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Kursachsen HEINRICH im Dreißigjährigen KETTLER Krieg<br />
Kursachsen im<br />
Dreißigjährigen Krieg<br />
Im Gebiet zwischen Rhein und Oder sowie zwischen Alpen<br />
und Nord bzw. Ostsee sind die Auswirkungen dieses Krieges<br />
bis in die Gegenwart zu verfolgen.<br />
In einigen Regionen verschwanden die Einwohner vollständig,<br />
so daß eine Neubesiedlung erforderlich wurde. Lieder wie<br />
„Pommernland ist abgebrannt…“ erinnern u.a an diese Zeit.<br />
Aus der Geschichte im ständigen Kampf um Macht und<br />
Einfluß wurden kaum Lehren gezogen. In der Gegenwart ist<br />
es zumindest gelungen im begrenzten europäischen Raum abgesehen<br />
vom Balkankrieg über 66 Jahre lang Kriege zu vermeiden.<br />
Man versucht durch EWG, EU u. a. Einrichtungen über die<br />
Marktwirtschaft ein friedliches Miteinander zu erzielen.<br />
Die Einführung der gemeinsamen Währung in 17 EU Staaten<br />
wurde euphorisch gefeiert, aber ob die hohe Zielsetzung<br />
erreicht werden kann, bleibt offen.<br />
Bei den nicht offiziellen Geprägen der Abb. 1 und 2, die vor<br />
der Euro-Einführung gestaltet wurden, ist es wohl als Zufall zu<br />
werten, daß die krisengeschüttelten Staaten Griechenland, Irland<br />
und Spanien auf dem Revers der Abb. 2 ganz oben aufgeführt<br />
werden, abgesehen auch davon, daß die ebenfalls genannten<br />
Staaten Großbritannien, Schweden und Dänemark die<br />
Euro-Einführung bis heute ablehnen.<br />
Kursachsen unter Johann Georg I. (16<strong>11</strong>-1656) trat verspätet<br />
in den Krieg ein und beendete ihn de facto 1645 mit dem<br />
Waffenstillstand mit Schweden in Kötzschenbroda (Abb. 3).<br />
Abb. 1: Deutschland, Medaille 10 €, 1998<br />
Abb. 2: Deutschland, Medaille 50 €, o.J.<br />
Abb. 3: Königreich Sachsen, Medaille auf den Waffenstillstand<br />
mit Schweden, 1845<br />
Als Bündnispartner war Kursachsen für alle Kriegsparteien<br />
interessant. Grundlage dafür bildete die herausragende Stellung<br />
unter den Protestanten, die zentrale strategische Landeslage<br />
sowie die wirtschaftliche Stärke.<br />
Seit dem Siebenjährigen Krieg, spätestens seit Errichtung<br />
des deutschen Kaiserreiches bestim<strong>mt</strong>e die Hohenzollernsche<br />
Geschichtsschreibung das, was für Kursachsen an Historie zu<br />
gelten hat. Hier wird der Kurfürst als „der letzte mittelalterliche<br />
Fürst des Fressens und Saufens, von trägem Verstand und<br />
verantwortungslos die Seiten wechselnd“ charakterisiert.<br />
Zumindest seine Geheimen Räte und Hofräte waren begabt.<br />
So wurde z.B. am 8.7.<strong>2012</strong> in Lomnitz/Sa. eine Gedenktafel<br />
für den Hofrat Johann Georg von Oppel aufgestellt. Von<br />
Oppel, 1594 in Dresden geboren, wurde zunächst Regierungsrat<br />
in Gera und wechselte 1629 nach Dresden. Unter anderem<br />
bewies er diplomatisches Geschick als er 1635 beim Friedensschluß<br />
von Prag Sachsen dauerhaft die Lausitz sicherte.<br />
In den Zeitraum des Dreißigjährigen Krieges fiel auch die<br />
Kipperzeit. Mitte 1621 gingen Österreich, Brandenburg, Sachsen<br />
und Braunschweig u.a. zur Ausprägung geringhaltigen Geldes<br />
– sogenannten Kippergeldes – über. Ein speziell 1622 gebildetes<br />
Münzkonsortium, dem alle Münzprägestätten in Böhmen,<br />
Mähren und Niederösterreich verpachtet waren und das<br />
alleinige Recht auf das böhmische Silber zum Vorzugspreis<br />
besaß, prägte ebenfalls diese Kippermünzen.<br />
Herzog Wallenstein, Mitglied des Münzkonsortiums, erwarb<br />
im genannten Jahr etwa 50 Herrschaften, die in Nordböhmen<br />
konfisziert wurden.<br />
Als Beispiele für die Kippermünzprägung sollen lediglich<br />
kursächsische Gepräge der Abb. 4 bis 17 dienen.<br />
Hans de Witte war ebenfalls Mitbegründer des Konsortiums<br />
und auch der Finanzier Wallensteins. Durch ein Kontributionssystem<br />
beschaffte er dem kaiserlichen Generalfeldmarschall die<br />
Mittel für die Kriegsführung. Er schoß Geld vor, welches durch<br />
Kontributionen und Steuern zurückfloß. Dieses Truppenbesoldungssystem<br />
war neu und trug wesentlich zur zeitlichen Kriegsausdehnung<br />
sowie zur Ausplünderung ganz Mitteleuropas bei.<br />
Der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges soll für Kursachsen<br />
skizzenhaft beschrieben werden. Die kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
erfolgten zwischen den Habsburgern und<br />
Frankreich mit wechselnden Verbündeten. Das Vorhandensein<br />
einer religiös politischen Fürstenparteiung (Liga/Union) ließ<br />
internationale Differenzen schnell auch seinen Niederschlag in<br />
Kursachsen finden. Kriegsanlaß bildete der „Prager Fenstersturz“<br />
im Mai 1618 als Ausdruck des nationalen Kampfes der<br />
Tschechen gegen die Habsburger Monarchie. Die böhmischen<br />
Führer wählten den Führer der Protestantischen Union Kurfürst<br />
Friedrich V. von der Pfalz zum böhmischen König (Abb.<br />
18), um die Hilfe der Union zu erhalten. Ferdinand II. nahm die<br />
Unterstützung der Katholischen Liga in Anspruch.<br />
Im Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618-1623) kämpfte die<br />
tschechische Adelsopposition nur mit einem Söldnerheer gegen<br />
die Habsburger. Da die Union nicht zu Hilfe kam, ging die<br />
Schlacht am Weißen Berg am 8.<strong>11</strong>.1620 verloren. In Böhmen<br />
wurde darauf ein tschechenfeindliches Gegenreformationsregime<br />
installiert. Viele Böhmen emigrierten nach Kursachsen.<br />
Einen Beleg hierfür liefert der besonders häufig hier vorkommende<br />
Familienname Böhme.<br />
172 <strong>mt</strong> <strong>11</strong>/<strong>2012</strong>