Qindie-Mag Traum und Trauma.pdf
Das erste Qindie-Magazin Herbst 2014
Das erste Qindie-Magazin
Herbst 2014
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<strong>Traum</strong> & <strong>Traum</strong>a<br />
Das <strong>Qindie</strong>-<strong>Mag</strong><br />
Ausgabe - Herbst
Copyright © <strong>Qindie</strong> (http://www.qindie.de)<br />
Alle Rechte vorbehalten!<br />
Hrsg.: Melanie Meier<br />
Cover: © Simone Keil - Die Buchhandwerker<br />
Fotos: Graphicstock.com & Regina Mengel<br />
Satz: Susanne Gerdom - Die Buchhandwerker (http://www.buchhandwerker.de/)<br />
Schriftart: Linux Libertine<br />
Textsatz mit: L A TEX
Liebe LeserInnen, liebe AutorInnen, liebe BloggerInnen, liebe Buchverrückte,<br />
liebe <strong>Qindie</strong>s,<br />
hier ist sie also, die allererste Ausgabe des <strong>Qindie</strong>-<strong>Mag</strong>azins! Die Geburt verlief<br />
relativ unkompliziert, danke der Nachfrage. Es gibt dort draußen so viele,<br />
die vom geschriebenen Wort begeistert sind <strong>und</strong> sich mit Herz, Esprit <strong>und</strong> ihrer<br />
Schöpferkraft an dieser Ausgabe beteiligt haben, sodass das Kind in einer<br />
liebevollen <strong>und</strong> inniglichen Atmosphäre das Licht der Welt erblicken konnte.<br />
Das Leitthema dieser Ausgabe, »<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a«, verdeutlicht dabei nur die<br />
Gegensätzlichkeit des Daseins im Allgemeinen, lassen Sie sich nicht täuschen!<br />
Alles hat nun einmal zwei Seiten, bis auf ein paar Begebenheiten, die haben drei,<br />
habe ich mir sagen lassen.<br />
Dieses <strong>Mag</strong>azin hat mehrere Seiten. Darin finden sich Artikel zu allen erdenklichen<br />
Themen r<strong>und</strong> um das Buch, <strong>und</strong> auch die Kurzweil kommt mithilfe von<br />
Gedichten, Kurzgeschichten, Interviews <strong>und</strong> einer Leseprobe nicht zu kurz. Sie<br />
sehen schon, das Kind bringt so allerlei mit!<br />
Mit Ihrer Hilfe werden wir es großziehen. Zumindest hoffen wir, dass Sie uns<br />
beistehen werden, sowohl mit Anteilnahme, Interesse als auch mit Handlungen.<br />
Denn Sie wissen ja, wie das ist: Die ersten Jahre sind besonders wichtig. Vieles
wird sich nun entscheiden, das Kind will geformt werden, benötigt Sympathie<br />
<strong>und</strong> Beistand. Also seien Sie dabei, wenn es reift, prägen Sie es mit, verfolgen<br />
Sie sein Wachstum!<br />
Mehr bleibt uns an dieser Stelle eigentlich nicht zu sagen.<br />
Natürlich, das hier noch: Wir hoffen sehr, wir alle, die wir am Inhalt, an der<br />
Gestaltung <strong>und</strong> der Geburt beteiligt waren, dass Ihnen geällt, was Sie vor sich<br />
haben, dass Sie Nutzen daraus ziehen werden, Tipps <strong>und</strong> Tricks von Bloggern<br />
<strong>und</strong> Autoren verraten zu bekommen, dass Sie Vergnügen an den Kolumnen,<br />
Kurzgeschichten <strong>und</strong> Gedichten finden, <strong>und</strong> wir hoffen, Sie bleiben uns treu!<br />
Übrigens, wer sich gern am <strong>Mag</strong>azin beteiligen will, ist herzlich willkommen!<br />
Schreiben Sie an magazin@qindie.de. Wir freuen uns auf Sie!<br />
Im Namen all jener, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben, grüßen herzlichst<br />
Melanie Meier <strong>und</strong> Sani
Amazon hat neuen E-Book-Store eröffnet<br />
Amazon hat mit »Exklusive Kindle E-Books« einen neuen E-Book-Store eröffnet,<br />
in dem über . Kindle E-Books angeboten werden, die ausschließlich<br />
über Amazon mit KDP Select auf dem Markt sind. Zudem gibt es exklusive<br />
Preisaktionen, die es in dieser Form nur im Store selbst gibt.<br />
Permalink zur Meldung bei Amazon<br />
Link zum Shop - Link zur Meldung<br />
Amazons neuer Abonnementdienst Kindle Unlimited<br />
Für seine US-K<strong>und</strong>en hat Amazon den neuen Abonnementdienst »Kindle Unlimited«<br />
an den Start geschickt, an dem automatisch alle KDP Select-Autoren<br />
teilnehmen. Das gilt auch ür Autoren aus Deutschland, sofern sie ihre Bücher ür<br />
den US-Markt freigegeben haben. Gegen eine monatliche Abonnementgebühr<br />
kann der Unlimited-K<strong>und</strong>e aus allen KDP Select-Büchern wählen, beliebig viele<br />
pro Monat lesen <strong>und</strong> sie unbegrenzt behalten. Eine Amazon Prime-Mitgliedschaft<br />
ist nicht erforderlich. KDP Select-Bücher, die an Kindle Unlimited am US-Markt
teilnehmen, sind weiterhin über die Kindle Leihbücherei ür Prime-K<strong>und</strong>en<br />
ausleihbar.<br />
Wird ein Buch über Kindle Unlimited aufgerufen <strong>und</strong> zu mehr als zehn Prozent<br />
gelesen, erhält der Autor einen Anteil des globalen KDP Select-Fonds. Amazon<br />
beziffert die Höhe des Fonds ür Juli auf .., Euro.<br />
Link zu Meldung<br />
Meinung dazu<br />
E-Book-Piraten schöpfen r<strong>und</strong> sechzig Prozent der Käufe<br />
ab<br />
Sechzig Prozent aller E-Books werden illegal aus dem Internet heruntergeladen.<br />
Die Branche versucht, die Piraterie zumindest einzudämmen, aber wirklich<br />
effektive Maßnahmen stehen nicht zur Verügung. Die Zahl stammt aus einer<br />
Studie, die vom B<strong>und</strong>esverband Musikindustrie, dem Börsenverein des<br />
Deutschen Buchhandels <strong>und</strong> der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen<br />
(GVU) in Auftrag gegeben wurde. Zwar gingen r<strong>und</strong> Millionen<br />
E-Books über den virtuellen Ladentisch, doch legal bezahlt wurden davon nur<br />
, Millionen Exemplare. Wirksame Gegenmaßnahmen gibt es bislang nicht, da<br />
die Server oft im Ausland stehen <strong>und</strong> nur Downloadlinks angeboten werden.<br />
Link zur vollständigen Meldung<br />
Ergebnisse der Self Publishing-Umfrage liegen vor<br />
Bereits zum zweiten Mal hat die Self-Publisher-Bibel eine breit gestreute Umfrage<br />
zum Self Publishing in Deutschland gestartet. Die Ergebnisse liegen inzwischen<br />
vor <strong>und</strong> zeigen, dass zunehmend Autoren selbst veröffentlichen, ihre Einnahmen<br />
aber überwiegend unter Euro pro Monat liegen.<br />
Das Ergebnis der Studie ist inzwischen auch als E-Book erschienen <strong>und</strong> kann<br />
kostenlos auf verschiedenen Plattformen erworben werden.<br />
Kauflink zum E-Book<br />
Link zur Studie
BoD bietet seinen Autoren ein Verleihsystem an<br />
Seit . August stehen alle Neuveröffentlichungen des Self Publishing-<br />
Dienstleisters BoD beim E-Book-Verleiher Skoobe im Regal. Voraussetzung<br />
ist, dass der Autor dem in seinem Vertrag zustimmt. Weitere nationale wie internationale<br />
Anbieter sollen folgen. Auch Bestandsautoren sollen in Zukunft von<br />
diesem Verleihprogramm profitieren.<br />
Link zur Pressemeldung<br />
Link zur News<br />
Umsatzsteuererhöhung für E-Books zum ..<br />
Ab . Januar wird die Umsatzsteuer auf elektronische Dienste (also auch auf<br />
E-Books) im Herkunftsland des K<strong>und</strong>en ällig – nicht mehr wie bisher im Land<br />
des Anbieters. Das wurde bereits von der EU beschlossen. Deutschland hat<br />
die Regel gerade in nationales Recht umgesetzt. Für deutsche E-Book-Anbieter<br />
wie Thalia oder Weltbild ändert sich nichts. Sie haben schon immer Prozent<br />
Mehrwertsteuer erhoben. Anders sieht es bei Anbietern aus, die im Ausland<br />
sitzen, allen voran Amazon <strong>und</strong> Apple. Bislang galt ür sie der Luxemburger<br />
Mehrwertsteuersatz von Prozent, ab .. wird es der deutsche sein.<br />
Link zur Meldung<br />
Preisrechner für E-Books, Honorare <strong>und</strong> Bücher<br />
Die Self-Publisher-Bibel bietet seit Juli einen Preisrechner, um einen realistischen<br />
Marktpreis ür ein selbstpubliziertes E-Book ermitteln zu können. Auch<br />
Dienstleister r<strong>und</strong> ums E-Book, wie Korrektorat, Lektorat <strong>und</strong> Coverdesign,<br />
werden angezeigt.<br />
Link zum Tool<br />
Ideen zur Buchvermarktung<br />
Zwischen einer Buchveröffentlichung <strong>und</strong> dem (finanziellen) Erfolg als Self<br />
Publisher liegt das Marketing. Nicht jeder Weg ist ür jedes Buch der passende,<br />
doch eine Aufstellung gängiger Möglichkeiten ist schon mal ein erster Schritt.
