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SaarLorLux Magazin Sommer 2023

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Sommer 2023

art&cultur Viviane

art&cultur Viviane Shabanzadeh im Interview mit Maria Grätzel, Orchestermanagerin der DRP, auf dem Halberg in Saarbrücken. ART&CULTUR MARIA GRÄTZEL ORCHESTERMANAGERIN DER DEUTSCHEN RADIO PHILHARMONIE Ja, das war es auch! Ich arbeitete also fortan für diesen, in seinem Fach, faszinierenden Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle als seine persönliche Referentin, und war zugleich seine künstlerische Konsulentin für die Osterfestspiele Salzburg. Es gab auch viele Konzert-Reisen im Ausland. Frau Grätzel, Sie können nun bisher auf eine spannende berufliche Karriere zurückschauen. Hat Sie die klassische Musik schon als Kind geprägt? Mein Großonkel hatte eine Geige. Eigentlich wollte ich Querflöte oder Harfe spielen, aber so wurde es die Geige, denn ich sollte auch mit meinem Bruder, einem Cellisten, Duos spielen können. Fast während meiner ganzen Schulzeit war ich Mitglied des Landes-Jugend-Orchesters Rheinland-Pfalz, wo damals auch einige Musikerinnen und Musiker der heutigen DRP ebenfalls ihre Erfahrungen sammelten. Aber welchen Weg wollten Sie später definitiv gehen? Hatten Sie schon als sehr junge Frau konkrete Ziele? Wissen Sie, die Bühne und das, was sie einem künstlerisch veranlagten Menschen bieten kann, hat mich schon sehr interessiert. Besonders was in Zusammenhang mit großartiger Musik stand. Also Theater, Dramaturgie, Orchester, Chöre, große Komponisten, große Dirigenten, große Musiker, etc… Sie entschieden sich dann auch zum entsprechenden Studium. In der Tat. Ich studierte zunächst Orchestermusik im Hauptfach Violine, danach Literatur-, Theaterwissenschaften und Philosophie mit Abschluss Magister Artium - arbeitete dann ein Jahr als Journalistin beim NDR in Osnabrück. Danach erhielt ich meine ersten festen Engagements als Musikdramaturgin in Heidelberg, Kassel und Freiburg. Sie wechselten dann ins Konzertmanagement beim Münchener Kammerorchester. Wie kam es dazu? Durch Christoph Poppen, den späteren Gründungs-Dirigenten der DRP, kam ich 1994 nach München. Ich arbeitete mit ihm sieben Jahre als Konzertmanagerin bzw. Geschäftsführerin des Münchener Kammerorchesters. Ab 2003 wechselte ich als Orchesterdirektorin nach Berlin zum Rundfunk-Sinfonieorchester mit Dirigent Marek Janowski. Der nächste größere Wechsel stand für mich 2011 an, als ich zum Grafenegg Festival nach Wien mit dem künstlerischen Leiter Rudolf Buchbinder engagiert wurde. 2017 erreichte mich eine Anfrage aus Dresden. Ich wurde gefragt, ob ich Christian Thielemanns persönliche Referentin werden möchte. Das klingt sehr spannend! Denn Thielemann ist einer der meistgefragten deutschen Dirigenten unserer Zeit. Alles in allem, Sie kamen sehr viel rum auf der Welt. Welche Orte haben Sie am meisten beeindruckt? Es waren tatsächlich sehr viele. Ich muss offen gestehen, ob in Asien oder in Europa, jede Tour hatte ihre Besonderheiten, ihre Faszinationen. Jedes Land, jede Stadt - es war stets ein einzigartiges künstlerisches Erlebnis. Paris, Mailand, Moskau, Kaliningrad, und viele mehr. Hanoi ebenfalls – das war sehr besonders. Von der großen weiten Welt ins Saarland, nach Saarbrücken zum SR. Seit Mai 2019 sind Sie Managerin der Deutschen Radio-Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Was hat Sie dazu gebracht? Ich suchte eine neue Aufgabe. Nach meiner Arbeit als persönliche Referentin, wollte ich mich wieder einem ganzen Orchester widmen. Ich stieß zufällig auf eine Annonce von SR und SWR. Die DRP suchte einen Nachfolger für Benedikt Fohr, der zwölf Jahre als Orchestermanager bei der DRP war und nach Hongkong wechselte. Ich bewarb mich, man lud mich zu einem Vorstellungsgespräch ein und wenige Tage später, bekam ich den ersehnten Anruf: „Wir möchten Sie gerne engagieren“. Die Freude war sehr groß. Ich stand vor einer neuen Herausforderung. Foto © Werner Staudt - SaarLorLux Magazin 44 PR-Anzeigen

