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Titelthema: Bartagamen

Titelthema Die Bartagame

Titelthema Die Bartagame (Pogona vitticeps) – top angesagt oder todlangweilig? Alte Basics in neuem Licht Bartagamen sind wohl die mit Abstand beliebtesten tagaktiven Echsen im Terrarium. Ihr uriges Aussehen hat dazu mindestens ebenso beigetragen wie die Tatsache, dass sie dem Menschen gegenüber geradezu zahm werden. Außerdem lassen sich diese durchaus großen Echsen problemlos in großer Zahl vermehren. Alles bekannt also? Von wegen! Selbst bei den Grundlagen der Haltung gibt es auch immer noch Probleme durch uninformierte Halter – und immer neue Erkenntnisse, die Bedingungen zu verbessern. von Frank Krönke Wenn auch das Wissen über Bartagamen noch ziemlich lückenhaft und die Haltungsbedingungen aus heutiger Sicht als im unteren Bereich des gerade noch Akzeptablen lagen, so sind diese wundervollen Echsen in Deutschland doch bereits seit mindestens Anfang der 1970er- Jahre in der Haltung (Nietzke 1972). In den USA, wo Pogona vitticeps heute – wie auch in Europa – zu den beliebtesten und am häufigsten gehaltenen Echsen zählt, begann das Interesse an diesen Tieren gut ein Jahrzehnt später. Kleine Anekdote: Die amerikanischen Ursprungstiere sollen laut Christie (1993) und Stahl (1999) aus Deutschland stammen. Nicht viele Terrarientiere zeigen eine derartig anhaltende Beliebtheit. Dennoch gibt es auch eine Vielzahl von Reptilienliebhabern, die „Bartis“ nicht mehr sehen können oder die sie als viel zu „gewöhnlich“ und daher uninteressant abtun. Die individuellen Vorlieben sind eben sehr vielgestaltig. Natürlich ist ein wesentlicher Faktor für ihre Beliebtheit die stark ausgeprägte Individualität dieser Echsen, ihre Neugier, ihre geringe Scheu und ihre große Zutraulichkeit. Dazu gesellen sich in den vergangenen Jahrzehnten die unterschied- Ihren Spitzenplatz in der Terraristik verdanken Bartagamen auch dem Umstand, dass sie im Terrarium ausgesprochen zutraulich werden Foto: F. Krönke 12

Titelthema Das frühzeitige Gespräch mit dem Fachtierarzt hilt, ernsten Haltungsfehlern vorzubeugen Foto: hedgehog94/Shutterstock lichen Farbmorphen, was einem generellen Trend in der Terraristik folgt. Darüber hinaus zeigen Bartagamen ein paar Merkmale aus dem Bereich Sexualität und Fortpflanzung sowie Verhalten, die sie auch aus biologischer Sicht unter Reptilien einzigartig machen, doch dazu in meinem zweiten Beitrag in diesem Heft. In diesem elaphe-Titelthema möchte ich ein Schlaglicht auf neues Wissen über Bartagamen jenseits der terraristischen Haltung werfen. Hierzu habe ich eine Recherche der wissenschaftlichen Literatur der vergangenen etwa 20 Jahre durchgeführt. Diese hat zunächst einmal ein sehr erfreuliches Bild zutage gefördert: Über Bartagamen wurde viel geforscht, und zwar aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. Diese werden nachfolgend in vereinfachenden, dem Nicht-Wissenschaftler verständlichen Kategorien zusammengefasst. Den mit Abstand größten Anteil nehmen hierbei veterinärmedizinische Untersuchungen ein. Dieses Ergebnis dürfte einerseits der Beliebtheit und andererseits den vielfältigen veterinärmedizinischen Problemen, die beispielsweise mit unsachgemäßer Haltung oder parasitären Erkrankungen zusammenhängen, geschuldet sein. Nachfolgend möchte ich einige dieser Ergebnisse, die mir besonders interessant und für den Bartagamenhalter relevant erscheinen, vorstellen. Haltung und Gesundheit Aufgrund der nach wie vor hohen Popularität von Bartagamen, weil es noch immer viele Ersthalter dieser tollen Tiere gibt und weil eine Analyse veterinärmedizinischer Literatur der letzten Jahre (z. B. Doneley 2006; Schmidt-Ukaj et al. 2017) ergeben hat, dass leider noch immer zahlreiche Haltungsfehler begangen werden, möchte ich nachfolgend kurz auf die wichtigsten Haltungsparameter bzw. Haltungsfehler eingehen. Die entscheidenden Punkte hierbei sind: • eine gute Ernährung • ein optimaler Temperaturgradient • eine sehr hohe Lichtintensität • eine ausreichende Versorgung mit UV-Licht • sowie das Thema Gruppenhaltung Darüber hinaus sollten von jedem neu erworbenen Tier jeweils mehrere Kotproben parasitologisch untersucht werden, um die Ausbildung parasitärer Erkrankungen oder deren Verbreitung im eigenen Bestand zu verhindern. Über die Haltung von Bartagamen gibt es zahlreiche sehr gute deutschsprachige Bücher, die durchzuarbeiten Voraussetzung für die Haltung dieser Agamen sein sollte. An dieser Stelle der eindringliche Appell, sich umfangreich – und nicht nur über das Internet! – über die Bedürfnisse dieser Tiere zu informieren und das Möglichste zu tun, um ihnen optimale Lebensverhältnisse zu bieten. Reptilienhaltung ist ein wunderbares Hobby, und Bartagamen sind besondere Tiere, aber ihre Haltung ist aufwändig, teuer und erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Beständigkeit, wozu auch Besuche bei (Fach-)Tierärzten für Reptilien zählen. Dessen sollte sich jeder vor der Anschaffung bewusst sein. Aus diesem Grund sind Bartagamen auch nur dann für Kinder geeignet, wenn ein Elternteil die Hauptverantwortung übernimmt, also regelmäßig Gesundheit und Haltungsparameter überprüft und sich ebenfalls in das Thema einarbeitet. 13

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