Leseprobe_Fast_Forward
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Im Jahr 2013 hat ein von der niederländischen Regierung eingesetzter Algorithmus<br />
das Leben von 25.000 Eltern durcheinandergebracht. Künstliche Intelligenz wurde<br />
eingesetzt, um eine ihrer besonderen Stärken auszuspielen, nämlich Vorhersagen<br />
durch die Analyse großer Datenmengen zu treffen. Die Regierung wollte wissen,<br />
welche Personen am ehesten Betrug mit Kinderbetreuungsgeld begehen würden.<br />
Anstatt jedoch auf Beweise zu warten, bestrafte sie die durch KI identifizierten<br />
Familien sofort und forderte sie auf, jahrelang bezogene Leistungen zurückzuzahlen.<br />
Die Familien wurden anhand von „Risikofaktoren“ wie geringem Einkommen<br />
oder doppelter Staatsangehörigkeit in Kategorien eingeteilt. Infolgedessen mussten<br />
Zehntausende von Menschen unnötigerweise Geld zurückzahlen und mehr als<br />
1.000 Kinder wurden in Pflegefamilien untergebracht bevor das Problem erkannt<br />
wurde. 40<br />
Es gibt auch aktuellere Beispiele. So wurden KI-Algorithmen zur Vorhersage von<br />
Rückfallquoten eingesetzt, die wiederum als Grundlage für Entscheidungen über<br />
Kautionen und Verurteilungen dienen. Algorithmen wie das COMPAS-System, das<br />
in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Florida, New York und Wisconsin eingesetzt<br />
wird, haben sich jedoch als voreingenommen gegenüber bestimmten rassischen<br />
und ethnischen Gruppen erwiesen und diskriminierende Ergebnissen gebracht,<br />
die in einigen Fällen zu Strafen von bis zu sechs Jahren für ein geringfügiges Vergehen<br />
führten. 41 Eine Möglichkeit, solche Ergebnisse zu vermeiden und KI-Modelle<br />
vertrauenswürdiger zu machen, bestünde darin, ihre Vorhersagen oder Empfehlungen<br />
mit einem „Confidence Score“ (Wert über die Vertrauenswürdigkeit) zu<br />
versehen.<br />
In vielen Fällen wissen die Menschen, die Maschinen trainieren, sehr wenig<br />
über die Realitäten, die sie durch ihre Arbeit beeinflussen. Aber einige erkennen<br />
mittlerweile, dass es notwendig und möglich ist, tragische Fehler wie die oben<br />
beschriebenen zu verhindern. Die Lösung liegt auf der Hand: Man muss Menschen<br />
einbeziehen, die sich mit der Materie auskennen. Einfach nur vage Empfehlungen<br />
für eine breitere Beteiligung auszusprechen geht an der Sache vorbei. Ja,<br />
wir brauchen eine viel breitere Beteiligung und damit eine Repräsentation unterschiedlicher<br />
gesellschaftlicher Belange, aber manchmal müssen wir sehr genau<br />
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