E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2009-2 REISE und PREISE

  • Text
  • Airlines
  • Airways
  • Reise
  • Flug
  • Emirates
  • Hotels
  • Insel
  • Strand
  • Singapore
  • Wwwreisepreisede

ITALIEN Auf denVulkan

ITALIEN Auf denVulkan gekommen Nach den Kulturund Strandtouristen haben nun auch Aktivurlauber die größte Insel des Mittelmeers für sich entdeckt. Die Ätna- Region und die Bergzüge des Nordens sind eine ideale Spielwiese. VON ANJA KEUL Noch sehen beim Landeanflug auf Catania die Straßen unten am Boden aus wie dünne Striche, die wenigen Häuser wie Zuckerwürfel im grünen Muster der Felder – da ist auf der linken Seite plötzlich etwas auf Augenhöhe. Etwas unglaublich Großes. Nur aus der Luft sind die gewaltigen Dimensionen des Ätna richtig zu erfassen, der mit 3.300 Metern Höhe und einem Umfang von 140 Kilometern auf der Nordostecke Siziliens hockt. Europas größter Vulkan liegt nahe bei Taormina, dem beliebtesten Urlaubsort Siziliens. Per Seilbahn, Allradbus und zu Fuß lässt sich der Gigant erobern. Einen schönen Eindruck seiner Ausmaße und Vegetationszonen bietet eine Rundfahrt um seinen Sockel im eigenen Wagen oder auch per Zug auf der Schmalspur-Strecke der Circumetnea zwischen Giarre und Catania (€ 6,65). Weitaus weniger besucht sind die Bergzüge der Nebrodi und Madonie im Hinterland der Nordküste. Dabei bieten sich hier teilweise überwältigende Ausblicke in die sonnenverbrannten Weiten In nersiziliens, bewahren kleine Bergdörfer und abgelegene Städtchen eine Atmosphäre vergangener Zeiten. Vor allem entlang der SS 120 fährt man durch endlose Weizenfelder und sandfarbene Hügel, vorbei an verschlafenen Dörfern. Radfahrer finden hier ein anspruchsvolles, spektakuläres Revier – Schatten gibt es allerdings kaum. Wer es grüner liebt, ist in den küsten nahen Madonie richtig, die Mountainbiker von Cefalù aus unter die Räder nehmen können. Der quirlige Strandort ist auch ideal für alle, die Bergausflüge mit Badestunden kombinieren möchten. Mitten in der Natur oder am Rande von Ferienorten runden Unterkünfte des ländlichen Tourismus oder kleine, charmante Hotels das besondere Urlaubsgefühl fern allen 40 REISE & PREISE 2/2009

