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Projektreise 01/2024

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Magazin der Auslandshilfe

Flora Vokaj

Flora Vokaj Mitarbeiterin beim Blindenverband Lezha, Albanien „Ich weiß nun, dass eine Behinderung keine Tragödie für die Person ist, die mit ihr lebt, geschweige denn für ihre Angehörigen, und dass ein Mensch mit Behinderung durch die Überwindung von Barrieren ein ganz normales, erfülltes Leben führen kann.“ Inklusion durch Empowerment Die Stärkung von Menschen mit Behinderungen ist eine der Hauptaufgaben der Caritas Albanien. Unter anderem wurde ein Lehrgang zur Peer-Beratung nach internationalem Vorbild entwickelt. Die Idee ist es, Menschen mit einer Behinderung zu Berater*innen für andere Menschen mit Behinderung und deren Familien auszubilden. Dabei profitieren beide Seiten: Die Peer-Berater*innen wurden zu Expert*innen geschult und in ihrer Kompetenz gestärkt und die Personen, die beraten wurden, konnten ihre Lebenssituation beträchtlich verbessern. Flora ist eine von jenen, die sich als Beraterin ausbilden ließen. Sie ist von Geburt an sehbehindert und wuchs in einer ländlichen Gegend auf. Durch das „Frausein“ und ihre Behinderung war sie schon immer mit einer doppelten sozialen Barriere konfrontiert. Als Kind durfte sie nicht in eine Regelschule gehen, sondern wurde mit sechs Jahren von der Familie weg in eine Sondereinrichtung nach Tirana geschickt. Nach Hause kam sie nur selten. Der Unterricht war zudem auch nur auf einzelne Fächer konzentriert. Flora erinnert sich: „Damals hatte ich keinerlei Informationen darüber, wie Blinde anderswo auf der Welt unterrichtet wurden. Erst als ich im Alter von fünfzehn Jahren das Institut verließ, begriff ich, dass ich so viel verloren hatte.“ Trotz des Widerstandes ihrer Eltern war Flora fest entschlossen, ihren Rückstand aufzuholen. Sie besuchte die Oberstufe und ihre Lernergebnisse waren beeindruckend. Nach dem Schulabschluss war es ihr als blinde Frau jedoch unmöglich ins Arbeitsleben zu finden. Die Ausbildung zur Peer-Beraterin der Caritas Albanien kam genau richtig. „Dank der Schulungen habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gelernt, was Behinderung wirklich bedeutet und wie ich durch die Erfahrungen mit meiner eigenen Behinderung und mit der professionellen Ausbildung auch anderen blinden Menschen, die Beratung und Informationen benötigen, helfen kann. Ich weiß nun, dass eine Behinderung keine Tragödie für die Person ist, die mit ihr lebt, geschweige denn für ihre Angehörigen, und dass ein Mensch mit Behinderung durch die Überwindung von Barrieren ein ganz normales, erfülltes Leben führen kann. Ich wünschte, ich wäre jünger.