstellt zunächst den „Rohling“ eines solchen Covers aus Karton. KU<br />

Arbeitsauftrag<br />

Gestaltet ein 4-seitiges Schallplattencover für das Lied Eurer Lernstation!<br />

Präsentiert das fertige Cover anschließend vor der Klasse! Für die Präsentation<br />

stehen Euch maximal 20 Minuten zur Verfügung.<br />

2. Seite 1: Gestaltet die Vorderseite des Plattencovers! Hier ist Eure Kreativität<br />

gefragt. Alles ist erlaubt, der Bezug zum Lied sollte jedoch spätestens beim<br />

Präsentieren verdeutlicht werden!<br />

3. Seite 2: Hier fügt Ihr den Liedtext ein und haltet die zentralen Ergebnisse<br />

Eurer Quellenanalyse fest (z. B. durch ein Schaubild oder eine Tabelle).<br />

Vergesst nicht, Komponist, Texter, Interpret, Erscheinungsjahr, Ort und<br />

Verlag zu nennen. (Material D) Bei der Präsentation Eures Covers sollte<br />

deutlich werden, wie Musik und Text gemeinsam zur Wirkungsabsicht des<br />

Songs beitragen.<br />

4. Seite 3: Diese Seite widmet sich dem Kontext der Entstehung und<br />

Verbreitung des Liedes: Hierbei können folgende Aspekte interessant sein:<br />

Biografie und politische Einstellung des Komponisten / Texters / Interpreten<br />

/ der Band<br />

Wer hörte das Lied bzw. diese Form von Musik? Wie viele Menschen<br />

erreichte der Song (Verkaufszahlen, Platzierung in den Hitparaden)?<br />

Wie wurde der Song von den Hörern aufgenommen? Wie reagierte der Staat<br />

auf das Lied? Wo wurde der Song gespielt? Wo durfte er nicht gespielt<br />

werden? Gab das Lied Anstoß für gesellschaftliche Entwicklungen?<br />

Um auf diese Fragen eingehen zu können, ist eventuell eigene Recherche<br />

nötig.<br />

5. Seite 4: Hier stellt Ihr den historischen Kontext des (imaginären) Liedthemas<br />

dar. Dabei helfen Euch die Arbeitsmaterialien.<br />

KU<br />

GE<br />

GE<br />

GE<br />

Präsentation<br />

1. Präsentiert Eure Ergebnisse! Was habt Ihr an Eurer Station über die <strong>DDR</strong><br />

gelernt?<br />

GE<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

1<br />

Das Lied der Partei<br />

A Liedtext<br />

Hören: „Das Lied der Partei“, gesungen von Ernst Busch auf dem III. Parteitag<br />

der SED 1950<br />

Adjektivzirkel<br />

Wie wirkt das Lied?<br />

sich aufschwingend<br />

triumphierend<br />

froh erregt<br />

aufregend<br />

ungestüm, ruhelos<br />

aufwühlend<br />

animierend<br />

fröhlich, freudig<br />

glänzend<br />

heiter<br />

glücklich<br />

bunt<br />

lebendig, lebhaft<br />

sorglos<br />

zartfühlend<br />

leicht<br />

spielerisch<br />

humorvoll<br />

fantastisch<br />

sprühend<br />

putzig<br />

c<br />

kraftvoll, kräftig<br />

kriegerisch<br />

gewichtig<br />

nachdrücklich<br />

königlich,<br />

majestätisch<br />

erhaben<br />

ruhig<br />

heiter<br />

besänftigend<br />

gefühlvoll<br />

dichterisch<br />

gemächlich<br />

sanft<br />

würdig<br />

geistlich<br />

feierlich<br />

nüchtern, sachlich<br />

ernsthaft<br />

traurig, jämmerlich, kläglich<br />

leidenschatftlich<br />

trauernd<br />

gedrückt, melancholisch<br />

niederdrückend<br />

düster<br />

schwer<br />

lastend, tragisch<br />

empfindsam<br />

sehnsüchtig, verlangend<br />

romantisch, versponnen<br />

klagend<br />

verträumt<br />

zart<br />

Zitiert nach Wimmer, F.: Das historisch-politische Lied im Geschichtsunterricht. Frankfurt/M 1994.<br />

Allgemeine Angaben<br />

D<br />

B<br />

Erster Höreindruck<br />

Worum geht es in diesem Lied?<br />

Was soll das Lied vermitteln?<br />

Komponist<br />

Texter<br />

Interpret<br />

Erscheinungsjahr<br />

Ort<br />

Verlag<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

1<br />

E<br />

Politische Massenlieder in der <strong>DDR</strong> - Darstellung -<br />

Lieder, die den Staat, die Partei und/oder den Kommunismus besingen, waren fester<br />

Bestandteil offizieller (Groß-) Veranstaltungen, die z.B. zum "Tag der Arbeit" am 1. Mai<br />

wirkungsvoll inszeniert wurden (vgl. Kapitel "Massenorganisationen"). Eingängige Musik und<br />

Gemeinschaft stiftendes Singen wurden benutzt, um propagandistische Inhalte im Sinne der<br />

