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elaphe 2019-3

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Titelthema: Kanareneidechsen

TitelthemaTitelthemaKommt es beim Schlupf zu einer Störung, springt dasJungtier zu früh aus dem Ei. Nun gilt es, den Dottersackfeucht zu halten.nach 62 Tagen geschlüpft. Wie gewohnt wurden die Eierauf feuchtem Vermiculit gezeitigt. Die Eier haben wir in derNacht entnommen. Nach drei Wochen sind zwei davon eingefallen,vermutlich waren sie nicht befruchtet.Aufzucht der JungtiereEine Aufzucht des Nachwuchses gemeinsam mit den Elternwürde wohl nicht funktionieren, da die frisch Geschlüpftenvoraussichtlich lediglich eine Zwischenmahlzeit darstellenwürden (Bischoff 2010).Die erste Inkubation einer Nachzucht ist doch etwas Besonderes:Stimmen die Angaben in der Literatur? In diesemFall war noch eine zusätzliche Unbekannte hinzugekommen,da wir unmittelbar vor einem Umzug standen. DerSchlupf der drei Nachzuchttiere war rein rechnerisch abder ersten Septemberwoche möglich. Genau für diesenZeitraum hatten wir aber auch unseren Umzug geplant.Deutlich mehr als 50 Terrarientiere mussten innerhalb von24 Stunden den Wohnraum wechseln. Dabei galt es auchnoch, eine Distanz von mehr als 200 km zurückzulegen.Auch die Eier mussten mit – gerade das sollte man aber eigentlichvermeiden. Der Dottersack und die kurz vor demSchlupf stehenden Jungtiere könnten durch ungewollte Bewegungim Ei noch absterben.Aber bereits am zweiten Tag in der neuen Umgebung sinddie Jungtiere geschlüpft, alle drei innerhalb von wenigenStunden – ein tolles Ergebnis.Eine umfangreiche Planung war der Einrichtung und demAusbau der neuen Kellerräume vorausgegangen, und siehatte auch berücksichtigt, zukünftig Eidechsen in oben offenenAquarien aufzuziehen. Die drei Jungtiere wurden gemeinsamin ein solches Aquarium gesetzt. Die Einrichtungbestand auch hier aus mehreren Steinen und dem obenerwähnten Bodengrund. Die Jungtiere waren die erstenWochen gut verträglich untereinander. Wie bei den Elternüberwog auch bei den Jungtieren der Fluchtinstinkt. Nachkurzem Verharren vor dem Behälter tauchten die Juvenilenaber wieder aus ihren Verstecken auf, inspizierten eventuelleVeränderungen und legten sich anschließend in diewärmende künstliche Sonne.Eines Tages betrat Andreas den Raum und stellte fest, dasseines von mehreren frei im Raum lebenden halbwüchsigenElefantenohr-Chamäleons (Trioceros melleri) auf demRand des Aquariums saß. Es hatte eine Kopf-Rumpf-Längevon höchstens 10 cm. Eine Zählung im Aquarium ergab leiderschnell die Gewissheit: Eine Nachzuchteidechse fehlte.So eine Dummheit! Wieso denkt man an alles Mögliche,und dann an so etwas doch wieder nicht? Seitdem sind dieAufzuchtaquarien mit einer Abdeckung ausgestattet.Wann kann man bei den Jungtieren eine sichere Geschlechtsbestimmungvornehmen? Schon unmittelbar nachdem Schlupf kann man unter Umständen das Geschlechtbestimmen. Die Männchen besitzen um die Kloake eineSchuppe mehr als die Weibchen. Dies ist vermutlich demspäteren Größenunterschied geschuldet.Die beiden Jungtiere erwiesen sich in der Tat als Pärchen.Nach sechs Wochen gemeinsamer Aufzucht kam es aberzunehmend zu Reibereien und auch bösartigen Beißereien.Eine Trennung der beiden war nun leider unumgänglich.Eine angedachte gemeinsame Aufzucht war folglich nichtvon Erfolg gekrönt.Die Eidechsen wachsen im ersten Halbjahr nicht besondersschnell. Die Jungtiere hatten kleine Heimchen im Überfluss,und auch bei ihnen wurden Kräuter und Fruchtbreiangeboten. Die Kräuter wurden sehr gerne gefressen, nurdie Zahl der Heimchen nahm kaum merklich ab. Die Nachzuchtenwirkten aber immer wohlgenährt. Unsere Vermutungist daher, dass sich die Jungtiere gerne auch vonKräutern und Fruchtbrei ernähren.Diese Beobachtung trifft nicht auf alle Arten der GattungGallotia zu. Die Juvenilen von G. stehlini und auch der NominatformG. g. galloti ernähren sich nahezu ausschließlichcarnivor. Auch unser adultes Paar der Nominatform ernährtsich bevorzugt von Insekten aller Art. Die gereichtenKräuter und Früchte würden im Terrarium vergammeln,wenn wir sie nicht rechtzeitig entfernen würden.Nächste SaisonDer folgende Winter wurde für die Pracht-Kanareneidechsenbereits Ende September eingeleitet und dauertebis Weihnachten an. Die ersten Paarungen erfolgten dreiWochen nach der Beendigung der Winterruhe. Auch imzweiten Jahr wurden zwei Gelege mit jeweils fünf Eiernproduziert. Die beiden im September 2016 geschlüpftenJungtiere haben sich erstmals im August 2017 bei einemFreund in Italien gepaart.Die Gruppe der im Frühjahr 2017 geschlüpften Jungtieresollte dazu dienen, die Aufzucht erneut gemeinsam zuversuchen. Die Juvenilen wurden somit wieder in einemTerrarium zusammengesetzt. Dazu verwendeten