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points d' rgue à udelange - Orgue-dudelange.lu

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und merkte erklärend an, dass er sich damals immer nur ein paar Bögen Papier auf<br />

einmal leisten konnte), dennoch ist die Gesamtanlage völlig zwingend. Die Abfolge<br />

der Sätze zeigt eine weitgespannte Symmetrie, die eine Art Spiegelform erkennen<br />

lässt. So entsprechen sich der erste und letzte Satz in der Tonart und der Parallelität<br />

der Texte. Ähnliches gilt für die Intentionen des zweiten, dritten und sechsten Satzes,<br />

insofern sie alle von Bildern des Todes und der Verzweif<strong>lu</strong>ng zu Hoffnung und Triumph<br />

voranschreiten. Die beiden Mittelsätze bilden den Aussagekern mit der Botschaft des<br />

Trostes als Zentralthema.<br />

Der erste Satz begründet die Haltung ruhigen Sich-Abfindens, die das gesamte Werk<br />

bestimmt. Der Chorsatz ist sehr verhalten, und das Fehlen der Violinen gibt dem<br />

Orchesterklang eine düstere Färbung, ähnlich der in Brahms´ früher A-Dur-Serenade<br />

op. 16. Mit dem schweren Schritt eines Trauermarsches beginnt der zweite Satz. Aus<br />

einem verhaltenen Beginn mit besonders reichem Klang der geteilten Streicher erhebt<br />

sich die Musik unerbittlich zu einem überwältigenden Höhepunkt. Vor der Wiederkehr<br />

des Trauermarsches ist ein leichterer Mittelteil eingeschoben. Der Satz endet strahlend<br />

nach einem ausgedehnten Durteil. Im dritten Satz tritt erstmals ein Gesangssolist in<br />

den Vordergrund. Anfangs wechselt sich das Baritonsolo mit dem Chor in düsterem<br />

Dialog ab, aber nach einem Überleitungsteil beschließt der Chor den Satz mit einer<br />

kraftvollen Fuge über einem einzigen Orgelpunkt.<br />

Wie die Intermezzi der Symphonien und Kammernmusikwerke diente der vierte Satz<br />

als Entspannung nach der Dramatik der vorhergegangenen Sätze. Ein kurzer belebterer<br />

Mittelteil hebt sich von den schwelgerisch süßen Außenteilen ab. Der Pastorale Ton<br />

setzt sich im fünften Satz fort, wo der Solosopran Worte des Trostes aus dem Johannes-<br />

Evangelium vorträgt. Dieser Satz zeichnet sich besonders durch die Eleganz seiner<br />

Bläserstimmen aus.<br />

Der sechste Satz ist nicht nur der längste, sondern auch der dramatische Kern des Werks.<br />

Nach einer Klage über die Vergänglichkeit des Lebens schlüpft der Bariton in die Rolle<br />

eines Sehers, der die Zukunft verkündet. Ein stürmischer Mittelteil bringt eine kurze,<br />

aber erschreckende apokalyptische Vision, ehe in einer großartigen, fast Händelschen<br />

Fuge sich wieder Zuversicht einstellt.<br />

Der Sch<strong>lu</strong>sssatz kehrt zum Geist des Anfangs zurück und betont, dass für Brahms der<br />

Trost die Hauptidee des DEUTSCHEN REQUIEMS ist. Brahms liebte das Bild des geschlossenen<br />

Kreises, und so ist es bezeichnend, dass der Chor den letzten Text „Selig sind<br />

die Toten“ auf das Thema singt, welches im ersten Satz die Worte „selig sind, die da<br />

Leid tragen“ trägt. Das Drama ist an seinem Ende angelangt; was bleibt, ist das Gefühl<br />

friedvoller Demut.<br />

42<br />

Text: Robert Scheingraber

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