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Alice Schmidt • Claudia Winkler • Florian Schütz • Jeroen Dobbelaere<br />
FAST FORWARD<br />
DIE KI-REVOLUTION:<br />
CHANCEN UND RISIKEN
Englische Originalausgabe, 2023<br />
FAST FORWARD<br />
How to harness the power of AI für societal progress and a sustainable future<br />
ISBN 9798399366159<br />
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
Copyright © 2024 maudrich Verlag<br />
Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Austria<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung,<br />
sind vorbehalten.<br />
Das Buchcover wurde mit Hilfe modernster KI-Technologien erstellt. Die generative KI-Software<br />
Midjourney wurde eingesetzt, um die visuellen Komponenten für das Buchcover zu erzeugen.<br />
removebg wurde verwendet, um die generierten Bildelemente von ihren Hintergründen zu trennen.<br />
PixelBin, das Bilder optimiert und skaliert, indem es Details schärft und Artefakte minimiert,<br />
wurde verwendet, um die generierten Bildelemente zu vergrößern.<br />
Lektorat: Mag. Katharina Schindl, Wien<br />
Umschlaggestaltung, Typografie und Satz: Florian Spielauer, Wien<br />
Druck: Finidr, Tschechien<br />
ISBN 978-3-99002-170-5 (Print)<br />
ISBN 978-3-99111-855-8 (E-Pub)
VORWORT<br />
Spätestens als Ende 2022 der Hype um ChatGPT losbrach und KI plötzlich in aller<br />
Munde war, wurde uns klar, dass wir die Entwicklung dieser Technologie nicht<br />
ausschließlich Tech-Expert:innen überlassen dürfen. Wir erkannten, dass sich<br />
Expert:innen aus allen wesentlichen Bereichen mit dem Thema auseinandersetzen<br />
müssen. Daher haben wir, die neben KI so unterschiedliche Bereiche wie<br />
soziale Innovation, nachhaltige Entwicklung, Bildung, Naturwissenschaft, Klimaaktivismus<br />
und Kunst abdecken, begonnen, uns intensiv mit den Chancen und Risiken<br />
von KI auf den gesellschaftlichen Wandel und die nachhaltige Transformation<br />
zu beschäftigen. Daraus ist dieses Buch entstanden, von dem wir hoffen, dass es<br />
dazu beiträgt, besseres interdisziplinäres Verständnis für das Thema zu schaffen<br />
und einen positiven Wandel herbeizuführen.<br />
In Kapitel 1 dieses Buches befassen wir uns mit der Beziehung zwischen KI<br />
und Nachhaltigkeit und untersuchen, warum diese beiden Themen nicht isoliert<br />
betrachtet werden dürfen. In Kapitel 2 erörtern wir die Grundlagen von KI, einschließlich<br />
einiger wichtiger Risiken und Herausforderungen. Ab Kapitel 3 gehen<br />
wir ins Detail und diskutieren die Beziehung zwischen KI und sozialen Fragen.<br />
Hier erklären wir zum Beispiel, wie sich der Verlust eines Beins sogar als Vorteil<br />
erweisen könnte. Kapitel 4 befasst sich mit der Arbeitswelt und fordert uns auf,<br />
neue Denkansätze für die Arbeit zu entwickeln. Kapitel 5 befasst sich mit dem<br />
Einsatz von KI in den Bereichen Bildung und Wissenschaft. Hier wird zum Beispiel<br />
erläutert, wie Lehrende in einigen chinesischen Schulen bereits die Gehirnsignale<br />
ihrer Schüler:innen überwachen. Der ökologische Fußabdruck von KI wird in<br />
Kapitel 6 erörtert, ebenso wie die vielen Möglichkeiten, KI für den Schutz und die<br />
Wiederherstellung von Ökosystemen einzusetzen. Wir erklären zum Beispiel, wie<br />
KI dazu beitragen kann, das „Messproblem“ der Natur zu lösen. In den Kapiteln<br />
7 und 8 begeben wir uns auf eine andere Ebene und erklären die KI-Ethik und<br />
die Grundsätze einer verantwortungsvollen KI, bevor wir uns den Schattenseiten<br />
von KI zuwenden, z. B. ihrer Verwendung für Fehlinformationen, Wahlmanipulation,
staatliche Überwachung, Cyberkriminalität, Kriegsführung und anderen Machtmissbrauch.<br />
Wir beschäftigen und damit, wie KI schwule Männer erkennen kann,<br />
und erzählen die Geschichte eines Vorfalls, bei dem Menschen aufgefordert wurden,<br />
den Holocaust mit einem Cheeseburger zu „feiern“. In Kapitel 9 stellen wir<br />
einige unserer Schlussfolgerungen vor, zeigen einen Weg in die Zukunft auf und<br />
geben Empfehlungen für Leser:innen, die sich weiter mit dem Thema beschäftigen<br />
möchten. Ein AI-Glossar befindet sich am Ende des Buches.<br />
Wir stehen heute vielleicht vor einem Wendepunkt, der so wichtig ist wie die<br />
industrielle Revolution, eine Zeit, in der die Welt durch den Aufstieg der Maschinen<br />
für immer verändert wurde. Für die Menschen damals und die nachfolgenden<br />
Generationen war dies eine Zeit großer Unsicherheit und tiefgreifender Veränderungen.<br />
Das Gleiche gilt auch heute. Es geht also nicht um die Frage, ob wir uns<br />
mit KI beschäftigen sollten oder nicht, sondern vielmehr darum, wie schnell wir<br />
den Wandel akzeptieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Wenn wir<br />
jetzt nicht klug handeln und die Entwicklung und Umsetzung dieser Technologie<br />
nicht aktiv gestalten, riskieren wir eine Zukunft, in der sie missbraucht wird, was zu<br />
Folgen wie der Verdrängung von Arbeitsplätzen, der Verletzung der Privatsphäre,<br />
der Beschleunigung des Klimawandels und dem Verlust der biologischen Vielfalt<br />
sowie zu noch größerer sozialer Ungleichheit führen kann.<br />
Der Weg in eine wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltige Zukunft ist voller<br />
Magie, aber auch voller Stolpersteine und Herausforderungen. Es ist eine Reise,<br />
die wir ohne Verzögerung antreten müssen.<br />
Wir wollten ein Buch schaffen, das nicht nur informativ, sondern auch verständlich<br />
und für jeden zugänglich ist. Deshalb basiert dieses Buch nicht nur auf Fakten und<br />
Forschung, sondern auch auf unseren persönlichen Erfahrungen und Emotionen.<br />
Wir sind daher stolz darauf, Ihnen heute „<strong>Fast</strong> <strong>Forward</strong>. Die KI-Revolution: Chancen<br />
und Risiken“ vorstellen zu können. Ganz gleich, ob Sie eine Führungskraft in der<br />
Wirtschaft oder eine politische Entscheidungsträgerin sind, oder einfach jemand,<br />
der neugierig auf die Zukunft ist – dieses Buch ist für Sie. Vielleicht sind Sie ein<br />
Technikexperte, der bisher wenig Zeit hatte, über Nachhaltigkeit nachzudenken,
oder eine Expertin für soziale Entwicklung und Nachhaltigkeit, die sich in der Welt<br />
der Technik eher fremd fühlt. Vielleicht sind Sie aber auch ein Elternteil oder ein<br />
besorgter Bürger, der einfach das Gefühl hat, dass er sich auf den neuesten Stand<br />
bringen muss.<br />
Unser Ziel ist es, Sie mit Wissen und Inspiration auszustatten, um die Zukunft von<br />
KI aktiv zu gestalten und Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden für alle zu verbessern.<br />
Wir laden Sie ein, uns auf dieser Reise zu begleiten und zu entdecken, wie<br />
wir die Macht von KI nutzen können, um eine bessere Zukunft zu schaffen!<br />
Wien, im Dezember 2023<br />
Alice Schmidt<br />
Claudia Winkler<br />
Florian Schütz<br />
Jeroen Dobbelaere
INHALT<br />
Vorwort 7<br />
Kapitel 1:<br />
KI – Freund oder Feind? 15<br />
Sind Sie bereit für The Line?..................................................................................................................................15<br />
Von der Nische zum Mainstream........................................................................................................................18<br />