Die Self-Publisher-Bibel stellt sieben Marketingmethoden mit Vor- <strong>und</strong> Nachteilen<br />
vor.<br />
Link zur Meldung<br />
Sicherer Cloudspeicher<br />
Die Frage, wie sich ein Romanmanuskript sicher speichern <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
zwischen mehreren Rechnern austauschen lässt, stellt sich jeder Autor früher<br />
oder später. Neben der klassischen Methode des USB-Sticks oder der externen<br />
Festplatte gibt es Online-Speichersysteme wie Dropbox, Google Drive, iCloud<br />
<strong>und</strong> viele mehr. Doch wie sicher sind die Daten dort wirklich?<br />
Whistleblower Edward Snowden steht ihnen kritisch gegenüber, es sei denn<br />
die Anbieter verschlüsseln die Daten bereits auf dem Rechner des Nutzers <strong>und</strong><br />
haben so niemals Zugriff auf das Passwort. Dazu gehören SpiderOak <strong>und</strong> Wuala.<br />
Tipps für den Bestseller<br />
Link zur Meldung<br />
Was zeichnet Romanfiguren in erfolgreichen Büchern aus? Was unterscheidet<br />
sie von Protagonisten, die der Leser als eher eindimensional empfindet? Stephan<br />
Waldscheidt gibt sechs einfache nachvollziehbare Tipps nach dem Motto: »Ich<br />
beschreibe Charaktere in Ausnahmesituationen, die Entscheidungen mit komplexen<br />
<strong>und</strong> tiefgreifenden Folgen ällen. Also sehr menschliche Dinge, die jeder<br />
nachvollziehen kann.« (Ken Follett, Bücher /)<br />
Amazon fordert niedrigere E-Book-Preise<br />
Link zur Meldung<br />
Der Kampf zwischen Amazon <strong>und</strong> der Verlagswelt setzt sich fort mit der Ansage<br />
des Online-Riesen, dass E-Books zu teuer seien <strong>und</strong> die Autoren zu wenig vom<br />
Umsatz abbekämen. Zieht man den Machtkampf <strong>und</strong> die verhärteten Fronten ab,<br />
bleibt eine Kernaussage bestehen, die Self Publisher schon seit geraumer Zeit<br />
erkannt haben: Günstigere E-Book-Preise wirken sich positiv auf die Verkaufszahlen<br />
aus.<br />
Link zur Meldung<br />
Link zur Meldung
Kobo bietet neuen Online-Shop für Self-Publisher<br />
Die E-Book-Plattform Kobo erweitert seine bisherige Möglichkeit, das selbst<br />
verfasste Buch direkt per »Kobo Writing Life« hochzuladen, nun um einen Shop,<br />
der ausschließlich »Bücher neuer Autoren« umfasst. »Kobo Next« ist damit eine<br />
interessante Ergänzung zu Amazons neuem E-Book-Shop ür »Exklusive Kindle<br />
E-Books«, ohne die ür Amazon typische Exklusivität zu verlangen.<br />
Link zum Shop<br />
Kobo Writing Life<br />
Kobo Next<br />
Urlaubstauglicher E-Book-Reader<br />
E-Book-Reader sind ür die Urlaubsreise ausgesprochen praktisch. Doch ein<br />
paar Dinge gibt es zu beachten, um wirklich ungetrübt in der Ferne schmökern<br />
zu können. Das Literaturcafé hat zehn Tipps zusammengestellt, die bei der<br />
Vorbereitung helfen, angefangen von der Wahl des Gerätes über die Schutzhülle<br />
bis zum Diebstahlschutz.<br />
Link zur Meldung<br />
Suchmaschinenoptimierung für Autoren<br />
Wie mache ich als Self Publisher meine Zielgruppe darauf aufmerksam, dass ich<br />
genau das richtige Buch ür sie geschrieben habe? Oder anders formuliert: Wie<br />
landet mein Buch in der Google-Suche immer so weit vorne, dass es potentielle<br />
Leser auch tatsächlich finden? Martin Kersting erläutert das Geheimnis von SEO<br />
um den richtigen Buchtitel, die eigene Website <strong>und</strong> Social Media-Präsenz.<br />
Link zur Meldung<br />
Zusammengestellt von Ira Krissel<br />
www.aiki-medien.de<br />
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Drehst du dich um,<br />
in feuchter Erde,<br />
<strong>und</strong> siehst zurück,<br />
wenn ich die Pforte schließe?<br />
Und ist es dunkel<br />
hinter den Hibiskusblüten?<br />
Ein Regenschauer fragt nicht, ob<br />
<strong>und</strong> wann <strong>und</strong> überhaupt.<br />
Und hätte es nicht so geregnet,<br />
hättest du daran geglaubt,<br />
dass sich die Sonnenuhren drehen,<br />
der Wetterhahn die Wolken frisst,<br />
dass die Gedanken mal nach Süden wehen<br />
<strong>und</strong> mal dahin, wo keine Menschenseele ist?
Und wenn ich meine Augen schließe,<br />
ist es das gleiche Dunkel, das ich sehe?<br />
Das gleiche, das auf deinen Lidern liegt?<br />
Und wenn ich mich in meinen Laken drehe,<br />
ist es ein <strong>Traum</strong>, der so gedankenschwer<br />
auf meinen Gliedern wiegt?<br />
Die Sonne steht schon tief,<br />
die Krähen faseln was von Kupferbäumen,<br />
von einem Morgen,<br />
der wie rosa Zuckerwatte schmeckt.<br />
Die Nächte werden auch schon wieder kühler<br />
<strong>und</strong> gestern hat der Frost an meinem Fenstersims geleckt.<br />
Was hättest du zu diesen Versen wohl gesagt<br />
<strong>und</strong> zu den Falten unter meinen Augen?<br />
Und zu den alten Liedern,<br />
die im Herbstwind plötzlich anders klingen,<br />
als würde jemand sie in einer fremden Sprache singen?<br />
Du hättest deinen Kopf geschüttelt<br />
<strong>und</strong> gefragt, ob man aus Butterbrotpapier<br />
ein Zirkuszelt erschaffen kann;<br />
mit Clowns in kunterbunten Masken<br />
<strong>und</strong> Akrobaten, die auf dünnen Drähten balancieren,<br />
ganz ohne Halteseil <strong>und</strong> Netz.<br />
An meinen Nägeln klebt ein wenig Erde,<br />
<strong>und</strong> selbst die Krähen sind schon heimgeflogen.<br />
Die Regenwolken haben sich verzogen.
Es riecht ein wenig wie zu jener Zeit,<br />
als Jahrmarktsbuden noch wie Märchenschlösser schienen.<br />
Ich glaube nicht, dass du mir nachsiehst, wenn ich gehe,<br />
doch weiß ich wieder, wie dein Lachen klang.<br />
Simone Keil<br />
Homepage
<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a, genau mein Thema. Ich sitze also vor meinem weißen Blatt<br />
<strong>und</strong> warte auf den Funken. Warte. Und warte.<br />
<strong>Traum</strong> <strong>und</strong> <strong>Traum</strong>a, eigentlich genau mein Thema. Und trotzdem finde ich<br />
keinen Punkt, an dem ich ansetzen könnte. Ich warte also noch ein bisschen.<br />
Warte. Und, na ja, warte.<br />
Nachdem ich vom Warten schon ziemlich traumatisiert bin, kommt mir in den<br />
Sinn, wie ich sonst mit dem Schreiben beginne <strong>und</strong> mir wird klar, warum ich<br />
keinen Ansatzpunkt finde: Normalerweise sind es Protagonisten, die mit ihrer<br />
Geschichte bei mir anklopfen <strong>und</strong> mich – mal mehr <strong>und</strong> mal weniger energisch –<br />
bitten, sie aufzuschreiben.<br />
Wenn er oder sie dann in Persona vor meinem geistigen Augen steht, erüllt<br />
sich schon ein <strong>Traum</strong>. Was könnte es ür eine Autorin Großartigeres geben als<br />
eine Figur, die schon lebt, bevor man das erste Wort geschrieben hat? Höchstens<br />
noch eine Figur, die so energisch ist, dass man den ganzen Roman ohne abzusetzen<br />
(soweit das Leben <strong>und</strong> der Brotjob es zulassen) durchschreibt <strong>und</strong> dabei<br />
lebendig bleibt wie vor dem ersten getippten Wort.<br />
Und da wären wir auch schon beim <strong>Traum</strong>a. Erstaunlich, wie nahe <strong>Traum</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Traum</strong>a beieinanderliegen. Ich habe noch keinen einzigen Roman geschrieben,<br />
bei dem ich nicht irgendwann an einen Punkt kam, an dem ich am liebsten<br />
alles hingeworfen hätte. Nicht nur das aktuelle Projekt, alles. Das ganze ver-
dammte Schreiben mit allem was dazu gehört. Die Kopf-auf-den-Tisch-hau-<br />
Phasen, die Jedes-Wort-das-ich-je-schrieb-ist-Bullshit-Phasen, die Ich-werdedie-verfluchten-Handlungsstränge-nie-zusammen-bekommen-Phasen,<br />
nicht zu<br />
vergessen die Es-wird-sowieso-kein-Schwein-kaufen-Phasen <strong>und</strong> was sonst<br />
gerade so ansteht.<br />
Aber immer, wenn ich gerade eine dieser Phasen durchmache <strong>und</strong> ganz unten<br />
bin, kommt der Protagonist <strong>und</strong> sagt: Hey, hör doch einfach auf mit dem Mist,<br />
schüttel mal die Finger aus <strong>und</strong> schreib endlich meine Geschichte zu Ende. Sie<br />
ist doch bereits da, du musst sie nur noch tippen.<br />
Und dann ist es wieder als gäbe es diese andere, die dunkle Seite des Schreibens<br />
gar nicht <strong>und</strong> alles ist so, wie es sein soll. Die Worte finden ganz von selbst<br />
zueinander, die Fäden verknüpfen sich wie von zauberhafter Knüpferinnenhand<br />
<strong>und</strong> alles passt ganz selbstverständlich zusammen. Und natürlich tut es das, die<br />
Geschichte war ja bereits da, ich musste sie nur aufschreiben.<br />
Dann frage ich mich immer, warum ich doch jedes Mal wieder in die <strong>Traum</strong>a-<br />
Phasen verfalle, wenn ich doch einfach innerhalb des <strong>Traum</strong>s bleiben <strong>und</strong> den<br />
Roman ohne dramatisch-kapriziöse-dichterdunkle Phasen abschließen könnte.<br />
Vielleicht ist es wie mit dem Wetter. Man weiß die Sonne einfach mehr zu<br />
schätzen, wenn sie nach einem schweren Unwetter zum ersten Mal wieder ins<br />
Fenster scheint. Vielleicht sind AutorInnen verrückt. Vielleicht bin ich einfach<br />
nur verrückt.<br />
Wie auch immer, alle Tiefs der Welt könnten mich nicht davon abhalten,<br />
mich auch ins nächste Abenteuer Roman zu stürzen. Denn am Ende bekommt<br />
man weit mehr, als man gegeben hat. Wenn letztendlich alles zusammenfand,<br />
wenn man sieht, wie die Wörter an genau den Platz gef<strong>und</strong>en haben, an den sie<br />
gehören, dann ist das ein <strong>Traum</strong>. Und in Wahrheit ist es besser als ein <strong>Traum</strong>,<br />
denn es ist die Realität, schwarz auf weiß auf die Festplatte gebrannt.<br />
Selbst wenn ich mit dem Schreiben aufhören wollte, ich könnte sowieso nie<br />
in Ruhe leben, irgendwer klopft doch immer an <strong>und</strong> nervt solange, bis ich seine<br />
