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InAsien Thailand kulinarisch (Vorschau)

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01/13<br />

E 4,90 / CHF 9,80<br />

AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />

Heft 1/13<br />

Januar/Februar<br />

ISSN 1438-7905<br />

Wo der wilde Mekong rauscht<br />

Chinas Südwestprovinz Yunnan<br />

Geheimtipps<br />

Die besten Strände<br />

Hier gehen inAsien-Autoren gerne baden<br />

Im Regenwald von Yakushima<br />

Alte, kalte Heimat<br />

Vietnamesen erzählen über Deutschland<br />

Weinselig in Hong Kong<br />

Erlesene Tropfen vom Perflussdelta<br />

Schrille Töne aus China<br />

Endlich die Kanton-Oper verstehen<br />

Business<br />

<strong>Thailand</strong> <strong>kulinarisch</strong><br />

Wenn in Sukhothai der Spinat fliegen lernt<br />

Viel zu tun<br />

in Indonesien<br />

Yunnan • Japan: Yakushima • Strandtipps • Wein in Hong Kong • Kanton-Oper<br />

Japans grüne Feen-Insel<br />

Korruption soll<br />

ausgemerzt werden<br />

Gelernt ist<br />

gelernt!<br />

Vietnams Ausbildungssystem<br />

wird reformiert


erleben.<br />

begegnen.<br />

verstehen.<br />

Ungeahntes erleben und Unbekanntes verstehen<br />

- Ihr Länderexperte zeigt Ihnen das<br />

Kaleidoskop der Kulturen. Genießen Sie<br />

an der Seite Ihres Reiseleiters inspirierende<br />

Begegnungen weltweit.<br />

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Tel. 0431/54460, in Ihrem Reisebüro<br />

und unter www.Gebeco.de


editorial<br />

Das Spannende am Reisen ist ja, dass der Besucher<br />

die Gelegenheit hat, neue Welten zu entdecken.<br />

Mindestens genauso aufregend kann es sein,<br />

wenn wir unsere eigene, vertraute Welt plötzlich<br />

ganz anders erleben. Dieses Gefühl können Sie<br />

erleben, wenn Sie die Geschichten „deutscher“<br />

Vietnamesen lesen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe<br />

von inAsien präsentieren.<br />

Schwer verdaulich wird kulturelles Crossover allerdings<br />

dann, wenn der Import fremder Gebräuche<br />

zur reinen Verkaufsveranstaltung verkommt. Künstliche<br />

Weihnachtsbäume auf Singapurs Orchard<br />

Road braucht die Welt ungefähr so, wie Buddhafiguren<br />

als Berliner Schaufenster-Dekorationen.<br />

Und dennoch finden Sie bei uns im Heft einen<br />

Nikolaus im tiefsten Südostasien. Damit hat es seine<br />

besondere Bewandtnis: inAsien-Autor Michael<br />

Scholten hat sich in seiner Wahlheimat Kambodscha<br />

bei 30 Grad den roten Mantel und weißen<br />

Rauschebart angelegt, um den Kleinen die Traditionen<br />

des christlichen Festes nahe zu bringen.<br />

Zwar sind auch ihm aufblasbare Nikoläuse und<br />

eine Pizza mit Rentiergeweih in Phnom Penh nicht<br />

ganz geheuer, aber mal ganz ehrlich: Sind die kambodschanischen<br />

Kinder in Weihnachts-Outfit nicht<br />

einfach zuckersüß?<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Martin Brückner<br />

martin.brueckner@asiavision.de<br />

Asien<br />

individuell<br />

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01/2013<br />

Allen unseren inAsien-Lesern wünschen<br />

wir einen guten Einstieg ins neue Jahr!<br />

Alle Angebote finden Sie unter<br />

www.suntrips.de


Reise<br />

Bildreportage: <strong>Thailand</strong><br />

Affenausbildung auf buddhistische Art 10<br />

Japan – Natur<br />

Urwaldinsel Yakushima 18<br />

Indien – Majuli<br />

Auf Bambusbrücken zu Krishna 22<br />

Lieblingsstrände<br />

inAsien-Autoren liegen in der Sonne 30<br />

Leserreise: Sri Lanka<br />

Wildes Paradieserlebnis 36<br />

Philippinen<br />

Einheimische auf Schnäppchenjagd 38<br />

Hong Kong<br />

Weine genießen in Süd-China 44<br />

Reise-Kalender<br />

Wegweiser für die ideale Reisezeit 48<br />

Kambodscha<br />

Weihnachten in Phnom Penh 50<br />

<strong>Thailand</strong><br />

Bhumibol jazzt in Bangkok! 54<br />

Zentral-<strong>Thailand</strong><br />

Ökologisch genießen 56<br />

China – Oberlauf Mekong<br />

Von Christen und Lamas 62<br />

Zurück in Vietnam<br />

Heimkehrer berichten von Deutschland 68<br />

S. 68 – Zurück in Vietnam<br />

S. 30 – Die schönsten Strände<br />

Bild: das farbamt / flickr.com<br />

S. 84 – Kanton-Oper<br />

Bild: Keith Bacongco / flickr.com<br />

Wirtschaft<br />

Vietnam<br />

Nähe zur Praxis fehlt 76<br />

Indonesien<br />

Der Präsident muss liefern 78<br />

Kultur<br />

Chinas Kanton-Oper<br />

Klang- und Farbspektakel in Reinform 84<br />

Asien <strong>kulinarisch</strong>: Indien<br />

Leckere Rezepte & wie man sie isst 93<br />

Rubrik<br />

Asien im Bild 6<br />

Travel-Meldungen 8<br />

Tipps & Trends 16<br />

Das Stichwort: Kummerbund 83<br />

Asien im www: Kunst aus Asien 60<br />

Wirtschafts-Meldungen 74<br />

Kultur-Meldungen 80<br />

Asien Promi: Mo Yan 89<br />

Medienseite 90<br />

Preisrätsel / Impressum 97<br />

Das sind unsere Titelthemen<br />

S. 62 – China, Mekong S. 38 – Philippinen<br />

Acht Töne, die die Welt bedeuten<br />

Seit der Rückgabe Hong Kongs an die Volksrepublik China ist das fulminante Klangund<br />

Farbspektakel der chinesischen Kanton-Oper zu einem Stück wiedergewonnene<br />

Identität geworden. Seite 84<br />

Zurück in Vietnam<br />

Vertragsarbeiter in der DDR, Boat People auf der Flucht vor Krieg und Armut und vietnamesische<br />

Kinder, die in der DDR zu einer sozialistischen Elite erzogen werden sollten.<br />

Einige von ihnen sind nach Vietnam zurückgekehrt – und erzählen von ihren Erlebnissen<br />

in Deutschland. Seite 68<br />

Lust auf Meer!<br />

Auf der Beliebtheitsskala liegen Strände in <strong>Thailand</strong> und auf den Malediven weit vorne.<br />

Eine gute Frage ist nur, welche davon nicht überlaufen sind und trotzdem zu den<br />

schönsten gehören. inAsien-Autoren haben sich dafür in die Sonne gelegt. Seite 30<br />

Von Christen und Lamas<br />

Fast die Hälfte seiner Länge fließt der Mekong durch China – durch enge Schluchten,<br />

umgeben von schneebedeckten Bergen. Dort wagten sich auch vor rund 200 Jahren<br />

französische Missionare hin. Welches Erbe haben sie hinterlassen? Seite 62<br />

Schnäppchenjagd auf philippinisch<br />

Hier bekommt man mit etwas Glück das, was cool, modisch und angesagt ist – aus<br />

zweiter Hand: Blusen, Hosen, Jacken und Taschen zu einem erschwinglichen Preis. Eben<br />

ukay-ukay – importiert und doch so billig! Um eine ukay-Einkaufstour jedoch glücklich<br />

und erfolgreich abzuschließen, muss man einige Regeln beachten. Seite 38<br />

Auf dem Titelbild sehen Sie Reisterrassen bei Yuanyang<br />

in der chinesischen Provinz Yunnan.<br />

4<br />

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01/2013


NEU!<br />

Indien & Sri Lanka<br />

Nepal & Bhutan<br />

Die Experten für Fernreisen<br />

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Arabien<br />

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Fujairah<br />

Ras Al Khaimah<br />

Ajman<br />

Sharjah<br />

Abu Dhabi<br />

Oman<br />

Jordanien<br />

Asien<br />

<strong>Thailand</strong><br />

Kambodscha<br />

Laos<br />

Vietnam<br />

Myanmar<br />

Malaysia<br />

Singapur<br />

Indonesien<br />

China<br />

Taiwan<br />

Japan<br />

Philippinen<br />

Reisebausteine<br />

so individuell wie Sie selbst.<br />

Faszinierende Städte<br />

Bangkok<br />

5 Tage Reise inkl. Flug mit Qatar Airways,<br />

4 + Siam@Siam Design Hotel & Spa, ÜF ab<br />

Hong Kong<br />

7 Tage Reise inkl. Flug mit Qatar Airways,<br />

4 Eaton Smart, ÜF, Transfers, Citytour ab<br />

Zauberhaftes Arabien<br />

Abu Dhabi<br />

6 Tage Reise inkl. Flug mit Etihad,<br />

5 Hotel Yas Viceroy , ÜF ab<br />

Oman - Muscat<br />

7 Tage Reise inkl. Flug mit Oman Air,<br />

5 Al Bustan Palace, ÜF ab<br />

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999<br />

789<br />

1.079<br />

Strand & Meer<br />

<strong>Thailand</strong> - Krabi<br />

11 Tage Reise inkl. Flug mit Thai Airways,<br />

3 + Krabi Cha-Da Resort, ÜF, Transfers ab<br />

Malaysia - Langkawi<br />

14 Tage Reise inkl. Flug, 4 Four Points<br />

by Sheraton Resort, ÜF, Tranfers<br />

Erlebnisreisen<br />

Indien - Kerala Backwaters<br />

8 Tage Reise inkl. Flug mit Gulf Air, Privatrundreise,<br />

Hotel-ÜF, Besichtigungen<br />

China zum Kennenlernen<br />

12 Tage Reise inkl. Flug, deutschsprachige<br />

Privatrundreise, HP und Inlandsflüge<br />

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Asien im Bild<br />

Nach dem Paddel kommt das Bad<br />

Wer eines der beliebtesten Onsen-Kurorte Japans besucht,<br />

der hat in Kusatsu die Wahl der Qual zwischen<br />

100 heißen Quellen. Dem schwefelhaltigen und sauren<br />

Wasser wird heilende Wirkung bei Gelenkschmerzen,<br />

chronischen Verdauungsstörungen, Arterienverkalkung<br />

und anderen Gebrechen nachgesagt. Auf jeden<br />

Fall ist es äußerst wohltuend – wenn die Bademeisterinnen<br />

es erst einmal mit ihren langen Paddeln auf eine<br />

verträgliche Temperatur runtergekühlt haben.<br />

Bei einem Gesamtwasserausstoß von etwa 34.000 Litern<br />

pro Minute bleibt im Übrigen noch soviel Thermalwasser<br />

übrig, dass zu Winterzeiten selbst die Straßen<br />

des 1.200 Meter hohen Kurortes schneefrei gehalten<br />

werden können. Und das ist gut, denn bei kalten Temperaturen<br />

lassen sich die heißen Thermalbäder (jap.<br />

Onsen) besonders genießen.<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Asien im Bild<br />

01/2013<br />

www.inasien.de


+ + + News + + + Meldungen + + + Travel + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldunge<br />

Flugmeldungen<br />

1.-3. Februar 2013, Chiang Mai<br />

Blumenfestival<br />

-- Air China -- Seit dem 22.<br />

November setzt Air China auf<br />

der Strecke zwischen Peking<br />

und Frankfurt Langstrecken-<br />

Großraumflugzeuge vom Typ<br />

B777-300ER ein. Das bedeutet<br />

u.a. in der Economy-Klasse<br />

ergonomische Sitze mit mehr<br />

Fußfreiheit. Weil die Route Peking-Frankfurt<br />

als ausgesprochen<br />

wichtig erachtet wird,<br />

bietet Air China nun zweimal<br />

täglich Verbindungen zwischen<br />

den beiden Städten an.<br />

-- Condor -- Der deutsche<br />

Ferienflieger feierte am 6. November<br />

seinen Erstflug nach<br />

Rangun. Condor fliegt ab sofort<br />

jeden Dienstag nonstop in<br />

die größte Stadt Myanmars.<br />

Das Blumenfestival in Chiang Mai<br />

zählt jedes Jahr zu den Höhepunkten<br />

im thailändischen Veranstaltungskalender.<br />

Dann macht die nordthailändische<br />

Stadt ihrem Namen als „Rose<br />

des Nordens“ mit über 200 Pflanzenarten<br />

im Nong Buak Hat Park wieder<br />

alle Ehre: Höhepunkt des Festivals ist<br />

die festliche Parade durch die Innenstadt,<br />

an der alle Aussteller in traditioneller<br />

Tracht mit geschmückten<br />

Umzugswagen teilnehmen. Während<br />

der kühlen Jahreszeit (November bis<br />

Februar) ist in der nordthailändische<br />

Provinz Chiang Mai Blütezeit für Orchideen<br />

und weitere Schönheiten der<br />

tropischen Flora, eingebettet in den<br />

Bergen und Tälern der nordthailändischen<br />

Dschungellandschaft.<br />

aytour<br />

Ayurveda<br />

in ausgesuchten Häusern in Indien,<br />

auf Sri Lanka und den Malediven<br />

Gönnen Sie sich und Ihrem Körper<br />

einmal etwas besonderes<br />

Ayurvedakuren vom anerkannten<br />

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• Authentische Ayurvedakuren<br />

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Häuser<br />

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Info unter (08151) 99 87 99-0 • fax-99<br />

Postfach 1827 • 82308 Starnberg<br />

mail: info@aytour.de<br />

net: www.ayurveda-reisen.de<br />

Goa: Bloß weg vom Spaß-Tourismus!<br />

Ein hochkarätiges Beratergremium des Goa Golden Jubilee Development Council (GGJDC)<br />

legte der Regierung des indischen Bundesstaates Goa ein neues Tourismuskonzept vor: „Goa<br />

2035 – Vision and Road Map“. Darin werden die Tourismusverantwortlichen dafür kritisiert,<br />

dass sie für Goa nur als Spaßdestination werben. Denn neben Sonne und Strand besitzt Goa<br />

eine vielfältige Kultur und ist bekannt für das harmonische Zusammenleben verschiedener<br />

Religionen. Der Rückzug vom „Sonne, Meer und Sand“-Image soll die sehr gut besuchte Küste<br />

entlasten und sich auf kleine, aber feine Konzepte konzentrieren, von denen vor allem lokale<br />

Gemeinschaften profitieren. Verschiedene Tourismusprodukte wie Abenteuerurlaub, Öko-Tourismus,<br />

Tourismus auf dem Land und Homestay-Programme könnten bei der Diversifizierung<br />

helfen. Zu dem im Internet veröffentlichten Entwurf kann die Bevölkerung zwei Monate lang<br />

Vorschläge einreichen.<br />

<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Karawane Reisen<br />

n + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + +<br />

Asien<br />

Reise-Abenteuer für Zugfans<br />

Im Mai 1891 setzte der Zarensohn Nikolaus in einer kleinen Hafenstadt am<br />

Japanischen Meer den Spatenstich für ein großes Unternehmen. Sibirien sollte<br />

mit dem fernen Moskau verbunden werden. Es begann der Bau der Transsibirischen<br />

Eisenbahn. Mit einer Länge von über 9.000 Kilometern und mehr als<br />

80 Stationen ist sie heute immer noch die längste durchgehende Zugstrecke<br />

der Welt. Wer sie kennenlernen möchte, kann 2013 einen Sonderzug besteigen,<br />

dessen Fahrt von der Hauptstadt Russlands über die einstige Metropole<br />

der Tartaren, über Ostsibirien und die Wüste Gobi bis nach China führt. Darunter<br />

die Haltestellen Moskau, Kasan, Jekaterinenburg, Nowosibirsk, Irkutsk,<br />

der Baikal-See und Peking.<br />

Der große Asien-Katalog für Ihre Kleingruppenoder<br />

Individualreise 2013 nach Südostasien:<br />

nach Laos, Vietnam, Kambodscha, <strong>Thailand</strong>, Indonesien,<br />

Malaysia, Myanmar, Indien, Bhutan, Nepal, Sri Lanka,<br />

China, Singapur und Hongkong.<br />

Karawane Reisen<br />

Asien<br />

Individual- und Gruppenreisen 2013<br />

Die 16-tägige Reise wird zwischen Mai und September an mehreren Terminen<br />

zu Preisen ab 3.890 Euro vom Rundreisen-Spezialist e-kolumbus angeboten<br />

(www.e-kolumbus.de).<br />

Laos · Vietnam · Kambodscha · <strong>Thailand</strong> · Indonesien<br />

Myanmar · Malaysia · Indien · Bhutan · Nepal · Sri Lanka<br />

China · Singapur · Hongkong<br />

Die Experten im Hause Karawane beraten Sie persönlich<br />

und kompetent und stellen Ihre Wunschreise zum<br />

Wunschtermin individuell zusammen.<br />

Sri Lanka: bester Ayurveda-Anbieter<br />

Bereits zum vierten Mal wurden die Barberyn Ayurveda Resorts auf Sri Lanka<br />

bei den nationalen „Travel & Tourism Awards“ als bester Ayurveda-Anbieter<br />

des Landes ausgezeichnet. Der Preis würdigt vor allem die Authentizität des<br />

Angebots und die langjährige Erfahrung der traditionsreichen Resorts (www.<br />

barberyn.de). Der Resort-Gründer Sudana Rodrigo ist einer der Vorreiter des<br />

Gesundheitstourismus auf Sri Lanka. Er gründete 1984 mit dem Barberyn<br />

Reef Ayurveda Resort das erste Ayurveda-Hotel des Landes. Direkt am Strand<br />

von Beruwela an der Südwestküste gelegen, kann man hier eine authentische<br />

Ayurvedakur in tropischer Atmosphäre erleben.<br />

01/2013<br />

Reisebeispiele<br />

Alle Angebote mit Durchführungsgarantie ab 2 Personen!<br />

Laos und Kambodscha hautnah<br />

14 Tage Privatreise ab/bis Frankfurt ab € 3.230<br />

Abenteuerreise: Indochina erleben<br />

26 Tage ab Bangkok bis Hanoi ab € 1.030<br />

Bali – Insel der Götter und Dämonen<br />

7 Tage Privatreise ab/bis Denpasar ab € 873<br />

Höhepunkte Nordindiens<br />

11 Tage Privatreise ab/bis Dehli ab € 1.625<br />

Karawane Reisen<br />

China<br />

Gruppenreisen 2013<br />

Erlebnisreisen · Städtereisen · Yangtze-Kreuzfahrten<br />

Tibet · Baden in Hainan<br />

China 2013: 50 Seiten mit<br />

Gruppenreisen. Verschiedene<br />

Rundreisen durch ganz China,<br />

Städtereisen nach Peking und<br />

Shanghai, Yangtze-Kreuzfahrten.<br />

Die Kataloge für das Folgejahr<br />

erscheinen jeweils im<br />

Oktober. Gerne senden wir<br />

Ihnen die Kataloge 2013/14<br />

kostenfrei zu.<br />

Karawane Reisen GmbH & Co. KG<br />

Schorndorfer Str. 149 · 71638 Ludwigsburg<br />

Tel.: (0 71 41) 28 48 - 20 · asien@karawane.de<br />

www.karawane.de


Bildreportage<br />

Affenausbildung<br />

nach buddhistischer Art<br />

Die Kokosnuss gehört zur thailändischen Küche wie der Fisch zum Wasser.<br />

Doch wie gelangt man bloß an die begehrten Nüsse in schwindelerregender<br />

Höhe? In der Affenschule in der südthailändischen Provinz Surat-Thani setzt Trainerin<br />

Somjai Saekhow auf die natürliche Neugier und die Liebe zur Kokosnuss von Makaken<br />

und bildet sie als Erntehelfer aus. Gerade für ältere Farmer ist dies oft die einzige<br />

Möglichkeit, für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Das gewaltfreie<br />

Konzept mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl ist äußert effektiv und weltweit<br />

einzigartig<br />

10<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Bildreportage<br />

Sogar in Tümpel trauen sich die eher wasserscheuen Makaken<br />

am Ende der Ausbildung, um die Kokosnuss nach dem Fall<br />

gegebenenfalls aus dem Wasser zu fischen<br />

Mit fachmännischen Handgriffen entfernt ein Kokosnussschäler<br />

die zähe Schale traditionell über einer Pfeilspitze. Dafür benötigt<br />

er in der Regel 20 Sekunden, Ungeübte hingegen fünf bis zehn<br />

Minuten - und das unter großem Kraftaufwand<br />

Trainingsparcour auf dem Gelände der Affenschule: Dazu werden Kokosnüsse an Nägeln befestigt, von denen sie die<br />

kleinen Erntehelfer entfernen sollen, bevor es in luftigen Höhen auf die „echten“ Bäume geht<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 11


Bildreportage<br />

Die bereits 1957 von Herrn Somporn Saekhow gegründete Affenschule wird heute von seiner Tochter Somjai Saekhow<br />

weitergeführt. Ihn störte der teilweise harte und gewaltsame Umgang vieler Kokosnuss-Farmer mit den kleinen<br />

Erntehelfern. Durch Saekhows spielerische Ausbildungsmethoden werden Tier und Mensch zu einem guten Team<br />

Fast alles an der Kokosnuss kann sinnvoll verwertet werden. Schließlich gehören die enthaltene Milch, das Fruchtfleisch<br />

sowie Kokosraspeln zu den großen Exportartikeln <strong>Thailand</strong>s. Übrig bleibt die Schale, die verbrannt wird<br />

12<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Bildreportage<br />

Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist der Aufbau von Vertrauen.<br />

Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung in die neue Umgebung, wird die<br />

Aufmerksamkeit der Affen nach und nach auf die Kokosnuss gelenkt<br />

In der behutsamen Ausbildung von Somjai Saekhow lernen die<br />

Makaken in wenigen Monaten das Pflücken und Sammeln von<br />

Kokosnüssen<br />

Besonders geschickte Kletterer erhalten<br />

eine weiterführende Schulung und<br />

entwickeln sich innerhalb von zwei<br />

Jahren zu echten Experten, die täglich<br />

bis zu 1.000 Kokosnüsse ernten und<br />

aufsammeln. Im Vergleich: Ein Mensch<br />

würde unter großer Anstrengung gerade<br />

mal 200 bis 300 Nüss schaffen<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 13


Bildreportage<br />

Ist das Interesse der kleinen Pflücker erst einmal angeregt, erlernen die flinken Kletterer recht schnell das richtige Drehen<br />

der Nuss, das Abbeißen des Strunks, das Entwirren des Führungsseils, das Öffnen von Verknotungen und das Befüllen des<br />

Erntewagens<br />

Ihren Makaken-Nachwuchs in die sechsmonatige Obhut von Somjai Saekhow zu geben ist gerade für ältere Farmer oft die<br />

einzige Möglichkeit, um für den Lebensunterhalt der Familie sorgen zu können<br />

14<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Bildreportage<br />

Reiseangebote<br />

Süd-<strong>Thailand</strong><br />

Waldriesen & Bounty-Inseln<br />

14-tägige Rundreise. Höhepunkte: Bangkok,<br />

Khao Sok Nationalpark, Phuket-Town,<br />

Ko Yao Yai Phang Nga Bucht, Railay Bay,<br />

Ko Samui. Dt.-spr oder Engl.-spr. RL, Ü/F ab<br />

1.075 € p.P. im DZ, inkl. Transfers. Tel. +49<br />

2837-6638100, www.erlebe-thailand.de<br />

Safari im Khao Sok Nationalpark<br />

2-tägige Rundreise mit Elefantenerlebnis,<br />

Kanutour. Engl.spr. RL, Ü/F ab 278 €<br />

p.P. im DZ, inkl. Transfers. Tel. +49 89-<br />

61458790, www.thailand-tours.net<br />

Elephant Hills Dschungelsafari<br />

3-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />

Phuket, Krabi Surat Thani, Khao Sok.<br />

Engl.-spr. RL, Ü/F ab 348 € p.P. im DZ,<br />

inkl. Transfers. Tel. +49 40-999987130,<br />

www.antares-asien-reisen.de<br />

Unser Fotograf<br />

Mann und Tier - ein gutes Team. Bis sich dieser Erfolg einstellte,<br />

zog Somjais Vater regelmässig Mönche zu Rate. Der Erfolg der<br />

Trainingsmethode basiert nämlich auf buddhistischen Regeln und soll die<br />

Affen straffrei und spielerisch erziehen. Noch heute, nach dem Tod des<br />

Vaters, konsultiert Somjai ab und an die weisen Männer<br />

Bjoern Gantert, 1980<br />

bei Zürich geboren, lebt<br />

seit 2007 in Hamburg,<br />

wo er sich als freier<br />

Fotograf internationalen<br />

Reportagen und freien<br />

Fotoprojekten widmet.<br />

Seine Fotoserien und<br />

künstlerischen Projekte publiziert er<br />

regelmäßig in Magazinen und Ausstellungen<br />

(www.bjoerngantert.com).<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 15


+ News + + + Meldungen + + + Tipps & Trends + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />

Auf Tuchfühlung gehen<br />

Sung-Joo Kim bei der DLD Frauenkonferenz der Hubert<br />

Burda Medien<br />

„Bling Bling“ aus Europa<br />

Trifft in Europa eine größere Zahl Asiaten auf Designershops,<br />

so wird das gerne mit dem Einfall eines Heuschreckenschwarms<br />

verglichen. Edelmarken setzen heute auf Asien, das zeigen<br />

die Zahlen: So stieg der Umsatz bei LVMH (Louis Vuitton) im<br />

Jahre 2011 um 16 Prozent auf rund 24 Milliarden Euro, und das<br />

dank asiatischer Nachfrage. Ganz ähnlich sieht es bei Labeln<br />

wie Burberry, Hermès und der deutschen Taschenmarke MCM<br />

aus. 65 Prozent seiner Kunden in Deutschland sind Chinesen.<br />

Für sie fällt in Europa keine Luxussteuer an (siehe dazu auch<br />

unser Beitrag „Teure Exklusivität“, Ausgabe 6-2012). Das weiß<br />

die Chefin des Unternehmens Sung Joo Kim – im übrigen<br />

Koreanerin – zu nutzen und schneidert eifrig an einem Image,<br />

welches sich auch dem asiatischen Kunden anpasst.<br />

Bild: Hubert Burda Medien<br />

In einem Vorort von Hoi An kann man ab sofort bei einer Familie wohnen<br />

und vietnamesischen Alltag miterleben. Die kleine Anlage besteht<br />

aus fünf Bungalows, wobei einer der Bungalows von der Besitzerfamilie<br />

bewohnt wird, umgeben von einem schönen Garten inkl. Swimmingpool.<br />

Bei den gelegentlichen Abendessen bei der Gastfamilie kann man bei den<br />

gemeinsamen Vorbereitungen zu einem typisch vietnamesischen Mahl<br />

Tipps zu Ausflugsmöglichkeiten einholen. Fahrräder werden kostenfrei zur<br />

Verfügung gestellt. In die<br />

Stadt Hoi An sowie zum<br />

wunderschönen Cua Dai<br />

Strand sind es im Übrigen<br />

nur zwei Kilometer (Botanic<br />

Garden Homestay, ab<br />

22 Euro p. P. / Nacht, inkl.<br />

Frühstück, zu buchen über<br />

www.suntrips.de).<br />

Mit 73 Jahren auf 8.800 Meter<br />

Bereits vor zehn Jahren hatte die Japanerin Tamae Watanabe als älteste<br />

Frau weltweit den höchsten Gipfel erklommen. Nun hat die 73-Jährige zum<br />

zweiten Mal den Mount Everest bezwungen! Ihre Begründung: Sie wollte<br />

schlicht und einfach ihren Rekord verbessern. Seit Edmund Hillary und Tenzing<br />

Norgay haben bisher 3.000 Menschen den Aufstieg gewagt. Nicht zu<br />

vergessen bleibt jedoch: Mehrere hundert weitere schafften es nicht – sie<br />

starben bei dem Versuch durch Sturz oder an Höhenkrankheit.<br />

PHOENIX, 28.12.2012, 20.15 Uhr<br />

Mopeds & Milliardäre<br />

Die Zukunft riecht in Vietnam nach Zweitaktergemisch – die vielen Mopeds lassen kaum Platz und<br />

Sauerstoff. Doch das Land hat noch viel vor. Zwischen Hanoi und Mekong-Delta prägen Bentleys und<br />

Maybachs das Straßenbild. Mobile Zeichen des neuen Wohlstandes, den man auch zeigen will. Auf<br />

seiner Reise von Norden nach Süden hat Peter Kunz erlebt, dass der Siegergeist aus der Kriegszeit doch<br />

auch bei der jüngeren Generation psychologisch Spuren hinterlassen hat. Die modernen Drachensöhne<br />

lassen sich ungern etwas sagen und haben keinen Zweifel am Aufstieg ihres Landes. Sie werden auch<br />

die „Preußen Asiens“ genannt. Den Spitznamen tragen die Vietnamesen nicht von ungefähr.<br />

16<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


ews + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldun<br />

Flüssiger Tipp für kalte Zeiten<br />

Kinostart: 28.02.2013<br />

Drachenmädchen<br />

Rund 1.000 Kilometer von ihren Eltern entfernt, kämpfen sich Xin Chenxi (9) und<br />

Chen Xi (15) in der Masse der anderen Kinder durch den disziplinierten Alltag der<br />

mit 26.000 Schülern größten Kung-Fu-Schule Chinas in der Provinz Henan. Sie wollen<br />

eines Tages zu Chinas Kung-Fu-Elite gehören, um<br />

aus ihrer ärmlichen Herkunft ein lebenswertes Leben<br />

zu machen. Nicht alle halten den Drill stand, haben sie<br />

doch die gleichen Träume wie alle Kinder überall auf<br />

der Welt. Inigo Westmeier gelingt mit diesem Dokumentarfilm<br />

nicht nur eine treffende Darstellung der Faszination<br />

Kung Fu, sondern auch berührende Einblicke in<br />

das Seelenleben der Schülerinnen. Ein beeindruckendes<br />

Portrait mit Interviews der Trainer und des Leiters der<br />

Schule, welche sich direkt neben dem Shaolin Tempel,<br />

befindet, dem Ursprungstempel des Kung Fu.<br />

Arte, 25.-27.12.2012, jeweils 17.05 Uhr<br />

An den Ufern des Amurs<br />

Ungemütlich ist es draußen, ein Schnupfen jagt den<br />

anderen und das Immunsystem will nicht mehr so<br />

richtig. Jetzt kann Ginseng seine wohltuenden Eigenschaften<br />

entfalten. Die Heilpflanze aus Fernost hat<br />

sich in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)<br />

seit Jahrtausenden<br />

bewährt und wird vor<br />

allem gegen Müdigkeit<br />

und als Stoffwechselanreger<br />

eingesetzt. Ein<br />

Produkttipp: Korean<br />

One, 60 Gramm/Pck.<br />

(30 Btl.), Zutaten: Ginseng<br />

und Traubenzucker,<br />

Preis: 6,99 €. Zu<br />

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www.insiderasia.de<br />

Bild: www.parkroyalhotels.com<br />

Der 4.400 Kilometer lange Amur entspringt in der Mongolei, überquert die russisch-chinesische<br />

Grenze und mündet in das Ochotskische Meer zwischen der<br />

Halbinsel Kamtschatka und<br />

den Kurilen-Inseln. Der Fluss<br />

ist das ökologische Rückgrat<br />

Nordostasiens. Die dreiteilige<br />

Reihe zeigt den naturnahen<br />

und ursprünglichen Lebensraum<br />

dieser Flusslandschaft,<br />

die endlos weiten Prärien und<br />

Taiga-Wäldern sowie das Leben<br />

der lokalen Bevölkerung.<br />

Singapur<br />

Grünste Hotels der Welt<br />

Das im November eröffnete „Parkroyal on Pickering“<br />

nahe des Geschäftsviertels von Singapur ist eins der<br />

grünsten Hotels der Welt. Mit 15.000 Quadratmetern<br />

bietet das Hotel luftige Dachgärten, Pools und<br />

Wasserfälle, begrünte Terrassen und riesige grüne<br />

Wände! Der Wellness-Bereich besteht aus einem<br />

offenen Terrassenpool, einem Spa und einer Joggingstrecke<br />

hoch über den Straßen. Von der „Orchid<br />

Club Lounge“ auf dem Dach des Hotels kann man die<br />

spektakulären Panorama-Aussicht auf die Skyline der<br />

Stadt genießen (www.parkroyalhotels.com).<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 17


Reise<br />

Japan – Yakushima<br />

Die Magie des Waldes<br />

Mit „Chihiros Reise ins Zauberland“ gewann der japanische Regisseur<br />

und Manga-Künstler Hayao Miyazaki im Jahr 2002 den Oscar für den besten<br />

animierten Spielfilm. Fans japanischer Anime-Filme kennen aber auch seinen<br />

Film „Prinzessin Mononoke“, eine der erfolgreichsten Produktionen japanischer<br />

Filmgeschichte. Schauplatz ist ein uralter Regenwald, bevölkert von Göttern,<br />

Dämonen, Menschen und Tieren. Inspiration soll Miyazaki im Regenwald der<br />

japanischen Insel Yakushima gefunden haben. Und wenn man erst inmitten des<br />

undurchdringlichen Dickichts steht, weiß man auch warum<br />

18<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Die Fantasie malt fabelhafte Wesen in den<br />

undurchdringlichen Regenwald<br />

Bild: Marcus Haid<br />

Sattes Grün, umsäumt von einem Band goldgelber<br />

Sandstrände<br />

Bild: Marcus Haid<br />

Bild: Marcus Haid<br />

Yakushima, eine fast kreisrunde Insel<br />

von 28 Kilometern Durchmesser,<br />

liegt ca. 80 Kilometer vor der Südküste<br />

von Kyushu. Der Großteil der<br />

Insel ist ein Nationalpark und seit<br />

1993 auch UNESCO-Weltnaturerbe.<br />

Aus der Sicht eines westlichen<br />

Besuchers könnte man auch genauso<br />

gut eine Reise ans Ende der Welt<br />

planen. Denn hier ist die Kommunikation<br />

in Englisch endgültig zu Ende,<br />

und Beschilderungen sind größtenteils<br />

nur mehr in japanischen<br />

Schriftzeichen vorhanden. Und das<br />

ist an sich auch ausreichend, denn<br />

hier sind auch fast keine westlichen<br />

Touristen mehr unterwegs.<br />

In der Mitte der Insel erhebt sich<br />

ein gewaltiges Gebirgsmassiv, das<br />

von den goldenen Sandstränden bis<br />

auf 1.936 Meter emporschießt und<br />

Yakushima zum südlichsten Ort Japans<br />

macht, wo im Winter Schnee<br />

auf den Bergen liegt. Diese hohen<br />

Berge sind auch der Grund dafür,<br />

dass Yakushima einer der nasses-<br />

„35 Tage Regen im Monat“, scherzen die<br />

Inselbewohner. Tatsächlich handelt es sich bei<br />

Yakushima um einen der nassesten Orte unserer Erde<br />

Bild: Marcus Haid<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 19


Reise<br />

Reiseangebote<br />

Yakushima<br />

MS Caledonian Sky:<br />

Japans verborgene Schätze<br />

13-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />

Niigata, Kanazawa, Matsue, Hagi, Kyongju,<br />

Nagasaki, Yakushima, Uwajima, Hiroshima,<br />

Okayama, Kobe. Engl.-spr. RL, Ü/VP ab<br />

8.390 Euro p.P im DZ, inkl. Flug und Transfers.<br />

Ikarus Tours, Tel.: +49(0)6174-2902-50,<br />

www.ikarus.com<br />

Rundreise Japan<br />

21-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />

Matsumoto, Takayama, Kyoto, Koyasan,<br />

Osaka, Okayama, Hiroshima. Engl.-spr. RL,<br />

Ü/VP ab 4.145 Euro p.P im DZ, inkl. Flug und<br />

Transfers. Djoser, Tel.: +49(0)221-9201580,<br />

www.djoser.de<br />

Best of Japan Tour<br />

11-tägige Rundreise. Höhepunkte: Tokio,<br />

Kamakura, Fuji-Hakone-Nationalpark, Okayama,<br />

Hiroshima, Miyajima, Nara, Kyoto.<br />

Dt.-spr. RL, Ü/F ab 2.599 Euro p.P im DZ,<br />

inkl. Flug und Transfers. Explorer Fernreisen,<br />

Tel.: +49(0)13389730, www.explorer.de<br />

Die Yakuzaru sind die neugierigen Bewohner des Waldes<br />

ten Orte dieser Erde ist. An ihren<br />

Flanken fällt eine gewaltige Menge<br />

von bis zu 10.000 mm Niederschlag<br />

pro Jahr. Nicht umsonst scherzen<br />

die Inselbewohner, dass es hier 35<br />

Tage im Monat regnet.<br />

Erlebnis Märchenwald<br />

Neben Hokkaido ist der Besuch von<br />

Yakushima für viele Japaner ein<br />

Abenteuer in der Wildnis. Dementsprechend<br />

viele kommen auch auf<br />

die Insel. Wer jedoch die kurzen<br />

und sehr gut ausgeschilderten Rundwanderwege<br />

meidet und den etwas<br />

längeren und anstrengenderen Wanderungen<br />

den Vorzug gibt, der hat<br />

den Urwald praktisch für sich allein<br />

– aus menschlicher Sicht. Rufe von<br />

Affen und Vögeln sowie das stetige<br />

Plätschern und Tropfen von Wasser<br />

aller Ortens sind die ständigen Begleiter<br />

durch das grüne Dickicht.<br />

Und wenn sich dann noch einer<br />

der kleinen einheimischen Sika-<br />

Hirsche an die Seite des Wanderers<br />

gesellt und ihn neugierig ein Stück<br />

des Weges begleitet, verschwimmen<br />

Schein und Wirklichkeit, und<br />

man hat das Gefühl, in einen uralten,<br />

verwunschenen Märchenwald<br />

eingetaucht zu sein.<br />

2.500 Jahre alte Riesen<br />

Endlos erstreckt sich ein gemäßigter<br />

Regenwald vor dem Besucher.<br />

Riesige Wurzeln schlingen<br />

sich wie gespenstische Lebewesen<br />

über Bäume und Felsen, und die<br />

menschliche Phantasie malt Gesichter<br />

und seltsame Fabelwesen<br />

in die Landschaft. Die stummen<br />

Ausführliche Reiseinformationen,<br />

Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle<br />

Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

80 Kilometer vor der Südküste von Kyushu gibt es Naturdramatik pur. Hier<br />

erheben sich 2.000 Meter hohe Berge inmittes des Ozeans<br />

Bild: Marcus Haid<br />

20<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


4 195047 404907 02<br />

E 4,90 / CHF 9,80<br />

AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />

Heft 2/07<br />

ISSN 1438-7905<br />

Wächter der Wälder sind die gewaltigen<br />

Baumriesen der Yaku Sugi, uralte<br />

japanischen Zedern, die schon<br />

zur Entstehungszeit des Römischen<br />

Reiches in Europa zu wachsen begann.<br />

Die alt-ehrwürdigsten Zedern<br />

tragen sogar Name, und Jomonsugi,<br />

die älteste unter ihnen, ist<br />

über 2.500 Jahre alt. Während der<br />

Bild: Marcus Haid<br />

Edo-Periode Japans (1603-1868)<br />

waren Dachschindeln aus dem Holz<br />

der Yakushima-Zeder so wertvoll,<br />

dass sie anstelle von Reis als Zahlungsmittel<br />

für anfallende Steuern<br />

verwendet wurden.<br />

Am Wegesrand sind einige Makaken,<br />

sogenannte Yakuzaru, genüsslich<br />

mit der gegenseitigen Fellpflege<br />

beschäftigt. Der Tag neigt<br />

sich dem Ende zu, und es wird Zeit,<br />

den Urwald wieder zu verlassen.<br />

Dem harmonischen Bild der Affen<br />

entspringt der Gedanke, sich nun an<br />

einen goldenen Sandstrand zu setzen,<br />

die Füße in den noch warmen<br />

Sand zu stecken und zuzusehen,<br />

wie die Sonne am Horizont in den<br />

Ozean taucht.<br />

Wissenswertes<br />

Viele der längeren Wanderwege<br />

sind nur für geübte Wanderer mit<br />

guter Kondition und Ausrüstung<br />

geeignet und müssen vorab geplant<br />

werden. Sie beinhalten häufig<br />

Übernachtungen im Regenwald unter<br />

sehr einfachen Verhältnissen.<br />

Beim Buchen der Fähre von Kyushu<br />

Unser Autor<br />

Die Geschichten des Fotografen und Autors<br />

Marcus Haid entführen auf emotionale<br />

Reisen durch die Naturschönheiten<br />

unserer Erde, begleitet von ausdrucksstarken<br />

und zugleich sensiblen Fotografien<br />

(www.mh-reisefotografie.at).<br />

In seinem aktuellen Projekt, einer Fotound<br />

Filmdokumentation über Japan,<br />

nimmt er den Zuschauer<br />

auf eine<br />

fantastische Reise<br />

durch ein Land<br />

mit, das für westliche<br />

Besucher<br />

nach wie vor ein<br />

Abenteuer ist.<br />

sowie für Buchungen von Unterkünften<br />

kann es hilfreich sein, wenn<br />

einem eine Person mit Japanisch-<br />

Kenntnissen aushilft (mehr Infos:<br />

www.yakumonkey.com). Für eine<br />

unabhängige Inselerkundung ist ein<br />

Mietwagen sehr zu empfehlen.<br />

Reise<br />

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März/April<br />

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Indochina • Macau • Burma: Flusskreuzfahrt • Jade<br />

Jade – das Gold Asiens<br />

Faszinierend, wertvoll und oft gefälscht<br />

Die Kirschgänger<br />

So feiert Japan das Fest der Kirschblüten<br />

Burma: Flusskreuzfahrt<br />

auf dem Ayeyarwadi<br />

BUSINESS<br />

INDOCHINA<br />

Gratwanderung<br />

zwischen zwei Kulturen<br />

Japans Fischereiflotten im<br />

Kampf um Fanggebiete<br />

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Die Asientrends<br />

auf der Internationalen<br />

Tourismusbörse<br />

MACAU Hong Kongs kleine<br />

Schwester erlebt eine ungeahnte Blüte<br />

DIE DIE MEERE<br />

LEEREN<br />

CHINAS<br />

UMWELTSORGEN<br />

Und wie die Deutschen<br />

sie lösen können


Reise<br />

Auf Bambusbrücken zu Krishnas Klöstern<br />

Mitten im Brahmaputra, einem der mächtigsten Flüsse Indiens, liegt das bezaubernde Eiland<br />

