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4 195047 404907 02<br />
E 4,90 / CHF 9,80<br />
AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />
Heft 2/13<br />
März/April<br />
ISSN 1438-7905<br />
Kolonialjuwel Yangon<br />
Noch ist Myanmars Metropole intakt<br />
GROSSES SPEZIAL<br />
Zentralasien<br />
Usbekistan: entlang <strong>der</strong> Seidenstraße<br />
Mongolei: auf <strong>der</strong> singenden Düne<br />
Kirgistan: Land <strong>der</strong> wilden Reiter<br />
Reisen extrem: Afghanistan<br />
Perflussdelta: nicht ganz dicht<br />
<strong>Die</strong> Metroregion und ihre grünen Ecken<br />
Nippon in voller Pracht<br />
Zur Kirschblüte nach Japan<br />
Christen in China<br />
Allein unter Buddhisten<br />
Thailand macht sich nass<br />
Songkran und an<strong>der</strong>e Feste zum Mitfeiern<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>der</strong> <strong>Teigtasche</strong><br />
<strong>Rezepte</strong> <strong>aus</strong> <strong>Shanghais</strong> Strassenküchen<br />
Business<br />
Seemacht<br />
China<br />
Wie Admiral Zheng He<br />
neue Märkte erschloss<br />
<strong>Die</strong> Silberne<br />
Generation<br />
Japaner arbeiten<br />
bis ins hohe Alter
erleben.<br />
begegnen.<br />
verstehen.<br />
Ungeahntes erleben und Unbekanntes<br />
verstehen – Ihr Län<strong>der</strong>experte zeigt Ihnen<br />
das Kaleidoskop <strong>der</strong> Kulturen. Genießen Sie<br />
an <strong>der</strong> Seite Ihres Reiseleiters inspirierende<br />
Begegnungen weltweit.<br />
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unter Telefon 0431/54460,<br />
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editorial<br />
Wie heißt die Hauptstadt von Kirgistan*? Schwierig,<br />
nicht wahr? Sowohl wirtschaftlich, als auch<br />
touristisch werden die Län<strong>der</strong> Zentralasiens gern<br />
mal übersehen. Was auch daran liegt, dass sie es<br />
Besuchern nicht gerade leicht machen. Gesichtslose<br />
Hotels <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Sowjet-Ära, überholungsbedürftige<br />
Infrastrukturen und die zum Teil unklare<br />
Sicherheitslage halten <strong>aus</strong>ländische Besucher auf<br />
Distanz.<br />
Umso begeisterter kehren Besucher von einer<br />
Reise <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Region zurück. Überschwänglich<br />
gelobt wird die großartige Gastfreundschaft, <strong>der</strong><br />
spannende Mix <strong>aus</strong> verschiedenen Kulturen o<strong>der</strong><br />
die krassen Gegensätze zwischen menschenleeren<br />
Steppenlandschaften und Boomtowns wie<br />
Baku, <strong>der</strong> Hauptstadt Aserbaidschans. Ob die dort<br />
dank Ölmilliarden entstandenen Prachtbauten den<br />
Geschmack europäischer Besucher treffen, darf<br />
bezweifelt werden. Doch sie belegen, dass sich<br />
eine ganze Region auch ökonomisch im Aufbruch<br />
befindet.<br />
Das Reiseziel Ihrer Wahl muss sicherlich nicht Afghanistan<br />
sein, obwohl unser Autor Michael Scholten<br />
auch dort fast durchweg Positives zu berichten<br />
weiß. Doch Usbekistan, Kirgistan o<strong>der</strong> Kasachstan<br />
machen es Besuchern leicht, sich in die Zeit <strong>der</strong><br />
Seidenstraße zurückzuträumen – und sich in eine<br />
ganze Region zu verlieben.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
Martin Brückner<br />
martin.brueckner@asiavision.de<br />
* <strong>Die</strong> Antwort lautet Bischkek. Habe ich<br />
nachgeschlagen.<br />
Asien<br />
individuell<br />
SOMMER-REISEZIELE<br />
KOH SAMUI & KOH<br />
PHANGAN ODER KOH TAO<br />
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BALI & LOMBOK<br />
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HANOI & BADEN IN HOI AN<br />
(ZENTRALVIETNAM)<br />
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KUALA LUMPUR & SABAH<br />
(BORNEO)<br />
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14 Tage/12 Nächte ab € 1499,-<br />
Gut ist es, wenn die Schwiegereltern<br />
fern und Wasser nahe sind.<br />
Mongolisches Sprichwort<br />
02/2013<br />
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Mit ITB-<br />
Wegweiser<br />
Reise<br />
Bildreportage: Mekong<br />
Mit Rollstuhl auf 5.000 Höhenmeter 10<br />
Thailand – Festivals<br />
Feucht-fröhliches Songkran 18<br />
Myanmar<br />
Yangon: Großstadt auf Goldgrund 24<br />
SPEZIAL – Zentralasien<br />
Afghanistan<br />
Gefahr für Leib und Leben? 34<br />
Armenien<br />
Spielball <strong>der</strong> Invasoren 38<br />
Georgien<br />
Christentum und heiße Quellen 41<br />
Aserbaidschan<br />
Stadt <strong>der</strong> Ölmilliardäre 44<br />
Kasachstan / Kirgistan<br />
Sowjetstil und Skythengold 46<br />
Mongolei – <strong>der</strong> Süden<br />
Der Gesang des Sandes 49<br />
Usbekistan<br />
Entlang <strong>der</strong> Seidenstraße 52<br />
Japan<br />
Von <strong>der</strong> „Kirschblüten-Front“ 56<br />
Leserreise: Bali<br />
Zeit <strong>der</strong> drei Harmonien 60<br />
Nepal<br />
Zahnarzttermin nahe den Wolken 62<br />
China: Perlflussdelta<br />
Im Strom <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung 66<br />
Macau / Hongkong<br />
Vorne das Glitzern, hinten die Wäl<strong>der</strong> 72<br />
Meeresnation China<br />
<strong>Die</strong> Abenteuer des Admirals Zheng He 74<br />
Wirtschaft<br />
Japan<br />
Das „zweite Leben“ im Alter 78<br />
Kultur<br />
Kambodscha<br />
1.000 Jahre Apsara-Tanz 82<br />
China<br />
Christentum im Aufbruch 86<br />
Asien kulinarisch<br />
<strong>Shanghais</strong> Strassenküchen 86<br />
Rubrik<br />
Asien im Bild 6<br />
Travel-Meldungen 8<br />
Tipps & Trends 16<br />
Das Stichwort: Land des Lächelns 85<br />
Asien im www: Trekking 54<br />
Wirtschafts-Meldungen 76<br />
Kultur-Meldungen 80<br />
Asien Promi: Ang Lee 92<br />
Medienseite 90<br />
Preisrätsel / Impressum 97<br />
Das sind unsere Titelthemen<br />
S. 82 – Kambodscha<br />
S. 33 – Zentralasien<br />
Kambodscha: Tanz <strong>der</strong> Götter<br />
Wenn sie nicht wäre, würde eine 1.000 Jahre alte Tradition dem Verschwinden geweiht<br />
sein: Im Tanztheater von Vong Metry in Phnom Penh lernen schon Dreijährige die hohe<br />
Kunst des Apsara-Tanzes – und werden zu Künstlern ihres Fachs! Seite 82<br />
SPEZIAL Zentralasien<br />
Mongolei, Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kaukasus werden wohl noch lange<br />
vom Massentourismus verschont bleiben. Dabei locken sie mit malerischen Steppen,<br />
unberührten Bergwelten und einem spannenden, wenn auch nicht immer konfliktfreien<br />
Religionsmix. inAsien präsentiert die Höhepunkte Zentralasiens. Seite 33<br />
<strong>Shanghais</strong> Strassenküchen<br />
In den Straßen <strong>der</strong> ostchinesischen Metropole Shanghai brodelt das pralle Leben. <strong>Die</strong><br />
Betreiber <strong>der</strong> zahlreichen Garküchen kommen <strong>aus</strong> allen Teilen Chinas. Auch Du Manlans<br />
<strong>Teigtasche</strong>ngewerbe hält sie von drei Uhr morgens bis 23 Uhr auf Trab. Seite 93<br />
Perlflussdelta: Im Strom <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
Selbst für chinesische Verhältnisse ist es ein Landschaft <strong>der</strong> Extreme: Frühe Reformen,<br />
günstige Produktionsmöglichkeiten und riesige Arbeiterressourcen haben im Mündungsbereich<br />
des größten südchinesischen Flusssystems einen <strong>der</strong> aktivsten Wirtschaftsräume<br />
des Landes entstehen lassen. Seite 66<br />
Myanmar: Neues altes Yangon<br />
Bislang wandelten die Menschen Yangons im Schatten ihrer von Kolonialbauten geprägten<br />
Altstadt. Inzwischen schießen Büro- und Wohnkomplexe empor. <strong>Die</strong> rasante<br />
politische Öffnung befeuert einen noch rasanteren Wirtschaftsaufschwung. Seite 24<br />
Auf dem Titelbild sehen Sie das Shahi-Zinda-M<strong>aus</strong>oleum<br />
in Samarkand, Usbekistan<br />
in jedem<br />
Artikel<br />
S. 66 – Perlflussdelta, China<br />
S. 24 – Yangon, Myanmar<br />
S. 93 – <strong>Shanghais</strong> Strassenküchen<br />
4<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
DAS ABO.<br />
DIE PRÄMIEN.<br />
Abo-Prämie 1<br />
Das Infopaket.<br />
Sie haben die Wahl<br />
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pur. Wir schenken<br />
Ihnen zwei Hefte mit<br />
Ihren Lieblingsthemen.<br />
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Reiseführer vom Reise Know-How Verlag.<br />
Abo-Prämie 2<br />
Das chinesische<br />
Nationalepos: Mulan.<br />
Der Film von Jingle<br />
Ma schil<strong>der</strong>t die<br />
Geschichte <strong>der</strong> legendären<br />
Heldin Mulan<br />
(verkörpert von<br />
Vicky Zhao Wei), die<br />
anstelle ihres Vaters<br />
in die Armee eintritt,<br />
um die feindlichen<br />
Mongolenstämme zu<br />
bekämpfen.<br />
Mit den vielfach <strong>aus</strong>gezeichneten Guides können Sie sich perfekt auf Ihre nächste Tour vorbereiten.<br />
Wählen Sie <strong>aus</strong> folgenden Titeln: Citytrip Bangkok, Chinas Osten, Indiens Norden, Indiens Süden,<br />
Japan, Malaysia, Myanmar, Nepal/Kathmandu, Phuket, Thailand, Vietnam.<br />
Ich abonniere inAsien für 1 Jahr (27,50 Euro bzw. CHF 57 für 6 Ausgaben frei H<strong>aus</strong>). Das Abo verlängert sich<br />
um 1 Jahr zum gültigen Bezugspreis, wenn ich nicht 3 Wochen vor Ablauf schriftlich kündige. <strong>Die</strong> Bestellung<br />
kann ich bei Asia Vision innerhalb von 10 Tagen nach Eingang beim Verlag schriftlich wi<strong>der</strong>rufen.<br />
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O Infopaket Ausgabe Nr. ___ + ___ O DVD Mulan<br />
O Reiseführer<br />
Datum, Unterschrift IA 02-13
Asien im Bild<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Asien im Bild<br />
Fest <strong>der</strong> Farben<br />
Wenn dieses Jahr am 27. März <strong>der</strong> Vollmond<br />
die Frühlingszeit ankündigt, ist in Delhi und<br />
Nordindien wie<strong>der</strong> Holi-Zeit. Das hinduistische<br />
Frühlingsfest dauert mehrere Tage und<br />
wird am Vorabend mit zahlreichen Feuern<br />
eingeläutet, um die Luft von bösen Geistern<br />
zu reinigen. Ab dem nächsten Morgen geht<br />
es dann farbenprächtig weiter. Dann ist die<br />
Luft voll von buntem Pu<strong>der</strong> und gefärbtem<br />
Wasser. Gesellschaftliche Zwänge existieren<br />
nicht mehr ,und alle Teilnehmer fallen sich in<br />
die Arme und rufen „Happy Holi!“. <strong>Die</strong> Farben,<br />
mit denen man sich munter bespritzt, werden<br />
zuvor auf einem Altar geweiht und bestanden<br />
früher <strong>aus</strong> Pflanzenextrakten und Kräutern.<br />
Heute werden teilweise chemische Stoffe zugesetzt.<br />
Es soll Prinz Prahlad gewesen sein, <strong>der</strong> den<br />
eingebildeten König nicht gebührend verehrte<br />
und deswegen beseitigt werden sollte. Krishna<br />
beschützte aber Prahlad, weswegen ihn Holika,<br />
die Tochter des Königs, in ein Feuer locken<br />
sollte. Stattdessen starb aber Holika. Wer also<br />
einen Ast im Holi-Feuer erblickt, steht stellvertretend<br />
Prahlad gegenüber. Holika wird<br />
meist mit einer verbrennenden Strohpuppe<br />
dargestellt.<br />
02/2013<br />
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Versicherungsschutz prüfen!<br />
<strong>Die</strong> gesetzlichen Krankenkassen dürfen seit Jahresbeginn keinen kostenlosen<br />
privaten Auslands-Krankenschutz mehr anbieten. Wie viele Versicherte von <strong>der</strong><br />
Neuregelung betroffen sind, ist laut Bundesversicherungsamt nicht bekannt. Je<strong>der</strong><br />
sollte also vor Antritt seiner Auslandsreise seinen Versicherungsschutz prüfen. Der<br />
ADAC geht davon <strong>aus</strong>, dass sich vor allem Versicherte von Betrieblichen Krankenkassen<br />
umstellen müssen. An den gesetzlichen Leistungen <strong>der</strong> Kassen bei Reisen<br />
innerhalb von Europa und in Län<strong>der</strong>n, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen<br />
abgeschlossen hat, än<strong>der</strong>t sich nichts. Doch die sind laut ADAC<br />
nicht <strong>aus</strong>reichend, da die gesetzliche Krankenversicherung außerhalb von Europa<br />
überhaupt nicht mehr zahlt, etwa auch nicht für Krankenrücktransporte in eine<br />
Klinik in Deutschland - oft die teuerste Leistung. Eine Familienpolice kann in <strong>der</strong><br />
Regel für etwa 20 Euro abgeschlossen werden.<br />
Frankfurt<br />
Besser orientiert am Flughafen<br />
<strong>Die</strong> Fraport AG stellt <strong>der</strong>zeit in beiden Terminals des<br />
Frankfurter Flughafens rund 90 sogenannte Infokioske<br />
auf, die mit dem zentralen Informationssystem<br />
des Flughafens verbunden sind und einen schnellen<br />
und einfachen Zugriff auf alle flugrelevanten Informationen<br />
ermöglichen. Das macht die Orientierung<br />
für Passagiere und Abholer künftig einfacher. Einfach<br />
die Bordkarte unter den Scanner halten und es wird<br />
automatisch <strong>der</strong> schnellste Weg zum Gate aufgezeigt<br />
sowie <strong>der</strong> aktuelle Status des Fluges.<br />
Effektive Flugsuche<br />
<strong>Die</strong> Internet-Suchmaschine swodoo bietet einen unabhängigen Preisvergleich<br />
für Flug- und Hotelangebote, um schnell und einfach das<br />
günstigste Angebot zu finden. Empfohlen von Stiftung Warentest<br />
(test, Ausgabe 2/2010), vergleicht sie die Angebote von über 700<br />
Fluggesellschaften und zahlreichen Online-Reisebüros (swodoo.com).<br />
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02/2013
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Bangkok<br />
Dinner & Night Tour by Tram<br />
Neuer<br />
Macau-Reiseführer<br />
Bei dieser Variante beginnt <strong>der</strong> Abend um 19 Uhr mit einem „Thai Set Dinner“ ab 24 Euro<br />
pro Person (ohne Getränke) im Restaurant „Sidewalk Café“ in <strong>der</strong> Altstadt Bangkoks.<br />
Gegen 20 Uhr startet dann die Tram Tour mit kurzen Photo-Stopps an verschiedenen<br />
Sehenswürdigkeiten mit englischsprachigen Erläuterungen. Um 21.15 Uhr ist die Tramtour<br />
dann mit einem Absacker in <strong>der</strong> Khaosan Road o<strong>der</strong> im Hotel De Moc beendet. Rückfahrt<br />
zum Hotel in Eigenregie. Für 60 Euro pro Person ist die Abholung im eigenen Hotel durch<br />
eine deutschsprachige Reiseleitung sowie <strong>der</strong> Rücktransfer inklusive. Mehr Infos unter<br />
www.suntrips.de<br />
Noch mehr Infos über die ehemals<br />
portugiesische und heute chinesische<br />
Stadt gibt es jetzt in dem<br />
neuen Macao-Reiseführer, und zwar<br />
in handlichem Format und zudem<br />
kostenlos! Unter an<strong>der</strong>em werden<br />
die Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong> Altstadt<br />
eingehend beschrieben, die seit<br />
2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
gehören. <strong>Die</strong> Auflistung wichtiger<br />
Sehenswürdigkeiten, geglie<strong>der</strong>t<br />
nach Stadtteilen, schließt sich an.<br />
Ebenfalls enthalten ist das aktuelle<br />
Unterhaltungsangebot und ein <strong>aus</strong>führlicher<br />
Infoteil mit Angaben zu<br />
Unterkünften, Anreise, Infrastruktur<br />
und Karten.<br />
Kostenlos bestellt werden kann <strong>der</strong><br />
Führer beim Fremdenverkehrsbüro<br />
Macau, Schenkendorfstr. 1, 65187<br />
Wiesbaden, www.macau-info.de<br />
Reise<br />
im Web<br />
Der neue Themenguide „<strong>Die</strong> besten Weib-Seiten<br />
zu Urlaub & Reise“ ist endlich da! Enthalten<br />
sind interessante Tipps für den Kurz-, Aktiv- und<br />
Fernurlaub sowie die beste Reise-Communities,<br />
Infoseiten und Reiseportale. Daneben viele<br />
Profitipps, die mit den Suchmaschinen im Netz<br />
nur schwer zu finden sind. Im Buchhandel für<br />
16,90 € erhältlich, ISBN 978-3-934517-13-4.<br />
aytour<br />
Ayurveda<br />
in <strong>aus</strong>gesuchten Häusern in Indien,<br />
auf Sri Lanka und den Malediven<br />
Gönnen Sie sich und Ihrem Körper<br />
einmal etwas beson<strong>der</strong>es<br />
Ayurvedakuren vom anerkannten<br />
Spezialisten.<br />
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Häuser<br />
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Hand<br />
Info unter (08151) 99 87 99-0 • fax-99<br />
Postfach 1827 • 82308 Starnberg<br />
mail: info@aytour.de<br />
net: www.ayurveda-reisen.de<br />
02/2013<br />
www.inasien.de
Bildreportage<br />
Mit Rollstuhl auf 5.000 Höhenmeter<br />
Andreas Pröve hat sich ein <strong>Die</strong> Reise beginnt im hektischen Saigon, führt über das<br />
neu erblühende und prosperierende Phnom Penh durch die<br />
ungewöhnliches Ziel gesetzt:<br />
geheimnisvollen Tempelanlagen von Angkor Wat, durch Laos<br />
Eine Rollstuhlreise an den Ufern<br />
und schließlich ins tropische Yunnan in China. Dabei nutzt<br />
des gewaltigen Stroms, <strong>der</strong> fünf Andreas Pröve alle Verkehrsmittel, die sich ihm bieten. Vor allem<br />
buddhistische Län<strong>der</strong> miteinan<strong>der</strong> aber macht er sich in wahrer Handarbeit in seinem Rollstuhl<br />
auf den Weg. Das garantiert ihm, trotz aller Beschwernis,<br />
verbindet. Als „Mutter aller<br />
einen unverfälschten Blick auf die Lebensweise, Kultur und<br />
Wasser“ ist er Lebensgrundlage den Glauben <strong>der</strong> Menschen. Nahe dem Geschehen macht<br />
für Millionen von Menschen und er Bekanntschaft mit buddhistischen Mönchen, Opfern<br />
von Streubomben, chinesischen Arbeitsmigranten und<br />
zählt mit seiner einzigartigen<br />
hartgesottenen Bergbewohnern am Oberlauf des Mekong. Ihre<br />
Flora und Fauna zu den biologisch Schicksale fügt Pröve zu einem facettenreichen Gesamtbild vom<br />
reichsten Flussläufen <strong>der</strong> Erde Leben am großen Fluss zusammen.<br />
10<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Bildreportage<br />
1,2,3 - los! Eine echte Attraktion, <strong>der</strong> man sich lei<strong>der</strong> auch olfaktorisch nicht entziehen kann, ist <strong>der</strong> Mopedverkehr in Ho-Chi-Minh-<br />
Stadt. Erstaunlicher Weise kommt es in dem offenbar heillosen Verkehrschaos selten zu Kollisionen, und je<strong>der</strong> findet seinen Weg<br />
im Gewühl. Andreas Pröve hat sich für ein Foto in die vor<strong>der</strong>ste Position gewagt<br />
Im Einzugsgebiet des Mekong leben mehr als 70 verschiedene<br />
ethnische Gruppen. <strong>Die</strong> Hani gehören zu den anerkannten<br />
Volksgruppen in China<br />
In frittierter Form werden Vogelspinnen in Kambodscha zu einer<br />
Delikatesse. Andreas Pröve gönnt einem Artgenossen ein wenig<br />
Auslauf, bevor es ins heisse Fett geht<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 11
Bildreportage<br />
Wenn <strong>der</strong> Rollstuhl nicht mehr<br />
vorwärts kommt: Auf dem Weg<br />
zur Quelle über das tibetische<br />
Hochland kann sich Andreas Pröve<br />
über große Strecken von einem<br />
Pferd ziehen lassen. Dazu baute<br />
er kurzer Hand seinen Rollstuhl zu<br />
einem Sulky um mit verbreiteter<br />
Spur, eine Art Trabrennwagen, um<br />
auch auf unebenem Gelände rollen<br />
zu können<br />
12<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Bildreportage<br />
<strong>Die</strong> größten Flüsse Asiens,<br />
Janktsekiang (im Bild),<br />
Mekong und <strong>der</strong> Gelbe Fluss,<br />
entspringen im östlichen<br />
Himalaja. Da es nicht immer<br />
möglich ist, direkt am Ufer des<br />
Mekongs zu reisen, musste<br />
Andreas Pröve häufig Umwege<br />
fahren und kam auch über<br />
den Janktsekiang westlich von<br />
Deqen<br />
<strong>Die</strong> Träger bringen bei immer dünner werden<strong>der</strong> Luft Höchstleistungen. Kurz vor dem Ziel auf über 4.700 Metern geht auch<br />
ihnen die Luft <strong>aus</strong>. Und das, obwohl sie diese Höhen gewöhnt sind<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 13
Bildreportage<br />
Dorfmarkt in Yuanyang, Provinz Yunnan. Der Volksstamm <strong>der</strong> Hani ist ein <strong>aus</strong>gesprochen gastfreundliches Völkchen. Ihre<br />
traditionellen Dörfer liegen malerisch inmitten <strong>der</strong> berühmten Terrassenfel<strong>der</strong><br />
Unser Fotograf<br />
Seit einem Verkehrsunfall im Jahre 1981 mit <strong>der</strong> Diagnose Querschnittslähmung,<br />
ist sein Leben von Abenteuern geprägt. Auf unzähligen Reisen durch alle Erdteile<br />
sucht Andreas Pröve die Grenzen des Machbaren. Dabei macht er sich in<br />
„Handarbeit“ auf den Weg, denn nur diese Art des Reisens garantiert ihm einen<br />
Blick hinter die Kulissen. So offensiv und hautnah, wie er unterwegs ist, erlebt <strong>der</strong><br />
Zuschauer auch seine Vorträge und Fotoreportagen (www.proeve.com). Von ihm<br />
erschienen: Abenteuer Mekong, Malik Verlag, 22,99 €.<br />
<strong>Die</strong> nächsten Vortragstermine: Indien – von Küsten zu Küste: 01.03. Schlüchtern<br />
/ 03.03. Mannheim / Der Mekong – von Vietnam nach Tibet: 02.03. Wistedt /<br />
17.03. Celle / 14.04. Aachen / 14.04. Düsseldorf / 17.04. Münster / 18.04. Altenberge<br />
/ 21.04. Köln / 23.04. Hermannsburg / 28.05. Zingst<br />
14<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Bildreportage<br />
Reiseangebote<br />
Mekong<br />
Mekong & Weltkulturerbe Angkor<br />
13-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Mekong-Kreuzfahrt, Saigon, Cai Be, Sa<br />
Dec, Chau Doc, Phnom Penh, Kampong<br />
Cham, Tonle Sap, Siem Reap. Dt.-spr.<br />
RL, Ü/F/M/A ab 2.859 € p.P. im DZ,<br />
inkl. Flug und Transfers. Reisefieber,<br />
Tel. +49 (0)6021-3065-33,<br />
www.reisefieber.net<br />
UNESCO-Welterbetour Südostasien<br />
20-tägige Entdeckerreise. Höhepunkte:<br />
Angkor Wat, Süd-Laos, Nakhon Phanom,<br />
Mekong-Flusskreuzfahrt, Nordvietnam.<br />
Dt.-spr RL, Ü/F/M/A ab 5.110 € p.P. im<br />
DZ, inkl. Flug und Transfers. Lernidee,<br />
Tel. +49 (0)30-786000-17,<br />
www.lernidee.de<br />
In den Terrassenfel<strong>der</strong>n um Yuanyang spiegelt sich das Blau des Himmels in<br />
all seinen Facetten. Sie wurden im Frühjahr bewässert und stehen kurz vor <strong>der</strong><br />
Bepflanzung mit Reis, Getreide, aber auch Raps und Gemüse<br />
Auf dem Mekong<br />
13-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Vietnam, Kambodscha, Cai Be, Chau<br />
Doc, Phnom Penh, Kampong Cham,<br />
Siem Reap. Dt.-spr. RL, Ü/F/M/A ab<br />
3.855 € p.P. im DZ, inkl. Flug und<br />
Transfers. Gebeco,<br />
Tel. +49 (0)431-5446-0,<br />
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Vollbepackt mit Proviant und Ausrüstung startet Andreas Pröve im Tibetischen<br />
Hochland zu seiner letzten Etappe<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 15
+ News + + + Meldungen + + + Tipps & Trends + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />
18. Mai 2013<br />
Der „Great Wall Marathon”<br />
5.164 Stufen geht es die Chinesische Mauer hinauf. Ist nur noch die Frage, ob mehr <strong>der</strong><br />
anschließend ebenfalls atemberaubende Ausblick auf die Tianjin Provinz o<strong>der</strong> die physische<br />
Anstrengung die Aufmerksamkeit fesselt. Das Laufangebot: Marathon, Halb-Marathon, zehn<br />
bzw. fünf Kilometer. Informationen und Anmeldung: www.great-wall-marathon.com<br />
Vietnam<br />
Fliegen<strong>der</strong> Frosch<br />
Kambodscha & Thailand<br />
Kombi-Visum<br />
Kambodscha holt auf und übertrumpft<br />
sein Nachbarsland Thailand<br />
mit beeindruckenden Zuwachsraten:<br />
2012 kamen mit 3.5 Millionen Gästen<br />
rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
Und für die gibt es jetzt vereinfachte<br />
Einreisebedingungen: Ende Dezember<br />
wurde ein Kombi-Visum für Kambodscha und Thailand eingeführt, welches nur in einer <strong>der</strong><br />
beiden Län<strong>der</strong>vertretungen beantragt werden muss.<br />
An den Ausläufern <strong>der</strong> Millionen-Metropole<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam ist eine<br />
neue Art fliegen<strong>der</strong> Frösche entdeckt<br />
worden. Erstmals gesichtet wurde <strong>der</strong><br />
rund zehn Zentimeter lange Grünling,<br />
<strong>der</strong> mit Hilfe seiner großen Füße durch<br />
die Luft gleiten kann, um zum nächsten<br />
Baum zu gelangen, bereits 2009. Erst<br />
kürzlich bewiesen molekulare Untersuchungen,<br />
dass es sich um eine neue Art<br />
handelt. Weltweit sind 80 Arten von<br />
Flugfröschen bekannt.<br />
Neu! Der Reiseführer Wikivoyage<br />
Wikivoyage ist eine von <strong>der</strong> gemeinnützigen Wikimedia Foundation Inc. angebotene Wiki-Website zum Aufbau eines freien<br />
Reiseführers. Der weltweite, freier Reiseführer bietet praktisch anwendbares Wissen zu Reisezielen und Reisethemen an und<br />
will möglichst vollständig und aktuell auftreten. Das Projekt wird von Ehrenamtlichen betreut und soll auch auf Reisen einfach<br />
zugänglich sein. Historisch ist Wikivoyage eine Abspaltung <strong>der</strong> älteren, kommerziellen Wiki-Website Wikitravel. Am 10. Dezember<br />
2006 wurde Wikivoyage freigeschaltet, Träger war <strong>der</strong> Verein Wikivoyage e.V. Zumindest im deutschsprachigen Raum<br />
hat Wikivoyage mit 12.310 Artikeln seinen Vorgänger weit in den Schatten gestellt.<br />
16<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
4 195047 404907 02<br />
E 4,90 / CHF 9,80<br />
AU E 5,50 / LUX E 5,50<br />
Heft 2/07<br />
ISSN 1438-7905<br />
ews + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldun<br />
Sri Lanka<br />
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Erst kürzlich bezeichnete das Magazin Der<br />
Feinschmecker den onyxfarbenen Pfeffer <strong>aus</strong><br />
dem Hochland von Sri Lanka als „Aromawun<strong>der</strong>“.<br />
Durch eine spezielle natürliche Fermentierung<br />
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Schwellungen, dann die entspannende Erwärmung,<br />
die Durchblutung und Stoffwechsel anregt.<br />
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Son<strong>der</strong>aktion!<br />
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März/April<br />
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Indochina • Macau • Burma: Flusskreuzfahrt • Jade<br />
Jade – das Gold Asiens<br />
Faszinierend, wertvoll und oft gefälscht<br />
<strong>Die</strong> Kirschgänger<br />
So feiert Japan das Fest <strong>der</strong> Kirschblüten<br />
Burma: Flusskreuzfahrt<br />
auf dem Ayeyarwadi<br />
BUSINESS<br />
INDOCHINA<br />
Gratwan<strong>der</strong>ung<br />
zwischen zwei Kulturen<br />
Japans Fischereiflotten im<br />
Kampf um Fanggebiete<br />
<br />
<strong>Die</strong> Asientrends<br />
auf <strong>der</strong> Internationalen<br />
Tourismusbörse<br />
MACAU Hong Kongs kleine<br />
Schwester erlebt eine ungeahnte Blüte<br />
DIE DIE MEERE<br />
LEEREN<br />
CHINAS<br />
UMWELTSORGEN<br />
Und wie die Deutschen<br />
sie lösen können
Reise<br />
ThAilanD<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.B<br />
Stand 228<br />
Mit <strong>der</strong> Wasserpistole zu Buddha<br />
Wer um den 13. April auf Thailands Trottoirs unterwegs ist, wird es mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit nicht trockenen Fußes auf die an<strong>der</strong>en Straßenseite schaffen.<br />
Dafür sorgen mit Wasserpistolen und an<strong>der</strong>en Wasserbehältnissen <strong>aus</strong>gestattete<br />
Thais, die das Songkran-Fest <strong>aus</strong>giebig begießen<br />
18<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Hemmungslose Wasserschlachten auf<br />
den Straßen Thailands und bedächtiges<br />
Begießen <strong>der</strong> Buddhastatuen<br />
im Tempel schließen sich für einen<br />
Thai nicht <strong>aus</strong>. Schließlich ist Bangkok<br />
für sein feucht-heißes Klima<br />
berüchtigt. Und spätestens, wenn<br />
<strong>der</strong> April seine zweite Hälfte erreicht,<br />
wird es auch den sonnengewohnten<br />
Thais zu warm. Tagsüber<br />
schwanken die Temperaturen um<br />
die 37 Grad, während die Sonne von<br />
einem gnadenlos blauen Himmel<br />
brennt, und nachts ist die Luft bei<br />
32 Grad immer noch zum Schneiden<br />
dick. Was ist da besser als<br />
eine erfrischend nasse Abkühlung?<br />
Das Songkran-Fest, nicht umsonst<br />
auch Wasserfest genannt, bietet den<br />
Thais eine willkommene Gelegenheit<br />
dazu. Denn <strong>der</strong> Zeitpunkt des<br />
thailändischen Neujahrsfests fällt<br />
stets auf Mitte April, also genau in<br />
die heißeste Zeit des Jahres.<br />
Aus traditioneller Sicht nutzen<br />
Thailän<strong>der</strong> den Jahreswechsel, um<br />
alles Schlechte des letzten Jahres<br />
„wegzuwaschen“ und auf diese<br />
Weise einen Neuanfang zu wagen.<br />
Tempel und Häuser werden<br />
gründlich gereinigt und alte, nicht<br />
mehr benötigte Dinge weggeworfen.<br />
Gleichzeitig bespritzt man die<br />
Eltern und ältere Verwandte mit<br />
ein paar Tropfen Wasser, um ihnen<br />
Respekt zu erweisen und sie vor<br />
Unglück zu schützen. Auch Heilige<br />
werden nicht übersehen: Buddhastatuen<br />
und die Bil<strong>der</strong> verehrter<br />
Mönche in den Tempeln werden<br />
ebenfalls mit Wasser übergossen.<br />
<strong>Die</strong> Schlacht beginnt!<br />
Auf den Strassen und Plätzen Thailands<br />
ist jedoch endgültig Schluss<br />
mit dezenten Wasserspritzern. Hier<br />
wird je<strong>der</strong>, ob er will o<strong>der</strong> nicht,<br />
mit einer nassen Erfrischung „beglückt“.<br />
Da stehen ganze Familien<br />
mit Kind und Kegel am Rand einer<br />
vielbefahrenen sechsspurigen<br />
Straße, <strong>aus</strong>gerüstet mit Wasserkanistern,<br />
Eimern, Schläuchen und<br />
Wasserpistolen. An<strong>der</strong>e haben sich<br />
einen großen Pickup besorgt, auf<br />
dessen Ladefläche große Wasserfässer<br />
verstaut sind, <strong>aus</strong> denen fröhliche<br />
Jugendliche immer wie<strong>der</strong> ihre<br />
leeren „Pump Guns“ befüllen und<br />
dann ungeniert in alle Richtungen<br />
schießen. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e haben sich<br />
zu Viert auf ein Motorrad gezwängt<br />
– <strong>der</strong> Vater fährt, die Mutter duckt<br />
sich ängstlich, während die beiden<br />
Kids eifrig mit neonfarbenen Plastikpistolen<br />
schießen.<br />
Wenn man sich also zu dieser Zeit<br />
in Bangkok aufhält, gibt es eigentlich<br />
nur zwei Möglichkeiten: Sich<br />
in seiner Wohnung o<strong>der</strong> in einem<br />
hermetisch verriegelten Fahrzeug<br />
zu verschanzen o<strong>der</strong> in Kauf zu<br />
nehmen, dass man nass wird – und<br />
zwar gründlich. Keine Sorge jedoch<br />
um die (imitierte) Rolex. Wer sich<br />
in leichter Sommerkleidung auf den<br />
Weg macht und seine Wertsachen<br />
in einem <strong>der</strong> wasserdichten Plastikbeutel<br />
verstaut, die um diese Zeit<br />
überall verkauft werden, wird gut<br />
Eine Familie holt sich den Segen <strong>der</strong><br />
Mönche, anschließend geht es in die<br />
Wasserschlacht auf <strong>der</strong> Straße<br />
Thailändische<br />
Feste & Feiertage<br />
Reise<br />
Das Datum religiöser Feste richtet sich in<br />
Thailand generell nach dem thailändischen<br />
Mondkalen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mit dem Todestag Buddhas<br />
beginnt. Sie können daher jedes Jahr<br />
auf ein an<strong>der</strong>es Datum fallen. Staatliche<br />
Feiertage finden wie<strong>der</strong>um jedes Jahr am<br />
gleichen Tag statt.<br />
10.2.-12.02. Chinesisches Neujahr*<br />
Das neue Jahr wird vor allem in den<br />
chinesischen Gemeinden Thailands mit<br />
Drachentänzen, festlicher Beleuchtung in<br />
den Tempeln und Familienfeiern begrüßt.<br />
Beson<strong>der</strong>s groß wird in Bangkoks China<br />
Town gefeiert.<br />
11.03. Makha Bucha*<br />
Das Fest erinnert an eine wichtige Predigt<br />
Buddhas und wird mit Lichterprozessionen<br />
in den Tempeln gefeiert.<br />
06.04. Chakri-Tag<br />
Der Feiertag erinnert an die Thronbesteigung<br />
des ersten Chakri-Königs.<br />
13.04.-15.04. Songkran<br />
Beim thailändischen Neujahrsfest wird<br />
überall in den Straßen mit Wasser gespritzt.<br />
Viele Menschen übergießen auch<br />
Tempelfiguren mit Wasser. Beson<strong>der</strong>s groß<br />
wird das Wasserfest in Chiang Mai und<br />
in Bankgok (Khao San Road sowie Silom<br />
Road) gefeiert.<br />
01.05. Tag <strong>der</strong> Arbeit<br />
gesetzlicher Feiertag<br />
05.05. Krönungstag<br />
Der Feiertag erinnert an die Krönung des<br />
Königs Rama IX. am 05.05.1950.<br />
ca. 11.05. Zeremonie des Pflügens<br />
Der genaue Tag wird kurzfristig durch<br />
einen Astrologen festgelegt. Zum Beginn<br />
<strong>der</strong> Anpflanzsaison findet auf dem Sanam-<br />
Luang-Platz in Bangkok eine symbolische<br />
Aussaat statt. <strong>Die</strong> Zeremonie wird von<br />
einem Mitglied <strong>der</strong> königlichen Familie beaufsichtigt<br />
und von Priestern begleitet.<br />
24.5. Visakha Bucha*<br />
Der Feiertag zur Geburt und Erleuchtung<br />
Buddhas gilt als <strong>der</strong> wichtigste buddhistische<br />
Feiertag und wird mit Lichterprozessionen<br />
in den Tempeln gefeiert.<br />
30.07. Asanha Bucha*<br />
Am Feiertag zur ersten öffentlichen Predigt<br />
Buddhas finden Prozessionen mit Blumen<br />
und Kerzen in den Tempeln statt. Im<br />
Anschluss beginnt die dreimonatige buddhistische<br />
Fastenzeit (Khao Phansa).<br />
*nach dem Mondkalen<strong>der</strong><br />
Fortsetzung auf Seite 20<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 19
Reise<br />
Thailändische<br />
Feste & Feiertage<br />
12.08. Geburtstag <strong>der</strong> Königin<br />
Der Feiertag findet zu Ehren <strong>der</strong> Königin<br />
Sirikhit statt.<br />
20.09. Mondfest*<br />
Das Fest wird vor allem in den chinesischen<br />
Gemeinden Thailands gefeiert. In vielen<br />
chinesischen Geschäften werden dazu<br />
Mondkuchen verkauft, die als Geschenke<br />
überreicht werden. In vielen chinesischen<br />
Tempeln werden Opfergaben (z. B. rote<br />
Kerzen, Räucherstäbchen, Früchte) dargebracht.<br />
05.10.-11.10. vegetarisches Festival*<br />
Buddhisten kleiden sich in dieser Zeit in<br />
Weiß und verzichten auf Fleisch. Viele<br />
Restaurants und Straßenstände verkaufen<br />
<strong>aus</strong>schließlich vegetarisches Essen und<br />
machen mit gelben Fähnchen darauf aufmerksam.<br />
In Phuket wird das vegetarische<br />
Fest beson<strong>der</strong>s groß und mit asketischen<br />
Zeremonien gefeiert. Manche Teilnehmer<br />
laufen über glühende Kohlen o<strong>der</strong> stechen<br />
sich spitze Haken durch die Haut.<br />
18.10. Wan Awk Pansa*<br />
An diesem Tag wird das Ende <strong>der</strong> buddhistischen<br />
Fastenzeit begangen.<br />
23.10. Chulalongkorn-Tag<br />
Der Feiertag erinnert an den Todestag des<br />
Königs Chulalongkorn.<br />
17.11. Loy Kratong*<br />
Beim Lichterfest zu Ehren <strong>der</strong> Göttin des<br />
Wassers (Mae Khingkhe) werden auf<br />
Flüssen, Seen und Kanälen kunstvoll geschmückte<br />
Schiffchen mit Blumen, Kerzen<br />
und an<strong>der</strong>en Opfergaben <strong>aus</strong>gesetzt.<br />
05.12. Geburtstag des Königs<br />
Zum Geburtstag des Königs finden vor<br />
dem Königspalast in Bangkok Paraden und<br />
an<strong>der</strong>e Festlichkeiten statt. Oft halten <strong>der</strong><br />
König und Mitglie<strong>der</strong> des Königsh<strong>aus</strong>es<br />
Ansprachen.<br />
10.12. Verfassungstag<br />
gesetzlicher Feiertag<br />
25.12. Weihnachten<br />
Weihnachten wird in Thailand (außer in<br />
christlichen Gemeinden) nicht gefeiert.<br />
Was jedoch immer häufiger rund um die<br />
Shopping Malls anzutreffen ist: Weihnachtsdeko<br />
in allen Variationen.<br />
31.12. Silvester<br />
Silvester ist in Thailand nicht so bedeutend<br />
wie in vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n. Manche<br />
Städte veranstalten Feuerwerke und in<br />
manchen Tempeln wird von abends bis<br />
Mitternacht gebetet.<br />
*nach dem Mondkalen<strong>der</strong><br />
In vielen Tempeln werden Buddha-Statuen mit Wasser<br />
begossen, um ihnen Ehre zu erweisen<br />
durchkommen. Wer dagegen mit<br />
viel Gepäck unterwegs ist und sich<br />
vielleicht noch zu einem Hotel in<br />
<strong>der</strong> Khao San Road durchkämpfen<br />
muss, wird das Fest wahrscheinlich<br />
bald verfluchen.<br />
Als Fußgänger o<strong>der</strong> Mitfahrer<br />
in einem offenen Tuk Tuk muss<br />
man je<strong>der</strong>zeit und überall damit<br />
rechnen, einen Wasserstrahl <strong>aus</strong><br />
Wasserpistole o<strong>der</strong> –schlauch o<strong>der</strong><br />
eben einen ganzen Eimer Wasser<br />
abzubekommen. Verglichen mit<br />
dem, was sich in den berüchtigten<br />
Zentren des Songkran-Festes abspielt,<br />
ist das Treiben in den Straßen<br />
jedoch noch harmlos.<br />
Erst Schlamm, dann Wasser<br />
Auf <strong>der</strong> Touristenmeile Khao-San-<br />
Road und in <strong>der</strong> beliebten Einkaufsstraße<br />
Silom Road ziehen Jugendliche<br />
mit Plastikschüsselchen<br />
durch die Gegend, die mit einer Art<br />
Schlamm gefüllt sind. Und <strong>der</strong> wird<br />
Entgegenkommenden schelmisch<br />
grinsend auf Wangen, Stirn und<br />
Hals geschmiert. Ursprünglich sollte<br />
die graue Paste vor bösen Mächten<br />
schützen. Dazu kommt das Was-<br />
ser oft <strong>aus</strong> allen Himmelsrichtungen<br />
gleichzeitig, manchmal ist auch ein<br />
Strahl <strong>aus</strong> einer Wasserkanone o<strong>der</strong><br />