Geschichte aufschreibe. Und es ist ihm vollkommen egal, ob ich mir dabei wie<br />
im <strong>Traum</strong> oder im <strong>Traum</strong>a vorkomme.<br />
Simone Keil<br />
Homepage
Frage: Liebe Susanne, Du bist Schriftstellerin <strong>und</strong> setzt Dich für die<br />
Rechte der freien Autorinnen <strong>und</strong> Autoren in Deutschland ein. Was<br />
bedeutet Dir diese Arbeit, die über Deine eigene Schriftstellerei hinausgeht?<br />
Antwort: Schriftstellerei ist ein einsames Geschäft. Jede Autorin ist zunächst<br />
Einzelkämpferin, das war schon immer so. Und trotzdem neigt das menschliche<br />
Rudeltier dazu, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. (Oder gerade<br />
deswegen?)<br />
Ich war aber schon immer der Meinung, dass es mehr bringt, gemeinsam<br />
in einem Boot zu segeln, anstatt jeden Kolumbus einzeln auf die Suche nach<br />
Amerika zu schicken.<br />
Ich finde es sehr befriedigend, mich mit KollegInnen nicht nur über unsere<br />
Bücher auszutauschen <strong>und</strong> über all das, was beim Schreiben so hakt <strong>und</strong> nervt,<br />
sondern auch ganz konkret an meiner <strong>und</strong> unserer Situation als SP <strong>und</strong> Hybrid-<br />
AutorInnen arbeiten zu können. Ich bin ein Netzwerk-Fan – gemeinsam können<br />
wir auf vielen Gebieten sehr viel mehr erreichen als im traurigen Einzelkampf.<br />
Und auch was Außenwahrnehmung angeht, ist eine Gruppe immer auffälliger<br />
als ein Einzelgänger. (Außer vielleicht, der Einzelgänger fuchtelt mit einer MP<br />
herum …)
F.: Was ist für Dich ein absolutes <strong>Traum</strong>a bei Deiner eigenen schriftstellerischen<br />
Arbeit?<br />
A.: Arrrr. Wenn der Computer streikt. Wenn der Kaffee alle ist. Wenn eine<br />
Szene in meinem Kopf steckt, glasklar <strong>und</strong> bis ins Detail vor dem inneren Auge<br />
steht, aber partout nicht in die Tastatur will. (Kennt ihr das? Eine Katze soll in<br />
den Transportkorb gesteckt werden, aber sie will nicht. Plötzlich besteht diese<br />
Katze nur noch aus querstehenden Gliedmaßen. Aus fauchenden, querstehenden<br />
Gliedmaßen mit Krallen. So ähnlich ühlt sich das an.)<br />
Das Schreiben ist ja ein <strong>Traum</strong>a an sich. Jeder, der sich jeden Morgen neu an<br />
seine leere Seite setzt, weiß, was ich meine.<br />
Aber natürlich gibt es da noch Abstufungen. Das Schlimmste ist immer, wenn<br />
die Bilder im Kopf sich weigern, als Worte auf dem Monitor zu erscheinen. Das<br />
ist traumatisch, ja.<br />
F.: Du bist ein Gründungsmitglied der er Autoren, dem Verein zur Förderung<br />
der Literatur e.V. Was sind die Ziele dieses Vereins <strong>und</strong> warum<br />
war es – in Deinen Augen – an der Zeit, ihn zu gründen?<br />
A.: Oh. Meine Alt-Herren-Truppe. (Man denke sich hier ein fieses Grinsen.)<br />
Die er waren zur Zeit ihrer Gründung eine frische, chaotische, unternehmungslustige<br />
Truppe, AutorInnen, die die Welt erobern (<strong>und</strong> sich gegenseitig<br />
bei ihrer Arbeit unterstützen) wollten. Mittlerweile sitzt man dort ein bisschen<br />
im eigenen Quark fest. Das Schicksal jeder Gruppierung, die im eigenen Saft vor<br />
sich hinaltert, ürchte ich.<br />
Autorenvereine gibt es ja reichlich. Die Zielsetzungen sind wahrscheinlich<br />
immer ähnlich. Die er stecken ihre Energie in einen kleinen Literaturpreis,<br />
den Putlitzerpreis. Sehr ehrenwert <strong>und</strong> sehr oldschool.<br />
Aber ich habe dort viele tolle Menschen kennengelernt, deren Bekanntschaft<br />
eine Bereicherung ür mein Leben war <strong>und</strong> ist. Ein paar davon sind jetzt bei<br />
<strong>Qindie</strong> auch wieder an meiner Seite.<br />
F.: Im Jahr wurde von Dir die Indie-Plattform <strong>Qindie</strong> ins Leben<br />
gerufen. Was unterscheidet dieses Projekt von den er Autoren?<br />
A.: <strong>Qindie</strong> ist keine Autorengruppe im klassischen Sinne. Wir sind ein Netzwerk<br />
von Selfpublishern, Grafikern, Verlagen, Lektoren (<strong>und</strong> –innen), die sich<br />
gegenseitig mit Rat, Tat <strong>und</strong> Unterstützung aller Art zur Seite stehen. Wir sind<br />
angetreten, um die Fackel des SP in die Wildnis zu tragen. ;-)<br />
Eins unserer Ziele ist die Stärkung des Einzelnen. Wir wollen den Einfluss <strong>und</strong><br />
die Sichtbarkeit einer Gruppe ür die Zwecke jedes einzelnen Mitglieds nutzen.
F.: Die <strong>Qindie</strong>-»Gemeinde« ist in den vergangenen Monaten unaufhörlich<br />
gewachsen. Wie überrascht bist Du selbst vom Erfolg des Projekts?<br />
A.: Ich war vom ersten Tag an überrascht, mit wie viel Schwung, Aufsehen <strong>und</strong><br />
letztlich Erfolg dieses kleine »Hobbyprojekt« in die Welt explodiert ist. Das<br />
Tempo hat mir stellenweise den Atem genommen. Die Kerntruppe hat sich in<br />
den ersten Monaten den Hintern aufgerissen, aber es war toll. Die Arbeit ist<br />
immer noch immens, die helfenden Hände immer noch zu wenige, aber ich hege<br />
die Hoffnung, dass das Wachstum weitergeht <strong>und</strong> damit auch die Anzahl der<br />
Arbeitsbienen zumindest nicht kleiner wird.<br />
Und natürlich bin ich überaus glücklich darüber, dass die Branche uns ernst<br />
nimmt (ernster jedenfalls als manche unserer Kritiker auf SP-Seite …).<br />
F.: Welchen <strong>Traum</strong> strebst Du in Bezug auf <strong>Qindie</strong> an? Was sollte Deiner<br />
Meinung nach damit erreicht werden?<br />
A.: Mein <strong>Traum</strong> ist ein Label, das in Leseraugen so viel Gewicht hat wie ein<br />
Verlagslogo (der <strong>Traum</strong> ist zum Greifen nah, ich habe schon Feedback bekommen,<br />
dass genau das passiert.)<br />
Mein <strong>Traum</strong> ist ein Netzwerk, das gegenüber unseren Distributoren mit Macht<br />
auftreten kann. Bessere Konditionen ür unsere Autoren, Sichtbarkeit, PR.<br />
Das ist kein Wunschtraum, der ewig unerüllt bleiben wird, ganz im Gegenteil.<br />
Nenne es »greifbar« <strong>und</strong> du hast es.<br />
Mein <strong>Traum</strong> wäre aber auch ein riesiges Netzwerk, in dem wir auch Geld<br />
einnehmen, damit wir diejenigen, die die ganze Zeit so viel Arbeit buckeln, daür<br />
wenigstens ein bisschen entschädigen können.<br />
F.: Die Arbeit an solch großen Projekten ist sicher nicht immer nur mit<br />
Freude <strong>und</strong> Erfüllung verb<strong>und</strong>en. Gibt es Aufgaben bei <strong>Qindie</strong>, die Du<br />
unter Murren erledigen musst oder musstest?<br />
A.: Ja.<br />
#<br />
#<br />
#<br />
Ach, ausührlich? LOL<br />
Ja, klar. Es ist viel Mailerei damit verb<strong>und</strong>en, ich muss ziemlich oft immer<br />
die gleichen Fragen beantworten (keine Sorge, nach meinem <strong>Traum</strong>a hat mich<br />
noch keiner bisher gefragt), es ist immer zu viel Arbeit ür den Einzelnen, viele
angefangene, angedachte Aktionen, ür die einfach die Kraft, die Zeit, die Manpower<br />
fehlt. Es frustriert sehr, dass die träge Schwungmasse sich nicht bewegen<br />
lässt. Keiner vom Kernteam verlangt, dass plötzlich alle Q-Mitglieder sich darum<br />
reißen, eine Aufgabe zu übernehmen (obwohl das natürlich den Raketenantrieb<br />
zünden würde). Aber es ist schon erschreckend <strong>und</strong> beschämend, dass sehr<br />
viele Qindianer noch nicht einmal ür ihre eigenen Bücher den Finger rühren.<br />
Webseitencontent, der schließlich auch Werbung bedeutet, die Meldungen ans<br />
Social-Media-Team, wenn Neuerscheinungen oder Aktionen anstehen, das Weiterverbreiten<br />
von Q-Meldungen im eigenen Netzwerk – alles Kleinigkeiten <strong>und</strong><br />
PR-Optionen, die sehr schlecht genutzt werden. Merkwürdig <strong>und</strong> ür mich unverständlich.<br />
Da sitzt vielleicht im Moment mein ganz persönliches Q-<strong>Traum</strong>a.<br />
Ich verstehe es einfach nicht.<br />
Ein Beispiel: epubli hat uns das großartige Angebot gemacht, sich mit uns<br />
zu vernetzen. Q bekommt daür Seminare geschenkt. Seminare zum Beispiel<br />
zum Thema eMarketing. Die Dinger sind sonst nur gegen Geld zu buchen. Wir<br />
bekommen sie geschenkt.<br />
Ich mache also ein R<strong>und</strong>schreiben <strong>und</strong> bitte um nichts weiter als die kurze<br />
Rückmeldung: Besteht Interesse? Und falls ja: An welchem Ort in der Republik?<br />
Auf Mails habe ich ungeähr dreißig Antworten bekommen.<br />
DAS erschreckt mich allerdings.<br />
F.: Was wünschst Du Dir von anderen Mitgliedern bei <strong>Qindie</strong>? Wie sieht<br />
für Dich das optimale Geben <strong>und</strong> Nehmen aller Beteiligten aus?<br />
A.: Ein Minimum an Mitarbeit wäre toll. Siehe oben.<br />
Und die Wahrnehmung der Verpflichtung, die man eingeht, wenn man unserem<br />
Netzwerk beitritt, sich die zur Abstimmung anstehenden Textproben<br />
anzusehen. Das wäre ein Klacks, wenn alle mitmachen würden. Dann könnte<br />
jeder einzelne guten Gewissens auch in Stresszeiten mal sagen, ich mach das<br />
jetzt eine Zeitlang nicht mit, das wird ja abgefedert. So sind es immer die gleichen<br />
paar Leutchen, die sich die Mühe machen – <strong>und</strong> das ist das Herzstück unserer<br />
Initiative. Mit der steht <strong>und</strong> ällt das Gesamte!<br />
Ich habe Verständnis ür jeden, der sagt: ich kann da im Moment nichts<br />
reintun, ich hab die Zeit nicht. Aber zumindest die Minimalaktionen, auch<br />
ür die eigenen Bücher, sollte man auf die Reihe kriegen. Beiträge im sozialen<br />
Netz teilen, Leser aufmerksam machen, <strong>Qindie</strong> auch als Chance ür sich selbst<br />
betrachten. Ein bisschen weniger Konsumhaltung wäre schön. Das gilt ja letztlich<br />
ür alle Bereiche des Lebens.<br />
F.: Was möchtest Du Menschen, die <strong>Qindie</strong> noch nicht kennen, unbedingt<br />
mit auf den Weg geben?
