E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2016-3 REISE und PREISE

  • Text
  • Sun
  • State
  • Sunshine state
  • Florida
  • Asien
  • Wwwreisepreisede
  • Lufthansa
  • Hotels
  • Bangkok
  • Tage
  • Strand
  • Flug
  • Airlines
  • Airways
  • Meilen
  • Reise

BALTIKUM Panoramablick

BALTIKUM Panoramablick über die estnische Kapitale Tallinn, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört LETTLAND, ESTLAND, LITAUEN FRISCHER WIND AN DER OSTSEE Ausgedehnte Wälder und einsame Strände, imposante Ritterburgen und mittelalterliche Städte – eine Reise durchs Baltikum führt nicht nur durch unberührte Landschaften, sondern ist auch ein lehrreicher Streifzug durch die europäische Geschichte. VON BÄRBEL SCHWERTFEGER Es ist noch früh am Morgen. Auf der Wiese am Ufer der Neris herrscht schon reges Treiben. Bunte Heißluftballons werden mit Gas gefüllt und zum Aufsteigen vorbereitet. Der Wind steht günstig und treibt sie direkt über die Altstadt von Vilnius mit ihren barocken Kirchen und prächtigen Palästen, der Jahrhunderte alten Universität und den engen Gassen des jüdischen Viertels. »Es gibt nicht viele Hauptstädte, wo man mit dem Ballon direkt übers Zentrum fahren kann«, erzählt Pilot Feliksas und steuert über den Stadtrand hinaus bis zum Landeplatz auf einer Wiese. Die Hauptstädte Vilnius, Riga und Tallinn – alle drei UNESCO-Weltkulturerbe – gehören zweifellos zu den Höhepunkten jeder Reise durch das Baltikum. Während Vilnius als Barockstadt gilt, kann Riga mit 800 Jugendstilbauten aufwarten und die alte Hansestadt Tallinn punktet mit ihrem intakten mittelalterlichen Stadtkern. Gerade mal 80 Kilometer Luftlinie sind es von Tallinn bis Helsinki. Doch die waren für Esten Jahrzehnte lang unüberwindbar. Während der Besetzung durch die Sowjets war der Hafen militärisches Sperrgebiet. Die baltische Bevölkerung litt unter Gräueltaten, Folter und Massendeportationen nach Sibirien. Ein dunkles Kapitel der Geschichte, dessen Spuren sich noch heute in ehemaligen KGB-Gefängnissen und geheimen Bunkern finden. Erst 1991 wurden die drei Länder unabhängig, 2004 folgte der EU-Beitritt. Heute ist man stolz auf die eigene Kultur. Von Ostblock-Tristesse ist nichts mehr zu spüren. In der Studentenstadt Tartu fühlt man sich fast wie in Italien. Hippe Kneipen, eine kreative lokale Küche und heidnische Feste – wer das Baltikum bereist, trifft auf eine beeindruckende Mischung aus Tradition und Moderne. Mehr als 300 Jahre herrschte hier der deutsche Ritterorden. Heute sind viele der imposanten Burgen und schmucken Herrenhäuser restauriert, wurden aus alten Landgütern gemütliche Hotels. An der Ostseeküste verbreiten traditionsreiche Seebäder den Charme vergangener Zeiten. Und die Kurische Nehrung, jene schmale Landzunge, auf der schon Thomas Mann seine Sommer verbrachte, gilt heute als das Sylt Litauens. Vor allem aber bieten die drei dünn besiedelten Länder unberührte Natur. Ausgedehnte Wälder und Seenlandschaften laden zum Wandern und zu Kanutouren ein. 50 REISE & PREISE 3-2016

