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Bayreuth Aktuell Oktober 2021

KOLUMNE & HIGHLIGHTS

KOLUMNE & HIGHLIGHTS Beck´s Plaudereck - Normal und irgendwie anders Irgendwie, so hat man das Gefühl, geht es anders, das Jahr 2021. Auf Bayreuths Straßen und Gehwegen sucht man noch vergeblich nach Laub, selbst die von Miniermotten geplagten Kastanien verweigern sich trotzig dem nahenden Herbst. Dafür tummeln sich, nach langer Absenz, auf dem Volksfestplatz die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften. Ob sich der Aufwand lohnen wird, ist eine spannende Frage, Bescheidenheit in der Erwartungshaltung scheint angebracht. Zumal Corona, allen Hygienekonzepten und sonstigen Bemühungen zum Trotz, immer noch durch Stadt und Land vagabundiert. Wohin die Reise gehen wird, weiß keiner, doch irgendwie berührt das wenig. Denn man übt sich zunehmend in Normalität. In Bayreuths Wohnzimmer ist daher, zumindest vormittags wie abends, wieder Wildwest angesagt; ein triftiger Grund, die Fußgängerzone mit dem Auto zu befahren, ist in der Regel schnell gefunden. Schrittgeschwindigkeit wäre ein Thema, allein, der Tacho weist keine aus. Und so definiert eben jeder selbst, was er unter jener versteht. Wer das einmal bewusst beobachten möchte, dem sei als Standplatz die Kanzleistraße oder die Opernstraße empfohlen. Wobei Letztere zusätzlich noch ein Spektakel der besonderen Art parat hält: Flüchtende Opernhausbesucher. Zumeist in Abendgarderobe, gern auch mal mit einem Sektglas in der Hand. Denn die Flaniermeile vor dem Markgräflichen Opernhaus müssen sie sich teilen. Mit den innerstädtisch verkehrenden Bussen, mit Taxis und sonstigen Fahrzeugen. Zugegeben, Situationskomik bringt diese Konstellation in reichem Maße mit sich, zumindest für den außenstehenden Betrachter. Denn das Bild eines durch vornehm gewandete Festivalbesucher und -besucherinnen pflügenden Busses – hier sei als Standort das Mariengärtlein an der Schlosskirche empfohlen – ist einigermaßen grotesk. Allein, es stellt sich die Frage, ob dies unbedingt so sein muss. Zumal es augenscheinlich auch anders geht. Siehe, Autoherbst, pardon, Mobilitätstage. Da pflügt niemand durch Opern-, Kanzlei- oder Maximiliansstraße. Da ist selbstverständlich gesperrt. Die Verwunderung ob dieses Umstandes hält sich übrigens in Grenzen – in Bayreuth wundert man sich eher leise. Wie man denn hier auch eher zurückhaltend nörgelt oder sich freut. Gleichwohl, Anlass zur Freude gibt es im Oktober reichlich. Die Kultur ist aus der Sommerpause zurück und lockt, wie Sie diesem Heft entnehmen können, mit Konzerten, Theaterproduktionen und Ausstellungen vielfältigster Art. Apropos Vielfältigkeit: Die Fahnenmaste vor der Bayreuther Marketingund Tourismus GmbH zieren zurzeit die Flaggen der Diversität. Auch ein Grund, sich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ihr Gordian Beck Bayreuther Jazz-November Mit dem Jazz-November findet jedes Jahr ein hochkarätiges Festival statt, das den grauen Monat Nummer 11 zum Leuchten bringt. Dafür werden internationale Jazz-Größen geholt und Newcomer oder musikalische Geheimtipps vorgestellt. Der Jazz-November 2021 findet vom 11. bis 14. November statt, mit vier Hauptkonzerten jeweils um 19.30 Uhr und drei Spätkonzerten am 11., 12. und 13. jeweils um 22.30 Uhr. Dicker Sound und Raum für feinsinnige Nuancen stehen auf dem Programm. Bei den Bands werden sowohl Freunde des Bayreuther Jazzforums als auch neue Gesichter erwartet. Während der Jazz-Drummer Dejan Terzić mit seiner Band und der Jazzpianist