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CliniCum onko 03/2021

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Österreichische Post AG, MZ 19Z041901 M, Medizin Medien Austria, Grünbergstr. 15, 1120 Wien, Retouren an PF 100, 1350 Wien EUR 5.– clinicum <strong>onko</strong> 3/<strong>2021</strong><br />

<strong>onko</strong><br />

DAS FACHMEDIUM FÜR ONKOLOGIE<br />

AUS DEM VERLAG DER<br />

OeGHO <strong>2021</strong><br />

Hämatologie<br />

Highlights<br />

Pneumologie<br />

Neue Perspektiven<br />

bei Lungenkrebs<br />

Gastro & Uro<br />

Praxisverändernde<br />

Neuigkeiten<br />

Dermatologie<br />

Update zu<br />

Immuntherapien


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inhalt 3/<strong>2021</strong><br />

4<br />

18<br />

12<br />

22<br />

Best of ...<br />

OeGHO <strong>2021</strong><br />

Highlights vom ELCC<br />

Immuntherapien<br />

bei Hauttumoren<br />

CAR-T-Zellen vs. BiTE<br />

4 OeGHO-Frühjahrstagung I<br />

Im letzten Jahr wurden so viele neue Substanzen in<br />

der Hämatologie neu zugelassen wie nie zuvor.<br />

8 OeGHO-Frühjahrstagung II<br />

Überblick zu neuen Kombinationen und Substanzen in<br />

der Therapie von gastrointestinalen und urogenitalen<br />

Tumoren<br />

10 OeGHO-Frühjahrstagung III<br />

Spezifische Fragestellungen in den Brustkrebsstudien<br />

der letzten Jahre haben nicht nur das Wissen, sondern<br />

auch die Therapie und Prognose der Patientinnen<br />

deutlich verbessert.<br />

12 European Lung Cancer Congress<br />

Ausgewählte Highlights vom europäischen<br />

Lungenkrebskongress<br />

18 European Association of Dermato Oncology I<br />

Stand der Forschung und neue Behandlungsoptionen<br />

mit immuntherapeutischen Wirksubstanzen wurden<br />

beim fortgeschrittenen Merkelzellkarzinom diskutiert.<br />

20 European Association of Dermato Oncology II<br />

Auch bei den beiden häufigsten malignen Tumoren<br />

der Haut, dem Basalzellkarzinom und dem kutanen<br />

Plattenepithelkarzinom, gibt es Fortschritte bei<br />

den Immuntherapien.<br />

22 European CAR T-Cell Meeting<br />

CAR-T-Zellen und bi-spezifische T-Zell-Engager (BiTE)<br />

bei hämatologischen Erkrankungen: Vor- und Nachteile<br />

hinsichtlich Herstellung, Sicherheit und Outcome.<br />

Entgeltlicher Beitrag<br />

16 Kasuistik zu Dabrafenib/Trametinib<br />

Rasches und anhaltendes Therapieansprechen bei<br />

metastasiertem NSCLC<br />

Rubriken<br />

24 zulassungen<br />

27 aus den abteilungen<br />

Fotos: ClaudioVentrella/iStock, wildpixel/iStock, 35007/iStock, MicroStockHub/iStock<br />

Impressum<br />

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Jean-Lou Cloos Prokuristen: Mag. Magdalena Paulnsteiner, Dr. Christine Zwinger, Malte Wagner Unternehmensgegenstand der Medizin Medien GmbH: Herausgabe, Verlag, Druck und Vertrieb von Zeitungen<br />

und Zeitschriften sowie sonstiger periodischer Druckschriften. Die Produktion und der Vertrieb von Videofilmen. Die Durchführung von Werbungen aller Art, insbesondere Inseratenwerbung (Anzeigenannahme),<br />

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Cover: Rodrusoleg/iStock<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

3


Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO)<br />

Best of<br />

Hämatologie: eine Welle<br />

von Neuzulassungen<br />

„Wir alle spüren die Begeisterung in der Luft, aufgrund der vielen Fortschritte, die in den letzten Jahren generiert<br />

wurden“, mit diesen einleitenden Worten eröffnete Univ.-Prof. Dr. Heinz Ludwig, Leiter des Wilhelminenkrebsforschungsinstituts,<br />

Wien, die Presidential Session „Best of Hämatologie“ im Rahmen der Frühjahrstagung der<br />

OeGHO. Und zu Recht, denn 2020 wurden so viele neue Substanzen in der Hämatologie neu zugelassen wie nie<br />

