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karriereführer <strong>recht</strong><br />
<strong>1.2013</strong><br />
Weiterbil<strong>de</strong>n<br />
Kompass ><br />
Schlichten<br />
statt Richten<br />
„Wir können doch über alles<br />
re<strong>de</strong>n“ – das klingt gut, gelingt aber<br />
in Streitsituationen nicht immer.<br />
Helfen kann eine Mediation – das ist<br />
eine Metho<strong>de</strong>, um Konflikte zu lösen.<br />
Die Ausbildungsmöglichkeiten zum<br />
Mediator sind breit gefächert und<br />
das neue Mediationsgesetz<br />
ermöglicht Anwälten mit Mediationsausbildung<br />
neben ihren rein juristischen<br />
Aufgaben interessante und<br />
sehr abwechslungsreiche Tätigkeiten.<br />
Von Meike Nachtwey<br />
Mediation ist ein Verfahren, keine Institution wie ein Schiedsgericht, eine Güteo<strong>de</strong>r<br />
Schlichtungsstelle. Sie soll streiten<strong>de</strong>n Parteien helfen, selbst eine Lösung für<br />
ihren Konflikt zu fin<strong>de</strong>n. Der Mediator ist allparteilich: Er richtet nicht, er urteilt<br />
nicht zugunsten <strong>de</strong>s einen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren, er macht, an<strong>de</strong>rs als ein Schlichter,<br />
auch keine eigenen Vorschläge; er versucht die Kommunikation <strong>de</strong>r Parteien zu<br />
för<strong>de</strong>rn. Unter seiner Leitung sollen die streiten<strong>de</strong>n Personen o<strong>de</strong>r Unternehmen<br />
freiwillig eine zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong> Lösung erarbeiten. Mit <strong>de</strong>m Verhandlungsergebnis<br />
lässt sich dann auch juristisch etwas anfangen: Die Einigung kann, wie ein<br />
Urteil, vom Gericht o<strong>de</strong>r Notar „für vollstreckbar erklärt“ wer<strong>de</strong>n. Aber eigentlich<br />
ist <strong>de</strong>r Sinn einer Mediation, dass man sich ohne Zwangsmittel einigt.<br />
Prof. Dr. jur. Bernd Eckardt, ehemals Richter am Landgericht Köln, ist Wirtschaftsmediator<br />
und Mitglied <strong>de</strong>r Kölner Forschungsstelle für Wirtschaftsmediation an<br />
<strong>de</strong>r Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften <strong>de</strong>r Fachhochschule Köln.<br />
Er sieht in einer außergerichtlichen Konfliktlösung, insbeson<strong>de</strong>re durch Mediation,<br />
im Vergleich zur traditionellen juristischen Konfliktbearbeitung durch eine gerichtliche<br />
Entscheidung eine ganze Reihe an Vorteilen: „Die Beteiligten schätzen die<br />
Möglichkeit, Vertraulichkeit zu vereinbaren und damit mediale Kollateralschä<strong>de</strong>n<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m bietet die Mediation <strong>de</strong>n Vorteil, <strong>de</strong>n Konflikt in seiner<br />
Gesamtheit zu betrachten. Dies ermöglicht eine eigenverantwortlich erarbeitete<br />
gemeinsame Lösung, durch die die Beziehung zwischen <strong>de</strong>n Parteien auch künftig<br />
erhalten bleiben kann.“<br />
Das Einsatzgebiet <strong>de</strong>r Mediation ist sehr vielfältig, zum Beispiel im Familien<strong>recht</strong>,<br />
wenn es um die elterliche Sorge o<strong>de</strong>r um Vermögensverteilungen bei Scheidungen<br />
geht. Aber auch bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, Verwaltungsprozessen, Konflikten<br />
in Unternehmen, Gruppen und Teams. Von großer Be<strong>de</strong>utung wer<strong>de</strong>n künftig<br />
Mediationen auch bei Streitigkeiten zwischen Unternehmen sein, etwa bei inter-<br />
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