Majuli. Doch Klimawandel und alljährliche Fluten bedrohen die ehemals größte Flussinsel der<br />

Welt, die als Wiege der assamesischen Kultur gilt<br />

22<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Wer hätte gedacht, dass ein so<br />

kleines Boot so große Lasten<br />

tragen kann. Bei 200 Menschen,<br />

50 Mopeds und drei Autos<br />

wird das Zählen langsam unmöglich.<br />

Aus allen Nähten scheint die<br />

Flussfähre zu platzen, chaotisches<br />

Treiben herrscht an Deck. Nur bei<br />

den Fahrpreisen regiert strenge Ordnung.<br />

Auf der blauen Tafel neben der<br />

Anlegestelle sind sie fein säuberlich<br />

aufgelistet. Sogar für Löwen und<br />

Tiger gibt es im Bedarfsfall Tickets,<br />

je nach Boot zum Preis zwischen 82<br />

und 91 Rupien. Da ist die Überfahrt<br />

für ganz normale Passagiere mit 15<br />

Rupien vergleichsweise günstig.<br />

Eine lebhafte Hochzeitsgesellschaft,<br />

die Gäste geschmückt mit<br />

rot-weißen Schals, die Hände der<br />

Frauen mit Henna bemalt, wartet ungeduldig<br />

auf die Abfahrt. Die Männer<br />

haben sich ihre Mützen tief ins<br />

Gesicht gezogen, denn an diesem<br />

Morgen weht ein kühler Dezemberwind.<br />

Dies ist die 8.30-Fähre<br />

von Nimati Ghat nach Kamalabari<br />

Ghat, die wichtigste Fährverbindung<br />

vom Festland nach Majuli.<br />

Die Morgennebel haben sich bereits<br />

gelüftet und geben den Blick frei<br />

auf den breiten Fluss.<br />

Bambusrohr, ein Segen<br />

Nicht immer zeigt er sich so friedlich<br />

wie jetzt. Während des Monsuns im<br />

Sommer überflutet der Brahmaputra<br />

regelmäßig weite Regionen Assams.<br />

Und er greift unaufhörlich nach<br />

Majuli. Das 80 Kilometer lange und<br />

zehn bis15 Kilometer breite Eiland<br />

ist in den letzten 60 Jahren um<br />

ein Drittel geschrumpft und misst<br />

heute nur noch 875 Quadratkilometer.<br />

Stück um Stück frisst sich der<br />

Brahmaputra in die längliche Insel.<br />

Eine Stunde dauert die Fahrt<br />

stromabwärts bis Kamalabari Ghat.<br />

Von hier ist es nicht weit bis Garamur<br />

im Zentrum von Majuli. Noch<br />

haben nicht viele Ausländer den<br />

Weg in das kleine Städtchen gefunden.<br />

Die wenigen versammeln sich<br />

zum Beispiel im „Happy Home“<br />

von Haren Narah und seiner Familie.<br />

Wie die Hälfte der Inselbewohner<br />

gehören die Narahs zur Ethnie der<br />

Mishing. Sie sind Bauern und bringen<br />

bis zu drei Reisernten pro Jahr<br />

auf dem fruchtbaren Schwemmland<br />

ein – der Hauptgrund für die Insulaner,<br />

den Brahmaputra nicht nur<br />

als Bedrohung, sondern auch als<br />

Segen zu sehen. Stelzen schützen<br />

ihre Bambushäuser vor den regelmäßigen<br />

Fluten.<br />

Aus Bambus werden hier nicht<br />

nur Hütten, Brücken, Zäune und<br />

Im Bambusrohr gegart schmecken Reis und Hähnchen<br />

besonders lecker<br />

Vogelparadies Majuli: Die Feuchtgebiete der Insel sind ein<br />

idealer Überwinterungsplatz für viele Zugvögel<br />

Möbel gebaut sowie Matten und<br />

Körbe gewebt. Die Bambusstangen<br />

dienen auch als Kochtopf. Haren<br />

Narah demonstriert das am heimischen<br />

Herd: Mit Ingwer, Zwiebeln,<br />

Knoblauch und grünem Chili<br />

eingelegte Hähnchenstücke stopft er<br />

in das hohle Rohr und verschließt<br />

das Ganze mit einem festen grünen<br />

Blatt. Dann legt er den Bambus<br />

auf die Feuerstelle. Dort garen die<br />

Fleischstücke im eigenen Saft und<br />

verbreiten einen köstlichen Duft.<br />

Sogar Reis kocht man hier auf diese<br />

Art. Dazu wird Lao Pani getrunken,<br />

goldgelbes Reisbier.<br />

Vom Kloster adoptiert<br />

Der Tourismus ist eine relativ neue<br />

Erscheinung auf Majuli. Auch Monjit,<br />

der das „Maison de Ananda“<br />

betreibt, hat regelmäßig Gäste aus<br />

dem Ausland, die die Abgeschiedenheit<br />

des Insellebens schätzen<br />

und mit dem Fahrrad die kaum<br />

befahrenen Straßen erkunden. Während<br />

des Monsuns sind die Fremden<br />

jedoch weit weg. „Wir sind die Flut<br />

gewohnt“, erzählt Monjit. „Bambus<br />

ist schnell geschnitten und wir<br />

bauen im Notfall einfach eine Etage<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 23


Reise<br />

Reiseangebot Indien<br />

22 Tage Natur & Kultur<br />

(Assam, Meghalaya, Arunachal Pradesh)<br />

Höhepunkte: mehrtägiger Aufenthalt auf<br />

der Flussinsel Majuli mit Besuch von Klöstern,<br />

Tanzaufführung der Mönche, Kochkurs<br />

zum Kochen im Bambusrohr, Radtour<br />

auf Majuli und Vogelbeobachtung / Bootsfahrt<br />

zu den seltenen Brahmaputra-Flussdelfinen<br />

/ Elefantenritt und Panzernashorn-<br />

Beobachtung im berühmten Kaziranga-<br />

Nationalpark (Assam) / mehrtägige Fahrt<br />

durch unberührte Natur und abgelegene<br />

Dörfer in Arunachal Pradesh, dem nordöstlichsten<br />

der indischen Bundesstaaten mit<br />

Blick auf schneebedeckte Himalajagipfel<br />

/ Trekking zu den „living root bridges“ im<br />

Dschungel von Meghalaya / Besuch von<br />

Teeplantagen mit Übernachtung in Teebungalows<br />

aus britischer Kolonialzeit<br />

Reisedaten 02.-23.03. / 02.-23.11 /<br />

Veranstalter ONE WORLD Reisen mit<br />

Sinnen / Reiseleitung Indien-Spezialistin<br />

und Autorin Karen Schreitmüller /<br />

Kontakt Tel. 0231-589792-0,<br />

www.reisenmitsinnen.de<br />

höher.“<br />

Holprige Sandpisten verbinden die<br />

einzelnen Dörfer. Dazwischen gedeihen<br />

hundert verschiedene Reisarten,<br />

Senf, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und<br />

Zuckerrohr. Auch für viele Tiere ist<br />

die Insel ein Rückzugsgebiet. Allein<br />

achtzig Zugvögelarten überwintern<br />

hier. Doch Majuli ist nicht nur ein<br />

einzigartiger Schutzraum für Flora<br />

und Fauna. Der Ort gilt als die<br />

Wiege der assamesischen Kultur.<br />

Freudenfest für Krishna: Täglich musizieren und tanzen die Mönche von Majuli zu<br />

Ehren der populären Gottheit<br />

Gefördert von den hinduistischen<br />

Herrschern der Ahom entwickelte<br />

sich im 15./16. Jahrhundert ein<br />

religiöses Zentrum mit einer ganz<br />

besonderen Klosterkultur. Der populäre<br />

Hirtengott Krishna steht im<br />

Zentrum der Verehrung. Von den<br />

ehemals 65 Klöstern oder Satras<br />

sind heute nur noch 22 übrig. Rund<br />

tausend Mönche leben hier.<br />

Auf schaukelnden Bambusbrücken<br />

geht es über sumpfiges Gelände<br />

zum nahe gelegenen Uttar<br />

Kamalabari Satra. Hier wird gerade<br />

für eine Tanzdarbietung geprobt.<br />

Die Tänzer haben eine lange Ausbildung<br />

hinter sich, bevor sie auf<br />

der Bühne stehen. Bereits im Alter<br />

von fünf bis sechs Jahren werden<br />

Jungen von den Klöstern adoptiert.<br />

Oftmals stammen sie aus armen Familien<br />

wie der kleine Niranjan. Er<br />

zeigt seine Fertigkeiten: Kopfstand,<br />

Handstand, Vierfüßlerstand. Lächelnd<br />

schüttelt Padma Kalita, der<br />

27-Jährige Sekretär des Klosters,<br />

sein langes schwarzes Haar: „Ich<br />

bin Mutter und Vater für diesen Jungen,<br />

wir sind eine Familie“, erklärt<br />

er stolz. In den Satras hat sich eine<br />

zölibatäre Männerkultur herausgebildet,<br />

mit einzelnen Kleinfamilien,<br />

in denen sich die älteren Mitglieder<br />

der Jüngeren annehmen.<br />

Bevor die Flut kommt<br />

Doch den Klöstern droht Gefahr.<br />

Studien zum Klimawandel prophezeien<br />

der Brahmaputra-Ebene ein<br />

ähnliches Schicksal wie anderen<br />

Flusstälern Südasiens. Die Gletscherschmelze<br />

im Himalaja sowie<br />

extreme Regenfälle während der<br />

Monsunzeit machen die stark bevölkerten<br />

Flussebenen von Indus,<br />

Ganges und Brahmaputra anfällig<br />

für immer heftigere Naturkatastrophen.<br />

Majuli soll demnach nur noch<br />

eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren<br />

haben, bevor seine einzigartige<br />

Kultur- und Naturlandschaft in den<br />

Fluten versinkt. Derzeit bemüht sich<br />

die indische Regierung um die Aufnahme<br />

des bedrohten Eilands in die<br />

Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten.<br />

Haren Narah, Monjit, und<br />

die Mönche von Majuli hoffen schon<br />

lange auf Unterstützung für dringend<br />

benötigte Schutzmaßnahmen.<br />

<br />

Karen Schreitmüller<br />

24 www.inasien.de<br />

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01/2013


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Reise<br />

Bild: Ranjith Shenoy<br />

Momentaufnahme Indien<br />

Wie soll man ein Land und eine Gesellschaft dokumentieren, in der gläserne Hochbauten<br />

wie Pilze aus dem Boden schießen und das Gesellschaftsleben gleichzeitig von Jahrhunderte<br />

alten Traditionen dominiert wird? Die Autorin und Fotografin Andrea Glaubacker hat den<br />

indischen Subkontinent vielfach bereist und in etlichen Momentaufnahmen festgehalten,<br />

die sich zu einem ganzen Bild zusammenfügen<br />

26<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

A<br />

vinash<br />

Brahmanen An der Spitze der Gesellschaft<br />

Sharma sitzt hinter einem<br />

Schreibtisch und versucht, Ordnung<br />

in die Ablage seines Import-Export-<br />

Geschäfts zu bringen. Er ist<br />

Brahmane, das ist aus seinem Nachnamen<br />

ersichtlich. Doch anders als<br />

alle seine Vorfahren ist er der erste,<br />

der den traditionellen Priesterberuf<br />

der Brahmanen aufgegeben hat.<br />

Zu wenig Geld bringe der Priesterjob<br />

ein und außerdem gäbe es<br />

neuerdings sogar Priester aus niedrigeren<br />

Kasten, was vor nicht allzu<br />

langer Zeit noch undenkbar gewesen<br />

wäre. Ganz oben im indischen Kastensystem<br />

stehen die Brahmanen,<br />

die traditionell Priester und Gelehrte<br />

waren und so die Gesellschaftsordnung<br />

fest im Griff hatten. Lange<br />

Zeit blieben Brahmanen unter sich.<br />

Sie waren die Priester der um 1.500<br />

v. Chr. eindringenden Arier und<br />

verstanden es ausgezeichnet, ihren<br />

sozialen und religiösen Status zu<br />

zementieren. Nur sie konnten wichtige<br />

Rituale ausüben, hatten religiöses<br />

Geheimwissen, Gelehrsamkeit<br />

und Machtpositionen inne.<br />

Reinheit war und ist teilweise<br />

noch heute ein wichtiger Aspekt,<br />

um die gesellschaftliche Hierarchie<br />

zu begründen. Fiel früher auch<br />

nur der Schatten eines Unberührbaren<br />

(Dalit) auf einen Brahmanen,<br />

musste er sich umfangreichen Reinigungsritualen<br />

unterziehen. Noch<br />

vor wenigen Jahrzehnten war es undenkbar,<br />

mit einem Unberührbaren<br />

Dabbawallahs Mumbais Henkelmänner<br />

ereits im Morgengrauen machen<br />

B sie sich auf den Weg. In ihren<br />

weißen Hosen, Jacken und Schiffchenmützen<br />

fallen sie auf, die 5.000<br />

Dabbawallahs, die täglich 200.000<br />

Mahlzeiten ausliefern.<br />

Currys, Chutneys, Chapatis –<br />

von den Gattinnen jeden Morgen<br />

zubereitet, in mehrteilige Henkelmänner,<br />

die Dabbas, gefüllt, werden<br />

sie mit dem traditionellen Lieferservice<br />

zu den Arbeitsplätzen<br />

ihrer Männer transportiert. Jeder<br />

Dabbawallah sammelt Dutzende<br />

silberner Metallbüchsen ein und<br />

eilt zu einem Treffpunkt, wo schon<br />

die Kollegen warten. Die Büchsen<br />

werden getauscht, in Kästen<br />

geschichtet und mit Karren, Fahrrädern,<br />

der Bahn oder per pedes<br />

durch Mumbai transportiert. Drei<br />

oder vier Stationen durchläuft eine<br />

Essensration mit einem jeweils<br />

anderen Lieferanten. Bis zu 70 Kilometer<br />

legt so manches Mittagessen<br />

dabei zurück. Ein logistisches<br />

Wunder, besonders, weil die meisten<br />

Dabbawallahs Analphabeten<br />

sind. Doch da die Essensbehälter<br />

Bild: Andrea Glaubacker<br />

zu speisen, etwas von ihm anzunehmen,<br />

aus dem gleichen Brunnen zu<br />

trinken. Weil manche Höherkastige<br />

auch heute noch keine von Niederkastigen<br />

zubereitete Speisen essen<br />

würden, sind Brahmanen oft Köche<br />

in besseren Restaurants. Heutzutage<br />

sind zumindest in den Städten<br />

die Strukturen aufgeweicht, auch<br />

wenn die Brahmanen noch immer<br />

in der Mehrheit wichtige Positionen<br />

in Politik und Wirtschaft besetzen.<br />

Und wenn davon berichtet wird,<br />

dass ein Minister aus der Brahmanenkaste<br />

das Büro seines Vorgängers,<br />

eines Dalit, ausräuchern ließ,<br />

erntet er dafür von vielen Indern<br />

Kopfschütteln – von mindestens<br />

ebenso vielen aber Verständnis.<br />

mit Codes aus Zahlen, Buchstaben<br />

und Farben versehen sind, die die<br />

Transportwege beschreiben, funktioniert<br />

der Service. Noch wundersamer<br />

ist in einer brodelnden,<br />

überfüllten Metropole wie Mumbai<br />

eine derartige Zuverlässigkeit<br />

der Lieferungen. Trotz alltäglichem<br />

Chaos, diverser Sammelstellen und<br />

Lieferantenhände erreicht das Essen<br />

mittags pünktlich auf die Minute<br />

den Empfänger – und der leere<br />

Behälter nachmittags wieder den<br />

Herd der Köchin.<br />

1998 hat das renommierte Wirtschaftsmagazin<br />

Forbes Global Magazine<br />

den Dabbawallahs eine Six<br />

Sigma-Bewertung verliehen, da die<br />

Fehlerquote der flinken Logistiker<br />

unter 0,0000001 Prozent liegt.<br />

Das bedeutet, dass nur einer von<br />

16 Millionen Henkelmännern entweder<br />

verloren geht oder falsch<br />

ausgeliefert wird. Somit dürften<br />

die in Kooperativen organisierten<br />

Dabbawallahs in Mumbai mit ihrem<br />

einzigartigen System die weltweit<br />

besten Logistiker sein.<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 27


Reise<br />

Bidis<br />

Die Zigarette des kleinen Mannes<br />

as Rauchverbot greift auch in Indien<br />

um sich. Vor ein paar Jahren Jahrhunderts die ersten Tabakpflan-<br />

Kurz nachdem Anfang des 17.<br />

D<br />

wurde nahezu überall geraucht, zen ins Land kamen, begann Indien<br />

mittlerweile ist es in Bahnhöfen mit der Tabakproduktion. Als Arbeiter<br />

auf den Plantagen Tabak in<br />

und öffentlichen Einrichtungen verboten,<br />

zumindest offiziell. Blätter rollten und diese rauchten,<br />

Bild: Andrea Glaubacker<br />

war die Bidi geboren. Heute gibt<br />

es die in Blätter gerollten, kleinen<br />

Zigaretten überall in Indien. Gesünder<br />

ist das Bidirauchen nicht,<br />

im Gegenteil. Da das Blatt porös<br />

ist, muss der Raucher wesentlich<br />

stärker daran ziehen, um sie am<br />

Glimmen zu halten. Im Vergleich<br />

zu einer normalen Zigarette atmet<br />

man auf diese Weise beim Rauchen<br />

der Bidi etwa dreimal so viele<br />

Schadstoffe ein. Amerikanische<br />

Marken zu rauchen ist bei der Mittel-<br />

und Oberschicht angesagt. Eine<br />

indische Gold Flake sollte es mindestens<br />

sein. Die Bidi dagegen ist<br />

die Kippe der Armen. 50 Paisa,<br />

weniger als ein Cent, kostet eine<br />

Bidizigarette am Kiosk.<br />

S<br />

The condom friend, ever useful to you<br />

chon seit Jahren wird „familiy planning“<br />

von der indischen Regierung<br />

propagiert. Mit 1,2 Milliarden<br />

Einwohnern ist Indien nach China<br />

das bevölkerungsreichste Land<br />

der Erde. Die Überbevölkerung ist<br />

eines der dringlichsten Probleme<br />

des Landes.<br />

Die Kleinfamilie ist das staatlich<br />

gewünschte Familienmodell der Zukunft<br />

und deshalb finden vor allem<br />

auf dem Land Infoveranstaltungen<br />

über Verhütung statt, da gerade<br />

hier Empfängnisschutz meist kein<br />

Thema ist. Auch wenn der Absatz<br />

Der inAsien-Buchtipp<br />

Wer von den Portraits Andrea Glaubackers<br />

zur indischen Kultur und Gesellschaft<br />

nicht genug bekommen kann, sollte zu<br />

ihrer Länderdokumentation greifen: 151<br />

Portraits zu Menschen, Religion, Gebräuchen<br />

und Orten liefern spannende<br />

Einblicke in den indischen<br />

Subkontinent.<br />

Andrea Glaubacker: Indien<br />

151, CONBOOK Verlag, ISBN<br />

978-3-943176-02-5, 14,95 € /<br />

15,40 € (A) / 21,90 sFr<br />

Bild: Andrea Glaubacker<br />

von Kondomen gestiegen ist, liegt<br />

das nicht an der Akzeptanz von<br />

Verhütung. Etwa drei Viertel der<br />

Kondome werden zweckentfremdet.<br />

Dabei wäre die Benutzung gerade<br />

heute, wo 2,4 Millionen Inder<br />

mit dem HI-Virus infiziert sind,<br />

wichtiger denn je.<br />

Verwendet werden die Kondome<br />

gerne in Webereien bei der Herstellung<br />

von Saris, da die Holzschiffchen<br />

durch das Gleitmittel der Kondome<br />

wesentlich schneller durch<br />

die Webstühle gleiten. Außerdem<br />

dienen sie als Wasserbehälter, im<br />

Straßenbau, wo sie dem Teer beigemengt<br />

werden, um die Straßenoberfläche<br />

zu glätten, oder bei der Dachdeckung<br />

als Schutz gegen heftige<br />

Monsunfälle. Doch man bleibt nicht<br />

einfallslos, um die Verwendung von<br />

Kondomen für die eigentliche Bestimmung<br />

schmackhaft zu machen.<br />

So gibt es beispielsweise welche<br />

in der Geschmacksrichtung Paan,<br />

einem Kautabak aus Betelnussblatt,<br />

Kalk und Gewürzen, der auch bei<br />

Prostituierten sehr beliebt ist. Eine<br />

Anti-Aids-Organisation baute auf<br />

die akustische Werbung und brachte<br />

den kostenfreien Handy-Klingelton<br />

„Condom a capella“ auf den Markt,<br />

in dem Sänger in allen Höhen und<br />

Tiefen „con, con, condom ...“ singen.<br />

Aufsehen im prüden Indien<br />

erregte das Kondommusical der<br />

Firma Nirodh, in dem Männer in<br />

bunten Kondomverkleidungen über<br />

das Land tanzen und singend für<br />

die Verwendung der kleinen Gummitüten<br />

werben: „I am the condom<br />

friend, ever useful to you“.<br />

28 www.inasien.de<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Bild: Andrea Glaubacker<br />

Kolams Vom Winde verweht<br />

J<br />

eden Tag bei Sonnenaufgang<br />

malen Millionen Frauen in<br />

Südindien mit Reispulver sogenannte<br />

Kolams auf den mit Kuhdung<br />

und Wasser gereinigten Boden<br />

vor ihren Eingangstüren. Über<br />

ein Punktraster werden teils komplizierte<br />

Muster gestreut. Manche<br />

sind farbig, andere in schlichtem<br />

Weiß gehalten, wobei eine ununterbrochene<br />

Linie kennzeichnend<br />

für die Kolams ist. Sie sind ein hinduistisches<br />

Symbol und sollen den<br />

Bewohnern Glück bringen. Kolams<br />

verheißen Segen und schützen vor<br />

ungebetenen Gästen und Geistern.<br />

Diese traditionsreiche, von der<br />

Mutter zur Tochter weitergegebene<br />

Fertigkeit wird in verschiedenen<br />

Regionen Indiens zelebriert. Im<br />

Norden heißt die kunstvolle Gestaltung<br />

des Eingangsbereichs Rangoli.<br />

Jeden Morgen entstehen so unzählige<br />

Unikate, mit unterschiedlichen<br />

Bedeutungen und Symbolen. Die<br />

Haltbarkeit ist befristet, nur bis der<br />

Wind das feine Reispulver verweht,<br />

bleiben die kleinen Kunstwerke<br />

bestehen.<br />

V<br />

Schlangenbeschwörer Entzauberte Hypnotiseure<br />

orsichtig stellt Amar seine beiden<br />

Bastkörbe ab und setzt sich auf die<br />

Pflastersteine. Aus einem Stoffbeutel<br />

holt er eine Flöte und beginnt,<br />

einhändig eine eindringliche, grelle<br />

Melodie zu spielen, während er mit<br />

der anderen Hand die Deckel der<br />

Körbe abnimmt. Er ruckelt ein wenig<br />

an den Bastbehältern, langsam<br />

schlängeln sich zwei majestätische<br />

Kobras empor und richten sich stolz<br />

auf.<br />

Man sieht sie nicht mehr so oft,<br />

die Schlangenbeschwörer Indiens,<br />

seit in den 90er-Jahren ein Gesetz<br />

erlassen wurde, das die Schlangenbeschwörung<br />

unter Strafe stellt.<br />

Harte Zeiten für eine Jahrhunderte<br />

alte Zunft, die daraufhin in untouristische<br />

Gegenden auswich oder<br />

die Gefahr hoher Bußgelder in Kauf<br />

nimmt. Amar ist einer von etwa<br />

800.000 Schlangenbeschwörern in<br />

Indien. Wie in diesem Beruf üblich,<br />

hat er die Kunst von seinem Vater<br />

erlernt, doch mit Amar geht seine<br />

Familientradition zu Ende. Durch<br />

die Gesetzesänderung wird nun<br />

die einst gern gesehene Fertigkeit<br />

von modernen Indern in den Städten<br />

mit Bettelei gleichgesetzt. Sein<br />

Sohn soll es einfacher haben, mit<br />

dem wenigen Einkommen versucht<br />

er, ihm eine Ausbildung zu ermöglichen.<br />

Dabei wurde vor nicht<br />

allzu langer Zeit noch fest an die<br />

magischen Fähigkeiten der Schlangenbändiger<br />

geglaubt. Kabel-TV<br />

und Modernisierung haben die Beschwörer<br />

entzaubert. Nur auf dem<br />

Land mobilisiert der Schlangentanz<br />

nach wie vor ein großes Publikum,<br />

das von den übersinnlichen,<br />

hypnotisierenden Fähigkeiten der<br />

Beschwörer überzeugt ist und sich<br />

dankbar kalte Schauer über den<br />

Rücken jagen lässt.<br />

Schlangen sind übrigens taub,<br />

das blendende Sonnenlicht verwirrt<br />

sie und die sich bewegende Flöte<br />

wird als Angreifer eingestuft. Der<br />

schwankende Tanz ist ein Verteidigungsverhalten.<br />

Die Giftzähne sind<br />

meist nach dem Fang entfernt worden.<br />

Eine grausame Prozedur, wie<br />

Tierschützer beklagen.<br />

Bild: Andrea Glaubacker<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 29


Reise<br />

Lust auf Meer!<br />

Auf der Beliebtheitsskala liegen Strände in <strong>Thailand</strong><br />

und auf den Malediven weit vorne. Eine gute Frage ist<br />

nur, welche davon nicht überlaufen sind und trotzdem<br />

zu den schönsten gehören. Unsere inAsien-Autoren<br />

haben sich dazu für Sie in die Sonne gelegt<br />

Krabi, <strong>Thailand</strong><br />

30 www.inasien.de 01/2013


Reise<br />

D<br />

THAILAND – KRABI (Rai Leh Beach West, Ton Sai Beach, Rai Leh Beach East)<br />

ie schönsten Strände der Provinz<br />

Krabi im Süden <strong>Thailand</strong>s schmiegen<br />

sich auf einer südöstlich des<br />

Badeorts Ao Nang gelegenen Halbinsel<br />

an steil aufragenden Karstmassiven<br />

und sind nur mit Longtail-Booten<br />

zu erreichen.<br />

Der traumhafte Rai Leh Beach<br />

West etwa bietet unter hohen Kalksteinwänden<br />

800 Meter Strand vom<br />

Allerfeinsten. Baden und Schwimmen<br />

sind hier im türkisgrünen Wasser<br />

des flach abfallenden Strandes<br />

das reinste Vergnügen. Obwohl Rai<br />

Leh West während der Saison einen<br />

starken Besucheransturm verzeichnet,<br />

ist die Atmosphäre immer noch<br />

sehr entspannt. Wenn sich das Meer<br />

bei Ebbe ausreichend zurückgezogen<br />

hat, flaniert man am Strand,<br />

lässt sich massieren oder trifft sich<br />

zum Beach-Volleyball. Und nach<br />

dem farbigen Spektakel des Sonnenuntergangs<br />

folgt ein Dinner in<br />

romantischen Freiluft-Restaurants.<br />

Bei Ebbe kann man vom Rai Leh<br />

Beach West zum 400 Meter langen,<br />

goldgelben Ton Sai Beach laufen,<br />

der sich nordwestlich jenseits<br />

einer schroffen Klippe erstreckt.<br />

Hier trifft sich vor allem die jüngere<br />

Traveller-Szene. Zwar sind einige<br />

der besten Strandareale mittlerweile<br />

schon von Resorts gehobenen<br />

Standards belegt, doch am dicht<br />

bewachsenen Berghang dahinter<br />

gibt es noch die bei Backpackern<br />

beliebten Stelzenhütten. Nach dem<br />

abendlichen Sonnenuntergang-Beobachten<br />

lässt man sich in einer der<br />

urigen Bambusbars am Strand von<br />

Chill-out-Musik berieseln.<br />

Von Rai Leh West schlängelt sich<br />

ein kurzer Fußweg zwischen zwei<br />

teuren Resorts hindurch zum Rai<br />

Leh Beach East, der zum Baden<br />

ungeeignet ist und im Schatten der<br />

Traumstrände steht. Dorthin zieht<br />

es vor allem Sportive, denn die bizarren<br />

Kalksteinklippen, die hinter<br />

dem Strand aufragen, machen die<br />

Gegend zu einem wahren Kletterdorado.<br />

Vom westlichen Teil East Rai<br />

Lehs ist es ein kurzer Spaziergang<br />

um das exklusive Rayavadee Resort<br />

herum zur traumhaften Ao<br />

Phra Nang an der Spitze der Rai-<br />

Leh-Halbinsel. Die von schroffen<br />

Felswänden gesäumte Bucht ist mit<br />

einem 300 Meter langen weißen<br />

Sandstrand, türkisfarbenem Wasser,<br />

den vorgelagerten Inseln und geheimnisvollen<br />

Höhlen ein Paradies<br />

für Badegäste und Naturfreunde.<br />

Roland Dusik<br />

K<br />

THAILAND – PHUKET (Kata Beach, Kata Noi Beach, Karon Beach)<br />

ata Beach ist ideal für Phuket-Reisende,<br />

die dem Massentourismus<br />

entfliehen wollen, wie er im 20<br />

Minuten entfernten Patong vorherrscht.<br />

Der Strand liegt in einer<br />

kleinen Bucht und beherbergt direkt<br />

vor der Küste einen imposanten<br />

Felsen. Hier fühlte ich mich gleich<br />

bei meinem ersten Phuket-Besuch<br />

zu Hause und konnte mit Touristen<br />

aus aller Welt, aber auch mit vielen<br />

Einheimischen richtig entspannen.<br />

Ganz in der Nähe liegt Karon<br />

Beach, der mich am meisten überzeugte:<br />

doppelt so lang wie Kata<br />

Beach, mit einem großen Beachvolleyball-Feld<br />

und unbeschreiblich<br />

weißem Sand, der zwischen den<br />

Füßen quietscht. Wenn die Sonne<br />

untergeht, schimmert das Meer<br />

perlmuttfarben. Karon Beach bietet<br />

dem Strandliebhaber sowohl Idylle<br />

als auch Tourismus, je nach Abschnitt.<br />

Westlich vom Kata Beach liegt in<br />

einer Sackgasse Kata Noi Beach,<br />

quasi ein Privatstrand, der komplett<br />

vom Resort Katathani eingesäumt<br />

wird. Hier empfehle ich, zum Sonnenuntergang<br />

einen Tisch in Mom<br />

Tri’s Kitchen zu reservieren, dem<br />

besten Restaurant der Gegend. Bei<br />

traumhaftem Essen kann man den<br />

schönsten Sonnenuntergang über<br />

Kata Noi beobachten und dazu<br />

über WLAN der deutschen Heimat<br />

berichten.<br />

<br />

Jovan Evermann<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 31


Reise<br />

PHILIPPINEN – MARSHALL INSELN<br />

Z<br />

ugegeben, ich bin verwöhnt „in extremis“:<br />

Menschenmassen an den<br />

Stränden, Motorfahrzeuge gar, Plastikmüll,<br />

Sonnenpilze – das alles ist<br />

für mich der blanke Horror. Und<br />

die See? Wenn nicht der Meeresboden<br />

in 30 Meter Tiefe sichtbar<br />

ist, bin ich am falschen Fleck. Auch<br />

darf das Wasser nicht zu kalt sein.<br />

Selbst mit 30 Grad ist es immer<br />

noch kühler als der menschliche<br />

Körper und entzieht diesem ständig<br />

Wärme, auch wenn es sich anfangs<br />

uneinladend lau anfühlt.<br />

Ideale Kriterien erfüllen für mich<br />

nur tropische Gestade. In Südostasien,<br />

namentlich auf den Philippinen<br />

mit ihren 7.000 Inseln, gibt<br />

es viele von ihnen. Manche unter<br />

ihnen die schönsten der Welt, doch<br />

wirklich einsame sind selten geworden.<br />

Um die zu finden, muss<br />

man sich in die blaue Weite des<br />

Pazifischen Ozeans hinausbegeben,<br />

dessen winddurchzogene Lagunen<br />

mitunter kaum erkennen lassen, wo<br />

das Land endet und das Meer beginnt.<br />

Erreichbar sind sie heutzutage<br />

alle, doch je schwieriger sich die<br />

Anreise gestaltet, desto schöner ist<br />

es dort zumeist. Die Erde ist keineswegs<br />

kleiner geworden; man mache<br />

die Probe aufs Exempel. Das Foto<br />

entstand übrigens auf den Marshall-<br />

Inseln, deren Bewohner einst aus<br />

Asien kamen. Roland Hanewald<br />

E<br />

PHILIPPINEN – EL NIDO<br />

l Nido heißt auf spanisch „das<br />

Nest“. Und so ist es auch: In diesem<br />

Fischerdorf auf der philippinischen<br />

Insel Palawan gibt es keine Geldautomaten,<br />

keinen durchgehenden<br />

Strom, kein vernünftiges Krankenhaus<br />

– aber einen Ausblick aufs<br />

Meer, der einem den Atem verschlägt.<br />

Nicht nur eine ebene Wasserfläche<br />

und ein ferner Horizont ist<br />

zu sichten, sondern auch zahllose,<br />

wunderschöne Kalksteininseln:<br />

bergig, bewaldet und mit dutzenden<br />

kleinen, weißen Traumstränden, die<br />

in der Ferne funkeln wie feines Porzellan.<br />

Direkt vor El Nido liegt Cadlao<br />

Island, klein in der Fläche, aber<br />

gewaltig in der Form. Mit Bergen,<br />

die sich bis in 640 Meter Höhe erheben<br />

– ein wahrlich dramatischer<br />

Anblick in dieser Mischung aus<br />

Grau, Grün und Weiß, umrandet<br />

von hellem Blau. Zusammen bilden<br />

die Inseln das Bacuit Archipel,<br />

das mindestens so faszinierend ist<br />

wie die Halong-Bucht in Vietnam,<br />

aber weniger bekannt und weniger<br />

überfüllt. Dem Archipel ist es zu<br />

verdanken, dass der Nachrichtensender<br />

CNN die Gegend um El<br />

Nido im Mai 2012 als „schönstes<br />

Strand- und Inselziel der Philippinen“<br />

bezeichnete. Erik Lorenz<br />

32 www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

MALAYSIA – PULAU SAPI<br />

(Tunku Abdul Rahman-Meerespark)<br />

G<br />

lasklares Wasser, feiner Sandstrand,<br />

Mangrovenhaine und tropische<br />

Temperaturen: Der Abdul-Rahman-Meerespark<br />

vor der Küste von<br />

Sabah auf Borneo ist Realität gewordene<br />

Postkarten-Idylle, von der<br />

man rund ums Jahr im Büro träumt.<br />

Auf der unbewohnten Insel Pulau<br />

Sapi lassen flache Strände und wenig<br />

Strömung auch Anfänger zur<br />

Taucherbrille greifen. Rotfeuerfische<br />

und Clownfische schwimmen<br />

dem Touristen hier genauso<br />

vor die Brille wie Barrakudas.<br />

All jene, die nur ungern den<br />

ganzen Tag am Strand liegen, durchforsten<br />

die Insel auf den diversen<br />

Wanderpfaden und begegnen mit<br />

ein wenig Glück sogar Nashornvögeln<br />

– oder warten am kleinen<br />

Restaurant auf die tierischen Gäste:<br />

Bis zu zwei Meter großen Warane<br />

kriechen hier jeden Mittag aus dem<br />

dichten Gestrüpp zum Grill, wohl<br />

wissend, dass dann die Fleischreste<br />

verfüttert werden. Anreise: Per<br />

Schnellboot ab Kota Kinabalu in<br />

ca. 15 Minuten.<br />

<br />

Francoise Hauser<br />

W<br />

KAMBODSCHA – KOH RONG ISLAND<br />

as immer man sich unter einem<br />

tropischen Paradies vorstellt: Koh<br />

Rong bietet es. Kilometer lange,<br />

weiße und leere Sandstrände, türkisblaues,<br />

klares Wasser, Bambushütten<br />

und Hängematten zwischen<br />

malerischen Palmen. Um zu dieser<br />

Strandidylle zu gelangen, empfiehlt<br />

es sich, die Tickets für die Fähre<br />

einen Tag vorher in Sihanoukville<br />

zu kaufen (hin und zurück ca. zehn<br />

Dollar). Von der Touristenhochburg<br />

aus starten die Boote zweimal<br />

täglich und brauchen drei Stunden<br />

bis zu einer anderen Welt: Keine<br />

Motorengeräusche trüben die Ruhe,<br />

da es auf der Insel (bislang) keine<br />

Straßen für Autos und Motorräder<br />

gibt. Überall duftet es nach frisch<br />

gegrilltem Fisch. Den besten gibt es<br />

bei Cocos, in der Nähe des Bootsanlegestegs.<br />

Fünf Dollar kostet ein<br />

gemischter Seafood-Teller.<br />

Nach dem Essen zieht man sich<br />

in eine einzigartige Unterkunft<br />

zurück, das etwas versteckt liegende<br />

Tree House am Ende des<br />

Hauptstrands. Für 30 Dollar pro<br />

Nacht werden hier Träume wahr:<br />

ein eigenes Baumhaus mit Blick auf<br />

den Golf von <strong>Thailand</strong>! Schnorchelund<br />

Tauchtouren lassen sich über<br />

Monkey Island Republic buchen,<br />

ebenfalls am Hauptstrand gelegen.<br />

Koh Rong bietet alles,um einmal<br />

richtig abzuschalten – und somit<br />

auch kein Internet. Ina Spogahn<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 33


