anruf - Evangelische Kirchengemeinde Mainz-Hechtsheim
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Thema<br />
Konfirmation<br />
„Unsere Konfizeit war cool! Ich hab’<br />
viel Neues über Kirche und den Glauben<br />
gelernt. Obwohl wir sehr unterschiedlich<br />
waren, sind wir zu einer guten<br />
Gruppe zusammen gewachsen.<br />
Die Konfirmation war dann der Höhepunkt<br />
dieser Zeit.“ Diese – sicher nicht<br />
repräsentative – Antwort gab mir unsere<br />
17-jährige Praktikantin im <strong>Evangelische</strong>n<br />
Stadtjugendpfarramt auf meine<br />
Frage, welche Bedeutung für sie ihr<br />
eigener Konfirmandenunterricht und<br />
die Konfirmation hatten.<br />
Konfirmation kompakt…<br />
Der Begriff Konfirmation leitet sich aus<br />
dem lateinischen: „confirmatio“ ab<br />
und bedeutet Bekräftigung oder Befestigung.<br />
Mit der Konfirmation bestätigen<br />
die Jugendlichen das „Ja“ zum<br />
christlichen Glauben, das die Eltern<br />
und Paten bei der Taufe gegeben haben.<br />
Sie gelten zukünftig als mündige<br />
Mitglieder der christlichen Gemeinde<br />
und können das Patenamt übernehmen.<br />
Der Konfimandenunterricht soll<br />
zu einer Verbindung von Glaubensinhalten<br />
und der Lebenswelt der Jugendlichen<br />
beitragen. Der Kanon der Inhalte<br />
ist vielfältig und gibt u.a. Einblicke<br />
in die Felder: Gemeindeleben und<br />
Glaubens praxis, Gottesdienst, Bibel,<br />
christliches Menschenbild, Kirche…<br />
Für diese Ausgabe des <strong>anruf</strong> übernahm freundlicherweise<br />
Uli Sander das Thema. Er ist Stadtjugendreferent im <strong>Evangelische</strong>n<br />
Stadtjugendpfarramt <strong>Mainz</strong>.<br />
Jung sein heute…<br />
Eine differenzierte Analyse der Lebenssituation<br />
von Jugendlichen ist im Rahmen<br />
dieses Artikels nicht möglich. Ich<br />
beschränke mich deshalb auf einige<br />
plakative Einschätzungen zur Lebenswelt<br />
von 12- bis 14-Jährigen auf der<br />
Grundlage von Untersuchungen von<br />
Dr. Bernhard Stier zum Thema: Jugend<br />
und Pubertät. (www.konfirmandenarbeit-ekhn.de<br />
/ Infos und Texte)<br />
Der Konfirmandenunterricht fällt für<br />
die 12- bis 14-Jährigen in eine Zeit der<br />
Umbrüche. Die Kindheit ist vorbei,<br />
körperliche Veränderungen setzen ein,<br />
der emotionale Ablösungsprozess von<br />
den Eltern beginnt. Jugendliche sind<br />
auf der Suche nach einer neuen Identität.<br />
Die eigene Peergroup wird immer<br />
wichtiger. Dort entwickelt sich häufig<br />
ein Experimentierverhalten im Bezug<br />
auf z. B. Alkohol und Nikotin. Die Anforderungen<br />
unseres Bildungssystems<br />
steigen – Jugendliche sollen in immer<br />
kürzeren Abständen fit für den Ausbildungsmarkt<br />
gemacht werden. Der<br />
rasanten Entwicklung innerhalb der<br />
Informationstechnologie können Jugendliche<br />
auf der technischen Seite<br />
gut folgen – die Flut an Informationen<br />
und Bilder aber nicht immer ausreichend<br />
gut verarbeiten. Die Medien liefern<br />
die Vorbilder für die eigene<br />
Selbstdarstellung. Kirche wird in dieser<br />
Phase eher kritisch bewertet, Sinnfragen<br />
oder religiöse Inhalte sind trotzdem<br />
von Interesse. Jugendliche leben<br />
nicht mehr selbstverständlich in den<br />
klassischen Familienstrukturen. Eine<br />
schnelllebigere und gut vernetzte Welt<br />
bietet viele Möglichkeiten, erfordert<br />