zuvor. Im Folgenden ein kleiner Überblick. <br />

Von Mag. Nicole Bachler<br />

■■Myelodysplastisches Syndrom (MDS)<br />

„Mittlerweile ist sehr viel über die Genetik bei MDS bekannt“,<br />

weiß Univ.-Prof. OA Dr. Michael Pfeilstöcker, 3.<br />

Medizinische Abteilung – Hämatologie und Onkologie,<br />

Hanusch Krankenhaus Wien. Aber kann dieses Wissen<br />

bereits in die Klassifikation, Prognoseabschätzung und<br />

Therapie übersetzt werden?<br />

„Nach wie vor gilt die WHO-Klassifikation für MDS aus<br />

2016 1 und molekulare Erkenntnisse haben bisher kaum<br />

Eingang gefunden“, informiert Pfeilstöcker.<br />

Mutationen beeinflussen Prognose. Eine der häufigsten<br />

genetischen Veränderungen bei MDS ist SF3B1 und führt<br />

zu aberrantem Splicing sowie fehlerhaften Transkripten,<br />

wodurch verschiedenste Proteine nicht bzw. nicht richtig<br />

gebildet werden können, die in der Hämatopoese eine<br />

Rolle spielen. „Dass SF3B1 mit Ringsideroblasten (RS)<br />

assoziiert ist – 98-prozentiger positiver Vorhersagewert<br />

für RS – wurde bereits 2016 in die WHO-Klassifikation<br />

aufgenommen: Die Kriterien für die Kategorisierung<br />

MDS mit RS müssen RS ≥15 Prozent vorliegen oder nur<br />

≥5 Prozent, wenn SF3B1 mutiert ist“, führt Pfeilstöcker<br />

weiter aus.<br />

Jedoch hat SF3B1 eine günstigere Prognose als der MDS-<br />

Wildtyp, daher schlägt die International Working Group<br />

for the Prognosis of MDS vor, das SF3B1-mutiertes MDS<br />

als eigene Entität darzustellen. 2<br />

„Allerdings ist die Sache<br />

komplizierter, nachdem es zu prognostischen Interaktionen<br />

mit weiteren Mutationen kommen kann“, gibt Pfeilstöcker<br />

zu bedenken. So etwa macht es keinen Unterschied<br />

in der Prognose, ob eine Einzellinien- oder Mehrzellliniendysplasie<br />

vorliegt, aber sehr wohl einen Unterschied,<br />

wenn eine SF3B1/ASXL1-Mutation bei MDS mit<br />

RS vorliegt 3 . „Auch p53-Mutationen haben unterschiedliche<br />

prognos tische Bedeutungen je nach zusätzlicher zytogenetischer<br />

Aberration 4 “, ergänzt Pfeilströcker. „Auch ein<br />

TP53-Allelic State 5<br />

wirkt auf die Genomstabilität, Klinik<br />

und Verlauf bei MDS. Daher sind genauere Analysen erforderlich,<br />

bevor molekulare Veränderungen für die Prognose<br />

der MDS herangezogen werden können.“<br />

Low-Risk-MDS. Genetische Parameter kann man für<br />

Therapieentscheidungen bereits einsetzen – zumindest<br />

bei Low-Risk-MDS, nachdem es mit Luspatercept bereits<br />

eine Neuzulassung gibt, meint Pfeilstöcker. „Im Update<br />

der Onkopedia Guidelines 2020 6 ist Luspatercept für Patienten<br />

mit SF3B1-Mutation bzw. nach Erythropoetin(Epo)-<br />

Versagen oder die für Epo nicht infrage kommen, indiziert.“<br />

Der Ausreifungsaktivator Luspatercept wurde in<br />

der MEDALIST-Studie 7<br />

bei Patienten mit MDS-RS und<br />

Foto: ClaudioVentrella/iStock<br />

4 <strong>onko</strong> CC 3/21


SF3B1-Mutation vs. Placebo<br />

verglichen und zeigte eine höhere<br />

Transfusionsunabhängigkeit (38<br />

vs. 13% über ≥8 Wochen).<br />

Unter dem Telomeraseinhibitor Imetelstat bei Epo-refraktären<br />

transfusionsbedürftigen MDS-Patienten zeigte<br />

sich in der Phase-II-Studie IMERGE eine vielversprechende<br />

Transfusionsunabhängigkeit: bei 42 Prozent der<br />

Patienten mehr als acht Wochen lang und bei 32 Prozent<br />

über ein Jahr. 8<br />

„Als Nebenwirkungen kam es zu Zyto-,<br />

Thrombo- und Neutropenien Grad III und höher, die allerdings<br />

in weiteren Zyklen nicht mehr aufgetreten sind.<br />

Dies könnte darauf hinweisen, dass der Wirkmechanismus<br />

einen krankheitsmodifizierenden Effekt ermöglicht“,<br />

vermutet Pfeilstöcker.<br />

High-Risk-MDS. „In der Therapie des Hochrisiko-MDS<br />

gibt es in der aktualisierten Onkopedia Richtlinie 2020 6<br />

keine große Weiterentwicklung“, sagt Pfeilstöcker.<br />

Transplantfähige Patienten sollen transplantiert werden,<br />

Patienten, die nicht transplantiert werden können,<br />

sollen mit Azacitidin behandelt werden. Pfeilstöcker:<br />

„Azacitidin bietet zwar einen Überlebensvorteil gegenüber<br />

Best Supportive Care, Chemotherapie und lowdose<br />

AraC, aber es kommt zu Rezidiven und weitere<br />

Optionen fehlen. Daher ist dringend Verbesserungsbedarf<br />

erforderlich.“<br />

Venetoclax in Erstlinie (wird demnächst für ALL zugelassen)<br />

zeigte in Kombination mit Azacitidin ein Gesamtansprechen<br />

(ORR) von 80 Prozent und komplette<br />

Remission (CR) von 40 Prozent, bei entsprechender<br />

Hämatotoxizität. 9<br />

Pevonedistat wurde in Erstlinie mit Azacitidin 10 vs. Azacitidin<br />

alleine untersucht: Die CR lag bei 52 Prozent (vs.<br />

27%), ereignisfreies Überleben bei 20,2 Monaten (vs. 14,8<br />

Monaten) und das mediane Gesamtüberleben (OS) lag<br />

bei 23,9 Monaten vs. 19,1 Monaten. Pfeilstöcker: „Die<br />

Kombination weist eine sehr geringe Toxizität auf und<br />

kommt daher als Triplettherapie infrage.“<br />

Eine Substanz, die bei p53-Mutation eingesetzt wird, ist<br />

Eprenetapopt (APR-246) und wurde für die Kombination<br />

mit Azacitidin in Erstlinie entwickelt. Aktuell publizierte<br />

Daten 11 zeigen ein ORR von 73 Prozent, eine CR von 50<br />

Prozent und medianes OS 10,8 Monaten.<br />

Immuntherapie in Entwicklung. Mit Magrolimab, einem<br />

Anti-CD47-Antikörper, und Sabatolimab, einem<br />

Anti-TIM-3-Antikörper, hält auch die Immuntherapie<br />

Einzug in die Behandlung des MDS. „Beide Substanzen<br />

modulieren das Immunsystem, werden in Erstlinie mit<br />

Standard kombiniert und weisen<br />

eine geringe Toxizität auf“, summiert Pfeilstöcker. Für<br />

Magrolimab 12 (Phase Ib) sprechen eine hohe ORR (91%),<br />

geschätztes OS nach sechs Monaten bei 100 Prozent (das<br />

mediane OS wurde noch nicht erreicht) und eine CR von<br />

42 Prozent trotz hohem p53- und Hochrisikopatienten-<br />

Anteil in der Studie.<br />

Transplantation. Bei MDS ist die Transplantation nach wie<br />

vor in Erwägung zu ziehen, was Daten zur RIC (Reduced<br />

Intensity Conditioning)-Transplantation im Rahmen eines<br />

Biologic Assignment Trial 13 bestätigen. „Trotz aller methodischen<br />

Schwierigkeiten zeigte sich bei ausgewählten Patienten<br />

nach drei Jahren ein OS von 47,9 Prozent bei einer erfolgreichen<br />

allogenen Stammzelltransplantation gegenüber<br />

26,6 Prozent mit konventioneller Therapie. Wichtig war dabei,<br />

möglichst rasch einen Spender zu finden und die Therapietoxizität<br />

bis zur Transplantation gering zu halten“,<br />

unterstreicht Pfeilstöcker.<br />

■■Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL)<br />

DLBCL geht mit einer großen Variabilität in Genetik,<br />

Phänotypen und klinischer Präsentation einher. „Wright<br />

et al. 14 konnten kürzlich molekulare Subklassen identifizieren<br />

und zeigen, welche zielgerichteten Agentien in<br />

Zukunft gegen diese Subklassen bei Patienten spezifisch<br />

eingesetzt werden könnten“, berichtet Univ.-Prof. Dr.<br />

Clemens Schmitt, Vorstand der Universitätsklinik für Hämatologie<br />

und Internistische Onkologie, Kepler Universitätsklinikum<br />

Linz. „Seit dem ASH 2020 wissen wir, dass<br />

sich diese Subklassen mit nur einem 50 Gene umfassenden<br />

Classifier beschreiben lassen. Auch das Tumor-<br />

Mikromillieu, das sogenannte Lymphom-Ecostates, ist<br />

genetisch beschreibbar.<br />

Mit derartigen neuen Gen-Classifiern könnte es möglich<br />

sein, a posteriori festzustellen, welche molekulare DLB-<br />

CL-Subgruppen von welcher Therapie profitieren könnten“,<br />

hofft Schmitt mit dem Hinweis auf Phase-III-Failure-Studien.<br />

So wurde auf diese Weise bereits herausgefunden,<br />

dass im Relaps/Refraktären(R/R)-non-GCB<br />

(Non-germinal Center B-cell-like) DLBCL-Setting die<br />

Kombination Rituximab, Lenalidomid und Ibrutinib<br />

(RLI) ähnlich gut wirkt wie Bendamustin, Rituximab und<br />

Polatuzumab. 15 Und in der Erstlinie konnte bei Patienten<br />

mit Non-GCB-DLBCL nach zwei Zyklen chemofreier<br />

RLI-Therapie ein ORR von 86 Prozent erreicht werden. 16<br />

Neu zugelassene Substanzen. In der L-MIND-Studie 17<br />

wurde mit dem Anti-CD-19-Antikörper Tafasitamab plus<br />

Lenalidomid bei Patienten mit ein bzw. zwei Vortherapien<br />

eine CR von über 40 Prozent und ein ORR von<br />

„Best of Hämatologie“,<br />

Presidential<br />

Session im Rahmen<br />

der virtuellen<br />

Frühjahrstagung der<br />

Österreichischen<br />

Gesellschaft für<br />

Hämatologie<br />

und Onkologie<br />

(OeGHO), virtuell<br />

8.–10.4.21<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

5


Schmitt: „Immuntherapeutika wie CARs oder<br />

BiTEs sind in ausgewählten Patientenpopulation<br />

mit Erfolg in der chemofreien Erstlinie zu sehen.“<br />

60 Prozent erreicht. „Allerdings traten zahlreiche Toxizitäten<br />

auf, die eine Dosisreduktionen erforderlich<br />

machten – dennoch war die Effektivität gut: Über 40 Prozent<br />

der Patienten hatten anhaltende Ansprechraten“, so<br />

Schmitt weiter. Tafasitamab wurde in diesem Setting im<br />

Juli 2020 von der FDA zugelassen.<br />

„Von besonderem Interesse ist auch der XPO-1-Inhibitor<br />

Selinexor, der bei R/R DLBCL in der SADAL-Studie 18<br />

bei<br />

Patienten mit zwei bis drei Vortherapien geprüft wurde.<br />

Schmitt: „Die ORR lag bei rund 30 Prozent mit durchaus<br />

nicht unerheblichen Toxizitäten, aber mit beeindruckendem<br />

OS in der CR-Gruppe, was für die FDA-Zulassung<br />

2020 ausreichend war.“<br />

CAR-T-Cells. Derzeit sind CD19-CAR-T-Zellen beim DLB-<br />

CL aus den drei pivotalen Studien ZUMA (Locke et al.,<br />

Lancet 2018), JULIET (Schuster et al., NEJM 2019) und<br />

TRANSCEND (Abramson et al., ASH 2019, Abstract 241)<br />

zugelassen. Schmitt: „Lisocabtagen-Maraleucel aus der<br />

TRANSCEND-Studie 19 zeigte ähnliche ORR wie die anderen<br />

Anti-CD19-CAR-T-Zellen sowie eine CR für anhaltende<br />

Krankheitskontrolle. Dies ist in einer Langzeitnachverfolgung<br />

auch mit Axicabtagen-Ciloleucel 20<br />

bestätigt worden:<br />

76 Prozent der CR sind anhaltend und 51 Prozent der<br />

Patienten waren nach drei Jahren noch am Leben.“<br />

Weitere Interimsdaten aus der ZUMA-12-Studie zu Axicabtagen-Ciloleucel<br />

21<br />

in der Erstlinie zeigten bei High-<br />

Grade-DLBCL eine ORR von 85 Prozent und eine CR von<br />

74 Prozent mit überschaubarer Toxizität, was laut Schmitt<br />

für eine anhaltende und nachhaltige Remission spricht.<br />

Bi-spezifische Antikörper (BiTEs). Eine Innovationswelle<br />

auf dem Zulassungsmarkt sind die BiTEs. Neue<br />

CD3 x C20 BiTEs sind Vollantikörper und damit stabiler<br />

mit langer Halbwertszeit, die Gaben im Wochen- bis<br />

Mehrwochenintervall ermöglichen. „Intensiv vorbehandelte<br />

R/R DLBCL-Patienten erreichen eine ORR von 50<br />

bis 65 Prozent mit CR-Raten um 30 bis 45 Prozent.<br />

Die Toxizität ist überschaubar, die Verträglichkeit kann<br />

z.B. durch schrittweise Aufdosierung, Subkutan-Formulierung,<br />

Anti-CD20-Vortherapie oder Steroid-/Tocilizumab-Gabe<br />

verbessert werden“, erläutert Schmitt. Bei<br />

älteren DLBCL-Patienten in Erstlinie zeigte Mosunetuzumab<br />

22<br />

überschaubare Toxizitäten und beachtliche Ergebnisse<br />

mit CR-Raten von 40 bis 50 Prozent. Schmitt:<br />

„Mit Mosunetuzumab könnte eine potenzielle chemofreie<br />

Alternative für diese Patientengruppe gegenüber mini-R-<br />

CHOP und Rituximab-Bendamustin verfügbar werden.“<br />

Follikuläres Lymphom (FL). Der EZH2-Inhibitor Tazemetostat<br />

wurde von der FDA 2020 für das R/R FL zugelassen.<br />

„Unter Tazemetostat ist die CR zwar nicht hoch,<br />

aber viele Patienten erreichen eine partielle Response<br />

(PR), insbesondere jene mit EZH2-Mutation“, informiert<br />

Schmitt. 23 In der frühen Therapielinie des FL konnte zudem<br />

gezeigt werden, dass die Wirksamkeit von CHOP<br />

vom EZH2-Mutationsstatus abhängig ist, bei Bendamustin<br />

hingegen nicht. 24 „Daher soll bereits für die Erstlinientherapie<br />

der EZH2-Mutationsstatus bestimmt werden“,<br />

betont Schmitt.<br />

Mantelzell-Lymphom (MCL). In dieser sowohl biologisch<br />

als auch klinisch heterogenen Entität zeigte Brexucabtagen<br />

Autoleucel, eine von der FDA 2020 zugelassene CD19-<br />

CAR-T-Zell-Therapie, bei R/R MCL-Patienten ein ORR von<br />

56 Prozent und eine CR von 40 Prozent. 25<br />

Hodgkin-Lymphom (HL). In der Keynote-204 26<br />

wurde<br />

Pembrolizumab vs. Brentuximab bei R/R HL-Patienten<br />

untersucht, ein Drittel waren Patienten mit autologer<br />

Stammzelltransplantation. Pembrolizumab war signifikant<br />

überlegen mit einem medianen PFS von 13,2 vs. 8,3<br />

Monaten, was zur FDA-Zulassung 2020 geführt hat.<br />

Brentuximab in Erstlinie wurde als Monotherapie oder in<br />

Kombination untersucht und in Kombination mit Bendamustin<br />

als zu toxisch bewertet, aber in Kombination mit<br />

Dacarbacin (DTIC) oder Nivolumab zeigten sich interessante<br />

Ergebnisse: Die drei-Jahres-Überlebensraten lagen<br />

unter Brentuximab alleine bei 73 Prozent, mit DTIC bei 94<br />

Prozent und mit Nivolumab bei 84 Prozent. 27<br />

■■Fazit<br />

Schmitt abschließend: „Wir haben zurzeit eine Welle<br />

neuer Zulassungen in allen Substanzklassen. Immuntherapeutika<br />

wie CARs oder BiTEs sind in ausgewählten<br />

Patientenpopulation mit Erfolg in der chemofreien Erstlinie<br />

zu sehen. Und es gibt enorme Fortschritte in der<br />

Lymphom-Genomik und im Lymphom-Mikromillieu. Zu<br />

erwarten ist die Integration von molekularen Bauplänen,<br />

neuen Therapien sowie individuellem Response-Monitoring,<br />

damit die personalisierte Therapie-Steuerung<br />

nicht nur Vision bleibt.“<br />

❙<br />

1 Arber et al., Blood 2016; 127(20):2391–405<br />

2 Malcovati et al., Blood 2020; 136(2):157–170<br />

3 Mangaonkar et al., Blood Cancer J 2018; 8(2):18<br />

4 Hase et al., Leukemia 2019; 33(7):1747–1758<br />

5 Bernard et al., Nature Medicine 2020; 26(10):1549–1556<br />

6 Update Onkopedia Guidelines: https://www.<strong>onko</strong>pedia-guidelines.<br />

info/de/<strong>onko</strong>pedia/guidelines/myelodysplastische-syndromemds/@@guideline/html/index.html;<br />

aufgerufen am 7.5.<strong>2021</strong><br />

7 Fenaux et al., N Engl J Med 2020; 382(2):140–151<br />

8 Platzbecker et al., ASH 2020, Abstract 658<br />

9 Garcia et al., ASH 2020, Abstract 656<br />

10 Sekeres et al., ASH 2020 Abstract 653<br />

11 Sallman et al., J Clin Oncol <strong>2021</strong>; 39(14): 1584–1594<br />

12 Sallman et al., EHA 2020, Abstract S187<br />

13 Cutler et al., ASH 2020, Abstract 75<br />

14 Wright et al., Cancer Cell 2020; 37(4):551–568<br />

15 Goy etal., ASH 2019, Abstract 761<br />

16 Westin et al., ASCO 2019, Abstract 7508<br />

17 Salles et al., Lancet Oncol 2020; 21(7):978–988<br />

18 Kalakonda et al., Lancet Haematol 2020; 7(7):e511–e522<br />

19 Abramson et al., Lancet 2020; 396(10254):839–852<br />

20 Cappell et al., JCO 2020; 38(32):3805–3815<br />

21 Neelapu et al., ASH 2020, Abstract 405<br />

22 Olszewski et al., ASH 2020, Abstract 401<br />

23 Morschhauser et al., Lancet Oncol 2020; 21(11):1433–1442<br />

24 Jurinovic et al., Blood 2019, 134(1):122<br />

25 Wang et al., N Engl J Med 2020; 382:1331–342<br />

26 Kuruvilla et al., ASCO 2020, Abstract 8005<br />

27 Yasenchak et al., ASH 2020, Abstract 471<br />

6 <strong>onko</strong> CC 3/21


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C-APROM/AT/ALUN/0012 2020 12 05<br />

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3/21 *Fachinformation CC ALUNBRIG ®<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 24<br />

<strong>onko</strong><br />

7


Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO)<br />

Gastrointestinale und<br />

urogenitale Tumoren<br />

Zahlreiche praxisrelevante und vor allem praxisverändernde Neuigkeiten wurden in der Presidential Session im Rahmen<br />

der Frühjahrstagung der OeGHO vorgestellt. Im Folgenden ein Überblick zu neuen Kombinationen und Substanzen in<br />

der Therapie von gastrointestinalen und urogenitalen Tumoren. <br />

Von Mag. Nicole Bachler<br />

■■Gastrointestinale Tumoren<br />

Kolorektalkarzinom (KRK). In der Keynote-177-Studie 1<br />

wurde Pembrolizumab in der Erstlinie (bis zu 35 Zyklen)<br />

vs. Chemotherapie bei Patienten mit Mikrosatelliteninstabilität-hoch/Mismatch-Repair-Deficiency-Metastatic-Kolorektalkarzinom<br />

(MSI-high mKRK) untersucht.<br />

„Pembrolizumab hat das progressionsfreie Überleben<br />

(PFS) auf 16,5 Monate verdoppelt. Die mediane Ansprechdauer<br />

wurde unter Pembrolizumab noch nicht<br />

erreicht, jene der Chemotherapie lag bei 10,6 Monaten.<br />

„Unter Pembrolizumab konnte zudem die Zeit bis zur<br />

Verschlechterung der Lebensqualität signifikant verlängert<br />

werden“, berichtet Prim. Priv.-Doz. Dr. Birgit Grünberger,<br />

Abteilung für Innere Medizin, Hämatologie und<br />

internistische Onkologie, LK Wiener Neustadt. „Damit<br />

ist Pembrolizumab der neue Standard in der Erstlinie<br />

beim MSI-high mKRK.“<br />

Rektumkarzinom. In der RAPIDO-Studie 2 wurde bei Patienten<br />

mit Hochrisiko-Rektumkarzinom (Adenokarzinom<br />

des Rektums) entweder klassische Radio-Chemotherapie,<br />

dann Operation, dann adjuvante Chemotherapie oder<br />

Kurzzeit-Radiatio, gefolgt von Chemotherapie und Operation.<br />

Grüneberger: „Sowohl das krankheitsfreie als auch<br />

das metastasenfreie Überleben konnte signifikant verbessert<br />

und die pathologische Remissionsrate verdoppelt werden<br />

(Standard-Arm 14,3 vs. 28,4 Prozent).<br />

Die zweite große Studie PRODIGE-23 3<br />

untersuchte eine<br />

intensivierte neoadjuvante Therapie bei Patienten mit<br />

Hochrisiko-Rektumkarzinom entweder Radio-Chemotherapie,<br />

gefolgt von Operation und Chemotherapie<br />

oder modifiziertes Folfirinox (für sechs Zyklen bzw. drei<br />

Monate), gefolgt von Radio-Chemotherapie, Operation<br />

und Chemotherapie. Grünberger: „Das erkrankungsfreie<br />

Drei-Jahres-Überleben konnte signifikant verlängert<br />

werden (75,7 vs. 68,5 Prozent), das metastasenfreie Drei-<br />

Jahres-Überleben auf 78,8 vs. 71,7 Prozent erhöht werden.<br />

Die pathologisch komplette Remission wurde sogar<br />

verdoppelt. Möglicherweise müssen diese Patienten<br />

nicht mehr operiert werden, was derzeit noch untersucht<br />

wird“, betont Grünberger.<br />

Ösophaguskarzinom. „Auch in der Therapie des Ösophaguskarzinom<br />

hielt die Immuntherapie Einzug“, sagt Grünberger.<br />

In der Keynote-590 4 erhielten Patienten mit fortgeschrittenem<br />

Ösophaguskarzinom in der Erstlinie Pembrolizumab<br />

und Chemotherapie vs. Chemotherapie. Das OS<br />

war unter der kombinierten Immuntherapie bei allen Patienten<br />

signifikant verlängert sowie auch das PFS. „Damit<br />

wird dies wohl die neue Standardtherapie beim Ösophaguskarzinom<br />

werden“, vermutet Grünberger.<br />

Magenkarzinom. In der Checkmate-649-Studie 5<br />

wurde<br />

bei nicht vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem<br />

bzw. metastasiertem Magenkarzinom in der Erstlinie<br />

eine Immuntherapie mit Nivolumab kombiniert mit<br />

Chemotherapie vs. Chemotherapie alleine vergleichen.<br />

Grünberger: „Das mediane OS lag unabhängig vom<br />

PD-L1-Status bei 13,8 unter der Kombination vs. 11,6<br />

Monate bei alleiniger Chemotherapie.<br />

Das PFS wies bei allen Patienten ebenfalls eine Verlängerung<br />

auf. Somit wird auch die Kombination Nivolumab<br />

plus Chemotherapie Einzug in die Erstlinientherapie des<br />

Magenkarzinoms halten.“<br />

Pankreaskarzinom. „Olaparib ist bereits zugelassen und<br />

kann verschrieben werden“, stellt Grünberger fest. Zur Erinnerung:<br />

Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom<br />

(Keimbahn-BRCA-Mutation) in der POLO-Studie 6 ,<br />

die mindestens 16 Wochen eine platinhaltige Chemotherapie<br />

erhalten haben und darunter stabil geblieben sind,<br />

wurden in einen Olaparib- bzw. Placebo-Arm randomisiert.<br />

„Das mediane PFS betrug unter Olaparib 7,4 Monate<br />

vs. 3,8 Monate unter Placebo. Damit wurde das Überleben<br />

beinahe verdoppelt“, ergänzt Grünberger.<br />

Hepatozelluläres Karzinom. Immuntherapie kombiniert<br />

mit anti-VEGF in der Erstlinie wurde in der IMbrave150-<br />

Studie 7<br />

getestet. Patienten mit lokal fortgeschrittenem<br />

bzw. metastasierten Hepatom ohne vorherige systemische<br />

Therapie erhielten Atezolizumab und Bevacizumab<br />

vs. Standardtherapie mit Sorafenib in der Erstlinie.<br />

Das upgedatete OS 8<br />

betrug 19,2 Monate vs. 13,4 Monate<br />

8 <strong>onko</strong> CC 3/21


unter Standardtherapie. Auch das PFS konnte auf 6,9 vs.<br />

4,3 Monate verlängert werden. „Mit diesen Daten sind<br />

beim hepatozellulären Karzinom erstmals die Ansprechraten<br />

wirklich gut: mit 35 vs. 14 Prozent unter Standardtherapie<br />

(HCC mRECIST). Die mediane Ansprechdauer<br />

lag bei 16,3 Monaten vs. 12,6 Monaten und das ist tatsächlich<br />

ein Fortschritt“, betont Grünberger.<br />

Cholangiozelluläres Karzinom. „Nach einer langen<br />

Durststrecke gibt es in dieser Entität zwei neue Targets<br />

und zwei neue Medikamente, die bald verfügbar sein werden“,<br />

so Grünberger weiter. Die Rede ist einerseits von Pemigatinib,<br />

das bei Patienten mit vorbehandeltem, lokal<br />

fortgeschrittenem oder metastasiertem Cholangiokarzinom<br />

in der FIGHT-202-Studie 9 getestet wurde. Das OS lag<br />

bei 35,5 Prozent (und das bereits zumindest in der Zweitlinie),<br />

eine gute Krankheitskontrolle und ein PFS von 6,9<br />

Monaten und ein OS bei 21,1 Monaten. Grünberger: „Dies<br />

konnten wir nicht einmal in der Erstlinie Standardtherapie<br />

Gemcitabin/Cisplatin erreichen.“<br />

In der zweiten großen Studie ClarIDHy 10 waren Patienten<br />

mit fortgeschrittenem/metastasiertem cholangiozellulärem<br />

Karzinom und IDH1-Mutation mit mindestens einer<br />

vorangegangenen Therapie eingeschlossen und erhielten<br />

Ivosidenib vs. Placebo. Das PFS betrug 2,7 vs. 1,4 Monate<br />

bei Placebo. Das OS unter Ivosidenib betrug 10,3 Monate<br />

vs. 5,1 Monate unter Placebo. Grünberger: „Das Überleben<br />

konnte somit verdoppelt werden und damit wird die<br />

Substanz zur Zulassung kommen.“<br />

■■Urogenitale Tumoren<br />

„In den letzten Jahren sind viele Therapien hinzugekommen<br />

und haben das therapeutische Armamentarium<br />

beim Nierenzellkarzinom (RCC) erweitert mit Immuntherapien<br />

und kombinierten Immuntherapien.<br />

Die allerneuesten Therapien sind Pembrolizumab + Lenvantinib<br />

sowie Nivolumab + Cabozantinib“, informiert<br />

OÄ Dr. Dora Niedersüß-Beke, 1. Medizinische Abteilung<br />

– Zentrum für Onkologie und Hämatologie mit Ambulanz<br />

und Palliativstation, Klinik Ottakring (Wilhelminenspital),<br />

Wien.<br />

RCC: Nivolumab/Cabozantinib. In der CheckMate-9ER-<br />

Studie 11 wurde beim metastasierten RCC Nivolumab mit<br />

Cabozantinib kombiniert vs. Standardkomparator Sunitinib.<br />

Unter der Kombination kam es zu einer Verdoppelung<br />

des PFS (16,6 vs. 8,3 Monate), diese Tendenz zeigte<br />

sich in allen Subgruppen. „Beim OS bestand ein deutlicher<br />

Vorteil für die Kombination. Bereits beim ersten<br />

Follow-up war unter der Kombination eine komplette<br />

Remissionsrate von acht Prozent zu sehen sowie eine Ansprechrate<br />

von fast 56 Prozent. Auch die Lebensqualität<br />

fällt zugunsten der Kombination aus“, so Niedersüß-Beke<br />

und: „Daraufhin wurden die ESMO-Guidelines in einem<br />

E-Update 2020 rasch aktualisiert 12 : Die Kombination Cabozantinib<br />

+ Nivolumab wird zusätzlich zu den bereits<br />

zugelassenen Substanzen in allen drei RCC-Risikogruppen<br />

empfohlen.“<br />

RCC: Lenvatinib/Pembrolizumab. Eine weitere potente<br />

Kombination wurde heuer im Jänner mit der CLEAR-Studie<br />

13<br />

präsentiert: Lenvatinib/Pembrolizumab vs. Lenvatinib/Everolimus<br />

vs. Standardmonotherapie mit Sunitinib<br />

in der Erstlinie bei Patienten mit fortgeschrittenem RCC.<br />

Das mediane PFS war zugunsten der Kombination Lenvatinib/Pembrolizumab<br />

(23,9 Monate vs. 14,7 Monate unter<br />

Lenvatinib/Everolimus und 9,2 vs. Sunitinib). Auch<br />

hinsichtlich des OS zeigte sich ein signifikanter Vorteil für<br />

Lenvatinib/Pembrolizumab. Niedersüss-Beke: „Herauszuheben<br />

ist eine komplette Remissionsrate von 16 Prozent<br />

bereits bei der ersten Auswertung, was beim metastasierten<br />

RCC beeindruckend ist.“<br />

Urothelkarzinom (UC). „Patienten nach Cystektomie<br />

aufgrund eines UC weisen häufig ein hohes Risikoprofil<br />

wegen einer höheren Tumorlast bzw. nodal-positivem<br />

Status. In der CheckMate-274 14<br />

mit adjuvantem Nivolumab<br />

für ein Jahr nach Cystektomie vs. Placebo konnte<br />

das krankheitsfreie Überleben verdoppelt werden“, berichtet<br />

Niedersüss-Beke. In der ITT-Population mit 21 vs.<br />

10,9 Monaten und noch höher bei PD-L1 ≥1%, die OS-<br />

Daten sind noch nicht publiziert.<br />

In der JAVELIN Baldder-100 15<br />

mit Patienten mit fortgeschrittenem<br />

oder metastasiertem UC konnte das OS mit<br />

Avelumab als Erhaltungstherapie vs. Best Supportive Care<br />

alleine nach einer Cisplatin-haltigen Chemotherapie<br />

verlängert werden. „Und zwar hochsignifikant auf 21,4<br />

Monate vs. 14,3 Monate, dieser Vorteil zeigte sich auch in<br />

den Subgruppen. Dies führte dazu, dass die Avelumab-<br />

Erhaltungstherapie im Februar <strong>2021</strong> als Standard nach<br />

einer Cisplatin-haltigen Chemotherapie in die ESMO-<br />

Leitlinien beim UC integriert wurde“, informiert Niedersüss-Beke.<br />

„Als Optionen nach Chemotherapie und Immuntherapie<br />

in Zweitlinie kommen die Antibody-Drug-Conjugates<br />

(ADC) ins Spiel: Mit Enfortumab Vedotin, das ein fast<br />

40-prozentiges Ansprechen zeigte, konnte in der EV-<br />

301-Studie 16<br />

auch das mediane OS nach Chemotherapie<br />

und Checkpoint-Inhibitoren auf 17,9 Monate angehoben<br />

werden.<br />

Ein weiterer ADC ist Sacituzumab-Govitecan, der in der<br />

TROPHY-U-01-Studie 17<br />

bei vorbehandelten Patienten<br />

nach Chemotherapie und Checkpointinhibitoren Ansprechraten<br />

von 32 Prozent und ein medianes Überleben<br />

von fast 11 Monaten zeigte. Niedersüss-Beke resümiert:<br />

„Weitere neue Kombinationen sind im Kommen. Die Jahre<br />

2020 und <strong>2021</strong> waren bzw. sind die Jahre der Uro<strong>onko</strong>logie,<br />

