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Radiata2014(3)

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Bastian Esser &

Bastian Esser & Sebastian Nickl ziert wird, lehnen die Autoren ab. Zwar wird diese Haltungsform von den Tieren toleriert, doch entspricht sie kaum den Bedingungen, die sie in der Natur vorfinden. Die oft über längere Zeit hinweg kühlen und verregneten „typisch deutschen“ Sommer bieten den Schildkröten nicht im Geringsten jene Bedingungen, die zu dieser Zeit nötig wären. Das in diesem Zusammenhang häufig vernommene Argument, die Tiere würden dafür ungefiltertes Sonnenlicht erhalten, ist bei solch einer waldbewohnenden Art ohnehin zu hinterfragen. Ein kleines Frühbeet, wie häufig in der Haltung mediterraner Landschildkröten genutzt, kann diesbezüglich wenig Ausgleich schaffen, wenn die Scharnierschildkröten frei wählen können, ob sie es aufsuchen oder nicht – vor allem dann nicht, wenn mehrere Exemplare gemeinsam gepflegt werden und unterlegene Tiere bei Stress lieber die kühle Umgebung des Freigeheges aufsuchen. Besser wäre also die permanente Haltung in einer Frühbeetanlage, deren Dach bei starker Sonneneinstrahlung teilweise entfernt werden kann, oder aber die Unterbringen im Gewächshaus (vgl. Becker 1996). Hier können die Schildkröten verbleiben, bis sie sich selbstständig auf die Winterruhe vorbereitet haben; eine frühere Überführung in die Zimmerterrarien, wo sie wiederum erst auf die Hibernation vorbereitet werden, würde unter Umständen den Jahresrhythmus der Tiere völlig aus dem Lot bringen (vgl. Pawlowski 2007). Verbleiben die Schildkröten bis in den späten Herbst hinein in einer Gewächshausanlage, ist dies als Simulation einer Winterperiode im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse auf Taiwan bzw. in Süd-China nach Ansicht der Autoren bereits ausreichend. Anschließend können die Temperaturen bei der weiteren Haltung im Zimmer wieder angehoben werden. Sicherlich kann Cuora flavomarginata auch über längere Zeit in einer Winterruhe bei niedrigen Temperaturen verharren, doch entspricht dies nicht den Gegebenheiten, die die Art im Habitat vorfindet. Manche Pfleger gehen offenbar häufig von Haltungsbedingungen aus, die besser nur mediterranen Testudo-Arten geboten werden sollten, und Abb. 29. Obligatorisches Gruppenfoto, von links nach rechts: Bastian Esser, Prof. Chen, Bou Li-Chu, Ching Guan-Li, Sebastian Nickl, Xiao Li-Cheng. 18 RADIATA 23 (3), 2014

Gelbrand-Scharnierschildkröte Cuora flavomarginata (Gray, 1863) wintern auch ihre ostasiatischen Pfleglinge für beachtlich lange Zeit ein. Dies ist sicher ein Punkt, der gegebenenfalls zu überdenken ist, sind die Bedingungen in den Herkunftsländern dieser Tiere doch kaum miteinander vergleichbar. Lediglich für Exemplare aus den nördlicheren Provinzen Chinas wäre diese Vorgehensweise gerechtfertigt. Zwar kommt Cuora flavomarginata bis in die Provinzen Anhui, Jiangsu, Henan und Hubei vor, doch gibt es praktisch keine von dort stammenden Exemplare bei europäischen Haltern. Das Gros der Importe in den 1980er- und 1990er-Jahren kam aus weit südlicheren Regionen, vor allem von Taiwan (pers. Mittlg. Blanck, Chen). Die Autoren schlagen daher vor – bei permanenter Zimmerhaltung –, wenn überhaupt, nur eine stark verkürzte Winterruhe einzulegen oder aber – wenn ein eigener Raum für die Pflege der Tiere zur Verfügung steht – die Zimmertemperatur mithilfe eines gekippten Fensters ähnlich wie auch in der Natur sinken und schwanken zu lassen. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich die Tiere bzw. ihre Unterkünfte nicht unmittelbar in Fensternähe oder gar unter einem im Winter gekippten Fenster befinden dürfen. Auch Zugluft, die durch die Temperaturunterschiede zur winterlichen Außentemperatur schnell entstehen kann, gilt es zu vermeiden. Dank Unser Dank für die Möglichkeit, die Biotope von Cuora flavomarginata und einigen anderen taiwanesischen Schildkrötenarten zu besuchen, gilt Prof. Chen Tien-Hsi (Keelung/Taiwan) sowie seinem Studenten Li Sheng-Yun (Taipeh/Taiwan). Des Weiteren bedanken wir uns beim Zoologischen Garten Taipeh und dessen Mitarbeiterin Ching Guan-Li (Taipeh) für die Hilfe bei der Übersetzung schwieriger Fragen vom Deutschen ins Chinesische während der Feldbegehung sowie bei Torsten Blanck (Deutschlandsberg/Österreich) und Andreas S. Hennig (Leipzig/Deutschland) für nützliche Hinweise bzw. die kritische Durchsicht des Manuskriptes. Literatur Becker, H. (1996): Bemerkungen zur Haltung und Nachzucht von Cuora flavomarginata flavomarginata (Gray, 1863). – Salamandra, Rheinbach, 32 (2): 65–72. Chen T.-H. & K.-Y. Lue (2008): Thermal preference of the yellow-margined box turtle (Cuora flavomarginata) (Testudines: Geoemydidae) inhabiting a mesic lowland forest, northern Taiwan. – Amphibia-Reptilia, Florenz, 29 (4): 513–522. Gray, J. E. (1863): Observations on the box tortoises, with the descriptions of three new Asiatic species. – Proc. Zool. Soc. London, London, 1863: 173–179. Ota, H., Y. Yasukawa, J. Fu & T.-H. Chen (2009): Cuora flavomarginata (Gray 1863) – yellow-margined box turtle. – In: Rhodin, A.G.J., P.C.H. Pritchard, P. P. van Dijk, R. A. Saumure, K. A. Buhlmann, J. B. Iverson & R. A. Mittermeier (Hrsg.): Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. Chel. Res. Monogr., Lunenburg, No. 5, S. 035.1–035.10, doi:10.3854/crm.5.035.flavomarginata.v1.2009, www.iucn-tftsg.org/cbftt/. Pawlowski, S. (2007): Haltungstipps und Haltungsfehler bei der Pflege terrestrischer Sumpfschildkröten am Beispiel der Gelbrand-Scharnierschildkröte Cuora flavomarginata ssp. (Gray, 1863). – elaphe N.F., Rheinbach, 15 (4): 43–52. Rogner, M. (1995): Schildkröten 1. – Hürtgenwald (Heidi Rogner-Verlag), 192 S. Autoren & Fotos Bastian Esser Kolumbusring 14 18106 Rostock Sebastian Nickl Külbstr. 20 55131 Mainz E-Mail: s.nickl.@web.de RADIATA 23 (3), 2014 19

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