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Arthur Honegger - durand-salabert-eschig

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Prélude, Fugue,<br />

Postlude<br />

von Amphion<br />

(1948)<br />

Gemäß dem gewählten Thema und der Persönlichkeit seines<br />

Autors ist Amphion, die erste Zusammenarbeit von <strong>Honegger</strong><br />

mit Paul Valéry (Sémiramis wird die zweite und letzte sein),<br />

eine Partitur, die sich einer weitaus klassischeren, aber<br />

keinesfalls schwächeren Sprache bedient. Man müßte eines<br />

Tages die komplette Partitur wiederentdecken, die 1929 für<br />

Ida Rubinstein komponiert wurde. Sie verkörperte am 23.<br />

Juni 1932 die Titelrolle in der Pariser Oper: vierzig Minuten<br />

Musik für Sprecher, Solo Bariton, Solosänger, Chor und<br />

Orchester, die die gemeinsame Schöpfung von Musik und<br />

Baukunst durch Amphion nachzeichnen, zum Klang der<br />

Leier, die ihr Apollo übergeben hat.<br />

Ich möchte hier die Aufmerksamkeit auf den Triptychon für<br />

Orchester richten, den <strong>Honegger</strong> weitaus später, im Jahre<br />

1948, aus den drei letzten Szenen geschaffen hat und den<br />

er Prélude, Fugue, Postlude betitelte. Es handelt sich um<br />

eines seiner schönsten symphonischen Werke, ideal für die<br />

Eröffnung eines Konzerts und dennoch ist dieses nur ein<br />

zwei Mal (im Jahren 1952 und 1991) eingespielte Werk<br />

nie zu hören.<br />

Die Tonsprache ist hier tonal, doch mit einer modulierenden<br />

Bewegung, die ihresgleichen sucht und die die Dominanten<br />

mit Leichtigkeit und Frische verkettet. Das Präludium ist<br />

in zwei Teile geteilt: der erste Teil ist langsam, die großen<br />

«siderischen» Akkorde des Beginns weichen bald einer<br />

langen und ausdrucksvollen vom Saxophon vorgetragenen<br />

Melodie, der zweite Teil ist in der Art einer Toccata<br />

geschrieben, unaufhörlich von einfachen Tonleitern in<br />

verschiedenen Geschwindigkeiten variierter Kontrapunkt<br />

(die Schöpfung der Musik) und bald von der strahlenden<br />

Rückkehr der großen Melodie vom Beginn gekrönt. Ohne<br />

Unterbrechung fügt sich die Fuge an (die Schöpfung der<br />

Baukunst, bei der sich die Steine auf den Ruf der Musik<br />

ineinanderfügen), eine der mächtigsten und gelehrtesten<br />

der gesamten symphonischen Literatur, die den Vergleich<br />

mit derjenigen des Finales der Fünften Symphonie von<br />

Bruckner, an die sie gelegentlich erinnert, nicht zu scheuen<br />

braucht. Dem kraftvollen sieben Takte umfassenden und in<br />

große Intervallsprünge zerhackten Thema fügen sich zwei<br />

wundervoll melodiös abgerundete Gegenthemen an, die in<br />

der Folge getrennt entwickelt werden. Die Fuge endet in<br />

grandioser Breite und fließt unmerklich in das Postludium<br />

über, das von einer durchdringenden Melancholie geprägt<br />

ist (wieder die ausdrucksvolle Saxophonmelodie!) und<br />

in dem Amphion sich von einer mysteriös verhüllten<br />

Frauensilhouette fortziehen läßt: man weiß nicht, ist es der<br />

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