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HABERLER - Türk Eskiçağ Bilimleri Enstitüsü

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ENST‹TÜMÜZÜN YEN‹ fiEREF ÜYES‹: PROF. DR. WOLFGANG RADTSehr geehrte Kollegen, liebe Studenten, werteGäste!Ich freue mich sehr über die hohe Ehre, die mir heutemit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des TürkEskiça¤ <strong>Bilimleri</strong> Enstitüsü widerfährt.Ich habe die langjährigen Bemühungen um die Gründungdieses noch jungen Instituts stets mit großemInteresse und großer Anteilnahme verfolgt. Hier sindbesonders zwei Namen von Kollegen hervorzuheben,die mit größtem Idealismus und unglaublicherEnergie gegen alle Widerstände und bürokratischenund finanziellen Schwierigkeiten gekämpft undschließlich gesiegt haben. Ali Dinçol und HalûkAbbaso¤lu. Ich gratuliere ihnen und allen anderen, diesich um die Gründung und Unterstützung des Institutsverdient gemacht haben, von ganzem Herzen.Das Institut trägt in seinem Siegel nicht dentürkischen Namen, sondern den lateinischen:„Institutum Turcicum Scientiae Antiquitatis”.Dieser Name und dieses Siegel sindzugleich Geste und Programm. Hier knüpfteine moderne türkische wissenschaftlicheEinrichtung bewußt und demonstrativ an einegroße europäische Wissenschaftstradition an,indem sie sich einen lateinischen Namen um ihrWappen schreibt. Das Wappentier selbst stammtaus anatolischer Tradition des 2. Jtsd. v. Chr.Es stellt einen althethitischen Doppeladlerdar, wie er auf Siegeln aus Bo¤azköy, Maflat,Aliflar, Kültepe und Karahüyük zahlreichvorkommt. Interessanterweise ist der Doppeladlerspäter auch in Europa zum Wappentiererhoben worden, so im russischen Zarenreich undin der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie.Jedem Kundigen wird die Ähnlichkeit dieses neuenSiegels zum Siegel des Deutschen ArchäologischenInstitus auffallen, das ja ebenfalls eine lateinischeInschrift und ein geflügeltes Wappentier trägt. DieInschrift lautet „Institutum Archaeologicum Germanicum”und das Wappentier ist der sog. hyperboräischeGreif. Dieser Greif ist ein Fabelwesen aus nördlichenGegenden. Er symbolisiert das Land der Hyperboräer.Das war nach antiker Mythologie ein Land im hohenNorden, es lag, wie der Name sagt „jenseits desBoreas”, jenseits des Nordwindes. Dort wohnte einVolk, bei dem Apollon den Winter verbrachte, bevorer zum Sommer auf seinem Schwanenwagen wiedernach Delos fuhr. Es war ein Land paradiesischerZustände, so paradiesisch, daß schon Herodot, derVater der Geschichte, daran zweifelte, ob es dennüberhaupt existiere. Wir wissen heute, und auch jederTürke weiß es inzwischen, daß es mit den paradiesischenZuständen im heutigen Hyperboräerlande inWahrheit nicht so weit her ist.Wie dem auch sei, die deutschen Archäologen habensich schon lange das Wappentier der Hyperboräerzum Symbol genommen. Denn sie kommen aus demNorden. Jedes Jahr kommen sie in die schönen,warmen und gastfreundlichen Gefilde des Mittelmeersund Anatoliens. Nach Anatolien, ins „Land desSonnenaufganges”, wie dieser Name sagt, kommensie besonders gern und besonders zahlreich. Es sindnicht nur die Schönheiten des Landes und des Klimas,es ist nicht nur die herzerwärmende Freundlichkeitder Menschen, die uns Hyperboräer immer wiederhierher zieht, sondern es ist natürlich bei denArchäologen besonders und ganz berufsbezogen derReichtum an archäologischen Stätten aus fast allenZeiten der Kulturgeschichte der Menschheit.Wir sehen uns unterstützt in unserem Bemühen umForschung und Erkenntnis durch unseretürkischen Kollegen und wir sind froh überdie vielen Möglichkeiten, hier im Lande zuarbeiten. Ich selbst habe diese Möglichkeitenschon seit meinem jugendlichen Altergenutzt und immer wieder die größte Hilfeund Unterstützung erfahren, sei es bei meinenArbeiten auf der Halbinsel von Bodrum in den1960er Jahren durch die dortige Dorfbevölkerungund durch das dortige Museum, sei esbei meinen winterlichen Aufenthalten imGrabungshaus von Milet, sei es bei meinerTeilnahme an der Grabung auf dem Norfluntepeim Kebangebiet in Ostanatolien,sei es bei vielen Reisen durch die ganzeTürkei, sei es bei meinen jahrzehntelangenArbeiten in Pergamon.Meine Frau und ich sind in dieses schöne Land vorüber 30 Jahren gekommen und haben hier unsereFamilie gegründet. Unsere drei Kinder sind in Istanbulgeboren und in die Schule gegangen, und siehaben ihre Schulausbildung hier abgeschlossen. Siesind nun schon wieder seit Jahren davongeflogen insLand der Hyperboräer, und auch wir werden baldwieder davongehen, aber wir wollen immer wieder imSommer zurückkommen (obwohl wir keinen Schwanenwagenbesitzen). Wir sehen uns dabei als Vermittlerfür die Türkei, unsere zweite Heimat, auf dem Wegenach Europa.Die Archäologie ist eine sehr internationale und einein ihren Ursprüngen sehr europäische Wissenschaft.Sie verbindet Wissenschaftler aus vielen Ländern. Mitder Gründung des „Institutum Turcicum ScientiaeAntiquitatis” hat der fortschrittliche Teil der Türkeieinmal mehr bewiesen, daß es ihm ernst ist mit demAnschluß an die europäische Kulturtradition. Ich werdemich als Ehrenmitglied bemühen, stets daran mitzuwirken,daß diese Richtung fortgesetzt wird.TÜRK ESK‹ÇA⁄ B‹L‹MLER‹ ENST‹TÜSÜ <strong>HABERLER</strong> 7

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