ein Eimer mit Eiswasser dabei. In<br />
den Seitengassen <strong>der</strong> Silom Road<br />
vollführen Ladyboys und knapp<br />
bekleidete Frauen im Wasserchaos<br />
vor den Nachtclubs gewagte Tänze,<br />
während in <strong>der</strong> Khao-San-Road<br />
Schaumkanonen und Sprühnebel<br />
für Abwechslung sorgen.<br />
<strong>Die</strong> Thais, die sich hier ins Getümmel<br />
wagen, sind durch nichts<br />
so leicht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Ruhe zu bringen.<br />
Inmitten des wilden Treibens stehen<br />
die Straßenhändler mit ihren<br />
mobilen Garküchen und verkaufen<br />
Nudelsuppe, Taubeneier o<strong>der</strong><br />
Kokoswaffeln, während hungrige<br />
Partygänger seelenruhig am Straßenrand<br />
sitzen und Reis <strong>aus</strong> Plastikboxen<br />
löffeln.<br />
Sieben gefährliche Tage<br />
Je später <strong>der</strong> Abend, desto mehr<br />
gerät die Party <strong>aus</strong> den Fugen. Nicht<br />
ganz unschuldig daran ist <strong>der</strong> durch<strong>aus</strong><br />
großzügige Alkoholkonsum. Da<br />
kann es hin und wie<strong>der</strong> zu gefährlichen<br />
o<strong>der</strong> peinlichen Zwischenfäl-<br />
20<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
Wenn Songkran-Zeit ist, bleibt auf Thailands Strassen keiner verschont<br />
len kommen. So gelten die Ferien<br />
rund um das Wasserfest als die<br />
„sieben gefährlichen Tage“, in denen<br />
die Unfallrate im ganzen Land<br />
drastisch ansteigt. Regelmäßig beherrschen<br />
zu dieser Zeit negative<br />
Schlagzeilen die Zeitungen: Ein in<br />
Rage geratener Betrunkener ersticht<br />
einen Mitfeiernden, ein alter Mann<br />
wird bei einer Wasserattacke am<br />
Kopf verletzt, Frauen werden im<br />
Getümmel von Männern begrapscht<br />
und betrunkene Jugendliche tanzen<br />
mit nackten Oberkörper auf<br />
<strong>der</strong> Bühne. Auch wenn Letzteres<br />
vergleichsweise harmlos klingt, für<br />
Thais ist das ein nicht akzeptables<br />
Verhalten. Sich in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
zu entblößen gilt als respektlos. Obwohl<br />
<strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Festlichkeiten<br />
harmlos und friedlich verläuft,
Reise<br />
Reiseangebote<br />
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Sandhügel bestückt mit Fähnchen und Blumen: So wird symbolisch <strong>der</strong> Staub in<br />
den Tempel zurückgebracht, <strong>der</strong> im vergangenen Jahr hin<strong>aus</strong>getragen wurde<br />
Ausführliche Reiseinformationen,<br />
Visabestimmungen, Gesundheitshinweise und<br />
aktuelle Kurse asiatischer Währungen finden<br />
Sie unter www.inasien.de<br />
haben viele Thais eine Abneigung<br />
gegen Songkran – o<strong>der</strong> zumindest<br />
gegen seine mo<strong>der</strong>nen „Auswucherungen“.<br />
Viele begehen Songkran<br />
lieber auf traditionelle Weise – und<br />
auch dazu gibt es in Bangkok genügend<br />
Gelegenheit.<br />
So wird am ersten Tag des Songkran-Festes<br />
ein beson<strong>der</strong>s verehrtes<br />
Buddhabild <strong>aus</strong> dem Nationalen<br />
Museum, ganz in <strong>der</strong> Nähe des<br />
Königspalastes gelegen, durch die<br />
Straßen getragen und von den Passanten<br />
mit Wasser besprengt. In<br />
vielen Tempeln <strong>der</strong> Altstadt errichten<br />
die Menschen kleine Sandhügel,<br />
die sie mit Fähnchen und Blumen<br />
schmücken. Auf diese Weise soll<br />
symbolisch <strong>der</strong> Staub, den sie im<br />
Lauf des Jahres <strong>aus</strong> dem Tempel<br />
her<strong>aus</strong>getragen haben, wie<strong>der</strong> zurückgebracht<br />
werden. An an<strong>der</strong>en<br />
Orten entlassen die Gläubigen Vögel<br />
<strong>aus</strong> ihren Käfigen o<strong>der</strong> bringen<br />
Fische ins Wasser zurück, um ihnen<br />
symbolisch die Freiheit zu schenken.<br />
Beson<strong>der</strong>s glückverheißend<br />
soll es sein, an den Feiertagen neun<br />
Tempel zu besuchen, denn die Zahl<br />
neun gilt als beson<strong>der</strong>s heilig.<br />
Auch wenn die verschiedenen<br />
Aktivitäten an Songkran für <strong>aus</strong>ländische<br />
Besucher wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />
erscheinen mögen, für Thais lassen<br />
sie sich wun<strong>der</strong>bar miteinan<strong>der</strong><br />
vereinbaren. So sollte man sich<br />
nicht wun<strong>der</strong>n, wenn man in einem<br />
Tempel Gläubigen begegnet, die<br />
mit geschulterten Wasserpistolen<br />
Sandhügel errichten o<strong>der</strong> Blumen<br />
und Räucherstäbchen darbringen.<br />
Danach geht es bestens <strong>aus</strong>gerüstet<br />
zur Wasserschlacht.<br />
Christine Amrhein<br />
22 www.inasien.de<br />
02/2013
Flüchtlingsdrama<br />
Syrien<br />
Foto: REUTERS<br />
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Spendenkonto 4 40 40, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98
Reise<br />
MyanMar<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.B<br />
Stand 228<br />
Myanmar / Yangon<br />
Großstadt auf Goldgrund<br />
Bislang wandelten die Menschen Yangons im Gewimmel ihrer von<br />
Kolonialbauten geprägten Altstadt o<strong>der</strong> im Schatten <strong>der</strong> goldenen<br />
Shwedagon-Pagode. Inzwischen aber ist <strong>der</strong> Baukran zum Wahrzeichen <strong>der</strong><br />
einst so ruhig vor sich hin lebenden Metropole geworden. Allerorten schießen<br />
Büro- und Wohnkomplexe empor. <strong>Die</strong> rasante politische Öffnung befeuert<br />
einen noch rasanteren Wirtschaftsaufschwung. inAsien-Autorin Edith Werner<br />
hat sich im neuen alten Yangon umgesehen<br />
24<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
I<br />
m Park <strong>der</strong> Shwedagon-Pagode<br />
werden für die 2.600-Jahrfeier<br />
Ballons aufgehängt. Bän<strong>der</strong> von<br />
Kerzen schmücken den Umgang<br />
<strong>der</strong> goldenen Stupa. Eine Phalanx<br />
zarter Burmesinnen fegt den Platz,<br />
damit auch alles pieksauber ist.<br />
<strong>Die</strong> Anfänge dieses leuchtenden<br />
spirituellen Zentrums von Myanmar<br />
verlieren sich im Dunkel <strong>der</strong><br />
Geschichte. Dank <strong>der</strong> Shwedagon<br />
und <strong>der</strong> Lage am Flussdelta war<br />
Yangon – wie es heute wie<strong>der</strong><br />
heißt, nachdem es den anglisierten<br />
Namen Rangoon abgelegt hat – lange<br />
schon ein bedeuten<strong>der</strong> Pilgerund<br />
Handelsort. Seine Einwohner<br />
nannten sich Shwegon-that bzw.<br />
-tu, Söhne und Töchter <strong>der</strong> Shwedagon.<br />
Administratives Zentrum wurde<br />
Rangoon unter den Englän<strong>der</strong>n,<br />
die es 1852 zur Hauptstadt dieses<br />
Teils von British India machten.<br />
Dabei blieb es auch nach dem Ende<br />
<strong>der</strong> Kolonialzeit, bis im Jahr 2006<br />
die zentraler gelegene neue Stadt<br />
Naypyidaw zur Hauptstadt erklärt<br />
wurde.<br />
<strong>Die</strong> Wi<strong>der</strong>sacher<br />
Eine weitere Ikone von Yangon,<br />
im Universitätsviertel nördlich des<br />
Zentrums am Inya See: Hinter hohen<br />
Mauern <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>nummer 54<br />
versteckt sich das H<strong>aus</strong>, in dem<br />
Aung San Suu Kyi, die gefeierte<br />
Oppositionschefin und Friedensnobelpreisträgerin,<br />
während <strong>der</strong><br />
Militärdiktatur jahrzehntelang im<br />
verordneten H<strong>aus</strong>arrest festgehalten<br />
wurde. Ein Foto ihres Vaters, des<br />
Generals Aung San, hängt am Tor.<br />
Fährt man von dort <strong>aus</strong> auf <strong>der</strong><br />
University Avenue zum an<strong>der</strong>en<br />
Ende, am Block <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Botschaft im XXL-Format<br />
vorbei, gelangt man zur Residenz<br />
ihres Wi<strong>der</strong>sachers – zumindest<br />
zu seinen Lebzeiten: General Ne<br />
Win, <strong>der</strong> frühere starke Mann von<br />
Myanmar.<br />
Wie zwei Nats haben sie einan<strong>der</strong><br />
belauert, ganz den Wächtergeistern<br />
ähnlich, <strong>der</strong>en knallbunte Altäre<br />
überall im Lande verehrt werden.<br />
Das Chinatown von Yangon ist das Handelszentrum <strong>der</strong> Altstadt. Rund um die Uhr wird hier<br />
gekocht, gegessen und um Warenpreise gefeilscht<br />
Dann starb <strong>der</strong> Diktator und die<br />
Lady konnte nach jahrelanger Isolation<br />
im Zuge <strong>der</strong> politischen Öffnung<br />
des Landes und nach einem<br />
triumphalen Wahlkampf im Jahr<br />
2012 endlich ins Parlament einziehen.<br />
<strong>Die</strong> elegante Erscheinung<br />
dieser stählernen Orchidee gehört<br />
heute ebenso zum Bild von Yangon<br />
wie die goldene Pagode.<br />
Ob sich die junge Aung San<br />
Suu Kyi mit Michael, ihrem englischen<br />
Mann, im Strandhotel zum<br />
Tee getroffen hat? Selbst nach dem<br />
„Facelifting“, das eine Singapurer<br />
Gesellschaft dem Traditionshotel<br />
am Ufer des Yangon-Flusses verpasst<br />
hat, atmet es die Atmosphäre<br />
früherer Tage. Säulengeschmückt<br />
und strahlend weiß steht es etwas<br />
verloren an <strong>der</strong> unter dem Gewirr<br />
<strong>aus</strong> uralten Taxis, Motorrä<strong>der</strong>n und<br />
neuen Geländewagen ächzenden<br />
Uferstraße. Kein Laut davon im<br />
Ballsaal des Hotels, wo eine Modenschau<br />
stattfindet, bei <strong>der</strong> sich<br />
„tout“ Yangon zeigt. <strong>Die</strong> Smartphones<br />
sind ständig im Einsatz, um<br />
die ebenso smarte Szene festzuhalten,<br />
die junge Stylistin <strong>aus</strong> einer<br />
alten Shan-Familie im silbernen,<br />
plissierten Minirock, den Starcoiffeur<br />
ganz in schwarzem Satin und<br />
die künstlich erblondeten Models.<br />
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02/2013<br />
www.inasien.de 25
Reise<br />
Bild: Nguyen Vu Hung / flickr.com<br />
Derzeit geben sich in Yangon Tradition und wirtschaftlicher Aufschwung die Hand. Schon 1852 war sie Hauptstadt von<br />
British India, später vom unabhängigen Myanmar, bis 2006 das zentraler gelegene Naypyidaw zur Hauptstadt wurde<br />
Durch die Straßen Yangons<br />
Draußen herrscht eine an<strong>der</strong>e Welt.<br />
<strong>Die</strong> Luft ist geschwängert von cheroot,<br />
<strong>der</strong> burmesischen Zigarre, und<br />
vom Geruch des süssen pan: Fliegende<br />
Händler bieten Betelnuss an,<br />
die Nusskerne in ein Betelblatt gebettet,<br />
ein Klecks Kalk dazu und das<br />
Kauen des milden Narkotikums, das<br />
die Zähne schwarz und den Speichel<br />
blutrot färbt, kann losgehen!<br />
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Der Hafen ist nicht weit und man<br />
wird nicht müde, das Kommen und<br />
Gehen an den Anlegeplätzen <strong>der</strong><br />
Schiffe zu beobachten. Sie versorgen<br />
die Fünfmillionenmetropole<br />
mit Gemüse, Obst und Fisch <strong>aus</strong><br />
dem Delta und bringen die Pendler<br />
ans an<strong>der</strong>e Ufer. Um sie herum<br />
wimmelt es von kleinen Booten.<br />
Mittendrin ein großer schwimmen<strong>der</strong><br />
Markt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Trockenzeit<br />
zwischen den Deltaorten und<br />
Yangon pendelt – hin mit Reis und<br />
Gemüse, zurück mit Fertigwaren<br />
und Medikamenten.<br />
Vom Hafen <strong>aus</strong> kann man sich in<br />
ein Geflecht enger Gassen begeben,<br />
in denen auf Schritt und Tritt gefeilscht,<br />
gekauft, auf einen Schwatz<br />
halt gemacht wird. Kein Zweifel,<br />
hier ist Chinatown! Der Tempel mit<br />
dem geschwungenen Drachendach<br />
behauptet sich mit Mühe zwischen<br />
26<br />
www.inasien.de<br />
<strong>InAsien</strong> 04-12, Burma.indd 1 05.06.2012 10:50:09<br />
02/2013
den Wohnblocks. Ein paar Straßen<br />
weiter wird es indisch und muslimisch.<br />
Gruppen von bärtigen Männern<br />
im weißen mundu, die kufi<br />
auf dem Kopf, stehen zusammen,<br />
eilen mit Einkaufstaschen vorbei<br />
o<strong>der</strong> sitzen in den offenen Cafés.<br />
Viele In<strong>der</strong> kamen bereits unter<br />
den Englän<strong>der</strong>n als Kontraktarbeiter.<br />
Heute kommen sie vor allem<br />
<strong>aus</strong> Bangladesh.<br />
Weiter, auf dem Weg in die City,<br />
trifft man an <strong>der</strong> Kreuzung von<br />
Sule Pagoda und Mahabandoola<br />
Road auf den zentralen Platz des<br />
mo<strong>der</strong>nen Yangon. Wie auf einer<br />
Insel steht die 2.000 Jahre alte Sule<br />
Pagode inmitten des br<strong>aus</strong>enden<br />
Verkehrs. Um sie herum ducken<br />
sich kleine Läden. Von hier gingen<br />
2007 die Demonstrationen <strong>der</strong><br />
Safranrevolte <strong>aus</strong>. Fast alle schnaufenden<br />
Stadtbusse scheinen den<br />
Platz zu umrunden. Jetzt, am Vorabend,<br />
ist die Pagode voller Leben.<br />
Viele Passanten schauen auf dem<br />
Weg nach H<strong>aus</strong>e hinein zu einem<br />
Gebet o<strong>der</strong> einer Opfergabe. <strong>Die</strong><br />
Frauen tragen zur taillierten Bluse<br />
den longyi, einen Sarong. <strong>Die</strong> Männer<br />
den sarongähnlichen paso, den<br />
sie auf dem Bauch zu einem dicken<br />
Knoten binden.<br />
In Yangons Tempeln herrscht<br />
keine feierliche Stille, son<strong>der</strong>n ein<br />
ständiges Kommen und Gehen.<br />
Man schlen<strong>der</strong>t von einem Altar<br />
zum an<strong>der</strong>en, kauft Blumen o<strong>der</strong><br />
Räucherstäbchen an den vielen<br />
Ständen am Rand und lässt sich<br />
auf dem Marmorboden nie<strong>der</strong>. Das<br />
fröhlich entspannte Gewimmel in<br />
und um den Pagoden macht deutlich,<br />
wie selbstverständlich sie zum<br />
täglichen Leben <strong>der</strong> Burmesen gehören.<br />
Wie<strong>der</strong> draußen, gerät man gleich<br />
in das nächste Gewimmel, denn<br />
die Straßen am Junction Square<br />
heil zu überqueren, ist ein Abenteuer<br />
für sich. Rund herum ein<br />
Panorama von neueren Büroblocks<br />
und Backsteinkästen im Kolonialstil.<br />
Zu einer Seite öffnet sich <strong>der</strong><br />
Platz zum Mahabandoola Park mit<br />
dem Obelisken <strong>der</strong> Unabhängigkeit.<br />
Der Platz ist ein Potpourri <strong>aus</strong><br />
postkolonialer Nostalgie, quirligem<br />
Großstadtleben, goldgrundierter<br />
Frömmigkeit und patriotischer Monumentalität.<br />
Ein paar Blocks weiter nördlich<br />
sollte man unbedingt am Bogyoke<br />
Aung San Markt halt machen. Das<br />
alte Gemäuer bietet mit seinen über<br />
2.000 Ständen einen wahren Mikrokosmos<br />
des burmesischen Lebens.<br />
Gemüse- und Obsthändlern<br />
umlagern das Gebäude.<br />
Wer überprüfen will, ob die beste<br />
Jade tatsächlich <strong>aus</strong> Myanmar<br />
kommt, sollte den dritten Stock des<br />
Myanmar Gems Yangon Museums<br />
besuchen, ein Neubau mit strenger<br />
Sicherheitskontrolle. Und tatsächlich<br />
tut sich das Reich Aladins<br />
auf: Alle in Myanmar abgebauten<br />
Edel- und Halbedelsteine werden<br />
präsentiert, ein Feuerwerk <strong>der</strong> Farben,<br />
<strong>der</strong>en Stars Rubine, Saphire<br />
und Jade sind. Bewun<strong>der</strong>n kann<br />
man etwa ein fein geschnitztes Teeservice<br />
ganz <strong>aus</strong> durchscheinen<strong>der</strong><br />
Jade, dem zweitgrößten Exportgut<br />
Myanmars. Allein seine Ausfuhr<br />
ins jadeverrückte China ist<br />
eine bedeutende Einnahmequelle,<br />
wenn auch neuerdings von erhöhten<br />
chinesischen Zöllen bedroht.<br />
<strong>Die</strong> Öffnung Burmas lockt auch<br />
<strong>aus</strong>ländische Investoren. Darunter<br />
den deutschen Unternehmer Bert<br />
Morsbach. Er hat sich ins Abenteuer<br />
gestürzt und am Inle See mit<br />
Aythaya Vineyard das erste Weingut<br />
des Landes gegründet.<br />
Reise<br />
Ein rund 250 Jahre altes Grab auf dem Portuguese Hill<br />
zeugt von <strong>der</strong> portugiesischen Kolonialzeit in Myanmar
Reise<br />
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Sie zaubern die besten Fischgerichte von Kyauktan auf den Teller, gleich hinter<br />
den Ständen mit Trockenfisch<strong>aus</strong>lage<br />
Übernachten in Yangon<br />
Wer in Yangon nach einer Übernachtungsmöglichkeit<br />
sucht, kann<br />
im komfortablen Savoy einchecken.<br />
Der Weg dorthin führt durch Alleen<br />
mit Teak- und Sternfruchtbäumen,<br />
vorbei an Botschaften<br />
und üppigen Villen wohlhaben<strong>der</strong><br />
Burmesen. Eine Bleibe mit mehr<br />
burmesischem Charakter ist das<br />
Alamanda Inn. Es verbindet die ungezwungene<br />
Atmosphäre eines Privath<strong>aus</strong>es<br />
mit dem Komfort eines<br />
kleinen Hotels. Das Gästeh<strong>aus</strong> mit<br />
fünf Zimmer liegt fast versteckt im<br />
üppigen Garten. Mittelpunkt ist das<br />
offene Restaurant <strong>der</strong> beiden französischen<br />
Betreiberinnen, die den<br />
<strong>Die</strong>nst im örtlichen Kulturinstitut<br />
für die Selbständigkeit aufgegeben<br />
haben. Wer es edel liebt, kann in<br />
<strong>der</strong> zum Hotel umfunktionierten<br />
ehemaligen Residenz des britischen<br />
Gouverneurs absteigen, dem Hotel<br />
Governor’s Residence.<br />
Am an<strong>der</strong>en Ufer<br />
Nur ein paar Kyat kostet die Überfahrt<br />
mit <strong>der</strong> Fähre an das südliche<br />
Ufer des Yangon River. Fliegende<br />
Händler nutzen diese Zeit gerne<br />
für das Angebot ihrer Waren. Wie<br />
wäre es etwa mit einer Anti-Falten-<br />
Hautcreme? Schließlich setzten die<br />
Frauen <strong>der</strong> Hauptstadt mehr auf<br />
mo<strong>der</strong>ne Kosmetik und weniger auf<br />
den Brei <strong>aus</strong> zerstoßenem Thanaka,<br />
einer gelblich-weißen Paste <strong>aus</strong> einer<br />
fein geriebenen Baumrinde, den<br />
die Frauen in Pagan auftragen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Yangon<br />
Rivers angekommen, kann man<br />
sich per Taxi zum „Portugiesischen<br />
Hügel“ fahren lassen. Nicht viel ist<br />
vom portugiesischen Kolonialintermezzo<br />
übrig geblieben; die Chorwand<br />
einer dreischiffigen Kirche<br />
und ein Grabmal, das die Legende<br />
dem Abenteurer Philip de Brito<br />
zuschreibt, <strong>der</strong> Anfang des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
als „König von Pegu“ eine<br />
28 www.inasien.de<br />
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02/2013
Armee befehligte, in burmesische<br />
Thronintrigen verwickelt war und<br />
schließlich hingerichtet wurde. Zu<br />
entziffern sind jedoch die Namen<br />
Nicolai und Margarita de Aguilar,<br />
Maria Dias, Antonio Fernandes und<br />
die Jahreszahl 1732. <strong>Die</strong> Gräber<br />
können also 100 Jahre später nichts<br />
mit dem alten Haudegen zu tun<br />
haben. Der verwunschene Ort atmet<br />
aber Geschichte wie wenige<br />
Plätze im heutigen Yangon. Rund<br />
herum eine Siedlung verblichener<br />
Fachwerkhäuser <strong>aus</strong> einer neueren<br />
Schicht <strong>der</strong> burmesischen Kolonialgeschichte.<br />
Hier wohnten früher<br />
wohl britische Beamte.<br />
Gen Süden<br />
<strong>Die</strong> Strasse nach Süden bringt Rudel<br />
von Motorrä<strong>der</strong> und Ausflügler<br />
mit randvoll bepackten Pick-ups ins<br />
Delta. In Thanlyn wird gerade ein<br />
Markt aufgebaut. Fast alle Lasten<br />
tragen die Frauen auf dem Kopf,<br />
darunter schwankende Bündel von<br />
Bambusstangen. Wer dort in einem<br />
Café ein burmesisches Frühstück<br />
bestellt, bekommt die traditionelle<br />
Fischsuppe Mohingar nebst Tee<br />
serviert.<br />
Und noch weiter in südliche<br />
Richtung kommt man nach Kyauktan.<br />
Gen Stadtzentrum erhebt sich<br />
<strong>aus</strong> dem Grün <strong>der</strong> Hauptallee <strong>der</strong><br />
Kirchturm <strong>der</strong> brandneuen Herz-<br />
Bevor es auf eine Flussfahrt geht, kann<br />
man sich überall am Ufer des Yangon<br />
mit Proviant versorgen<br />
Der Yangon River machte Rangoon schon früh zu einer wichtigen Handelsstadt<br />
und erschliesst das umliegende Delta<br />
Jesu-Kirche, erbaut für das eine<br />
Prozent Katholiken von Myanmar.<br />
Schil<strong>der</strong> mahnen, die Straße sauber<br />
zu halten. Mehrmals müssen<br />
Autofahrer auf ihrem Weg durch<br />
Kyauktan Straßengebühren bezahlen.<br />
Burmesen bleiben da gelassen,<br />
schließlich wollen alle leben, so die<br />
gängige Meinung.<br />
Am Fluss von Kyauktan kann<br />
man sich zur Inselpagode Yele hinüberru<strong>der</strong>n<br />
lassen. Wer eine Tüte<br />
Puffreis mitnimmt, kann wie<br />
die Gläubigen von <strong>der</strong> vergoldeten<br />
Brücke <strong>der</strong> Pagode <strong>aus</strong> die Fische<br />
füttern. Ebenso gut besucht wie<br />
die Buddhastatuen ist <strong>der</strong> Tempel<br />
<strong>der</strong> Nats, die in Burma schon vor<br />
<strong>der</strong> Ankunft des Buddha H<strong>aus</strong>recht<br />
hatten. <strong>Die</strong> Verkaufsstände am Fluss<br />
bieten neben bizarr zerklüfteten Trockenfischen<br />
exotische Früchte und<br />
Gemüse an. Aus den Fenstern eines<br />
Wohnblocks hängen lange Netze.<br />
Hier soll es den besten Fisch geben.<br />
Und tatsächlich: Beim Mittagessen<br />
im Restaurant hinter den Fischläden<br />
gibt es eine Folge köstlicher Tiegel<br />
mit zarten Butterbohnen, gebratenen<br />
Minifischen, eingelegtem Chili und<br />
Fischkopfcurry. Ein rechter Abschluss<br />
für einen Ausflug ins Delta.<br />
Text und Bil<strong>der</strong>: Edith Werner<br />
Reise<br />
Bild: Wilson Loo / flickr.com<br />
02/2013<br />
In Asien-146hx49b_2011-09-pfad.indd 1 16.09.2011 09:42:52<br />
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Reise<br />
9.-10. März: ITB Berlin<br />
Das ITB-Wochenende naht! Und <strong>der</strong> Besucher darf sich auf etliche Showeinlagen,<br />
Verkostungen und an<strong>der</strong>e Aktionen freuen. inAsien hat nachgefragt, welche<br />
Aktionen geplant sind. Eine Übersicht <strong>der</strong> Wochenend-Höhepunkte<br />
Halle 26 / Stand 120<br />
Gastland Indonesien<br />
Traditionelle Tänze verschiedener<br />
Regionen wie Bali, Kalimantan<br />
o<strong>der</strong> Sulawesi geben Einblicke in<br />
die über 700 unterschiedlichen Kulturen<br />
und Sprachen <strong>der</strong> rund 300<br />
ethnischen Gruppen des Inselstaats.<br />
So erzählt <strong>der</strong> Pakarena, ein ritueller<br />
Tanz <strong>aus</strong> Makassar (Süd-Sulawesi),<br />
vom Rhythmus des Lebens<br />
und <strong>der</strong> Beziehung zu Gott. Für Bali<br />
steht <strong>der</strong> feurige Kecak-Tanz auf<br />
dem Programm und für Kalimantan<br />
(Borneo), die Tänze <strong>der</strong> Dayak.<br />
Einen Vorgeschmack auf Indonesiens<br />
vielseitige Küche bieten kulinarische<br />
Köstlichkeiten, aufgetischt<br />
von Vindex Tengker, Chefkoch im<br />
5-Sterne Hotel Dharmawangsa in<br />
Jakarta.Indonesische Arabica Coffee-Spezialitäten<br />
<strong>aus</strong> Toraja, Aceh<br />
und Lampung erwecken wie<strong>der</strong><br />
die Lebensgeister erschöpfter Besucher.<br />
Halle 26A / Stand 130<br />
Japanische Kunst<br />
Am Stand von Nara-City gibt es<br />
nicht nur was zu sehen, son<strong>der</strong>n vor<br />
allem etwas zu tun: Wer möchte,<br />
kann sich am Schreiben japanischer<br />
Schriftzeichen probieren.<br />
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02/2013
Reise<br />
Halle 26A / Stand 124<br />
Geschmacksreise Vietnam<br />
Am Samstag und Sonntag kann man<br />
von 15.30-16 Uhr vietnamesischen<br />
Kaffee und landestypische Snacks<br />
probieren. Dazu erklingen traditionelle<br />
vietnamesische Klänge.<br />
Halle 26c / Stand 301 (Lernidee)<br />
Reise-Filmvorführungen<br />
des bekannten TV-Journalisten Michael<br />
Altenhenne<br />
Samstag, 9. März<br />
11 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
12 Uhr: Mekong – Fluss <strong>der</strong><br />
Abenteuer<br />
13 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
15 Uhr: Zugreise Seidenstraße<br />
16 Uhr: Mekong, Fluss <strong>der</strong><br />
Abenteuer<br />
17 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
Oben: Bunt und phantasievoll geht es am ITB-Stand <strong>der</strong> Mongolei zu.<br />
Nicht für die Ewigkeit: Handtatoos mit Henna verblassen nach 2 Wochen<br />
14 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
16 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
17 Uhr: Zugreise<br />
Seidenstraße<br />
Halle 16 / Bühne (Gebeco)<br />
Vorträge mit Insi<strong>der</strong>wissen<br />
Halle 16, Aktionsfläche<br />
Wellness pur<br />
Es erwarten den ermatteten Messebesucher<br />
wohltuende Schulter-<br />
Nacken-Gesichtsmassagen sowie<br />
Handmassagen. Auch das ITB-Partnerland<br />
Indonesien präsentiert sich<br />
hier mit einer Reihe landestypischer<br />
Spa-Angebote.<br />
Sonntag, 10. März<br />
11 Uhr: Mekong, Fluss <strong>der</strong> Abenteuer<br />
12 Uhr: Zugreise mit <strong>der</strong> Transsibirischen<br />
Eisenbahn<br />
<strong>InAsien</strong>1302_Layout Uhr: 1 Zugreise 31.01.2013 Seidenstraße<br />
11:29 Seite 1<br />
Samstag, 9. März<br />
14 Uhr: Myanmar, ein<br />
Traumland erwacht<br />
16 Uhr: Indien, im Land <strong>der</strong><br />
Königssöhne<br />
17 Uhr: Zauberhaftes China<br />
ITB Berlin 2013<br />
6.-10. März<br />
Privatbesucher: 9.-10. März, 10-18 Uhr<br />
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Zentralasien im Überblick<br />
Inhalt:<br />
Spezial<br />
Lange Zeit ein<br />
verschlossener und daher<br />
höchst geheimnisvoller Teil<br />
<strong>der</strong> Sowjetunion, entdecken<br />
westliche Reisende die<br />
Mongolei, Usbekistan,<br />
Kasachstan, Kirgistan o<strong>der</strong><br />
den Kaukasus bis heute<br />
nur zaghaft. Dabei lockt<br />
die Region mit malerischen<br />
Steppen, unberührten<br />
Bergwelten und einem, nicht<br />
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Zentralasiens, in denen<br />
Massentourismus noch<br />
lange Zeit ein Fremdwort<br />
bleiben wird<br />
Afghanistan...............................................................S. 34-37<br />
Gefahr für Leib und Leben?<br />
Armenien ..............................................................................S. 38-40<br />
Spielball <strong>der</strong> Invasoren<br />
Georgien ...............................................................................S. 41-43<br />
Christentum und heiße Quellen<br />
Aserbaidschan ....................................................S. 44-45<br />
Stadt <strong>der</strong> Ölmilliardäre<br />
Kasachstan /Kirgistan ................S. 46-48<br />
Sowjetstil und Skythengold<br />
MONGOLEI – <strong>der</strong> Süden ..........................S. 49-51<br />
Der Gesang des Sandes<br />
USBEKISTAN .......................................................................S. 52-53<br />
Entlang <strong>der</strong> Seidenstraße<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 33
Spezial - Afghanistan<br />
AfghAnistan<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 22.a<br />
Stand 103<br />
Auf dem Vogelmarkt von Kabul fertigt ein alter Mann Käfige <strong>aus</strong> Bambus<br />
Afghanistan<br />
Gefahr für Leib und Leben?<br />
Fanatische Selbstmordattentäter, gefallene Soldaten, kriegsähnliche Zustände. So<br />
definieren westliche Medien die Islamische Republik Afghanistan. Kein Wun<strong>der</strong>, dass<br />
sie niemand freiwillig bereisen möchte. Lange Zeit dachte ich, man könne das auch<br />
gar nicht. Doch dann ging ich in Berlin-Neukölln bei Aldi einkaufen<br />
34<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Mein Handy klingelte. Jennifer,<br />
eine Deutschtürkin<br />
<strong>aus</strong> Duisburg, die einen<br />
Zeitungsbericht über meine Weltreise<br />
gelesen hatte, wollte Tipps für<br />
ihre eigene Tour um den Globus<br />
einholen. Bei ihrer nächsten <strong>Die</strong>nstreise<br />
nach Berlin trafen wir uns in<br />
einem türkischen Restaurant. Ich<br />
studierte die Liste ihrer Wunschziele,<br />
darunter Pakistan und Afghanistan.<br />
Sie erzählte von guten<br />
Kontakten zu ranghohen Offizieren<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr. <strong>Die</strong> sah ich als<br />
ideales Sprungbrett, um selbst mal<br />
nach Afghanistan reisen zu können.<br />
Denn außer <strong>der</strong> NATO steuert ja<br />
niemand dieses Land an. Dachte<br />
ich. Und irrte mich.<br />
Jennifer und ich blickten in unsere<br />
Kalen<strong>der</strong> und beschlossen spontan,<br />
drei Monate später gemeinsam<br />
nach Afghanistan zu reisen. Neben<br />
Abenteuerlust reizte mich die Idee,<br />
mir mein eigenes Bild von diesem<br />
Land zu machen, das eine 5.000<br />
Jahre alte Kulturgeschichte hat,<br />
aber in unseren Medien immer nur<br />
als Schauplatz von Terror, Krieg<br />
und religiösem Fanatismus dargestellt<br />
wird.<br />
<strong>Die</strong> Kontakte zur Bundeswehr<br />
erwiesen sich als wenig hilfreich:<br />
Deutsche Zivilisten in Afghanistan?<br />
Aus purer Abenteuerlust? Auf keinen<br />
Fall! Uns wurde klar, dass wir<br />
die Reise privat organisieren mussten.<br />
Dabei erlebten wir manche<br />
Überraschung. Erstens: Es gibt seit<br />
2007 ein englischsprachiges „Lonely<br />
Planet“-Reisebuch über Afghanistan.<br />
Zweitens: Das Visum wird<br />
durch die afghanische Botschaft<br />
in Berlin o<strong>der</strong> das Konsulat in<br />
Bonn für 30 Euro <strong>aus</strong>gestellt, ohne<br />
dass viele Fragen gestellt werden.<br />
Drittens: Es gibt zivile Flüge nach<br />
Kabul, zum Beispiel ab Dubai o<strong>der</strong><br />
Delhi. Von Juni 2009 bis November<br />
2010 bot Safi Airways sogar<br />
jede Woche drei Nonstop-Flüge<br />
von Frankfurt am Main nach Kabul<br />
an. Viertens: Es gibt organisierte<br />
Gruppenreisen durch Afghanistan,<br />
so etwa von <strong>der</strong> britischen Agentur<br />
Hinterland Travel. Doch <strong>der</strong>en Touren<br />
dauern dreieinhalb Wochen und<br />
kosten mindestens 3.500 Euro.<br />
Industriezweig „Sicherheit“<br />
Wir entscheiden uns für eine achttägige<br />
Privatreise. Als Tochter türkischer<br />
Eltern hat Jennifer Kontakt<br />
zur türkischen Botschaft in Kabul<br />
aufgenommen. Über <strong>der</strong>en hilfsbereite<br />
Mitarbeiter buchen wir zwei<br />
Zimmer in einem Hotel in Kabul<br />
unter türkischer Leitung. Der junge<br />
Manager verspricht, sich um<br />
unser Wohl und unsere Sicherheit<br />
zu kümmern. Erst jetzt weihe ich<br />
meine Familie in die Reisepläne<br />
ein, setze für alle Fälle mein Testament<br />
auf und fliege über Dubai<br />
nach Kabul. An Bord <strong>der</strong> Maschine<br />
sind fast nur Männer, viele in Uniform<br />
<strong>der</strong> Polizei o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Armee.<br />
<strong>Die</strong> letzten zwei Stunden führen<br />
über die unendlich erscheinenden<br />
Schneemassen des beeindruckenden<br />
Hindukusch.<br />
Am Flughafen <strong>der</strong> 4,5-Millionen-Einwohner-Metropole<br />
Kabul<br />
erwartet uns Ramin. Der junge Afghane,<br />
<strong>der</strong> gutes Englisch spricht,<br />
ist vom Hotel für unsere Betreuung<br />
abgestellt worden. Wir beginnen<br />
unser Programm am touristischsten<br />
Punkt <strong>der</strong> Hauptstadt, <strong>der</strong> Chicken<br />
Street. Hier bieten die Geschäfte<br />
Kunsthandwerk, Souvenirs und<br />
Postkarten und versprühen noch<br />
am ehesten das Flair <strong>der</strong> 70er Jahre,<br />
als junge Deutsche auf dem Hippie-<br />
Trail durch Zentralasien reisten und<br />
Drogen aller Art konsumierten. Das<br />
erklärt auch die deutschen Namen<br />
und auffallend frühen Sterbedaten<br />
auf den Grabsteinen eines benachbarten<br />
christlichen Friedhofs. Der<br />
wurde 1897 eigentlich von den<br />
Briten angelegt, um gefallene Soldaten<br />
beerdigen zu können. Dann<br />
wurde er für westliche Drogentote<br />
genutzt. Mittlerweile mehren sich<br />
hier die vielen Gedenktafeln für<br />
britische, kanadische und deutsche<br />
Soldaten o<strong>der</strong> Polizisten, die in den<br />
letzten Jahren Opfer von Taliban-<br />
Anschlägen wurden.<br />
Tarnung ist alles<br />
Bei unseren Autofahrten durch Kabul<br />
wird schnell deutlich, dass Sicherheit<br />
einer <strong>der</strong> größten Industriezweige<br />
des Landes ist. Alle Regierungsgebäude,<br />
alle Botschaften, alle<br />
Hotels sind Festungen mit dicken<br />
Mauern, Stacheldraht, Sandsäcken<br />
und bewaffnetem Schutzpersonal.<br />
Nur unser türkisches Hotel verzichtet<br />
darauf: Der türkische Manager,<br />
in dessen Büro wir uns fortan<br />
täglich zum Pl<strong>aus</strong>ch einfinden, ist<br />
überzeugt, dass islamische Glaubensbrü<strong>der</strong><br />
sich nicht gegenseitig<br />
umbringen und dass sein Hotel<br />
erst durch offen zur Schau gestellte<br />
Sicherheitsvorkehrungen zu einem<br />
lohnenden Anschlagsziel würde.<br />
Natürlich darf draußen niemand erfahren,<br />
dass ein Nicht-Moslem, also<br />
ich, in seinem Hotel wohnt.<br />
Jennifer und ich tragen Goldringe<br />
und geben uns – vor allem<br />
Spezial - Afghanistan<br />
Im Schrein von Hazrat Ali in Mazar-e-Sharif ist das Grab Ali ibn<br />
Abi Talibs, dem Schwiegersohn des Propheten Mohammeds<br />
Mit Gewürzen sorgt ein Markthändler für ein paar<br />
wenige Farbtupfer im grauen Alltag <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 35
Spezial - Afghanistan<br />
Beeindruckende Berglandschaften ziehen sich durch große Teile Afghanistans.<br />
Aktuell schränkt jedoch die Sicherheitslage allzu <strong>aus</strong>gedehnte Überlandreisen ein<br />
zu ihrem Schutz – als Ehepaar <strong>aus</strong>.<br />
Dank meiner schwarzen Haare und<br />
meiner türkischsprachigen Begleiterin<br />
reise ich fortan als angeblicher<br />
Sohn eines türkischen Vaters und<br />
einer Schweizer Mutter durch Afghanistan.<br />
In <strong>der</strong> Tasche trage ich<br />
einen kleinen Koran, im Gedächtnis<br />
habe ich „Allah ist groß“ in<br />
<strong>der</strong> Landessprache Dari, damit ich<br />
im nicht unwahrscheinlichen Fall<br />
einer Entführung als islamischer<br />
Glaubensbru<strong>der</strong> durchgehen kann.<br />
Derart geschützt, wagen wir uns<br />
ins Getümmel <strong>der</strong> lokalen Märkte<br />
und erleben Gastfreundschaft pur.<br />
Überall werden wir zum Tee eingeladen<br />
o<strong>der</strong> um Fotos gebeten.<br />
Afghanische Männer und Kin<strong>der</strong><br />
lieben es, fotografiert zu werden.<br />
Dagegen senken wir die Kameras<br />
lieber freiwillig, sobald in einer<br />
Straßenszene Frauen in ihren blauen<br />
Burkas auftauchen.<br />
Wir fassen immer mehr Vertrauen<br />
und setzen für die kommenden Tage<br />
weitere Sehenswürdigkeiten auf<br />
unsere Liste: Ramin führt uns zum<br />
Nationalmuseum, zur Nationalgalerie,<br />
zum traditionellen Vogelmarkt,<br />
zur <strong>aus</strong>gebombten Ruine des Sommerpalastes<br />
von König Amanullah.<br />
Nur die alte Stadtmauer und die<br />
Zitadelle Bala Hissar stuft Ramin<br />
als zu gefährlich ein. Jennifer und<br />
ich nutzen Ramins freien Tag, an<br />
dem er einen Antrittsbesuch bei<br />
seinem künftigen Schwiegervater<br />
absolvieren muss, und lassen uns<br />
allein zur Zitadelle bringen, auch<br />
wenn unserem Fahrer dabei gar<br />
nicht wohl ist. Mit beeindruckendem<br />
Blick auf Kabul und die umliegenden<br />
Berge kommt es zu einer<br />
Begegnung <strong>der</strong> seltsamen Art: Wir<br />
treffen erstmals an<strong>der</strong>e westliche<br />
Touristen. <strong>Die</strong> haben ihre Tour<br />
über einen damals noch in Kabul<br />
operierenden US-Reiseveranstalter<br />
gebucht und reisen mit höchster<br />
Sicherheitsstufe: gepanzerte Jeeps,<br />
kugelsichere Westen, Geleitschutz<br />
mit Maschinengewehren. Wir sagen<br />
nur kurz „Hallo“ und schauen uns<br />
skeptisch an, bevor die Hochsicherheitsgruppe<br />
ihre Militärfahrzeuge<br />
besteigt und wir zu unserem<br />
klapprigen, blauen Toyota Corolla<br />
zurückkehren.<br />
Unser Wagen gehört Mukim, den<br />
uns <strong>der</strong> Hotelmanager vermittelt<br />
hatte. Der <strong>aus</strong> Turkmenistan stammende<br />
Autovermieter war einst<br />
Fahrer des Mujaheddin-Kämpfers<br />
Ahmad Shah Massoud, <strong>der</strong> eine<br />
wichtige Rolle beim Vertreiben <strong>der</strong><br />
Sowjets <strong>aus</strong> Afghanistan gespielt<br />
hatte und 2002, nach seinem Tod,<br />
für den Friedensnobelpreis nominiert<br />
worden war. Mukim betrachtet<br />
mich vom ersten Tag an skeptisch,<br />
weil ich kein Türkisch spreche.<br />
Dafür schließt er meine „Ehefrau“<br />
Jennifer gleich ins Herz und lädt<br />
uns in seine Wohnung ein. Wir treffen<br />
seine Kin<strong>der</strong> und seine Erstfrau,<br />
aber auch seine Zweitfrau. Mukim<br />
bietet an, uns in <strong>der</strong>en Heimat<br />
Mazar-e-Sharif zu begleiten und<br />
– sofern wir dies wünschten – auch<br />
mit „echten Taliban“ in Kontakt zu<br />
bringen. Wir buchen drei Flüge und<br />
landen am übernächsten Tag in Mazar-e-Sharif,<br />
wo auch die deutsche<br />
Bundeswehr stationiert ist. Hier sehe<br />
