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Qindie-Mag Traum und Trauma.pdf

Das erste Qindie-Magazin Herbst 2014

Das erste Qindie-Magazin
Herbst 2014

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<strong>Traum</strong> & <strong>Traum</strong>a<br />

Das <strong>Qindie</strong>-<strong>Mag</strong><br />

Ausgabe - Herbst


Copyright © <strong>Qindie</strong> (http://www.qindie.de)<br />

Alle Rechte vorbehalten!<br />

Hrsg.: Melanie Meier<br />

Cover: © Simone Keil - Die Buchhandwerker<br />

Fotos: Graphicstock.com & Regina Mengel<br />

Satz: Susanne Gerdom - Die Buchhandwerker (http://www.buchhandwerker.de/)<br />

Schriftart: Linux Libertine<br />

Textsatz mit: L A TEX


Liebe LeserInnen, liebe AutorInnen, liebe BloggerInnen, liebe Buchverrückte,<br />

liebe <strong>Qindie</strong>s,<br />

hier ist sie also, die allererste Ausgabe des <strong>Qindie</strong>-<strong>Mag</strong>azins! Die Geburt verlief<br />

relativ unkompliziert, danke der Nachfrage. Es gibt dort draußen so viele,<br />

die vom geschriebenen Wort begeistert sind <strong>und</strong> sich mit Herz, Esprit <strong>und</strong> ihrer<br />

Schöpferkraft an dieser Ausgabe beteiligt haben, sodass das Kind in einer<br />

liebevollen <strong>und</strong> inniglichen Atmosphäre das Licht der Welt erblicken konnte.<br />

Das Leitthema dieser Ausgabe, »<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a«, verdeutlicht dabei nur die<br />

Gegensätzlichkeit des Daseins im Allgemeinen, lassen Sie sich nicht täuschen!<br />

Alles hat nun einmal zwei Seiten, bis auf ein paar Begebenheiten, die haben drei,<br />

habe ich mir sagen lassen.<br />

Dieses <strong>Mag</strong>azin hat mehrere Seiten. Darin finden sich Artikel zu allen erdenklichen<br />

Themen r<strong>und</strong> um das Buch, <strong>und</strong> auch die Kurzweil kommt mithilfe von<br />

Gedichten, Kurzgeschichten, Interviews <strong>und</strong> einer Leseprobe nicht zu kurz. Sie<br />

sehen schon, das Kind bringt so allerlei mit!<br />

Mit Ihrer Hilfe werden wir es großziehen. Zumindest hoffen wir, dass Sie uns<br />

beistehen werden, sowohl mit Anteilnahme, Interesse als auch mit Handlungen.<br />

Denn Sie wissen ja, wie das ist: Die ersten Jahre sind besonders wichtig. Vieles


wird sich nun entscheiden, das Kind will geformt werden, benötigt Sympathie<br />

<strong>und</strong> Beistand. Also seien Sie dabei, wenn es reift, prägen Sie es mit, verfolgen<br />

Sie sein Wachstum!<br />

Mehr bleibt uns an dieser Stelle eigentlich nicht zu sagen.<br />

Natürlich, das hier noch: Wir hoffen sehr, wir alle, die wir am Inhalt, an der<br />

Gestaltung <strong>und</strong> der Geburt beteiligt waren, dass Ihnen geällt, was Sie vor sich<br />

haben, dass Sie Nutzen daraus ziehen werden, Tipps <strong>und</strong> Tricks von Bloggern<br />

<strong>und</strong> Autoren verraten zu bekommen, dass Sie Vergnügen an den Kolumnen,<br />

Kurzgeschichten <strong>und</strong> Gedichten finden, <strong>und</strong> wir hoffen, Sie bleiben uns treu!<br />

Übrigens, wer sich gern am <strong>Mag</strong>azin beteiligen will, ist herzlich willkommen!<br />

Schreiben Sie an magazin@qindie.de. Wir freuen uns auf Sie!<br />

Im Namen all jener, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben, grüßen herzlichst<br />

Melanie Meier <strong>und</strong> Sani


Amazon hat neuen E-Book-Store eröffnet<br />

Amazon hat mit »Exklusive Kindle E-Books« einen neuen E-Book-Store eröffnet,<br />

in dem über . Kindle E-Books angeboten werden, die ausschließlich<br />

über Amazon mit KDP Select auf dem Markt sind. Zudem gibt es exklusive<br />

Preisaktionen, die es in dieser Form nur im Store selbst gibt.<br />

Permalink zur Meldung bei Amazon<br />

Link zum Shop - Link zur Meldung<br />

Amazons neuer Abonnementdienst Kindle Unlimited<br />

Für seine US-K<strong>und</strong>en hat Amazon den neuen Abonnementdienst »Kindle Unlimited«<br />

an den Start geschickt, an dem automatisch alle KDP Select-Autoren<br />

teilnehmen. Das gilt auch ür Autoren aus Deutschland, sofern sie ihre Bücher ür<br />

den US-Markt freigegeben haben. Gegen eine monatliche Abonnementgebühr<br />

kann der Unlimited-K<strong>und</strong>e aus allen KDP Select-Büchern wählen, beliebig viele<br />

pro Monat lesen <strong>und</strong> sie unbegrenzt behalten. Eine Amazon Prime-Mitgliedschaft<br />

ist nicht erforderlich. KDP Select-Bücher, die an Kindle Unlimited am US-Markt


teilnehmen, sind weiterhin über die Kindle Leihbücherei ür Prime-K<strong>und</strong>en<br />

ausleihbar.<br />

Wird ein Buch über Kindle Unlimited aufgerufen <strong>und</strong> zu mehr als zehn Prozent<br />

gelesen, erhält der Autor einen Anteil des globalen KDP Select-Fonds. Amazon<br />

beziffert die Höhe des Fonds ür Juli auf .., Euro.<br />

Link zu Meldung<br />

Meinung dazu<br />

E-Book-Piraten schöpfen r<strong>und</strong> sechzig Prozent der Käufe<br />

ab<br />

Sechzig Prozent aller E-Books werden illegal aus dem Internet heruntergeladen.<br />

Die Branche versucht, die Piraterie zumindest einzudämmen, aber wirklich<br />

effektive Maßnahmen stehen nicht zur Verügung. Die Zahl stammt aus einer<br />

Studie, die vom B<strong>und</strong>esverband Musikindustrie, dem Börsenverein des<br />

Deutschen Buchhandels <strong>und</strong> der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen<br />

(GVU) in Auftrag gegeben wurde. Zwar gingen r<strong>und</strong> Millionen<br />

E-Books über den virtuellen Ladentisch, doch legal bezahlt wurden davon nur<br />

, Millionen Exemplare. Wirksame Gegenmaßnahmen gibt es bislang nicht, da<br />

die Server oft im Ausland stehen <strong>und</strong> nur Downloadlinks angeboten werden.<br />

Link zur vollständigen Meldung<br />

Ergebnisse der Self Publishing-Umfrage liegen vor<br />

Bereits zum zweiten Mal hat die Self-Publisher-Bibel eine breit gestreute Umfrage<br />

zum Self Publishing in Deutschland gestartet. Die Ergebnisse liegen inzwischen<br />

vor <strong>und</strong> zeigen, dass zunehmend Autoren selbst veröffentlichen, ihre Einnahmen<br />

aber überwiegend unter Euro pro Monat liegen.<br />

Das Ergebnis der Studie ist inzwischen auch als E-Book erschienen <strong>und</strong> kann<br />

kostenlos auf verschiedenen Plattformen erworben werden.<br />

Kauflink zum E-Book<br />

Link zur Studie


BoD bietet seinen Autoren ein Verleihsystem an<br />

Seit . August stehen alle Neuveröffentlichungen des Self Publishing-<br />

Dienstleisters BoD beim E-Book-Verleiher Skoobe im Regal. Voraussetzung<br />

ist, dass der Autor dem in seinem Vertrag zustimmt. Weitere nationale wie internationale<br />

Anbieter sollen folgen. Auch Bestandsautoren sollen in Zukunft von<br />

diesem Verleihprogramm profitieren.<br />

Link zur Pressemeldung<br />

Link zur News<br />

Umsatzsteuererhöhung für E-Books zum ..<br />

Ab . Januar wird die Umsatzsteuer auf elektronische Dienste (also auch auf<br />

E-Books) im Herkunftsland des K<strong>und</strong>en ällig – nicht mehr wie bisher im Land<br />

des Anbieters. Das wurde bereits von der EU beschlossen. Deutschland hat<br />

die Regel gerade in nationales Recht umgesetzt. Für deutsche E-Book-Anbieter<br />

wie Thalia oder Weltbild ändert sich nichts. Sie haben schon immer Prozent<br />

Mehrwertsteuer erhoben. Anders sieht es bei Anbietern aus, die im Ausland<br />

sitzen, allen voran Amazon <strong>und</strong> Apple. Bislang galt ür sie der Luxemburger<br />

Mehrwertsteuersatz von Prozent, ab .. wird es der deutsche sein.<br />

Link zur Meldung<br />

Preisrechner für E-Books, Honorare <strong>und</strong> Bücher<br />

Die Self-Publisher-Bibel bietet seit Juli einen Preisrechner, um einen realistischen<br />

Marktpreis ür ein selbstpubliziertes E-Book ermitteln zu können. Auch<br />

Dienstleister r<strong>und</strong> ums E-Book, wie Korrektorat, Lektorat <strong>und</strong> Coverdesign,<br />

werden angezeigt.<br />

Link zum Tool<br />

Ideen zur Buchvermarktung<br />

Zwischen einer Buchveröffentlichung <strong>und</strong> dem (finanziellen) Erfolg als Self<br />

Publisher liegt das Marketing. Nicht jeder Weg ist ür jedes Buch der passende,<br />

doch eine Aufstellung gängiger Möglichkeiten ist schon mal ein erster Schritt.


Die Self-Publisher-Bibel stellt sieben Marketingmethoden mit Vor- <strong>und</strong> Nachteilen<br />

vor.<br />

Link zur Meldung<br />

Sicherer Cloudspeicher<br />

Die Frage, wie sich ein Romanmanuskript sicher speichern <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

zwischen mehreren Rechnern austauschen lässt, stellt sich jeder Autor früher<br />

oder später. Neben der klassischen Methode des USB-Sticks oder der externen<br />

Festplatte gibt es Online-Speichersysteme wie Dropbox, Google Drive, iCloud<br />

<strong>und</strong> viele mehr. Doch wie sicher sind die Daten dort wirklich?<br />

Whistleblower Edward Snowden steht ihnen kritisch gegenüber, es sei denn<br />

die Anbieter verschlüsseln die Daten bereits auf dem Rechner des Nutzers <strong>und</strong><br />

haben so niemals Zugriff auf das Passwort. Dazu gehören SpiderOak <strong>und</strong> Wuala.<br />

Tipps für den Bestseller<br />

Link zur Meldung<br />

Was zeichnet Romanfiguren in erfolgreichen Büchern aus? Was unterscheidet<br />

sie von Protagonisten, die der Leser als eher eindimensional empfindet? Stephan<br />

Waldscheidt gibt sechs einfache nachvollziehbare Tipps nach dem Motto: »Ich<br />

beschreibe Charaktere in Ausnahmesituationen, die Entscheidungen mit komplexen<br />

<strong>und</strong> tiefgreifenden Folgen ällen. Also sehr menschliche Dinge, die jeder<br />

nachvollziehen kann.« (Ken Follett, Bücher /)<br />

Amazon fordert niedrigere E-Book-Preise<br />

Link zur Meldung<br />

Der Kampf zwischen Amazon <strong>und</strong> der Verlagswelt setzt sich fort mit der Ansage<br />

des Online-Riesen, dass E-Books zu teuer seien <strong>und</strong> die Autoren zu wenig vom<br />

Umsatz abbekämen. Zieht man den Machtkampf <strong>und</strong> die verhärteten Fronten ab,<br />

bleibt eine Kernaussage bestehen, die Self Publisher schon seit geraumer Zeit<br />

erkannt haben: Günstigere E-Book-Preise wirken sich positiv auf die Verkaufszahlen<br />

aus.<br />

Link zur Meldung<br />

Link zur Meldung


Kobo bietet neuen Online-Shop für Self-Publisher<br />

Die E-Book-Plattform Kobo erweitert seine bisherige Möglichkeit, das selbst<br />

verfasste Buch direkt per »Kobo Writing Life« hochzuladen, nun um einen Shop,<br />

der ausschließlich »Bücher neuer Autoren« umfasst. »Kobo Next« ist damit eine<br />

interessante Ergänzung zu Amazons neuem E-Book-Shop ür »Exklusive Kindle<br />

E-Books«, ohne die ür Amazon typische Exklusivität zu verlangen.<br />

Link zum Shop<br />

Kobo Writing Life<br />

Kobo Next<br />

Urlaubstauglicher E-Book-Reader<br />

E-Book-Reader sind ür die Urlaubsreise ausgesprochen praktisch. Doch ein<br />

paar Dinge gibt es zu beachten, um wirklich ungetrübt in der Ferne schmökern<br />

zu können. Das Literaturcafé hat zehn Tipps zusammengestellt, die bei der<br />

Vorbereitung helfen, angefangen von der Wahl des Gerätes über die Schutzhülle<br />

bis zum Diebstahlschutz.<br />

Link zur Meldung<br />

Suchmaschinenoptimierung für Autoren<br />

Wie mache ich als Self Publisher meine Zielgruppe darauf aufmerksam, dass ich<br />

genau das richtige Buch ür sie geschrieben habe? Oder anders formuliert: Wie<br />

landet mein Buch in der Google-Suche immer so weit vorne, dass es potentielle<br />

Leser auch tatsächlich finden? Martin Kersting erläutert das Geheimnis von SEO<br />

um den richtigen Buchtitel, die eigene Website <strong>und</strong> Social Media-Präsenz.<br />

Link zur Meldung<br />

Zusammengestellt von Ira Krissel<br />

www.aiki-medien.de<br />

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Drehst du dich um,<br />

in feuchter Erde,<br />

<strong>und</strong> siehst zurück,<br />

wenn ich die Pforte schließe?<br />

Und ist es dunkel<br />

hinter den Hibiskusblüten?<br />

Ein Regenschauer fragt nicht, ob<br />

<strong>und</strong> wann <strong>und</strong> überhaupt.<br />

Und hätte es nicht so geregnet,<br />

hättest du daran geglaubt,<br />

dass sich die Sonnenuhren drehen,<br />

der Wetterhahn die Wolken frisst,<br />

dass die Gedanken mal nach Süden wehen<br />

<strong>und</strong> mal dahin, wo keine Menschenseele ist?


Und wenn ich meine Augen schließe,<br />

ist es das gleiche Dunkel, das ich sehe?<br />

Das gleiche, das auf deinen Lidern liegt?<br />

Und wenn ich mich in meinen Laken drehe,<br />

ist es ein <strong>Traum</strong>, der so gedankenschwer<br />

auf meinen Gliedern wiegt?<br />

Die Sonne steht schon tief,<br />

die Krähen faseln was von Kupferbäumen,<br />

von einem Morgen,<br />

der wie rosa Zuckerwatte schmeckt.<br />

Die Nächte werden auch schon wieder kühler<br />

<strong>und</strong> gestern hat der Frost an meinem Fenstersims geleckt.<br />

Was hättest du zu diesen Versen wohl gesagt<br />

<strong>und</strong> zu den Falten unter meinen Augen?<br />

Und zu den alten Liedern,<br />

die im Herbstwind plötzlich anders klingen,<br />

als würde jemand sie in einer fremden Sprache singen?<br />

Du hättest deinen Kopf geschüttelt<br />

<strong>und</strong> gefragt, ob man aus Butterbrotpapier<br />

ein Zirkuszelt erschaffen kann;<br />

mit Clowns in kunterbunten Masken<br />

<strong>und</strong> Akrobaten, die auf dünnen Drähten balancieren,<br />

ganz ohne Halteseil <strong>und</strong> Netz.<br />

An meinen Nägeln klebt ein wenig Erde,<br />

<strong>und</strong> selbst die Krähen sind schon heimgeflogen.<br />

Die Regenwolken haben sich verzogen.


Es riecht ein wenig wie zu jener Zeit,<br />

als Jahrmarktsbuden noch wie Märchenschlösser schienen.<br />

Ich glaube nicht, dass du mir nachsiehst, wenn ich gehe,<br />

doch weiß ich wieder, wie dein Lachen klang.<br />

Simone Keil<br />

Homepage


<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a, genau mein Thema. Ich sitze also vor meinem weißen Blatt<br />

<strong>und</strong> warte auf den Funken. Warte. Und warte.<br />

<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a, eigentlich genau mein Thema. Und trotzdem finde ich<br />

keinen Punkt, an dem ich ansetzen könnte. Ich warte also noch ein bisschen.<br />

Warte. Und, na ja, warte.<br />

Nachdem ich vom Warten schon ziemlich traumatisiert bin, kommt mir in den<br />

Sinn, wie ich sonst mit dem Schreiben beginne <strong>und</strong> mir wird klar, warum ich<br />

keinen Ansatzpunkt finde: Normalerweise sind es Protagonisten, die mit ihrer<br />

Geschichte bei mir anklopfen <strong>und</strong> mich – mal mehr <strong>und</strong> mal weniger energisch –<br />

bitten, sie aufzuschreiben.<br />

Wenn er oder sie dann in Persona vor meinem geistigen Augen steht, erüllt<br />

sich schon ein <strong>Traum</strong>. Was könnte es ür eine Autorin Großartigeres geben als<br />

eine Figur, die schon lebt, bevor man das erste Wort geschrieben hat? Höchstens<br />

noch eine Figur, die so energisch ist, dass man den ganzen Roman ohne abzusetzen<br />

(soweit das Leben <strong>und</strong> der Brotjob es zulassen) durchschreibt <strong>und</strong> dabei<br />

lebendig bleibt wie vor dem ersten getippten Wort.<br />

Und da wären wir auch schon beim <strong>Traum</strong>a. Erstaunlich, wie nahe <strong>Traum</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Traum</strong>a beieinanderliegen. Ich habe noch keinen einzigen Roman geschrieben,<br />

bei dem ich nicht irgendwann an einen Punkt kam, an dem ich am liebsten<br />

alles hingeworfen hätte. Nicht nur das aktuelle Projekt, alles. Das ganze ver-


dammte Schreiben mit allem was dazu gehört. Die Kopf-auf-den-Tisch-hau-<br />

Phasen, die Jedes-Wort-das-ich-je-schrieb-ist-Bullshit-Phasen, die Ich-werdedie-verfluchten-Handlungsstränge-nie-zusammen-bekommen-Phasen,<br />

nicht zu<br />

vergessen die Es-wird-sowieso-kein-Schwein-kaufen-Phasen <strong>und</strong> was sonst<br />

gerade so ansteht.<br />

Aber immer, wenn ich gerade eine dieser Phasen durchmache <strong>und</strong> ganz unten<br />

bin, kommt der Protagonist <strong>und</strong> sagt: Hey, hör doch einfach auf mit dem Mist,<br />

schüttel mal die Finger aus <strong>und</strong> schreib endlich meine Geschichte zu Ende. Sie<br />

ist doch bereits da, du musst sie nur noch tippen.<br />

Und dann ist es wieder als gäbe es diese andere, die dunkle Seite des Schreibens<br />

gar nicht <strong>und</strong> alles ist so, wie es sein soll. Die Worte finden ganz von selbst<br />

zueinander, die Fäden verknüpfen sich wie von zauberhafter Knüpferinnenhand<br />

<strong>und</strong> alles passt ganz selbstverständlich zusammen. Und natürlich tut es das, die<br />

Geschichte war ja bereits da, ich musste sie nur aufschreiben.<br />

Dann frage ich mich immer, warum ich doch jedes Mal wieder in die <strong>Traum</strong>a-<br />

Phasen verfalle, wenn ich doch einfach innerhalb des <strong>Traum</strong>s bleiben <strong>und</strong> den<br />

Roman ohne dramatisch-kapriziöse-dichterdunkle Phasen abschließen könnte.<br />

Vielleicht ist es wie mit dem Wetter. Man weiß die Sonne einfach mehr zu<br />

schätzen, wenn sie nach einem schweren Unwetter zum ersten Mal wieder ins<br />

Fenster scheint. Vielleicht sind AutorInnen verrückt. Vielleicht bin ich einfach<br />

nur verrückt.<br />

Wie auch immer, alle Tiefs der Welt könnten mich nicht davon abhalten,<br />

mich auch ins nächste Abenteuer Roman zu stürzen. Denn am Ende bekommt<br />

man weit mehr, als man gegeben hat. Wenn letztendlich alles zusammenfand,<br />

wenn man sieht, wie die Wörter an genau den Platz gef<strong>und</strong>en haben, an den sie<br />

gehören, dann ist das ein <strong>Traum</strong>. Und in Wahrheit ist es besser als ein <strong>Traum</strong>,<br />

denn es ist die Realität, schwarz auf weiß auf die Festplatte gebrannt.<br />

Selbst wenn ich mit dem Schreiben aufhören wollte, ich könnte sowieso nie<br />

in Ruhe leben, irgendwer klopft doch immer an <strong>und</strong> nervt solange, bis ich seine<br />

Geschichte aufschreibe. Und es ist ihm vollkommen egal, ob ich mir dabei wie<br />

im <strong>Traum</strong> oder im <strong>Traum</strong>a vorkomme.<br />

Simone Keil<br />

Homepage


Frage: Liebe Susanne, Du bist Schriftstellerin <strong>und</strong> setzt Dich für die<br />

Rechte der freien Autorinnen <strong>und</strong> Autoren in Deutschland ein. Was<br />

bedeutet Dir diese Arbeit, die über Deine eigene Schriftstellerei hinausgeht?<br />

Antwort: Schriftstellerei ist ein einsames Geschäft. Jede Autorin ist zunächst<br />

Einzelkämpferin, das war schon immer so. Und trotzdem neigt das menschliche<br />

Rudeltier dazu, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. (Oder gerade<br />

deswegen?)<br />

Ich war aber schon immer der Meinung, dass es mehr bringt, gemeinsam<br />

in einem Boot zu segeln, anstatt jeden Kolumbus einzeln auf die Suche nach<br />

Amerika zu schicken.<br />

Ich finde es sehr befriedigend, mich mit KollegInnen nicht nur über unsere<br />

Bücher auszutauschen <strong>und</strong> über all das, was beim Schreiben so hakt <strong>und</strong> nervt,<br />

sondern auch ganz konkret an meiner <strong>und</strong> unserer Situation als SP <strong>und</strong> Hybrid-<br />

AutorInnen arbeiten zu können. Ich bin ein Netzwerk-Fan – gemeinsam können<br />

wir auf vielen Gebieten sehr viel mehr erreichen als im traurigen Einzelkampf.<br />

Und auch was Außenwahrnehmung angeht, ist eine Gruppe immer auffälliger<br />

als ein Einzelgänger. (Außer vielleicht, der Einzelgänger fuchtelt mit einer MP<br />

herum …)


F.: Was ist für Dich ein absolutes <strong>Traum</strong>a bei Deiner eigenen schriftstellerischen<br />

Arbeit?<br />

A.: Arrrr. Wenn der Computer streikt. Wenn der Kaffee alle ist. Wenn eine<br />

Szene in meinem Kopf steckt, glasklar <strong>und</strong> bis ins Detail vor dem inneren Auge<br />

steht, aber partout nicht in die Tastatur will. (Kennt ihr das? Eine Katze soll in<br />

den Transportkorb gesteckt werden, aber sie will nicht. Plötzlich besteht diese<br />

Katze nur noch aus querstehenden Gliedmaßen. Aus fauchenden, querstehenden<br />

Gliedmaßen mit Krallen. So ähnlich ühlt sich das an.)<br />

Das Schreiben ist ja ein <strong>Traum</strong>a an sich. Jeder, der sich jeden Morgen neu an<br />

seine leere Seite setzt, weiß, was ich meine.<br />

Aber natürlich gibt es da noch Abstufungen. Das Schlimmste ist immer, wenn<br />

die Bilder im Kopf sich weigern, als Worte auf dem Monitor zu erscheinen. Das<br />

ist traumatisch, ja.<br />

F.: Du bist ein Gründungsmitglied der er Autoren, dem Verein zur Förderung<br />

der Literatur e.V. Was sind die Ziele dieses Vereins <strong>und</strong> warum<br />

war es – in Deinen Augen – an der Zeit, ihn zu gründen?<br />

A.: Oh. Meine Alt-Herren-Truppe. (Man denke sich hier ein fieses Grinsen.)<br />

Die er waren zur Zeit ihrer Gründung eine frische, chaotische, unternehmungslustige<br />

Truppe, AutorInnen, die die Welt erobern (<strong>und</strong> sich gegenseitig<br />

bei ihrer Arbeit unterstützen) wollten. Mittlerweile sitzt man dort ein bisschen<br />

im eigenen Quark fest. Das Schicksal jeder Gruppierung, die im eigenen Saft vor<br />

sich hinaltert, ürchte ich.<br />

Autorenvereine gibt es ja reichlich. Die Zielsetzungen sind wahrscheinlich<br />

immer ähnlich. Die er stecken ihre Energie in einen kleinen Literaturpreis,<br />

den Putlitzerpreis. Sehr ehrenwert <strong>und</strong> sehr oldschool.<br />

Aber ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, deren Bekanntschaft<br />

eine Bereicherung ür mein Leben war <strong>und</strong> ist. Ein paar davon sind jetzt bei<br />

<strong>Qindie</strong> auch wieder an meiner Seite.<br />

F.: Im Jahr wurde von Dir die Indie-Plattform <strong>Qindie</strong> ins Leben<br />

gerufen. Was unterscheidet dieses Projekt von den er Autoren?<br />

A.: <strong>Qindie</strong> ist keine Autorengruppe im klassischen Sinne. Wir sind ein Netzwerk<br />

von Selfpublishern, Grafikern, Verlagen, Lektoren (<strong>und</strong> –innen), die sich<br />

gegenseitig mit Rat, Tat <strong>und</strong> Unterstützung aller Art zur Seite stehen. Wir sind<br />

angetreten, um die Fackel des SP in die Wildnis zu tragen. ;-)<br />

Eins unserer Ziele ist die Stärkung des Einzelnen. Wir wollen den Einfluss <strong>und</strong><br />

die Sichtbarkeit einer Gruppe ür die Zwecke jedes einzelnen Mitglieds nutzen.