“ (Flora lacht) Durch die Ausbildung ermutigt, ging Flora an die Universität. Sie ist fest entschlossen, bald ihren Abschluss zu schaffen. Heute arbeitet Flora beim albanischen Blindenverband, wo sie das „Forum der blinden Frau“ gegründet hat und leitet. Doch am liebsten würde sie ihren Lebensunterhalt als hauptberufliche Peer-Beraterin verdienen. Autorin: Andrea Todt Bei einem Projektbesuch der Caritas St. Pölten in Lezha, Albanien: Flora (Mitte) mit mehreren Teilnehmer*innen ihres Peer-Berater-Lehrgangs. Flora ist von Geburt an sehbehindert und durfte als Kind die Regelschule nicht besuchen. Erst durch ihre Ausbildung zur Peer-Beraterin hat sie gelernt, dass ein Mensch mit Behinderung ein ganz normales, erfülltes Leben führen kann. Gute Bildung, gute Chancen? Zaara hat gute Chancen, einen Beruf zu bekommen oder eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Sie besucht die von der Caritas St. Pölten unterstützte Schule in Khameeso Goth, einem Gebiet am Stadtrand von Karatschi, Pakistan. Doch jedem neunten Mädchen weltweit bleibt der Zugang zu Bildung verwehrt. Jedes neunte Mädchen weltweit hat keinen Zugang zu Grundbildung. Die Hauptgründe dafür sind die Diskriminierung von Frauen, Care-und Haushaltsarbeit sowie Kinderehen. Diskriminierung: Sie kann viele verschiedene Formen annehmen, wie etwa weniger Wertschätzung und Freiheiten. Es gibt auch Schulverbote für Mädchen ab der Sekundarstufe, wie es derzeit etwa in Afghanistan der Fall ist. Care- und Haushaltsarbeit: Damit ist etwa auch Sorgearbeit gemeint, also sich um andere Personen zu kümmern. Weltweit pflegen viele Mädchen zwischen 5 und 14 Jahren Familienangehörige sowie Freunde der Familie. Kinderehe: In vielen Gegenden der Welt werden unter 18-jährige Mädchen gegen ihren Willen verheiratet. Gründe sind Armut, soziale Normen, Tradition, Religion und viele mehr. Kinderehen haben viele verschiedene negative Auswirkungen auf die Mädchen. Oft brechen Mädchen dann die Schule ab. Dabei wäre gerade Bildung der effektivste Weg, um Mädchen vor verfrühter Schwangerschaft, häuslicher Gewalt und Armut zu bewahren. In Österreich dürfen Mädchen und Burschen neun Jahre die Schule besuchen. Danach entscheiden sich jährlich rund 42.000 Jugendliche dazu, die Matura zu machen, zwei Drittel davon sind Mädchen. Auch studierten im Wintersemester 2022/2023 um 46.274 mehr Frauen als Männer an Österreichs Hochschulen. Doch wagt man einen Blick in die 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs, so zeigt sich, dass sich dieses Verhältnis bei weitem nicht widerspiegelt. Von 599 Geschäftsführer*innenpositionen sind nur 63 von Frauen besetzt. Wie kann das sein, obwohl Frauen in Österreich statistisch gesehen täglich um 13 Minuten länger arbeiten als Männer? Die ernüchternde Antwort: Es handelt sich bei dieser „Mehrarbeit“ großteils um unbezahlte Care- und Haushaltsarbeit – ein Bild, das sich weltweit zeigt. Autorin: Elena Schmied