Reise<br />

H<br />

ier<br />

INDONESIEN – PADANG BAI (Bali)<br />

findet sich wahrlich das letzte<br />

Backpacker-Refugium auf der<br />

Ferieninsel: Umrahmt von dicht<br />

bewachsenen Hügeln liegt im Osten<br />

von Bali das Hafenstädtchen<br />

Padang Bai an einer Bucht, die<br />

vielen als die schönste der Insel<br />

gilt: feinsandig der Strand, türkisblau<br />

das Meer. Eine Bucht wie im<br />

trubeligen Badeort Kuta vor gut 30<br />

Jahren, welche ohne große Hotels<br />

und turbulentes Strandleben vor<br />

sich hin träumt. Es gibt nur ein paar<br />

einfache Pensionen und Strandlokale,<br />

die durch Freundlichkeit und<br />

Individualität bestechen und damit<br />

an die touristischen Pioniertage von<br />

Kuta erinnern.<br />

Obwohl einige hundert Meter<br />

westlich der Hauptbucht am ehemaligen<br />

Traumstrand White Sand<br />

Beach gerade von südkoreanischen<br />

Investoren ein mehrsterniges Resorthotel<br />

für solvente Badeurlauber<br />

errichtet wird, floriert in Padang<br />

Bai immer noch Balis letztes Low-<br />

Budget-Paradies, eine Domäne<br />

der Traveller mit wenig Geld, aber<br />

viel Zeit, die ohne den Komfort<br />

mehrsterniger Hotels auskommen.<br />

Am hellen Sandstrand im Ort, wo<br />

sich ein Großteil des dörflichen<br />

Lebens abspielt, herrscht noch entspannte<br />

Atmosphäre. Dort sorgen<br />

jukung genannte Auslegerboote für<br />

bunte Farbtupfer. Die traditionellen<br />

Fischerboote schmückt am holzgeschnitzten<br />

Bug ein aufgerissenes<br />

Fabeltiermaul – so wollen die Fischer<br />

im Meer hausende Dämonen<br />

abwehren.<br />

Die Idylle wäre perfekt, gäbe es<br />

nicht am westlichen Ende der Bucht<br />

jenes moderne Terminal, von dem<br />

im Stundenrhythmus die Fähren<br />

zur Nachbarinsel Lombok ablegen.<br />

Aber für eine Handvoll Rupiah<br />

kann man eines der bunt bemalten<br />

Auslegerboote mieten und zu<br />

einer der idyllischen Badebuchten<br />

östlich des Orts entfliehen, etwa<br />

zur Blue Lagoon mit farbenprächtigen<br />

Korallengärten und schönem<br />

Sandstrand, an dem hin und wie-<br />

der Gitarrenklänge am Lagerfeuer<br />

für romantische Stimmung sorgen.<br />

Ortsansässige Tauchschulen wie<br />

das von den beiden Deutschen David<br />

und Wolfgang geleitete Water<br />

Worx Dive Centre (Tel. 0062-363-<br />

41220, www.waterworxbali.com)<br />

bieten organisierte Trips zu den arten-<br />

und erlebnisreichen Tauch- und<br />

Schnorchelrevieren der Labuhan-<br />

Amuk-Bucht, etwa zur „Ziegeninsel“<br />

Nusa Kambing. Nicht zuletzt<br />

eignet sich Padang Bai bestens als<br />

Stützpunkt für Streifzüge im nicht<br />

nur landschaftlich, sondern auch<br />

kulturell überaus reizvollen Osten<br />

von Bali. So gerät der Ausflug<br />

in das von Nachkommen der Ureinwohner<br />

Balis bewohnte Dorf<br />

Tenganan im hügeligen Hinterland<br />

zu einer Zeitreise in eine längst<br />

vergangene Epoche. Roland Dusik<br />

N<br />

KAMBODSCHA – INDEPENDENCE BEACH (Sihanoukville)<br />

atürlich gibt es exotischere und<br />

einsamere Strände in Kambodscha,<br />

aber am wohlsten fühle ich mich<br />

am Independence Beach. Warum<br />

soll ich mit dem Holzboot zu vorgelagerten<br />

Inseln fahren, um dann am<br />

schneeweißen Strand in schlichten<br />

Holzhütten zu schlafen, die mir<br />

kein Internet, aber Ungeziefer bieten?<br />

Da lobe ich mir die Nächte<br />

und das erstklassige Frühstücksbuffet<br />

im weißgetünchten Independence<br />

Hotel. Das Innendesign<br />

des erschwinglichen Luxushotels<br />

stammte in den 1960er Jahren vom<br />

kürzlich verstorbenen König Norodom<br />

Sihanouk, der hier auch<br />

Jackie Kennedy unterbrachte. Während<br />

der Schreckensherrschaft der<br />

Roten Khmer und im Bürgerkrieg<br />

verfielen die sieben Stockwerke.<br />

Erst im neuen Jahrtausend erstrahlt<br />

das Hotel am Golf von <strong>Thailand</strong><br />

wieder in seinem bewährten Glanz.<br />

Ich bevorzuge den relativ jungen<br />

Ergänzungsbau, weil dessen Zimmer<br />

moderner sind und einen Balkon<br />

haben. Mit kurzem Umweg<br />

durch das alte Hotelgebäude oder<br />

über einen Pfad entlang der Felsenküste<br />

erreicht man den Strand.<br />

Für Hotelgäste liegen große Badetücher<br />

bereit, die Strandliegen sind<br />

ebenfalls kostenlos. Einheimische<br />

oder andere Touristen könnten den<br />

sehr gepflegten Privatstrand und<br />

zugleich den Hotelpool für nur fünf<br />

Dollar nutzen. Aber sie tun es nicht,<br />

weshalb ich den Independence Beach<br />

noch nie voll oder gar überfüllt<br />

gesehen habe.<br />

Nach Sonnenuntergang gehe ich<br />

stets bis ans Ende des Privatstrands,<br />

um auf den ersten Metern des öffentlichen<br />

Abschnitts The Small Beach<br />

Bar zu besuchen. Das kambodschanisch-schwedische<br />

Restaurant<br />

überrascht mit seiner Küche: Fischfilet<br />

mit kleinen Kartoffeln und<br />

einer Remoulade zum Niederknien,<br />

während das Meer rauscht und am<br />

klaren Nachthimmel die Sterne funkeln.<br />

Besser geht’s nicht.<br />

Michael Scholten<br />

34 www.inasien.de<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

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V<br />

ietnam<br />

VIETNAM – BAI ONG LANG (Phu Quoc)<br />

01/2013<br />

im Jahre 2012 nach Christus.<br />

Die gesamte Insel Phu Quoc ist<br />

von Badeurlaubern aus aller Herren<br />

Ländern besetzt. Ganz Phu Quoc?<br />

Nein, an der Nordwestküste trotzt<br />

der abgelegene Traumstrand Bai<br />

Ong Lang der Invasion, das letzte<br />

„Hideaway“ für naturverbundene<br />

Ruhesuchende. Vor wenigen Jahren<br />

noch ein weißer Fleck auf der<br />

touristischen Landkarte und unter<br />

Weltenbummlern als „Geheimtipp“<br />

gehandelt, hat sich Vietnams<br />

größte Insel Phu Quoc (gesprochen<br />

„Fu Wok“), die sonnenverwöhnt<br />

im Golf von <strong>Thailand</strong> nahe der<br />

kambodschanischen Küste liegt, in<br />

den letzten Jahren zu einem internationalen<br />

Urlaubsziel gemausert.<br />

Längst schon wurden am fast 25<br />

Kilometer langen Bilderbuchstrand<br />

Bai Truong oder auch Long Beach<br />

die klassischen, palmblattgedeckten<br />

Bambusbungalows von teils exklusiven<br />

Beach Resorts verdrängt.<br />

Denn die auf Devisen aus dem<br />

lukrativen Fremdenverkehr angewiesene<br />

Staatsführung in Hanoi<br />

plant, Phu Quoc im Stil von thailändischen<br />

Badezielen wie Koh Samui<br />

und Phuket zu entwickeln.<br />

Doch noch gibt es einen Rückzugsort<br />

für Individualisten: Romantiker,<br />

die Ruhe statt Rummel suchen,<br />

sind am urwüchsigen Strand<br />

Bai Ong Lang, sieben bis acht Kilometer<br />

nördlich der Inselhauptstadt<br />

Duong Dong, bestens aufgehoben.<br />

Die entspannte Atmosphäre in den<br />

dortigen Resorts – bislang gibt es<br />

nur drei kleine Ferienanlagen – lassen<br />

Stress und Hektik rasch vergessen.<br />

Der geschwungene Strand<br />

mit hellem, feinkörnigem Sand und<br />

wogenden Palmen eignet sich hervorragend<br />

zum Entspannen. Die<br />

ausgedehnten felsigen Abschnitte<br />

stören kaum. Da ein Korallenriff<br />

die Bucht schützt, eignet sich das<br />

nicht allzu tiefe Wasser super zum<br />

Baden und Schnorcheln. Am Bai<br />

Ong Lang stören weder knatternde<br />

Motorboote noch dröhnende Musikboxen<br />

die Idylle. Hier trifft zu,<br />

was als „Bonmot“ unter Inselurlaubern<br />

kursiert: „Phu Quoc lieben,<br />

heißt die aufregende Ereignislosigkeit<br />

lieben.“ Roland Dusik<br />

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www.inasien.de 35


Leser<br />

berich t en<br />

V<br />

Wildes Paradies Sri Lanka<br />

Wie ein Wüstenwanderer stapft mein Mann von einer Düne hinab. Um ihn nur Sand.<br />

Nur zum Baden ist das Meer im Yala-Nationalpark zu wild. Im See neben unserer Lodge<br />

sonnen sich Krokodile. Hoffentlich verirren die sich nicht in unseren Swimming Pool...<br />

om Indischen Ozean weht ein salziger<br />

Duft, mächtige Wellen klatschen<br />

gegen Felsen, ihre abgeschliffenen<br />

Formen erinnern an moderne<br />

Skulpturen. In der Abendstimmung<br />

leuchten sie terrakottafarben. Unsere<br />

„Chaaya Wild Lodge” liegt nur<br />

rund 500 Meter vom Yala-Nationalpark<br />

entfernt, dem größten Nationalpark<br />

im Süden der Insel. „Langsam<br />

sollten wir zur Lodge zurückgehen“,<br />

meint Thomas. Ranger hatten vor<br />

abendlichen Strandaufenthalten gewarnt,<br />

oft kämen Elefanten, manchmal<br />

sogar ein Leopard.<br />

Per Jeep geht es nächsten Morgen<br />

mit unserem Fahrer-Guide auf<br />

Erkundungstour durch flache Savanne<br />

mit dichtem Buschwerk. In<br />

den letzten Wochen hat es viel<br />

geregnet. Die Natur ist saftig grün,<br />

überall haben sich Wasserstellen<br />

gebildet. Schon bald zeigt sich am<br />

Straßenrand eine Affenherde, Sambar-Hirsche<br />

überqueren die Gras-<br />

Steppen, ein Elefant tritt aus dem<br />

Gebüsch. Beeindruckend auch die<br />

großen Pfaue. Der „Indische Nimmersatt“,<br />

ein mannshoher Verwandter<br />

unseres Storches, stakt über eine<br />

von inAsien-Leserin Irmgard Eisele-Unger<br />

überschwemmte Wiese. Plötzlich<br />

deutet unser Fahrer aufgeregt in<br />

eine Richtung: Und da liegt er auf<br />

einem Ast, ein Leopard, und blickt<br />

seelenruhig in unsere Richtung.<br />

Eindrucksvoller Abschluss unserer<br />

Safari ist eine Elefantenfamilie, die<br />

bei Sonnenuntergang am Strand<br />

spazieren geht. Wieder zurück dürfen<br />

wir uns auf Besuch freuen:<br />

Hinter unserem Bungalow hat ein<br />

Wildschwein eine Blechmülltonne<br />

umgeworden und labt sich an den<br />

Abfällen. Bevor wir uns für die<br />

Nacht betten, erblicke ich zwei Bun-<br />

36 www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Eine mehrere Meter hohe, aus dem<br />

Stein herausgearbeitete Buddhastatue<br />

in Polonnaruwa<br />

galows weiter einen freudig<br />

erregten Elefanten, der<br />

sich an den Blättern eines<br />

Baumes satt frisst.<br />

Naturerlebnis im<br />

Kultur-Dreieck<br />

Ortswechsel. Wir befinden<br />

uns nun an einem<br />

Stausee im Hochland,<br />

aus dem umgebenden<br />

Dschungel fliegen Vogelschwärme<br />

auf. In<br />

dieser Gegend befinden sich bis<br />

zu 1.000 Jahre alte Stauseen, die<br />

bis heute als Wasserreservoire und<br />

zur Bewässerung der Reisfelder genutzt<br />

werden. Vom Schwimmen sei<br />

jedoch abgeraten, es sei denn, man<br />

möchte das Bad mit Krokodilen teilen.<br />

Weil sich hier auch die Städte<br />

und Tempelanlagen der einstigen<br />

singhalesischen Königreiche befinden,<br />

wird diese Gegend auch das<br />

„Kultur-Dreieck“ genannt. Besonders<br />

beeindruckend: die riesigen,<br />

aus einem Felsen herausgearbeiteten<br />

Buddha-Statuen in Polonnaruwa,<br />

der Felsentempel von Dambulla<br />

und die alte Königstadt Anuradhapura.<br />

Nicht weit von Polonnaruwa<br />

beobachten wir im Minneriya-Nationalpark<br />

eine Elefantenherde beim<br />

Trinken. Rund 6.000 bis 8.000 wilde<br />

Elefanten leben noch<br />

heute auf Sri Lanka. Doch<br />

Siedlungen und landwirtschaftliche<br />

Flächen dehnen<br />

sich aus, und es kommt immer<br />

wieder zu Konflikten<br />

zwischen Mensch und Tier.<br />

Der Zahn Buddhas<br />

Weiter geht es mit unserem<br />

Fahrer-Guide nach Kandy,<br />

der einstmaligen Hauptstadt<br />

des singhalesischen Königsreichs.<br />

Dort steht der<br />

„Zahntempel“, der einen<br />

Zahn Buddhas beherbergt.<br />

Der Legende nach wurde<br />

er im Haarknoten einer<br />

indischen Prinzessin nach<br />

Sri Lanka geschmuggelt.<br />

Zweimal täglich wird der<br />

goldene Schrein der Reliquie geöffnet.<br />

Dann ziehen Gläubige ehrfurchtsvoll<br />

daran vorbei und bringen<br />

Opfer dar.<br />

Bei einem Spaziergang um den<br />

See bei Kandy begegnen wir fast<br />

zwei Meter lange Echsen, die sich<br />

auf Baumstämmen sonnen und uns<br />

träge mit halb geschlossenen Augen<br />

anschielen.<br />

Zum Ende der Welt<br />

In vielen Kurven geht es weiter<br />

hinauf ins Tee-Hochland, wo einige<br />

der weltbesten Teesorten hergestellt<br />

werden. Wir wohnen in 1.900 Meter<br />

Höhe in Nuwara Eliya, einem<br />

ehemaligen Erholungsort während<br />

der britischen Kolonialzeit. Heute<br />

ist der Ort eine Mischung aus<br />

hübschen Häusern im britischen<br />

Stil, gepflegten Parks, Golfclub und<br />

einigen modernen Gebäuden. Gediegen<br />

wohnt es sich im „Grand<br />

Hotel“ mit Originalmobiliar aus<br />

der Kolonialzeit, in der Bar könnte<br />

auch Hemingway seinen Arrak getrunken<br />

haben.<br />

Unsere Wanderung zum<br />

„World’s End“ beginnt in der Frühe.<br />

Wir fahren durch Teeplantagen<br />

zur Hochebene Horton’s Plain,<br />

wo wilde Rhododendren blühen.<br />

An der östlichen<br />

Leserreisen gesucht!<br />

Auf dieser Doppelseite kann jeder zu<br />

Wort kommen, der in Asien seine ganz<br />

persönlichen Erfahrungen gemacht hat.<br />

Einzige Voraussetzung: Die Geschichte<br />

sollte mit selbst geschossenen Bildern<br />

illustriert werden, von denen ein Bild<br />

den Erzähler zeigt. Der Text sollte etwa<br />

4.000 Zeichen ohne Leerzeichen enthalten.<br />

Für jede abgedruckte Geschichte<br />

gibt es ein kostenloses Jahresabonnement<br />

von inAsien!<br />

Zuschriften bitte an:<br />

redaktion@inasien.de oder<br />

Asia Vision Verlag / Leserreise<br />

Rudolfstr. 22-24, 60327 Frankfurt<br />

Fax: +49 (0)69-665632-22<br />

Flanke wachsen hohe Nadelbäume,<br />

die sogenannten Nebelwälder, die<br />

ihren Durst an den vom Tal aufziehenden<br />

Nebelschwaden stillen.<br />

Nach 1,5 Stunden Wanderung auf<br />

schattigen Wegen haben wir das<br />

„World’s End erreicht. Eingetaucht<br />

in Nebelschwaden stürzt der Abhang<br />

1.600 Meter senkrecht ins<br />

Tal. Nur ganz kurz hat man einen<br />

nebelfreien Blick – und der ist<br />

schwindelerregend! Man versteht,<br />

dass die Bewohner Sri Lankas früher<br />

glaubten, hier am Ende der Welt<br />

angekommen zu sein.<br />

Oben: Irmgard Unger-Eisele und<br />

ihr Mann Thomas am „World´s<br />

End“. Links: Der Strand beim Yala-<br />

Nationalpark<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 37


Reise<br />

Schnäppchenjagd auf Philippinisch<br />

Hier bekommen Sie das, was cool, modisch und angesagt ist – aus zweiter Hand oder<br />

nagelneu. Blusen, Hosen, Jacken und Taschen zu einem erschwinglichen Preis. Keiner wird<br />

erfahren, dass es nur vom Flohmarkt ist. Eben ukay-ukay – importiert und doch so billig!<br />

Wir sind in einer sechsköpfigen Familie<br />

aufgewachsen, die meistens<br />

mit einem knappen Budget auskommen<br />

musste, neue Anziehsachen<br />

gab es da nur selten. Nur zu<br />

Weihnachten oder zu Beginn eines<br />

neuen Schuljahres im Juni wurde<br />

eine Ausnahme gemacht. Fast die<br />

Hälfte unserer Sachen war von der<br />

älteren Schwester oder von Kusinen<br />

geerbt. Und wenn unsere Eltern<br />

wirklich knapp bei Kasse waren,<br />

stammten selbst die Schuhe für<br />

die Schule aus zweiter Hand, auch<br />

wenn sie eine Nummer zu groß<br />

oder ein wenig zu klein waren.<br />

Zum Glück waren wir drei Mädchen<br />

mit ungefähr derselben Größe.<br />

Ansonsten haben wir versucht, die<br />

Kleidung würdevoll zu tragen, die<br />

unsere Mama sorgfältig auf den<br />

Märkten in Divisoria oder Baclaran<br />

in Manila ausgewählt hatte<br />

Natürlich haben wir uns zuweilen<br />

beklagt. Aber unser Papa sagte<br />

dann immer, man müsse praktisch<br />

bleiben, um harte Zeiten zu bewältigen.<br />

Gebrauchte, aber immer noch<br />

tragbare Kleidung weiterzugeben,<br />

war für ihn „praktisch“. Unsere<br />

Eltern haben ihr Bestes gegeben,<br />

um für uns zu sorgen. Anziehsachen,<br />

die braucht man, aber dass<br />

sie auch noch schön sein sollen, das<br />

hielten sie für (unnötigen) Luxus.<br />

Auch neue Kleider galten bei uns<br />

als Luxus, und wenn man welche<br />

kaufen wollte, musste die Kaufentscheidung<br />

als „praktisch“ eingestuft<br />

werden.<br />

Nun da wir erwachsen sind,<br />

kaufen wir Kleidung nach zwei<br />

Gesichtspunkten. Ihr Preis muss<br />

„praktisch“ sein, aber wir haben<br />

im Blick auf die Mode auch hier<br />

ein Nachholbedürfnis. Kleider sollen<br />

billig sein, aber aussehen, als<br />

hätten sie ein Vermögen gekostet.<br />

Zum Glück hat das Aufkommen<br />

von ukay-ukay, der philippinischen<br />

Version des Flohmarkts, es möglich<br />

gemacht, modisch zu sein und dabei<br />

die Haushaltskasse nicht übermäßig<br />

zu strapazieren.<br />

Mode aus zweiter Hand<br />

Wir wissen nicht mehr genau, wann<br />

wir das erste Mal ukay entdeckt<br />

haben, aber es war in den 1980er<br />

Jahren, dass ukay-ukay begann, den<br />

38<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

lokalen Markt in den Philippinen<br />

aufzumischen. Ukay-ukay bedeutet<br />

„graben“, „wühlen“ oder „durchsieben“.<br />

Es wird so genannt, weil<br />

man sich durch einen Stapel von<br />

gebrauchter Kleidung graben und<br />

diesen sichten muss. In Baguio, wo<br />

das ukay-Phänomen seinen Anfang<br />

nahm, nennt man es wagwag („abstauben“<br />

bzw. „abschütteln“), da<br />

man von der erworbenen Kleidung<br />

erst einmal den Staub abschütteln<br />

muss. In anderen Regionen ist es<br />

als segunda mano (span. „aus zweiter<br />

Hand“ bekannt, als „pre-loved“<br />

(vor-geliebt) oder als rilip (vom<br />

englischen „relief“, wobei es sich<br />

möglicherweise um einstige Kleiderspenden<br />

handelte, die eigentlich<br />

Katastrophenopfern zugute kommen<br />

sollten). Wenn es jemandem<br />

peinlich ist, dass er ukay-ukay trägt,<br />

kann man vorwitzig sein und sagen,<br />

die Kleider seien „aus UK“.<br />

UK, das sind die ersten beiden<br />

Buchstaben von ukay, ist aber eben<br />

auch die Abkürzung für United<br />

Kingdom. Um das Gesicht zu wahren,<br />

kann man also den Eindruck<br />

erwecken, es handele sich hier um<br />

ein Mitbringsel (pasalubong) eines<br />

Verwandten, der im Vereinigten<br />

Königreich (Großbritannien) lebt.<br />

Tatsächlich stammen die ersten<br />

ukay-ukay-Artikel aus der Katastrophenhilfe.<br />

Damals sammelte<br />

die Heilsarmee Anziehsachen und<br />

andere Dinge in Hongkong, den<br />

Vereinigten Staaten und in anderen<br />

Ländern und schickte sie in die<br />

Philippinen, wo sie an Opfer von<br />

Naturkatastrophen verteilt wurden.<br />

Der Strom an Spendengütern hielt<br />

an und das brachte unternehmensfreudige<br />

Filipinos, die wissen, wie<br />

man sich durchschlägt, auf die Idee,<br />

daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln.<br />

Zuerst verkauften sie bloß<br />

rilip, das nicht verteilt worden war.<br />

Schließlich aber machte die Idee<br />

Schule und nun wurden Anziehsachen,<br />

aber auch Taschen, Schuhe,<br />

Küchenutensilien und was man<br />

sich nur denken kann, günstig aus<br />

Hongkong, den USA, Japan, Süd-<br />

korea und von anderswo ins Land<br />

gebracht und an Groß- und Einzelhändler<br />

(weiter-)verkauft.<br />

Ob diese Waren nun in einer<br />

Balikbayan-Box (Pakete, die Arbeitsmigranten<br />

an ihre Lieben in die<br />

Philippinen schicken) ins Land kamen<br />

oder als ausländische Hilfe oder<br />

Kleiderspenden deklariert waren<br />

– bald fand sich die gebrauchte Ware<br />

auf den Wühltischen der Märkte.<br />

Und das zu Preisen, die oft nur ein<br />

Zehntel dessen betragen, was man<br />

in der Konfektionsabteilung des<br />

Kaufhauses dafür berappen müsste,<br />

ohne dass es sich dort notwendigerweise<br />

um eine bessere Qualität<br />

oder um modischeres Zeug handeln<br />

würde. Die ersten ukay-ukay-Läden<br />

in Baguio breiteten sich so schnell<br />

aus, dass Baguio bald zur „Ukay-<br />

Ukay-Hauptstadt der Philippinen“<br />

erklärt wurde. Mittlerweile sind die<br />

ukay-Stände und Läden überall im<br />

ganzen Land anzutreffen und finden<br />

sich wie die Jeepneys und Tricycles<br />

in jedem Stadtzentrum, auf jedem<br />

Markt und selbst in jedem kleinen<br />

barrio während der Fiesta.<br />

Vom Tellerwäscher zum<br />

Millionär<br />

Streng genommen ist das ukayukay-Geschäft<br />

verboten. Schon 1966<br />

wurde ein Gesetz verabschiedet,<br />

das „die Gesundheit des Menschen<br />

gewährleisten“ und „die Würde der<br />

Nation bewahren“ sollte, indem es<br />

„die Einfuhr von gebrauchten Textilien<br />

und Lumpen aus gewerblichen<br />

Gründen“ untersagte, wie es im Titel<br />

dieses Gesetzes hieß. Erlaubt ist ihre<br />

Einfuhr allein, wenn die gebrauchte<br />

Kleidung zu Lumpen verarbeitet<br />

werden soll, die dann wieder exportiert<br />

werden. Andernfalls kann die<br />

Ware beschlagnahmt und verbrannt<br />

werden, da sie als Schmuggelware<br />

gilt. Dem Geschäft tut das aber<br />

keinen Abbruch, und es gibt sogar<br />

parlamentarische Bemühungen, das<br />

Verbot aufzuheben. Somit könnten<br />

auch ukay-Waren besteuert werden<br />

– immerhin geschätzte 700<br />

Millionen Peso pro Jahr bei zirka<br />

eintausend Kleidungscontainern,<br />

die jährlich ins Land kommen. So<br />

könnte auch der Korruption ein<br />

Riegel vorgeschoben werden, die im<br />

Spiel ist, wo das gesetzliche Verbot<br />

umgangen wird.<br />

Für diejenigen, die das ukayukay-Geschäft<br />

unterstützen, sind<br />

dies aber nicht die wichtigsten Argumente.<br />

Sie führen vor allem ins<br />

Feld, dass ukay-ukay den kleinen<br />

Leuten ermögliche, billige Kleidung<br />

zu erwerben, die dennoch von guter<br />

Qualität ist, modisch und sogar zuweilen<br />

Markenware. Neue Kleidung<br />

dieser Art im Kaufhaus oder einer<br />

Boutique zu kaufen, ist für sie unerschwinglich.<br />

Kurzum: ukay hat die<br />

Mode demokratisiert und schicke<br />

Sachen und guten Geschmack auch<br />

für Leute mit geringem Einkommen<br />

erschwinglich gemacht. Dabei<br />

stammen ukay-ukay-Fanatiker<br />

Ukay-ukay wird nicht nur von Familien mit geringem Einkommen betrieben, auch<br />

die meisten Mittelschicht-„Fashionistas“ mit Stil sind geradezu ukay-ukay-süchtig<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 39


Reise<br />

Der inAsien-Buchtipp<br />

Das gesellschaftspolitische Handbuch<br />

in nunmehr vierter, vollständig überarbeiteter<br />

Auflage liefert einen<br />

kompakten Einblick in Geschichte<br />

und Gegenwart, Land und Leute der<br />

Philippinen. Ob zur Landwirtschaft<br />

und Landreform, zu Arbeitsmigration<br />

und sozialer Sicherung, zu Bildung,<br />

Gesundheit und Gender, Wirtschaft,<br />

Politik, Zivilgesellschaft und vielem mehr.<br />

Geschrieben von langjährigen Philippinenkennern<br />

werden die Lebenswelten und<br />

politischen Kämpfe in einem Land des<br />

globalen Südens skizziert.<br />

Rainer Werning,<br />

Niklas Reese (Hg.):<br />

Handbuch Philippinen,<br />

4. überarbeitete Auflage,<br />

500 S., Horlemann Verlag,<br />

19,90 € (D)<br />

Laut Verband der philippinischen Textilindustrie ist das Tragen von ukay-Kleidung<br />

gesundheitsschädlich. Tatsache ist, die Stücke sollten zügig in die Wäsche...<br />

nicht ausschließlich aus Familien<br />

mit geringem Einkommen. Auch<br />

die meisten Mittelschicht-Fashionistas<br />

mit Stil (zählen Sie uns beide<br />

dazu) sind ukay-ukay-süchtig. Nicht<br />

nur die Unterschicht würde daher<br />

Sturm laufen, wenn die ukay-ukays<br />

geschlossen oder besteuert würden<br />

(was die Ware teurer machen würde).<br />

Es wäre dann eine wahrlich<br />

klassenübergreifende Revolte!<br />

Die Gegner einer Legalisierung<br />

wenden dagegen ein, dass dieses<br />

Geschäft sogar schon jetzt, wo es<br />

noch illegal ist, die lokale Textilindustrie<br />

untergrabe und Arbeitsplätze<br />

vernichte. Denn neue Kleidungsstücke<br />

dürften mindestens 30 Prozent<br />

teurer sein als die Altkleider. Der<br />

Verband der philippinischen Textilindustrie<br />

behauptet sogar, dass das<br />

Tragen von ukay-Kleidung gesundheitsschädlich<br />

sein könnte. Zudem,<br />

so wird argumentiert, sei es für die<br />

Philippinen entwürdigend, wenn<br />

die Menschen hier gebrauchte Kleidung<br />

tragen und so den Eindruck<br />

erwecken, sie könnten es sich nicht<br />

leisten, Originalkleidung zu kaufen.<br />

Patriotische Filipinos sollten nie im<br />

Leben importierte Kleidung tragen.<br />

Tipps für Uneingeweihte<br />

Wie auch immer sie argumentieren,<br />

wir bleiben „ukay-ukay-Königinnen“<br />

mit Zertifikat. Ukay-ukay<br />

sei Dank, weist doch unsere Garderobe<br />

einige Stücke auf, die eines<br />

königlichen Kleiderschranks würdig<br />

wären. Wie die meisten ukay-<br />

Liebhaber gehen auch wir weniger<br />

in die ukay-ukayans, um uns mit<br />

dem Nötigsten einzudecken, sondern<br />

eher, um unseren gewaltigen<br />

Appetit nach modischer Kleidung<br />

zu stillen und so dem ständigen<br />

Druck standhalten zu können, sich<br />

schick zu machen. Wir rennen zum<br />

40<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

ukay-ukay, wenn wir besondere<br />

Kleidung für besondere Ereignisse<br />

brauchen, sei es für eine Hochzeit<br />

oder für einen öffentlichen Auftritt,<br />

wenn wir beispielsweise einen Vortrag<br />

halten. Und sogar für eine Auslandsreise<br />

ins kalte Europa können<br />

wir dort fündig werden und uns eine<br />

Wintergarderobe, Wildlederstiefel,<br />

Ledertaschen und eine Regenjacke<br />

zulegen, ohne dass wir danach mit<br />

leeren Geldbörsen dastehen. Um<br />

eine ukay-Einkaufstour glücklich,<br />

erfolgreich und stolz abzuschließen,<br />

müssen allerdings einige feste Regeln<br />

beachtet werden:<br />

Schützen Sie Ihre Gesundheit:<br />

Genau wie die Waren, die sie verkaufen,<br />

gibt es auch ukay-ukay-Geschäfte<br />

in vielen Formen und Größen.<br />

Gehen Sie in Läden, in denen<br />

die Waren erst gesäubert und behandelt<br />

werden, bevor sie verkauft werden.<br />

Der Geruch des Sprays kann<br />

einen zwar umhauen, aber er ist ein<br />

Hinweis darauf, dass die Kleidung<br />

desinfiziert wurde. Auf der anderen<br />

Seite: Wer gegen Staub allergisch<br />

ist, sei gewarnt; Altkleider, die einige<br />

Zeit auf einem Haufen lagen,<br />

können staubig sein. Hände weg<br />

vom Gesicht, wenn Sie in ukayukay<br />

wühlen, manches Kleidungsstück<br />

könnte ein Infektionsherd<br />

sein. Und nach dem Stöbern Hände<br />

waschen! Am Besten Sie bringen<br />

das Händedesinfektionsmittel als<br />

„Erste Hilfe“ gleich mit.<br />

Für den Einkauf nicht in Schale<br />

schmeißen: Ukay-ukay-Käufer<br />

suchen zwar nach schicken Sachen,<br />

für den Einkauf machen sie sich<br />

aber nicht schick. Denn sie wühlen<br />

sich durch Stapel von Kleidung, die<br />

nicht unbedingt sauber ist. Zudem<br />

tragen sie eng anliegende Sachen,<br />

so dass sie ihre Beute zum Anprobieren<br />

drüberziehen können und<br />

nicht auf Umkleidekabinen angewiesen<br />

sind. Die gibt es nicht in<br />

jedem Laden – und dann sind da<br />

noch diese Voyeure, die es auf hinreißende<br />

Körper abgesehen haben.<br />

Und natürlich auch aus gesundheitlichen<br />

Gründen; Sie wollen doch<br />

nicht unbedingt, dass muffig riechende<br />

Kleidung in direkten Kontakt<br />

mit Ihren sensiblen Körperzonen<br />

kommt, oder?<br />

Keine Wertsachen mitbringen<br />

und aufs Budget achten: Wie<br />

beim Einkaufen generell, vermeiden<br />

Sie es, auf Wertsachen und<br />

persönliche Dinge achten zu müssen,<br />

wenn sie mit dem Wühlen beschäftigt<br />

sind. Und weil ukay-ukay<br />

zugegebenermaßen Suchtcharakter<br />

hat, nehmen Sie nur so viel Bargeld<br />

mit, wie Sie brauchen und sich leisten<br />

können. Nein, ukay-ukay-Läden<br />

akzeptieren keine Kreditkarten!<br />

Da anfangen, wo es am billigsten<br />

ist: Die ukay-Märkte unter<br />

freiem Himmel sind natürlich die<br />

billigsten; hier müssen keine hohen<br />

Mieten und keine durch Klimaanlagen<br />

in die Höhe getriebene Stromrechnungen<br />

beglichen werden. Billig<br />

ist aber nicht gleich schlechte<br />

Qualität, also legen Sie hier los.<br />

Sparen Sie sich die ukay-Boutiquen<br />

für den Schluss auf, wenn Sie den<br />

letzten, verzweifelten Versuch unternehmen,<br />

das zu finden, was Sie<br />

suchen.<br />

Achte auf andere wie auf Dich<br />

selbst: Es versteht sich von selbst,<br />

dass die besten Plätze auch die sind,<br />

in denen in der Regel am meisten<br />

los ist, also acht geben, was die<br />

anderen ukay-Anhänger so treiben.<br />

Wir haben mindestens drei Arten<br />

von ukayistas ausgemacht und Sie<br />

könnten zu jedem dieser drei Typen<br />

gehören: die „Schwimmer“,<br />

die „Abgreifer“ und die „Lumpensammler“.<br />

Die Schwimmer sind die<br />

typischen ukayistas; sie arbeiten<br />

sich akribisch durch die Kleiderstapel,<br />

was wie eine Schwimmbewegung<br />

aussieht, und springen jedes<br />

Mal in die Luft, wenn sie etwas<br />

Schönes entdecken, was sie dann<br />

sofort zu den anderen Schnäppchen<br />

auf ihrem persönlichen Stapel legen.<br />

Die Abgreifer dagegen beobachten<br />

dieses Schauspiel und greifen dann<br />

und wann gierig in den Stapel, den<br />

die Schwimmer mühsam aufgehäuft<br />

haben. (Über die Streitereien über<br />

einige „billige“ Artikel, zu denen es<br />

zwischen Schwimmern und Abgreifern<br />

immer wieder kommt, redet niemand<br />

mit stolz geschwellter Brust.)<br />

Schließlich die Lumpensammler:<br />

Das sind die passiven ukayistas, die<br />

darauf warten, dass Sie Dinge beiseite<br />

legen, in der Hoffnung, dass<br />

Sie übersehen haben, wie schön die<br />

doch eigentlich sind.<br />

Unterziehen Sie die Artikel<br />

einem Qualitätscheck: Stimmt,<br />

Sie zahlen weniger für ukay-ukay,<br />

weil es sich um Gebrauchtware<br />

handelt. Aber egal wie billig es auch<br />

ist, für kaputtes Zeug sollten Sie<br />

nichts ausgeben. Daher überprüfen<br />

Sie folgende Dinge, bevor Sie sich<br />

zum Kauf entschließen: Die Farbe<br />

ist nicht verblasst, keine Flecken.<br />

Werfen Sie vor allem einen Blick in<br />

den Bereich der Achselhöhlen und<br />

des Dekolletés, keine losen Fäden<br />

an den Nähten, keine Laufmaschen,<br />

keine sichtbaren Risse oder Löcher,<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 41


Reise<br />

dass sie nach Ihrer Telefonnummer<br />

fragen, um Sie anzurufen oder zu<br />

texten, wenn neue Artikel verfügbar<br />

sind. Wenn Sie charmant genug<br />

sind (wir sind es!), wird ein neues<br />

Bündel sogar an Ort und Stelle für<br />

Sie aufgemacht.<br />

Hinten wartet schon die „neue“ ukay-Ware aus der ersten Welt. Findige ukay-Gänger sind<br />

zugegen, wenn sich die ausgehängte Ware dem Ende neigt und neue Pakete geöffnet werden<br />

Reiseangebote<br />

Phillippinen<br />

Cebu & Chocolate Hills<br />

8-tägige Rundreise. Höhepunkte: Cebu,<br />

Bohol, berühmten Chocolate Hills. Engl.-<br />

spr RL, Ü/F ab 1.063 € p.P. im DZ, inkl.<br />

Transfers. SunTrips, Tel. +49 (0)30-887117-0,<br />

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Luzon – Bohol – Cebu<br />

15-tägige Rundreise. Höhepunkte: Manila,<br />

Banaue, Clark, Pinatubo, Bohol, Cebu.<br />

Dt.-spr. RL, Ü/F ab 3.490 € p.P. im DZ,<br />

inkl. Flug und Transfers. Ikarus Tours,<br />

Tel. +49 (0)6174-2902-21, www.ikarus.com<br />

Tropenparadies 7.107 Inseln<br />

17-tägige Sonderreise. Höhepunkte:<br />

Taipeh, Manila, Banaue, Sagada, Bontoc,<br />

Palawan, Bohol, Chocolate Hills, Cebu,<br />

Sumilon Island, Taipeh. Dt.-spr. RL, Ü/F/M<br />

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Transfers. Reisefieber, Tel. +49 (0)6021-<br />

3065-21, www.reisefieber.net<br />

es fehlt kein Knopf, der Reißverschluss<br />

funktioniert, es passt wie<br />

angegossen.<br />

Schamlos um Nachlass (tawad)<br />

bitten: Schnäppchen heißt nicht<br />

nur gute Qualität, sondern auch<br />

so billig wie möglich. (Daher wird<br />

meist auch der Preis genannt, zu<br />

dem man das gute Stück erwerben<br />

konnte. Je billiger, desto mehr<br />

Bewunderung können Sie einheimsen.)<br />

Haben Sie sich entschlossen,<br />

etwas zu kaufen, bezahlen Sie nicht<br />

gleich, sondern loten Sie aus, ob<br />

die Verkäufer noch mit dem Preis<br />

runtergehen. Bieten Sie die Hälfte<br />

des angegebenen Preises und haben<br />

Sie ein paar Gründe parat, warum<br />

das gute Stück weniger kosten<br />

sollte – etwa den kleinen Riss dort<br />

oder das Fleckchen dort. Je mehr<br />

Sie kaufen, desto größer ist die<br />

Aussicht auf einen Preisnachlass.<br />

Und natürlich auch dann, wenn sie<br />

freundlich fragen.<br />

Bringen Sie in Erfahrung, wann<br />

wieder ein Kleiderbündel geöffnet<br />

wird: Altkleider kommen<br />

in zahllosen Bündeln an, die nicht<br />

alle auf einmal geöffnet werden.<br />

Neue Bündel werden meist erst<br />

aufgeschnürt, wenn die ausgelegte<br />

Ware sich dem Ende neigt. Freunden<br />

Sie sich mit den Händlern<br />

oder deren Mitarbeiterinnen an und<br />

fragen Sie, wann üblicherweise ein<br />

neues Bündel geöffnet wird. Einige<br />

sind sogar so entgegenkommend,<br />

Waschen und Pflege: Ein erfolgreicher<br />

ukay-ukay-Bummel ist noch<br />

nicht beendet, wenn Sie den Markt<br />

beziehungsweise das Geschäft verlassen.<br />

Die erworbenen Schätze<br />

sollten dann noch sorgfältig gewaschen<br />

und gereinigt werden, ohne<br />

dass sie dabei Schaden nehmen. Für<br />

Kleidungsstücke empfehlen wir, sie<br />

mindestens eine Stunde in farbensicherer<br />

Bleiche einzuweichen, um<br />

Flecken, die unbemerkt geblieben<br />

sind, zu entfernen und um die Kleidung<br />

zu desinfizieren. Kochen oder<br />

weichen Sie die Kleidung nicht in<br />

heißem Wasser ein. Lassen Sie die<br />

Wäsche in der Sonne trocknen, das<br />

trägt zusätzlich zur Desinfektion<br />

bei. Und nach dem ersten Mal,<br />

einmal bügeln, bevor sie getragen<br />

werden.<br />

Zu guter Letzt: Ein erfolgreicher<br />

ukay-ukay-Bummel macht nur<br />

halb so viel Spaß, wenn Sie nicht<br />

Ihren besten Kumpel mitnehmen,<br />

die ebenfalls auf ukay-ukay stehen.<br />

Es gibt ein Gefühl von Sicherheit,<br />

wenn Sie in Begleitung von Leuten<br />

sind, deren Modegeschmack Sie<br />

vertrauen und die Ihren Geschmack<br />

kennen. Ein Kumpel ist auch unverzichtbar;<br />

Sie brauchen doch jemanden,<br />

der Ihnen ehrlich sagt, ob<br />

etwas steht oder nicht. Schließlich<br />

macht es auch viel mehr Spaß,<br />

ein Schnäppchen zu finden, wenn<br />

man die Freude teilen kann. Nun<br />

sind Sie gut vorbereitet. Sorgen Sie<br />

dafür, dass Sie Ihre Erwerbungen<br />

mit Stolz tragen. Eine typische Antwort,<br />

wenn Sie ein Kompliment<br />

bekommen: „Ukay-ukay. Singkuwenta<br />

lang!“ Das ist ukay-ukay. Für<br />

nur fünfzig Peso!<br />

Pilgrim Bliss Gayo &<br />

Julie Gayo-Iso<br />

42<br />

www.inasien.de<br />

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finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


DA BIST DU JA!<br />

Meron, 5 Jahre<br />

Viele Kinder wie Meron<br />

suchen Hilfe.<br />

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Zukunft für Kinder!<br />

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Reise<br />

Weinprobe mit Farmer-Mädchen<br />

Statussymbol, Wirtschaftsgut und Genussmittel – Wein ist in Hong Kong vieles. Seit<br />

ausländische Tropfen zollfrei importiert werden können, entdecken immer mehr Genießer das<br />

Kulturgetränk für sich. Ein Streifzug durch die vielseitige Weinlandschaft des Stadtstaats<br />