in denen wir noch viel Neues erwarten können.“ ❙<br />

1 André et al., N Engl J Med 2020; 383:2207–2218<br />

2 Hospers et al., 2020 ASCO Virtual Scientific Programm, Abstract 4006<br />

3 Conroy et al., J Clin Oncol 2020; 38(15):4007<br />

4 Kato et al., ESMO Virtual Congress 2020, Abstract LSA8<br />

5 Moehler et al., ESMO Virtual Congress 2020, Abstract LSA6<br />

6 Golan et al., N Engl J Med 2019; 381:317–327<br />

7 Finn et al., N Engl J Med 2020; 382:1894–1905<br />

8 Finn et a., J Clin Oncol <strong>2021</strong>; 39(3):267<br />

9 Abou-Alfa et al., Lancet Oncol 2020; 21(5):671–684<br />

10 Zhu et al., J Clin Oncol <strong>2021</strong>; 39(3):266<br />

11 Choueiri et al., N Engl J Med <strong>2021</strong>; 384:829–841<br />

12 https://www.esmo.org/guidelines/genitourinary-cancers/renalcell-carcinoma/eupdate-renal-cell-carcinoma-treatment-recommendations-3;<br />

Zugriff am 29.4.<strong>2021</strong><br />

13 Motzer et al., ASCO GU <strong>2021</strong>, Abstract 269<br />

14 Bajorin et al., ASCO GU <strong>2021</strong>, Absctract 391<br />

15 Powles et al., N Engl J Med 2020; 383:1218–1230<br />

16 Powles et al., N Engl J Med <strong>2021</strong>; 384:1125–1135<br />

17 Loriot et al., 2020 ESMO Virtual Congress, Abstract LBA24<br />

„Best of Onkologie“,<br />

Presidential Session<br />

im Rahmen der<br />

Frühjahrstagung der<br />

Österreichischen<br />

Gesellschaft für<br />

Hämatologie und<br />

Onkologie (OeGHO),<br />

virtuell, 10.4.21<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

9


Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO)<br />

Mammakarzinom: Best of Breast<br />

Spezifische Fragestellungen in den Brustkrebsstudien der letzten<br />

Jahre haben nicht nur das Wissen, sondern auch die Therapie und<br />

Prognose der Patientinnen deutlich verbessert. Potente neue<br />

Substanzen, die das progressionsfreie bzw. das Gesamtüberleben<br />

auch bei ungünstigen Subtypen des Mammakarzinoms erhöhen,<br />

aber auch Hirnmetastasen anzielen können, wurden im Rahmen<br />

der Frühjahrstagung der OeGHO vorgestellt. <br />

Von Mag. Nicole Bachler<br />

❙ ❙ „Wenn wir von ,best of‘ sprechen, dann stellt sich immer<br />

auch die Frage, was wir erzielen wollen und wo der<br />

größte Handlungsbedarf besteht“, gibt Assoc.-Prof. Priv.-<br />

Doz. Dr. Marija Balic, Klinische Abteilung für Onkologie,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin, MedUni Graz, zu<br />

bedenken. „In den letzten Jahren sind Studien erschienen,<br />

die auf intrinsische Subtypen des Brustkrebes mit<br />

spezifischen Fragestellungen gezielt haben. Dies hat zu<br />

Verbesserungen in der Brustkrebsbehandlung geführt –<br />

sowohl bei der metastasierten Brustkrebserkrankung als<br />

auch in der Neo- und Adjuvanz.“ Die Verbesserungen in<br />

der Therapie, der Prognose und dem Überleben beim<br />

metastasierten Brustkrebs sowie seiner Subtypen werden<br />

in der Metaanalyse von Caswell-Jin et al. 1<br />

im Zeitraum<br />

1990 bis 2020 beschrieben.<br />

Intrinsische Subtypen<br />

Im klinischen Alltag werden intrinsische Subtypen des<br />

Brustkrebses anhand der Immunhistochemie basierend auf<br />

dem Vorhandensein der Hormonrezeptoren Östrogen und<br />

Progesteron sowie der HER2/neu-Expression unterschieden.<br />

Daraus ergeben sich die Subtypen Hormon-Rezeptorpositiv<br />

mit Luminal A (günstigere Biologie) oder Luminal B<br />

(ungünstigere Biologie) sowie der HER2/neu-Erkrankung,<br />

die sowohl hormonabhängig als auch hormon unabhängig<br />

sein kann, und schließlich die prognostisch am ungünstigsten<br />

verlaufende triple-negative Erkrankung (siehe Abb.).<br />

Lymphknotenbefall bestimmt Prognose<br />

„Im neo- und adjuvanten Setting kennen wir bereits<br />

Marker, die die Prognose der Erkrankung definieren und<br />

damit auch den Bedarf aufzeigen, wo noch mehr zu tun<br />

ist“, unterstreicht Balic. Entsprechend des SEER-Stage<br />

(basierend auf der SEER-Database des National Cancer<br />

Institutes) 2 wird die Fünf-Jahres-Überlebensrate für Patientinnen<br />

mit triple-negativem Brustkrebs wie folgt prognostiziert:<br />

Handelt es sich um eine lokalisierte Erkrankung,<br />

so liegt derzeit das Fünf-Jahres-Überleben bei über<br />

90 Prozent. Sind lokoregionale Lymphknoten befallen,<br />

dann reduziert sich die Prognose auf 65 Prozent und bei<br />

einer metastasierten Erkrankung leben nur noch zwölf<br />

Prozent der Patienten nach fünf Jahren. „Es besteht also<br />

ein eindeutiger Zusammenhang mit der Anzahl der befallenen<br />

Lymphknoten zum Zeitpunkt der Diagnose: Je<br />

mehr Lymphknoten befallen sind, desto ungünstiger die<br />

Prognose 3 “, ergänzt Balic.<br />

Zur Stratifikation der (neoadjuvant) behandelten Patientinnen<br />

wird die pathologisch komplette Remission herangezogen,<br />

die am aussagekräftigsten bei der Prognose<br />

des triple-negativen Mammakarzinoms ist. 4<br />

Aber auch<br />

bei der HER2-positiven Erkrankung weisen Patientinnen<br />

nach einer neoadjuvanten Therapie eine bessere Prognose<br />

auf, wenn sie eine komplette pathologische Remission<br />

erreichen. 5<br />

HER2-positives Mammakarzinom<br />

Beim HER2-positiven metastasierten Brutkrebs hat sich<br />

in der Erstlinie Pertuzumab + Trastuzumab in Kombination<br />

mit Taxanen etabliert, gefolgt von der Zweitlinie mit<br />

Trastuzumab-Emtansin (T-DM1). „Und aufgrund der<br />

aktuellen Zulassung von zwei neuen Wirkstoffen 6<br />

wird<br />

derzeit die Drittlinie definiert“, berichtet Balic weiter.<br />

Tucatinib. So wurde in der HER2CLIMB-Studie 7 mit Tucatinib<br />

+ Capecitabin + Trastuzumab vs. Placebo + Capecitabin<br />

+ Trastuzumab verglichen, wobei fast 50 Prozent<br />

Intrinsische Subtypen im Brustkrebs (vereinfachte Darstellung)<br />

Immunhistochemie (IHC)<br />

Östrogen-Rezeptor (ER) / Progesteron-Rezeptor (PR) / HER2/neu<br />

ER+ PR+ HER2- ERPR+- HER2+ ER- PR- HER2-<br />

Luminal A Luminal B HER2+ triple-negativ<br />

Quelle: Vortrag von Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marija Balic, Med Uni Graz<br />

10 <strong>onko</strong> CC 3/21


der Patientinnen Hirnmetastasen hatten. Im medianen<br />

PFS zeigte die Subgruppe der Patientinnen mit Hirnmetastasen<br />

einen deutlichen Vorteil unter der Kombination<br />

(7,5 vs. 5,4 Monate) sowie im Gesamtansprechen mit 41<br />

vs. 23 Prozent.<br />

Dieser Vorteil wurde auch bei der Gesamtpopulation beobachtet.<br />

„Tucatinib ist zugelassen und wird bald im klinischen<br />

Einsatz verfügbar sein“, hofft Balic.<br />

Trastuzumab-Deruxtecan. Eine weitere vielversprechende<br />

Substanz ist Trastuzumab-Deruxtecan, ein ADC, der in<br />

der DESTINY-Breast01 8<br />

bei stark vorbehandelten Patientinnen<br />

mit einer Gesamtansprechrate von über 60 Prozent<br />

überzeugte und eine mediane Ansprechrate von über 20<br />

Monaten und medianes PFS von über 19 Monaten zeigte.<br />

„Auch in der Population mit Hirnmetastasen gibt es gute<br />

Daten“, zeigt sich Balic zuversichtlich.<br />

Triple-negatives Mammakarzinom<br />

Atezolizumab. Die prognostisch ungünstigste Erkrankung<br />

ist der triple-negative metastasierte Brustkrebs.<br />

„Dazu wurde in der IMpassion 130 9<br />

Atezolizumab und<br />

Nab-Paclitaxel vs. Placebo und Nab-Paclitaxel verglichen<br />

und es zeigte sich ein medianer OS-Benefit von<br />

7,5 Monaten. Damit wurde Atezolizumab und Nab-Paclitaxel<br />

in der Erstlinie in dieser Entität zugelassen“, berichtet<br />

Balic.<br />

Keinen Vorteil hingegen zeigte die Folgestudie IMpassion<br />

131 10 , in der statt Nab-Paclitaxel Paclitaxel und Atezolizumab<br />

evaluiert wurden.<br />

Pembrolizumab. Eine vielversprechende Immuncheckpoint-Kombination<br />

wurde mit der Keynote355 11<br />

gezeigt:<br />

Pembrolizumab und Chemotherapie in Erstlinie vs. Placebo<br />

und Chemotherapie. Balic: „Der größte Benefit im<br />

progressionsfreien Überleben (PFS) wurde in der Gruppe<br />

CPS ≥10 bei der Kombination ersichtlich.“ Die EMA-<br />

Zulassung wird heuer erwartet.<br />

Sacituzumab Gobitecan. Eine weitere neue Substanz ist<br />

Sacituzumab Gobitecan, das in der ASCENT-Studie 12 untersucht<br />

wurde. „Die Daten sind vielversprechend Daten<br />

hinsichtlich PSF und OS, daher wird auch die Zulassung<br />

von der EMA voraussichtlich heuer erwartet“, so Balic<br />

abschließend.<br />

❙<br />

1 Caswell-Jin et al., JNCI Cancer Spectrum 2018: 2(4):pky062;<br />

2 SEER-Stage für Triple-negativen Brustkrebs: https://www.cancer.<br />

org/cancer/breast-cancer/understanding-a-breast-cancerdiagnosis/types-of-breast-cancer/triple-negative.html<br />

3 Hongchao et al., N Engl J Med 2017: 377:1836–46<br />

4 Cortazar et al., Lancet 2014; 384:164–172<br />

5 Spring et al., SABCS 2018, Abstract GS2–<strong>03</strong><br />

6 Choong GM, CA Cancer J Clin 2020; 70(5):355–374<br />

7 Murthy et al., N Engl J Med 2020; 382(7):597–609<br />

8 Modi et al., N Engl J Med 2020; 382(7):610–621<br />

9 Schmidt et al., N Engl J Med 2018; 379:2108–2121<br />

10 Miles DW et al., ESMO Virtual Congress 2020, Abstract LBA15<br />

11 Cortes et al., Lancet 2020; 396(10265):1817–1828;<br />

12 Bardia et al., ESMO Virtual Congress 2020, Abstract LBA17<br />

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1 Singh Ietal. Cancer Chemother Pharmacol 2018; 82(2): 329–337. 2 Desai Ketal. Clin Pharmacol<br />

Drug Dev 2016; 5(5): 354–63. 3 Desai Ketal. Exp Hematol Oncol 2018; 7: 22, https://doi.org/10.1186/<br />

s40164-018-0114-9 (accessed 11.09.2018). 4 Kourlaba Getal. Supportive Care Cancer 2015; 23(7):<br />

2045–2051. 5 Holmes FA et al. Ann Oncol 2002; 13(6): 9<strong>03</strong>–909. 6 Barni Setal. Med Oncol 2014; 31:<br />

797. 7 Accord Healthcare GmbH, Fachinformation Pelgraz® Fertiginjektor, Stand: 08/2019. 8 Orlik G<br />

et al. ECOP4/Eur JOncol Pharm 2018;65 (Poster 246) 9 SelfDose Manual Injector Simulated Clinical<br />

Use Research Study Summary. West Pharmaceutical Services Inc. 10 Kourlaba Getal. SupportiveCare<br />

Cancer.2015;23(7):2045–2051. 11 Barni Setal. MedOncol.2014;31(1):797.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 25<br />

„Best of Onkologie“, Presidential Session im Rahmen der<br />

Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie<br />

und Onkologie (OeGHO), virtuell, 10.4.21<br />

Accord HealthcareGmbH<br />

OberndorferStraße 35/1<br />

5020 Salzburg·Austria<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

11<br />

AT-01497


European Lung Cancer Congress (ELCC)<br />

Neue Perspektiven<br />

Warum Hirnmetastasen nicht alle gleich zu bewerten sind, welche Vorteile sogenannte bi-spezifische Antikörper<br />

in der Therapie des EGFR-mutierten NSCLC bieten, ob KRASG12C-Inhibitoren eher in Erst- oder Zweilinie eingesetzt<br />

werden und wie erworbene Resistenzen gegen Immuncheckpoint-Inhibitoren getriggert werden – das waren unter<br />