Im Panikmodus.................................................................................................................................................................21<br />
Technologie als Teil des Nachhaltigkeitspuzzles...................................................................................23<br />
Auswirkungen von KI auf Arbeit, Soziales, Bildung und Umwelt ...............................................25<br />
So geht’s weiter.............................................................................................................................................................. 27<br />
Kapitel 2:<br />
Hintergrund, Grundlagen und Blade Runner 30<br />
Das Geheimnis lüften – die Grundlagen von KI verstehen.............................................................30<br />
KI in Aktion.........................................................................................................................................................................33<br />
Wie Tech-Titanen KI bereits nutzen..................................................................................................................34<br />
KI-Entwicklungen weltweit..................................................................................................................................... 37<br />
Der Turing-Test, ChatGPT, AGI und die Singularität .............................................................................38<br />
Die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Dringlichkeit.........................................................40<br />
Blade Runner – das pessimistische Szenario...........................................................................................43<br />
Das optimistische Szenario....................................................................................................................................44<br />
So geht’s weiter..............................................................................................................................................................46<br />
Kapitel 3:<br />
Ein Wundermittel für soziale Gerechtigkeit? 47<br />
Die Anfänge der Chatbots.......................................................................................................................................48<br />
KI im Gesundheitsbereich.......................................................................................................................................49<br />
Wenn KI Ihre Kinder in Pflegefamilien unterbringt................................................................................51<br />
Das Leben von Menschen mit Behinderung verbessern.................................................................53<br />
Wird Behinderung abgeschafft?.........................................................................................................................55<br />
KI im globalen Süden.................................................................................................................................................. 57<br />
Digital Divide.....................................................................................................................................................................59
Ich würde erröten, wenn ich könnte................................................................................................................60<br />
Unerwünschte Nebenwirkungen in der Wertschöpfungskette...................................................62<br />
Das schmutzige Geheimnis von KI...................................................................................................................63<br />
So geht’s weiter.............................................................................................................................................................. 67<br />
Kapitel 4:<br />
Die Zukunft der Arbeit 68<br />
Werden Maschinen unsere Arbeitsplätze übernehmen?.................................................................69<br />
Nicht Mensch ODER Computer, sondern Mensch UND Computer ......................................... 71<br />
Wie verändert sich die Art und Weise, wie wir arbeiten? ...............................................................73<br />
Der Automatisierungscluster................................................................................................................................ 75<br />
Der Augmentationscluster...................................................................................................................................... 78<br />
Ein kleiner Ausflug in die Kreativität.................................................................................................................81<br />
Der Kreationscluster....................................................................................................................................................84<br />
Was geschieht mit der Gesellschaft im weiteren Sinne?................................................................. 87<br />
So geht’s weiter..............................................................................................................................................................90<br />
Kapitel 5:<br />
To cool for school – KI in Bildung und Wissenschaft 92<br />
Wenn ChatGPT Hausübungen schreibt........................................................................................................92<br />
Unterricht mit VR-Brille.............................................................................................................................................94<br />
Entspannung für Lehrende?.................................................................................................................................. 97<br />
Sind Sprachkenntnisse bald obsolet?..........................................................................................................100<br />
Orwell in der Schule................................................................................................................................................... 101<br />
Nach den Sternen greifen.....................................................................................................................................104<br />
Science oder Science-Fiction? ..........................................................................................................................107<br />
Fächerübergreifende KI........................................................................................................................................... 110<br />
Chancen und Fallen von KI in der Wissenschaft................................................................................... 113<br />
So geht’s weiter............................................................................................................................................................. 116<br />
Kapitel 6:<br />
Do look up – die komplizierte Beziehung von KI zur Umwelt 118<br />
Das Effizienzparadoxon............................................................................................................................................ 118<br />
KI und ihr ökologischer Fußabdruck ............................................................................................................ 119<br />
