JAPAN Buntes Überraschungspaket Das heutige Japan ist farbenfroh, modern und traditions - bewusst: Eine junge Frau in Kimono – Kobes City mit dem Hafen und dem Aussichtsturm Kobe Port Tower – Trubel in der kleinen Chinatown von Kobe – Diente schon als James-Bond- Kulisse: die Burg Himeji aus dem 17. Jh – Die heilige Insel Miyajima in der Bucht von Hiroshima (von oben links nach unten rechts) 74 REISE & PREISE 3-2019
Prasselnde Exotik, Shopping- und Straßen gewimmel in Kobe und Hiro shima, das Binnenmeer Seto, Inseln mit stillen Winkeln und hochklassiger Kunst, traumhafte Parks. Der Süd westen Japans überrascht an allen Ecken und Enden. VON ANDREAS DROUVE Beheizte Klobrillen. Vergorene Sojabohnen zum Frühstück, deren Aroma einfach umwerfend ist. Restaurants, in denen die Schuhe in Schließfächer wandern und Gäste in bereitgestellten Schlappen zu Tisch schlurfen. In Japan ist alles etwas anders, das Potenzial der Kulturschocks aus Sicht europäischer Langnasen so groß wie das Land. Ideal, um Entfernungen rasch zu überbrücken, ist der »Shinkansen«. Der Superschnellzug pflegt millimeterpräzise Halts laut Wagenstandanzeiger, sekundengenaue Abfahrten und einen Komfort der Spitzenklasse. Dagegen wirken die ICEs der Deutschen Bahn wie Bimmelbähnchen. Unterwegs fliegen Gebirgszüge und Wasserweiten vorbei, Frachter, Gemüse- und Baseballfelder, Hochhausblöcke, futuristische Glasfassaden. Japan im Zeitraffer. Zumindest für kurze Zeit, denn eilig hat man’s ja nicht. Ruhe und Idylle strahlen die Inseln in der Inlandsee Seto aus. So wie Teshima, 800 Einwohner stark, 14,5 Quadratkilometer klein. Orangen und Bambus wachsen hier, Feigen, Reis, Kakis. Das Hügeldorf Karato atmet Friedensstimmung. Häuser sind mit blauen Dachpfannen belegt, Bruchsteinmauern mit Efeu. Damit kein Missverständnis aufkommt: Inseln wie Teshima und Naoshima sind keine Badeurlaubsziele, was auch nicht dem Wesen der Japaner entspricht, die sich lieber verhüllt vor Sonne schützen. Doch Inselhüpfen im Seto-Binnenmeer ist eine gute Gelegenheit, ganz andere, unbekannte Seiten des Landes kennenzulernen. Touristen aus fernen Ländern haben Seltenheitswert. Die Grünfacetten sind überbordend, E-Bikes beliebte Fortbewegungsmittel. Bonusmaterial geben er - staunliche Openair-Kunstwerke und Mu seen. Besuchsklassiker sind die Parkanlage Korakuen in Okayama, der weltgrößte Gezeitenstrudel Naruto und die Weltkulturerbestätten: die Burg Himeji, der Atomic Bomb Dome in Hiroshima, der Itsukushima-Schrein auf der Insel Miyajima. In Kobe können Sie das weltbekannte Kobe Beef testen, ansonsten vielerorts die Udon-Nudelsuppe. Kurze Gebrauchsanweisung dazu: die Suppe lauthals schlürfen! Auch Japans Klangfarben sind ganz besonders ... Fotos: iStock.com/Julieanne Birch/Sean Pavone Photo/H_Yasui, Shutterstock/ArtNat ETAPPE 1 Die Steakstadt Kobe & die Highlights der Umgebung Bei dem Wort Kobe bekommen Steakliebhaber leuchtende Augen. Koch Yamamura hat an den heißen Platten alles vorbereitet: Knoblauchscheiben, Spargel und Garnelen, die er gleich direkt vor den Augen der Gäste anbraten wird. Und natürlich Kobe Beef, eine absolute Delikatesse. Ein 130- Gramm-Filetsteak kostet im darauf spezialisierten Restaurant »Mouriya« € 133 (2F Kakutenya Bldg., 1-9-10, Kita-Nagasa-dori, Chuoh-ku, www. mou riya.co.jp/en). Die pulsierende Hafen- und Handelsstadt Kobe, rückwärtig