Von der Wallfahrtskirche Madonna della Roca bietet sich ein atemberaubender Blick auf Taormina TAORMINA & DIE OSTKÜSTE Rummels ab. Ein schöner Strand ist meist nicht allzu weit entfernt – ob unterhalb von Taormina an der Ostküste, direkt bei Cefalù im Norden oder in der kristallklaren Lagunenlandschaft von Tindari am Nord-Ost- Zipfel. Auch ein bisschen Kultur kann man an Nord- und Ostküste »mitnehmen«, schließlich hat der jahrhundertelange Zug der Eroberer durch Sizilien – von den Griechen über die Römer, Araber, Normannen und Franzosen bis zu den Spaniern – nahezu überall Spuren hinterlassen. Alle brachten sie nicht nur bauliche, sondern auch kulinarische Eigenheiten, die die Küche Siziliens heute so überraschend und vielfältig gestalten. Ätna: ein Vulkan, der nie erlischt Das lebendige und bildschöne Taormina ist zur Nebensaison ein idealer Ausgangspunkt für Touren auf den Vulkan – im Hochsommer wird es allerdings fast zu voll. Besonders schnell erreicht man die vulkanischen Gefilde ab Taormina via Linguaglossa, auf der Fahrt sind die unterschiedlichen Vegetationszonen von üppigen Zitrusbäumen, fruchtbaren Gärten und dichten Wäldern bis hin zu den baum- und strauchlosen Höhen gut zu sehen. Über die Panoramastraße Mareneve (»Meer und Schnee«) geht es zur Bergstation Piano Provenzano auf 1.800 Metern, die beim Ausbruch von 2002 zerstört worden war. Schon einige Höhenmeter unterhalb stößt man auf breite Lava-Schneisen – Relikte früherer Eruptionen. Ein Stück weiter oben steht die Berghütte »Rifugio Citelli«, die von ihrer oft windumtosten Terrasse fantastische Ausblicke bietet. Im Inneren gibt es Erfrischungen und warmes Essen. Ganz in der Nähe startet ein Naturlehrpfad um die Monti Sartorio, der in rund einer Stunde durch lichte Birkenwäldchen und erstarrte Lavafelder führt. Nähert man sich dem Ätna von Süden her, sind das ausgedehnte, von Kastanien wäldern umgebene Dorf Zafferana Etnea und die Kleinstadt Nicolosi nette Stopps für einen caffè – beide wurden schon oft von Vulkanausbrüchen und Erdbeben bedroht oder gar zum Teil zerstört. Über extrem kurvenreiche Straßen erreicht man von beiden Orten aus das »Rifugio Sapienza« auf 1.910 Meter Höhe, das Zentrum des Ausflugsrummels. 1892 entstanden hier die Vulkankrater Crateri Silvestri, denen man heute gefahrlos auf den Grund gehen kann. Bei besten Wetterbedingungen ist auch der rund zweieinhalbstündige Aufstieg zur Seilbahn-Bergstation La Montagnola auf 2.500 Metern machbar, manch einer kämpft sich sogar noch weiter hoch bis zum Torre del Filosofo auf 2.920 Metern – ein Risiko, bewegt man sich hier doch nicht nur in hochalpinem Gebiet, sondern auf einem gefährlichen Vulkan. Deshalb sollten die höheren Regionen des Ätna nur auf organisierten Touren besucht werden. Badespaß im Canyon und an der Küste Auch abseits des Ätna lassen sich im Osten Siziliens aktiv Entdeckungen machen – z. B. in der Schlucht Gola d’Alcántara, die der gleichnamige Fluss über die Jahrmillionen hinweg gegra- In den ländlichen Regionen kommt auf den Tisch, was der eigene Garten bietet (links). Blick in das griechische Amphitheater bei Taormina (rechts) ben hat. Wer sich traut und eiskaltes Wasser nicht scheut, kann den bis zu 20 Meter tiefen Canyon ein ganzes Stück durchwaten oder gar bis zum Wasserfall ganz hinten schwimmen. Ein kleiner Aufzug (€ 3,50) führt vom Großparkplatz hinab, man kann aber auch auf der Hauptstraße ein Stück nach links zurückgehen und die Schlucht gratis per Treppe erreichen. Wer gerne am Strand entlangwandert, ist an der Küste bei San Marco richtig. In Taormina erkauft man sich den allerbesten Blick auf das an den Hügel hingegossene griechisch-römische Teatro Greco mit einigen Höhenmetern: Ein steiler Kreuzweg führt hinauf zur Felskirche Madonna della Roca, und man ist durchaus versucht, hier höheren Mächten für so viel Schönheit zu danken. Fortsetzen lässt sich der Weg in einer Stunde bis zum Bergdorf Castelmola, in dem es nicht nur gute Restaurants mit ebenfalls berückender Aussicht, sondern auch ziemlich kräftigen Mandelwein gibt – oft stellt der Wirt ein Probiergläschen hin. Gipfelsturm mit Guide Geführte Touren zu verschiedenen Kratern werden von Frühjahr bis Herbst angeboten, hängen aber von der aktuellen vulkanischen Aktivität ab. ÄTNA-NORD: Allradbusse der Gruppo Guide Etna Nord fahren von Piano Proven - zano bis auf 2.800 Meter Höhe, letzte Auffahrt 14 Uhr (€ 45). Donnerstags auch Aufstieg bis 3.300 Meter (ca. 6 Std., Preis auf Anfrage, www.guid etnanord.com). Zu buchen direkt in Piano Provenzano oder im Büro in Linguaglossa, Tel. 0039-095-7774502. ÄTNA-SÜD: Vom »Rifugio Sapienza« geht es erst per Seilbahn zur Station La Montagnola, dann weiter per Allradbus ins Gebiet des Torre del Filosofo in der Nähe der neuen Krater von 2002/03. Diese Standard-Tour ist direkt beim Seilbahn betreiber zu buchen (€ 48, www.funiviaetna.com, Tel. 0039- 095914141). Diverse Agenturen veranstalten ähnliche oder noch weiter führende Touren, z. T. auch mehrtägige Exkursionen oder per Mountainbike: www.etnatouring. com (in Nicolosi), www.siciltrek.ch (in Sant’ Alfio), www.etnatrekking.com (in Linguaglossa). REISE & PREISE 2/2009 41

© 2023 by REISE & PREISE