Auf Life-Cycle-Analyse setzen........................................................................................................................... 122<br />
KI und Klimawandel...................................................................................................................................................125
Wie KI Ökosysteme schützen kann................................................................................................................ 126<br />
Einen Schritt voraus: KI und Renaturierung ...........................................................................................129<br />
Energie durch KI .........................................................................................................................................................132<br />
Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft....................................................................................................134<br />
KI für politisches Erwachen? ..............................................................................................................................137<br />
So geht’s weiter............................................................................................................................................................139<br />
Kapitel 7:<br />
Ethik und Verantwortung 140<br />
Deus ex machina.........................................................................................................................................................142<br />
Wahrheit, Objektivität und Perspektive.......................................................................................................144<br />
Prüfen, und zwar doppelt und dreifach.......................................................................................................146<br />
Bias und falsche Anreize.........................................................................................................................................147<br />
Wenn KI Fake News generiert............................................................................................................................150<br />
Open Source, Transparenz und Datenschutz ......................................................................................... 151<br />
Wer ist verantwortlich?............................................................................................................................................155<br />
Erlaubt oder nicht erlaubt?...................................................................................................................................156<br />
Grenzenlose Autonomie?.......................................................................................................................................160<br />
Wenn KI KI baut............................................................................................................................................................162<br />
So geht’s weiter............................................................................................................................................................165<br />
Kapitel 8:<br />
Politik, Power und Peace 167<br />
KI und Cyberkriminalität ........................................................................................................................................168<br />
Die Fake-News-Industrie von KI....................................................................................................................... 170<br />
Wie man Wahlen manipuliert..............................................................................................................................172<br />
Militärtechnologie und wachsende Polarisierung ............................................................................. 173<br />
Wo militärische Macht auf Big Tech trifft ....................................................................................................176<br />
Die Zukunft von Verteidigung und Angriff................................................................................................. 179<br />
Die dunkle Seite von Big Tech............................................................................................................................. 181<br />
KI wie ein Medikament behandeln ...............................................................................................................184<br />
Regulierung ist möglich: Das KI-Gesetz der EU....................................................................................187<br />
So geht’s weiter............................................................................................................................................................189
KAPITEL 1:<br />
KI – FREUND ODER FEIND?<br />
Fragen Sie nicht, ob künstliche Intelligenz gut oder gerecht ist,<br />
sondern wie sie Macht verlagert.<br />
Pratusyha Kalluri, Informatikerin an der Stanford University 1<br />
Sind Sie bereit für The Line?<br />
Haben Sie schon von The Line gehört, dem neuesten Giga-Projekt Saudi-Arabiens?<br />
Diese KI-gesteuerte „vertikale Stadt“, die gerade in der Wüste entsteht, soll<br />
das Konzept der Stadtentwicklung neu definieren und unsere Vorstellung von den<br />
Städten der Zukunft verändern. Die Stadt ist als schmale „Linie“ mit einer Länge<br />
von 170 Kilometern und einer Breite von nur 200 Metern geplant, die auf beiden<br />
Seiten mit Spiegeln bedeckt ist. Von außen sollen die Spiegel dafür sorgen, dass<br />
die Stadt mit ihrer malerischen natürlichen Umgebung verschmilzt. Die Spiegel<br />
sollen auch die Wärme reflektieren und so die Temperaturen im Inneren senken.<br />
Im Inneren ist The Line als „vertikale Stadt“ konzipiert, die auf mehreren Ebenen<br />
gebaut wird und viel Platz für Grünflächen lässt. Die Entwickler:innen betonen<br />
den minimalen Platzbedarf und die geringen Auswirkungen auf das umliegende<br />
Ökosystem. Sie haben große Ambitionen und vermarkten das Projekt als „zivilisatorische<br />
Revolution, die den Menschen an die erste Stelle setzt und ein noch<br />
nie dagewesenes urbanes Lebensgefühl bietet, während die umgebende Natur<br />
erhalten bleibt“. 2 Den Hochglanzbroschüren zufolge wird es ein Ort sein, an dem<br />
„die Menschheit voranschreitet, ohne die Gesundheit des Planeten zu gefährden“. 3<br />
Als ob das nicht schon genug wäre, gibt es auch noch Pläne für im Dunkeln leuchtende<br />
Strände und Skipisten in der Nähe sowie für einen künstlichen Mond, Roboter-Butler<br />
und fliegende Taxis. 4<br />
Aber Moment mal. Wie nachhaltig kann ein gigantisches Bauprojekt in der Wüste<br />
eigentlich sein? Und selbst wenn der ökologische Fußabdruck so gering wie mög-<br />
15
lich ausfällt: Wird The Line auch anderen Menschen als den wohlhabenden Eliten<br />
zugutekommen? Wie steht es um die Wahrung der Menschenrechte der Arbeitskräfte<br />
in einem Land, das nicht gerade dafür bekannt ist, ideale Arbeitsbedingungen<br />
für Wanderarbeiter zu bieten? 5 Und wie steht es um die Aussichten von The<br />
Line auf Demokratie? Immerhin befindet sie sich innerhalb der NEOM, einer Sonderwirtschaftszone,<br />
die „völlig außerhalb der Grenzen des derzeitigen saudischen<br />
Rechtssystems existieren und von einem autonomen Rechtssystem geregelt werden<br />
