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einleitung XXIII<br />

(2) Konvergenz, Divergenz<br />

Leibniz übernimmt den Ausdruck convergens (konvergent) ebenso wie den Ausdruck terminatio<br />

(Grenzwert) von James Gregory, der ihn in seiner Vera circuli et hyperbolae<br />

quadratura (Padua 1667, Definitionen) für eine Doppelfolge in, cn eingeführt hatte: Die<br />

in bilden eine streng monoton wachsende, die cn eine streng monoton fallende, die Differenzen<br />

cn − in eine Nullfolge. Dazu sagt Gregory: die Differenz wird kleiner als jede<br />

vorgegebene Größe. Die Terme in, cn heißen convergentes, konvergierend, insofern sie sich<br />

immer stärker zueinander neigen und bei unendlicher Fortsetzung einander und damit<br />

dem Grenzwert gleich werden.<br />

Im Anschluß daran definiert Leibniz: Eine Folge ist convergens, wenn die Differenz<br />

zwischen zwei (aufeinanderfolgenden) Termen kleiner als jede gegebene Größe wird<br />

(N. 64). Die Gregorysche bzw. Leibnizsche Folgenkonvergenz ist also als Spezialfall im<br />

allgemeinen Konvergenzprinzip von Cauchy enthalten: | an − an+m | < ε mit m = 1.<br />

Am Gregoryschen Begriff der series convergentes kritisiert Leibniz den Charakter<br />

der Doppelfolge, da in der Regel eine einzige (im oben genannten Sinne konvergente)<br />

Folge allein bereits ausreichend sei. Dem stellt Leibniz das andere Merkmal der meisten<br />

Doppelfolgen von Gregory gegenüber, die series replicatae oder substitutrices, die rekursiv<br />

definierten Folgen (N. 39, 60, 64, 68), deren Untersuchung er für weit nützlicher<br />

hält. Leibniz setzt auch diese als konvergent voraus, wenn er fordert, daß in einer series<br />

replicata für hinreichend großes n die Differenz zwischen an, an+1 und an+2 kleiner als<br />

jede gegebene Größe wird.<br />

Konvergente Reihen im modernen Sinne heißen series summabiles (N. 38, 43 u. ö.)<br />

In Anlehnung an Gregorys konvergente Folgen führt Leibniz den Begriff series divergentes<br />

(divergente Folgen) für eine Doppelfolge an, dn ein: Die Terme an, dn entfernen<br />

sich zunehmend voneinander. Die an vergrößern eine Größe g, die dn vermindern g. Unter<br />

bestimmten Bedingungen führt dieser Prozeß dennoch zu etwas Endlichem. Leibnizens<br />

Divergenzbegriff ist also nur für zwei Folgen erklärt und führt — im Sinne des modernen<br />

Divergenzbegriffes — gegebenenfalls auf zwei Häufungspunkte der Doppelfolge an, dn.<br />

Das durch die Diskussion zwischen Leibniz und Grandi (LMG IV S. 215–217) berühmt<br />

gewordene Beispiel 1 1<br />

= = 1 − 1 + 1 − 1± etc. tritt bis Mitte 1674 (N. 30) und 1676<br />

2 1 + 1<br />

in einer Gesprächsaufzeichnung mit Tschirnhaus (N. 682) auf.<br />

(3) Spezielle Folgen, Reihen<br />

Eine harmonische Reihe (progressio harmonica) ist dadurch definiert, daß für drei be-<br />

liebige, aufeinander folgende Glieder a, b, c gilt: a<br />

c<br />

= a − b<br />

b − c<br />

2ac<br />

bzw. b = , das heißt<br />

a + c

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