to download - International Classical Artists

More documents

Recommendations

Info

Es gab noch weitere interessante Aspekte. Der Karajan, der mit den Wiener Philharmonikern auftrat, war ein völlig anderer Dirigent, als der Karajan, der mit den Berliner Philharmonikern auftrat. Da er tiefgreifendes Wissen über die Interpretationsgepflogenheiten und die klanglichen Eigenheiten der Wiener Philharmoniker hatte, neigte er dazu, seine Wiener Aufführungen eher von innen heraus anzulegen, als ihnen von außen ein Konzept aufzuerlegen. Und als Dirigent live auf der Bühne war er mitunter ein völlig anderer, als der Dirigent, dessen ausgefeilte Studioaufnahmen weltweit millionenfach verkauft wurden. Als Mozart-Interpret hatte Karajan vieles mit Bruno Walter gemeinsam. Sein wahrer Mentor jedoch war Richard Strauss, der klassizistische Romantiker, dessen Interpretation der “Jupiter”-Sinfonie Karajans sowohl im Bezug auf die Tempi als auch die innere Ausarbeitung stark ähnelt. Es gibt eine Aufnahme, auf der Karajan 1970 in Berlin den langsamen Satz aus der “Jupiter”-Sinfonie probt. Vom ersten Ton an, einem gedämpften F in den ersten Geigen, verlangt er eine bestimmte Färbung und anhaltende Schönheit des Klangs. Im elften Takt, nachdem die tiefen Streicher eine aus sechs Noten bestehende Phrase gespielt haben, welche von Böen aus Zweiunddreißigsteln in den Geigen akzentuiert wird – eine der himmlischsten Phrasen im gesamten Werk Mozarts –, unterbricht Karajan: “Nein, meine Herren, nein – das gibt’s auf jeder Platte! Als Übung in Genauigkeit ist es gut, aber es ist Scheiße. Bitte jetzt, innig und tief…” In der Coda des Satzes beklagt er, dass das erneute Verlauten der Zweiunddreißigstel in den Querflöten und Fagotten zu “automatisch” klinge. Laut Karajan sollte die Stelle vielmehr an einen “ruhigen Wasserspiegel [erinnern], nur eine kleine Welle darin”. Wie Maynard Solomon in Mozart: A Life schrieb: “Solche Momente warten auf ihre Entdeckung: Es sind vorüberziehende, flüchtige 6 Bezugnahmen auf die reine Schönheit, die sie einen Moment lang festhalten können, bevor es wieder zum Zurücksinken ins relativ Alltägliche kommt.” Die Dauer der hier aufgezeichneten Sinfonien von Mozart und Bruckner ist kürzer als bei Karajans Studioaufnahmen (dies hängt möglicherweise mit der berüchtigten trockenen Akustik der Royal Festival Hall zusammen). Sie sind zum Teil auch freier und beinhalten einige erstaunlich kraftvolle Momente. Otto Strasser, der von 1926 bis 1967 Mitglied der Wiener Philharmoniker war, und während dieses Konzertes die zweiten Violinen anführte, blickte im Gespräch mit dem Verfasser dieses Artikels auf seine Arbeit mit Karajan zurück: “In der eigentlichen Aufführung, besonders in der Oper, wo er mit offenen Augen dirigierte, [ging] eine unglaubliche Kraft und Spannung von ihm aus. Ich sah ihn ja immer aus allernächster Nähe: Die Muskeln des dirigierenden Arms waren oft bis zum äußersten angespannt, und manchmal litt er unter anscheinend schmerzhaften Krämpfen der Hand, die zu überwinden ihn Mühe kostete. Geschont hat er sich nie, wenn er am Pult stand.” Strasser erinnerte sich auch, wie Karajan in den Proben rigorose Analyse mit überzeugender Eloquenz vereinte. Von einer Bruckner-Probe mit Karajan sind ihm diese Sätze im Gedächtnis geblieben: “Diesen Auftakt hier bitte besonders mühselig.” “Die Schönheit dieser Stelle liegt in ihrer Resignation…” Im Jahr 1962 wusste das Publikum außerhalb der österreichisch-deutschen Grenzen wenig von Karajans Bruckner. Abgesehen von seiner epischen Aufnahme der achten Sinfonie 1957 in Berlin, stammen seine gefeierten Bruckner-Aufnahmen ausschließlich aus den Jahren 1966–89. Es ist daher vielleicht nicht allzu überraschend, dass diese Londoner Aufführung der siebten Sinfonie, die von dem Orchester gespielt wurde, das Bruckner selbst gekannt hatte und für das er geschrieben