soll, das von Investoren ausgearbeitet wird“. 6<br />
Einige der Ideen, die hinter The Line stehen – und die die fantasievollen Visionen<br />
der superreichen arabischen Anführer zum Ausdruck bringen – sind sehr überzeugend.<br />
Die grundlegende Nachhaltigkeitsprämisse lautet, dass Städte verdichtet<br />
werden müssen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. The Line verfolgt<br />
die Vision einer auto- und CO 2 -freien Stadt für 9 Millionen Einwohner:innen.<br />
Sie sollen ihre täglichen Bedürfnisse innerhalb von nur fünf Minuten zu Fuß oder<br />
mit dem Fahrrad erledigen können. Ein Hochgeschwindigkeitszug soll eine Verbindung<br />
vom einen Ende der Stadt zum anderen in nur 20 Minuten bieten. Die<br />
Entwickler:innen versprechen, dass The Line frei von Umweltverschmutzung und<br />
geschützt vor Wüstenwinden sein wird. Sie soll angenehme Temperaturen bieten<br />
und über zahlreiche KI-gesteuerte Dienste verfügen, die die Lebensqualität<br />
der Bewohner:innen verbessern. Anders als in herkömmlichen Städten würden<br />
Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen Vorrang vor Verkehrs- und Infrastrukturfragen<br />
haben, heißt es. Die Entwickler:innen versprechen außerdem, dass<br />
The Line zu 100 % mit erneuerbaren Energien betrieben wird und dass 95 % der<br />
Natur in der Umgebung naturbelassen bleiben.<br />
The Line ist zwar eine faszinierende Idee und die Entwürfe sind beeindruckend,<br />
aber der Bau des Projekts hat gerade erst begonnen. Es gibt viele Gründe, dem<br />
Projekt skeptisch gegenüberzustehen, angefangen von ungelösten Fragen der<br />
Umwelt und der sozialen Gerechtigkeit bis hin zu Bedenken zu Überwachung und<br />
Regierung im weiteren Sinne. In vielerlei Hinsicht veranschaulicht die ungewisse<br />
Zukunft des Projekts wichtige Punkte, die in diesem Buch über KI thematisiert<br />
werden sollen. Wie die KI-Revolution im Allgemeinen ist auch The Line visionär<br />
und von fantasievollen Ideen einer nachhaltigen, von KI unterstützten Zukunft ins-<br />
16
piriert. KI hat bei der Konzeption des Projekts eine große Rolle gespielt und das<br />
wird sie auch in Zukunft beim Bau und Betrieb. Wir brauchen große Ideen wie The<br />
Line, um die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir auf diesem Planeten leben,<br />
arbeiten und reisen. Das Design von The Line zeigt das Potenzial von KI, uns dabei<br />
zu helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, unseren ökologischen Fußabdruck zu<br />
verringern und angesichts rauer klimatischer Bedingungen widerstandsfähig zu<br />
sein. KI kann uns auch dabei helfen, Menschen auf eine nie dagewesene Art und<br />
Weise einzubeziehen und zu verbinden.<br />
Großes Denken allein reicht jedoch nicht aus, und gute Absichten führen nicht<br />
immer zu guten Ergebnissen. Wir dürfen keine ausgefallenen KI-Modelle oder<br />
andere digitale Werkzeuge einsetzen, nur weil sie verfügbar oder „cool“ sind. Wir<br />
müssen große Ambitionen mit einem klaren Bekenntnis zur Maximierung von<br />
Gesundheit, Wohlstand und Wohlbefinden für alle verbinden. Dies wird nur gelingen,<br />
wenn wir Expert:innen auf dem Gebiet der nachhaltigen Transformation, der<br />
sozialen Inklusion und des Impact Measurement einbeziehen. Darüber hinaus<br />
müssen wir die Ergebnisse messen und überwachen – sowohl die beabsichtigten<br />
als auch die unbeabsichtigten – und eine nachhaltige Entwicklung anstreben,<br />
anstatt innovative Technologien um ihrer selbst willen einzusetzen oder weil sie<br />
Gewinne und Macht bringen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Schaffung eines<br />
Staates, der „so konzipiert, aufgebaut und unabhängig verwaltet wird, dass er frei<br />
von veralteten wirtschaftlichen und ökologischen Infrastrukturen ist, die andere<br />
Länder auf der Welt einschränken“, bestenfalls riskant ist. 7 Ebenso riskant ist es,<br />
sich auf ein autonomes Rechtssystem zu verlassen, das von Investoren ausgearbeitet<br />
wird. Die Regulierung durch Regierungen, die volle demokratische Unterstützung<br />
genießen, ist ein wesentlicher Teil des Nachhaltigkeitspuzzles. Einige<br />
Analyst:innen befürchten, dass NEOM und The Line der Demokratie und den bürgerlichen<br />
Freiheiten wenig Bedeutung beimessen und ihre Bewohner:innen unter<br />
Totalüberwachung stellen werden. 8<br />
Das erklärte Ziel von The Line ist es, die Themen ökologische Nachhaltigkeit und<br />
Digitalisierung miteinander zu verbinden. Wie wir in diesem Buch darlegen, ist<br />
dies ein äußerst wichtiges Ziel. Auf diese Weise könnte The Line als Test für eine<br />
Revolution in der KI-gestützten Stadtplanung dienen oder diese sogar anführen.<br />
17
Ob es sich dabei jedoch um eine echte sozial und ökologisch nachhaltige urbane<br />
Revolution handelt oder nur um eine weitere Demonstration von Ölreichtum und<br />
Extravaganz, bleibt abzuwarten.<br />
Von der Nische zum Mainstream<br />
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie künstliche Intelligenz, eine Technologie,<br />
die einst als geheimnisvoll und obskur galt und nur Expert:innen, Wissenschaftler:innen,<br />
Nerds und Science-Fiction-Filmen vorbehalten war, so schnell zu einem<br />
festen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden ist? Wie konnte das, was<br />
vor nicht allzu langer Zeit noch ein weit entfernter Zukunftstraum war, so schnell<br />
Realität werden?<br />
Unter KI verstehen wir Computersysteme, die Aufgaben ausführen, die traditionell<br />
menschliche Intelligenz erfordern, z. B. visuelle Wahrnehmung, Spracherkennung,<br />
Entscheidungsfindung oder Übersetzung. 9 Wie in Kapitel 2 (s. S. 30) näher<br />
erläutert wird, konzentriert sich dieses Buch auf Anwendungen in den Bereichen<br />
maschinelles Lernen, Verarbeitung natürlicher Sprache und Robotik. Der derzeitige<br />
Hype um KI hat viele Menschen erkennen lassen, dass KI das Potenzial zur<br />
transformativen Kraft hat und verschiedene Branchen und Aspekte des täglichen<br />
Lebens revolutionieren kann. Während wir Autor:innen dieses Buch geschrieben<br />
haben, ist beispielsweise die KI-Anwendung ChatGPT die am schnellsten wachsende<br />
Internet-App der Geschichte geworden. Sie hatte weniger als drei Monate<br />
nach ihrer Veröffentlichung bereits 100 Millionen Nutzer:innen weltweit. 10<br />
KI wird auch schnell zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens.<br />
Selbst diejenigen, die in scheinbar nicht verwandten Bereichen arbeiten, beginnen<br />
ihre Bedeutung zu begreifen. So hätte zum Beispiel Nachhaltigkeitsexpertin Alice<br />
Schmidt nie gedacht, dass sie in ihrem Berufsleben viel mit KI zu tun haben würde.<br />
Nachdem sie jedoch erkannt hatte, dass es sehr riskant wäre, die KI nur der Tech-<br />
Welt zu überlassen, setzte sie sich mit dem Thema auseinander. Heute beschäftigt<br />
sie sich nicht nur intensiv damit, sondern ermutigt auch Expert:innen aus anderen<br />
Disziplinen dazu.<br />
18
Gespräche über KI finden in allen Bereichen unseres Lebens statt. In Schulen werden<br />
Debatten über generative KI-Tools wie ChatGPT und ihre Auswirkungen auf<br />
das Lernen geführt. In der Unterhaltungsbranche haben gefälschte, KI-generierte<br />
Kanye-West- und Drake-Songs zu heftigen Diskussionen in den sozialen Medien<br />