A.: Kommt auf unsere Seite, tragt euch in unseren Newsletter ein, schaut euch<br />
unser Bücherregal an – es sind wirklich, wirklich tolle Titel vertreten, gute<br />
AutorInnen auch jenseits vom Genre-Mainstream. Bei uns kannst du das noch<br />
finden, was sich Verlage nicht mehr herauszugeben trauen: Literatur, die Ecken<br />
<strong>und</strong> Kanten hat.<br />
Aber Chicklit <strong>und</strong> Thriller gibt es natürlich auch. ;-)<br />
F.: And last but not least: <strong>Qindie</strong> – für Dich persönlich <strong>Traum</strong> oder <strong>Traum</strong>a?<br />
A.: Albtraum mit Zuckerguss. <strong>Traum</strong>atörtchen. Wunschtraum mit scharfen<br />
Kanten. Zeitfresser, Ressourcenkiller. Ungeheuer großartige KollegInnen. Im<br />
Schnitt eher <strong>Traum</strong> als <strong>Traum</strong>a.<br />
Es ist eben beides. Wie jedes gute Projekt. Manchmal möchte man es erschießen,<br />
aber meistens ist es einfach nur ein w<strong>und</strong>erschöner <strong>Traum</strong>, den ich nicht<br />
mehr missen möchte.<br />
Interview geührt von literatur-diskussion.com
Er hing in der Luft, wie Schwefelgeruch am Neujahrsmorgen. Ich bewegte mich<br />
so wenig wie möglich, um herauszufinden, wo genau er sich befand, <strong>und</strong> um<br />
ihn nicht mit einer unüberlegten, fahrigen Bewegung zu vertreiben. Er war da,<br />
ganz sicher, fast greifbar. Er schaukelte in den Ästen des Birnbaums, den ich zu<br />
Emilies Geburt gepflanzt, <strong>und</strong> der nie Früchte getragen hatte. Verfing sich in<br />
den Gardinen des offenen Küchenfensters, die einmal hinaus <strong>und</strong> ein andermal<br />
hinein flatterten, wie ein Kind, das sich nicht entscheiden kann, ob es auf den<br />
eigenen Füßen stehen oder sie doch lieber noch eine Zeit lang unter Mamas<br />
Tisch stellen möchte. Schließlich wehte er direkt an meiner Nase vorbei, tanzte<br />
einige Sek<strong>und</strong>en auf den Seilen der Wäschespinne, verdrückte sich durch den<br />
Jägerzaun <strong>und</strong> floh auf die Hauptstraße. Fast hätte ich ihm nachgebrüllt, er solle<br />
vorsichtig sein, wenn er die Straße überquert.<br />
»Was ist denn los mit dir?«<br />
Werners Stimme riss mich herum <strong>und</strong> ich verlor den Kontakt. Doch ich hatte<br />
noch bemerkt, dass er in die Kirchgasse abgebogen war, Richtung Marktplatz.<br />
»Verdammt!«, sagte ich. »Verdammt, ich habe ihn verloren.«<br />
»Wen?«<br />
»Den Gedanken. Er war wichtig, das weiß ich.«<br />
Werner glotzte mich mit halb offenem M<strong>und</strong> an. Stemmte die Hände in die<br />
Hüfte <strong>und</strong> kräuselte die Nase, wie er es immer tat, wenn er sich nicht entscheiden
konnte, ob er lachen oder einen seiner endlosen Vorträge halten sollte, die mit<br />
»Ich verstehe dich nicht«, begannen <strong>und</strong> mit »Ich verstehe dich einfach nicht«<br />
endeten. Er entschloss sich ür Möglichkeit drei <strong>und</strong> ignorierte, was ich gesagt<br />
hatte.<br />
»Was gibt’s zu essen?«, fragte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr <strong>und</strong><br />
verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, in seinem Hobbykeller. Dort würde<br />
er bleiben, bis ich ihn zu Tisch rief. Ich fragte mich, was wohl passieren würde,<br />
wenn ich ihn einfach nicht riefe. Käme er von alleine wieder raus oder bliebe er<br />
einfach dort unten, bis er verhungert wäre? Ich sah Werner nach.<br />
Und wieder war er da, ganz schemenhaft nur, kaum zu spüren. Er hüpfte von<br />
Grashalm zu Grashalm. Plusterte sich auf <strong>und</strong> machte sich klein. Zog sich in die<br />
Länge, schnalzte mit einem fröhlichen Plopp an den Birnbaumstamm, prallte ab<br />
<strong>und</strong> kugelte in die Kirchgasse. Er wollte, dass ich ihn wiederfinde. Unbedingt.<br />
Es heißt, wenn man etwas verloren hat, soll man dorthin zurückgehen, wo<br />
man es das letzte Mal bewusst gesehen hat. Ich hatte ihn hier im Garten verloren,<br />
aber wo war er das letzte Mal greifbar gewesen? Also ging ich zurück. Und<br />
ich ging nicht nur zurück, ich ging rückwärts. Zuerst hatte ich etwas Probleme<br />
damit, die Richtung zu halten, aber mit ein wenig Übung klappte das ganz<br />
hervorragend.<br />
Am Ende der Kirchgasse begegnete mir Frau Rössel. Sie trug einen vollen<br />
Einkaufskorb <strong>und</strong> schien ziemlich gestresst zu sein, ihren geröteten Wangen<br />
nach zu urteilen.<br />
»Sophie? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie mich, mit einem Blick auf<br />
meine roten Hausschuhe <strong>und</strong> die Blümchenschürze. Und ich lachte <strong>und</strong> winkte<br />
<strong>und</strong> beteuerte ihr, dass es mir nie besser gegangen war. Und das stimmte auch.<br />
Es war ein merkwürdiges Erlebnis, sich rückwärts zu bewegen. Man ging nicht<br />
auf die Häuser <strong>und</strong> Menschen zu, man entfernte sich von ihnen <strong>und</strong> doch ging<br />
man immer weiter. Ich ging immer weiter, die anderen blieben zurück. Die Stadt<br />
blieb zurück.<br />
Ich gelangte auf den Marktplatz, ging zum Gemüsestand, an dem ich am<br />
Morgen Tomaten <strong>und</strong> Wirsing gekauft hatte, <strong>und</strong> blieb vor der Auslage stehen.<br />
Ich wartete, ob er sich zeigt. Ob er sich hier versteckt hatte. Ich stocherte in den<br />
Kohlköpfen <strong>und</strong> stapelte Äpfel, Birnen <strong>und</strong> Tomaten von links nach rechts. Von<br />
oben nach unten. Nichts.<br />
Die Marktfrau schnaubte theatralisch <strong>und</strong> setzte an, mich zu schelten, ihr<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse nicht zu zerdrücken.<br />
»Ich kann ihn nicht finden«, sagte ich <strong>und</strong> sah sie hilfesuchend an.<br />
»Was denn?«, fragte sie. »Haben Sie etwas verloren?«<br />
»Einen Gedanken. Ich hatte ihn fast <strong>und</strong> dann war er weg.«<br />
»Geht’s Ihnen gut?« Ihre Stimme klang jetzt wirklich ein wenig besorgt. »Soll<br />
ich vielleicht jemanden ür Sie anrufen?«
»Nein«, sagte ich. Ich suchte ja schließlich erst seit kurzem, ich wollte nicht<br />
aufgeben. »Nein, mir geht’s gut. Alles in Ordnung.«<br />
Sie schenkte mir einen blank polierten Apfel <strong>und</strong> ich fragte mich, ob es<br />
sinnvoll wäre ihn auf dem Kopf stehend zu essen. Aber ich wollte nicht noch<br />
mehr Aufsehen erregen, <strong>und</strong> so winkte ich ihr nur zum Abschied zu. Den Apfel<br />
steckte ich ein. Ich konnte mir immer noch überlegen, wie <strong>und</strong> wo er am besten<br />
zu essen wäre, wenn ich Hunger bekäme.<br />
Der Weg durch die Fußgängerzone war nicht ganz einfach zu bewältigen.<br />
Ich wurde einige Male angerempelt <strong>und</strong> wäre fast in einen offenen Kanaldeckel<br />
gefallen, wenn mich der Arbeiter nicht fre<strong>und</strong>licherweise daran vorbei bugsiert<br />
<strong>und</strong> auch gleich in die richtige Richtung gedreht hätte.<br />
Es wurde langsam dunkel, als ich den Stadtpark erreichte. Ich setzte mich auf<br />
eine Bank in der Nähe einer Laterne <strong>und</strong> holte meinen Apfel hervor. Ich war<br />
gerade dabei, mich auf den Rücken zu drehen <strong>und</strong> die Beine über die Lehne zu<br />
schwingen, als ich ein kleines Mädchen bemerkte. Sie kauerte auf den Randsteinen<br />
<strong>und</strong> beobachtete mich. Ihre blonden Zöpfe wurden mit violetten Schleifen<br />
zusammengehalten <strong>und</strong> auf ihrer Nase prangten große Sommersprossen, die<br />
