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Dies & Das<br />
50 Jahre Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
knapp 50 Jahre ist es her, dass die<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde gegründet<br />
worden ist, damals noch mit dem<br />
schlichten Namen „Gemeinde an der<br />
Varreler Bäke“. Und so schlicht wie<br />
der Name sind auch die Anfänge gewesen:<br />
Zuerst traf man sich in einer kleinen<br />
Holzkirche zum Gottesdienst. Büro,<br />
Pfarr- und Kantorenwohnung wurden<br />
angemietet.<br />
Huchting expandierte in den 60iger<br />
Jahren - besonders zur Bäke hin - und<br />
so wurde schon bald der Ruf nach einer<br />
eigenen Kirche laut. Man wollte architektonisch<br />
im Kirchbau neue Akzente<br />
setzen und nahm in dieser Zeit gern den<br />
„neuen“ Baustoff Beton. Der Kirchraum<br />
sollte nicht mehr nur dem Gottesdienst<br />
vorbehalten sein. Vielmehr sollte er ein<br />
Raum der Begegnung darstellen, in der<br />
Klein und Groß sich tummeln dürfen. So<br />
entstand die Idee von der bis heute so genannten<br />
„Großen Halle“, die architektonisch<br />
die Kindertageseinrichtung und das<br />
Gemeindehaus miteinander verbindet.<br />
Noch immer wird dieser Raum vielfältig<br />
genutzt: Für Kita-Andacht, Kita-Turnen,<br />
Chorproben, Kinder-Kleidermarkt, Matjesessen,<br />
Gemeindefeste, Konzerte, Jugendandachten<br />
u.v.m., und natürlich für<br />
Gottesdienste. Um die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten,<br />
die solch ein<br />
Kirchraum mit sich bringt, werden wir<br />
oft von anderen Gemeinden beneidet.<br />
Nach dem Entwurf vom Architekten<br />
Karsten Schröck wurde dann im Jahre<br />
1970 der Kindergarten fertig; zunächst<br />
ohne den später angefügten Hort- und<br />
Bürobereich. Ein Jahr später konnten<br />
dann auch das Gemeindezentrum<br />
und die Kirche eingeweiht werden. In<br />
diese Zeit fällt auch die Umbenennung<br />
der Gemeinde in „Dietrich-Bonhoeffer-<br />
Gemeinde“. Pastor Dietrich Bonhoeffer<br />
hat in der Zeit des Dritten Reiches dem<br />
Regime die Stirn gezeigt und ist 1945 für<br />
seine Gradlinigkeit von den Nationalsozialisten<br />
im Konzentrationslager Flossenbürg<br />
erhängt worden. Der neue Name<br />
steht aber auch für ein Programm: Die<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde möchte<br />
„Kirche für andere“ sein. Vielleicht kann<br />
man auch sagen: eine andere Kirche.<br />
Kirche für die Menschen vor Ort, aber<br />
auch Kirche, die sich einmischt und ein-<br />
setzt für die Belange gerade derer, die<br />
es sonst schwer haben. Die am Rande<br />
stehen. Die keine Lobby für sich beanspruchen<br />
können, die, die unter den Verhältnissen<br />
leiden, die Andersdenkenden<br />
und die Kritischen.<br />
So zog man mit viel Herzblut, guten<br />
Ideen und Idealen in die neuen Räume<br />
ein, engagierte sich hart – und schoss<br />
dabei leider zunehmend über das Ziel<br />
hinaus. Als es dann hieß, dass der Gottesdienst<br />
abgeschafft werden sollte, ging<br />
das für viele zu weit.<br />
Zwar hatte der damalige Pastor Schiesches<br />
eine Alternative geschaffen: Statt<br />
am Sonntagmorgen zur gewohnten Uhrzeit<br />
traf man sich zum Gespräch „beim<br />
Bierchen“ am späten Nachmittag. Aber<br />
die Spaltung der Gemeinde war nicht<br />
mehr aufzuhalten und eine segensreiche<br />
Gemeindearbeit nicht mehr möglich.<br />
So musste ein Neuanfang her. Es gab<br />
eine Zeit der Vertretungen, bis das Pfarramt<br />
dann 1975 endlich wieder dauerhaft<br />
mit dem neuen Pastor Wulf-Traugott<br />
Kruse besetzt werden konnte. Mit viel<br />
Engagement gelang es Pastor Kruse und<br />