An den Stränden der Kurischen Nehrung gefiel es schon Thomas Mann (links). Schnitzkunst auf dem Hexenberg in Litauen (rechts) Eine Kanutour auf der Gauja gehört dazu (links). Atemberaubender Blick über die Altstadt von Vilnius (rechts) Von Lettland nach Estland Alte Seebäder und historische Städte Für Lettlands Hauptstadt Riga, mit 700.000 Einwohnern größte Stadt des Baltikums, sollten Sie sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen. Prunkstücke der Altstadt sind die historischen Kirchen, Jugendstilpaläste, Museen und alte Wohnhäuser wie die »Drei Brüder« und das berühmte, DIE ROUTE ca. 950 km Riga --> Sigulda (40 km) --> Cesis (36 km) --> Tartu (184 km) --> Tallinn über Johvo (300 km) --> Haapsalu (100 km) --> Muhu (153 km) --> Pärnu (90 km) --> Riga (180 km) aufwändig verzierte Schwarzhäupterhaus. Nicht nur für Geschichtsinteressierte ein Erlebnis sind zwei ganz unterschiedliche Museen: In dem charmanten Jugendstil-Museum (€ 6, www.jugend stils.riga.lv) fühlen sich Besucher in Rigas Blütezeit im frühen 20. Jh. zurückversetzt. Eine Führerin mit weißer Spitzenbluse und breitkrempigem Federhut aus der damaligen Zeit führt durch die Ausstellung. Die düstere Zeit der Besetzung erst durch die Nazis und dann durch die Sowjetrussen dokumentiert das Okkupationsmuseum (http://okupacijasmu zejs.lv/en). Wieder leichter ums Herz wird einem bei einem Abstecher in den Kurort Jūrmala (25 km), der mit seinem 25 Kilometer langen Strand bereits im 19. Jh. eine beliebte Sommerfrische war. Unbedingt empfehlenswert! Nächstes Etappenziel ist die Kleinstadt Sigulda mit der Bischofsburg Turaida (mit Museum, € 2,85 Eintritt), von deren Backsteinturm sich ein schöner Blick auf das tief eingeschnittene Tal der Gauja bietet. Am längsten Fluss Lettlands (452 km), einst ein wichtiger Handelsweg, reihten sich Siedlungen und Burgen. Mit dem tief in rötlichen Sandstein eingegrabenen Flussbett, seinen Klippen, Höhlen und seiner unberührten Natur ist der Gauja-Nationalpark ein beliebtes Ziel für Wanderer, Kajakfahrer und Reiter. Bei der stillgelegten Papierfabrik Līgatne ist eine bizarre Attraktion zu besichtigen: ein geheimer Sowjet-Bunker für die damalige Elite, noch mit Original-Einrichtung (s. Kasten S. 53). Im mittelalterlichen Cēsis kann man die imposante Ritterburg des Deutschen Ordens bewundern, der hier bis zum 16.Jh. seinen Sitz hatte. Über das Städtchen Valmiera, das mit seiner beliebten Bierbrauerei Valmiermuiža(€ 7) einen Zwischenstopp wert ist, geht es über die estnische Grenze in die quirlige Universitätsstadt Tartu mit ihrer malerischen Altstadt und typisch baltischen Holzhäusern. Während der Sowjetzeit war Tartu wegen seiner Militärbasis für Ausländer gesperrt. Östlich von Tartu liegt der Peipus-See, durch den die Grenze zu Russland verläuft. An seinen Ufern leben die russischstämmigen »Altgläubigen«, die vor 350 Jahren vor einem reformwilligen Patriarchen aus Russland flohen und noch heute ihre alten Gebräuche pflegen. Sie leben vom Fischfang und vom Zwiebelanbau. Ein Kontrast zu den ärmlichen Straßendörfern ist das Schloss des ehemaligen Gutes von Alatskivi. Nördlich des Peipus-Sees wird es völlig einsam. In den Wäldern von Alutaguse leben rund 300 Braunbären. Vorbei am Lahemaa-Nationalpark führt die Strecke in rund zwei Stunden in die estnische Hauptstadt Tallinn. Vom Domberg bietet sich hier ein schöner Blick auf den von dicken Mauern umgebenen mittelalterlichen Stadtkern mit seinen runden Wehrtürmen. Verwinkelte Gassen mit uraltem Kopfsteinpflaster führen zum Rathausplatz (unbedingt ➔ REISE & PREISE 3-2016 51

© 2023 by REISE & PREISE