Ideologie zu verbreiten. Eines der berühmtesten dieser Kampflieder ist das "Lied der Partei",<br />

das bis in die 60er-Jahre in der <strong>DDR</strong> gesungen wurde.<br />

(Quelle: http://www.mdr.de/damals/eure-geschichte/themen/staatpolitik/diktatur/arbeitsauftrag198.html)<br />

F Entstehung und Verbreitung des Liedes<br />

Der aus Mähren im heutigen Tschechien stammende Louis Fürnberg (1909 – 1957) hat Text und<br />

Musik des Liedes 1949 ursprünglich zu Ehren der tschechischen kommunistischen Partei<br />

geschrieben. Fürnberg war damals Botschaftsrat der Tschechoslowakei in Ostberlin. Das Lied<br />

wurde dann jedoch auf dem III. Parteitag der SED 1950 uraufgeführt und avancierte gleichsam<br />

zur Parteihymne, die bei allen möglichen offiziellen und offiziösen Gelegenheiten gesungen<br />

und in Liederbüchern verbreitet wurde. (Quelle: Sauer, M. Historische Lieder, Seelze 2008, S.<br />

152)<br />

Recherchiert im Netz , wer Ernst Busch war und wie er zur Partei stand!<br />

Historischer Kontext - Darstellung -<br />

1946 entstand (…) durch die Vereinigung aus KPD und SPD die<br />

SED. Die neue Einheitspartei hatte zunächst ein relativ<br />

gemäßigtes Programm: Sie ´bekannte sich zum Marxismus,<br />

nicht aber zum Leninismus. Das Sowjetmodell wurde nicht ohne<br />

weiteres übernommen; Anton Ackermann, aber auch Walter<br />

Ulbricht proklamierten einen „besonderen deutschen Weg zum<br />

Sozialismus“: Von den herkömmlichen kommunistischen<br />

Parteienunterschied sich die SED vor allem dadurch, dass sie<br />

keine Kaderpartei, sondern eine Massenpartei (mit fast 2 Mio.<br />

Mitgliedern bei 19 Mio. Einwohnern der SBZ) war. Alle<br />

Funktionsstellen wurden zunächst paritätisch mit ehemaligen<br />

KPD- und SPD-Mitgliedern besetzt.<br />

Mit dem Beginn des Kalten Krieges (…) verschärfte die UdSSR Abb.: Logo der SED<br />

die ideologischen Vorgaben. Sie wurden auf dem I. Parteitag der<br />

SED im Januar 1949 umgesetzt. Mit dem „besonderen<br />

deutschen Weg zum Sozialismus hatte es ein Ende; die SED wurde hierarchisch zentralisiert,<br />

einheitlich ausgerichtet und von unzuverlässigen bzw. unliebsamen Mitgliedern befreit, die Parität<br />

zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten abgeschafft. Der III. Parteitag im Juli 1950 sollte die<br />

Entwicklung der SED zur „Partei neuen Typs“ nach dem Vorbild der KPdSU weiter vorantreiben. Ein<br />

neues Parteistatut wurde verabschiedet. 1950/51 schloss die Parteiführung ca. 150 000 Mitglieder<br />

aus – angeblich Vertreter des Sozialdemokratismus oder Spione und Agenten. (Quelle: Sauer, M.<br />

Historische Lieder, Seelze 2008, S. 152f.)<br />

H<br />

G Rezeption des Liedes - Darstellung und Quelle -<br />

Unter der Überschrift „Das große Konzert zum III: Parteitag – Kantate 1950 uraufgeführt -<br />

Stürmischer Beifall für Stalinhymne“ war am 25. Juli 1950 im SED-Zentralorgan Neues<br />

Deutschland zu lesen: „ Die Höhepunkte des großen Konzerts, das am Sonntagabend unter der<br />

Leitung von Generalmusikdirektor Gerhard Pflüger für die Delegierten und Gäste des III.<br />

Parteitags im Berliner Friedrichstadt-Palast stattfand und das von allen Sendern der Deutschen<br />

Demokratischen Republik übertragen wurde, waren die Uraufführung der ‚Kantate 1950‘ von<br />

Johannes R. Becher und Hanns Eisler sowie der Vortrag des Liedes von der Partei, dessen<br />

Worte und Melodie von dem tschechoslowakischen Dichter Louis Fürnberg stammen. Die<br />

Hymne ‚Ehre dem großen Stalin‘ von Alexander Alexandrow löste Stürme der Begeisterung aus<br />

und den frischen Marschrhythmen des von Fürnberg geschaffenen (von Paul Dessau<br />

bearbeiteten) Parteiliedes ist zu prophezeien, dass sie auch unter den deutschen Werktätigen<br />

bald populär sein werden.“<br />

Dass das ‚Lied von der Partei‘ unter den Werktätigen besonders populär wurde, lässt sich nicht<br />

gerade behaupten, war es doch in der auf dem III. Parteitag der SED von Ernst Busch<br />

gesungenen Version, in der der Name Stalins noch nicht getilgt war, der ton- und<br />

stimmmächtige Beweis für die Stalinisierung der jungen <strong>DDR</strong>. Populär blieb es aber bis zum<br />