F.: Die <strong>Qindie</strong>-»Gemeinde« ist in den vergangenen Monaten unaufhörlich<br />

gewachsen. Wie überrascht bist Du selbst vom Erfolg des Projekts?<br />

A.: Ich war vom ersten Tag an überrascht, mit wie viel Schwung, Aufsehen <strong>und</strong><br />

letztlich Erfolg dieses kleine »Hobbyprojekt« in die Welt explodiert ist. Das<br />

Tempo hat mir stellenweise den Atem genommen. Die Kerntruppe hat sich in<br />

den ersten Monaten den Hintern aufgerissen, aber es war toll. Die Arbeit ist<br />

immer noch immens, die helfenden Hände immer noch zu wenige, aber ich hege<br />

die Hoffnung, dass das Wachstum weitergeht <strong>und</strong> damit auch die Anzahl der<br />

Arbeitsbienen zumindest nicht kleiner wird.<br />

Und natürlich bin ich überaus glücklich darüber, dass die Branche uns ernst<br />

nimmt (ernster jedenfalls als manche unserer Kritiker auf SP-Seite …).<br />

F.: Welchen <strong>Traum</strong> strebst Du in Bezug auf <strong>Qindie</strong> an? Was sollte Deiner<br />

Meinung nach damit erreicht werden?<br />

A.: Mein <strong>Traum</strong> ist ein Label, das in Leseraugen so viel Gewicht hat wie ein<br />

Verlagslogo (der <strong>Traum</strong> ist zum Greifen nah, ich habe schon Feedback bekommen,<br />

dass genau das passiert.)<br />

Mein <strong>Traum</strong> ist ein Netzwerk, das gegenüber unseren Distributoren mit Macht<br />

auftreten kann. Bessere Konditionen ür unsere Autoren, Sichtbarkeit, PR.<br />

Das ist kein Wunschtraum, der ewig unerüllt bleiben wird, ganz im Gegenteil.<br />

Nenne es »greifbar« <strong>und</strong> du hast es.<br />

Mein <strong>Traum</strong> wäre aber auch ein riesiges Netzwerk, in dem wir auch Geld<br />

einnehmen, damit wir diejenigen, die die ganze Zeit so viel Arbeit buckeln, daür<br />

wenigstens ein bisschen entschädigen können.<br />

F.: Die Arbeit an solch großen Projekten ist sicher nicht immer nur mit<br />

Freude <strong>und</strong> Erfüllung verb<strong>und</strong>en. Gibt es Aufgaben bei <strong>Qindie</strong>, die Du<br />

unter Murren erledigen musst oder musstest?<br />

A.: Ja.<br />

#<br />

#<br />

#<br />

Ach, ausührlich? LOL<br />

Ja, klar. Es ist viel Mailerei damit verb<strong>und</strong>en, ich muss ziemlich oft immer<br />

die gleichen Fragen beantworten (keine Sorge, nach meinem <strong>Traum</strong>a hat mich<br />

noch keiner bisher gefragt), es ist immer zu viel Arbeit ür den Einzelnen, viele


angefangene, angedachte Aktionen, ür die einfach die Kraft, die Zeit, die Manpower<br />

fehlt. Es frustriert sehr, dass die träge Schwungmasse sich nicht bewegen<br />

lässt. Keiner vom Kernteam verlangt, dass plötzlich alle Q-Mitglieder sich darum<br />

reißen, eine Aufgabe zu übernehmen (obwohl das natürlich den Raketenantrieb<br />

zünden würde). Aber es ist schon erschreckend <strong>und</strong> beschämend, dass sehr<br />

viele Qindianer noch nicht einmal ür ihre eigenen Bücher den Finger rühren.<br />

Webseitencontent, der schließlich auch Werbung bedeutet, die Meldungen ans<br />

Social-Media-Team, wenn Neuerscheinungen oder Aktionen anstehen, das Weiterverbreiten<br />

von Q-Meldungen im eigenen Netzwerk – alles Kleinigkeiten <strong>und</strong><br />

PR-Optionen, die sehr schlecht genutzt werden. Merkwürdig <strong>und</strong> ür mich unverständlich.<br />

Da sitzt vielleicht im Moment mein ganz persönliches Q-<strong>Traum</strong>a.<br />

Ich verstehe es einfach nicht.<br />

Ein Beispiel: epubli hat uns das großartige Angebot gemacht, sich mit uns<br />

zu vernetzen. Q bekommt daür Seminare geschenkt. Seminare zum Beispiel<br />

zum Thema eMarketing. Die Dinger sind sonst nur gegen Geld zu buchen. Wir<br />

bekommen sie geschenkt.<br />

Ich mache also ein R<strong>und</strong>schreiben <strong>und</strong> bitte um nichts weiter als die kurze<br />

Rückmeldung: Besteht Interesse? Und falls ja: An welchem Ort in der Republik?<br />

Auf Mails habe ich ungeähr dreißig Antworten bekommen.<br />

DAS erschreckt mich allerdings.<br />

F.: Was wünschst Du Dir von anderen Mitgliedern bei <strong>Qindie</strong>? Wie sieht<br />

für Dich das optimale Geben <strong>und</strong> Nehmen aller Beteiligten aus?<br />

A.: Ein Minimum an Mitarbeit wäre toll. Siehe oben.<br />

Und die Wahrnehmung der Verpflichtung, die man eingeht, wenn man unserem<br />

Netzwerk beitritt, sich die zur Abstimmung anstehenden Textproben<br />

anzusehen. Das wäre ein Klacks, wenn alle mitmachen würden. Dann könnte<br />

jeder einzelne guten Gewissens auch in Stresszeiten mal sagen, ich mach das<br />

jetzt eine Zeitlang nicht mit, das wird ja abgefedert. So sind es immer die gleichen<br />

paar Leutchen, die sich die Mühe machen – <strong>und</strong> das ist das Herzstück unserer<br />

Initiative. Mit der steht <strong>und</strong> ällt das Gesamte!<br />

Ich habe Verständnis ür jeden, der sagt: ich kann da im Moment nichts<br />

reintun, ich hab die Zeit nicht. Aber zumindest die Minimalaktionen, auch<br />

ür die eigenen Bücher, sollte man auf die Reihe kriegen. Beiträge im sozialen<br />

Netz teilen, Leser aufmerksam machen, <strong>Qindie</strong> auch als Chance ür sich selbst<br />

betrachten. Ein bisschen weniger Konsumhaltung wäre schön. Das gilt ja letztlich<br />

ür alle Bereiche des Lebens.<br />

F.: Was möchtest Du Menschen, die <strong>Qindie</strong> noch nicht kennen, unbedingt<br />

mit auf den Weg geben?


A.: Kommt auf unsere Seite, tragt euch in unseren Newsletter ein, schaut euch<br />

unser Bücherregal an – es sind wirklich, wirklich tolle Titel vertreten, gute<br />

AutorInnen auch jenseits vom Genre-Mainstream. Bei uns kannst du das noch<br />

finden, was sich Verlage nicht mehr herauszugeben trauen: Literatur, die Ecken<br />

<strong>und</strong> Kanten hat.<br />

Aber Chicklit <strong>und</strong> Thriller gibt es natürlich auch. ;-)<br />

F.: And last but not least: <strong>Qindie</strong> – für Dich persönlich <strong>Traum</strong> oder <strong>Traum</strong>a?<br />

A.: Albtraum mit Zuckerguss. <strong>Traum</strong>atörtchen. Wunschtraum mit scharfen<br />

Kanten. Zeitfresser, Ressourcenkiller. Ungeheuer großartige KollegInnen. Im<br />

Schnitt eher <strong>Traum</strong> als <strong>Traum</strong>a.<br />

Es ist eben beides. Wie jedes gute Projekt. Manchmal möchte man es erschießen,<br />

aber meistens ist es einfach nur ein w<strong>und</strong>erschöner <strong>Traum</strong>, den ich nicht<br />

mehr missen möchte.<br />

Interview geührt von literatur-diskussion.com


Er hing in der Luft, wie Schwefelgeruch am Neujahrsmorgen. Ich bewegte mich<br />

so wenig wie möglich, um herauszufinden, wo genau er sich befand, <strong>und</strong> um<br />

ihn nicht mit einer unüberlegten, fahrigen Bewegung zu vertreiben. Er war da,<br />

ganz sicher, fast greifbar. Er schaukelte in den Ästen des Birnbaums, den ich zu<br />

Emilies Geburt gepflanzt, <strong>und</strong> der nie Früchte getragen hatte. Verfing sich in<br />

den Gardinen des offenen Küchenfensters, die einmal hinaus <strong>und</strong> ein andermal<br />

hinein flatterten, wie ein Kind, das sich nicht entscheiden kann, ob es auf den<br />

eigenen Füßen stehen oder sie doch lieber noch eine Zeit lang unter Mamas<br />

Tisch stellen möchte. Schließlich wehte er direkt an meiner Nase vorbei, tanzte<br />

einige Sek<strong>und</strong>en auf den Seilen der Wäschespinne, verdrückte sich durch den<br />

Jägerzaun <strong>und</strong> floh auf die Hauptstraße. Fast hätte ich ihm nachgebrüllt, er solle<br />

vorsichtig sein, wenn er die Straße überquert.<br />

»Was ist denn los mit dir?«<br />

Werners Stimme riss mich herum <strong>und</strong> ich verlor den Kontakt. Doch ich hatte<br />

noch bemerkt, dass er in die Kirchgasse abgebogen war, Richtung Marktplatz.<br />

»Verdammt!«, sagte ich. »Verdammt, ich habe ihn verloren.«<br />

»Wen?«<br />

»Den Gedanken. Er war wichtig, das weiß ich.«<br />

Werner glotzte mich mit halb offenem M<strong>und</strong> an. Stemmte die Hände in die<br />

Hüfte <strong>und</strong> kräuselte die Nase, wie er es immer tat, wenn er sich nicht entscheiden


konnte, ob er lachen oder einen seiner endlosen Vorträge halten sollte, die mit<br />

»Ich verstehe dich nicht«, begannen <strong>und</strong> mit »Ich verstehe dich einfach nicht«<br />

endeten. Er entschloss sich ür Möglichkeit drei <strong>und</strong> ignorierte, was ich gesagt<br />

hatte.<br />

»Was gibt’s zu essen?«, fragte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr <strong>und</strong><br />

verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, in seinem Hobbykeller. Dort würde<br />

er bleiben, bis ich ihn zu Tisch rief. Ich fragte mich, was wohl passieren würde,<br />

wenn ich ihn einfach nicht riefe. Käme er von alleine wieder raus oder bliebe er<br />

einfach dort unten, bis er verhungert wäre? Ich sah Werner nach.<br />

Und wieder war er da, ganz schemenhaft nur, kaum zu spüren. Er hüpfte von<br />

Grashalm zu Grashalm. Plusterte sich auf <strong>und</strong> machte sich klein. Zog sich in die<br />

Länge, schnalzte mit einem fröhlichen Plopp an den Birnbaumstamm, prallte ab<br />

<strong>und</strong> kugelte in die Kirchgasse. Er wollte, dass ich ihn wiederfinde. Unbedingt.<br />

Es heißt, wenn man etwas verloren hat, soll man dorthin zurückgehen, wo<br />

man es das letzte Mal bewusst gesehen hat. Ich hatte ihn hier im Garten verloren,<br />

aber wo war er das letzte Mal greifbar gewesen? Also ging ich zurück. Und<br />

ich ging nicht nur zurück, ich ging rückwärts. Zuerst hatte ich etwas Probleme<br />

damit, die Richtung zu halten, aber mit ein wenig Übung klappte das ganz<br />

hervorragend.<br />

Am Ende der Kirchgasse begegnete mir Frau Rössel. Sie trug einen vollen<br />

Einkaufskorb <strong>und</strong> schien ziemlich gestresst zu sein, ihren geröteten Wangen<br />

nach zu urteilen.<br />

»Sophie? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie mich, mit einem Blick auf<br />

meine roten Hausschuhe <strong>und</strong> die Blümchenschürze. Und ich lachte <strong>und</strong> winkte<br />

<strong>und</strong> beteuerte ihr, dass es mir nie besser gegangen war. Und das stimmte auch.<br />

Es war ein merkwürdiges Erlebnis, sich rückwärts zu bewegen. Man ging nicht<br />

auf die Häuser <strong>und</strong> Menschen zu, man entfernte sich von ihnen <strong>und</strong> doch ging<br />

man immer weiter. Ich ging immer weiter, die anderen blieben zurück. Die Stadt<br />

blieb zurück.<br />

Ich gelangte auf den Marktplatz, ging zum Gemüsestand, an dem ich am<br />

Morgen Tomaten <strong>und</strong> Wirsing gekauft hatte, <strong>und</strong> blieb vor der Auslage stehen.<br />

Ich wartete, ob er sich zeigt. Ob er sich hier versteckt hatte. Ich stocherte in den<br />

Kohlköpfen <strong>und</strong> stapelte Äpfel, Birnen <strong>und</strong> Tomaten von links nach rechts. Von<br />

oben nach unten. Nichts.<br />

Die Marktfrau schnaubte theatralisch <strong>und</strong> setzte an, mich zu schelten, ihr<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse nicht zu zerdrücken.<br />

»Ich kann ihn nicht finden«, sagte ich <strong>und</strong> sah sie hilfesuchend an.<br />

»Was denn?«, fragte sie. »Haben Sie etwas verloren?«<br />

»Einen Gedanken. Ich hatte ihn fast <strong>und</strong> dann war er weg.«<br />

»Geht’s Ihnen gut?« Ihre Stimme klang jetzt wirklich ein wenig besorgt. »Soll<br />

ich vielleicht jemanden ür Sie anrufen?«


»Nein«, sagte ich. Ich suchte ja schließlich erst seit kurzem, ich wollte nicht<br />

aufgeben. »Nein, mir geht’s gut. Alles in Ordnung.«<br />

Sie schenkte mir einen blank polierten Apfel <strong>und</strong> ich fragte mich, ob es<br />

sinnvoll wäre ihn auf dem Kopf stehend zu essen. Aber ich wollte nicht noch<br />

mehr Aufsehen erregen, <strong>und</strong> so winkte ich ihr nur zum Abschied zu. Den Apfel<br />

steckte ich ein. Ich konnte mir immer noch überlegen, wie <strong>und</strong> wo er am besten<br />

zu essen wäre, wenn ich Hunger bekäme.<br />

Der Weg durch die Fußgängerzone war nicht ganz einfach zu bewältigen.<br />

Ich wurde einige Male angerempelt <strong>und</strong> wäre fast in einen offenen Kanaldeckel<br />

gefallen, wenn mich der Arbeiter nicht fre<strong>und</strong>licherweise daran vorbei bugsiert<br />

<strong>und</strong> auch gleich in die richtige Richtung gedreht hätte.<br />

Es wurde langsam dunkel, als ich den Stadtpark erreichte. Ich setzte mich auf<br />

eine Bank in der Nähe einer Laterne <strong>und</strong> holte meinen Apfel hervor. Ich war<br />

gerade dabei, mich auf den Rücken zu drehen <strong>und</strong> die Beine über die Lehne zu<br />

schwingen, als ich ein kleines Mädchen bemerkte. Sie kauerte auf den Randsteinen<br />

<strong>und</strong> beobachtete mich. Ihre blonden Zöpfe wurden mit violetten Schleifen<br />

zusammengehalten <strong>und</strong> auf ihrer Nase prangten große Sommersprossen, die<br />

selbst im schummrigen Laternenlicht auffielen.<br />

»Warum gehst du verkehrt rum?«, fragte sie <strong>und</strong> setzte sich neben mich. »Bist<br />

du verrückt?«<br />

»Ich habe etwas verloren <strong>und</strong> deshalb gehe ich zurück, um es wiederzufinden.«<br />

Ich biss in meinen Apfel <strong>und</strong> kaute <strong>und</strong> schmatzte.<br />

Das Mädchen schwang seine Beine ebenfalls über die Lehne <strong>und</strong> ließ den<br />

Kopf neben meinem hängen.<br />

»Ich habe meine Teddybären verloren, als ich noch klein war.« Sie zog einen<br />

zerknautschten Schokoriegel aus der Tasche <strong>und</strong> teilte ihn mit mir. »Aber heute<br />

weiß ich, dass er weggelaufen ist, weil ich ihm sein braunes Fell mit Ketchup<br />

geärbt hatte.« Sie aß ihre Hälfte des Riegels <strong>und</strong> stand auf. »Ich muss nach<br />

Hause«, sagte sie <strong>und</strong> rannte los.<br />

Der Mond hing über den Laubbäumen <strong>und</strong> blinzelte durch die Blätter. Eine<br />

samtene Ruhe lag über dem Park, geradeso als würde er die lärmende Stadt am<br />

Eingang einfach abweisen.<br />

Ich lachte laut auf, als der Gedanke mich am Bauch kitzelte, nach oben krabbelte<br />

<strong>und</strong> in meinen Ohren tippelte <strong>und</strong> tapste. Ja, genau hier hatte ich ihn heute<br />

Morgen gehabt. Und wiedergef<strong>und</strong>en.<br />

Es war eine klare, warme Nacht. Einfach perfekt, um verkehrtherum auf einer<br />

Bank zu sitzen <strong>und</strong> den Kopf baumeln zu lassen. Das meinte auch der Mond,<br />

drehte sich auf den Rücken <strong>und</strong> grinste.<br />

Simone Keil<br />

Homepage


Prolog<br />

Sandra stand am Fenster <strong>und</strong> starrte in die Dunkelheit. Mit dürren Fingern<br />

kratzte der kahle Kirschbaum von außen gegen die Scheibe. Der Regen weinte<br />

dicke Tränen, die träge das Glas hinunterliefen. []<br />

Sandra streckte die Hand aus <strong>und</strong> folgte einem besonders dicken Tropfen<br />

mit dem Zeigefinger, bis sich dieser an einer Unebenheit im Glas verfing. Für<br />

einen Augenblick sah er aus wie ein Herz, bevor er entzwei riss <strong>und</strong> sich als<br />

zwei dünne Tränenspuren im Nichts auflöste.[]<br />

Love by Michael Pohl<br />

Sandras Faust schloss sich um den Brief. Hatte sie sich richtig entschieden?<br />

Herbert war ein herzensguter Mann, der ihr alles zu Füßen legte, aber er war<br />

nun mal ein Staubsaugervertreter <strong>und</strong> lärmte nur immerzu in den Grenzen seines<br />

engen Horizonts. Carlos dagegen – Widerstandskämpfer auf Kuba! Doktor der<br />

Atomphysik in der Schweiz! Und wie er küssen konnte! []<br />

Sollte sie Herbert den Brief geben? Ihn wirklich ür Carlos verlassen, ür<br />

eine ungewisse Zukunft an der Seite eines Mannes, der ihr von Anfang an<br />

klargemacht hatte, dass sie immer hinter seiner politischen Arbeit zurückstehen


musste, dass sie ihn gehen lassen musste, wenn seine Berufung ihm vorschrieb,<br />

sich auf Schienen oder an Atomkraftwerke zu ketten?<br />

War sie lieber eine Königin im Land der Staubsauger oder eine <strong>Mag</strong>d im Reich<br />

der Weltverbesserer? []<br />

Sie atmete tief durch <strong>und</strong> strich ihr blondes, lockiges Haar über die Schulter<br />

zurück. Sie hatte sich entschieden. []<br />

Kapitel <br />

Die Ampel wollte nicht grün werden. Jonas scharrte ungeduldig mit den Füßen …<br />

[]<br />

Zugegeben. Das ist kein »echter« Prolog, sondern sozusagen die Mutter aller<br />

Prologe, ein Proto-Prolog, zusammengekocht aus allen Prologen, die mir in den<br />

letzten Jahren so untergekommen sind (<strong>und</strong> ein bisschen nachgewürzt).<br />

Nachfolgend mal so ungeähr die Gedanken eines typischen Lesers, dem man<br />

einen solchen vorsetzt:<br />

[] Was gibt es da draußen zu sehen? Das Wetter ist gruselig. Bestimmt kommt<br />

gleich ein Schocker! Etwas klatscht von außen gegen die Scheibe. Äktschen!<br />

[] Oder auch nicht.<br />

zurück<br />

zurück<br />

[] Oh my. Frau denkt über zwei Kerle nach. Ich kenne die Frau doch gar<br />

nicht! Was soll ich mich ür ihre Liebesdinge interessieren?<br />

[] Is mir wurscht.<br />

[] Blond ist nicht die Erklärung ür alles.<br />

zurück<br />

zurück<br />

zurück<br />

[] Jonas? Warte mal … die Typen hießen Herbert <strong>und</strong> Carlos, also who the<br />

ffff… is Jonas?<br />

zurück


Die (Proto-)Autorin, die diesen (Proto-)Prolog schreibt, steckt bis zu den Haarspitzen<br />

in ihrer Sandra drin. Vermutlich hat sie eine echt komplexe Dreiergeschichte<br />

aufgebaut, die Charaktere fein ausgearbeitet, sowohl Herbert als auch Carlos<br />

sind echte Alternativen, <strong>und</strong> vielleicht hat sie beim Schreiben wirklich mit der<br />

zerrissenen Sandra mitgelitten.<br />

Sandras einsame Entscheidung am klischeeüberladenen Fenster ist ein Kulminationspunkt<br />

vieler dramatischer Ereignisse. Die Autorin vergisst nur leider,<br />

dass die Leserin von all dieser Dramatik nichts weiß. Leserin <strong>und</strong> Sandra verbindet<br />

ungeähr so viel wie Leserin mit Frau neben ihr in der U-Bahn. Nichts. Sie<br />

kennen sich nicht mal. Und man interessiert sich normalerweise nicht sonderlich<br />

ür das Liebesleben <strong>und</strong> die Gedanken von Leuten, die man nicht kennt – das ist<br />

bei Romanfiguren nicht anders.<br />

Würde die Frau in der U-Bahn plötzlich ihren Mantel abstreifen, darunter ein<br />

Clownskostüm oder wahlweise Reizwäsche tragen <strong>und</strong> mitten in der U-Bahn<br />

eine Zaubernummer oder wahlweise einen Pole-Dance starten, dann würden<br />

wir uns schon sehr viel mehr ür sie interessieren. Denn Handlung ist es, was<br />

Figuren interessant macht, nicht monologisierte Gedankengänge (<strong>und</strong> das ist<br />

bei echten Menschen nicht anders).<br />

Würde Sandra also mit einem gezielten Handkantenschlag die betränte Scheibe<br />

zertrümmern <strong>und</strong> sich in die dürren Zweige des Baumes schwingen <strong>und</strong> von<br />

dort aus auf das Dach des Nachbarhauses, dann bliebe (neben der Frage nach<br />

dem Sinn) immer noch die Frage nach dem Prologstatus.<br />

Ein Prolog ist etwas, das eigentlich nicht zum Text gehört. Es soll dem Leser<br />

einen Wissensvorsprung verschaffen. In der griechischen Tragödie wurden im<br />

Prolog die handelnden Figuren vorgestellt <strong>und</strong> schon mal der Gr<strong>und</strong>konflikt<br />

klargemacht. Der Zuschauer bekam also definiert, unter welchen Vorzeichen er<br />

das folgende Stück zu betrachten hatte, damit er dann auch die richtigen Lehren<br />

daraus zog. Inhaltlich bezog sich der Prolog also auf das Stück; formal gehörte<br />

er eigentlich nicht richtig dazu.<br />

Die meisten Prologe, die ich so lese, dienen eigentlich nur dazu, der Autorin<br />

den Weg in ihren Text hinein zu zeigen. Sie weiß nicht genau, wo die Geschichte<br />

anängt, kennt vielleicht ihre Figur noch nicht so gut <strong>und</strong> nutzt den Prolog, um<br />

mit der Umgebung warm zu werden.<br />

Dagegen ist nichts zu sagen. Wem das hilft, der soll beruhigt einen Prolog<br />

schreiben – <strong>und</strong> ihn dann in der Endfassung des Werkes beherzt wieder rausschmeißen.<br />

In eine Endfassung gehören nur Elemente, die der Handlung oder<br />

dem Leser dienen. Die Baugerüste <strong>und</strong> Hilfsleitern der Autorin müssen vollständig<br />

<strong>und</strong> restlos entfernt sein.