seinem Team, die Gemeinde wieder aufzubauen.<br />
Und nicht nur das: Sie machte sich für<br />
die Integration stark, und war die erste,<br />
die diese dann unter fachkundiger Begleitung<br />
in ihrer Kindertageseinrichtung<br />
einführte. Und auch sonst mischte sich<br />
die Gemeinde immer wieder in aktuelle<br />
Themen der Politik, der Gesellschaft<br />
oder des Stadtteils ein. Riesige Konfirmandenjahrgänge<br />
wurden bewältigt –<br />
noch heute sind die meisten ausgestellt<br />
in unserem Foyer und wecken alte Erinnerungen.<br />
Früh wurde ein Förderverein gegründet,<br />
um die Arbeit in einem nicht gerade<br />
reichen Stadtteil zu stützen. So konnte<br />
dann auch der ehemalige Bastelraum<br />
mit Hilfe des Fördervereins zum Café<br />
umgebaut werden, das im Jahre 1998<br />
eingeweiht wurde. Dann rollte die erste<br />
Sparwelle auf uns zu und die Bremische<br />
Evangelische Kirche trennte sich von<br />
den Gemeindeschwestern; Pflegedienste<br />
sprossen aus dem Boden. Eine von zwei<br />
Diakoninnen-Stellen musste gekürzt<br />
werden; die Jugenddiakonin ging.<br />
Als dann die sehr aktive Küsterin in<br />
den Ruhestand ging, wurde ihre Stelle<br />
gleich um zwei Drittel gekürzt. Und im<br />
Sommer des Jahres 1999 ging dann auch<br />
nach 25-jähriger Tätigkeit Pastor Kruse<br />
in den Ruhestand.<br />
Es folgte Pastor Ingo Thun, der nun<br />
mit seiner Familie in das Pfarrhaus einzog.<br />
Es sollte ein junger Pfarrer sein,<br />
einer, der die Jugendarbeit wieder aufbauen<br />
sollte. Und obwohl die Gemeinde<br />
ihn sehr gut aufnahm, war der Anfang<br />
nicht leicht.<br />
Es gab eine Gemeindeberatung, um<br />
neue Ziele zu setzen und Leitungsstrukturen<br />
neu zu gestalten. Dann folgte die<br />
zweite Sparwelle. Schon damals sollte<br />
an der Altenkreisarbeit eingespart werden,<br />
so genannte „Sonderpunkte“ für<br />
Personal wurden der Gemeinde weggenommen,<br />
die Spielkreisarbeit musste<br />
umstrukturiert werden. Trotz der immer<br />
knapper werdenden Ressourcen gelang<br />
es der Gemeinde aber auch in dieser Zeit,<br />
nicht nur die Arbeit weiter zu führen,<br />
sondern auch neue Akzente zu setzen.<br />
Die Jugendarbeit wurde ausgebaut, ein<br />
Besuchsdienstkreis gegründet. Auch der<br />
Posaunenchor wuchs langsam. Durch die<br />
tatkräftige Mitarbeit vieler Ehrenamtlicher<br />
und ehemaliger Hauptamtlicher<br />
konnten nach wie vor Aktionen wie das<br />
traditionelle Matjesessen oder der Kuchenverkauf<br />
während der Weihnachtszeit<br />
im Roland Center gestemmt werden.<br />
Als dann die dritte Sparwelle auf<br />
die Gemeinde zuzurollen drohte, wäre<br />
es womöglich schon fast das Ende für<br />
die Gemeinde gewesen. Gemeindearbeit<br />
und Arbeitsplätze waren stark bedroht.<br />
Zusammen mit 26 weiteren sog. „kleinen<br />
Gemeinden“ arbeitete Pastor Thun in einer<br />
Koalition gegen die seiner Meinung<br />
nach überzogenen Sparpläne. Durch die<br />
Treffen wurde Kompetenz und Kraft<br />
gewonnen und es gelang, einen Kompromiss<br />
auszuhandeln, der den mittleren<br />
und kleineren Gemeinden zumindest<br />
eine Überlebenschance brachte. Nach einem<br />
Hearing in der Bonhoeffergemeinde<br />
war der Kompromiss dann spruchreif<br />
und wurde im Kirchentag beschlossen.<br />
Damit war ein erster Schritt getan,<br />
doch dieser allein reichte nicht. Wenn<br />
Gemeinden kooperierten oder fusionierten,<br />
wurde das mit Personalpunkten belohnt.<br />
Es begann die Zeit langer und eingehender<br />
Verhandlungen in insgesamt<br />
sieben Arbeitsgruppen. Es wurden alle<br />
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