Ende des Regimes bei so manchem Genossen. So ist noch aus dem Jahr 1988 überliefert, dass<br />

anlässlich einer Festveranstaltung der SED-Kreisleitung Berlin-Weißensee zum 70. Jahrestag der<br />

KPD-Gründung auch ‚Die Partei, die Partei, die hat immer recht gespielt wurde‘. (Quelle: Goll,<br />

Th.: Die Partei, die Partei, die hat immer Recht! Das politische Lied in der <strong>DDR</strong>, in: Paul, G. &<br />

Schock, R. (Hg.): Sound des Jahrhunderts, Bonn 2013, S. 358)<br />

Selbstverständnis - Quelle -<br />

„Sozialistische Demokratie: Politische Machtausübung der von der Arbeiterklasse und ihrer<br />

marxistisch-leninistischen Partei geführten werktätigen Massen des Volkes, die mit der Errichtung<br />

der Diktatur des Proletariats die formale bürgerliche Demokratie überwindet und<br />

ablöst.“ (Quelle: Kleines Wörterbuch, Dietz Verlag, Berlin/Ost4 1983, S. 858)<br />

• Wie manifestierte sich das Selbstverständnis der SED in der politischen Realität<br />

und im Alltag der <strong>DDR</strong>-Bürger?<br />

• War die Deutsche Demokratische Republik wirklich demokratisch?<br />

• Wie könnte der in Material H beschriebene Wandel der SED mit dem Aufstand von<br />

1953 in Zusammenhang stehen?<br />

• Betrachte die Abbildung des Logos der SED – Wer gibt hier wem die Hand?<br />

• https://www.planet-schule.de/wissenspool/alltag-in-derddr/inhalt/hintergrund/wahlen-in-der-ddr.html<br />

• Informationen zur politischen Bildung (Nr. 312): Geschichte der <strong>DDR</strong><br />

http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/informationen-zur-politischenbildung/48498/geschichte-der-ddr<br />

Verfasser: David Muschke<br />

I


STATION<br />

1<br />

J Die Vorherrschaft der SED - Darstellung -<br />

Abkürzungen, Personen und Begriffe<br />

K<br />

• Ackermann, Anton: Deutscher Kommunist, SED-Funktionär und Kandidat des<br />

Politbüros des Zentralkomitees der SED<br />

• <strong>DDR</strong> = Deutsche Demokratische Republik<br />

• FDJ = Freie Deutsche Jugend<br />

• Genosse: In sozialdemokratischen, sozialistischen oder kommunistischen<br />

Parteien sowie in Gewerkschaften werden die Mitglieder häufig als Genossen<br />

bezeichnet<br />

• Kalter Krieg: Bezeichnung für den Konflikt zwischen den Westmächten unter<br />

Führung der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Ostblock unter<br />

Führung der Sowjetunion zwischen 1947 und 1989<br />

• KPD = Kommunistische Partei Deutschlands<br />

• KPdSU = Kommunistische Partei der Sowjetunion<br />

• Leninismus: Weiterentwicklung der Ideen des Marxismus durch den<br />

russischen Kommunisten Lenin (1870 – 1924); Form des Kommunismus<br />

• Marxismus: Sammelbezeichnung für die von Karl Marx und Friedrich Engels<br />

entwickelte Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie sowie für damit<br />

verbundene philosophische und politische Ansichten, die dem Sozialismus<br />

zugerechnet werden<br />

• NVA = Nationale Volksarmee der <strong>DDR</strong><br />

• Politbüro: siehe ZK<br />

• SBZ = Sowjetische Besatzungszone Deutschlands<br />

• SDP = Sozialdemokratische Partei der <strong>DDR</strong><br />

• SED = Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />

• Sowjetunion = bis 1991: ~ Russland (vgl. UdSSR)<br />

• SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />

• Stalin, Josef: sowjetischer Politiker und von 1927 bis 1953 Diktator der<br />

Sowjetunion<br />

• Stalinisierung: Durchsetzung des totalitären oder diktatorischen<br />

Führungsanspruch s der SED nach dem Vorbild der KPdSU in den ersten Jahren<br />

der <strong>DDR</strong><br />

• UdSSR = Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Offizielle Bezeichnung<br />

der Sowjetunion<br />

• Ulbricht, Walter: War von 1949 an bis zu seiner Entmachtung 1971 der<br />

bedeutendste Politiker der <strong>DDR</strong>. Stand in dieser Zeit an der Spitze des ZK.<br />

• ZK = Zentralkomitee der SED, höchstes Organ der Partei, dem ein<br />

Generalsekretär vorstand, der gleichzeitig Vorsitzender des Politbüros des ZK<br />

war. Das Politbüro übernahm die eigentliche politische Arbeit zwischen den<br />

Sitzungen des ZK.<br />

Aus: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.), Zahlenspiegel Bundesrepublik<br />

Deutschland/Deutsche Demokratische Republik – Ein Vergleich, Bonn 1988, S. 17.<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

