KARIBIK Traumstrand an der Baie de Grand Case im franzosischen Teil der Insel ST. MARTIN IN FRANKREICH SCHLAFEN IN HOLLAND FRÜHSTÜCKEN Karibik Feeling: Hängematte, Palmenstrand, Reggae und Rumpunsch. Und wenn mancher Gast nicht weiß, in welchem Land er sich gerade befindet, dann ist das der besondere Kick. VON BERND KUBISCH Die ganze Welt kann von diesen friedfertigen Insulanern lernen! Ländergrenzen sind auf dem kleinen, geteilten Eiland mit grünen Hügeln und einem Gewirr aus Buchten und Lagunen recht nebensächlich. Es sei denn, Gäste fragen. »Ich stehe in Holland. Das ist sicher«, sagt der 25- jährige Angelo. »Aber nur ganz, ganz knapp«, meint seine Schwester Angelique und lächelt. Wir sind an der Wasserfront von Oyster Pond im Restaurant des Hotels »Captain Oliver's«. Auch Bar und Küche, Kaimauer und die Boote, die hier ankern, gehören zu Sint Maarten, wie der niederländische Teil offiziell heißt. Ein Pelikan äugt nach Beute und schwebt knapp über dem Wasser durch die schmucke Marina zwischen drei Segelbooten. Dann landet der Vogel 30 Meter nördlich auf einer leicht schaukelnden Jacht und ist im französischen St. Martin. Auch 74 REISE & PREISE 3-2016
Am Strand von Philipsburg lassen sich spektakuläre Anlegemanöver beobachten (links). Oldtimer als Blickfang in einer Shoppingstreet (rechts) die Gäste des Hotels, die in Holland frühstücken, haben ihre Betten in Frankreich. Geteilte Insel, geteiltes Hotel, gemeinsames Glück. Ich will noch wissen, zu welchem Land der Pool der Herberge gehört. »Who cares!«, sagt Angelo und zieht mich Richtung Auto. Er will mir nun die schönsten der knapp 40 Insel-Strände zeigen. Die meisten liegen im französischen Teil, wie der Karibik-Insulaner mit Pass der Niederlande freimütig einräumt. Gelassenheit ist Trumpf bei den über 80.000 Insulanern, ob im größeren, etwas eleganteren und teureren französischen Teil oder dem dichter besiedelten, quirligen niederländischen. Unterwegs halten wir am Grenzdenkmal, das an die Einigung von Franzosen und Holländern im Jahr 1648 erinnert, und besuchen die französische und die holländische Festung. Weil es nach der friedlichen Aufteilung nie Angriffe gab, rosten die Kanonen von Fort Louis ebenso wie die von Fort Amsterdam seit Jahrhunderten vor Bis zu 10.000 Kreuzfahrtgäste aus sechs und mehr Ozeanriesen wälzen sich an manchen Tagen über Uferpromende, Frontstreet und Backstreet. Dann sind Restaurants, Souvenir-, Zigaretten-, Alkohol-, Juweliershops und Kasinos brechend voll. Die Geschäftsleute sind happy, Pfarrer und Lehrer nicht. Wie sollen sie Kindern und Kirchgängern erklären, warum sich viele Touristen wenig um die Kleiderordnung scheren und einheimische Sitten nicht respektieren. Freier Oberkörper oder Mini-T-Shirts bei etlichen Männern, knappes Bikinioberteil bei vielen Frauen – ob 16 oder 60 Jahre jung – gehören zum Alltag. Die ganze Insel ist Duty-Free- Land und Philipsburg Shoppingparadies. Wer Ahnung von Diamanten und Edeluhren in der 3.000-Dollar-Klasse hat und gut verhandelt, kann Hunderte Dollar sparen. Natürlich hat das sich hin – ein beliebtes Motiv für Fotografen. Auf der Rundfahrt fasziniert die Blütenpracht: Flamboyant-Bäume in Rot und Orange, Hibiskus und Bougainvilleas in Weiß, Pink und Goldgelb. Auf einer Anhöhe zwischen Tamarindenbäumen und Agaven ist die Aussicht spektakulär. Dutzende Jachten und Segelboote schaukeln in Buchten und Lagunen zwischen Brücken, Palmen und Flughafen. Wer in der hügeligen Landschaft weiter nach oben wandert oder gar auf den mit 411 Metern höchsten Berg Pic Paradis im Inselinneren steigt, kann den Nachbarn zuwinken, darunter Anguilla (britisch), St. Barth (französisch), Saba, St. Eustatius (beide holländisch) sowie das unabhängige St. Kitts and Nevis. INFO.REISE-PREISE.DE Direktlinks zu allen Hotelempfehlungen und Tipps. Meta-Preisvergleiche für Flüge, Mietwagen etc. PHILIPSBURG Shopping-Paradies für Kreuzfahrt-Massen Städtchen auch Geschichte, etwa das Court House aus dem 18. Jh. und das historische Hotel »Pasanggrahan«, früher Residenz der Königsfamilie Hollands. Segler und Insulaner treffen sich in der »12 Metre Bar« in Bobby's Marina nicht nur zur Happy Hour (täglich 17-19 Uhr, Bier und Mixdrinks ab US$ 1,25). Übernachten »Vicky's Keys«, 5 km von Philipsburg, ist eine einfache Herberge (001721-5868435, www.vickys keys.com, Dorm. ab US$ 33/Pers., Studio EZ/DZ ab US$ 66, AC, Gratis-WIFI). Am Strand von Philipsburg steht das historische »Pasanggrahan Boutique Hotel« (001721- 5423588, www.pasanhotel.net, EZ/DZ ab US$ 120). Am Oyster Pond, 6 km von Philipsburg, liegt »Captain Oliver's« (00590-590-874026, www.cap tainolivershotel.com, EZ/DZ mit AC ab US$ 90); Pool. TIPP Nahe Nachbarn: drei Länder in 25 Minuten Stündlich von Marigot nach Anguilla Drei der Nachbarn von St. Martin können mit der Fähre angesteuert werden: das britische Anguilla, dessen Strände zu den schönsten der Karibik zählen, das französische St. Barth, wo der Geldadel urlaubt, und das winzige Saba mit dem höchsten Berg Hollands. Viele Wege führen nach ANGUILLA: Die schnelle Motorfähre vom Juliana-Airport braucht nur 25 Minuten und kostet US$ 60 pro Strecke – Hügel, Brücken, Lagunen, Jachten und Wind in den Haaren inklusive. In der Ankunftshalle warten Mitarbeiter der Boote. Von Marigot geht es alle 45 Minuten nach Anguilla (US$ 40 return plus US$ 13 Taxes). Ein beliebter Tagestrip zu Anguillas Inselchen und Buchten wird für US$ 134 angeboten (inkl. Lunch und Schnorcheln, www.bluesafarisstmaarten.com). ST. BARTH steuern mehrmals täglich Schnellboote von Marigot (www.voy12.com/en, ab € 72 return) und Philipsburg an (www.great bayferry.com, Tagestrip US$ 80). Nach SABA fährt der Katamaran »Edge« Mittwoch, Freitag und Sonntag in 90 Minuten von der Simpson Bay Resort Marina (www.stmaarten-activities.com/en/edgesaba, Tagesticket return US$ 95). REISE & PREISE 3-2016 75