anderem die Themen im Rahmen des virtuellen ELCC.<br />

Von Mag. Nicole Bachler<br />

■■Bei Hirnmetastasen differenzieren<br />

„Hirnmetastasen stellen die häufigsten Tumoren im Bereich<br />

des Gehirns dar und sind in 60 Prozent der Fälle mit<br />

subakuten Symptomen vergesellschaftet. Hirnmetastasen<br />

sind bereits bei 20 Prozent der neu diagnostizieren<br />

Patienten mit Lungenkrebs zu finden“, berichtet Dr. Mania<br />

De Praeter, Department of Neurosurgery, University<br />

Hospital Antwerp, Belgien. „Das Gesamtüberleben ist<br />

niedrig.“ De Praeter zufolge leben nach zwei Jahren nur<br />

noch rund acht Prozent der Patienten, nach fünf Jahren<br />

kaum mehr als zwei Prozent. Zu den prognostischen Faktoren<br />

zählen neben Alter und Lokalisation auch die Anzahl<br />

der Hirnmetastasen, der Karnofsky-Performance-<br />

Status sowie die extrakraniale Tumorkontrolle, die das<br />

Überleben beeinflussen.<br />

Risikofaktoren. „Zwar verlängern die immer besser werdenden<br />

Therapiemöglichkeiten das Überleben von Patienten<br />

mit Lungenkrebs, aber damit nimmt auch Inzidenz<br />

von Hirnmetastasen zu“, stellt De Praeter klar. Die Risikofaktoren<br />

für Hirnmetastasen beim nicht-kleinzelligen<br />

Lungenkarzinom (NSCLC) sind das lokal fortgeschrittene<br />

NSCLC und das Nicht-Plattenepithel-Lungenkarzinom,<br />

insbesondere das Adenokarzinom. „Aber auch Patienten<br />

mit EGFR-aktivierenden Mutationen weisen in<br />

24 Prozent der Fälle bereits bei der Diagnose Hirnmetastasen<br />

auf, nach drei Jahren ist bereits jeder zweite Patient<br />

davon betroffen“, ergänzt De Praeter. Patienten mit ALK-<br />

Translokationen sind noch häufiger von Hirnmetastasen<br />

betroffen: 30 bis 40 Prozent bei Erstdiagnose und nach<br />

fünf Jahren sind es bereits bis zu 70 Prozent.<br />

Hirnmetastasen gilt es, auf Basis der folgenden Faktoren<br />

zu unterscheiden:<br />

• Lokalisation: spielt bei der Behandlung als auch bei den<br />

Symptomen eine Rolle<br />

• solitäre Metastasen: können leichter behandelt werden<br />

als multiple<br />

• progressive vs. nicht fortschreitende Formen<br />

• Erkrankung außerhalb des ZNS<br />

• Vorhandensein von molekularen Treibern wie EGFR,<br />

ALK, ROS1<br />

OP-Indikationen. Manche Läsionen sind nicht invasiv<br />

und können gut operativ entfernt werden. „Invasive Läsionen<br />

können meist nicht ohne Gewebeschaden in den angrenzenden<br />

Bereichen entfernt werden“, so De Praeter.<br />

„Eine operative Entfernung der Hirnmetastasen ist dann<br />

indiziert, wenn die systemische Erkrankung eingeschränkt<br />

und/oder unter Kontrolle ist, der Karnofsky-Performance-<br />

Status >70 liegt und die Einzelläsionen größer als 3cm<br />

sind. Das zu entfernende Gewebe darf jedoch nicht in<br />

wichtigen Hirnarealen liegen wie etwa dem Sprachkortex.“<br />

Stereotaktische Radiochirurgie (SRS). Zunehmend wird<br />

bei der Behandlung von Hirnmetastasen auf die neue, gewebeschonende<br />

SRS-Technik zurückgegriffen, um eine<br />

Ganzhirnbestrahlung (derzeitiger Standard) zu vermeiden.<br />

„SRS kommt bei multiplen Hirnmetastasen sowie bei<br />

Patienten mit einer aktiven systemischen Erkrankung<br />

oder Komorbiditäten, die gegen eine operative Entfernung<br />

sprechen, zum Einsatz“, sagt De Praeter. Auch kleine<br />

Läsionen sowie tiefe und/oder schwer zugängliche Hirnmetastasen<br />

stellen eine Indikation für SRS dar.<br />

Therapie & Zeitpunkt. „Im Rahmen des Procedere gilt es,<br />

zu unterscheiden, ob eine Hirnmetastase im Zusammenhang<br />

mit einem bekannten NSCLC vorliegt oder kein Primärtumor<br />

bekannt ist“, betont De Praeter. „Im zweiten Fall<br />

ist es folglich auch schwierig zu differenzieren, ob es sich bei<br />

der Läsion um eine Metastase handelt. Das MRI ist hierbei<br />

unzureichend, es bedarf einer pathologischen Diagnostik.“<br />

Bei beiden Patientengruppen liegt bei akuten Symptomen<br />

eine Indikation für einen raschen chirurgischen Eingriff<br />

vor. Bei subakuten oder keinen Symptomen und unbekanntem<br />

Primärtumor kann eine elektive Operation oder<br />

elektive Biopsie angedacht werden.<br />

Liegt ein NSCLC vor, so erfolgt die Behandlung der Hirnmetastasen<br />

abhängig vom Vorhandensein von molekularen<br />

Treibern. Bei Abwesenheit von molekularen Treibern<br />

und subakuten bzw. keinen Symptomen wird in Abhängigkeit<br />

von Größe und Karnofsky-Performance-Status<br />

(weniger als drei Läsionen, >3cm, >70) eine elektive chirurgische<br />

Entfernung mit adjuvanter SRS oder eine SRS<br />

Foto: wildpixel/iStock<br />

12 <strong>onko</strong> CC 3/21


(mehr als drei Läsionen,


1 Sabari et al.,<br />

WCLC 2020,<br />

Abstract #3<strong>03</strong>1<br />

2 Li et al., WCLC<br />

<strong>2021</strong>, PS 01.07<br />

3 Jänne et al.,<br />

32 nd EORTC-AACR-<br />

Symposium<br />

2020; EJC 2020;<br />

138(2):S1–S2<br />

4 Hong et al., ESMO<br />

Virtual Congress<br />

2020; N Engl J Med<br />

2020; 383(13):<br />

1207–1217<br />

5 Jänne et al., 32 nd<br />

ENA Symposium<br />

2020, Abstract<br />

no:3 LBA<br />

6 Herbst et al.,<br />

ESMO Immuno-<br />

Oncology<br />

Congress 2019,<br />

Abstract 359<br />

7 Schoenfeld und<br />

Hellmann,<br />

Cancer Cell 2020,<br />

37(4):443–455<br />

• KL-Subgruppe mit STK11/LKB1-Mutation zeigt KEAP1-<br />

Mutationsinaktivierung, niedriges PD-L1, ist hochsensitiv<br />

gegenüber HSP90-Inhibitoren, aber gering sensitiv<br />

auf Immuntherapie;<br />

• KP-Subgruppe mit TP53-Mutation weist eine hohe Tumormutationslast<br />

auf, hochinflammatorische Tumoren<br />

und gute Response auf Immuncheckpoint-Inhibitoren,<br />

verbessertes rezidivfreies Überleben.<br />

Klinische Daten. „Mittlerweile stehen einige KRAS G12C -<br />

Inhibitoren zur Verfügung wie etwa Sotorasib oder<br />

Adagrasib, für die es klinische Daten gibt“, so Leighl. Daten<br />

mit Sotorasib aus der Phase-II-Studie Codebreak100 2<br />

mit einem medianen Follow-up von 12,2 Monaten zeigen<br />

bei 37 Prozent der Patienten ein rasches Ansprechen<br />

innerhalb von sechs Wochen. „Die mediane Response-<br />

Dauer betrug zehn Monate, was für diese Patientenpopulation<br />

beeindruckend ist, und das mediane progressionsfreie<br />

Überleben lag bei rund sieben Monaten“, berichtet<br />

die kanadische Krebsspezialisitin und ergänzt:<br />

„Daraufhin wurde Sotorasib als Breakthrough-Therapie<br />

von der US-amerikanischen FDA und in China für Lungenkrebs-Patienten<br />

mit vorbehandelter KRAS G12C -Mutation<br />

in der Zweitlinie zugelassen.“<br />

Interessante Daten zeigte auch Adagrasib in der Krystal-<br />

1-Studie 3 bei vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem<br />

KRAS G12C -Bronchialkarzinom: „Es handelt sich<br />

zwar noch um frühe Daten mit 51 Patienten und einem<br />

medianen Follow-up von 3,6 Monaten. Aber bereits in<br />

dieser frühen Phase zeigte sich ein Ansprechen von 45<br />

Prozent“, so Leighl.<br />

Sowohl Sotorasib als auch Adagrasib zeigen ZNS-Aktivität<br />

im Sinne einer Auflösung von Hirnmetastasen – unter Sotorasib<br />

in Woche 18 nachweisbar 4<br />

und unter Adagrasib<br />

nach Zyklus 7. 5 „Hinsichtlich Nebenwirkungen wiesen nur<br />

20 bis 30 Prozent der Patienten schwere unerwünschte<br />

Wirkungen. Die meisten Nebenwirkungen waren gering<br />

und betrafen den Gastrointestinaltrakt oder erhöhte<br />

Transaminasen“, ergänzt Leighl.<br />

Erstlinie oder Zweitlinie? „Mit diesen Studiendaten ist<br />

die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Wirkstoffe bald<br />

im klinischen Alltag verfügbar sein werden. Die Frage ist,<br />

ob sie in Erstlinie eingesetzt werden, wie es bei sogenannten<br />

‚targeted agents‘ der Fall ist, oder in Zweitlinie? Diese<br />

frühen Daten zeigen außerdem, dass KRAS G12C -Inhibitoren<br />

Docetaxel mit einer Ansprechrate von 40 Prozent sowie<br />

einer 10-monatigen Ansprechdauer überlegen sind“, so<br />

Leighl weiter. Randomisierte Studien versus Docetaxel<br />

laufen derzeit.<br />

Was für den Erstlinieneinsatz dieser Wirkstoffe sprechen<br />

würde, zeigen Daten aus der Keynote042 6 , in welcher<br />

Pembrolizumab versus Chemotherapie bei Patienten mit<br />

PD-L1 ≥1% untersucht wurde: „Patienten mit Bronchialkarzinom<br />

und KRAS G12C -Mutation zeigen ein gutes Outcome,<br />

hohe Ansprechraten und gutes Überleben, wenn<br />

auch bei kleinen Fallzahlen in dieser explorativen Analyse“,<br />

berichtet Leighl.<br />

„Noch ist aber nicht geklärt, ob diese Wirkstoffe einer<br />

Chemo-Immuntherapie oder Checkpoint-Inhibitor-Monotherapie<br />

bei PD-L1 ≥50 Prozent überlegen sind, und<br />

ob G12C alleine ein verlässlicher Biomarker für die Wahl<br />

der Erstlinientherapie ist.“ Die Zulassung in Zweitlinie<br />

wird noch heuer erwartet.<br />

■■Trigger für erworbene ICI-Resistenz<br />

„Seitdem bekannt ist, dass bei zwei Dritteln aller Patienten<br />

mit Bronchialkarzinom, die eine Resistenz gegen Tyrosinkinase-Inhibitoren<br />

(TKI) der ersten Generation entwickeln,<br />

sekundäre EGFR-T790-Mutationen zu finden sind,<br />

konnten auch Wirkstoffe entwickelt werden, die genau<br />

diese Mutationen angreifen“, stellt Dr. Adam J. Schoenfeld,<br />

Thoracic Oncology Service, Cellular Therapeutics Center,<br />

Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, USA,<br />

fest. „So etwa konnte mit Osimertinib, einem TKI der dritten<br />

Generation, der gegen EGFR-T790-Mutationen gerichtet<br />

ist, das Outcome der Patienten signifikant verbessert<br />

werden.“<br />

Im Hinblick auf Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI)<br />

wurden sekundäre Mutationen bisher nicht routinemäßig<br />

gemeldet bzw. beschrieben. „Über verschiedene Tumortypen<br />

hinweg scheint eine umgekehrt proportionale<br />

Korrelation zwischen dem Gesamtansprechen auf die<br />

PD-L1-Blockade und der Häufigkeit der erworbenen Resistenz<br />

bei Respondern zu bestehen“, so Schoenfeld über<br />

eigene Untersuchungen. 7<br />

„Die Raten der erworbenen<br />

Resistenz scheinen zudem bei unterschiedlichen Tumorarten<br />

zu variieren. So etwa zeigte sich bei Melanom-<br />

Patienten unter Nivolumab eine Resistenzrate von 39<br />

Prozent bei Respondern im Follow-up, im Vergleich dazu<br />

hatten Patienten mit Bronchialkarzinom unter Nivolumab<br />

in 65 Prozent der Fälle nach vier Jahren einen Progress.<br />

Dies deutet darauf hin, dass bestimmte tumorspezifische<br />

Charakteristika zu dieser erworbenen Resistenz<br />

führen dürften.“<br />

In weiteren Untersuchungen konnte Schoenfeld zeigen,<br />

dass Patienten mit Bronchialkarzinom häufig sekundäre<br />

Resistenzen aufweisen und diese sich von primären Resistenzen<br />

unterscheiden, wenn Patienten bereits initial nicht<br />

auf die ICI-Therapie ansprechen. Schoenfeld: „Wir fanden<br />

Resistenzraten von 61 Prozent nach sechs Jahren Followup.<br />

Bestimmte Anfangscharakteristika unterschieden sich<br />

bei diesen Patienten im Vergleich zu Patienten, die bereits<br />

von Anfang an nicht auf die ICI-Therapie ansprachen. Und<br />

auch die organspezifische Progression unterschiedet<br />

sich.“ Folgende Mechanismen der erworbenen Resistenzen<br />

gegenüber ICI konnten Schoenfeld et al. identifizieren:<br />

7<br />

• Unterbrechung oder Herabregulation der Antigen-<br />

Präsentation<br />

• Verlust der IFN-Gamma-Sensitivität<br />

• Depletion der Neoantigene<br />

• Tumor-mediierte Immunsuppression oder -exklusion<br />

• zusätzliche inhibierende Checkpoints<br />

„Wichtig ist die Interpretation der molekularen Veränderungen:<br />

Im Falle erworbener Resistenz im Zusammenhang<br />

mit B2M oder JAK1 zeigten die Patienten Veränderungen<br />

in zwei Allelen, die mit einem Funktionsverlust<br />

oder Verlust der Heterozygotie verbunden waren“, unterstreicht<br />

Schoenfeld. „Außerdem ist nicht restlos geklärt,<br />

ob diese Veränderungen ausreichen, um eine erworbene<br />

Resistenz zu induzieren.“<br />

So etwa konnte anhand des B2M-Verlusts beim kolorektalen<br />

Karzinom mit MSI-H-typischer Morphologie keine<br />

Vorhersage über die Resistenz auf eine ICI-Therapie gemacht<br />

werden. Ähnliches konnte auch für NSCLC gefunden<br />

werden. Veränderungen bei B2M oder JAK1 dürften<br />

daher nicht bei allen Tumortypen Vorhersagen über Resistenzen<br />

zulassen.“ <br />

❙<br />

14 <strong>onko</strong> CC 3/21


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Patientenkasuistik zu Dabrafenib/Trametinib (Tafinlar ® /Mekinist ® )<br />

Rasches und anhaltendes Therapieansprechen<br />

bei metastasiertem NSCLC<br />

Der vorliegende Fall beschreibt das rasche und anhaltende Therapieansprechen bei einer Patientin mit einem metastasierten<br />

nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC), mit BRAF-V600-Mutation bei hoher PD-L1-Expression in der<br />

ersten Linie. <br />

Von OA Dr. Maximilian J. Hochmair<br />

❙❙<br />

Im März 2020 wurde eine Anfang<br />

60-jährige Patientin vom Lungenfacharzt in<br />

unsere pneumo-<strong>onko</strong>logische Ambulanz<br />

überwiesen. Sie klagte über Atemnot und anhaltenden<br />

trockenen Husten, davon einmalig<br />

blutigen Auswurf. Die Patientin präsentierte<br />

sich, bedingt durch die <strong>onko</strong>logische Erkrankung,<br />

in einem Performance Status 1.<br />

Seit zehn Jahren ist sie Nichtraucherin bei 30<br />

Packungsjahren. Die Patientin befand sich<br />

aufgrund einer gut eingestellten arteriellen<br />

Hypertonie als Begleiterkrankung in Dauermedikation.<br />

Diagnose: metastasiertes NSCLC<br />

Die rasch durchgeführte Thorax- und Oberbauch-CT-Untersuchung<br />

ergab einen<br />

hochgradigen Verdacht auf ein Lungenkarzinom<br />

im linken Unterlappen zentral mit<br />

mediastinalem Lymphknotenbefall (Abb. 1)<br />

und drei Lebermetastasen (Abb. 3).<br />

Als Stadieneinteilung ergab sich daher: T4<br />

N2 M1c. Mittels Bronchoskopie konnte in<br />

der histologischen Aufarbeitung die Erstdiagnose<br />

eines Adenokarzinoms der Lunge im<br />

fortgeschrittenen Stadium mit einer 60-prozentigen<br />

PD-L1-Expression gestellt werden.<br />

Zielgerichteter Therapie<br />

den Vorzug geben<br />

Bewusst wurde trotz Therapiedruck bei einer<br />

symptomatischen Patientin, die auch<br />

nach einer raschen Therapie verlangte, das<br />

NGS-(Next Generation Sequencing)-Ergebnis<br />

abgewartet, um bei entsprechender<br />

Mutation einer zielgerichteten Therapie<br />

den Vorzug geben zu können. 1,2<br />

Die Patientin wurde über die Situation und<br />

Therapie-Möglichkeiten aufgeklärt, außerdem<br />

wurden die Gründe für die Wartezeit<br />

und daraus möglicherweise resultierende<br />

Vorteile erläutert.<br />

Für den Fall, dass keine behandelbare Treibermutation<br />

detektiert werden sollte, wurde<br />

die Patientin vorsorglich auf eine eventuelle<br />

Pemetrexed-basierte Therapie mit<br />

Vitaminen (VIT B12/Folsäure) vorbereitet.<br />

Der Patientin wurde außerdem psychologische<br />

Unterstützung angeboten. Entscheidend<br />

ist es, den PatientInnen den Sinn des<br />

Wartens zu erklären und darauf hinzuweisen,<br />

dass auch eine sofort eingeleitete nicht<br />

zielgerichtete Behandlung Zeit benötigt,<br />

bis ein Ansprechen festzustellen ist.<br />

Einleitung der Therapie<br />

Sieben Werktage nach der Biopsie wurde<br />

eine BRAF-Exon-15-V600E-Mutation diagnostiziert.<br />

Entsprechend den ESMO-Richtlinien wurde<br />

eine Therapie mit Tafinlar® 75mg 2x2 und<br />

Mekinist® 2mg 1x1 gestartet. Innerhalb von<br />

zwei Wochen besserte sich der Allgemeinzustand<br />

der Patientin deutlich. Die Patientin<br />

hatte keinen Husten mit Blutbeimengung<br />

mehr. Im Restaging-CT des Thorax<br />

und des Oberbauchs zeigte sich eine deutliche<br />

Befundbesserung mit einer partiellen<br />

Remission (Abb. 2 und 4).<br />

Seit Beginn wird die Therapie hervorragend<br />

vertragen und die Patientin ist seit April<br />

2020 beschwerdefrei. Das letzte CT im März<br />

<strong>2021</strong> zeigte eine weiterhin bestehende partielle<br />

Remission.<br />

●<br />

Hochmair: „Bei einer BRAF-V600-Mutation kann mit<br />

Tafinlar®/Mekinist® bei gut managebarer Verträglichkeit<br />

eine anhaltende Tumorkontrolle trotz ausgedehnter<br />

Metastasierung erzielt werden. Es ist daher entscheidend,<br />

die Biomarkeranalyse mit NGS vor Therapiebeginn auch<br />

bei hoher PD-L1 Expression abzuwarten.“<br />

Resümee<br />

Diese Patientenerfahrung zeigt, wie<br />

wichtig es ist, die Biomarkeranalyse mit<br />

NGS vor Therapiebeginn auch bei hoher<br />

PD-L1-Expression abzuwarten.<br />

Bei einer BRAF-V600E-Mutation kann<br />

mit Tafinlar ® /Mekinist ® bei gut managebarer<br />

Verträglichkeit eine lange Tumorkontrolle<br />

trotz ausgedehnter Metastasierung<br />

erzielt werden. 3 Die Immun- bzw.<br />

Chemotherapie steht auch in der 2 nd Line<br />

als gute Therapieoption zur Verfügung.<br />

Bei Vorhandensein einer entsprechenden<br />

Treibermutation sollte die zielgerichtete<br />

Therapie bevorzugt werden. 2,4<br />

1 Planchard D et al.: Metastatic non-small cell lung<br />

cancer: ESMO Clinical Practice Guidelines for<br />

diagnosis, treatment and follow-up.<br />

Ann Oncol 2018; 29(4):iv192–iv237<br />

2 S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie<br />

und Nachsorge des Lungenkarzinoms,<br />

Leitlinienprogramm Onkologie, 2018,<br />

AWMF- Registernummer: 020/007OL,<br />

http://leitlinienprogramm- <strong>onko</strong>logie.de/<br />

Lungenkarzinom.98.0.html<br />

3 Planchard D et al.: Dabrafenib plus trametinib in<br />

patients with previously untreated BRAFV600Emutant<br />

metastatic non- small-cell lung cancer:<br />

an open-label, phase 2 trial.<br />

The Lancet Oncology 2017; 18(10):1307–1316<br />

4 Meisel et al.: Critical review of EGFR-mutated<br />

NSCLC: What we do and do not know. healthbook<br />

TIMES Onco Hema 2020; 3:20–35<br />

OA Dr. Maximilian<br />

J. Hochmair<br />

Leiter der pneumo<strong>onko</strong>logischen<br />

Ambulanz<br />

plus Tagesklinik, Abteilung<br />

für Innere Medizin und<br />

Pneumologie, Krankenhaus<br />

Nord, Wien<br />

Foto: OA Dr. Hochmaier<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG AT2105057581 Fachkurzinformation siehe Seite 24 und 25<br />