1<br />

X Quellenanalyse<br />

Takt<br />

Tonart<br />

Tonumfang<br />

Instrumentierung<br />

Gesang: einstimmig, vielstimmig, Wirkung<br />

Dynamik: Rhythmus, Wechsel<br />

Melodie: Eingängigkeit, Struktur<br />

Musik<br />

Wechselbeziehungen? Wechselbeziehungen?<br />

Form und Inhalt<br />

Inhalt: Thema / Handlung / imaginärer Liedkontext<br />

Form: Aufbau (Strophen/Refrain), Sprachebene, Erzählperspektive<br />

Rhetorische Mittel: Semantik, Syntax, Metaphern etc.<br />

4-Seiten-Modell einer Nachricht nach Schulz v. Thun:<br />

Sachliche Darstellung<br />

Appellfunktion<br />

Freiwillige / unfreiwillige<br />

Ich-Botschaften<br />

Du- und Wir-Botschaften<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

5<br />

Planlos: Ich steh in der Schlange am Currystand<br />

A Liedtext<br />

Hören: „Ich steh in der Schlange am Currystand“ von der Ost-Berliner Punkband<br />

Planlos, 1980.<br />

Adjektivzirkel<br />

Wie wirkt das Lied?<br />

sich aufschwingend<br />

triumphierend<br />

froh erregt<br />

aufregend<br />

ungestüm, ruhelos<br />

aufwühlend<br />

animierend<br />

fröhlich, freudig<br />

glänzend<br />

heiter<br />

glücklich<br />

bunt<br />

lebendig, lebhaft<br />

sorglos<br />

zartfühlend<br />

leicht<br />

spielerisch<br />

humorvoll<br />

fantastisch<br />

sprühend<br />

putzig<br />

c<br />

kraftvoll, kräftig<br />

kriegerisch<br />

gewichtig<br />

nachdrücklich<br />

königlich,<br />

majestätisch<br />

erhaben<br />

ruhig<br />

heiter<br />

besänftigend<br />

gefühlvoll<br />

dichterisch<br />

gemächlich<br />

sanft<br />

Text und Musik: Michael Kobs, 1980<br />

Zitiert nach Rauhut, M.: Rock in der <strong>DDR</strong> 1964-1989, bpb, Bonn 2002.<br />

würdig<br />

geistlich<br />

feierlich<br />

nüchtern, sachlich<br />

ernsthaft<br />

Zitiert nach Wimmer, F.: Das historisch-politische Lied im Geschichtsunterricht. Frankfurt/M 1994.<br />

Allgemeine Angaben<br />

traurig, jämmerlich, kläglich<br />

leidenschatftlich<br />

trauernd<br />

gedrückt, melancholisch<br />

niederdrückend<br />

düster<br />

schwer<br />

lastend, tragisch<br />

empfindsam<br />

sehnsüchtig, verlangend<br />

romantisch, versponnen<br />

klagend<br />

verträumt<br />

zart<br />

D<br />

B<br />

Erster Höreindruck<br />

Worum geht es in diesem Lied?<br />

Was soll das Lied vermitteln?<br />

Komponist<br />

Texter<br />

Interpret<br />

Erscheinungsjahr<br />

Ort<br />

Verlag<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

5<br />

E<br />

Verbreitung von Punk-Musik - Darstellung -<br />

Verfolgung durch den Staat - Recherche -<br />

G<br />

Die Tonträger-Produktion oblag in der <strong>DDR</strong> der Staatsmacht. Die wenigen Labels wie Amiga<br />

(Populärmusik) und Eterna (ernsthafte Musik) standen unter der Obhut des Staates. Die<br />

Tonträgerproduktion stand unter dem Monopol der VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Für<br />

Punkbands gab es bis zur Einführung der Compact Cassette keine Möglichkeit ihre Musik einem<br />

größeren Publikum vorzustellen. Zu Beginn der 1980er entstanden die ersten<br />

Kassettenaufnahmen von Bands wie Fabrik und Klick & Aus, die meisten stammten aus der<br />

intellektuellen Kunstszene und erreichten Auflagen zwischen 20 und 200 Stück, meist im<br />

Verbund mit illegalen Zeitschriften. In der Punk-Szene dominierten ansonsten Probe-<br />

Mitschnitte und Konzertaufnahmen, die unter der Hand (Tape-Trading) weitergereicht wurden<br />

und oft eine sehr schlechte Qualität hatten. (…)<br />

Ab 1986 wurde zumindest die Punkmusik von staatlicher Seite aus geduldet. Der DJ Lutz<br />

Schramm von DT 64 präsentierte ab dem 27. März 1986 eine „Untergrund“-Musiksendung, die<br />

über verschiedene Bands des Punkspektrums berichtete. Der Name für diese Gruppen lautete<br />

„Die anderen Bands“. 1987 wurden Konzerte im Rundfunk mitgeschnitten und ein Jahr später<br />

wurde der Sampler Kleeblatt Nr. 23 – Die anderen Bands auf dem Staatslabel Amiga<br />

veröffentlicht. Auch begannen Medien wie die Zeitschrift Unterhaltungskunst über <strong>DDR</strong>-<br />

Punkbands zu berichten. 1988 erschien außerdem der Dokumentarfilm flüstern & SCHREIEN –<br />

Ein Rockreport, der positiv über die Punkszene berichtete. Auch die Freie Deutsche Jugend<br />

veranstaltete von da an Punkkonzerte. Viele Punks, die noch unter der staatsrechtlichen<br />