Im Zweifel gilt: Immer raus damit. Ein Prolog ist letztlich ein Lesehindernis.<br />

Die Leserschaft hat es im Geühl, dass er nicht richtig dazugehört, viele Prologe<br />

werden schlicht überblättert, um mit dem eigentlichen Buch anzufangen.<br />

Sie haben einen Prolog geschrieben? Keine Sorge, dagegen kann man etwas tun.<br />

Fragen Sie sich peinlich ehrlich, ob der Prolog nötig ist, um die Handlung zu<br />

verstehen. (Handlung. Nicht Figurenhintergr<strong>und</strong>, Gemütslage, Kindheit.) Ist er<br />

nötig: Machen Sie Kapitel Eins draus. Ist er nicht nötig: Schmeißen Sie ihn raus.<br />

Wenn Sie sich schwer trennen können, verschieben Sie ihn in ein Dokument<br />

mit »entfallenen Szenen«. Einem interessierten Publikum können Sie solche<br />

Schnipsel auf Ihrer Webseite als kostenlose Lektüre anbieten.<br />

E-Book-Veröffentlicher sollten auch bedenken, dass der “Blick ins Buch” bei<br />

Amazon vorne anängt. Ein Stück geht ür Deckblatt <strong>und</strong> Titelei drauf. Wenn<br />

dann erst noch der Prolog kommt, in dem nichts Entscheidendes passiert, wie<br />

wollen Sie potentielle Leser davon überzeugen, dass Ihr Buch spannend, packend,<br />

leidenschaftlich ist? Genau. Also: Immer rein in die Vollen, <strong>und</strong> vergessen Sie<br />

Prologe. Ihre Leser werden es Ihnen danken.<br />

Susanne Pavlovic<br />

Website


Name: Daniel Dekkard<br />

Alter: zwischen <strong>und</strong> , je nach Tageszeit <strong>und</strong> Gemütslage<br />

Beruf: Schreiberling<br />

Wohnort: Phnom Penh, Kambodscha<br />

Lieblings-Schreibutensil: Notizblock <strong>und</strong> billige Werbegeschenk-<br />

Kugelschreiber.<br />

In Kambodscha angekommen, setzen Jack <strong>und</strong> ich mühevoll einen Fuß vor<br />

den anderen, die Sonne strahlt von einem blauen Himmel <strong>und</strong> zeigt uns, was<br />

Hitze wirklich ist. Wir stützen uns gegenseitig, während der Weg uns zwischen<br />

Hochhäusern, mehreren gespannten (<strong>und</strong> behängten) Wäscheleinen <strong>und</strong> einem<br />

altem Mercedes zu unserem Ziel ührt: ein Autoreninterview mit Daniel Dekkard<br />

im Auftrag von <strong>Qindie</strong>. Das letzte Stück der Straße ührt an einem kleinen Shop<br />

mit roter Markise vorbei, bevor wir Daniel schon auf einer Terrasse im vierten<br />

Stock des Wohnhauses gegenüber winken sehen. Der Eingang nebenan ist mit<br />

bunten, starkduftenden Blüten dekoriert, was uns ganz kurz die Luft nimmt.<br />

Daniel selbst empängt uns bis aufs letzte Härchen herausgeputzt. Vielleicht<br />

sind wir ja in Shorts <strong>und</strong> T-Shirt etwas <strong>und</strong>erdressed, aber hier sind geühlte


ünfzig Grad. Dementsprechend hängen unsere Zungen nur knapp über dem<br />

Boden, als wir endlich auf der Terrasse Platz nehmen dürfen. Nachdem wir uns<br />

um die Getränke geprügelt haben, flitzt Daniel noch Eiswürfel holen, ohne die<br />

sind die Arbeitsbedingungen nicht erüllbar. Unser erster Eindruck, wie wir uns<br />

Daniel bei der Arbeit vorstellen, lässt sich leicht in Worte fassen:<br />

Grad im Schatten, Schweißperlen rinnen, ein PC, Kaffee, in dem der Löffel<br />

von alleine steht.<br />

Wenn man ihn fragt, wie es ihn dorthin verschlagen hat, bekommt man die<br />

Antwort: “Schaut euch um.” Das machen wir. Und sehen einen am Horizont<br />

noch wolkenverhangenen Himmel <strong>und</strong> Pützen, die nur langsam trocknen. »Wir<br />

haben Glück. Der Regen hat sich schnell verzogen.« Natürlich kommen wir<br />

genau zur Zeit des Monsuns.<br />

Jack trinkt eine quietschgrüne Limonade, während ich mich dem Eistee mit<br />

Chrysanthemen-Geschmack widme, beides äußerst erfrischend. Allerdings sind<br />

wir von In Flagranti Books nicht tapfer genug, den teerartigen Kaffee zu probieren.<br />

»Legen wir los.« Ich zücke den altbewährten Notizblock. »Daniel, wie sieht<br />

einer deiner Tage in Kambodscha aus?«<br />

»Ach das ist einfach. Meistens beginnt ein Tag um Uhr mit einem Hahnenschrei.<br />

Ich frage mich wo ich bin, bis mir wieder einällt, dass es meine Bude<br />

in Kambodscha ist, in der ich liege. Genauer gesagt, Phnom Penh. Die größte<br />

Stadt des Landes. Mein Appartement liegt in der Innenstadt, wie ihr vielleicht<br />

gesehen habt. Trotzdem hält sich hier ein Nachbar ein paar Hennen <strong>und</strong> zu deren<br />

Beglückung einen Hahn. Der bringt jeden Morgen die gesamte Straße auf Trab.<br />

H<strong>und</strong>emüde also; war meistens eine lange Nacht, also weiterschlafen, so gut<br />

es geht. Gegen Uhr Frühstück, einen Teller frische Früchte, Toast, Spiegelei,<br />

Kaffee. Dann das Nötigste einkaufen <strong>und</strong> um etwa Uhr geht´s langsam mit<br />

dem Schreiben los. Bin Nachtarbeiter, das geht oft bis oder in der Frühe.<br />

Knapp eineinhalb St<strong>und</strong>en später kreischt der Gockel wieder los. An freien Tagen<br />

tausche ich den Schreibtischstuhl gegen einen Barhocker <strong>und</strong> quassele mit<br />

wildfremden Menschen über Leben <strong>und</strong> Sterben. Oder ich unternehme Streifzüge<br />

durch die Stadt, um brennende Fragen zu beantworten wie etwa: Wie viele<br />

Personen finden auf einem er Suzuki-Moped Platz? Der derzeitige Rekord<br />

liegt bei ünf.« Bevor Daniel sich eine Zigarette anzündet, bietet er uns auch eine<br />

an, die wir höflich ablehnen. Das Gequassele mit wildfremden Menschen drängt<br />

unsere Gedanken ganz kurz in Richtung »Saigon So<strong>und</strong>« <strong>und</strong> ich schreibe noch<br />

schnell eine zusätzliche Frage auf.<br />

»Okay. Wow, das klingt alles ziemlich hektisch. Wie kommt es, dass du hier<br />

wohnst? War es vielleicht ein <strong>Traum</strong> oder ein <strong>Traum</strong>a, das dich aus Deutschland<br />

vertrieben hat?«


Jack verzieht das Gesicht, nachdem er die Limonade probiert hat, <strong>und</strong> uns<br />

entgeht nicht das amüsierte Grinsen von Daniel.<br />

»Beides. Es war immer mein <strong>Traum</strong>, im Ausland zu leben. Da mich der Ferne<br />

Osten schon seit fast Jahren fasziniert, war es nur eine Frage der Zeit,<br />

irgendwann hier aufzuschlagen. Vor allem die Großstädte haben es mir angetan,<br />

<strong>und</strong> so nomadisiere ich von einer zur anderen. Singapur, Jakarta, Bangkok <strong>und</strong><br />

jetzt eben Phnom Penh. Als nächstes ist Manila dran. Und ür einen kurzen<br />

Urlaub ist der nächste Strand nie weit. Es war dann tatsächlich ein <strong>Traum</strong>a,<br />

das mich auf die weite Reise geschickt hat. Das impertinente Rauchverbot in<br />

ganz Europa. Die Hälfte seines Lebens verbringt der Schreiber an irgendeiner<br />

Theke vor einem Glas Whisky, Gin oder Tequila. Und Trinken, wie einer meiner<br />

Lieblings-Regisseure Luis Buñuel mal sagte, ist ohne Rauchen nicht vorstellbar.<br />

Dieser Leidenschaft widerspruchlos frönen zu können, ist einer der vielen Vorzüge<br />

Asiens.« Zum Beweis zieht er an seiner Zigarette. Jack will wissen, was<br />

ür ein Mensch Daniel Dekkard ist <strong>und</strong> wie er sich selbst in einem <strong>Traum</strong> sieht.<br />

»Ein philanthropischer Misanthrop. Im <strong>Traum</strong> wär ich gern das Gegenteil.«<br />

Ich bew<strong>und</strong>ere derweil die sehr traurig aussehenden Balkonpflanzen <strong>und</strong><br />

werde von Daniel prompt stolz auf die überschaubare Menge an Grünem hingewiesen.<br />

»Eine hat auch schon mal geblüht!« Wahrscheinlich ist das bei geühlten<br />

ünf<strong>und</strong>sechzig Grad Außentemperatur wahrlich eine Meisterleistung. Wir wollen<br />

mal nicht an den Wasserverbrauch denken.<br />

»Du lebst hier ja schon irgendwie im Paradies. Hast du noch einen großen<br />

<strong>Traum</strong>, den es zu erüllen gilt?« Mit dem Block wedele ich mir Luft zu. Daniel<br />

blickt nachdenklich in den blauen Himmel.<br />

»Einmal in den Weltraum fliegen. Der Ticketpreis liegt allerdings eine Nuance<br />

oberhalb meiner derzeitigen finanziellen Möglichkeiten.« Kurz entbrennt eine<br />

Diskussion über die überteuerten Weltraumticketpreise, bei der Jack <strong>und</strong> Daniel<br />

sich einig sind, das System stürzen zu wollen.<br />

Bevor ich zur nächsten Frage kommen kann, werden wir mit Asia-Pop in<br />

Heavy-Metal-Konzert-Lautstärke beschallt. Entschuldigend blickt uns Daniel<br />

an. Wahrscheinlich kann man uns unsere dezente Verunsicherung an der Nase<br />

ablesen. »Die Siesta ist vorbei. Nebenan wird eine Hochzeit gefeiert. Ungeähr<br />

Gäste, die schon seit heute Morgen um sieben feiern. Es könnte auch noch<br />

etwas dauern. Vielleicht sollten wir ne R<strong>und</strong>e spazieren gehen.« Diesem Vorschlag<br />

gehen wir erleichtert nach, denn in diesem Augenblick scheint jemand<br />

seine unsterbliche Liebe zu Karaoke entdeckt zu haben.<br />

Nachdem wir dem Trommelfell-Terror lebend hinter uns lassen konnten,<br />

wollen wir mehr über Daniel wissen, vor allem, wie er zum Schreiben gekommen<br />

ist <strong>und</strong> wie so ein Schreibtag ausschaut.<br />

»Begeistert von der Filmwelt habe ich erst dort alles Mögliche ausprobiert:<br />

Regie, Kamera, Drehbuchschreiben. Irgendwann hatte die Muse wohl die Nase


voll von meiner Sucherei, gab mir eine deftige Ohrfeige <strong>und</strong> fragte: »Wie wär´s<br />

mit Prosa, mein Junge?« Aus Angst vor einer zweiten Watsche bin ich dann<br />

dabei geblieben.<br />

Ein Schreibtag sieht bei mir aus wie ein Kinobesuch. Ich setze mich hin in<br />

gespannter Erwartung, was ür einen Film ich heute wohl zu sehen bekomme.<br />

Wird´s ein guter, sacke ich weg <strong>und</strong> tauche in die Geschichte. Das Schreiben<br />

selbst besitzt etwas <strong>Traum</strong>artiges. Gelingt es, brauche ich am Schluss manchmal<br />

eine ganze St<strong>und</strong>e, um mich wieder in der Realität zurechtzufinden.« Ich muss<br />

kichern, während ich mir die Muse mit genervtem Blick vorstelle. Daniel hat<br />

uns währenddessen zu einem Bar-Restaurant geührt, in dem er Stammk<strong>und</strong>e<br />

ist. In Vorfreude auf ein paar einheimische Worte setzen wir uns <strong>und</strong> warten<br />

gespannt, bis Daniel den M<strong>und</strong> aufmacht. Nachdem die Bedienung beim ersten<br />

Mal eher verzweifelt dreingeblickt hat, nach der Wiederholung in Lachtränen<br />

ausgebrochen ist, bestellt Daniel ür uns alle in Englisch. Ob die Chance besteht,<br />

herauszufinden, was er nun wirklich bestellt hat?<br />

»Hast du bestimmte Rituale vor dem Schreiben neuer Geschichten? Träume,<br />

die Ideen liefern? <strong>Traum</strong>ata, die verarbeitet werden?«, fragt Jack. Daniel zündet<br />

sich noch eine Zigarette an. Eine süß duftende Wolke wabert über unseren<br />

Köpfen.<br />

»Der Tabak ist mit Nelkenöl versetzt«, erklärt er, bevor die eigentliche Antwort<br />

kommt. »Die Ideen tauchen immer blitzartig auf, meist ausgelöst durch eine<br />

Alltagsbeobachtung oder ein Ereignis. Ich habe einmal beinahe mächtig Prügel<br />

von zwei groben Typen bezogen, weil die mich mit jemandem verwechselt haben.<br />

Später fiel mir ein: »Gäb doch eine gute Geschichte ab. Jemand stellt fest, dass<br />

er einen Doppelgänger hat, der lauter üble Dinge verzapft. Der Unschuldige<br />

muss es ausbaden <strong>und</strong> gleichzeitig diesen Mistkerl finden, der ihm das alles<br />

unterschiebt.«<br />

Die Quelle dieser Ideen, vermute ich, ist Unsicherheit oder Unverständnis<br />

manchen Dingen oder Menschen gegenüber. Das schwer oder gar nicht Erklärbare<br />

in Ereignissen oder Handlungen. Dahinter steckt wohl der Wunsch, das<br />

Leben zu verstehen. Erscheint mir eine Idee ergiebig, folgt sofort der kreative<br />

Prozess. Story-Aufbau, Charakterentwicklung, Recherche, wenn nötig. Ich kenne<br />

Autoren, die, sobald sie eine Idee anällt, gleich mit dem Schreiben beginnen.<br />

Ohne zu ahnen, wohin der Hase läuft. Für mich unvorstellbar. Ich muss wissen,<br />

wie das Ende aussieht, Aktion <strong>und</strong> Reaktion der Protagonisten kennen. Beim<br />

Schreiben selbst erlebt man dann trotzdem saftige Überraschungen. Es kann<br />

passieren, dass sie einen Teil der vorangegangenen Planung über den Haufen<br />

werfen.«<br />

Ich blicke kaum auf, vollkommen in meinen Notizen gefangen. »Was hat dich<br />

dazu gebracht, ein Buch wie »Saigon So<strong>und</strong>« zu schreiben? <strong>Traum</strong>? <strong>Traum</strong>a?<br />

Geht es um dich selbst? Ein Selbstfindungstraum?« Die Frage hängt zwischen


Jack <strong>und</strong> mir, seitdem wir das Buch ausgelesen haben. Daniel drückt die Zigarette<br />

aus, die Getränke werden gebracht. Eisgekühltes Soda! Ein <strong>Traum</strong>!<br />

»Das ist schwer zu beantworten. Das Konzept zu diesem Roman ist über vier<br />

Jahre alt <strong>und</strong> sah ursprünglich völlig anders aus. Ich hatte nie mit dem Schreiben<br />

begonnen, weil mir einiges daran missfiel. Das Thema erschien mir nicht relevant<br />

<strong>und</strong> besaß zu wenig Tiefe, die Kombination der Figuren war unstimmig. Einzig<br />

das Setting sagte mir was: Fremde Großstadt, darin ein Mikrokosmos mit einer<br />

Handvoll Personen, die alle ihren kleinen Träumen nachhängen <strong>und</strong> von einem<br />

unerwarteten Ereignis aus der Routine geworfen werden. Vor zwei Jahren fing<br />

ich an, an allen Ecken der Story rumzuschrauben. Dadurch veränderten sich<br />

jedes Mal auch alle anderen Teile, bis schließlich »Saigon So<strong>und</strong>« daraus wurde.<br />

Das ist einer der spannenden, mir selbst unerklärlichen Effekte beim Schreiben.<br />

Ab einem gewissen Punkt entwickelt es eine Eigendynamik, die sich dem Zugriff<br />

des Autors entzieht. Es wirkt, als wolle die Geschichte selbst nur auf diese eine<br />

Weise erzählt werden. Das ähnelt Michelangelos Witz: »Die Figur war schon in<br />

dem rohen Stein drin. Ich musste nur noch alles Überflüssige wegschlagen.«<br />

In jedem Buch steckt natürlich immer auch was vom Autor. Er kann gar nicht<br />

verhindern, dass Aspekte seiner eigenen Geühls- <strong>und</strong> Gedankenwelt mit einfließen.<br />

Doch in diesem Roman geht es nicht um mich oder meine Selbstfindung.<br />

Zwar trägt der Ich-Erzähler meinen Vornamen, aber das ist einer Bequemlichkeit<br />

geschuldet. Einmal drin, hab ich´s einfach so gelassen. Andererseits ist das auch<br />

ein Beispiel ür die von mir angesprochene Eigendynamik. Denn erst nach der<br />

Veröffentlichung des Buches habe ich erfahren, dass dem biblischen Daniel die<br />

Fähigkeit zugesprochen wurde, Träume deuten zu können. Seltsam »zuällig«<br />

passt es in die Story <strong>und</strong> stellt gleichzeitig deren größte Ironie dar.«<br />

Diese Antwort lässt uns einen kurzen Moment schweigen <strong>und</strong> über die Geschichte<br />

nachdenken. »Saigon So<strong>und</strong>« ist keine Geschichte, die man in eine<br />

Schublade stecken kann. Dass wir nun mit dem Autor darüber reden können, ist<br />

natürlich eine Chance, die wir ergreifen müssen, auch wenn die Gedanken bei<br />

geühlten Grad zu schmelzen beginnen. Die Frage der Fragen kommt zum<br />

Schluss.<br />

»Hattest du das Ende von “Saigon So<strong>und</strong>” geplant oder ist das während des<br />

Schreibens entstanden?«<br />

Die Antwort überrascht uns <strong>und</strong> nimmt, zugegebenermaßen, etwas von dem<br />

mysteriösen Flair.<br />

»Das Ende war geplant. Es entstand bereits in der Phase der Story-Entwicklung.<br />

Ohne dieses Finale wäre es nur eine halbe Geschichte geworden. Wie der Titel<br />

des Romans nahelegt, ist er stark von Musik beeinflusst. Das an den Schluss<br />

gesetzte Songzitat bezieht sich auf das Innenleben des Protagonisten <strong>und</strong> damit<br />

auch auf dieses Ende. Es lohnt sich, das ganze Stück zu hören. Darin findet


sich ein Dilemma, das dem Daniels auf verblüffende Weise ähnelt. Auch so eine<br />

Merkwürdigkeit, die mir erst später aufgegangen ist.«<br />

Darauf muss ich erst mal einen Schluck trinken. Jack fragt Daniel stattdessen,<br />

ob er seinen Lesern von »Saigon So<strong>und</strong>« noch etwas sagen möchte. Oder<br />

vielleicht hat er ja einen Rat, bevor sie sich auf den Weg »ins Schwarze Loch«<br />

machen.<br />

Daniel lacht. »Vielleicht, bei der Lektüre im Auge zu behalten, dass die Geschichte<br />

möglicherweise wahr ist.« Er zwinkert uns verschwörerisch zu <strong>und</strong><br />

schon hat »Saigon So<strong>und</strong>« seinen mysteriösen, mystischen Touch wieder.<br />

»Und nun«, er beugt sich über den Tisch, »lassen wir das Soda Soda sein <strong>und</strong><br />

kommen zu den richtigen Getränken!«<br />

Und während Daniel Dekkard, ein überaus sympathischer Autor übrigens,<br />

diesmal gleich auf Englisch »richtige Getränke« bestellt, ängt er an über Nudelsuppen,<br />

Busverbindungen <strong>und</strong> die diversen Biersorten des Landes zu schwafeln.<br />

Sollten wir so schnell nicht wieder zurückkommen, liegt das wohl nicht an<br />

dem traumhaften Wetter, denn der Himmel verdunkelt sich erneut <strong>und</strong> erste<br />

Tropfen fallen auf den schon wieder trockenen Boden. Hoffentlich können wir<br />

die zusätzlichen Ausgaben bei <strong>Qindie</strong> als Spesen abrechnen.<br />

P.S.: Wir trinken etwas, das sich »Mekhong Whisky« nennt, drückt uns die<br />

Daumen!<br />

In Flagranti<br />

In Flagranti Books<br />

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Autor: Daniel Dekkard<br />

Taschenbuch: Seiten<br />

Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.<br />

ASIN: BECURE<br />

Preis E-Book: , Euro<br />

Preis Print: , Euro<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der ziellos herumtreibende Daniel gerät in Saigon in eine Bande Gestrandeter, die<br />

in der Stadt hängengeblieben sind. Jeder einzelne flieht vor etwas oder jagt hinter<br />

etwas her. Sie treffen sich in der Bar eines Iren, die von allen das »Schwarze<br />

Loch« genannt wird. Ein schmutziger Kessel, in dem Hoffen, Träumen <strong>und</strong><br />

Begierde vor sich hinbrodeln.<br />

Saigon bleibt, wie das Leben selbst, ür Daniel ein Mysterium. Eines, in dem<br />

ür ihn eine Vision zur Wirklichkeit wird. Bis Wahres nicht mehr von Unwahrem


zu trennen ist. Die Begegnung mit der <strong>und</strong>urchsichtigen Diplomatentochter<br />

Lucy fegt ihn endgültig aus der Bahn.<br />

Unter der ruppigen Oberfläche sehnt sich jeder danach, aus einem Leben<br />

am Rande der Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Alle versuchen es auf ihre<br />

eigene Weise, aggressiv, lüstern, verzweifelt oder selbstmörderisch. Für Daniel<br />