Unauffällig wirkt die Tür von außen.<br />

Und doch liegt hinter der massiven<br />

Holzpforte in Hong Kongs Stadtteil<br />

Soho ein Erlebnis der besonderen<br />

Art. In der Portrait Winery können<br />

Liebhaber und Interessierte lokal<br />

hergestellte Weine kosten und kaufen.<br />

Und das in einer Atmosphäre,<br />

die eher ans Bordelais als an das<br />

Perflussdelta erinnert.<br />

Die mächtigen Holzfässer sind<br />

beileibe nicht nur zur Dekoration<br />

da. Denn Inhaber Steven Jaray stellt<br />

seine Weine selbst her. Die Produktion<br />

in Hong Kong hat vor allem<br />

wirtschaftliche Gründe. Denn von<br />

den günstigen Zöllen beim Transport<br />

in den Wachstumsmarkt China<br />

profitiert ein Hersteller nur, wenn<br />

mindestens ein Drittel des Endprodukts<br />

im Stadtstaat produziert<br />

wurde. Reines Abfüllen eines in<br />

Frankreich oder Australien hergestellten<br />

Weins in Flaschen reicht<br />

hierfür nicht.<br />

Jarays Produktionsanlagen liegen<br />

im Industrieviertel Tsuen<br />

Wan, nordwestlich von Kowloon.<br />

Auf einer Fläche von 3.716 Quadratmetern<br />

presst, gärt und lagert<br />

er die Weine. Die Trauben lässt<br />

der gebürtige Kanadier aus seinen<br />

Weinbergen in South Oregon einfliegen,<br />

andere stammen aus der<br />

australischen McLaren Vale-Region<br />

und aus dem Waipara Valley in<br />

Neuseeland. Acht bis zwölf Stunden<br />

liegen zwischen Lese und Weiterverarbeitung.<br />

Länger dürfe das auch<br />

nicht dauern, warnt der Weinexperte,<br />

sonst verlöre die Ernte wichtige<br />

Geschmackskomponenten.<br />

Bei der Weinprobe ist Jaray in seinem<br />

Element. Zu jedem der verkosteten<br />

Weine hat er eine Geschichte<br />

zu erzählen. Sein Angebot reicht<br />

von Pinot Noir bis zu Eiswein.<br />

Erstere Sorte verkauft sich jedoch<br />

deutlich besser. „Die chinesische<br />

Regierung erzählt bereits seit Jahren,<br />

dass Rotwein gesund ist“, lacht<br />

Jaray. Die Bevölkerung glaubt das<br />

gerne – und kauft Wein en masse.<br />

Im Jahr 2010 hat jeder Hong<br />

Konger Bürger im Durchschnitt 6,3<br />

Flaschen Wein getrunken! Mehr als<br />

jeder andere Asiat.<br />

„Labels, die Spaß machen“<br />

Ein Tummelplatz für Weinliebhaber<br />

ist Hong Kong erst seit wenigen<br />

Jahren. Seit die Regierung im Jahr<br />

2008 die Importzölle abgeschafft<br />

hat, erreicht ein beachtlicher Teil<br />

des in Asien konsumierten Weins<br />

den Kontinent via Hong Kong. Im-<br />

Bild: Hong Kong Tourism Board<br />

44<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


mer mehr Konsumenten lernen dadurch<br />

gute Tropfen kennen und schätzen.<br />

Eine richtige Weinkultur hat sich<br />

trotzdem noch nicht entwickelt. Die<br />

Etablierung seines Geschäfts vor Ort<br />

war daher nicht einfach, erzählt Jaray.<br />

Unter anderem stieß er auf ein banales<br />

Problem: „Chinesen scheint es schwer<br />

zu fallen, sich Weinnamen zu merken.“<br />

Um dennoch von seinen Kunden erkannt<br />

zu werden, gestaltete der Winzer<br />

seine Flaschen in einer sehr auffälligen<br />

Art und Weise – mit Bildchen von Pinup<br />

girls. Auch in den Namen der Weine<br />

tauchen diese Motive auf. So schmückt<br />

eine Flasche Meritage das Konterfei<br />

einer knapp bekleideten Pilotin: Marke<br />

„Aviator“. Und auf dem Etikett für Rosé<br />

tanzt eine junge Bäuerin mit kurzer<br />

Latzhose: Marke „Farmgirl“.<br />

Mit dieser Art der Präsentation<br />

spricht Steven Jaray das asiatische<br />

Mainstream-Publikum an. Sein Bestreben<br />

ist es nicht, edelsten Wein für<br />

einen erlauchten Kreis zu produzieren,<br />

sondern gute Qualität der wachsenden<br />

Mittelschicht nahe zu bringen. Die bunten<br />

Labels mit den fröhlichen jungen<br />

Damen sollen positive Assoziationen<br />

wecken und Wein als etwas darstellen,<br />

das Spaß macht, erklärt der Winzer.<br />

Dafür sei Hong Kong der perfekte<br />

Nährboden. „Die Leute in dieser Stadt<br />

arbeiten, um zu essen. Sie haben eine<br />

leidenschaftliche Gastronomie-Kultur,<br />

deren Erlebnis durch den richtigen<br />

Wein zum Essen perfektioniert wird.“<br />

Hongkong – Metropole<br />

der Gegensätze<br />

Eine atemberaubende Skyline, weihrauchdurchwehte chinesische<br />

Tempel, brutzelnde Garküchen am Straßenrand und riesige Einkaufszentren<br />

mit High Fashion Labels aus aller Welt – lassen<br />

auch Sie sich von der Megacity in ihren Bann ziehen.<br />

Hongkong<br />

Harbour Plaza Metropolis ||||<br />

Im östlichen Kowloon nahe einer Metro-Station befi ndet sich<br />

das beliebte Hotel der gehobenen Mittelklasse. Es bietet insgesamt<br />

4 Restaurants mit asiatischer und internationaler Küche,<br />

einen Swimmingpool mit bequemen Liegen, einen Spa-Bereich<br />

sowie ein Fitness-Center.<br />

4 Nächte<br />

Pro Person im DZ (Harbour View) ab º 165<br />

Kombinieren Sie dazu z. B.:<br />

Flug ab/bis Deutschland Pro Person ab º 690<br />

DERTOUR GmbH & Co. KG, Emil-von-Behring-Str. 6, 60424 Frankfurt<br />

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Auf den Flaschen des Weinherstellers Portrait Winery tanzen sich<br />

leicht bekleidete Mädchen in die Herzen der lokalen Genießer<br />

01/2013<br />

www.dertour.de


Reise<br />

Steven Jaray ist das freundliche Gesicht der Portrait<br />

Winery (31 Staunton Street, Central). Er brennt aber<br />

nebenbei auch gerne Himbeerwodka<br />

Deutsche Weiße im<br />

Nischenmarkt<br />

Wie beliebt Wein bei der lokalen<br />

Bevölkerung ist, zeigt auch die<br />

Weinmesse, die das Hong Kong<br />

Trade Development Council (HKT-<br />

DC) Anfang November im Convention<br />

and Exhibition Centre zum<br />

fünften Mal veranstaltet hat. Über<br />

950 Aussteller aus 36 Ländern präsentierten<br />

ihre Weine, Weingüter<br />

und zugehörige Angebote an den<br />

vier Tagen der Messe mit insgesamt<br />

20.000 Besuchern!<br />

Auch Dominik Glas, Winzer aus<br />

der Pfalz, war vertreten. Erstmalig<br />

ist er nach Hong Kong gereist, zuvor<br />

war er bereits auf der Vinexpo<br />

in Beijing. Mithilfe eines lokalen<br />

Geschäftspartners verkauft er nun<br />

seit zwei Jahren die Erzeugnisse<br />

seines Familienguts in China. Der<br />

freundliche Pfälzer gewinnt der<br />

Dominanz von Rotweinen in China<br />

einen positiven Aspekt ab, denn<br />

sie lässt viel Raum für ihn und<br />

seine deutschen Winzerkollegen:<br />

„Bei den Roten sind französische<br />

und spanische Herstellungsgebiete<br />

sehr etabliert. Weißweine sind noch<br />

ein Nischenmarkt – mit viel Platz<br />

für deutsche Anbieter.“ Besonders<br />

die fruchtig-süß schmeckende<br />

Riesling-Spätlese mögen Einkäufer<br />

und Besucher gerne, die an seinen<br />

Stand kommen. Auch er sieht die<br />

Weinkultur in Asien noch in den<br />

Kinderschuhen. „Die Konsumenten<br />

hier wollen leicht trinkbaren Wein,<br />

Feinschmecker findet man noch<br />

selten.“ Auch Steven Jaray hat diese<br />

Erfahrung gemacht: „Chinesen<br />

mögen süßen Wein, der leicht bekömmlich<br />

ist. Intellektuelle Weine<br />

finden kaum Abnehmer.“<br />

Millionenschwere Auktionen<br />

Und dennoch ist Wein in Hong<br />

Kong mehr als ein Getränk. Denn<br />

auch als Wertanlage entdecken Asiaten<br />

die roten und weißen Tropfen<br />

aus dem Ausland. Einige Weine<br />

erzielen stolze Preise bei den Auktionen<br />

vor Ort. Versteigerungen von<br />

Sotheby´s und Acker Merrall &<br />

Condit´s setzen mehrere Millionen<br />

US-Dollar um. Ein Wert, der weiter<br />

steigt und wie kein anderer beweist,<br />

dass wohlhabende Chinesen für guten<br />

Wein viel Geld ausgeben.<br />

Um die Anlage in Form von roten<br />

und weißen Edeltropfen möglichst<br />

wertsteigernd zu lagern, bedarf es<br />

gewisser Voraussetzungen. Zum<br />

Beispiel darf Qualitätswein, sogenannter<br />

„Fine Wine“, nur bei Temperaturen<br />

zwischen 11 und 17 Grad<br />

und einer Luftfeuchtigkeit zwischen<br />

55 und 80 Prozent aufbewahrt werden.<br />

Anforderungen, denen die<br />

Crown Wine Cellars entsprechen.<br />

Die unterirdische Bunkeranlage<br />

diente während des zweiten Weltkriegs<br />

als Versteck für die lokale<br />

Bevölkerung. In den späten 1930er<br />

Jahren von den Briten erbaut, war<br />

sie Zentrum des Widerstands im<br />

Battle of Hong Kong. Nach der formalen<br />

Kapitulation Hong Kongs an<br />

die Japaner im Dezember 1941 fiel<br />

auch sie in die Hände der Besatzer.<br />

Heute dienen die in den Berg<br />

gehauenen Bunker der Weinkultur<br />

statt des Krieghandwerks. Seit<br />

2007 führt die Unesco sie als Teil<br />

des Weltkulturerbes. Reichlich unromantisch<br />

lagern die Weine in<br />

Holzregalen, eine Kiste über der<br />

anderen, beschriftet mit den Namen<br />

ihrer Besitzer. Eine Druckschleuse<br />

schützt sie vor Witterungseinflüssen.<br />

Betreten können Besucher die<br />

Gewölbe nur in kleinen Gruppen.<br />

Zu sehr verändert die Anwesenheit<br />

von vielen Menschen Luftfeuchtigkeit<br />

und Temperatur.<br />

„Von den insgesamt 24 Bunkern<br />

nutzen wir acht für die Lagerung“,<br />

erzählt Gregory De’Eb, Geschäftsführer<br />

der Lagerstätte. Weitere<br />

können ausgebaut werden, wenn<br />

Bedarf besteht. Fast 2.000 Kunden<br />

nutzen sie für die Aufbewahrung<br />

ihrer Qualitätsweine. Nicht alle von<br />

ihnen leben auch in Hong Kong. Etwa<br />

ein Viertel von ihnen hat seinen<br />

Wohnsitz im Ausland. Und wieder<br />

einmal sind es die fehlenden Zölle,<br />

die Hong Kong als Lagerstätte für<br />

sie interessant macht. Ohne viel<br />

bürokratischen Aufwand können<br />

die Liebhaber die Kisten mit ihren<br />

Investitionsweinen aus Europa oder<br />

den USA in den Stadtstaat schicken<br />

und dort in De’Ebs vertrauensvolle<br />

Hände geben.<br />

Die Nachfrage nach dieser<br />

Dienstleistung ist groß. „Jeden<br />

Monat erreicht uns ein Container<br />

aus Großbritannien“, berichtet der<br />

Weinfachmann. Mittlerweile lagern<br />

in den unterirdischen Verliesen<br />

200.000 Kisten Wein, insgesamt<br />

1,4 Millionen Flaschen. Für<br />

die Aufbewahrung zahlen De’Ebs<br />

Kunden einen Hong Kong Dollar<br />

pro Flasche pro Monat, etwa zehn<br />

Eurocent. Über ein dem Online-<br />

Banking ähnliches Tool können sie<br />

den Vorrat ihrer Flaschen zu jeder<br />

Zeit einsehen und gegebenenfalls<br />

den Versand veranlassen. „Falls<br />

einmal ein schickes Fest ansteht“,<br />

so De’Eb. Oft kommt das aber nicht<br />

vor. Für einen netten Weinabend<br />

laden die Genießer dann doch lieber<br />

Steven Jarays „Farmgirl“ oder das<br />

„Aviator“-Mädchen zu sich ein.<br />

Katharina Schnurpfeil<br />

46<br />

www.inasien.de<br />

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01/2013


Augenblicke,<br />

die faszinieren<br />

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das multikulturelle Erbe<br />

und erleben Sie<br />

die Harmonie von Ost und West –<br />

Macau ist einzigartig!<br />

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China:<br />

Shanghai *<br />

China:<br />

Hong Kong<br />

Japan /<br />

Korea<br />

Burma<br />

<strong>Thailand</strong>:<br />

Bangkok<br />

<strong>Thailand</strong>:<br />

Chiang Mai<br />

Kambodscha Laos Malaysia /<br />

Singapur<br />

Vietnam:<br />

Nha Trang<br />

(1) (1) (1)<br />

(1)<br />

(1)<br />

(1)<br />

(1)<br />

Ihr Reisekalender 2013<br />

Dezember November Oktober September August Juli Juni Mai April<br />

März Februar Januar<br />

(2)<br />

(2) (2) (2)<br />

(2) (2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5) (5) (4) (5) (5) (5) (5) (5)<br />

(6) (6)<br />

(7)<br />

(7)<br />

(7)<br />

(7)<br />

(8)<br />

(9) (9)<br />

(10) (10)<br />

(11) (11)<br />

(11) (11) (11)<br />

48<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Indien:<br />

Kerala<br />

Indien:<br />

Rajasthan<br />

Indien:<br />

Varanasi<br />

Malediven<br />

Sri Lanka: Sri Lanka:<br />

Westküste Ostküste<br />

Nepal Mongolei Philippinen Indonesien:<br />

Java<br />

Taiwan<br />

(1) (1) (1)<br />

(2) (2) (2) (2)<br />

Extra-Service<br />

Eine Asienreise zur hiesigen Winterzeit ist durchaus<br />

verlockend angesichts der Temperaturunterschiede.<br />

Vor einer Buchung sollte man sich<br />

jedoch unbedingt über unerträgliche Hitzeperioden,<br />

mögliche Taifune, Hauptreisezeiten<br />

und die verschiedenen Feiertage informieren.<br />

Es wäre sicherlich ärgerlich, während des chinesischen<br />

Neujahrs nach China oder während<br />

des Ramadans nach Indonesien zu reisen, wenn<br />

alle Einheimischen unterwegs und viele Hotels<br />

überfüllt bzw. die Geschäfte geschlossen sind.<br />

Mit Hilfe der unten stehenden Legende gibt Ihnen<br />

der inAsien-Reisekalender einen schnellen<br />

und guten Überblick zu Wetterlagen, Feiertagen<br />

und idealen Reisezeiten. Einen schönen Urlaub<br />

wünscht Ihnen inAsien!<br />

(3) (3)<br />

* Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die<br />

Klimaangaben auf die Hauptstadt.<br />

(5) (5) (5) (5)<br />

L e g e n d e<br />

Regenzeit<br />

> 100 mm<br />

Niederschlag/Monat<br />

Trockenzeit<br />

< 20 mm<br />

Niederschlag/Monat<br />

Taifun-Saison<br />

Kalte Jahreszeit<br />

< 15°C<br />

Monatsschnitt<br />

Heiße Jahreszeit<br />

> 28°C<br />

Monatsschnitt<br />

Hauptsaison<br />

Ideale<br />

Reisezeit<br />

Vorsicht!<br />

Lokale Feste<br />

(7) (7) (7) (7) (7)<br />

(7) (7) (7) (7) (7)<br />

(7) (7) (7) (7) (7)<br />

(7) (7) (7) (7) (7)<br />

(1) Neujahr: 01.01.2013<br />

(2) Chinesisches Neujahrsfest: 11.-13.02.2013<br />

(3) Ostern: 29.03.-01.04.2013<br />

(4) Golden Week (Japan): 29.04.-05.05.2013<br />

(5) Tag der Arbeit: 01.05.2013<br />

(6) Drachenbootfest (China): 13.06.2013<br />

(7) Ramadan: 09.07.-07.08.2013<br />

(8) Obon Week (Japan): 13.-15.08.2013*<br />

(9) Mondfest (China): 19.09.2013<br />

(10) Nationalfeiertage (China): 01.-03.10.2013<br />

(11) Weihnachten: 25.-26.12.2013<br />

* Obwohl die Obon-Tage in Japan keine offiziellen Feiertage<br />

sind, schließen viele Unternehmen für eine ganze Woche,<br />

viele Angestellte nehmen in dieser Zeit Urlaub.<br />

(11) (11) (11) (11) (11)<br />

01/2013


Reise<br />

Dank der Werbeaktion eines Mobiltelefon-Anbieters in Phnom Penh treffen an der Riverside vor<br />

dem Königspalast der Weihnachtsmann und buddhistische Mönche aufeinander<br />

Kunstschnee in Kambodscha<br />

Es gibt Momente, da traue ich meinen eigenen Augen nicht: Weihnachtsmänner! Riesige,<br />

aufblasbare Weihnachtsmänner! Dazu Tannenbäume aus Ballonseide. Und vor der Zentrale<br />

eines Telefonanbieters hängen die Straßen voller Lametta und Silbersterne. In den USA<br />

oder Europa würde mich die Glitzerwelt nicht überraschen. Aber in Phnom Penh? In der<br />

Hauptstadt eines Landes, in dem der Bevölkerungsanteil der Buddhisten so hoch ist wie die<br />

Luftfeuchtigkeit, nämlich über 90 Prozent<br />

V<br />

or zwei Jahren erlebte ich mein<br />

erstes Weihnachtsfest in Kambodscha.<br />

Damals beschränkte sich<br />

der Adventsschmuck auf ein paar<br />

Luxushotels, die ihre westlichen<br />

Gäste in „Oh du fröhliche“-Festtagsstimmung<br />

bringen wollten. Ein<br />

Hotelmanager erzählte mir, dass<br />

er den Schmuck extra aus Touristenzentren<br />

in <strong>Thailand</strong> heranschaffen<br />

musste, weil Kunstschnee,<br />

Weihnachtsmänner und blinkende<br />

Tannenbäume nirgendwo in Kambodscha<br />

erhältlich waren.<br />

Inzwischen ist diese Marktlücke<br />

augenscheinlich erkannt und geschlossen<br />

worden. Jetzt funkelt es<br />

in Phnom Penh, Siem Reap und<br />

Sihanoukville an den unpassendsten<br />

Orten. Allein in der Hauptstadt<br />

eröffneten findige Geschäftsleute<br />

Anfang Dezember mindestens ein<br />

Dutzend Christmas Shops und hoffen<br />

auf ein geschäftliches Weih-<br />

50<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Raffles oder La Residence in der<br />

Nähe von Angkor sind komplett<br />

ausgebucht”, sagt mein Bekannter<br />

Sven Zika, Geschäftsführer der<br />

Schweizer Agentur Lolei Travel in<br />

Siem Reap.<br />

Weil die Nachfrage zu Weihnachten<br />

viel größer ist als das Angebot,<br />

setzen Fünf-Sterne-Hotels wie das<br />

La Residence ihre regulären Preise<br />

außer Kraft. Gäste müssen drei<br />

Nächte sowie das obligatorische<br />

Weihnachtsbuffet am 24. Dezemnachtswunder.<br />

Süßer die Kassen<br />

nie klingeln. Kellnerinnen in den<br />

Touristenrestaurants tragen plötzlich<br />

rot-weiße Santa-Claus-Mützen,<br />

und auch die Kassiererinnen in den<br />

Supermarktketten Lucky und Smile<br />

wurden zu diesem Kopfschmuck<br />

verdonnert. Im Schnellrestaurant<br />

Pizza Company stülpen sich die<br />

Angestellten Rentiergeweihe aus<br />

Plüsch auf.<br />

Im meinem selbsternannten „Königreich<br />

der Wunder” wundert<br />

mich gar nichts mehr. Innerhalb<br />

weniger Jahre hat sich Kambodscha<br />

vom „Bürgerkriegsland“, vom „Armenhaus<br />

Südostasiens”, vom „gefährlichsten<br />

Reiseziel der Welt” zu<br />

einer boomenden Tourismus- und<br />

Wirtschaftsnation entwickelt, in die<br />

Chinesen, Koreaner und Japaner<br />

investieren und in der die Medien<br />

einen westlichen Lebensstil aus Luxus<br />

und Popkultur vorbeten.<br />

Nach 30 Jahren Diktatur, Hunger,<br />

Leid und Bürgerkrieg und in einem<br />

Staatssystem, in dem sich die korrupte<br />

Riege um Ministerpräsident<br />

Hun Sen auch jenseits von Weihnachten<br />

beschenken lässt, will die<br />

junge Generation wieder Spaß erleben<br />

– sofern ihre Eltern der reichen<br />

Oberschicht oder der wachsenden<br />

Mittelschicht angehören und sich<br />

das leisten können.<br />

Mein guter Freund Sarin, einst<br />

Metallarbeiter in der DDR, jetzt<br />

Polizist mit Nebenjob als Tuktuk-<br />

Fahrer in Phnom Penh, sieht die<br />

Weihnachtsflut in Kambodscha<br />

skeptisch: „Die jungen Leute hinterfragen<br />

nicht die christliche Tradition<br />

des Festes, sondern nehmen<br />

es zum Anlass für Partys, Essen<br />

und Geschenke.”<br />

Weihnachtsbuffet<br />

obligatorisch<br />

Meiner eigenen, durch und durch<br />

buddhistischen Wahlverwandtschaft<br />

muss ich an Heiligabend<br />

auch nicht mit Bibel und Gottesdienst<br />

kommen. Doch in diesem<br />

Jahr setze ich in Kambodscha auf<br />

herrlich altmodische Weihnachten,<br />

Die 2 Millionen Einwohner zählende Stadt Phnom Penh im Dezember 2012, fotografiert vom<br />

Dach des im Bau befindlichen Vatannac Capitol Towers<br />

wie ich sie aus meiner eigenen<br />

Kindheit am Niederrhein kenne.<br />

Gilt es doch, das erste Wiegenfest<br />

mit unserem Sohn Tim Sovann<br />

zu feiern, der am 2. Juli in Phnom<br />

Penh zur Welt kam. Eine kleine<br />

Tanne habe ich extra aus Deutschland<br />

importieren lassen, weil ich<br />

in unserer Wohnung, die direkt an<br />

das buddhistische Kloster Wat Ounalom<br />

grenzt, keinen aufblasbaren<br />

Baum dulde. Eine digitale Kopie<br />

der verkratzten Peter-Alexander-<br />

Weihnachts-Schallplatte meiner<br />

Eltern fehlt aber noch.<br />

Weihnachts-Chic für 2 Dollar<br />

Tim Sovanns Halbschwester<br />

Amuy, aus erster Ehe meiner<br />

Freundin May, freut sich indes auf<br />

deutschen Lebkuchen und trägt seit<br />

Anfang Dezember am liebsten rotweiße<br />

Kleider. Nicht aus religiöskultureller<br />

Überzeugung, sondern<br />

weil das fast alle Kinder in Phnom<br />

Penh so tun. Auf den vielen lokalen<br />

Märkten kostet der Weihnachts-<br />

Chic, genäht in China, nur zwei<br />

Dollar.<br />

Deutlich teurer sind die Zimmer<br />

und edlen Buffets in den Luxushotels.<br />

Im Dezember ist Hochsaison,<br />

Touristen nutzen ihre Ferien und das<br />

angenehme Klima der Trockenzeit<br />

für einen Urlaub in Kambodscha.<br />

„Luxushotels wie das Amansara,<br />

Weihnachtskostüme erfreuen sich auch bei den<br />

Kindern in Phnom Penh großer Beliebtheit<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 51


Reise<br />

Reiseangebote<br />

Kambodscha<br />

Kambodscha –<br />

Phnom Penh & Angkor<br />

5-tägige Rundreise. Höhepunkte: Phnom<br />

Penh, Siem Reap, Angkor Wat, Kampong<br />

Kleang. Dt.-spr oder Engl.-spr. RL, Ü/F ab<br />

380 € p.P. im DZ, inkl. Transfers. a&e<br />

erlebnis:reisen, Tel. +49 (0)40-2714347-28,<br />

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So viele Epochen,<br />

so viele Eindrücke<br />

7-tägige Rundreise. Höhepunkte: Phnom<br />

Penh, Kampong Cham, Kampong Thom,<br />

Siem Reap, Angkor Wat. Dt.-spr. RL, Ü/VP<br />

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Lotus Travel, Tel. +49 (0)89-20208990,<br />

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Große Kambodscha Rundreise<br />

7-tägige Rundreise. Höhepunkte: Phnom<br />

Penh, Kampong Cham, Kampong Thom,<br />

Siem Reap, Angkor Wat. Dt.-spr. RL, Ü/F<br />

ab 602 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />

ID Reisewelt, Tel. +49 (0)3491-407373,<br />

www.id-reisewelt.de<br />

Ein Buchhändler am Monivong Boulevard in Phnom Penh lässt seine<br />

Mitarbeiterinnen fleißig für das Weihnachtsgeschäft dekorieren<br />

ber buchen und dafür mindestens<br />

880 Dollar pro Person zahlen.<br />

Das Victoria Angkor Resort, unter<br />

Leitung des deutschen Direktors<br />

Hanno Stamm, erhöht die Zimmerpreise<br />

pauschal um 30 Dollar<br />

und verlangt circa 90 Dollar für ein<br />

obligatorisches Weihnachtsbuffet<br />

am Pool.<br />

Das ehrwürdige Raffles Grand<br />

Hotel d’Angkor aus dem Jahr 1932<br />

setzt ebenfalls auf ein 90 Dollar<br />

teures Weihnachtsbuffet am Pool,<br />

während das drei Jahre ältere Raffles<br />

Le Royal in Phnom Penh für 105<br />

Dollar ein Fünf-Gänge-Menu inmitten<br />

eines “typisch europäischen<br />

Weihnachtsmarktes” bietet.<br />

Von den Roten Khmer<br />

verschont<br />

Die Gemeinde der westlichen Ausländer<br />

in Phnom Penh bringt sich in<br />

der Adventszeit traditionell selbst<br />

in Festtagsstimmung. Das Expat-<br />

Kino The Flicks setzt auf bewährte<br />

Weihnachtsklassiker wie „Das<br />

Wunder von Manhattan” und „Stirb<br />

langsam”. Die internationale Frauengruppe<br />

lud am 9. Dezember zu<br />

einem Weihnachtsmarkt ein. Dafür<br />

wurden im Hotel Intercontinental<br />

70 Verkaufsstände aufgebaut, auch<br />

Santa Claus saß für die Kinder<br />

bereit.<br />

Mit der Harley Davidson fährt<br />

der dicke Mann in Rot-Weiß in<br />

der Riverhouse Lounge vor, die im<br />

Umfeld von Phnom Penhs Hostessen-Bars<br />

liegt. Die Werbezettel<br />

für die dortigen Partynächte locken<br />

mit „Sexy Santa Dancers” und versprechen<br />

den Besuchern 100 Dollar<br />

Preisgeld für das aufregendste und<br />

knappste Kostüm. Die Bar Pontoon<br />

verspricht derweil weiße Weihnachten<br />

und will am 24. Dezember ihre<br />

eigene Schneemaschine in Gang<br />

setzen.<br />

In allen Clubs, Bars und Restaurants<br />

entlang der vielbesuchten<br />

Riverside in Phnom Penh läuft der<br />

Betrieb über Weihnachten ganz<br />

normal weiter. Die Speisekarten<br />

sind um Truthahngerichte aller Art<br />

ergänzt, die dann von buddhistischen<br />

Angestellten serviert werden.<br />

Angesichts der kleinen Gruppe von<br />

Christen im Land ist die Auswahl<br />

der Kirchen und Gottesdienste sehr<br />

gering.<br />

An Heiligabend treffen sich westliche<br />

Ausländer sowie einige Vietnamesen,<br />

Koreaner und Philipinos<br />

52 www.inasien.de<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

zu englischsprachigen Gottesdiensten<br />

in Gemeindezentren oder in der<br />

Sankt Joseph-Kirche, die in den<br />

1970er-Jahren als eine der wenigen<br />

die Säuberungsaktionen der Roten<br />

Khmer überstanden hat. Die 60 Meter<br />

hohe katholische Kathedrale aus<br />

den 1950er-Jahren wurde während<br />

der Gewaltherrschaft des Diktators<br />

Pol Pot durch Zwangsarbeiter abgerissen,<br />

so wie auch buddhistische<br />

Klöster zerstört wurden.<br />

Per Moped zu den Schäfchen<br />

Heute sind nur circa 22.000 Kambodschaner<br />

Christen, zwei Drittel<br />

davon vietnamesischer Herkunft.<br />

Der deutsche Maristenbruder Bernhard<br />

Tremmel will im Auftrag der<br />

katholischen Kirche dafür sorgen,<br />

dass es wieder mehr werden. Aktuell<br />

baut der gebürtige Reinpfälzer,<br />

der als Sozialpädagoge in Bayern,<br />

Irland und Simbabwe arbeitete, in<br />

Kambodschas nordöstlicher Hochlandprovinz<br />

Mondulkiri eine Pfarrgemeinde<br />

auf.<br />

Der 64-Jährige mit dem weißgrauen<br />

Bart besucht die Bergvölker<br />

der Phnong, allesamt Anhänger des<br />

Animismus und Geisterglaubens,<br />

<strong>InAsien</strong>_Kamboscha2012_<strong>InAsien</strong> - Indien 29.11.2012 15:27 Seite 1<br />

nicht mit dem Rentierschlitten, sondern<br />

mit einer Motocross-Maschine.<br />

„Mein Ziel ist es aber nicht, die<br />

Leute zu bekehren”, sagt Bernhard<br />

Tremmel und distanziert sich von<br />

evangelikalen Sekten, die ihre Mitglieder<br />

durch einen Sack Reis erkaufen.<br />

„Wo immer die katholische<br />

Kirche eine Niederlassung hat,<br />

leistet sie soziale Arbeit und wird<br />

deshalb von den Kambodschanern<br />

hoch angesehen.”<br />

Zuvor hat Tremmel drei Jahre<br />

lang in Pailin gearbeitet, wohin<br />

viele ehemalige Rote-Khmer-Soldaten<br />

geflohen sind. In der Provinz,<br />

die an <strong>Thailand</strong> grenzt und deren<br />

Gouverneur ein Ex-Leibwächter<br />

von Pol Pot ist, entstand ein Pfarrzentrum<br />

mit Kirche, Sportplätzen,<br />

Gemüsebeeten und Obstgärten.<br />

Das Pfarrhaus wurde mit Spenden<br />

aus Spanien finanziert, die Kirche<br />

entstand mit Spenden südkoreanischer<br />

Katholiken und sieht aus<br />

wie ein buddhistischer Tempel. Die<br />

Architektur und Baumaterialien<br />

wurden kambodschanischen Traditionen<br />

angepasst.<br />

„Unsere Gemeinde führt in diesem<br />

Jahr ein Krippenspiel auf und<br />

Unser Autor<br />

Michael Scholten (41) bereist Kambodscha<br />

seit 2003 und lebt in Phnom Penh<br />

seit 2010 (www.michaelscholten.com). Ab<br />

Januar 2013 leitet der gebürtige Niederrheiner<br />

die Redaktion der KAZ, Kambodschas<br />

erster deutschsprachiger Zeitung.<br />

Die Wohnung seiner Patchwork-Familie<br />

ist nur zwei Gehminuten<br />

vom Königspalast, vom<br />

Nationalmuseum und<br />

von der Riverside entfernt.<br />

feiert sehr laute, bunte und fröhliche<br />

Weihnachten”, sagt Bernhard<br />

Tremmel. Über mangelnden Zuspruch<br />

kann sich die Kirche seit<br />

ihrer Eröffnung im Jahr 2010 nicht<br />

beklagen. „Obwohl es in Pailin<br />

kaum Christen gibt, ist das Haus<br />

bei jedem Gottesdienst voll”, sagt<br />

Bernhard Tremmel. „Dann kommen<br />

bis zu 300 Besucher mit einem<br />

Durchschnittsalter von unter 20<br />

Jahren. Davon können die Kirchen<br />

in Deutschland nur träumen!“<br />

REISE KNOW-HOW<br />

Entdecken und erleben Sie die Vielfalt Kambodschas<br />

Komplett<br />

neues<br />

Layout<br />

01/2013<br />

Kambodscha<br />

9. Auflage 2013<br />

528 Seiten<br />

KulturSchock<br />

Kambodscha<br />

264 Seiten<br />

CityTrip Angkor<br />

und Siem Reap<br />

5. Auflage 2012<br />

144 Seiten<br />

www.inasien.de 53<br />

www.reise-know-how.de


Reise<br />

König Bhumibol und der Jazz in Bangkok<br />

Hupende Autos, knatternde Tuk-Tuks und brüllende Händler – Bangkok ist vor allem<br />

eins: laut. Wenn sich jedoch der Tag neigt, erklingen in den angesagten Jazzclubs der<br />

Millionenmetropole eher leise Töne, zu denen schon König Bhumibol wippte<br />

Vor dem Eingang des „Brown Sugar“<br />

sitzen Pärchen und löffeln Hühnersuppe,<br />

daneben chillen Jungs bei<br />

Jägermeister und Singha-Bier. An<br />

der Bar wippt eine ältere Frau im<br />

Takt, sie klatscht mit den Händen<br />

auf die Schenkel, als wolle sie<br />

gleich auf die Bühne springen. Und<br />

tatsächlich: Die alte Dame schickt<br />

sich an, das nächste Lied zu singen.<br />

Federnden Schrittes schreitet<br />

sie zur Bühne, hinter der ein Bild<br />

von Louis Armstrong prangt. Der<br />

Schriftzug „Brown Sugar“ leuchtet<br />

in roten Lettern, an der Decke sorgt<br />

ein Ventilator für Frischluftzufuhr.<br />

Die grazile Thai rückt ihren weiß<br />

gescheckten Schal zurecht, tuschelt<br />

mit dem Piano-Mann und hebt bedeutungsvoll<br />

den Zeigefinger. Es<br />

kann losgehen. Der Bass brummt,<br />

54<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

das Saxophon ertönt, die Sängerin<br />

haucht ins Mikrofon – Jazz in<br />

Bangkok.<br />

Was nur wenige wissen<br />

Es war König Bhumibol, der den<br />

amerikanischen Musikstil in <strong>Thailand</strong><br />

etablierte. Während seiner<br />

Schulzeit in der Schweiz lernte<br />

der Monarch das Saxophonspielen.<br />

Und als er 1946 den Thron bestieg,<br />

gründete er eine Jazz-Band, mit der<br />

er jeden Freitag live im Rundfunk<br />

auftrat. Irgendwann gefiel ihm die<br />

Musik im Radio nicht mehr, und<br />

Bhumibol schrieb selbst Stücke.<br />

Seine Kompositionen fanden international<br />

Beachtung. Selbst Jazz-<br />

Legende David Goodman jammte<br />

einst im Königspalast mit seiner<br />

Majestät. Der „King of Swing“,<br />

wie die Washington Post Bhumibol<br />

nannte, verschaffte dem Jazz in<br />

<strong>Thailand</strong> den Durchbruch.<br />

Die erste Einrichtung, die „Bamboo-Bar“,<br />

entstand im altehrwürdigen<br />

Oriental Hotel, in dem<br />

schon David Bowie und andere<br />

Stars nächtigten. 1985 wurde dann<br />

das „Brown Sugar“ eröffnet, was<br />

die Besitzer mit dem Label „since<br />

1985“ heute stolz betonen. Auch<br />

hier gab sich die Prominenz die Ehre:<br />

Rolling Stones-Boss Mick Jagger<br />

soll die Bar besucht und sogar<br />

gesungen haben. Ob das wirklich<br />

stimmt? „Weiß ich nicht, das kann<br />

schon sein“, sagt die Bardame mit<br />

einer gewissen Gleichgültigkeit, die<br />

ausdrücken soll: Auch ohne den alten<br />

Magier verströmt die Bar einen<br />

unvergleichlichen Zauber. Die Frau<br />

mit der goldenen Armbanduhr und<br />

dem legeren T-Shirt lächelt, ehe sie<br />

weiter emsig Cocktails mixt. Die<br />

Gäste haben Durst, und die Bar<br />

füllt sich. Das Publikum ist bunt<br />

gemischt. Vom Geschäftsmann bis<br />

zum Backpacker trifft man hier jeden.<br />

„Brown Sugar“ ist Kult.<br />

Das US-amerikanische Magazin<br />

Newsweek adelte das Etablissement<br />

zu „einer der besten Bars der Welt.“<br />

Auch der renommierte Reiseführer<br />

Lonely Planet berichtete schon<br />

über das „Brown Sugar“. Trotz der<br />

Medienpräsenz und dem kommerziellen<br />

Erfolg sind die Betreiber ihrem<br />

Konzept treu geblieben. Nicht<br />

das Mondäne oder Edle macht den<br />

Charme der Einrichtung aus, sondern<br />

ihre Originalität. Verschiedene<br />

Stilrichtungen verschwimmen zu<br />

einem einzigartigen Ambiente. An<br />

den sandig verschlemmten Wänden<br />

hängen expressionistische Bilder,<br />

in der Vitrine stehen antike Vasen,<br />

und die einfachen Holztische<br />

werden von Fragmenten einer Ziegelsteinmauer<br />

umschlossen. „The<br />

voice of contemporary place“, so<br />

lautet das Motto der Bar. Hier atmet<br />

der Zeitgeist. Und der Jazz verleiht<br />

ihm seine Stimme.<br />

Kurz vor Mitternacht<br />

Eine attraktive Thai singt Swing<br />

und Bebop. Die junge Frau mit dem<br />

kurzen Jeansrock jammt lässig vor<br />

den Bongo-Trommeln, schwingt<br />

lasziv die Hüfte und bewegt wellenförmig<br />

ihren Oberkörper. Die Erotik<br />

steckt offenbar an. Eine rothaarige<br />

junge Frau bandelt an der Bar<br />

mit einem Thai mit Bubi-Gesicht<br />

an. Immer wieder legt sie ihre Hand<br />

auf sein Bein und flüstert ihm etwas<br />

ins Ohr. Der junge Mann wirkt etwas<br />

schüchtern, die Frau macht ihm<br />

Avancen. Die Stimmung steigt. Der<br />

Kontrabass ist einem E-Bass gewichen,<br />

sonore Töne wummern aus<br />

den Boxen. Der rundliche Bassist,<br />

gekleidet in kariertem Hemd und<br />

gelben Schuhen, transportiert das<br />

Instrument nach draußen und verstaut<br />

es in einem Nebenraum. „Jazz<br />

ist eine Lebensart“, sagt der Mann<br />

namens Phet, und fügt lakonisch<br />

hinzu: „I just love it!“<br />

Den Gästen geht es genauso. Angeregt<br />

unterhalten sie sich an ihren<br />

Tischen und schäkern mit den<br />

Nachbarn. Auch das Pärchen an der<br />

Bar kommt sich näher. Inzwischen<br />

sind die beiden eng verschlungen.<br />

Für sie wird die Nacht noch weitergehen.<br />

<br />

Die Bar „Brown Sugar“<br />

liegt zentral an der Sarasin Road. Am<br />

besten an der Skytrain-Haltestelle Ratchadamri<br />

Road aussteigen (www.brownsugarbangkok.com).<br />

Für thailändische Verhältnisse<br />

sind die Getränkepreise teuer:<br />

Ein Bier (0,25 l) kostet umgerechnet vier,<br />

ein Cocktail fünf Euro. Im Vergleich: Auf<br />

dem Nachtmarkt Patpong ist ein Glas Bier<br />

für umgerechnet 1,50 Euro zu haben.<br />

Unser Tipp: Das jährlich im Oktober<br />

stattfindende „Bangkok City of Jazz”-Festival<br />

im Art and Culture Centre mit einem<br />

umfangreichen Jazz-Programm.<br />

Text und Bilder:<br />

Adrian Lobe<br />

Die Bar „Brown Sugar“ ist Kult. Hier schlürfen Backpacker neben<br />

Geschäftsmännern ihre Cocktails. Und mit jeder Stunde steigt die Stimmung<br />

01/2013<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

www.inasien.de 55


Reise<br />

Frisch aus dem Teich auf den Tisch: Wasserlilien sind eine<br />

vielseitig verwendbare <strong>kulinarisch</strong>e Spezialität (im Bild:<br />

Ernte beim „Organic Agriculture Project“ in Sukhothai)<br />

Zentral-<strong>Thailand</strong><br />

Lotusnüsse, Reisgras-Tee und<br />

fliegender Spinat<br />

Nachtmarkt in <strong>Thailand</strong> – für viele gleichbedeutend mit gefälschten Rolex-Uhren, Gucci-<br />

Handtaschen und nachgemachten Edelparfüms. Dazu Horden von Flip Flop beschuhten<br />

Touristen, die über den Preis von bedruckten T-Shirts feilschen. Wo aber kaufen Einheimische<br />

ihre <strong>kulinarisch</strong>e Leckereien ein, mit denen alle Sinnesorgane „<strong>Thailand</strong>“ schmecken können?<br />

Ein <strong>kulinarisch</strong>er Streifzug von Phitsanulok nach Sukhothai<br />