16 <strong>onko</strong> CC 3/21


Therapieverlauf über drei Monate<br />

Abb. 1: Thorax-CT <strong>03</strong>/2020 Abb. 2: Thorax-CT 06/2020<br />

Abb. 3: CT der Lebermetastasen <strong>03</strong>/2020<br />

Abb. 4: CT der Lebermetastasen 06/2020<br />

Der vorliegende Bericht enthält ein Fallbeispiel von<br />

einer Patientin, die an metastasiertem NSCLC mit<br />

BRAF-V600E-Mutation leidet, und Informationen<br />

über den Krankheitsverlauf nach Einstellung auf<br />

Tafinlar ® und Mekinist ® . Die Patientin wurde gemäß<br />

der österreichischen Fachinformation behandelt. Das<br />

Fall beispiel wurde datenschutzkonform vollständig<br />

anonymisiert.<br />

Das anonymisierte Fallbeispiel wurde von Oberarzt Dr.<br />

Maximilian J. Hochmair zur Verfügung gestellt. Der<br />

Aufwand zur Entwicklung dieses Fallbeispiels wurde von<br />

Novartis vergütet. Novartis hatte keinen Einfluss auf<br />

den Inhalt. Es handelt sich um ein Fallbeispiel einer<br />

Patientin, das hinsichtlich des Krankheitsverlaufs und<br />

des Ansprechens auf die Therapie typisch ist.<br />

Tafinlar ® +Mekinist ® :<br />

Die zielgerichtete Therapieoption<br />

für NSCLC-Patienten mit<br />

BRAF-V600-Mutation 1,2<br />

Referenzen:<br />

1Fachinformation Tafinlar ®<br />

2Fachinformation Mekinist ®<br />

Erstellungsdatum 04/<strong>2021</strong>, AT2105046763<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 24 und 25


World Congress of Melanoma (WCM), European Association of Dermato Oncology Congress (EADO)<br />

Immuntherapien beim<br />

Merkelzellkarzinom<br />

Das Merkelzellkarzinom (MCC) ist ein seltener, aber sehr aggressiver Tumor, der mit einer hohen Mortalität und<br />

Morbidität assoziiert ist. Prof. Dr. Paul Nghiem, Seattle (USA), ging im Rahmen der Jahresversammlung der European<br />

Association of Dermato Oncology (EADO) auf den Stand der Forschung und neue Behandlungsoptionen mit immuntherapeutischen<br />

Wirksubstanzen beim fortgeschrittenen MCC ein.<br />

Von Dr. Ine Schmale<br />

❙❙<br />

Mit einer Mortalität von etwa 40 Prozent ist das MCC<br />

deutlich aggressiver als das Melanom. Aufgrund der hohen<br />

Mortalität werden intensive Therapien, wie Resektionen,<br />

Radiatio, Infusionen etc, angewendet, die ihrerseits mit einer<br />

hohen Morbidität einhergehen. Einen beachtenswerten<br />

Stellenwert nimmt das MCC auch ein, weil die Inzidenz<br />

seit dem Jahr 2000 um etwa 95 Prozent gestiegen ist, während<br />

in derselben Zeit bei allen soliden Tumoren ein Anstieg<br />

nur um etwa 15 Prozent und beim Melanom um 56<br />

Prozent beobachtet wurde. 1 Dies sei wahrscheinlich auf die<br />

älter werdende Bevölkerung und die Assoziation des MCC<br />

mit einem Alter über 60 bis 70 Jahre zurückzuführen, erklärte<br />

Nghiem.<br />

Abb.1<br />

Gesamtüberleben unter Zweitlinienbehandlung mit<br />

Avelumab im Vergleich zu historischen Daten unter<br />

Chemotherapie<br />

Gesamtüberleben (OS, Prozent)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

50<br />

40<br />

36<br />

20<br />

0<br />

nicht randomisiert<br />

■ Avelumab<br />

■ Cowey 2017<br />

■ Becker 2017<br />

Anti-PDL1<br />

ChemoTx<br />

6 12 18 24 30 36<br />

Zeit nach Behandlungsbeginn (Monate)<br />

Quellen: modifiziert nach Cowey et al., Future Oncol 2017; Becker et al., Oncotarget 2017; Iyer et al., Cancer Med 2016<br />

Gute Voraussetzungen für eine Immuntherapie<br />

Es gibt schon seit Längerem Hinweise darauf, dass beim<br />

MCC immungesteuerte Effekte auftreten. So wurde beispielsweise<br />

bei immunsupprimierten Personen eine um<br />

das 10-Fache erhöhte MCC-Inzidenz verglichen mit der<br />

allgemeinen Bevölkerung gesehen. Bemerkenswert war<br />

auch die Beobachtung, dass MCC-Patienten mit vermehrten<br />

CD8-positiven T-Zellen innerhalb des Tumors eine<br />

bessere Prognose hatten als Patienten ohne oder mit wenigen<br />

intratumoralen CD8-positiven Lymphozyten. 2<br />

Da<br />

das MCC mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer viralen<br />

Karzinogenese durch das Merkelzell-Polyomavirus (MC-<br />

PyV) assoziiert ist, MCPyV-spezifische T-Zellen in Tumor<br />

und Blut aber erschöpft („exhausted“) erscheinen, könnten<br />

Checkpoint-Inhibitoren eine Reaktivierung der T-Zellen<br />

unterstützen. 3<br />

Die therapeutische Blockade der Checkpoints PD-1 und<br />

CTLA4 zeigen beim MCC einen großen Effekt. In Europa<br />

wurde der PD-L1-Antikörper Avelumab auf Basis der Ergebnisse<br />

der JAVELIN-Merkel-200-Studie als Monotherapie<br />

zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem<br />

oder metastasiertem MCC zugelassen. 4 Die einarmige<br />

Phase-II-Studie untersuchte Wirksamkeit und Sicherheit<br />

von Avelumab bei chemorefraktären (Part A) bzw. therapienaiven<br />

MCC-Patienten (Part B). Nghiem verglich die Ergebnisse<br />

zum progressionsfreien Überleben (PFS) der JAVE-<br />

LIN-200-Merkel (Part A)-Studie 4 mit historischen Beobachtungen<br />

zum Therapieerfolg mit Chemotherapien. 5–7<br />

Während<br />

unter den Chemotherapien kein Patient nach einem<br />

Jahr progressionsfrei war, betrug die 1-Jahres-PFS-Rate<br />

unter Avelumab 29 Prozent und die 2-Jahres-PFS-Rate 26<br />

Prozent. Ebenso wurde mit Avelumab eine Gesamtüberlebensrate<br />

(OS) von 50 Prozent nach einem und von 36 Prozent<br />

nach zwei Jahren beobachtet (Abb. 1). Demgegenüber<br />

überlebte im historischen Vergleich kein Patient unter Chemotherapie<br />

ein Jahr. Auch wenn es sich bei der JAVELIN-<br />

200-Merkel-Studie nicht um eine randomisierte Studie gehandelt<br />

habe, sei der Therapievorteil klar erkennbar, so<br />

Nghiem. Eine randomisierte Studie mit Avelumab versus<br />

Chemotherapie sei aufgrund der überzeugenden Datenlage<br />

jetzt nicht mehr durchführbar.<br />

Wirksame PD-1-Inhibition in frühen<br />

Therapielinien<br />

Bezüglich der immuntherapeutischen Erstlinientherapie<br />

wurden mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab in<br />

der Phase-II-Studie KEYNOTE-017 anhaltende Remissionen<br />

induziert. 8 Die Ansprechrate betrug bei den 50<br />

Studienteilnehmern 56 Prozent, mit Komplettremissio-<br />

18 <strong>onko</strong> CC 3/21


Foto: 35007/iStock<br />

nen bei 24 Prozent der Patienten. Mit einer medianen<br />

Nachbeobachtungszeit von 14,9 Monaten war die mediane<br />

Dauer des Ansprechens noch nicht erreicht. Patienten<br />

mit Ansprechen waren in 96 Prozent der Fälle nach<br />

sechs Monaten noch in Remission, in 85 Prozent nach<br />

zwölf Monaten und in 79 Prozent nach 18 und 24 Monaten.<br />

Auch wenn eine Chemotherapie bei etwa einem<br />

Drittel der MCC-Patienten ein Ansprechen bewirke, so<br />

sei dies nicht anhaltend, betonte Nghiem.<br />

In einer retrospektiven Analyse von 62 Patienten verlor<br />

mehr als die Hälfte der Patienten unter Chemotherapie<br />

nach sechs Monaten das Ansprechen. 7 Nach zwölf Monaten<br />

waren noch zwölf Prozent der initial ansprechenden Patienten<br />

in Remission, nach 18 und 24 Monaten sechs Prozent.<br />

Vergleichbar wurden auch OS-Raten von 86 Prozent nach<br />

sechs Monaten unter Pembrolizumab-Erstlinientherapie<br />

gegenüber 70 Prozent im historischen Vergleich festgestellt,<br />

die auf 72 bzw. 44 Prozent nach zwölf Monaten, auf 69 bzw.<br />

20 Prozent nach 24 Monaten und auf 64 bzw. zehn Prozent<br />

nach 36 Monaten auseinanderdrifteten (Abb. 2). 7,8<br />

Die Phase-I/II-Studie CheckMate 358 zur neoadjuvanten<br />

Therapie mit Nivolumab gab Hinweise auf einen weiteren<br />

Aspekt der Immuntherapie, so Nghiem: Bei Patienten mit<br />

einer Tumorreduktion ≥30 Prozent innerhalb der ersten<br />

zwei Zyklen wurde eine OS-Rate von 100 Prozent nach bis<br />

zu 40 Monaten erreicht, während Patienten mit einer Tumorreduktion<br />


World Congress of Melanoma (WCM), European Association of Dermato Oncology Congress (EADO)<br />

BCC & cSCC: Fortschritte<br />

bei den Immuntherapien<br />

Die beiden häufigsten malignen Tumoren der Haut beim mitteleuropäischen Menschen sind das Basalzellkarzinom<br />

(BCC) und das kutane Plattenepithelkarzinom (cSCC). Zwei Vorträge befassten sich mit den therapeutischen<br />