„Als wir mit der Schule begonnen haben, musste ich als Lehrerin mit der Trommel durch die Siedlungen gehen, um die Kinder einzusammeln.“ Aqsa Anwar Schulleiterin Khameeso Goth, Karatschi Pünktlich zur Zukunft „Als wir mit der Schule begonnen haben, musste ich als Lehrerin mit der Trommel durch die Siedlungen gehen, um die Kinder einzusammeln. In den Familien war man nicht gewohnt, dass Kinder irgendwo pünktlich sein müssen“, erzählt Aqsa Anwar. Sie leitet nun seit bald zwanzig Jahre die Schule in Khameeso Goth, am Stadtrand der pakistanischen Mega-City Karatschi. Die Idee zu einer Schule in diesem von extremer Armut geprägten Stadtteil kam ursprünglich von der deutschen Lepra- Ärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau. In der von der Caritas St. Pölten unterstützten Schule in Khameeso Goth sitzen Buben und Mädchen gemeinsam im Klassenzimmer, so auch die Zwillinge Arun und Layana. Die Erfolge zeigen, dass Bildung der beste Weg aus der Armut ist. Lepra ist eine Krankheit der Armen, und wer Lepra bekämpfen möchte, muss die Armut verringern. Was liegt näher als Bildung anzubieten. Denn Bildung ist der Schlüssel zur Bekämpfung der Armut. Die Schule in Khameeso Goth ist nur eine von vier seitens der Caritas St. Pölten unterstützten Schulen in Karatschi. Von Anfang an war es klar, dass Mädchen und Buben gemeinsam im Klassenzimmer sitzen, in etwa gleichen Anteilen. In Pakistan ist das nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, wie überhaupt die Möglichkeit zum Schulbesuch nicht allen Kindern gleichermaßen offensteht. „In Khameeso Goth, am Stadtrand der pakistanischen Mega-City Karatschi, hat sich herumgesprochen, dass Schulbildung nützlich ist. Es gibt mittlerweile mehrere ehemalige Schüler*innen, die eine akademische Ausbildung eingeschlagen haben – bisher ein beinahe unmögliches Ziel für die Menschen in dieser von extremer Armut geprägten Gegend.” Andreas Zinggl, Projektmanager für Pakistan, Caritas St. Pölten Mehr als 22 Millionen Kinder gehen in Pakistan nicht zur Schule. Mädchen sind dabei besonders benachteiligt. Während in den ersten paar Klassen das Verhältnis noch halbwegs ausgewogen ist, so wird in höheren Klassen der Bubenanteil größer. Meistens hat das mit der mangelnden Sicherheit am Schulweg zu tun. Traditionell wird in den Familien mit mehreren Kindern aber auch eher darauf geschaut, dass Buben die Schule besuchen. Sie gelten nach wie vor als potentielle Ernährer für später. Nicht so bei der 14-jährigen Layana. Sie hat das Glück, gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Arun nun schon die zehnte Schulstufe zu besuchen. Ihr Berufswunsch hat sich seit dem ersten Schultag nicht geändert. Sie möchte Ärztin werden. Anfangs wurde sie noch belächelt, denn aus derart armen Verhältnissen, wo die Eltern nicht einmal lesen und schreiben können, ist das eigentlich unmöglich. Aber ihr Ehrgeiz war stärker. Die Schulnoten waren stets fantastisch und die Schulleiterin Aqsa Anwar, die immer an sie geglaubt hat, erkennt mittlerweile gute Chancen für Layanas Arztkarriere. Es wäre nicht die erste Schülerin in Khameeso Goth, die eine akademische Ausbildung weitermacht, erzählt Aqsa Anwar mit nicht zu übersehendem Stolz in ihrem Gesichtsausdruck. Nach all diesen Mühen – und es war nicht immer leicht – kann sie auf ein gelungenes Lehrerinnendasein zurückblicken. Ihr Engagement war nicht umsonst. Sie würde heute wieder mit der Trommel durch die Armensiedlung gehen, wenn es nötig wäre. Heute kommen die Kinder von allein. Denn es hat sich herumgesprochen, dass Schulbildung nützlich ist. Pünktlichkeit inklusive. So geht der Weg aus der Armut. Autor: Andreas Zinggl Sonderformat 210x105mm Caritas der Diözese St. Pölten Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten www.caritas-stpoelten.at Information: 02742 844 455 spendenservice@caritas-stpoelten.at www.caritas-stpoelten.at Spenden: Raiffeisenbank St. Pölten IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000 BIC: RLNWATWWOBG www.caritas-stpoelten.at Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Riedl | Redaktion: Lukas Steinwendtner, Christiane Gaar, Andrea Todt, Andreas Zinggl, Elena Schmied, Melissa Ofoedu, Ismael Kaltenberger, Michael Tanzer Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler Fotos: Caritas, Adobe Stock, Thomas Hadinger Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk | Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4 Zurück bleibt nur ein gutes Gefühl. Cradle to Cradle ist der höchste Standard für ökologisch und gesund produzierte Druckprodukte. gugler* DruckSinn die einzige Druckerei in der EU, die ihn mit GOLD-Zertifikat erfüllt. Cradle to Cradle produzierte Druckprodukte von gugler* enthalten nur gesunde Substanzen und können daher – anders als herkömmliche Druckprodukte – zu 100 % wiederverwertet werden. Alle beim Druck anfallenden CO2-Emissionen werden zu 110 % kompensiert. Bei der Produktion kommt ausschließlich Ökostrom zum Einsatz. Unser Cradle to Cradle GOLD-Zertifikat bestätigt das. Anzeige

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