ich zum ersten und letzten Mal<br />
auf unserer Reise deutsche Soldaten<br />
in Afghanistan.<br />
Mukim fährt uns zur größten<br />
Sehenswürdigkeit des Landes: zur<br />
Moschee mit dem Schrein Ali Ibn<br />
Abi Talibs, dem Schwiegersohn<br />
des Propheten Mohammed. Mir<br />
würde es reichen, die prächtigen,<br />
blauen Mosaike <strong>der</strong> Fassaden zu<br />
fotografieren, doch durch Zufall<br />
darf ich sogar bis in die heiligsten<br />
Bereiche vordringen. Als uns ein<br />
bärtiger Herr mit Maschinengewehr<br />
den Zutritt zum Schrein verwehrt,<br />
sagt Jennifer wahrheitsgemäß: „Ich<br />
komme <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Türkei!“ Sie lügt<br />
nicht „Wir kommen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Türkei!“<br />
o<strong>der</strong> „Wir sind Moslems!“ Der<br />
bewaffnete Herr diskutiert kurz mit<br />
36<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
einem alten Würdenträger und lässt<br />
uns passieren, sodass ich vielleicht<br />
<strong>der</strong> einzige westliche Besucher bin,<br />
<strong>der</strong> jemals an das reich verzierte<br />
Grab herantreten und neben Ali Ibn<br />
Abi Talib innehalten darf.<br />
Familienbesuch im<br />
Männertrakt<br />
Nach einem Streifzug durch die<br />
lokalen Märkte lädt uns Mukim<br />
in seine Zweitfamilie in Mazar-e-<br />
Sharif ein. Nach alter Sitte werden<br />
wir nach Geschlechtern getrennt:<br />
Jennifer wird zu den Frauen <strong>der</strong><br />
Familie gebracht, ich in den Männertrakt.<br />
Jetzt wird mir zum ersten<br />
Mal mulmig, was nicht nur an <strong>der</strong><br />
Wasserpfeife liegt, an <strong>der</strong> ich kräftig<br />
nuckeln muss, son<strong>der</strong>n auch an<br />
meiner Gesellschaft: Ältere Herren<br />
mit langen Bärten und weiten Gewän<strong>der</strong>n,<br />
die ich als „Tagesschau“-<br />
Zuschauer klar als Taliban identifiziere.<br />
Einer von ihnen spricht ein<br />
wenig Englisch und prüft mich auf<br />
Herz und Nieren. „Are you Muslim?“<br />
Ich lüge und nicke. „Are you<br />
married?“ Ich lüge, nicke erneut<br />
und verweise auf den Goldring an<br />
meinem Finger. Ich bin erleichtert,<br />
dass sich in diesem Moment die Tür<br />
öffnet und das Verhör ein frühes<br />
Ende findet: Zwei Mädchen mit<br />
Kopftüchern betreten den Raum.<br />
Zu meiner Überraschung werden<br />
sie in Englisch unterrichtet. Sie<br />
schreiben ihre Vokabeln in Schulhefte,<br />
<strong>der</strong>en Vor<strong>der</strong>seiten die Türme<br />
des World Trade Centers zeigen.<br />
Sofort schrillen die Alarmglocken:<br />
„Religiöse Propaganda! Gehirnwäsche<br />
für künftige Terroristen!“<br />
Doch dann sehe ich die Rückseiten<br />
<strong>der</strong> Schulhefte: Zwei Delfine, die<br />
vor <strong>der</strong> Skyline New Yorks heiter<br />
<strong>aus</strong> dem Hudson River springen.<br />
<strong>Die</strong> Hefte sind so alt wie unschuldig<br />
und dienen bloß dem Zweck,<br />
die Kin<strong>der</strong> auf einen späteren Beruf<br />
und eine bessere Zukunft vorzubereiten.<br />
Eine Zukunft, in <strong>der</strong><br />
Afghanistan garantiert wie<strong>der</strong> ein<br />
beliebtes Reiseziel für Touristen<br />
sein wird.<br />
Aktuell braucht man Wagemut,<br />
Erfahrung und die richtigen Kontakte,<br />
um dieses faszinierende Land<br />
privat als Tourist zu bereisen. Aus<br />
gutem Grund spricht das Auswärtige<br />
Amt eine Reisewarnung für Afghanistan<br />
<strong>aus</strong>, weil „akute Gefahr<br />
für Leib und Leben“ besteht. Vermutlich<br />
hatten auch Jennifer und<br />
ich mehr Glück als Verstand. Doch<br />
in zehn o<strong>der</strong> 15 Jahren – davon bin<br />
ich fest überzeugt – wird man auch<br />
wie<strong>der</strong> als P<strong>aus</strong>chalurlauber Geschichte,<br />
Kultur und faszinierende<br />
Landschaften Afghanistans vor Ort<br />
kennenlernen können. Und dann<br />
blicke ich wehmütig auf meine acht<br />
Tage in Kabul und Mazar-e-Sharif<br />
zurück, als ich das kriegszerstörte<br />
Afghanistan noch fast für mich<br />
allein hatte. Michael Scholten<br />
<strong>Die</strong> schönste Zeit Ihres Lebens.<br />
Zentralasien und die<br />
legendäre Seidenstraße<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Buchung und Beratung:<br />
Autor Michael Scholten (2. von rechts) zu Gast bei <strong>der</strong> Familie des Autovermieters<br />
Mukim (links). Er war Fahrer des getöteten Mujaheddin-Kämpfers Ahmad Shah<br />
Massoud, <strong>der</strong> 2002 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde<br />
Lernidee Erlebnisreisen GmbH<br />
<br />
<br />
<br />
02/2013<br />
facebook.com/lernidee.berlin
Spezial - Armenien<br />
Armenien<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 3.2<br />
Stand 115<br />
Armenien<br />
Spielball <strong>der</strong> Invasoren<br />
Galt das fiktive „Radio Eriwan“ zur Zeit des Kalten Krieges noch als Synonym für<br />
hinterwäldlerischen Sozialismus, so präsentiert sich Armeniens Hauptstadt heute<br />
als mo<strong>der</strong>ne Metropole mit Museen, Galerien, Konzertsälen, Boutiquen, Bars und<br />
auffallend vielen Straßencafés. <strong>Die</strong> historischen Stadtviertel mit ihren orientalischen<br />
Häusern weichen westlich geprägten Einkaufstrassen. Doch im Zentrum <strong>der</strong><br />
1,1-Millionen-Einwohner-Stadt ist das sowjetische Erbe bis heute unübersehbar<br />
38<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Eriwan war über die Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
ein Spielball frem<strong>der</strong> Invasoren,<br />
darunter Araber, Mongolen, Seldschuken<br />
und Perser. <strong>Die</strong> Russen eroberten<br />
die Marktstadt 1827, bauten<br />
sie systematisch <strong>aus</strong> und glie<strong>der</strong>ten<br />
Armenien 1920 in die Sowjetunion<br />
ein. Erst 1991 wurde das Land unabhängig.<br />
Seinen langsamen Aufstieg verdankt<br />
<strong>der</strong> junge Staat den Exil-<br />
Armeniern, die Geld <strong>aus</strong> den USA,<br />
Frankreich und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
schicken. <strong>Die</strong> Wachstumsraten <strong>der</strong><br />
Wirtschaft sind zweistellig – nicht<br />
auf dem Land, wo viele Menschen<br />
weiterhin von karger Landwirtschaft<br />
leben, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Großstadt.<br />
Hier regieren einige wenige<br />
Familien und mafiöse Clans.<br />
<strong>Die</strong> sowjetische Vergangenheit wird<br />
auf den Flohmärkten <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
Eriwan zu Schleu<strong>der</strong>preisen verkauft<br />
02/2013<br />
Kunstprojekt Stadtberg<br />
Eriwans physischer Höhepunkt<br />
ist die Kaskade, die sich mit vielen<br />
hun<strong>der</strong>t weißen Treppenstufen<br />
über einen Stadtberg erstreckt. Was<br />
von Moskau als Monument seiner<br />
Macht geplant war, aber durch den<br />
Zusammenbruch <strong>der</strong> Sowjetunion<br />
unvollendet blieb, wurde durch eine<br />
30-Millionen-Dollar-Spende des in<br />
den USA lebenden armenischen<br />
Kunstsammlers Gerald Cafesjian<br />
in ein gewaltiges Kunstprojekt mit<br />
Skulpturen, Springbrunnen und<br />
Museen umgewandelt.<br />
Der Ausblick vom Gipfel ist gigantisch:<br />
Ganz Eriwan liegt zu Füßen.<br />
Im Hintergrund erhebt sich <strong>der</strong><br />
schneebedeckte Ararat, jener heilige<br />
Berg, auf dem Noahs Arche nach<br />
<strong>der</strong> Sintflut gestrandet sein soll.<br />
Viele Jahrhun<strong>der</strong>te lang gehörte <strong>der</strong><br />
Ararat zu Armenien und war das<br />
größte Heiligtum des armenischen<br />
Christentums. Heute steht <strong>der</strong> Berg<br />
auf dem Staatsgebiet <strong>der</strong> Türkei,<br />
die in Kriegen viele frühere Gebiete<br />
Armeniens erobert hat.<br />
In Eriwans Vorort Tsitsernakaberd<br />
erinnert eine Gedenkstätte<br />
an die 1,5 Millionen Armenier,<br />
die 1915 und 1916 auf Befehl <strong>der</strong><br />
jungtürkischen Regierung des Osmanischen<br />
Reiches umgebracht<br />
wurden. Der türkische Plan, das<br />
Nachbarvolk systematisch <strong>aus</strong>zulöschen,<br />
weist Parallelen zum Holoc<strong>aus</strong>t<br />
auf. Auch die Gedenkstätte<br />
erinnert stark an „Yad Vashem“ in<br />
Israel: Eine hun<strong>der</strong>t Meter lange<br />
Mauer mit den eingravierten Namen<br />
<strong>der</strong> <strong>aus</strong>gelöschten Gemeinden<br />
führt zu einer ewigen Flamme. Um<br />
sie sind zwölf große Basaltstelen im<br />
Kreis angeordnet, die für die zwölf<br />
an die Türkei verlorenen Provinzen<br />
Westarmeniens stehen.<br />
Zahlreiche Tages<strong>aus</strong>flüge<br />
Seine eigene lange Geschichte feiert<br />
Armenien mit vielen Monumenten<br />
in ganz Eriwan. <strong>Die</strong> protzige Ka-<br />
<strong>Die</strong> Grabkammern und Kirchen des<br />
Geghard-Klosters wurden im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
direkt <strong>aus</strong> dem Fels gehauen<br />
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d e m A b e n t e u e r A u f d e r s p u r 2013
Spezial - Armenien<br />
Zwölf Basaltstelen, die im Kreis um eine ewige Flamme angeordnet sind, erinnern in Eriwans<br />
Vorort Tsitsernakaberd an zwölf ehemals armenische Provinzen, die heute zur Türkei gehören<br />
thedrale Surp Grigor Lusavorich,<br />
die Gregor dem Erleuchter gewidmet<br />
ist, wurde erst im Jahr 2001<br />
eingeweiht, um den 1.700. Jahrestag<br />
des Christentums in Armenien<br />
zu feiern. Denn im Jahr 301 war<br />
Armenien das erste Land <strong>der</strong> Welt,<br />
in dem das Christentum als Staatsreligion<br />
anerkannt wurde.<br />
Im Mashtots-Matenadaran-Institut,<br />
das seit 1959 leicht erhöht<br />
über Eriwan thront, werden 13.000<br />
armenische Handschriften auf Pergament<br />
und Papier sowie 100.000<br />
Dokumente <strong>aus</strong> den griechischen,<br />
römischen, arabischen und persischen<br />
Reichen aufbewahrt. Vor<br />
dem Eingang steht eine Statue des<br />
Heiligen Mesrop Mashtots, <strong>der</strong> das<br />
armenische Alphabet entwickelt<br />
hat. Um sein Grab außerhalb Eriwans<br />
zu besuchen, empfiehlt sich<br />
eine <strong>der</strong> vielen Touren <strong>der</strong> Agentur<br />
Sati in <strong>der</strong> Mashtots Avenue.<br />
Armeniens touristische Infrastruktur ist gut <strong>aus</strong>gebaut. Fast jede Sehenswürdigkeit<br />
<strong>der</strong> Kaukasus-Republik ist bequem mit organisierten Tagestouren erreichbar<br />
Weil Armenien kaum größer als<br />
Brandenburg ist, kann jede Sehenswürdigkeit<br />
des Landes bequem bei<br />
einem Tages<strong>aus</strong>flug erreicht werden,<br />
<strong>der</strong> inklusive englischsprachiger<br />
Führung und Mittagessen<br />
rund 10.000 Dram, also 21 Euro<br />
kostet.<br />
Das schönste Kloster des Landes<br />
ist Saghmosavank <strong>aus</strong> dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />
neben einer tiefen Schlucht<br />
gelegen. In <strong>der</strong> christlichen Kirche<br />
fallen viele persische Verzierungen<br />
auf. Weil Armenien stets<br />
den Angriffen <strong>der</strong> Nachbarreiche<br />
<strong>aus</strong>gesetzt war, hofften die Erbauer<br />
von Saghmosavank, dass die Perser<br />
diese Kirche verschonen würden,<br />
wenn sie Elemente ihrer eigenen<br />
Kultur und Religion erblickten. <strong>Die</strong><br />
Rechnung ging auf.<br />
Das Geghard-Kloster ist nach<br />
dem Speer benannt, mit dem Jesus<br />
Christus verletzt wurde, als er am<br />
Kreuz hing. Der Sage nach wurde<br />
dieser Speer lange Zeit im Kloster<br />
aufbewahrt, bis er später in die<br />
Schatzkammer <strong>der</strong> Kathedrale Mayr<br />
Tachar in Echmiadzin gebracht<br />
wurde. Echmiadzin ist <strong>der</strong> Sitz<br />
des Katholikos Geregin II., geistliches<br />
Oberhaupt <strong>der</strong> Armenischen<br />
Apostolischen Kirche, und in seiner<br />
Bedeutung vergleichbar mit dem<br />
Vatikan. Im Jahr 2001, zum 1.700-<br />
jährigen Jubiläum des Christentums<br />
in Armenien, besuchte Papst Johannes<br />
Paul II. Echmiadzin. Um<br />
dem Massenansturm <strong>der</strong> Gläubigen<br />
Herr werden zu können, wurde<br />
auf einer großen Freifläche hinter<br />
<strong>der</strong> Kathedrale ein Außenaltar errichtet.<br />
Denn die Kathedrale Mayr<br />
Tachar ist mit ihrem Innenraum<br />
von 20 mal 20 Metern äußerst klein<br />
bemessen. <strong>Die</strong> Hauptmauern dieser<br />
weltweit ersten Kreuzkuppelkirche<br />
stammen <strong>aus</strong> dem Jahr 303, die<br />
beachtlichen Deckenfresken kamen<br />
in vielen weiteren Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
dazu. In <strong>der</strong> Schatzkammer wird<br />
neben dem Geghard-Speer auch ein<br />
Stück <strong>der</strong> Arche Noah <strong>aus</strong>gestellt<br />
– sagt man.<br />
Michael Scholten<br />
40<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Spezial - Georgien<br />
Georgien<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 3.2<br />
Stand 114<br />
In Georgiens Hauptstadt Tiflis setzen vor allem die alten Thermalbä<strong>der</strong> mit ihren verzierten Fassaden architektonische Akzente<br />
Georgien<br />
Christentum und heiße Quellen<br />
Wer Georgiens Seele ergründen will, muss einen georgischen Lari zahlen.<br />
Umgerechnet nur 50 Cent kostet die 22 Kilometer lange Minibus-Fahrt von Tiflis in die<br />
alte Hauptstadt Mtskheta. Hier bekannte sich Georgien im Jahr 327 zum Christentum<br />
B<br />
unte Legenden ranken sich um die<br />
riesige Svetitskhoveli-Kathedrale in<br />
Mtkvari. Unter ihr soll <strong>der</strong> Mantel<br />
begraben sein, den Jesus vor seiner<br />
Kreuzigung trug. Ein Jude namens<br />
Elioz soll ihn <strong>aus</strong> Jerusalem in seine<br />
georgische Heimat gebracht und<br />
seiner Schwester Sidonia geschenkt<br />
haben. <strong>Die</strong> war so ergriffen, dass sie<br />
gleich starb. Den Mantel umklammerte<br />
sie noch im Tod, sodass beide<br />
gemeinsam begraben wurden. Über<br />
dem Grab entstanden immer neue<br />
und größere Kirchen, bis im elften<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t die heutige Kathedrale<br />
gebaut wurde.<br />
Auf heutige Besucher wirkt Svetitskhoveli<br />
groß, auf die Gläubigen<br />
im elften Jahrhun<strong>der</strong>t muss sie<br />
einfach nur gigantisch und einschüchternd<br />
gewirkt haben. Mtskheta<br />
verlor den Titel als Hauptstadt<br />
schon im fünften Jahrhun<strong>der</strong>t an<br />
Tiflis, doch die kleine Stadt ist bis<br />
heute das spirituelle Zentrum und<br />
bietet die ältesten und bedeutendsten<br />
Kirchen des Landes. Darunter<br />
die Samtavro-Kirche, in <strong>der</strong> König<br />
Mirina und Königin Nana beerdigt<br />
wurden. <strong>Die</strong> Nonnen <strong>aus</strong> dem angrenzenden<br />
Kloster bewachen die<br />
Grabplatten energisch. Undenkbar,<br />
In Gori, <strong>der</strong> Geburtsstadt des Diktators Joseph Stalin, steht<br />
<strong>der</strong> gepanzerte Bahnwagen, in dem er zur Konferenz nach<br />
Jalta reiste. Stalin soll unter Flugangst gelitten haben<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 41
Spezial - Georgien<br />
Im goldenen Schweinwerferlicht hebt sich die Sioni-Kathedrale vom nächtlichen Tiflis ab. Rechts<br />
erstrahlt <strong>der</strong> neue Präsidentenpalast, <strong>der</strong> dank Kuppel und Fassade dem Berliner Reichstag ähnelt<br />
dass ein Besucher seine Kamera zücken<br />
und ein Foto machen könnte.<br />
Aber bitte georgisch!<br />
<strong>Die</strong> rasante Rückfahrt nach Tiflis<br />
unterstreicht die tiefe Religiosität<br />
<strong>der</strong> Georgier. Wann immer <strong>der</strong><br />
Minibus eine <strong>der</strong> vielen Kirchen<br />
passiert, machen die Fahrgäste reflexartig<br />
ein Kreuzzeichen. Fast<br />
85 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung gehören<br />
<strong>der</strong> Georgischen Orthodoxen<br />
Apostelkirche an, doch neben <strong>der</strong><br />
Sioni-Kathedrale mit ihren faszinierenden<br />
Deckenfresken bietet<br />
Tiflis auch die Antschichati-Basilika,<br />
eine jüdische Synagoge und<br />
eine muslimische Moschee. Als<br />
Teil <strong>der</strong> Seidenstraße haben die<br />
Karawansereien von Tiflis schon<br />
immer viele Kulturen und Religionen<br />
angelockt.<br />
<strong>Die</strong> Altstadt ist geprägt von schönen<br />
Fassaden mit überbordenden<br />
Holzbalkonen, kleinen Gassen mit<br />
Kopfsteinpflaster und unzähligen<br />
Straßencafés. Tiflis kann es locker<br />
mit europäischen Metropolen<br />
wie Budapest o<strong>der</strong> sogar Paris<br />
aufnehmen. Auffallend ist nur die<br />
Dominanz <strong>der</strong> georgischen Schriftzeichen.<br />
Das Land ist stolz auf<br />
seine eigene Schrift und verpflichtet<br />
selbst internationale Marken wie<br />
McDonald’s und Coca Cola, ihre<br />
Werbetafeln konsequent auf Georgisch<br />
statt Englisch o<strong>der</strong> Russisch<br />
zu beschriften.<br />
Der breite Hauptboulevard (Rustawelis<br />
Gamsiri) wird von prächtigen<br />
Bauwerken im Stil des Klassizismus,<br />
Barock und Jugendstil<br />
gesäumt. Hier haben heute vor<br />
allem Banken, Theater, Museen,<br />
Universitäten und eine stetig wachsende<br />
Zahl von Luxushotels eine<br />
Heimat gefunden. <strong>Die</strong> wechselvolle<br />
Geschichte Georgiens ist<br />
am ehesten am Parlament spürbar.<br />
Der säulenbestückte Riese wurde<br />
1938 von den sowjetischen Machthabern<br />
in Auftrag gegeben und<br />
1953 von deutschen Kriegsgefangenen<br />
fertiggestellt. 1989 gingen<br />
20 Georgier vor dem Parlament<br />
in den Hungerstreik und for<strong>der</strong>ten<br />
die Loslösung ihres Landes von<br />
<strong>der</strong> Sowjetunion. Moskau schickte<br />
daraufhin Fallschirmjäger und<br />
ermordete die Demonstranten mit<br />
scharfen Spaten und Giftgas. <strong>Die</strong>se<br />
Gewalt schürte die anti-sowjetische<br />
Stimmung. 1991, zwei Jahre nach<br />
dem Massaker, wurde vor dem Parlament<br />
die Unabhängigkeit Georgiens<br />
<strong>aus</strong>gerufen.<br />
Im legendenreichen Georgien<br />
rankt sich auch um die Entstehung<br />
<strong>der</strong> Hauptstadt Tiflis eine Geschichte.<br />
König Wachtang I. Gorgassali<br />
ging im fünften Jahrhun<strong>der</strong>t auf die<br />
42<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Spezial - Georgien<br />
<strong>Die</strong> Georgier sind ein gläubiges und stolzes Volk. Den Kampf um die Unabhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Sowjetunion im Jahr 1991 bezahlten einige von ihnen mit dem Leben<br />
<strong>Die</strong> Dreifaltigkeitskirche thront nahe Kazbegi vor einem<br />
beeindruckenden Bergpanorama, <strong>der</strong> Grenze zu Russland<br />
Jagd und erlegte einen Fasan. Das<br />
Tier fiel in eine <strong>der</strong> heißen Quellen<br />
dieser Region und war bereits gar<br />
gekocht, als die Jagdhunde die Beute<br />
fanden. Der König ließ die Umgebung<br />
erforschen und gründete im<br />
Jahr 485 die Stadt Tbilisi („heiße<br />
Quelle“). Der Ruf als Kurort mit<br />
heilendem heißen Schwefelwasser<br />
eilte <strong>der</strong> Stadt vor<strong>aus</strong>. Der Autor<br />
von „<strong>Die</strong> drei Musketiere“, Alexandre<br />
Dumas, besuchte die Badehäuser<br />
ebenso wie <strong>der</strong> russische Romantiker<br />
Alexan<strong>der</strong> Sergejewitsch<br />
Puschkin.<br />
Stalins Welt<br />
Verlässt man Tiflis und fährt mit<br />
dem Minibus etwas mehr als eine<br />
Stunde nach Gori, gleicht die<br />
Tour einer Zeitreise. Hier, in <strong>der</strong><br />
Geburtsstadt des Diktators Joseph<br />
Stalin, hat die Sowjetunion nie aufgehört<br />
zu existieren: Alleen, Parks,<br />
Plätze und ein riesiges Museum<br />
sind dem prominentesten Sohn <strong>der</strong><br />
Stadt gewidmet. Vor dem palastartigen<br />
Museum steht das schlichte<br />
H<strong>aus</strong>, in dem Stalin 1878 zur Welt<br />
kam und die ersten vier Jahre seiner<br />
Kindheit verbrachte. Der Vater war<br />
ein trunksüchtiger Schuhmacher,<br />
die Mutter eine Wäscherin. Über<br />
dem winzigen H<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> Holz und<br />
Lehmziegeln thront ein tempelartiger<br />
Bau. Alle an<strong>der</strong>en Häuser <strong>der</strong><br />
ärmlichen Nachbarschaft wurden in<br />
den 1930er Jahren abgerissen, um<br />
Platz für die Stalin-Monumente und<br />
Museumsbauten zu schaffen.<br />
Vor dem Rath<strong>aus</strong> von Gori, das<br />
von deutschen Kriegsgefangenen<br />
errichtet wurde und wegen seiner<br />
Glaskuppel im Volksmund Reichstag<br />
heißt, stand seit 1952 eine sechs<br />
Meter hohe Stalin-Statue auf einem<br />
elf Meter hohen Sockel. Erst im<br />
Juni 2010 wurde sie über Nacht<br />
entfernt, was mit gemischten Gefühlen<br />
aufgenommen wurde. Einerseits<br />
weiß man auch in Gori um den<br />
Horror, den Stalin über die Sowjetunion<br />
gebracht hat, an<strong>der</strong>erseits<br />
erfüllt es die Georgier mit Stolz,<br />
dass <strong>aus</strong>gerechnet ihr Landsmann<br />
drei Jahrzehnte lang das größte<br />
Reich <strong>der</strong> Welt geführt und zu einer<br />
ernst zu nehmenden Industriemacht<br />
entwickelt hat. Selbst <strong>der</strong> britische<br />
Premierminister Winston Churchill<br />
stellte einmal fest: „Stalin hat das<br />
Land mit dem Pflug übernommen<br />
und mit Nuklearwaffen verlassen.“<br />
Jetzt soll ein neues Denkmal errichtet<br />
werden, das an die Opfer<br />
des Krieges mit Russland im August<br />
2008 erinnert. Damals hatte<br />
Georgien die Kontrolle über seine<br />
abtrünnigen Regionen Südossetien<br />
und Abchasien verloren. In Gori<br />
wurden elf Zivilisten durch russische<br />
Streubomben getötet und<br />
Dutzende verletzt, bevor die russische<br />
Armee die Stadt noch für<br />
mehrere Wochen besetzte und weiteren<br />
Hass in ganz Georgien schürte.<br />
<br />
Michael Scholten<br />
Unser Autor<br />
Michael Scholtens erste<br />
Reisen nach Zentralasien<br />
waren dienstlicher Natur:<br />
In Usbekistan besuchte<br />
er die Dreharbeiten für<br />
die Neufassung des Fernsehklassikers<br />
„Soweit die<br />
Füße tragen“. Mit dem<br />
ZDF ging er in Kasachstan und Kirgistan<br />
auf die Suche nach dem Goldschatz <strong>der</strong><br />
Skythen. Später besuchte er auf einer<br />
Weltreise auch die Mongolei und den<br />
Kaukasus. Der Gipfel seiner Abenteuerlust<br />
war eine selbstorganisierte Tour<br />
durch Afghanistan. Der Autor lebt mit<br />
seiner Familie in Kambodscha<br />
(www.michaelscholten.com).<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 43
Spezial - Aserbaidschan<br />
Aserbaidschan<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 22.a<br />
Stand 103<br />
Aserbaidschan<br />
Stadt <strong>der</strong> Ölmilliardäre<br />
Der Eurovision Song Contest rückte Aserbaidschan 2012 ins Licht <strong>der</strong> Öffentlichkeit. <strong>Die</strong><br />
Kritiker mahnten, die Ölnation missbrauche das Musikspektakel für Propaganda und trete<br />
Menschenrechte mit Füßen. Präsident Ilham Əliyev ließ davon unbeirrt die Hauptstadt Baku<br />
umkrempeln und mo<strong>der</strong>nste Prestige-Bauten <strong>aus</strong> Glas und Stahl errichten. Der wahre Charme<br />
<strong>der</strong> Metropole am Kaspischen Meer liegt jedoch weiterhin in ihrer schmucken Altstadt<br />
S<br />
tolze 60 Euro müssen deutsche<br />
Touristen für das Visum bezahlen.<br />
Meist wird es bei Ankunft am Flughafen<br />
von Baku <strong>aus</strong>gestellt, manchmal<br />
aber auch nicht. Das Auswärtige<br />
Amt rät deshalb, das Visum<br />
unbedingt vorab bei <strong>der</strong> Botschaft<br />
in Berlin einzuholen. Zufriedene<br />
Touristen sind nicht das Hauptziel<br />
<strong>der</strong> Republik Aserbaidschan, die<br />
von Ölmilliardären regiert wird und<br />
sich seit zwei Jahrzehnten einen<br />
teuren und verlustreichen Konflikt<br />
mit Armenien um Bergkarabach<br />
leistet.<br />
<strong>Die</strong> meisten Hotels in Baku sind<br />
auf <strong>Die</strong>nstreisende <strong>aus</strong>gerichtet, was<br />
sie für Touristen unattraktiv und für<br />
Backpacker unerschwinglich macht.<br />
<strong>Die</strong> wenigen Gästehäuser genügen<br />
kaum westlichen Standards. Doch<br />
wer sich mit <strong>der</strong>en Schlafsälen o<strong>der</strong><br />
oft sperrmüllartiger Möblierung<br />
arrangiert, kann die überraschend<br />
mo<strong>der</strong>ne und mondäne Hauptstadt<br />
auch erschwinglich erleben.<br />
Alles im Blick<br />
<strong>Die</strong> Altstadt wird von einem Ring<br />
<strong>aus</strong> Mauern und Wehrtürmen umschlossen.<br />
Sie stammen zum Teil<br />
noch <strong>aus</strong> persischen Grün<strong>der</strong>tagen<br />
im elften Jahrhun<strong>der</strong>t, wurden aber<br />
nach <strong>der</strong> russischen Eroberung im<br />
Jahr 1806 weiter verstärkt. Das malerische<br />
Viertel, das die UNESCO<br />
44<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
<strong>Die</strong> drei „Flame Towers“ sind mit<br />
ihren jeweils 190 Metern das neue<br />
Wahrzeichen <strong>der</strong> Hauptstadt Baku.<br />
Der über 300 Millionen teure Komplex<br />
symbolisiert Aserbaidschands<br />
Herzschlag <strong>aus</strong> Erdgas und Erdöl<br />
im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe<br />
erklärte, ist ein Labyrinth <strong>aus</strong> engen<br />
Straßen und alten Häusern mit<br />
überhängenden Holzbalkonen.<br />
Ein Wahrzeichen ist <strong>der</strong> Jungfrauenturm<br />
<strong>aus</strong> dem elften Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
<strong>Die</strong> achte Etage dient heute als<br />
Aussichtsplattform und bietet einen<br />
allumfassenden Ausblick: das Kaspische<br />
Meer, die viele Kilometer<br />
lange Uferpromenade „Bulvar“, die<br />
verwinkelte Altstadt, das prächtige<br />
Grün<strong>der</strong>zeitviertel, dessen Jugendstilpaläste<br />
mit Beginn des Ölbooms<br />
im späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>t errichtet<br />
wurden, und das mo<strong>der</strong>ne Baku<br />
mit seinen zum Teil extravaganten<br />
Hochhäusern.<br />
Über den Zweck des 29 Meter<br />
hohen Turms streiten sich die<br />
Historiker. <strong>Die</strong> einen meinen, er<br />
diente <strong>der</strong> Verteidigung. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>en<br />
sehen ihn als Observatorium<br />
für Astronomen. Am liebsten aber<br />
erzählt man sich in Baku folgende<br />
Geschichte: Ein reicher Herrscher<br />
liebte seine eigene Tochter so sehr,<br />
dass er sie heiraten wollte. In ihrer<br />
Verzweiflung bat sie den Vater, ihr<br />
einen Turm zu bauen, von dem <strong>aus</strong><br />
sie die ganze Weite seines Reichs<br />
überblicken konnte. Der Vater baute<br />
den Turm, die Tochter rannte die<br />
Treppen hinauf und stürzte sich in<br />
den Tod.<br />
Auf James Bonds Spuren<br />
Aserbaidschans Reichtum ist ungerecht<br />
verteilt. <strong>Die</strong> Hälfte <strong>der</strong> acht<br />
Millionen Einwohner lebt unterhalb<br />
<strong>der</strong> Armutsgrenze, während die<br />
Oberschicht ihr Ölgeld in Traumvillen<br />
und deutsche Luxuswagen<br />
investiert. Aserbaidschan för<strong>der</strong>t<br />
täglich circa 75 Millionen Liter<br />
Erdöl und exportiert sie durch eine<br />
Pipeline via Georgien in die<br />
türkische Hafenstadt Ceyhan. <strong>Die</strong><br />
Profiteure des Erdölexports sind<br />
milliardenschwere Familienclans,<br />
die fast alle in <strong>der</strong> Regierung sitzen.<br />
So auch Präsident Ilham Əliyev, <strong>der</strong><br />
2003 das Amt einfach von seinem<br />
Vater Heydər Əliyev übernahm.<br />
Wer auf James Bonds Spuren<br />
wandeln will, sollte die Bibi-Heybet-Ölfel<strong>der</strong><br />
besuchen. 1999 wurde<br />
hier das 007-Abenteuer „<strong>Die</strong> Welt<br />
ist nicht genug“ gedreht und Pierce<br />
Brosnan raste mit seinem BMW<br />
durch die unwirtliche Landschaft<br />
mit ihren vielen t<strong>aus</strong>end Metallpumpen,<br />
die sich wie Körner pickende<br />
Hühner auf und ab bewegen<br />
und unentwegt Öl för<strong>der</strong>n. 1848<br />
erfolgte in Baku und nicht etwa in<br />
Texas o<strong>der</strong> Saudi-Arabien die erste<br />
Ölbohrung <strong>der</strong> Welt. <strong>Die</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
des schwarzen Golds im großen Stil<br />
begann 1873, als Robert Nobel, ein<br />
Bru<strong>der</strong> des Dynamit-Entwicklers<br />
Alfred Nobel, in Baku die Nobel<br />
Brothers Petroleum Producing<br />
Company gründete. <strong>Die</strong> Firma wurde<br />
schnell das weltweit führende<br />
Unternehmen und brachte Geld im<br />
Überfluss. <strong>Die</strong> Ölfel<strong>der</strong> von Baku<br />
waren die größten <strong>der</strong> Welt, überholten<br />
schnell die För<strong>der</strong>mengen<br />
<strong>der</strong> US-Konkurrenz und deckten im<br />
Zweiten Weltkrieg drei Viertel des<br />
gesamten sowjetischen Ölbedarfs.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, dass Adolf Hitler<br />
das Gebiet einnehmen wollte. Doch<br />
Spezial - Aserbaidschan<br />
die deutschen Truppen kamen nicht<br />
über Stalingrad hin<strong>aus</strong>.<br />
Heute werden die För<strong>der</strong>pumpen<br />
systematisch abgebaut. Seit Jahren<br />
sind immer mehr Landstriche leergepumpt.<br />
Jetzt säumen Bohrinseln<br />
die Küste entlang des Kaspischen<br />
Meeres. So haben etwa die Badegäste<br />
am beliebten Sicov Strand<br />
stets die Bohrinseln im Blick, während<br />
sie im weißen Sand Picknicken<br />
o<strong>der</strong> im Meer schwimmen.<br />
Und obwohl Aserbaidschan ein<br />
islamisches Land ist, wird mit <strong>der</strong><br />
Religion locker umgegangen und<br />
Frauen kleiden sich am Strand freizügig<br />
statt verschleiert. Das liegt<br />
wohl auch daran, dass die meisten<br />
Aserbaidschaner während <strong>der</strong> Sowjetherrschaft<br />
säkularisiert wurden.<br />
Nur noch zehn Prozent von ihnen<br />
sind heute regelmäßig praktizierende<br />
Muslime. Bikinis sind also<br />
kein Problem, Alkohol erst recht<br />
nicht. Und so ist Baku auch für sein<br />
pulsierendes Nachtleben bekannt.<br />
„Lonely Planet“ sieht Baku mit<br />
seinen Clubs und Bars sogar in <strong>der</strong><br />
Top Ten <strong>der</strong> weltweit besten Ziele<br />
für städtisches Nachtleben. Doch<br />
auch wer die oft von Rauchern verqualmten<br />
Locations meidet, kommt<br />
nachts im Freien auf seine Kosten.<br />
Viele Straßenzüge <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
glänzen nach Sonnenuntergang wie<br />
Gold, da die Fassaden von abert<strong>aus</strong>end<br />
Scheinwerfern angestrahlt<br />
werden. In einem Land, dessen<br />
Rückgrat Öl und Erdgas sind, muss<br />
sich wahrlich niemand Sorgen über<br />
die nächste Stromrechnung machen.<br />
<br />
Michael Scholten<br />
<strong>Die</strong> profitreichen Ölbohrinseln im Kaspischen Meer<br />
sind nur wenige hun<strong>der</strong>t Meter vom Strand entfernt<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 45
Spezial - Kasachstan / Kirgistan<br />
KASACHstan<br />
/ Kirgistan<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 7.2 B<br />
Stand 303<br />
In Kirgistans weitläufiger Bergwelt kommt <strong>der</strong><br />
Reisende oft nur mit dem Allradantrieb und einer<br />
Portion Wagemut voran<br />
Kasachstan / Kirgistan<br />
Sowjetstil und Skythengold<br />
Präsident Nursultan Nasarbajew war empört, als sich die westliche Welt 2006 über<br />
seine stolze Nation schlapp lachte. Ursache war <strong>der</strong> Kinofilm „Borat”, in dem <strong>der</strong><br />
britische Komiker Sascha Baron Cohen als kasachischer Fernsehreporter Borat den<br />
neuntgrößten Staat <strong>der</strong> Welt als hinterwäldlerisches Kaff präsentierte. Doch wofür die<br />
vermeintlich schlechten Schlagzeilen auch sorgten: <strong>Die</strong> Touristenzahlen in Kasachstan<br />
verzehnfachten sich<br />
M<br />
it Air Astana dauert <strong>der</strong> Direktflug<br />
ab Frankfurt ins kasachische Astana<br />
nur sechs Stunden. Astana heißt<br />
übersetzt „Hauptstadt” und ist <strong>der</strong><br />
neue Name des früheren Aqmola,<br />
das erst 1997 zur Metropole <strong>der</strong><br />
ehemaligen Sowjetrepublik ernannt<br />
wurde. Präsident Nasarbajew, <strong>der</strong><br />
das Land seit seiner Unabhängigkeit<br />
im Jahr 1991 autoritär regiert,<br />
lässt mitten in <strong>der</strong> kargen Steppenlandschaft<br />
eine Stadt <strong>der</strong> Superlative<br />
bauen. 2030 soll sie vollendet<br />
sein. Historische Gebäude findet<br />
man kaum. Astana beeindruckt<br />
durch mo<strong>der</strong>ne Wolkenkratzer und<br />
Monumente, die das mit Rohstoffen<br />
gesegnete Land durch seine üppigen<br />
Profite <strong>aus</strong> dem Handel mit<br />
Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Eisen,<br />
Erz und Gold finanziert.<br />
46<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
<strong>Die</strong> größten Firmen sind allesamt<br />
staatlich und haben ihre prächtigen<br />
Zentralen im mo<strong>der</strong>nen Regierungsviertel<br />
<strong>der</strong> Stadt. Astana ist<br />
eine Spielwiese internationaler Architektenbüros:<br />
<strong>Die</strong> Pyramide des<br />
Friedens und <strong>der</strong> Eintracht ist ein<br />
fast 80 Meter hohes Bauwerk, das<br />
von Fosters + Partners entworfen<br />
wurde. Sir Norman Foster designte<br />
auch das Wahrzeichen <strong>der</strong> Stadt,<br />
den 105 Meter hohen Bajterek-<br />
Turm mit einer markanten goldenen<br />
Kugel und einer Aussichtsplattform<br />
auf 97 Metern Höhe. <strong>Die</strong> 2009<br />
eröffnete Kazakhstan Central Concert<br />
Hall wurde vom Italiener Manfredi<br />
Nicoletti in Form von Blütenblättern<br />
entworfen. <strong>Die</strong> Vereinigten<br />
Arabischen Emirate unterstützen<br />
den Bau des Abu Dhabi Plazas. Mit<br />
seinen geplanten 382 Metern wäre<br />
es nach Fertigstellung im Jahr 2015<br />
das weltweit höchste Gebäude.<br />
Geld <strong>aus</strong> Saudi-Arabien, Ägypten<br />
und <strong>der</strong> Türkei för<strong>der</strong>te die<br />
Nur-Astana-Moschee, die größte<br />
ihrer Art in Kasachstan. Der Islam<br />
erlebt im Land seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />
einen enormen Aufschwung,<br />
doch auch die russisch-orthodoxe<br />
Kirche ist mit <strong>der</strong> 2010 eingeweihten<br />
Mariä-Entschlafens-Kathedrale<br />
prominent in Astana vertreten.<br />
Pferdezucht statt Goldfieber<br />
In zwei Jahren soll eine fast 1.000<br />
Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
zwischen Astana und<br />
<strong>der</strong> früheren Hauptstadt Almaty<br />
eröffnet werden. Dann rasen Züge<br />
in nur drei Stunden in die mit 1,4<br />
Millionen Einwohnern größte Stadt<br />
Kasachstans. Umgeben von ganzjährig<br />
schneebedeckten Bergen, die<br />
auch zum Skifahren einladen, ist<br />
Almaty eine lebenswerte Großstadt<br />
voller Museen, Theater, Opern,<br />
Restaurants und Cafés. Historische<br />
Höhepunkte sind die <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Zarenzeit<br />
stammende Christi-Himmelfahrt-Kathedrale<br />
und die farbenfrohe<br />
Nikol<strong>aus</strong>-Kathedrale. Das Zentrale<br />
Staatliche Museum stellt die<br />
bekannteste archäologische Sensation<br />
des Landes <strong>aus</strong>: die 1969 in<br />
einem Rundgrab entdeckte goldene<br />
Rüstung eines Prinzen <strong>der</strong> Skythen.<br />
Das sagenhafte Reitervolk war berühmt<br />
für seinen Goldschmuck mit<br />
Tierdarstellungen.<br />
Der kleine Ort Issyk, in dem 1970<br />
<strong>der</strong> „Altyn Adam”, <strong>der</strong> „Goldene<br />
Mann” <strong>aus</strong> dem 5. Jahrhun<strong>der</strong>t entdeckt<br />
wurde, liegt nahe Almaty und<br />
direkt an <strong>der</strong> Grenze zu Kirgistan.<br />
Kasachstans kleiner Nachbar besitzt<br />
bis heute enorme Goldvorkommen,<br />
die zum Teil in Joint-<br />
Ventures mit kanadischen Firmen<br />
geför<strong>der</strong>t werden. Im Gegensatz<br />
zur Ölnation Kasachstan basiert<br />
das Leben in <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetrepublik<br />
Kirgistan aber bis heute<br />
weitgehend auf Landwirtschaft und<br />
Pferdezucht. <strong>Die</strong> Bauern ziehen von<br />
Mai bis Oktober als Nomaden mit<br />
ihren Herden über die Bergweiden<br />
und leben in Jurten, den traditionellen<br />
Rundzelten, <strong>der</strong>en Dachgestänge<br />
sogar prominent auf <strong>der</strong> kirgisischen<br />
Nationalflagge prangen.<br />
Den Winter verbringen die Bauern<br />
in Dörfern o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
Bischkek, die einst eine Karawanenstation<br />
an <strong>der</strong> Seidenstraße war<br />
und von russischen Zaren zur Militärbasis<br />
inmitten einer mächtigen<br />
Bergkulisse <strong>aus</strong>gebaut wurde.<br />
Land <strong>der</strong> Skythen<br />
Heute zählt Bischkek 900.000 Einwohner<br />
und wirkt auch 22 Jahre<br />