56<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


E<br />

Ein Thailänder verlangt vom Nachtmarkt<br />

seiner Stadt vor allem zwei<br />

Dinge: gute und günstige Textilien<br />

für die ganze Familie und gutes und<br />

günstiges Essen. Einen Nachtmarkt<br />

dieser Art hat die Provinzstadt<br />

Phitsanulok in Zentral-<strong>Thailand</strong> zu<br />

bieten. Dort wird Letzteres gleich<br />

in verschiedenen Variationen und<br />

an verschiedenen Örtlichkeiten geboten,<br />

insbesondere auf dem Nachtmarkt<br />

am Ufer des Nan und auf<br />

dem Nachtmarkt in der Nähe des<br />

Bahnhofs. Dort ist abends vor allem<br />

köstliches Obst und Gemüse zu<br />

kriegen, darunter Mangostan, Jackfrucht,<br />

Durian und Rambutan.<br />

Durian & Schusswaffen<br />

verboten<br />

Wie bitte, Rambutan? Lilafarbene<br />

Kugeln mit borstenfarbigen Haaren,<br />

unter der Schale milchig-weiß und<br />

in der Mitte ein Kern. Die haarige<br />

Rambutan ist mit der borstenlosen<br />

Litschi verwandt und wächst an<br />

drei bis fünf Meter hohen Bäumen.<br />

Recht saftig, erinnert sie geschmacklich<br />

an Litschi, ist aber<br />

einen Tick säuerlicher.<br />

Zwei Stände weiter sind Durian<br />

im Angebot. Grünliche, fast<br />

fußballgroße und recht stachelige<br />

Früchte, die einem besser nicht auf<br />

den Kopf fallen sollten. Die „Königin<br />

der Früchte“ ist auf Grund ihres<br />

intensiven Geruchs (daher auch<br />

ihr Name „Stinkfrucht“) allerdings<br />

nicht überall beliebt. Etwa bei thailändischen<br />

Hoteliers, denen sie im<br />

Hotelzimmer ähnlich willkommen<br />

ist wie eine Packung verdorbene<br />

Milch, die, über das Bett geschüttet,<br />

drei Tage lang einzieht. Meist ist<br />

Durian auf dem Zimmer sogar<br />

streng verboten. Warnschilder am<br />

Eingang weisen darauf hin - nebst<br />

häufigem Hinweis, dass Gleiches<br />

auch für Schusswaffen gilt. Dabei<br />

sind Durian durchaus lecker. Im<br />

Geschmack an süßlichen Vanillepudding<br />

erinnernd, besitzen sie die<br />

Konsistenz eines Käsekuchens.<br />

Ein Stück weiter scheinen tatsächlich<br />

Kartoffeln angeboten zu<br />

werden. Doch halt, seit wann büschelweise<br />

und wie Weintrauben<br />

am Stil? Und seit wann sind sie<br />

mit bloßen Fingern zu schälen und<br />

innen nicht fest, sondern geleeartig?<br />

Die vermeintlichen Kartoffeln<br />

entpuppen sich als Longkong, süßsauer<br />

schmeckende Beerenfrüchte,<br />

die direkt von der Ladefläche eines<br />

Pickups aus verkauft werden.<br />

Nur wenige Meter entfernt wirbt<br />

ein Imbiss in weißer Schrift auf<br />

grünem Grund mit „Favorit Deep<br />

Fried Insects“. In einem anderen<br />

Restaurant, welches sich auf Krabbeltiere<br />

verschiedenster Art spezialisiert<br />

hat, gibt es zur Auswahl<br />

Heuschrecken, Wasserkäfer, Maden,<br />

Sumpfgrillen, Seidenraupen,<br />

Bambuswürmer, Frösche und Hühnermägen.<br />

„Am beliebtesten sind<br />

die Bambuswürmer“, berichtet die<br />

25-jährige Verkäuferin Tak. „Wer<br />

einmal Bambuswürmer gegessen<br />

hat, der will sie immer wieder“,<br />

versichert sie. Wer geschmacklich<br />

dennoch aus der Reihe schlägt, hat<br />

bei Tak neun weitere Insektenarten<br />

zur Auswahl. Ihrer Angabe nach<br />

würden die meisten davon in der<br />

Natur eingefangen und nur wenige<br />

gezüchtet werden. Tak hat mit ihrem<br />

Insektenrestaurant alle Hände<br />

voll zu tun. Die Arbeit beginnt<br />

lange vor dem abendlichen Aufbau<br />

des Standes. Jeden Tag werden die<br />

Tiere lebendig angeliefert, anschließend<br />

gesäubert, aussortiert und eingefroren.<br />

Erst dann werden sie im<br />

Fett frittiert. An ihrem Stand in der<br />

Innenstadt von Phitsanulok werden<br />

sie häufig gleich als Snack gegessen.<br />

Wer nachwürzen will, für den<br />

stehen Pfeffer und Sojasoße bereit.<br />

„Einige meiner Kunden reisen aus<br />

anderen Provinzen an, um bei mir<br />

einzukaufen“, berichtet Tak. Das<br />

von ihren Eltern gegründete Restaurant<br />

hat einen hervorragenden<br />

Ruf. Zuweilen mischt sich auch der<br />

eine oder andere mutige Ausländer<br />

in die Warteschlange vor Taks<br />

Stand. „Schmeckt ein bisschen wie<br />

eine Erdnuss, die man zu lange im<br />

Mund gehabt hat“, berichtet ein<br />

Deutscher, der gerade eine frittierte<br />

Grille verzehrt.<br />

Von fliegendem Spinat<br />

Wer es lieber vegetarisch mag, für<br />

den empfiehlt sich ein Besuch des<br />

Nachtmarktes am Ufer des Nan-<br />

Flusses. Dort steht Sawig Salipeh<br />

am Wok, und das Öl darin ist so<br />

heiß, dass es beim Kochen knackt<br />

und spratzelt wie ein hereinbre-<br />

Reise<br />

Das Organic<br />

Agriculture Project<br />

in Sukhothai, Nähe<br />

Flughafen (www.<br />

kaohomsukhothai.<br />

in.th / nasukhothai@<br />

hotmail.com / Tel. +66<br />

55-647290. Führung<br />

mit Voranmeldung<br />

Ob weiß, schwarz<br />

oder rot, von den<br />

Mitarbeitern des<br />

Organic Agriculture<br />

Projects werden<br />

jährlich 150 Tonnen<br />

Bioreis Korn für<br />

Korn nach Güte<br />

sortiert, das Kilo<br />

für 3,50 Euro<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 57


Reise<br />

Reiseangebote <strong>Thailand</strong><br />

Kulinarische Reise <strong>Thailand</strong> - Laos<br />

16-tägige Rundreise. Höhepunkte: Bangkok,<br />

Ayutthaya, Sukhotai, Dan Sai, Chiang<br />

Khan, Wang Nam Mok, Vientiane, Luang<br />

Prabang. RL, Ü/F ab 2.645 € p.P. im DZ,<br />

inkl. Transfers und Flug. <strong>Thailand</strong> Special<br />

Tours, Tel. +49 (0)89-1270910,<br />

www.thailand-special-tours.de<br />

<strong>Thailand</strong>s Leckerbissen<br />

16-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte: Bangkok,<br />

River Kwai, Khao Yai, Phitsanulok,<br />

Lampang, Lisu-Lodge, Mae Hong Son,<br />

Chiang Mai. Dt.-spr. RL, Ü/F/M ab 2.595 €<br />

p.P. im DZ, inkl. Flug und Transfers. Gebeco,<br />

Tel. +49 (0)431-54460, www.gebeco.de<br />

Glanzlichter <strong>Thailand</strong>s (I)<br />

8-tägige Privattour. Höhepunkte:<br />

Bangkok, Ayutthaya, Suphan Buri, Nakhorn<br />

Sawan, Sukhotai, Chiang Mai, Lampang,<br />

Phitsanulok, Lopburi. Dt.-spr. RL, Ü/<br />

F/M ab 1.999 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />

East Asia Tours, Tel. +49 (0)30-4466890,<br />

www.eastasiatours.de<br />

Wer in der Garküche von Sawig Salipeh auf dem Nachtmarkt am Nan-Fluss<br />

isst, der muss sich den flambierten Wasserspinat erst verdienen. Ihm wird<br />

seine Portion auf einer zwei Meter hohen Bühne entgegengeschleudert<br />

chender tropischer Regen. Flambierter<br />

Wasserspinat oder auch Pak<br />

bung fai daeng, so nennt sich das<br />

Gericht, das er Abend für Abend<br />

im Freien zubereitet. Und das ist<br />

keine ungefährliche Angelegenheit.<br />

Das Öl im Wok ist so heiß, dass<br />

sofort eine meterhohe Stichflamme<br />

nach oben schießt, wenn Sawig<br />

den Wasserspinat nebst Gewürzen<br />

in die Pfanne gibt. Er dreht dann<br />

seinen Kopf blitzschnell zur Seite.<br />

Ein beeindruckendes Schauspiel.<br />

Doch der von lodernden Flammen<br />

umgebene Wok ist noch nicht der<br />

Höhepunkt der Koch-Show. Denn<br />

wenn der Wasserspinat, gewürzt mit<br />

Chili, Knoblauch, Fisch- und Austernsoße,<br />

nach etwa einer Minute<br />

fertig ist, müssen sich die Gäste ihr<br />

Essen erst verdienen: Sie klettern<br />

dazu auf eine etwa zwei Meter hohe<br />

Bühne und warten dort, bis ihnen<br />

ihr Essen durch die Luft entgegen<br />

fliegt. Wer reaktionsschnell ist, der<br />

fängt seine Spinatportion mit einer<br />

überdimensionalen Aluschüssel<br />

auf, wer zu langsam ist, kratzt<br />

sich den Spinat womöglich aus den<br />

Haaren. „Gemüse ist nicht teuer, da<br />

ist es nicht so schlimm, wenn mal<br />

etwas daneben geht“, meint Koch<br />

Sawig Salipeh und ergänzt: „Immer<br />

nur Gemüse kochen ist ziemlich<br />

langweilig, aber wenn wir es anders<br />

servieren, bekommt es einen<br />

gewissen Kick“. An seinem Stand,<br />

so versichert er, ist das „fliegende<br />

Gemüse“ bereits vor rund 30 Jahren<br />

erfunden worden. Inzwischen, so<br />

sagt er, wird es vielerorts nachgemacht.<br />

50 Baht, etwa 1,30 Euro,<br />

kostet eine Portion des flambierten<br />

Wasserspinats.<br />

Organisch verpackt<br />

Thais sind in Sachen Kräuter und<br />

Gewürze, aber auch beim Gemüse,<br />

zum großen Teil Selbstversorger.<br />

Rund um das Haus von Familie<br />

Yimnu, außerhalb von Phitsanulok<br />

gelegen, wachsen etwa Zitronengras<br />

und Tamarinde, Mini-Auberginen<br />

und Kokosnüsse, Bananen und Koriander,<br />

Kafir-Limetten, Ladyfin-<br />

58<br />

www.inasien.de<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

ger und Galanka. „Wenn Zitronen<br />

zu teuer sind, dann ersetzen wir Zitronensaft<br />

oft mit Tamarindensaft“,<br />

verrät Hausherrin Somjai Yimnu,<br />

die viele traditionelle, thailändische<br />

Rezepte von ihrer Mutter übernommen<br />

hat. Sie verrät auch, dass<br />

Lotus von Thailändern nicht nur als<br />

Zierpflanze oder als Opferblume<br />

für den Tempelbesuch genutzt wird<br />

und schiebt sich demonstrativ eine<br />

Lotusnuss in den Mund: „Lotosnüsse<br />

sind sehr süß und ideal als<br />

Dessert. Ich liebe sie!“ Manche<br />

Arten sind lilafarben und sehr süß<br />

im Geschmack, andere weiß. Dabei<br />

sind ihre Kerne ebenso essbar<br />

wie Blüten, Wurzeln, Mark und<br />

Knospen, die meist „Lotusnüsse“<br />

genannt werden. Mit Lotusblättern<br />

werden vor allem Süßspeisen verpackt.<br />

Ein anderes beliebtes Verpackungsmaterial<br />

für Lebensmittel sind Bananenblätter,<br />

biologisch voll abbaubar<br />

und direkt aus dem heimischen<br />

Garten von Familie Yimnu. Sehr<br />

lecker etwa der schwarze Klebereis,<br />

der mit Kokosmilch gekocht<br />

und auf Bananenblättern zu kleinen<br />

Stäbchen geformt wird, bevor sie<br />

von den Bananenblättern kunstvoll<br />

umschlossen werden.<br />

Nicht nur das Kochen und Verpacken<br />

von Reis ist in <strong>Thailand</strong><br />

eine Kunst, auch sein Anbau erfordert<br />

viel Aufmerksamkeit. Vor<br />

allem, wenn er ohne Kunstdünger<br />

und Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

wachsen soll wie etwa beim Organic<br />

Agriculture Project in Sukohthai.<br />

Natürlich ist der Bioreis,<br />

dessen beste Körner Tag für Tag per<br />

Hand aussortiert werden, teuerer<br />

als das Produkt gängiger Anbauformen,<br />

dafür aber auch besonders<br />

schmackhaft. „Von den 150<br />

Tonnen, die hier pro Jahr angebaut<br />

werden, haben etwa 60 Tonnen Reis<br />

höchste Qualität“, berichtet Sutthawadee<br />

Charoenrath, eine leitende<br />

Mitarbeiterin des Projekts. Statt<br />

einem Euro pro Kilo – soviel kostet<br />

Reis in <strong>Thailand</strong> normalerweise auf<br />

dem Markt – wird dieser Reis für<br />

Einige Kunden reisen zu Taks Insekten-Imbiss sogar aus Nachbarprovinzen an. So gut ist die<br />

Qualität. In die Warteschlange mischen sich zeitweilig auch mutige Europäer<br />

Knoblauch und Galanga bei Familie<br />

Yimnu (Bauernhofbesuche um<br />

Phitsanulok organisiert NTP Tour,<br />

ntp_tour@yahoo.com<br />

mehr als 3,50 Euro pro Kilo verkauft.<br />

Drei verschiedene Reisfarben<br />

stehen dabei zur Auswahl: weiß,<br />

schwarz und rot.<br />

Leckeres aus Reisgras<br />

Die Biofarm des Organic Agriculture<br />

Project in Sukohthai ist<br />

derzeit weltweit der einzige Anbieter<br />

für ein sattgrünes Getränk auf<br />

Basis von Reisgras. Ausschlag für<br />

das neue Produkt waren Weizengras-<br />

und Chlorophyll-Getränke,<br />

die bereits von Supermarktketten<br />

angeboten wurden. Warum also<br />

nicht ein Pendant aus Reisgras<br />

herstellen, fragte sich Sutthawadee<br />

Charoenrath: „Unseren Reisgras-<br />

Saft haben wir zusammen mit einer<br />

Universität entwickelt. Er wirkt<br />

dabei wie chinesischer Tee, senkt<br />

das Cholesterin, und hält mit seinen<br />

Antioxygenen jung und das Gehirn<br />

in Schwung – allerdings nur bei<br />

regelmäßigem Konsum.“<br />

Für Naschkatzen hat das Organic<br />

Agriculture Project noch ein ganz<br />

besonderes Angebot: Reisgras-Eiscreme.<br />

Die Grundlage dafür ist normales<br />

Kokosnuss-Eis, das mit Reisgras-Saft<br />

veredelt wird. „Das Reisgras<br />

verändert Farbe, Geschmack<br />

und Geruch der Eiscreme“, erläutert<br />

Sutthawadee.<br />

Wer nach Sukhothai fährt, um<br />

dort Saft, Eis oder Tee auf der<br />

Basis von Reisgras zu probieren,<br />

der sollte natürlich unbedingt auch<br />

Alt-Sukhothai besuchen. Dort stößt<br />

man in einem historischen Park auf<br />

die Überbleibsel einer alten Königsstadt,<br />

die als Wiege der thailändischen<br />

Kultur angesehen wird.<br />

Und wer die Anreise von Bangkok<br />

nach Sukhothai nicht mit dem Bus<br />

oder Mietwagen, sondern per Flugzeug<br />

zurücklegt, der unterstützt damit<br />

indirekt auch die Bio-Farm: Die<br />

private Fluglinie Bangkok Airways,<br />

die auch den Flughafen in Sukhothai<br />

betreibt, ist Eigentümer des<br />

Öko-Landwirtschaftsprojekts, das<br />

für seine Betreiber im Übrigen derzeit<br />

noch keinen Gewinn abwirft.<br />

Text und Bildder: Rainer Heubeck<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 59


Asien mit Links<br />

Home Reportagen Wirtschaft Kultur<br />

Besuchen Sie inAsien im Internet: www.inasien.de<br />

www.kunst aus Asien<br />

Was soll das noch unschuldige Weiß der Wohnungswände zieren: Ein Gemälde des<br />

zeitgenössischen Japaners On Kawara oder lieber eines seines chinesischen Malerkollegen<br />

Fang Lijun? Das Angebot asiatischer Kunst – ob alt oder neu – wächst ständig. inAsien hat<br />

nach Internetseiten gesucht, die definitiv Interessantes zu bieten haben<br />

Kind ist jeder ein Künstler. Die<br />

Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener<br />

einer zu bleiben.“ Und<br />

„Als<br />

da Pablo Picasso mit seinen Worten<br />

wohl recht hat, gibt es für all diejenigen,<br />

die selbst nicht künstlerisch<br />

tätig sein wollen, immer noch die<br />

Möglichkeit, Kunst zu sammeln.<br />

Das Internet enthält dazu viele interessante<br />

Adressen, die nicht nur<br />

Gemälde und Skulpturen online anbieten,<br />

sondern auch Ausstellungshinweise<br />

geben und Stilrichtungen<br />

der asiatischen Kunst erläutern.<br />

Indonesisches<br />

Schattentheater<br />

Eine sehr interessante und schön<br />

gestaltete Internetseite mit Erläuterungen<br />

zu Stilrichtungen der Kunst<br />

ist www.kunst-asien.de. Die auf<br />

der Seite verzeichneten Galerien<br />

haben sich meist auf traditionelle<br />

Gemäldekunst spezialisiert. Sehr<br />

benutzerfreundlich und überschaubar<br />

gestaltet, ist es nur schade,<br />

dass die gegebenen Informationen<br />

nicht alle asiatischen Kunststile einschließt.<br />

Das indonesische Wort<br />

wayang etwa bedeutet „Schatten“<br />

und leitet sich vom indonesischen<br />

Schattentheater ab. Daher ist die<br />

Wayang-Malerei die klassische<br />

Malkunst Indonesiens. Was man im<br />

Internet nicht alles lernen kann.<br />

Wohnkultur<br />

Ob Kitsch auch Kunst sein kann,<br />

darüber scheiden sich die Geister.<br />

www.china-contemporary.de: Sehr benutzerfreundlich, mit vielen<br />

Infos zu chinesischen Künstlern der Gegenwart<br />

Klar ist auf jeden Fall, dass sich<br />

beides als Wohnungsdekoration<br />

eignet – vor allem, wenn man auf<br />

www.art-of-asia.net einen Blick<br />

wirft: Die Hompage mit dem minimalistischen<br />

Design ist sehr benutzerfreundlich<br />

und bietet vor allem<br />

Dekoratives und selbst Nützliches<br />

für Haus und Garten.<br />

Wer lieber hochwertige Kunstdrucke<br />

nach den großen Meistern sucht,<br />

ist bei www.kunstkopie.de richtig.<br />

Geboten wird allerdings nicht nur<br />

asiatische Kunst. Für eine gezieltere<br />

Auswahl daher einfach im Register<br />

der klar strukturierten Internetseite<br />

„asiatische Kunst“ eingeben.<br />

Chinesische Gegenwartskunst<br />

Zwei sehr interessante Internetseiten<br />

für Fans chinesischer Gegenwartskunst<br />

sind www.china-contemporary.de<br />

und www.<br />

chinesische-gegenwartskunst.de.<br />

Vorgestellt werden zeitgenössische<br />

Künstler Chinas sowie wichtige<br />

Hinweise auf Kunstveranstaltungen<br />

und Ausstellungen. Beide Seiten<br />

sind inhaltlich und im Design klar<br />

gestaltet. Letztere stellt außerdem<br />

auch aktuelle Literatur zur chinesischen<br />

Kunst vor. Zwar kann<br />

man hier keine Bilder direkt kaufen,<br />

dafür ist der Informationswert<br />

über die zeitgenössische Kunst sehr<br />

groß.<br />

Kunst des Mönchs<br />

www.artandasia.com, ist die Seite<br />

eines buddhistischen Mönchs, der<br />

60 www.inasien.de<br />

01/2013


Service Kulinarisches Reisetipps Gesundheit<br />

www.kunst-asien.de: Eine schön gestaltete Seite mit<br />

vielen Beschreibungen zu Stilrichtungen der Kunst<br />

www.artnet.de: Viel Wissenswertes rund um Auktionen,<br />

Veranstaltungen, Kunstwerke und ihre Erschaffer<br />

in <strong>Thailand</strong> auch als Künstler tätig<br />

ist. Eine sehr sehenswerte Seite,<br />

wie man beim Blick auf seine Gemälde<br />

feststellen wird. Nebenbei<br />

findet man hier auch Hinweise zu<br />

aktuellen Ausstellungen. Im Übrigen<br />

auch sehr benutzerfreundlich<br />

und schön im Design.<br />

Von Sammlern für Sammler<br />

Die Gesellschaft für asiatische<br />

Kunst und Kultur e.V. wurde von<br />

dem leidenschaftlichen Sammler<br />

Emil Preetorius gegründet, Präsident<br />

der Bayerischen Akademie der<br />

Schönen Künste. Der Schwerpunkt<br />

von www.gesellschaft-asiatischekunst-und-kultur.de<br />

liegt auf der<br />

Kunst und der Kultur Ostasiens, die<br />

gegebenen Veranstaltungstipps sollen<br />

möglichst viele Menschen erreichen.<br />

Selbst Angebote zu Kunststudienreisen<br />

finden sich hier. Wer<br />

seine Kenntnisse vertiefen möchte,<br />

kann hier auch Mitglied der Gesellschaft<br />

werden.<br />

Eine ebenfalls gut aufgebaute<br />

und sehr ähnliche Homepage ist<br />

die der Gesellschaft für indo-asiatische<br />

Kunst Berlin e.V. (www.giak.<br />

org). Sie informiert über aktuelle<br />

Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

im Berliner Museum für Asiatische<br />

Kunst, welches seit 2006 das Museum<br />

für Indische Kunst und das<br />

Museum für Ostasiatische Kunst<br />

unter seinen Namen vereint.<br />

Im Design unterschiedlich, aber<br />

gleich strukturiert ist die Internetseite<br />

www.dgok.de der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ostasiatische<br />

Kunst.<br />

Wissenswertes auf einen Klick<br />

Wer alles über Ausstellungen,<br />

Kunstauktionen, Galerien, Preise<br />

und Bewertungen von Kunstwerken<br />

erfahren möchte, sollte sich<br />

www.art.net nicht entgehen lassen.<br />

Schön minimalistisch gestaltet ist<br />

diese Seite ebenfalls. Klar, man<br />

darf den Kunstwerken ja auch nicht<br />

die Show stehlen!<br />

<br />

Simona Bianco<br />

simona.bianco@asiavision.de<br />

die besten WebSiteS<br />

Kunst aus Asien<br />

Adresse Design Inhalt<br />

www.kunst-asien.de 2 2<br />

www.art-of-asia.net 2 3<br />

www.kunstkopie.de 2 2<br />

www.china-contemporary.de 1 1<br />

www.chinesischegegenwartskunst.de<br />

2 2<br />

www.artandasia.com 2 2<br />

www.giak.org 3 2<br />

www.dgok.de 3 2<br />

www.artnet.de 1 1<br />

www.gesellschaft-asiatische-kunstund-kultur.de<br />

3 2<br />

TOP = 1, FLOP = 5<br />

www.kunstkopie.de: Wer qualitativ hochwertige Kopien großer Meistern sucht,<br />

ist hier richtig<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 61


Reise<br />

Christentum mit chinesischen Charakteristika: Der Hauptaltar der Kirche von Cizhong<br />

Am Oberlauf des Mekong in Yunnan<br />

Von Christen und Lamas<br />

Palmen, Kolonialarchitektur und tropische Früchte sind die Bilder, die beim<br />

Gedanken an den Mekong vor dem geistigen Auge erscheinen. Dabei entspringt<br />

der Strom im Himalaja und fließt fast die Hälfte seiner Länge durch China, durch enge<br />

Schluchten, umgeben von schneebedeckten Bergen. Klein, klar und reißend ist der<br />

Fluss dort und will so gar nicht seinem Klischee entsprechen<br />

62<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Vor 200 Jahren mussten französische<br />

Missionare noch gestandene<br />

Kerle sein! Mut und<br />

Ausdauer gehörten neben einer<br />

gesteigerten Portion Gottvertrauen<br />

dazu, um sich in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts in das obere<br />

Mekong-Tal (Provinz Yunnan) zu<br />

wagen. Straßen gab es nicht, einzig<br />

brüchige Bergpfade führten über<br />

die bis über 4.000 Meter hohe Pässe.<br />

Heute bezeichnet man dieses<br />

Geflecht aus lokalen Wegen romantisch<br />

verklärt als die „Teestraße“.<br />

Den Karawanen, die mit jedem<br />

Weg zwischen Lhasa und Kunming<br />

für Seide, Tee und ein bescheidenen<br />

Auskommen ihr Leben riskierten,<br />

war diese Romantik wohl fremd.<br />

Von Nordvietnam kommend, ließen<br />

sich die französischen Missionare<br />

im 19. Jahrhundert jedoch vom<br />

Zauber der Lokalität anstecken<br />

und entdeckten im Mekong-Tal<br />

ein Stück mitteleuropäische Berglandschaft<br />

wieder, die eine ideale<br />

Basis für die Missionierungsambitionen<br />

darstellte und bestens<br />

für den Weinanbau geeignet war.<br />

Schließlich konnten die Sakramente<br />

nicht trockener Kehle durchgeführt<br />

werden. Ohnehin misstrauisch von<br />

der lokalen tibetischen Theokratie<br />

beäugt, war das Maß endgültig<br />

voll, als sich die Missionare für<br />

die Rechte der Bauern einsetzten<br />

und die religiöse Legitimation der<br />

Macht der Lamas in Frage stellten.<br />

Für viele der Kirchendiener wurde<br />

die Mission so zu einem Himmelfahrtskommando.<br />

Nur an wenigen<br />

abgelegenen Orten konnten<br />

sich vereinzelte christliche Dörfer<br />

mit ausländischen Pastoren halten,<br />

bis Anfang der 1950er Jahre alle<br />

ausländischen Gemeindevorstände<br />

die Volksrepublik China verlassen<br />

mussten. Die christliche Tradition<br />

hat sich in der Region dennoch<br />

gehalten. Ein gutes Dutzend katholische<br />

Kirchen gibt es heute noch<br />

im Mekong-Tal zwischen Deqin<br />

und Weixi. Das Gotteshaus in Cizhong<br />

ist bei weitem das am besten<br />

erhaltenste.<br />

Auf dem Boden des grauen, auch<br />

von innen unverputzten Backsteinbaus<br />

wölbt sich roter Teppich über<br />

einem unebenen Steinmosaikboden.<br />

Die Rundbögen, die das Mittelschiff<br />

von den beiden Seitenschiffen<br />

trennen, sind mit stilisierten blauen<br />

Blumen- und Rankenmotiven verziert.<br />

Über dem schlichten Altar<br />

im Sanktum schwebt eine eher unscheinbare<br />

geratene Jesusfigur. Dafür<br />

prunkt im rechten Seitenflügel<br />

eine bunte Ikone der Mutter Maria,<br />

gleich einer Figur des amerikanischen<br />

Künstlers Jeff Koons. Die<br />

hölzerne Kastendecke schmücken<br />

erdig bunte, aus dem Buddhismus<br />

entliehene Symbole.<br />

Zu Gast bei<br />

Weihrauch und Wein<br />

Von den knapp 2.000 Einwohnern<br />

Cizhongs seien gut 80 Prozent Katholiken,<br />

erzählt der greise Liu, seit<br />

ein paar Jahrzehnten Faktotum und<br />

gute Seele des Gotteshauses. Leider<br />

hätte die Gemeinde Cizhong keinen<br />

Priester und müsste sich mit Laien-<br />

Gottesdiensten begnügen. Nur an<br />

manchen hohen Feiertagen, etwa<br />

Weihnachten oder Ostern, käme ein<br />

Priester aus der Provinzhauptstadt<br />

Kunming ins Dorf. Hausmeister Liu<br />

ist ein herzlicher, aber äußerst kurzsichtiger<br />

Zeitgenosse. Das mag an<br />

seinem hohen Alter liegen. 85 Jahre<br />

alt ist er, zumindest sei dies die<br />

Schätzung, sagt er. So genau habe es<br />

damals keiner genommen, zwischen<br />

Revolution und Bürgerkrieg.<br />

Vom Kirchturm blickt man auf<br />

terrassierte Weinberge, die sich vom<br />

Ort bis fast an das Ufer des Mekong<br />

ziehen. Nur noch wenige Familien<br />

verstehen sich auf die Kunst des<br />

Weinausbaus. Unter anderem Lehrer<br />

Liu, der einst als Ministrant bei<br />

den französischen Padres diente und<br />

heute ein bescheidenes Gasthaus im<br />

Zentrum des Ortes betreibt. Gerne<br />

lädt er zur Weinprobe und erzählt<br />

von seinem turbulenten Leben. „Ich<br />

war Messdiener!“, erzählt er. „Die<br />

Patres haben viel Gutes hier in Cizhong<br />

getan, haben den Bauern Land<br />

gegeben und Schulen errichtet. Das<br />

hat mir als Junge sehr imponiert.<br />

Also bin ich nach der Schule in die<br />

Kirche gegangen und habe mir alles<br />

zeigen lassen. Wie man ministriert,<br />

ein wenig Französisch, ein paar<br />

Brocken Englisch. Nur Latein, das<br />

haben die Padres vergeblich versucht,<br />

uns Kindern beizubringen.“<br />

Er lässt seine Worte ein wenig<br />

wirken und fährt dann fort. An<br />

seiner Rhetorik und seinem Hang<br />

zur Theatralik merkt man, dass er<br />

des Öfteren Ausländer als Zuhörer<br />

hat. „1951 mussten dann die letz-<br />

Reise<br />

Tradition in der gut erhaltenen Altstadt von Deqin: Neujahrsbilder<br />

an der Haustür halten Geister und Dämonen fern<br />

Zeugnis französischer Missionierungsversuche im 19.<br />

Jahrhundert ist die Kirche von Cizhong<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 63


Reise<br />

Reiseangebote Yunnan<br />

Durch Sichuan &Yunnan<br />

12-tägige Rundreise. Höhepunkte: Chengdu,<br />

Xichang, Lugu-See, Lijiang, Dali, Nuodeng<br />

(Dorfbesuch), Kunming. Dt.-spr RL,<br />

Ü/F ab 1.799 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />

China Tours, Tel. +49 (0)40-819738-62,<br />

www.chinatours.de<br />

Flusskreuzfahrt Goldenes Dreieck<br />

17-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />

Kunming, An Bord der Mekong Sun, das<br />

Shangri-La-Land, Lijiang, Jinghong, Luang<br />

Prabang. Dt.-spr RL, Ü/VP ab 3.990 € p.P.<br />

im DZ, inkl. Flüge und Transfers. Lernidee,<br />

Tel. +49 (0)30-786000-17, www.lernidee.de<br />

Yunnan & Tibet über Land<br />

19-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte: Kunming,<br />

Dali, Lijiang, Shangri-La, Deqin, Yanjing,<br />

Ranwu-See, . Dt.-spr RL, Ü/F/M/A ab<br />

3.170 € p.P. im DZ, inkl. Flüge und Transfers.<br />

World Insight Erlebnisreisen, Tel. +49<br />

(0)800-1130114, www.world-insight.de<br />

Der Kagebo, ein noch unbezwungener Eisriese von 6.740 Metern Höhe gilt als<br />

Sitz der Schutzheiligen Karwa Kapo über 4.000 Meter oberhalb des Mekong-Tals<br />

ten Missionare Cizhong verlassen.<br />

Die kommunistische Regierung hat<br />

zwei Jahre nach der Gründung der<br />

Volksrepublik China alle westlichen<br />

Priester des Landes verwiesen.“<br />

Wieder eine kleine Pause.<br />

„Was ich von den Padres gelernt<br />

habe, konnte ich dann als Lehrer<br />

gut anwenden. Nur während der<br />

Kulturrevolution hat man mir meine<br />

westliche Erziehung vorgeworfen<br />

und ich musste mehr als zehn<br />

Jahre als Bauer arbeiten.“ Wieder<br />

macht er eine lange Pause, um<br />

seine Worte wirken zu lassen. „Von<br />

den Missionaren habe ich auch das<br />

Weinkeltern gelernt.“ Er steht auf,<br />

nimmt eine große Plastikflasche<br />

aus dem Küchenschrank. Der Wein<br />

ähnelt einem französischen Nouveau<br />

und schmeckt vor Ort wesentlich<br />

besser als nach der Rückkehr<br />

nach Europa. Derweil schenkt sich<br />

Lehrer Liu einen Schnaps ein. „Ich<br />

mag keinen Wein, der ist nur für<br />

die Touristen.“, erklärt er und trinkt<br />

sein Glas auf Ex.<br />

Flussaufwärts:<br />

Deqin und der Kagebo<br />

Folgt man der Straße das Mekongtal<br />

flussaufwärts in Richtung<br />

Norden, erreicht man die Region<br />

Deqin. Zwischen Yangzi und Mekong<br />

gelegen, ist sie einer der landschaftlich<br />

schönsten und kulturell<br />

interessantesten Orte Chinas. Am<br />

Horizont erheben sich die fast 7.000<br />

Meter hohen Berge des Kagebo<br />

(chin. Meili Xueshan, 6.740 Meter)<br />

über dem fast 5.000 Meter tiefer<br />

gelegenen Mekong-Tal. An der<br />

Grenze zu Tibet gelegen, war Deqin<br />

(3.450 Meter ü. NN.) über die<br />

Jahrhunderte eine der wichtigsten<br />

Stationen auf der Karawanenstraße<br />

nach Tibet.<br />

Der tibetische Einfluss ist schon<br />

deutlich zu spüren, auch wenn in<br />

der Stadt neben Tibetern auch Han-<br />

Chinesen und Naxi wohnen. Neben<br />

der modernen Stadt existieren in<br />

den nördlichen Außenbezirken noch<br />

Reste der alten Stadtviertel. Anders<br />

als in Zentraltibet leben die Tibeter<br />

hier nicht als Nomaden, sondern<br />

sind bereits seit Jahrhunderten als<br />

Bauern und Händler sesshaft. Vor<br />

allem entlang der Zhongxin Jie und<br />

der Dongshan Xiang im Nordosten<br />

der Stadt lohnt ein Spaziergang<br />

durch die alten Stadtviertel, wo die<br />

traditionelle Holzarchitektur noch<br />

ausgezeichnet erhalten ist.<br />

Kommt man aus dem Mekongtal,<br />

passiert man auf dem Weg nach<br />

Deqin den Naka Trashi-Tempel,<br />

Feilei Si, chinesisch für „der Tempel,<br />

der aus der Ferne angeflogen<br />

kam“. Allerdings macht er den Eindruck,<br />

als hätte er beim Anflug eine<br />

Bruchlandung gemacht. Im Tempe-<br />

64 www.inasien.de<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

linneren scheint jeder vorbeikommende<br />

Gläubige eine Buddhafigur<br />

abgestellt zu haben. Inmitten der<br />

kuriosen Ansammlung ragt der<br />

Buddha Sakyamuni heraus. Der<br />

Legende nach kam er den weiten<br />

Weg aus Indien geflogen und gab so<br />

dem Tempel seinen Namen.<br />

Auf dem kleinen Vorplatz schälen<br />

ein paar ältere Frauen Knoblauch.<br />

Zu ihrer rechten Seite türmt<br />

sich ein gut ein Meter hoher Berg<br />

ungeschälter, zu ihrer linken ein<br />

halber Meter geschälter Knoblauch.<br />

In einem Jahr werde der Tempel<br />

vollständig renoviert sein, erzählt<br />

eine „Knoblauchdame“. Erst werde<br />

der existierende Tempel abgerissen<br />

und dann an gleicher Stelle neu aufgebaut.<br />

Renovierung auf Chinesisch<br />

eben. Da kann ein Tempel abbrennen<br />

und vollständig mit neuen Materialien<br />

wieder aufgebaut werden<br />

– in den Analen steht dann trotzdem,<br />

dass er 1.200 Jahre alt ist. Mit<br />

der neugewonnenen Wertschätzung<br />

des kulturellen Erbes ist wohl ähnlich<br />

viel historische Bausubstanz<br />

verloren gegangen wie während der<br />

Kulturrevolution, als marodierende<br />

Rote Garden brandschatzend<br />

durch das Land zogen. Immerhin,<br />

die historische Stätte wird wertgeschätzt<br />

und ein Rundgang durch<br />

den Tempel birgt die eine oder andere<br />

Überraschung. Die Haupthalle<br />

ist dem Schutzheiligen des Kagebo,<br />

Kawa Karpo, gewidmet, der in<br />

einem Schrein auf einem weißen<br />

Pferd reitend dargestellt ist. Und die<br />

filigranen Wandmalereien an den<br />

Tempelwänden gehören zu den am<br />

besten erhaltenen in Yunnan.<br />

Zwei Kilometer nördlich des Tempels,<br />

an der Straße nach Tibet, steht<br />

auf der linken Seite eine Reihe von<br />

sieben mit Gebetsfahnen behängten<br />

weißen Stupas. Von hier aus bietet<br />

sich ein phantastischer Ausblick auf<br />

das Kagebo-Massiv und das Mekong-Tal.<br />

Sollten Wolken vor den<br />

schneebedeckten Gipfeln hängen,<br />

so laden mehrere kleine Teehäuser<br />

zum Verweilen ein, bis der Blick<br />

auf den Kagebo wieder frei ist.<br />

Auch wenn es keinen lokalen Priester gibt, trifft sich die lokale Gemeinde<br />

regelmäßig im Hauptschiff der Kirche von Cizhong<br />

Im Mekong-Tal haben sich zwar einige christliche Gemeinden gehalten, die<br />

Hauptreligion ist jedoch der Buddhismus in seiner tibetischen Ausprägung<br />

So manch ein Reisender hat hier<br />

schon mehrere Tage verbracht, bis<br />

der scheue Eisriese sich endlich<br />

zeigte. Es gibt unangenehmere<br />

Orte, um ein paar Tage zu verbringen.<br />

Mehrere Gasthäuser bieten<br />

einfache Doppelzimmer mit Bad<br />

an, einige davon sogar mit Blick auf<br />

den Kagebo. Sollte dieser sich hartnäckig<br />

hinter den Wolken verbergen,<br />

kann man die Zeit nutzen, ins<br />

Mekong-Tal hinabzufahren und auf<br />

den unteren Ausläufern des Ming-<br />

Yong-Gletschers zu wandern. Auch<br />

hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

allerdings nur Schlafsäle mit<br />

einfachen sanitären Einrichtungen.<br />

Wer ein wenig Zeit mitbringt, kann<br />

sich den Scharen tibetischer Pilger<br />

anschließen und die traditionelle<br />

Kora um den Kagebo absolvieren.<br />

Dafür sind jedoch zwei Wochen<br />

einzuplanen.<br />

Und Zeit sollte man sich unbedingt<br />

für das obere Mekong-Tal und<br />

die Region Deqin nehmen! Denn<br />

der Weg nach Shangri-la, wie der<br />

Bezirk seit einigen Jahren in Anlehnung<br />

an das christlich-buddhistische<br />

Utopia in James Hilton Roman<br />

„Der verlorene Horizont“ heißt, ist<br />

beschwerlich. Für die 200 Kilometer<br />

lange Strecke von Zhongdian,<br />

die über mehrere 4.000er-Pässe<br />

führt, sind ungefähr sieben Stunden<br />

Fahrzeit einzuplanen. Für die teilweise<br />

recht anstrengende Fahrt wird<br />

man jedoch mit einer der schönsten<br />

Strecken Südchinas entschädigt.<br />

Text und Bilder: Volker Häring<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 65


Reise<br />

inAsien-Leserin Frederike Schneider unterwegs mit dem Zug<br />

Mit „Upgrade“ von Hohhot nach Beijing<br />

11:32 Uhr geht unser Zug durch die innermongolische Steppenlandschaft Richtung<br />

Bejing. Alles verläuft planmäßig: der Souvenirkauf und die Zusammenstellung unseres<br />

Verpflegungspakets. Doch mit dem Gepäckscanner habe ich nicht gerechnet...<br />

A<br />

lles ist vorbereitet. Aus Angst vor<br />

unseren zwar günstigen, aber sicherlich<br />

sehr unbequemen Holzklasseplätzen<br />

sowie der bevorstehenden<br />

zehnstündigen Fahrt kaufen wir uns<br />

schnell noch dicke Kissen, um unsere<br />

Sitze eigenständig „upzugraden“.<br />

Doch bevor es auf Schienen weitergeht,<br />

scheitert unsere Heimreise fast<br />

an der Sicherheitskontrolle. Chinesische<br />

Bahnhöfe sind nämlich,<br />

ähnlich wie Flughäfen, mit Gepäckscannern<br />

ausgerüstet. Das Problem:<br />

mein frisch erworbener Dolch, der<br />

mich geradewegs in den Polizeiraum<br />

des Bahnhofs befördert.<br />

Nervös blicke ich auf die Uhr, noch<br />

fünfzehn Minuten bis zur Abfahrt.<br />

Dem Polizeichef erkläre ich, dass<br />

es sich bei dem Dolch um ein<br />

mongolisches Souvenir handelt, ein<br />

Geschenk für meine Eltern, und ich<br />

könne unmöglich mit leeren Händen<br />

nach Hause kommen. Leider lässt<br />

er sich nicht erweichen, ich solle<br />

den Dolch doch nach Vorschrift<br />

verpacken lassen, sein Kollege begleite<br />

uns. Mein Finger zeigt auf die<br />

Zugtickets und dass wir in Kürze<br />

abfahren müssten. Der Kollege eilt<br />

bereits voraus, der Packspezialist<br />

hält das Vorhaben aber ebenfalls für<br />

unmöglich. Er könne in dieser knappen<br />

Zeit nicht ordnungsgemäß verpacken.<br />

Also laufen wir mit großen<br />

Schritten zurück ins Polizeizimmer.<br />

Aufgeregt beraten sich die beiden<br />

Polizisten, wie sie mit der Situation<br />

verfahren sollen. Sie einigen<br />

sich darauf, dass ich den Dolch in<br />

meinen Rucksack packe, ihn aber<br />

unter keinen Umständen während<br />

der Fahrt auspacken dürfe. Ich versichere<br />

dem Chef erneut, dass es sich<br />

lediglich um ein Geschenk handelt<br />

und ich den Dolch ganz bestimmt<br />

nicht herausholen werde. Noch fünf<br />

Minuten bis zur Abfahrt. Der Kol-<br />

66<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

lege rennt mit uns über einen speziellen<br />

Eingang zum Gleis. Außer<br />

Atem und mit einer erheblichen<br />

Menge an ausgeschüttetem Adrenalin<br />

warten wir am Bahnsteig auf unseren<br />

Zug, der, wie sollte es anders<br />

sein, nach weiteren zehn Minuten<br />

verspätet einfährt. Aber was wäre<br />

eine Reise schon ohne ein bisschen<br />

Abenteuer?<br />

Kaum öffnen sich die Türen,<br />

stürmen und drängeln die Chinesen<br />

in den Zug, als würde er losfahren,<br />

noch bevor alle eingestiegen<br />

sind. Selbstredend sind wir die einzigen<br />

Ausländer im ganzen Zug und<br />

werden dementsprechend von den<br />

Fahrgästen ungeniert angestarrt.<br />

Unsere Plätze liegen leider nicht<br />

nebeneinander: Rechts vom Gang<br />

sitzt eine Vierergruppe um einen<br />

Tisch, links sogar eine Sechsergruppe.<br />

Ich geselle mich einfach<br />

zu meinem Freund Raoul und bitte<br />

den jungen Chinesen neben ihm,<br />

mit mir zu tauschen. Ohne Murren<br />

stimmt er zu – und wird im Verlauf<br />

der Zugfahrt sogar den frei werdenden,<br />

gegenüber liegenden Platz<br />

einnehmen, da er ein wachsendes<br />

Interesse an uns und der weiblichen<br />

Sitznachbarin zeigt.<br />

Die meisten Chinesen fahren sehr<br />

lange Strecken. Eine gute Gelegenheit,<br />

ihr Verhalten über längere<br />

Zeit beobachten zu können. Ausreichend<br />

Zeit ist ja vorhanden, und<br />

man teilt das gleiche Schicksal:<br />

das des Totschlagens selbiger. Was<br />

tut man also? Schlafen, aus dem<br />

Fenster auf die ausgedehnte, innermongolische<br />

Steppenlandschaft<br />

schauen, sich unendlich langweilen<br />

oder eben – und das ist viel interessanter<br />

als schlafen – mit seinem<br />

Gegenüber ins Gespräch kommen.<br />

Anfangs noch schüchtern, unterhalten<br />

sich unsere Gegenüber Lantian<br />

und Xiufeng miteinander, schließlich<br />

auch mit uns. Wir erfahren,<br />

dass beide in Hohhot studierten,<br />

er Pharmazie, sie Russisch, und<br />

auf dem Heimweg sind. Der arme<br />

Beim Souvenirkauf am Dazhao-Tempel in Hohhot kann man viel entdecken, u.a.<br />

meinen Dolch, der uns fast um unseren Zuganschluss nach Bejing gebracht hätte<br />

