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elaphe 2019-3

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Titelthema: Kanareneidechsen

TitelthemaTitelthemaAcht

TitelthemaTitelthemaAcht Wochen nach dem Abschalten der „Solar Raptor“wurde sie zunächst für acht Stunden wieder zugeschaltet.Wiederum wöchentlich wurde die Beleuchtungszeit um jeeine Stunde verlängert. Nun waren beide Tiere regelrechtsonnenhungrig und regelmäßig gleichzeitig zu sehen, abernie in unmittelbarer Nähe zueinander.Überraschung im FrühjahrBeide Kanareneidechsen absolvierten die Frühjahrshäutungohne Probleme. Wie schon vor der Winterruheverschwanden beide, sobald man den Raum betrat. Anschließendkam zuerst das kleinere Tier wieder ans Tageslicht,kurze Zeit später folgte das große Männchen.Inzwischen hatten wir über unsere ersten Erfahrungenauch in den sozialen Netzwerken berichtet. Daraufhinwurden kritische Kommentare geäußert, denen es aufZwei Männchen würden sichzerfleischen, das kann man dochüberall nachlesen!den Grund zu gehen galt: Die Behauptung, dass es sichbei unseren Tieren um zwei Männchen handeln könnte,stand im Raum. Kann nicht sein, dachten wir – wir hattendoch ein Pärchen erworben! Zwei Männchen würden sichzerfleischen, das kann man doch überall nachlesen! DieseEidechsen machen doch nicht einmal vor potenziellenPartnern Halt, sondern verstümmeln und erlegen diesemitunter (Kober 2005)! Unsere beiden hingegen verstandensich prächtig. Keinerlei Rangeleien, Beißereien oderVerhaltensweisen, die auf eine Unterdrückung eines Tiershinweisen würden. Beide Eidechsen waren wohlgenährt,fraßen und waren aktiv.Weibchen der Pracht-Kanareneidechse auf Futtersuche im TerrariumEines Tages betrat Andreas den Raum, beide Kanareneidechsenverschwanden, und die kleine kam schließlichwieder aus ihrem Versteck. Aber was war da zu sehen?Eine stahlblaue Kehle – wow! Wie konnte das sein? Auchblaue Punkte und die deutliche gelbe Querbänderung aufdem Rücken waren plötzlich extrem ausgeprägt. Dochnicht lange – dem Tier fiel förmlich die Farbe aus dem Gesicht.Binnen Sekunden war seine Kehle blass geworden,die blauen Ozellen waren fast vollständig verschwunden.Nun kam auch das große Männchen wieder aus seinemVersteck. Es war wie immer kräftig gefärbt.Die beiden Echsen konnten wir nun auch immer wieder gemeinsamunter der UV-Quelle antreffen. Mal lag die Kleineauf der Großen, mal war es umgekehrt. Aber die im Raumstehenden Vermutungen, dass es sich um zwei Männchenhandeln könnte, waren damit endgültig bestätigt.Nun galt es, etwas zu unternehmen, denn keiner wusste, wielange die gemeinsame Haltung der beiden Männchen gutgehenwürde. Erst hinterher haben wir einen Artikel überein kryptisches Männchen gelesen, in dem genau das beiuns gezeigte Verhalten beschrieben wurde (Zill 2011). ImHabitat leben meist mehrere Männchen auf engstem Raum.Ein dominantes Männchen duldet mehrere Männchen inseiner Nähe, die dann aber nicht die typische Zeichnungder Männchen und deren ausgeprägte Masse vorweisen. Eswird vermutet, dass in der Natur nach dem Tod des dominantenMännchens ein bisher unterlegenes Tier dessen Rollesofort einnimmt. Unser dominantes Männchen ist längerund deutlich kräftiger gebaut als zwei bei uns inzwischengehaltene subdominante Männchen. Das Tier, das zuerstmit dem dominanten Männchen zusammenlebte, konntebis heute nicht dessen Größe aufholen. Auch die Körperfülleund den wesentlich breiteren Kopf können wir nach nun fastzwei Jahren Trennung nicht feststellen. Hier bleibt es alsoweiterhin spannend, diese Entwicklung zu beobachten.Auf feuchtem Vermiculit werden die Eier für ca. 60 Tagebei 26 °C inkubiert. Am Abend vor dem Schlupf kündigtsich dieser durch