selbst im schummrigen Laternenlicht auffielen.<br />
»Warum gehst du verkehrt rum?«, fragte sie <strong>und</strong> setzte sich neben mich. »Bist<br />
du verrückt?«<br />
»Ich habe etwas verloren <strong>und</strong> deshalb gehe ich zurück, um es wiederzufinden.«<br />
Ich biss in meinen Apfel <strong>und</strong> kaute <strong>und</strong> schmatzte.<br />
Das Mädchen schwang seine Beine ebenfalls über die Lehne <strong>und</strong> ließ den<br />
Kopf neben meinem hängen.<br />
»Ich habe meine Teddybären verloren, als ich noch klein war.« Sie zog einen<br />
zerknautschten Schokoriegel aus der Tasche <strong>und</strong> teilte ihn mit mir. »Aber heute<br />
weiß ich, dass er weggelaufen ist, weil ich ihm sein braunes Fell mit Ketchup<br />
geärbt hatte.« Sie aß ihre Hälfte des Riegels <strong>und</strong> stand auf. »Ich muss nach<br />
Hause«, sagte sie <strong>und</strong> rannte los.<br />
Der Mond hing über den Laubbäumen <strong>und</strong> blinzelte durch die Blätter. Eine<br />
samtene Ruhe lag über dem Park, geradeso als würde er die lärmende Stadt am<br />
Eingang einfach abweisen.<br />
Ich lachte laut auf, als der Gedanke mich am Bauch kitzelte, nach oben krabbelte<br />
<strong>und</strong> in meinen Ohren tippelte <strong>und</strong> tapste. Ja, genau hier hatte ich ihn heute<br />
Morgen gehabt. Und wiedergef<strong>und</strong>en.<br />
Es war eine klare, warme Nacht. Einfach perfekt, um verkehrtherum auf einer<br />
Bank zu sitzen <strong>und</strong> den Kopf baumeln zu lassen. Das meinte auch der Mond,<br />
drehte sich auf den Rücken <strong>und</strong> grinste.<br />
Simone Keil<br />
Homepage
Prolog<br />
Sandra stand am Fenster <strong>und</strong> starrte in die Dunkelheit. Mit dürren Fingern<br />
kratzte der kahle Kirschbaum von außen gegen die Scheibe. Der Regen weinte<br />
dicke Tränen, die träge das Glas hinunterliefen. []<br />
Sandra streckte die Hand aus <strong>und</strong> folgte einem besonders dicken Tropfen<br />
mit dem Zeigefinger, bis sich dieser an einer Unebenheit im Glas verfing. Für<br />
einen Augenblick sah er aus wie ein Herz, bevor er entzwei riss <strong>und</strong> sich als<br />
zwei dünne Tränenspuren im Nichts auflöste.[]<br />
Love by Michael Pohl<br />
Sandras Faust schloss sich um den Brief. Hatte sie sich richtig entschieden?<br />
Herbert war ein herzensguter Mann, der ihr alles zu Füßen legte, aber er war<br />
nun mal ein Staubsaugervertreter <strong>und</strong> lärmte nur immerzu in den Grenzen seines<br />
engen Horizonts. Carlos dagegen – Widerstandskämpfer auf Kuba! Doktor der<br />
Atomphysik in der Schweiz! Und wie er küssen konnte! []<br />
Sollte sie Herbert den Brief geben? Ihn wirklich ür Carlos verlassen, ür<br />
eine ungewisse Zukunft an der Seite eines Mannes, der ihr von Anfang an<br />
klargemacht hatte, dass sie immer hinter seiner politischen Arbeit zurückstehen
musste, dass sie ihn gehen lassen musste, wenn seine Berufung ihm vorschrieb,<br />
sich auf Schienen oder an Atomkraftwerke zu ketten?<br />
War sie lieber eine Königin im Land der Staubsauger oder eine <strong>Mag</strong>d im Reich<br />
der Weltverbesserer? []<br />
Sie atmete tief durch <strong>und</strong> strich ihr blondes, lockiges Haar über die Schulter<br />
zurück. Sie hatte sich entschieden. []<br />
Kapitel <br />
Die Ampel wollte nicht grün werden. Jonas scharrte ungeduldig mit den Füßen …<br />
[]<br />
Zugegeben. Das ist kein »echter« Prolog, sondern sozusagen die Mutter aller<br />
Prologe, ein Proto-Prolog, zusammengekocht aus allen Prologen, die mir in den<br />
letzten Jahren so untergekommen sind (<strong>und</strong> ein bisschen nachgewürzt).<br />
Nachfolgend mal so ungeähr die Gedanken eines typischen Lesers, dem man<br />
einen solchen vorsetzt:<br />
[] Was gibt es da draußen zu sehen? Das Wetter ist gruselig. Bestimmt kommt<br />
gleich ein Schocker! Etwas klatscht von außen gegen die Scheibe. Äktschen!<br />
[] Oder auch nicht.<br />
zurück<br />
zurück<br />
[] Oh my. Frau denkt über zwei Kerle nach. Ich kenne die Frau doch gar<br />
nicht! Was soll ich mich ür ihre Liebesdinge interessieren?<br />
[] Is mir wurscht.<br />
[] Blond ist nicht die Erklärung ür alles.<br />
zurück<br />
zurück<br />
zurück<br />
[] Jonas? Warte mal … die Typen hießen Herbert <strong>und</strong> Carlos, also who the<br />
ffff… is Jonas?<br />
zurück
Die (Proto-)Autorin, die diesen (Proto-)Prolog schreibt, steckt bis zu den Haarspitzen<br />
in ihrer Sandra drin. Vermutlich hat sie eine echt komplexe Dreiergeschichte<br />
aufgebaut, die Charaktere fein ausgearbeitet, sowohl Herbert als auch Carlos<br />
sind echte Alternativen, <strong>und</strong> vielleicht hat sie beim Schreiben wirklich mit der<br />
zerrissenen Sandra mitgelitten.<br />
Sandras einsame Entscheidung am klischeeüberladenen Fenster ist ein Kulminationspunkt<br />
vieler dramatischer Ereignisse. Die Autorin vergisst nur leider,<br />
dass die Leserin von all dieser Dramatik nichts weiß. Leserin <strong>und</strong> Sandra verbindet<br />
ungeähr so viel wie Leserin mit Frau neben ihr in der U-Bahn. Nichts. Sie<br />
kennen sich nicht mal. Und man interessiert sich normalerweise nicht sonderlich<br />
ür das Liebesleben <strong>und</strong> die Gedanken von Leuten, die man nicht kennt – das ist<br />
bei Romanfiguren nicht anders.<br />
Würde die Frau in der U-Bahn plötzlich ihren Mantel abstreifen, darunter ein<br />
Clownskostüm oder wahlweise Reizwäsche tragen <strong>und</strong> mitten in der U-Bahn<br />
eine Zaubernummer oder wahlweise einen Pole-Dance starten, dann würden<br />
wir uns schon sehr viel mehr ür sie interessieren. Denn Handlung ist es, was<br />
Figuren interessant macht, nicht monologisierte Gedankengänge (<strong>und</strong> das ist<br />
bei echten Menschen nicht anders).<br />
Würde Sandra also mit einem gezielten Handkantenschlag die betränte Scheibe<br />
zertrümmern <strong>und</strong> sich in die dürren Zweige des Baumes schwingen <strong>und</strong> von<br />
dort aus auf das Dach des Nachbarhauses, dann bliebe (neben der Frage nach<br />
dem Sinn) immer noch die Frage nach dem Prologstatus.<br />
Ein Prolog ist etwas, das eigentlich nicht zum Text gehört. Es soll dem Leser<br />
einen Wissensvorsprung verschaffen. In der griechischen Tragödie wurden im<br />
Prolog die handelnden Figuren vorgestellt <strong>und</strong> schon mal der Gr<strong>und</strong>konflikt<br />
klargemacht. Der Zuschauer bekam also definiert, unter welchen Vorzeichen er<br />
das folgende Stück zu betrachten hatte, damit er dann auch die richtigen Lehren<br />
daraus zog. Inhaltlich bezog sich der Prolog also auf das Stück; formal gehörte<br />
er eigentlich nicht richtig dazu.<br />
Die meisten Prologe, die ich so lese, dienen eigentlich nur dazu, der Autorin<br />
den Weg in ihren Text hinein zu zeigen. Sie weiß nicht genau, wo die Geschichte<br />
anängt, kennt vielleicht ihre Figur noch nicht so gut <strong>und</strong> nutzt den Prolog, um<br />
mit der Umgebung warm zu werden.<br />
Dagegen ist nichts zu sagen. Wem das hilft, der soll beruhigt einen Prolog<br />
schreiben – <strong>und</strong> ihn dann in der Endfassung des Werkes beherzt wieder rausschmeißen.<br />
In eine Endfassung gehören nur Elemente, die der Handlung oder<br />
dem Leser dienen. Die Baugerüste <strong>und</strong> Hilfsleitern der Autorin müssen vollständig<br />
<strong>und</strong> restlos entfernt sein.
