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mav 04.2022

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02 Werkzeuge Dr. Jochen

02 Werkzeuge Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter, Mapal Dr. Kress KG „Wir können Großserie und Losgröße 1“ Der Werkzeughersteller Mapal hat sich durch die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit den führenden Automobilherstellern ein enormes Bearbeitungs-Know-how erarbeitet. Im Interview mit der mav erklärt Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter der Mapal Dr. Kress KG, wie das Wissen um die letzte Sekunde in der Bearbeitung auch bei der Losgröße 1 sehr hilfreich sein kann. Das Interview führte: Frederick Rindle ■■■■■■ mav: Vor ungefähr einem Jahr hatten Sie bei einem Gespräch hier in Aalen optimistisch in die Zukunft geblickt und für Mapal ein Wachstum von 10 bis 15 Prozent für realistisch gehalten. Hat sich Ihre Prognose bewahrheitet? Kress: Rückblickend muss man sagen, dass 2021 kein einfaches Jahr war. Das erste Halbjahr lief dabei für uns noch sehr gut. Für diesen Zeitraum waren die 15 Prozent Wachstum sogar noch sehr vorsichtig geplant. Im zweiten Halbjahr haben der Chipmangel und die daraus resultierenden geringen Produktionszahlen dann auch uns getroffen. Die letzten vier bis sechs Wochen des Jahres waren aber wieder sehr erfolgreich, sodass wir schlussendlich am oberen Ende der Prognose gelandet sind. Insgesamt haben wir in der Mapal- Gruppe im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 530 Millionen Euro erzielt. mav: Momentan blickt man ja gerne zurück auf die wirtschaftlich sehr erfolgreichen Jahre 2018 und 2019. Bis wann, glauben Sie, wird Mapal wieder auf Vor-Corona-Niveau sein? Kress: Stand heute gehe ich davon aus, dass es wahrscheinlich bis in das Jahr 2025 hinein dauern könnte, bis wir die Umsatzzahlen von 2018 wieder erreichen werden. Das Geschäftsjahr 2018 war allerdings auch das beste Jahr der Firmengeschichte. Bis 2025 wollen ja auch die Automobilhersteller wieder auf Vor-Krisen-Niveau sein. mav: Mit der Umstellung auf elektrisch angetriebene Pkw werden die Zerspanungsvolumen bei den Automobilisten generell geringer werden. Spüren Sie diesen Rückgang in Deutschland bereits? Kress: Zunächst muss man klar sagen: Wir sind mittlerweile im Bereich der E-Mobilität sehr gut aufgestellt und bieten schon jetzt für die meisten der neuen Bauteile effiziente Werkzeuglösungen an. Generell haben wir aber den Eindruck, dass momentan in den deutschen Produktionsstätten für die E-Mobilität Platz gemacht wird. Dafür werden die Bauteile für die Verbrennungsmotoren aktuell vermehrt nach Osteuropa oder nach China transferiert. mav: Was bedeutet diese Verlagerung für Mapal als Werkzeughersteller? Kress: Wir haben bereits in den 1990er-Jahren damit begonnen, uns mit der Mapal-Gruppe sehr viel internationaler aufzustellen. Dafür haben wir weltweit Fertigungswerke und Niederlassungen gegründet und aufgebaut. Deshalb können wir unseren Kunden heute beinahe überall auf der Welt hin folgen. mav: Mapal betreibt weltweit 31 Produktionsstandorte. Wie schaffen Sie es da die Organisation schlank und effektiv zu halten? Kress: Wir sehen das als eine immerwährende Aufgabe. Es geht ja nicht nur darum, die Standorte möglichst lean aufzustellen. Jedes Mapal-Werkzeug muss unabhängig davon, wo es hergestellt wurde, letzten Endes die gleichen hohen Qualitätsanforderungen erfüllen, die auch hier am Stammsitz gelten. Somit müssen auch alle Produktionsstandorte und die Mitarbeiter vor Ort immer auf dem neuesten Stand sein. Die Pandemie hat uns gelehrt, wie nah man – auch über große Distanzen hinweg – zusammenrücken kann. mav: Während der Corona-Krise haben Sie bei Mapal verstärkt auch die internen Strukturen analysiert und sich letztlich entsprechend den eigenen Kernprozessen und Schwerpunktthemen neu ausgerichtet. Welche Auswirkungen hat das? Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter, Mapal Dr. Kress KG. Bild: Mapal 52 Juli 2022

Kress: Mit der Neuausrichtung orientieren sich nun auch unsere internen Strukturen ganz klar an den Bedürfnissen unserer Kunden. Dafür haben wir den gesamten Prozess, bis der Kunde ein fertiges Werkzeug mit allen Daten in den Händen hält, wesentlich verschlankt und vereinfacht. Zudem haben wir die Themen Segment- und Produktmanagement sowie die Entwicklung unter der Verantwortung von Jacek Kruszynski in der neuen Position des CTO vereint. Intern sind wir jetzt bei einigen neuen Entwicklungen viel zielgerichteter unterwegs und können unseren Kunden in kürzerer Zeit neue Lösungen und Produkte anbieten. Mit der Neuausrichtung bei Mapal sorgen wir außerdem dafür, dass auch die Kommunikationswege kurz sind und wir schnell und unkompliziert auf Kundenanfragen reagieren können. Wir sind, einfach gesagt, viel schlagkräftiger geworden. Die Erfolge aus dieser Neuausrichtung kann man zum Beispiel in der jüngst wieder in den Fokus gerückten Fluidtechnik deutlich sehen. In kürzester Zeit konnten wir für dieses Segment ein eigenes Produktsortiment entwickeln. Konkret hat es nur rund ein Jahr von der ersten Sondierung bis zur Aufstellung des Werkzeugprogramms gedauert und jetzt sind auch schon die ersten Aufträge eingegangen. mav: Mapal hat für sich die vier Branchen Automotive, Luft- und Raumfahrt, Werkzeug- und Formenbau und Fluidtechnik als Kernsegmente definiert. Jetzt haben Sie gerade gesagt, die Fluidtechnik sei wieder in den Fokus gerückt. Juli 2022 53

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