nach <strong>der</strong> Unabhängigkeit wie eine<br />
Außenstelle Mosk<strong>aus</strong>. Entlang<br />
<strong>der</strong> breiten Boulevards stehen mit<br />
Marmor verkleidete Regierungsgebäude<br />
und betonlastige Wohnsilos<br />
im Sowjetstil. Kyrillische Buchstaben<br />
prägen das Stadtbild, selbst<br />
eine Lenin-Statue – inzwischen<br />
die letzte ihrer Art in Zentralasien<br />
– blieb erhalten, obgleich sie nun<br />
hinter dem Historischen Museum<br />
steht, während auf dem kurzzeitig<br />
verwaisten Sockel eine beflügelte<br />
Frauenfigur als Freiheitssymbol<br />
thront.<br />
Auch das Historische Museum<br />
zeigt stolz die Goldfunde <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />
Spezial - Kasachstan / Kirgistan<br />
Skythenzeit, zumindest jene, die im<br />
Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te nicht den<br />
Sammlungen <strong>der</strong> Zaren einverleibt<br />
wurden und in <strong>der</strong> Eremitage in St.<br />
Petersburg zu sehen sind. Folgt man<br />
den Spuren <strong>der</strong> Skythen, so führt<br />
<strong>der</strong> Weg durch eine beeindruckende<br />
Berglandschaft voller Gletscher,<br />
Bäche und gewundener Straßen.<br />
Sie führen nach 250 Kilometern<br />
an den Issyk-Kul, den zweitgrößten<br />
In den kargen Steppen Kirgistans ziehen die Nomadenfamilien<br />
mit ihren Zelten und dem Vieh zu den Weideplätzen<br />
Der Burana-Turm (abgeleitet von murana für Minarett) ist<br />
eines <strong>der</strong> ältesten Bauwerke dieser Art in Zentralasien<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 47
Spezial - Kasachstan / Kirgistan<br />
Pferde leisteten einst dem Reitervolk <strong>der</strong> Skythen gute <strong>Die</strong>nste und sind auch heute noch zuverlässige Partner <strong>der</strong> Kasachen<br />
und Kirgisen. Oft kommen die Reittiere auch bei sportlichen Wettkämpfen zum Einsatz<br />
Bergsee <strong>der</strong> Welt nach dem Titicaca-See.<br />
Mit 6.236 Quadratkilometern<br />
ist <strong>der</strong> Issyk-Kul („warmer<br />
See”) ungefähr elfmal so groß wie<br />
<strong>der</strong> Bodensee. Zu Sowjetzeiten und<br />
auch heute noch nutzt die russische<br />
Marine das bis zu 668 Meter tiefe<br />
Gewässer für Testläufe von Torpedos<br />
und U-Booten.<br />
Am Ufer des Sees standen einst<br />
die Sommerhäuser <strong>der</strong> Sowjetgrößen<br />
und die Rote Armee unterhielt<br />
ein Sanatorium, in dem auch <strong>der</strong><br />
Kosmonaut Juri Gagarin, <strong>der</strong> erste<br />
Große Teile Kirgistans sind von Gebirgen mit<br />
bizarren Felsformationen durchzogen<br />
Mensch im All, Erholung fand.<br />
Heute ist die Einrichtung heruntergekommen,<br />
steht aber zahlenden<br />
Gästen weiterhin zur Verfügung.<br />
Unweit des Sees warten Archäologen<br />
auf die Bewilligung von<br />
Gel<strong>der</strong>n, um endlich weitere Gräber<br />
<strong>der</strong> Skythen <strong>aus</strong>graben zu können.<br />
<strong>Die</strong> weithin sichtbaren Steinkreise,<br />
genannt Kurgane, haben bis zu 20<br />
Meter Durchmesser und einen weiteren<br />
Steinhaufen in <strong>der</strong> Mitte. Sofern<br />
nicht schon Grabräuber aktiv<br />
waren, verbergen sich im Erdreich<br />
Das Dachgestänge <strong>der</strong> Jurte, dem Rundzelt <strong>der</strong><br />
Nomaden, ist auf <strong>der</strong> kirgisischen Fahne zu finden<br />
Goldschätze und die Gebeine ranghoher<br />
Skythen, <strong>der</strong>en Begräbnisrituale<br />
an Gr<strong>aus</strong>amkeit kaum zu<br />
überbieten waren. Starb ein König,<br />
wurde sein einbalsamierter Leichnam<br />
mit einer Pferdekutsche von<br />
Stamm zu Stamm gefahren. Je<strong>der</strong><br />
Trauernde musste ein Stück vom<br />
Ohr opfern und einen Pfeil durch<br />
seine linke Hand stechen. Nach 40<br />
Tagen wurde <strong>der</strong> König mit seinen<br />
Frauen, Konkubinen, <strong>Die</strong>nern,<br />
Wächtern, Pferden und seinem<br />
Goldschatz beigesetzt.<br />
Ein Jahr später folgte <strong>der</strong> zweite<br />
Akt: 50 Krieger, die <strong>der</strong> König zu<br />
Lebzeiten <strong>aus</strong>gewählt hatte, und<br />
die 50 schönsten Pferde wurden<br />
erdrosselt o<strong>der</strong> erschlagen, <strong>aus</strong>geweidet,<br />
mit Stroh <strong>aus</strong>gestopft und<br />
wie<strong>der</strong> zugenäht. <strong>Die</strong> 50 toten Krieger<br />
wurden auf die 50 toten Pferde<br />
gesetzt und im Kreis um das Grab<br />
des Königs drapiert. Hier wachten<br />
sie, bis die Leichen verwesten o<strong>der</strong><br />
von den wilden Tieren <strong>der</strong> Steppe<br />
aufgefressen wurden.<br />
Michael Scholten<br />
48<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Mongolei<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 7.2 b<br />
Stand 303<br />
Spezial - Mongolei<br />
Auf <strong>der</strong> 190 Meter hohen „singenden Düne“ weht <strong>der</strong> Wind jedem<br />
Kletterer die Sandkörner unerbittlich ins Gesicht<br />
MONGOLEI – <strong>der</strong> Süden<br />
Der Gesang des Sandes<br />
<strong>Die</strong> Zivilisation <strong>der</strong> Hauptstadt Ulaanbaatar liegt seit einer Woche hinter uns.<br />
Mit Kleintransportern <strong>aus</strong> russischer Produktion haben wir unsere Spuren in die<br />
Steppenpisten gefräst und uns 1.700 Kilometer durch Gebirgsschluchten zu einsamen<br />
Klöstern und erloschenen Vulkanen vorgekämpft<br />
P<br />
rächtige Pferde, <strong>der</strong> Stolz aller<br />
Mongolen und somit <strong>der</strong> Erben<br />
Dschingis Khans, waren bis heute<br />
ein gewohntes Bild in <strong>der</strong> hügeligen<br />
Landschaft. Doch jetzt, da wir die<br />
Wüste Gobi erreichen, sehen wir<br />
nur noch Kamele. <strong>Die</strong> sind genügsamer<br />
und finden in <strong>der</strong> kargen<br />
Fels- und Geröllwüste, in <strong>der</strong> jedes<br />
Pferd verenden würde, genug Futter.<br />
Ihre Höcker zeigen aufrecht in<br />
den Himmel. Das ist ein Zeichen,<br />
dass es ihnen gut geht. Entgegen<br />
vieler Gerüchte speichern sie in<br />
ihren Höckern kein Wasser, son<strong>der</strong>n<br />
Fett. Keines <strong>der</strong> Kamele lebt<br />
wild in <strong>der</strong> Gobi, sie alle gehören<br />
Nomadenfamilien. Deshalb sind sie<br />
auch zahm genug, dass ich mich<br />
ihnen bis auf wenige Zentimeter<br />
nähern kann. Mit einem bewun<strong>der</strong>nswerten<br />
Blick <strong>aus</strong> Arroganz<br />
und Blödheit starren sie in meine<br />
Kamera.<br />
Aufstieg zur<br />
„singenden Düne“<br />
<strong>Die</strong> Gobi ist deutlich grüner, als ich<br />
sie mir vorgestellt habe. <strong>Die</strong> goldgelben<br />
Dünen, wie ich sie klischeehaft<br />
<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Sahara vor Augen hatte,<br />
machen bei <strong>der</strong> sechstgrößten Wüste<br />
<strong>der</strong> Welt gerade mal drei Prozent<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 49
Spezial - Mongolei<br />
Vor <strong>der</strong> sandigen Kulisse <strong>der</strong> 180 Kilometer langen „singenden Düne“ reitet die<br />
Touristengruppe auf Kamelstuten durch die Wüste Gobi und <strong>der</strong> Abendsonne entgegen<br />
<strong>aus</strong>. Der Rest sind monotone Steppen<br />
und kahle Felsen. Doch unser<br />
heutiges Etappenziel soll uns doch<br />
noch ein Gefühl von malerischer<br />
Wüste geben: eine 190 Meter hohe,<br />
180 Kilometer lange und bis zu 15<br />
Kilometer breite Sanddüne, die von<br />
den Mongolen „Khongoryn Els“,<br />
„singende Düne“, genannt wird.<br />
Den Namen verdankt sie dem Phänomen,<br />
dass <strong>der</strong> Wind gespenstisch<br />
klingende Töne erzeugt, wenn er<br />
den feinen Sand in immer neue<br />
Formen bläst.<br />
Der riesige Sandhaufen will stilecht<br />
besichtigt werden, weshalb gegen<br />
18 Uhr elf Kamele an unserem<br />
Zeltlager eintreffen. <strong>Die</strong> mongolische<br />
Reiseleiterin Agi hat die<br />
Tiere für die wagemutigen Reiter<br />
<strong>aus</strong> unserer Gruppe geor<strong>der</strong>t. Eine<br />
Reitstunde kostet nur 3.000 Tugrik,<br />
Erlebnisreisen<br />
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umgerechnet zwei Euro. Ich wähle<br />
ein stolzes Tier mit zwei beson<strong>der</strong>s<br />
aufrecht stehenden Höckern und<br />
schwinge mich zwischen selbige.<br />
<strong>Die</strong> Reittiere sind allesamt Stuten,<br />
da die Hengste zu wild und unberechenbar<br />
wären. Wir reiten einem<br />
Ausläufer <strong>der</strong> „singenden Düne“<br />
entgegen. Erfreut stelle ich fest,<br />
dass ich mich auf einem Kamel<br />
deutlich wohler fühle als auf einem<br />
Pferd. Irgendwann geben uns die<br />
mongolischen Begleiter die Zügel<br />
in die Hand, sodass wir den Heimritt<br />
zum Lager in Eigenregie bewerkstelligen<br />
können. Ein leichter<br />
Klaps aufs Hinterteil heißt: Los!<br />
<strong>Die</strong> Steuerung erfolgt über einen<br />
leichten Links- o<strong>der</strong> Rechtsruck mit<br />
den Zügeln.<br />
Mein Mitreisen<strong>der</strong> Rudi <strong>aus</strong> Südtirol<br />
freut sich, dass ihm ein kleines<br />
blondes Mongolenmädchen mit in<br />
den Sattel gesetzt wird. Er mimt<br />
den stolzen Vater – und ist nach<br />
dem Abstieg genau so überrascht<br />
wie ich, dass es sich in Wahrheit um<br />
einen Jungen handelt. <strong>Die</strong> langen<br />
Haare werden den Jungen traditionell<br />
erst im fünften Lebensjahr<br />
abgeschnitten.<br />
Am nächsten Morgen wartet die<br />
eigentliche Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung: die<br />
Düne! Mein erster Versuch, die 190<br />
Meter zu erklimmen, scheitert kläglich.<br />
Mit jedem Meter, den ich mein<br />
Körpergewicht im feinen Sand hoch<br />
schleppe, rutsche ich zwei Meter<br />
zurück in die Tiefe. Zwei Stunden<br />
später wage ich einen zweiten Anlauf<br />
und setze auf den Herdentrieb:<br />
Ich schließe mich dem Rest <strong>der</strong><br />
Gruppe an und kämpfe mich in den<br />
Fußspuren meiner Vorgänger Meter<br />
für Meter in die Höhe. Knapp<br />
zehn Meter unter dem Kamm will<br />
ich aufgeben. Der Wind presst mir<br />
unbarmherzig eine Sanddusche<br />
entgegen, die jedes Sandkorn mit<br />
höchster Geschwindigkeit auf die<br />
Haut und in die Augen katapultiert.<br />
Ich verliere jede Motivation. Zum<br />
Glück brüllt mir <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Gruppe<br />
entgegen, dass <strong>der</strong> Sandsturm auf<br />
dem Gipfel nachlässt. Das stimmt.<br />
Und <strong>der</strong> Ausblick ist grandios. Wer<br />
erst einmal auf dem Gipfel steht,<br />
hat tatsächlich das Gefühl, eine<br />
Wüste wie <strong>aus</strong> dem Bil<strong>der</strong>buch unter<br />
sich zu haben. In Kombination<br />
mit dem Sonnenuntergang, <strong>der</strong> die<br />
karge Mondlandschaft in gelben,<br />
goldenen und weißen Farben erscheinen<br />
lässt, ist diese Aussicht<br />
mit Sicherheit ein Höhepunkt jedes<br />
Aufenthalts in <strong>der</strong> Mongolei.<br />
Der Abstieg geht rasend schnell.<br />
Wer die steile Düne hinunterrennt,<br />
50<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
legt mit jedem Schritt gleich mehrere<br />
Meter zurück. Unten angekommen,<br />
drohen meine Schuhe zu explodieren.<br />
Es hat sich so viel feiner<br />
Sand in ihnen angesammelt, dass<br />
je<strong>der</strong> Millimeter zwischen Socken<br />
und Le<strong>der</strong> bis zum Bersten gefüllt<br />
ist. Nur mit Mühe kann ich die alten<br />
Treter <strong>aus</strong>ziehen und den Sand mit<br />
dem Abendwind in <strong>der</strong> Landschaft<br />
verstreuen.<br />
Steine, Opfergaben und Fahnen haben<br />
diesen Owoo am Straßenrand zu einem<br />
Monument heranwachsen lassen<br />
Sturm im Nichts<br />
Am nächsten Morgen, als ich <strong>aus</strong><br />
meinem Zelt am Fuße <strong>der</strong> Düne<br />
krieche, hat <strong>der</strong> Wind all unsere<br />
Fußspuren auf <strong>der</strong> Düne <strong>aus</strong>gebügelt.<br />
Je<strong>der</strong> Beweis für unseren<br />
Auf- und Abstieg ist verschwunden.<br />
Vom südlichsten Punkt unserer<br />
Reise geht es heute wie<strong>der</strong> zurück<br />
in nördliche Richtung. Wir durchqueren<br />
eine mächtige Schlucht im<br />
Gebirge Arzbogd und halten am<br />
Nachmittag bei einer Nomadenfamilie.<br />
Es stellt sich her<strong>aus</strong>, dass<br />
diese Leute Agis Eltern und Großeltern<br />
kennen. Westliche Touristen<br />
haben sie bislang nie zu Gesicht<br />
bekommen, doch die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Familie hin<strong>der</strong>t das nicht daran,<br />
sich angeregt mit uns zu unterhalten.<br />
Mit Gesten statt Worten.<br />
Das Familienoberhaupt empfiehlt<br />
uns einen Platz fürs Zeltlager, an<br />
dem wir in <strong>der</strong> unwirtlichen Gegend<br />
zumindest etwas Wasser <strong>aus</strong><br />
einem kleinen Bach schöpfen können.<br />
Dort, inmitten des flachen<br />
Nichts, steht auf einer kleinen Insel<br />
auch ein heiliger Baum. Von ihm,<br />
erfahren wir, sollen wir auf keinen<br />
Fall Äste abbrechen. Ich habe keine<br />
Ahnung, ob es doch jemand getan<br />
hat, aber die Naturgeister scheinen<br />
sich gegen uns zu verschwören.<br />
Pünktlich zum Abendessen stehen<br />
alle Anzeichen auf Sturm. Eines<br />
unserer Zelte fliegt mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
Meter durch die Steppe, woraufhin<br />
alle an<strong>der</strong>en die Heringe noch intensiver<br />
in den Boden bohren. Als<br />
wir uns um 22 Uhr in die Zelte<br />
zurückziehen, schließen wir Wetten<br />
ab, welche flatterigen Beh<strong>aus</strong>ungen<br />
morgen vom Winde verweht sein<br />
werden.<br />
Der befürchtete Sturm bleibt <strong>aus</strong>.<br />
Am frühen Morgen klatschen nur<br />
ein paar Regentropfen an die Zelte,<br />
doch schon beim Frühstück knallt<br />
uns wie<strong>der</strong> die Sonne auf die Schädel.<br />
Heute müssen wir 235 Kilometer<br />
meistern, die uns zunächst<br />
durchs sogenannte „Schnittlauch-<br />
Tal“ führen. Hier weiden etliche<br />
Kamelstuten. <strong>Die</strong> Hengste, so erfahren<br />
wir, kommen immer erst im<br />
Dezember in das Tal, um die 20 bis<br />
30 Weibchen einer Herde zu begatten.<br />
Nach 12 Monaten Schwangerschaft<br />
bringen die Stuten dann im<br />
Dezember ein Junges zur Welt und<br />
müssen ein Jahr mit <strong>der</strong> Familienplanung<br />
<strong>aus</strong>setzen.<br />
Inmitten des Schnittlauchs baut<br />
Agi einen kleinen Steinhügel zu Ehren<br />
ihrer Großeltern, <strong>der</strong>en Gräber<br />
in den benachbarten Bergen liegen.<br />
Auf die Steine legt sie etwas Käse<br />
und ein paar Zuckerwürfel. Je<strong>der</strong><br />
<strong>aus</strong> unserer Gruppe steuert weitere<br />
Steine bei. Ein neuer Owoo ist<br />
entstanden, wie sie t<strong>aus</strong>endfach entlang<br />
<strong>der</strong> Straßen in <strong>der</strong> Mongolei zu<br />
finden sind. Künftig werden weitere<br />
Mongolen an dieser Stelle halten,<br />
drei Steine auf den Owoo legen und<br />
dreimal drum herum laufen, um die<br />
Götter für die Weiterfahrt gnädig<br />
zu stimmen. Gern bringen sie auch<br />
kleine Opfer dar, wie Geldscheine,<br />
Bonbons, Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Wodkaflaschen.<br />
Dass die Flaschen nicht selten<br />
leergetrunken sind, erhöht in<br />
meinen Augen die Notwendigkeit,<br />
ein paar Extrarunden um den Owoo<br />
zu laufen, damit <strong>der</strong> Alkohol am<br />
Steuer nicht zu Verkehrsunfällen<br />
führt. Michael Scholten<br />
Zentralasien<br />
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Spezial - Mongolei<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 51
Spezial - Usbekistan<br />
Usbekistan<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 7.2 B<br />
Stand 204<br />
<strong>Die</strong> mächtigen Stadtmauern von<br />
Chiwa wurden für die Ewigkeit gebaut<br />
USBEKISTAN<br />
Entlang <strong>der</strong> Seidenstraße<br />
Als das Minarett Kalta Minor 1852 errichtet wurde, sollte es mit 70 Metern Höhe<br />
ein Superlativ <strong>der</strong> islamischen Welt werden. Am Ende beließ man es bei 26 Metern,<br />
und doch schauen wir bei unserem Besuch in Chiwa ehrfürchtig auf diesen<br />
farbenfrohen Turmkoloss. In je<strong>der</strong> Gasse <strong>der</strong> Oasenstadt atmet man Geschichte ein.<br />
Araber, Mongolen, Perser, Russen und an<strong>der</strong>e Eroberer prägten Chiwa im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahrhun<strong>der</strong>te. 1997 feierte <strong>der</strong> Ort sein 2.500-jähriges Bestehen<br />
52 www.inasien.de<br />
02/2013
In einem Hinterhof in Chiwa spielen zwei Jungs offenbar bewegende Szenen <strong>aus</strong><br />
<strong>der</strong> Geschichte Usbekistans nach<br />
Wir genießen Chiwa nahezu<br />
ungestört. Außer meiner<br />
kleinen Reisegruppe sind<br />
kaum Touristen dort, die Teppichund<br />
Souvenirhändler sind (noch)<br />
nicht allzu aufdringlich, und im<br />
historischen Kern dürfen keine Autos<br />
fahren. <strong>Die</strong> ummauerte Altstadt<br />
Ichan-Qalá mit ihren mehr<br />
als 50 Monumenten ist seit 1990<br />
UNESCO-Weltkulturerbe und eine<br />
<strong>der</strong> Hauptsehenswürdigkeiten<br />
Usbekistans. Unsere Jeeps warten<br />
außerhalb <strong>der</strong> Stadtmauern.<br />
Am nächsten Morgen setzen wir<br />
die Reise fort, immer entlang <strong>der</strong><br />
Seidenstraße, durch karge Landschaften<br />
und viele Baumwollfel<strong>der</strong>.<br />
Drei Tage später, mit Zwischenstopp<br />
im angenehm verschlafenen<br />
Bukhara, erreichen wir Samarkand.<br />
<strong>Die</strong> „Steinerne Stadt” liegt auf einer<br />
fruchtbaren Hochebene in den<br />
Ausläufern des Alai-Gebirges und<br />
gehört zu den ältesten Städten <strong>der</strong><br />
Welt. Wie in Chiwa, regierten auch<br />
in Samarkand die Araber, Mongolen,<br />
Perser und Russen, die Lage<br />
an <strong>der</strong> Seidenstraße sorgte für den<br />
Aust<strong>aus</strong>ch mit an<strong>der</strong>en Kulturen.<br />
Heute ist Samarkand die viertgrößte<br />
Stadt Usbekistans mit circa<br />
350.000 Einwohnern.<br />
<strong>Die</strong> UNESCO erklärte vor zwölf<br />
Jahren die Innenstadt zum Weltkulturerbe.<br />
Ihr Hauptplatz, genannt<br />
Registan, gleicht einem riesigen<br />
Freiluftmuseum für islamische<br />
Baukunst. Wir veranschlagen zwei<br />
Tage zur Besichtigung <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Monumente: <strong>Die</strong> Ulugbek-Medresse<br />
mit ihren stolzen Minaretten,<br />
die Sher-Dor-Medresse mit ihren<br />
beeindruckenden Mosaiken und die<br />
Tilya–Kori-Medresse, die einst als<br />
Schule und Moschee diente.<br />
Ein Höhepunkt ist die Bibi-Chanum-Moschee,<br />
im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
eine <strong>der</strong> größten <strong>der</strong> Welt. Selbst<br />
nach ihrer Zerstörung und Plün<strong>der</strong>ung<br />
beeindruckte sie noch viele<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te lang als gigantische<br />
Ruine. Vor 15 Jahren beschloss<br />
die usbekische Regierung, einzelne<br />
Teile <strong>der</strong> Moschee wie<strong>der</strong>aufzubauen.<br />
<strong>Die</strong> Arbeiten sind inzwischen<br />
weit fortgeschritten, die farbenfrohen<br />
Fayencen vermitteln einen<br />
kleinen Eindruck jener Pracht, die<br />
Bibi Chanum vor 600 Jahren <strong>aus</strong>gestrahlt<br />
haben muss. <strong>Die</strong> Moschee ist<br />
<strong>der</strong> Stein gewordene Stolz <strong>der</strong> sunnitischen<br />
Moslems, die mit 88 Prozent<br />
die große Mehrheit im Land<br />
bilden. Dennoch ist Usbekistan sehr<br />
liberal. In allen Restaurants und<br />
Hotels, die wir auf unserer Reiseroute<br />
besuchen, können wir das<br />
Feierabendbier o<strong>der</strong> das Glas Wein<br />
zum Abendessen kaufen.<br />
Teilansicht des Registans in Samarkand, einem <strong>der</strong><br />
prächtigsten Plätze Zentralasiens<br />
Auf Marco Polos Spuren<br />
<strong>Die</strong> berühmteste Handelsroute <strong>der</strong> Welt,<br />
die Seidenstraße, lässt sich wun<strong>der</strong>bar<br />
auf Schienen erkunden. Ihr Son<strong>der</strong>zug<br />
Orient Silk Road Express bietet dabei<br />
den größtmöglichen Komfort. <strong>Die</strong> Reise<br />
startet in Almaty. Weiter geht es in die<br />
usbekische Oase Taschkent, nach Samarkand<br />
und Chiwa, dem zu Stein gewordenen<br />
Märchen <strong>aus</strong> 1001 Nacht sowie<br />
dem romantischen Buchara. <strong>Die</strong> einstige<br />
Königsstadt Nisa sowie die turkmenische<br />
Hauptstadt Aschgabat sind die letzten<br />
Stationen, die Sie zu den besterhaltenen<br />
islamischen Kulturschätzen führen.<br />
Preise ab 2.840 € / Lernidee<br />
Erlebnisreisen, Tel. 030-7860000,<br />
team@lernidee.de<br />
Unser Autor<br />
Der Extremsportler Jürgen R. Schreiter<br />
absolvierte bisher mehr als 60<br />
Marathonläufe und veranstaltet<br />
Sport- und Survival-Reisen durch<br />
Russland und Zentralasien. 2012 legte<br />
er bei <strong>der</strong> Allgäu-Orient-Rallye 6.000<br />
Autokilometer in 15 Tagen zurück<br />
(www.incentives-worldwide.com).<br />
02/2013<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
www.inasien.de 53
Asien mit Links<br />
Home Reportagen Wirtschaft Kultur<br />
Besuchen Sie inAsien im Internet: www.inasien.de<br />
www.trekking<br />
Auch wenn es einem die Füße nicht immer danken – am besten erkundet man Stadt und<br />
Land zu Fuß. Tolle Trekkingstrecken findet man in Asien haufenweise – gute Vorbereitung<br />
ist alles. inAsien hat dazu schon mal die Internetseiten von Trekkingveranstaltern getestet<br />
An <strong>der</strong> Scheibe eines Reisebusses<br />
auf <strong>der</strong> Überholspur kleben, um<br />
am Ende doch nicht alle Sehenswürdigkeiten<br />
<strong>aus</strong>giebig gesehen zu<br />
haben? Wesentlich entspannter, und<br />
dabei intensiver, geht es zu Fuß, zu<br />
Pferd o<strong>der</strong> auf dem Fahrrad. Dazu<br />
gibt es noch eine gehörige Portion<br />
Frischluft, überraschend malerische<br />
Pfade und Natur pur! Wer „auf dem<br />
Treck“ ist, dem bieten sich eben<br />
vielfältige Möglichkeiten abseits<br />
<strong>der</strong> großen touristischen Wege.<br />
Auch in Asien liegt Trekking seit<br />
einigen Jahren im Trend und ist<br />
dabei für Groß und Klein geeignet.<br />
Was allerdings Vor<strong>aus</strong>setzung ist:<br />
ideales Schuhwerk, genug Flüssigkeit<br />
im Rucksack und natürlich <strong>der</strong><br />
richtige Rucksack. Viele Veranstalter<br />
stellen auch einen <strong>aus</strong>gebildeten<br />
Wan<strong>der</strong>führer.<br />
www.asi.at: Eine sehr ästhetische Seite mit vielen guten<br />
Tipps für die richtige Ausrüstung und sehr detaillierten<br />
Reisebeschreibungen<br />
www.biss-reisen.de: Sehr benutzerfreundlich und mit hohem Servicegrad. Hier<br />
stehen die Bedürfnisse des Reisenden im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Indochina auf<br />
verschlungenen Pfaden<br />
„Nur wo du zu Fuß warst, warst du<br />
wirklich!“, steht auf www.asi.at.<br />
Schön und übersichtlich gestaltet,<br />
hat man sich hier auf Trekkingreisen<br />
weltweit spezialisiert – und die<br />
Wunschroute lässt sich bei verfeinerten<br />
Suchmöglichkeiten nicht<br />
allzu schwer finden. Zum Angebot<br />
<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>reise „Geheimnisvolles<br />
Indochina“ wird etwa ein detaillierter<br />
Reiseverlauf beigestellt, angefangen<br />
mit den Tempeln von Angkor<br />
Wat, über verschlungene Pfaden<br />
durch Dschungel und Bergwelten<br />
bis hin zu ethnischen Dörfern in<br />
Vietnam. Unter „Reisedetails“ findet<br />
man Angaben zur benötigten<br />
Grund<strong>aus</strong>rüstung sowie zusätzliche<br />
Empfehlungen. Ein Wan<strong>der</strong>- und<br />
Reiseführer begleiten natürlich die<br />
Wan<strong>der</strong>truppe. Allein schon das<br />
ästhetische und klare Design <strong>der</strong><br />
Internetseite gibt dem Besucher das<br />
Gefühl, in gute Hände geraten zu<br />
sein.<br />
Zum Mount Everest<br />
Wer glaubt, eine Tour zum Himalaja<br />
ist nur was für Hartgesottene,<br />
<strong>der</strong> liegt womöglich falsch: Unter<br />
www.himalaya.de gibt es auch<br />
Trekkingtouren für Einsteiger. Wer<br />
sich also das unbeschreibliche Gefühl<br />
nicht entgehen lassen möchte,<br />
auf den höchsten Bergen <strong>der</strong> Welt<br />
zu stehen, <strong>der</strong> sollte dieser Internetseite<br />
auf jeden Fall einen Blick<br />
schenken. Sehr klar und benutzerfreundlich<br />
strukturiert, verfügt sie<br />
außerdem über weitreichende Informationen<br />
zum Himalaja-Gebiet, zu<br />
den körperlichen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
sowie einer Ausrüstungsliste. <strong>Die</strong><br />
Tour muss zwar noch gebucht wer-<br />
54 www.inasien.de<br />
02/2013
Service Kulinarisches Reisetipps Gesundheit<br />
den, Vorgeschmack gibt aber schon<br />
mal die Bil<strong>der</strong>galerie.<br />
Quer durch Asien<br />
Unter www.wikinger-reisen.de<br />
kann man gleich weltweit von Ort<br />
zu Ort wan<strong>der</strong>n – vor<strong>aus</strong>gesetzt,<br />
Zeit und Geldbörse erlauben es.<br />
Allein das Angebot in Asien erstreckt<br />
sich auf 22 Län<strong>der</strong>! Und<br />
das für Einsteiger und Profis. Wenn<br />
<strong>der</strong> ganze Freundeskreis antreten<br />
möchte, können außerdem maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />
Gruppenreisen gebucht<br />
werden. Hohe Benutzerfreundlichkeit<br />
und Übersichtlichkeit zeichnen<br />
diese Internetseite <strong>aus</strong>. Das Manko:<br />
Das Design lässt ein wenig zu wünschen<br />
übrig.<br />
Eine große Auswahl an Reisen<br />
durch viele Län<strong>der</strong> Asiens gibt es<br />
unter www.henkalaya.de ebenfalls.<br />
<strong>Die</strong>se Seite verfügt über ein<br />
hübsches und klar strukturiertes<br />
Design. Durch die hohe Benutzerfreundlichkeit<br />
lässt sich die Traumreise<br />
schnell finden.<br />
Wan<strong>der</strong>n in China<br />
China-Fans aufgepasst: Auf den ersten<br />
Blick ist www.wan<strong>der</strong>ninchina.com<br />
we<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s attraktiv,<br />
noch sehr übersichtlich. Allerdings<br />
werden hier nicht nur Trekking-<br />
Touren, son<strong>der</strong>n auch Motorrad-,<br />
www.intertreck.com: neben einem<br />
breit gefächerten Angebot an<br />
Wan<strong>der</strong>- und Kulturreisen auch Safaris<br />
und abenteuerliche Schifffahrten<br />
Auto-, Mietwagen- und Überlandreisen<br />
angeboten – nicht zu vergessen<br />
das Angebot an Fotoreisen und<br />
Vogelbeobachtungstouren!<br />
Abenteuerliche Schifffahrten in<br />
China bietet www.intertreck.com<br />
an. Das Angebot umfasst Safaris,<br />
Kultur- und Naturreisen weltweit.<br />
Zu Pferd wie Dschingis Khan<br />
Hoch zu Ross durch die mongolische<br />
Steppe reiten und den Lebensalltag<br />
<strong>der</strong> Nomaden teilen. Das<br />
kann man nach einer Buchung auf<br />
www.weltweitwan<strong>der</strong>n.at erleben.<br />
Neben tollen Reittouren, bietet diese<br />
Seite auch jede Menge Biketouren<br />
sowie gängige Wan<strong>der</strong>touren<br />
an. Das Design dieser Internetseite<br />
ist sehr ansprechend und übersichtlich.<br />
Das Manko: Unter den asiatischen<br />
Län<strong>der</strong>n, finden sich als<br />
Reiseziel nur China, Mongolei und<br />
Sri Lanka.<br />
Trekking mit Biss<br />
Sportliche Spitzenleistungen werden<br />
von Touristen nicht erwartet,<br />
die auf www.biss-reisen.de buchen.<br />
Der Veranstalter bietet eine gute<br />
Mischung <strong>aus</strong> Aktivreisen für die<br />
ganze Familie an, etwa Wan<strong>der</strong>n,<br />
Radfahren o<strong>der</strong> Reiten. <strong>Die</strong> Touren<br />
sind für durchschnittlich trainierte<br />
Menschen konzipiert und sollen einen<br />
Blick „hinter die Kulissen“ des<br />
Reiselandes und einen Einblick in<br />
die Lebensverhältnisse <strong>der</strong> Landesbewohner<br />
ermöglichen. <strong>Die</strong> Routen<br />
führen deshalb abseits <strong>der</strong> großen<br />
touristischen Wege – fachkundiger<br />
Reiseleiter mit Dolmetscherfähigkeiten<br />
inklusive. Der Service dieser<br />
Website ist sehr hoch, denn bei <strong>der</strong><br />
Reisegestaltung stehen vor allem die<br />
Bedürfnisse des Reisenden im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Häufig können sogar vor<br />
Ort zusätzliche Programmpunkte<br />
kurzfristig organisiert werden. Das<br />
Beson<strong>der</strong>e: Bei Interesse besteht<br />
auch die Möglichkeit, einige Sätze<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Landessprache<br />
zu lernen. Auf Grund des hohen<br />
www.himalaya.de: Für alle, die hoch hin<strong>aus</strong> möchten!<br />
Viele Tourangebote auch für Anfänger<br />
Informationswerts und dem klaren<br />
Design verleiht die Redaktion<br />
dieser Internetseite das Prädikat<br />
„wertvoll“.<br />
<strong>Die</strong> Website www.wan<strong>der</strong>n.de<br />
verfügt ebenso über ein klares Design<br />
und ein großes Angebot an<br />
Wan<strong>der</strong>reisen in Asien. Das Beson<strong>der</strong>e<br />
liegt hier im Angebot nützlicher<br />
Links zu Online-Shops für<br />
Wan<strong>der</strong><strong>aus</strong>rüstungen sowie Links<br />
zu Wan<strong>der</strong>foren und -vereinen.<br />
<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
die besten WebSiteS<br />
Trekking<br />
Adresse Design Inhalt<br />
www.asi.at 1 1<br />
www.himalaya.de 2 1<br />
www.wikinger-reisen.de 3 2<br />
www.wan<strong>der</strong>ninchina.com 3 2<br />
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www.weltweitwan<strong>der</strong>n.at 1 1<br />
www.abenteuerurlaub-online.de 2 2<br />
www.biss-reisen.de 1 1<br />
www.wan<strong>der</strong>n.de 2 2<br />
TOP = 1, FLOP = 5<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 55
Reise<br />
Japan<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.a<br />
Stand 130<br />
Japan<br />
Das Fest<br />
vergänglicher<br />
Schönheit<br />
Wenn die Blüten <strong>der</strong> japanischen<br />
Pflaumenbäume abfallen, markiert<br />
das den Übergang in eine weitere<br />
Zeit <strong>der</strong> Blütenpracht und eine<br />
<strong>der</strong> wichtigsten Jahreszeiten<br />
in Japan – die Kirschblüte.<br />
Gespannt verfolgen die Menschen<br />
„sakura zensen“, was wörtlich<br />
übersetzt so viel bedeutet wie<br />
„Kirschblüten-Front“. Fernsehen,<br />
Zeitungen und Online-Meldungen<br />
veröffentlichen dann täglich neben<br />
dem Wetterbericht Prognosen<br />
über Öffnung und Zustand <strong>der</strong><br />
Kirschblüten<br />
56<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
Eine Gruppe von Männern und<br />
Frauen, alle in smarter Geschäftskleidung,<br />
bahnen sich<br />
Ihren Weg zu einer auf dem Boden<br />
<strong>aus</strong>gebreiteten blauen Plane, je<strong>der</strong><br />
von Ihnen einige Supermarkttüten<br />
in den Händen. Fein säuberlich<br />
werden die eleganten Schnür- und<br />
Stöckelschuhe <strong>aus</strong>gezogen und vor<br />
<strong>der</strong> Plane aufgestellt. Der Inhalt<br />
<strong>der</strong> Plastiktaschen verwandelt sich<br />
in ein festliches Picknick <strong>aus</strong> kulinarischen<br />
Leckerbissen, Bier und<br />
Sake. <strong>Die</strong> Becher werden gehoben<br />
und ein fröhliches „Kampai“ schallt<br />
durch den Park.<br />
Ein Geschäftsessen, o<strong>der</strong> besser<br />
gesagt, Geschäftspicknick mit Arbeitskollegen.<br />
Schauplatz und Zeitpunkt:<br />
<strong>der</strong> Maruyama Park inmitten<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Kaiserstadt Kyoto,<br />
Anfang April. Es ist die Zeit <strong>der</strong><br />
Kirschblüte und Hanami, <strong>der</strong> Feste<br />
des Kirschblüten-Betrachtens.<br />
<strong>Die</strong> Reise <strong>der</strong> Blüte<br />
Durch seine sehr langgestreckte<br />
Form umfasst Japan die unterschiedlichsten<br />
Klimazonen vom<br />
kalt-gemäßigten Norden bis in den<br />
subtropischen Süden. Und so breitet<br />
sich die Kirschblüte wie eine<br />
langsam fließende Welle ab Anfang<br />
Februar auf den südlichsten Inseln<br />
und Okinawa <strong>aus</strong>, bis sie schließlich<br />
Mitte Mai die nördlichste Insel<br />
Hokkaido erreicht.<br />
Zögerlich weicht die winterliche<br />
Kälte den warmen Temperaturen<br />
des Frühlings und die delikaten weißen<br />
und pinkfarbenen Blüten sind<br />
Ausdruck dieses jahreszeitlichen<br />
Wandels. <strong>Die</strong> Menschen Japans be-<br />
<br />
Neu: große 15-tägige<br />
Hokkaido-Rundreise<br />
Hotei Japan Reisen<br />
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02/2013<br />
www.inasien.de 57
Reise<br />
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Japan Kompakt<br />
9-tägige Busrundreise. Höhepunkte:<br />
Kyoto, Nara, Takayama, Shirakawago,<br />
Yamanouchi, Nagano, Matsumoto, Fuji<br />
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10-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Tokyo, Nikko, Fuji-Hakone Nationalpark,<br />
Matsumoto, Nagano, Yamanouchi,<br />
Shirakawago, Takayama, Kyoto, Nara.<br />
Dt.-spr. RL, Ü/F ab 2.299 € p.P. im DZ,<br />
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Hanami im Maruyama Park, Kyoto. Freunde, Familie und Arbeitskollegen treffen<br />
sich zum Essen und Trinken unter den blühenden Kirschbäumen<br />
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11-tägige Erlebnisreise. Höhepunkte:<br />
Tokyo, Nikko, Kamakura, Fuji-Hakone-<br />
Nationalpark, Okayama, Hiroshima,<br />
Miyajima, Nara, Kyoto. Dt.-spr. RL, Ü/F<br />
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reiten sich auf Hanami vor – die<br />
Feste des „Blüten-Betrachtens“.<br />
Zum ersten Mal beging man diese<br />
Festlichkeiten in <strong>der</strong> Nara-Periode<br />
(710-794 n. Chr.), in <strong>der</strong> noch Ume,<br />
die Pflaumenblüte, bevorzugt wurde.<br />
In <strong>der</strong> Heian-Periode (794-1185<br />
n. Chr.) verlagerte sich die Blütenverehrung<br />
dann auf die Kirschblüte,<br />
und in <strong>der</strong> Poesie wurde Sakura,<br />
die Kirschblüte, zum Synonym <strong>der</strong><br />
Blume. In <strong>der</strong> japanischen Literatur,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Gedichten, wurden<br />
die Blüten mit dem Leben<br />
selbst verglichen – zerbrechlich und<br />
wun<strong>der</strong>schön, aber auch kurz und<br />
vergänglich. <strong>Die</strong>ses Konzept <strong>der</strong><br />
vergänglichen Schönheit zieht sich<br />
bis in die heutige Zeit durch die<br />
japanische Kunst und Kultur.<br />
Echo <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
Das Erlebnis dieser so tief in <strong>der</strong><br />
japanischen Seele verwurzelten<br />
Jahreszeit ist schwer in Worte zu<br />
fassen. Es herrscht eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />
Stimmung zwischen Volksfest,<br />
Ausgelassenheit, Ehrfurcht und meditativer<br />
Kontemplation, eingebettet<br />
in das leise Echo einer Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
alten Geschichte und Tradition.<br />
Es ist dieses Nebeneinan<strong>der</strong><br />
scheinbarer Gegensätze, das nahtlose<br />
Miteinan<strong>der</strong> von Tradition und<br />
Mo<strong>der</strong>ne, was Japan für westliche<br />
Besucher so unergründbar macht<br />
und das Mythos dieses Landes bis<br />
heute so lebendig hält.<br />
Wenn die Kirschbäume in voller<br />
Blüte stehen, strömen die Menschen<br />
zu Hun<strong>der</strong>ten, ja T<strong>aus</strong>enden in die<br />
Tempelanlagen, Gärten und Parks,<br />
um die Blüten zu betrachten. Ganz<br />
Japan scheint auf den Füßen und in<br />
Bewegung zu sein, vom Neugeborenen<br />
bis zum Alten. Hochzeiten<br />
haben jetzt Hochsaison, Getränkeund<br />
Essensstände sind für den Ansturm<br />
<strong>der</strong> Massen gerüstet.<br />
Beson<strong>der</strong>s beliebt sind zu dieser<br />
Jahreszeit Picknicks unter freiem<br />
Himmel, inmitten <strong>der</strong> Kirschbäume<br />
in den vielen Gärten. Der Boden ist<br />
von riesigen blauen Plastikplanen<br />
bedeckt, rote Papierlaternen hängen<br />
in den Bäumen, und Jung und Alt<br />
treffen sich zum Essen, Trinken<br />
und Spaß haben. <strong>Die</strong> Tempelanlagen<br />
und Kirschbäume sind nach<br />
Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit beleuchtet<br />
58 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
02/2013
Japan<br />
Garantierte<br />
Termine<br />
und viele historische, normalerweise<br />
nicht zugängliche Gebäude und<br />
Gärten werden für die kurze Zeit<br />
<strong>der</strong> Kirschblüte für Besucher geöffnet.<br />
Trotz des Massenansturms gibt<br />
es aber noch einige Geheimtipps.<br />
Und es gelingt auch, kleine Tempelanlagen<br />
zu finden in denen man die<br />
Kirschblüten ganz für sich alleine<br />
hat und zu verstehen beginnt, was die<br />
Kern<strong>aus</strong>sage von Hanami ist – das<br />