Lantian muss bis nach Qingdao<br />

sogar ganze 26 Stunden in gerader<br />

Haltung auf dem Holzsitz ausharren!<br />

Vor allem sein Wissensdurst ist<br />

kaum zu stillen. Als mein Freund<br />

Raoul neben mir längst eingenickt<br />

ist, bringe ich unseren neu gewonnenen<br />

chinesischen Freunden<br />

weiterhin geduldig einige wichtige<br />

deutsche Wörter bei.<br />

Gegen 22 Uhr erreichen wir endlich<br />

Beijing. Unsere Kissen schenken<br />

wir Lantian und Xiufeng, die<br />

noch einen weiten Weg vor sich haben<br />

und über die komfortablen Reiseaccessoires<br />

unsagbar glücklich<br />

sind. Wieder einmal erfahre ich,<br />

wie einfach man Chinesen doch<br />

zufrieden stellen kann. Sie freuen<br />

sich eben noch richtig über Kleinigkeiten<br />

– ein Charakterzug, von dem<br />

sich im Westen so manch einer eine<br />

Scheibe abschneiden könnte.<br />

Zugegebenermaßen war mir vor<br />

dem Antritt der Zugfahrt wirklich<br />

bang. Doch mit der netten Begleitung,<br />

dem leckeren Proviant und<br />

der selbst zusammengeschusterten<br />

Polsterung gestaltete sich die Strecke<br />

wirklich angenehm. Im Nachhinein<br />

bin ich sogar der Meinung,<br />

dass eine Zugfahrt durch China<br />

unbedingt zu den unvergesslichen<br />

Erfahrungen gehören sollte, die ein<br />

Reisender dort machen muss. Im<br />

Zug erlebt man China eben pur!<br />

Mehr Komfort in<br />

der „Holzklasse“<br />

dank selbst<br />

beschaffter<br />

Polsterung<br />

Nein, das ist keine<br />

Kunstpostkarte,<br />

sondern das<br />

Ergebnis eines<br />

Schnappschusses<br />

bei einem<br />

Ausflug in die<br />

innermongolische<br />

Steppenlandschaft<br />

Xilamuren<br />

01/2013<br />

Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />

Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />

finden Sie unter www.inasien.de<br />

www.inasien.de 67


Reise<br />

Toans Erinnerungsfotos aus Deutschland<br />

Die Deutschen Vietnamesen<br />

Viel ist geschrieben worden über Vietnamesen, die nach Deutschland kamen. Es gibt Studien<br />

über die Entsendung von Kindern und Vertragsarbeitern in die DDR und über „Boat People“,<br />

die vor Krieg und Armut in die BRD flohen. Aus der Presse kennen wir die Figur des Zigarettenschmugglers<br />

und des Muster-Immigranten. Aber wer sind die „Deutschen Vietnamesen“<br />

wirklich? Die Fotografen Nguyen Phuong-Dan und Stefan Canham haben für ihr Fotobuch<br />

dreizehn Vietnamesen besucht, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in Deutschland lebten<br />

und später nach Vietnam zurückkehrten. Zwei von ihnen erzählen im Folgenden von ihren<br />

Erlebnissen - der Vertragsarbeiter Toan und die bei der Tet-Offensive verletzte Chinh<br />

Toan<br />

D<br />

er Besitzer eines vietnamesischen<br />

Restaurants in Hamburg hat für uns<br />

einen Kontakt hergestellt, und jetzt<br />

treffen wir tatsächlich Tran Van<br />

Toan auf dem Platz vor der Oper in<br />

Ho-Chi-Minh-Stadt. Mit dem Motorrad<br />

– er fährt eine Yamaha, eine<br />

etwas größere Maschine als die in<br />

Vietnam sonst übliche Honda – fahren<br />

wir zu ihm nach Hause.<br />

Toan wohnt vorübergehend in<br />

dem zweistöckigen Haus, das er<br />

für die Familie seines Bruders gebaut<br />

hat. Die Einrichtung ist provisorisch.<br />

Er entledigt sich seines<br />

Anzugs und serviert uns, auf dem<br />

Fußoden sitzend, den besten grünen<br />

Tee, den wir in unserer Zeit in Vietnam<br />

trinken werden. Toan hat mehrere<br />

Jobs, arbeitet als Abteilungsleiter<br />

in einem Stahlwerk, vermarktet<br />

Grundstücke und spekuliert an der<br />

Börse, aber nichts an ihm wirkt extravagant.<br />

Mit täglicher Meditation<br />

holt er seine gute Laune.<br />

Es hat lange gedauert, bis Toan<br />

dort ankam, wo er heute ist. 1988<br />

68<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

ging er als Vertragsarbeiter in die<br />

Tschechoslowakei und arbeitete dort<br />

zwei Jahre in der Beton-Montage.<br />

Nach dem Fall der Berliner Mauer<br />

überredeten ihn ein paar Kollegen,<br />

nach Westdeutschland zu flüchten.<br />

Er beantragte Asyl, hoffte auf eine<br />

Arbeitsgenehmigung, verliebte<br />

sich in die schönste Verkäuferin<br />

bei Horten, versuchte über Jahre in<br />

Deutschland Fuß zu fassen, wurde<br />

aber 1996 schließlich abgeschoben.<br />

Wieder in Vietnam angekommen,<br />

stand er als vertragsbrüchiger<br />

Vertragsarbeiter lange Zeit unter<br />

Beobachtung. Beruflich war es für<br />

ihn kompliziert, nicht anders als in<br />

Deutschland auch.<br />

Toan: Wir wollten arbeiten, aber<br />

sie sagten uns, dass wir keine Arbeitserlaubnis<br />

besitzen. Wir hatten<br />

zwar Papiere, doch wir waren Ausländer,<br />

Asylbewerber. Das bedeutet,<br />

wir warteten darauf, dass unsere<br />

Asylanträge bearbeitet werden, entschieden<br />

wird, ob wir bleiben dürfen<br />

oder nicht. Für mich war es eine<br />

starke seelische Belastung. Ich hatte<br />

das Gefühl, ein Mensch ohne Land,<br />

ohne Heimat zu sein. Ich lebte wie<br />

auf einem Baum ohne Wurzeln, ich<br />

wusste nicht, was mich am nächsten<br />

Tag erwarten wird. Ich wusste nur,<br />

dass ich bloß essen und herumhängen<br />

werde, essen, rumsitzen, weiter<br />

nichts.<br />

Ich habe nichts gemacht. Ich war<br />

nur zu Hause. Nach einer Weile<br />

empfand ich es als Zeitverschwendung.<br />

Wenn Tage derart verstreichen,<br />

ist es eine reine Verschwendung.<br />

Jeden Morgen habe ich etwas<br />

gegessen und mich danach wieder<br />

hingelegt. Ich war jung und gesund,<br />

es gab überhaupt keinen Grund sich<br />

wieder hinzulegen. Ich fühlte mich<br />

so nutzlos. Dann habe ich nach<br />

Möglichkeiten gesucht. Ich bin zur<br />

Ausländerbehörde gegangen und<br />

habe darum gebeten, arbeiten gehen<br />

zu dürfen. Ich hätte nicht gedacht,<br />

dass ich deswegen vier Jahre<br />

später abgeschoben werde. Ich hatte<br />

nämlich die Idee, in ein anderes<br />

In dem Haus, das er für die Familie seines Bruders gebaut hat, serviert uns Toan<br />

grünen Tee. Er konnte sich seinen Traum in Deutschland nicht erfüllen<br />

Land zu gehen, an einem anderen<br />

Ort einen Asylantrag zu stellen.<br />

Ich wollte raus aus Deutschland,<br />

nach Bulgarien, Ungarn, Frankreich<br />

oder Italien. Aber um weggehen<br />

zu können, brauchte ich unbedingt<br />

meinen Pass zurück. Ich bat also die<br />

Ausländerbehörde um meinen Pass.<br />

Der Beamte war damit einverstanden,<br />

doch nur unter der Bedingung,<br />

dass ich ein Formular ausfülle und<br />

es unterschreibe. In diesem Moment<br />

dachte ich, es wäre nur, um<br />

den Pass wieder zurückzubekommen.<br />

Erst später wurde mir klar,<br />

dass es ein Formular war, auf dem<br />

stand, dass ich freiwillig wieder<br />

nach Vietnam zurückgehen möchte.<br />

Mir hingegen sagte er, wohin ich<br />

auch immer gehe sei meine eigene<br />

Entscheidung. Er hat mich belogen.<br />

Als ich nach Deutschland kam, habe<br />

ich die gesetzlichen Vorschriften<br />

befolgt. Ich habe den deutschen<br />

Gesetzen entsprechend gehandelt,<br />

zwei Jahre lang. Ich blieb zu Hause,<br />

das Amt untersagte es mir, arbeiten<br />

zu gehen. Ich wollte es befolgen,<br />

aber nach diesen zwei Jahren blieb<br />

die Situation weiterhin unverändert.<br />

Eigentlich hatte ich mich fest<br />

dazu entschlossen, nicht schwarz<br />

01/2013<br />

In Asien-146hx49b_2011-09-pfad.indd 1 16.09.2011 09:42:52<br />

www.inasien.de 69


Reise<br />

Eine Gasse in Ho-Chi-Minh-Stadt. Lange hat es gedauert, bis Toan hier ankam: 1988 Vertragsarbeiter in der Tschechoslowakei,<br />

nach dem Fall der Berliner Mauer Flucht nach Deutschland, Asylbewerber bis zur Abschiebung nach Vietnam 1996<br />

arbeiten zu gehen. Ich hatte Angst<br />

davor, abgeschoben zu werden. Ich<br />

war jemand, der gekommen ist,<br />

um Asyl zu beantragen, und wenn<br />

man eine Aufenthaltsgenehmigung<br />

bekommen möchte, muss man eben<br />

diese Vorschriften befolgen. Später<br />

bin ich dennoch arbeiten gegangen.<br />

Ich wusste, dass ich gegen die Gesetze<br />

verstoße, aber ich hatte keine<br />

andere Möglichkeit.<br />

Für eine kurze Zeit habe ich<br />

mal in einem Park gearbeitet und<br />

gesehen, dass auch alte Menschen<br />

arbeiten mussten. Früh morgens<br />

sind sie aufgestanden, haben sich<br />

angezogen und sind arbeiten gegangen.<br />

Sie waren schon alt. Und<br />

ich, ich war zwanzig Jahre jünger<br />

als sie und habe gar nichts gemacht.<br />

Das fand ich absurd. Dann habe<br />

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ich angefangen, in Braunschweig in<br />

einem China-Restaurant Geschirr<br />

zu spülen. Der Betreiber hatte<br />

Angst, dass die Polizei uns kontrollieren<br />

und festnehmen könnte.<br />

Er zwang uns, im Restaurant zu<br />

übernachten. Ich durfte nirgendwo<br />

hin, nur zweimal im Monat durfte<br />

ich nach Hause, um mich beim Amt<br />

zurückzumelden.<br />

Es waren damals eine Menge<br />

Asylbewerber, die eine Beschäftigung<br />

suchten, und es gab viel zu<br />

wenig Arbeit. Der Lohn war deshalb<br />

auch sehr niedrig, ungefähr ein<br />

Drittel des Lohnes einer normalen<br />

Aushilfe. Der Lohn, die Bezahlung<br />

für Leute wie mich. Ich musste<br />

sehr gewissenhaft meine Aufgaben<br />

erfüllen, da ich ziemlich schnell<br />

entlassen werden konnte. Sofort<br />

entlassen. Ich musste meinem Chef<br />

absolut gehorchen. Ganz ehrlich,<br />

die Wahrheit ist, dass wir keinen<br />

anderen Ausweg hatten, deshalb<br />

haben wir für sie gearbeitet. Damals<br />

hat man jede Möglichkeit<br />

wahrgenommen. Asylbewerber hatten<br />

es sehr schwer, nicht nur der<br />

Lohn war sehr niedrig, man wurde<br />

beschimpft und behandelt wie<br />

Vieh, wie Büffel. Niemand wollte<br />

wirklich schwarz arbeiten, aber wir<br />

hatten keine andere Möglichkeit.<br />

Der Chef vom Restaurant wusste<br />

das natürlich und hat noch zusätzlichen<br />

Druck auf uns ausgeübt.<br />

Pro Tag habe ich mehr als zehn<br />

Stunden gearbeitet, zwölf, dreizehn<br />

Stunden. Wir waren gestresst, jeder<br />

hatte Angst, jeder war mutlos.<br />

Einige haben sogar geweint. Viele<br />

sagten, wenn sie es gewusst hätten,<br />

dass es so sein würde, dann wären<br />

sie gar nicht erst nach Deutschland<br />

gekommen, ihr Leben zu Hause sei<br />

im Vergleich weniger hart. Meiner<br />

Meinung nach muss man auch<br />

schwierige Situationen aushalten.<br />

Wenn man sich entschieden hat,<br />

nach Deutschland zu gehen, dann<br />

sollte man auch mit solchen Bedingungen<br />

leben können. Ich hatte den<br />

Anspruch, all den mir erteilten Aufgaben<br />

so gerecht zu werden, wie es<br />

mir möglich war. Ich musste mir<br />

so vor allem auch weniger Sorgen<br />

um meinen Arbeitsplatz machen.<br />

Glücklicherweise konnte ich alles<br />

zur Zufriedenheit des Chefs erledigen,<br />

ich habe sehr gewissenhaft gearbeitet.<br />

Dadurch hatte ich weniger<br />

Druck im Vergleich zu den anderen<br />

Freunden und Kollegen. Das heißt<br />

schlichtweg, ich wurde weniger von<br />

ihm beschimpft.<br />

70<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Chinh<br />

Wir sind nervös. Wie fotografiert<br />

man einen Menschen,<br />

der im Rollstuhl sitzt, ohne<br />

dass sich das Hilfsmittel in den<br />

Vordergrund drängt? Wir hätten<br />

uns keine Sorgen machen müssen.<br />

Chinhs Gesicht strahlt, und wenn<br />

ihr Mann sie anschaut, strahlt sein<br />

Gesicht auch. Sie ist in jeder Aufnahme<br />

gut.<br />

Vo Thi Kieu Chinh war fünf Jahre<br />

alt, als sie 1968 nach Hamburg<br />

kam. Zweieinhalb Jahre verbrachte<br />

sie im Krankenhaus Barmbek,<br />

ohne ihre Familie, später wurde<br />

sie in ein pädagogisches Zentrum<br />

nach Dehme verlegt. Während der<br />

Tet-Offensive war sie von einer<br />

Bombe verletzt worden. Aufgrund<br />

eines Vertrages zwischen Terre<br />

des Hommes und der südvietnamesischen<br />

Regierung mussten die<br />

kriegsverletzten Kinder nach ihrer<br />

Behandlung in Deutschland wieder<br />

nach Vietnam gebracht werden.<br />

1974 wurde Chinh nach Saigon<br />

geflogen und erlebte inmitten der<br />

Kriegswirren eine Odyssee durch<br />

verschiedene Heime und Einrichtungen<br />

in Vietnam und Laos. Heute<br />

wohnt sie mit ihrem Mann, den sie<br />

in jenen Tagen kennenlernte, in<br />

einem Haus für Rollstuhlfahrer in<br />

Ho-Chi-Minh-Stadt.<br />

Chinh war nur sechs Jahre in<br />

Deutschland, aber die Zeit hat gereicht,<br />

um perfekt Deutsch zu lernen.<br />

Sie fährt jeden Tag mit ihrem<br />

Trike durch den Saigoner Verkehr<br />

zur Arbeit in ein Medienunternehmen,<br />

das ihre Sprachkenntnisse<br />

braucht.<br />

CHInH: Die Zeit in Deutschland<br />

war sehr angenehm, man könnte<br />

vielleicht sagen, dass es die schönste,<br />

ja, glücklichste Zeit meines Lebens<br />

war. Ich lebte zwar weit weg<br />

von meiner Familie, weit weg von<br />

meiner leiblichen Mutter, mit all<br />

diesen fremden Menschen zusammen,<br />

aber es hat mir nie an Zuwendung<br />

oder Wärme gefehlt. Ich war<br />

ja ein Kind, ich habe nur gespielt,<br />

ich hatte nichts worüber ich mir<br />

Gedanken machen musste.<br />

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Chinh in ihrer Wohnung in Ho-Chi-Minh-Stadt. Während der Tet-Offensive<br />

wurde sie von einer Bombe verletzt. Als Fünfjährige kam sie zur Behandlung<br />

nach Deutschland<br />

01/2013<br />

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Reise<br />

Inmitten der Kriegswirren ab 1974 erlebte Chinh eine Odysee durch verschiedene Heime in Vietnam und Laos - und lernte<br />

ihren späteren Mann kennen. Heute arbeitet sie für ein Medienunternehmen, das ihre deutschen Sprachkenntnisse braucht<br />

Ich war im Barmbeker Krankenhaus<br />

und bekam später eine<br />

Pflegemutter zugewiesen. Sie kam<br />

mit ihrer Familie. Vermutlich hat<br />

sie sich vorher irgendwo dafür<br />

eingetragen, dass sie Kindern wie<br />

uns gerne ihre Unterstützung anbieten<br />

möchte. Der Verein Terre<br />

des Hommes hat mich dann<br />

vermittelt, ich weiß es nicht<br />

ganz genau, aber ich denke<br />

so war es. Sie hat mich dort<br />

regelmäßig besucht. Sie ist<br />

ins Krankenhaus gekommen<br />

und... ich erinnere mich<br />

nicht mehr so genau, ich<br />

habe nur noch das Bild im<br />

Kopf, dass sie zu mir kam und mich<br />

auf den Arm nahm. Ich war damals<br />

noch ganz klein. Dann hat sie mich<br />

mit nach Hause genommen und mit<br />

mir gespielt.<br />

Am Anfang war ich sehr traurig,<br />

ich hatte Heimweh und habe sehr<br />

viel geweint. Meine Pflegemutter<br />

hat mir später eine lustige Geschichte<br />

erzählt. Sie erzählte, dass<br />

ich mit niemandem geredet habe,<br />

ich habe nicht gesprochen und mir<br />

immer eine Decke über den Kopf<br />

gezogen, mich immer unter einer<br />

Decke versteckt. Als ich die Decke<br />

wieder herunternahm habe ich<br />

plötzlich Deutsch gesprochen.<br />

Ich habe es auch nicht verstanden,<br />

dass es so schnell ging, keine<br />

Ahnung. Ich habe plötzlich ganz<br />

schnell Deutsch gelernt. So hat es<br />

meine Pflegemutter mir erzählt. Ich<br />

selber erinnere mich nicht daran.<br />

Als ich von Hamburg nach Dehme<br />

verlegt wurde, kam meine Pflegemutter<br />

nicht mit, es war ja so weit<br />

weg. Von Hamburg nach Dehme<br />

dauert es ungefähr drei Stunden.<br />

Aber sie hat mich manchmal besucht,<br />

daher habe ich sie nicht so<br />

sehr vermisst. Als es nach Vietnam<br />

zurückging habe ich anfangs<br />

Deutschland auch nicht vermisst,<br />

weil all die Deutschen mit uns<br />

nach Vietnam geflogen sind. Die<br />

Leute, die sich um uns gekümmert<br />

haben, die Krankenschwestern und<br />

das Pflegepersonal, sie alle kamen<br />

mit uns nach Vietnam, daher war<br />

ich nicht traurig.<br />

72<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Reise<br />

Erst als sie nach dem Fall Saigons<br />

wieder nach Deutschland flogen<br />

war ich ziemlich traurig. Man hatte<br />

sich so sehr an diese Menschen gewöhnt,<br />

sie waren so etwas wie eine<br />

Familie für mich geworden. Mitte<br />

April 1975 sind wir nach Laos geflohen,<br />

weil sie Angst hatten, dass<br />

wir wieder verletzt werden könnten.<br />

Wir wurden also zu unserer Sicherheit<br />

nach Laos evakuiert. Und als<br />

wir zurück nach Vietnam mussten,<br />

das war Anfang August, das war<br />

ziemlich dramatisch, da durften die<br />

Deutschen nicht mehr mitkommen.<br />

Wir mussten alleine nach Vietnam<br />

zurück. Für uns war das sehr<br />

schwierig, weil wir die ganze Zeit<br />

über mit ihnen zusammen waren<br />

und auf einmal sollten wir mit anderen<br />

Menschen zusammenleben.<br />

Seit ich aus Deutschland wieder<br />

zurück bin, habe ich nur in<br />

Heimen gelebt und nicht bei meiner<br />

Familie. Als ich wiederkam,<br />

war meine Mutter nicht sofort da,<br />

um mich zu empfangen. Erst eine<br />

ganze Weile später kam sie, denn<br />

die Organisation musste es erstmal<br />

meiner Familie mitteilen, dass wir<br />

wieder zurück sind. Damals war<br />

es mit der Post ziemlich schwierig,<br />

nicht so wie heute. Meine Mutter<br />

fragte mich, ob ich denn wüsste<br />

wer hier vor mir steht, ob ich sie<br />

erkennen würde. Ich habe den Kopf<br />

geschüttelt. Ich schüttelte den Kopf<br />

und meinte, nein. Ich konnte kein<br />

Vietnamesisch mehr sprechen, nur<br />

ganz schlecht. Ich traute mich deshalb<br />

nicht zu sprechen. Ich hatte<br />

zwar Fotos, meine Mutter hat mir<br />

Chinh am Frankfurter Flughafen 1974: Aufgrund des Vertrags mit der südvietnamesischen<br />

Regierung mussten kriegsverletzte Kinder nach ihrer Behandlung in Deutschland wieder nach<br />

Vietnam gebracht werden<br />

Fotos nach Deutschland geschickt<br />

und auch Briefe geschrieben, aber<br />

als ich sie in Vietnam sah, habe ich<br />

sie nicht erkannt. Auf den Fotos sah<br />

sie anders aus als in der Realität.<br />

Erst später habe ich meine Mutter<br />

wiedererkannt, weil sie hin und<br />

wieder vom Land gekommen ist,<br />

um mich zu besuchen. Allmählich<br />

wurde sie mir wieder vertraut. Und<br />

ich sehe meiner Mutter sehr änlich,<br />

mein Gesicht ist dem meiner Mutter<br />

sehr ähnlich. Daher erkannte ich sie<br />

wieder. Sie hat mich öfters abgeholt<br />

und mit nach Hause genommen.<br />

Wir sind mit dem öffentlichen Bus<br />

gefahren. Ich war bei ihr zu Hause<br />

und langsam wurde sie mir vertraut.<br />

Bis 1980, dann starb meine Mutter.<br />

Meine Familie, meine beiden älteren<br />

Schwestern teilten es mir mit.<br />

Ich war sehr bestürzt, weil ich nie<br />

mit meiner Mutter zusammen leben<br />

konnte. Wir haben uns nur manchmal<br />

getroffen, aber nie zusammen<br />

gelebt.<br />

Der inAsien-Buchtipp<br />

Die Autoren haben Vietnamesen besucht,<br />

die zu verschiedenen Zeiten und aus ganz<br />

unterschiedlichen Gründen in Deutschland<br />

gelebt haben und später wieder nach<br />

Vietnam zurückgekehrt sind – oder<br />

zurückgehen mussten. In Wort und Bild<br />

dokumentiert das Buch 13 bewegende, teils<br />

aberwitzigen Geschichten von Migration<br />

und Rückkehr. Unbedingt lesen!<br />

Stefan Canham,<br />

Nguyen Phuong-Dan:<br />

„Die Deutschen Vietnamesen“,<br />

Peperoni<br />

Books, 204 Seiten,<br />

Hardcover, 34 €<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 73


+ News + + + Meldungen + + + Wirtschaft + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + M<br />

Windkrafträder bei Jaisalmer, Rajasthan<br />

Grüne Energien in Indien<br />

Nordkorea kooperiert<br />

Bild: statsminsteren kontor / flickr.com<br />

1,2 Milliarden Menschen und das Wirtschaftswunder auf dem Subkontinent bleiben<br />

nicht folgenlos: Indien ist weltweit einer der größten Erzeuger klimaschädlicher Gase.<br />

Gleichzeitig steht Indien als Windstromproduzent in der Weltrangliste auf Platz 5 und<br />

mehr als vier Millionen Biogasanlagen liefern umweltfreundliche Energie für ländliche<br />

Haushalte. Bis zum Jahr 2022 will die indische Regierung eine Solarstromkapazität<br />

von 20.000 MW aufbauen. Eine Reise durch die grüne Energiewelt Indiens bietet<br />

das WDR-Feature von Rainer Hörig, das man sich als Podcast auf der Seite des WDR<br />

herunterladen kann.<br />

China hat, eigenen Angaben zufolge, Verträge unterzeichnet,<br />

die die Wirtschaftskooperation mit Nordkorea<br />

intensivieren sollen. Laut Handelsministerium<br />

beinhalteten sie unter anderem die Entwicklung<br />

zweier Sonderwirtschaftszonen, eine in Rason an<br />

der nordkoreanischen Ostküste, die andere an der<br />

Grenze zu China. Die beiden Staaten unterzeichneten<br />

außerdem Vereinbarungen zur landwirtschaftlichen<br />

Kooperation sowie zur Zusammenarbeit in der<br />

Stromversorgung. Auch Japan hat Gespräche mit der<br />

Demokratischen Volksrepublik Korea angekündigt,<br />

das erste Mal nach vier Jahren Funkstille.<br />

Die Wut auf Japan<br />

Volkswagen profitiert von der<br />

schlechten Beliebtheitsskala Japans<br />

in China. Erstmals hat VW<br />

im größten Einzelmarkt der Marke<br />

zwei Millionen Wagen verkauft,<br />

also 18,5 Prozent mehr als<br />

im Vorjahr! Seit der Streit zwischen<br />

Japan und China um eine<br />

unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eskaliert ist, schrumpfte hingegen<br />

der Absatz von Toyota in China um gut ein Drittel.<br />

Bild: Shazari / flickr.com<br />

Bild: Aaron Pocock<br />

Bild: David Phan Photographers<br />

Hoch hinaus!<br />

Der „5. Internationale Hochhauspreis“ wurde kürzlich in<br />

Frankfurt vergeben. Darunter kein einziges Hochhaus in<br />

Europa, dafür jedoch zwei Türme in Asien und je einer in<br />

New York, Sydney und Kanada. Das prämierte Hochhausensemble<br />

„Pinnacle“ in Singapur (rechts) besteht aus sieben<br />

Türmen, „Te Troika“ in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur<br />

(links) aus einem aus drei Einzeltürmen zusammengesetzten<br />

Gebäude.<br />

74<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


eldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen +<br />

+ + News + + + M<br />

Sofortwissen kompakt<br />

Feng-Shui im Business<br />

Chinas letzte Glühbirne<br />

Gestalten Sie Ihre Geschäftsräume in 50<br />

mal zwei Minuten mit der fernöstlichen<br />

Harmonielehre Feng-Shui. Das Ziel: Wohlbefinden,<br />

frei fließende Energien und<br />

damit berufliche Kreativität und Erfolg.<br />

Dieses Kartenset liefert dazu viele Anregungen<br />

und Tipps (Leila Messner, Heragon<br />

Verlag, 6,80 € (D) / 7 € (A)<br />

Neuerdings dürfen in China keine 100-Watt-Birnen mehr verkauft werden.<br />

Die 60-Watt-Birne folgt in zwei Jahren und alle anderen in vier<br />

Jahren. Die von chinesischen Wissenschaftlern<br />

ausgerechnete Stromersparnis soll dem jährlichen<br />

Strometat von etwa fünf chinesischen Atomkraftwerken<br />

entsprechen.<br />

Phoenix, 28.12., 21:15 Uhr<br />

Marx und Mönche in Laos<br />

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die demokratische<br />

Volksrepublik sei noch ein Land von gestern,<br />

pittoresk und anrührend. Seit einigen Jahren probiert<br />

sich Laos jedoch in einer ganz eigenen Mischung aus<br />

Sozialismus und Marktwirtschaft. Die politischen Zügel<br />

bleiben zwar fest angezogen, wirtschaftliche Freiheit<br />

wird dennoch gewährt. Während der vorsichtige Kurs<br />

wirtschaftlicher Liberalisierung und Öffnung nach außen<br />

Wirkung zeigt, gilt Laos immer noch als eines der<br />

ärmsten Länder der Welt. Doch langsam hält selbst auf<br />

den Dörfern ein bescheidener Wohlstand Einzug. Ein<br />

Film von Peter Kunz, ZDF-Studio Singapur 2012<br />

Fehlt Ihnen was?<br />

H e f t e z u m N a c h b e s t e l l e n<br />

D i e T h e m e n<br />

Ausgabe 6/99<br />

<strong>Thailand</strong>s Süden<br />

Reiseführer im Test<br />

Bali<br />

Ausgabe 2/01<br />

Wellness in Asien<br />

Bangkok<br />

Jüdisches China<br />

Ausgabe 3/01<br />

Korea<br />

Bali<br />

Städtetouren<br />

Ausgabe 2/02<br />

Der Yangzi<br />

Ko Samet<br />

Darjeeling-Tee<br />

Ausgabe 5/02<br />

<strong>Thailand</strong>s Inseln<br />

Kulturtrips China<br />

Dubai<br />

Ausgabe 6/02<br />

Indochina<br />

Städteduell<br />

Nordthailand<br />

Ausgabe 1/03<br />

China aktiv<br />

Ost-Australien<br />

Inselduell<br />

Ausgabe 3/03<br />

Chinas Heilkunst<br />

Pazifikinseln<br />

Mount Everest<br />

Ausgabe 4/03<br />

Spezial: Korea<br />

Taiko Trommler<br />

Günstiges Australien<br />

Ausgabe 5/03<br />

Indochina<br />

Neuseeland<br />

Indiens Schätze<br />

Ausgabe 6/03<br />

Indien-Spezial<br />

Mekongdelta<br />

Religionen<br />

Ausgabe 1/04<br />

China: Sichuan<br />

Burma: Inle-See<br />

Tattoo<br />

Ausgabe 2/04<br />

Indien<br />

Nordkorea<br />

Alltag in China<br />

Ausgabe 3/04<br />

Taiwan<br />

Taifun<br />

Angkor Wat<br />

Ausgabe 4/04<br />

<strong>Thailand</strong>-Spezial<br />

Bollywood<br />

Krakatau<br />

Ausgabe 5/04<br />

China-Kurzreisen<br />

Australien-Outback<br />

Kuala Lumpur<br />

Ausgabe 6/04<br />

Indiens Süden<br />

Weihnachsinsel<br />

Kamikaze<br />

Ausgabe 1/05<br />

Vietnam-Halong Bay<br />

Indien: Karnataka<br />

Piraten<br />

Ausgabe 2/05<br />

Tsunami-Spezial<br />

Indochina<br />

Nordthailand<br />

Ausgabe 3/05<br />

Indien-Goa<br />

Kokosinseln<br />

Samurai<br />

Ausgabe 2/06<br />

Philippine<br />

Laos<br />

Indien-Orissa<br />

Ausgabe 4/06<br />

Shanghai<br />

Malediven, Nepal<br />

Borobudur<br />

Ausgabe 5/06<br />

Kambodscha<br />

Hong Kong<br />

Indonesien: Sulawesi<br />

Ausgabe 3/07<br />

Borneos Orang-Utans<br />

Indien: Orissa<br />

Vietnam: Phu Quoc<br />

Ausgabe 4/07<br />

China<br />

<strong>Thailand</strong> spirituell<br />

Teezeremonie<br />

Ausgabe 5/07<br />

Olympia 2008<br />

Malediven<br />

Zen verstehen<br />

Ausgabe 6/07<br />

Kasachstan: Trekking<br />

Vietnam: Phan Tiet<br />

Japan vs Korea<br />

Ausgabe 2/08<br />

Trekking in <strong>Thailand</strong><br />

Laos<br />

Berühmte Pilgerwege<br />

Ausgabe 3/08<br />

Koh Samui<br />

Kreuzfahrten<br />

Japanische Gärten<br />

Ausgabe 4/08<br />

Annapurna- Trek<br />

Brunei<br />

Sri Lanka<br />

Ausgabe 6/08<br />

Studienreisen<br />

Japan individuell<br />

Fugu<br />

Ausgabe 1/09<br />

Kurztrips<br />

Fahrt durch Rajasthan<br />

Heiliges auf Java<br />

Ausgabe 2/09<br />

Best of China<br />

Indien: Khajuraho<br />

<strong>Thailand</strong>: Hua Hin<br />

Ausgabe 3/09<br />

Insel-Spezial<br />

So kocht Asien<br />

Sumo-Ringer<br />

Ausgabe 4/09<br />

Asiens Sommerziele<br />

Indien: Ladakh<br />

Maid-Cafés in Tokyo<br />

Ausgabe 5/09<br />

China: Nanxun<br />

Mongolei<br />

Asien de Luxe für alle<br />

Ausgabe 6/09<br />

Best of Asien<br />

Japans Burgen<br />

Asiens Top Ten<br />

Ausgabe 1/10<br />

Kulturschock China<br />

Laos und Kambodscha<br />

Malediven<br />

Ausgabe 2/10<br />

Magische Seidenstraße<br />

Shanghai und die Expo<br />

Frühling in Kyoto<br />

Ausgabe 3/10<br />

Japan unter Palmen<br />

Himmel über Beijing<br />

Asien kaut Lotte<br />

Ausgabe 5/10<br />

Geheimtipp Birma<br />

Sherpas im Himalaya<br />

Chinas Apotheken<br />

Ausgabe 6/10<br />

Gili und Lombok<br />

China Spezial<br />

Asiens Überflieger<br />

Ausgabe 4/11<br />

<strong>Thailand</strong>s Norden<br />

Unawatuna/Sri Lanka<br />

Seidenstrasse<br />

Ausgabe 6/11<br />

Macau Pocket Guide<br />

Vietnams Strände<br />

Rund um Shanghai<br />

Ausgabe 1/12<br />

Malediven<br />

Laos<br />

Burma<br />

Ausgabe 2/12<br />

Myanmar<br />

Hong Kong/Macau<br />

Nord Vietnam<br />

Ausgabe 3/12<br />

China<br />

Japan<br />

Nord-Laos<br />

Ausgabe 4/12<br />

Süd-Indien<br />

Soft Adventure<br />

Korea<br />

70 Ausgaben von inAsien sollten Sie<br />

eigentlich schon besitzen, sonst fehlt<br />

Ihnen mindestens ein Mal Asien pur!<br />

Oder haben Sie inAsien etwa verliehen<br />

und nicht zurück bekommen?<br />

Macht nichts. Einfach nachbestellen!<br />

Einige Ausgaben sind<br />

leider vergriffen.<br />

Asia Vision Verlag<br />

Rudolfstr. 22-24<br />

60327 Frankfurt<br />

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+49 (0)69-665632-22<br />

Bitte senden Sie mir folgende Ausgabe(n) von in Asien! zum Preis von 6,80 Euro (Ausland 7,50 Euro) je Heft<br />

Ausgabe(n):<br />

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Konto-Nr. BLZ Geldinstitut<br />

E-Mail: abo@inasien.de Datum, Unterschrift<br />

iA 01/13


Wirtschaft<br />

Bild: Distra / flickr.com<br />

Früh übt sich...<br />

Längst gehört Vietnam nicht mehr zu den schwächsten Ländern der Region; die<br />

Wirtschaft wächst mit stabilen Raten. Um diese Entwicklung zu konsolidieren,<br />

muss jedoch noch einiges an der Basis geschehen. Voraussetzung für den weiteren<br />

Aufschwung ist eine professionelle Ausbildung von Facharbeitern. Doch an ihr<br />

krankt es noch<br />

Ohne Fleiß keinen Preis. Das weiß<br />

auch die vietnamesische Regierung.<br />

Dabei mangelt es gar nicht an der<br />

Motivation, nur an deren effektiver<br />

Nutzung: Ungefähr 85 Prozent aller<br />

vietnamesischen Arbeitnehmer<br />

können keine berufliche Qualifikation<br />

vorweisen. Das ergab eine<br />

Arbeitskräfteerhebung des Statistikamtes<br />

im vergangenen Jahr. Von<br />

den 50,4 Millionen Beschäftigten<br />

im Land verfügten nur rund 3,7 Prozent<br />

über den Abschluss eines Berufsbildungsinstitutes,<br />

weitere 3,7<br />

Prozent hatten ein berufsbezogenes<br />

Kurzzeittraining absolviert.<br />

Auch mit den akademischen<br />

Abschlüssen ist es nicht weit her.<br />

76 www.inasien.de<br />

01/2013


Wirtschaft<br />

Gerade einmal 1,7 Prozent der Erwerbstätigen<br />

können einen College-<br />

Abschluss vorweisen, 6,1 Prozent<br />

verfügen über einen Hochschulabschluss.<br />

In den Wirtschaftszentren<br />

Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi lassen<br />

sich die Zahlen besser präsentieren.<br />

Hier sind 30 Prozent der Arbeitnehmer<br />

im Besitz eines Bildungszertifikats.<br />

Die meisten von ihnen<br />

haben sogar ein Studium absolviert.<br />

Im Bereich der praxisnahen Berufsbildung<br />

sieht es dagegen düster aus.<br />

Für Reformen im Beschäftigungswesen<br />

ist das Arbeitsministerium<br />

(Molisa) zuständig. Sein Ziel lautet,<br />

den Anteil der qualifizierten Arbeitnehmer<br />

bis zum Jahr 2020 auf<br />

40 Prozent anzuheben – landesweit<br />

wohlgemerkt, nicht nur in den urbanen<br />

Zentren.<br />

Kein Aufstieg ohne gut<br />

ausgebildete Bevölkerung<br />

Ein optimistisches Ziel, aber auch<br />

ein lohnendes. Denn eine flexiblere<br />

und besser ausgebildete Bevölkerung<br />

ist für den weiteren Fortschritt<br />

und die nachhaltige Entwicklung<br />

der Wirtschaft entscheidend, mahnen<br />

Vertretungen ausländischer<br />

Unternehmen wie die European<br />

Chamber of Commerce (Eurocham)<br />

in Vietnam, sowie nationale Wirtschaftsverbände.<br />

Tatsächlich ist die<br />

Nachfrage nach Fachkräften hoch.<br />

Aus dem Angebot an Ausgebildeten<br />

ist sie allerdings nicht zu decken,<br />

wie mehrere Studien feststellen.<br />

Den Befragungen zufolge suchen<br />

Unternehmen meist vergeblich nach<br />

qualifizierten Facharbeitern.<br />

Dabei sind die Bildungsvoraussetzungen<br />

eigentlich gut. Schulbildung<br />

genießt im Familienleben den<br />

höchsten Stellenwert. Fünf Jahre<br />

lang besuchen Kinder eine Grundschule,<br />

danach schließt sich eine<br />

Mittelschule an, deren Besuch von<br />

der sechsten bis zur neunten Klasse<br />

ebenfalls unter die Schulpflicht<br />

fällt. Disziplin, Motivation und<br />

Leistungen der Schüler bezeichnen<br />

Fachleute als exzellent. Die motiviertesten<br />

unter ihnen können nach<br />

dem erfolgreichen Abschluss der<br />

Mittelschule eine Prüfung ablegen,<br />

die sie zum Besuch einer öffentlichen<br />

Oberschule berechtigt. Weniger<br />

akademisch orientierte junge<br />

Erwachsene haben die Möglichkeit,<br />

sich bei rund 426 Berufsbildungsinstituten<br />

und etwa 750 kleineren<br />

Schulungszentren für eine fachliche<br />

Ausbildung zu bewerben. Betrieben<br />

werden die Einrichtungen von Provinzen,<br />

Kommunen, Ministerien,<br />

Gewerkschaften oder Unternehmen.<br />

Ihre Qualität ist jedoch sehr unterschiedlich.<br />

Berufsschüler tragen ihre<br />

Ausbildungskosten selbst<br />

Im vergangenen Jahr waren 1,86<br />

Millionen Auszubildende an den<br />

Berufsbildungsinstituten des Landes<br />

registriert, ein Plus von 17 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr. Die Kosten<br />

für die Ausbildung tragen die Schüler<br />

selbst. Die umgerechnet zehn<br />

bis 15 US-Dollar monatlich müssen<br />

die jungen Leute aus eigener Tasche<br />

zahlen. Die Wirtschaft beteiligt sich<br />

nicht an den Ausbildungskosten.<br />

Auch die Zusammenstellung der<br />

Ausbildungsprogramme, Lerninhalte<br />

und Prüfungen geschieht ohne<br />

den Input von Betrieben. Folglich<br />

fehlt der Ausbildung der so wichtige<br />

Praxisbezug. Von einer dualen<br />

Ausbildung, wie sie in Deutschland<br />

gang und gäbe ist, kann Vietnam nur<br />

träumen. Dazu kommt, dass auch<br />

die Lehrer kaum über praktische<br />

Berufserfahrung verfügen und die<br />

Lehrpläne willkürlich umsetzen.<br />

Überdies sei die Ausstattung der<br />

Institute häufig nicht ausreichend<br />

oder aber vorhandene Ausrüstung<br />

sei defekt, beklagen Experten.<br />

Zwei bis drei Jahre dauert das<br />

Training an den Instituten. Im Erfolgsfall<br />

erhalten Auszubildende<br />

Zertifikate in drei Qualifizierungsstufen.<br />

Ein rund dreimonatiges<br />

Praktikum schließt die Ausbildung<br />

ab. Dennoch fehlt es den Absolventen<br />

nur allzu oft an Qualifikationen,<br />

die am Arbeitsplatz dringend<br />

benötigt würden. Es liegt im Anschluss<br />

also an den einstellenden<br />

Betrieben, die jungen Arbeitnehmer<br />

umfangreich in der Praxis auszubilden.<br />

Erst nach einem weiteren<br />

halb- bis ganzjährigen Training im<br />

Unternehmen seien die Absolventen<br />

als Facharbeiter einsetzbar, meinen<br />

Bildungsexperten.<br />

Wirtschaftskooperation<br />

müssen enger werden<br />

Auch die Regierung ist sich dieser<br />

Mängel bewusst und bemüht sich<br />

nach Kräften, eine leistungsfähige,<br />

den wirtschaftlichen Bedürfnissen<br />

des Landes angepasste Berufsbildung<br />

aufzubauen. In einem staatlichen<br />

Dekret vom Mai präsentierte<br />

sie das Ziel, dass bis zum Jahr 2020<br />

40 Prozent der erwerbstätigen Personen<br />

über eine berufliche Ausbildung<br />

verfügen sollen. Die Schwerpunkte<br />

liegen auf den Branchen<br />

Textil, Elektrotechnik und Elektronik,<br />

Schiffbau und Maschinenbau.<br />

Um die ambitionierten Zahlen zu<br />

erreichen, sollen mehr Institute eine<br />

qualitativ bessere Berufsbildung<br />

anbieten.<br />

Zumindest ist das Land auf dem<br />

richtigen Weg. Über die vergangenen<br />

Jahre hat sich die Lage etwas<br />

verbessert. Dennoch muss es weitere<br />

Fortschritte geben, wie auch die<br />

Generaldirektion für berufliche Bildung<br />

des Arbeitsministeriums weiß.<br />

Sie plant eine engere Kooperation<br />

mit der Wirtschaft. Zudem sollen<br />

ausgewählte Berufsbildungsinstitute<br />

und deren Abschlussprüfungen<br />

künftig internationalen Standards<br />

genügen. Diese „Talentschmiede“n<br />

werden sich auf die Hervorbringung<br />

qualifizierter Arbeitskräfte in den<br />

als strategisch ausgemachten Sektoren<br />

konzentrieren.<br />

Thomas Hundt,<br />

Korrespondent GTAI<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 77


Wirtschaft<br />

Die nächste Präsidentenwahl steht in Indonesien 2014 an. Bis dahin versucht die Regierung Yudhoyonos die Macht zu<br />

sichern, ist aber innerlich zerstritten und verliert an öffentlichen Zuspruch<br />

