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2008-4 REISE und PREISE

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FANTASIE-HOTELS

FANTASIE-HOTELS CRAZYHote wirklich verrückt übernachten ADDO N.P. SÜDAFRIKA Möchten Sie einmal etwas echt Verrücktes machen und in abgefahrenen Hotels übernachten? Auch in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen wieder einige fantasievolle Unterkünfte in aller Welt vor. Aber lesen Sie selbst. VON BETTINA KOWALEWSKI WAITOMO NEUSEELAND ARI-ATOLL MALEDIVEN WAITOMO NEUSEELAND Im Cockpit Nein, ich träume nicht, als ich auf einer kleinen Seitenstraße unweit der berühmten Höhlen von Waitomo ein großes Flugzeug in Armee-Tarnfarben stehen sehe. Inmitten der märchenhaften Hügellandschaft versteckt es sich hinter einer Herde von schwarzen Bullen. So einen alten Bristol-Frachter B170 aus den 40er Jahren sieht man nicht alle Tage, genauer gesagt, eigentlich gar nicht mehr. Kein Flugzeug dieses Typs ist mehr in Betrieb. Das einzige andere Modell im Lande kann man im Royal New Zealand Air Force Museum in Christchurch bewundern. – Doch in diesem hier kann man selbst wohnen! Der Flieger ist größer als erwartet. Unter den Flügeln steht ein Picknicktisch, die Vögel spielen in den Propellern. Ich steige aus. Schon eilt der Besitzer herbei, ein sportlicher Typ in wollenem (!) Muskelshirt: Barry alias Billy Black: Anfang 50, erste graue Haare, hilfsbereit. Er zeigt mir, wie sich die – originale – Türklinke des ehemaligen Laderaums herausklappen lässt, an der ich vergeblich herumfummele.Und das gestopfte Loch in der Wand, durch das eine Kugel durch das Flugzeug sauste, haarscharf vorbei an der hochexplosiven Ladung und der Mannschaft. Der Flieger transportierte nach dem Zweiten Weltkrieg Fracht und Personal nach Indien, Pakistan und Vietnam. Innen deutet nichts auf die ereignisreiche Vergangenheit. Weiß und blau verkleidete Wände verbergen das rohe Metall. Eine kleine Küche, Dusche, eine Schlafkoje mit Doppelbett und zwei Etagenbetten, dazu Plastikstühle – das Apartment im hinteren Teil ist einfach, gut geeignet für Paare oder eine Familie. Anders ist das Feeling in der sogenannten »Cockpit Unit«. In einem ansonsten ähnlich ausgestatteten Raum führt eine schmale Treppe steil nach oben in die Pilotenkanzel. Durch die kleine 82 REISE & PREISE 4/2008