wir einoben mit Gaze versehenes Becken. Da wir wussten, dassdie Jungtiere anfangs sehr langsam wachsen, haben wir einTerrarium mit einer Grundfläche von 60 x 45cm verwendet.Die Jungtiere gruben sich wie die adultenEidechsen gerne im Bodengrund ein.Diesmal sollte aber die Aufzucht im Freienstattfinden. Das Terrarium wurde an einemsonnigen Platz und vor Regen geschützt imGarten platziert. Die gemeinsame Aufzuchtkonnte somit wenigstens für sechs bzw. achtMonate zusammen erfolgen. Wir konntendabei keine Beißereien feststellen. Für dieseBeobachtung standen eine Gruppe mit vierund eine mit fünf Jungtieren zur Verfügung.Da wir danach die Tiere abgegeben haben,können wir keine Angaben über einen längerenZeitraum treffen. Möglicherweisewäre eine gemeinsame Aufzucht auch imInnenbereich erfolgreich, wenn mehrereLichtquellen angeboten werden.Interessante PfleglingeInzwischen haben wir drei vollkommenfremde Paare nach der oben beschriebenenVorgehensweise erfolgreich zusammengeführt.Auch unser erstes dominantes Männchen lebt inzwischengemeinsam mit einem viel kleineren Weibchenin trauter Zweisamkeit. Die oftmals vorherrschende Meinung,dass es sich bei Pracht-Kanareneidechsen um extremunverträgliche Tiere selbst bei Paarhaltung handelt,haben wir so nicht erlebt. Abweichend zu den bisherigenPublikationen (Bischoff 1971; Bannert 1998), die eineTerrarienlänge von 80 cm angeben, haben wir diese verdoppeltund bei Neuzusammensetzungen immer ein fürbeide Tiere neues Terrarium gewählt. In späterer Literatur(Kober 2005) wird bereits darauf hingewiesen, dass in derBeckengröße nach oben keine Grenzen sind. Auf eine gemeinsameEingewöhnungszeit im Terrarium in einem Gazekäfig(Kober 2005) haben wir verzichtet, aber wir habenimmer beide Tiere gleichzeitig und abgekühlt in die Terrariengesetzt.Notgedrungen mussten wir ein Pärchen regelmäßig imFrühjahr nach dem Ende der Winterruhe und auch im spätenHerbst mit einer jungen Breitrandschildkröte (Testudomarginata) vergesellschaften und konnten dabei keineProbleme feststellen. Die Eidechsen betrachten den Panzerder Schildkröte regelmäßig als Ersatzstein. Eine Vergesellschaftungmit anderen Echsen werden wir nicht probieren,da uns die in der Literatur (Kober 2005) wiedergegebenenErfahrungen abschrecken.Wenn man interessant gefärbte Eidechsen halten möchte undvor allem zu Beginn der Haltung damit leben kann, die Tierenicht immer sehen zu können, sind Pracht-Kanareneidechsensehr schöne Pfleglinge. Umso mehr Action im Terrarienzimmerherrscht, desto schneller gewöhnen sich die Eidechsenan die Umgebung und lassen sich dann sehr schön beobachten.Die Kanareneidechsen sind auch immer wieder nachtszu hören, wie sie im Terrarium aktiv auf Futtersuche sind.Größenvergleich einer juvenilen Gallotia galloti eisentrauti auf derHandfläche des Pflegers. Die Jungtiere sind neugierig und klettern beietwas Geduld auch auf die Hand der Pfleger.Dies ist uns nur von Kanareneidechsen bekannt, bei keineranderen Eidechsenart in unserem Bestand konnten wir bisheute so etwas beobachten. Auch die leisen Piepslaute sindhin und wieder, vor allem während der Paarungszeit, zu vernehmen.Ein Ablegen der Scheu, wie es die frechen Eidechsenin der Natur zeigen, kann aber auch nach jahrelangerHaltung bei uns nicht festgestellt werden. Im Außengehegesind sie weniger scheu, aber auch dort ist ihre Zutraulichkeitnicht ansatzweise mit den Erlebnissen auf der HeimatinselTeneriffa vergleichbar.Angesichts des erlebten Erfolgs möchten wir uns für die Unterstützung,die Ratschläge und Tipps vieler Reptilienfreundebedanken. Vor allem möchten wir uns bei Jürgen Zerbe bedanken,da er uns bisher jeden gewünschten Artikel aus seinerumfangreichen Privatbibliothek bereitstellen konnte.LiteraturBannert, B. (1998): Zur Fortpflanzungsbiologie der Halsbandeidechsenvon Madeira und den kanarischen Inseln in Gefangenschaft.– Salamandra 34(4): 289–300.Bischoff, W. (1971): Lacerta g. galloti Dumeril & Bibron 1839, dieEidechse von Teneriffa. – Aquarien Terrarien 18(9): 308–311.– (2010): Gallotia galloti eisentrauti Bischoff 1982 – Pracht-Kanareneidechse.– Die Eidechse 21(3): 84–94.Böhme, W., R. Hutterer & W. Bigs (1985): Die Stimme derLacertidae, speziell der Kanareneidechsen (Reptilien: Sauria).– Bonner zoolog. Beiträge 36(3/4): 337–354.Bringsoe, H. (1993): Nachweis der Kanareneidechse Gallotiagalloti auf Madeira. – Salamandra 29(2): 143–145.Kober, I. (2005): Die Kanareneidechsen, Gallotia galloti (Oudart,1839). – DRACO 21(6): 48–59.Rodriguez-Domingo, M. & M. Ruiz-Caballero (1998): Lacertilia,– Herpeteological Review 29(2)Zill, M. (2011): Über ein kryptisches Männchen von Gallotiagalloti eisentrauti im Terrarium. – Die Eidechse 22(2): 57–59.3637

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