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2014/2015

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anders/fähige/Schauspieler<br />

In Bozen hat sich neulich eine Theatergruppe gebildet, die sich vorwiegend aus Menschen<br />

mit Beeinträchtigung zusammensetzt. Nach achtjähriger Tätigkeit und verschiedenen Produktionen,<br />

die beim Publikum und bei der Kritik sehr gut angekommen sind, hat die Gruppe<br />

beschlossen, sich hauptberuflich der Schauspielkunst zu widmen.<br />

Diese Gruppe stellt sicherlich eine Bereicherung für die kulturelle Landschaft nicht nur in<br />

Südtirol dar, und ihr Schaffen kann auch Signalwirkung für die soziale Integration von Menschen<br />

mit Behinderung haben.<br />

Ziel der Gruppe ist es, sich einfach mit der Kunst des Theaters auseinanderzusetzen, sie<br />

verfolgt dabei weder pädagogische, noch therapeutische Ziele. Sie will auch nicht mit besonderer<br />

Nachsicht betrachtet werden, sondern sie will einzig und allein mit den Mitteln des<br />

Theaters Geschichten erzählen und dafür beurteilt werden.<br />

So wie jede andere Theatergruppe auch, braucht sie einen Raum, wo sie experimentieren<br />

und proben kann. Nachdem die bisherigen Produktionen sehr erfolgreich waren, zeigt sich<br />

die Gruppe in dieser Hinsicht optimistisch.<br />

Das neue Theater soll also ein Ort der Begegnung sein, wo sich die TeilnehmerInnen durch<br />

den direkten Kontakt mit ihren Beeinträchtigungen auseinandersetzen; ein Theater, wo sich<br />

jeder frei entfalten kann und wo er sich durch den Kontakt mit den anderen seiner Gefühle<br />

bewusst wird, sie annehmen und somit in die Theatertätigkeit einfließen lassen kann. Stärken<br />

und Schwächen werden somit nicht nur akzeptiert, sondern durch das Theaterstück<br />

kommuniziert.<br />

Dieses Theater ermöglicht es den TeilnehmerInnen in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen<br />

und ohne Verlegenheit oder Scham mit Neugierde, Staunen und Bewunderung betrachtet zu<br />

werden. Die Theatertätigkeit (Raum für Illusionen) bietet die Möglichkeit, wenn auch nur<br />

für kurze Zeit, den Zwängen des Alltages zu entfliehen, indem sie die AkteurInnen vom oft<br />

schmerzlichen Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit befreit.<br />

Dieser Ort, den wir Theater nennen, scheint imstande zu sein, den Teilnehmern mit ihrer Kraft<br />

aber auch mit ihrer Zerbrechlichkeit eine Art Befreiung aus ihrer “beeinträchtigten” Situation<br />

zu ermöglichen, indem sie sich selbst ganz natürlich in Szene setzen können und die Rollen<br />

einnehmen, die ihnen zugeteilt werden. Somit bringen sie ihre Persönlichkeit zum Ausdruck<br />

und sind immer mehr imstande, in aller Offenheit authentische Gefühle auszudrücken.<br />

Dabei kommt eine versteckte und sogar poetische Dimension zum Vorschein; diese<br />

“anderen” Künstler sind also nicht nur die Kommunikationsgestalter, sie selbst sind<br />

das Wesen der Kommunikation mit ihren persönlichen Ansprüchen, Bedürfnissen und<br />

Erlebnissen; ihre Beeinträchtigungen werden überwunden und die Würde der Person wird<br />

in den Vordergrund gestellt.

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