art&cultur Hatten Sie bestimmte Vorstellungen oder neue Ideen, was Sie bei der DRP machen werden bzw. vielleicht auch anders machen wollen? Ja natürlich! Aber man kann immer nur so viel verwirklichen, wie man Personal dafür hat. Aber alle waren sehr offen und natürlich hatte ich Vorschläge im Gepäck – Filmmusik beispielsweise oder Gesprächskonzerte. Das Jahr 2020 war dann ein schwieriges - wegen der Corona-Pandemie. Wir mussten sehr flexibel arbeiten, aber wir haben uns mit Lösungsideen und diversen gestreamten Konzerten tapfer durch diese doch sehr außergewöhnliche und stressige Zeit geschlagen. Zwei großartige Projekte zum Thema Filmmusik konnten wir aber mittlerweile realisieren: den Stummfilm „Metropolis“ mit Live gespielter Originalmusik und noch in meinem ersten Jahr bei der DRP „SR Klassik am See“ mit Filmmusik von John Williams. Jetzt im November werden wir ein erstes Gesprächskonzert anbieten mit dem Klarinettisten, Dirigenten und Komponisten Jörg Widmann, unserem Creative Partner der Saison 2023/24. Inzwischen sind Sie vier Jahre bei der DRP. Wie gefällt es Ihnen hier? Welches Fazit Ihrer Arbeit können Sie ziehen? Also, ich muss Ihnen sagen, ich fühle mich sehr wohl hier. Ich habe die DRP, den SR und das Saarland in mein Herz geschlossen. Ich fühle mich heimisch und der SR ist mir sehr vertraut. Was die Arbeit mit der DRP betrifft: Sie war bisher ganz sicher sehr fordernd und herausfordernd, aber auch sehr bereichernd, erfüllend, erfahrungsreich, und es ist eine sehr schöne Zusammenarbeit mit unserem Chefdirigenten Pietari Inkinen. Mit ihm sind wir immer wieder auch unterwegs auf Gastspielreise, wie zuletzt in Salzburg oder demnächst in Luxemburg und im September dann in Südkorea. Im Saarland spielt die deutsch-französische Freundschaft eine große Rolle. Wie stehen Sie dazu? Gut, dass Sie das ansprechen. Die Offenheit nach Frankreich bzw. zur Grenzregion ist ein wichtiges Thema für mich und für meine Arbeit mit der DRP. Sei es programmatisch oder in der Auswahl der Künstler und Dirigenten, versuche ich Frankreich programmatisch abzubilden. Die Kontakte in unsere Nachbarregion zum Beispiel zum Orchestre national de Metz Grand Est oder zum Eurodistrict SaarMoselle pflege ich sehr intensiv. Mein Traum: Konzerte mit der DRP in Versailles oder Paris. Die gesamte Redaktion von SaarLor- Lux…c’est savoir vivre, wünscht Ihnen, liebe Frau Grätzel, dass dieser Traum in Erfüllung geht. Vielen Dank für das Gespräch. Ein Moment der Begegnung vor dem Eingang Schloss Halberg. Es war ein Interview von Worten und Musik, die Herzen berührt und Seelen erweckt. PR-Anzeigen 45