Ulf Kleiner mit Sängerin Caro Trischler der alten Heimat Oberfranken einen Besuch abstatten, reisen aufstrebende internationale Acts wie die „Huntertones“ oder „Nubiyan Twist“ zum ersten Mal nach Bayreuth, ja sogar nach Deutschland. Die Hauptkonzerte warten alle mit einer überwältigenden Ausdruckskraft auf: Nach dem soundstarken Quartett „Dejan Terzić: Axiom“ werden drei Multi-Instrumenten-Bands die Bühne zum Beben bringen. Spätkonzerte bilden den Gegenentwurf im liebevoll reaktivierten Podium am Gerberplatz. Ob hier oder im Bechersaal: Jedes Konzert ist mit einer deutlich geringeren Besucherkapazität geplant. So sind geltende Abstandsregeln gewährleistet. Dadurch könnten aber die Tickets besonders schnell ausverkauft sein. Deshalb heißt es beim Vorverkauf: schnell sein. Virtuos und außergewöhnlich Die Kulturfreunde haben die Staatskapelle Weimar unter Dominik Beykirch mit dem Violinisten Nemanja Radulović ins barocke Ambiente des Opernhauses eingeladen. Auf dem Programm stehen Werke von Ottorino Respighi und Felix Mendelssohn Bartholdy. Es finden zwei Konzerte hintereinander statt, ins Foyer kommt man eine Stunde vor Konzertbeginn, in den Saal eine halbe Stunde vorher. Schüler und Studierende zahlen nur 50 Prozent im Vorverkauf. Der serbisch-französische Geiger, 2015 mit dem Klassik Echo als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet, eroberte mit seiner mitreißenden Virtuosität, Ausdruckskraft und außergewöhnlichen Programmen die Musikwelt im Sturm. Dominik Beykirch zählt zu den gefragtesten Nachwuchsdirigenten der letzten Jahre. Seit der Spielzeit 2020/2021 ist er Chefdirigent in Weimar. Einen herausragenden Erfolg feierte er dort 2019 mit Paul Dessaus Oper „Lanzelot“ (Regie: Peter Konwitschny), die mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Staatskapelle Weimar, 1491 begründet, ist eines der ältesten Orchester der Welt. Mit ihrer Geschichte sind Musikerpersönlichkeiten wie Bach, Liszt oder Richard Strauss verbunden, sie spielte die Uraufführung von Wagners „Lohengrin“. 03. Oktober, 18 und 20;30 Uhr Markgräfliches Opernhaus 4 Bayreuth aktuell

MUSIK Junge Sänger singen Händel Zu Gast bei den Kulturfreunden: die Chorakademie Lübeck mit Solisten, Orchester und Sprecher unter der Leitung von Rolf Beck. Das Programm heißt „Thy harmony’s divine“ und bringt Auszüge aus Händels Oratorien. Einlass ins Foyer findet ab 17.30 Uhr, in den Saal ab 18 Uhr statt. Schüler und Studierende zahlen nur 50 Prozent im Vorverkauf. Die Internationale Chorakademie verbindet alljährlich im weltweiten Vorsingen eine ausgewählte junge Sängerchar aus vielen Nationen zu einem einzigartigen Vokalensemble. 2002 von ihrem künstlerischen Leiter Rolf Beck gegründet, steht sie für Chorgesang auf höchstem Niveau. Ihre Gastspiele führten die Akademie rund um die Welt, namhafte Orchester begleiteten sie. Prof. Rolf Beck, bis 1996 Intendant der Bamberger Symphoniker, bis 2013 u.a. Musikchef beim NDR, gelang es, das internationale Ansehen des Chores erfolgreich auszubauen. Das Händel-Programm stützt sich auf die Biographie von Roman Rolland, ist unterhaltsam und lehrreich, begleitet von der „Capella Istropolitana“, einem Ensemble aus Bratislava. 