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points d' rgue à udelange - Orgue-dudelange.lu

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Johannes BRAhMS<br />

„EIN DEUTSChES REQUIEM“ op. 45<br />

„Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte<br />

der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte verleihen, so stehen<br />

uns noch wunderbare Blicke in die Geisterwelt bevor.“<br />

Mit diesen prophetischen Worten huldigte Schumann 1853, nur wenige Monate vor<br />

seinem Selbstmordversuch, dem zwanzigjährigen Brahms. In dem unbekannten Komponisten<br />

aus dem provinziellen Hamburg glaubte er denjenigen erkannt zu haben,<br />

„der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealerweise auszusprechen berufen wäre“.<br />

Doch sollte es noch viele Jahre dauern, bis Brahms die in ihn gesetzten Erwartungen<br />

erfüllte, legte er doch erst 1868 mit dem DEUTSCHEN REQUIEM ein größeres Werk für<br />

Chor und Orchester vor. Ohnehin ein selbstkritischer Komponist, näherte er sich den<br />

großen Gattungen ganz besonders vorsichtig.<br />

Tatsächlich lassen sich die Wurzeln der Komposition bis weit vor 1868 zurückverfolgen.<br />

Man weiß, dass der Trauermarsch des zweiten Satzes ursprünglich als Scherzo der<br />

d-moll-Sonate für zwei Klaviere diente, an der Brahms schon 1855 arbeitete. Dieses<br />

Werk gehört zu den zahlreichen frühen Stücken, die Brahms beträchtliche Mühe machten.<br />

Zeitweise als Symphonie gedacht, wurde es schließlich als Erstes Klavierkonzert<br />

op. 15 veröffentlicht. Diese Komposition entstand unter dem Eindruck von Schumanns<br />

Selbstmordversuch, und später gestand Brahms seinem Freund Joseph Joachim, auch<br />

das Requiem sei eng mit dem Gedenken an Schumann verbunden. Auch mit dem Tod<br />

von Brahms´ Mutter wird das Werk in Zusammenhang gebracht: die Auffassung, dass<br />

darin das auslösende Moment zu sehen sei, wies der Komponist allerdings zurück, und<br />

sie ist tatsächlich auch nicht haltbar, wenn man bedenkt, dass im Todesjahr 1865 die<br />

Vorarbeiten bereits weit fortgeschritten waren. Wahrscheinlich entstand lediglich der<br />

fünfte Satz, eine spätere Hinzufügung mit besonderem Bezug zu mütterlicher Liebe,<br />

unter dem Eindruck des Ver<strong>lu</strong>sts. In der Tat ist vermutlich jeder Versuch, das Requiem<br />

mit einem besonderen Todesfall in Verbindung zu bringen, zum Scheitern verurteilt:<br />

Brahms lebte stets im Wissen um die Sterblichkeit des Menschen und komponierte sein<br />

Leben lang Musik, die von Tod und Trauer handelt.<br />

Die Idee eines deutschen Requiems ist nicht gänzlich ohne Vorbilder. Schütz nannte<br />

seine MUSIKALISCHEN EXEQUIEN von 1636 ein „Concert in Form einer teutschen Begräbnis-Missa.“<br />

Mit diesem Werk teilt das Brahms-REQUIEM den Text des Satzes „Selig<br />

sind die Toten“, wenngleich Schütz seine Vertonung mit dem „Nunc dimittis“ verbindet.<br />

36<br />

Fortsetzung Seite 40

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