Verfolgung litten, verballhornten die akzeptierten Jugendlichen und Musikgruppen als „FDJ-<br />

Punks“ und lehnten die neue Bewegung ab.<br />

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Punk_in_der_<strong>DDR</strong>)<br />

Gegen Jugendliche, die sich für einen<br />

alternativen Lebensstil entscheiden und<br />

somit nicht ins offizielle Bild des<br />

sozialistischen Jugendlichen passen,<br />

gehen die <strong>DDR</strong>-Behörden hart vor.<br />

Schikanen und ständige Kontrollen durch<br />

die Sicherheitskräfte sind z.B. für Punks<br />

an der Tagesordnung.<br />

Informiert Euch in den Interviews, die<br />

sich unter<br />

http://www.jugendopposition.de/index.<br />

php?id=194 (QR-Code) finden, warum<br />

und wie die <strong>DDR</strong>-Behörden gegen solche<br />

Jugendliche vorgehen!<br />

Der Jugendradiosender DT64 des <strong>DDR</strong>-Staatsrundfunks war überraschend anders. Er<br />

war stets nah am Taktschlag der Zeit, insbesondere was die Musikauswahl betraf:<br />

Von <strong>DDR</strong>-Pop, Deutschrock, Blues oder elektronischen Klängen bis hin zu Weltmusik,<br />

Reggae, Heavy Metal oder Independent-Musik bot er den Zuhörern ein breites<br />

Spektrum an Genres, die in dieser Verdichtung bei anderen Stationen sowohl in Ostals<br />

auch in Westdeutschland nicht zu hören waren. (Quelle: Stahl, H.: Ein Sputnik ist<br />

heute abgestürzt. Das Jugendradio DT64 in der Vorwendezeit der <strong>DDR</strong>, in: Paul, G. &<br />

Schock, R. (Hg.): Sound des Jahrhunderts, Bonn 2013, S. 508)<br />

F<br />

Interview mit Planlos - Erinnerung -<br />

Lest das Interview mit Planlos im<br />

Tagesspiegel aus dem Jahr 2005. Was<br />

erfahrt Ihr darin über die Motive der<br />

einzelnen Bandmitglieder und die<br />

Verbreitung Ihrer Musik?<br />

http://www.tagesspiegel.de/kultur/wirst<br />

andenmiteinembeinimknast/636358.html<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

5<br />

H<br />

Pogo in der <strong>DDR</strong> (Jakob Hein) - Erinnerung -<br />

„Ich war verzweifelt, dann traf ich Clemens. Er erzählte mir von Konzerten, wo Punkmusik<br />

gegen das Schweinesystem gespielt wurde und wo sich der Sänger in Scherben wälzte, die<br />

nicht in Liverpool, sondern in Ostberlin stattfanden. Ich wertete Clemens’ Erzählung mit<br />

Freunden aus meiner Klasse aus, und wir schlussfolgerten, dass ihm kein Wort zu glauben sei.<br />

Ich beschloss, ihn fertigzumachen, und bat ihn, mich doch mal auf so ein Konzert<br />

mitzunehmen. Er tat ganz cool und sagte, nächsten Samstag. An diesem Samstag zeigte mir<br />

Clemens das Paradies. Wir gingen in eine ganz normale Kirche, wo man sonst immer nur<br />

vorbeiläuft. Dort lagen auf Klopapier gedruckte Postillen gegen Atomkraftwerke, Razzien und<br />

politische Verfolgungen bei uns. Der Keller der Kirche war gerammelt voll mit richtigen Punks,<br />

und dann spielte die Band drei mal drei Akkorde himmlischer Verheißung. Die Leute tanzten<br />

Pogo, und die Texte waren glasklar gegen das Schweinesystem. Ich kaufte mir die Kassetten<br />

von allen Bands und wusste nun, wo ich politisch stand.<br />

Von diesem Abend an änderte sich mein ganzes Leben. Ich ging, so oft ich konnte, zu Konzerten<br />

und schleppte nach und nach meine ganzen Freunde mit dorthin. Wir lasen illegale Postillen<br />

und ‚1984’ und fuhren zu Punkfestivals nach Leipzig. Langsam änderte sich unser Aussehen, die<br />

Haare wurden bunter und länger, die Stiefel höher und dreckiger. Nur wenige Monate<br />

nachdem ich meine Bestimmung gefunden hatte, wurde mir von einem Angehörigen der<br />

Volkspolizei das ehrenhafte Prädikat ‚unsozialistisches Aussehen’ verliehen.<br />

Die ständigen Überprüfungen ohne jede konkrete Konsequenz ließen uns nach und nach den<br />

Respekt verlieren. Wer fürchtete sich schon vor einem riesengroßen Hund, der seine Zähne auf<br />

dem Nachttisch vergessen hat. Andauernd wurden wir auf der Straße kontrolliert, bekamen ein<br />

Alexanderplatz-Verbot ausgesprochen oder wurden von der Transportpolizei auf einem<br />