geführt, und ein KI-generiertes Bild von Papst Franziskus in einer modischen langen<br />
Daunenjacke (natürlich weiß!) hat einen weltweiten Hype ausgelöst. Diese<br />
Entwicklungen werfen Fragen über KI-Technologien und die zunehmende Gefahr<br />
auf, dass Fehlinformationen und Fake News unser Leben beeinflussen. Auch die<br />
Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sind ein wichtiges Thema. Darüber<br />
hinaus haben sich die Diskussionen über die Auswirkungen von KI auf die Umwelt,<br />
einschließlich ihres CO 2 -Fußabdrucks, über die Fachkreise hinaus ausgeweitet<br />
und sind nun häufiger in den Mainstream-Medien zu finden.<br />
Im Alltag sind wir oft einfach fasziniert von coolen neuen Tools und Technologien.<br />
Die meisten Menschen würden sich zwar nicht als KI-Expert:innen bezeichnen,<br />
aber immer mehr Institutionen und Einzelpersonen beschäftigen sich mit dem<br />
Thema, weil sie spüren, dass sich etwas ändern wird. Viele Menschen beginnen zu<br />
begreifen, dass unsere Zukunft auf dem Spiel stehen könnte. Einige der dringendsten<br />
Fragen, die sich die Menschen stellen, sind: Was sind die potenziellen Chancen<br />
und Risiken von KI? Wie können wir sicherstellen, dass KI auf ethische und verantwortungsvolle<br />
Weise entwickelt und eingesetzt wird? Welche Auswirkungen wird<br />
KI auf den Arbeitsmarkt haben, und wie können wir uns auf diese Veränderungen<br />
vorbereiten? Und was vielleicht am wichtigsten ist: Wie können wir sicherstellen,<br />
dass die Vorteile von KI allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommen und<br />
nicht nur einigen wenigen?<br />
Die tiefgreifenden Auswirkungen auf unser Leben und unsere Zukunft, die eine<br />
einzige Technologie verspricht, haben unsere Neugier geweckt. Da die Entwicklungen<br />
im Bereich von KI weiter voranschreiten, wird es entscheidend sein, dass<br />
wir uns alle an der Gestaltung ihrer Zukunft beteiligen.<br />
Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz wird oft als Revolution bezeichnet.<br />
Einige Expert:innen behaupten, dass KI das Potenzial hat, so umfassende Veränderungen<br />
zu bringen wie die Erfindung des Rades oder der Druckerpresse. KI<br />
19
wird bereits in vielen Branchen und Aspekten des täglichen Lebens eingesetzt,<br />
um Entscheidungen zu erleichtern, Prozesse zu automatisieren und die Effizienz zu<br />
steigern. Wir sehen dies in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Gesundheitswesen,<br />
dem Finanzwesen und dem Transportwesen. So werden beispielsweise KIgestützte<br />
medizinische Geräte und Software-Tools eingesetzt, um die Genauigkeit<br />
von Diagnosen und Behandlungen zu verbessern. Dies wird wahrscheinlich große<br />
Auswirkungen auf das Gesundheitswesen im Allgemeinen haben und die Art und<br />
Weise, wie wir Krankheiten diagnostizieren und behandeln, revolutionieren.<br />
KI hat auch das Potenzial, neue Branchen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu<br />
schaffen sowie die Produktivität und das Wirtschaftswachstum zu steigern. Einer<br />
der Hauptvorteile von KI ist ihre Fähigkeit, repetitive und alltägliche Aufgaben zu<br />
automatisieren, sodass sich Menschen auf kreativere und bereichernde Tätigkeiten<br />
konzentrieren können. Dies könnte die Produktivität und Effizienz steigern, was<br />
wiederum zu Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen führt.<br />
Die Vorhersagen über die Zukunft der Arbeitsplätze durch KI und andere Technologien<br />
gehen jedoch weit auseinander. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) prognostiziert<br />
zum Beispiel erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt innerhalb der<br />
nächsten fünf Jahre; etwa ein Viertel aller Arbeitsplätze wird sich aufgrund von KI,<br />
Digitalisierung und anderen wirtschaftlichen Entwicklungen verändern. Die WEF-<br />
Studie sagt aber auch voraus, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die<br />
möglicherweise die durch KI verloren gehenden Arbeitsplätze ausgleichen. 11 Eine<br />
aktuelle Forschungsarbeit von OpenAI, OpenResearch und der University of Pennsylvania<br />
präsentiert einen Ausblick aus einer anderen Perspektive. Sie untersucht<br />
die möglichen Auswirkungen von Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, die<br />
sich zu Allzwecktechnologien entwickeln, auf den Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse<br />
deuten darauf hin, dass mindestens 10 % der Arbeitsaufgaben von etwa 80 % der<br />
US-Arbeitskräfte durch KI-Tools wie ChatGPT beeinträchtigt werden könnten. Etwa<br />
19 % der Arbeitnehmer:innen könnten von erheblichen Auswirkungen erfahren, da<br />
mindestens 50 % ihrer Aufgaben betroffen sind. Diese unterschiedlichen Studien<br />
verdeutlichen die anhaltende Debatte über den transformativen Einfluss von KI und<br />
ihre möglichen Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit. 12 Wie bei jedem technologischen<br />
Fortschritt gibt es auch bei KI Schattenseiten und Risiken. Es gibt ethische<br />
20
und gesellschaftliche Überlegungen, die berücksichtigt werden müssen. Mit der<br />
zunehmenden Integration von KI in verschiedene Aspekte des täglichen Lebens<br />
wird die Menge der gesammelten und analysierten personenbezogenen Daten<br />
zunehmen, was wichtige Fragen darüber aufwirft, wie diese Daten erzeugt, genutzt,<br />
weitergegeben und verwertet werden und wer Zugang zu ihnen hat. Es gibt auch<br />
Bedenken hinsichtlich der Fairness von KI-Algorithmen und des Potenzials von<br />
KI, für bösartige Zwecke missbraucht zu werden. Dies ist ein Grund, warum es so<br />
wichtig ist, Menschen aus allen Sektoren und sozialen Schichten in die weitere Entwicklung<br />
dieser Technologie einzubeziehen, denn es ist nicht garantiert, dass alle<br />
Menschen und alle Regionen der Welt gleichermaßen davon profitieren werden.<br />
Im Panikmodus<br />
Künstliche Intelligenz war einst ein ferner Traum, doch schon bald könnte sie<br />
unsere Welt neu gestalten. Aber wir müssen uns fragen: Wird sie uns in einen utopischen<br />
Zustand der Glückseligkeit für alle oder in einen zivilisatorischen Zusammenbruch<br />
führen? Die Vorstellung von abtrünnigen KI-Systemen ist seit Langem<br />
ein beliebtes Thema in Science-Fiction-Filmen, z. B. „2001: Odyssee im Weltraum“ 13<br />
oder der Terminator-Filmreihe 14 . Die Vorstellung, dass Maschinen immer intelligenter<br />
werden, bis zu dem Punkt, an dem sie sich unserer Kontrolle entziehen,<br />
ist für viele beunruhigend. Die Menschen fürchten sich vor dem, was sie nicht<br />
vorhersagen können, und die sich schnell entwickelnde KI-Landschaft verstärkt<br />
diese Angst nur noch. KI-Pessimist:innen ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich,<br />
besonders wenn sie bekannt und mächtig sind. Sogar Elon Musk, der CEO von<br />
Tesla, X (ehemals Twitter) und SpaceX, hat zur Vorsicht aufgerufen. Sollten wir uns<br />
seine Bedenken zu Herzen nehmen?<br />
Um sich in der aktuellen Ära der künstlichen Intelligenz zurechtzufinden, ist es<br />
sinnvoll, einen Blick in die Geschichte zu werfen. Von der landwirtschaftlichen<br />
Revolution bis zur industriellen Revolution und darüber hinaus hat der technische<br />
Fortschritt die Gesellschaft drastisch verändert. Aus jeder dieser Revolutionen<br />