ührt dieser Weg an die äußere Kante des Vorstellbaren <strong>und</strong> schließlich darüber<br />

hinaus.<br />

Inhaltsangabe/Meinung<br />

Facebook: Daniel Dekkard/Saigon So<strong>und</strong><br />

Lange haben wir überlegt, ob wir eine gesonderte Inhaltsbeschreibung geben<br />

sollen oder nicht. Allerdings, nach reichlicher Überlegung <strong>und</strong> der einen oder<br />

anderen Zigarette, sind wir der Meinung, dass wir »Saigon So<strong>und</strong>« <strong>und</strong> seinen<br />

Inhalt kaum in genug Worte fassen können, um unseren Eindrücken gerecht zu<br />

werden. Wir können den Inhalt nicht wiedergeben, ohne etwas zu verraten, was<br />

vielleicht nicht verraten werden sollte.<br />

»Saigon So<strong>und</strong>« von Daniel Dekkard strich schon eine Weile an den Grenzen<br />

unseres Leseradars herum. Wir bekamen es nur irgendwie nie richtig zu fassen.<br />

Als es uns dann direkt vor der Nase schwebte, schnappten wir zu. Die einzige<br />

Frage, die wir uns am Ende der Lektüre stellen mussten, war: War es ein <strong>Traum</strong><br />

oder glich es einem <strong>Traum</strong>a, auf diese Reise gegangen zu sein? Zünden wir uns<br />

eine Zigarette an <strong>und</strong> gehen wir dem mal auf den Gr<strong>und</strong> …<br />

Wir gehen bei unseren Rezensionen gerne sehr emotional an die ganze Sache<br />

ran. Was hat das Buch bewirkt? Wie erging es uns währenddessen? Himmelhochjauchzend<br />

oder zu Tode betrübt? Analytisch sind wir eigentlich nie … oder<br />

eher selten. Aber hier machen wir eine Ausnahme. Wir gehen mit einem total<br />

analytischen Verstand an eine Erfahrung heran, die halb <strong>Traum</strong> <strong>und</strong> halb <strong>Traum</strong>a<br />

ist.<br />

Als Leser begleiten wir Daniel, den Protagonisten auf einer Reise zu sich<br />

selbst. Inwiefern begeht man so eine Reise? Daniel versucht eigentlich nur,<br />

einem Ereignis zu entkommen <strong>und</strong> landet in Saigon, genauer gesagt, in einem<br />

Schwarzen Loch, das alles <strong>und</strong> jeden in einen Strudel zwischen <strong>Traum</strong> <strong>und</strong><br />

Realität saugt. Am Ende bleibt nichts außer dem <strong>Traum</strong>a, dass man sich selbst<br />

nicht genug ist. Oder dass man sich selbst schon zu viel ist.<br />

»Saigon So<strong>und</strong>« besitzt einen roten Faden, erzählt eine Geschichte <strong>und</strong> hat<br />

auf jeden Fall ein Ende. Allerdings kann man alles anders auslegen. Was ist der<br />

rote Faden? Daniels Lebensgeschichte? Der kurze Aufenthalt in Saigon? Oder<br />

ist es kein roter Faden, sondern ein Teppich in verschiedenen Rottönen, die<br />

sich einem <strong>Traum</strong> gleich unscharf vermischen, bevor ein neuer Rotton entsteht?<br />

Und wenn es ein Teppich ist, was ür eine Geschichte wird dann erzählt? Ist es


die Geschichte über ein <strong>Traum</strong>a, ausgelöst durch Erlebnisse in einer Bar? Eine<br />

Liebesgeschichte, die W<strong>und</strong>en hinterlässt? Oder ist es eigentlich die Reise der<br />

Leser, die zu sich selbst finden müssen. Lesen wir über Daniel oder lesen wir<br />

eigentlich unsere eigene Reise zu uns selbst, die durch einen <strong>Traum</strong> nur anders<br />

gezeigt wird <strong>und</strong> dadurch <strong>Traum</strong>ata verarbeitet?<br />

Das Ende ist ganz klar <strong>und</strong> wahrscheinlich das am einfachsten zu erklärende<br />

Ereignis der ganzen Geschichte. Das Ende ängt mit einem <strong>Traum</strong> an, überwindet<br />

<strong>Traum</strong>ata, einprägsame Ereignisse <strong>und</strong> lässt den Leser am Ende erwachen, ohne<br />

das Bewusstsein was Wirklichkeit <strong>und</strong> Realität ist. Alles klar? Jemand eine<br />

Zigarette um den Gedankenstrudel zu entwirren? Oder eher einen Whiskey?<br />

Aber setzt euch ja nicht auf den leeren Stuhl an der Bar, verstanden?<br />

Machen wir weiter. Seien wir vielleicht mal weniger analytisch, als wir es<br />

bis jetzt waren, sondern philosophieren wir mal. Was will uns Daniel Dekkard<br />

eigentlich sagen? Dass in Saigon die Zeit anders läuft? Das haben wir begriffen,<br />

mehr oder weniger. Dass es Menschen gibt, die irgendwann, irgendwo landen, um<br />

seltsame Dinge zu erleben, die sie nicht verstehen? Haben wir auch verstanden.<br />

Oder will uns der Autor eigentlich nur sagen, dass es immer darauf ankommt,<br />

wie man die Dinge sieht? Wäre diese Geschichte so verlaufen, wenn Daniel (der<br />

Hauptprotagonist, nicht der Autor!) nicht so offen ür diese eigene, andersartige<br />

Welt gewesen wäre? Er akzeptiert die Dinge, die passieren. Nimmt sie einfach<br />

hin, ohne sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Damit lässt er ihnen den Zauber, der<br />

den Ereignissen unbewusst anhängt. Daniel (der Prota) zeigt uns Lesern, wie<br />

man Akzeptanz lebt, in einer Welt (die Kneipe, der Ort, das Land, die Erde …),<br />

in der man selbst akzeptiert werden muss. Ein <strong>Traum</strong>? Vielleicht. Ein <strong>Traum</strong>a,<br />

wenn diese Erlebensspanne vorbei ist? <strong>Mag</strong> sein.<br />

Wir haben lange gegrübelt. Über »Saigon So<strong>und</strong>«, über das Wieso, Warum,<br />

Wer, Was, Wo, Weshalb. Wir haben geraucht, getrunken <strong>und</strong> hatten am Ende<br />

einen fetten Kater, aber keine Erleuchtung. Man kann sagen, dass wir keine<br />

Meinung haben. Oder unsere Meinung spaltet uns selbst. War das Buch gut? Kann<br />

man so gar nicht sagen, denn wir finden (oder auch nicht), dass man »Saigon<br />

So<strong>und</strong>« selbst gelesen haben muss, um (k)eine Meinung haben zu dürfen. Es<br />

schlägt ein wie Hochprozentiger, steigt in den Kopf wie eine lustige Zigarette zu<br />

viel <strong>und</strong> sorgt in beiden Fällen daür, dass man benebelt ist, ohne seinem Ziel<br />

näher gekommen zu sein. Es heißt, der Weg sei das Ziel, aber ist das Ziel auch<br />

das Ende? Und was ist das Ende? Ist es das Ende, wenn die Geschichte vorbei<br />

ist? Oder ängt die Reise dann erst an? Bekommt man ein <strong>Traum</strong>a, wenn man<br />

diese Geschichte analysieren will? Auf jeden Fall! Aber warum?<br />

Daniel Dekkards Schreibstil ist uns am einprägsamsten in unseren traumatisierten<br />

Köpfen hängen geblieben. Wir hatten das Geühl, wir würden zusammen<br />

mit ihm bei Mat sitzen, trinkend, rauchend, im Schwarzen Loch verschwindend,<br />

<strong>und</strong> Daniel (diesmal der Autor, nicht der Protagonist!) erzählte uns die


Geschichte von Daniel (der Protagonist, nicht der Autor, glauben wir … O.o).<br />

Wir sitzen mit einigen Leuten da rum, die wir eigentlich gar nicht kennen. Jeder<br />

versucht seine eigene Geschichte in diesem Loch zu lassen, um das <strong>Traum</strong>a der<br />

Erlebnisse zu überwinden, aber Daniel (der Autor) hebt sich durch seinen Stil,<br />

seine Art <strong>und</strong> Weise des Erzählens ab, sodass alles andere in den Hintergr<strong>und</strong><br />

rückt, verschwimmt <strong>und</strong> letztendlich verschwindet, bis der Fokus ganz allein auf<br />

Daniel (den Autor) gerichtet ist. Der Spot scheint auf ihn, rauchend, trinkend<br />

<strong>und</strong> er erzählt einfach. So wie es ist, ohne Verschnörkelungen, Verschönerungen,<br />

Liebesgeühlsplänkeleien. Alles ist innerhalb der traumatischen <strong>Traum</strong>erfahrung<br />

klar strukturiert. Jedenfalls folgt es gewissen, geraden Linien, die am Ende<br />

irgendwo herauskommen.<br />

Das Besondere an »Saigon So<strong>und</strong>« ist ganz klar, das Wissen bzw. das Unwissen<br />

des Lesers. Denn diese Geschichte kann genauso wie sie geschrieben steht, auch<br />

passiert sein. Und als Leser ist dieses Geühl vor dem Lesen <strong>und</strong> nach dem Lesen<br />

einfach faszinierend. Was ist nun? Ist Daniel DER Daniel? Oder doch nicht?<br />

Das Beste am Ende ist einfach, dass ich mir als Leser vorstellen kann, dass der<br />

Autor das hier erlebt hat. Ob es so ist oder nicht, sei dahingestellt <strong>und</strong> muss ich<br />

eigentlich auch gar nicht wissen.<br />

Fazit<br />

Seid ihr nun schlau aus unserer Rezension geworden? Noch eine Zigarette zum<br />

Nachdenken? Setzt euch noch mal hin, trinkt noch einen Whiskey <strong>und</strong> findet<br />

heraus, warum »Saigon So<strong>und</strong>« so ist, wie es ist. Einprägsam. Anders. Eine<br />

Geschichte, die mehr ist als nur eine Geschichte. Ein Protagonist, auf der Reise<br />

zu sich selbst. Ein Ort, an dem wir verloren gegangen sind. Es ist nicht wirklich<br />

wichtig, eine Meinung zu haben, man muss nur begründen, warum das so ist.<br />

Es ist vorherbestimmt, wir können also gar nichts ändern. Vielleicht träumen<br />

wir ja. Oder ihr träumt <strong>und</strong> wir sind wach.<br />

Jeder, der nichts gegen traumatische Erfahrungen hat (haltet euch mal eine<br />

Waffe in den M<strong>und</strong> <strong>und</strong> schießt dann daneben!), der nichts gegen Erlebnisse<br />

hat, wie sie in einem <strong>Traum</strong> vorkommen (haben wir die Rezension wirklich<br />

geschrieben oder haben wir zu viel getrunken <strong>und</strong> geträumt?), der ist bei »Saigon<br />

So<strong>und</strong>« genau richtig. Denn auch wenn alles etwas seltsam ist <strong>und</strong> wir nie<br />

wirklich wussten, wo uns diese Reise nun hinührt, haben wir doch immer<br />

wieder nachdenken müssen, über das, was zwischen den Zeilen steht. Und<br />

spricht es nicht ür das Buch, wenn wir uns selbst Tage (wahrscheinlich noch<br />

Wochen) mit ihm beschäftigen? Irgendwas muss es ja in uns bewirkt haben,<br />

auch wenn wir nicht genau definieren können, was es ist.


Bewertung<br />

»Saigon So<strong>und</strong>« von Daniel Dekkard (dem Autor) bekommt von uns von <br />

Marken.<br />

In Flagranti<br />

In Flagranti Books<br />

Facebook


(dem idealen Leser gewidmet)<br />

Nur einmal möcht ich dich berühren,<br />

wie’s Zeilen tun, die nie geschrieben<br />

worden sind <strong>und</strong> möcht die Wärme spüren,<br />

die wörtlich spricht <strong>und</strong> die zu lieben<br />

mir nicht gestattet ist.<br />

Doch zwischen Tönen, Klängen, Bildern,<br />

verraucht der Sinn im Wörtermeer<br />

<strong>und</strong> wo die Silben Herzen wildern<br />

bleibt eine Öde, menschenleer,<br />

wo Zweifel stetig frisst.


So bleibt ein Sehnen nur nach deinem<br />

Lächeln, das durch die Zeiten geht.<br />

Und meine Träume gelten einem,<br />

der meine Niederschrift versteht<br />

auch wenn er mich vergisst.<br />

Margot S. Baumann<br />

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Teil : Aller Anfang ist Format<br />

Zugegeben, es ist lästig <strong>und</strong> Spaß macht es auch nicht. Aber, wer schon einmal<br />

ohne vorherige Formatierung drauflos geschrieben hat, der weiß, wie viel Mühe<br />

<strong>und</strong> Zeit es kostet, das fertige Manuskript im Nachhinein in das richtige Format<br />

zu bringen, auf dass es sich dazu eignet, es Korrektur lesen zu lassen, es einem<br />

Lektor zu übergeben, es vielleicht auch an einen Verlag oder Agenten zu schicken,<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt, es in ein ordentliches E-Book oder Printbuch zu verwandeln.<br />

Erst formatieren, dann fabulieren<br />

Zwar ist die Normseite insbesondere ür den Selfpublisher nicht mehr unbedingt<br />

das Wichtigste, ich persönlich halte sie aber nach wie vor ür sehr nützlich,<br />

weil sie zum einen ein gängiges Maß darstellt <strong>und</strong> zum anderen ein sehr übersichtliches<br />

Arbeiten ermöglicht, was auch den eigenen Überarbeitungs- <strong>und</strong><br />

Korrekturdurchgängen sehr entgegenkommt. Und sollte ich mich zwischendurch<br />

anders entscheiden <strong>und</strong> das Buch doch einem Verlag anbieten wollen,<br />

dann spare ich mir größere Umformatierungsarbeiten.


Natürlich ist es abhängig davon, mit welchem Programm ich arbeite. Wenn<br />

ich ein ›Schriftstellerprogramm‹ verwende, wie zum Beispiel Papyrus-Autor,<br />

kann das manches erleichtern, denn dort gibt es zahlreiche Features, die bereits<br />

voreingestellt sind. Zum Beispiel lässt sich mit einem Klick ein Manuskript auf<br />

Normseiten bringen. All dies funktioniert aber auch problemlos in Word oder<br />

anderen Programmen.<br />

Einrichten der Seite<br />

Ich empfehle gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong> aus schmerzlicher, eigener Erfahrung, das Dokument<br />

von Anfang an auf Normseitenformat ( Zeilen à Zeichen) einzustellen.<br />

Es gibt zahlreiche Musterseiten im Netz, die vorformatiert sind <strong>und</strong> heruntergeladen<br />

werden können. Einfach einmal nach ›Normseite‹ suchen <strong>und</strong> man wird<br />

schnell ündig. Achtung! Je nach Version kann es passieren, dass das vorgefertigte<br />

Format von der eigenen Programmversion verändert wird, also auf jeden Fall<br />

noch einmal nachprüfen, ob alle Einstellungen korrekt sind. Mit ein bisschen<br />

Aufwand lässt sich die Normseite aber auch schnell selbst einrichten.<br />

Zunächst die Schriftart: Üblicherweise verlangt die Normseite eine einheitlich<br />

breite Serifenschrift wie z.B. Courier New in der Schriftgröße pt. Diese<br />

Schriften haben den Vorteil, dass alle Buchstaben in der gleichen Breite abgebildet<br />

werden. Bei Schriftarten wie z.B. Arial (den sogenannten Proportionalschriften)<br />

passt sich die Schriftbreite an die tatsächliche Breite des jeweiligen Buchstabens<br />

an, die Anzahl der Buchstaben pro Zeile kann dabei variieren. Genau das ist<br />

aber nicht gewollt, da die Normseite auf Zeichen je Zeile ausgelegt ist.<br />

Es folgt der Zeilenabstand. Für eine Normseite gilt ein Zeilenabstand von ,<br />

Zeilen.<br />

Die Ränder stelle ich zum Beispiel wie nachstehend ein. Bitte trotzdem noch<br />

einmal nachzählen, ob es tatsächlich Zeichen pro Zeile sind <strong>und</strong> exakt <br />

Zeilen.<br />

• Oberer Rand: , cm<br />

• Unterer Rand: , cm<br />

• Linker Rand: , cm<br />

• Rechter Rand , cm<br />

Ich kann die Ränder auch anders setzen, Hauptsache es sind am Ende je <br />

Zeichen in je Zeilen. Allerdings empfiehlt sich ein breiter rechter Rand, um<br />

möglichst viel Platz ür Korrekturanmerkungen zu lassen.


Zwischendurch etwas Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

Normseiten sind gr<strong>und</strong>sätzlich im Flattersatz zu formatieren. Außerdem muss die<br />

automatische Silbentrennung ausgeschaltet sein. Für die Einreichung bei einem<br />

Verlag oder einer Agentur ist es sinnvoll, in Kopf- <strong>und</strong> Fußzeile ein paar Angaben<br />

zu machen. Gr<strong>und</strong>sätzlich gehört immer der Arbeitstitel des Manuskripts auf<br />

jedes Blatt, ebenso wie der Name des Autors mit dem Copyright-Zeichen; das<br />

Jahr der Manuskriptentstehung schadet nicht. Die Seitenzahlen sind hingegen<br />

unerlässlich.<br />

Allerdings rate ich dazu, Kopf- <strong>und</strong> Fußzeile erst dann auszuüllen, wenn es<br />

nötig ist. So kann ich das Dokument jederzeit mit ein paar einfachen Schritten<br />

in ein E-Book verwandeln <strong>und</strong> da hinein gehören weder Kopf- noch Fußzeile<br />

<strong>und</strong> schon gar keine Seitenzahlen. Die spezielle Funktion von E-Book-Readern,<br />

die es den Lesern ermöglicht die Buchstabengröße auf das eigene Seh- <strong>und</strong> Leseverhalten<br />

anzupassen, erlaubt keine Seitenzahlen (<strong>und</strong> auch keinen Blocksatz).<br />

Einrückung <strong>und</strong> Absatzschaltungen<br />

Ein Absatz wird durch eine Zeilenschaltung deutlich gemacht, wobei der neue<br />

Absatz mit einer leichten Einrückung beginnt. Wie stark eingerückt wird, ist<br />

meiner Meinung nach Geschmackssache, mir persönlich geällt (auch im fertigen<br />

Buch) eine Einrückung von , cm, was einer Buchstabenbreite entspricht.<br />

Oftmals wird jedoch empfohlen, Zeichen breit einzurücken.<br />

Achtung! Nicht über die Leertaste einrücken, sondern die Einrückung voreinstellen.<br />

Das funktioniert am unkompliziertesten über den Menüpunkt ›Absatz‹<br />

oder über die Linealzeile. Einfach dort das obere, linke Dreieck auf die<br />

gewünschte Einrückbreite verschieben <strong>und</strong> schon wird die Einrückung bei jeder<br />

Zeilenschaltung automatisch gesetzt.<br />

Übrigens: Bei Überschriften <strong>und</strong> dem jeweils ersten Absatz eines Kapitels<br />

verzichte ich auf die Einrückung. Das Ergebnis sieht einfach schöner <strong>und</strong> professioneller<br />

aus.<br />

Keinesfalls wird ein Absatz mittels einer doppelten Zeilenschaltung angezeigt.<br />

Eine doppelte Zeilenschaltung findet nur Anwendung, wenn z.B. ein Szenenoder<br />

Zeitwechsel innerhalb eines Kapitels deutlich gemacht werden soll. Ebenso<br />

wie Absätze, werden auch Dialoge bei Sprecherwechsel mit einer einfachen<br />

Zeilenschaltung voneinander abgetrennt.


Kapitelüberschriften<br />

Um später ein ›sprechendes‹ Inhaltsverzeichnis generieren zu können, ist es<br />

sinnvoll, die Kapitelüberschriften von Anfang an als solche zu formatieren. Dazu<br />

kann man entweder die vorgegebenen Formate (Überschrift , oder ) verwenden<br />

oder über den Menüpunkt Format/Formatvorlage eigene Formatvorlagen<br />

anlegen.<br />

Wenn man verschiedene Überschriftenarten verwendet, empfiehlt es sich,<br />

darauf zu achten, dass das zum Ende generierte Inhaltsverzeichnis auf die entsprechende<br />

Gliederungstiefe eingestellt ist.<br />

Mein Tipp: Eine persönliche Musterdatei einrichten, auf die bei jedem neuen<br />

Manuskript zurückgegriffen werden kann.<br />

Und nun: Frohes Fabulieren!<br />

Regina Mengel<br />

Wortentbrannt<br />

Facebook<br />

Mehr zum »Handwerk am Buch – Schriftsteller <strong>und</strong> die Technik« in der nächsten<br />

Ausgabe unseres <strong>Mag</strong>azins. Dann geht es um das Thema: Vom Manuskript zum<br />

E-Book.


Manche Tage sind schwarz, manche weiß, viel zu viele einfach nur grau. Aber<br />

Donnerstage sind immer grün <strong>und</strong> ein kleines bisschen braun.<br />

Wir gehen ins Konzert. Vivaldi. Die Piazza San Marco, überschwemmt von Touristen.<br />

Es heißt, die Stadt versinkt. Doch sie ist schon vor langer Zeit versunken.<br />

Überflutet von Träumen, vom Hoffen, von weißen Socken in braunen Sandalen.<br />

Ich versinke im Chiffon deines blassgrünen Abendkleides. Du trägst es ür<br />

mich, sagst du. Und du trägst es mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit<br />

der du den Tag in deinen Augen trägst. Wunschbrunnen. H<strong>und</strong>ert Wünsche auf<br />

dem Gr<strong>und</strong>. Einige glänzend, frisch geprägt, andere patiniert, aber kein einziger<br />

vergessen.<br />

Lass uns fliegen, sagst du, <strong>und</strong> weißt, dass ich nicht fliegen kann. Nicht wie du.<br />

Die Arme ausgebreitet, die Augen weit geöffnet. Ein kühler Wind greift in dein<br />

Haar, weht kleine Sprenkel über meinen Nacken.<br />

Ich kann deine Gedanken riechen. Eine endlose Wiese voller Arnika, zur<br />

Sommersonnenwende, taubenetzt im Morgengrauen. Nackte Füße im Gras, dein<br />

Kopf in meiner Armbeuge. Du bist Erde <strong>und</strong> Wasser, hältst einen Kieselstein in<br />

deiner Hand. Glatt geschliffen, warm von deinem Atem.


