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cav – Prozesstechnik für die Chemieindustrie 11.2019

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Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.

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cav THERMISCHE VERFAHREN Bilder: Will & Hahnenstein Uwe Hahnenstein ist Geschäftsführer der Will & Hahnenstein GmbH und führt das Unternehmen in dritter Generation 100 Jahre Will & Hahnenstein Vom Händler zum Apparatebauer Die Will & Hahnenstein GmbH feiert 2019 ihr 100jähriges Bestehen. Ursprünglich als Handelsgesellschaft für Werkzeuge und Geräte gegründet, hat sich das Familienunternehmen zu einem weltweit erfolgreichen Spezialisten im thermischen Apparatebau entwickelt. Wir sprachen mit Geschäftsführer Uwe Hahnenstein über Meilensteine der Unternehmensentwicklung und aktuelle Produkte. Herr Hahnenstein, Ihr Unternehmen Will & Hahnenstein ist heute als Spezialist im thermischen Apparatebau weltweit bekannt. Doch die beiden Gründer hatten eigentlich etwas ganz anderes im Sinn. Wie kam es dazu? Hahnenstein: Ja, das stimmt. Adolf Hahnenstein und Otto Will kamen beide aus Tätigkeiten in der Stahlindustrie, als sie 1919 nach dem ersten Weltkrieg ihr Handelsunternehmen für Stahlerzeugnisse und Werkzeuge in Siegen gründeten. Doch bereits in den 20er- Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelten sie kundenspezifische Transportgeräte und Vorrichtungen. Mit den „Kippfix-“ und „Monopol-Abfüllgeräten“ für Glasballone damals vor Verbreitung der Stahlfässer oder gar der IBCs das meistgenutzte Gebinde der noch jungen chemischen Industrie gelang der Einstieg als Lieferant für die Verfahrenstechnik. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem dadurch bedingten Siegeszug der Stahlfässer und Kanister konnte dann der Schritt zur thermischen Behandlung von Stoffen zunächst durch die Fassheizer gemacht werden. Seit den 1950er-Jahren beschäftigt sich ihr Unternehmen mit dem Aufschmelzen hochviskoser Rohstoffe für die weitere Verarbeitung. Was waren die wichtigsten Meilensteine in der Unternehmensgeschichte? Hahnenstein: Mit der Fertigung der elektrisch beheizten Fassheizer für Stahl- und Kunststofffässer konnte das Programm der bereits erwähnten Abfüllgeräte entscheidend erweitert werden, da man nun eine Lösung für das schonende und schnelle Schmelzen und Verflüssigen von Stoffen wie Vaseline, Fetten, Additiven etc. anbieten konnte. Mit dem rasanten Wachstum der chemischen Industrie in den 54 cav 11-2019

Rund 30 Mitarbeiter fertigen im Jahr etwa 200 Anlagen und Apparate am W&H-Standort in Herdorf 1950er- und 1960er-Jahren wuchs der Bedarf an dieser Vorstufe für viele Prozesse erheblich. So entwickelte Will & Hahnenstein die Fassheizer zu einer ganzen Produktfamilie weiter, die alle Größen von Gebinden von 20 bis 500 l abdeckt, vielfach Handhabungshilfen mit einschließt (z. B. Fasskippbock) und neben der elektrischen Widerstandsheizung auch Geräte für Dampf- oder Thermalölversorgung umfasst. Ein weiterer wichtiger Schritt war dann die Entwicklung von Wärmekammern mit Umluftheizungen, die das Aufwärmen von vielen Fässern gleichzeitig ermöglichen. Von hier führte der Weg direkt zu unserem heutigen Produktprogramm von Umluft-Wärmeschränken, Temperöfen und Trocknungskammern mit kundenspezifischer Ausstattung und optimierter Wärmeführung. Wie stellt sich das Unternehmen heute dar? Hahnenstein: Heute sind wir ein etablierter Mittelständler mit Sitz im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen ca. 20 km südlich von Siegen. Hier konstruieren und planen wir in einem 2018 bezogenen Büroneubau ca. 200 Geräte und Anlagen pro Jahr, die in modernen Werkstätten mit großer eigener Fertigungstiefe von 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hergestellt werden. Sehen Sie sich als ein Unternehmen, das Standardware oder eher Spezialmaschinen anbietet? Hahnenstein: Eindeutig liegt unser Schwerpunkt in der Anfertigung von kundenspezifischen Lösungen, die es nicht fertig „von der Stange“ zu kaufen gibt. In allen Bereichen unserer thermischen Apparate können wir auf die Anforderungen der Kunden und ihrer „Unsere Anpassungsfähigkeit an die spezifische Aufgabenstellung des Kunden ist eine unserer besonderen Stärken. Daneben bringen wir natürlich 100 Jahre Erfahrung mit.“ Prozesse eingehen, sei es bei den verwendeten Werkstoffen, bei der Art der Beheizung und der Auswahl der Heizenergie sowie bei den übrigen Anforderungen wie z. B. Explosionsschutz, Wasserhaushaltsrechtlichen Anforderungen, Brandschutz, verketteten Steuerungen, SIL-Ausführungen, Anforderungen an Temperaturgenauigkeiten, Dokumentation von Temperatur-Zeit-Behandlungen, Beschickungsund Lagerungseinbauten etc., etc. Worin liegt die besondere Stärke von Will & Hahnenstein? Wärmekammern sind Umluftöfen für Gebinde wie Fässer und IBCs und werden zumeist individuell für den Anwender gefertigt Hahnenstein: Ganz klar ist unsere Anpassungsfähigkeit an die spezifische Aufgabenstellung des Kunden eine unserer besonderen Stärken. Daneben bringen wir natürlich 100 Jahre Erfahrung mit, die bei vielen Anforderungen erlaubt, auf bereits bewährte Lösungsansätze zurückzugreifen. Aber auch der Mut, in allen Bereichen der Firma auf Basis der Erfahrung neue Schritte zu gehen, zeichnet unsere Herangehensweise aus. Welche Branchen adressieren Sie mit Ihren Produkten? Hahnenstein: Neben den klassischen Kunden in allen Bereichen und Zweigen der Chemieindustrie liefern wir heute Apparate und Anlagen für die Pharmazie, die Lebensmittelindustrie, die Kunststoff- und Maschinenbauindustrie sowie für Sonderanwendungen wie z. B. die Nuklearentsorgungstechnik. Unsere Kunden betreiben ihre Werke in Deutschland, in Europa, in Asien und Amerika. Will & Hahnenstein baut thermische Apparate zur Verflüssigung hochviskoser Rohstoffe. Welche Produkte bieten Sie an und welche Energien nutzen Sie für Ihre Produkte? Hahnenstein: Das Schmelzen hochviskoser Stoffe realisieren wir durch schonende Wärmezufuhr von außen und zusätzlich durch Bewegung der Schmelze. Hierdurch können wir auch empfindliche Rohstoffe bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen verflüssigen. Ein typisches W&H-Apparatebeispiel sind die Schmelzbehälter, die über eine Kaskadenregelung der Thermalöltemperatur im Doppelmantel und der Schmelzetemperatur im Produktraum eine genaue und fein abgestimmte Wärmezufuhr sicherstellen. Ein dem jeweili- cav 11-2019 55

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