aber auch permanente Entscheidungen.<br />
Jugendliche sind in dieser Lebensphase<br />
gefordert, häufig überfordert.<br />
Konfirmandenunterricht als Herausforderung<br />
und Chance<br />
Die Konfirmandenzeit stellt vor dem<br />
Hintergrund dieser Lebensphase für<br />
die Beteiligten eine Herausforderung<br />
dar. Für die Jugendlichen, weil sie sich<br />
neben den schulischen Anforderungen<br />
für einen längeren Zeitraum auf verlässliche<br />
Mitarbeit einlassen sollen. Für<br />
die Pfarrerinnen und Pfarrer und die in<br />
der Konfiarbeit engagierten Ehrenamtlichen,<br />
weil sie eine heterogene Gruppe<br />
mit unterschiedlichen Vorerfahrungen<br />
und Lebenshintergründen in<br />
einer Phase gravierender Veränderungen<br />
begleiten sollen.<br />
Neben den Herausforderungen bieten<br />
sich aber auch vielfältige Chancen. Jugendliche<br />
nehmen mit ihren eigenen<br />
Themen, Fragen und Zweifeln rund<br />
um die Bereiche: Schule, Eltern/Familie,<br />
Freundeskreis und Selbstbild am<br />
Unterricht teil. Wenn es gelingt, einem<br />
Teil dieser Lebensthemen im Unterricht<br />
Zeit und Aufmerksamkeit zu<br />
schenken und auf die zu vermittelnden<br />
Glaubensinhalte zu beziehen, dann<br />
können vorher abstrakte religiöse Begriffe<br />
für das eigene Leben eine konkrete<br />
Bedeutung erhalten. Dann kann<br />
ein Gespräch über den Streit mit den<br />
Eltern Vertrauen schaffen, dann können<br />
neue Entdeckungen im Glaubensbekenntnis<br />
gemacht werden, dann<br />
kann ein Gespräch über die tröstende<br />
Wirkung eines Gebets in einer aktuellen<br />
Krise helfen. Dazu ist erforderlich,<br />
dass es im Unterricht nicht nur<br />
um reine Wissensvermittlung und ein<br />
Abarbeiten des curricular vorgegebenen<br />
Lehrstoffs gehen darf, sondern<br />
um eine sensible Annäherung an die<br />
Jugendlichen und an das, was in ihren<br />
Köpfen und Herzen vorgeht. Jugendliche<br />
und die am Konfirmandenunterricht<br />
Beteiligten brauchen gleichermaßen<br />
die Bereitschaft, sich aufeinander<br />
einzulassen, über Glaubens- und Lebensthemen<br />
zu sprechen und sich<br />
auch mit „Sperrigem“ auseinanderzusetzen.<br />
Jugendliche wollen mit ihrem<br />
Querdenken und mancher Provokation<br />
testen, ob sie wirklich willkommen<br />
sind in unseren Gemeinden.<br />
Es braucht Zeit, eine Atmosphäre des<br />
Vertrauens und Angebotsformen,<br />
durch die die Konfirmandinnen und<br />
Konfirmanden sich kennenlernen und<br />
ein WIR-Gefühl entwickeln können.<br />
Durch Konfifreizeiten, bei denen auch<br />
die Mitarbeitenden in der Jugendarbeit<br />
einbezogen sind, entstehen besondere<br />
(auch spirituelle) Räume, als<br />
Konfigruppe zusammen zu wachsen.<br />
Die dekanatsweiten <strong>Mainz</strong>er Konfitage<br />
und Konfipartys ergänzen die gemeindlichen<br />
Angebote, schaffen Kontakte<br />
zu Konfis aus anderen Gemeinden<br />
und führen zu einem Gefühl von: Wir<br />
sind viele!<br />
Wenn es uns gelingt, den Konfirmandinnen<br />
und Konfirmanden in dieser<br />
Phase Lebensbegleitung anzubieten,<br />
eine Spur für den Glauben als Lebenshilfe<br />
zu legen und ihnen zu signalisieren,<br />
dass sie – so wie sie sind – von<br />
Gott geliebt und bei uns in den Gemeinden<br />
willkommen sind, dann<br />
bleibt die Konfirmandenzeit als „coole“<br />
Zeit in Erinnerung.<br />
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