besinnliche Betrachten <strong>der</strong> Blüten.<br />
02/2013<br />
Unser Autor<br />
<strong>Die</strong> Geschichten des Fotografen und<br />
Autors Marcus Haid entführen mit ihren<br />
<strong>aus</strong>drucksstarken und zugleich sensiblen<br />
Fotografien auf emotionale Reisen durch<br />
die Naturschönheiten unserer Erde.<br />
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aktuelle Live-<br />
Foto/Filmdokumentation<br />
über<br />
Japan findet sich<br />
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DERTOUR GmbH & CO. KG, Emil-von-Behring-Str. 6, 60424 Frankfurt<br />
Erleben Sie die faszinierende Mischung <strong>aus</strong> Tradition und Mo<strong>der</strong>ne<br />
und tauchen Sie ein in das alte Kaiserreich mit seinen<br />
großartigen kulturellen Schätzen. Bewun<strong>der</strong>n Sie buddhistische<br />
Tempel, Zen-Klöster und pulsierende Metropolen. Gestalten Sie<br />
Ihren Urlaub ganz individuell und fl exibel und wählen Sie <strong>aus</strong><br />
unserem großen Japanangebot, z. B.:<br />
Bus-/Zugreise Zauberhaftes Japan<br />
Erkunden Sie die dynamische Metropole Tokyo und die ehrwürdige<br />
Kaiserstadt Kyoto. Es erwarten Sie die majestätischen Landschaften<br />
des Fuji-Hakone Nationalparks und den japanischen Alpen.<br />
Als beson<strong>der</strong>es Highlight bieten wir Ihnen an einem Reisetermin<br />
zusätzlich die Möglichkeit, den heiligen Berg Fuji-san zu besteigen.<br />
Flug mit Lufthansa, Rundreise von Tokyo nach Osaka im klimatisierten<br />
Reisebus, Zug, Boot und mit öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
12 Nächte inkl. Frühstück, deutschsprechende Reiseleitung<br />
Pro Person im DZ ab º 2.948<br />
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Leser<br />
berich t en<br />
Zeit <strong>der</strong> drei Harmonien<br />
Unterwegs mit einer Reisegruppe auf Bali – das hat schöne und praktische Seiten, bringt aber<br />
manchmal auch skurrile Momente mit sich, etwa eine Delphinbeobachtungsfahrt ohne Delphin<br />
I<br />
m Zug nach Frankfurt sehe ich<br />
durch das Abteilfenster die Sonne<br />
aufgehen, schwach und blass. Alles<br />
liegt im Nebel. Ich schaue auf meine<br />
Uhr und stelle sie schon einmal<br />
auf Bali-Zeit um.<br />
Etliche Stunden später. Anstelle<br />
des hoteleigenen Abholkommandos<br />
erwartet uns am Flughafen Denpasar<br />
auf Bali ein balinesischer Reiseführer,<br />
<strong>der</strong> ein ziemlich gewöhnungsbedürftiges<br />
Deutsch spricht.<br />
Man wirft uns noch schnell Willkommens-Leis<br />
um den Hals, gibt<br />
uns Zeit, den Moment fotografisch<br />
zu verewigen, aber niemand holt<br />
seine Kamera her<strong>aus</strong>. Unterwegs<br />
zum Hotel kaufen wir noch Sarongs,<br />
die, wie wir im Laufe unserer<br />
Rundreise feststellen werden, auf<br />
Bali unentbehrlich sind.<br />
In den nächsten Tagen sehen wir<br />
Dutzende Tempelanlagen entlang<br />
<strong>der</strong> Strassen. <strong>Die</strong> Familientempel<br />
vorn, in den die Ahnen ruhen, die<br />
Beh<strong>aus</strong>ungen hinten, und alles jeweils<br />
mit einer Mauer umgeben.<br />
Das harmonische Miteinan<strong>der</strong> von<br />
Mensch zu Gott, Mensch zu Mensch<br />
und Mensch zur Natur soll auf Bali<br />
gelebt und erhalten werden, das<br />
sogenannte „Tri Hita Karana-System“.<br />
Unser Reiseführer Yoan führt<br />
uns durch die Tempel, stets darauf<br />
von inAsien-Leserin Jolanta Krolikowska<br />
achtend, dass wir, eingewickelt in<br />
unseren Sarongs, als Gruppe einen<br />
guten Eindruck hinterlassen. In <strong>der</strong><br />
Hitze des Tages klappern wir<br />
viele landestypische Tempel ab.<br />
Immer im Urzeigersinn: links<br />
rein, rechter Ausgang r<strong>aus</strong>. Der<br />
mittlere Eingang bleibt den Pilgern<br />
vorbehalten. Trotz <strong>der</strong> Sarongs<br />
brennt die Sonne, die Luft<br />
steht und <strong>der</strong> Schweiß tropft.<br />
Touristen statt Delphin<br />
Der Vulkan Batur am Batur-See<br />
ist einer <strong>der</strong> größten Vulkane weltweit<br />
und bietet einfach einen fantastischen<br />
Anblick. Laut des Rei-<br />
60 www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
<strong>Die</strong> abergläubigen Balinesen stellen<br />
jedem Durchgang zwei Wächter bei. Ich<br />
stellte mich freiwillig dazu<br />
seprogramms sollen wir, am Rande<br />
des Vulkankessels stehend, die<br />
Gegend auf uns wirken lassen und<br />
genießen. Der Vulkan ist tatsächlich<br />
sehr groß, aber weit weg. Den<br />
Kessel sehen wir nicht, und zum<br />
Genießen gibt es keine Zeit.<br />
Eines Morgens erwartet uns<br />
ein beson<strong>der</strong>s Erlebnis. Frühaufsteher<br />
haben die Möglichkeit<br />
bei Sonnenaufgang mit<br />
Auslegebooten auf Delphinbeobachtung<br />
zu gehen. Um<br />
sechs Uhr in <strong>der</strong> Früh legen<br />
wir los. <strong>Die</strong> Fahrt dauert und<br />
dauert. Delphine sind lei<strong>der</strong> nirgends<br />
zu sehen. Ich fotografiere<br />
also die Boote und die Touristen,<br />
aber keine Delphine. <strong>Die</strong> zeigen<br />
sich ein wenig später. Zwei an <strong>der</strong><br />
Zahl! Ungefähr 70 Boote jagen hinterher.<br />
<strong>Die</strong> Delphine sind schlau,<br />
haben keine Lust und verschwinden<br />
schnell wie<strong>der</strong>. <strong>Die</strong> Beobachtung ist<br />
damit kaum angefangen und schon<br />
zu Ende.<br />
Unterwegs zum Affentempel und<br />
einer Tanzvorführung informiert uns<br />
Yoan, dass Barak Obama kommt.<br />
Und tatsächlich: <strong>Die</strong> Hauptstrassen<br />
Sanur eignet sich für einen<br />
abschließenden Badeurlaub. Hier<br />
warten Auslegeboote bereits auf Gäste<br />
sind gesperrt und bevölkert von<br />
einer Menge Ordnungskräfte<br />
und Militär. Am Straßenrand<br />
stehen hübsch gekleidete Kin<strong>der</strong>.<br />
Wir dürfen noch passieren.<br />
<strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong> sehen uns<br />
und winken begeistert, als<br />
wären wir <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong><br />
USA in Person. Wir winken<br />
begeistert zurück.<br />
Ein Paradies – trotz Müll<br />
<strong>Die</strong> täglichen Opfergaben <strong>aus</strong> Blüten,<br />
Blättern, Süßigkeiten, die hier<br />
auf Bali überall zu sehen sind, würde<br />
ich als Touristin auch irgendwo<br />
platzieren, damit <strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong><br />
Harmonie von Mensch und Natur<br />
hergestellt wird. Der herumliegende<br />
Müll stört jedoch gewaltig. Bali<br />
gilt zwar als Paradiesinsel, doch<br />
das Paradies stelle ich mir sauberer<br />
vor. Wir meckern ein wenig<br />
darüber, sind aber dennoch von<br />
<strong>der</strong> Schönheit <strong>der</strong> Natur grenzenlos<br />
überwältigt.<br />
Gen<strong>aus</strong>o überwältigt sind wir<br />
vom Uluwatu-Tempel und dem dort<br />
gesehen Kekak-Tanz, den dramatischsten<br />
aller balinesischen Tänze.<br />
Mehr als 100 Männer schreien in<br />
<strong>der</strong> tropischen Nacht in einem von<br />
Fackeln beleuchteten Kreis ununterbrochen<br />
ihre „Tschak-Tschak“-<br />
Rufe, die unter die Haut gehen. Vergessen<br />
sind die allgegenwärtigen<br />
Affen, die bei je<strong>der</strong> Möglichkeit<br />
einfach alles klauen, was sie in<br />
ihre Pfoten bekommen. Vergessen<br />
sind auch die verschwitzten<br />
Sarongs, die am Körper<br />
kleben. Anschließend<br />
geht es zu einen rustikalen<br />
Abendessen am Strand<br />
von Jimbaran. Es gibt köstliche<br />
Hummer und an<strong>der</strong>e<br />
Meeresfrüchte.<br />
An einem Tag, während<br />
<strong>der</strong> zweistündigen Rückreise<br />
vom Riff mit einem Katamaran,<br />
bewun<strong>der</strong>e ich das<br />
glitzernde, strahlende Blau<br />
des Himmels. Mit <strong>der</strong> Zeit,<br />
wie <strong>aus</strong> dem Nichts, entste-<br />
Mittagsp<strong>aus</strong>e auf<br />
<strong>der</strong> Rundreise mit<br />
herrlichem Ausblick<br />
auf das Umland<br />
Leserreisen gesucht!<br />
Auf dieser Doppelseite kann je<strong>der</strong> zu<br />
Wort kommen, <strong>der</strong> in Asien seine ganz<br />
persönlichen Erfahrungen gemacht hat.<br />
Einzige Vor<strong>aus</strong>setzung: <strong>Die</strong> Geschichte<br />
sollte mit selbst geschossenen Bil<strong>der</strong>n<br />
illustriert werden, von denen ein Bild<br />
den Erzähler zeigt. Der Text sollte etwa<br />
4.000 Zeichen ohne Leerzeichen enthalten.<br />
Für jede abgedruckte Geschichte<br />
gibt es ein kostenloses Jahresabonnement<br />
von inAsien!<br />
Zuschriften bitte an:<br />
redaktion@inasien.de o<strong>der</strong><br />
Asia Vision Verlag / Leserreise<br />
Rudolfstr. 22-24, 60327 Frankfurt<br />
Fax: +49 (0)69-665632-22<br />
hen weiße, b<strong>aus</strong>chige Wölkchen.<br />
Sie werden größer und größer und<br />
türmen sich als Wolken übereinan<strong>der</strong>.<br />
Der Himmel verdichtet sich<br />
über mir und es entstehen dunkle,<br />
monumentale Wolken. Da grollt <strong>der</strong><br />
Himmel plötzlich. In <strong>der</strong> apokalyptischen<br />
Atmosphäre wagt niemand<br />
von uns etwas zu sagen.<br />
Der abschließende Badeurlaub in<br />
Sanur tut uns gut. Und wie am Anfang,<br />
so kommt es auch am Ende:<br />
Braungebrannt und zufrieden in<br />
Frankfurt angekommen, ist die Umgebung<br />
in Nebel gehüllt. Ich staune,<br />
wie schnell die Zeit vergeht. <strong>Die</strong><br />
Zeit <strong>der</strong> drei Harmonien ist vorbei.<br />
Ich stelle meine Uhr wie<strong>der</strong> um.<br />
www.inasien.de 61
Reise<br />
nEpal<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 5.2a<br />
Stand 116<br />
Zahnarzttermin nahe den Wolken<br />
Manch einer hat Angst vor dem Zahnarzt, manchmal hat aber auch <strong>der</strong> Zahnarzt<br />
Angst. Zum Beispiel, wenn er auf geflickten Hängebrücken über tiefe Schluchten<br />
des Himalaya-Gebirges balancieren muss. Doch ohne solche Risiken kämen die<br />
ehrenamtlichen Helfer des Vereins Dental Volunteers niemals zu ihren Patienten in<br />
Nepals entlegenen Bergdörfern<br />
62<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
<strong>Die</strong> Luft ist dünn, je<strong>der</strong> Schritt<br />
ein <strong>Kraft</strong>akt. Immer nur zehn<br />
Meter, dann brauche ich eine<br />
P<strong>aus</strong>e. Ich kämpfe um jeden<br />
Atemzug und starre auf meinen<br />
Höhenmesser. Nur noch 20 Höhenmeter,<br />
dann habe ich es geschafft:<br />
Ich befinde mich auf 5.100 Metern<br />
Höhe in Nepal, das ist im wörtlichen<br />
Sinne <strong>der</strong> absolute Höhepunkt<br />
meines Lebens!<br />
Vor einem Jahr weckte ein Artikel<br />
über Dr. Agnes Wagner mein<br />
Interesse. Der von ihr geführte,<br />
gemeinnützige Verein Dental Volunteers<br />
organisiert Reisen durch<br />
Asien und Afrika, um Menschen<br />
eine zahnmedizinische Behandlung<br />
zu ermöglichen, die ihnen an<strong>der</strong>nfalls<br />
verwehrt wäre. Jetzt begleite<br />
ich Dr. Wagner durch Nepal und<br />
finde mich mitten im Himalaya<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Behandlungsstation<br />
Wirtsh<strong>aus</strong><br />
Instrumente, Medikamente, Behandlungsmaterial:<br />
30 Kilogramm<br />
wiegt allein unsere Behandlungstasche.<br />
Dazu kommen unser persönliches<br />
Gepäck und die Camping<strong>aus</strong>rüstung.<br />
Nur einen Tag nach meiner<br />
Ankunft in Kathmandu brechen wir<br />
mit drei Trägern und einem Führer<br />
ins Manaslu-Gebiet auf. <strong>Die</strong> ersten<br />
Tage wan<strong>der</strong>n wir durch dichten<br />
Nebel und karge Täler, vorbei an<br />
Wasserfällen und über schmale<br />
Hängebrücken – bloße Aufwärmübungen<br />
meiner Höhenangst. Dann<br />
die Panik kurz vor Pewa beim<br />
Anblick einer Hängebrücke. <strong>Die</strong><br />
Konstruktion <strong>aus</strong> lockeren Halteseilen<br />
und einer wild zusammengestückelten<br />
Trittfläche in extremer<br />
Schieflage treibt mir den Angstschweiß<br />
auf die Stirn. Schritt für<br />
Schritt taste ich mich vorwärts.<br />
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in<br />
<strong>der</strong> ich nur wenige Meter vorankomme,<br />
höre ich unseren Führer<br />
Gyanu rufen: „Walter, halt an! Ich<br />
trag’ dich!“ Der kleine Mann muss<br />
wahnsinnig sein, er kann mich unmöglich<br />
tragen. Da er aber gen<strong>aus</strong>o<br />
hartnäckig ist wie ich versteinert,<br />
klettere ich auf Gyanus Rücken,<br />
kneife meine Augen zu und hoffe,<br />
nicht zu sterben. Er dagegen lacht<br />
nur und bewegt sich so entspannt<br />
auf <strong>der</strong> wackeligen Brücke wie auf<br />
einer gut geteerten Straße.<br />
Unsere Handys haben schon bald<br />
keinen Empfang mehr. Nach wenigen<br />
Tagen sind wir von <strong>der</strong> Außenwelt<br />
abgeschnitten. Viele Lodges<br />
besitzen zwar Satellitentelefon, Internet<br />
gibt es aber nirgends.<br />
In Nepal kommt im Schnitt nur ein Zahnarzt auf<br />
100.000 Einwohner. Oft ist die nächste Praxis viele<br />
Tagesmärsche entfernt<br />
Dental Volunteers e.V.<br />
2001 gab die Zahnärztin Dr. Agnes<br />
Wagner ihre Praxis im oberbayerischen<br />
Rottach-Egern nach 28 Jahren auf und<br />
reiste fortan in medizinisch unterversorgte<br />
Län<strong>der</strong>, um Patienten ehrenamtlich zu behandeln.<br />
Aus dem privaten Engagement<br />
entstand 2008 <strong>der</strong> gemeinnützige Verein<br />
Dental Volunteers. <strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeit 50 Mitglie<strong>der</strong>,<br />
darunter Zahnärzte, Zahntechniker<br />
und Zahnmedizinstudenten, aber auch<br />
berufsfremde Helfer, reisen jedes Jahr auf<br />
eigene Kosten in verschiedene Län<strong>der</strong><br />
Asiens und Afrikas. Spenden in Form von<br />
Geld, Altgold o<strong>der</strong> zahnärztlichem Material<br />
sind immer willkommen. Infos unter<br />
www.dental-volunteers.com<br />
Am dritten Tag seit Marschbeginn<br />
kommt unsere Behandlungstasche<br />
erstmals zum Einsatz: Eine<br />
Frau hat sich mit starken Zahnschmerzen<br />
und Fieber an unsere<br />
Träger gewandt, die gerade ihr Mittagsmahl<br />
verspeisten. Wir bauen<br />
also mitten im Wirtsh<strong>aus</strong> spontan<br />
eine Behandlungsstation mit einem<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 63
Reise<br />
Hinter <strong>der</strong> bunt bemalten Stupa, Chörten genannt, in <strong>der</strong> Hochebene von Samagon erstrahlt <strong>der</strong> Manaslu, <strong>der</strong> Berg <strong>der</strong> Seele<br />
Tisch als Liege auf. Bald kommen<br />
zwei weitere Dorfbewohner, denen<br />
ebenfalls einige Zähne gezogen<br />
werden müssen.<br />
Improvisation ist im Übrigen ein<br />
fester Bestandteil solcher Touren.<br />
Behandelt wird auf Tischen in Gaststuben,<br />
auf Bänken vor unseren<br />
Lodges o<strong>der</strong> auch im freien Feld<br />
vor einer Schule. Manchmal sind<br />
die Umstände auch besser, etwa ein<br />
Gemeinschaftsraum eines Dorfes,<br />
<strong>der</strong> über Solarstrom verfügt und<br />
damit die Behandlung von Prothesen<br />
und neuen Füllungen möglich<br />
macht. Am Ende einer Tour haben<br />
wir etwa 150 Menschen untersucht<br />
und 100 davon behandelt.<br />
Viertagemarsch zum Arzt<br />
<strong>Die</strong> Tour führt uns in immer höhere<br />
Gebiete. Bald erreichen wir<br />
die 3.000-Meter-Marke. <strong>Die</strong> Temperaturen<br />
sind inzwischen deutlich<br />
gesunken, <strong>der</strong> aufkommende Wind<br />
verschärft die Kälte noch. Sobald<br />
wir die nächste Lodge erreichen,<br />
verkrieche ich mich in meinen<br />
Schlafsack und verlasse ihn nur<br />
für das Abendessen. Der Wind hat<br />
aber auch sein Gutes: Über Nacht<br />
hat er die Wolken vertrieben, jetzt<br />
begrüßt uns ein fantastischer Blick<br />
auf den Manaslu. Bei strahlen<strong>der</strong><br />
Sonne scheint <strong>der</strong> schneebedeckte<br />
„Berg <strong>der</strong> Seele“ plötzlich zum<br />
Greifen nah. Nebel und Kälte <strong>der</strong><br />
letzten Tage haben meine Stimmung<br />
gedrückt, doch nun wischt<br />
das Glücksgefühl alle Strapazen<br />
weg. Das Thermometer zeigt mittags<br />
gut 20 Grad Celsius an, und das<br />
auf über 3.000 Meter Höhe!<br />
Am Nachmittag treffen wir in<br />
Samagon eine sehr hilfsbereite<br />
Grundschullehrerin, die eifrig mit<br />
anpackt, um vor <strong>der</strong> Schule eine<br />
Behandlungsstation aufzubauen.<br />
Nach <strong>der</strong> üblichen Gesundheitsaufklärung<br />
beobachten die Kin<strong>der</strong><br />
neugierig, wie Dr. Wagner den<br />
Schulkameraden erklärt, was an ihren<br />
Zähnen gemacht werden muss.<br />
<strong>Die</strong> Behandlungen selbst sollen am<br />
nächsten Tag auf unserem Campingplatz<br />
stattfinden.<br />
Bald kommen auch Erwachsene<br />
zur Untersuchung. Schließlich<br />
befindet sich <strong>der</strong> nächste Zahnarzt<br />
vier Tagesmärsche entfernt in Arughat,<br />
viel zu weit für die Patienten.<br />
Ein Mann ist beson<strong>der</strong>s verzweifelt.<br />
Er hat gehofft, mit dem Helikopter,<br />
<strong>der</strong> gestern einen Lama in das nahe<br />
Kloster brachte, nach Kathmandu<br />
fliegen zu können. Doch <strong>der</strong> Pilot<br />
wollte ihn nicht mitnehmen. Der<br />
Lama des Klosters hat von unserer<br />
Anwesenheit gehört und den<br />
Mann sowie einige Mönche zu uns<br />
geschickt. Als ich nach <strong>der</strong> Behandlung<br />
frage, ob wir das Kloster<br />
64 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
Unsere Autoren<br />
Nach dem Studium <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />
gründete Dr. Walter Keller, Jahrgang<br />
1959, eine Praxis in München (www.<br />
zahnarzt-dr-keller.de). Der Vater von<br />
drei Kin<strong>der</strong>n lebt in Oberhaching und<br />
arbeitet seit 2009 pro Jahr 14 Tage<br />
ehrenamtlich in <strong>der</strong> Zahnklinik des<br />
Angkor Hospitals for Children in Siem<br />
Reap, Kambodscha. Des weiteren ist er<br />
Vorstandsmitglied des Vereins Hilfe für<br />
Kin<strong>der</strong> in Kambodscha, <strong>der</strong> zusammen<br />
mit <strong>der</strong> Life & Hope Association<br />
eine spendenfinanzierte Realschule<br />
außerhalb von Siem Reap betreibt.<br />
Den Beitrag schrieb Dr. Keller mit<br />
seiner Tochter Cathrina Keller.<br />
Armut macht erfin<strong>der</strong>isch: Kin<strong>der</strong> turnen auf einem selbstgebauten Riesenrad<br />
<strong>aus</strong> Holz bei Sotikhola im Buri-Gandakhi-Tal<br />
besichtigen können, bekommen wir<br />
spontan eine Führung des Lamas,<br />
sehen Jahrhun<strong>der</strong>te alte Schriften<br />
und kosten traditionellen Buttertee.<br />
Ihn abzulehnen, wäre ein Affront.<br />
Also nehme ich einen vorsichtigen<br />
Schluck und bin überrascht: Der<br />
Tee schmeckt wie eine gute Suppenbrühe.<br />
Glücksgefühle pur<br />
Frühmorgens geht es für mich und<br />
meinen Kollegen Dr. Geza Scholtz<br />
auf die längste Etappe <strong>der</strong> Tour:<br />
Der Larke-Pass führt auf eine Höhe<br />
von 5.100 Meter. Ab 4.000 sinkt <strong>der</strong><br />
Sauerstoffgehalt <strong>der</strong> Luft merklich,<br />
bald ist je<strong>der</strong> Schritt anstrengend<br />
und je<strong>der</strong> Schluck <strong>der</strong> eiskalten<br />
Getränke kostet Überwindung. Viel<br />
trinken muss aber in dieser Höhe<br />
sein. Um noch vor Einbruch <strong>der</strong><br />
Dunkelheit die nächste Lodge zu<br />
erreichen, laufen wir schneller als<br />
sonst. Ich habe Schwierigkeiten,<br />
mit unseren Trägern mitzuhalten.<br />
Warum habe ich mir das bloß angetan?<br />
Doch als wir die Passhöhe<br />
erreichen, überströmt mich ein unfassbares<br />
Glücksgefühl. Ich habe es<br />
tatsächlich geschafft!<br />
<strong>Die</strong> nächsten Tage vergehen<br />
schnell. Der Abstieg führt uns durch<br />
verwunschen wirkende Berglandschaften,<br />
an Yak-Herden vorbei. In<br />
Dharapani kann ich zum ersten Mal<br />
nach zehn Tagen wie<strong>der</strong> duschen.<br />
Das Wasser ist zwar nur lauwarm,<br />
aber nach so langer Zeit einfach<br />
himmlisch. Ich verabschiede mich<br />
von meinem Kollegen Dr. Scholtz,<br />
<strong>der</strong> mit Dr. Wagner noch zu Behandlungsbedürftigen<br />
in an<strong>der</strong>en<br />
abgeschiedenen Gebieten vorstoßen<br />
will.<br />
Meine Reise hat mir gezeigt,<br />
um wieviel leichter mein Leben in<br />
Deutschland ist. In den Gebirgsregionen<br />
Nepals, eines <strong>der</strong> 15 ärmsten<br />
Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt, gibt es kaum Straßen,<br />
die medizinische Versorgung<br />
ist völlig unzureichend.<br />
Ich war nur kurz Gast: als Tourist,<br />
als Helfer, als Himalaya-Debütant.<br />
Und mehr als einmal habe ich die<br />
Schluchten, die Hängebrücken und<br />
die Kälte verflucht. Doch kaum<br />
sitze ich im Flugzeug und nähere<br />
mich meiner Münchner Heimat, da<br />
würde ich am liebsten die Wan<strong>der</strong>schuhe<br />
gleich wie<strong>der</strong> <strong>aus</strong> dem<br />
Rucksack holen und die Tour durch<br />
Nepal fortsetzen. <strong>Die</strong> Berge, die<br />
Menschen, die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung:<br />
Sie haben mein Leben und meinen<br />
Beruf bereichert.<br />
Zeichen für Zeichen meißelt <strong>der</strong> Mönch heilige Texte und Gebetsformeln in die<br />
Schieferplatte für eine <strong>der</strong> Mani-Mauern<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 65
Reise<br />
China<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.C<br />
Stand 318B<br />
China / Perlflussdelta<br />
Im Strom <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
Wolkenkratzer, Wohlstand, Weltfabrik. Das Perlflussdelta ist ein Gebiet <strong>der</strong> Extreme – selbst<br />
für chinesische Verhältnisse. Frühe Reformen, günstige Produktionsmöglichkeiten und riesige<br />
Arbeiterressourcen haben im Mündungsbereich des größten südchinesischen Flußsystems<br />
einen <strong>der</strong> aktivsten Wirtschaftsräume des Landes entstehen lassen<br />
66<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Reise<br />
Guangdong – „Weiter Osten“. So<br />
nannten die Chinesen ein <strong>aus</strong>gedehntes,<br />
menschenleeres Gebiet im<br />
heutigen Südchina, als sie es besiedelten.<br />
<strong>Die</strong> Provinz, die sich heute<br />
dort erstreckt, trägt den Namen<br />
noch immer, während die Strudel<br />
<strong>der</strong> Zeit alles um ihn herum<br />
unablässig umbrechen, umpflügen,<br />
umwälzen. Der Perlfluss, Zhujiang,<br />
benannt nach einer einst im<br />
Flussbett gelegenen Insel namens<br />
Seeperle, hat allem hier ein neues<br />
Gesicht verliehen.<br />
Er ist nicht reißend, nicht schäumend.<br />
Gemächlich passieren seine<br />
Wasser eine Millionenmetropole<br />
nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. <strong>Die</strong> Geruhsamkeit<br />
des weit verzweigten, grauen<br />
Bandes, das sich in Richtung Südchinesisches<br />
Meer schiebt, täuscht<br />
über die gewaltige <strong>Kraft</strong> hinweg,<br />
mit <strong>der</strong> es die Provinz für immer<br />
transformierte. Vor allem drei<br />
große Wasserläufe speisen den Perlfluss:<br />
<strong>der</strong> Dong Jiang, <strong>der</strong> Bei Jiang<br />
und <strong>der</strong> Xi Jiang, Hauptzufluss des<br />
Perlflusses und nach dem Yangtse<br />
zweitwasserreichster Fluss Chinas.<br />
Seit T<strong>aus</strong>enden von Jahren schaffen<br />
sie unermüdlich Erde ins Südchinesische<br />
Meer und bilden um die<br />
Mündung ein komplexes Geflecht<br />
<strong>aus</strong> Wasserläufen, das den Strom<br />
trotz seiner Länge von nur 177 Kilometern<br />
zu einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Schifffahrtsstraßen Chinas macht.<br />
<strong>Die</strong> erste „Megaregion“<br />
Außer dem Namen hat Guangdong<br />
kaum noch etwas mit dem Land<br />
gemein, auf dem sich die Chinesen<br />
einst nie<strong>der</strong>ließen. Wo lange,<br />
nasse Sommer vormals üppige tropische<br />
und subtropische Vegetation<br />
nährten, gibt es heute nur noch<br />
wenige Wäl<strong>der</strong>. Aus den unkultivierten<br />
Ebenen im Süden ist die<br />
bevölkerungsreichste Provinz des<br />
bevölkerungsreichsten Landes <strong>der</strong><br />
Erde geworden: Mehr als 110 Millionen<br />
Menschen leben nun im „Weiten<br />
Osten“, die Hälfte von ihnen<br />
in einem durchgehend besiedelten<br />
Raum von <strong>der</strong> Größe Nie<strong>der</strong>sachsens.<br />
<strong>Die</strong> UN bezeichnete das Delta<br />
vor einigen Jahren als die erste<br />
Megaregion, die nächste Stufe nach<br />
einer Megacity.<br />
Angesichts dieser Entwicklungen<br />
wirkt <strong>der</strong> Reisbauer Wang Jian<br />
wie ein Relikt <strong>aus</strong> vergangenen<br />
Zeiten, als die heutige „Werkbank<br />
<strong>der</strong> Welt“ noch die Reiskammer<br />
Chinas war. Wang Jian lebt in <strong>der</strong><br />
Umgebung von Zhongshan. „Ich<br />
mag die Landwirtschaft“, sagt er.<br />
Es ist Abend, das Tagewerk getan.<br />
Jetzt hat er Zeit zu erzählen. Er<br />
Größer könnte <strong>der</strong> Kontrast zu den nahe gelegenen<br />
Metropolen nicht sein: ein Reisbauer des Perlflussdeltas<br />
zündet sich eine Zigarette an. „Ich<br />
mag Dinge, die wachsen“, fährt er<br />
fort. „In <strong>der</strong> Stadt ist alles tot und<br />
staubig.“<br />
Weil das Klima über alle Jahreszeiten<br />
hinweg heiß und feucht<br />
ist, kann Wang Jian seine Arbeit<br />
auf den Nassfel<strong>der</strong>n gleichmäßig<br />
über das Jahr verteilen. „Zweimal<br />
ernten wir den Reis“, erzählt er<br />
und lässt seinen Glimmstängel aufglühen,<br />
„im Juli und im Oktober.“<br />
Zwischen <strong>der</strong> zweiten Ernte und<br />
<strong>der</strong> Aussaht im Frühling pflanzt er<br />
zusätzlich Gemüse an. „Das macht<br />
drei Ernten im Jahr!“, stellt er mit<br />
großen Augen fest, die ein anerkennendes<br />
Nicken einfor<strong>der</strong>n.<br />
Unter an<strong>der</strong>em werden im Perlflussdelta<br />
noch heute Zuckerrohr,<br />
Bananen, Mangos, Zitrusfrüchte<br />
und Erdnüsse angebaut. Lag <strong>der</strong><br />
Schwerpunkt ehemals vor allem<br />
auf Grundnahrungsmitteln, gibt es<br />
mittlerweile auch Farmen für Blumen,<br />
die von den kommerziellen<br />
Gewächshäusern zu Hong Kongs<br />
Märkten geschickt werden. Auch<br />
Wang Jiang spürt die Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Früher waren Wasserbüffel<br />
sein wichtigstes Werkzeug: Sie<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 67
Reise<br />
zogen den Pflug durch die Wasserbecken.<br />
Jetzt hat er eine kleine<br />
motorisierte Maschine zum Sähen<br />
und eine zum Pflügen. „Das ist<br />
<strong>der</strong> Fortschritt“, stellt er fest, und<br />
dieses Mal ist nicht klar ersichtlich,<br />
ob er sich darüber freut o<strong>der</strong> nicht.<br />
Der Strom ins Delta<br />
Viele landwirtschaftliche Gebiete<br />
hat die sich <strong>aus</strong>dehnende Stadtlandschaft<br />
schon verschluckt – das von<br />
Wang Jian noch nicht. Schon sein<br />
Großvater hat hier den Reis bestellt.<br />
Sein Sohn wird die Tradition nicht<br />
fortsetzen. <strong>Die</strong> jungen Leute gehen<br />
in die Stadt, wenn sie können. „Um<br />
Geld zu verdienen“, sagt Wang<br />
Jian. „Das ist dort leichter als hier.<br />
Wenn man gebildet ist.“<br />
Sein Sohn ist gebildet. Und mo<strong>der</strong>n.<br />
Er verwendet einen „english<br />
name“, stellt sich als David vor.<br />
Das Rauchen hat er von seinem<br />
Vater übernommen. <strong>Die</strong> Sun-Yatsen-Universität<br />
in Guangzhou, die<br />
er besucht, ist eine <strong>der</strong> zehn besten<br />
des Landes. Gute Startvor<strong>aus</strong>setzungen,<br />
wie er sich wohlbewusst<br />
ist. Das Wachstum stellt für ihn vor<br />
allem eine Menge Möglichkeiten<br />
dar. „Und nicht nur für Leute wie<br />
mich!“, bemerkt er und verweist<br />
darauf, dass die Alphabetisierungsrate<br />
<strong>der</strong> Provinz trotz <strong>der</strong> hohen<br />
Zuwan<strong>der</strong>ung <strong>aus</strong> viel ärmeren Gebieten<br />
mit über 96 Prozent weit über<br />
dem Landesdurchschnitt liegt. Auch<br />
die Landbevölkerung profitiere vom<br />
unablässigen Aufschwung.<br />
Der Bevölkerungszuwachs, den<br />
er anspricht, ist enorm. Allein seit<br />
dem Jahr 2000 betrug er in Guangdong<br />
38 Prozent. Über 600.000<br />
Arbeitswillige ziehen jährlich <strong>aus</strong><br />
armen Provinzen im Inland in das<br />
Delta – sie bilden die „Floating<br />
Population“, einen endlosen Vorrat<br />
an Wan<strong>der</strong>arbeitern. An<strong>der</strong>s als<br />
etwa in Peking und Shanghai sind<br />
viele <strong>der</strong> Migranten junge Frauen.<br />
Mit sämtlichen Besitztümern unter<br />
dem Arm kommen sie, von denen<br />
manche noch nie in einer Großstadt<br />
waren, <strong>aus</strong> dem bergigen Hinterland<br />
mit dem Zug ins Delta, ziehen<br />
in Hüttensiedlungen und begeben<br />
sich auf die Suche nach Arbeit.<br />
„Reich werden ist herrlich!“<br />
Das Hukou-System soll die Zuwan<strong>der</strong>ung<br />
in die Städte eindämmen.<br />
Wer keine offizielle Genehmigung<br />
hat, in einer Stadt zu leben, hält sich<br />
illegal auf und hat we<strong>der</strong> Anspruch<br />
auf Hilfe durch öffentliche Einrichtungen<br />
noch auf einen Schulplatz.<br />
In Shenzhen ist nur ein Viertel<br />
<strong>der</strong> zehn Millionen Einwohner registriert.<br />
Dennoch ziehen die sich<br />
bietenden Möglichkeiten weiter<br />
Menschen an. Das Pro-Kopf-Einkommen<br />
ist hier so hoch wie nirgends<br />
sonst in China. 30 Prozent<br />
aller chinesischen Exporte kommen<br />
<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Provinz Guangdong: Elektronik,<br />
Textilien, Spielzeug, H<strong>aus</strong>haltsgeräte,<br />
Fahrzeuge – es gibt<br />
wenig, was hier nicht in riesiger<br />
Menge produziert wird.<br />
Auch die <strong>Die</strong>nstleistungsbranche<br />
gewinnt an <strong>Kraft</strong>. Für die boomende<br />
B<strong>aus</strong>toffindustrie werden<br />
ganze Berge gesprengt und abgebaut,<br />
hochwertige Autobahnen und<br />
Landstraßen entstehen, Hochhäuser<br />
rasen <strong>aus</strong> staubigen B<strong>aus</strong>tellen himmelwärts,<br />
die Hong Kong-Zhuhai-<br />
Macau-Brücke, mit 36 Kilometern<br />
die zukünftig längste <strong>der</strong> Welt,<br />
wird schon gebaut. Ein gigantischer<br />
Ameisenhaufen, <strong>der</strong> niemals ruht.<br />
Geschäftiges Gewusel, neue Produkte,<br />
neue Straßen, neue Fabriken<br />
von <strong>der</strong> Größe ganzer Städte.<br />
„Reich zu werden ist herrlich“,<br />
68<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Das <strong>der</strong>zeit weltweit größte Einkaufszentrum in Dongguan<br />
steht seit <strong>der</strong> Eröffnung 2005 weitgehend leer<br />
Guangzhou ist die Hauptstadt <strong>der</strong> Provinz Guangdong - und <strong>der</strong> Perlfluss ist<br />
bei<strong>der</strong> Lebensa<strong>der</strong><br />
David studiert an einer <strong>der</strong> besten Universitäten des Landes;<br />
für das Delta und für sich sieht er eine große Zukunft<br />
stellte <strong>der</strong> chinesische Führer Deng<br />
Xiaoping 1992 bei einem Besuch<br />
<strong>der</strong> Gegend fest. Er hatte Shenzhen<br />
und Zuhai 1980 wegen <strong>der</strong> Nähe<br />
zu Hongkong zu den beiden ersten<br />
Son<strong>der</strong>wirtschaftszonen Chinas<br />
erklärt. Gebiete, in denen die Ansiedlung<br />
<strong>aus</strong>ländischer Investoren<br />
beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t wird. <strong>Die</strong> Führung<br />
wollte nach dem Tod Maos im<br />
Rahmen einer vorsichtigen Liberalisierung<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft Marktmechanismen<br />
<strong>aus</strong>probieren, die später<br />
zum Teil in ganz China eingeführt<br />
wurden. So wurde das Fundament<br />
für die Entwicklung auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Städte im Delta gelegt. In<br />
30 Jahren wuchs die Kleinstadt<br />
Shenzhen mit 20.000 Einwohnern<br />
zu <strong>der</strong> Zehn-Millionen-Metropole,<br />
die sie heute ist – das wahrscheinlich<br />
sprunghafteste Wachstum in<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Stadtentwicklung.<br />
Das Perlflussdelta wurde zum<br />
Epizentrum des Wirtschaftsbooms<br />
Chinas. Fast die gesamte Industrie<br />
Hong Kongs, das ebenfalls im Delta<br />
liegt, ist seither nach Guangdong<br />
übergesiedelt. Allein die Investoren<br />
<strong>aus</strong> Hong Kong betreiben dort<br />
heute zwischen 35.000 und 60.000<br />
Fertigungsstätten. <strong>Die</strong> Nähe zur<br />
ehemaligen britischen Kolonie bewirkt<br />
auch, dass Verbraucher <strong>aus</strong><br />
dem restlichen Delta internationale<br />
Trends rascher aufgreifen als im übrigen<br />
China – Hongkong macht das<br />
Perlflussdelta zu einem wichtigen<br />
Trendsetter.<br />
<strong>Die</strong> Werkstatt Hong Kongs<br />
Doch es geht nicht nur vorwärts und<br />
aufwärts – nicht überall, nicht unentwegt<br />
und nicht für jeden. Dongguan,<br />
eine Stunde von Shenzhen<br />
entfernt, ist eine weitere Metropole<br />
<strong>aus</strong> Hochhäusern, breiten Straßen<br />
voll drängen<strong>der</strong> Autos und multinationalen<br />
Fastfoodketten. Einst galt<br />
sie als produktivste Stadt Chinas.<br />
2001 enthielt ein Drittel aller weltweit<br />
hergestellten Computer Teile<br />
<strong>aus</strong> Dongguan. Aber bald nach<br />
dem Millennium zeichnete sich ab,<br />
dass die Entwicklung nicht unverän<strong>der</strong>t<br />
anhalten würde. <strong>Die</strong> weltweite<br />
Rezession 2008 würgte den<br />
unermüdlichen Wachstumsmotor<br />
ab. Betriebskonkurse und zunehmende<br />
Massenarbeitslosigkeit ließen<br />
den dynamischen industriellen<br />
Sektor in Rekordgeschwindigkeit<br />
verkümmern. Alternativen mussten<br />
her – welche, die den hohen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen einer Megaregion<br />
entsprachen. So wurde unter <strong>der</strong><br />
Fe<strong>der</strong>führung eines Mannes, <strong>der</strong><br />
seine Milliarden mit Instantnudeln<br />
verdient hatte, die „New South China<br />
Mall“ gebaut, das momentan<br />
weltweit größte Einkaufszentrum.<br />
Hotelkomplex, Kino, Themenparks,<br />
Windmühlen, eine Achterbahn, ein<br />
Nachbau des Pariser Triumphbogens<br />
in Originalgröße, über zwei<br />
Kilometer an Kanälen für venezianischen<br />
Gondeln, Platz für 2.350<br />
Geschäfte. Ein Megacenter. Beina-<br />
02/2013<br />
Paris ist t<strong>aus</strong>ende von Kilometern entfernt. Wer den Arc<br />
de Triomphe dennoch sehen will, begibt sich am besten<br />
zum Nachbau in die „New South China Mall“<br />
www.inasien.de 69
Reise<br />
„Wir produzieren<br />
für die Welt!“<br />
Guangdong ist<br />
die Werkbank,<br />
Hong Kong Teil<br />
des globalen<br />
Verkaufsraums<br />
he nur mit dem Pkw erreichbar, ohne<br />
nahegelegene große Autobahnen<br />
o<strong>der</strong> Flughäfen, sollte es Käufer<br />
<strong>aus</strong> dem gesamten Delta anlocken.<br />
Doch die blieben dem Ungetüm<br />
Reiseangebote<br />
Perflussdelta<br />
Höhepunkte Perlflussdelta<br />
8-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Hongkong, Macau, Zhuhai, Kaiping,<br />
Foshan, Guangzhou. Dt.-spr RL, Ü/F/M<br />
ab 1.079 € p.P. im DZ, inkl. Transfers.<br />
Chinareise.com, Tel. +49 (0)2501-922177,<br />
www.chinareise.com<br />
Südchinas Perlen<br />
15-tägige Rundreise. Höhepunkte: Guilin,<br />
Reisterassen, Yangshuo, Kaiping, Kanton,<br />
Macau, Hong Kong. Dt.-spr RL, Ü/F/M ab<br />
2.279 € p.P. im DZ, inkl. Flug und Transfers.<br />
China Tours, Tel. +49 (0)40-819738-<br />
70, www.chinatours.de<br />
Chinas zauberhafter Süden<br />
16-tägige Rundreise. Höhepunkte:<br />
Guilin, Longsheng, Kaili, Huangguoshu,<br />
Kunming, Lijiang. Dt.-spr. o<strong>der</strong> Engl.-spr.<br />
RL, Ü/F/M ab 2.445 € p.P. im DZ, inkl.<br />
Transfers. Feel China, Tel. +49 (0)40-<br />
300337560, www.feelchina.de<br />
fern. Heute wirkt es weniger wie<br />
eine visionäre Maßnahme für neue<br />
wirtschaftliche Impulse als wie eine<br />
gigantomanische Verzweiflungstat,<br />
ein Ausdruck des Zwangs zur<br />
Superlative. Superlative haben die<br />
Investoren bekommen: 99 Prozent<br />
<strong>der</strong> Verkaufsfläche stehen seit Eröffnung<br />
leer. Ein Geistercenter.<br />
Auch für Li Yang geht es nicht<br />
mehr aufwärts. Anfangs schon: Da<br />
verließ er seine Heimat Guiyang,<br />
Hauptstadt <strong>der</strong> südwestlichen Provinz<br />
Guizhou, in <strong>der</strong> es nach einem<br />
alten Spruch „keine drei Fuß flachen<br />
Landes, keine drei Tage ohne<br />
Regen und keinen Menschen mit<br />
drei Yuan“ gibt. Eine <strong>der</strong> ärmsten<br />
Provinzen des Landes.<br />
Vorwärts, aufwärts!<br />
Li Yang ist einer <strong>der</strong> vielen Wan<strong>der</strong>arbeiter,<br />
die sich inoffiziell im Delta<br />