hatte, sich als eine Offenbarung erwies. “Die edle Erhabenheit Bruckners: Wiener Philharmoniker in vollem Glanz” lautete der Titel einer Kritik im Londoner Daily Telegraph. “London hat seit Jahren keine Bruckner-Aufführung von einer solchen Qualität gehört”, schrieb der Kritiker Donald Mitchell, der besonders Karajans meisterliche lange Phrasen und sein “außergewöhnliches Verständnis musikalischer Kontinuität” hervorhob. Manchen Kritikern nahm die majestätische Entfaltung der Ecksätze den Atem. Für Mitchell war es der langsame Satz: Insbesondere die hervorragend aufgebaute Klimax und die brütende Coda, Bruckners Klagelied für den toten Wagner, ließen für ihn keinen Zweifel aufkommen, dass beim Musizieren “interpretatives Genie” im Spiel war. Richard Osborne Übersetzung: Leandra Rhoese For ICA Classics Executive Producer/Head of Audio: John Pattrick Music Rights Executive: Aurélie Baujean Head of DVD: Louise Waller-Smith Executive Consultant: Stephen Wright For Music Preserved Ltd Chairman: Nicholas Payne Remastering: Paul Baily (Re.Sound) This recording derives from tapes donated to the Music Preserved collection held at the Borthwick Institute of the University of York. Introductory note & translations © 2013 International Classical Artists Ltd Booklet editing: WLP Ltd Art direction: Georgina Curtis for WLP Ltd 2013 BBC, under licence to International Classical Artists Ltd Licensed courtesy of BBC Worldwide from the Music Preserved Archive © 2013 International Classical Artists Ltd For a free promotional CD sampler including highlights from the ICA Classics CD catalogue, please email info@icaclassics.com. Technical Information Pyramix software Yamaha 03D mixing console CEDAR including Retouch dCS convertors TC Electronic M5000 (digital audio mainframe) Studer A820 1/4" tape machine with Dolby A noise reduction ATC 100 active monitors Mono ADD WARNING: All rights reserved. Unauthorised copying, reproduction, hiring, lending, public performance and broadcasting prohibited. Licences for public performance or broadcasting may be obtained from Phonographic Performance Ltd., 1 Upper James Street, London W1F 9DE. In the United States of America unauthorised reproduction of this recording is prohibited by Federal law and subject to criminal prosecution. Made in Austria 7
Also available on CD and digital download: ICAC 5001 Mahler: Symphony No.2 ‘Resurrection’ Stefania Woytowicz · Anny Delorie Kölner Rundfunkchor u. Rundfunk-Sinfonie-Orchester William Steinberg ICAC 5002 Brahms: Ein deutsches Requiem Mozart: Serenata notturna Elisabeth Grümmer · Hermann Prey Kölner Rundfunkchor u. Rundfunk-Sinfonie-Orchester Otto Klemperer ICAC 5021 Mahler: Symphony No.3 · Debussy: La Mer Lucretia West · Kölner Rundfunkchor · Kölner Domchor Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester · Dimitri Mitropoulos Toblacher Komponierhäuschen International Record Prize 2011 ICAC 5033 Mahler: Symphony No.3 Waltraud Meier · Eton College Boys’ Choir London Philharmonic Choir & Orchestra Klaus Tennstedt Choc de Classica · Diapason d’or ICAC 5005 Bruckner: Symphony No.3 ed. Nowak BBC Northern Symphony Orchestra Kurt Sanderling ICAC 5006 Verdi: La traviata Maria Callas · Cesare Valletti · Mario Zanasi The Covent Garden Opera Chorus & Orchestra Nicola Rescigno · Supersonic Award (Pizzicato Magazine) ICAC 5034 Beethoven: Symphony No.9 Irmgard Seefried · Rosette Anday · Anton Dermota Paul Schöffler · Wiener Singakademie Wiener Philharmoniker · Wilhelm Furtwängler ICAC 5036 Shostakovich: Symphony No.10 Tchaikovsky · Rimsky-Korsakov USSR State Symphony Orchestra Evgeny Svetlanov 8 9
Page 1 and 2: ICAC 5102 CD 1 29.29 1 British Nati
Page 3: différent de Karajan avec le Philh
Page 7 and 8: ICAC 5078 Rachmaninov: Symphony No.

to download - International Classical Artists

Create successful ePaper yourself

Delete template?

Save as template?