lassen sich wertvolle Lehren ziehen, die sich auch auf die aktuelle KI-Revolution<br />
anwenden lassen. Man kann die Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft mit<br />
21
denen des Buchdrucks vergleichen, der die Art und Weise der Verbreitung von<br />
Informationen und Bildung veränderte. KI hat das Potenzial, den Zugang zu Informationen<br />
und Bildung in ähnlicher Weise zu verbessern. Es muss jedoch sichergestellt<br />
werden, dass sie so entwickelt wird, dass sie alle einbezieht und gerecht<br />
ist, anstatt bestehende Vorurteile und Ungleichheiten zu verstärken. Die industrielle<br />
Revolution brachte neue und innovative Produktions- und Arbeitsformen<br />
hervor, verursachte gleichzeitig aber auch Umweltschäden und schlechte Arbeitsbedingungen<br />
und vergrößerte die Kluft zwischen der wohlhabenden und der<br />
arbeitenden Klasse. Um zu verhindern, dass die KI-Revolution ähnliche negative<br />
Auswirkungen hat, müssen rechtliche Rahmenbedingungen und Leitlinien zur<br />
verantwortungsvollen und nachhaltigen Nutzung von KI geschaffen und weltweit<br />
umgesetzt werden. Darüber hinaus wird Bildung eine entscheidende Rolle spielen,<br />
um sicherzustellen, dass Arbeitskräfte mit den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet<br />
sind, um sich an die durch KI verursachten Veränderungen anzupassen.<br />
Historische Entwicklungen dienen auch als Warnung. Das aktuelle Wettrennen um<br />
KI erinnert an das atomare Wettrüsten zu Zeiten des Kalten Krieges. So wie einst<br />
zwei Nationen um nukleare Vorteile wetteiferten (und das nun teilweise wieder<br />
tun), wetteifern die USA, China und einige große Technologieunternehmen um die<br />
Vorherrschaft von KI, angetrieben von der Aussicht, Industrien, Volkswirtschaften<br />
und Militärmächte zu revolutionieren. Im Gegensatz zum atomaren Wettrüsten hat<br />
KI jedoch zumindest das Potenzial, die Gesellschaft positiv zu verändern. Die Herausforderung<br />
wird darin bestehen, der Ethik oberste Priorität einzuräumen, den<br />
Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, einer Polarisierung von Macht und Ressourcen<br />
entgegenzuwirken und eine weitere Verschärfung der globalen Spannungen<br />
zu vermeiden.<br />
Historische Lehren können zwar wertvolle Einsichten vermitteln und uns bei<br />
der Entscheidungsfindung unterstützen, aber sie allein können uns nicht bei der<br />
Lösung von Problemen helfen, die auch als „Wicked Problems“ bezeichnet werden,<br />
wie z. B. die globale soziale Ungerechtigkeit oder multiple ökologische Krisen.<br />
Bei diesen Problemen handelt es sich um komplexe und vielschichtige Fragestellungen,<br />
die schwer zu definieren, geschweige denn zu lösen sind. Es liegt in der<br />
Natur dieser Probleme, dass es für sie keine alleinige, klar umrissene Lösung gibt.<br />
22
Der Erfolg von ELIZA und ihren Nachfolgerinnen zeigt, dass KI einige Aspekte<br />
menschlicher Arbeit ersetzen kann, z. B. psychologische Unterstützung oder Psychotherapie.<br />
Er zeigt aber auch, dass Menschen emotionale Bindungen zu Maschinen<br />
entwickeln können, auch wenn sie keine zusätzlichen Dienstleistungen erbringen,<br />
wie z. B. die von Sexpuppen. Maschinen sind immer besser in der Lage, ihren<br />
menschlichen Benutzer:innen den Eindruck von Emotionen zu vermitteln, bis hin<br />
zu dem Punkt, dass sie Zuneigung zu erwidern scheinen. 36<br />
KI im Gesundheitsbereich<br />
Das Gesundheitswesen hat in vielen Ländern mit Problemen zu kämpfen. Die<br />
Bevölkerung wird immer älter und die Kosten explodieren. In vielen Regionen<br />
der Welt haben Teile der Bevölkerung keine medizinische Grundversorgung. Der<br />
Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung ist jedoch ein<br />
grundlegendes Menschenrecht. Daher ist es eine gute Nachricht, dass KI hier<br />
helfen kann. Um jedoch sicherzustellen, dass keine unbeabsichtigten Nebenwirkungen<br />
auftreten, müssen ethische Erwägungen und die Menschenrechte in den<br />
Mittelpunkt der Konzeption, Entwicklung und des Einsatzes von KI-Technologien<br />
im Gesundheitssektor gestellt werden.<br />
Solange diese Grundsätze befolgt werden, birgt KI ein großes Potenzial zur Verbesserung<br />
der Gesundheitsversorgung, einschließlich der Prävention, Diagnose<br />
und Behandlung von Krankheiten; tatsächlich verändert sie bereits die Art und<br />
Weise, wie Gesundheitsdienstleistungen erbracht werden, insbesondere in reichen<br />
Ländern. So gibt es heute immer mehr Belege dafür, dass KI bei der Diagnose<br />
von Krankheiten helfen kann, darunter Gehirn-, Brust-, Haut- und Magenkrebs. In<br />
ersten Untersuchungen – von denen die meisten noch durch klinische Studien<br />
bestätigt werden müssen – schneidet KI bei der Erkennung bestimmter Krankheitsbilder<br />
mindestens genauso gut ab wie menschliche Mediziner:innen. Wenn<br />
sich KI weiter verbessert, könnte sie es medizinischen Dienstleistern ermöglichen,<br />
schnellere und genauere Diagnosen zu stellen, was letztlich sowohl Leid als auch<br />
Kosten erspart. KI-Systeme könnten eingesetzt werden, um andere Krankheiten<br />
wie Schlaganfälle oder Lungenentzündungen schnell zu erkennen oder um Krank-<br />
49
heiten vorherzusagen, bevor sie auftreten. So könnten KI-Modelle das Krankheitsrisiko<br />
einer Person einschätzen und Wege zur Vorbeugung aufzeigen, die oft mit<br />
Lebensstilfaktoren zusammenhängt. 37<br />
KI macht menschliches Gesundheitspersonal nicht überflüssig, aber sie kann es<br />
unterstützen und ihm das Leben erleichtern. In ärmeren Ländern, von denen viele<br />
mit einem gravierenden Mangel an Gesundheitspersonal kämpfen, könnte KI,<br />
wenn sie klug eingesetzt wird, Ärzt:innen und Pflegenden wertvolle Zeit verschaffen.<br />
KI kann auch im Backoffice-Bereich der Gesundheitssysteme eingesetzt werden.<br />
Sie kann dabei helfen, knappe Ressourcen zu verteilen, von Finanzmitteln und<br />
medizinischem Material bis hin zu menschlichen Organen. Mühsame und manchmal<br />
schwierige Aufgaben wie die Logistik von Medikamenten, die Personalplanung<br />
oder die Terminplanung für Patient:innen werden durch KI einfacher. KI kann<br />
sogar vorhersagen, welche Patient:innen wahrscheinlich nicht zu ihren Terminen<br />
erscheinen werden, und Betrug und Verschwendung erkennen. Eine weitere<br />
wichtige Anwendung ist die Analyse elektronischer Gesundheitsakten im Rahmen<br />
der Gesundheitsforschung. Sorgfältig konzipierte und mit geeigneten Daten<br />
trainierte KI kann z. B. helfen, klinische Best Practices zu ermitteln. KI trägt kann<br />
auch dazu beitragen, dass sich Gesundheitsdienste vom formalen Gesundheitssektor<br />
wegbewegen. Sie kann Patient:innen helfen, Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes oder psychische Probleme zu Hause zu behandeln.<br />
Viele KI-gesteuerte Technologien erfordern den Einsatz mobiler Anwendungen<br />
oder Wearables, die in den Körper (künstliche Gliedmaßen, intelligente Implantate),<br />
am Körper (Insulinpumpenpflaster, Elektroenzephalogramm-Geräte) oder in<br />
Körpernähe (Aktivitätstracker, intelligente Uhren oder intelligente Brillen) eingesetzt<br />
werden. Und schließlich kann KI die Arzneimittelentwicklung vereinfachen<br />
und beschleunigen. 38<br />