Ich halte die Luft an, solange es geht, um deine Gedanken nicht fortzublasen.<br />

Und du lächelst.<br />

Nur noch ünf<strong>und</strong>zwanzig Minuten, sage ich, nach einem Blick auf die lange<br />

Schlange vor dem Eingang der Ateneo di San Basso <strong>und</strong> meine Armbanduhr. Du<br />

nimmst meine Hand, ziehst mir die Uhr vom Handgelenk <strong>und</strong> wirfst sie mitten<br />

unter eine Schar Tauben.<br />

Ich schenke dir tausend Mal ünf<strong>und</strong>zwanzig Minuten, flüsterst du, <strong>und</strong> ich<br />

verliere den Kontakt zum Boden.<br />

Du möchtest Eis essen. Der Gedanke an ›Le Quattro Stagioni‹ hat dich hungrig<br />

gemacht, sagst du, voller Überzeugung, <strong>und</strong> weißt, wie sehr ich es hasse, wenn<br />

du dich dumm stellst. Du ignorierst mein Augenrollen <strong>und</strong> meine Einwände,<br />

dass die Karten verfallen. Vivaldi wird schon seit Jahren gespielt <strong>und</strong> er wird<br />

es auch nächste Woche noch, aber das Eis brauchst du unbedingt sofort.<br />

Mitten durch die Menschenmenge ührst du mich, als wäre sie gar nicht vorhanden<br />

<strong>und</strong> ich sehe, dass du keine Schuhe trägst, unter deinem langen Kleid.<br />

Vergessen, sagst du, zuckst mit den Schultern.<br />

Wir finden einen freien Tisch, in einer Gelateria am anderen Ende des Platzes.<br />

Deine Fingernägel ziehen helle Furchen in das Braun meines Unterarms. Du säst<br />

deine Träume unter meine Haut. Lass uns eine Weile hier bleiben, eine Auszeit<br />

nehmen. Wenigstens bis zum Karneval.<br />

Der Kellner wartet auf unsere Bestellung. Dein Blick ist nur auf mich gerichtet.<br />

Lange Zeit. Saugt mich ein. Gehen wir zurück zum Hotel, sagst du, <strong>und</strong> ich lache.<br />

Du öffnest die Gardinen, die großen Flügelfenster, lässt die Nacht zu uns ins<br />

Zimmer. Die Stadt ist hellwach, genau wie du. Du möchtest nie wieder schlafen,<br />

sagst du, kein noch so kleines Stück des Lebens verpassen.<br />

Achtlos wirfst du dein Abendkleid auf den Boden. Lässt deinen Körper in den<br />

gräsernen Stoff sinken. Endlose Weite <strong>und</strong> der Duft nach Arnika.<br />

Das Grün ist tiefer geworden. Braun rinnt der Tag zwischen meinen Fingern<br />

hindurch. Schwer <strong>und</strong> noch ein wenig feucht. Dunkler als letzte Woche. Es hat<br />

geregnet, am Mittwoch.<br />

Simone Keil<br />

Homepage


Oder: Müssen es immer Erdbeeren sein?<br />

Seit <strong>Qindie</strong> offiziell gestartet ist, habe ich so einige Nachrichten erhalten, in denen<br />

besorgt-fassungslos nachgefragt wurde, ob ich denn jetzt nur noch Indiebücher<br />

läse. Und ob ich nun gar nichts mehr von Bernhard Hennen läse. Und auch<br />

nichts mehr über seine Bücher schriebe. Ich finde das wirklich süß <strong>und</strong> auch<br />

ein wenig lustig, weil der letzte Punkt doch oft kritisiert wird. Aber diese Mails<br />

haben mich auch nachdenklich gemacht …<br />

Warum wird so oft angenommen, dass man keine Verlagsbücher mehr liest,<br />

wenn man Indiebücher mag? Es käme doch auch niemand auf die Idee, dass<br />

jeder Mensch Erdbeeren oder Kirschen mag, aber niemals beides. Entweder oder.<br />

Schwarz oder weiß. Wer sagt denn, dass man sich entscheiden muss? Sind solche<br />

Schubladen einfach zu verlockend – oder gibt es da eine Konkurrenz, die ich<br />

bisher nicht wahrgenommen habe?<br />

Die großen Publikumsverlage trauen den Lesern meist nicht viel zu <strong>und</strong> legen<br />

fest, was der Leser lesen möchte – was »Trend« ist. Was in ein Buch unbedingt<br />

rein muss, welche Subgenres gut laufen <strong>und</strong> welche Themen gar nicht gehen.<br />

Viele Leser sind mit diesem Angebot ja auch r<strong>und</strong>um glücklich, aber es gibt<br />

eben auch noch andere Leser wie mich, die beispielsweise gern tiefere <strong>und</strong> etwas


anspruchsvollere Geschichten lesen. Oder Bücher zu Themen, die nicht gut<br />

laufen.<br />

Mich reizen Indiebücher, weil die auch mal etwas Spezielleres haben, mich ein<br />

wenig fordern <strong>und</strong> dadurch intensiver beschäftigen, in keine Schublade möchten<br />

<strong>und</strong> ür mich reizvolle Themen wie beispielsweise die nordische Mythologie<br />

behandeln. Natürlich ist das nicht bei allen Indiebüchern so, aber mir gefallen ja<br />

auch nicht alle Verlagsbücher, die ich lese.<br />

Man muss sich nicht zwischen diesen beiden Bucharten entscheiden <strong>und</strong> kann<br />

auch einfach beides lesen. Bei mir klappt das prima. Sowohl bei den Verlags- als<br />

auch bei den Indiebüchern finde ich Perlen. Geschichten, in die ich so richtig<br />

versinken kann <strong>und</strong> die mich noch länger begleiten. Ich sehe da keine Konkurrenz,<br />

es ist einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das zeigt sich ja<br />

auch bei den Buchbloggern: Viele konzentrieren sich auf Verlagsbücher, aber<br />

einige lesen <strong>und</strong> besprechen auch beides.<br />

Gute Geschichten, die zu den eigenen Ansprüchen <strong>und</strong> Vorlieben passen – das<br />

ist es doch, was meiner Meinung nach zählt. Nicht ob das Buch nun Bestseller,<br />

Indie, Nischenprodukt oder eine Verlagspublikation ist. Wie seht ihr das?<br />

Marny Leifers<br />

Fantastische Bücherwelt<br />

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Leuchtend orange erhebt sich die Sonne über dem Wald.<br />

Und ich lebe noch.<br />

Ich lausche dem Wind, der zwischen den Bäumen rauscht,<br />

bew<strong>und</strong>ere das sich ärbende Laub.<br />

Und ich lebe noch.<br />

Ich spüre das Prickeln der Sonnenstrahlen auf meiner Haut,<br />

atme das Pilzaroma des Waldes,<br />

schmecke den Duft des Herbstes.<br />

Und ich lebe noch.


Ich folge mit den Augen den Regenwolken am Himmel,<br />

den wirbelnden Blättern auf den Wegen,<br />

ühle das kräftige Ziehen an meinen Beinen,<br />

wenn der feuchte, schwere Erdboden unter meinen Schuhsohlen<br />

klebt.<br />

Und ich lebe noch.<br />

Ich freue mich über das Rascheln der abgefallenen Blätter,<br />

wenn ich mit langsamen Schritten durch sie hindurch fahre,<br />

bücke mich nach heruntergefallenen Kastanien,<br />

ertaste vorsichtig die spitzen Stacheln ihrer dicken Hüllen<br />

<strong>und</strong> genieße den Impuls, der von den Fingerspitzen durch meinen<br />

Körper geschickt wird.<br />

Ich lebe.<br />

Cordula Broicher


Erik Kellen TEOS (The empire of stones) Das Lied von<br />

Anevay <strong>und</strong> Robert<br />

Empfehlung von Regina Mengel<br />

Dieser erste Teil einer Serie hat mich sofort fasziniert. Nicht nur die Schreibe des<br />

Autors, auch die Figurenzeichnung <strong>und</strong> vor allem die Geschichte zogen mich<br />

in ihren Bann. Die feine Mischung aus Technik <strong>und</strong> <strong>Mag</strong>ie – Steampunk at it’s<br />

best – fließt dabei so spannend in das Geschehen ein, dass sich die Welt von<br />

Anevay <strong>und</strong> Robert vor meinem inneren Auge vom Papier erhebt <strong>und</strong> ich schon<br />

nach wenigen Absätzen das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.<br />

Man sagt, es gibt Seelen, die eine Geschichte miteinander teilen. Verb<strong>und</strong>en<br />

auf ewig, durch den Klang der Zeit. Sie sind die Zeilen eines Liedes, dessen Name<br />

Schicksal ist.<br />

New York: In einer regnerischen Nacht wird die sechzehnjährige Anevay von<br />

den geürchteten Schwarzhüten aufgegriffen <strong>und</strong> ins Geängnis Fallen Angels<br />

gebracht. Weil sie Indianerin ist, glaubt man, sie könne eine Wild One sein –<br />

eine angehende Zauberin der verhassten Stämme. Es beginnt eine Zeit des


Martyriums ür das Mädchen. Doch Anevay ist zäh <strong>und</strong> kennt nur ein Ziel:<br />

Flucht.<br />

London: Der junge Lord Humberstone reist im Auftrag seiner Königin <strong>und</strong> des<br />

Nordischen Feuerb<strong>und</strong>es nach Hammaburg. Dort soll er ür den Kronprinzen<br />

eine neue Kriegsmaschine bauen. Doch immer häufiger fragt sich Robert, ob<br />

er seine Begabung ür derlei blutiges Handwerk hergeben soll. Denn der Lord<br />

hütet geährliche Geheimnisse. Eines Tages rettet er ein Leben <strong>und</strong> wird dadurch<br />

zum Helden der Stadt, aber auch zum Feind der Mächtigen.<br />

Das Lied von Anevay <strong>und</strong> Robert<br />

Jacqueline Spieweg – Rattenauge<br />

Empfehlung von Simone Keil<br />

Rattenauge zu lesen ist, als würde man einen Maler dabei beobachten, wie er ein<br />

neues Kunstwerk schafft. Ein tiefes Schwarz, ein blutiges Rot, Sonnengelb. Mit<br />

jeder Farbe, die dazukommt, verdichtet sich das Bild etwas mehr. Die Farben<br />

mischen sich zu neuen, bringen neue Perspektiven hervor, lassen aus vielen<br />

Details ein Ganzes entstehen – doch auch in dem Ganzen entdeckt man immer<br />

wieder Neues. Jacqueline Spieweg lässt uns das Geschehen aus der Perspektive<br />

der Figuren erleben, <strong>und</strong> das tut sie auf eine so selbstverständliche Weise, dass es<br />

einem ganz normal vorkommt, eine Bohnenranke zu erklimmen, um in ein altes<br />

Fabrikgebäude zu gelangen. Und genau das ist eine der Besonderheiten, die das<br />

Buch ausmachen. Normalität ist immer nur eine Frage des Blickwinkels. Jeder<br />

erlebt ein Geschehen, die ganze Welt, so, wie er sie mit seinen Augen sieht, wie<br />

er sie hört, schmeckt <strong>und</strong> riecht. Und trotzdem – oder gerade deswegen? – ügen<br />

sich die Handlungsstränge zu einer Geschichte zusammen, die die Gegenwart<br />

spiegelt, auch wenn man sie vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt. Aber<br />

bei diesem Buch ist es wie bei vielen Dingen, die einen zweiten oder dritten<br />

Blick lohnen: Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man etwas zurück. Ein<br />

großartiges Buch, eine ungewöhnliche Geschichte, auf eine ganz eigene Weise<br />

erzählt.<br />

Rattenauge


Susanne Gerdom – Das gefrorene Lachen<br />

Empfehlung von Melanie Meier<br />

Ein Märchen voller <strong>Mag</strong>ie! Zauberlehrling Philippa Saffronia trifft auf Liebe,<br />

Ungewissheit, einen schaurigen Bösewicht <strong>und</strong> gerät in ein düsteres Abenteuer.<br />

Klingt nach Klischee, ist es aber nicht, denn Frau Gerdom weiß ganz genau,<br />

wie Figuren gezeichnet, wie ein Roman aufgebaut, wie bloßen Worten Leben<br />

eingehaucht werden muss – <strong>und</strong> wie man Althergebrachtes geschickt in neues<br />

Licht rückt.<br />

Herausgekommen ist ein Märchen, das von der ersten Zeile an nach dem<br />

Leser greift <strong>und</strong> ihn in eine phantastisch ausgearbeitete Welt entührt. Und wenn<br />

man genau hinsieht, wenn man den Raum zwischen den Worten aufmerksam<br />

betrachtet, sieht man kleine geheimnisvolle Glitzerpunkte umherschwirren, die<br />

ich als das außerordentliche Talent von Frau Gerdom identifizieren konnte.<br />

Ein Must-Have ür jedes Kinderzimmer <strong>und</strong> ür die Regale derer, die so schlau<br />

waren, sich dem Erwachsenwerden zu verweigern.<br />

Elsa Rieger – Rock’n’Roll<br />

Empfehlung von Florian Tietgen<br />

Das gefrorene Lachen<br />

Was passiert in diesem Büchlein?<br />

Eine Menge?<br />

Wenig bis nichts?<br />

Ein Mann macht Karriere, erüllt sich einen Lebenstraum, heiratet, der <strong>Traum</strong><br />

wird zum <strong>Traum</strong>a, die verwöhnte Luxusgattin, Tochter des Chefs – Klischees,<br />

möchte man sagen.<br />

Auch, als er in London den Rastafari Bob kennenlernt, schrilles Gegenteil,<br />

Lebenskünstler, der reichen Kokainnasenträgern seine Bilder teuer verkaufen<br />

möchte – zig Mal gelesene Konstellation – oder?<br />

Darauf kommt es nicht an. Denn wenn das Buch stimmt, ist die Handlung egal,<br />

wenn die Musik stimmt, erreicht sie uns, dringt mit Rhythmus <strong>und</strong> Melodie in<br />

unser Herz <strong>und</strong> braucht keine Worte. Wenn Worte <strong>und</strong> Sprache stimmen, Melodie<br />

<strong>und</strong> Rhythmus erzeugen, erreichen sie uns <strong>und</strong> durchdringen uns. Rock’n’Roll<br />

erfasst uns <strong>und</strong> zwingt uns, zu tanzen.<br />

So dieses Buch.<br />

Rock’n’Roll


Simone Keil – Patient <br />

Empfehlung von Susanne Gerdom<br />

Ein Buch wie ein <strong>Traum</strong> – oder ein <strong>Traum</strong>a?<br />

Patient Zwei<strong>und</strong>vierzig ist ein Ritt durch Alptraumwelten, eine tour de force<br />

der Phantasie, eine Fahrt mit der Achterbahn (rückwärts), eine Lektüre, die ihren<br />

Lesern das Gehirn durchquirlt, eine Prise Minze <strong>und</strong> zwei Prisen Wahnsinn<br />

hinzuügt <strong>und</strong> das Ganze in exquisite Bilder gewickelt <strong>und</strong> erzählt mit einer<br />

kraftvollen, poetischen Sprache serviert.<br />

Patient will genossen werden. Patient will, dass man sich ihm mit voller<br />

Aufmerksamkeit widmet. Wer nach leichtverdaulicher Sommerlektüre sucht,<br />

wird nicht unbedingt glücklich werden mit diesem Buch – aber jeder, der das<br />

Ungewöhnliche sucht, der findet es hier.<br />

Meine Empfehlung: Allein um der Cover willen kauft euch die Sommer- UND<br />

die Winteredition. Oder lasst sie euch schenken.<br />

Patient – SommerEdition<br />

Patient – WinterEdition<br />

Katja Brandis – Der Verrat der Feuer-Gilde (Kampf um<br />

Daresh )<br />

Empfehlung von Marny Leifers<br />

In Daresh gehört jeder Bewohner von Geburt an zu einer der vier Gilden, die<br />

Wächter über Feuer, Luft, Erde <strong>und</strong> Wasser sind. Die jeweilige Gilde prägt sein<br />

Leben <strong>und</strong> legt auch Fähigkeiten, Glaube <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten fest. Aber<br />

was ist, wenn jemand in eine andere Gilde wechseln möchte – ist das überhaupt<br />

möglich?<br />

Rena gehört zur Erd-Gilde, wäre aber viel lieber in der Feuer-Gilde. Als sie der<br />

Schwertkämpferin <strong>und</strong> Schmiedin Alix begegnet, glaubt sie ihrem Ziel näher<br />

zu kommen. Doch Alix ist auf der Suche nach einem Verräter in den eigenen<br />

Reihen, der geheime Informationen der Feuer-Gilde weitergibt. Rena begleitet<br />

sie <strong>und</strong> wird dadurch nicht nur in die Fehde zwischen den vier Gilden hinein<br />

gezogen, sondern lernt auch Menschen aus den verschiedenen Gilden kennen.<br />

Ich habe es genossen, dass die vier Elemente in diesem Buch ein so wichtiger<br />

Bestandteil sind <strong>und</strong> nicht nur als schmückendes Beiwerk genutzt werden. Sie<br />

sind auf jeder Seite spürbar <strong>und</strong> bieten viele Facetten, die man im Verlauf der


Geschichte kennenlernt. Mich hat der Ideenreichtum begeistert, die Eigenheiten<br />

der jeweiligen Provinzen <strong>und</strong> Landschaften. Die gelungenen Bilder, die sich<br />

in meinem Kopf einnisten <strong>und</strong> mich begleiten. Die so verschiedenen von den<br />

Elementen geprägten Lebensgewohnheiten. In diese Welt kann man so richtig<br />

schön abtauchen - ganz besonders, wenn man wie ich eine Vorliebe ür Elemente<br />

hat <strong>und</strong> sich an den vielen Verbindungen <strong>und</strong> Details erfreut.<br />

Der Verrat der Feuer-Gilde<br />

Robert Odei – Gottes Zirkus<br />

Empfehlung von In Flagranti Books<br />

Herzlich Willkommen in »Gottes Zirkus« –<br />

oder wie ich es besser beschreiben würde: Im Kopf eines Autors, dessen<br />

Verstand einem Spielplatz voller Ideen gleicht!<br />

Hier erwartet Sie nichts Gewöhnliches, nichts Vergleichbares <strong>und</strong> nichts, was<br />

der typischen Realität von heute gleicht. Gönnen Sie Ihren Gehirnzellen eine<br />

ganz besondere Mischung an süßem, makabreren <strong>und</strong> saurem Popcorn, während<br />

Sie die Show in »Gottes Zirkus« mit offenen M<strong>und</strong> bestaunen.<br />

Diese insgesamt eigentlich nur Auftritte in eigenen Worten zu beschreiben<br />

wäre so sinnlos wie der Gedanke, dass keiner dieser Auftritte nach dem Lesen in<br />

Ihrem Kopf Wurzeln schlagen würde. Robert Odeis Art <strong>und</strong> Weise, die Dinge<br />

wahrzunehmen, sie neu zu interpretieren <strong>und</strong> auf seiner Bühne zu präsentieren,<br />

wird nicht jedermanns Sache sein. Aber ich bin Gott sei Dank nicht jedermann,<br />

<strong>und</strong> Sie vielleicht auch nicht. Lassen Sie sich diesen grandiosen Spaß, eine seiner<br />

Shows aus der ersten Reihe bestaunen zu dürfen, nicht entgehen.<br />

Was auch immer im Kopf vom Robert Odei so alles rumspukt: Sie wollen es<br />

einfach nach dem Lesen seiner Bücher/Geschichten wissen. Denn die Geschichten<br />

sind nur das Bühnenbild <strong>und</strong> Robert Odei ist die komplette Besetzung. Man<br />

sieht neun verschiedene Auftritte <strong>und</strong> könnte schwören, dass diese von neun<br />

verschiedenen Autoren erzählt werden. Ich weiß, wovon ich da rede, denn ich<br />

saß bei jeder seiner öffentlichen Vorstellungen in der ersten Reihe.<br />

Egal, was man nach dem Beenden einer seiner Shows denkt: Beim Zuschauen<br />

des nächsten Auftritts denkt man sich das komplette Gegenteil. Wie ein Chamäleon<br />

verändern sich Schreib – <strong>und</strong> Erzählstil <strong>und</strong> die Handlungen nehmen eine<br />

andere Richtung als die vorherigen an.


Seine Umsetzung der verschiedenen Wettbewerbsthemenvorgaben sind allesamt<br />

anders. Anders <strong>und</strong> vielleicht nicht immer perfekt, aber das war sicherlich auch<br />

nicht das Ziel des Autors. Sein Anders ist ein stetiger, neuer Auftritt <strong>und</strong> ich durfte<br />

der Zuschauer sein, der jede Sek<strong>und</strong>e seiner Bühnendarstellung verschlingen<br />

konnte. Und, was ist mit Ihnen?<br />

Eine Empfehlung, die Sie nicht bereuen werden!<br />

Gottes Zirkus


Liebenswertes Hobby oder kräftezehrende Belastung?<br />

Sie schießen wie die Pilze aus der Erde: Literaturblogs. Waren sie vor einigen<br />

Jahren vor allem ein Phänomen englischsprachiger Länder, so sind sie nun auch<br />

zuhauf in deutscher Sprache vorhanden. Sie thematisieren die weite Welt des<br />

geschriebenen Wortes oder haben sich manchmal auf einzelne Genres oder gar<br />

AutorInnen spezialisiert. Ebenso wie die inhaltliche Differenz der Blogs sind die<br />

Beweggründe, mit denen LeserInnen selbst einen Blog ins Leben rufen.<br />

Der Literaturblog literatur-diskussion.com etwa hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, einen Ort des Austauschs zwischen Literatur-Machern <strong>und</strong><br />

-Konsumenten zu schaffen. So finden LeserInnen auf dem Blog nicht einfach<br />

nur Rezensionen, sondern werden mit »hinter die Kulissen« genommen.<br />

Es gibt stets spannende Autoreninterviews, News von den Bestsellerlisten,<br />

Infos zu Literaturpreisen <strong>und</strong> ihren Preisträgern, Veranstaltungshinweise zu<br />

Ausstellungen oder Lesungen, von aktuellen Skandalen <strong>und</strong> Neuheiten in der<br />

Literaturszene wird berichtet.<br />

Doch ist das Bloggen nun <strong>Traum</strong> oder <strong>Traum</strong>a? Für den Blogger ist es schön zu<br />

sehen, dass Rezensionen <strong>und</strong> auch andere Beiträge von LeserInnen wertgeschätzt<br />

<strong>und</strong> kommentiert werden. Es ist aufregend, von AutorInnen immer wieder<br />

Anfragen zu bekommen, sodass man ständig auf neue tolle Romane hingewiesen


wird, die einem sonst meist entgangen wären. Blogger merken zudem immer<br />

stärker, dass auch Verlage großen Wert auf ihre Meinung legen. Sie haben<br />

im Literaturbetrieb eine eigenständige Bedeutung bekommen. Denn Blogger<br />

tragen zur Bekanntmachung eines Buches bei, können durch ein negatives Urteil<br />

dessen Verkauf bremsen oder mit einer positiven Bewertung den Vertrieb weiter<br />

ankurbeln. Gleiches gilt natürlich bei Selfpublishing-Werken. Für unabhängige<br />

AutorInnen ist ein Urteil meist noch wichtiger, da sie im Bereich Marketing<br />

weniger Möglichkeiten haben, um Menschen zu erreichen.<br />

Andererseits ist das Bloggen unweigerlich mit Arbeit verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann<br />

schnell zum <strong>Traum</strong>a werden: Wenn immer wieder unangefordert Romane beim<br />

Blogger eintreffen etwa, die wegen des Mangels an Zeit nicht behandelt werden<br />

können. Zudem vergessen viele AutorInnen <strong>und</strong> Verlage, dass Blogger ihren<br />

Blog meist nicht »beruflich« betreiben, sondern ausschließlich als Hobby. So<br />

werden Rezensionen forsch eingefordert <strong>und</strong> das Schreiben über Literatur wird<br />

ür einen Blogger zum notwendigen Übel <strong>und</strong> zur Pflicht, während die Freude<br />

auf der Strecke bleibt.<br />

Wer einen Literaturblog ins Leben rufen möchte, sollte sich darüber im Klaren<br />

sein, dass neben all den Vorzügen auch Verpflichtungen warten. Weiterhin ist ein<br />

gewisses technisches Gr<strong>und</strong>verständnis erforderlich, um einen Blog einrichten<br />

<strong>und</strong> betreiben zu können. Als Fazit lässt sich aber sagen: Wer die Balance findet,<br />

dem wird das Bloggen über Literatur Spaß machen.<br />

Sani<br />

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<strong>Traum</strong>reise<br />

schaukeln im rosenumrankten<br />

Garten träger Sommerzeit<br />

die nach Limonade schmeckt<br />

ewig ist in Kindertagen<br />

reiten zu Oasen <strong>und</strong> Datteln<br />

pflücken in blauen Tüchern mit<br />

Tuaregs tanzen im Zelt zwischen<br />

Wüstenblumen


Lust die wilde Lust wird breit<br />

im Schein der Nacht endlos das Lied<br />

vom Verschmelzen bis das Licht<br />

die Dämmerung teilt<br />

Elsa Rieger<br />

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E-Books <strong>und</strong> Taschenbücher


Frage: Sie haben in der Vergangenheit verschiedene Jobs ausgeübt. Wie<br />

sind Sie zum Schreiben gekommen?<br />

N.L.: Ich habe immer geschrieben, schon als Kind. Außer meinen Jobs als Reiseleiterin,<br />

bei denen ich nicht nur die Welt, sondern auch die Abgründe der<br />

menschlichen Seele kennenlernen durfte, haben alle meine Jobs auch mit Schreiben<br />

zu tun gehabt. Ich war bei dpa, bei RTL, <strong>und</strong> habe selbst Jahre lang eine<br />

sehr erfolgreiche PR-Agentur gehabt.<br />

F.: Warum schreiben Sie heute unter einem Pseudonym?<br />

N.L.: Weil ich den Sachbuchbereich mit seiner eingeschränkten Zielgruppe von<br />

dem Krimi-Genre trennen kann. Ich werde – hoffentlich noch in diesem Jahr –<br />

ein neues Buch unter einem anderen Pseudonym herausbringen, denn es handelt<br />

sich da wieder um ein anderes Genre. Ich will Leser einfach nicht enttäuschen.<br />

Und ehrlich – mich selbst auch vor eventuellen Misserfolgen schützen.