Optionen in der Ära der Immuntherapien.<br />

Von Dr. Ine Schmale<br />

■■Basalzellkarzinom (BCC)<br />

Basalzellkarzinome machen mehr als 80 Prozent<br />

aller epithelialen Hauttumoren aus und entstehen<br />

am häufigsten im Kopf-Hals-Bereich. 1<br />

Risikofaktoren für die Entstehung eines<br />

Basalzellkarzinoms der Haut sind vor<br />

allem die UV-Belastung wie auch die<br />

genetische Disposition. Die Inzidenz<br />

ist seit Jahren stetig ansteigend. Da<br />

Basalzellkarzinome nur an Hautarealen<br />

mit Ausbildung von Haarfollikeln<br />

entstehen können, ist eine<br />

primäre Manifestation an den<br />

Schleimhäuten oder an Handflächen<br />

und Fußsohlen nicht möglich.<br />

Der aktivierte Hedgehog-Signalweg<br />

spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung<br />

des Basalzellkarzinoms und<br />

bietet damit eine therapeutische Zielstruktur.<br />

Rationale für PD-1-Inhibitoren beim BCC.<br />

Die Rationale für die BCC-Behandlung mit PD-<br />

1-gerichteten Checkpoint-Inhibitoren ist gegeben: Das<br />

Basalzellkarzinom der Haut ist die Tumorentität mit der<br />

höchsten Mutationslast. 2 Zudem wurde in einer Untersuchung<br />

von Gewebeproben von BCC-Patienten eine<br />

PD-L1-Expression auf 22 Prozent der Tumorzellen und 82<br />

Prozent der Tumor-infiltrierenden Lymphozyten (TILs)<br />

und assoziierten Makrophagen nachgewiesen. 3<br />

Bei allen<br />

40 in dieser Analyse untersuchten Gewebeproben wurden<br />

TILs oder Lymphozyten im extratumoralen Stroma identifiziert.<br />

Eine PD-1-Expression wurde auf allen Lymphozyten<br />

in der Tumorumgebung festgestellt.<br />

Bezüglich der Behandlung von BCC-Patienten mit PD-<br />

1-Inhibitoren wurden 16 Fallberichte in einer Metaanalyse<br />

zusammengefasst. 4 Die zwischen 2016 und 2020 berichteten<br />

Fälle erreichten eine Komplettremission, acht partielle<br />

Remissionen, fünf stabile Erkrankungen und zwei Patienten<br />

mit Progress unter der Therapie mit Pembrolizumab<br />

(n=13), Nivolumab (n=2) und Cemiplimab (n=1).<br />

Zweitlinientherapie mit Cemiplimab. Eine Phase-II-<br />

Studie untersuchte Cemiplimab bei Patienten mit<br />

lokal fortgeschrittenem BCC (laBCC), die bereits<br />

einen Hedgehog-Inhibitor (HHI) erhalten<br />

hatten. 5<br />

Die Studienteilnehmer<br />

waren im Median 70 Jahre alt. 60 Prozent<br />

der Patienten hatten die HHI-<br />

Therapie aufgrund eines Tumorprogresses<br />

und 40 Prozent aufgrund<br />

von Nebenwirkungen abgebrochen.<br />

Primärer Studienendpunkt<br />

war die Ansprechrate.<br />

Im Ergebnis wurde bei 31 Prozent<br />

der laBCC-Patienten ein Ansprechen<br />

beobachtet, mit einer kompletten<br />

Remission bei sechs Prozent.<br />

Nahezu die Hälfte der Patienten<br />

erreichte zudem eine stabile Erkrankung,<br />

die sich bei vielen der<br />

Patienten verzögert in ein Ansprechen<br />

umwandelte. Wurde ein Ansprechen erreicht,<br />

so war es häufig lang anhaltend, sodass<br />

nach sechs Monaten noch 90,9 Prozent und nach<br />

zwölf Monaten 85,2 Prozent der ansprechenden Patienten<br />

weiterhin in Remission waren. Das mediane progressionsfreie<br />

Überleben (PFS) betrug 19,3 Monate und die<br />

12-Monats-PFS-Rate 56,5 Prozent. Obwohl es sich in der<br />

Studie um ältere Patienten handelte, wurden keine neuen<br />

Sicherheitssignale beobachtet.<br />

In einer Posterpräsentation beim SITC 2020 wurden auch<br />

Ergebnisse von Cemiplimab bei einer zweiten Kohorte,<br />

Patienten mit metastasiertem BCC, präsentiert. 6<br />

21 Prozent<br />

dieser Patienten erreichten ein partielles Ansprechen,<br />

mit z.T. anhaltenden Remissionen.<br />

Erste Erkenntnisse zum Therapiealgorithmus. Es stelle<br />

sich die Frage, ob eine Vorbehandlung gut oder schlecht<br />

für die Checkpoint-Blockade sei, erklärte Prof. Dr. Ralf<br />

Gutzmer, Medizinische Hochschule Hannover. Hinweise<br />

auf einen positiven Effekt der Vorbehandlung wurden in<br />

zwei Untersuchungen gegeben. In einer Analyse der Tu-<br />

Foto: LCBallard/iStock<br />

20 <strong>onko</strong> CC 3/21


morproben von 138 Patienten mit oder ohne Vortherapie<br />

(Resektion, Bestrahlung, systemische Therapie oder topische<br />

Chemotherapie) wurde bei Therapie-naiven Patienten<br />

eine geringere Intensität der PD-L1-Färbung festgestellt<br />

als bei vorbehandelten Patienten. 7 In einer Studie zu<br />

immunologischen Effekten nach vierwöchiger HHI-Behandlung<br />

konnte gezeigt werden, dass nach der Behandlung<br />

häufiger CD4-positive Zellen und eine höhere MHC-<br />

I-Expression vorlag als vor der Behandlung. 8<br />

Zusammenfassend erklärte Gutzmer, dass PD-1-Inhibitoren<br />

für eine Subgruppe der BCC-Patienten eine effektive<br />

Therapie darstellen. Bisher wurde von der EMA noch kein<br />

PD-1-Inhibitor für die Behandlung des BCC zugelassen,<br />

Cemiplimab hat aber bereits die FDA-Zulassung erhalten.<br />

Um die Checkpoint-Inhibitoren optimal einzusetzen,<br />

werden Biomarker zur Vorhersage eines Ansprechens benötigt,<br />

ebenso wie weiterführende Daten, z.B. zur Kombination<br />

oder Sequenz von HHI und PD-1-Inhibitioren,<br />

schloss Gutzmer.<br />

■■Kutanes Plattenepithelkarzinom<br />

Das kutane Plattenepithelkarzinom (cSCC) ist der zweithäufigste<br />

maligne Hauttumor und entwickelt sich durch<br />

kumulative UV-Strahlung. Vorstufen des cSCC sind aufgrund<br />

der UV-geschädigten Haut entstandene aktinische<br />

Keratosen. Die Standardbehandlung des cSCC ist die Operation.<br />

Prof. Dr. Michael Midgen, Houston (USA), diskutierte<br />

beim EADO <strong>2021</strong> den Stellenwert der Immuntherapie<br />

beim metastasierten (mCSCC) oder lokal fortgeschrittenen<br />

(laCSCC) kutanen Plattenepithelkarzinom.<br />

Mit der Zulassung von Cemiplimab zur Behandlung von<br />

Patienten mit mCSCC oder laCSCC, die für eine kurative<br />

Operation oder kurative Strahlentherapie nicht in Betracht<br />

kommen, stellt sich die Frage, ob operiert werden<br />

soll bzw. kann oder ob nicht. Midgen bemerkte, dass bei<br />

aggressiveren oder größeren Läsionen eine Operation für<br />

Patienten in Erwägung gezogen werden kann, wenn der<br />

Patient aufgrund multipler Resektionen nicht bereits operationsmüde<br />

sei, der Tumor nicht in tiefe vitale Strukturen<br />

eingedrungen sei und es klare Tumorabgrenzungen gebe.<br />

Stellenwert der Immuntherapie vs. Operation. Es sollten<br />

allerdings auch die Konsequenzen einer Operation gegen<br />

die Risiken einer Immuntherapie abgewogen werden. Die<br />

Sicherheit, den Tumor komplett zu entfernen, sei nur ein<br />

Teil des Operationserfolgs, mahnte Migden. Es müsse<br />

auch die Morbidität und die Möglichkeit einer erfolgreichen<br />

Rekonstruktion in die Entscheidung zur Operation<br />

einbezogen werden.<br />

Bevor es die Möglichkeit der Checkpoint-Inhibitoren gab,<br />

bedeutete die Entscheidung für die systemische Therapie<br />

das Einräumen einer kurzen Dauer des progressionsfreien<br />

Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS), auch<br />

bei Patienten mit Ansprechen. Mit der Zulassung des PD-<br />

1-gerichteten Checkpoint-Inhibitors Cemiplimab zur Behandlung<br />

des fortgeschrittenen cSCC, dürfe ein besserer<br />

Therapieerfolg erwartet werden, sagte Migden.<br />

Die Rationale für die Behandlung des kutanen SCC mit einer<br />

Immuntherapie ist einerseits aufgrund der hohen Mutationslast<br />

gegeben. 9 Zudem ist die Immunsuppression ein gut<br />

beschriebener Risikofaktor für das Auftreten eines cSCC,<br />

insbesondere bei Patienten mit Organtransplantationen. 10<br />

In der offenen, einarmigen Phase-II-Studie, die zur Zulassung<br />

von Cemiplimab führte, wurde ein Ansprechen bei<br />

„Immune checkpoint<br />

inhibition for<br />

non-melanoma skin<br />

cancer“, Symposium<br />

SY31 im Rahmen des<br />

10 th World Congress<br />

of Melanoma<br />

(WCM), 17 th European<br />

Association of<br />

Dermato Oncology<br />

(EADO) Congress,<br />

virtuell, 16.4.21<br />

44,9 Prozent der eingeschlossenen 78 Patienten mit lokal<br />

fortgeschrittener (Gruppe 1) und 50,8 Prozent der 59 Patienten<br />

mit metastasierter Erkrankung (Gruppe 2) mit 3mg/<br />

kg Cemiplimab (q2w) beobachtet. 11<br />

Von 56 Patienten mit<br />

metastasierter Erkrankung, die 350mg Cemiplimab alle<br />

drei Wochen erhielten (Gruppe 3) – dies ist die in der Zulassung<br />

empfohlene Dosis –, sprachen 42,9 Prozent auf die<br />

Medikation an. Den Patienten war es erlaubt, nach Krankheitsprogress<br />

in der Studie weiter mit Cemiplimab behandelt<br />

zu werden. Wie Migden betonte, zeigten zwar die<br />

meis ten Patienten ein Ansprechen sehr früh im Therapieverlauf,<br />

etwa 20 Prozent der Patienten erreichten aber erst<br />

nach acht bis zehn Monaten ein Ansprechen. Bei den 89<br />

Patienten mit Ansprechen betrug die mediane Zeit bis zur<br />

kompletten Remission 11,2 Monate. 11 Mit einer Nachbeobachtungszeit<br />

von 43 Monaten wurde in einer Posterpräsentation<br />

beim EADO <strong>2021</strong> bestätigt, dass Patienten unter<br />

einer längeren Therapiedauer die Chance erhalten, auch<br />

noch nach drei Jahren eine komplette Remission zu erreichen.<br />

12 Die 2-Jahres-Rate anhaltender Remissionen betrug<br />

laut dieser letzten Auswertung 72,8 Prozent. Das mediane<br />

PFS lag bei 18,4 Monaten für Gruppe 1, 18,5 Monaten für<br />

Gruppe 2 und 21,7 Monaten in Gruppe 3. Der Median bezüglich<br />

des OS war noch nicht erreicht.<br />

In der Phase-II-Studie KEYNOTE-629 wurde auch Pembrolizumab<br />

als Monotherapie für die Behandlung des lokal<br />

fortgeschrittenen oder rezidivierten und metastasierten<br />

kutanen SCC untersucht. 13 Hier bestand das Studienklientel<br />

zu 86,7 Prozent aus Patienten, für die Pembrolizumab die<br />

Zweitlinientherapie darstellte. Es wurde laut einem beim<br />

EADO präsentierten Update ein Ansprechen bei insgesamt<br />

40,3 Prozent und eine Krankheitskontrolle bei 56,6 Prozent<br />

der Studienteilnehmer erreicht. 14 In den USA hat Pembrolizumab<br />

die Zulassung in der rezidivierten/metastasierten<br />

Situation für Patienten, die durch Resektion oder Radiatio<br />

nicht potenziell heilbar sind, bereits erhalten.<br />

Neoadjuvante, adjuvante und intratumorale Strategien mit<br />

Checkpoint-Inhibitoren werden in verschiedenen Studien<br />

untersucht und könnten weitere Fortschritte gegenüber der<br />

alleinigen Operation bringen, erklärte Midgen. Denn auch<br />

wenn der Arzt mit dem Ergebnis einer Operation zufrieden<br />

sei, müsse dies nicht notwendigerweise auch für den Patienten<br />

gelten – insbesondere bei größeren Läsionen im Gesicht<br />

oder im Kopfbereich. Midgen gab seinen Kollegen als<br />

Tipp für die Praxis mit auf den Weg, dass auch wenn sich<br />

eine Läsion unter einer Immuntherapie zunächst wie bei<br />

einem Progress entwickle, es sich um einen Pseudoprogress<br />

handeln und später abheilen könne.<br />

❙<br />

1 AWMF online: S2k-Leitlinie <strong>03</strong>2-021 „Basalzellkarzinom der Haut“,<br />

Version 2017/2018<br />

2 Chalmers ZR et al., Genome Med 2017; 9:34<br />

3 Lipson EJ et al., J Immunother Cancer 2017; 5:23<br />

4 Choi FD et al., J Am Acad Dermatol 2020; 82:40–459<br />

5 Stratigos A et al., ESMO 2020, Abstr. #LBA47<br />

6 Lewis K et al., SITC 2020, Abstr. #428<br />

7 Chang J et al., JAMA Dermatol 2017; 153:285–290<br />

8 Otsuka A et al., Clin Cancer Res 2015; 21:1289–1297<br />

9 Pickering CR et al., Clin Cancer Res 2014; 15:6582–6592<br />

10 Euvrard E et al., N Engl J Med 20<strong>03</strong>; 348:1681–1691<br />

11 Rischin D et al., ASCO 2020, Abstr. #10018<br />

12 Rischin D et al., EADO <strong>2021</strong>, Abstr. #P-236<br />

13 Grob JJ et al., J Clin Oncol 2020; 38:2916–2925<br />

14 Grob JJ et al., EADO <strong>2021</strong>, Abstr. #P-237<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

21


European CAR T-Cell Meeting<br />

CAR-T-Zellen und BiTE:<br />

ein Kopf-an-Kopf-Rennen<br />

Sowohl CAR-T-Zellen als auch bi-spezifische T-Zell-Engager (BiTE) sind für Patienten mit<br />

verschiedenen hämatologischen Erkrankungen zugelassen. Beide Therapien haben<br />

ihre Vor- und Nachteile hinsichtlich Herstellung, Sicherheit und Outcome. Aber<br />

was ist nun besser – CAR-T oder BiTE? Dies haben zwei Onkologinnen<br />

diskutiert. Und kommen zu unterschiedlichen Resultaten.<br />

Von Dr. Miriam Sonnet<br />

❙❙<br />

Die Medikamente haben dasselbe Ziel, bedienen<br />

sich aber unterschiedlicher Mechanismen:<br />

Sowohl chimäre Antigenrezeptor (CAR)-T-Zellen<br />

als auch bi-spezifische T-Zell-Engager (BiTE) dirigieren<br />

zytotoxische T-Zellen zu spezifischen Oberflächenproteinen<br />

auf Krebszellen. Der BiTE Blinatumomab<br />

ist ein CD3-rekrutierendes bi-spezifisches<br />

Antikörper-Konstrukt, das sich gegen CD19 auf<br />

B-Zellen richtet. Es dient somit als Adaptermolekül<br />

zwischen T- und B-Zellen.<br />

CAR-T wiederum werden aus T-Zellen hergestellt<br />

und genetisch so verändert, dass sie chimäre Antigenrezeptoren<br />

auf ihrer Oberfläche exprimieren.<br />

In ihren Vorträgen gingen Prof. Dr. Marion Subklewe,<br />

LMU Klinikum München, und Prof. Dr.<br />

Catherine Thieblemont, Hôpital Saint-Louis –<br />

Université de Paris, auf Vor- und Nachteile der<br />

beiden Therapien sowie auf neue Entwicklungen ein.<br />

Das spricht für BiTE<br />

Subklewe tendierte eher zu den BiTE und begann ihren<br />

Vortrag mit den Limitationen von CAR-T-Zellen. Eine sei<br />

die lange Zeitspanne von 17 bis 54 Tagen zwischen erstem<br />

Patientenkontakt und der eigentlichen Therapie. In der<br />

TRANSCEND-Studie erhielten 50 der 344 Teilnehmer keine<br />

Infusion – hauptsächlich aufgrund von Krankheitsprogressionen<br />

und Todesfällen. Außerhalb von Studien kann<br />

die Zeit bis zur Behandlung sogar noch länger sein, betonte<br />

die Expertin. Zudem wurde in fast allen CAR-T-Zell-<br />

Studien über Out-of-Specification-Produkte – d.h. solche,<br />

die nicht den Spezifikationen der FDA entsprechen – berichtet,<br />

die mitunter das Ansprechen verringern können.<br />

Diese Nachteile seien bei den BiTE nicht gegeben, denn<br />

Bei den BiTE handle es sich um ein gebrauchsfertiges<br />

Medikament ohne Variabilitäten in der<br />

Herstellung.<br />

dabei handle es sich um ein<br />

gebrauchsfertiges Medikament ohne<br />

Variabilitäten in der Herstellung.<br />

Auch hinsichtlich der Sicherheit hätten die BiTE einige<br />

Vorteile zu bieten. In der TOWER-Studie ähnelten sich<br />

beispielsweise die Raten neurologischer Komplikationen<br />

von mindestens Schweregrad 3 mit 9,4 vs. 8,3 Prozent<br />

zwischen Blinatumomab und einer Chemotherapie.<br />

Zytokinfreisetzungssyndrome (CRS) hingegen waren mit<br />

4,9 vs. 0 Prozent etwas häufiger. 1 Im Gegensatz dazu traten<br />

CRS von mindes tens Schweregrad 3 in drei CAR-T-<br />

Zell-Studien bei zwei bis 22 Prozent der Patienten auf.<br />

Neurotoxizitäten (mind. Grad 3) wurden bei zehn bis 32<br />

Prozent der Teilnehmer beobachtet. Allerdings müsse<br />

bedacht werden, dass die verschiedenen Studien unterschiedliche<br />

Grading-Skalen nutzten, so Subklewe. Weiterhin<br />

gebe es unter CAR-T-Zell-Therapien mehr hämatologische<br />

Toxizitäten wie Neutropenien als unter BiTE,<br />

berichtete die Referentin.<br />

Diese Nachteile sind in Relation zur Wirksamkeit zu setzen.<br />

In der TOWER-Studie erreichten rund 44 Prozent<br />

der Patienten mit rezidivierter/refraktärer akuter lymphatischer<br />

Leukämie unter einer BiTE-Therapie eine<br />

komplette Remission mit einer vollständigen, partiellen<br />

Foto: MicroStockHub/iStock<br />

22 <strong>onko</strong> CC 3/21


oder inkompletten hämatologischen Erholung (CR/<br />

CRh/CRi). Das Gesamtüberleben war im Prüfarm mit 7,7<br />

Monaten vs. vier Monate signifikant länger als in der<br />

Kontrolle und die Studie wurde aufgrund der guten Ergebnisse<br />

frühzeitig beendet.<br />

In der ELIANA-Studie, in die junge rezidivierte/refraktäre<br />

ALL-Patienten eingeschlossen worden waren, betrug<br />

die CR/CRi-Rate nach drei Monaten wiederum 81 Prozent.<br />

Median lebten die Erkrankten 19,1 Monate. 2<br />

Subklewe<br />

betonte, dass die Patienten der TOWER-Studie mit<br />

etwas mehr als 40 Jahren vs. 11 Jahre wesentlich älter<br />

waren als in ELIANA. In einer Studie mit Erwachsenen<br />

im medianen Alter von 44 Jahren, die ein CD28-CAR-T-<br />

Konstrukt erhalten hatten, betrug das Gesamtüberleben<br />

wiederum 12,9 Monate. 3<br />

Das spricht für CAR-T-Zellen<br />

CAR-T-Zellen wiederum befürwortet Thieblemont.<br />

Die Limitation der langsamen Herstellung könne zukünftig<br />

umgangen werden, denn es sei mittlerweile<br />

teilweise möglich, diese innerhalb eines Tages zu<br />

produzieren. Gegenüber den BiTE bieten die CAR-<br />

T den Vorteil einer einmaligen Infusion und sie<br />

benötigen keine Ramp-up-Phase, also eine<br />

schrittweise Dosissteigerung. Weiterhin sei die<br />

Wirksamkeit beeindruckend: Die Gesamtansprechraten<br />

bei Patienten mit rezidivierten/refraktären<br />

Lymphomen reichen in verschiedenen<br />

Studien von 52 bis 83 Prozent. Auch die Daten<br />

zum Gesamtüberleben (OS) seien beachtlich. Beispielsweise<br />

betrug die OS-Rate nach einem Jahr<br />

der JULIET-Studie 49 Prozent bei allen Teilnehmern<br />

und 90 Prozent bei Patienten mit komplettem<br />

Ansprechen. 4<br />

Ähnlich gute Ergebnisse liefern<br />

Real-Life-Daten, berichtete Thieblemont .<br />

In Frankreich ließen sich Ein-Jahres-Raten von<br />

67 Prozent beobachten.<br />

Die CAR-T bieten den Vorteil einer einmaligen<br />

Infusion und sie benötigen keine Ramp-up-Phase.<br />

Die Expertin sprach weiterhin über künftige Verbesserungen,<br />

die hinsichtlich der CAR-T-Zell-Therapie zu erwarten<br />

seien. Als Beispiel nannte sie die Qualität der T-<br />

Zellen zum Zeitpunkt der Apherese: Diese könne die<br />

Ex-vivo-Expansion beeinflussen. Zurzeit wird in drei<br />

Studien geprüft, ob eine frühere Sammlung der CAR-T<br />

schon während der Zweitlinientherapie das Produkt verbessert.<br />

Weiterhin gebe es weiterentwickelte Konstrukte, z.B. solche<br />

der dritten und vierten Generation. Die der dritten<br />

enthalten zwei kostimulatorische Domänen: CD28 und<br />

OX40 oder 4-1BB. CAR-T der vierten Generation werden<br />

„T cells redirected for antigen-unrestricted cytokine-initiated<br />

killing“, kurz TRUCK, genannt. Sie beinhalten neben<br />

einer intrazellulären kostimulatorischen Domäne<br />

Genkassetten für Zytokine.<br />

Interessante Daten stammen auch aus der Phase-I-Studie<br />

Alexander, in der Forscher eine duale CD19/CD22-<br />

CAR-T-Zell-Therapie mit Pembrolizumab beim rezidivierten/refraktären<br />

diffus großzelligen B-Zell-Lymphom<br />

prüften. Die Ansprechrate betrug 65 und 51 Prozent der<br />

Teilnehmer erreichten eine komplette Remission. 16 der<br />

22 Erkrankten zeigten keine Progression. 5<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend seien sowohl CAR-T als auch BiTE<br />

innovative Therapien, mit denen Lymphome und andere<br />

maligne Erkrankungen erfolgreich behandelt werden<br />

können, sagte Prof. Thieblemont . Zukünftig müssen Biomarker<br />

identifiziert werden, die voraussagen, welche<br />

Patienten mehr von CAR-T und welche mehr von BiTE<br />

profitieren, schloss Subklewe.<br />

❙<br />

Übersicht zu BiTE und CAR-T-Zellen<br />

FDA-Zulassung<br />

EMA-Zulassung<br />

BiTE<br />

Blinatumomab: pädiatrische und<br />

erwachsene Patienten mit<br />

r/r akuter ALL, MRD+ ALL<br />

(erste oder zweite Remission)<br />

Blinatumomab: pädiatrische<br />

(>1 Jahr) Patienten mit r/r Ph- ALL<br />

und Erwachsene mit r/r ALL,<br />

Erwachsene mit MRD+ Ph- ALL<br />

(erste oder zweite Remission)<br />

CAR-T-Zellen<br />

Applikation kontinuierliche Infusion für 28 Tage einmalig per Infusion<br />

• Axicabtagen-Ciloleucel: Erwachsene mit r/r großzelligem<br />

B-Zell-Lymphom nach zwei oder mehr systemischen T herapien,<br />

darunter Patienten mit DLBCL oder PMBCL<br />

• Tisagenlecleucel: Patienten mit r/r ALL unter 26 Jahren,<br />

Erwachsene mit r/r DLBCL nach mehr als zwei Therapielinien<br />

• Brexucabtagen Autoleucel: Erwachsene mit r/r MCL nach<br />

zwei oder mehr systemischen Therapien<br />

• Idecabtagen Vicleucel: Erwachsene mit r/r MM nach vier oder<br />

mehr systemischen Therapien<br />

• Axicabtagen-Ciloleucel: Erwachsene mit r/r DLBCL oder<br />

PMBCL nach zwei oder mehr systemischen Therapien<br />

• Tisagenlecleucel: s.o.<br />

• Brexucabtagen Autoleucel: s.o.<br />

Verfügbarkeit gebrauchsfertig 17 bis 54 Tage nach CAR-T-Transfusion<br />

r/r = rezidiviert/refraktär; ALL = akute lymphatische Leukämie; MM = Multiples Myelom; MRD = minimale Resterkrankung;<br />

