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phpro - Prozesstechnik für die Pharmaindustrie 02.2018

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phpro PRODUKTION Bilder: SEW-Eurodrive Etwa 400 mechatronische Antriebseinheiten Movigear sind bei B. Braun im Einsatz B. Braun setzt auf energieeffiziente Mechatronik Der Antrieb für alle Fälle Kompakte Maße, komplette Steckbarkeit der Anschlusstechnik, maximale Standar - disierung, hohe Energieeffizienz und der lüfterlose Betrieb sind allein fünf Vorteile, die für den Einsatz von Movigear im Materialfluss sprechen. Bei B. Braun kommt das mechatronische Antriebssystem entlang der kompletten Förderstrecke zum Einsatz – auch im Reinraum – und das im Stammhaus in Melsungen genauso wie in anderen Produktionswerken auf der Welt. Die Braunüle hat es geschafft. Sie zählte zu den Deonymen, also generischen Markennamen, die eine ganze Produktgattung beschreiben. Entwickelt hat sie das Medizintechnik- und Pharmaunternehmen B. Braun aus Nordhessen in den 1950er-Jahren. Die Braunüle wurde schnell zu einem medizinischen Kassenschlager, weil sie für den Patienten deutlich angenehmer war, als die bis dato starren Kanülen aus Metall. Parallel dazu vollzog B. Braun auch den Wechsel von der zerbrechlichen Glasflasche zum Infu - sionssystem aus flexiblem Kunststoff. Hergestellt werden die Infusionslösungen im Produktionsbereich Life. Hinter diesem Namen verbirgt sich die erste vollautomatische Fabrik für Injektionslösungen in Europa. Die „Leading Infusion Factory Europe“ steht im Schwalm-Eder-Kreis. Melsungen in Nordhessen ist der Stammsitz von B. Braun – und hier produziert das Pharmaunternehmen an zwei Standorten Infusionslösungen. Die Fertigungstiefe reicht von der Herstellung der sogenannten Standbeutel mit Extrudern und Blasanlagen über die Produktion des destillierten Wassers bis hin zum eigentlichen Ansatz der Infusionslösungen. Sind die Standbeutel gefüllt und verschlossen, werden die Einheiten final sterilisiert, etikettiert und verpackt. Die PE-Flaschen in einem Zug zu extrudieren, aufzublasen und zu füllen, ist aus dem Blick der sterilen Fertigung sehr gut, produktionstechnisch aber auch ein sehr aufwendiges Verfahren. Im Grunde genommen existiert kein intralogistisches Zwischenlager zwischen dem PE-Granulat und der verkaufsfertigen Verpackungseinheit. Zudem sind auch noch unterschiedliche Herstellungsströme synchron zusammenzuführen – etwa die Verpackungsherstellung mit der Abfüllung. Füllmaschine zu 100 % auslasten Die Abfüllung ist es auch, die bei B. Braun den Ton angibt. „Die Füllmaschine muss 40 phpro 02-2018

Ralf Köhler ist verantwortlich für Automa - tisierung im Vertrieb der Gronemeyer Maschinenfabrik Energiezufuhr und Kommunikation erfolgen über die SNI-Technologie (Single Line Network Installation) durchlaufen. Deshalb brauchen wir in der Produktion Zuführungs- und Abführungspuffer“, erklärt Ralf Köhler, verantwortlich für Automatisierung im Vertrieb der Gronemeyer Maschinenfabrik GmbH & Co. Der Fördersysteme-Lieferant aus Höxter zählt zu den bewährten Partnern von B. Braun, wenn es um Fragen des Materialflusses geht. Gronemeyer zählt ebenfalls seit jeher zu den Systempartnern von SEW. „Wir waren von Beginn an in die Entwicklung des Movigear eingebunden.“ Das Materialflusssystem bei B. Braun gehört zu den typischen Applikationen, bei denen das mechatronische System Movigear seine Vorteile als Antrieb für horizontale und ansteigende Fahrbewegungen voll ausspielen kann. Im Vergleich zu Standardgetriebemotoren liefert Movigear durch den integrierten Permanentmagnetmotor ein deutlich höheres Überlastverhalten bis zum 3,5-fachen des Nennmomentes. Diese Kraft braucht man in der Fördertechnik zum Starten. Wenn die Last erst in Bewegung ist, dann ist weniger Energie notwendig, weil nur noch die Gleitreibung zu überwinden ist. Gronemeyer hat im Vergleich zu herkömmlichen frequenzgesteuerten Asynchron-Getriebemotoren im Praxiseinsatz Energieeinsparungen von 66 % gemessen. Kein Verwirbelungen im Reinraum Auch im Reinraumbereich leistet Moviegear seinen Beitrag für Energieeinsparung – und dieses über die eigentliche Antriebsaufgabe hinaus. Aufgrund des hohen Systemwirkungsgrads der mechatronischen Einheiten mit entsprechend geringen Wärmverlusten, kommt der Antrieb mit glatten Konturen und vor allem ohne Lüfter zum Einsatz. In Reinräumen wird der Luftstrom von oben nach unten geführt und Staubpartikel dabei in Richtung Boden gedrückt. Kämen jetzt im Materialfluss Antriebe mit Lüfter zum Einsatz, dann würden sich unweigerlich im Luftstrom Verwirbelungen bilden. Das wiederum hätte automatisch einen höheren Leistungsbedarf für die Lüftungstechnik zur Folge, weil diese einen definierten Luftstrom sicherstellen muss. Insofern haben lüfterlose Motoren gerade hier echte Vorteile, weil die Anlagen kleiner dimensioniert werden können und weniger Strom brauchen. Weitere Vorteile der mechatronischen Antriebseinheit resultiert aus der Standardisierung, weil Movigear das volle Drehmoment in einem Drehzahlstellbereich von 1 : 2000 erreicht. Damit lassen sich die Antriebe variabel verwenden und die Variantenvielfalt sinkt. Dabei sinkt ferner das gebundene Kapital in der Ersatzteillagerung und auch der Schulungsaufwand beim Service- und Wartungspersonal. Einfach projektieren Dieser weite Einsatzbereich macht auch für Gronemeyer als Maschinenbauer die Projektierung einfacher, weil sich mit ein und demselben Motor in den Materialflusssystemen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fahren lässt und das System dabei sehr effektiv auf schwankende Produktivitätskennzahlen reagieren kann. Hierzu zählen vor allem Materialpuffer auf der Strecke, die je nach Situation durch Tempoanpassungen voll- oder leergefahren werden. Der Materialfluss bei B. Braun ist als Kreislauf aufgebaut und dieser arbeitet hoch dynamisch, um die Füllmaschine unterbrechungsfrei durchlaufen zu lassen. www.prozesstechnik-online.de Suchwort: phpro0218sew AUTOR: GUNTHART MAU Referent Fachpresse, SEW-Eurodrive phpro 02-2018 41

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