Schwitzen der Eier an.PaarzusammenstellungNun begann die Suche nach passenden Weibchen für unserebeiden Männchen. Uns wurde prophezeit, dass wirmindestens fünf benötigen würden, um ein funktionierendesPärchen zusammenstellen zu können. Die Männchenwären unberechenbar und würden meist die Weibchenfrüher oder später totbeißen.Nach zwei Monaten konnten wir endlich ein fünfjährigesWeibchen erwerben. Wir überlegten, warum die Männchendie Weibchen oft in den ersten Wochen nach der Vergesellschaftungtöten. Die uns am plausibelsten erscheinendeLösung war das Eindringen des Weibchens in das bereits bestehendeRevier des Männchens. Deswegen haben wir unsentschieden, dem frischen Paar ein für beide neues Terrariumeinzurichten. 160 x 60 x 70 cm haben wir den beiden zurVerfügung gestellt. Das Terrarium wurde identisch beleuchtetund ähnlich eingerichtet wie das erste Terrarium.Wir entschieden uns dafür, das kleinere Männchen mit demWeibchen zu vergesellschaften, da uns hier die Aussicht aufErfolg am größten erschien. Ein fast zahmes Männchen mitdeutlich kleinerem Körper und noch einigem Entwicklungspotenzialim Wachstum schien vernünftig. Dennoch warder Größenunterschied zu dem nun tatsächlichen Weibchenenorm, und jetzt mussten wir uns auch eingestehen, dass dieGeschlechtsverwechslung wirklich nur mit unserem anfänglichenUnwissen zu erklären war, so unterschiedlich warenMännchen und Weibchen.Beide Tiere wurden binnen weniger Minuten in das neue Heimeingesetzt, wo sie sich zuerst gegenseitig verfolgt haben. DasTerrarium stand im Büro unserer Werbeagentur, weshalb wirbeide über den gesamten Tagesverlauf beobachten konnten.Bereits wenige Tage nach dem Zusammensetzen hörte mandie Quietschlaute der Pracht-Kanareneidechsen. SolangeMit dem Eizahn wird die Eihülle aufgebrochen. Die Eidechsenverharren zuerst noch im Ei. Zu diesem Zeitpunktdürfen die Tiere nicht gestört werden, da sonstder Dottersack mit aus dem Ei gezogen wird. Die Jungeidechsenverharren im Ei, bis der Dottersack resorbiertwird.die beiden Männchen zusammen gewesen waren, hattenwir diese nicht vernommen. Die Stimmlaute werden vornehmlichzum Vertreiben von Artgenossen aus dem eigenenNachtversteck eingesetzt und sind mit dem Weineneines Neugeborenen zu vergleichen (Böhme et al. 1985).Plötzlich verbiss sich das Männchen im Weibchen. Trafnun die vorhergesagte Katastrophe ein? Von wegen: DasWeibchen wehrte sich und stellte auch immer wieder dasMännchen. Handelt es sich nun um ein Paarungsritual oderum ernste Beschädigungskämpfe? Trennen oder nicht? Wirentschieden uns, die Tiere vorerst nicht zu trennen.Am nächsten Tag konnten wir bereits eine unzweifelhaftePaarung beobachten. Dabei verbiss sich das Männchen imNacken des Weibchens – abweichend von anderen Eidechsen,bei denen sich das Männchen meist in der Flanke desWeibchens verbeißt. Die beobachtete Paarung dauerte ungefährfünf Minuten. Wir hatten offenbar die richtige Entscheidunggetroffen.InkubationDurch das Zusammensetzen und die hohe Fluchtdistanzdes Weibchens verschwand auch das vorher immer sehrzutrauliche Männchen meist in der selbst gegrabenenHöhle im Bodengrund, wenn wir uns näherten.Das Weibchen legte schnell zusehends an Umfang zu. Jetztgalt es, den Tag der Ablage nicht zu verpassen. Das Weibchenlegte nach zwei Monaten fünf Eier im feuchten Bodengrundab. Die Eigröße bei Pracht-Kanareneidechsen liegt imMittel bei 19,3 x 12,8 mm und die durchschnittliche Inkubationsdauerbei 73 Tagen (Bannert 1998). Zur Inkubationerhielten wir den Ratschlag, sie ohne Tag-/Nacht-Zyklusbei durchgehend 26 °C durchzuführen. Vollkommen richtigund eine gute Entscheidung! Bei uns sind die Juvenilen3435

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