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PROJEKTREISE 04/2021

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PROJEKTREISE

Diözese St. Pölten „Als ich mit der Schweinezucht begann, dachte ich nie, dass ich damit so erfolgreich sein kann. Unsere Lebensqualität hat sich stark verbessert. Meine Familie und ich sind sehr dankbar.“ Bernadette Ndour Mikrokreditnehmerin Nr. 04 Dezember 2021 Magazin der Caritas-Auslandshilfe mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern Albanien, Pakistan und Senegal Caritas St. Pölten Aktuell Erscheinungsort St. Pölten Hilfsmittel Geld Vom Borgen und Zurückgeben Selbstbestimmt in eine bessere Zukunft Spargruppen und Kleingruppenkredite – eine Form der Hilfe vor Ort. Die Konzentration von Reichtum auf immer weniger Menschen schreitet voran. Ende 2020 besaß 1,1 Prozent der Weltbevölkerung 45,8 Prozent des weltweiten Vermögens. Rund 55 Prozent der Weltbevölkerung besaßen hingegen lediglich 1,3 Prozent des weltweiten Vermögens. Woran liegt es, dass der Wohlstand durch fairen Wettbewerb nicht gleich verteilt wird, sondern Reiche weiterhin begünstigt sind? Es sind wohl die Spielregeln, die die Kluft zwischen Arm und Reich wachsen lässt. Geht es darum, sich Geld zu borgen, dann ist das für die, die Geld haben, ein Leichtes, sich kreditwürdig zu erweisen. Je mehr Geld, desto kreditwürdiger. Wer nichts hat, bekommt kein Geld. Dabei ist Hilfe in Form eines Kredites gerade für viele Menschen interessant, die nur eine kleine Investition tätigen oder ein kleines Gewerbe starten möchten. Es gibt Menschen, wie zum Beispiel eine Näherin, eine Marktfrau oder ein Subsistenzbauer, die nie eine Chance hätten, ein Konto oder eigenes Sparbuch zu eröffnen, um bescheidene Summen anzusparen. Genau hier liegt der Ausgangspunkt für die Idee des Mikrokredites: Eine Gruppe von Personen (ursprünglich meist Frauen) hat die Möglichkeit, gemeinsam ein Sparbuch anzulegen oder einen Kredit zu nehmen. Sie verpflichten sich gleichzeitig, regelmäßig kleine Beträge einzuzahlen – entweder um eine Summe anzusparen, aus der man dann einen Kredit nehmen kann oder um einen Kredit bedienen zu können. Das wichtigste Element bei dieser Form von Kleingruppenkrediten ist die Begleitung durch Sozialarbeiter*innen. Sie organisieren die Gruppen (Präsident*innen, Kassier*innen, Schriftführer*innen werden gewählt), schulen deren Mitglieder im Umgang mit Geld, klären sie auf, was es heißt sich zu einer Rückzahlung zu verpflichten, stellen das nötige Know-how zur Verfügung, um die geplanten Investitionen zielgerichtet einzusetzen und oft vieles mehr. So werden Personen, die ein Geschäft eröffnen wollen, dabei unterstützt, die Machbarkeit ihrer Idee zu überprüfen und einen Businessplan zu entwickeln. Die Erfahrung zeigt, dass dadurch 95-100 Prozent dieser Kredite zurückbezahlt werden. Das sind enorme Erfolge bei der Rückzahlung, die von großen Kreditnehmern oft nicht erreicht werden. Autor: Lukas Steinwendtner Am Wort Simone Modelhart Fundraising Caritas der Diözese St. Pölten Was können wir von afrikanischen Ländern lernen? Das ist eine Kernfrage der Caritas in der Zusammenarbeit und beim Wissensaustausch mit ihren Partner*innen. Es geht nicht darum, anderen Gemeinschaften ein europäisches System überzustülpen. Die wenigsten Strategien lassen sich eins zu eins übertragen, doch mit etwas Anpassung wird vielleicht aus einem Lagerhaus eine Getreidebank. Gerade in Europa wurden viele Fehler in der Landwirtschaft gemacht (Stichwort Maiswüsten, Bienensterben, etc.). Vielleicht müssen nicht überall dieselben Fehler wiederholt werden? Gerade in der Pandemie haben wir gesehen, dass westliche Industriestaaten regelmäßig überfordert sind. Gleichzeitig haben viele Länder Westafrikas bereits Erfahrung im Umgang mit Epidemien und ihrer Bekämpfung. Regelmäßige Desinfektion, Kontaktverfolgung und konsequente Isolation von Betroffenen ist in Westafrika das unaufgeregte „Standardprogramm“, etwa bei der Bekämpfung von Ebola. Der senegalesische Ökonom Felwine Sarr plädiert für ein Wirtschaften, das Beziehungen in den Mittelpunkt stellt. In vielen afrikanischen Ländern ist Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil von Wirtschaftsbeziehungen. Viele Menschen haben kein Bankkonto. Brauchen sie einen Kredit, wenden sie sich an die Gemeinschaft. Wenn ausreichend Vertrauen gegeben ist, findet die Transaktion statt. Diese Art zu Wirtschaften hat die geringsten Transaktionskosten überhaupt. In westlichen Industrieländern haben wir die höchsten Kosten, da wir uns mit Garantien, Hypotheken und Gerichten gegen Misstrauen absichern müssen. In Anbetracht der aktuellen globalen Herausforderungen ist es unumgänglich, von anderen Ländern und Kontinenten zu lernen. Das gilt innerhalb des Caritas-Netzwerks, aber auch auf Ebene internationaler Organisationen und dem Staatengefüge weltweit.

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