Im Zweifel gilt: Immer raus damit. Ein Prolog ist letztlich ein Lesehindernis.<br />
Die Leserschaft hat es im Geühl, dass er nicht richtig dazugehört, viele Prologe<br />
werden schlicht überblättert, um mit dem eigentlichen Buch anzufangen.<br />
Sie haben einen Prolog geschrieben? Keine Sorge, dagegen kann man etwas tun.<br />
Fragen Sie sich peinlich ehrlich, ob der Prolog nötig ist, um die Handlung zu<br />
verstehen. (Handlung. Nicht Figurenhintergr<strong>und</strong>, Gemütslage, Kindheit.) Ist er<br />
nötig: Machen Sie Kapitel Eins draus. Ist er nicht nötig: Schmeißen Sie ihn raus.<br />
Wenn Sie sich schwer trennen können, verschieben Sie ihn in ein Dokument<br />
mit »entfallenen Szenen«. Einem interessierten Publikum können Sie solche<br />
Schnipsel auf Ihrer Webseite als kostenlose Lektüre anbieten.<br />
E-Book-Veröffentlicher sollten auch bedenken, dass der “Blick ins Buch” bei<br />
Amazon vorne anängt. Ein Stück geht ür Deckblatt <strong>und</strong> Titelei drauf. Wenn<br />
dann erst noch der Prolog kommt, in dem nichts Entscheidendes passiert, wie<br />
wollen Sie potentielle Leser davon überzeugen, dass Ihr Buch spannend, packend,<br />
leidenschaftlich ist? Genau. Also: Immer rein in die Vollen, <strong>und</strong> vergessen Sie<br />
Prologe. Ihre Leser werden es Ihnen danken.<br />
Susanne Pavlovic<br />
Website
Name: Daniel Dekkard<br />
Alter: zwischen <strong>und</strong> , je nach Tageszeit <strong>und</strong> Gemütslage<br />
Beruf: Schreiberling<br />
Wohnort: Phnom Penh, Kambodscha<br />
Lieblings-Schreibutensil: Notizblock <strong>und</strong> billige Werbegeschenk-<br />
Kugelschreiber.<br />
In Kambodscha angekommen, setzen Jack <strong>und</strong> ich mühevoll einen Fuß vor<br />
den anderen, die Sonne strahlt von einem blauen Himmel <strong>und</strong> zeigt uns, was<br />
Hitze wirklich ist. Wir stützen uns gegenseitig, während der Weg uns zwischen<br />
Hochhäusern, mehreren gespannten (<strong>und</strong> behängten) Wäscheleinen <strong>und</strong> einem<br />
altem Mercedes zu unserem Ziel ührt: ein Autoreninterview mit Daniel Dekkard<br />
im Auftrag von <strong>Qindie</strong>. Das letzte Stück der Straße ührt an einem kleinen Shop<br />
mit roter Markise vorbei, bevor wir Daniel schon auf einer Terrasse im vierten<br />
Stock des Wohnhauses gegenüber winken sehen. Der Eingang nebenan ist mit<br />
bunten, starkduftenden Blüten dekoriert, was uns ganz kurz die Luft nimmt.<br />
Daniel selbst empängt uns bis aufs letzte Härchen herausgeputzt. Vielleicht<br />
sind wir ja in Shorts <strong>und</strong> T-Shirt etwas <strong>und</strong>erdressed, aber hier sind geühlte
ünfzig Grad. Dementsprechend hängen unsere Zungen nur knapp über dem<br />
Boden, als wir endlich auf der Terrasse Platz nehmen dürfen. Nachdem wir uns<br />
um die Getränke geprügelt haben, flitzt Daniel noch Eiswürfel holen, ohne die<br />
sind die Arbeitsbedingungen nicht erüllbar. Unser erster Eindruck, wie wir uns<br />
Daniel bei der Arbeit vorstellen, lässt sich leicht in Worte fassen:<br />
Grad im Schatten, Schweißperlen rinnen, ein PC, Kaffee, in dem der Löffel<br />
von alleine steht.<br />
Wenn man ihn fragt, wie es ihn dorthin verschlagen hat, bekommt man die<br />
Antwort: “Schaut euch um.” Das machen wir. Und sehen einen am Horizont<br />
noch wolkenverhangenen Himmel <strong>und</strong> Pützen, die nur langsam trocknen. »Wir<br />
haben Glück. Der Regen hat sich schnell verzogen.« Natürlich kommen wir<br />
genau zur Zeit des Monsuns.<br />
Jack trinkt eine quietschgrüne Limonade, während ich mich dem Eistee mit<br />
Chrysanthemen-Geschmack widme, beides äußerst erfrischend. Allerdings sind<br />
wir von In Flagranti Books nicht tapfer genug, den teerartigen Kaffee zu probieren.<br />
»Legen wir los.« Ich zücke den altbewährten Notizblock. »Daniel, wie sieht<br />
einer deiner Tage in Kambodscha aus?«<br />
»Ach das ist einfach. Meistens beginnt ein Tag um Uhr mit einem Hahnenschrei.<br />
Ich frage mich wo ich bin, bis mir wieder einällt, dass es meine Bude<br />
in Kambodscha ist, in der ich liege. Genauer gesagt, Phnom Penh. Die größte<br />
Stadt des Landes. Mein Appartement liegt in der Innenstadt, wie ihr vielleicht<br />
gesehen habt. Trotzdem hält sich hier ein Nachbar ein paar Hennen <strong>und</strong> zu deren<br />
Beglückung einen Hahn. Der bringt jeden Morgen die gesamte Straße auf Trab.<br />
H<strong>und</strong>emüde also; war meistens eine lange Nacht, also weiterschlafen, so gut<br />
es geht. Gegen Uhr Frühstück, einen Teller frische Früchte, Toast, Spiegelei,<br />
Kaffee. Dann das Nötigste einkaufen <strong>und</strong> um etwa Uhr geht´s langsam mit<br />
dem Schreiben los. Bin Nachtarbeiter, das geht oft bis oder in der Frühe.<br />
Knapp eineinhalb St<strong>und</strong>en später kreischt der Gockel wieder los. An freien Tagen<br />
tausche ich den Schreibtischstuhl gegen einen Barhocker <strong>und</strong> quassele mit<br />
wildfremden Menschen über Leben <strong>und</strong> Sterben. Oder ich unternehme Streifzüge<br />
durch die Stadt, um brennende Fragen zu beantworten wie etwa: Wie viele<br />
Personen finden auf einem er Suzuki-Moped Platz? Der derzeitige Rekord<br />
liegt bei ünf.« Bevor Daniel sich eine Zigarette anzündet, bietet er uns auch eine<br />
an, die wir höflich ablehnen. Das Gequassele mit wildfremden Menschen drängt<br />
unsere Gedanken ganz kurz in Richtung »Saigon So<strong>und</strong>« <strong>und</strong> ich schreibe noch<br />
schnell eine zusätzliche Frage auf.<br />
»Okay. Wow, das klingt alles ziemlich hektisch. Wie kommt es, dass du hier<br />
wohnst? War es vielleicht ein <strong>Traum</strong> oder ein <strong>Traum</strong>a, das dich aus Deutschland<br />
vertrieben hat?«
Jack verzieht das Gesicht, nachdem er die Limonade probiert hat, <strong>und</strong> uns<br />
entgeht nicht das amüsierte Grinsen von Daniel.<br />
»Beides. Es war immer mein <strong>Traum</strong>, im Ausland zu leben. Da mich der Ferne<br />
Osten schon seit fast Jahren fasziniert, war es nur eine Frage der Zeit,<br />
irgendwann hier aufzuschlagen. Vor allem die Großstädte haben es mir angetan,<br />
<strong>und</strong> so nomadisiere ich von einer zur anderen. Singapur, Jakarta, Bangkok <strong>und</strong><br />
jetzt eben Phnom Penh. Als nächstes ist Manila dran. Und ür einen kurzen<br />
Urlaub ist der nächste Strand nie weit. Es war dann tatsächlich ein <strong>Traum</strong>a,<br />
das mich auf die weite Reise geschickt hat. Das impertinente Rauchverbot in<br />
ganz Europa. Die Hälfte seines Lebens verbringt der Schreiber an irgendeiner<br />
Theke vor einem Glas Whisky, Gin oder Tequila. Und Trinken, wie einer meiner<br />
Lieblings-Regisseure Luis Buñuel mal sagte, ist ohne Rauchen nicht vorstellbar.<br />
Dieser Leidenschaft widerspruchlos frönen zu können, ist einer der vielen Vorzüge<br />
Asiens.« Zum Beweis zieht er an seiner Zigarette. Jack will wissen, was<br />
ür ein Mensch Daniel Dekkard ist <strong>und</strong> wie er sich selbst in einem <strong>Traum</strong> sieht.<br />
»Ein philanthropischer Misanthrop. Im <strong>Traum</strong> wär ich gern das Gegenteil.«<br />
Ich bew<strong>und</strong>ere derweil die sehr traurig aussehenden Balkonpflanzen <strong>und</strong><br />
werde von Daniel prompt stolz auf die überschaubare Menge an Grünem hingewiesen.<br />
»Eine hat auch schon mal geblüht!« Wahrscheinlich ist das bei geühlten<br />
ünf<strong>und</strong>sechzig Grad Außentemperatur wahrlich eine Meisterleistung. Wir wollen<br />
mal nicht an den Wasserverbrauch denken.<br />
»Du lebst hier ja schon irgendwie im Paradies. Hast du noch einen großen<br />
<strong>Traum</strong>, den es zu erüllen gilt?« Mit dem Block wedele ich mir Luft zu. Daniel<br />
blickt nachdenklich in den blauen Himmel.<br />
»Einmal in den Weltraum fliegen. Der Ticketpreis liegt allerdings eine Nuance<br />
oberhalb meiner derzeitigen finanziellen Möglichkeiten.« Kurz entbrennt eine<br />
Diskussion über die überteuerten Weltraumticketpreise, bei der Jack <strong>und</strong> Daniel<br />
sich einig sind, das System stürzen zu wollen.<br />
Bevor ich zur nächsten Frage kommen kann, werden wir mit Asia-Pop in<br />