Bahnhof so lange festgehalten, bis unser Zug zum Punkkonzert abgefahren war. Einmal wurde<br />

ich für zwölf Stunden in Polizeigewahrsam genommen, weil ich die Straße diagonal überquert<br />

hatte. Mehrere Male wurde ich von Polizisten in Diskussionen über mein ‚unsozialistisches<br />

Aussehen’ verwickelt, das aus schwarz gefärbten Haaren und Schnürstiefeln bestand. Wenn ich<br />

dann aus der <strong>DDR</strong>-Verfassung zitierte, dass jeder aussehen darf, wie er will, es nicht auf das<br />

Aussehen ankommt, oder darauf hinwies, dass Margot Honecker, unsere<br />

Volksbildungsministerin und die Frau des Staatsratsvorsitzenden, sogar blau gefärbte Haare<br />

hat, oder wenn ich Genossen in sonstige Widersprüchen verstrickte, kam der überzeugende<br />

Satz, den sie wohl in ihrer Ausbildung wieder und wieder geübt hatten: ‚Nun werden‘se nich<br />

noch frech!’<br />

Ansammlungen von mehr als drei Personen konnten als ‚Zusammenrottung’ geahndet werden.<br />

Die offizielle Form der Festnahme hieß ‚Zuführung’. Man konnte ohne weiteres bis zu 24<br />

Stunden lang auf irgendeiner Polizeistation ‚zur Feststellung des Sachverhalts’ zugeführt sein.<br />

Meistens fuhren wir dann auf irgendein Polizeirevier und mussten uns dort ausziehen, damit<br />

unsere Sachen genau überprüft werden konnten. Alles Geschriebene wurde gründlich studiert,<br />

und jede Kassette wurde abgehört, während wir mehr oder weniger nackt daneben standen.<br />

Einmal war ich gemeinsam mit Juri zugeführt worden, der leider zum Zeitpunkt der Festnahme<br />

sehr betrunken war. Die Zuführung ernüchterte ihn nicht wesentlich, und als wir in<br />

Unterwäsche vor dem Polizisten standen, sprang er plötzlich durch das Zimmer, drehte das<br />

offizielle Bild von Erich Honecker um und rief: ‚14 Mark 80! Mehr ist Ihnen unser<br />

Parteivorsitzender nicht wert, Genossen?’ Es wurde eine besonders lange Zuführung.“<br />

(Quelle: Hein, J.: Mein erstes T-Shirt, München 2001.)<br />

„1984“ ist ein Roman von George Orwell, der einen fiktiven Überwachungsstaat mit<br />

einem alles sehenden, allgegenwärtigen „Big Brother“ beschreibt. Während des Kalten<br />

Krieges wurde das Buch im Westen als Kritik am Kommunismus bzw. an Stalin<br />

aufgefasst. Orwell war jedoch auch durch sozialistisches Gedankengut geprägt und<br />

übte genauso scharfe Kritik am Kapitalismus, den er als Vorstufe zu einem totalitären<br />

Staat begriff.<br />

• Welche Bedeutung nimmt Musik im Leben von Jakob ein?<br />

• Warum bleibt Jakob Eurer Meinung nach bei seinem Aussehen oder seiner<br />

Meinung, obwohl er deshalb so oft Schwierigkeiten bekommt?<br />

• http://www.jugendopposition.de<br />

• http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>DDR</strong>-Punk<br />

Bildmaterial<br />

Punks bei einem Rockkonzert auf der Freilichtbühne in Berlin-Weißensee (1990). Foto: Harald<br />

Hauswald/OSTKREUZ (Quelle: http://www.jugendopposition.de/index.php?id=4497)<br />

I<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

5<br />

Punkmode - Darstellung -<br />

J<br />

Das Aussehen war dem der westlichen Punks nachempfunden. Neben selbstbemalten T-Shirts,<br />

Lederjacken, Jeans und Arbeitsschuhen waren Anzüge mit Hosenträgern gebräuchlich. Beliebte<br />

Accessoires waren Sicherheitsnadeln, Ketten, Rasierklingen, Armbinden und Buttons. Die<br />

Kleidung wurde demoliert und mit Rissen überzogen. Beliebte Parolen auf T-Shirts oder<br />

Armbinden waren gängige englische Punkbands wie Sex Pistols, The Clash oder Devo oder<br />

Parolen wie „Solidarność“, „Haut die Bullen platt wie Stullen“ und „Macht Arbeit frei?“. Der<br />

Songtitel God Save the Queen von den Sex Pistols wurde zu „Gott schütze Erich“. Als Symbol<br />

wurde vielfach ein A im Kreis kolportiert, das für Anarchie steht. (…) Sicherheitsschuhe und Dr.<br />

Martens dienten als Fußbekleidung und insgesamt wurde stärker auf eine Uniformierung<br />

geachtet. Ab 1983 tauchten allerdings auch die ersten „Schmuddelpunks“ auf, die zum<br />

zerfetzten Outfit auch keinen Wert auf Sauberkeit legten.<br />

Gerade am Anfang ging der Trend zu kurzen, strubbeligen Haaren, auch hier um sich von<br />

anderen Jugendkulturen abzugrenzen, später auch zu Irokesenschnitte, gefärbten und langen<br />