Einfach coole neue Technologien einzusetzen und zu erwarten, dass sie unsere<br />
Gesundheit verbessern, wird jedoch nicht funktionieren. Ohne einen Blick auf<br />
das große Ganze, der Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen, einschließlich<br />
der Patient:innensicht, einbezieht, könnte KI mehr Probleme schaffen als lösen.<br />
Zunächst einmal wird das Gesundheitspersonal seine Praktiken anpassen müs-<br />
50
sen, wenn der Einsatz von KI zunimmt. Ärzt:innen und Pflegende müssen wissen,<br />
wie sie mit KI-Modellen zusammenarbeiten, wie sie Risiken kommunizieren und<br />
Kompromisse mit Patient:innen diskutieren können. Da KI Aufgaben automatisiert,<br />
haben sie möglicherweise mehr Zeit, um den Patient:innen zuzuhören. Aber sie<br />
werden auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert, etwa wenn ein KI-Modell<br />
eine andere Diagnose oder einen anderen Behandlungsplan vorschlägt als sie<br />
selbst. Es gibt erste Warnzeichen für einen Trend zur „algorithmischen Bevormundung“:<br />
KI-Empfehlungen werden auch dann befolgt, wenn sie gegen das beste<br />
Wissen und Gewissen menschlicher Ärzt:innen verstoßen oder Informationen der<br />
Patient:innen über ihre Gefühle, ihren Glauben oder ihre Kultur ignorieren. Wie wir<br />
in Kapitel 7 (s. S. 140) feststellen werden, ist KI nur so gut wie die Daten, mit denen<br />
sie gefüttert wird, und die Qualität hängt auch von der Art und Weise des Trainings<br />
ab. Viele der Daten, mit denen KI-Modelle im Gesundheitswesen gefüttert werden,<br />
sind verzerrt und enthalten keine relevanten Kontextdaten; außerdem spiegeln sie<br />
Erkenntnisse wider, die Ärzt:innen in der Vergangenheit gewonnen haben. Historische<br />
Daten können jedoch aus diversen Gründen verzerrt oder fehlerhaft sein,<br />
und sie enthalten möglicherweise nur begrenzte Informationen darüber, wie ein<br />
Problem in Zukunft zu behandeln ist. 39<br />
Die wichtigste Frage, die Sie sich stellen sollten, lautet: Was wäre nötig, damit Sie<br />
einem KI-Modell vertrauen? Wenn KI zu einem anderen Ergebnis kommt als Ihr<br />
Hausarzt, wessen Empfehlungen würden Sie dann folgen? Wem würden Sie Ihr<br />
Leben anvertrauen?<br />
Wenn KI Ihre Kinder in Pflegefamilien unterbringt<br />
Wir wissen bereits, dass Technologie nicht neutral ist und dass KI nur so gut ist<br />
wie die Daten, mit denen die Maschine trainiert wurde, und die Menschen, die<br />
diese trainiert haben. Die Entwicklung und Implementierung von KI ist nicht einfach.<br />
Insbesondere werden menschliche Expert:innen benötigt, um Algorithmen<br />
zu entwickeln, Trainingsdaten für den Algorithmus vorzubereiten und dann die<br />
Ergebnisse so zu übersetzen, dass wir sie verstehen. Bei diesem Prozess kann viel<br />
schiefgehen.<br />
51
Im Jahr 2013 hat ein von der niederländischen Regierung eingesetzter Algorithmus<br />
das Leben von 25.000 Eltern durcheinandergebracht. Künstliche Intelligenz wurde<br />
eingesetzt, um eine ihrer besonderen Stärken auszuspielen, nämlich Vorhersagen<br />
durch die Analyse großer Datenmengen zu treffen. Die Regierung wollte wissen,<br />
welche Personen am ehesten Betrug mit Kinderbetreuungsgeld begehen würden.<br />
Anstatt jedoch auf Beweise zu warten, bestrafte sie die durch KI identifizierten<br />
Familien sofort und forderte sie auf, jahrelang bezogene Leistungen zurückzuzahlen.<br />
Die Familien wurden anhand von „Risikofaktoren“ wie geringem Einkommen<br />
oder doppelter Staatsangehörigkeit in Kategorien eingeteilt. Infolgedessen mussten<br />
Zehntausende von Menschen unnötigerweise Geld zurückzahlen und mehr als<br />
1.000 Kinder wurden in Pflegefamilien untergebracht bevor das Problem erkannt<br />
wurde. 40<br />
Es gibt auch aktuellere Beispiele. So wurden KI-Algorithmen zur Vorhersage von<br />
Rückfallquoten eingesetzt, die wiederum als Grundlage für Entscheidungen über<br />
Kautionen und Verurteilungen dienen. Algorithmen wie das COMPAS-System, das<br />
in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Florida, New York und Wisconsin eingesetzt<br />
wird, haben sich jedoch als voreingenommen gegenüber bestimmten rassischen<br />
und ethnischen Gruppen erwiesen und diskriminierende Ergebnissen gebracht,<br />
die in einigen Fällen zu Strafen von bis zu sechs Jahren für ein geringfügiges Vergehen<br />
führten. 41 Eine Möglichkeit, solche Ergebnisse zu vermeiden und KI-Modelle<br />
vertrauenswürdiger zu machen, bestünde darin, ihre Vorhersagen oder Empfehlungen<br />
mit einem „Confidence Score“ (Wert über die Vertrauenswürdigkeit) zu<br />
versehen.<br />
In vielen Fällen wissen die Menschen, die Maschinen trainieren, sehr wenig<br />
über die Realitäten, die sie durch ihre Arbeit beeinflussen. Aber einige erkennen<br />
mittlerweile, dass es notwendig und möglich ist, tragische Fehler wie die oben<br />
beschriebenen zu verhindern. Die Lösung liegt auf der Hand: Man muss Menschen<br />
einbeziehen, die sich mit der Materie auskennen. Einfach nur vage Empfehlungen<br />
für eine breitere Beteiligung auszusprechen geht an der Sache vorbei. Ja,<br />
wir brauchen eine viel breitere Beteiligung und damit eine Repräsentation unterschiedlicher<br />
gesellschaftlicher Belange, aber manchmal müssen wir sehr genau<br />
52
festlegen, welche Art von externem Fachwissen benötigt wird, damit KI weniger<br />
voreingenommen ist und ihre Aufgabe besser erfüllen kann. Was zählt, ist nicht<br />
nur Diversität per se, sondern auch die Ermöglichung aktiver, sinnvoller Beiträge<br />
der relevanten Interessengruppen. Alles andere könnte – ob beabsichtigt oder<br />
nicht – zu einem „Participation Washing“ führen und damit zur Aufrechterhaltung<br />
von Ungleichheit und Ausgrenzung beitragen.<br />
Damit Algorithmen gerechter und korrekter werden, muss man mit Menschen sprechen,<br />
die von einem Thema betroffen sind. Eine Gruppe von Wissenschaftler:innen<br />
hat vor Kurzem ein Instrument zur Verbesserung des maschinellen Lernens entwickelt,<br />
das sich auf Beiträge in sozialen Medien stützt und Lebenserfahrungen von<br />
Betroffenen einbezieht. Der Algorithmus, der Twitter-Posts im Zusammenhang mit<br />
Bandengewalt in Chicago identifiziert, wurde verbessert, indem das Wissen von<br />
Personen mit tatsächlicher Bandenerfahrung in der Gegend herangezogen wurde.<br />
Das war wichtig, um den Daten Bedeutung und Kontext zu verleihen und die Kommunikation<br />
zu analysieren. Der hier entwickelte Ansatz könnte auch allgemeiner<br />
in einer Vielzahl von Kontexten angewendet werden. Eine mögliche Erweiterung<br />
ist die Entwicklung von Sprachidentifikatoren für rechtsextreme und andere Hassgruppen.<br />
Diese haben alle eine bestimmte Art zu sprechen, zu schreiben und mit<br />
Emojis zu kommunizieren. Die Forscher:innen argumentieren, dass ihr Ansatz<br />
herkömmlichen Spracherkennungen, die oft wichtige Nuancen, Kontextmerkmale<br />
und kulturspezifische Sprechstile übersehen, deutlich überlegen ist. 42<br />
Daten- und Trainingsverzerrungen sind ein großes Problem, wenn es um KI geht.<br />
Wir werden später auf dieses Thema zurückkommen. Doch zunächst wollen wir<br />
uns auf ein wichtiges soziales Thema konzentrieren, nämlich Behinderung – ein<br />
Bereich, in dem Aktivist:innen seit Jahrzehnten mit dem Slogan „Nothing About Us<br />
