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PROJEKTREISE 04/2021

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Warum

Gaston Diatta

Gaston Diatta Agrarökonom Caritas Tambacounda „Die Regenzeit im Senegal ist kurz und die Anbaumethoden sind sehr einfach. Die Ernte müsste für das ganze Jahr reichen, tut sie aber häufig nicht.“ „Das allerbeste ist allerdings, dass dieser Prozess nach Projektende fortgesetzt wird. All diese Vereine existieren weiter und ermöglichen immer wieder neue Investitionen.“ Andreas Zinggl, Projektmanager Caritas der Diözese St. Pölten Das Kreditmittel Hirse Ein alter Hut: Sparen tut gut Wie mithilfe von Getreidebanken im Senegal der Hunger bekämpft wird. Amada Diallo blickt stolz auf die prall gefüllten Säcke, die sich in einem kleinen, weiß gestrichenen Betonbau stapeln. „Dieses Häuschen hat unser Leben sehr verändert“, erklärt der Dorfchef von Sitaoulin Banandin, einem kleinen Dorf im Osten Senegals. Er befindet sich in einer Getreidebank (einem Lagerhaus für Lebensmittel) und die Säcke sind gefüllt mit Hirse, Mais und Erdnüssen. Es sind Grundnahrungsmittel für die Menschen in dieser Region, die vor allem von der Landwirtschaft und vom Kleinhandel leben. „Obwohl wir in der Durchhaltezeit sind, gibt es immer noch genügend Säcke“, stellt er zufrieden fest. Als Durchhaltezeit wird im Senegal die Periode kurz vor der Regenzeit und der nächsten Ernte bezeichnet, wenn der Vorrat der letzten Ernte aufgebraucht ist und Nahrungsmittelengpässe drohen. Für viele Menschen in den ländlichen Regionen Senegals bedeutet das ein ständiges Wiederkehren von Hunger. „Die Regenzeit im Senegal ist kurz und die Anbaumethoden sind sehr einfach. Die Ernte müsste für das ganze Jahr reichen, tut sie aber häufig nicht“, erklärt Gaston Diatta, Agrarökonom der Caritas Tambacounda. „Einerseits gibt es zu wenig Ertrag. Außerdem sind die Menschen arm und verscherbeln ihr Getreide zu einem Spottpreis gleich nach der Ernte, um Medikamente oder andere Nahrungsmittel besorgen zu können.“ Um den Ertrag zu steigern, müsste man in bessere landwirtschaftliche Geräte investieren und Zugang zu Krediten bekommen. Dieser ist für viele Kleinbäuer*innen oft nicht gegeben. Getreidebanken bieten eine Möglichkeit, um dieser Armutsspirale zu entkommen. Gekoppelt an ein Kreditsystem bieten sie sogar die Möglichkeit, Einkommen nachhaltig zu steigern. Die Mitglieder erhalten von der Getreidebank einen Kleinkredit, das hinterlegte Getreide dient als Garantie und wird gleichzeitig vor Schädlingen sicher gelagert. Mit diesem Kredit können Investitionen getätigt oder alltägliche Ausgaben beglichen werden. Sobald der Kredit zurückgezahlt wurde, erhalten die Mitglieder ihre Ernte zurück. In Sitaoulin Banandin hat die Caritas das Dorf bei der Umsetzung eines Gemeinschaftsfeldes unterstützt, welches die Getreidebank speist. „Durch das Kreditsystem konnten wir sogar einen Traktor anmieten. Das ganze Dorf profitiert von der Bank, wir kommen viel besser durch die Durchhaltezeit. Wir hätten uns nie vorstellen können, dass wir so viel anbauen können!“ Autorin: Christiane Gaar Getreidebanken bieten eine Möglichkeit, um der Armutsspirale zu entkommen. Gekoppelt an ein Kreditsystem bieten sie sogar die Möglichkeit, Einkommen nachhaltig zu steigern, wie das Beispiel im Senegal zeigt. Dorfchef Amada Diallo erzählt, wie die ganze Dorfgemeinschaft von der Getreidebank und dem daran gekoppelten Kreditsystem profitiert. Auch „Durchhaltezeiten“, in denen Hunger früher immer ein Thema war, sind nun gut bewältigbar. Die Erkenntnis ist ja nicht neu. „Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“, das klingt bewährt und logisch. Nur: Wer kann schon sparen, wenn es nichts gibt, was auf die Seite gelegt werden kann? Und dennoch: Es gibt auch in schwierigsten Verhältnissen Möglichkeiten. Der Beweis wurde in den letzten Jahren im südlichen Pakistan in einem Bezirk namens Tando Allahyar geliefert. Das Zauberwort lautet: Organisation. Natürlich schafft es niemand alleine, bei einem monatlichen Haushaltseinkommen (ein Haushalt entspricht durchschnittlich 6 Personen) von weniger als 80 Euro zu sparen. Aber wenn sich genug zusammentun, entstehen Chancen. 50 Frauengruppen mit insgesamt 871 Teilnehmerinnen haben das getan. Initiiert von unserer langjährigen Partnerorganisation RDF trafen sich diese Gruppen, diskutierten über die nötigsten Bedürfnisse, wie ein Business-Plan zu erstellen ist, auch welche Voraussetzungen für ein gemeinsames Konto gegeben sein müssen und dass mit vielen winzigen Beiträgen mitunter kleine Wunder erzielt werden können. „Ich hätte mir nie gedacht, dass ich irgendwann einmal zu unserem Familieneinkommen beitragen werde können. Jetzt können wir uns für unsere Kinder sogar die Schule leisten.” Fr. Hemi, 30 Jahre, aus Chaitan Nicht jede Teilnehmerin kam von Beginn an in den Genuss eines Kleinkredits aus dem Ersparten. Die Gruppen haben erst einmal Kriterien für die Vergabe definiert und gemeinsam beschlossen, wer als erstes drankommt. Zum