23. Oktober, 18:30 Uhr Markgräfliches Opernhaus Lebenslust und Lebenswut „Katharina.Schatten.Spiel“ heißt ein musikalisches Live-Hörspiel. Aufbruch, Umsturz, Veränderung mit Rap, rückwärtslaufendem Choral, mit Reigentanz und revolutionärem Bauernlärm erwartet das Publikum. Damit wird einer der spannendsten Termine der „Zeit für Neue Musik Bayreuth“ nachgeholt, ein Abend mit Rezitation und furioser Klaviermusik. Der Autor und Rezitator Michael Herrschel und die Komponistin und Pianistin Yulim Kim beschwören gemeinsam den Geist einer berühmten Rebellin der Renaissance-Zeit: Katharina von Bora. Sie erzählt ihr Leben, die Flucht aus dem Kloster, die konfliktreiche Beziehung zu Luther in neuer, wortgewaltiger Sprache, frech und flirtend, fragend und fordernd. Von Herrschel scharfzüngig auf den Punkt gebracht, von Yulim Kim faszinierend in Musik gesetzt. Katharina empört sich gegen fromme Vereinnahmung voller Lebenslust und Lebenswut. 05. Oktober, 19:30 Uhr Haus Steingraeber Lieder und Geschichten Mit seinem Programm „Singt ojf Jiddisch!“ gibt Olaf Ruhl eine heitere musikalische Einführung in die jiddische Musik, in jüdische Sprache und Kultur mit Liedern und Geschichten. Neben musikalischen Beiträgen werden auch Gedichte gelesen. 22. Oktober, 19 Uhr Seminarhaus am Schloss Knackig und unkompliziert Die Gruppe „Please Madame“ ist bekannt als fester Bestandteil in der Show „Circus Halligalli“ von Joko & Klaas. Aber auch auf anderen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz begeistern die vier Musiker aus Salzburg mit ihrer Synth-Indierock-Pop-Mischung. Der Sound ist straight, die Lieder sind knackig und die Texte unkompliziert. 2015 wurden sie mit dem Austrian Newcomer Award in der Kategorie Rock/Pop ausgezeichnet und gehören seitdem zu den spannendsten Neuentdeckungen der österreichischen Musikszene. 01. Oktober, 20 Uhr Das Zentrum Komik mit Musik Der Pianist und Komponist Christoph Wünsch gestaltet einen Stummfilmabend mit Live-Musik. Charley Chase, 1893 geboren, gehört zur ersten Generation der amerikanischen Film-Comedians; er spielte, war Regisseur, Drehbuchschreiber und Produzent. In den Zweiaktern, die er Mitte der Zwanziger Jahre drehte, gerät er stets in peinliche, verwickelte Situationen. Umwerfend komisch: Ein Bräutigam entdeckt auf der Fahrt zu seiner Hochzeit auf dem Rücksitz seines Autos eine nackte, wildfremde Frau. Oder: ein junger Mann, der panische Angst vor Hunden hat, landet, wieder einmal „auf der Flucht“, in einer Telefonzelle, wo ihm aus dem Hörer das Weinen einer Frau entgegentönt. Als sie ihm erzählt, dass sie mit einem Unbekannten verheiratet werden soll, will er sie retten. Die Musik zu „Limousine Love“ wurde 2000 für das Stummfilmfestival Bielefeld geschrieben, die Musik zu „Dog shy“ für das Internationale Filmwochenende Würzburg 2004. Christoph Wünsch lehrt als Professor an der Hochschule für Musik Würzburg. 07. Oktober, 19:30 Uhr Haus Steingraeber Ein Abend mit Chopin „Vater des Bayreuther Franz Liszt Museums“ könnte man den Pianisten Ernst Burger nennen - seine Sammlung schaffte die Grundlage für die Ausstellung im Liszt-Haus. Nun stellt sich der Münchner Virtuose mit seinem zweiten Forschungsgegenstand vor: Frédéric Chopin. Nach einer schweren Handverletzung stand das Schreiben über Musik im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Seine Bücher fanden bald weltweite Anerkennung und wurden mit Preisen ausgezeichnet. Als Doyen der klassischen Klaviermusik kehrte er inzwischen wieder auf die Konzertbühnen zurück. Das Programm umfasst abwechslungsreich Kompositons-Schwerpunkte Chopins, so auch Etüden, entstanden zwischen 1833 und 1837, gewidmet der Gräfin Marie d’Agoult, Lebensgefährtin von Franz Liszt und Mutter von Cosima Wagner. 19. Oktober, 19:30 Uhr Steingraeber Haus Entdecken · Erleben · Genießen 5

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