F.: Warum haben Sie sich für die Selbstveröffentlichung der Romane<br />

<strong>und</strong> damit gegen die Veröffentlichung durch einen Verlag entschieden?<br />

N.L.: Das war nun wirklich keine freiwillige Entscheidung. Meine Romane<br />

wollte einfach keiner haben. Mein erster Roman, den ich mit geschrieben<br />

habe, wurde mir quasi ungelesen von den Verlagen zurückgeschickt. Auch »Der<br />

. Tag« wurde mir von den großen Verlagen zurückgeschickt, diesmal gelesen<br />

<strong>und</strong> mit Begründung. Man hatte einfach kein Interesse an neuen deutschen<br />

Autoren, das sei viel zu teuer, diese aufzubauen, ich solle es doch mal bei einem<br />

kleineren Verlag versuchen.<br />

Klein war allerdings nie so mein Ding. Klar, so eine englische Übersetzung ist<br />

weitaus preisgünstiger. Ich war dann so verunsichert, dass ich meinem Agenten<br />

nicht mal meine Romane gezeigt habe. Vielleicht ganz gut so, der Agent ist<br />

später mit meinen Honoraren untergetaucht.<br />

F.: Wie haben Sie selbst den überraschenden Erfolg Ihrer Romane Der<br />

. Tag <strong>und</strong> Das . Gebot wahrgenommen? Wie überrascht waren Sie?<br />

N.L.: Es war überwältigend; selbst jetzt, wenn ich daran denke, also über ein<br />

Jahr, nachdem ich das erste Mal auf Platz gekommen bin, schießen mir noch<br />

die Tränen in die Augen. Dass ich das mit Jahren noch erleben darf, das ist<br />

einfach das größte Geschenk meines Lebens. Ich bin unendlich dankbar daür,<br />

dass sich mein Lebenstraum noch erüllt hat. Ich wollte immer eines werden:<br />

eine alte, erfolgreiche Schriftstellerin.<br />

Manchmal allerdings bin ich auch ein bisschen wütend <strong>und</strong> frage mich, wieso<br />

ich diesen Erfolg nicht schon zehn Jahre früher hätte haben können. Warum hat<br />

damals kein Verlag das Potential von »Der . Tag« erkannt? Ich hätte einfach<br />

noch zehn weitere Krimis in den letzten Jahren schreiben können. Stattdessen<br />

dachte ich immer: es hat ja doch keinen Zweck.<br />

F.: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit als selbständige Autorin<br />

<strong>und</strong> Selbstverlegerin?<br />

N.L.: Dass ich weiß, dass mein nächster Roman auch ganz sicher verlegt wird.<br />

Dass ich Cover, Ankündigungstext, also meine Außendarstellung selbst bestimmen<br />

kann. Dass ich mir die Leute aussuchen kann, mit denen ich arbeiten will.


F.: Gibt es einen Prozess in der Herstellung Ihrer Romane, bei dem Sie<br />

auf die Hilfe von externen Stellen bauen? (Bsp.: Lektorat oder Leserumfragen<br />

etc.)<br />

N.L.: Oh ja, so ein Roman ist ja keine One-Woman-Show. Man braucht Lektorat,<br />

Korrektorat, Grafik, Beta-Leser, Werbung, PR <strong>und</strong> vor allem Vertrieb.<br />

F.: Können Sie sich vorstellen, spätere Projekte durch einen Verlag herausgeben<br />

zu lassen?<br />

N.L.: Ich habe selbst einen Verlag gegründet, bzw. den Geschäftszweck einer<br />

bestehenden GmbH umgewidmet <strong>und</strong> mit diesem Verlag habe ich ein Imprint<br />

bei mvg. Die Zusammenarbeit mit mvg ist bis jetzt so erfreulich, wie ich mir das<br />

nie hätte vorstellen können. Wir arbeiten kollegial miteinander <strong>und</strong> es macht<br />

r<strong>und</strong>um Spaß, auch die Zusammenarbeit meiner freien Mitarbeiter mit mvg<br />

klappt absolut reibungslos. Selbstverständlich werde ich alle weiteren Bücher<br />

ebenfalls bei mvg herausbringen. Never change a winning team!<br />

F.: Wie ist aus Ihrer Sicht der Wandel auf dem Buchmarkt zu beurteilen?<br />

Was halten Sie von E-Books <strong>und</strong> den dadurch neu entstandenen<br />

Möglichkeiten?<br />

N.L.: Ich bin fest davon überzeugt, dass den E-Books die Zukunft gehört, obwohl<br />

ich mich selbst in Räumen ohne Bücher nicht wohlühle. Wir werden in einigen<br />

Jahren fast nur noch elektronisch lesen. Das tut mir Leid ür die Buchhändler,<br />

die müssen sich dazu etwas einfallen lassen. Aber auch die Droschkenkutscher<br />

mussten weichen, weil das Auto sie verdrängt hat. Wir können (<strong>und</strong> wollen<br />

doch hoffentlich auch nicht) den Fortschritt aufhalten.<br />

F.: Auf einigen Plattformen ist es für jedermann möglich, einen Text als<br />

gedrucktes Buch oder E-Book zu veröffentlichen. Welche Erfahrungen<br />

haben Sie selbst beim Lesen von Indie-Büchern gemacht?<br />

N.L.: Ich lese sehr häufig E-Books von Kollegen, schon weil es mich interessiert,<br />

was um mich herum passiert. Allerdings lese ich nur E-Books, deren Cover<br />

professionell sind, die einen guten Klappentext haben <strong>und</strong> deren Leseprobe mich<br />

anspricht. Den Müll sortiere ich damit schon von vorneherein aus.


F.: In der Presse war zu lesen, dass Der . Tag verfilmt werden soll. Wie<br />

viel Mitsprache wünschen Sie sich bei einer möglichen Verfilmung?<br />

N.L.: Ich bin ein absoluter Neuling in der Branche. Soll ich den alten Hasen das<br />

Hoppeln beibringen?<br />

F.: Welche Projekte planen Sie für die Zukunft, von denen Sie uns schon<br />

etwas erzählen können/dürfen?<br />

N.L.: Da ist zunächst einmal meine Serie »Kudamm «. Ich habe immer davon<br />

geträumt, eine Serie zu schreiben, die in etwa so einen Kultstatus bekommt wie<br />

Rex Stouts Nero Wolfe-Reihe. Ich habe diese Bücher, die zwischen Mitte der er<br />

bis Mitte der er Jahre regelmäßig erschienen, geliebt. Dabei waren ür mich die<br />

Geschichten nur zweitrangig, ich bin einfach gern mal nach New York gereist <strong>und</strong><br />

habe bei Fritz ein Sterne-Essen bekommen, habe auf dem roten Besucherstuhl<br />

Platz genommen <strong>und</strong> mich von Archie Goodwin vollquatschen oder von Nero<br />

Wolfe ins Treibhaus einladen lassen. Oder ich habe einen Ausflug nach Boston<br />

gemacht, zu meinem alten Fre<strong>und</strong> Spenser von Robert B. Parker. Philip Marlowe<br />

von Raymond Chandler ist schuld an meiner Liebe zu Los Angeles. Deshalb nun<br />

»Kudamm «. Auch ich lebe in einer tollen, interessanten Stadt, <strong>und</strong> es würde<br />

mich freuen, wenn bald noch mehr Touristen vor dem Haus Kudamm stehen<br />

<strong>und</strong> es fotografieren. Das tun sie nämlich jetzt schon, dort ist die Haltestelle<br />

eines Sightseeing-Unternehmens.<br />

Vielen Dank ür Ihre Mühe!<br />

Das Interview wurde geührt von literatur-diskussion.com<br />

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Eins der seltsamsten Argumente gegen E-Books, das mir in den letzten Monaten<br />

begegnet ist – nicht nur einmal, sondern mit erstaunlicher Regelmäßigkeit,<br />

lautet: »Aber ich liebe den Geruch von Büchern!«<br />

Auf Nachfrage, nach was Bücher denn so riechen, kommt immer die gleiche<br />

Antwort: Papier <strong>und</strong> Druckerschwärze.<br />

Ich war in meinem früheren Leben Buchhändlerin. Ich weiß, wonach Bücher<br />

riechen sollten: nach gar nichts.<br />

Ich weiß, wonach Bücher riechen können: Nach Staub. Nach Essensgerüchen.<br />

Nach Katzenpisse, Moder, Zigaretten, Schimmel, nassem H<strong>und</strong>.<br />

Geht mal mit offener Nase durch ein Antiquariat <strong>und</strong> dann sagt mir das<br />

nochmal mit der Liebe <strong>und</strong> dem Geruch. Druckerschwärze? Es mag sein, dass in<br />

der Viertelst<strong>und</strong>e nach Entfernen des schützenden Zellophans auch der Geruch<br />

von industrieller Fertigung aus den Seiten steigt. Nicht länger, denn wenn da<br />

was nach Druckerschwärze riechen würde – anhaltend – dann würden die<br />

Buchseiten abärben wie Zeitungsseiten. Tun sie nicht. Glücklicherweise.<br />

Bücher, ihr Lieben, sind Industrieware wie Streichhölzer, Schuhe, Gummibärchen<br />

<strong>und</strong> Ikea-Schränke. Bücher aus Papier sind eine Verpackungsform des Inhaltes,<br />

um den es eigentlich geht. Ich gebe zu, dass es Menschen gibt, die sich Bücher<br />

kaufen, um den Wohnzimmerschrank geällig damit zu schmücken. Schaut her,


ein halber Meter Goethe, ein Brett gemischte Klassik, ein Konversationslexikon.<br />

Natürlich farblich sortiert, soll ja schön aussehen <strong>und</strong> zum Sofa passen.<br />

Aber wir, die Leser? Wir kaufen Bücher, damit wir ihren Inhalt inhalieren<br />

können. Ich lasse jetzt bewusst das Grenzgebiet des Kunstbuches aus. Coffetable-<br />

Bücher sind Dekorationsstücke, keine „Lesebücher“, über die ich hier rede.<br />

Wenn mir jemand vorschwärmt, dass er den neuen Stephen King, die neue<br />

Rowling, den neuen Follett als Papierbuch besitzen muss, weil das doch so schön<br />

riecht, dann ist der in meinen Augen ein Fall ür den Nervenarzt. (Oder er macht<br />

sich <strong>und</strong> mir was vor.)<br />

Neophobie – die Angst vor dem Neuen. Ja, ihr Lieben, findet euch damit ab. Ihr<br />

liebt nicht den Geruch von Druckerschwärze <strong>und</strong> ihr liebt nicht das Rascheln des<br />

Papiers. Ihr habt einfach nur Angst, das Gewohnte durch das Neue zu ersetzen.<br />

Nicht mehr. Gutenberg hat sich damals wahrscheinlich auch einiges anhören<br />

müssen, als er die bewegliche Letter erfand. Die schönen, handgeschriebenen<br />

alten Bücher! Na gut, niemand konnte sie sich leisten, keiner hatte so was zu<br />

Hause, es gab eben nur Bücher in Klöstern oder ür die ganz Reichen. Aber: Es<br />

war das, was man gewöhnt war.<br />

Ihr werdet nicht aussterben, ihr Papier-<strong>und</strong>-Druckerschwärze-Afficionados.<br />

Ihr werdet mit den Vinyl-Fans <strong>und</strong> den Leuten, die Feuer noch mit dem Feuerstein<br />

herstellen (weil das doch viel natürlicher ist) in eurem Reservat sitzen,<br />

euch gegenseitig Schallplatten vorspielen, Z<strong>und</strong>er ürs Feuerchen sammeln <strong>und</strong><br />

an Büchern riechen. Und weil der schöne Geruch nach Papier <strong>und</strong> Druckerschwärze<br />

so schwer zu konservieren ist, ehe er in Rauchgeruch, Schimmel <strong>und</strong><br />

Wurstfingeraroma untergeht, gibt es das passende Raumspray ür euch. Wohl<br />

bekomm’s. (Aber denkt daran: Diese Aromastoffe sind karzinogen. Sparsam<br />

verwenden!)<br />

Und wer wirklich was Schönes riechen will: Geht raus. Riecht an einem Baum.<br />

Susanne Gerdom<br />

Website


Das Buch ist geschrieben, fehlt nur noch das Cover, <strong>und</strong> da man als Selfpublisher<br />

gewohnt ist, alles persönlich in die Hand zu nehmen, liegt es nahe, auch das<br />

Cover selbst zu gestalten. Es spricht nichts dagegen. Oder alles.<br />

Würde man sich von jedem seiner Bekannten einen neuen Haarschnitt verpassen<br />

lassen oder doch lieber von einem ausgebildeten Friseur? Spätestens,<br />

wenn der Bekannte mit einer Nagelschere ankommt, werden die Meisten doch<br />

eher Reißausnehmen, statt das Risiko einzugehen, sich mit dem Ergebnis in die<br />

Öffentlichkeit wagen zu müssen.<br />

In dieser Artikelserie erhalten Selfpublisher einige Tipps, worauf sie achten<br />

sollten, wenn sie ihre Cover in Eigenregie herstellen.<br />

Das Cover des Romans »Die englische Hochzeit« dient als Vorher-/Nachher-<br />

Beispiel. Es war bereits ein gutes Cover, bevor ein Grafiker es nachbearbeitete.<br />

Oft fehlt nur der Blick ürs Detail, ür den letzten Schliff. [*]<br />

) Der Text.<br />

Bei selbst gestalteten Covern hapert es meistens am Text. Das ängt mit der<br />

Auswahl der Schrift an <strong>und</strong> hört beim Zeilenabstand <strong>und</strong> der Spationierung<br />

zwischen den Buchstaben noch lange nicht auf. Es hilft, wenn man sich klar


macht, dass die Schrift auf einem Cover nicht nur Informationsträger ist, sondern<br />

wie das Foto im Hintergr<strong>und</strong> ein Bildbestandteil des Bildes.<br />

Hier wurde ür das finale Cover die dünnere Variante der Ausgangsschrift<br />

gewählt, was dem Titel eine etwas leichtere Anmutung gibt. Im nächsten Schritt<br />

wurde die Typo in die Länge gezogen, um ihr mehr Präsenz zu verleihen. Man<br />

darf gern mit verschiedenen Schriftgrößen arbeiten, es erzeugt Dynamik <strong>und</strong><br />

hilft, das Wichtige zu betonen. Darum wurde das »Die« verkleinert <strong>und</strong> aus der<br />

Mitte gerückt. Mit Musik verglichen, könnte man sagen, es ist nur der Auftakt,<br />

er wird kurz angespielt, aber er leitet nur das Motiv ein, auf dem die Betonung<br />

liegt.<br />

Anschließend erhielten alle Textelemente einen dezenten Schatten, damit sie<br />

sich etwas besser vom Hintergr<strong>und</strong> abheben.<br />

Ein allgemeiner Rat ür den gestalterischen Umgang mit Text ist, nicht zu<br />

viele verschiedene Schrifttypen zu mischen. In diesem Beispiel wurde nur eine<br />

Schriftfamilie verwendet, als Variation ist »Roman« kursiv gesetzt <strong>und</strong> beim<br />

Autorinnennamen der Buchstabenabstand vergrößert.<br />

Man kann verschiedene Schrifttypen einsetzen, um unterschiedliche Informationen<br />

auch optisch voneinander zu trennen, zum Beispiel ür den Namen des<br />

Autors <strong>und</strong> die Genrebezeichnung (Roman, Krimi, usw.) eine andere Schrift als<br />

ür den Titel.<br />

Wichtig dabei ist: Die beiden Schriften sollten sich nicht ähneln.<br />

) Die Farben<br />

Bei der Betrachtung des Fotos ällt auf, dass auch hier ein paar Kleinigkeiten<br />

geändert wurden: Die Farben sind kräftiger. Der Gelbanteil wurde verstärkt, um


der Szene Wärme zu geben. Allerdings wurde der kleine Ausschnitt hinter dem<br />

Fenster ausgespart. Dort hätte mehr Gelb die Landschaft trübe wirken lassen,<br />

darum wurde das <strong>Mag</strong>enta reduziert <strong>und</strong> das Blau angezogen.<br />

) Senkrecht<br />

Es gibt noch eine weitere Korrektur bei dem Bild, die wahrscheinlich den wenigsten<br />

bewusst auffällt <strong>und</strong> dennoch vorgenommen werden sollte. Architekturfotografien<br />

haben alle einen Fehler, der fallende Senkrechte heißt. Besonders deutlich<br />

wird das bei Außenaufnahmen von Gebäuden: Sie sind in der Basis breiter <strong>und</strong><br />

verjüngen sich nach oben. Senkrechte Mauern sind auf Fotos also schief. Auf<br />

Architektur spezialisierte Fotografen beheben diesen Fehler in der Regel, bevor<br />

sie ein Bild freigeben. Sie haben eigens daür entwickelte Programme. Mit einem<br />

guten Bildbearbeitungsprogramm kann man die Senkrechten selbst entzerren.<br />

Jacqueline Spieweg<br />

[*] Selbstverständlich hat die Autorin Franziska Hille ihr Einverständnis ür<br />

diesen Vorher-/Nachher-Vergleich gegeben.<br />

zurück


Die Nacht ist nicht mein Fre<strong>und</strong>.<br />

In Wellen das Dunkel herzwärts<br />

aus mäandernden Darmschlingen,<br />

wie kalte Maulwurfschnauzen<br />

zwischen Rippenbögen.<br />

Das Fenster des <strong>Traum</strong>es lockt,<br />

doch ich falle immer daran vorbei.<br />

Die Stille: ein Netz,<br />

darin Gedankenmyriaden.<br />

Das Bett – ein Schiff,<br />

das mich hinwirft.<br />

Kein Anker in Sicht.<br />

Nur die Raben, gelbschnäblig,<br />

warten geduldig.<br />

Cornelia Lotter


Hallo alle zusammen, ich bin Grit vom Art Skript Phantastik Verlag <strong>und</strong> erzähle<br />

euch etwas über die Dos <strong>und</strong> Don’ts, auf die ihr bei der Verlagssuche achten<br />

solltet.<br />

Euer <strong>Traum</strong> hat begonnen! Ihr habt beschlossen, zu schreiben <strong>und</strong> das nicht<br />

nur ür euch selbst, sondern ür eine möglichst breite Leserschaft. Eure Story<br />

steht. In mühevoller Recherche habt ihr das Genre eures Werkes <strong>und</strong> dazu<br />

passende Verlage gef<strong>und</strong>en.<br />

Bisher passierte alles bei euch daheim, aber nun wollt ihr an die Öffentlichkeit<br />

gehen, ihr wagt den Schritt, ihr schreibt dem Verlag … aber wie? – Mit<br />

einem »Exposé«, der Inhaltsangabe eures Werkes. Dieses soll die Gr<strong>und</strong>idee<br />

<strong>und</strong> den groben Handlungsverlauf skizzieren. Das Exposé ist eure Bewerbung<br />

bei dem Verlag <strong>und</strong> sollte daher mit dem gleichen Elan verfasst sein wie eine<br />

Job-Bewerbung, schließlich wollt ihr im Idealfall vom Schreiben leben.<br />

So wichtig wie das Exposé selbst ist auch das Anschreiben an den Verlag. Im<br />

Zeitalter von eMails möchte kaum noch ein Verlag das Exposé per Post haben.<br />

Also starten wir die eMail mit dem Satz »Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren« –<br />

FALSCH!<br />

Jeder Bewerbungscoach wird bestätigen, dass man eine Bewerbung NIE mit<br />

diesen bösen ünf Wörtern beginnt. Nur ein bisschen Recherche ist nötig <strong>und</strong> ihr<br />

findet heraus, wer der Ansprechpartner ürs Lektorat ist. Bitte schaut auch genau


nach, welchen Geschlechts diese Person ist. Ich bekomme durchschnittlich zwei<br />

Mal im Monat eine Mail, die an »Herrn« Grit Richter adressiert ist (<strong>Traum</strong>a #<br />

: Identitätskrise, wer bin ich?). Solltet ihr trotzdem keinen Ansprechpartner<br />

finden, dann seid kreativ! Alles, was nicht die bösen ünf Wörter beinhaltet, ist<br />

gut, auch »Hallo fleißiges Verlags-Team«.<br />

Für den weiteren Verlauf der Mail empfehle ich die einfache Regel KISS<br />

(Keep it Simple and Smart). Stellt euch <strong>und</strong> euer Roman-Projekt vor, zeigt dem<br />

Verlag, dass ihr Interesse an der Zusammenarbeit habt. Vermeidet ellenlange<br />

Mails! Euer potentieller Verleger möchte im Normalfall nicht wissen, dass euer<br />

H<strong>und</strong> gestorben ist, dass ihr von euren Eltern geschlagen wurdet oder dass euer<br />

Lebensgeährte eine Granate im Bett ist … <strong>Traum</strong>a # : Zu viel Information!<br />

Rechtschreib- <strong>und</strong> Grammatikfehler kommen vor <strong>und</strong> niemand nimmt sie euch<br />

übel, aber keiner liest das Exposé, wenn schon in der Mail die Rechtschreibfehler<br />

Tango tanzen.<br />

Schließlich habt ihr euer Exposé geschrieben, eine E-Mail verfasst <strong>und</strong> alles<br />

weggeschickt. Es kommt eine Antwort vom Verlag, im Falle einer Zusage knallen<br />

die Sektkorken, bei einer Absage wird die Familie zusammengetrommelt<br />

<strong>und</strong> das Haus des Verlegers niedergebrannt. Bitte nicht. Bisher habt ihr mit<br />

Exposé <strong>und</strong> Mail einen guten Eindruck gemacht, zerstört diesen nicht durch<br />

Kurzschlussreaktionen. Wer wissen will, warum er abgelehnt wurde, verfasst<br />

eine sachliche Mail, auch hier kann KISS angewendet werden. Oft bekommt<br />

man keine Antwort. Nicht weil die Verlage sich zu fein sind, sondern weil sie die<br />

Erfahrung gemacht haben, dass Autoren mit Kritik nicht gut umgehen können –<br />

Stichwort »Meine Mama hat aber gesagt, das ist voll toll was ich geschrieben<br />

habe. Warum erkennen Sie nicht wie super ich bin?« (<strong>Traum</strong>a # : WTF?)<br />

Wer jetzt noch immer oder gerade weil motiviert ist, einem Verlag zu schreiben:<br />

Immer her damit! Denn obwohl es auf manche Autoren nicht den Eindruck<br />

machen mag, werden gute Geschichten IMMER gesucht!<br />

Grit Richter<br />

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Die Nacht<br />

lang<br />

gewesen<br />

kaum Schlaf<br />

kein Schlaf<br />

Dämmerzustand<br />

zwischen <strong>Traum</strong> <strong>und</strong> Albtraum<br />

wachen <strong>und</strong> schlafen<br />

leben <strong>und</strong> sterben<br />

zu Bett gegangen<br />

hingelegt<br />

zugedeckt<br />

eingeschlafen


normaler Rhythmus<br />

dann aufgewacht<br />

umhergeschaut<br />

alles dunkel<br />

finster<br />

düster<br />

kein Einschlafen mehr<br />

hin<br />

<strong>und</strong><br />

her gewälzt<br />

aufgedeckt<br />

zugedeckt<br />

Decke weggeworfen<br />

zurückgeholt<br />

geärgert<br />

über eigene Wut<br />

Unähigkeit zu schlafen<br />

normale Nacht<br />

normale Vollmondnacht<br />

Kathleen Stemmler<br />

Website


Der englischsprachige E-Book-Markt ist riesig, nach einer Statistik der Association<br />

of American Publishers wurde ein Umsatz von , Milliarden Dollar<br />

allein mit E-Books erzielt. Ein Autor, der es mit seinem Buch in die Top der<br />

allgemeinen US-Kindle-Charts schafft, kann mit mehr als Downloads am<br />

Tag rechnen. Kein W<strong>und</strong>er also, dass viele deutsche Autoren einen sehnsüchtigen<br />

Blick hinüber werfen <strong>und</strong> sich wünschen, auf diesem Markt einen Bestseller<br />

zu landen.<br />

Wie so vieles im Leben eines Autors, so ist auch das nicht so einfach wie es<br />

scheint. Ohne den Markt <strong>und</strong> seine Gegebenheiten zu kennen, hat man kaum<br />

eine Chance, es aus den sechsstelligen Rängen nach oben zu schaffen. Im Folgenden<br />

werde ich versuchen, einen Überblick zu geben, wie man an Rezensionen<br />

kommt, was man tun muss, damit bei einer Gratis-Aktion Downloads zustande<br />

kommen <strong>und</strong> welche Marketinginstrumente es außer den Gratis-Aktionen<br />

gibt. Dabei konzentriere ich mich auf den Verkauf über Amazon <strong>und</strong> den US-<br />

Markt. Der britische Markt tickt vollkommen anders. Leider habe ich noch nicht<br />

herausgef<strong>und</strong>en, wie man dort als Autor Fuß fassen kann.