Der Präsident muss liefern<br />

Susilo Bambang Yudhoyono verspricht viel. Die Korruption will er ausmerzen,<br />

Banken mit Kapital versehen und das infrastrukturelle System revolutionieren. Bis dato<br />

waren diese Versprechen hauptsächlich Taktik. Nun aber müssen Taten folgen. Denn<br />

sonst wenden sich die indonesischen Wähler ab<br />

Europas Krise taugt derzeit als wohlfeile<br />

Entschuldigung für Asiens<br />

Politiker – schließlich lastet der<br />

schwache Euro immer schwerer auf<br />

den Exporten und damit der Konjunktur<br />

ihrer Länder. Nicht so für<br />

Susilo Bambang Yudhoyono: „Wir<br />

können die globale Krise überleben.<br />

Unsere Wirtschaftsdaten sind stark,<br />

unsere Fiskalposition ist relativ gut,<br />

und Armut und Arbeitslosigkeit fallen.<br />

Diese Fakten sind ermutigend“,<br />

sagte der indonesische Präsident<br />

Mitte August. Mit Lob für die eigene<br />

Arbeit und sein Land indes hielt<br />

er sich nicht auf: Er mahnte, die<br />

größte Volkswirtschaft Südostasiens<br />

drohe die „goldene Gelegenheit“<br />

zu verpassen, Investoren ins<br />

Land zu holen und Wachstum zu<br />

schaffen, wenn sie nicht jetzt ihre<br />

Herausforderungen meistere. Dazu<br />

zählte Yudhoyono die Überprüfung<br />

der Investitionsgesetze, den Ausbau<br />

der Infrastruktur und den Kampf<br />

gegen die Korruption.<br />

„Unter dem alten Regime war<br />

Korruption organisiert und berechenbar.<br />

Heute ist alles offen“,<br />

sagt Hal Hill, Professor der Australian<br />

National University. Mit<br />

dem „alten System“ meint Hill<br />

das Regime des langjährigen Präsidenten<br />

Suharto, den die Asienkrise<br />

aus dem Amt gespült hatte. Er<br />

hatte das größte muslimische Land<br />

78 www.inasien.de<br />

01/2013


Wirtschaft<br />

der Erde auf Selbstbereicherung<br />

ausgerichtet und nach Schätzung<br />

der Korruptionswächter von Transparency<br />

International bis zu 35<br />

Mrd. US-Dollar in die Taschen seines<br />

Clans pumpen lassen. Bis heute<br />

muss Abraham Samad mit den<br />

Folgen kämpfen. Der seit Dezember<br />

vergangenen Jahres amtierende<br />

Chef der Antikorruptionsbehörde<br />

in der Hauptstadt Jakarta gewinnt<br />

Anerkennung, weil er beginnt, in<br />

der mächtigen Polizei aufzuräumen.<br />

„Wir zögern nicht, jeden zu<br />

verfolgen, wenn es nötig ist. Egal,<br />

ob Parteichef, Politiker oder Unternehmer.<br />

Sobald wir Beweise haben,<br />

werden wir ihn verfolgen.“ Harte<br />

Töne, denen mehr Taten folgen<br />

müssen.<br />

Auf Erfolg angewiesen<br />

Denn die Indonesier akzeptieren<br />

die Bestechung immer weniger, und<br />

für Yudhoyono wird sie zum Wahlkampfthema.<br />

Seine letzte Amtszeit<br />

endet in weniger als zwei Jahren.<br />

Seine Partei und sein Nachfolger<br />

als Präsidentschaftskandidat müssen<br />

von den Erfolgen von Yudhoyonos<br />

Regierung zehren, sind aber<br />

zerstritten und verlieren Zuspruch.<br />

Auch will der frühere General als<br />

erfolgreicher Reformer in Erinnerung<br />

bleiben. „Ich muss zugeben,<br />

es gibt immer noch viele Täter, und<br />

das sogar in der Regierung, im Parlament,<br />

bei den Regionalvertretern<br />

oder unter den Juristen“, wetterte<br />

Yudhoyono. Analysten schätzen,<br />

Korruption in Indonesien mache<br />

bis zu einem Drittel der Geschäftskosten<br />

aus.<br />

Taten müssen auch seinen beiden<br />

anderen Ankündigungen folgen:<br />

Indonesien braucht mehr<br />

Auslandskapital. Damit dies aber<br />

strömt, müssen Korruption und<br />

Bürokratie abgebaut werden. Es<br />

muss Rechtssicherheit einkehren,<br />

es muss geklärt werden, welche Anteile<br />

ausländische Unternehmen an<br />

indonesischen Firmen besitzen dürfen.<br />

Diesen Streit spürt die größte<br />

Bank Südostasiens, die Singapurer<br />

DBS Holdings. Die von ihr geplante<br />

Übernahme der indonesischen Bank<br />

Danamon für gut 7 Mrd. US-Dollar<br />

gilt als Lackmustest für die Offenheit<br />

Indonesiens.<br />

Im Luftverkehr geht es ohne Offenheit<br />

nicht mehr: Tony Fernandes,<br />

der Gründer von Asiens erfolgreichster<br />

Billigfluglinie Air Asia,<br />

will für 80 Mio. US-Dollar die<br />

indonesische Batavia Air kaufen.<br />

„Alle strömen in diesen Markt, und<br />

wenn wir dem Platzhirsch Lion Air<br />

nichts entgegensetzen, können die<br />

uns bald fressen“, sagt Fernandes,<br />

der sonst immer vor Übernahmen<br />

gewarnt hat. Lion Air, ein indonesisches<br />

Familienunternehmen,<br />

hatte Boeing Ende vergangenen<br />

Jahres mit der Bestellung von 230<br />

Maschinen zum Listenpreis von 22<br />

Mrd. US-Dollar einen Rekordauftrag<br />

beschert.<br />

Der Aufstieg der Luftfahrt, getrieben<br />

vom wachsenden Wohlstand<br />

einer immer größeren Mittelschicht,<br />

zwingt das Land zum<br />

Ausbau der Flughäfen. Die über<br />

Jahre aufgeschobene Vergrößerung<br />

des Flughafens Jakartas nimmt nun<br />

Gestalt an. Es ist der erste Ausbau<br />

des Hauptstadtflughafens seit 27<br />

Jahren. Gebaut für 22 Millionen<br />

Fluggäste, werden hier heute 50<br />

Millionen jährlich durchgeschleust,<br />

die Kapazität soll auf 62 Millionen<br />

steigen. Im April lag das Passagieraufkommen<br />

18 Prozent über dem<br />

Vorjahresniveau, im internationalen<br />

Verkehr lag das Plus bei 6 Prozent.<br />

Susilo Bambang Yudhoyono wird 2014<br />

nicht mehr als Präsidentschaftskandidat<br />

antreten. Dennoch soll seine Partei<br />

weiterhin an der Macht bleiben<br />

5 Mrd. US-Dollar für<br />

neue Häfen<br />

Auch der Hafen in Jakarta soll für<br />

3,1 Mrd. US-Dollar endlich erweitert<br />

werden, Niederländer wollen einen<br />

Containerhafen auf Sumatra für<br />

mehr als 2 Mrd. US-Dollar bauen.<br />

Auf dem Weltwirtschaftsforum in<br />

Jakarta gaben im vergangenen Jahr<br />

10 Prozent der Unternehmen an,<br />

die schlechte Infrastruktur bremse<br />

ihren Investitionswillen – 2008 hatte<br />

der Wert noch bei 16,4 Prozent<br />

gelegen. Yudhoyono kündigte an,<br />

die Investitionen in Infrastruktur<br />

im kommenden Jahr von 169 Bill.<br />

Rupiah auf 194 Bill. Rupiah (16,6<br />

Mrd. Euro) anzuheben.<br />

Das alles sind neue Töne in der<br />

größten südostasiatischen Volkswirtschaft.<br />

Sie lassen Investoren<br />

aufhorchen. Denn die Entwicklung<br />

Indonesiens passt in die Renaissance<br />

der südostasiatischen ASE-<br />

AN-Staaten. Gestützt wird das bessere<br />

Image von einem Wachstum,<br />

das im zweiten Quartal um 6,4<br />

Prozent zulegte. Im kommenden<br />

Jahr sollen es 6,8 Prozent werden.<br />

Schon jetzt verzeichnete das Inselreich<br />

mit seinen mehr als 240<br />

Millionen Einwohnern die stärkste<br />

Konjunktur der G20-Länder nach<br />

China. Dennoch warnt nicht nur<br />

Robert Prior-Wandesforde, Asien-<br />

Volkswirt der Credit Suisse, vor<br />

Übermut: „Wir sind skeptisch, dass<br />

diese Wachstumsgeschwindigkeit<br />

nachhaltig ist. Um das zu glauben,<br />

fehlen uns die Strukturreformen,<br />

die 6 bis 7 Prozent Wachstumsgeschwindigkeit<br />

festigen.“ Nachdem<br />

Indonesien in den vergangenen<br />

Monaten mit seinem Wachstum<br />

den bisherigen Hoffnungsträger<br />

Indien hinter sich gelassen hat<br />

und auch mit einer Inflationsrate<br />

von 4,5 Prozent besser als Indien<br />

abschneidet, könnte ihm auch in<br />

punkto Reformfähigkeit ein ähnliches<br />

Schicksal drohen.<br />

Dr. Christoph Hein,<br />

Asien-Pazifik-Korrespondent der<br />

Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />

mit Sitz in Singapur<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 79


+ News + + + Meldungen + + + Kultur + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen<br />

15.02.-12.05.2013, Schirn Kunsthalle<br />

Yoko Ono in Frankfurt<br />

Sie ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit. Zu ihrem 80.<br />

Geburtstag bereitet die SCHIRN Kunsthalle eine umfassende Retrospektive<br />

vor, die eine charakteristische Auswahl der letzten 60 Jahre ihres<br />

Schaffens präsentiert. Bekannt wurde Yoko Ono mit ihren richtungsweisenden<br />

Arbeiten in den<br />

frühen 1960er-Jahren,<br />

die zuerst in New York<br />

und später in Japan gezeigt<br />

wurden. Besondere<br />

Aufmerksamkeit legt die<br />

Retrospektive auf ihren<br />

Einfluss auf Fluxus-Bewegung,<br />

Konzept- und<br />

Performancekunst, Film,<br />

Musik, sowie ihren Einsatz<br />

für den Frieden.<br />

Auch mehrere große Installationen<br />

und andere aktuelle Werke werden in der Ausstellung zu<br />

sehen sein („Yoko Ono. Half a wind show“, www.schirn.de).<br />

<strong>Thailand</strong>s Farben des Tages<br />

Die meisten Thais glauben, dass Schicksal und persönliches<br />

Glück durch äußere Hilfsmittel zu beeinflussen sind und tun<br />

deshalb alles, um auf ihr eigenes Glück positiv einzuwirken. So<br />

ist etwa jedem Wochentag eine Farbe zugeordnet. Ursprung<br />

dieses Brauchs ist die hinduistische Mythologie, in der Göttern<br />

jeweils ein Planet, eine Farbe und ein Wochentag zugeordnet<br />

ist. Aus dieser Zuordnung ergibt sich dann die Farbe eines jeden<br />

Wochentages. Und wer sich schon immer fragte, warum die<br />

Farbe Seiner Majestät König Bhumibol gelb ist, den erwartet<br />

die Antwort: König Bhumibol wurde an einem Montag geboren,<br />

die Farbe des ersten Tages der Woche ist gelb. Damit<br />

drücken Thais mit gelber Kleidung an einem Montag oder zu<br />

besonderen Anlässen gerne ihre Verehrung dem König gegenüber<br />

aus. Und wie sehen die anderen Wochentage aus? Der<br />

Dienstag rosa, der Mittwoch grün, der Donnerstag orange der<br />

Freitag blau, der Samstag lila und der Sonntag rot.<br />

20.10.-20.01.2013, Köln<br />

Der Glanz der Kaiser<br />

Diese Ausstellung ist eine Sensation für Köln. Insgesamt 90 Objektgruppen aus der Verbotenen Stadt in Bejing<br />

geben Einblick in den universellen Herrschaftsanspruch der Kaiser von China und beleuchten das traditionelle Ideal<br />

des harmonisch geordneten Staates aus der Sicht des Kaiserhofs. Herausragende Kunstwerke veranschaulichen<br />

den Geschmack und den Lebensstil, aber auch die Weltsicht der chinesischen Kaiser des 17. und 18. Jahrhunderts.<br />

Offizielle Porträts, Zeremonialgewänder, ein monumentales Glockenspiel und ein komplettes Thron-Ensemble,<br />

Kultobjekte sowie einzigartige, in den kaiserlichen Manufakturen hergestellte Porzellane geben Einblick<br />

in das Leben am Kaiserhof. Astronomische Messinstrumente der europäischen Jesuitenmissionare, etwa des in<br />

Köln gebürtigen Hofastronomen Adam Schall von Bell, bezeugen das Interesse an westlichen Wissenschaften.<br />

Das Palastmuseum ist der Ort, an dem sich die Jahrtausende alte Tradition chinesischer Zivilisation sichtbar manifestiert.<br />

1987 wurde die Verbotene Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt (www.museenkoeln.de).<br />

27.01.-25.02.2013<br />

Indien: Größtes Pilgerfest<br />

Bei der mit Abstand größten Massenveranstaltung der Welt heiß es, die Menschenmassen<br />

seien sogar vom Mond aus zu sehen! Alle 12 Jahre versammeln sich Pilger zur<br />

„Kumbh Mela“ in Allahabad. Für 2013 werden 90 Millionen Pilger erwartet. Dann zieht<br />

es Hindus, Buddhisten und Jainas in die Stadt am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna<br />

und Saraswati, um sich in den heiligen Wassern von Sünden reinzuwaschen. Wer dieses<br />

Spektakel miterleben will, sollte sich der Führung ortskundiger Spezialisten anvertrauen.<br />

Der Veranstalter COMTOUR hat etwa eine besondere Gruppenreise aufgelegt, die<br />

auch den Haupttag des Festes einschließt (www.comtour.de).<br />

80<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


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26.10.- 13.10.2013, MAK Wien<br />

Meisterwerke Asiens<br />

Die MAK-Sammlung Asien in Wien ist eine der wichtigsten Asiensammlungen Europas. In<br />

der neuen Präsentation „Masterpieces“ werden nun Highlights der Sammlung ausgestellt,<br />

darunter bedeutende Objekte mit Schwerpunkt China und Japan aus dem Zeitraum vom<br />

3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 19. Jahrhundert. Ziel der Ausstellung ist es, einerseits einen<br />

historischen Überblick zu gewähren, andererseits auch die Verflechtungen und kulturellen<br />

Beziehungen der Länder untereinander und zu Europa darzustellen. Durch die Einbeziehung<br />

der Sammlung Slunecko werden auch Querverbindungen zu Vietnam und Korea<br />

hergestellt (www.mak.at).<br />

ab 14.12.2012, Hamburg<br />

Die Welt des Buddhismus<br />

bis 3.03.2013, Zürich<br />

Bengalische Bildrollen<br />

Anlässlich der jüngsten Neuerwerbungen und Schenkungen präsentiert<br />

das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg die Kunst des Buddhismus.<br />

Die Ausstellung führt die Besucher bis<br />

in das 6. Jahrhundert v. Chr., als weit vor<br />

Jesus und Mohammeds Zeit der Buddhismus<br />

mit Siddhartha Gautama seinen Anfang<br />

nahm. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen<br />

Holzskulpturen und Malerei aus China<br />

und Japan vom 6. bis 16. Jahrhundert,<br />

ergänzt durch Figuren aus Indien und<br />

Zentralasien. Sie zeigen Buddha-Gestalten,<br />

Mönche, Schutzgottheiten<br />

und Bodhisattvas, die auf dem Weg<br />

zur Erlösung von Leid befreien sollten.<br />

In der Ausstellung wird auch<br />

die tolerante Natur des Buddhismus<br />

veranschaulicht. Ihm geht es um<br />

Ethik, die Achtung gegenüber jedem<br />

Lebewesen und um Meditation. Daher<br />

war auch eine Verschmelzung mit<br />

Religionen wie dem japanischen Shintô<br />

möglich (www.mkg-hamburg.de).<br />

Die Kunst der Bildrollenmalerei und<br />

des mündlichen Vortrags der gemalten<br />

Erzählungen existiert in Indien seit<br />

mehr als zweitausend Jahren. Von<br />

Indien aus verbreitete sie sich entlang<br />

der Seidenstrasse nach China, Korea,<br />

Japan und bis nach Bali! Während<br />

die Vermittlung von religiösen und<br />

literarischen Stoffen mit Hilfe von<br />

Bildrollen heute fast überall verschwunden<br />

ist, halten sich im bengalisch<br />

geprägten Osten Indiens<br />

gleich zwei solcher Traditionen bis<br />

in die Gegenwart: die der patua<br />

und die der jadopatia. Doch während<br />

bei den jadopatia nur die<br />

alten Männer noch an der Tradition<br />

festhalten und die Jungen ihr<br />

Auskommen in anderen Berufen<br />

suchen, feiern die patua internationale<br />

Erfolge. Die Ausstellung<br />

erzählt anhand von Bildrollen<br />

die faszinierende Geschichte<br />

der indischen Bildrollenkunst<br />

(www.musethno.uzh.ch).<br />

DVD: Bilder entdecken!<br />

Entschlüsselungen von Bildsprachen erhöhen den Kunstgenuss. Dafür sorgt auch die<br />

Dokumentation aus der arte Edition über frühe Meisterwerke des Orients: persische Miniaturen<br />

aus dem aufwendig illustrierten Buch „Fünf Schätze“ (1619-1624), der mit Tusche<br />

gemalte „Berg Jingting im Herbst“ (1671) von Shitao oder der berühmteste japanische<br />

Farbholzschnitt „Die Woge“ (1831) des Japaners Katsushika Hokusai. Eine ganze Welt von<br />

Entsprechungen, Anspielungen und Figuren tummeln sich in ihren Werken! („Bilder aus<br />

Asien“, DVD, 90 Min., arte Edition, 14,90 €)<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 81


MIT EINER STUNDE<br />

DIE WELT VERÄNDERN.<br />

ES IST MÖGLICH.<br />

Spenden Sie jetzt Ihren Stundenlohn auf<br />

www.50jahre.welthungerhilfe.de oder<br />

unter Sparkasse KölnBonn, Konto 1115,<br />

Stichwort „Stunde“.


S t i c h w o r t A s i e n<br />

Kummerbund<br />

Wenn Herren schon mal edle Seide um ihre Hüften schwingen, dann handelt es sich<br />

zumeist um einen Kummerbund. Vor gut 100 Jahren kam er als unverzichtbares<br />

Accessoire zum Smoking nach Deutschland. Sein Ursprung aber liegt in Asien<br />

Er gerät hierzulande teilweise<br />

in Vergessenheit: Dabei gibt<br />

der Kummerbund, statt einer<br />

Weste zum Smoking getragen, dem<br />

Abendanzug erst das gewisse Etwas.<br />

Meist aus Seide oder Satin<br />

gefertigt, verdeckt er den Hosenbund,<br />

denn es gilt als unfein,<br />

diesen bei festlichen Anlässen<br />

unverdeckt zu zeigen. Die Leibbinde<br />

wird in Farbe und Design<br />

mit der Schleife abgestimmt.<br />

Der Klassiker: Beide in<br />

Schwarz, das passt perfekt<br />

zur Silvestergala. Was aber<br />

so gar nicht passen will, ist<br />

der „traurige“ Name.<br />

Freude statt Kummer<br />

Ursprünglich diente das Accessoire<br />

sogar dazu, Kummer – in diesem<br />

Fall Hitze – zu vermeiden, und<br />

zwar im fernen Indien. Britische<br />

Kolonialoffiziere entdeckten hier<br />

im 19. Jahrhundert den Kummerbund<br />

für sich. Die vom Reglement<br />

der Armee bei offiziellen Anlässen<br />

vorgeschriebene Uniformweste<br />

ließ die Soldaten auf dem heißen<br />

Subkontinent einfach zu schnell<br />

ins Schwitzen geraten. Sie schauten<br />

sich daher bei den Indern den<br />

Kummerbund ab, eine Leibschärpe,<br />

die wesentlich weniger schweißtreibend<br />

und dennoch elegant war<br />

– und praktisch! Die waagrechten,<br />

nach oben offenen Falten versteckten<br />

kleine Taschen, in denen Geld,<br />

Karten und andere Kleinigkeiten<br />

verwahrt werden konnten. Der Name<br />

dieser Schärpen (Hindi: kamarband)<br />

bedeutet soviel wie<br />

Hüftgürtel bzw. Taillenband.<br />

Den Begriff übertrugen die<br />

Briten einfach dem Klang nach ins<br />

Englische cummerbund. Von hier<br />

aus wanderte der Ausdruck nach<br />

demselben Prinzip ins Deutsche<br />

und wurde zu Kummerbund. Der<br />

Begriff hat also nichts mit dem<br />

deutschen Wort „Kummer“ zu tun.<br />

Macht schmale Hüfte<br />

Wie das Wort, so brachten die britischen<br />

Soldaten auch die indische<br />

Mode nach England: In den 1890er<br />

Jahren wurde dort der Kummerbund<br />

als Alternative zur Weste in<br />

der Abendmode populär. In anderen<br />

europäischen Ländern setzte<br />

er sich erst in den 1930er-Jahren<br />

durch. Und bis heute sieht man den<br />

Kummerbund bei vielen Völkern,<br />

etwa den Griechen und Armeniern.<br />

Auch im militärischen Kontext hielt<br />

er sich tapfer am Leib, so bei der<br />

französischen Fremdenlegion oder<br />

eben in Indien.<br />

In Deutschland sieht man ihn<br />

wohl am häufigsten bei Musikern<br />

und Dirigenten. Der Kummerbund<br />

bietet einfach mehr Bewegungsfreiheit<br />

als eine Weste. Positiver Nebeneffekt:<br />

Er verleiht eine schmale<br />

Hüfte. Der Figur schmeichelnd, bequem<br />

und nicht zu warm, verbreitet<br />

der Kummerbund wahrlich alles<br />

andere als Kummer.<br />

Milena Bähnisch<br />

Keine Frage von Kummer! Der<br />

sollte durch den Kummerbund eher<br />

vermieden werden. Und zwar im<br />

fernen Indien bei sengender Hitze<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 83


Kultur<br />

Chinas Tradition der Kantonoper<br />

Acht Töne, die die Welt bedeuten<br />

Andächtige Stille im Opernhaus – das gibt es vielleicht in Europa, nicht jedoch in einer<br />

Kantonoper. Bei dem ständigen Kommen und Gehen, kleinen Schwätzchen mit dem<br />

Nachbarn und leiblichen Stärkungen bekommt man nicht nur auf der Bühne viel Kultur<br />

geboten. Seit der Rückgabe Hong Kongs an die Volksrepublik China ist die Gattung<br />

der Kantonoper mit ihrem fulminanten Klang- und Farbspektakel zu einem Stück<br />

wiedergewonnene Identität geworden<br />

84<br />

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01/2013


Kultur<br />

Es dämmert schon, als wir gegen<br />

Abend das schmucklose Gebäude<br />

der Community Hall in Sheung<br />

Shui betreten, der vorletzten U-<br />

Bahn-Station in Hong Kongs New<br />

Territories vor der Grenze zum<br />

Festlandchina. Die New Territories,<br />

in denen in den 1970er Jahren sogenannte<br />

New Towns wie Sheung Shui<br />

aus dem Boden gestampft wurden,<br />

gelten nicht gerade als Schmuckstück<br />

Hong Kongs. Nur selten verirren<br />

sich hierher Touristen.<br />

Hier finden also die Proben statt,<br />

die wir uns ansehen wollen. Ein<br />

wenig klamm und kühl ist es an<br />

diesem Februartag, und auf Heizen<br />

ist man in Hong Kong nicht<br />

eingestellt. Chan Yee Lee und ihre<br />

Mutter Li Sin Wah lotsen mich in<br />

einen dunklen Raum mit braunen<br />

Schultischen und Stühlen, Holzvertäfelung<br />

und einer Spiegelwand.<br />

Dort warten bereits sechs Damen<br />

mittleren Alters, die mich neugierig<br />

mustern. Schließlich kommt es<br />

nicht alle Tage vor, dass jemand<br />

aus dem Ausland kommt, um sich<br />

die Probe einer lokalen Laiengruppe<br />

anzuschauen. Zunächst wird<br />

allerdings red pocket money ausgetauscht,<br />

kleine rote Papiertäschchen,<br />

in die man für Freunde und<br />

Bekannte Geldscheine steckt. Das<br />

braucht Zeit, denn schließlich ist<br />

Lunar New Year, das chinesische<br />

Neujahrsfest. „Heute dauert es länger<br />

als sonst“, erklärt mir Yee Lee.<br />

„Sie haben sich seit Weihnachten<br />

nicht gesehen, da gibt es besonders<br />

viel zu erzählen.“<br />

Wer wirklich gut ist,<br />

spricht sich rum<br />

Yee Lees Mutter Li Sin Wah ist eine<br />

von etwa einem Dutzend Frauen,<br />

die bei Tse Chiu Ming, selbst professioneller<br />

Opernsänger, das Singen<br />

von Kantonopern erlernen. Ein<br />

bisschen fühlt man sich an einen<br />

Volkshochschulkurs erinnert, aber<br />

die Teilnehmerinnen, überwiegend<br />

Frauen mittleren Alters, sind durchaus<br />

ambitioniert. Mehrmals jährlich<br />

treten die Begabtesten und die, die<br />

Aufführungen im Freien sind oft kostenlos. Eine Gelegenheit, die von weniger<br />

gut Betuchten gerne wahrgenommen wird - schlechte Witterungsbedingungen<br />

eingeschlossen<br />

es sich leisten können, denn ein billiges<br />

Hobby ist das nicht, auf. Meist<br />

finden solche Laienkonzerte in den<br />

Veranstaltungshäusern der jeweiligen<br />

Stadtteile und Vororte statt.<br />

Sie sind für viele ärmere Menschen<br />

eine preisgünstige Möglichkeit,<br />

Kantonoper live zu hören. Während<br />

man für eine professionelle Oper mit<br />

bekannten Darstellern umgerechnet<br />

siebzig bis achtzig, manchmal sogar<br />

bis zu hundertdreißig Euro berappen<br />

muss, sind semi-professionelle<br />

Aufführungen einzelner Szenen<br />

oder Arien schon deutlich billiger,<br />

bei Laienaufführungen ist man mit<br />

ein paar Euro dabei. „Wundern darf<br />

man sich dann allerdings nicht, dass<br />

man hauptsächlich zwischen Freunden<br />

und Verwandten der Aufführenden<br />

sitzt“, raunt mir die Tochter<br />

einer anderen Laiensängerin zu und<br />

meint wohl damit, dass sich viele<br />

diese Art von Aufführungen lieber<br />

nicht antun.<br />

Yuen Siu Hing hat sich lange<br />

Jahre mit Kantonopern befasst<br />

und organisiert Führungen durch<br />

die thematische Dauerausstellung<br />

im Hong Kong Heritage Museum.<br />

Obgleich sie selbst singt, sieht sie<br />

die Aufführungspraxis unter Laien<br />

auch kritisch: „Viele Frauen machen<br />

das nur, weil sie dann einen Abend<br />

hübsch aussehen und im Mittelpunkt<br />

stehen. Natürlich, man sagt ja<br />

auch: In einem Opernkostüm sieht<br />

jede Frau wunderschön aus. Aber<br />

zum guten Singen gehört viel mehr.<br />

Man muss verstehen, was man<br />

Tradition und Innovation sind kein Widerspruch. Viele zeitgenössische<br />

Inszenierungen setzen auf neue Elemente der Aufführungspraxis. Wie auch in<br />

Europa, sind nicht immer alle davon begeistert<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 85


Kultur<br />

Das Auftragen des Make-ups ist eine Kunst für sich und dauert manchmal Stunden. Farben und Muster sind bedeutungstragend<br />

und einendes Element alle chinesischen Opernformen. Sie geben Auskunft über den verkörperten Charakter<br />

singt, muss die kulturellen Zusammenhänge<br />

verstehen, um die es in<br />

der Geschichte geht. Oberflächlich<br />

betrachtet geht es da oft um Intrigen<br />

am Hof, um Liebesgeschichten, es<br />

werden alte Legenden erzählt. Aber<br />

dahinter stehen Jahrtausende chinesischer<br />

Kultur und Philosophie.<br />

All das muss man dann auch noch<br />

gesanglich zum Ausdruck bringen.<br />

Und man muss sehr genau auf die<br />

Tonhöhen und ihre Akzentuierung<br />

achten. Das kann kaum einer.“<br />

Wer tatsächlich etwas kann und<br />

wer nicht, spricht sich herum. Laienvorstellungen<br />

leben eben von der lokalen<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

Mir persönlich reichte ein einziges<br />

Hörerlebnis, mein Interesse an<br />

der Chinesischen Oper zu wecken<br />

– und das eher zufällig. Als ich<br />

meine langjährige Freundin Yee<br />

Lee 2007 in Hong Kong besuchte,<br />

sprach ich kein Wort Kantonesisch,<br />

ihre Mutter verstand weder Englisch<br />

noch Mandarin; die Konversation<br />

drohte etwas zäh zu werden. So<br />

holte sie kurzerhand ein Foto von<br />

sich im Opernkostüm hervor und<br />

begann, mir vorzusingen. Ich war so<br />

begeistert, dass mich das Kantonoper-Fieber<br />

packte und seitdem nicht<br />

mehr losließ.<br />

Wiedergewonnene Identität<br />

Li Sin Wah hat aus ihrem Talent<br />

ein Hobby gemacht. Heute tritt sie<br />

regelmäßig recht erfolgreich auf,<br />

manchmal als Solistin, manchmal<br />

in Dialogszenen. An ihrem Ausdruck<br />

arbeitet sie hart. „Ich habe<br />

mich sehr verbessert“, sagt sie,<br />

„aber zufrieden bin ich trotzdem<br />

oft nicht. Ich feile dann stundenlang<br />

zuhause am Ausdruck einzelner<br />

Szenen und versuche, die Gefühle<br />

besser zum Ausdruck zu bringen.“<br />

Wie für Li Sin Wah sind die Motive<br />

der meisten Laiensänger meist eine<br />

Kombination aus dem Wunsch, ein<br />

vorhandenes Talent zu entwickeln,<br />

dem Interesse an der eigenen Tradition<br />

und dem Bedürfnis, Gleichgesinnte<br />

kennenzulernen.<br />

In Sheung Shui gibt Lehrer Tse<br />

Chiu Ming Notenblätter aus. Heute<br />

steht eine Szene mit einem Dialog<br />

zwischen einem Liebespaar<br />

auf dem Programm. Die Frauen<br />

nehmen entsprechend ihrer Rolle<br />

Platz: Links sitzen die Besetzungen<br />

für die männlichen Rollen (kant.<br />

sang), rechts für die Rolle der weiblichen<br />

Geliebten (kant. daan). Zur<br />

zweiten Gruppe gehört auch Li Sin<br />

Wah. Doch zuerst erklärt Tse Chiu<br />

Ming die Besonderheiten der Szene.<br />

Heute wird er mit einer Geige<br />

begleiten.<br />

Manchmal, vor allem, wenn Aufführungen<br />

vorbereitet werden, übt<br />

die Gruppe auch mit anderen Musikern<br />

zusammen, die mit den für eine<br />

Kantonoper typischen, chinesischen<br />

Instrumenten spielen. Die Gruppe<br />

beginnt zu singen. Nach etwa drei<br />

Minuten unterbricht Tse. Er ist nicht<br />

zufrieden mit seinen Schülerinnen<br />

und erklärt noch einmal, worauf es<br />

im Ausdruck ankommt. Die Szene<br />

beginnt von vorn.<br />

86<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


Kultur<br />

Vor allem seit der Rückgabe<br />

Hong Kongs an die Volksrepublik<br />

China ist die Kantonoper mehr<br />

und mehr zu einem Instrument der<br />

Aushandlung von kulturellen Identitäten<br />

geworden, politisch wie für<br />

die Bürger Hong Kongs und der<br />

Kantonesisch sprechenden Provinzen<br />

auf dem Festland.<br />

Sehr großen Wert wird dabei darauf<br />

gelegt, dass Kantonoper eben<br />

nicht bloß Pekingoper auf Kantonesisch<br />

ist, sondern ihre ganz eigene<br />

Geschichte und Darstellungsform<br />

hat. Eine besondere Rolle kommt<br />

dabei dem beherzten „Kulturkampf“<br />

zu, den so manch ein Anhänger der<br />

Kantonoper der jüngeren, aber viel<br />

berühmteren Schwester Pekingoper<br />

angesagt hat.<br />

In der Tat lassen sich die Vorläufer<br />

der Kantonoper bis ins 13. Jahrhundert<br />

zurückverfolgen, während die<br />

Pekingoper ihren Ursprung im 18.<br />

Jahrhundert hat. Ob es aber auch<br />

zutrifft, dass letztere schon darum<br />

weniger wertvoll und weniger ausdrucksstark<br />

ist, weil der nördliche<br />

Dialekt nur vier Tonhöhen unterscheidet,<br />

das Kantonesische hingegen<br />

acht, da mag man seine Zweifel<br />

haben. Dies hat vor allem mit<br />

Sprach- und Minderheitenpolitik in<br />

der Volksrepublik China zu tun und<br />

der Angst davor, die eigene regionale<br />

Kultur und Sprache zu verlieren.<br />

So ganz leicht fällt es Außenstehenden<br />

natürlich nicht, Fakt von<br />

Fiktion zu trennen. Aktuelle Forschungen<br />

fangen erst an, dieser<br />

Musikform in ihrer regionalen Ausprägung<br />

auf die Spur zu kommen.<br />

Dabei wird in die Erforschung und<br />

Bewahrung dieser lokalen Tradition<br />

viel investiert. Beispiele dafür sind<br />

etwa das Chinese Opera Information<br />

Centre an der Chinese University<br />

of Hong Kong oder das Hong Kong<br />

Heritage Museum in Sha Tin mit<br />

einer großen Ausstellung zur Entwicklung<br />

der kantonesischen Form<br />

Chinesischer Oper. Um auch die<br />

Jugend für die lokale Operntradition<br />

zu begeistern, wurde sie sogar in<br />

den offiziellen Lehrplan von Hong<br />

Eine kleine Aufmerksamkeit des<br />

dankbaren Hörers an die Sängerin<br />

Kongs allgemeinbildenden Schulen<br />

aufgenommen. Dies alles ist nicht<br />

zuletzt der Tatsache zu verdanken,<br />

dass die Kunstgattung der Kantonoper<br />

2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

erklärt wurde.<br />

WC-Schlangen im<br />

Konzertsaal<br />

Westliche Besucher schrecken vor<br />

dem Besuch chinesischer Opern<br />

oft zurück. Die Furcht davor ist zu<br />

groß, ahnungslos über das Geschehene<br />

wieder herauszukommen. Zugegeben:<br />

Jedermanns Geschmack<br />

ist dieses Genre nicht, aber welche<br />

Musik ist das schon? Und zur<br />

Beruhigung: Auch chinesischen<br />

Besuchern, die mit der Gattung<br />

nicht vertraut sind, erschließt sich<br />

das Bühnengeschehen meist nicht<br />

wirklich. Sogar Yee Lee zeigte sich<br />

überrascht, nachdem wir gemeinsam<br />

mit ihrer Mutter eine Oper mit<br />

Koi Ming Fai, eine der berühmtesten<br />

zeitgenössischen Opernsängerinnen,<br />

gesehen hatten: „Ich wusste<br />

vorher eigentlich kaum etwas über<br />

Bild: eclipsx/flickr.com<br />

Die Liebe zum Detail verleiht der<br />

Kantonoper ihren Zauber<br />

Trommeln sind ein wichtiges Begleitinstrument chinesischer Opern. Für den „typisch<br />

chinesischen“ Klang sorgen traditionelle Instrumente wie die Erhu (mittig)<br />

die Kantonoper. Das Chinesisch<br />

ist sehr alt, selbst ich kenne nicht<br />

alle Ausdrücke.“ Ihre Mutter Li<br />

Sin Wah strahlt. Schließlich ist sie<br />

es, deretwegen wir überhaupt erst<br />

dort saßen.<br />

Auch wenn Gala-Abende, an denen<br />

nur einzelne Arien oder Szenen<br />

vorgetragen werden, um einiges billiger<br />

sind: Dem Interessierten sei<br />

eine klassische Aufführung empfohlen.<br />

Sie ist nicht nur ein grandioses<br />

musikalisches, sondern auch<br />

Unsere Autorin<br />

Dr. Ann-Kristin Iwersen hat Philosophie<br />

und Ethnologie in Hamburg studiert.<br />

Seit 2010 forscht sie zu Laiensängern<br />

der kantonesischen Oper in Hong<br />

Kong. Neben Musikethnologie<br />

interessiert sie sich vor allem<br />

für Literatur und Philosophie<br />

verschiedener Kulturräume mit<br />

besonderem Augenmerk auf<br />

China und Indien.<br />

Bild: eclipsx/flickr.com<br />

Bild: Arnis D/flickr.com<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 87


Kultur<br />

Kantonoper erleben<br />

Aufführungstermine findet man am<br />

einfachsten über die Internetseite des<br />

Hong Kong Tourism Board. Dort kann<br />

man Eintrittskarten auch online erwerben<br />

(www.discoverhongkong.com/german).<br />

Wer schon vor Ort ist, kann sich an<br />

Touristen-Informationen wenden, etwa<br />

das Kowloon Visitor Centre am Star<br />

Ferry Pier (Star Ferry Concourse,<br />

Tsim Sha Tsui, Kowloon, Hong Kong,<br />

http://beta.discoverhongkong.com/eng).<br />

Wer Chinesisch spricht und auch Interesse<br />

an semiprofessionellen Aufführungen<br />

hat, für den sind Aufführungen von<br />

Cantonese Operatic Songs, also Ausschnitten<br />

aus Opern, empfehlenswert.<br />

Man kann sich dazu in ganz Hong Kong<br />

direkt bei den jeweiligen Civic Centres<br />

der Stadtteile informieren, wo viele dieser<br />

Veranstaltungen üblicherweise angeschlagen<br />

werden und auch stattfinden.<br />

Zur Geschichte der Kantonoper<br />

empfehlenswert: Dauerausstellung im<br />

Hong Kong Heritage Museum (1 Man<br />

Lam Road, Sha Tin, New Territories,<br />

Hong Kong, www.heritagemuseum.gov.<br />

hk). Dort findet auch regelmäßig die<br />

einstündige und kostenfreie Cantonese<br />

Opera Appreciation Class statt.<br />

ein kulturelles Erlebnis, das man so<br />

schnell nicht vergisst: Anders als in<br />

westlichen Opernhäusern, wo man<br />

pünktlich seinen Platz einnimmt<br />

und in andächtiger Stille lauscht,<br />

bis die Pause kommt, herrscht in<br />

chinesischen Opernvorführungen<br />

ein ständiges Kommen und Gehen.<br />

Ohnehin wird jede Szene mit einer<br />

kurzen Pause abgeschlossen, in der<br />

sich die Besucher etwas zu essen<br />

holen, sich austauschen oder auf die<br />

Toilette gehen. Wer es aber dennoch<br />

nicht bis zur nächsten Pause schafft,<br />

der erledigt eben alles während der<br />

Vorführung. Im Sunbeam Theatre,<br />

wo die Toiletten direkt vom Zuschauersaal<br />

zugänglich sind, werden<br />

diese auch während der Vorstellung<br />

fleißig frequentiert. Wer<br />

vor den Toiletteneingängen sitzt, ist<br />

also doppelt geschlagen: Da in den<br />

Warteschlangen auch nach Kräften<br />

geschwatzt wird, ist weder Sehen<br />

noch Hören möglich. Auch die<br />

Sitzenden tauschen sich gerne mal<br />

darüber aus, was sie von dem halten,<br />

was da vorne gerade gespielt<br />

wird. In aller Regel trübt das aber<br />

den Genuss nur wenig – einen guten<br />

Sitzplatz vorausgesetzt. Wer sich<br />

auf die fremdartig klingende Musik<br />

einlässt, den erwartet ein fulminantes<br />

Klang- und Farbspektakel,<br />

das regelrecht so in den Bann zieht,<br />

dass man nie mehr in die reale Welt<br />

zurückkehren möchte.<br />

Umso bedauerlicher, dass das<br />

Sunbeam Theatre als einzige Spielstätte,<br />

die ausschließlich dem Genre<br />

Gerade für Gala-Abende wird oft auf traditionelle<br />

Kostüme verzichtet, so auch Yuen Siu Hing links. Im<br />

Kostüm ist sie jedoch nicht mehr wiederzuerkennen<br />

der Kantonoper gewidmet war, der<br />

städtebaulichen Entwicklung zum<br />

Opfer fallen musste. Wie es um die<br />

Zukunft der Kantonoper bestellt ist,<br />

darüber streiten Gelehrte wie Laien.<br />

Denn auch das aus der „Heritage-<br />

Politik“ resultierende Engagement<br />

für ihren Erhalt zeigt unerwünschte<br />

Folgen: Im Zuge der Vermarktung<br />

der lokalen Tradition als Weltkulturerbe<br />

machen sind nämlich Tendenzen<br />

einer Zementierung traditioneller<br />

Formen bemerkbar, die die<br />

natürliche Vielfalt und Dynamik<br />

der lebendigen Tradition ersticken<br />

könnte.<br />

Dennoch: So lange Menschen wie<br />

Li Sin Wah singen, so lange wird<br />

die Kantonoper am Leben bleiben<br />

und sich als das weiterentwickeln,<br />

was sie ursprünglich immer war:<br />

eine Volkstradition.<br />

88<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


…Mo Yan<br />

A s i e n s P r o m i n e n t e<br />

Die Welt spricht über …<br />

Zwiespältig ist das Bild vom jüngst gekürten Nobelpreisträger für Literatur 2012. Die<br />

einen feiern ihn als großen Schriftsteller unseres Zeitalters, die anderen bezeichnen ihn<br />

als Opportunisten, regimetreu und wenig kritisch<br />

„S<br />

prich nicht“ bzw. „der<br />

Sprachlose“ bedeutet das<br />

Pseudonym Mo Yan. Seine<br />

Eltern hätten ihm in gefährlichen<br />

Zeiten beigebracht, den Mund zu<br />

halten, um bloß keinen Ärger zu<br />

bekommen, so Mo Yan. Sie waren<br />

Bauern in der Provinz Shandong,<br />

und als 1966 in China die Kulturrevolution<br />

ausbrach, musste Guan<br />

Moye, so sein bürgerlicher Name,<br />

mit 12 Jahren die Schule verlassen<br />

und auf dem Land arbeiten, später<br />

in einer Fabrik.<br />

Scharfer Realismus<br />

Mo Yan ist nicht mit großer Literatur,<br />

sondern mit den Erzählungen<br />

der Bauern aufgewachsen. In seiner<br />

Gegend, wie er in einem Interview<br />

schildert, wussten manche unter<br />

ihnen ihre Zuhörer nach getaner<br />

Arbeit mit spannenden Geschichten<br />

und Anekdoten zu fesseln. Und<br />

genau das wurde der Traum von<br />

Mo: wie diese Bauern endlos Geschichten<br />

erzählen zu können.<br />

In der Tat gründet seine Erzählkunst<br />

auf den Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />

in der Provinz.<br />

1976 begann er sein Studium der<br />

Literatur, verfasste eigene Erzählungen<br />

und trat der Befreiungsarmee<br />

des Volkes bei. Seine erste<br />

Kurzgeschichte veröffentlichte er<br />

1981. Doch erst 1987 gelang ihm<br />

der literarische Durchbruch mit<br />

dem Roman Hong gaoliang jiazu<br />

(Das rote Kornfeld). Mit scharf<br />

gezeichnetem Realismus schildert<br />

er darin eine Familiengeschichte im<br />

China des 20. Jahrhunderts, inbegriffen<br />

Banditenkultur, japanischer<br />

Okkupation und der Schilderung<br />

der schweren Bedingungen des verarmten<br />

chinesischen Landproletariats.<br />

1987 wurde der Roman von<br />

Zhang Yimou erfolgreich verfilmt.<br />

Kritiklos oder subversiv?<br />

„Mo Yan vereint mit halluzinatorischem<br />

Realismus Märchen,<br />

Geschichte und Gegenwart“, so<br />

der O-Ton im Rahmen der Nobelpreisverleihung.<br />

Inspirieren ließ<br />

er sich dazu übrigens in seinen<br />

Jugendjahren, eigenen Angaben zufolge,<br />

vom „magischen Realismus“<br />

des lateinamerikanischen Schriftstellers<br />

Gabriel García Márquez.<br />

Tatsächlich erschafft Mo Yan in<br />

seinen Romanen eine Welt aus einer<br />

Mischung aus Phantasie und<br />

Wirklichkeit, aus historischen und<br />

sozialen Perspektiven, die an Márquez<br />

erinnern.<br />

Und obwohl regimekritische chinesische<br />

Schriftsteller dem Meister<br />

der Sprache eine kritiklose Haltung<br />

vorwerfen, wurden zwei seiner Romane<br />

(Die Knoblauchrevolte und<br />

die Schnapsstadt) aufgrund ihrer<br />

scharfen Kritik an der zeitgenössischen,<br />

chinesischen Gesellschaft<br />

als subversiv angesehen. Vielleicht<br />

muss ein Autor wie Mo Yan einfach<br />

nur die Realität messerscharf<br />

darstellen, um den Leser das endgültige<br />

Urteil zu überlassen.<br />

Simona Bianco<br />

simona.bianco@asiavision.de<br />

Mo Yan 2008 zum Anlass seiner Lesung im Hamburger<br />

Gymnasium Marienthal. Ein Jahr später hat er China als<br />

Gastland bei der Frankfurter Buchmesse vertreten<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 89