Heavy-Metal-Konzert-Lautstärke beschallt. Entschuldigend blickt uns Daniel<br />
an. Wahrscheinlich kann man uns unsere dezente Verunsicherung an der Nase<br />
ablesen. »Die Siesta ist vorbei. Nebenan wird eine Hochzeit gefeiert. Ungeähr<br />
Gäste, die schon seit heute Morgen um sieben feiern. Es könnte auch noch<br />
etwas dauern. Vielleicht sollten wir ne R<strong>und</strong>e spazieren gehen.« Diesem Vorschlag<br />
gehen wir erleichtert nach, denn in diesem Augenblick scheint jemand<br />
seine unsterbliche Liebe zu Karaoke entdeckt zu haben.<br />
Nachdem wir dem Trommelfell-Terror lebend hinter uns lassen konnten,<br />
wollen wir mehr über Daniel wissen, vor allem, wie er zum Schreiben gekommen<br />
ist <strong>und</strong> wie so ein Schreibtag ausschaut.<br />
»Begeistert von der Filmwelt habe ich erst dort alles Mögliche ausprobiert:<br />
Regie, Kamera, Drehbuchschreiben. Irgendwann hatte die Muse wohl die Nase
voll von meiner Sucherei, gab mir eine deftige Ohrfeige <strong>und</strong> fragte: »Wie wär´s<br />
mit Prosa, mein Junge?« Aus Angst vor einer zweiten Watsche bin ich dann<br />
dabei geblieben.<br />
Ein Schreibtag sieht bei mir aus wie ein Kinobesuch. Ich setze mich hin in<br />
gespannter Erwartung, was ür einen Film ich heute wohl zu sehen bekomme.<br />
Wird´s ein guter, sacke ich weg <strong>und</strong> tauche in die Geschichte. Das Schreiben<br />
selbst besitzt etwas <strong>Traum</strong>artiges. Gelingt es, brauche ich am Schluss manchmal<br />
eine ganze St<strong>und</strong>e, um mich wieder in der Realität zurechtzufinden.« Ich muss<br />
kichern, während ich mir die Muse mit genervtem Blick vorstelle. Daniel hat<br />
uns währenddessen zu einem Bar-Restaurant geührt, in dem er Stammk<strong>und</strong>e<br />
ist. In Vorfreude auf ein paar einheimische Worte setzen wir uns <strong>und</strong> warten<br />
gespannt, bis Daniel den M<strong>und</strong> aufmacht. Nachdem die Bedienung beim ersten<br />
Mal eher verzweifelt dreingeblickt hat, nach der Wiederholung in Lachtränen<br />
ausgebrochen ist, bestellt Daniel ür uns alle in Englisch. Ob die Chance besteht,<br />
herauszufinden, was er nun wirklich bestellt hat?<br />
»Hast du bestimmte Rituale vor dem Schreiben neuer Geschichten? Träume,<br />
die Ideen liefern? <strong>Traum</strong>ata, die verarbeitet werden?«, fragt Jack. Daniel zündet<br />
sich noch eine Zigarette an. Eine süß duftende Wolke wabert über unseren<br />
Köpfen.<br />
»Der Tabak ist mit Nelkenöl versetzt«, erklärt er, bevor die eigentliche Antwort<br />
kommt. »Die Ideen tauchen immer blitzartig auf, meist ausgelöst durch eine<br />
Alltagsbeobachtung oder ein Ereignis. Ich habe einmal beinahe mächtig Prügel<br />
von zwei groben Typen bezogen, weil die mich mit jemandem verwechselt haben.<br />
Später fiel mir ein: »Gäb doch eine gute Geschichte ab. Jemand stellt fest, dass<br />
er einen Doppelgänger hat, der lauter üble Dinge verzapft. Der Unschuldige<br />
muss es ausbaden <strong>und</strong> gleichzeitig diesen Mistkerl finden, der ihm das alles<br />
unterschiebt.«<br />
Die Quelle dieser Ideen, vermute ich, ist Unsicherheit oder Unverständnis<br />
manchen Dingen oder Menschen gegenüber. Das schwer oder gar nicht Erklärbare<br />
in Ereignissen oder Handlungen. Dahinter steckt wohl der Wunsch, das<br />
Leben zu verstehen. Erscheint mir eine Idee ergiebig, folgt sofort der kreative<br />
Prozess. Story-Aufbau, Charakterentwicklung, Recherche, wenn nötig. Ich kenne<br />
Autoren, die, sobald sie eine Idee anällt, gleich mit dem Schreiben beginnen.<br />
Ohne zu ahnen, wohin der Hase läuft. Für mich unvorstellbar. Ich muss wissen,<br />
wie das Ende aussieht, Aktion <strong>und</strong> Reaktion der Protagonisten kennen. Beim<br />
Schreiben selbst erlebt man dann trotzdem saftige Überraschungen. Es kann<br />
passieren, dass sie einen Teil der vorangegangenen Planung über den Haufen<br />
werfen.«<br />
Ich blicke kaum auf, vollkommen in meinen Notizen gefangen. »Was hat dich<br />
dazu gebracht, ein Buch wie »Saigon So<strong>und</strong>« zu schreiben? <strong>Traum</strong>? <strong>Traum</strong>a?<br />
Geht es um dich selbst? Ein Selbstfindungstraum?« Die Frage hängt zwischen
Jack <strong>und</strong> mir, seitdem wir das Buch ausgelesen haben. Daniel drückt die Zigarette<br />
aus, die Getränke werden gebracht. Eisgekühltes Soda! Ein <strong>Traum</strong>!<br />
»Das ist schwer zu beantworten. Das Konzept zu diesem Roman ist über vier<br />
Jahre alt <strong>und</strong> sah ursprünglich völlig anders aus. Ich hatte nie mit dem Schreiben<br />
begonnen, weil mir einiges daran missfiel. Das Thema erschien mir nicht relevant<br />
<strong>und</strong> besaß zu wenig Tiefe, die Kombination der Figuren war unstimmig. Einzig<br />
das Setting sagte mir was: Fremde Großstadt, darin ein Mikrokosmos mit einer<br />
Handvoll Personen, die alle ihren kleinen Träumen nachhängen <strong>und</strong> von einem<br />
unerwarteten Ereignis aus der Routine geworfen werden. Vor zwei Jahren fing<br />
ich an, an allen Ecken der Story rumzuschrauben. Dadurch veränderten sich<br />
jedes Mal auch alle anderen Teile, bis schließlich »Saigon So<strong>und</strong>« daraus wurde.<br />
Das ist einer der spannenden, mir selbst unerklärlichen Effekte beim Schreiben.<br />
Ab einem gewissen Punkt entwickelt es eine Eigendynamik, die sich dem Zugriff<br />
des Autors entzieht. Es wirkt, als wolle die Geschichte selbst nur auf diese eine<br />
Weise erzählt werden. Das ähnelt Michelangelos Witz: »Die Figur war schon in<br />
dem rohen Stein drin. Ich musste nur noch alles Überflüssige wegschlagen.«<br />
In jedem Buch steckt natürlich immer auch was vom Autor. Er kann gar nicht<br />
verhindern, dass Aspekte seiner eigenen Geühls- <strong>und</strong> Gedankenwelt mit einfließen.<br />
Doch in diesem Roman geht es nicht um mich oder meine Selbstfindung.<br />
Zwar trägt der Ich-Erzähler meinen Vornamen, aber das ist einer Bequemlichkeit<br />
geschuldet. Einmal drin, hab ich´s einfach so gelassen. Andererseits ist das auch<br />
ein Beispiel ür die von mir angesprochene Eigendynamik. Denn erst nach der<br />
Veröffentlichung des Buches habe ich erfahren, dass dem biblischen Daniel die<br />
Fähigkeit zugesprochen wurde, Träume deuten zu können. Seltsam »zuällig«<br />
passt es in die Story <strong>und</strong> stellt gleichzeitig deren größte Ironie dar.«<br />
Diese Antwort lässt uns einen kurzen Moment schweigen <strong>und</strong> über die Geschichte<br />
nachdenken. »Saigon So<strong>und</strong>« ist keine Geschichte, die man in eine<br />
Schublade stecken kann. Dass wir nun mit dem Autor darüber reden können, ist<br />
natürlich eine Chance, die wir ergreifen müssen, auch wenn die Gedanken bei<br />
geühlten Grad zu schmelzen beginnen. Die Frage der Fragen kommt zum<br />
Schluss.<br />
»Hattest du das Ende von “Saigon So<strong>und</strong>” geplant oder ist das während des<br />
Schreibens entstanden?«<br />
Die Antwort überrascht uns <strong>und</strong> nimmt, zugegebenermaßen, etwas von dem<br />
mysteriösen Flair.<br />
»Das Ende war geplant. Es entstand bereits in der Phase der Story-Entwicklung.<br />
Ohne dieses Finale wäre es nur eine halbe Geschichte geworden. Wie der Titel<br />
des Romans nahelegt, ist er stark von Musik beeinflusst. Das an den Schluss<br />
gesetzte Songzitat bezieht sich auf das Innenleben des Protagonisten <strong>und</strong> damit<br />
auch auf dieses Ende. Es lohnt sich, das ganze Stück zu hören. Darin findet
sich ein Dilemma, das dem Daniels auf verblüffende Weise ähnelt. Auch so eine<br />
Merkwürdigkeit, die mir erst später aufgegangen ist.«<br />
Darauf muss ich erst mal einen Schluck trinken. Jack fragt Daniel stattdessen,<br />
ob er seinen Lesern von »Saigon So<strong>und</strong>« noch etwas sagen möchte. Oder<br />
vielleicht hat er ja einen Rat, bevor sie sich auf den Weg »ins Schwarze Loch«<br />
machen.<br />
Daniel lacht. »Vielleicht, bei der Lektüre im Auge zu behalten, dass die Geschichte<br />
möglicherweise wahr ist.« Er zwinkert uns verschwörerisch zu <strong>und</strong><br />
schon hat »Saigon So<strong>und</strong>« seinen mysteriösen, mystischen Touch wieder.<br />