Without Us“ Pionierarbeit für gleichberechtigte Teilhabe leisten.<br />
Das Leben von Menschen mit Behinderung verbessern<br />
Wie viele Menschen mit Behinderung kennen Sie? Wenn Sie insgesamt 100 Menschen<br />
kennen, ist es wahrscheinlich, dass Sie ein gutes Dutzend oder mehr mit<br />
53
Behinderung kennen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben<br />
weltweit 1,3 Milliarden Menschen eine „erhebliche“ Behinderung. 43 Das sind 16 %<br />
der Weltbevölkerung. Mit anderen Worten: Behinderung ist Teil des Menschseins<br />
und ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Behinderungen<br />
sind nicht absolut zu sehen, sondern das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen<br />
gesundheitlichen Problemen wie Blindheit, Demenz oder Rückenmarksverletzungen<br />
einerseits und umweltbedingten und persönlichen Faktoren andererseits. Die<br />
Zahl der Menschen mit Behinderungen nimmt mit der Überalterung der Bevölkerung<br />
zu. Eine Behinderung zu haben ist an sich schon ungerecht. Darüber hinaus<br />
sterben Menschen mit Behinderungen früher, haben einen schlechteren allgemeinen<br />
Gesundheitszustand und sind im Alltag stärker eingeschränkt als andere<br />
Menschen.<br />
KI hat das Potenzial, das Leben von Menschen mit Behinderungen auf verschiedene<br />
Weise zu verbessern. Denken Sie zum Beispiel daran, dass es weltweit 40 Millionen<br />
blinde Menschen gibt. Bislang hatten diese Menschen im Wesentlichen durch nur<br />
zwei Hilfsmittel: Gehstöcke und Blindenhunde. Blindenhunde sind großartig, aber<br />
es gibt nur 20.000 von ihnen weltweit, und viele blinde Menschen sind nicht in der<br />
Lage, sich um Tiere zu kümmern. Das Start-up dotLumen stellt blinden Menschen<br />
das technologische Äquivalent eines Blindenhundes zur Verfügung. Es kombiniert<br />
Technologien aus dem Bereich des autonomen Fahrens mit künstlicher Intelligenz<br />
und Robotik und bündelt diese in einem Wearable-System. Kernstück des Systems<br />
ist ein Headset, eine „Brille“, die die Umgebung versteht. Sie identifiziert Objekte,<br />
registriert ihre Position und Bewegung in 3D, berechnet Interaktionspfade und<br />
übermittelt den Träger:innen Informationen durch haptische und auditive Impulse.<br />
In einem Supermarkt zum Beispiel kann und die dotLumen-Technologie eine<br />
blinde Person auf sichere und effiziente Weise in die Gemüseabteilung zu führen.<br />
Erste Nutzer:innen berichten, dass das System ihnen ein neues, bisher nicht<br />
gekanntes Gefühl der Freiheit vermittelt. 44<br />
Die KI-gestützte Spracherkennungstechnologie kann Menschen mit Sprachbehinderungen<br />
helfen, effektiver zu kommunizieren. Heute gibt es viele KI-gestützte<br />
Spracherkennungssysteme, die gesprochene Worte in Text umwandeln können.<br />
54
ÜBER DIE AUTOR:INNEN<br />
Alice Schmidt ist eine führende Expertin, Leadership-<br />
Trainerin und Rednerin für Nachhaltigkeit und soziale<br />
Transformation (www.aliceschmidt.at). Mit 25 Jahren<br />
Erfahrung in 30 Ländern berät, berührt und inspiriert sie<br />
Menschen in Organisationen aller Art, von den Vereinten<br />
Nationen, der Europäischen Kommission und NGOs bis zu<br />
Großkonzernen in sämtlichen Sektoren. Alice Schmidt ist<br />
Senior Lecturer an der Wirtschaftsuniversität Wien und MIT-Klimabotschafterin.<br />
Als Mitglied zahlreicher Expertengremien trägt sie die Fahne der Nachhaltigkeit.<br />
Ihre Leidenschaft gilt der Schaff ung messbarer, positiver Ergebnisse für<br />
Menschen und den Planeten, die sie in energiegeladenen Keynotes und Sustainability-Workshops<br />
teilt. Alice Schmidt publiziert regelmäßig und gerne und hat<br />
gemeinsam mit Claudia Winkler das Buch „The Sustainability Puzzle: How systems<br />
thinking, circularity, climate action and social transformation can improve<br />
health, wealth and wellbeing for all“ verfasst (www.sustainability-puzzle.org).<br />
Claudia Winkler ist eine renommierte Innovatorin und<br />
preisgekrönte Unternehmerin. Mit mehr als zwanzig Jahren<br />
Erfahrung in der IKT-Branche hat sie sich auch in Aufsichtsräten<br />
führender Telekommunikationsunternehmen in Mittel-<br />
und Osteuropa einen Namen gemacht. Ihr Antrieb ist<br />
es, eine Zukunft zu gestalten, die Sinn stiftet und Wohlstand<br />
für die Gemeinschaft fördert. Im Zuge dieser Bestrebung<br />
gründete sie das erste europäische Telekommunikationsunternehmen mit B-Corp-<br />
Zertifizierung, welches für höchste soziale und ökologische Standards steht. Ihre<br />
Passion für die Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen nutzt Claudia<br />
Winkler, um herkömmliche Geschäftsmodelle neu zu denken und den Weg für<br />
eine nachhaltige Zukunft zu ebnen. Als Co-Autorin des Buches „The Sustainability<br />
Puzzle“ und in ihrer Rolle als gefragte Rednerin und Beraterin teilt sie weltweit ihre<br />
Expertise zu Nachhaltigkeit, Innovation und der digitalen Transformation.<br />
230
Florian Schütz ist ein erfahrener Unternehmer, der digitale<br />
Transformation und aufstrebende Technologien vorantreibt.<br />
Er leistete Pionierarbeit bei der Anwendung von<br />
KI zur Analyse und Auswertung von Kommunikation in<br />
sozialen Medien in Europa und integrierte sein Unternehmen<br />
erfolgreich in den Betrieb eines führenden globalen<br />
Marktforschungsunternehmens. Florian Schütz’ Fachwissen<br />
erstreckt sich über die Bereiche Technologie, Multimedia und künstliche<br />
Intelligenz. Seine Leidenschaft gilt neuesten technologischen Entwicklungen.<br />
Durch sein Talent, technische Fähigkeiten mit Kunst zu vereinen, bereichert er<br />
aktuell seine Kunstwerke mit KI. Seine Werke zeichnen sich durch intellektuelle<br />
Klarheit, konzeptionelle Ordnung und inspirierende Botschaften aus. Florian<br />
Schütz’ Kunst transportiert oft politische Aussagen, indem er Textfragmente,<br />
Typografie und Komposition kombiniert, um eine rätselhafte und fesselnde<br />
Erfahrung zu schaff en. Entdecken Sie seine Werke auf www.floschuetz.com.<br />
Jeroen Dobbelaere ist Zellbiologe und Nachhaltigkeitsmanager,<br />
der es als seine Aufgabe versteht, die Wissenschaft<br />
fit für eine nachhaltige Zukunft zu machen. Er kann<br />
mehr als 20 Jahre wissenschaftliche Erfahrung an renommierten<br />
Universitäten wie der University of Cambridge, der<br />
ETH Zürich, der Universität Wien und der UGent vorweisen<br />
und kennt die Besonderheiten der akademischen Welt. Er<br />
hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten in hochrangigen Fachzeitschriften veröff<br />
entlicht und ist mit dem internationalen Konferenzgeschehen bestens vertraut.<br />
Als leidenschaftlicher Gärtner und Naturliebhaber bemüht sich Jeroen Dobbelaere,<br />
die Forschung durch die Linse der ökologischen Nachhaltigkeit zu betrachten.<br />
Er gründete die Climate@MaxPerutzLabs in Wien, veröff entlichte mehrere Artikel<br />
über die Notwendigkeit eines nachhaltigen Wandels im akademischen Bereich<br />
und entwickelte mehrere Kurse und Lehrmittel. Da er nicht länger darauf warten<br />
wollte, dass sich die akademische Welt ändert, beschloss Jeroen Dobbelaere,<br />
seine aktive Forschungstätigkeit einzustellen, und wirkt nun als Nachhaltigkeitsmanager<br />
am Institute of Science and Technology Austria (ISTA).<br />
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