Beispiel wurde mit dem ersten Geld ein Gemüsebeet angelegt, der Überschuss der Ernte am Markt verkauft und der Erlös wurde für die Rückzahlung des geborgten Geldes genutzt. Dann wurde die nächste Teilnehmerin gemeinsam ausgewählt, zum Beispiel mit der Idee zur Errichtung eines kleinen Geschäfts. Und so weiter. So konnten nicht nur so mancher Gemüsegarten und der eine oder andere Shop eröffnet, sondern etwa Brennholz sparende Kochstellen angeschafft werden. Auch in eine gemeinsame Nähmaschine konnte man investieren, mitunter die Gebühren für die Registrierung bezahlen, um einen Personal-Ausweis zu erhalten. Da und dort wurde eine Ziege gekauft, es erfolgten sogar Baumpflanzungen. Das allerbeste ist allerdings, dass dieser Prozess nach Projektende fortgesetzt wird. All diese Vereine existieren weiter und ermöglichen immer wieder neue Investitionen. Wenn dann noch parallel zu den Sparvereinen von unserer Partnerorganisation auch Alphabetisierungskurse, landwirtschaftliche Fachberatung oder einfache Gesundheitsversorgung angeboten wird, also all diese Aktivitäten aufeinander abgestimmt werden, so gelingt es gemeinsam, ein Dorf nach dem anderen aus dem Armutskreislauf zu befreien. Und irgendwann einmal schafft es vielleicht auch ein einzelner Haushalt, sich etwas auf die hohe Kante zu legen. Gelegenheiten, dass sich die Frauen im Dorf weiterhin treffen können, lassen sich auch weiterhin finden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, ob nicht noch mehr Bäume gepflanzt werden könnten. Autor: Andreas Zinggl Ein Mikrokredit als Initialzündung Mithilfe eines Mikrokredits baute sich die Unternehmerin Bernadette eine Schweinezucht auf. Die Einkünfte daraus halfen ihr, für sich und ihre Kinder ein kleines Häuschen errichten zu können. Bernadette ist Witwe und hat acht Kinder. Drei davon leben noch bei ihr, die älteren sind bereits ausgezogen und selbstständig. Als sie vor knapp einem Jahr in die Nähe der Stadt Tambacounda gezogen ist, wusste sie nicht, ob sich finanziell alles ausgeht. Doch sie konnte an einem Caritas-Projekt teilnehmen und hat einen Mikrokredit in Höhe von 800 Euro erhalten. Mit diesem Geld baute sie sich Schritt für Schritt eine Schweinezucht auf. Die Schweine lebten zunächst noch in einem provisorischen Stall. Mit den Einkünften, die sie aus der Zucht erwirtschaftete, baute sie einen besseren. Die fleißige Frau, die neben Haushalt und Tierzucht auch noch als Köchin arbeitet, berichtet aber auch von Herausforderungen. So wirkte sich die aktuelle Covid-Krise etwa auch auf ihre Schweinezucht aus: „Zeitweise konnte ich keine Schweine verkaufen, dann war es auch mit der Rückzahlung des Kredits knapp. Als die Märkte wieder geöffnet haben, wurde meine Lage aber schnell wieder besser.“ Durch die Tierzucht, die sich Bernadette mithilfe des Kredits aufbauen konnte, veränderte sich das Leben ihrer Familie signifikant zum Besseren: „Als ich mit der Schweinezucht begann, dachte ich nie, dass ich damit so erfolgreich sein kann. Im Laufe des letzten Jahres konnte ich aus den Einkünften für meine Kinder und mich sogar ein eigenes Häuschen errichten. Unsere Lebensqualität hat sich damit stark verbessert. Meine Familie und ich sind sehr dankbar“, erzählt Bernadette. Bernadatte hat zurzeit zwar noch Schulden und der letzte Kleinkredit ist noch nicht vollständig abbezahlt, aber als Unternehmerin mit Herzblut blickt sie zuversichtlich und sehr motiviert in die Zukunft. Der Mikrokredit, den sie im Zuge eines Caritas-Projektes erhielt, war für ihr Unternehmen und ihr Leben eine Initialzündung. Autorin: Simone Modelhart Der Überschuss aus dem Gemüsegarten kann am Markt verkauft werden. Der Erlös kommt in den gemeinsamen Topf der Frauengruppe. Caritas der Diözese St. Pölten Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten www.caritas-stpoelten.at Information: 02742 844 455 spendenservice@caritas-stpoelten.at www.caritas-stpoelten.at Spenden: Raiffeisenbank St. Pölten IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000 BIC: RLNWATWWOBG www.caritas-stpoelten.at Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Riedl | Redaktion: Andreas Zinggl, Lukas Steinwendtner, Christiane Gaar, Melissa Ofoedu, Simone Modelhart, Michael Tanzer Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler Fotos: Caritas Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk | Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4 Bisher haben sich 781 Frauen in 50 unterschiedlichen Frauengruppen organisiert. Unter anderem wurden 191 Gemüsegärten angelegt, 1240 Brennholz sparende Kochstellen geschaffen und 11.038 Bäume gepflanzt. Durch und durch. Denn es wurde Cradle to Cradle Certified gedruckt. Das ist der weltweit höchste Ökodruckstandard, bei dem ausschließlich gesunde Inhaltsstoffe verwendet werden. Die Natur sagt „Danke“. Und Sie können der Caritas der Diözese St. Pölten für dieses gesunde Magazin danken. Anzeige P80638_DS_2003_Anzeige_210x104mm.indd 2 11.01.21 14:44

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