+ News + + + Meldungen + + + Bücher, Filme, CDs + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen<br />

Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal<br />

In der überarbeiteten Neuausgabe von Christian Kracht und Eckhart Nickel wird<br />

der Leser zum Zeitzeugen und Zivilisationsforscher: Er ist mit den beiden vor Ort,<br />

als der letzte König mit einem „Coup d’État“ die Macht ergreift – und kurz darauf<br />

die Monarchie ihr Ende findet. Er erlebt die Reinkarnation Buddhas unter dem<br />

Geburtsbaum des Meisters, trinkt Tee mit dem Maoisten Prachanda und erfährt,<br />

wie der Alltag berühmter Hippies in der Freak Street aussah und was man heute<br />

braucht, um preiswert eine Fluglinie zu gründen. Ja, und dann sollte man noch<br />

wissen, warum man einmal im Jahr das Annapurna-Massiv umrunden sollte.<br />

Christian Kracht, Eckhart Nickel: „Gebrauchsanweisung für Kathmandu und<br />

Nepal“, Piper, 192 Seiten, 14,99 € (D) / 15,50 € (A)<br />

Taiwan neu erklärt<br />

Japanisch für Dummies<br />

Japanisch lernen? Zu schwer, zu langwierig, aussichtslos.<br />

So zumindest lautet das allgemeine Vorurteil aus<br />

deutscher Sicht. Eriko Sato, Dozentin für Japanisch<br />

an der New York State University, tritt mit diesem<br />

Buch an, genau dies zu widerlegen. Einfach heruntergebrochen<br />

erläutert sie die Struktur der Sprache<br />

und verzichtet dabei konsequent auf die japanische<br />

Schrift: Sämtliche Beispielsätze sind in Umschrift<br />

gehalten. Für Studenten der Japanologie mag dies<br />

nicht sinnvoll sein, für alle anderen jedoch entfällt<br />

damit eine große Hürde. Das Fazit: Einfacher kann<br />

man es sich nicht machen: Dieses Buch ist sogar als<br />

Badewannen-Lektüre geeignet!<br />

Taiwans Baukunst ist jung: Erst nach 1945, nach dem Ende der japanischen<br />

Besatzung, konnte sich ein eigener Stil entwickeln. Im<br />

Ausland fast völlig verkannt, zeichnet sich die Insel heute durch<br />

eine Fülle von spektakulären Gebäuden aus. Der Architekt Ulf<br />

Meyer hat die spannendsten 125 Projekte ausgesucht und präsentiert<br />

sie mit viel Karten- und Bildmaterial. Für all jene, die sich<br />

schon immer mal fragten,<br />

was hinter all den aufregenden<br />

Wolkenkratzern<br />

und Designer-Gebäuden<br />

steckt, ist dies die passende<br />

Referenz – und<br />

eine Anregung, beim der<br />

nächsten Taiwan-Reise<br />

unbedingt das eine andere<br />

bisher unbekannte<br />

Stadtviertel zu besuchen.<br />

Ulf Meyer: „Architekturführer<br />

Taiwan“, DOM<br />

Publishers, 250 Seiten,<br />

28 €<br />

Eriko Sato: „Japanisch für Dummies“, Wiley-VCH<br />

Verlag, 351 Seiten, inkl. CD, 22,95 €<br />

90<br />

www.inasien.de<br />

01/2013


+ + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + +News + + + Meldungen + + + News + + +<br />

Auswandern ohne anzukommen<br />

„Picture brides“ nannte man die japanischen Bräute, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf<br />

den Weg nach Amerika machten, um japanische Einwanderer zu heiraten. Ihre Träume zerplatzen<br />

schnell: Die Ehemänner stellten sich meist als ungehobelte Kerle raus, und den meisten gelang es bis<br />

ans Lebensende nicht, in Amerika heimisch zu werden. Nicht zuletzt, weil sie nach dem japanischen<br />

Angriff auf Pearl Harbour als potentielle Spione galten und in Internierungslagern verschwanden.<br />

Das Besondere an diesem Buch ist jedoch nicht nur das Thema. Die Wir-Perpektive lässt die individuelle<br />

Unterschiede verschwinden und zieht doch – oder vielleicht gerade deshalb – den Leser<br />

unerbittlich in die tragische Geschichte.<br />

Julie Otsuka: „Wovon wir träumten“, Mare, 159 Seiten, 18 €<br />

Kannste knicken!<br />

Japanisches Design besticht durch Schlichtheit und Liebe zum Detail. Genau<br />

das macht es möglich, mit einfachen Mitteln einen Hauch Fernost in den deutschen<br />

Alltag zu bringen. Adeline Klam<br />

zeigt Schritt für Schritt, wie man mit<br />

wenigen Knicken oder Klebepunkten<br />

kleine Deko-Objekte und Geschenke<br />

herstellt. Außer japanischem Papier,<br />

das es mittlerweile in jeder gut sortierten<br />

Papeterie gibt, braucht es dazu<br />

wenige Utensilien. Sämtliche Beispiele<br />

sind auch für handwerklich Unbegabte<br />

gut umzusetzen.<br />

Adeline Klam: „Japan Papierwerkstatt“,<br />

Edition Michael Fischer, 144<br />

Seiten, 16,90 €<br />

Musik<br />

JayJayJay<br />

Drei Musiker singen gemeinsam Mantras, also heilige Wörter<br />

bzw. Sätze aus dem indischen Sanskrit. Ihre Musik ist<br />

vor allem für all diejenigen geeignet, die sich gegen Ende<br />

des Jahres wieder ganz auf sich selbst besinnen möchten.<br />

Einfach mitsingen, zuhören oder sich besingen lassen!<br />

Film / DVD-Neuerscheinung<br />

Flucht aus Tibet<br />

JayJayJay, Silenzio Music, 19,50 €<br />

Die junge Medizinstudentin Johanna (Hannah Herzsprung) will hoch hinaus: In Tibet möchte sie<br />

einen Achttausender bezwingen. Doch die schneebedeckten Gipfel scheinen unüberwindbar,<br />

das Land ist riesig, die tibetische Kultur voller Geheimnisse. Da macht Johanna auf einer ihrer<br />

Trekkingtouren eine Entdeckung, die ihr Leben von Grund auf verändert. Und so ist sie bald auf<br />

einer abenteuerlichen Reise hoch oben im Himalaya unterwegs – denn laut eines Orakels muss der<br />

„Goldene Junge“, der als legitimer Nachfolger des Dalai Lama gilt, außer Landes gebracht werden.<br />

Eine magische Abenteuerreise in die Kulisse tibetischer Klöster und in die Bergwelt des Himalaya,<br />

inspiriert von wahren Begebenheiten.<br />

Die Autorin und Regisseurin Maria Blumencron engagiert sich seit über zehn Jahren dafür, dem<br />

tibetischen Volk eine Stimme zu geben. Inspiriert von wahren Geschichten, entwickelte sie das<br />

Drehbuch von „Flucht aus Tibet“ und adaptierte den Stoff als Kinofilm.<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 91


DAS ABO.<br />

DIE PRÄMIEN.<br />

Abo-Prämie 1<br />

Das Infopaket.<br />

Sie haben die Wahl<br />

zwischen 65 x Asien<br />

pur. Wir schenken<br />

Ihnen zwei Hefte mit<br />

Ihren Lieblingsthemen.<br />

Eine Themenübersicht<br />

finden Sie unter<br />

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+49 (0)69-66 56 32 22<br />

Reiseführer vom Reise Know-How Verlag.<br />

Abo-Prämie 2<br />

Das chinesische<br />

Nationalepos: Mulan.<br />

Der Film von Jingle<br />

Ma schildert die<br />

Geschichte der legendären<br />

Heldin Mulan<br />

(verkörpert von<br />

Vicky Zhao Wei), die<br />

anstelle ihres Vaters<br />

in die Armee eintritt,<br />

um die feindlichen<br />

Mongolenstämme zu<br />

bekämpfen.<br />

Mit den vielfach ausgezeichneten Guides können Sie sich perfekt auf Ihre nächste Tour vorbereiten.<br />

Wählen Sie aus folgenden Titeln: Citytrip Bangkok, Chinas Osten, Indiens Norden, Indiens Süden,<br />

Japan, Malaysia, Myanmar, Nepal/Kathmandu, Phuket, <strong>Thailand</strong>, Vietnam.<br />

Ich abonniere inAsIen für 1 Jahr (27,50 euro bzw. CHF 57 für 6 Ausgaben frei Haus). Das Abo verlängert sich<br />

um 1 Jahr zum gültigen Bezugspreis, wenn ich nicht 3 Wochen vor Ablauf schriftlich kündige. Die Bestellung<br />

kann ich bei Asia Vision innerhalb von 10 Tagen nach eingang beim Verlag schriftlich widerrufen.<br />

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O Bankeinzug (nur in D) O Rechnung<br />

Konto-nr. BLZ Geldinstitut<br />

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O Infopaket Ausgabe nr. ___ + ___ O DVD Mulan<br />

O Reiseführer<br />

Datum, Unterschrift IA 01-13


Kultur<br />

Bild: Meena Kadri<br />

Indischer geht‘s nicht!<br />

Wo ist denn die Vorspeise, und warum steht der Nachtisch schon auf dem Tisch? Eine<br />

indische Mahlzeit unterscheidet sich fundamental von einer europäischen. Vorspeisen<br />

existieren nicht, und das Essen wird erst recht nicht in Gängen serviert. Ein kleiner<br />

Ausflug zu indischen Gepflogenheiten mit dem Fachmann Pushpesh Pant<br />

Schaut man auf einen gedeckten<br />

Tisch in Indien, so ist der in der Regel<br />

eine wahre Augenweide: Eine<br />

Vielzahl von Gerichten, etwa Hühner-<br />

und Fischgerichte, Fleischspieße<br />

(Kebabs) und Currys, dampfen<br />

in kleinen Schüsseln auf einem<br />

großen runden Serviertablett, dem<br />

thali. Andere werden auf Bananenblättern<br />

serviert. Gereicht werden<br />

dazu knusprige Snacks wie<br />

Samosas oder Onion Bhajiya und<br />

die Grundnahrungsmittel Brot und<br />

Reis. Für gewöhnlich gibt es mindestens<br />

ein Gericht ohne und eines<br />

mit Sauce. Dazu isst man fast obligatorisch<br />

Dal, Sambhar oder Karhi<br />

(Joghurtklöße). Bei Brot und Reis<br />

bedient man sich nach dem persönlichen<br />

Geschmack. Milchprodukte<br />

kommen in Form von Naturjoghurt<br />

oder Raita auf den Tisch und sind<br />

selbst bei der bescheidensten Mahlzeit<br />

ein Muss.<br />

01/2013<br />

www.inasien.de 93


Kultur<br />

Der inAsien-Buchtipp<br />

20 Jahre lang hat Pushpesh Pant, Professor<br />

an der Universität von Delhi und Kochbuch-<br />

Autor, indische Familienrezepte gesammelt<br />

und getestet. Zusammengekommen sind<br />

über 1.000 Rezepte, vom Fisch-Curry aus<br />

Goa bis zum Schmalzgebäck aus Rajasthan.<br />

Viele Gerichte sind hierzulande noch nicht<br />

bekannt und bieten auch erfahreneren<br />

Köchen Neues zum Ausprobieren. Alle<br />

Rezepte sind im Übrigen so konzipiert,<br />

dass sie auch mit dem<br />

deutschen Warensortiment<br />

gut nachgekocht werden<br />

können.<br />

„Indien. Das Kochbuch“,<br />

Edel Verlag, 816 Seiten,<br />

Hardcover mit Tasche,<br />

39,95 € (D) / 41,10 € (A)<br />

Ein Inder sorgt zu Hause im Übrigen<br />

immer dafür, dass Chutneys<br />

und Pickles (süßsauer eingelegtes<br />

Gemüse) vorrätig sind. Sie werden<br />

zu jeder Mahlzeit gereicht, so dass<br />

alle Grundgeschmacksrichtungen<br />

angeboten werden und nach der indischen<br />

Vorstellung eines guten und<br />

gesunden Essens für unterschiedliche<br />

Farben und Konsistenzen sorgen.<br />

Eine Süßspeise, zum Beispiel<br />

Reispudding oder Halwa, gehört<br />

ebenfalls dazu. Getränke, hauptsächlich<br />

Sherbets, für die Fruchtsaft<br />

mit Milch, Sahne oder Eiweiß angerührt<br />

werden, bietet man Gästen<br />

vor dem Essen an. Kleine Mengen<br />

mancher Getränke, etwa Buttermilch,<br />

werden auch während den<br />

Mahlzeiten getrunken.<br />

Brot statt Gabel<br />

Als Grundprinzip einer indischen<br />

Mahlzeit gilt, dass sie der Jahreszeit<br />

und dem Anlass entsprechen<br />

muss. Größere festliche Bankette<br />

sind daher wesentlich vielfältiger,<br />

mit verschiedenen Fischgerichten,<br />

Wachteln und Rebhühnern und<br />

präsentieren aufwendige und ungewöhnliche<br />

Rezepte.<br />

Oft mischt man Gerichte unterschiedlicher<br />

<strong>kulinarisch</strong>er Regionen.<br />

So wäre es durchaus nicht<br />

ungewöhnlich, Tandoori Tikka aus<br />

dem Punjab, Korma aus Avadh<br />

und Biryani aus Hyder abad neben<br />

Snacks aus Gujarat, Broten aus Kerala<br />

und Süßspeisen aus Bengalen<br />

nebeneinander auf den Tisch zu<br />

bringen.<br />

In der Tat ist dies in den meisten<br />

Häusern Indiens üblich – außer bei<br />

religiös-rituellen Mahlzeiten. Doch<br />

sollte dies keinen Enthusiasten davon<br />

abhalten, ein rein regionales<br />

Menü zu kochen. Ein indischer<br />

Feinschmecker verwendet bei Tisch<br />

übrigens weder Messer noch Gabel<br />

oder Löffel. Die Finger, unterstützt<br />

von verschiedenen Brotsorten, reichen<br />

ihm vollauf.<br />

Küche der Mogule<br />

Die indische Küche ist für viele<br />

ein Synonym für die Gerichte der<br />

Mogule, die vom 16. bis 19. Jahrhundert<br />

über beinahe ganz Indien<br />

herrschten. Und tatsächlich wurden<br />

zu ihrer Zeit viele Gerichte erfunden,<br />

etwa Kormas und Biryanis.<br />

Die weltweite Leidenschaft für<br />

indisches Essen geht geschichtlich<br />

bis ins erste Jahrtausend vor Christus<br />

zurück, als ein griechischer<br />

Gesandter Zuckerrohr als „mit Honig<br />

gefüllten indischen Bambus“<br />

beschrieb. Später lockte der Reichtum<br />

an wohlriechendem Pfeffer,<br />

Nelken, Kardamom und Zimt arabische<br />

Händler an die Malabarküste<br />

im Südwesten Indiens.<br />

Auch den portugiesischen Eroberer<br />

Vasco da Gama zog es 1498<br />

wegen des äußerst lukrativen Gewürzhandels<br />

nach Indien. Zu dieser<br />

Zeit waren Gewürze ein Vielfaches<br />

ihres Gewichts in Gold wert, und<br />

die importierte Menge an Gewürzen<br />

deckte die von Gamas Expeditionen<br />

verursachten Kosten<br />

mehrfach. Es wird berichtet, dass<br />

er allein von einer seiner indischen<br />

Fahrten 1.500 Tonnen Pfeffer,<br />

28 Tonnen Ingwer, acht Tonnen<br />

Zimt und sieben Tonnen Nelken<br />

mitbrachte. Und während Indiens<br />

Gewürze ganz Europa verzückten,<br />

führten die europäischen Händler<br />

die <strong>kulinarisch</strong>en Geheimnisse von<br />

Hefebrot, Süßgebäck und Nudeln<br />

im Land ein. Als Gegenleistung<br />

machten die Inder sie mit den Gaumenfreuden<br />

von Currys, Mangos<br />

und Chutneys bekannt.<br />

Frühstück mit Reis und Fisch<br />

Im 17. Jahrhundert kamen die<br />

Engländer nach Indien und ließen<br />

sich von den Gerüchen, visuellen<br />

Eindrücken und Geräuschen des<br />

Subkontinents betören. Viele fanden<br />

Geschmack an den einheimischen<br />

Delikatessen und Aromen,<br />

so dass deren Zutaten bald den<br />

Weg nach England fanden, wie man<br />

an Gerichten wie Kedgeree, einem<br />

Frühstück aus Reis und Fisch, und<br />

an der herzhaften Fleischsuppe<br />

Mulligatawny unschwer erkennt.<br />

In der jüngsten Vergangenheit<br />

hat sich Indien in gesellschaftlicher<br />

und wirtschaftlicher Hinsicht rasant<br />

verändert; davon blieben auch<br />

viele <strong>kulinarisch</strong>e Traditionen nicht<br />

unberührt. Die jüngere Generation<br />

ist weitaus experimentierfreudiger.<br />

Seit auch in Indien Halbfertigprodukte<br />

wie Tamarindenextrakt oder<br />

Kokosmilch erhältlich sind, ist auch<br />

die beschwerliche Küchenarbeit um<br />

einiges leichter geworden.<br />

Authentische indische Rezepte<br />

verwenden oft erstaunlich große<br />

Mengen am Butterfett Ghee. Diese<br />

kann man durchaus reduzieren,<br />

nachdem man das Rezept einmal<br />

auf traditionelle Weise gekocht hat.<br />

Auch Gewürzmengen lassen sich<br />

auf den persönlichen Geschmack<br />

abstimmen. Wichtig ist, das Fleisch<br />

schön weich zu kochen, wobei man<br />

regelmäßig prüfen sollte, dass die<br />

Sauce nicht zu sehr einkocht. Durch<br />

Marinieren, zum Beispiel in roher<br />

Papaya, wird das Fleisch zarter<br />

und schneller gar. Wird Fleisch mit<br />

Knochen verwendet, verlängert sich<br />

die Garzeit.<br />

94 www.inasien.de 01/2013


Kultur<br />

Asienrezepte zum S ammeln<br />

Lal Machhali<br />

Fisch in rotem Chili-Chutney<br />

Bild: Andy Sewell Bild: Andy Sewell<br />

Methi Murg<br />

Hähnchen mit Bockshornkleeblattern<br />

www.inasien.de 95


Kultur<br />

Zutaten (für 4 Pers.)<br />

• 750 g festes Fischfilet ohne Haut<br />

• 1 EL Pflanzenöl<br />

• Salz<br />

Für die Marinade<br />

• 1-2 TL gemahlene Gelbwurz<br />

• 4 Knoblauchzehen, geschält und<br />

zerdrückt<br />

• 1 EL Limettensaft<br />

• ½ TL Zucker<br />

Für die rote Chili-Paste<br />

• 6 getrocknete rote Chilischoten<br />

• 40 g Kokosflocken<br />

• 1 TL Essig<br />

Rezept aus: „Indien - Das Kochbuch“, Edel Verlag<br />

Lal Machhali<br />

Fisch in rotem Chili-Chutney<br />

Zubereitung 25-30 Min. / Ruhe- und Garzeit 15-20 Min.<br />

Zubereitung<br />

Für die Marinade in einer Schüssel Gelbwurz, Knoblauch, Limettensaft, Zucker<br />

und Salz gut verrühren. Den Fisch auf eine große Platte legen und damit<br />

gründlich einreiben. Abdecken und 30 Minuten im Kühlschrank marinieren.<br />

Für die Chili-Wurzpaste die getrockneten Chilischoten, Kokosflocken und<br />

Essig in einem Mixer pürieren. Falls nötig, etwas Wasser zugeben, damit<br />

die Paste cremig wird. Das Öl in einem Topf stark erhitzen, die Würzpaste<br />

zugeben und nur leicht anbraten, so dass die leuchtend rote Farbe nicht<br />

nachdunkelt. Die Hitze reduzieren, den Fisch einlegen und 125 ml Wasser<br />

zugießen. Sanft umrühren und alles 7-8 Minuten köcheln lassen, bis der<br />

Fisch gar ist.<br />

A sienrezepte zum Sammeln<br />

Zutaten (für 4 Pers.)<br />

• 1 TL Ingwerpaste<br />

• 1 TL Knoblauchpaste<br />

• 2 Zwiebeln, geschalt und in Ringe<br />

geschnitten • 2 EL Joghurt, aufgeschlagen<br />

• 1 TL Cayennepfeffer • 1/2 TL<br />

gemahlene Gelbwurz • 1 mittelgroßes<br />

Brathahnchen, in Stucke zerteilt • 175 ml<br />

Pflanzenöl • 2 große Kardamomkapseln<br />

• 1 Zimtstange, 2-3 cm lang • 3 grüne<br />

Chilischoten, entkernt und gehackt<br />

• 1/2 TL gemahlene Kümmelsamen<br />

• 125 g frische Bockshornkleeblatter,<br />

gehackt • Saft von 1 Limette • Salz<br />

Rezept aus: „Indien - Das Kochbuch“, Edel Verlag<br />

Methi Murg<br />

Hähnchen mit<br />

Bockshornkleeblattern<br />

Zubereitung 30 Min. / Marinier- und Garzeit 45 Min.<br />

Zubereitung<br />

Für die Marinade Ingwer- und Knoblauchpaste, die Hälfte der Zwiebelringe,<br />

Joghurt, Cayennepfeffer und Gelbwurz in einer großen Schüssel verrühren<br />

und salzen. Die Hähnchenstücke einlegen und darin wenden. Abdecken und<br />

20 Minuten im Kühlschrank marinieren. Die Hälfte des Öls in einem großen<br />

Topf schwach erhitzen und darin die Hähnchenstücke 8-10 Minuten anbräunen.<br />

750 ml Wasser zugießen und alles etwa 30 Minuten köcheln lassen, bis<br />

zwei Drittel des Wassers verkocht sind und das Fleisch gar ist. Das restliche Öl<br />

in einer Pfanne bei mittlerer Hitze heiß werden lassen. Kardamomkapseln,<br />

Zimtstange, grüne Chilischoten, Kümmelsamen sowie die restlichen Zwiebelringe<br />

zugeben und 1-2 Minuten anbraten, bis der Kardamom anschwillt.<br />

Den Bockshornklee unterheben und 3-4 Minuten mitbraten. Das Hähnchenfleisch<br />

einlegen und köcheln lassen, bis die Bockshornkleeblatter aromatisch<br />

duften und die Hähnchenstücke in einer dicken Sauce schwimmen. Zum<br />

Schluss den Limettensaft über das Gericht träufeln.<br />

96<br />

www.inasien.de


inAsien-Preisrätsel<br />

GEWINNNEN SIE ein von drei Kartensets „Erleuchtung<br />

zum Frühstück – Zen im Alltag“<br />

von Sandy Taikyu Kuhn Shimu (Schirner Verlag).<br />

Die 108 Karten mit Anleitung machen den<br />

Geist des Zen im Alltag erlebbar: Denn ob<br />

Geld, Kindererziehung, Ernährung, Liebe oder<br />

Freizeit, kleine Rituale der Achtsamkeit verhelfen<br />

zu mehr Bewusstheit. Untermalt<br />

werden die Übungen von Anekdoten<br />

rund um die Lehre des Zen.<br />

Schicken Sie das Lösungswort<br />

bis zum 13. Februar 2013 an:<br />

Asia Vision Verlag<br />

Rudolfstraße 22–24<br />

60327 Frankfurt<br />

oder an: redaktion@inasien.de<br />

Lösungswort<br />

der letzten Ausgabe:<br />

Chatuchak<br />

s1818 .39-57<br />

mit Farbe<br />

bedecken<br />

Gewonnen haben:<br />

Claudia Öttgen, Beilstein<br />

Rolf Wilkening, Frankfurt am Main<br />

Christina Weinreich, Berlin<br />

N E<br />

T I G E R H A I<br />

A D E L P U N M U T<br />

K N G A B E P H I L<br />

U T E N S I L L F R E I<br />

R E U E L F L I P F R A<br />

L T S E R I E A S A U<br />

W A G E M U T G A S S I S M<br />

K U E R P F U E R S N E W A<br />

B R H E G E R R M N E<br />

E I F E R I S A N A Z I<br />

N P U S L I C K G L A S<br />

P O L I C E H W I E N<br />

E P E H G E P A E C K<br />

A N S A G E R D R K<br />

Q U E R E L E<br />

Z N<br />

(1-9) Chatuchak<br />

1<br />

ugs.:<br />

übel,<br />

schlecht,<br />

hässlich<br />

früherer<br />

brasil.<br />

Fußballstar<br />

in<br />

Gesteinsmasse<br />

gleicher<br />

Weise<br />

Fruchtsaftgallert<br />

Künstlerentgelt<br />

kurz für:<br />

an dem<br />

Klasse,<br />

Kategorie<br />

einer<br />

Ware<br />

Abk.:<br />

okay<br />

2<br />

fossiler<br />

Brennstoff<br />

3<br />

4<br />

Steifpapier,<br />

Pappe<br />

4<br />

2<br />

Staat<br />

in Nordwestafrika<br />

Werbung<br />

Unterarmknochen<br />

Trinkbehältnis<br />

für Heißgetränke<br />

Musikrichtung<br />

Nebenfluss<br />

d.<br />

Rheins<br />

5<br />

zu<br />

betreten<br />

Verbindungsbolzen<br />

Zierpflanze<br />

Ältestenrat<br />

Auerochse<br />

Unbeweglichkeit<br />

Notiz<br />

(Nota)<br />

6<br />

wider<br />

früheres<br />

mexik.<br />

Indianervolk<br />

Internet-<br />

Abk.:<br />

Good<br />

Luck<br />

5<br />

wild,<br />

unbändig<br />

Gruppe<br />

von<br />

Rätsellösern<br />

Schau,<br />

Revue<br />

(engl.)<br />

3<br />

Eisenbahn<br />

ein<br />

Edelgas<br />

Teufel<br />

James<br />

Bond<br />

ist<br />

einer<br />

Befugnis<br />

„Sitzung“<br />

beim<br />

Schneider<br />

Fluss<br />

durch<br />

Innsbruck<br />

der<br />

„Fernseh-<br />

Oscar“<br />

auserlesen<br />

Gliedmaße<br />

®<br />

1<br />

s1818 .58-58<br />

Abk.:<br />

Aktiengesellschaft<br />

südosteurop.<br />

Gebirge<br />

russ.<br />

männlicher<br />

Vorname<br />

aus<br />

diesem<br />

Grund<br />

Lehre<br />

der<br />

Dichtkunst<br />

Kf.: Kaufvertrag<br />

Sinnesorgan<br />

schwerfallende<br />

Spende<br />

weiblicher<br />

Naturgeist<br />

Ruhe-,<br />

Polstermöbel<br />

Regelverstoß<br />

(Sport)<br />

positive<br />

Elektrode<br />

Fernsprechapparat<br />

Abk.:<br />

Self-Extracting<br />

Archive<br />

6<br />

Gewürzblatt<br />

Beförderungszeittafel<br />

hohes<br />

Laufgestell<br />

unverschlossen<br />

Strom<br />

in Westeuropa<br />

frühere<br />

landwirtsch.<br />

Gehilfin<br />

kleines,<br />

flaches<br />

Segelboot<br />

persönliches<br />

Fürwort<br />

Impressum inAsien<br />

inAsien<br />

erscheint zweimonatlich im:<br />

Asia Vision Verlag<br />

Rudolfstraße 22–24<br />

60327 Frankfurt<br />

Tel.: +49 (0)69-665632-0<br />

Fax.: +49 (0)69-665632-22<br />

Internet: www.inasien.de<br />

E-Mail: redaktion@inasien.de<br />

Chefredakteur: Martin Brückner<br />

Redaktion: Ann-Karin Heyer<br />

Layout: Muhammet Simsek<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Milena Bähnisch, Simona Bianco, Stefan<br />

Canham, Roland Dusik, Jovan Evermann,<br />

Bjoern Gantert, Andrea Glaubacker, Volker<br />

Häring, Marcus Haid, Roland Hanewald,<br />

Francoise Hauser, Rainer Heubeck, Ann-<br />

Kristin Iwersen, Erik Lorenz, Nguyen<br />

Phuong-Dan, Katharina Schnurpfeil, Michael<br />

Scholten, Karen Schreitmüller, Ina Spogahn,<br />

Rainer Werning<br />

Anzeigenverkauf: Dagmar Hummel<br />

Druck: Dierichs Druck, Kassel<br />

Vertrieb: VU Verlagsunion Walluf<br />

Bildnachweise:<br />

Titel: Shutterstock // Inhalt (S. 4): flickr.com, Stefan Canham, Nguyen Phuong-Dan,<br />

Shutterstock // Asien im Bild (S. 6-7): Shutterstock // Travel-Meldungen (S. 8-9):<br />

Thailändische Fremdenverkehrsamt, Shutterstock, e-kolumbus // Bildreportage (S.<br />

10-15): Bjoern Gantert // Tipps & Trends (S. 16-17): polyband Medien GmbH, insider<br />

Asia, Hubert Burda Medien, Shutterstock, )) www.parkroyalhotels.com, Shutterstock //<br />

Japan Yakushima (S. 18-21): Marcus Haid // Indien Majuli (S. 22-24): Karen Schreitmüller<br />

// Indien in Portraits (S. 26-29): Andrea Glaubacker, Ranjith Shenoy (www.facebook.<br />

com/pages/Ranjith-Shenoy-Photography/173355882693551 // Top Ten der Strände (S.<br />

30-35): Jovan Evermann, Roland Hanewald, Erik Lorenz, Francoise Hauser, Ina Spogahn,<br />

Michael Scholten, Shutterstock // Philippinen Schnäppchenjagd (S. 38-42): flickr.com //<br />

Hongkong (S. 44-46): Katharina Schnurpfeil // Reisekalender (S. 48-49): Shutterstock<br />

// Weihnachten in Kambodscha (S. 50-53): Michael Scholten // Jazz in Bangkok<br />

(S. 54-55): Adrian Lobe // Kulinarischer Streifzug durch <strong>Thailand</strong> (S. 56-59): Rainer<br />

Heubeck // China Mekong (S. 62-65): Volker Häring // Die deutschen Vietnamesen<br />

(S. xx-xx): Nguyen Phuong-Dan, Stefan Canham // Wirtschafts-Meldungen (S. 74-75):<br />

Shutterstock, flickr.com, David Phan Photographers, Aaron Pocock // Vietnam (S. 76-<br />

77): flickr.com // Indonesien (S. 78-79): Shutterstock // Kultur-Meldungen (S: 80-81):<br />

Völkerkundemuseum Zürich, Kunsthalle Schirn, Shutterstock, MKG, The Palace Museum,<br />

MAK/Katrin Weißkirchen, MAK/Kawamoto Masukichi // Stichwort (83): Shutterstock //<br />

China Kantonoper (S. 84-88): Ann-Kristin Iwersen, Shutterstock, flickr.com // Asien Promi<br />

(S. 89): Johannes Kolfhaus, Gymn. Marienthal (Wikimedia) // Asien <strong>kulinarisch</strong> (S. 93-96):<br />

Meena Kadri, Andy Sewell // <strong>Vorschau</strong> (S: 98): Shutterstock<br />

Sämtliche Artikel und Informationen sind<br />

nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für ihre<br />

Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht übernommen werden. Zuschriften an<br />

die Redaktion sind erwünscht, Rücksendung<br />

erfolgt gegen beigefügtes Rückporto. Für<br />

die Rücksendung von Fotos o. Ä. wird keine<br />

Gewährleistung übernommen. Es gelten<br />

die Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und grafische Darstellungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Ihr Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, ihre Vervielfältigung auf<br />

fotomechanischem oder anderem Weg sowie<br />

die Nutzung auf Datenträgern bedarf<br />

der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Bezugsbedingungen<br />

Kioskverkauf: Deutschland 4,90 Euro,<br />

Schweiz CHF 9,80, Österreich 5,50 Euro<br />

Einzelbestellung beim Verlag: 6,80 Euro<br />

Abonnements: 27,50 Euro, CHF 57,–<br />

01/2013<br />

www.inasien.de<br />

97


<strong>Vorschau</strong><br />

Ausgabe 2/2013 erscheint am 27. FEBRUAR<br />

<strong>Thailand</strong> in Feierlaune<br />

Das farbenfrohe Songkran und das kerzen- und weihrauchreiche Loy<br />

Krathong-Fest sind wohl fast jedem <strong>Thailand</strong>reisenden bekannt. Sie sind<br />

jedoch nur zwei von vielen Feiertagen, die von den Thais begangen<br />

werden. Ein Überblick über die interessantesten und manchmal auch<br />

verrückten Feierlichkeiten.<br />

Zentralasien im Überblick<br />

Sie haben keinen Zugang zum Ozean und ihre Flüsse<br />

erreichen ihn erst gar nicht. Im Altertum und Mittelalter<br />

wurden sie von Großreichen regiert – und dennoch ist<br />

wenig von Skythen, Saken und Timuriden bekannt, die<br />

das heutige Zentralasien prägten.<br />

Volksfest Kirschblüte<br />

Sie ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur: die<br />

Kirschblüte. Mögen im Februar und März auch bereits Pflaumen- und<br />

Pfirsichbäume blühen, das Aufspringen der Sakura-Knospen wird im<br />

ganzen Land ausgiebig gefeiert.<br />

Trekking auf dem Dach der Welt<br />

ITB 2013<br />

Vom 6. bis 10. März ist es wieder soweit: Auf der<br />

Internationalen Tourismusbörse in Berlin stellen sich wieder<br />

Destinationen weltweit vor. Was es von den Asiaten zu<br />

berichten gibt, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.<br />

Die Wandermöglichkeiten in Ladakh sind schier unbegrenzt – und die<br />

Konkurrenz unter den Reiseagenturen ist groß. Bei Strecken zwischen<br />

zwei Tagen und vier Wochen kann man entweder nur mit einem<br />

Rucksackträger von Teehaus zu Teehaus ziehen oder sich gleich einer<br />

ganzen Karawane anschließen. Unsere Autorin hat auf dem Weg zum<br />

5.000er letzteres gewählt.<br />

Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellem Anlass verschoben werden.<br />

98 www.inasien.de 01/2013


Um NachrichteN für aUsseNhaNdel eiNe Woche laNg kosteNlos<br />

UNd UNverbiNdlich zU testeN, koNtaktiereN sie<br />

mechtild.gieNaU@mbmmedieN.de oder 0049 (69) 665632-15<br />

Alle Informationen zu Nachrichten für Außenhandel und weiteren Fachpublikationen der MBM Medien GmbH: www.maerkte-weltweit.de


ThAilAnd<br />

Triumph für<br />

Thaksin<br />

Messen & Kongresse<br />

China präsentiert<br />

sich auf der CeBIT<br />

MAcher & MärKTe<br />

Ratan Tata – Manager<br />

mit Macht und Bedacht<br />

chinA<br />

31<br />

Neue Chancen für<br />

das Perlflussdelta<br />

AsiA Bridge<br />

:::<br />

Glaubt man den Prognosen,<br />

geht Indonesiens Stahlindustrie<br />

goldenen Zeiten entgegen. In<br />

wichtigen Abnehmerbranchen<br />

Trends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 11:2011<br />

<br />

Indonesien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

vereinigt mit<br />

aktuell ASIA<br />

stehen die Zeichen auf Wachstum.<br />

Beispielsweise erwarten<br />

Experten, dass die größte ASE-<br />

iMMoBilienMärKTe<br />

steter<br />

Aufstieg<br />

<br />

AN-Nation in den kommenden<br />

zwei Jahren <strong>Thailand</strong> als führenden<br />

Automarkt überholen wird.<br />

Produktion und Verkauf sollen<br />

auf jährlich 1,2 Millionen Autos<br />

und 8,1 Millionen Motorräder<br />

anwachsen. Der dafür benötigte<br />

Stahl wird zumeist importiert.<br />

Um den einheimischen Markt<br />

für ausländische Anbieter von<br />

Ausgangsstoffen und Verarbeitungsmaschinen<br />

zugänglicher zu<br />

machen, kooperiert das indonesische<br />

Industrieministerium ab<br />

diesem Jahr mit der Deutschen<br />

Messe AG als Gastgeber der „Indonesia International<br />

Steel, Iron and Aluminium Expo and<br />

Forum“ (Inasal).<br />

<br />

Auf dieser neuen Messe werden vom 11. bis 13. Juli internationale<br />

Aussteller die gesamte Bandbreite der Aluminium-,<br />

Eisen- und Stahltechnologie zeigen. Die Ausstellungsfläche<br />

wird sich im Jakarta Convention Center befinden, das<br />

ursprünglich für eine Gipfelkonferenz der Bewegung der<br />

Blockfreien Staaten gebaut worden war. Nun dient es als<br />

Hauptumschlagplatz für Stahlwaren aus dem In- und Ausland.<br />

Das Angebot der Ausstellungsplattform umfasst die ganze<br />

Produktkette der Aluminium-, Eisen- und Stahlindustrie.<br />

Von Rohmaterialien über Verarbeitungstechnologie bis hin<br />

zum Endvertrieb werden Besucher der „Inasal“ alles vorfinden.<br />

Überdies bieten Aussteller Rohre und Kabel an.<br />

Organisiert wird die „Inasal“ von Hannover Fairs International,<br />

einer Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG<br />

<br />

<br />

<br />

Aussteller zu öffnen und Netzwerkmöglichkeiten für Produzenten<br />

und Konsumenten zu schaffen. „Damit erschließen<br />

wir für unsere Kunden zusätzliche Geschäftsperspektiven<br />

auf dem wichtigen asiatischen Markt“, berichtet Dr. Andreas<br />

Gruchow, der im Vorstand der Deutschen Messe AG fürs<br />

Auslandsgeschäft verantwortlich zeichnet.<br />

<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

:::<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mit der „Inasal“ erweitert die Deutsche Messe ihr Portfolio<br />

in den Bereichen Gießerei und Metallurgie. Zu dem gleichen<br />

Thema existieren bereits etablierte Messen des Hannoveraner<br />

Messeanbieters. Die Fachmessen „Ankiros/Annofer“ und<br />

„Aluexpo“ in der Türkei erfreuen sich beispielsweise schon<br />

in Hannover, in Kooperation mit dem indonesischen Messeveranstalter<br />

Wahyu Promo Citra. Das dreitägige Event zielt<br />

issn: 1864-3752<br />

darauf ab, den indonesischen Handelsplatz für ausländische<br />

seit Jahren eines großen Zuspruchs. Auch die in Indien beworbenen<br />

Fachausstellungen „Ifex“, „Metex“ und „Alu India“, die<br />

die Deutsche Messe AG gemeinsam mit der Kölnmesse YA<br />

Tradefair bewirbt, sind geschätzte Branchenveranstaltungen.<br />

„Umso mehr freuen wir uns, jetzt auch auf dem indonesischen<br />

Wachstumsmarkt vertreten zu sein“, so Gruchow. Die Wei-<br />

Mit newsletter<br />

des dAW<br />

<br />

<br />

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<br />

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