nie<strong>der</strong>lassen. <strong>Die</strong> ersten zwei Jahre<br />
arbeitete er in einer Telefonfabrik<br />
in Dongguan, auf <strong>der</strong>en Gelände er<br />
auch schlief. Am Fließband setzte<br />
er Plastikhörer und Handygehäuse<br />
zusammen, sechs Tage in <strong>der</strong> Woche,<br />
zehn bis 12 Stunden am Tag.<br />
Eine halbe Stunde Mittagsp<strong>aus</strong>e.<br />
„Jeden Tag fiel mir die Entscheidung<br />
schwer: zur Kantine eilen<br />
und etwas essen o<strong>der</strong> schlafen? <strong>Die</strong><br />
Arbeit war so ermüdend!“ Wegen<br />
des Lärms litt er unter ständigen<br />
Kopfschmerzen. Er wandte sich an<br />
den Firmenarzt, <strong>der</strong> die Mitarbeiter<br />
kostenlos betreute und ihn krank<br />
schrieb. Doch als er nach drei Tagen<br />
in die eckige Fabrikhalle zurückkehrte,<br />
wurde ihm gesagt, er würde<br />
nicht mehr gebraucht. Jetzt repariert<br />
Li Yang in den Straßen Dongguans<br />
Schuhe. Er sitzt vor einer schmucklosen<br />
H<strong>aus</strong>wand, auf den Knien hat<br />
er eine Decke <strong>aus</strong>gebreitet. Hier<br />
sitzt er jeden Tag. Seine Kunden<br />
wissen, wo sie ihn finden. „Ich<br />
dachte, hier in Dongguan sei das<br />
Leben leichter“, sagt er seufzend.<br />
„Mein Verdienst ist winzig. Aber<br />
immerhin gibt für mich jetzt keine<br />
Maschinen mehr, keinen Lärm.“ Als<br />
er das sagt, verzieht er den Mund<br />
ein wenig, wie ein trotziges Kind,<br />
aber sein gekrümmter Rücken und<br />
seine nach vorn gezogenen Schultern<br />
verraten die Enttäuschung und<br />
die Erschöpfung.<br />
Projekte wie die New South China<br />
Mall und Leute wie Li Yang, auch<br />
die zunehmende Luftverschmutzung,<br />
sind nicht mehr als Randnotizen<br />
im Wettrennen, welches das<br />
Perlflussdelta mit sich selbst <strong>aus</strong>trägt.<br />
Es gibt Rückschläge, es gibt<br />
viele, die auf <strong>der</strong> Strecke bleiben,<br />
aber die grundsätzliche Richtung<br />
steht fest: vorwärts, aufwärts. Den<br />
„Weiten Osten“ gibt es nicht mehr.<br />
Student David kann es nur recht<br />
sein: „<strong>Die</strong>se Straßen, Hochhäuser<br />
und Fabriken – das ist die Zukunft.<br />
Wir produzieren für die Welt. Alles<br />
– für überall! Und ich werde darin<br />
eine Rolle spielen. Ist das nicht aufregend?“<br />
Erik Lorenz<br />
70 www.inasien.de<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
02/2013
Advertorial<br />
Megametropole Hong Kong<br />
„Asia’s World City“ ist Drehkreuz in Asien<br />
und Tor nach China zugleich. Nun lockt Hong<br />
Kong Besucher mit neuen Attraktionen<br />
Wer erstmals nach Hongkong kommt, ist sofort fasziniert von<br />
dieser aufregenden Mischung <strong>aus</strong> östlichen Traditionen und<br />
westlichem Lebensstil. <strong>Die</strong> Megametropole Hong Kong steht<br />
nie still und zieht den Besucher mit ihrem ständigen Entwicklungsdrang<br />
in ihren Bann. Doch nur ein paar MTR-Stationen<br />
entfernt zeigt Hong Kong seine grünen Seiten in Form von<br />
abwechslungsreichen Naturlandschaften, einsamen Buchten<br />
und verwunschenen Waldgebieten.<br />
Ständig stehen die Stadtplaner vor <strong>der</strong> Aufgabe, auf begrenztem<br />
Raum Spektakuläres zu schaffen. Eines <strong>der</strong> beeindruckendsten<br />
Großprojekte dieser Art ist das neue Kreuzfahrt-Terminal,<br />
das schon Mitte des Jahres auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Flughafens Kai Tak Passagiere <strong>der</strong> größten<br />
Kreuzfahrtschiffe weltweit empfangen wird. Architekt des<br />
nicht weniger als eine Milliarde US-Dollar teuren Projekts<br />
ist Stararchitekt Lord Norman Foster, <strong>der</strong> als Architekt des<br />
Flughafens Chek Lap Kok bereits seine Spuren in Hong Kong<br />
hinterlassen hat.<br />
Auch als asiatische Kulturmetropole hat Hong Kong weit<br />
die Nase vorn: Bis 2015 entsteht auf einer Fläche von rund<br />
40 Hektar <strong>der</strong> West Kowloon Cultural District, eines <strong>der</strong><br />
In Hong Kong ist alles zu haben! <strong>Die</strong> Stadt <strong>der</strong> Lichter bietet nur ein<br />
paar MTR-Stationen entfernt einsame Buchten und Natur pur<br />
ehrgeizigsten Bauprojekte im Kunst- und Kulturbereich.<br />
Dazu gehören rund 17 neue Gebäude für Kunst und Kultur,<br />
offene Plätze und Geschäftsräume, die von <strong>der</strong> Regierung<br />
Hongkongs geför<strong>der</strong>t werden.<br />
In seiner Rolle als wichtiges Drehkreuz im asiatischen<br />
Raum bietet Hong Kong zudem noch vielfältige Stop-Over-<br />
Möglichkeiten für Reisen nach Australien und Neuseeland.<br />
Und da Hongkong das Tor nach China ist, kann man diese<br />
Stadt als idealen Ausgangspunkt für Aufenthalte auf dem<br />
chinesischen Festland nutzen. Das Pan Pearl River-Delta<br />
(Perlfluss-Delta) etwa ist <strong>der</strong> Mündungsbereich des größten<br />
Flüssesystems Südchinas, an dessen Ufern sich eine faszinierende<br />
Dichte wirtschaftlicher und kultureller Aktivität<br />
entwickelt haben.<br />
Bald ist es soweit! Mitte des Jahres werden Kreuzfahrtschiffe und<br />
ihre Passagiere am neuen Terminal Hong Kongs empfangen<br />
Humboldtstr. 94, 60318 Frankfurt<br />
Tel. +49 (0)69-9591290<br />
Email: frawwo@hktb.com<br />
www.DiscoverHongKong.com<br />
The application of QR Code<br />
June 2012
Reise<br />
Hongkong & Macau<br />
Vorne das Glitzern, hinten<br />
Buchten und Wäl<strong>der</strong><br />
Einst waren sie Kolonien, dann Son<strong>der</strong>verwaltungszonen. Heute gehören Hongkong<br />
und Macau zu den populärsten touristischen Zielen Chinas<br />
Während emsige Geschäftsleute in<br />
Schlips und Kragen Millionendeals<br />
abschließen, wechseln auf den<br />
wuseligen Märkten Hong Kongs<br />
Schnäppchen für ein paar Scheine<br />
und einen Handschlag den Besitzer.<br />
In Hong Kong befinden sind die Büros<br />
multinationaler Unternehmen in<br />
Hochhäusern, die sich um uralte<br />
Tempel drängen. Straßenköche bereiten<br />
mit Bambuskörben in kleinen<br />
Garküchen leckeres Dim Sum zu,<br />
beschienen vom gelben Neonlicht<br />
<strong>der</strong> größten aller Fast Food-Ketten.<br />
Und all das geschieht mit einer<br />
wahrlich „schillernden“ Energie,<br />
die Hong Kongs pulsierende Innenstadt<br />
zu einem Strudel macht, <strong>der</strong><br />
Besucher <strong>aus</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt in<br />
seinen Bann zieht – zunächst meist<br />
zum Victoria Harbour. Denn hier<br />
schweift <strong>der</strong> Blick von <strong>der</strong> Avenue<br />
of Stars an <strong>der</strong> Uferpromenade von<br />
Tsim Sha Tsui hinüber zur stolzen<br />
Skyline, verharrt und bewun<strong>der</strong>t.<br />
Spätestens am Abend, wenn die<br />
Hochhäuser zu einem vielfarbigen<br />
Lichtermeer werden, ist wohl je<strong>der</strong><br />
72 www.inasien.de 02/2013<br />
Hinter den glitzernden Fassaden <strong>der</strong> Metropole Hong<br />
Kong verbergen sich sehenswerte Naturlandschaften
Reise<br />
Besucher verblüfft, dass Glas, Stahl<br />
und Beton solch eine Eleganz <strong>aus</strong>strahlen<br />
können – erst recht wenn<br />
er sich von <strong>der</strong> Uferpromenade zum<br />
Victoria Peak begibt. Hier oben<br />
weichen Trubel und Eile <strong>der</strong> Ruhe.<br />
Tai Ping Shan heißt <strong>der</strong> Berg<br />
auf Chinesisch, „Berg des großen<br />
Friedens“.<br />
Weit unten funkelt die Skyline<br />
von Hong Kong Island, dahinter<br />
liegt das Wasser des Hafens, am Tage<br />
ein graues Band, zur Nacht eine<br />
bunte Fläche voller Spiegelungen,<br />
gefolgt von <strong>der</strong> Halbinsel Kowloon.<br />
Im Hintergrund lassen sich<br />
ein paar <strong>der</strong> vielen Berge erahnen,<br />
die Hong Kong ein weiteres Gesicht<br />
verleihen – ein grünes. 70 Prozent<br />
<strong>der</strong> Fläche Hong Kongs sind naturbelassen.<br />
Hügellandschaften, Wäl<strong>der</strong>,<br />
Buchten und Strände umhüllen<br />
den Großstadtdschungel. Auf winzigen,<br />
bis heute straßenlosen Inseln<br />
leben die Bewohner seit mehreren<br />
t<strong>aus</strong>end Jahren vom Fischfang, von<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft und vom Verkauf<br />
ihrer Waren in bescheidenen<br />
Läden.<br />
Per Schnellboot nach Macau<br />
Kaum eine Stunde dauert es per<br />
Schnellboot von Hong Kong <strong>aus</strong><br />
ins Spielerparadies Macau. Ebenso<br />
wie im ehemals britischen Hong<br />
Kong verschmelzen auf dieser portugiesisch<br />
geprägten Insel westliche<br />
und chinesische Einflüsse zu<br />
einem reizvollen Mix. Bereits im<br />
16. Jahrhun<strong>der</strong>t kolonisierte Portugal<br />
die Insel, die damit die erste<br />
europäische Siedlung im Fernen<br />
Osten wurde. 1999 ging sie an China<br />
zurück, aber die Kolonialherren<br />
haben ihre Spuren hinterlassen.<br />
2005 von <strong>der</strong> UNESCO zum<br />
Weltkulturerbe ernannt, besteht<br />
das historische Zentrum um den<br />
Senado-Platz <strong>aus</strong> einer Reihe alter<br />
Kolonialbauten: weiß, rot und<br />
beigefarben mit vornehmen Säulen,<br />
verzierten Rundbögen und schattigen<br />
Wandelgängen. Von hier <strong>aus</strong><br />
sind alle wichtigen Attraktionen <strong>der</strong><br />
Altstadt zu Fuß erreichbar, etwa die<br />
Pauluskirche. Nach einem Brand<br />
1835 blieb nur ihre Vor<strong>der</strong>mauer erhalten,<br />
eine Fassade <strong>aus</strong> den 1620er<br />
Jahren, die sowohl Elemente des<br />
westlichen Katholizismus als auch<br />
ein paar orientalische Ornamente<br />
zieren. Damit steht sie symbolhaft<br />
für die westlichen und östlichen<br />
Einflüsse auf <strong>der</strong> gesamten Insel<br />
und ist passendes Wahrzeichen Mac<strong>aus</strong>.<br />
So bestimmend die Portugiesen<br />
für Mac<strong>aus</strong> Vergangenheit waren,<br />
so elementar sind für das „Las<br />
Vegas des Ostens“ heute die vielen<br />
Kasinos: dutzende gigantische<br />
Spielerpaläste, angeschlossen an<br />
Hotels mit T<strong>aus</strong>enden von Betten.<br />
Allein das „Venetian“, ein Resort-<br />
Hotel-Kasino, beschäftigt rund<br />
25.000 Menschen und stellt damit<br />
jeden fünften Arbeitsplatz auf<br />
<strong>der</strong> Insel. Hier ist alles möglich:<br />
einkaufen, essen, erleben. Gondeln<br />
paddeln unter künstlichen Sonnenuntergängen<br />
durch venezianischer<br />
Portugiesisches Erbe <strong>aus</strong> dem 17. Jh.: Nach einem Brand<br />
1835 zeugt davon nur die Front von Saint Paul´s Cathedral<br />
Nur drei Viertel <strong>der</strong> Hong Konger sind Buddhisten bzw. Taoisten.<br />
Mit den Portugiesen traten viele dem Christentum bei<br />
Kanäle, während die Gondolieri<br />
„O sole mio“ anstimmen. An<strong>der</strong>e<br />
Komplexe warten mit Stränden<br />
<strong>aus</strong> philippinischem Sand, Kinos,<br />
Shoppingzentren und ganzen Landschaften<br />
<strong>aus</strong> Luxusrestaurants auf.<br />
<strong>Die</strong> Gäste Mac<strong>aus</strong> kommen in<br />
Scharen: gut die Hälfte <strong>aus</strong> China,<br />
<strong>der</strong> Rest <strong>aus</strong> aller Welt. Waren es<br />
im Jahr 2000 noch acht Millionen,<br />
hat sich die Zahl mittlerweile mehr<br />
als verdreifacht. Dass Macau sich<br />
trotz allem einen ursprünglichen<br />
Charakter erhalten hat, macht den<br />
Besuch – sowohl für Spiel- als auch<br />
Kulturfreunde – umso lohnen<strong>der</strong>.<br />
Erik Lorenz<br />
02/2013<br />
Ausführliche Reiseinformationen, Visabestimmungen,<br />
Gesundheitshinweise und aktuelle Kurse asiatischer Währungen<br />
finden Sie unter www.inasien.de<br />
www.inasien.de 73
Kultur<br />
<strong>Die</strong> Giganten <strong>der</strong> Meere<br />
Er kommandierte eine Schiffsflotte, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte.<br />
In China ist er ein Nationalheld, hierzulande kennt ihn kaum jemand: <strong>der</strong><br />
sagenumwobene Zheng He, Eunuch und Admiral <strong>der</strong> Flotte des chinesischen<br />
Kaiser Yongle zu Beginn des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
Noch nie zuvor und auch später<br />
nie wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />
Menschheit wurden <strong>der</strong>art große<br />
Holzboote wie diese Schatzschiffe<br />
gebaut. Ja, selbst alle europäischen<br />
Schiffe dieser Zeit zusammengenommen,<br />
hätten nur einen Bruchteil<br />
<strong>der</strong> kaiserlichen Armada <strong>aus</strong>gemacht!<br />
<strong>Die</strong> Schatzschiffe des Kaisers<br />
Yongle waren die größten Dschunken,<br />
die je auf dem Meer segelten.<br />
Für sie mussten erst Docks und<br />
Schiffswerften errichtet und eine<br />
neuartige Technik des Schiffsb<strong>aus</strong><br />
aufs Genaueste <strong>aus</strong>gefeilt werden.<br />
Unmengen an Holz wurden herangeschafft<br />
und nach <strong>aus</strong>getüftelten<br />
Plänen verarbeitet. 62 riesenhafte,<br />
schwer bewaffnete Schatzdschunken<br />
wurden in nur drei Jahren für<br />
die erste Reise fertiggestellt. Mit<br />
den vielen kleineren Kriegs-, Ver-<br />
sorgungs- und Frachtschiffen als<br />
Begleitschiffe <strong>der</strong> schwimmenden<br />
Giganten umfasste die Schatzflotte<br />
des Kaisers im Jahr 1405 insgesamt<br />
255 Flottenschiffe!<br />
Dschunken sind traditionelle<br />
chinesische Segelschiffe mit einem<br />
flachen, kastenförmigen Rumpf,<br />
fast senkrechten Seitenwänden und<br />
meist hochgezogenem Bug und<br />
Heck. <strong>Die</strong> Planken werden so auf<br />
dem Schiffsskelett befestigt, dass<br />
sie einan<strong>der</strong> überlappen, was das<br />
Boot sehr gut gegen das Eindringen<br />
von Wasser schützt. <strong>Die</strong> meist<br />
viereckigen Dschunkensegel sind<br />
zur größeren Stabilität mit Bambuslatten<br />
verstärkt.<br />
Schwimmende Prunkbauten<br />
Einen Hinweis auf die ungeheure<br />
Größe <strong>der</strong> Dschunken liefert auch<br />
die Anzahl <strong>der</strong> Menschen an Bord:<br />
Neben 1.000 Seeleuten und Soldaten<br />
fanden noch 300 Passagiere<br />
bequem Platz. Und natürlich geben<br />
die Ausmaße <strong>der</strong> Trockendocks<br />
selbst ebenfalls Aufschluss über die<br />
Größe <strong>der</strong> Boote, die darin gebaut<br />
wurden: Da zwei <strong>der</strong> Docks etwa<br />
64 Meter breit waren, vermuten<br />
Wissenschaftler, dass die Schiffe<br />
bis zu 50 Meter breit gewesen sein<br />
könnten. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich – nach<br />
den Berechnungen einiger Forscher<br />
– eine Länge von fast 140 Metern!<br />
An<strong>der</strong>e Forscher wie<strong>der</strong>um bezweifeln,<br />
dass es möglich war, Holzschiffe<br />
von solchen Ausmaßen zu<br />
bauen. Nach ihrer Meinung waren<br />
die Schiffe etwa 65 bis 80 Meter<br />
lang – beeindruckend genug, wie<br />
die mo<strong>der</strong>ne Rekonstruktion eines<br />
Schatzschiffes mit nur 63 Metern<br />
Länge verdeutlicht.<br />
74<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Für unsere<br />
jungen Leser!<br />
Kultur<br />
In jedem Fall muss es sich um<br />
schwimmende Prunkbauten gehandelt<br />
haben: In den vier Stockwerken<br />
<strong>der</strong> Schatzschiffe waren<br />
prachtvoll <strong>aus</strong>gestattete Säle für<br />
den Empfang frem<strong>der</strong> Diplomaten<br />
eingerichtet. Der arabische Weltreisende<br />
Ibn Battuta beschreibt, dass<br />
es an Bord Kabinen unterschiedlichster<br />
Größe und Ausstattung gab<br />
– von <strong>der</strong> einfachen Kammer für<br />
den Schiffsjungen bis zur äußerst<br />
luxuriös <strong>aus</strong>gestatteten Suite mit<br />
mehreren Räumen, mit eigenen Badezimmern<br />
und Toiletten für ranghohe<br />
Mannschaftsmitglie<strong>der</strong> und<br />
Befehlshaber wie Kommandanten,<br />
Admiräle, Navigatoren o<strong>der</strong> Diplomaten.<br />
Der Rest <strong>der</strong> Besatzung war<br />
auf den knapp 200 mittelgroßen<br />
und kleineren Begleitschiffen untergebracht.<br />
An<strong>der</strong>s als bei unseren heutigen<br />
Land- und Seekarten spielte bei<br />
den Karten, die Zheng He besaß,<br />
we<strong>der</strong> die Himmelsrichtung noch<br />
eine exakte geographische Darstellung<br />
eine Rolle. Längen- und<br />
Breitengrade waren noch nicht gebräuchlich.<br />
<strong>Die</strong> damals bekannte<br />
Welt wurde anhand des Verlaufs<br />
von Wasser- und Landwegen abgebildet.<br />
Mit Hilfe von Orientierungspunkten,<br />
die in <strong>der</strong> Karte verzeichnet<br />
waren, konnte man den Kurs<br />
bestimmen. Sogar Korallenriffe,<br />
Sandbänke und an<strong>der</strong>e Untiefen<br />
waren genau eingezeichnet.<br />
Experten für alle Bereiche<br />
Neben den 70 befehlshabenden Eunuchen<br />
und den Matrosen, Kapitänen,<br />
Admirälen, Navigatoren und<br />
Steuermännern bestand die zeitweise<br />
27.800 Mann starke Besatzung<br />
<strong>der</strong> Flotte vor allem <strong>aus</strong> gut <strong>aus</strong>gebildeten<br />
Soldaten. Dann waren noch<br />
Beamte und Bauern, Zimmerleute,<br />
Schreiner, Köche, Schnei<strong>der</strong>, Segelmacher<br />
und Seiler mit an Bord.<br />
Außerdem Meteorologen und Geomanten<br />
für die Wettervorhersage sowie<br />
Astronomen und Kartographen<br />
zur Bestimmung <strong>der</strong> Position <strong>der</strong><br />
Schiffe. Dolmetscher und Diplomaten<br />
waren dabei, um Kontakt zu<br />
den fremden Völkern aufzunehmen<br />
und die Verhandlungen zu führen,<br />
Zeremonienmeister, um die Götter<br />
gnädig zu stimmen. <strong>Die</strong> Chronisten<br />
schrieben die Geschichte <strong>der</strong><br />
Reise auf. Und die bis zu 200 Botaniker,<br />
Apotheker und Ärzte waren<br />
nicht nur für das Wohlergehen <strong>der</strong><br />
Mannschaft zuständig, son<strong>der</strong>n sie<br />
sollten <strong>aus</strong> den fremden Län<strong>der</strong>n<br />
auch neue Kenntnisse über Pflanzen,<br />
Kräuter und <strong>der</strong>en Anwendung<br />
mitbringen.<br />
Der inAsien-Buchtipp<br />
Das Buch begleitet den<br />
sagenumwobenen General Zheng He<br />
auf seinen sieben Reisen über die<br />
Ozeane und erzählt Erstaunliches<br />
über China als Seefahrernation des<br />
Mittelalters. Farbige Illustrationen<br />
lassen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in die<br />
Geheimnisse <strong>der</strong> chinesischen Geschichte<br />
eintauchen. Übrigens auch für ältere<br />
Leser interessant, wie die inAsien-<br />
Redaktion befindet.<br />
Der Admiral des Kaisers. <strong>Die</strong><br />
Abenteuer des Eunuchen Zheng<br />
He, von Weng Qi und Nora Frisch,<br />
Illustrationen von Gregor Körting, ab 12<br />
Jahren, Drachenh<strong>aus</strong>-Verlag, Hardcover,<br />
140 S., ISBN 978-3-943314-01-4, 24,80 €<br />
(D) / 25,50 € (A) / 35,50 SFR<br />
Piratenschiffe lauern<br />
in <strong>der</strong> Straße von<br />
Malakka. Etwa die<br />
des Seeräubers Chen<br />
Zuyi, bei dem Zheng<br />
He mit Dipomatie<br />
nicht weiterkam.<br />
Hier half nur noch<br />
militärische Stärke<br />
02/2013<br />
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+ News + + + Meldungen + + + Wirtschaft + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + M<br />
Japan<br />
Konjunkturaufschwung p<strong>aus</strong>iert<br />
<strong>Die</strong> Bank of Japan (BoJ) hat ihre Beurteilung für die japanische Wirtschaft<br />
gesenkt. <strong>Die</strong> Produktion und die Exporte hätten sich angesichts einer „etwas<br />
intensivierten Verlangsamung“ <strong>der</strong> Weltwirtschaft abgeschwächt, teilte die<br />
BoJ in ihrem Monatsbericht für<br />
September mit. „Der Aufschwung<br />
<strong>der</strong> Binnenwirtschaft hat eine<br />
P<strong>aus</strong>e eingelegt.“ In nächster Zeit<br />
werde die Wirtschaft vor<strong>aus</strong>sichtlich<br />
stagnieren, bevor wie<strong>der</strong> ein<br />
mo<strong>der</strong>ates Wachstum einsetze.<br />
Als künftige Wachstumstreiber<br />
sieht die BoJ die Binnennachfrage<br />
und eine Erholung in den<br />
<strong>aus</strong>ländischen Märkten. Zuvor<br />
hatte <strong>der</strong> BoJ-Rat beschlossen,<br />
die Wertpapierkäufe um 10 Bill.<br />
Yen (97 Mrd. Euro) aufzustocken,<br />
berichtet die Nachrichtenagentur<br />
Dow Jones.<br />
Meeresspiegel bedroht Städte<br />
In den nächsten zehn Jahren<br />
könnten 400 Millionen<br />
Asiaten durch steigende<br />
Meeresspiegel bedroht sein.<br />
Das geht <strong>aus</strong> einer Prognose<br />
<strong>der</strong> Asiatischen Entwicklungsbank<br />
(ADB) hervor. Im<br />
Zuge <strong>der</strong> fortschreitenden<br />
Urbanisierung werden innerhalb <strong>der</strong> nächsten 30 Jahre weitere 1,1 Milliarden<br />
Menschen in die Städte ziehen, von denen viele in Küstennähe liegen,<br />
prognostiziert die ADB. Dadurch steige die Zahl <strong>der</strong> Betroffenen. Derzeit<br />
lebt knapp die Hälfte aller Stadtbewohner weltweit in Asien. Im Jahr 2025<br />
würden 21 <strong>der</strong> 37 Megastädte in Asien liegen, so die Angabe <strong>der</strong> ADB.<br />
Neues Paar: China Mobile & Nokia<br />
Nokia setzt alles daran, verlorene Marktanteile wie<strong>der</strong>zugewinnen,<br />
berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones.<br />
Der finnische Handykonzern landete einen neuen Coup<br />
und unterzeichnete einen Vertrag mit Chinas größtem<br />
Mobilfunkanbieter. China Mobile wird unter an<strong>der</strong>em<br />
das neue Aushängeschild des Konzerns, das Smartphone<br />
Lumia 920, anbieten. Einst hatte Nokia den Weltmarkt für<br />
Smartphones dominiert, heute rangiert <strong>der</strong> Konzern <strong>aus</strong><br />
dem finnischen Espoo nur noch auf Rang 7, abgehängt<br />
von Apple und Samsung Electronics. Auch wenn Nokia auf<br />
das Microsoft-Betriebssystem Windows-Phone umgesattelt<br />
hat, auf dem die neuen Lumia-Smartphones laufen, ziehen<br />
noch die Hersteller preiswerterer Geräte wie Sony und die<br />
taiwanesische HTC an Nokia vorbei.<br />
Samsung<br />
Familieninterne Staffelübergabe<br />
In einer Zeit, in <strong>der</strong> Koreas Familienkonzerne<br />
immer mehr in die politische Kritik<br />
geraten, rückt bei Samsung Electronics eine<br />
neue Generation vor. Schrittweise überträgt<br />
Lee Kun-hee die Geschäfte an seinen<br />
Sohn. Zuletzt amtierte <strong>der</strong> „junge“ Lee als<br />
Präsident bei Samsung und war für das operative Geschäft<br />
zuständig. In dieser Funktion kurbelte er das Wachstum <strong>der</strong><br />
Smartphoneund TV-Sparten an. Nun übernimmt <strong>der</strong> 44-<br />
Jährige zunächst die Position des Vize-Chairman, soll dann<br />
aber ganz nach Vorne rücken. Jay Y. Lee wäre <strong>der</strong> dritte im<br />
Bunde: sein Großvater gründete einst den Familienkonzern.<br />
Da aber südkoreanische Familienpatriarchen niemals wirklich<br />
in Rente gehen, dürfte auch <strong>der</strong> „mittlere Lee“ noch<br />
lange im Hintergrund die Fäden ziehen.<br />
Indien<br />
Agrarpolitik langfristig gestalten<br />
Der indische Agrarminister hat sich für eine nachhaltigere Agrarpolitik seines Landes <strong>aus</strong>gesprochen.<br />
Es sei geplant, die Agrarpolitik und dabei insbeson<strong>der</strong>e die Im- und Exporte des<br />
Landes langfristiger zu gestalten, sagte Landwirtschaftsminister Sharad Pawar. „Das An- und<br />
Abschalten <strong>der</strong> Importe und <strong>der</strong> Exporte bringt unnötige Unruhe und das Land außerdem<br />
in Misskredit. Es ist Zeit für eine feste Planung, und wir arbeiten daran“, erklärte <strong>der</strong> Minister.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit hatte die indische Regierung häufig verwirrende Signale an den<br />
Weltmarkt geschickt, in dem sich schlagartige Exportstopps mit plötzlich rapide steigendem<br />
Schiffsverkehr abwechselten, berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones. Auch hatte die Regierung<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei Weizen und Zucker immer wie<strong>der</strong> an Export- und Importschrauben<br />
gedreht, je nachdem, wie hoch die inländische Produktion eingeschätzt wurde.<br />
76<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
eldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + N<br />
Singapur<br />
Freihandelsabkommen<br />
<strong>Die</strong> Europäische Union und Singapur haben sich auf ein Freihandelsabkommen<br />
geeinigt. Mit seiner Hilfe sollen europäische Autokonzerne, Banken und Investmentfirmen<br />
künftig leichter Geschäfte in dem asiatischen Stadtstaat machen<br />
können. In Brüssel wird nun erwartet, dass im Frühjahr ein Vertragsentwurf<br />
mit Singapur unterzeichnet wird. Bisher wollen beide Seiten die Zustimmung<br />
<strong>der</strong> Parlamente zum Freihandelsabkommen erreichen. „Singapur ist ein dynamischer<br />
Markt für Firmen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union und ein lebendiges<br />
Drehkreuz, um in ganz Südostasien Geschäfte zu machen“, sagt dazu EU-Handelskommissar<br />
Karel De Gucht.<br />
Auf <strong>der</strong> ganzen Welt versuchen<br />
Staaten <strong>der</strong>zeit, Handelsschranken<br />
abzubauen. In einer Phase<br />
des schwächeren Wachstums<br />
soll die eigene Wirtschaft neue<br />
Märkte erschließen können<br />
und die Konjunktur zusätzlichen<br />
Schwung bekommen.<br />
(Dow Jones)<br />
MBA-Studium in Asien?<br />
Immer mehr Deutsche entscheiden sich für ein MBA-Studium<br />
in einem asiatischen Land. Fachleute warnen jedoch<br />
vor einem unübersichtlichen Angebot und großen Qualitätsunterschieden.<br />
Vor allem weil schicke Hochglanzbroschüren<br />
es schwierig machten, den dahinter stehenden<br />
Nutzwert und vor allem den Grad akademischer Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu erkennen, so Tim Goydke von <strong>der</strong> Hochschule<br />
Bremen. Wer wirklich ein MBA-Studium in Asien<br />
absolvieren will, sollte gut recherchieren und vor allem<br />
an den angebotenen Informationsabenden <strong>der</strong> einzelnen<br />
Business Schools teilnehmen. Noch effizienter für einen<br />
Blick hinter die Kulissen sind Gespräche mit Absolventen.<br />
Auch Studienpläne geben Hinweise über das internationale<br />
Renommee <strong>der</strong> Lehrenden. Wirtschaftsmedien weisen<br />
außerdem die führenden Business Schools in Asien <strong>aus</strong>,<br />
etwa Financial Times, The Economist und TopMBA.com.<br />
Fehlt Ihnen was?<br />
H e f t e z u m N a c h b e s t e l l e n<br />
D i e T h e m e n<br />
Ausgabe 6/99<br />
Thailands Süden<br />
Reiseführer im Test<br />
Bali<br />
Ausgabe 2/01<br />
Wellness in Asien<br />
Bangkok<br />
Jüdisches China<br />
Ausgabe 3/01<br />
Korea<br />
Bali<br />
Städtetouren<br />
Ausgabe 2/02<br />
Der Yangzi<br />
Ko Samet<br />
Darjeeling-Tee<br />
Ausgabe 5/02<br />
Thailands Inseln<br />
Kulturtrips China<br />
Dubai<br />
Ausgabe 6/02<br />
Indochina<br />
Städteduell<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 1/03<br />
China aktiv<br />
Ost-Australien<br />
Inselduell<br />
Ausgabe 3/03<br />
Chinas Heilkunst<br />
Pazifikinseln<br />
Mount Everest<br />
Ausgabe 4/03<br />
Spezial: Korea<br />
Taiko Trommler<br />
Günstiges Australien<br />
Ausgabe 5/03<br />
Indochina<br />
Neuseeland<br />
Indiens Schätze<br />
Ausgabe 6/03<br />
Indien-Spezial<br />
Mekongdelta<br />
Religionen<br />
Ausgabe 1/04<br />
China: Sichuan<br />
Burma: Inle-See<br />
Tattoo<br />
Ausgabe 2/04<br />
Indien<br />
Nordkorea<br />
Alltag in China<br />
Ausgabe 3/04<br />
Taiwan<br />
Taifun<br />
Angkor Wat<br />
Ausgabe 4/04<br />
Thailand-Spezial<br />
Bollywood<br />
Krakatau<br />
Ausgabe 5/04<br />
China-Kurzreisen<br />
Australien-Outback<br />
Kuala Lumpur<br />
Ausgabe 6/04<br />
Indiens Süden<br />
Weihnachsinsel<br />
Kamikaze<br />
Ausgabe 1/05<br />
Vietnam-Halong Bay<br />
Indien: Karnataka<br />
Piraten<br />
Ausgabe 2/05<br />
Tsunami-Spezial<br />
Indochina<br />
Nordthailand<br />
Ausgabe 3/05<br />
Indien-Goa<br />
Kokosinseln<br />
Samurai<br />
Ausgabe 2/06<br />
Philippine<br />
Laos<br />
Indien-Orissa<br />
Ausgabe 4/06<br />
Shanghai<br />
Malediven, Nepal<br />
Borobudur<br />
Ausgabe 5/06<br />
Kambodscha<br />
Hong Kong<br />
Indonesien: Sulawesi<br />
Ausgabe 3/07<br />
Borneos Orang-Utans<br />
Indien: Orissa<br />
Vietnam: Phu Quoc<br />
Ausgabe 4/07<br />
China<br />
Thailand spirituell<br />
Teezeremonie<br />
Ausgabe 5/07<br />
Olympia 2008<br />
Malediven<br />
Zen verstehen<br />
Ausgabe 6/07<br />
Kasachstan: Trekking<br />
Vietnam: Phan Tiet<br />
Japan vs Korea<br />
Ausgabe 2/08<br />
Trekking in Thailand<br />
Laos<br />
Berühmte Pilgerwege<br />
Ausgabe 3/08<br />
Koh Samui<br />
Kreuzfahrten<br />
Japanische Gärten<br />
Ausgabe 4/08<br />
Annapurna- Trek<br />
Brunei<br />
Sri Lanka<br />
Ausgabe 6/08<br />
Studienreisen<br />
Japan individuell<br />
Fugu<br />
Ausgabe 1/09<br />
Kurztrips<br />
Fahrt durch Rajasthan<br />
Heiliges auf Java<br />
Ausgabe 2/09<br />
Best of China<br />
Indien: Khajuraho<br />
Thailand: Hua Hin<br />
Ausgabe 3/09<br />
Insel-Spezial<br />
So kocht Asien<br />
Sumo-Ringer<br />
Ausgabe 4/09<br />
Asiens Sommerziele<br />
Indien: Ladakh<br />
Maid-Cafés in Tokyo<br />
Ausgabe 5/09<br />
China: Nanxun<br />
Mongolei<br />
Asien de Luxe für alle<br />
Ausgabe 6/09<br />
Best of Asien<br />
Japans Burgen<br />
Asiens Top Ten<br />
Ausgabe 1/10<br />
Kulturschock China<br />
Laos und Kambodscha<br />
Malediven<br />
Ausgabe 2/10<br />
Magische Seidenstraße<br />
Shanghai und die Expo<br />
Frühling in Kyoto<br />
Ausgabe 3/10<br />
Japan unter Palmen<br />
Himmel über Beijing<br />
Asien kaut Lotte<br />
Ausgabe 5/10<br />
Geheimtipp Birma<br />
Sherpas im Himalaya<br />
Chinas Apotheken<br />
Ausgabe 6/10<br />
Gili und Lombok<br />
China Spezial<br />
Asiens Überflieger<br />
Ausgabe 4/11<br />
Thailands Norden<br />
Unawatuna/Sri Lanka<br />
Seidenstrasse<br />
Ausgabe 6/11<br />
Macau Pocket Guide<br />
Vietnams Strände<br />
Rund um Shanghai<br />
Ausgabe 1/12<br />
Malediven<br />
Laos<br />
Burma<br />
Ausgabe 2/12<br />
Myanmar<br />
Hong Kong/Macau<br />
Nord Vietnam<br />
Ausgabe 3/12<br />
China<br />
Japan<br />
Nord-Laos<br />
Ausgabe 4/12<br />
Süd-Indien<br />
Soft Adventure<br />
Korea<br />
70 Ausgaben von inAsien sollten Sie<br />
eigentlich schon besitzen, sonst fehlt<br />
Ihnen mindestens ein Mal Asien pur!<br />
O<strong>der</strong> haben Sie inAsien etwa verliehen<br />
und nicht zurück bekommen?<br />
Macht nichts. Einfach nachbestellen!<br />
Einige Ausgaben sind<br />
lei<strong>der</strong> vergriffen.<br />
Asia Vision Verlag<br />
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+49 (0)69-665632-22<br />
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Ausgabe(n):<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Nr.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug<br />
Überweisung<br />
PLZ, Ort<br />
Konto-Nr. BLZ Geldinstitut<br />
E-Mail: abo@inasien.de Datum, Unterschrift<br />
iA 02/13
Wirtschaft<br />
Im Land des „Silbermarktes“<br />
Japaner werden im Schnitt älter als Menschen <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en Nationen. Das belastet die<br />
Sozialsysteme, bietet aber auch Chancen für die Wirtschaft. Ein Projekt in Kashiwa versucht,<br />
motivierte Rentner wie<strong>der</strong> in Arbeitsprojekte zu integrieren. Ein Bestreben, das landesweit<br />
Schule machen könnte<br />
„N<br />
ureochiba“ heißt frei übersetzt<br />
„vom Baum herabgefallenes nasses<br />
Laub“. Der Begriff wird allerdings<br />
nicht nur in <strong>der</strong> Botanik verwendet.<br />
Er ist auch ein häufig gebrauchter<br />
Ausdruck für in Rente gegangene<br />
Männer, die zu H<strong>aus</strong>e sitzen, ihren<br />
Frauen zur Last fallen und mit ihrem<br />
neuen Leben nichts anfangen<br />
können. Bis zum Eintritt in den Ruhestand<br />
kannten sie nur ihre Arbeit.<br />
Was sich außerhalb dieses Rahmens<br />
abspielte, war ihnen oft unbekannt.<br />
Viele Jahre kann ein solcher Rentner<br />
als „nasses Laub“ verbringen.<br />
<strong>Die</strong> statistische Lebenserwartung<br />
in Japan beträgt für Männer <strong>der</strong>zeit<br />
fast 81 Jahre, für Frauen liegt<br />
sie bei mehr als 87 Jahren, Tendenz<br />
steigend. Nach dem Ende des<br />
Berufslebens, im Alter zwischen<br />
60 und 65, sieht ein Mann also<br />
mindestens weiteren 15 o<strong>der</strong> 20<br />
Jahren Lebenszeit entgegen. Nicht<br />
nur viele Ehefrauen leiden unter den<br />
unterfor<strong>der</strong>ten „Nure ochiba“, auch<br />
die Sozialsysteme werden stark belastet.<br />
Gerade in Japans Städten nimmt<br />
die Alterung <strong>der</strong> Bevölkerung rapide<br />
zu. Lebten im Jahr 2005 etwa 2,3<br />
Millionen Menschen im Alter von<br />
mehr als 65 Jahren in Tokio, werden<br />
es 2025 vor<strong>aus</strong>sichtlich mehr als 3<br />
Millionen sein. In an<strong>der</strong>en Großstädten<br />
sieht die Tendenz ähnlich<br />
<strong>aus</strong>. Ein wichtiger Grund hierfür ist,<br />
dass die geburtenstarken Jahrgänge<br />
im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
in den 1960er und 1970er<br />
Jahren in die Großstädte des Landes<br />
gezogen sind. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />
stellt neue Anfor<strong>der</strong>ungen an Infrastruktur<br />
und soziale Systeme.<br />
Mehr als ein Drittel aller<br />
Japaner ist älter als 65<br />
Kashiwa in <strong>der</strong> Präfektur Chiba ist<br />
eine <strong>der</strong> sogenannten Schlafstädte<br />
Tokios. Rund 400.000 Einwohner<br />
leben hier, 90 Prozent davon sind<br />
Pendler. Schätzungsweise 4.000<br />
„Babyboomer“ erreichen bis 2015<br />
jährlich das Rentenalter. Viele von<br />
ihnen wohnen im Toyoshikidai-<br />
Komplex, <strong>der</strong> 1964 für 4.700 H<strong>aus</strong>halte<br />
gebaut wurde. Schon jetzt<br />
sind bereits etwa 35 Prozent <strong>der</strong><br />
Bewohner des Komplexes älter als<br />
65 Jahre.<br />
Fast ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t nach<br />
ihrer Errichtung befindet sich die<br />
Anlage in einem sehr schlechten<br />
78<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Zustand und muss dringend erneuert<br />
werden. Wegen des hohen Anteils<br />
dort wohnen<strong>der</strong> älterer Menschen<br />
werden <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>e Bedürfnisse<br />
in die Umbaumaßnahmen<br />
einbezogen. Parallel hierzu hat das<br />
Institut für Alterswissenschaften <strong>der</strong><br />
Universität Tokio (IOG) zusammen<br />
mit <strong>der</strong> Stadt Kashiwa und <strong>der</strong><br />
Urban Renaissance Agency (UR)<br />
ein Projekt aufgelegt, das die allgemeine<br />
altersgerechte Umgestaltung<br />
kommunaler Strukturen zum Thema<br />
hat. In diesem Rahmen sollen<br />
häusliche Systeme für Pflege und<br />
medizinische Versorgung aufgebaut<br />
werden.<br />
Doch in Kashiwa geht es nicht<br />
nur um altersgerechtes Wohnen.<br />
<strong>Die</strong> Kommune entwickelt dazu<br />
auch Projekte mit dem Ziel, ältere<br />
Menschen in einer städtischen Umgebung<br />
stärker zu motivieren und<br />
wie<strong>der</strong> besser in Arbeits- und soziale<br />
Prozesse zu integrieren. Viele<br />
Ideen stammen <strong>aus</strong> dem IOG. Wie<br />
Hiroko Akiyama, Professorin am<br />
Institut, erläutert, setzt ihr Team bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung drei Prioritäten:<br />
Zum einen sollen ältere Menschen<br />
so lange wie möglich unabhängig<br />
leben können. Zweitens müssen<br />
Bedingungen geschaffen werden,<br />
die es möglich machen, in einem<br />
vertrauten Umfeld alt werden können.<br />
Drittens sollen Beziehungen zu<br />
an<strong>der</strong>en Menschen aufrechterhalten<br />
und erweitert werden.<br />
Arbeitszeiten flexibel,<br />
Bezahlung nach Mindestlohn<br />
Für das „zweite Leben“ im Alter<br />
wurden in Kashiwa einige Arbeitsfel<strong>der</strong><br />
als beson<strong>der</strong>s passend<br />
<strong>aus</strong>gewählt. Zu ihnen zählen das<br />
Anbauen von Obst und Gemüse, die<br />
Mitarbeit in Kantinen, die Essens<strong>aus</strong>lieferung<br />
sowie Hilfen in <strong>der</strong><br />
nachschulischen Ausbildung. <strong>Die</strong><br />
Arbeitszeiten <strong>der</strong> älteren Menschen<br />
sind flexibel, bezahlt werden sie<br />
nach gültigem Mindestlohn. Er beträgt<br />
in <strong>der</strong> Präfektur Chiba <strong>der</strong>zeit<br />
knapp 750 Yen, umgerechnet 7,50<br />
Euro. Doch wie Teilnehmer <strong>der</strong><br />
Programme <strong>aus</strong>ländischen Journalisten<br />
bei einem Besuch Kashiwas<br />
übereinstimmend berichteten, ist<br />
für die meisten Senioren nicht das<br />
Geld <strong>aus</strong>schlaggebend. Viel wichtiger<br />
seien das Gefühl, gebraucht zu<br />
werden, und die Möglichkeit, sich<br />
am gesellschaftlichen Leben beteiligen<br />
zu können.<br />
Besuchseindrücke bestätigen diese<br />
Aussage. Stolz präsentieren in<br />
einem kleinen Garten fünf ältere<br />
Damen und Herren ihre selbst gezogenen<br />
Gurken und Tomaten. Gerade<br />
Gärtnerei und Landwirtschaft<br />
stoßen bei den IOG-Seminaren, auf<br />