durch den Rokko-Bergrücken abgeschirmt, ist außerdem Fußballfans ein Begriff. Altstars wie Lukas Podolski und Andrés Iniesta zog es hierher, um den Spätherbst der Karriere zu vergolden. Attraktiv ist die Waterfront mit breiten Promenaden, dem 108 m hohen Aussichtsturm Kobe Port Tower (€ 6, www.kobe-port-tower.com) und dem Maritime Museum (€ 5, www.kobe-maritimemuseum.com), dessen spektakuläre Dachkonstruktion einem ausgeworfenen Netz ähnelt. Eine Zusatzinjektion Exotik, selbst für Japaner ungewöhnlich, gibt Kobes kleine Chinatown. Nicht weit weg sind die überdachte Einkaufsmeile Kobe Motomachi und der Shoppingkomplex Daimaru. Quicklebendig geht es abends um die Ikuta Road und Higashimon Street zu. Vereinzelt belegen Frauen in Miniröcken, dass verkrustete Konventionen allmählich aufbrechen. Eine Cable Car bringt hinauf in die Berge und verschafft lohnende Ausblicke (€ 15 return; http://koberope.jp/en/ rokko). Pflichtstationen: der Gezeitenstrudel Naruto und die Burg Himeji Die See kocht und quirlt. Das Ausflugsboot hebt und senkt sich in den Wellen unterhalb der Onaruto-Brücke. Junge Japanerinnen kreischen, aber nur keine Panik: Bei den knapp halbstündigen Trips an den weltgrößten Gezeitenstrudel Naruto bleibt alles unter Kontrolle. Die »Dramatik« ist drehbuchgleich vorprogrammiert. Es geht nah ran, aber nicht mitten hinein in den Sog, der je nach Gezeitenstand zwischen intensiv und moderat pendelt. Das zeigen im Terminal (95 km südwestl. von Kobe) tagesaktuell Schilder der beiden Anbieter an; Ausfahrten im Normalboot kosten € 15, im Speedboat € 20. Kontraste zum Naturspektakel bietet die alte Burgstadt Himeji westlich von Kobe, erreichbar in 20 Zugminuten mit dem »Shinkansen«. Die leuchtend helle, im 17. Jahrhundert erbaute Burg von Himeji (€ 8; www.himejicastle.jp/en) gilt als schönste in Japan und zählt zum Welterbe der UNESCO. Der Zugang führt durch gepflegte Grünanlagen mit Kirschbäumen und sorgsam beschnittenen Kiefern. Blickfang ist der mehrstöckige Hauptturm, der eine Tempelprachtanlage vermuten lässt. Doch das Innere ist frei von Dekors, dafür geprägt von einer fantastischen Holzarchitektur. Die Festung hat schon ➔ Die schönsten Unterkünfte entlang der Route Kobe: An der Waterfront bietet das »Kobe Meriken Park Oriental Hotel« hervorragende Unterkunft und eine Cocktailbar im 14. Stock (EZ/DZ ab € 99/114; 5-6 Hatoba-cho, Chuo-ko, 0081-78-3258111, www.kobe-orientalhotel.co.jp/english). Okayama: Eine gute, zweckmäßige Unterkunft beim Bahnhof ist das »Hotel Granvia Okayama« (EZ/DZ ab € 116/153; 1-5, Ekimotomachi, Kita-ku, 0081-86- 2347000; www.jrwesthotels.com/en/ hotels/okayama). Binnenmeer Seto: Das »Benesse House Museum« auf Naoshima ist Museum und Hotel zugleich – ein Erlebnis (EZ/DZ ab € 218/267; Gotanji, 0081-87-8923223; www.benesse-artsite.jp/en/stay). Ansonsten finden sich über Onlineportale etliche Gasthäuser auf der Insel (Schlafsaalplatz ab € 26, EZ/DZ ab € 33/64). Takamatsu: Eine gute Lage hat das »Royal Park Hotel« (EZ/DZ ab € 72/129; 1-3-11, Kawara-machi, 0081-8-78232222, https://ryl.anabuki-enter.jp/en/). Hiroshima: Strategisch günstig nahe dem Bahnhof liegt das »Apa Hotel« (EZ/DZ ab € 50/58; 10-11, Matsubaracho, Minami-ku, 0081-822649111, www.apa hotel.com). REISE-PREISE.DE Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter REISE & PREISE 3-2019 75