ls Lücke muss man sich als Erwachsener regelrecht zwängen. Und hier ist der Wind des Schicksals vergangener Zeiten sofort und stark zu spüren. Er weht noch durch die verschlissenen Sitze, die runden Steuerruder, die offen liegenden Kabel und durch die nicht mehr ganz schließenden Seitenfenster. Davor ein faszinierendes Labyrinth von Anzeigen, Hebeln, Schaltern und Knöpfen, die sich immer noch betätigen lassen. Ein Maschinenparadies, wie es sich kleine (und große) Jungs erträumen. Einige der Knöpfe haben alarmierende Aufschriften wie »Löschknopf für Maschinenbrand« und »Funktionsgrenzwert«. Es riecht nach Maschinenöl. Zwei Bristol-Hercules-14- Zylinder-Motoren mit je 2.030 PS verbrauchten durchschnittlich 530 Liter Benzin in der Stunde und Unmengen von Öl, erklärt mir Barry. Direkt hinter dem Cockpit befindet sich ein Doppelbett, ungeeignet für Klaustrophobiker, denn die niedrige Decke erlaubt es kaum, sich im Bett ordentlich aufzurichten. Wir klettern in die Pilotensitze. Den Fuß auf dem Pedal, die Hände am Steuerruder, den Horizont vor Augen, hat man wirklich das Gefühl, gleich abzuheben.Für unartige Jungs hat sich Barry, der Freunden wie Besuchern gern mal einen Streich spielt, etwas ganz Besonderes ausgedacht: Wenn sie den roten Hebel betätigen, ertönt plötzlich und erschreckend real das lautstarke Geräusch eines startenden Flugzeugmotors. DAS HOTEL Das Flugzeug gehört zum »Woodlyn Park« und steht im Westen der Nordinsel, ganz in der Nähe der fantastischen Höhlensysteme von Waitomo. Das Waitomo Village mit einem Shop, Restaurant und einem Visitor Centre mit Cave- Museum ist nur 500 Meter entfernt. Die »Rear- Unit« des Fliegers (€ 75) hat ein durch Vorhang abgetrenntes Doppelbett und 2 Etagenbetten. Die »Cockpit-Unit« (€ 80) hat unten einen Wohnbereich mit einem durch Vorhang abgetrennten Doppelbett und oben hinter dem Cockpit ein weiteres Doppelbett. Barry bietet noch weitere ungewöhnliche Unterkünfte: ein stillgelegtes Zugabteil, ein »Hobbit-Motel«, ein Schiff – und er hat Pläne für weitere verrückte Übernachtungsmöglichkeiten. Der Bristol-Frachter 107 stammt aus den 40er Jahren – heute dient er als Hotel Kontakt: »Woodlyn Park«, Tel. 0064-7-8786666, Fax -8788866, www.woodlynpark.co.nz ANREISE Von Auckland nach Waitomo sind es gut 200 Kilometer, mit dem Bus 3–4 Stunden (Inter City Coachlines, € 43 oneway). ERLEBEN Barrys »Billy Black’s Kiwi Culture Show« ist unterhaltsam für Groß und Klein. Hautnah lässt Barry das Publikum die Eroberung Neuseelands nacherleben. Zu den Stars der Show gehören sein weißer Esel Donk, das schwarze Schwein Trevour, ein neuseeländisches Opossum (der »Kiwi-Bär«) und natürlich – Schafe (tägliche Vorstellung 13:30 Uhr, € 11,50, Kinder € 6,50). Vom Waitomo Visitor Centre führt eine dreieinhalbstündige Tour (€ 27,50, Kinder € 10, Das Bett hinter dem Cockpit ist nichts für Klaustrophobiker (rechts). Wer mehr Platz braucht, übernachtet im Rumpf des Fliegers (unten) Barry Woods, Besitzer: »Zu viele Leute machen einfach das Gleiche. Ich wollte schon immer die Nummer eins sein. Wie beim Schafescheren, da halte ich immer noch mit ein paar anderen den Weltrekord im Schnellscheren. Früher bin ich um die Welt gereist als professioneller Schafscherer. Ich hab viele Länder gesehen und ich glaube, daher weiß ich, was die Leute wollen, im Showgeschäft wie im Tourismus. Und jetzt möchte ich auch bei den Unterkünften die Nummer eins sein. Mein Ziel ist, die ungewöhnlichste Unterkunft der Welt zu haben.« www.glowworm.co.nz) zur Glühwürmchen- Höhle. Mit dem Schlauchboot geht es in eine stockdunkle Höhle, in der Abertausende grüner Lichtpunkte leuchten. Es handelt sich bei den neuseeländischen Glowworms nicht um Leuchtkäfer wie in Europa, sondern um Larven einer Mückenart. Nicht ganz leicht zu finden sind die Hot Water Pools beim verschlafenen Hafenort Kawhia, 1,5 Autostunden von Waitomo. Hier kann man sich in der Zeit um den Ebbe-Tiefststand aus dem heißen, schwarzen Sand kleine Naturpools ausbuddeln. Wenn man Glück hat, kann man das Wasser dampfen oder aus dem Sand blubbern sehen, und es riecht nach Schwefel. Um die Quellen zu finden, holt man sich beim Information Centre am Hafen eine Karte (kostenlos), leiht sich dann eine Schaufel von »Annie’s Café & Restaurant« gegenüber. FÜR FLUGZEUGFREAKS REISE & PREISE 4/2008 83

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