Haaren. Zur Haarfärbung wurden Stoff- und Batikfarben, aber auch Fußpilzmittel, die eine<br />

starke Lila-Färbung hervorriefen verwendet, da die üblichen Farben, wie rot, grün und blau, in<br />

der <strong>DDR</strong> nur schwer aufzufinden waren. Für die Fixierung der Haare wurde Zuckerwasser, aber<br />

auch eine große Menge an Haarlack verwendet.<br />

Gesichtsbemalungen mit Spinnweben, umrandeten Augen und schwarze Lippen waren nicht<br />

nur bei weiblichen Punks beliebt. Tätowierungen waren beliebt, aber recht selten. Sie<br />

entstanden meist im Eigenbau mit Tusche oder Tinte und Strick- oder Haarnadeln.<br />

Die Punkband Namenlos: Jana Schloßer und Michael Horschig während ihres Auftritts auf dem<br />

Gelände der Michaeliskirche in Karl-Marx-Stadt (11. Juni 1983). Robert-Havemann-<br />

Gesellschaft/Rainer Wolf (Quelle: http://www.jugendopposition.de/index.php?id=474)<br />

• Inwiefern spiegelt das Aussehen der Punks ihre Musik wider?<br />

• Was hat es mit den Parolen „Solidarność“ und „Macht Arbeit frei?“ auf sich?<br />

"Ich bin der Punk-Rock-König…Ich hab ne’Lederjacke an mit viel Gelumpe dran/Ich hab die Haare<br />

aufgestylt, auch wenn sich Mutter aufgeilt"(Textauszug aus "Punk-Rock-König" von Müllstation,<br />

1988) (Quelle: http://fm4.orf.at/stories/1603291/)<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

5<br />

K<br />

Michael Horschig von der Punk-Band Namenlos, über<br />

die Politisierung einer Jugendkultur - Erinnerung -<br />

„In den Jahren 1979 und 1980 sammelten sich die bis dahin einzeln umherstreunenden Punks<br />

in Ostberliner Discotheken und Gaststätten, vor allem im Süden Berlins, in den Trinksälen<br />

Plänterwald, KWO [Kabelwerk Oberspree] Klubhaus, Neu Zittau, aber auch in der Gaststätte im<br />

Pionierpark, bis auf letztere alles große Tanzsäle von 200 bis 400 Menschen Kapazität. Wir<br />

tranken Bier, tanzten Pogo und den Ska (für uns gab es damals keine Differenz dazwischen),<br />

diskutierten untereinander und mit anderen über unsere damals noch nicht völlig ausgereiften<br />

Ideale und schlugen uns zum Abschluss oft mit der ganzen Discothek. Einer für alle und alle für<br />

einen war Grunddevise. Jeder biedere Schläger fühlte sich nämlich damals berufen, auf Punks<br />

einzuschlagen, da sie anders aussahen und ihnen durch die aufgebauschten Lügen der Medien<br />

in Ost und West ein schlechter Ruf anhing.<br />

Wenn Punks, die ja äußerlich jederzeit auffielen, allein aufs Klo oder nach Hause gingen,<br />

wurden sie regelmäßig zusammengeschlagen, nicht von einem, sondern von drei, vier oder<br />

mehr Leuten. Ich habe in all den Jahren nie eine faire Schlägerei gesehen, wo das Verhältnis<br />

mal 1:1 gestanden hätte. Das förderte den Zusammenhalt der Punks als Gruppe, prägte ihre<br />

Umgangsformen und machte sie stark, so dass das Verhältnis von 3 gegen 1 oder 4 gegen 1 oft<br />

mit Sieg entschieden wurde oder wenigstens ein Unentschieden herauskam. Punks waren<br />

durch all diese Umstände ungleich aggressiver und gewaltbereiter als andere.<br />

So bildete sich damals eine festgeschweißte Gruppe in Berlin, in der nur der als Punk anerkannt<br />

wurde, der dies auch jederzeit in der Gruppe und alleine vertreten konnte. Jeder, der neu<br />

dazukam, wurde ausführlich geprüft und musste sich beweisen. Wer nicht standhielt, wurde<br />

abgewiesen.<br />

Im normalen Leben war der Punk permanent den Angriffen seiner Mitmenschen ausgesetzt.<br />

Gebräuchlich und beliebt sowie sehr verbreitet waren in der entnazifizierten <strong>DDR</strong> auch solche<br />

Sprüche wie ‚So was wie euch müsste man vergasen’, ‚Mit so was wie euch hätte der Adolf<br />

kurzen Prozess gemacht’, oder man meinte, uns in ein Arbeitslager stecken zu müssen, obwohl<br />

wir doch alle Arbeit hatten. Auch Einsperren wäre nach ihren Äußerungen für viele unserer<br />

Mitbürger eine Erleichterung gewesen.<br />

Ab Anfang 1981 setzte die erste große Verfolgungswelle der Punks durch den Staat ein. Mit<br />

unerhörter Brutalität wollte der Staat nicht zulassen, was er nicht verhindern konnte.<br />

Festnahmen, Verhaftungen, der Druck der Behörden, Polizei, Betriebe, Schulen und<br />

Lehrausbildungsstätten waren so stark, dass viele eingeschüchtert absprangen, sich ihren<br />