denen das Kashiwa-Projekt vorgestellt<br />
wird, auf großes Interesse.<br />
Im Kurumi-Kin<strong>der</strong>garten im Toyoshikidai-Bezirk<br />
liest eine ältere<br />
Erzieherin Kin<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> einem Buch<br />
vor. Da reguläres Erziehungspersonal<br />
knapp ist, sind die sogenannten<br />
Town Teacher <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
sehr willkommen. Vor<strong>aus</strong>setzung:<br />
Sie sind älter als 60 Jahre. <strong>Die</strong><br />
Senioren-Erzieher arbeiten morgens<br />
und abends. 18 hatten sich um eine<br />
Stelle beworben; sechs wurden genommen.<br />
Eine <strong>der</strong> Lehrkräfte ist<br />
schon über 75.<br />
Auch an neue Technologien werden<br />
die älteren Menschen herangeführt.<br />
<strong>Die</strong> Arbeitseinsatzpläne im<br />
Kohitsuji-En-Pflegeheim etwa werden<br />
über iPad gesteuert. Frau Ikie<br />
hat offenbar noch wenig Erfahrung<br />
mit dem Gerät. Als sie vermeintlich<br />
etwas Falsches eingegeben hat,<br />
schlägt sie vor Schreck die Hand<br />
vor den Mund. Ein junger Projektmitarbeiter<br />
kommt ihr jedoch sofort<br />
zu Hilfe.<br />
Pilotprojekt als Vorbild<br />
Das Kashiwa-Projekt und ähnliche<br />
Vorhaben in an<strong>der</strong>en Regionen sind<br />
nur ein erster Schritt, um auf kommunaler<br />
Ebene mit den vielfältigen<br />
Problemen einer alternden Gesellschaft<br />
fertig zu werden. Dennoch<br />
liefern sie wichtige Erkenntnisse,<br />
die auf an<strong>der</strong>e Projekte übertragen<br />
werden können: Wie muss das Lebens-<br />
und Wohnumfeld gestaltet<br />
werden? Welche Rolle kommt <strong>der</strong><br />
Informations- und Kommunikationstechnik<br />
für alte Menschen zu?<br />
Wie sind medizinische Versorgung<br />
und Pflege zu organisieren? Welche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen müssen die Transportsysteme<br />
bewältigen?<br />
Der japanische Staat hat ein großes<br />
Interesse am Pilotprojekt Kashiwa.<br />
Während die „Nureochiba“ die Gesundheits-<br />
und Sozialsysteme auf<br />
Dauer noch mehr unter Druck setzen,<br />
hält ein aktives Leben im Alter<br />
tatsächlich länger gesund. Wie Untersuchungen<br />
<strong>der</strong> Regierung zeigen,<br />
fallen in den Regionen mit einem<br />
hohem Anteil an Beschäftigten über<br />
65 Jahre die Gesundheitskosten pro<br />
Kopf deutlich geringer <strong>aus</strong>.<br />
Auch für Japans Wirtschaft bieten<br />
Projekte wie das in Kashiwa<br />
wichtige Ansatzpunkte. Wie IOG-<br />
Professorin Akiyama erläutert, wird<br />
<strong>der</strong> sogenannte „Silbermarkt“ immer<br />
wichtiger für die Wirtschaft.<br />
Sehr kaufkräftige ältere Menschen<br />
fragen spezielle Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
nach. Auch medizinische<br />
und soziale <strong>Die</strong>nste muss <strong>der</strong> Markt<br />
für sie im Repertoire haben. <strong>Die</strong><br />
japanische Regierung täte also gut<br />
daran, die geschäftlichen Möglichkeiten<br />
des „zweiten Lebens“ im<br />
Alter genau im Blick zu haben.<br />
Detlef Rehn, GTAI<br />
Wirtschaft<br />
In vielen asiatischen Län<strong>der</strong>n steigt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />
Senioren an <strong>der</strong> Bevölkerung. Ihre Arbeitskraft wird in<br />
Zukunft für die nationale Wirtschaft unverzichtbar sein<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 79
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29.03.-31.03., Frankfurt<br />
Shen Yun<br />
Sie ist die Nummer 1 unter den chinesischen Tanz- und<br />
Musikensembles und kann auf eine 5.000 Jahre alte<br />
Geschichte stolz sein. <strong>Die</strong> Europatournee von Shen Yun<br />
Performing Arts startet im März in Wien und kommt<br />
zum sechsten Mal nach Frankfurt in die Jahrhun<strong>der</strong>thalle.<br />
Das Herzstück <strong>der</strong> Show: klassischer chinesischer Tanz<br />
von hohem künstlerischen Ausdruck, <strong>der</strong> sich über die<br />
Jahrt<strong>aus</strong>ende am Kaiserhof und im Volk entwickelt und<br />
verfeinert hat. <strong>Die</strong> Artisten von Shen Yun glauben im<br />
Übrigen, dass die Zuschauer das Herz des Künstlers , das<br />
Yun, spüren. Begleitet wird die Show von traditionellen<br />
Musikinstrumenten (www.ShenYun2013.com). Tickets:<br />
www.mein-ticket.com / Hotline: 069-34879698<br />
bis 16.06., Wolfsburg<br />
Farbgewaltige Momentaufnahmen<br />
Hongkong – Terminkalen<strong>der</strong> April<br />
13.04. Geburtstag von Tin Hau, <strong>der</strong> Göttin des Meeres und <strong>der</strong> Fischer.<br />
<strong>Die</strong> Seeleute schmücken an diesem Tag ihre Boote mit bunten Bän<strong>der</strong>n, um<br />
<strong>der</strong> Göttin für ihren Schutz in <strong>der</strong> Vergangenheit zu danken und um Glück<br />
für die Zukunft zu beten.<br />
25.-29.04. Cheung Chau Bun Festival im Pak Tai-Tempel auf <strong>der</strong> Insel<br />
Cheung Chau. 15 Meter hohe Bambustürme werden mit Brötchen bestückt.<br />
Höhepunkt ist eine Prozession, bei <strong>der</strong> als Götter o<strong>der</strong> Helden verkleidete<br />
Kin<strong>der</strong> über den Köpfen <strong>der</strong> Menge zu schweben scheinen.<br />
Das anmutige und gleichzeitig verstörte Gesicht eines afghanischen<br />
Mädchens auf dem Cover von National Geographic<br />
ging 1985 um die ganze Welt und gab dem ganzen<br />
Elend, aber auch <strong>der</strong> Schönheit des kriegsgeschüttelten<br />
Landes am Hindukush ein Gesicht. Steve McCurry schoss<br />
diese Aufnahme in einem Flüchtlingslager – und ist inzwischen<br />
einer <strong>der</strong> gefragtesten Fotografen weltweit. Erstmals<br />
in Deutschland präsentiert das Kunstmuseum Wolfsburg<br />
rund 115 Werke des amerikanischen Fotografen.<br />
„Steve McCurry – Im Fluss <strong>der</strong> Zeit. Fotografien <strong>aus</strong> Asien<br />
1980-2011“ (www.kunstmuseum-wolfsburg.de).<br />
Kambodscha<br />
Es ruhe <strong>der</strong> König!<br />
Der König ist tot, es lebe die Erinnerung! Das kurzfristig erbaute Krematorium, in dem Seine Majestät Norodom<br />
Sihanouk am 4. Februar diesen Jahres in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh eingeäschert wurde,<br />
soll vorerst als Gedenkstätte und Sehenswürdigkeit erhalten bleiben. Kurz nach dem Tod des ehemaligen<br />
Königs, <strong>der</strong> am 15. Oktober 2012 im Alter von 89 Jahren in Beijing gestorben war, hatten Bauarbeiter<br />
damit begonnen, auf dem freien Preah-Meru-Platz zwischen Königspalast und Nationalmuseum die Verbrennungsstätte<br />
zu errichten. <strong>Die</strong> Arbeiten an dem 30 Meter hohen Turm, <strong>der</strong> von Ehrentribünen gesäumt<br />
wird, dauerten ganze 100 Tage und 100 Nächte und sollen circa 1,2 Millionen Euro gekostet haben.<br />
80 www.inasien.de<br />
02/2013
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bis 21.04., MAK Wien<br />
Japan sinkt. Ein Manga<br />
Mangas beschreiben nicht, sie vermischen Phantasie und Realität. <strong>Die</strong> Ausstellung<br />
„Nippon Chinbotsu. Japan sinkt. Ein Manga“ widmet sich <strong>der</strong> visuellen Ästhetik<br />
und grafischen Qualität japanischer Comics, die zu einem Massenphänomen <strong>der</strong><br />
zeitgenössischen Kultur avanciert sind. <strong>Die</strong>se Ausstellung konzentriert sich auf<br />
„Nippon Chinbotsu“, welches als 15-bändige Taschenbuchserie veröffentlicht<br />
wurde: Ausgehend vom Untergang Japans durch ein Erdbeben, verfolgt Ishiki’s<br />
Manga mehrere Handlungsebenen. Wie etwa die Bevölkerung gerettet wird bzw.<br />
wie <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong> Zerstörung eines hochtechnisierten Landes begegnet<br />
werden kann. Originale machen die Entstehung des Mangas nachvollziehbar,<br />
von den ersten Ideenskizzen<br />
über die Reinzeichnung bis hin<br />
zum Buch. Tokihiko Ishiki hat<br />
sich zunächst als Zeichner von<br />
Sport-Manga einen Namen gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Serie Derby Jockey<br />
(1999–2004) brachte ihm den<br />
Durchbruch (www.mak.at).<br />
Feng Shui<br />
Chinesischer Nationalzirkus<br />
01.03.-30.04., Thailand<br />
Sweet Grape & Best of Damnoen Saduak Fair<br />
Jedes Jahr im März und April findet<br />
ein landwirtschaftliches Volksfest am<br />
Pier des Wat Chotikaram in <strong>der</strong> Region<br />
von Damnoen Saduak statt, Thailands<br />
berühmtesten schwimmenden Markt<br />
mit rund 300 Booten südöstlich von<br />
Bangkok. Neben einer Bootsprozession<br />
gibt es einen „Sweet Grape Contest“,<br />
ein Nudelesswettkampf und einen<br />
Schönheitswettbewerb.<br />
Feng Shui, die uralte Lehre <strong>der</strong> Chinesen, kann <strong>der</strong><br />
Schlüssel sein für ein erfülltes und harmonisches Leben.<br />
Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui „Wind<br />
und Wasser“ und beschreibt die Wechselwirkung<br />
mächtiger Naturkräfte. <strong>Die</strong> neue Produktion des<br />
Chinesischen Nationalzirkus soll eine Metapher<br />
auf die Grundlagen <strong>der</strong> Lebensbalance sein, denn<br />
auch <strong>der</strong> chinesische Akrobat muss in absolutem<br />
Einklang mit sich und seinem Tun sein, um diese<br />
waghalsigen und zugleich poetischen Kunststücke<br />
in höchster Vollendung zu praktizieren. Erst dann<br />
machen diese Körperkünste uns glauben, die Erdanziehungskraft<br />
wäre für einen Moment aufgehoben<br />
worden. Ganz nach dem Motto: „Ein chinesischer<br />
Akrobat macht keinen Handstand – ein<br />
chinesischer Akrobat ist <strong>der</strong> Handstand!“ Termine<br />
und Karten: www.chinesischer-nationalcircus.eu<br />
Es naht die Zeit des...<br />
Eierkonservierens. Wahre Meister darin sind die Chinesen, denn selbst ungekühlt sollen die<br />
„t<strong>aus</strong>endjährigen Eier“ drei Jahre lang haltbar sein. Das Rezept: Ungekochte Enten- und<br />
Hühnereier werden mit einer Mixtur <strong>aus</strong> Asche, Kalk, Zitrone, Salz und Wasser eingestrichen<br />
und anschließend für drei Monate an einem kühlen Ort verwahrt. Das in das Ei<br />
gewan<strong>der</strong>te Salz und die Lauge konservieren die empfindlichen Eiweiße und Fette. Das Ergebnis<br />
ist nicht je<strong>der</strong>manns Geschmack: Das Eigelb wird grün und bekommt einen käsigen<br />
Geschmack, während sich das Eiweiß in eine braune, gallertartige Masse verwandelt.<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 81
Kultur<br />
KAMBODSCHA<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.B<br />
Stand 225<br />
Kambodscha<br />
Der Tanz <strong>der</strong> Götter<br />
Kriege, Stürme und die Schreckensherrschaft <strong>der</strong> Roten Khmer haben ihrem Lächeln<br />
nichts anhaben können: <strong>Die</strong> 3.000 Apsara-Tänzerinnen, die in den Sandstein <strong>der</strong><br />
Galerien von Angkor Wat gemeißelt wurden, wirken noch heute so anmutig wie im<br />
12. Jahrhun<strong>der</strong>t. In den 1940er Jahren verhalf Königin Sisowath Kossamak dem Tanz<br />
<strong>der</strong> „Wasserwandlerinnen” zu einer neuen Blüte und machte ihre Enkeltochter Bopha<br />
Devi nach jahrelanger Ausbildung zum gefeierten Star des Apsara-Tanzes. Heute hat<br />
sich die Apsara Arts Association in Phnom Penh dazu verpflichtet, die 1.000 Jahre<br />
alte Tradition vor dem Vergessen zu retten<br />
82<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Kultur<br />
Acht Jahre und länger dauert die Ausbildung zur Apsara-Tänzerin. In <strong>der</strong> Apsara Arts Association<br />
in Phnom Penh gibt die ehemals königliche Tänzerin Vong Metry ihr Wissen weiter<br />
Jede Tänzerin trägt im Unterricht ein handgefertigtes Wickelgewand <strong>aus</strong> mehreren Metern Stoff.<br />
Viele Schülerinnen, tlw. erst drei Jahre alt, stammen <strong>aus</strong> armen Verhältnissen o<strong>der</strong> sind Waisen<br />
Jede Tänzerin, in Stein gemeißelt,<br />
sieht an<strong>der</strong>s <strong>aus</strong>, doch ihre prächtigen<br />
Kostüme und grazilen Körper<br />
vereinen sie. Im historischen Riesenreich<br />
Kambuja mit <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
Angkor im heutigen Kambodscha<br />
galten sie als Inbegriff <strong>der</strong><br />
Schönheit. Mehr als 4.000 Gesten<br />
umfasste das Repertoire <strong>der</strong> „Wasserwandlerinnen”<br />
– so die wörtliche<br />
Übersetzung des Sanskrit-Wortes<br />
Apsara – mit dem sie wortlos Geschichten<br />
<strong>aus</strong> dem Reich <strong>der</strong> Mythen<br />
erzählten und gleichermaßen<br />
die Herrscher, die Priester und das<br />
Volk verzückten.<br />
Diktator Pol Pot und seine Roten<br />
Khmer, die Kambodscha in den<br />
1970er Jahren gewaltsam zu einem<br />
reinen Agrarstaat ohne Geld, Bildung<br />
und Kultur nie<strong>der</strong>knechteten,<br />
empfanden den Apsara-Tanz als<br />
unnötige Verschwendung von Zeit,<br />
Energie und Arbeitskraft. „Als sie<br />
im April 1975 in Phnom Penh einmarschierten,<br />
vertrieben sie uns mit<br />
Waffen <strong>aus</strong> dem Palast. Wir rannten<br />
um unser Leben”, erzählt Vong<br />
Metry. <strong>Die</strong> zierliche Frau, die 1972<br />
nach einer 14 Jahre währenden Ausbildung<br />
zur königlichen Tänzerin<br />
wurde, überlebte als eine <strong>der</strong> ganz<br />
wenigen ihrer Zunft den Völkermord<br />
<strong>der</strong> Roten Khmer. Fast alle<br />
Tänzerinnen wurden ermordet o<strong>der</strong><br />
starben an Hunger, Krankheit und<br />
Erschöpfung. Vong Metry schuftete<br />
täglich auf den Reisfel<strong>der</strong>n,<br />
ernährte sich von Unkraut und Abfällen,<br />
schöpfte <strong>Kraft</strong> allein <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />
Erinnerung an ihre Kunst. Hätte<br />
man sie in den Arbeitslagern beim<br />
Tanzen beobachtet, wäre das ihr To-<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 83
Kultur<br />
Tanzlehrerin Vong Metry korrigiert Haltung und Armarbeit einer jungen Schülerin.<br />
Sie selbst erlernte die Kunst in den 1960er Jahren am Königshof von Phnom Penh<br />
Bei Aufführungen werden die Tänzerinnen in ihre<br />
Samtgewän<strong>der</strong> eingenäht<br />
desurteil gewesen. „Ich habe mich<br />
einfach nur hingesetzt, die Musik<br />
in meinem Herzen gespürt und in<br />
meinem Kopf alle Tanzbewegungen<br />
durchgespielt.”<br />
„Für Reiche zu anstrengend“<br />
Nach 20 Jahren Diktatur und Bürgerkrieg<br />
lag Kambodscha am Boden.<br />
Zwei Millionen Einwohner<br />
Hilfe gesucht<br />
Unser Autor Michael Scholten<br />
(im Bild) lebt in Phnom Penh und unterstützt<br />
die Apsara Arts Association seit<br />
2008 durch die Erlöse eines stets im November<br />
erscheinenden FotoKalen<strong>der</strong>s<br />
(www.michaelscholten.com/kalen<strong>der</strong>).<br />
<strong>Die</strong> Initiative „Engel brauchen Flügel”<br />
des Hamburger Journalisten Jochen Voigt<br />
vermittelt Schulpatenschaften für die<br />
Mädchen <strong>der</strong> Apsara Arts Association in<br />
Phnom Penh. Ein Pate deckt mit 60 Euro<br />
im Monat, also 720 Euro im Jahr, die<br />
Gebühren für den Besuch <strong>der</strong> Western<br />
International School, für Schuluniformen,<br />
Bücher und Schreibhefte. Informationen:<br />
www.jochenvoigt.de<br />
waren gestorben, die an<strong>der</strong>en sechs<br />
Millionen kämpften ums nackte<br />
Überleben. Doch Vong Metry und<br />
ihr Mann Chhay Sopha, <strong>der</strong> ab<br />
1979 im Ministerium für Kultur<br />
und Schöne Künste arbeitete, stellten<br />
sich <strong>der</strong> Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, den<br />
Apsara-Tanz vor dem endgültigen<br />
Untergang zu retten. 1998 gründeten<br />
sie die Apsara Arts Association,<br />
um Kambodscha eine nationale<br />
Identität zurückzugeben.<br />
In ihrem Tanztheater, einem auf<br />
Stelzen gebauten Holzh<strong>aus</strong> am östlichen<br />
Stadtrand von Phnom Penh,<br />
unterrichtet Vong Metry an sechs<br />
Tagen pro Woche bis zu 150 Kin<strong>der</strong><br />
ehrenamtlich. <strong>Die</strong> Kleinsten sind gerade<br />
mal drei Jahre alt. 20 von ihnen<br />
wohnen in einem <strong>der</strong> Schule angeschlossenen<br />
Waisenh<strong>aus</strong>, die an<strong>der</strong>en<br />
Kin<strong>der</strong> kommen <strong>aus</strong> ärmlichen<br />
Verhältnissen. „<strong>Die</strong> Töchter reicher<br />
Familien empfinden die Ausbildung<br />
als viel zu anstrengend”, sagt Vong<br />
Metry. „<strong>Die</strong> gehen lieber in die<br />
Disco, ins Kino o<strong>der</strong> zum Karaoke.<br />
Ihnen fehlt je<strong>der</strong> Ansporn, eine erfolgreiche<br />
Tänzerin zu werden und<br />
den sozialen Aufstieg zu schaffen.”<br />
Bis zu acht Jahre dauert die Ausbildung<br />
einer professionellen Tänzerin.<br />
Dabei lernen die Mädchen<br />
nicht nur Körperbeherrschung, Ausdruckskraft<br />
und Darstellungskunst,<br />
son<strong>der</strong>n sammeln auch Selbstbewusstsein<br />
für ihr späteres Leben<br />
jenseits <strong>der</strong> Bühne.<br />
Schweres Überleben<br />
Vong Metry blickt stolz auf die<br />
Arbeit, die sie, ihr Mann, die drei<br />
leiblichen Kin<strong>der</strong> und viele hun<strong>der</strong>t<br />
junge Tänzerinnen und Musiker seit<br />
1998 geleistet haben. Doch die Zukunft<br />
<strong>der</strong> Apsara Arts Association ist<br />
nicht so golden wie <strong>der</strong> aufwendige<br />
Kopfschmuck, den die Künstlerinnen<br />
bei ihren Aufführungen tragen:<br />
Das Grundstück <strong>der</strong> Tanzschule,<br />
einst das Armenviertel <strong>der</strong> Hauptstadt,<br />
ist ins Visier von Immobilien-<br />
Spekulanten geraten. Ein Sponsor<br />
<strong>aus</strong> den USA ist abgesprungen, die<br />
kambodschanische Regierung verweist<br />
stets auf leere Kassen, während<br />
die bekannt korrupten Politiker<br />
ein Luxusleben führen.<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Botschaft in Phnom<br />
Penh leistete im August 2012 erste<br />
Hilfe durch die Gewährung eines<br />
Mikrokredits, doch die Schule ist<br />
weiterhin auf Spenden von Touristen<br />
angewiesen. <strong>Die</strong>se können<br />
die Apsara Arts Association täglich<br />
außer sonntags von 8 bis 10.30 und<br />
von 14 bis 17 Uhr in <strong>der</strong> 598. Straße,<br />
Nr. 71, in Phnom Penh besuchen.<br />
Der Eintritt ist gratis, Spenden sind<br />
willkommen.<br />
Jede Fingerstellung muss perfekt<br />
sitzen. Das Repertoire <strong>der</strong> Apsara-<br />
Tänzerinnen umfasst über 4000 Gesten<br />
84<br />
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02/2013
S t i c h w o r t A s i e n<br />
Land des Lächelns<br />
„Das Land des Lächelns“, ein fast schon geflügeltes Wort als Synonym für – ja,<br />
für welches Land eigentlich? Ob in China, Japan o<strong>der</strong> Thailand, häufig tragen die<br />
Menschen dort ein Lächeln zur Schau<br />
„Wenn uns Chinesen das Herz auch bricht,<br />
Wen geht das was an, wir zeigen es nicht.<br />
Immer nur lächeln und immer vergnügt,<br />
Immer zufrieden, wie‘s immer sich fügt.<br />
Lächeln trotz Weh und t<strong>aus</strong>end Schmerzen,<br />
Doch wie’s da drin <strong>aus</strong>sieht, geht keinen was an.“<br />
Der chinesische Prinz Sou-<br />
Chong singt diese Verse in<br />
<strong>der</strong> Operette „Das Land des<br />
Lächelns“ (1929) des Komponisten<br />
Franz Lehár. Zur Handlung:<br />
Bei einem Besuch in Wien hat <strong>der</strong><br />
Prinz ein Auge auf die Grafentochter<br />
Lisa geworfen. <strong>Die</strong> beiden<br />
verlieben sich, doch am Ende muss<br />
Sou-Chong sie ziehen lassen. Seine<br />
wahren Gefühle, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Liebesdingen, verbirgt er hinter<br />
einer lächelnden Maske: „Lächeln<br />
trotz Weh und t<strong>aus</strong>end Schmerzen“.<br />
Erster Schritt zur<br />
Problemlösung: Lächeln!<br />
In <strong>der</strong> Operette ist mit „Land des<br />
Lächelns“ ganz offensichtlich China<br />
gemeint. Das geflügelte Wort<br />
nutzen mittlerweile Medien und<br />
Tourismusveranstalter, um die Magie<br />
und auch die Fremdartigkeit<br />
asiatischer Län<strong>der</strong> bildhaft zu beschreiben.<br />
Und da Thailand die<br />
bekannteste asiatische Destination<br />
ist – zumindest hierzulande –, gilt<br />
das Königreich und nicht China als<br />
„Land des Lächelns“.<br />
Besuchern hingegen erscheint<br />
das ewige Lächeln <strong>der</strong> Asiaten häufig<br />
als äußerst unpassend. Warum<br />
das so ist? Westlich geprägte Menschen<br />
projizieren ihre Emotionen<br />
in das geschenkte Lächeln. Ein<br />
Paradebeispiel: Wer sich gerade an<br />
<strong>der</strong> Rezeption wütend über sein<br />
schmutziges Zimmer beschwert,<br />
wird sich noch mehr über den lächelnden,<br />
asiatische Rezeptionisten<br />
ärgern und ihm das als freches Verhalten<br />
<strong>aus</strong>legen. Dabei sollte das<br />
Lächeln den tobenden Hotelgast<br />
doch eigentlich beschwichtigen bzw.<br />
Traurigkeit o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gefühle<br />
verbergen. Ebenso bedeutet das<br />
einem Mann geschenkte Lächeln<br />
einer thailändischen Frau nicht unbedingt<br />
Zuneigung, son<strong>der</strong>n kann<br />
auch schlicht „nein“ heißen.<br />
Lächeln als Lebenshaltung<br />
Buddhastatuen mit geschwungenen<br />
Lippen und hochgezogenen Mundwinkeln<br />
versinnbildlichen ebenfalls<br />
die Popularität des im Überfluss<br />
verwendeten Begriffs „Land des<br />
Lächelns“. Und doch zieht dieses<br />
rätselhafte Lächeln Besucher immer<br />
wie<strong>der</strong> in seinen Bann. Der freundliche<br />
Gesichts<strong>aus</strong>druck drückt die<br />
asiatische Lebenshaltung <strong>aus</strong>, an<strong>der</strong>e<br />
nicht mit den eigenen Gefühlen<br />
belästigen zu wollen. „Denn wie’s<br />
da drin <strong>aus</strong>sieht, geht niemand was<br />
an“, singt <strong>der</strong> chinesische Prinz.<br />
Lächeln bedeutet Respekt, Einhaltung<br />
<strong>der</strong> Hierarchien, Höflichkeit<br />
und Zurückhaltung. Gerade gegenüber<br />
dem Faran, dem Auslän<strong>der</strong>,<br />
will <strong>der</strong> Chinese sein Gesicht wahren<br />
– und das geht nicht, wenn man<br />
<strong>aus</strong>fällig wird o<strong>der</strong> seine Fassung<br />
Es gibt ein Problem? Erst mal lächeln, heisst es da in Asien<br />
- und das bringt so manchen Europäer zur Weißglut<br />
verliert, wie etwa <strong>der</strong> tobende Hotelgast<br />
an <strong>der</strong> Rezeption.<br />
Lächeln ist in Asien also oft weniger<br />
Ausdruck von Emotionen als<br />
eher eine Konvention. <strong>Die</strong>s dürfte<br />
uns so fremd aber nicht sein. Auch<br />
wir Europäer kennen schließlich<br />
das höfliche Lächeln o<strong>der</strong> Lächeln<br />
<strong>aus</strong> Unsicherheit. Vielleicht sind<br />
wir damit oft gar nicht so viel an<strong>der</strong>s<br />
als die Asiaten.<br />
Milena Bähnisch<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 85
Kultur<br />
China<br />
auf <strong>der</strong> ITB<br />
Halle 26.C<br />
Stand 318B<br />
Christentum im Aufbruch<br />
Chinas Gesellschaft hat sich innerhalb <strong>der</strong> letzten dreißig Jahre stark gewandelt.<br />
Verstädterung, Umweltzerstörung und zunehmen<strong>der</strong> Materialismus sind die Kehrseiten<br />
eines rasanten wirtschaftlichen Aufstiegs. <strong>Die</strong> Situation <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>arbeiter, aber auch<br />
die lei<strong>der</strong> noch heute zum Teil praktizierte Kin<strong>der</strong>arbeit sind auch in Europa keine<br />
unbekannten Themen. Unser Fachautor Martin Mohrenz widmet sich einem Thema,<br />
welches erstaunlicherweise wenig diskutiert wird: die Renaissance <strong>der</strong> Religionen und<br />
<strong>der</strong> Aufstieg des Christentums im Reich <strong>der</strong> Mitte<br />
86<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Kultur<br />
S<br />
pätestens seit Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />
erlebt China eine religiöse Renaissance,<br />
von vielen Sinologen<br />
als sogenanntes „Religionsfieber“<br />
bezeichnet. Aufgrund des rasanten<br />
sozio-ökonomischen Wandels, <strong>der</strong><br />
auch eine sozio-kulturelle Orientierungslosigkeit<br />
mit sich bringt, versuchen<br />
sich die Menschen neu zu<br />
orientieren. Immer mehr unter ihnen<br />
sehen den Sinn des Lebens nicht<br />
(mehr) im Kommunismus, aber<br />
auch nicht in einer Konsumorientierung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft. Neben<br />
Urbanisierung und Materialismus<br />
entdecken sie mehr und mehr wie<strong>der</strong><br />
die Kultur und Geschichte ihres<br />
Landes.<br />
Für Herrn Wang, Taxifahrer <strong>aus</strong><br />
Kunming, <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> südwestchinesischen<br />
Provinz Yunnan,<br />
haben die chinesischen Großstädte<br />
schon vieles an chinesischer Kultur<br />
verloren. „Dort ist China nicht<br />
mehr China,“ so <strong>der</strong> 40jährige.<br />
Religion mit Hochkonjunktur<br />
Jene Aussage mag exemplarisch<br />
für die <strong>der</strong>zeitige Entwicklung im<br />
Land stehen. Wird es China gelingen<br />
„Östliches als Substanz zu<br />
bewahren und Westliches als Gebrauch“<br />
zu nützen, wie es <strong>der</strong> Sinologe<br />
Oliver Fülling in seinem Buch<br />
„China. Richtig Reisen“ formuliert<br />
hat? <strong>Die</strong> religiöse Renaissance ist<br />
auf diesem gesellschaftlichen Hintergrund<br />
zu sehen. Sie lässt sich<br />
jedoch nicht allein mit dieser Entwicklung<br />
erklären. Sie ist ebenso<br />
ein menschliches und religiöses<br />
Bedürfnis – ein Bedürfnis, welches<br />
den Menschen erst zum Wun<strong>der</strong><br />
Mensch macht. Der Action- und<br />
Historienfilm „Shaolin“ mit dem<br />
in China und Hongkong außerordentlich<br />
beliebten Sch<strong>aus</strong>pieler<br />
Andy Lau ist auch im Rahmen <strong>der</strong><br />
religiösen Renaissance und Wie<strong>der</strong>besinnung<br />
auf ethische Werte<br />
zu sehen.<br />
Auch ist es die areligiöse Erziehung<br />
<strong>der</strong> Generation unter Mao und<br />
auch nachfolgen<strong>der</strong> Generationen,<br />
die viele Menschen – vor allem<br />
viele junge in den Städten – bewegt<br />
und motiviert, sich mit Religion<br />
wie<strong>der</strong> <strong>aus</strong>einan<strong>der</strong>zusetzen. Aus<br />
dieser Situation her<strong>aus</strong> entstand ein<br />
religiöses Vakuum, das zu füllen<br />
nicht wenige Menschen bestrebt<br />
sind.<br />
<strong>Die</strong> Wie<strong>der</strong>kehr des Religiösen<br />
und <strong>der</strong> Religionen zeigt sich auch<br />
in den Tempeln und Klöstern des<br />
Landes. <strong>Die</strong> große Mehrheit <strong>der</strong><br />
Mönche stellen Menschen <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />
jüngeren und <strong>aus</strong> <strong>der</strong> älteren Generation<br />
dar – und nicht <strong>aus</strong> jener,<br />
die in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Kulturrevolution<br />
groß geworden ist.<br />
Während jedoch im Reich <strong>der</strong><br />
Mitte alle Religionen wie<strong>der</strong> eine<br />
Renaissance erleben, ist das Christentum<br />
die am schnellsten wachsende<br />
Religion in China. Warum<br />
aber ist das so? Wie steht es um<br />
Chinas Christen? Wie sieht die<br />
gesetzliche Lage <strong>aus</strong>? Und wie gestalten<br />
sich die Beziehungen des<br />
Vatikans zum chinesischen Staat<br />
und umgekehrt?<br />
H<strong>aus</strong>- und Untergrundkirchen<br />
Obwohl sich die Volksrepublik<br />
China heute noch als säkularen,<br />
atheistischen Staat sieht, gibt es<br />
fünf Glaubensrichtungen, die vom<br />
Staat offiziell anerkannt werden:<br />
Daoismus, Buddhismus, Islam und<br />
das Christentum protestantischer<br />
und katholischer Prägung. Jene Religionen<br />
werden vom Staat nicht<br />
nur akzeptiert, son<strong>der</strong>n teilweise<br />
auch geför<strong>der</strong>t.<br />
Interessant ist die Tatsache, dass<br />
Protestantismus und Katholizismus<br />
Ein Buchladen <strong>der</strong> baptistischen Kirche in <strong>der</strong> ehemaligen portugiesischen<br />
Kolonie Macao. <strong>Die</strong> überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> chinesischen Christen gehört <strong>der</strong><br />
evangelischen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en evangelikalen Kirchen an<br />
<strong>Die</strong> 1907 erbaute<br />
Sopienkathedrale<br />
ist ein Wahrzeichen<br />
für die russischorthodoxe<br />
Vergangenheit<br />
Harbins<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 87
Kultur<br />
Innenansicht <strong>der</strong> Sopienkathedrale in Harbin, die heute, ihrem ursprünglichen<br />
Zweck entwendet, ein sehenswertes Museum zur Stadtgeschichte beherbergt<br />
als zwei unterschiedliche Religionen<br />
angesehen werden. Laut <strong>der</strong> heute<br />
noch gültigen Verfassung gewährt<br />
<strong>der</strong> Staat seinen Bürgern Religionsfreiheit.<br />
Doch bezieht sich dies nur<br />
auf Glaubens- und Gewissensfreiheit<br />
und nicht auf die Ausübung <strong>der</strong><br />
Religionen. Bei <strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong><br />
religiösen Praxis braucht man etwa<br />
die Erlaubnis des Staates, wie es<br />
<strong>der</strong> jetzige Bischof von Hongkong<br />
John Tong Hon beim letzten Treffen<br />
<strong>der</strong> Weltkirche im Frühjahr 2011 in<br />
Würzburg treffend formuliert hat.<br />
Aus diesem Grund gibt es staatlich<br />
anerkannte, aber eben auch staatlich<br />
nicht anerkannte Gruppen. Bei<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche gibt es auf<br />
<strong>der</strong> einen Seite die Katholisch Patriotische<br />
Vereinigung und auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en die romtreue Untergrundkirche.<br />
Ähnlich bei den Protestanten:<br />
<strong>Die</strong> „Drei-Selbst-Kirche“ ist<br />
staatlich anerkannt; die diversen<br />
H<strong>aus</strong>- bzw. Untergrundkirchen hingegen<br />
sind dies nicht. Sowohl bei<br />
den Katholiken als auch bei den<br />
Protestanten haben die nicht staatlich<br />
anerkannten Kirchen deutlich<br />
mehr Gläubige als die registrierten<br />
Glaubensgemeinschaften.<br />
Warum aber ist <strong>aus</strong>gerechnet<br />
das Christentum die Religion im<br />
Reich <strong>der</strong> Mitte, die am schnellsten<br />
wächst? Laut <strong>der</strong> South China<br />
Morning Post vom 16. Oktober<br />
2010 gehört die Volksrepublik China<br />
zu den Län<strong>der</strong>n weltweit, die den<br />
höchsten Anteil an Protestanten in<br />
absoluter Zahl vorweisen können.<br />
Manche Beobachter gehen bereits<br />
von 100 Millionen Mitglie<strong>der</strong>n diverser<br />
protestantischer Kirchen <strong>aus</strong>.<br />
Offizielle Zahlen hingegen geben<br />
nicht einmal annähernd die Realität<br />
wie<strong>der</strong>. Denn allein in Shanghai<br />
soll es etwa 30 bis 60 religiöse<br />
Untergruppen geben, die nicht registriert<br />
sind und <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong><br />
deshalb offiziell meist als Atheisten<br />
gelten. Jene Geheimgesellschaften<br />
sind meist Buddhisten und/o<strong>der</strong><br />
Daoisten.<br />
<strong>Die</strong> Suche nach dem Sinn des<br />
Lebens und die areligiöse Erziehung<br />
sind schon mal zwei Gründe,<br />
welche die machtvolle Wie<strong>der</strong>kehr<br />
<strong>der</strong> Religionen in <strong>der</strong> chinesischen<br />
Gesellschaft erklären. Interessant<br />
dabei ist: Beschäftigt man sich mit<br />
dem chinesischen Christentum von<br />
heute, kommt man nicht an den sogenannten<br />
„Kulturchristen“ vorbei,<br />
Menschen, die sich von sich <strong>aus</strong> mit<br />
<strong>der</strong> christlichen Lehre beschäftigen<br />
wollen. Meist sind sie in einem<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger atheistischen<br />
Milieu aufgewachsen. Das universale<br />
Gebot <strong>der</strong> Nächstenliebe sowie<br />
die Existenz eines allmächtigen und<br />
persönlichen Gottes – den es so<br />
nicht im Daoismus gibt – sind<br />
dabei die wichtigsten Kriterien für<br />
ihre Annährung an die christliche<br />
Lehre. <strong>Die</strong> Nächstenliebe, die<br />
dem traditionellen chinesischen<br />
Gruppendenken (Danwei-Denken)<br />
gegenübersteht, sowie ein persönlicher<br />
und allmächtiger Gott sind<br />
für die meisten dieser Menschen<br />
die wichtigsten Gründe, den christlichen<br />
Glauben anzunehmen.<br />
Medien för<strong>der</strong>n Religion<br />
Medien aller Art, so Herr Hung,<br />
Generalsekretär des Ricci Institutes<br />
in Macao, spielen bei <strong>der</strong> Verbreitung<br />
des Christentums in China<br />
eine nicht zu unterschätzende<br />
Rolle, schließlich kommen heute<br />
mehr Nachrichten und Informationen<br />
unterschiedlichster Art ins<br />
Land als früher. Dadurch, dass auch<br />
88<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
immer mehr Menschen Zugang zu<br />
technischen Mitteln haben, werden<br />
auch Themen diskutiert, die<br />
bisher kaum Verbreitung fanden<br />
bzw. totgeschwiegen wurden. Zum<br />
einen ist es unmöglich, dass die<br />
Zensur alles verhin<strong>der</strong>t, zum an<strong>der</strong>en<br />
gibt es auch staatlich tolerierte<br />
Medien. Darüber hin<strong>aus</strong> engagieren<br />
sich Priesterseminare, Schwesternkonvente,<br />
christliche Seminare und<br />
religiöse Gemeinschaften sozial<br />
karitativ. All diese Komponenten<br />
sorgen für die schnelle Verbreitung<br />
des Christentums in China,<br />
so <strong>der</strong> Generalsekretär. Und eine<br />
an<strong>der</strong>e Stimme <strong>aus</strong> China, die <strong>der</strong><br />
25jährigen Studentin Li <strong>aus</strong> Tianjin:<br />
„Christ sein bedeutet nicht<br />
die Aufgabe chinesischer Kultur,<br />
Mentalität, Philosophie und Identität.“<br />
<strong>Die</strong> junge Frau sieht vielmehr<br />
die chinesische Kultur durch<br />
Materialismus und Globalisierung<br />
bedroht.<br />
Was viele Menschen fasziniert,<br />
ist die christliche Lebenspraxis und<br />
das christliche Lebenszeugnis, so<br />
<strong>der</strong> Bischof von Hongkong. Auch<br />
das Zusammenleben und <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />
in christlichen Dörfern<br />
begeistern viele Menschen.<br />
Gemeinschaftliche Feiern des Gottesdienstes<br />
und gemeinsame soziale<br />
Aktivitäten machen christliche<br />
Dörfer auch außerhalb <strong>der</strong> Dorfgrenzen<br />
bekannt. Generell hat auch<br />
die Regierung erkannt, dass Religion<br />
die Menschen dort erreicht, wo<br />
sie selbst nicht hinkommen kann,<br />
etwa das spirituelle Bedürfnis des<br />
Menschen.<br />
China und <strong>der</strong> Vatikan<br />
<strong>Die</strong> Volksrepublik China ist einer<br />
<strong>der</strong> wenigen Staaten, mit denen<br />
<strong>der</strong> Vatikan keine diplomatischen<br />
Beziehungen unterhält. Wohl aber<br />
unterhält <strong>der</strong> Kirchenstaat diplomatische<br />
Beziehungen zu Taiwan.<br />
In Taipeh lebt und arbeitet aber<br />
kein päpstlicher Nuntius, son<strong>der</strong>n<br />
lediglich ein „Beauftragter“ des<br />
Vatikans, <strong>der</strong> – so lautet die offizielle<br />
Mitteilung – darauf wartet,<br />
seinen Sitz alsbald nach Beijing<br />
verlegen zu können. Der Kirchenstaat<br />
hatte nämlich <strong>aus</strong> Rücksicht<br />
gegenüber <strong>der</strong> Führung in Beijing<br />
keinen offiziellen Botschafter nach<br />
Taiwan entsendet. Was von manch<br />
bösen Zungen vielleicht als nicht<br />
entscheidungsfreudige „Schreibtischdiplomatie“<br />
abgetan wird, ist<br />
lediglich <strong>der</strong> Versuch des Vatikans,<br />
die diplomatischen Beziehungen zu<br />
beiden Chinas aufrechtzuerhalten<br />
und dabei trotzdem die Führung in<br />
Beijing nicht zu verärgern.<br />
Einer <strong>der</strong> schwierigsten Punkte in<br />
den Beziehungen zwischen <strong>der</strong> Führung<br />
in Beijing und dem Vatikan<br />
ist die Ernennung von Bischöfen.<br />
Beide Seiten sind um eine Annäherung<br />
bemüht, doch die Frage <strong>der</strong><br />
Bischofsweihe bildet noch immer<br />
ein Hin<strong>der</strong>nis in den Beziehungen.<br />
Wie aktuell dieser Streitpunkt<br />
ist, hat sich wie<strong>der</strong> im Sommer des<br />
Jahres 2012 gezeigt: In <strong>der</strong> Diözese<br />
Harbin (Provinz Heilongjiang,<br />
Nordostchina) wurde Anfang Juli<br />
ein Bischof gegen den Willen des<br />
Vatikan ordiniert. <strong>Die</strong> den 48jährigen<br />
Bischof Joseph Yue Fusheng<br />
weihenden Bischöfe sind sowohl<br />
vom Staat als auch von Beijing<br />
anerkannt. <strong>Die</strong> Lage spitzte sich<br />
aber zu, als zwei weitere Bischöfe<br />
– darunter <strong>der</strong> apostolische Administrator<br />
von Harbin, Joseph Zao<br />
Hongcun – von den Behörden am<br />
Tag <strong>der</strong> Weihe festgenommen wurden.<br />
Glücklicherweise wurden sie<br />
wie<strong>der</strong> freigelassen.<br />
