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Neues Deutschland, 23.03.06<br />

Leinen los für Schiffbauer<br />

Verband und IG Metall starten Image-Offensive zur Nachwuchssuche<br />

Von Volker Stahl, Hamburg<br />

Leinen los für den Nachwuchs! Im Zuge der Europäischen Schiffbauwoche wirbt die deutsche Schiffbauindustrie in<br />

Hamburg um junge Berufsanfänger für die Branche.<br />

»Ende des vorigen Jahrhunderts waren wir nach dem Zusammenbruch der Bremer Vulkan-Werft auf einem absoluten<br />

Image-Tiefpunkt«, schilderte Bernard Meyer, Vorsitzender des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik, im Vorfeld der<br />

Europäischen Schiffbauwoche die Probleme der Branche. »Viele verknüpfen Schiffbau mit Entlassungen«, pfl ichtete Jutta<br />

Blankau ihm bei. Die Bezirksleiterin der IG Metall Küste sitzt im selben Boot – die Initiative zur Nachwuchsgewinnung<br />

ist eine konzertierte Aktion von Arbeitgeberverband und Arbeitnehmervertretung, die seit September 2003 in einem<br />

»sozialen Dialog« miteinander stehen. »Wir brauchen die Besten im Wettbewerb der Branchen und der Regionen«, übte<br />

sich auch IG-Metall-Bezirkssekretär Heino Bade in sozialpartnerschaftlicher Solidarität.<br />

Der Industriezweig mit 23 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund fünf Milliarden Euro verfügt über volle<br />

Auftragsbücher – aber wenige Berufseinsteiger. Nur etwa 70 Schiffbau-Ingenieure verlassen jährlich die deutschen<br />

Universitäten in Richtung der Werften, die angesichts zehnprozentiger Wachstumsraten auf dem Weltmarkt die doppelte<br />

Anzahl benötigen. »Dazu müssen wir in der Öffentlichkeit aus der Schmuddelecke heraus, hin zum Bild einer modernen<br />

Industrie«, gibt Werner Lundt als Ziel aus. Er sieht den Warnruf der maritimen Branche auch als Vorwegnahme<br />

allgemeiner berufsdemografi scher Entwicklungen: »Es ist ein generelles Problem in Deutschland, dass zu wenig junge<br />

Leute ein Ingenieur-Studium absolvieren.« Der Hauptgeschäftsführer des Schiffbauverbands geht davon aus, dass der<br />

Nachwuchsmangel demnächst auf weitere Zweige übergreifen wird.<br />

Die Grenzen sind hierbei fl ießend: Auf einer Werft wie der Hamburger Blohm & Voss ist nur noch jeder dritte Ingenieur<br />

auf Schiffbau spezialisiert. Man müsse derzeit auch in Landratten-Regionen wie Baden-Württemberg oder Bayern damit<br />

werben, dass »in Norddeutschland nicht nur die Landschaft schön ist, sondern es hier auch Arbeitsplätze gibt«, berichtet<br />

Gewerkschafter Bade.<br />

Dabei habe der Schiffbau, so Lundt, aufgrund von Auftragsbeständen von über elf Milliarden Euro »rein arithmetisch die<br />

nächsten drei Jahre im Sack« und müsse keine Arbeitsplätze abbauen. »In fast allen Standorten ist man auf der Suche nach<br />

Ingenieuren, Technikern und Facharbeitern«, schilderte IG-Metall-Sekretär Bade den drohenden Personalnotstand.<br />

Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen vom 27. bis 31. März soll vor allem bei Schülern das Interesse geweckt<br />

werden. Die Bremer Atlas Elektronik etwa lädt Montag und Mittwoch zu einem »Schülertag« ein, auf dem Rundgang<br />

sollen berufl ichen Perspektiven vorgestellt werden. Am Donnerstag werden Klassen durch die Papenburger Meyer-Werft<br />

geführt, der Workshop »Wir bauen ein Schiff!« inklusive. Generell kann sich Gewerkschafter Bade eine »Verstetigung«<br />

der Image-Kampagne vorstellen und räsoniert darüber, auch »strukturelle Beziehungen zu Schulen« aufzubauen: »Wir<br />

wollen das nicht mit Demonstrationen und roten Fahnen machen, sondern jungen Leuten sagen, dass die Arbeit im<br />

Schiffsbau weder dreckig noch gefährlich ist.«<br />

Etwas gestört wurde die korporatistische Harmonie im Dienste des Schiffbau-Images durch aktuelle Tarifauseinandersetz<br />

ungen, in denen auf einzelnen Werften derzeit ein Überstunden-Boykott der Belegschaft läuft. »Warnstreiks kann sich die<br />

Branche eigentlich nicht leisten«, drohte Küsten-Metallerin Blankau. Arbeitgeberchef Bernard Meyer konnte sich damit<br />

nicht ganz anfreunden und verwies auf die drastisch gestiegenen Stahlpreise und die Konkurrenz auf dem internationalen<br />

Markt. »Die Tarifrunden werden nicht einfach werden«, gab der Werfteigner zu verstehen. Champagnerfl aschen passen<br />

wohl doch eher zu Schiffstaufen als auf die Tische der Tarifverhandlungsparteien.

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