Ph = Philadelphia-Chromosom; DLBCL = diffus großzelliges B-Zell-Lymphom; PMBCL = primär mediastinales großzelliges B-Zell-Lymphom,<br />

MCL = Mantelzell-Lymphom<br />

1 Kantarjian H et al.,<br />

N Engl J Med 2017;<br />

376:836–847<br />

2 Maude SL et al.,<br />

N Engl J Med 2018;<br />

378:439–448<br />

3 Park JH et al.,<br />

N Engl J Med 2018;<br />

378:449–459<br />

4 Schuster SJ et al.,<br />

N Engl J Med 2019;<br />

380:45–56<br />

5 Ramakrishnan A et<br />

al., 62. ASH Annual<br />

Meeting (virtual);<br />

Abstract 600<br />

Session V,<br />

3 rd European<br />

CAR T-Cell<br />

Meeting, virtuell,<br />

4.–6.2.21<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

23


zulassungen<br />

Zulassung als Erstlinientherapie für Cabozantinib/Nivolumab<br />

Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom<br />

Die Zulassungen für den VEGFR-Tyrosinkinaseinhibitor<br />

(TKI) Cabozantinib und den<br />

Immuncheckpoint-Inhibitor Nivolumab<br />

wurden erweitert. Beide Medikamente hatten<br />

bereits Zulassungen in der Zweitlinientherapie<br />

des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms.<br />

Nun wurde die Kombination<br />

Cabozantinib/Nivolumab als Erstlinientherapie<br />

zugelassen. Basis ist die Head-to-<br />

Head-Studie CheckMate-9ER.<br />

Studiendesign. Die offene Phase-III-Studie<br />

(NCT<strong>03</strong>141177) verglich die Kombination<br />

Cabozantinib/Nivolumab mit der Standardtherapie<br />

Sunitinib bei 651 nicht vorbehandelten<br />

Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom.<br />

Die Patienten erhielten 1:1<br />

randomisiert entweder durchgehend einmal<br />

täglich 40mg Cabozantinib und zusätzlich<br />

240mg Nivolumab alle zwei Wochen<br />

oder 50mg Sunitinib einmal täglich für vier<br />

Wochen in 6-Wochen-Zyklen (jeweils zwei<br />

Wochen Therapiepause pro Zyklus).<br />

Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie<br />

Überleben (PFS) in der unabhängigen<br />

Auswertung. Sekundäre Endpunkte<br />

waren Gesamtüberleben (OS), objektive Ansprechrate<br />

(ORR) sowie Sicherheit.<br />

Ergebnisse. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit<br />

von 18,1 Monaten zeigte<br />

sich eine Verdopplung des PFS von 8,3 auf<br />

16,6 Monate (HR 0,51; p


Bedingte Zulassung für Dostarlimab<br />

Endometriumkarzinom<br />

FGFR-2-positives<br />

Cholangiokarzinom<br />

Endometriumkarzinome (EC) weisen von<br />

allen soliden Tumoren den höchsten Anteil<br />

von Tumoren mit Mismatch-Reparatur-Defizienz/hoher<br />

Mikrosatelliteninstabilität<br />

(dMMR/MSI-H) auf. Aufgrund der daraus<br />

resultierenden hohen Tumormutationslast<br />

ist ein gutes Ansprechen auf Immuncheckpoint-Inhibitoren<br />

zu erwarten. Die Europäische<br />

Kommission erteilte vor Kurzem dem<br />

Anti-PD1-Antikörper Dostarlimab eine bedingte<br />

Zulassung als Monotherapie beim<br />

rezidivierten oder fortgeschrittenen EC mit<br />

dMMR/MSI-H-Nachweis, das während oder<br />

nach einer vorangegangenen platinhaltigen<br />

Kombinationstherapie vorangeschritten ist.<br />

Die Entscheidung wird mit den Daten der<br />

noch laufenden Phase-I/IIB-Studie GAR-<br />

NET (NCT02715284) begründet.<br />

Studiendesign. Die offene einarmige Studie<br />

GARNET schloss im Phase-IIB-Teil fünf<br />

Erweiterungskohorten ein, darunter in Kohorte<br />

A1 104 vorbehandelte EC-Patientinnen<br />

mit dMMR/MSI-H-Tumoren. Dostarlimab<br />

wurde für vier Dosen zu je 500mg<br />

alle drei Wochen i.v. gegeben, danach in<br />

einer Dosierung von 1.000mg alle sechs<br />

Wochen. Primäre Endpunkte waren die objektive<br />

Ansprechrate (ORR) nach RECISTv1.<br />

1 in der verblindeten zentralen Auswertung<br />

und die Ansprechdauer (DOR). 1<br />

Ergebnisse. Nach einem medianen Follow-up<br />

von 11,2 Monaten betrug die ORR<br />

42,3 Prozent, darunter 12,7 Prozent vollständige<br />

Remissionen. 1<br />

Mit einer längeren<br />

Nachbeobachtung von 16,3 Monaten in<br />

einem erweiterten Patientinnenkollektiv<br />

(n=108) wird eine ORR von 43,5 Prozent<br />

und eine Krankheitskontrollrate (vollständige/partielle<br />

Remissionen und Krankheitsstabilisierungen)<br />

von 55,6 Prozent angegeben.<br />

Die mediane DOR wurde nicht erreicht<br />

(2,6+ bis 28,1+ Monate). Die Wahrscheinlichkeit,<br />

ein Ansprechen nach sechs Monaten<br />

und zwölf Monaten aufrechtzuerhalten,<br />

betrug 97,9 bzw. 90,9 Prozent. 2<br />

In der Sicherheitspopulation aller an der<br />

Studie teilnehmenden Patientinnen (n=515)<br />

traten vor allem immunvermittelte Nebenwirkungen<br />

auf, am häufigsten Anämie, Kolitis<br />

und Diarrhoe. Schwerwiegende Nebenwirkungen<br />

traten bei 8,7 Prozent der Patientinnen<br />

auf. 2<br />

Fazit. Mit Dostarlimab steht eine gut verträgliche<br />

und wirksame neue Therapieoption für<br />

das mit Chemotherapie vorbehandelte EC<br />

mit dMMR/MSI-H zur Verfügung. Die kürzlich<br />

aktualisierte Guideline trägt dem bereits<br />

Rechnung und fordert bei allen Endometriumkarzinomen<br />

die Bestimmung des dMMR-/<br />

MSI-H-Tumorstatus mit einer validierten<br />

Methode wie IHC, PCR oder NGS. 3<br />

1 Oaknin A et al.: Clinical Activity and Safety of the<br />

Anti-Programmed Death 1 Monoclonal Antibody<br />

Dostarlimab for Patients With Recurrent or Advanced<br />

Mismatch Repair-Deficient Endometrial Cancer.<br />

JAMA Oncol 2020; 6(11):1766–1772<br />

2 Fachinformation Dostarlimab<br />

3 Concin N et al.: ESGO/ESTRO/ESP guidelines for<br />

the management of patients with endometrial<br />

carcinoma; Int J Gynecol Cancer <strong>2021</strong>; 31:12–39<br />

Der FGFR-Tyrosinkinaseinhibitor Pemigatinib<br />

wurde zur Therapie von vorbehandelten<br />

Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem<br />

oder metastasiertem Cholangiokarzinom<br />

mit Rearrangement oder<br />

Fusion des Fibroblasten-Wachstumsfaktors<br />

2 (FGFR2) zugelassen. Die EMA entschied<br />

aufgrund der Daten aus der Phase-<br />

II-Studie FIGHT-202. Die einarmige multizentrische<br />

Studie (NCT02924376) schloss<br />

Cholangiokarzinom-Patienten mit dokumentiertem<br />

FGFR-Status ein.<br />

In der 108 Patienten umfassenden Kohorte<br />

A mit FGFR2-Fusionen oder Rearrangements<br />

(Update mit längerem Follow-up<br />

laut Fachinformation) betrug die<br />

ORR 37 Prozent und die mediane Ansprechdauer<br />

acht Monate gemäß unabhängiger<br />

radiologischer Auswertung.<br />

Pemigatinib wurde gut vertragen. Berichtete<br />

Nebenwirkungen waren Veränderungen<br />

des Phosphatspiegels in beide<br />

Richtungen, Seh- und Augenprobleme<br />

sowie erhöhte Kreatininspiegel.<br />

Pemigatinib bewirkte eine hohe Rate an<br />

dauerhaften Remissionen. Die Zulassung<br />

ist der erste Fortschritt seit Jahrzehnten<br />

in einem Setting, in dem es keine<br />

wirksame Standardtherapie gab. Mit<br />

Pemigatinib steht nun die erste zielgerichtete<br />

Therapie für diese Patientengruppe<br />

zur Verfügung.<br />

American Academy of Neurology 59 th<br />

Abou-Alfa GK et al.: Pemigatinib for previously<br />

treated, locally advanced or metastatic cholangiocarcinoma:<br />

a multicentre, open-label, phase 2 study;<br />

Lancet Oncol 2020; 21(5):671–684<br />

Fachkurzinformationen<br />

Pelgraz ▼ 6 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze / in einem Fertiginjektor. Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen<br />

sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt 4.8. der Fachinformation. Bezeichnung des Arzneimittels: Pelgraz 6 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze. Pelgraz<br />

6 mg Injektionslösung in einem Fertiginjektor. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Pelgraz 6 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze: Jede Fertigspritze enthält 6 mg Pegfilgrastim* in 0,6 ml Injektionslösung. Basierend auf dem Proteinanteil,<br />

beträgt die Konzentration 10 mg/ml**. Pelgraz 6 mg Injektionslösung in einem Fertiginjektor: Jeder Fertiginjektor enthält 6 mg Pegfilgrastim* in 0,6 ml Injektionslösung. Basierend auf dem Proteinanteil, beträgt die Konzentration 10 mg/ml**. * Pegfilgrastim wird<br />

mittels rekombinanter DNA-Technologie aus Escherichia coli und nachfolgender Konjugation mit Polyethylenglykol (PEG) hergestellt. ** Die Konzentration beträgt 20 mg/ml, wenn der PEG-Anteil eingerechnet wird. Die Stärke dieses Arzneimittels sollte nicht mit<br />

der Stärke anderer pegylierter oder nicht-pegylierter Proteine der gleichen therapeutischen Klasse verglichen werden. Sonstige(r) Bestandteil(e) mit bekannter Wirkung: Jede Fertigspritze oder jeder Fertiginjektor enthält 30 mg Sorbitol (E 420). Anwendungsgebiete:<br />

Zur Verkürzung der Dauer von Neutropenien sowie zur Verminderung der Häufigkeit neutropenischen Fiebers bei erwachsenen Patienten, die wegen einer malignen Erkrankung mit zytotoxischer Chemotherapie behandelt werden (mit Ausnahme von<br />

chronisch-myeloischer Leukämie und Myelodysplastischem Syndrom). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumacetat*; Sorbitol (E 420); Polysorbat 20; Wasser für<br />

Injektionszwecke. * Natriumacetat wird durch Titration von Essigsäure 99 % mit Natriumhydroxid gebildet. Inhaber der Zulassung: Accord Healthcare S.L.U., World Trade Center, Moll de Barcelona, s/n, Edifici Est 6ª planta, 08<strong>03</strong>9 Barcelona, Spanien. Kontakt in<br />

Österreich: Accord Healthcare GmbH, Oberndorfer Straße 35/1, 5020 Salzburg, Österreich. Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunstimulanzien, Koloniestimulierende Faktoren; ATC-Code: L<strong>03</strong>AA13. Pelgraz ist ein biologisch<br />

/ biotechnologisch hergestelltes Arzneimittel, das im Wesentlichen einem bereits zugelassenen Arzneimittel gleicht. Ausführliche Informationen sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www.ema.europa.eu verfügbar. Datum der<br />

Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung: Datum der Erteilung der Zulassung: 21. September 2018. Stand der Information: Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittelagentur http://<br />

www.ema. europa.eu verfügbar. Weitere Angaben zu Darreichungsform, Dosierung und Art der Anwendung, besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen<br />

Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologische Eigenschaften, pharmazeutische<br />

Angaben, Inkompatibilitäten, Dauer der Haltbarkeit, besonderen Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung, Art und Inhalt des Behältnisses, besonderen Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung, und besonderen Vorsichtsmaßnahmen für<br />

die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

YERVOY 5 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Mittel, monoklonale Antikörper. ATC-Code: L01XC11. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jeder ml des Konzentrats<br />

enthält 5 mg Ipilimumab. Eine 10 ml Durchstechflasche enthält 50 mg Ipilimumab. Eine 40 ml Durchstechflasche enthält 200 mg Ipilimumab. Ipilimumab ist ein vollständig humaner Anti-CTLA-4-Antikörper (IgG1κ), der mittels rekombinanter DNA-Technologie<br />

aus Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters gewonnen wird. SONSTIGE BESTANDTEILE MIT BEKANNTER WIRKUNG: Jeder ml Konzentrat enthält 0,1 mmol Natrium, was 2,30 mg Natrium entspricht. Sonstige Bestandteile: Trometamolhydrochlorid (2-Amino-<br />

2-hydroxymethyl-1,3-propandiol-hydrochlorid), Natriumchlorid, Mannitol (E421), Pentetsäure (Diethylen-triaminpentaessigsäure), Polysorbat 80, Natriumhydroxid (zum Einstellen des pH-Werts), Salzsäure (zum Einstellen des pH-Werts), Wasser für Injektionszwecke.<br />

ANWENDUNGSGEBIETE: Melanom: YERVOY ist als Monotherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren oder metastasierten) Melanoms bei Erwachsenen und Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren indiziert (für weitere Informationen<br />

siehe die Fachinformation Abschnitt 4.4). YERVOY ist in Kombination mit Nivolumab bei Erwachsenen für die Behandlung des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren oder metastasierten) Melanoms indiziert. Im Vergleich zur Nivolumab-Monotherapie wurde in der<br />

Kombination Nivolumab mit Ipilimumab nur bei Patienten mit niedriger Tumor-PD-L1-Expression ein Anstieg des progressionsfreien Überlebens (progression-free survival, PFS) und des Gesamtüberlebens (overall survival, OS) gezeigt (siehe die Fachinformation<br />

Abschnitte 4.4 und 5.1). Nierenzellkarzinom (renal cell carcinoma, RCC): YERVOY ist in Kombination mit Nivolumab für die Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms bei Erwachsenen mit intermediärem/ungünstigem Risikoprofil indiziert (siehe die<br />

Fachinformation Abschnitt 5.1). Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (non-small cell lung cancer, NSCLC): YERVOY ist in Kombination mit Nivolumab und 2 Zyklen platinbasierter Chemotherapie für die Erstlinientherapie des metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms<br />

(NSCLC) bei Erwachsenen, deren Tumoren keine sensitivierende EGFR-Mutation oder ALK-Translokation aufweisen, indiziert. GEGENANZEIGEN: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 (der Fachinformation) genannten<br />

sonstigen Bestandteile. INHABER DER ZULASSUNG: Bristol-Myers Squibb Pharma EEIG, Plaza 254, Blanchardstown Corporate Park 2, Dublin 15, D15 T867, Irland. Kontakt in Österreich: Bristol-Myers Squibb GesmbH, Wien, Tel. +43 1 60143 -0<br />

VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT: NR, apothekenpflichtig. STAND: 01/<strong>2021</strong>. Weitere Angaben, insbesondere zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln oder sonstige<br />

Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

25


zulassungen<br />

Zulassungserweiterung für Atezolizumab<br />

Erstlinie beim NSCLC<br />

Für den Anti-PD-L1-Antikörper Atezolizumab<br />

wurde die Indikation erweitert.<br />

Basierend auf der IMpower-110-Studie<br />

(NCT02409342) kann der Immuncheckpoint-Inhibitor<br />

nun auch als Monotherapie<br />

bei NSCLC-Patienten in der Erstlinie eingesetzt<br />

werden. Voraussetzung ist der Nachweis<br />

einer hohen PD-L1-Expression und<br />

Abwesenheit von EGFR- bzw. ALK-Aberrationen.<br />

Als hohe PD-L1-Expression ist der immunhistochemische<br />

Nachweis auf ≥50% der Tumorzellen<br />

oder positiv gefärbte Immunzellen<br />

auf ≥10% der Tumorfläche mit dem<br />

SP142-Assay definiert (TC3, IC3).<br />

Studiendesign. Die Phase-III-Studie verglich<br />

Atezolizumab-Monotherapie mit einer<br />

platinbasierten Standard-Chemotherapie<br />

bei 572 therapienaiven NSCLC-Patienten<br />

im Stadium IV. Eingeschlossen<br />

wurden Patienten mit PD-L1-positiven Tumoren<br />

jeglicher Histologie (≥1% PD-L1<br />

[TC1/IC1]). Die Probanden erhielten 1:1<br />

randomisiert entweder Cis- oder Carboplatin<br />

kombiniert mit Pemetrexed (nicht-squamöse<br />

Tumore) oder Gemcitabin (squamöse Checkpoint-Inhibitor zu erwarten; es gab<br />

Das Sicherheitsprofil war wie für einen<br />

Tumore) oder Atezolizumab-Monotherapie.<br />

Primärer Endpunkt war das Gesamt-<br />

traten im Atezolizumab-Arm weniger the-<br />

keine neuen Sicherheitssignale. Insgesamt<br />

überleben (OS), das in einer hierarchischen rapiebedingte Grad-3/4-Nebenwirkungen<br />