Auch <strong>der</strong> abgesetzte Bischof Ma<br />
erntete von <strong>der</strong> Regierung scharfe<br />
Kritik. Der Grund: Ma verkündete,<br />
dass die Kirche sich mehr um<br />
Seelsorge und Mission kümmern<br />
müsse und sich nicht um jeden<br />
Preis staatstreu zeigen solle. <strong>Die</strong>se<br />
Aussage tat er noch während seiner<br />
Amtszeit. Der jüngste Vorfall stellt<br />
jedoch keinen Einzelfall dar. Auch<br />
2006 wurden drei Weihen ohne<br />
Erlaubnis des Papstes vollzogen.<br />
Trotz allem muss gesagt werden,<br />
dass die Mehrheit <strong>der</strong> in China<br />
arbeitenden Bischöfe sowohl vom<br />
Vatikan als auch vom Staat anerkannt<br />
werden.<br />
Das Christentum wird Chinas<br />
Zivilgesellschaft bereichern. <strong>Die</strong>s<br />
ist bereits jetzt vielerorts erkennbar.<br />
So wie das Land heute versucht,<br />
sich neu zu orientieren, so tun dies<br />
auch Chinas Christen. Christ sein<br />
bedeutet nicht Verleumdung chinesischer<br />
Lebensweise, Mentalität<br />
und Kultur, son<strong>der</strong>n die Annahme<br />
<strong>der</strong> Freudensbotschaft des Evangeliums.<br />
So auch Bischof Ting, ehemaliger<br />
Präsident des theologischen<br />
Seminars in Nanjing: „Chinesische<br />
Christen lesen die Bibel sehr aufmerksam<br />
und versuchen das Wort<br />
Gottes hinsichtlich <strong>der</strong> Beziehung<br />
zwischen Gott und Mensch in dem<br />
Sinne zu verstehen, dass sie aktiv<br />
auf seinen Ruf antworten und die<br />
gute Nachricht, dass Gott Liebe ist,<br />
weitersagen.<br />
Kultur<br />
Jedes Jahr begrüßt <strong>der</strong> christliche Chor <strong>der</strong> Lingnan<br />
Universität in Hongkong die neuen Studenten und<br />
werben nach Mitglie<strong>der</strong>n für ihre Vereinigung<br />
Unser Autor<br />
Der 32-jährige Steirer Martin Mohrenz<br />
(martin.mohrenz@gmx.at) hat China bereits<br />
elf mal bereist und kennt auch weniger<br />
bekannte Regionen dieses riesigen<br />
Landes. Nach seinem Studium <strong>der</strong> Geschichte<br />
und Theologie schreibt er <strong>der</strong>zeit<br />
an einer Dissertation über das Christentum<br />
in China. Von ihm erschienen<br />
sind bisher „<strong>Die</strong> Min<strong>der</strong>heiten in Yunnan<br />
– Zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne“ sowie<br />
„Konfuzianismus. Philosophie, Ethik,<br />
Geschichte und Gegenwart“.<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 89
+ News + + + Meldungen + + + Bücher, Filme, CDs + + + News + + + Meldungen + +<br />
Korea: Konflikt<br />
ohne Ausweg<br />
Als letztes Relikt des kalten<br />
Krieges ist Korea bis heute in<br />
Nord und Süd geteilt, von einer<br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung sind beide<br />
Län<strong>der</strong> weit entfernt – von einem<br />
Friedensschluss übrigens auch. Bis<br />
heute herrscht nur Waffenstillstand.<br />
Doch wie wird sich diese<br />
festgefahrene Situation entwickeln?<br />
Chan erläutert nicht nur<br />
die politischen Hintergründe des<br />
koreanischen Konflikts, son<strong>der</strong>n<br />
widmet sich auch <strong>aus</strong>führlich dem<br />
neuen nordkoreanischen Diktator<br />
Kim Jong-Un und wagt einen Ausblick<br />
auf mögliche Entwicklungen.<br />
Ein wenig Interesse an den<br />
militärischen Hintergründen <strong>der</strong><br />
beiden Län<strong>der</strong> kann bei <strong>der</strong> Lektüre<br />
nicht schaden: Der Autor spart<br />
nicht mit fulminanten Szenarien<br />
– nicht zuletzt, weil eine Wie<strong>der</strong>ereinigung<br />
nach deutschem<br />
Muster für beide Seiten immer<br />
weniger attraktiv erscheint.<br />
Bollywood vom Feinsten!<br />
Schmalz und Action sollte man mögen und auch bei Tanzeinlagen nicht zurückschrecken<br />
– dann ist Ek Tha Tiger eine wun<strong>der</strong>bar bunte und gleichzeitig spannende<br />
Unterhaltung: Der Regierungsbeamte Avinash Singh Rathore lebt nach außen ein<br />
unauffälliges Leben. Niemand ahnt, dass er unter<br />
dem Decknamen „Tiger“ zu den besten Agenten<br />
des indischen Geheimdienstes RAW gehört. Als er<br />
in Dublin den Ingenieur Kidwai, den Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
indischen Raketenabwehr, überprüfen soll, verliebt<br />
er sich in die hübsche Studentin Zoya, die Kidwani<br />
den H<strong>aus</strong>halt erledigt. Dumm ist: Beide stehen<br />
offensichtlich auf feindlichen Seiten, denn Zoya<br />
scheint dem Erzfeind Pakistan zuzuarbeiten (Regie:<br />
Kabir Khan, mit Salman Khan, Katrina Kaif u.a.).<br />
„Mission Liebe – Ek Tha Tiger“, Rapid Eye Movies,<br />
128 Min, Indien 2012, ab 12 Jahren, 16,99 €<br />
Martin Guan Djien Chan: „Korea<br />
- Gegenwart und Zukunft eines<br />
geteilten Landes“, Wissenschaftliche<br />
Buchgesellschaft Darmstadt<br />
WBG , 208 Seiten, 24,90 €<br />
Per Pedes durch Nepal<br />
Eigentlich geht es in diesem Reiseführer um die<br />
besten Trekkingrouten des Himalaja-Landes.<br />
Doch dem Bergsteiger Hartung gelingt es,<br />
auch Geschichte und Politik Nepals gut verständlich<br />
zu schil<strong>der</strong>n. Gerade bei <strong>der</strong> Planung<br />
einer Wan<strong>der</strong>reise empfiehlt sich dieser Reiseführer,<br />
denn das Land ist weit<strong>aus</strong> abwechslungsreicher<br />
als angenommen: Wer das atemberaubende<br />
Panorama des Himalajas erleben<br />
will, muss nicht immer Höhenluft schnuppern<br />
o<strong>der</strong> gar gefährliche Aufstiege wagen. Manchmal<br />
reicht es, die beste Route drum herum zu<br />
wählen. Vor allem im fernen Westen empfiehlt<br />
<strong>der</strong> Autor noch viele Routen, auf denen man<br />
keinen Touristen begegnet.<br />
Ray Hartung: „Nepal“, Trescher Verlag, 432 Seiten, 18,95 €<br />
90<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
+ News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Meldungen + + + News + + + Mel<br />
Auf nach Unbekanntistan!<br />
Wirtschaftlich mag Usbekistan<br />
mittlerweile ein Begriff sein,<br />
über die Kultur und Geschichte<br />
des Landes ist noch immer<br />
wenig bekannt – gar nicht zu<br />
reden von Religion, Sprache<br />
und Alltag. Mit diesem Rundumschlag<br />
bringt die Autorin<br />
das Land in greifbare Nähe.<br />
Usbekistan wird dabei durch<strong>aus</strong><br />
differenziert und kritisch<br />
dargestellt. Für Reisende in<br />
die Stan-Region ist dieses Buch<br />
daher eine echte Hilfe und<br />
empfehlenswert – nicht nur<br />
wegen <strong>der</strong> gut umrissenen<br />
Verhaltensregeln.<br />
Mord und Totschlag<br />
im alten China<br />
Katja Koch: „Kulturschock Usbekistan“,<br />
Reise Know-How Verlag, 252 Seiten, 14,90 €<br />
China im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t: Der mittellose<br />
Song Ci arbeitet sich mit Fleiß und<br />
Entschlossenheit vom Leichenbestatter<br />
zum besten Studenten <strong>der</strong> angesehenen<br />
Ming-Akademie hoch. Sein Talent, die<br />
Todesursache <strong>der</strong> Toten zu erkennen,<br />
erregt Aufsehen – aber auch Missgunst.<br />
Song wird denunziert und wegen seiner<br />
revolutionären Obduktionsmethoden<br />
von <strong>der</strong> Justiz verfolgt. Doch seine außergewöhnlichen<br />
Fähigkeiten sprechen<br />
sich herum. Er wird an den kaiserlichen<br />
Hof gebeten, um eine Reihe gr<strong>aus</strong>amer<br />
Morde zu untersuchen. Song Ci willigt<br />
ein, nicht ahnend, welchen Intrigen er<br />
begegnen wird.<br />
Antonio Manuel Garrido: „Der Totenleser“,<br />
Rütten & Loening, 640 Seiten,<br />
22 €<br />
Vietnam-Krimi<br />
Hanoi, Vietnam: <strong>Die</strong> Stadt ist<br />
eng und heiß, <strong>der</strong> Verkehr<br />
mör<strong>der</strong>isch und die Polizei korrupt.<br />
Im Hof eines daoistischen<br />
Tempel liegt die Leiche einer<br />
jungen Frau, schwer misshandelt<br />
und mit einem mysteriösen<br />
Tattoo gezeichnet. Für<br />
Kommissar Ly, Mitte vierzig,<br />
Einzelgänger und Vespa-Fahrer,<br />
ist dies kein Routinefall:<br />
Schnell wird auch seine Familie<br />
mit in den Strudel <strong>der</strong> Gewalt<br />
gezogen. Das Ende zu verraten,<br />
wäre Spielver<strong>der</strong>berei,<br />
sicher ist aber: <strong>Die</strong>ser Krimi<br />
bleibt bis zum Schluss spannend und besticht mit realistischen Beschreibungen<br />
des vietnamesischen Alltags. Kein Wun<strong>der</strong>, kennt sich die Autorin<br />
als Südostasienwissenschaftlerin doch bestens vor Ort <strong>aus</strong>.<br />
Nora Luttmer: „Schwarze Schiffe“, Aufbau Verlag, 233 Seiten, 9,99 €<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 91
A s i e n s P r o m i n e n t e<br />
<strong>Die</strong> Welt spricht über …<br />
… Ang Lee<br />
Für seinen letzten Kinohit Life of Pi wurde er dieses Jahr als bester Regisseur für den<br />
Oscar nominiert. Sein märchenhaftes Werk soll auch sein spirituellstes sein. Wie man<br />
also den Film interpretiert, ist Glaubenssache. Und Herr Lee glaubt an sein Kino!<br />
Er zählt zu den größten Regisseuren<br />
<strong>der</strong> Gegenwart, <strong>der</strong> in<br />
Taiwan geborene und vielfach<br />
<strong>aus</strong>gezeichnete Ang Lee, <strong>der</strong> nebenbei<br />
noch als Drehbuchautor und<br />
Produzent tätig ist. Zu seinem Werk<br />
zählen so unterschiedliche Filme<br />
wie die Jane Austen-Adaption Sinn<br />
und Sinnlichkeit, <strong>der</strong> chinesische<br />
Film Eat Drink Man Woman, <strong>der</strong><br />
Martial Arts-Film Tiger and Dragon<br />
sowie Brokeback Mountain,<br />
<strong>der</strong> die Liebe eines homosexuellen<br />
Pärchens im wilden Westen Amerikas<br />
zum Thema macht und für<br />
den Ang Lee 2006 den Oscar für<br />
die beste Regie erhielt. Doch aller<br />
Anfang ist bekanntlich schwer. Ang<br />
Lee musste für seinen Erfolg hart<br />
kämpfen.<br />
Ang Lee bei <strong>der</strong> Premiere seines Kinofilms Life of Pi im Londoner Empire Leicester<br />
Square Cinema<br />
Von Taipeh nach New York<br />
Aus dem kommunistischen China<br />
nach Taiwan geflüchtet, lernten<br />
sich Lees Eltern erst in <strong>der</strong> neuen<br />
Heimat kennen. Beide hatten ihre<br />
Eltern während <strong>der</strong> kommunistischen<br />
Revolution in China verloren<br />
und hofften nun auf eine sichere<br />
Zukunft. 1954 kam ihr erster Sohn<br />
auf die Welt, Ang Lee. Der Vater,<br />
Lehrer und später Schuldirektor,<br />
wünschte seinem Sohn eine<br />
klassische, akademische Laufbahn.<br />
Doch Ang Lee entschied an<strong>der</strong>s.<br />
Sein Traum: ein Theater- und Filmstudium<br />
in Taipeh. Danach erwarb<br />
er in den USA seinen Bachelor<br />
of Arts in Theaterwissenschaften<br />
und -regie sowie seinen Master in<br />
Film- und Theaterproduktion in<br />
New York.<br />
Karriere als Regisseur machte er<br />
jedoch erst ab 1992. Erst dann überwand<br />
er die Angst, seinen Vater<br />
enttäuschen zu können.<br />
Wenn man nur glaubt<br />
In <strong>der</strong> Tat taucht die Figur des<br />
chinesischen Familienoberhauptes<br />
in vielen seiner Filme auf, etwa in<br />
dem Film Eat Drink Man Woman.<br />
Familiäre Konflikte zwischen den<br />
Generationen, die von <strong>der</strong> Sehnsucht<br />
nach Selbstbestimmung bzw.<br />
Tradition zeugen, sind oft seine<br />
zentralen Themen.<br />
Ang Lee sprach immer offen<br />
über seine Angst, den eigenen Vater<br />
enttäuschen zu können. Umso<br />
überraschen<strong>der</strong> erschien ihm die<br />
väterliche Aufmunterung, seine Produzentenkarriere<br />
weiter zu betreiben,<br />
als er sich nach Fertigstellung<br />
von The Hulk völlig <strong>aus</strong>gebrannt<br />
fühlte und es bei diesem als letzten<br />
Film belassen wollte. Er solle bloß<br />
weitermachen, sonst wäre er ein<br />
schlechtes Beispiel für seine Kin<strong>der</strong>,<br />
mahnte ihn <strong>der</strong> Vater. Und Lee<br />
fing sofort mit <strong>der</strong> Produktion von<br />
Brokeback Mountain an, für den<br />
er den Oscar für die beste Regie<br />
bekam. Lei<strong>der</strong> konnte er sich am<br />
Sterbebett seines Vaters nicht für<br />
dessen spätes, dafür um so größeres<br />
Vertrauen in den Sohn bedanken.<br />
Gen<strong>aus</strong>o wie <strong>der</strong> Protagonist Pi im<br />
Film Life of Pi.<br />
Simona Bianco<br />
simona.bianco@asiavision.de<br />
92<br />
www.inasien.de<br />
02/2012
Kultur<br />
<strong>Shanghais</strong> Strassenküchen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>der</strong> <strong>Teigtasche</strong><br />
In den Straßen, Hinterhöfen und an den platanengesäumten Alleen <strong>der</strong> ostchinesischen<br />
Metropole Shanghai brodelt das pralle Leben. Zahllose Garküchen finden sich hier,<br />
selbst in Neubaugebieten sprießen nach wenigen Wochen die ersten Stände <strong>aus</strong> dem<br />
Boden. Ihre Betreiber kommen <strong>aus</strong> allen Teilen Chinas. So etwa auch die 38-Jährige<br />
Du Manlan. Mehlbestäubt sitzt sie mit drei Angestellten an einem Klapptisch vor<br />
ihrem <strong>Teigtasche</strong>nimbiss in <strong>der</strong> Chifeng Road und faltet palettenweise <strong>Teigtasche</strong>n.<br />
<strong>Die</strong> Autorinnen Nicole Keller und Julia Dautel haben sie für ihr Buchprojekt „<strong>Shanghais</strong><br />
Strassenküchen“ durch den Alltag begleitet<br />
Kaum schaut sie auf ihre emsigen<br />
Hände, son<strong>der</strong>n beobachtet <strong>aus</strong><br />
zusammengekniffenen Augen das<br />
Treiben auf <strong>der</strong> Straße. Es ist unmöglich,<br />
an ihrem Geschäft vorbeizugehen,<br />
und das liegt nicht nur an<br />
den verführerischen Dämpfen, die<br />
<strong>aus</strong> dem Inneren des Ladens dringen.<br />
Du Manlan ist in <strong>der</strong> ganzen<br />
Gegend bekannt, und sie verwickelt<br />
Freunde wie Fremde in Windeseile<br />
in ein Gespräch. <strong>Die</strong> Arbeitszeiten<br />
in ihrem kleinen Geschäft<br />
gehen von 3 Uhr morgens bis 23<br />
Uhr nachts und werden von ihr<br />
und ihren zwölf Mitarbeitern in<br />
Schichten bestritten. Man glaubt<br />
ihr sofort, dass sie selbst während<br />
aller Schichten vor Ort ist. Und das,<br />
obwohl sie ein einjähriges Kind hat,<br />
wie sie stolz berichtet. „Könnt ihr<br />
euch vorstellen, was es heißt, so<br />
lange zu warten? Ich war 37 bei <strong>der</strong><br />
Geburt, das ist uralt! Meine Eltern<br />
haben jeden Tag angerufen, um zu<br />
fragen, ob es vielleicht an meinem<br />
Mann liegt, ob er gesundheitliche<br />
Probleme habe. Aber nein, habe<br />
ich ihnen gesagt, wir haben einfach<br />
an<strong>der</strong>e Dinge zu tun! Was stellen<br />
02/2013<br />
www.inasien.de 93
Kultur<br />
An einer Ecke in <strong>der</strong> Chifeng Road in Shanghai duftet es ganz beson<strong>der</strong>s. Hier<br />
falten Du Manlan und ihre Angestellten emsig Jiaozi mit verschiedenen Füllungen<br />
inAsien-Buchtipp<br />
Eindrücklich fotografiert, aufwendig<br />
und liebevoll gestaltet, zeichnet das<br />
Buch von Julia Dautel und Nicole Keller<br />
ein lebendiges Bild <strong>der</strong> Menschen<br />
<strong>Shanghais</strong>, erzählt ihre Geschichten und<br />
präsentiert rund 50 einfache authentische<br />
<strong>Rezepte</strong> zum Nachkochen. Ein<br />
lebendiger Blick auf ein Shanghai abseits<br />
<strong>der</strong> vielbeschworenen Gigantomanie<br />
und ein Buch für alle Liebhaber <strong>der</strong><br />
asiatischen Küche.<br />
Julia Dautel & Nicole Keller: Shanghai<br />
Strassenküchen,<br />
AT Verlag,<br />
gebunden,<br />
144 S., ISBN 978-<br />
3-03800-716-6,<br />
24,90 €<br />
sie sich vor, was ich mit meinem<br />
Leben anfange? Ich will arbeiten<br />
und reisen, Geld machen und die<br />
Welt sehen!“<br />
Der Druck sei schon sehr groß<br />
gewesen, immer wie<strong>der</strong> in ihrem<br />
Leben habe man ihr vorschreiben<br />
wollen, was sie zu tun habe. Sie<br />
habe mit ihrem Mann viel Glück<br />
gehabt, einem stillen gutmütigen<br />
Herrn. Er habe ihr niemals Vorschriften<br />
gemacht, er sei sehr stolz<br />
auf sie. „Ich bin ein Naturtalent,<br />
ich habe einen guten Geschäftssinn.<br />
Wenn ich etwas anfange, mache<br />
ich es mit voller <strong>Kraft</strong>. Mein Mann<br />
unterstützt mich darin.“ Vor diesem<br />
Geschäft hatte sie ein Hotpot-Restaurant,<br />
das lief auch sehr gut, aber<br />
sei mit <strong>der</strong> Zeit langweilig geworden.<br />
„Ich habe immer schon gern<br />
<strong>Teigtasche</strong>n gemacht, also habe ich<br />
mit diesem kleinen Stand begonnen,<br />
erst allein, nun sind wir dreizehn.“<br />
Du Manlan liebt ihre Arbeit, <strong>der</strong><br />
Kontakt mit den Menschen macht<br />
ihr Spaß, und sie genießt es, ihr<br />
eigener Chef zu sein. Sie weiß, was<br />
sie will, und ihr ist bewusst, dass<br />
ein erfolgreiches Geschäft nur mit<br />
zufriedenen Mitarbeitern zu schaffen<br />
ist. Ihre Mitarbeiterinnen seien<br />
gute Freundinnen, und man glaubt<br />
es ihr, wenn man sie gemeinsam<br />
schwatzend Teig rollen sieht. Sie<br />
selbst isst am liebsten ihre eigenen<br />
Guotie, gebratene <strong>Teigtasche</strong>n.<br />
Wenn sie mal nicht in ihrem Geschäft<br />
ist, isst sie auch <strong>Teigtasche</strong>n,<br />
bei <strong>der</strong> Konkurrenz. Lächelnd erzählt<br />
sie von ihren regelmäßigen<br />
Ausflügen zu an<strong>der</strong>en Jiaozi-Imbissen,<br />
wo sie und ihr Mann gewissenhaft<br />
analysieren, was bei ihnen<br />
besser ist und was sie noch dazulernen<br />
könnten. Recherche<strong>aus</strong>flüge<br />
nennt sie das.<br />
Bei all dem bleibt nicht viel Zeit<br />
für ihr Kind, und so teilt dieses das<br />
Schicksal Millionen an<strong>der</strong>er Kin<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> jungen aufstrebenden Stadtbevölkerung:<br />
Es wächst bei den Großeltern<br />
auf. „Dort ist es auch viel<br />
schöner, die Natur und die Luft sind<br />
besser, es ist nicht schlecht für den<br />
Kleinen. Einmal im Monat fahre ich<br />
ihn besuchen o<strong>der</strong> er kommt her.“<br />
Dennoch verliert sie bei diesem<br />
Thema für einen Moment ihren<br />
fröhlichen Übermut, es ist nicht<br />
einfach, von seinem Kind getrennt<br />
zu leben. Aber so ist es eben.<br />
Was sie sich für die Zukunft wünsche?<br />
Viel mehr reisen. Erst einmal<br />
innerhalb Chinas, eines Tages aber<br />
auch mal ins Ausland. Momentan<br />
fehlt für beides Zeit und Geld. Dabei<br />
kommt ihr ein Gedanke: „Ihr<br />
seid doch <strong>aus</strong> Deutschland! Holt<br />
mich einfach dorthin, dann machen<br />
wir gemeinsam ein <strong>Teigtasche</strong>n-<br />
Restaurant auf! Wir könnten alle<br />
sehr reich werden.“ Den Einwand<br />
eines Nachbarn, sie spreche doch<br />
gar kein Deutsch, lässt sie nicht<br />
gelten: „Ach was, wozu? Alles, was<br />
ich tun werde, ist mai mai mai, verkaufen<br />
verkaufen verkaufen.“<br />
Julia Dautel<br />
94<br />
www.inasien.de<br />
02/2013
Kultur<br />
Jiaozi (<strong>Teigtasche</strong>n)<br />
Asienrezepte zum S ammeln<br />
Leckere Füllungs-Varianten<br />
www.inasien.de 95
Kultur<br />
Jiaozi (<strong>Teigtasche</strong>n)<br />
Zutaten (für ca. 50 Stück)<br />
• 200 g Weizenmehl<br />
• 200 ml Wasser<br />
• ½ TL Salz<br />
Zubereitung des Teigs:<br />
Mehl, Wasser und Salz mischen und zu einem glatten Teig verkneten; falls<br />
nötig, etwas Wasser o<strong>der</strong> Mehl hinzufügen. Mind. 5 Minuten kräftig kneten.<br />
Je länger, umso geschmeidiger wird er und umso geringer die Gefahr, dass er<br />
beim späteren Verarbeiten reißt. Den fertigen Teig zu einer Kugel formen, in<br />
Klarsichtfolie wickeln und mind. 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Parallel<br />
die Füllung zubereiten.<br />
Nach 1 Stunde den Teig auf einer bemehlten Arbeitsplatte sehr dünn <strong>aus</strong>rollen<br />
und dar<strong>aus</strong> Kreise von etwa 8 cm Durchmesser <strong>aus</strong>stechen. Am besten geht das<br />
mit einem dünnwandigen Glas. Aus dem Teig sollten sich 45-50 Kreise stechen<br />
lassen. Auf die Kreise jeweils 1 TL Füllung geben, zusammenklappen und die<br />
Rän<strong>der</strong> fest zusammendrücken. In China wird dies mit den Händen gemacht.<br />
Man kann sich aber auch an den Italienern orientieren und die Rän<strong>der</strong> wie bei<br />
den Ravioli mit einer Gabel festdrücken.<br />
Iin einem großen Topf reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. <strong>Die</strong> Jiaozi in das<br />
sprudelnde Wasser geben (nicht alle gleichzeitig, son<strong>der</strong>n portionsweise, sonst<br />
kleben sie aneinan<strong>der</strong>). Jede Portion etwa 8 Minuten garen, mit einer Schaumkelle<br />
her<strong>aus</strong>heben und sofort servieren. Dazu die Sauce in kleinen Schälchen<br />
zum Dippen reichen.<br />
A sienrezepte zum Sammeln<br />
Füllungs-Varianten<br />
Zubereitung <strong>der</strong> Fleischfüllung: Sojasauce, Salz, Sherry und Pfeffer zum<br />
Hackfleisch geben und gut vermengen. <strong>Die</strong> restlichen Zutaten hinzufügen. In<br />
eine Schüssel geben und zum Füllen bereitstellen.<br />
Füllung mit Rind o<strong>der</strong> Schweinefleisch<br />
• 250 g Rin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Schweinehack • 1 EL Sojasauce<br />
• 1 TL Salz • 1 EL Sherry • ½ TL weißer Pfeffer • 3<br />
EL Sesamöl • ½ Frühlingszwiebel, fein gehackt • 150<br />
g Chinakohl, fein gehackt • 3 Scheiben Ingwer, fein<br />
gehackt • 2 Knoblauchzehen, fein gehackt<br />
Vegetarische Füllung<br />
• 5 Eier • Salz • frisch gemahlener Pfeffer • 2 EL<br />
Rapsöl • ½ TL Sesamöl • 3 Knoblauchzehen, gehackt<br />
• 2 Frühlingszwiebeln, gehackt<br />
Sauce zum Dippen<br />
• 3 EL Sojasauce • 3 EL Sherry • ½ Frühlingszwiebel,<br />
gehackt • 1 TL Ingwer, gehackt • 1 TL Knoblauch,<br />
gehackt • 1 TL Sesamöl • frische Korian<strong>der</strong>blätter<br />
Zubereitung <strong>der</strong> vegetarischen Füllung: <strong>Die</strong> Eier mit Salz und Pfeffer in<br />
einer Schüssel gut verrühren. Raps- und Sesamöl in einer Pfanne auf mittlerer<br />
Stufe erhitzen. Den Knoblauch hinzufügen und etwa 30 Sekunden braten. <strong>Die</strong><br />
Frühlingszwiebeln hinzugeben und etwa 1 Minute mit anbraten. <strong>Die</strong> Eier hinzugeben<br />
und braten, bis sie durchgegart, aber immer noch feucht sind, nicht<br />
<strong>aus</strong>trocknen lassen. In eine Schüssel geben und zum Füllen bereitstellen.<br />
Zubereitung des Dips: Alle Zutaten vermischen und in kleinen Schälchen<br />
bereitstellen. <strong>Die</strong> Jiaozi heiß auf großen Platten servieren, die Sauce separat in<br />
Schälchen dazu reichen. Alternativ eignet sich auch einfach Chilisauce. Übrig gebliebene<br />
Jiaozi können am nächsten Tag in <strong>der</strong> Pfanne kross gebraten werden;<br />
diese ebenfalls sehr beliebte Variante nennt sich „Guotie“.<br />
Traditionell werden Jiaozi zum Chinesischen Neujahr zubereitet. Am Nachmittag versammelt sich<br />
die Familie und faltet stundenlang plau<strong>der</strong>nd die Teiglappen zu Jiaozi. Mittlerweile sind die ursprünglich<br />
<strong>aus</strong> Nordchina stammenden Jiaozi als Snack für zwischendurch sowie als vollwertige<br />
Mahlzeit beliebt. Hat man Freunde zu Besuch, werden Jiaozi zur Begrüßung zubereitet, beim<br />
Abschied isst man eher Nudeln, die für Verbundenheit auch bei örtlicher Trennung stehen. Jiaozi<br />
gelten als die Vorläufer <strong>der</strong> Ravioli, eventuell auch <strong>der</strong> Maultaschen und Piroggen, die sich aber<br />
auch parallel entwickelt haben könnten.<br />
96<br />
www.inasien.de
inAsien-Preisrätsel<br />
Linsenbrennpunkt<br />
Nadelbaum<br />
Abk.:<br />
Mister<br />
GEWINNNEN SIE eine von drei DVDs des<br />
Films RASA YATRA, einer spirituellen<br />
Pilgerfahrt ins Herzen Indiens. Der non-verbale<br />
Film wurde in einem Zeitraum von vier Jahren<br />
gedreht und entführt auf eine meditative und<br />
spirituelle Reise ins majestätische Himalaja-<br />
Gebirge bis nach Vrindavana. Ein<br />
sehenswerter Film von Param Tomanec<br />
Schicken Sie das Lösungswort<br />
bis zum 12. April 2013 an:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
o<strong>der</strong> an: redaktion@inasien.de<br />
Lösungswort<br />
<strong>der</strong> letzten Ausgabe:<br />
Majuli<br />
Gewonnen haben:<br />
Brigitte Asche,<br />
Son<strong>der</strong>sh<strong>aus</strong>en<br />
Yasmin Brüggemann,<br />
Sindelfingen<br />
Heinz-Hubert Schramm,<br />
Inden<br />
Z<br />
U<br />
G A N G B A R<br />
S T E L Z E A G E N T<br />
O E L T O L L M I E S<br />
F E L S E N K P E L E<br />
G A G E K R A T E T E A M<br />
E L G E G E N L F A<br />
A N M A L E N C I N F O L G E<br />
M A A S L S H O W A N O D E<br />
U R S E N A T A H R<br />
S O R T E T A N P R O B E<br />
O K A J A Z Z O P F E R<br />
K A R T O N A E L F E<br />
O H R L E L I T A E R<br />
R E K L A M E I N N<br />
V E R M E R K<br />
M Y<br />
(1-6) Majuli<br />
1<br />
s1818 .58-58<br />
2<br />
Wald-,<br />
Sumpfpflanze<br />
mit <strong>der</strong><br />
Zunge<br />
säubern<br />
3<br />
11<br />
griech.<br />
Vorsilbe:<br />
allein...<br />
4<br />
3<br />
Hin<strong>der</strong>nis<br />
Abk.: gegründet<br />
arbeitsfreier<br />
Tag<br />
Zurücksetzen<br />
eines<br />
PCs<br />
5<br />
4<br />
sieden,<br />
kochen<br />
längliche<br />
Meeresbucht<br />
(span.)<br />
Abk.:<br />
Zugmaschine<br />
loyal,<br />
ergeben<br />
schlechte<br />
Angewohnheit<br />
6<br />
zittern<br />
persönl.<br />
Fürwort,<br />
3. Person<br />
Singular<br />
Schlaufe<br />
Segel am<br />
hinteren<br />
Schiffsmast<br />
7<br />
8<br />
kalte<br />
Mischspeise<br />
italienisch:<br />
du<br />
Laden-,<br />
Schanktisch<br />
einfetten,<br />
schmieren<br />
Milchfettschicht<br />
Gesellschaftszimmer<br />
8<br />
6<br />
9<br />
1<br />
allgemeingültig<br />
Einfall<br />
unermesslich<br />
Bücher-,<br />
Warengestell<br />
Spielleitung<br />
bei Film<br />
und TV<br />
Esskastanien<br />
Abk.: Messerspitze<br />
10<br />
5<br />
Tadel,<br />
Verweis<br />
Tierprodukt<br />
2. Sohn<br />
Adams<br />
®<br />
s1818 .39-59<br />
11<br />
12<br />
Vorhaben,<br />
Absicht<br />
Preisnachlass<br />
Ausruf<br />
des<br />
Schmerzes<br />
Bewegungsform<br />
Telefonbenutzer<br />
Industrieanlage,<br />
Fabrik<br />
Abonnentin<br />
italienisch:<br />
heute<br />
Windstoß<br />
Seeräuber<br />
Abk.:<br />
Berufsschullehrer<br />
12<br />
Speiballen<br />
von<br />
Vögeln u.<br />
Katzen<br />
2<br />
dt.<br />
Nordseehafen<br />
Donau-<br />
Zufluss<br />
in<br />
Bayern<br />
Kolbengetreide<br />
wirklichkeitsfremd<br />
persönl.<br />
Fürwort,<br />
3. Person<br />
Singular<br />
selbsttätiger<br />
Apparat<br />
erwachsener<br />
Mensch<br />
Abendkleid<br />
Teil des<br />
Weinstocks<br />
schlecht,<br />
unangenehm<br />
Vorsilbe:<br />
zwei,<br />
doppelt<br />
stark in<br />
seinen<br />
Bann<br />
ziehen<br />
amerik.<br />
Rapper,<br />
Sch<strong>aus</strong>pieler<br />
Abk.:<br />
Kilometer<br />
9<br />
Resultat<br />
Abk.:<br />
Normalnull<br />
Gewichtseinheit<br />
(Kurzw.)<br />
7<br />
Kurzform:<br />
Skiclub<br />
europ.<br />
Volk<br />
10<br />
Impressum inAsien<br />
inAsien<br />
erscheint zweimonatlich im:<br />
Asia Vision Verlag<br />
Rudolfstraße 22–24<br />
60327 Frankfurt<br />
Tel.: +49 (0)69-665632-0<br />
Fax.: +49 (0)69-665632-22<br />
Internet: www.inasien.de<br />
E-Mail: redaktion@inasien.de<br />
Chefredakteur: Martin Brückner<br />
Redaktion: Ann-Karin Heyer<br />
Layout: Muhammet Simsek<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Christine Amrhein, Milena Bähnisch,<br />
Simona Bianco, Julia Dautel, Marcus Haid,<br />
Francoise H<strong>aus</strong>er, Nicole Keller, Walter<br />
und Cathrina Keller, Jolanta Krolikowska,<br />
Erik Lorenz, Martin Mohrenz,<br />
Andreas Pröve, Detlef Rehn,<br />
Michael Scholten, Jürgen R. Schreiter,<br />
Edith Werner<br />
Anzeigenverkauf: Dagmar Hummel<br />
Druck: <strong>Die</strong>richs Druck, Kassel<br />
Vertrieb: VU Verlagsunion Walluf<br />
Bildnachweise:<br />
Titel: Shutterstock // Inhalt (S. 4): Shutterstock, Michael Scholten // Asien im Bild (S. 6-7):<br />
Shutterstock // Travel-Meldungen (S. 8-9): Fraport AG, Shutterstock, ADAC Deutschland,<br />
Suntrips // Bildreportage (S. 10-15): Andreas Pröve // Tipps & Trends (S. 16-17): www.<br />
feinerpfeffer.de, Original Pferdesalbe Gold, Shutterstock // Thailand Festivals (S. 18-22):<br />
Christine Amrhein // Myanmar, Rangoon (S. 24-29): Edith Werner, Shutterstock, Nguyen<br />
Vu Hung /flickr.com // ITB (S. 30-31): ITB Berlin // Zentralasien im Überblick (S. 33-53):<br />
Michael Scholten, Jürgen R. Schreiter // Japan zur Kirschblüte (S. 56-59): Marcus Haid<br />
// Nepal Dental Volunteers (S. 62-64): Walter Keller, Michael Scholten // Perlflussdelta<br />
(S. 66-70): Falk Wernsdorf, Sara Jaaksola, Shutterstock // Hongkong (S.72-73):<br />
Shutterstock // W-Meldungen (S. 76-77): Wikimedia, Shutterstock // <strong>Die</strong> Alten Japans<br />
(S. 78-79): Shutterstock // K-Meldungen (S. 80-81): Michael Scholten, Chinesischer<br />
Nationalzirkus, Steve McCurry / Magnum Photos, Katrin Wißkirchen / MAK Wien, Shen<br />
Yun, Shutterstock // <strong>Die</strong> Abenteuer des Admiral Zhe (S. 74-75): Drachenh<strong>aus</strong>verlag<br />
// Kambodschas königliche Tänzer (S. 82-84): Michael Scholten // Stichwort (S. 85):<br />
Shutterstock // Chinas Christen (S. 86-89): Martin Mohrenz, Shutterstsock // Asien Promi<br />
(S. 92): Shutterstock // Asien kulinarisch (S. 93-96): Shanghai Strassenküchen, AT Verlag<br />
// <strong>Vorschau</strong> (S. 98): Shutterstock<br />
Sämtliche Artikel und Informationen sind<br />
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für ihre<br />
Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht übernommen werden. Zuschriften an<br />
die Redaktion sind erwünscht, Rücksendung<br />
erfolgt gegen beigefügtes Rückporto. Für<br />
die Rücksendung von Fotos o. Ä. wird keine<br />
Gewährleistung übernommen. Es gelten<br />
die Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge,<br />
Fotos und grafische Darstellungen sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Ihr Nachdruck,<br />
auch <strong>aus</strong>zugsweise, ihre Vervielfältigung auf<br />
fotomechanischem o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>em Weg sowie<br />
die Nutzung auf Datenträgern bedarf<br />
<strong>der</strong> schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />
Bezugsbedingungen<br />
Kioskverkauf: Deutschland 4,90 Euro,<br />
Schweiz CHF 9,80, Österreich 5,50 Euro<br />
Einzelbestellung beim Verlag: 6,80 Euro<br />
Abonnements: 27,50 Euro, CHF 57,–<br />
02/2013<br />
www.inasien.de<br />
97
<strong>Vorschau</strong><br />
Ausgabe 3/2013 erscheint am 24. April<br />
Schmaler, steiler, spektakulärer<br />
Hohe Berge, schroffe Abhänge, ein wil<strong>der</strong> Fluss und abgelegene Dörfer:<br />
<strong>Die</strong> Tigersprungschlucht in <strong>der</strong> chinesischen Provinz Yunnan ist nicht<br />
nur eine Schlucht <strong>der</strong> Rekorde, sie bietet auch einen <strong>der</strong> aufregendsten<br />
Wan<strong>der</strong>wege des Landes.<br />
Vielfältiges Korea<br />
2013 jährt sich <strong>der</strong> koreanische Waffenstillstand zum<br />
60. Mal, doch Nord- und Süd-Korea stehen sich nach<br />
wie vor unversöhnlich gegenüber. Immerhin ist die<br />
innerkoreanische Grenze <strong>der</strong> wahrscheinlich am besten<br />
bewachte Ort <strong>der</strong> Welt. Doch die Region rund um den<br />
38. Breitengrad ist nicht nur ein politischer Hotspot,<br />
son<strong>der</strong>n auch eine spannende Reiseregion mit wilden<br />
Landschaften und nahezu unberührter Natur.<br />
Balinesische Legenden<br />
Wayan Muditadnyana ist einer <strong>der</strong> letzten Schriftgelehrten und<br />
Puppenspieler des Landes; in seinem H<strong>aus</strong> in Tenganan überträgt er alte<br />
balinesische Legenden von Papyrusrollen in Bücher, macht Musik auf<br />
seinem Gamelan-Instrument und führt Puppenspiele auf.<br />
Gesundheitstourismus<br />
Ob in Singapur, Kuala Lumpur o<strong>der</strong> Bangkok, die<br />
Behandlungsqualität in Asiens Privatkliniken ist häufig<br />
nicht schlechter als die im Westen. Warum also nicht über<br />
eine Zahnbehandlung o<strong>der</strong> Laser-OP dort nachdenken,<br />
wo man sonst Urlaub macht? inAsien klärt über Chancen<br />
und Risiken auf.<br />
<strong>Shanghais</strong> „Guy Tais“<br />
Immer mehr Business-Frauen <strong>aus</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt zieht es beruflich nach<br />
Shanghai. Sie bringen ihre Ehepartner mit, die sogenannten „Guy Tais“.<br />
Für Shoppen und Kaffeeklatsch haben die jedoch keine Zeit.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn angekündigte Beiträge <strong>aus</strong> aktuellem Anlass verschoben werden.<br />
98 www.inasien.de 02/2013
MIT EINER STUNDE<br />
DIE WELT VERÄNDERN.<br />
ES IST MÖGLICH.<br />
Spenden Sie jetzt Ihren Stundenlohn auf<br />
www.50jahre.welthungerhilfe.de o<strong>der</strong><br />
unter Sparkasse KölnBonn, Konto 1115,<br />
Stichwort „Stunde“.
ThAilAnd<br />
Triumph für<br />
Thaksin<br />
Messen & Kongresse<br />
China präsentiert<br />
sich auf <strong>der</strong> CeBIT<br />
MAcher & MärKTe<br />
Ratan Tata – Manager<br />
mit Macht und Bedacht<br />
chinA<br />
31<br />
Neue Chancen für<br />
das Perlflussdelta<br />
AsiA Bridge<br />
:::<br />
Glaubt man den Prognosen,<br />
geht Indonesiens Stahlindustrie<br />
goldenen Zeiten entgegen. In<br />
wichtigen Abnehmerbranchen<br />
Trends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 11:2011<br />
<br />
Indonesien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
vereinigt mit<br />
aktuell ASIA<br />
stehen die Zeichen auf Wachstum.<br />
Beispielsweise erwarten<br />
Experten, dass die größte ASE-<br />
iMMoBilienMärKTe<br />
steter<br />
Aufstieg<br />
<br />
AN-Nation in den kommenden<br />
zwei Jahren Thailand als führenden<br />
Automarkt überholen wird.<br />
Produktion und Verkauf sollen<br />
auf jährlich 1,2 Millionen Autos<br />
und 8,1 Millionen Motorrä<strong>der</strong><br />
anwachsen. Der dafür benötigte<br />
Stahl wird zumeist importiert.<br />
Um den einheimischen Markt<br />
für <strong>aus</strong>ländische Anbieter von<br />
Ausgangsstoffen und Verarbeitungsmaschinen<br />
zugänglicher zu<br />
machen, kooperiert das indonesische<br />
Industrieministerium ab<br />
diesem Jahr mit <strong>der</strong> Deutschen<br />
Messe AG als Gastgeber <strong>der</strong> „Indonesia International<br />
Steel, Iron and Aluminium Expo and<br />
Forum“ (Inasal).<br />
<br />
Auf dieser neuen Messe werden vom 11. bis 13. Juli internationale<br />
Aussteller die gesamte Bandbreite <strong>der</strong> Aluminium-,<br />
Eisen- und Stahltechnologie zeigen. <strong>Die</strong> Ausstellungsfläche<br />
wird sich im Jakarta Convention Center befinden, das<br />
ursprünglich für eine Gipfelkonferenz <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong><br />
Blockfreien Staaten gebaut worden war. Nun dient es als<br />
Hauptumschlagplatz für Stahlwaren <strong>aus</strong> dem In- und Ausland.<br />
Das Angebot <strong>der</strong> Ausstellungsplattform umfasst die ganze<br />
Produktkette <strong>der</strong> Aluminium-, Eisen- und Stahlindustrie.<br />
Von Rohmaterialien über Verarbeitungstechnologie bis hin<br />
zum Endvertrieb werden Besucher <strong>der</strong> „Inasal“ alles vorfinden.<br />
Überdies bieten Aussteller Rohre und Kabel an.<br />
Organisiert wird die „Inasal“ von Hannover Fairs International,<br />
einer Tochtergesellschaft <strong>der</strong> Deutschen Messe AG<br />
<br />
<br />
<br />
Aussteller zu öffnen und Netzwerkmöglichkeiten für Produzenten<br />
und Konsumenten zu schaffen. „Damit erschließen<br />
wir für unsere Kunden zusätzliche Geschäftsperspektiven<br />
auf dem wichtigen asiatischen Markt“, berichtet Dr. Andreas<br />
Gruchow, <strong>der</strong> im Vorstand <strong>der</strong> Deutschen Messe AG fürs<br />
Auslandsgeschäft verantwortlich zeichnet.<br />
<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
:::<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mit <strong>der</strong> „Inasal“ erweitert die Deutsche Messe ihr Portfolio<br />
in den Bereichen Gießerei und Metallurgie. Zu dem gleichen<br />
Thema existieren bereits etablierte Messen des Hannoveraner<br />
Messeanbieters. <strong>Die</strong> Fachmessen „Ankiros/Annofer“ und<br />
„Aluexpo“ in <strong>der</strong> Türkei erfreuen sich beispielsweise schon<br />
in Hannover, in Kooperation mit dem indonesischen Messeveranstalter<br />
Wahyu Promo Citra. Das dreitägige Event zielt<br />
issn: 1864-3752<br />
darauf ab, den indonesischen Handelsplatz für <strong>aus</strong>ländische<br />
seit Jahren eines großen Zuspruchs. Auch die in Indien beworbenen<br />
Fach<strong>aus</strong>stellungen „Ifex“, „Metex“ und „Alu India“, die<br />
die Deutsche Messe AG gemeinsam mit <strong>der</strong> Kölnmesse YA<br />
Tradefair bewirbt, sind geschätzte Branchenveranstaltungen.<br />
„Umso mehr freuen wir uns, jetzt auch auf dem indonesischen<br />
Wachstumsmarkt vertreten zu sein“, so Gruchow. <strong>Die</strong> Wei-<br />
Mit newsletter<br />
des dAW<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
:::