Auflagen gemäß von der Gruppe fernhielten oder ihr Äußeres veränderten. Sie verurteilten<br />

wissentlich Unschuldige, wie Sid und Major, die sie ins Gefängnis sperrten, mit gnadenloser<br />

Härte der Urteile, die ihr ganzes Leben ruinierten: Beide bekamen um die fünf Jahre Berlin-<br />

Verbot, Meldepflicht, Arbeitsplatzbindung und nur einen provisorischen Personalausweis, der<br />

jeden Bullen zur Willkür ermächtigte. Bei Verstoß gegen die Auflagen ging man erneut in den<br />

Knast, so dass Sid wegen ein und derselben Sache fünfmal im Gefängnis war. Major musste als<br />

Berliner Eingeborene in ein kleines, abgeschiedenes sorbisches Dorf ziehen. Dort galt sie als die<br />

Fremde, und noch dazu als die Kriminelle.<br />

Die Perversion, mit der die Polizei und die Justiz vorgingen, die unvorstellbar brutalen<br />

Übergriffe durch diese, sollten mein Denken und Handeln nachhaltig beeinflussen. Spätestens<br />

hier hatte man die Bestätigung für alles subversive Tun und Handeln. Spätestens jetzt durfte<br />

man sich Staatsfeind nennen. Ich war Punk aus politischen Überlegungen, Punk war der<br />

Ausdruck meines Protestes und anarchistischen Denkens.“<br />

(Quelle: Michael Rauhut, Rock in der <strong>DDR</strong> 1964 bis 1989. Bundeszentrale für politische Bildung,<br />

Bonn 2002)<br />

• Inwiefern war Punk von Beginn an ein<br />

politisches Phänomen?<br />

• Michael Horschig beschreibt die Verfolgung<br />

der Punker durch den Staat. Im Song ‚Ich steh<br />

in der Schlange am Currystand‘ wird ein<br />

Überwachungsszenario beschrieben. Welche<br />

Methoden wandte der Staat hierbei an?<br />

• Infos dazu findet Ihr unter<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>DDR</strong>-Punk (QR-<br />

Code)<br />

Aus Bowie-Fans werden Systemgegner<br />

Zu Pfingsten 1987 findet in West-Berlin nahe des Reichstags ein dreitägiges Open-Air-<br />

Rockkonzert mit den Eurythmics, Genesis und David Bowie statt. Das ist nur wenige Meter von<br />

der Mauer entfernt, und so lauschen dem Rockereignis auch Tausende Jugendliche aus Ost-<br />

Berlin. Doch die Volkspolizei sperrt das Gebiet um das Brandenburger Tor weiträumig ab und<br />

bringt die Fans um den Hörgenuss. In der Folge kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen<br />

Rock-Fans und der Polizei. Nachdem es nahe des Grenzstreifens am Brandenburger Tor schon<br />

vor Konzertbeginn zu Rangeleien mit der Volkspolizei gekommen ist, werden im Verlauf des<br />

Abends auch Einheiten der Stasi eingesetzt. Sie sollen die Jugendlichen mit Gewalt von den<br />

Grenzanlagen fernhalten. Bei vielen, die tatsächlich nur wegen der Musik an die Mauer gepilgert<br />

sind, kippt die Stimmung angesichts der bewaffneten Staatsmacht. Bald skandieren die Ersten:<br />

„Weg mit der Mauer!“ (Quelle: Archiv StAufarb, Bestand Mehner, 87_0608_KUL-Musik_04,<br />

abrufbar unter http://www.jugendopposition.de/index.php?id=5123)<br />

Verfasser: David Muschke<br />

L


STATION<br />

2<br />

X Quellenanalyse<br />

Takt<br />

Tonart<br />

Tonumfang<br />

Instrumentierung<br />

Gesang: einstimmig, vielstimmig, Wirkung<br />

Dynamik: Rhythmus, Wechsel<br />

Melodie: Eingängigkeit, Struktur<br />

Musik<br />

Wechselbeziehungen? Wechselbeziehungen?<br />

Form und Inhalt<br />

Inhalt: Thema / Handlung / imaginärer Liedkontext<br />

Form: Aufbau (Strophen/Refrain), Sprachebene, Erzählperspektive<br />

Rhetorische Mittel: Semantik, Syntax, Metaphern etc.<br />

4-Seiten-Modell einer Nachricht nach Schulz v. Thun:<br />

Sachliche Darstellung<br />

Appellfunktion<br />

Freiwillige / unfreiwillige<br />

Ich-Botschaften<br />

Du- und Wir-Botschaften<br />

Verfasser: David Muschke


STATION<br />

2<br />

FDJ: Lied von der blauen Fahne<br />

Adjektivzirkel<br />

B<br />

A Liedtext


STATION<br />

3<br />

Bill Haley: Rock around the clock<br />

Adjektivzirkel<br />

B<br />

A Liedtext


STATION<br />

4<br />

Oktoberklub: Sag mir wo du stehst<br />

Adjektivzirkel<br />

B<br />

A Liedtext


STATION<br />

6<br />

City: Wand an Wand<br />

Adjektivzirkel<br />

B<br />

A Liedtext

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