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karriereführer <strong>recht</strong><br />

<strong>1.2013</strong><br />

Projekt<br />

Karriereleiter:<br />

Zivilstation<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg zum Partner einer<br />

Kanzlei müssen junge Juristen nach<br />

<strong>de</strong>m ersten Staatsexamen zunächst<br />

mehrere Stationen im Referendariat<br />

durchlaufen. Zu <strong>de</strong>n Pflichtstationen<br />

gehört die sogenannte „Zivilstation“.<br />

Philipp Hendricks absolvierte diese<br />

am Landgericht Heilbronn und been<strong>de</strong>t<br />

sein Referendariat im April 2013.<br />

Von Philipp Hendricks,<br />

Rechtsreferendar am Landgericht Heilbronn<br />

Die Zivilstation, zugleich Beginn <strong>de</strong>s<br />

zwei Jahre dauern<strong>de</strong>n Rechtsreferendariats<br />

in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, begann<br />

mit einem dreiwöchigen Einführungslehrgang.<br />

Dort wur<strong>de</strong>n wir vom Ausbildungsleiter<br />

zunächst mit <strong>de</strong>m Umgang<br />

einer Gerichtsakte vertraut gemacht,<br />

da die wenigsten von uns eine solche<br />

Akte schon einmal in Hän<strong>de</strong>n gehalten<br />

hatten. Zu Beginn <strong>de</strong>s Einführungskurses<br />

hatten wir die Wahl zwischen<br />

Amts- o<strong>de</strong>r Landrichter als Ausbildungsrichter.<br />

Ich entschied mich für das<br />

Landgericht. Daneben bestand die Einführung<br />

aus einem intensiven ZPO-<br />

Crashkurs sowie einer Vielzahl an organisatorischen<br />

Dingen.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Zivilstation ist es, als Referendar<br />

das Abfassen von Gutachten, Beschlüssen<br />

und Urteilen sowie das Führen <strong>de</strong>r<br />

Verhandlung im Zivilprozess zu lernen.<br />

In <strong>de</strong>n Verhandlungen saß ich neben<br />

<strong>de</strong>m Richter auf <strong>de</strong>r Richterbank und<br />

verfolgte <strong>de</strong>n Ablauf aus nächster<br />

Nähe. Die von mir bearbeiteten Akten<br />

kamen aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Zivil<strong>recht</strong>s: von Bau<strong>recht</strong><br />

über Versicherungs- und Verkehrs<strong>recht</strong><br />

bis hin zu Anwaltshaftungs<strong>recht</strong>, wobei<br />

insbeson<strong>de</strong>re Letzteres zu <strong>de</strong>r speziellen<br />

Kammerzuständigkeit meines Ausbil<strong>de</strong>rs<br />

gehörte. Während <strong>de</strong>r Station soll<br />

<strong>de</strong>r Referendar zu<strong>de</strong>m eine umfangreichere<br />

Akte bearbeiten, die im Stationszeugnis<br />

geson<strong>de</strong>rt erwähnt wird. Ich<br />

hatte ein Gutachten zu einem komplexen<br />

Sachverhalt aus <strong>de</strong>m Versicherungs<strong>recht</strong><br />

zu erstellen, was mir auch<br />

dank <strong>de</strong>r Hilfsbereitschaft meines Ausbildungsrichters<br />

gut gelang. Da je<strong>de</strong>r<br />

Richter eine etwas an<strong>de</strong>re Arbeitsmetho<strong>de</strong><br />

hat, hängt <strong>de</strong>r Arbeitsaufwand in<br />

<strong>de</strong>r Station entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>m<br />

jeweiligen Richter ab. Von ihm ist auch<br />

abhängig, wie oft Sitzungstage stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Hinzu kommt die üblicherweise<br />

einmal wöchentlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Arbeitsgemeinschaft (AG). In <strong>de</strong>r AG<br />

wur<strong>de</strong>n alle relevanten Themen aus <strong>de</strong>r<br />

ZPO und <strong>de</strong>m Zivil<strong>recht</strong> behan<strong>de</strong>lt.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n freiwillige Probeklausuren<br />

angeboten, und es gab ein großes<br />

Angebot an kostenfreien Seminaren für<br />

uns Referendare.<br />

Literaturtipp<br />

Carl-Theodor Olivet: Juristische<br />

Arbeitstechnik in <strong>de</strong>r Zivilstation.<br />

C. F. Müller Verlag Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

4. Auflage 2010.<br />

ISBN 978-3811470583. 23,95 Euro<br />

Neben <strong>de</strong>r AG war ich min<strong>de</strong>stens einmal<br />

pro Woche bei Gericht und hatte an<br />

<strong>de</strong>n übrigen Tagen ausreichend Zeit,<br />

meine Gutachten und Urteile zu schreiben.<br />

Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Station wur<strong>de</strong> mir<br />

angeboten, die Verhandlungsleitung<br />

selbstständig zu übernehmen, wobei<br />

ich um <strong>de</strong>n Gebrauch <strong>de</strong>s berüchtigten<br />

Diktiergerätes herumgekommen bin, da<br />

dies mein Ausbildungsrichter übernahm.<br />

Auch hier hängt viel von <strong>de</strong>m<br />

jeweiligen Richter und seiner Arbeitsweise<br />

ab. Alles in allem vergingen die<br />

fünf Monate <strong>de</strong>r Station für mich wie<br />

im Flug. Die Erkenntnisse über die<br />

Arbeitsweise eines Zivilrichters empfand<br />

ich als große Bereicherung und<br />

gera<strong>de</strong>zu i<strong>de</strong>alen Einstieg in das Rechtsreferendariat.<br />

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