Analyse der Intention-to-Treat-Population auf als im Chemotherapiearm (12,9 vs.<br />

zuerst in der Gruppe mit hoher PD-L1-Expression<br />

unter Ausschluss von EGFR- oder<br />

44,1%).<br />

ALK-mutierten Tumoren ermittelt wurde Fazit. Für die Gruppe von NSCLC-Patienten<br />

mit hoher PD-L1-Expression und oh-<br />

(TC3/IC3-Wildtyp [WT]; n=205). 1<br />

ne Treibermutation bietet Atezolizumab<br />

Ergebnisse. In der TC3/IC3-WT-Subgruppe<br />

war das mediane OS mit Atezolizumab Dosierung alle ein, zwei oder drei Wochen.<br />

eine wirksame Therapieoption mit flexibler<br />

gegenüber Chemotherapie um 7,1 Monate Gleichzeitig ist die Verträglichkeit besser<br />

verlängert (20,2 versus 13,1 Monate; HR als bei der Standard-Chemotherapie.<br />

0,59; p=0,0106). 1<br />

In einer exploratorischen Folgeanalyse mit<br />

einer medianen Nachbeobachtungszeit 1 Herbst RS et al.: Atezolizumab for first-line treatment<br />

von 31,1 Monaten wurde die Überlegenheit of PD-L1-selected patients with NSCLC;<br />

von Atezolizumab bestätigt: In der TC3/ N Engl J Med 2020: 383:1328–1339<br />

IC3-WT-Subgruppe lag das mediane OS mit Supplementary Appendix<br />

unverändert bei 20,2 Monaten versus 14,7 2 Herbst RS et al.: IMpower110: updated OS analysis of<br />

Monate im Chemotherapiearm (HR 0,76). atezolizumab vs platinum-based chemotherapy as<br />

Die 12-Monats-Überlebensraten betrugen first-line treatment in PD-L1–selected NSCLC;<br />

66,1 versus 52,3 Prozent. 2 WCLC 2020; Poster FP13.<strong>03</strong><br />

Bedingte Zulassung für Selinexor<br />

Neues Wirkprinzip beim r/rMM<br />

Selinexor ist ein Inhibitor des Kernexports,<br />

der selektiv Exportin-1 (XPO-1) hemmt.<br />

Die XPO-Hemmung führt zur Akkumulation<br />

von Tumorsuppressor-Proteinen im<br />

Zellkern und löst Zellzyklusarrest und<br />

Apoptose aus. Selinexor führt damit ein<br />

neues Wirkprinzip in den Therapiealgorithmus<br />

des rezidivierten/refraktären multiplen<br />

Myeloms (r/rMM) ein.<br />

Selinexor wurde in Kombination mit Dexamethason<br />

nach vier Vortherapielinien zugelassen.<br />

Diese schließen mindestens zwei<br />

Proteasom-Inhibitoren, zwei immunmodulatorische<br />

Medikamente und einen monoklonalen<br />

Anti-CD38-Antikörper ein.<br />

Grundlage für die Zulassung ist die einarmige<br />

Studie STORM.<br />

Studiendesign. Die Phase-IIb-Studie STORM<br />

(NCT02336815) schloss im zweiten Abschnitt<br />

122 massiv vorbehandelte r/rMM-Patienten<br />

ein (123 Patienten in der Sicherheitspopulation),<br />

darunter 53 Prozent mit Hochrisikozytogenetischen<br />

Aberrationen. Das Durchschnittsalter<br />

der Patienten betrug 65 Jahre<br />

und sie hatten median sieben Vor therapien<br />

und median zehn Anti-Myelom-Medikationen<br />

erhalten.<br />

Vortherapien waren mit Bortezomib, Carfilzomib,<br />

Lenalidomid, Pomalidomid, Daratumumab<br />

sowie mit Alkylantien.<br />

Insgesamt 96 Prozent der Patienten waren<br />

refraktär gegen den jeweils potentesten Vertreter<br />

einer Substanzklasse (Carfilzomib,<br />

Pomalidomid, Daratumumab). Diese „triple<br />

class“ refraktären Patienten erhielten nun<br />

Selinexor (80mg) und Dexamethason<br />

(20mg) zweimal wöchentlich.<br />

Die primäre Wirksamkeitsanalyse basiert<br />

auf einer modifizierten Intention-to-Treat-<br />

Population von 83 penta-refraktären Patienten<br />

(Bortezomib, Carfilzomib, Lenalidomid,<br />

Pomalidomid und Daratumumab).<br />

Primärer Endpunkt war die ORR (partielles<br />

Ansprechen oder besser) in einer unabhängigen<br />

Auswertung.<br />

Ergebnisse. Ein partielles Ansprechen<br />

oder besser wurde bei 26 Prozent beobachtet,<br />

drunter zwei stringente vollständige<br />

Remissionen. Darüber hinaus hatten 13<br />

Prozent ein minimales Ansprechen und 39<br />

Prozent eine Krankheitsstabilisierung. Das<br />

mediane OS der Gesamtpopulation (n=123)<br />

betrug 8,6 Monate, in der Gruppe der Responder<br />

(minimales Ansprechen oder besser)<br />

15,6 Monate.<br />

Häufige Nebenwirkungen waren Fatigue,<br />

Übelkeit und Appetitverlust (Grad 3 25%,<br />

keine Grad-4-Ereignisse). Thrombozytopenien<br />

traten bei 73 Prozent auf (25% Grad<br />

3 und 33% Grad 4), was bei sechs Patienten<br />

zu schweren Blutungsereignissen führte.<br />

Fazit. Selinexor kann bei massiv vorbehandelten<br />

Patienten, die die gängige Standardtherapien<br />

ausgeschöpft haben und auf derzeit<br />

verfügbare Therapien nicht ansprechen,<br />

noch ein Ansprechen bewirken.<br />

Chari A, Vogl DT, Gavriatopoulou M et al.:<br />

Oral Selinexor-Dexamethasone for Triple-Class<br />

Refractory Multiple Myeloma;<br />

N Engl J Med 2019; 381(8): 727–738<br />

26 <strong>onko</strong> CC 3/21


aus den abteilungen<br />

MedUni Wien<br />

CD-Labor für Immuntherapien eröffnet<br />

Ende April eröffnete an der MedUni Wien das<br />

Christian Doppler (CD)-Labor für Personalisierte<br />

Immuntherapie unter Leitung von<br />

Univ.-Prof. Dr. Matthias Preusser (Klinische<br />

Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin I). Durch die multidisziplinäre<br />

Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />

vom Klinischen Institut für Pathologie<br />

und für Labormedizin, von der Universitätsklinik<br />

für Radiologie und Nuklearmedizin<br />

und vom CeMM zielt das CD-Labor darauf<br />

ab, 360-Grad-Biomarker für Krebsimmuntherapie<br />

zu entwickeln und so die zielgerichtete<br />

Therapie zu verbessern. „Unsere Erkenntnisse<br />

werden wesentlich zum Verständnis<br />

von immunologischen Faktoren der<br />

Krebsprogression beitragen und bilden somit<br />

die Basis, um in Zukunft klinische Studien individuell<br />

auf den jeweiligen immunologischen<br />

Status eines Patienten bzw. einer Patientin<br />

abgestimmt zu planen. Ganz im Sinne<br />

der Präzisionsmedizin“, erklärt Preusser.<br />

Verständnis für die Variabilität von immunologischen<br />

Faktoren in Raum und Zeit. In<br />

einer retrospektiven Kohorte wollen die Forscher<br />

Charakteristika des Tumorgewebes<br />

mittels immunhistochemischer Methoden<br />

sowie mittels Sequenzierung und epigenetischer<br />

Analysen untersuchen und gleichzeitig<br />

bei einer Untergruppe von Patienten zwei<br />

oder mehrere Tumorproben von verschiedenen<br />

Lokalisationen bzw. zu verschiedenen<br />

Zeiten im Krankheitsverlauf analysieren. Das<br />

Ziel: „Die Variabilität von immunologischen<br />

Faktoren in Raum und Zeit besser zu verstehen.“<br />

Mit Unterstützung von Machine-Learning-Methoden<br />

werden die radiologischen<br />

Bilder der PatientInnen analysiert und mit<br />

den Ergebnissen der Gewebsanalysen korreliert,<br />

um ein Vorhersagemodell für das künftige<br />

Ansprechen auf Therapien zu entwickeln.<br />

„Die in der retrospektiven Kohorte gewonnen<br />

Erkenntnisse sollen dann in einer prospektiven<br />

Kohorte, welche während der<br />

Laufzeit des CD-Labors akquiriert wird,<br />

überprüft werden“, so der Laborleiter. In diese<br />

Kohorte sollen Patienten mit „Anti-Programmed<br />

Cell Death Ligand 1 (PD-L1)-basierter<br />

Mono- oder Kombinationstherapie<br />

sowie PatientInnen mit anderen systemischen<br />

Therapieformen wie Chemotherapie,<br />

zielgerichtete Therapie und andere immunmodulierende<br />

Therapien mit eingeschlossen<br />

werden. Alle Patienten werden<br />

gemäß der Empfehlung eines interdisziplinären<br />

Tumorboards nach dem derzeitigen<br />

Therapiestandard behandelt.<br />

Multimodales Analyseschema. In einer international<br />

einzigartigen Bio-Bank werden<br />

von der prospektiven Kohorte während des<br />

Behandlungszeitraums mehrmals Tumormaterial,<br />

Blut, Stuhl, Urin sowie Speichel<br />

entnommen und in weiterer Folge mittels<br />

eines komplexen Untersuchungspanels untersucht.<br />

Durch das Erfassen aller Parameter<br />

soll es möglich werden, in Bezug auf die individuelle<br />

Immunantwort und deren Einfluss<br />

auf metastasierende Krebserkrankungen ein<br />

multimodales Analyseschema zu entwickeln.<br />

Das umfasst die wechselseitige Beziehung<br />

von immunologischen Blutparametern (Liquid<br />

Biopsies) sowie klinische Charakteristika<br />

einschließlich des Überlebens, gewebebasierten<br />

(immunologischen, genetischen, epigenetischen)<br />

Faktoren sowie bildgebende<br />

Verfahren. Dieses Analyseschema soll dazu<br />

beitragen, die Grundlagen für neue, individuell<br />

zugeschnittene, immunmodulierende<br />

Therapien zu erlangen.<br />

Research Center for Molecular Medicine (CeMM)<br />

Der Einfluss von Purinen auf BRD4<br />

Zahlreiche Entstehungsprozesse von Krankheiten<br />

stehen in Verbindung mit der epigenetischen<br />

Regulation. Ein Protein, das im<br />

Prozess dieser Regulation involviert ist und<br />

als wichtiger Krebsmarker identifiziert wurde,<br />

ist BRD4. Eine aktuell in Nature Metabolism<br />

publizierte Studie der Forschungsgruppe<br />

von Prof. Dr. Giulio Superti-Furga, Principal<br />

Investigator und Scientific Director am<br />

CeMM der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften, zeigt nun, dass die Zufuhr<br />

von Purinen sowie die Purin-Synthese einer<br />

Zelle die BRD4-Aktivität beeinflussen und<br />

somit eine Rolle im Krebsentstehungsprozess<br />

spielen könnte.<br />

In der Forschungsgruppe stehen besonders<br />

jene Transportproteine im Genom im Fokus,<br />

die zahlreiche wichtige Stoffe wie unter anderem<br />

Nährstoffe und Metabolite in und aus<br />

der Zelle transportieren – die Solute Carriers<br />

(SLC). Studienautorin Dr. Kai-Chun Li: „Unser<br />

Ziel war es, die Beteiligung von SLC-vermittelter<br />

Purin-Aufnahme und zellulärem<br />

Stoffwechsel an der Regulierung zellulärer<br />

epigenetischer Zustände zu untersuchen,<br />

denn der Purin-Stoffwechsel spielt eine wesentliche<br />

Rolle im Zellmetabolismus.“<br />

Mithilfe der SLCs konnten die Wissenschaftler<br />

die Purin-Zufuhr regulieren und<br />

direkte Effekte beobachten. Die Wissenschaftler<br />

verglichen „normale“ Krebszellen<br />

mit jenen Krebszellen, bei denen die SLCs,<br />

die Purine transportieren, gehemmt wurden.<br />

Zudem wurden in verschiedenen Versuchen<br />

Purine in das Wachstumsmedium<br />

der Zellen hinzugefügt oder weggelassen<br />

und so wurde die Purin-Biosynthese in den<br />

Zellen reguliert.<br />

Die Studie zeigt, dass ein Ungleichgewicht<br />

der intrazellulären Purin-Pools zu einer<br />

Funktionsstörung der BRD4-abhängigen<br />

Transkriptionsregulation des Chromatins<br />

führt, das heißt, dass das korrekte Ablesen<br />

der DNA-Information gestört wird. „Diese<br />

Ergebnisse belegen eine pharmakologisch<br />

wirksame Achse zwischen dem Purin-Stoffwechsel<br />

und BRD4-abhängigen Chromatinzuständen“,<br />

erklärt Superti-Furga. In der<br />

Vergangenheit wurden bereits Medikamente<br />

entwickelt, die BRD4 beeinflussen.<br />

Gleichzeitig wurden einige Krebsarten resistent<br />

gegen BET-Inhibitoren. „Wir zeigen mit<br />

unserer Studie einen weiteren Weg auf, um<br />

BRD4 zu regulieren – durch Beeinflussung<br />

des Purin-Stoffwechsels.“ Auch auf die Frage,<br />

wie die BRD4-Funktionalität wiederhergestellt<br />

werden könnte, fanden die Wissenschaftler<br />

eine Antwort: Sie konnten zeigen,<br />

dass Adenin die stärkste Rolle bei der BRD4-<br />

Interaktion spielt. „Unsere Ergebnisse legen<br />

nahe, dass Adenylate wichtig für gesunde<br />

Zellen sind. Dies könnte ein wichtiger Ansatzpunkt<br />

sein“, so Superti-Furga.<br />

Kai-Chun L et al.: Cell-surface SLC nucleoside transporters<br />

and purine levels modulate BRD4-dependent 2<br />

chromatin states“, Nature Metabolism <strong>2021</strong>,<br />

DOI: 10.1<strong>03</strong>8/s42255-021-0<strong>03</strong>86-8<br />

3/21<br />

CC<br />

<strong>onko</strong><br />

27


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Patienten eine Chance auf Langzeitüberleben 1<br />

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* OPDIVO® ist als Monotherapie oder in Kombination mit Ipilimumab bei Erwachsenen für die Behandlung des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren oder metastasierten) Melanoms indiziert. Im Vergleich zur<br />

Nivolumab Monotherapie wurde in der Kombination Nivolumab mit Ipilimumab nur bei Patienten mit niedriger Tumor PD-L1-Expression ein Anstieg des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamt ü berlebens<br />

(OS) gezeigt. Und OPDIVO® ist als Monotherapie bei Erwachsenen zur adjuvanten Behandlung des Melanoms mit Lymphknotenbeteiligung oder Metastasierung nach vollständiger Resektion indiziert. § OPDIVO® ist als<br />

Monotherapie bei Erwachsenen zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms nach Vortherapie indiziert. OPDIVO® ist in Kombination mit Ipilimumab für die Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms<br />

bei Erwachsenen mit intermediärem/ungünstigem Risikoprofil indiziert. # OPDIVO ist in Kombination mit Ipilimumab und 2 Zyklen platinbasierter Chemotherapie für die Erstlinientherapie<br />

des metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) bei Erwachsenen, deren Tumoren keine sensitivierende EGFR-Mutation oder ALK-Translokation aufweisen, indiziert. Und<br />

OPDIVO® ist als Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms nach vorheriger Chemotherapie bei Erwachsenen indiziert.<br />

◊ OPDIVO® ist als Monotherapie zur Behandlung des nicht resezierbaren fortgeschrittenen, rezidivierten oder metastasierten Plattenepithelkarzinoms des Ösophagus bei Erwachsenen nach vorheriger<br />

fl uoropyrimidin- und platinbasierter Kombinationschemotherapie indiziert. ** OPDIVO® ist als Monotherapie zur Behandlung des lokal fort geschrittenen nicht resezierbaren oder metastasierten<br />

Urothelkarzinoms bei Erwachsenen nach Versagen einer vorherigen platinhaltigen Therapie indiziert. ° OPDIVO® ist als Monotherapie zur Behandlung des rezidivierenden oder refraktären klassischen<br />

Hodgkin-Lymphoms bei Erwachsenen nach einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) und Behandlung mit Brentuximab Vedotin indiziert. + OPDIVO® ist als Monotherapie zur Behandlung des<br />

rezidivierten oder metastasierten Plattenepithelkarzinoms des Kopf-Hals-Bereichs bei Erwachsenen mit einer Progression während oder nach einer platinbasierten Therapie indiziert.<br />

bms-<strong>onko</strong>logie.at<br />

1. OPDIVO®-Fachinformation, aktueller Stand.<br />

Fachkurzinformation siehe Seiten 24 und 25<br />

Fachkurzinformation siehe Seite XX. © Bristol Myers Squibb, 1506AT201<strong>03</strong>87-01; 11/2020

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