Voraussetzungen<br />

Die Voraussetzungen ür ein erfolgreiches Buch sind im Gr<strong>und</strong>e immer die<br />

Gleichen:<br />

• Schreibe ein gutes Buch.<br />

• Lasse es lektorieren <strong>und</strong> korrigieren.<br />

• Formuliere eine Marketingstrategie, die ür dich funktioniert. Soll heißen:<br />

Was kannst du tun? Was willst du tun? Und was möchtest du damit<br />

erreichen?<br />

Für englische Bücher gibt es noch ein paar Zusatzpunkte. Einer der wichtigsten<br />

ist, dass du möglichst selbst in dieser Sprache kommunizieren können solltest,<br />

andernfalls wird das Marketing etwas schwierig.<br />

Folgende Punkte sind hilfreich/wichtig:<br />

• Finde einen verdammt guten Übersetzer.<br />

• Suche dir englische Autorengruppen bei Facebook oder im Internet, in<br />

denen du dich wohl ühlst.<br />

• Richte ein englisches Twitter-Konto ein. Eine englische Facebook-Seite<br />

<strong>und</strong> ein Blog können ebenfalls nicht schaden.<br />

Gratis – das Allheilmittel?<br />

Ein, zwei Jahre lang waren Gratis-Aktionen das Marketingtool schlechthin ür –<br />

bis dahin – unbekannte Autoren, die es in die Amazon Ranglisten schaffen<br />

wollten. Wurden bei einer solchen Aktion genügend Downloads erzielt, so hatte<br />

man die Chance, nach ihrem Ende einen Sprung in die Charts zu machen <strong>und</strong><br />

GESEHEN zu werden.<br />

Für eine Zeitlang waren solche Aktionen fast schon eine Garantie auf Erfolg,<br />

dann aber änderte Amazon den Algorithmus, der die Rangliste berechnet. Seitdem<br />

ist es schwieriger <strong>und</strong> in den USA fast schon unmöglich, damit noch einen<br />

Ranglistenplatz zu erzielen.<br />

Trotzdem kann es sinnvoll sein, ein E-Book ür begrenzte Zeit kostenfrei<br />

anzubieten.<br />

Vor allem ür Serien hat es sich bewährt, das erste Buch dauerhaft ür Cent<br />

zu »verkaufen« . Auch wenn es darum geht, einen gewissen Bekanntheitsgrad<br />

zu erreichen oder Leser auf andere Bücher aufmerksam zu machen, kann dieses<br />

Marketingtool noch immer sinnvoll sein. Allerdings ist es in den USA sehr<br />

schwierig, die Leser von einem kostenfreien Buchangebot in Kenntnis zu setzen!


Die drei »Gatekeeper«<br />

Die erste Gratis-Aktion ür meinen Roman »Creatures of Fire« , eine englische<br />

Übersetzung meines Fantasy-Romans »Dämonenfluch« , war frustrierend. Ich<br />

tat alles, was ich auch in Deutschland tat, wenn ich ein Buch verschenken wollte.<br />

Ich informierte Facebook-Gruppen, twitterte <strong>und</strong> postete die Information in<br />

meinem Facebook-Profil <strong>und</strong> in meinem Blog.<br />

All das brachte mir in drei Tagen etwa Downloads in Amazons US-Shop. Das<br />

bisher schlechteste Resultat einer solchen Maßnahme. Woran war ich gescheitert,<br />

wenn die Leser ein Buch nicht einmal umsonst haben wollten? Die Antwort auf<br />

diese Frage ist einfach: Es wussten nicht genügend Leser von dem Angebot!<br />

Um Downloadzahlen zu erreichen, die im ünfstelligen Bereich liegen <strong>und</strong><br />

somit den Sprung in die Top der kostenlosen Kindle-Charts zu erreichen, muss<br />

die Aktion von mindestens einem der drei Gatekeeper beworben werden. Also<br />

entweder von Pixel of Ink (POI), Ereader News Today oder Bookbub. Um das zu<br />

erreichen, muss man wiederum eine bestimmte Anzahl von Rezensionen <strong>und</strong><br />

einen Bewertungsdurchschnitt von mindestens Sternen bei Amazon erreichen.<br />

Gerade diese Voraussetzungen machen es ür neue Autoren schwer, selbst bei<br />

einer Kostenlos-Aktion Interesse ür ihr Buch zu generieren. Woher Rezensionen<br />

nehmen, wenn niemand das Buch kennt? Natürlich können amerikanische<br />

Autoren ihre Verwandtschaft <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e mobilisieren, aber ein deutscher<br />

Autor hat diese Möglichkeit meist nicht. Ganz davon abgesehen, dass diese<br />

Rezensionen oft als »Fake« zu erkennen sind.<br />

Wie kommt man an Rezensionen?<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten, an echte Rezensionen zu kommen:<br />

Bücher-Blogs: Man schreibt die Buch-Blogger an, die das entsprechende Genre<br />

rezensieren <strong>und</strong> von denen man annimmt, sie könnten das eigene Buch mögen.<br />

Man stellt eine Blogtour auf die Beine. Wer das nicht selbst erledigen möchte,<br />

kann einen der vielen Blogtour-Organizer beauftragen, die es im englischen<br />

Sprachraum gibt. Es lohnt sich, ausührlich zu recherchieren, denn die Preise<br />

rangieren von Dollar zu Dollar. Wer die Tour ausschließlich durchührt,<br />

um an Rezensionen zu kommen, bucht am besten eine Review-Tour.<br />

Goodreads: In manchen Goodreads-Gruppen gibt es das so genannte ReadtoReview<br />

(RtR) Programm. Ein Autor stellt eine bestimmte Anzahl an kostenlosen<br />

Büchern zu Verügung. Leser können sich bewerben <strong>und</strong> verpflichten sich im<br />

Gegenzug, das Buch zu rezensieren. Die Rezension wird bei Goodreads ein-


gestellt, viele Leser stellen sie außerdem bei Amazon ein. Aber Achtung: Die<br />

Goodreads-Leser sind sehr kritisch!<br />

Facebook: Auf Facebook gibt es Gruppen, die sich auf Reviews spezialisiert<br />

haben.<br />

Vorbereitung der Gratis-Aktion<br />

Endlich hat man seine erforderliche Anzahl an Rezensionen <strong>und</strong> den erforderlichen<br />

Bewertungsdurchschnitt. Nun kann es an die Vorbereitung der Aktion<br />

gehen:<br />

Alle der genannten Seiten sollten mindestens zwei Wochen vor Startschuss<br />

der Gratis-Aktion informiert werden. Keine der Seiten verpflichtet sich, das Buch<br />

auch tatsächlich zu bewerben. Das ist aufgr<strong>und</strong> der vielen Anmeldungen noch<br />

immer Glückssache. Was definitiv hilft, sind ein professionelles Cover <strong>und</strong> ein<br />

toller »Blurb« , also die Kurzbeschreibung des Buches.<br />

Bei Pixel of Ink ist die Werbung noch immer kostenlos. Ereader News Today<br />

verlangt mittlerweile einen moderaten Preis, je nach Genre unterschiedlich. Auch<br />

Bookbub ist kostenpflichtig. Leider hat Bookbub die Preise drastisch erhöht, so<br />

dass man es sich gut überlegen sollte, ob man das Risiko eingeht. Bookbub erzielt<br />

allerdings auch bei weitem die höchsten Downloadraten. Auch bei Bookbub sind<br />

die Preise nach Genre gestaffelt.<br />

Wenn die Aktion startet, gilt nach wie vor: Auf Twitter <strong>und</strong> Facebook posten<br />

<strong>und</strong> wenn möglich andere zum Retweet bzw. Teilen des Beitrags animieren.<br />

-Cent-Aktionen – Die neue Marketing-Waffe?<br />

Umsonst ist tot – es lebe die -Cent-Aktion ist das Credo, das man immer öfter<br />

unter amerikanischen Autoren hört. Auch hier stellt sich das gleiche Problem:<br />

Die Leser müssen von dem reduzierten Preis erfahren. Hier kommen wieder die<br />

drei Gatekeeper ins Spiel. Nur Aktionen, die über diese drei beworben werden,<br />

sind momentan erfolgreich. POI ist übrigens die einzige Seite der drei, die eine<br />

solche Werbung kostenlos anbietet.<br />

Auch hier gilt wieder das oben Beschriebene: Man braucht genügend gute<br />

Rezensionen, um Aussicht darauf zu haben, bei den großen drei ins Rennen zu<br />

kommen. Bookbub scheint übrigens die weitaus besten Resultate zu erzielen.<br />

Birgit Kluger<br />

Website


Florian Tietgen<br />

<br />

Am . September fragte mich Lyra, ob ich ihr eine CD leihen könnte.<br />

In der ünften Klasse war sie noch der Schrecken der Klasse gewesen, kein<br />

Bild unserer pubertären Fantasien, sondern ein Mädchen mit brav geflochtenen<br />

Zöpfen, Brille, karierten Röcken <strong>und</strong> weißen Blusen, das auf alles eine Antwort<br />

gewusst hatte.<br />

Ich weiß nicht, ob ich sie einfach mit der Zeit anders sehen konnte oder ob sie<br />

sich verändert hat, vermutlich wird beides zutreffen. Jedenfalls begannen sich<br />

unsere Geschmäcker anzugleichen, unsere Meinungen, <strong>und</strong> ich hörte aufmerksamer<br />

zu, wenn sie sich zu Wort meldete. Die karierten Röcke gehörten schon<br />

lange der Vergangenheit an. Wichtiger war mir aber: Lyra hatte eine Meinung,<br />

konnte streiten <strong>und</strong> schien unabhängig. Ich war in sie verknallt.<br />

Ich war so verknallt, dass ich in der Freist<strong>und</strong>e nach Hause fuhr, um ihr die<br />

CD zu brennen. Was ür ein Glücksgeühl, wenn das Mädchen deiner Träume<br />

deinen Geschmack teilt <strong>und</strong> sich ür die gleichen Dinge begeistern kann wie du.


Lyra hatte mich ausgerechnet nach Live gefragt, ein Gr<strong>und</strong> mehr, nach Hause zu<br />

eilen. Ich liebte die Musik von Live <strong>und</strong> zu »Dance With You« oder »Lightning<br />

Crashes« konnte ich heulen. Wie beneidete ich diesen Sänger, der es schaffte,<br />

nur mit seiner Stimme so viele Emotionen zu wecken.<br />

Es wäre nichts anders gekommen, hätte ich nicht liebestrunken <strong>und</strong> voll<br />

freudigem Besitzerstolz die Freist<strong>und</strong>e genutzt. Ich hätte nur die ersten Zeichen<br />

erst später gesehen. Die Veränderungen ließen sich an diesem Vormittag nicht<br />

mehr verbergen. Sie waren entschieden.<br />

Manchmal nimmt man, gedanklich mit einem Vorhaben beschäftigt, Außergewöhnlichkeiten<br />

nur aus dem Augenwinkel wahr, läuft an ihnen vorbei, grüßt<br />

sie fre<strong>und</strong>lich, <strong>und</strong> erst, wenn die geplanten Schritte erledigt sind, stellt man<br />

innehaltend fest, was man gerade registriert hat.<br />

Ich hatte einen Anzug registriert, blank geputzte Herrenschuhe, ein weißes<br />

Oberhemd mit Krawatte.<br />

»Hallo Schatz, schon zu Hause?«, hatte mich das Gesicht oberhalb dieser<br />

Krawatte gefragt.<br />

»Nein, ich muss nur schnell was holen.« Ich war an dem Anzug vorbeigeschossen,<br />

in mein Zimmer geeilt, hatte die CD auf der Festplatte <strong>und</strong> einen Rohling<br />

im den Raum beherrschenden Chaos gesucht. Erst, als ich das Brennprogramm<br />

gestartet hatte, stolperte ich die Treppe wieder nach unten. Der Brenner würde<br />

ohnehin eine Weile brauchen.<br />

»Sorry, dass ich eben so vorbeigehetzt bin.«<br />

»Kein Problem«, antwortete meine Mutter. »Hast du ein bisschen Zeit? Ich<br />

muss mit dir reden.«<br />

»Nach der Schule. Jetzt muss ich mich beeilen, ich musste nur schnell was<br />

besorgen.« Ich wartete ein erneutes Lächeln als Zustimmung ab, bevor ich<br />

wieder in mein Zimmer ging. Die Lade des Brenners mit der fertigen CD war<br />

schon ausgeworfen, <strong>und</strong> ich konnte die Tracklist in Covergröße ausdrucken.<br />

Manche Bilder werden schneller über die Netzhaut auf das Hirn projiziert, als<br />

der Kopf sie verarbeiten kann. Man weiß, was man sieht, aber die Dimension<br />

wird einem nicht klar, so seltsam <strong>und</strong> irreal erscheint es. Meine Mutter hatte<br />

noch nie Röcke oder Kleider getragen, ich kannte sie nur in Jeans, in T-Shirts<br />

<strong>und</strong> weiten Pullis. Selbst zur Arbeit trug sie immer Hosen. Das Outfit männlicher<br />

Bürosklaven allerdings war neu ür mich. Es fiel mir zwar auf, ich maß ihm<br />

jedoch keine Bedeutung zu. Auch war ich nicht darüber gestolpert, sie überhaupt<br />

zu Hause anzutreffen. Ich w<strong>und</strong>erte mich nicht im Geringsten, warum sie nicht<br />

bei der Arbeit war.<br />

Ich hatte eine tolle Mama, auch wenn ich ihr nicht abgewöhnen konnte,<br />

mich Schatz zu nennen, selbst wenn Fre<strong>und</strong>e dabei waren. Meine Mama war<br />

ungewöhnlich, immer gut ür verrückte Überraschungen, <strong>und</strong> vielleicht machte<br />

ich mir auch deshalb keine weiteren Gedanken.


Lyra war eindeutig wichtiger. Sie bestimmte mein Hirn, sie leitete meine<br />

Schritte, meine Tätigkeiten. Ihr konnte ich, in der Hoffnung ihr zu gefallen,<br />

einen Gefallen tun. Meine Mutter liebte mich sowieso. Also packte ich die CD<br />

in die Tasche, rief noch einen kurzen Gruß <strong>und</strong> fuhr eiligst wieder zur Schule.<br />

Ich wollte Lyra die CD nicht heimlich im Unterricht zustecken, ich wollte sehen,<br />

wie sehr sie sich freute.<br />

Und sie freute sich. Sie schaute erst ungläubig, fragte, ob ich extra daür nach<br />

Hause gefahren sei, <strong>und</strong> als ich bejahte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange,<br />

um sich zu bedanken. Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie hatte sich sogar mehr als<br />

gelohnt, denn Lyra fragte mich, ob ich am frühen Abend Zeit hätte. Sie würde<br />

gern auf meiner Festplatte nach weiteren Bands stöbern.<br />

»Klar«, sagte ich <strong>und</strong> jubelte innerlich. Hätte ich keine Zeit gehabt, hätte<br />

ich sie mir geschaffen. Das Versprechen, mit meiner Mum zu reden, hatte ich<br />

vergessen.<br />

<br />

Als ich nach Hause kam, sah meine Mutter wieder normal aus, fast wie immer.<br />

Sie war in der Zwischenzeit beim Friseur gewesen, hatte sich die Haare auf zwei<br />

Zentimeter Länge schneiden lassen <strong>und</strong> etwas Gel in ihnen verteilt. Sie standen<br />

leicht hoch, so, wie die von Marc aus meiner Klasse. Meine Mum sah gut aus,<br />

zwar eher wie ein Junge meines Alters, aber gut. Sie wartete in der Tür auf mich.<br />

Das war seltsam, <strong>und</strong> erst dadurch erinnerte ich mich an mein Versprechen <strong>und</strong><br />

begann mir Gedanken zu machen.<br />

Nicht, weil sie mit mir reden wollte. Mütter wollen fortwährend über irgendwas<br />

mit einem reden. Darin unterschied sich meine Mutter nicht von anderen.<br />

Ich wusste, ich hatte nichts ausgefressen <strong>und</strong> keine Arbeit in den Sand gesetzt.<br />

Es beunruhigte mich, schon an der Tür empfangen zu werden.<br />

»Hallo Schatz. Schön, dass du da bist.«<br />

Normalerweise wäre ich an die Decke gegangen. Sie hätte mir Zeit zum<br />

Ankommen geben können, anstatt mich so zu überfallen. Vielleicht war es die<br />

Freude auf Lyra, die mich bremste. Vielleicht half mir aber auch die Intuition,<br />

mich der Situation anzupassen, ohne sie genau zu erfassen. Jedenfalls muss ich<br />

gespürt haben, wie viel wichtiger meiner Mutter das Gespräch war. Vielleicht<br />

half mir die Intuition, meine Schultasche im Flur abzustellen <strong>und</strong> meine Mama<br />

in den Arm zu nehmen, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte.<br />

»Soll ich uns Kaffee kochen?«, fragte ich, doch sie lächelte wehmütig <strong>und</strong><br />

müde.<br />

»Nein, das habe ich schon getan.«<br />

Sie hatte wirklich auf mich gewartet.<br />

Es war, als hätte ich Geburtstag. Zwar lagen keine Geschenke auf dem Tisch,<br />

aber sie hatte in der Konditorei Sahnetorte gekauft, das gute Geschirr genommen


<strong>und</strong> Kerzen angezündet. Die Kaffeesahne hatte sie in ein kleines Kännchen geüllt<br />

<strong>und</strong> der Zucker war in einer niedlichen Dose, deren Deckel Platz ließ ür das<br />

Silberlöffelchen.<br />

»Komm rein«, lud sie mich ein. Ich folgte ihr. Was gemütlich wirken sollte,<br />

machte mir Angst. Selbst wenn es Kuchen gab, schaufelten wir ihn sonst<br />

eher nachlässig in uns hinein, den Kaffee schlürften wir aus großen Bechern.<br />

Untertassen hatten wir höchstens, wenn die Großeltern da waren. Ihre Mühe<br />

erstickte meine Lockerheit. Normalerweise, wenn meine Mutter mir ankündigte,<br />

wir müssten reden, fragte ich: »Was gibt’s?«, wartete ihre Antwort ab <strong>und</strong> bezog<br />

Stellung, so gut ich konnte.<br />

Wir setzten uns, gabelten häppchenweise unsere Torte <strong>und</strong> nippten, unruhig<br />

auf den Sesseln rutschend, unseren Kaffee.<br />

»Du siehst gut aus mit der neuen Frisur«, fing ich an, um überhaupt etwas zu<br />

sagen, denn betretenes Schweigen zwischen uns war mir fremd.<br />

»Danke.« Sie lächelte mich an. Ich kannte diese Art Lächeln, welches schmerzvoll<br />

versuchte, mich aufzumuntern, auch wenn ich nicht traurig war. Schon<br />

immer hat sie damit sich selbst aufgemuntert, wenn sie keine Kraft mehr hatte,<br />

wenn sie vor lauter Erschöpfung geweint hatte, strahlte sie mich an, als sei ich<br />

es, der Trost brauchte. »Alles wird gut«, sagte das Lächeln, wenn sie vor lauter<br />

Traurigkeit keine gesprochenen Worte mehr hatte.<br />

Ach, hätte ich sie doch in diesem Moment noch einmal in den Arm genommen.<br />

»Der Anzug heute Morgen«, druckste sie <strong>und</strong> schob sich ein weiteres Stückchen<br />

Torte in den M<strong>und</strong>. »Es war zwar nicht geplant, dass du ihn siehst, aber es<br />

war gut so.«<br />

Noch war ich ahnungslos, noch hatte ich keinen Schimmer, wohin das Gespräch<br />

ühren sollte. Ich konnte den Anzug nicht einordnen, ich konnte ihn<br />

nicht mit der neuen Frisur in Zusammenhang bringen, <strong>und</strong> es sickerte noch<br />

nicht einmal wirklich zu mir durch, warum beides Anlass ür dieses Gespräch<br />

sein könnte. Da hatte meine Mutter schon verrücktere Sachen gebracht, etwa<br />

als Frank’n’ Further zum Fasching zu gehen, mit Strapsen bekleidet, nur von<br />

einem Mantel bedeckt durch die kalte Februarnacht, um ohne diesen Mantel<br />

<strong>und</strong> betrunken von einem Taxifahrer wieder hier abgegeben zu werden.<br />

»Ich möchte, dass du mich ab heute Chris nennst.«<br />

»Klar«, sicherte ich ihr zu. »Kein Problem. Wenn es dir wichtig ist.« Das ganze<br />

Szenario nur ür diese Bitte? »Eine Bedingung habe ich«, sagte ich grinsend in<br />

der Hoffnung, der Spuk löste sich damit in Rauch auf, wir pusteten die Kerzen<br />

aus, nähmen den Kaffee in richtigen Schlucken zu uns <strong>und</strong> verbannten das gute<br />

Geschirr wieder in den Schrank, bis ihre Eltern uns zum nächsten Mal besuchten.<br />

»Ohne Bedingung«, sagte sie voller Ernsthaftigkeit. Sonst ließ sie sich immer<br />

von meinem Grinsen fangen, warf vielleicht ein Kissen nach mir, schalt mich


Frechdachs, Idiot oder irgendetwas anderes, mit dem sie mir sagte, wie sehr sie<br />

mich liebte.<br />

»In Ordnung. Keine Bedingung.«<br />

Sie war so zart <strong>und</strong> klein, ich überragte sie mit meinen ünfzehn Jahren schon<br />

längst um einen Kopf, sie war so zierlich <strong>und</strong> …<br />

»Ich trete ab heute meinen Alltagstest an.«<br />

Ich war es gewohnt, ihr die meisten Bitten ohne viele Fragen zu erüllen. Sie<br />

wusste, sie brauchte mir nie etwas zu erklären, wenn ich nur begriffen hatte, sie<br />

meinte es ernst. Das hatte ich begriffen. Wozu also Begründungen?<br />

»Deinen Alltagstest?«<br />

»Die ganzen Depressionen, die Traurigkeit, die jahrelangen Wege zum Psychotherapeuten<br />

hatten alle nur einen Gr<strong>und</strong>«, fuhr sie fort. »Ich bin ein Mann.<br />

Ich habe den Körper einer Frau, aber ich bin ein Mann.«<br />

Meine Mum sah gut aus, zwar eher wie ein Junge meines Alters, aber gut.<br />

In diesem Moment klingelte Lyra.<br />

»Eine Bitte habe ich auch.« Die musste ich noch schnell loswerden, bevor ich<br />

Lyra öffnete.<br />

»Okay, das ist fair«, meinte Chris, während ich schon halb auf dem Weg zur<br />

Tür war. »Welche?«<br />

»Ich möchte, dass du mich ab sofort Mike nennst <strong>und</strong> nicht Schatz.«<br />

»Genehmigt!«, rief er mir hinterher. Er? Wie schnell ging es, Informationen,<br />

die ich kaum aufgenommen, bestimmt nicht verarbeitet hatte, zu beherzigen?<br />

Lyra klingelte fast ungeduldig ein zweites Mal <strong>und</strong> stürzte durch unsere Tür:<br />

»Habt ihr den Fernseher an?«<br />

<br />

All ihre herausgestoßenen Satzfragmente sagten mir nichts. Brocken, in denen<br />

Türme, Flugzeuge <strong>und</strong> der dritte Weltkrieg vorkamen, atemlos zwischen Angst<br />

<strong>und</strong> Verzweiflung. Lyra erwischte mich mit ihrer Bestürzung in voller Ahnungslosigkeit,<br />

warf sich an meine Brust <strong>und</strong> hämmerte mir erstickte Wortfetzen auf<br />

den Pulli. Ich konnte sie nur halten, ihr sachte den Rücken streicheln, sie langsam<br />

in die Wohnung holen <strong>und</strong> die Tür schließen. Chris schaltete unterdessen den<br />

Fernseher ein <strong>und</strong> rief mich ins Wohnzimmer.<br />

»Mike, komm schnell!«<br />

Ich schob Lyra zum Fernsehgerät, nachdem ich ihr die Jacke abgenommen <strong>und</strong><br />

über die Garderobe geworfen hatte. Sie setzte sich nicht. Sie stand im Zimmer<br />

<strong>und</strong> starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm. Chris hockte mit angezogenen<br />

Beinen in der Ecke der Couch. Die Flugzeuge trafen die Türme bei brennenden<br />

Kerzen, dem guten Kaffeeservice, Schwarzwälder Kirschtorte <strong>und</strong> Tafelsilber.<br />

Wie in einer Dauerschleife lief auf jedem Kanal das gleiche Bild. Es muss<br />

Interviews gegeben haben, es muss so etwas wie Berichte zwischendurch gege-


en haben oder die typischen Korrespondentenbilder von Männern mit einem<br />

Mikrofon vor dem M<strong>und</strong>. In der Erinnerung sehe ich aber nur die Bilder von<br />

Flugzeugen, die in die gläsernen Fronten der Türme rasten, die dichten grauen<br />

Rauchschwaden, die Flammen <strong>und</strong> die Menschen, die sich voller Panik in die<br />

Tiefe stürzten. Bilder, ür die ich schon bald kein Fernsehgerät mehr brauchte,<br />

weil ich sie immer sah, sobald ich die Augen schloss.<br />

Es gibt Tage, die sollten dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Nichts,<br />

aber wirklich gar nichts scheint so bleiben zu können, wie es war. Zumindest ist<br />

es nicht vorstellbar.<br />

Es gelang mir, Lyra zur Couch zu schieben, sie zu Chris zu setzen, der ihr<br />

zwischen den Bildern ein kurzes »Hallo« zuwarf. Wenn es je einen Moment gab,<br />

über den man sagen konnte, die Welt stünde still, war es dieser Moment, die<br />

Zeit, in der die Welt nichts als den Schock hatte.<br />

Die Welt stand aber nicht still. Die Feuerwehren waren sofort im Einsatz, die<br />

Fernsehsender <strong>und</strong> Nachrichtenagenturen brachten ihre Kameras in Position,<br />

Menschen bellten ihre Betroffenheit in die Mikrofone oder riefen ihre Familien<br />

an: »Habt ihr schon gehört?« Politiker beeilten sich mit Beileids- <strong>und</strong> Solidaritätsbek<strong>und</strong>ungen,<br />

es herrschte rege Betriebsamkeit, in der dank routinierter<br />

Ausbildung instinktiv oft das Richtige geschah. Und doch ühlte es sich an, als<br />

stockte der Welt der Atem, als lähmte der Schock alles Leben <strong>und</strong> jede Bewegung<br />

<strong>und</strong> bannte die Blicke nur in eine Richtung.<br />

Selbst der Alltag ging weiter. Menschen erledigten ihre Einkäufe oder ihre<br />

Arbeit, versuchten dem Unfassbaren mit einem Stück Normalität zu trotzen<br />

<strong>und</strong> ihre Ängste damit zu besiegen. Und auch Lyra konnte ihren Blick vom<br />

Bildschirm lösen, konnte Chris ansehen <strong>und</strong> dessen Gruß erwidern.<br />

»Hi, ich bin Lyra.«<br />

»Chris«, stellte er sich vor <strong>und</strong> einen kurzen Impuls lang wollte er ihr die<br />

Hand hinstrecken.<br />

»Bist du ein Fre<strong>und</strong> von Mike?«<br />

»Ja.«<br />

Meine Mutter hätte Lyra jetzt gefragt, ob sie auch ein Stück Torte oder eine<br />

Tasse Kaffee wolle, wäre aufgestanden, um noch ein Gedeck zu holen, ohne ihre<br />

Antwort abzuwarten, oder hätte mich Schatz genannt <strong>und</strong> gebeten, meinem<br />

Gast etwas anzubieten. Aber Chris zog nur die Beine etwas näher an seine<br />

Brust, knetete mit den Händen seine Füße <strong>und</strong> schaute wieder gebannt auf den<br />

Fernseher.<br />

»Ihr habt es ja gemütlich hier«, stellte Lyra mit einem Blick auf die Kerzen<br />

fest, schaute ihn an, schaute mich an <strong>und</strong> dann auch wieder auf die hektischen,<br />

alle Gemütlichkeit <strong>und</strong> alle Fragen zerstörenden Bilder.<br />

Meine Mutter war nicht da, also brauchte ich keine Aufforderung, ein höflicher<br />

Gastgeber zu sein. Ich wusste ja, was sie gesagt hätte. Lyra nickte mechanisch,


als ich ihr etwas anbot, <strong>und</strong> griff genauso mechanisch zur Kuchengabel, nachdem<br />

ich ihr die Torte serviert hatte.<br />

Ich zappte durch die Kanäle, in der idiotischen Hoffnung irgendwo entweder<br />

mehr Information oder wenigstens Abwechslung zu finden, aber es gab kein<br />

Entkommen.<br />

Die Bilder ließen sich nicht verweigern. Das Fernsehgerät auszuschalten war,<br />

als ignorierte man fremdes Leid <strong>und</strong> dächte egoistisch nur an sich. Es war,<br />

als müsste man sich daür rechtfertigen, wenn man das Geschehen einfach<br />

nicht mehr aushielt. Meine simplen Fragen erstickten unbeantwortet unter den<br />

Trümmern aus Glas, Stahl <strong>und</strong> Beton. Sie waren unwichtig geworden, angesichts<br />

der hysterischen Frage danach, wann <strong>und</strong> auf welche Weise die amerikanische<br />

Rache folgen <strong>und</strong> wem sie gelten würde. An Musik, an meine Festplatte, die wir<br />

hatten durchforsten wollen, um Lyra noch etwas zu brennen, dachten wir nicht<br />

mehr. Ich dachte noch nicht einmal wirklich an die Veränderungen in unserer<br />

eigenen kleinen Welt. Ich hielt sie automatisch ein. Es kam mir nicht fremd vor,<br />

dass Lyra Chris als Jungen sah, als einen Fre<strong>und</strong> von mir, mit dem sie ihren<br />

Schock teilte, ihre Angst, aber nicht ihre Tränen, denn er hat nicht geweint.<br />

Wie ühlt man sich, wenn man in einem Flugzeug Menschen eine Waffe vor<br />

die Nase hält <strong>und</strong> weiß, man wird ihnen keine Chance lassen? Ich konnte die<br />

Flugzeuge nie abstrahieren, mir nie die Menschen aus ihnen fortdenken. Mit<br />

den Türmen ging es komischerweise. Aber die Menschen in den Flugzeugen<br />

verfolgten mich, ihre Angst, ihre erzwungene Ruhe.<br />

Ich beseitigte die Gemütlichkeit, räumte das gute Service <strong>und</strong> das Tafelsilber in<br />

die Küche, die Reste der Torte in den Kühlschrank, pustete die Kerze aus <strong>und</strong> ließ<br />

Chris <strong>und</strong> Lyra im Wohnzimmer sitzen. Ich hatte genug von den Bildern. Es mag<br />

egoistisch gewesen sein, daran überhaupt einen Gedanken zu verschwenden,<br />

aber auch meine Hoffnung auf Lyra verschwand wegen einer schlichten Antwort<br />

von Chris auf ihre Frage an mich: »Ist Chris ein Fre<strong>und</strong> von dir?«<br />

»Ja.«<br />

Würde ich das können?<br />

Ende der Leseprobe<br />

Lust auf mehr? Lesen Sie hier weiter: Florian Tietgen – Anpassung


Die Autoren<br />

Margot S. Baumann<br />

Margot S. Baumanns () Laufbahn als Geschichtenerzählerin begann in der<br />

zweiten Klasse, als sie ihrer damaligen Lehrerin erklärte, ihre Eltern hätten sie<br />

Fahrenden abgekauft. Heute schreibt sie klassische Lyrik, Psychothriller <strong>und</strong><br />

Romane über Liebe, Verrat, Geheimnisse <strong>und</strong> Sehnsuchtsorte.<br />

Für ihre Werke erhielt sie nationale <strong>und</strong> internationale Preise. Sie mag raue<br />

Küsten, schroffe Felswände, Musik, H<strong>und</strong>e, das Leben im Allgemeinen, ihre<br />

Familie <strong>und</strong> träumt von einem Cottage am Meer.<br />

Margot S. Baumann ist Mitglied des Berner Schriftstellervereins. Sie lebt <strong>und</strong><br />

arbeitet im Kanton Bern (Schweiz).<br />

Cordula Broicher<br />

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Cordula Broicher wurde in Hessen geboren. Nach vielen Umzügen in ihrer<br />

Kindheit <strong>und</strong> Jugend wurde sie in der Schlossstadt Brühl endlich heimisch.<br />

Hier lebt sie mit Mann, zwei Kindern, Enkelsohn <strong>und</strong> Labradorhündin Paula.<br />

Bücher waren schon von klein auf ihre Möglichkeit des Rückzugs in eigene<br />

Welten, aus denen sie sich auch heute noch manches Mal schwer lösen kann.<br />

Ihre Zeit verbringt sie neben Beruf <strong>und</strong> Schreiben am liebsten mit Lesen oder<br />

genießt auf H<strong>und</strong>espaziergängen die Natur in der Umgebung.<br />

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Daniel Dekkard<br />

Daniel Dekkard arbeitete jahrelang ürs Fernsehen, als Ton- <strong>und</strong> Kameramann,<br />

Regisseur, Gagschreiber <strong>und</strong> Drehbuchautor. Schließlich zog es ihn in den Fernen<br />

Osten, wo er mit dem Motorradfahren <strong>und</strong> dem Schreiben von Büchern begann.<br />

Ersteres wartet inzwischen mit achtbaren Ergebnissen auf.<br />

Daniel Dekkard lebt zur Zeit in Phnom Penh/Kambodscha.<br />

»Saigon So<strong>und</strong>« ist sein erster Roman. Jetzt neu erschienen: Der Mystery-<br />

Thriller “Das Auge der Dunkelheit”.<br />

Außer, dass es ebenfalls in Asien spielt, hat dieses Buch nichts mit »Saigon<br />

So<strong>und</strong>« gemein. Während es im Erstling um einen Herumtreiber auf der Suche<br />

nach sich selbst geht, ist »Das Auge der Dunkelheit« Spannung pur. Fernöstliche<br />

Mystik gepaart mit Okkultismus, Jenseitserfahrungen <strong>und</strong> der mörderischen<br />

Jagd nach den »letzten Dingen«.<br />

Susanne Gerdom<br />

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Susanne Gerdom lebt, wohnt <strong>und</strong> arbeitet im Familienverband mit vier Katzen<br />

<strong>und</strong> zwei Menschen in einer kleinen Stadt am Niederrhein, bezeichnet sich selbst<br />

als “Napfschnecke”, die ungern ihr Haus verlässt, <strong>und</strong> ist während ihrer wachen<br />

St<strong>und</strong>en im Internet zu finden. Wenn sie nicht gerade schreibt. Manchmal auch,<br />

während sie schreibt.<br />

Sie schreibt ür die Verlage ArsEdition/bloomoon, cbj <strong>und</strong> cbt <strong>und</strong> Ueberreuter<br />

Fantasy ür Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene. Außerdem schreibt sie als<br />

Self-Publisherin Fantasy ür Erwachsene <strong>und</strong> unter dem Namen Franziska Hille<br />

zur Erholung von all der Phantastik gelegentlich ein wenig Romance.<br />

In Flagranti Books<br />

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In Flagranti Books ist ein Rezensionsblog von Jack T.R. <strong>und</strong> Tilly Jones. In der<br />

großen weiten Welt der Bücher bewegen sich die beiden ausschließlich mit ihren<br />

Pseudonymen, damit verärgerte Autoren sie nicht in ihren nächsten Geschichten<br />

grausam zu Tode kommen lassen. Zuflucht finden sie bei den (Q)indies, die sich<br />

dadurch unwissend selbst in Gefahr bringen, denn nun liegt die stets kritische<br />

Aufmerksamkeit allein auf deren Geschichten.<br />

Website


Sandra Janke<br />

Sani üttert den Blog literatur-diskussion.com in unregelmäßigen Abständen<br />

sowohl mit leicht verdaulicher Kost als auch mit hartem Tobak. Als studierte<br />

Literaturwissenschaftlerin möchte die bibliophile Mittzwanzigerin ihren LeserInnen<br />

eine andere Sicht auf Verlage, AutorInnen oder Romane ermöglichen. Sie<br />

liebt den regen Austausch über das geschriebene Wort.<br />

Simone Keil<br />

… schreibt.<br />

Ira Krissel<br />

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Nach Stationen im Lokaljournalismus <strong>und</strong> in der Theaterdramaturgie arbeitete<br />

Ira Krissel r<strong>und</strong> zwanzig Jahre in Redaktion, Produktion <strong>und</strong> Lektorat eines<br />

internationalen Fachverlags. Dank dieses Rüstzeugs machte sie sich als<br />

freie Autorin selbstständig, verfasst seitdem unter anderem Buchrezensionen<br />

<strong>und</strong> – unter Pseudonym – Romane <strong>und</strong> Kurzgeschichten.<br />

Birgit Kluger<br />

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Google+<br />

Birgit Kluger begann mit dem Schreiben von Romanen bereits vor zwei Jahrzehnten,<br />

fand aber erst in den letzten beiden Jahren die Zeit, sich ernsthaft dieser<br />

Leidenschaft zu widmen. Die Weltenbummlerin hat schon auf Mallorca, in den<br />

USA <strong>und</strong> auf den Seychellen gelebt <strong>und</strong> wohnt jetzt im Süden Deutschlands.<br />

Der Debütroman von Birgit Kluger »Schau ihr in die Augen« wurde als E-<br />

Book vom DroemerKnaur-Verlag veröffentlicht. Seitdem hat sie mehrere Bücher<br />

im Selfpublishing veröffentlicht. Darunter »Trau niemals einem Callboy!« , ein<br />

ChickLit-Krimi, der über zwei Monate in den Kindle Top zu finden war. »Dämonenfluch«<br />

, ein Fantasyroman, den sie ins Englische übersetzt <strong>und</strong> unter dem<br />

Namen »Creatures of Fire: Demons die harder« veröffentlicht hat. Außerdem<br />

gibt es von ihr noch »Going Global – How to sell your E-book in the German<br />

market« .<br />

Website


Marny Leifers<br />

Marny Leifers betreibt seit April das Bücherblog »Fantastische Bücherwelt«,<br />

in dem es überwiegend um deutsche Fantasy geht.<br />

Cornelia Lotter<br />

Fantastische Bücherwelt<br />

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Geboren wurde ich in der Dichterstadt Weimar. Da ich dieses Privileg<br />

schon bald als Verpflichtung empfand, begann ich bereits zu schreiben, als<br />

ich das Alphabet halbwegs beherrschte. Näheres zu meiner schriftstellerischen<br />

Entwicklung finden Sie unter dem Punkt »Schreiben« auf meiner Homepage:<br />

www.autorin-cornelia-lotter.de.<br />

Melanie Meier<br />

Website<br />

Melanie Meier ist gelernte Buchhändlerin <strong>und</strong> seit Dezember <strong>Qindie</strong>-<br />

Autorin. Ihre Passion ist das Schreiben; all ihre Zeit, Energie <strong>und</strong> Hingabe<br />

fließt seit ihrem . Lebensjahr in ihre Romane. entstand der Charakter<br />

Loki von Schallern, dem sie seither treu geblieben ist <strong>und</strong> dem sie deshalb nach<br />

Erscheinen der Filii Iani-Trilogie eine eigene eBook-Serie gewidmet hat.<br />

Da Melanie von der Idee, die hinter <strong>Qindie</strong> steckt, vollauf begeistert ist, hat<br />

sie ohne langes Überlegen den Posten der Chefredaktion ür das <strong>Mag</strong>azin übernommen.<br />

Regina Mengel<br />

Website<br />

Loki<br />

Amazon-Autorenseite<br />

Regina Mengel erblickte in Wuppertal das Licht der Welt, zog aus das Glück<br />

zu finden <strong>und</strong> landete in Köln. Dort verdiente sie lange Zeit ihr täglich Brot als<br />

Wortjongleurin im Vertrieb. Geschichten begleiteten ihr Leben, doch erst im<br />

Jahr machte sie ernst.<br />

Ehrenamtlich gibt sie Flüchtlingskindern Nachhilfe in der Deutschen Sprache<br />

<strong>und</strong> wirkt beim Ulla-Hahn-Haus in Monheim mit. Inzwischen wohnt sie im Kölner<br />

Umland, genießt das Landleben <strong>und</strong> schreibt hauptberuflich Fantasyromane,<br />

Kinderbücher, Kurzgeschichten <strong>und</strong> neuerdings auch freche Frauenbücher mit


Krimianteil. Wer mehr über Regina Mengel <strong>und</strong> ihre Bücher wissen möchte, ist<br />

herzlich auf die Homepage eingeladen. Oder besuchen Sie sie auf Facebook.<br />

Susanne Pavlovic<br />

Website<br />

E-Mail<br />

Susanne Pavlovic ist Jahrgang <strong>und</strong> studierte Germanistin. Sie hat als Pferdepflegerin,<br />

Deutschlehrerin <strong>und</strong> Telefonfee gearbeitet, bevor sie den Schritt in<br />

die Selbständigkeit als Autorin wagte. Sie liebt Fantasy-Rollenspiele <strong>und</strong> ist der<br />

lebende Beweis daür, dass chronisches Lampenfieber heilbar ist.<br />

Grit Richter<br />

Website<br />

Textehexe<br />

Grafik-Designerin Grit Richter gründete am . Januar den Art Skript Phantastik<br />

Verlag ür düstere Fantasy. Mit den Fantasy-Sub-Genres Contemporary-,<br />

Dark-, Historical-, Science- <strong>und</strong> Urban- Fantasy <strong>und</strong> Steampunk teilweise in<br />

Kombination mit Horror bettet sich der Verlag in einer ganz eigenen Nische,<br />

fern ab vom Mainstream, ein.<br />

Seit ist der Verlag auf Anthologien spezialisiert <strong>und</strong> lieferte bisher mit<br />

Vampire Cocktail, Masken, Steampunk , Die Damen der Geschichte <strong>und</strong><br />

Steampunk Akte Deutschland ganz besondere Erlebniswelten ab, die es dem<br />

Leser ermöglichen sowohl eine Vielzahl an Autoren als auch neue Sub-Genres<br />

kennen zu lernen.<br />

Elsa Rieger<br />

Website<br />

Elsa Rieger lebt in Wien <strong>und</strong> arbeitet als Autorin <strong>und</strong> Atemtrainerin.<br />

»Ich schreibe seit vielen Jahren über Licht <strong>und</strong> Schatten im Leben, in Form<br />

von Lyrik, Erzählungen <strong>und</strong> Romanen.«<br />

Website<br />

E-Books <strong>und</strong> Taschenbücher


Jacqueline Spieweg<br />

Jacqueline Spieweg, Grafikerin, Malerin <strong>und</strong> Autorin. Sie war unter anderem<br />

Art Direktorin des Micky Maus <strong>Mag</strong>azins.<br />

Ihre Bücher veröffentlich sie unter dem Pseudonym Selma J. Spieweg. Sie<br />

schreibt Krimis, Urban-Fantasy <strong>und</strong> Steampunk.<br />

Kathleen Stemmler<br />

Website<br />

Kathleen Stemmler schreibt, seit sie schreiben kann. Die erste Geschichte, die<br />

sie mit Jahren verfasste, handelte von einem kleinen Igel, der die große Liebe<br />

suchte (<strong>und</strong> auch fand). In der Zwischenzeit hat sich der Stil ein wenig gewandelt<br />

<strong>und</strong> ist deutlicher geworden. In zum Teil sehr düsteren <strong>und</strong> auch drastischen<br />

Worten spiegeln die Gedichte die Tiefen mancher Seelen wider. Veröffentlicht<br />

hat Kathleen bisher einen eigenen Gedichtband <strong>und</strong> ist in mehreren Anthologien<br />

vertreten.<br />

Die zweite schriftstellerische Seele in Kathleens Brust ist beruflich gewachsen.<br />

Durch ihren Bezug zur Bildung wurde ihr bewusst, dass es zu viele Fachbücher<br />

gibt, die noch nicht geschrieben wurden. Also begann sie parallel zu Ihrem<br />

lyrischem Schaffen auch fachliche Texte zu veröffentlichen.<br />

Im Moment versucht sie all ihre kreativen Leidenschaften (zu denen auch<br />

noch das Fotografieren gehört) miteinander zeitlich zu vereinbaren, was ihr aber<br />

nur begrenzt gelingt. Aber sie arbeitet stetig daran.<br />

Florian Tietgen<br />

Website<br />

Florian Tietgen schreibt schon seit der Gr<strong>und</strong>schule. Seit veröffentlicht er<br />

die Ergebnisse auch. Zunächst auf kurzgeschichten.de, nach <strong>und</strong> nach dann in<br />

Anthologien <strong>und</strong> Verlagen. Sein Augenmerk gilt dabei vorwiegend gesellschaftlichen<br />

Themen.<br />

Website


Impressum<br />

Originalausgabe Oktober – <strong>Qindie</strong><br />

© Melanie Meier, Regensburg, magazin@qindie.de<br />

http://melanie-petra.jimdo.com/melanie/<br />

Das Copyright der Texte liegt bei den jeweiligen AutorInnen<br />

Cover © Simone Keil – Die Buchhandwerker<br />

unter Verwendung eines Fotos von © Regina Mengel<br />

Kapitelüberschriften: © Simone Keil – Die Buchhandwerker<br />

<strong>und</strong> © Jacqueline Spieweg<br />

Fotos: Regina Mengel <strong>und</strong> http://www.graphicstock.com<br />

Satz: Susanne Gerdom – Die Buchhandwerker<br />

Dieses E-Book steht unter einer Creative-Commons-Lizenz:<br />

CC BY-NC-ND .<br />

http: //creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/./de/<br />

Das heißt: Dieses E-Book ist nicht DRM-geschützt, Kopien davon dürfen<br />

(unverändert) an Dritte weitergegeben werden.<br />

Über <strong>Qindie</strong><br />

<strong>Qindie</strong> steht ür qualitativ hochwertige Indie-Publikationen. Achten Sie also<br />

künftig auf das <strong>Qindie</strong>-Siegel! Für weitere Informationen, News <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

besuchen Sie unsere Website


Inhaltsverzeichnis<br />

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Redaktionsgruß<br />

News im Zeitraffer<br />

September – Lyrik<br />

Leitartikel<br />

Interview mit Susanne Gerdom<br />

Kurzgeschichte – Auf der Suche nach dem verlorenen Gedanken<br />

Kolumne: Prologeritis – Symptome <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />

Autorenvorstellung Daniel Dekkard<br />

Saigon So<strong>und</strong> – Rezension<br />

Fingerspitzenmelancholie – Lyrik<br />

Handwerk am Buch – Schriftsteller <strong>und</strong> die Technik<br />

Kurzgeschichte: San Michele, donnerstags<br />

Kolumne: Verlagsbücher vs. Indiebücher<br />

Herbstleben – Lyrik<br />

Buchempfehlungen<br />

Über Literatur bloggen<br />

<strong>Traum</strong>reise – Lyrik<br />

Interview mit Nika Lubitsch<br />

Glosse: Über den Geruch von Büchern <strong>und</strong> andere Sinnestäuschungen<br />

Covertipps ür Autoren<br />

Herzwärts – Lyrik<br />

Verlagssuche oder Sorgfalt ist das halbe Buch!<br />

Albschlaf – Lyrik<br />

Auf dem amerikanischen Markt Fuß fassen! Geht das?<br />

Anpassung – Leseprobe<br />

Die Autoren<br />

Impressum

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