»Und nun«, er beugt sich über den Tisch, »lassen wir das Soda Soda sein <strong>und</strong><br />
kommen zu den richtigen Getränken!«<br />
Und während Daniel Dekkard, ein überaus sympathischer Autor übrigens,<br />
diesmal gleich auf Englisch »richtige Getränke« bestellt, ängt er an über Nudelsuppen,<br />
Busverbindungen <strong>und</strong> die diversen Biersorten des Landes zu schwafeln.<br />
Sollten wir so schnell nicht wieder zurückkommen, liegt das wohl nicht an<br />
dem traumhaften Wetter, denn der Himmel verdunkelt sich erneut <strong>und</strong> erste<br />
Tropfen fallen auf den schon wieder trockenen Boden. Hoffentlich können wir<br />
die zusätzlichen Ausgaben bei <strong>Qindie</strong> als Spesen abrechnen.<br />
P.S.: Wir trinken etwas, das sich »Mekhong Whisky« nennt, drückt uns die<br />
Daumen!<br />
In Flagranti<br />
In Flagranti Books<br />
Autor: Daniel Dekkard<br />
Taschenbuch: Seiten<br />
Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.<br />
ASIN: BECURE<br />
Preis E-Book: , Euro<br />
Preis Print: , Euro<br />
Kurzbeschreibung<br />
Der ziellos herumtreibende Daniel gerät in Saigon in eine Bande Gestrandeter, die<br />
in der Stadt hängengeblieben sind. Jeder einzelne flieht vor etwas oder jagt hinter<br />
etwas her. Sie treffen sich in der Bar eines Iren, die von allen das »Schwarze<br />
Loch« genannt wird. Ein schmutziger Kessel, in dem Hoffen, Träumen <strong>und</strong><br />
Begierde vor sich hinbrodeln.<br />
Saigon bleibt, wie das Leben selbst, ür Daniel ein Mysterium. Eines, in dem<br />
ür ihn eine Vision zur Wirklichkeit wird. Bis Wahres nicht mehr von Unwahrem
zu trennen ist. Die Begegnung mit der <strong>und</strong>urchsichtigen Diplomatentochter<br />
Lucy fegt ihn endgültig aus der Bahn.<br />
Unter der ruppigen Oberfläche sehnt sich jeder danach, aus einem Leben<br />
am Rande der Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Alle versuchen es auf ihre<br />
eigene Weise, aggressiv, lüstern, verzweifelt oder selbstmörderisch. Für Daniel<br />
ührt dieser Weg an die äußere Kante des Vorstellbaren <strong>und</strong> schließlich darüber<br />
hinaus.<br />
Inhaltsangabe/Meinung<br />
Facebook: Daniel Dekkard/Saigon So<strong>und</strong><br />
Lange haben wir überlegt, ob wir eine gesonderte Inhaltsbeschreibung geben<br />
sollen oder nicht. Allerdings, nach reichlicher Überlegung <strong>und</strong> der einen oder<br />
anderen Zigarette, sind wir der Meinung, dass wir »Saigon So<strong>und</strong>« <strong>und</strong> seinen<br />
Inhalt kaum in genug Worte fassen können, um unseren Eindrücken gerecht zu<br />
werden. Wir können den Inhalt nicht wiedergeben, ohne etwas zu verraten, was<br />
vielleicht nicht verraten werden sollte.<br />
»Saigon So<strong>und</strong>« von Daniel Dekkard strich schon eine Weile an den Grenzen<br />
unseres Leseradars herum. Wir bekamen es nur irgendwie nie richtig zu fassen.<br />
Als es uns dann direkt vor der Nase schwebte, schnappten wir zu. Die einzige<br />
Frage, die wir uns am Ende der Lektüre stellen mussten, war: War es ein <strong>Traum</strong><br />
oder glich es einem <strong>Traum</strong>a, auf diese Reise gegangen zu sein? Zünden wir uns<br />
eine Zigarette an <strong>und</strong> gehen wir dem mal auf den Gr<strong>und</strong> …<br />
Wir gehen bei unseren Rezensionen gerne sehr emotional an die ganze Sache<br />
ran. Was hat das Buch bewirkt? Wie erging es uns währenddessen? Himmelhochjauchzend<br />
oder zu Tode betrübt? Analytisch sind wir eigentlich nie … oder<br />
eher selten. Aber hier machen wir eine Ausnahme. Wir gehen mit einem total<br />
analytischen Verstand an eine Erfahrung heran, die halb <strong>Traum</strong> <strong>und</strong> halb <strong>Traum</strong>a<br />
ist.<br />
Als Leser begleiten wir Daniel, den Protagonisten auf einer Reise zu sich<br />
selbst. Inwiefern begeht man so eine Reise? Daniel versucht eigentlich nur,<br />
einem Ereignis zu entkommen <strong>und</strong> landet in Saigon, genauer gesagt, in einem<br />
Schwarzen Loch, das alles <strong>und</strong> jeden in einen Strudel zwischen <strong>Traum</strong> <strong>und</strong><br />
Realität saugt. Am Ende bleibt nichts außer dem <strong>Traum</strong>a, dass man sich selbst<br />
nicht genug ist. Oder dass man sich selbst schon zu viel ist.<br />
»Saigon So<strong>und</strong>« besitzt einen roten Faden, erzählt eine Geschichte <strong>und</strong> hat<br />
auf jeden Fall ein Ende. Allerdings kann man alles anders auslegen. Was ist der<br />
rote Faden? Daniels Lebensgeschichte? Der kurze Aufenthalt in Saigon? Oder<br />
ist es kein roter Faden, sondern ein Teppich in verschiedenen Rottönen, die<br />
sich einem <strong>Traum</strong> gleich unscharf vermischen, bevor ein neuer Rotton entsteht?<br />
Und wenn es ein Teppich ist, was ür eine Geschichte wird dann erzählt? Ist es
die Geschichte über ein <strong>Traum</strong>a, ausgelöst durch Erlebnisse in einer Bar? Eine<br />
Liebesgeschichte, die W<strong>und</strong>en hinterlässt? Oder ist es eigentlich die Reise der<br />
Leser, die zu sich selbst finden müssen. Lesen wir über Daniel oder lesen wir<br />
eigentlich unsere eigene Reise zu uns selbst, die durch einen <strong>Traum</strong> nur anders<br />
gezeigt wird <strong>und</strong> dadurch <strong>Traum</strong>ata verarbeitet?<br />
Das Ende ist ganz klar <strong>und</strong> wahrscheinlich das am einfachsten zu erklärende<br />
Ereignis der ganzen Geschichte. Das Ende ängt mit einem <strong>Traum</strong> an, überwindet<br />
<strong>Traum</strong>ata, einprägsame Ereignisse <strong>und</strong> lässt den Leser am Ende erwachen, ohne<br />
das Bewusstsein was Wirklichkeit <strong>und</strong> Realität ist. Alles klar? Jemand eine<br />
Zigarette um den Gedankenstrudel zu entwirren? Oder eher einen Whiskey?<br />
Aber setzt euch ja nicht auf den leeren Stuhl an der Bar, verstanden?<br />
Machen wir weiter. Seien wir vielleicht mal weniger analytisch, als wir es<br />
bis jetzt waren, sondern philosophieren wir mal. Was will uns Daniel Dekkard<br />
eigentlich sagen? Dass in Saigon die Zeit anders läuft? Das haben wir begriffen,<br />
mehr oder weniger. Dass es Menschen gibt, die irgendwann, irgendwo landen, um<br />
seltsame Dinge zu erleben, die sie nicht verstehen? Haben wir auch verstanden.<br />
Oder will uns der Autor eigentlich nur sagen, dass es immer darauf ankommt,<br />
wie man die Dinge sieht? Wäre diese Geschichte so verlaufen, wenn Daniel (der<br />
Hauptprotagonist, nicht der Autor!) nicht so offen ür diese eigene, andersartige<br />
Welt gewesen wäre? Er akzeptiert die Dinge, die passieren. Nimmt sie einfach<br />
hin, ohne sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Damit lässt er ihnen den Zauber, der<br />
den Ereignissen unbewusst anhängt. Daniel (der Prota) zeigt uns Lesern, wie<br />
man Akzeptanz lebt, in einer Welt (die Kneipe, der Ort, das Land, die Erde …),<br />
in der man selbst akzeptiert werden muss. Ein <strong>Traum</strong>? Vielleicht. Ein <strong>Traum</strong>a,<br />
wenn diese Erlebensspanne vorbei ist? <strong>Mag</strong> sein.<br />
Wir haben lange gegrübelt. Über »Saigon So<strong>und</strong>«, über das Wieso, Warum,<br />
Wer, Was, Wo, Weshalb. Wir haben geraucht, getrunken <strong>und</strong> hatten am Ende<br />
einen fetten Kater, aber keine Erleuchtung. Man kann sagen, dass wir keine<br />
Meinung haben. Oder unsere Meinung spaltet uns selbst. War das Buch gut? Kann<br />
man so gar nicht sagen, denn wir finden (oder auch nicht), dass man »Saigon<br />
So<strong>und</strong>« selbst gelesen haben muss, um (k)eine Meinung haben zu dürfen. Es<br />
schlägt ein wie Hochprozentiger, steigt in den Kopf wie eine lustige Zigarette zu<br />
viel <strong>und</strong> sorgt in beiden Fällen daür, dass man benebelt ist, ohne seinem Ziel<br />
näher gekommen zu sein. Es heißt, der Weg sei das Ziel, aber ist das Ziel auch<br />
das Ende? Und was ist das Ende? Ist es das Ende, wenn die Geschichte vorbei<br />
ist? Oder ängt die Reise dann erst an? Bekommt man ein <strong>Traum</strong>a, wenn man<br />
diese Geschichte analysieren will? Auf jeden Fall! Aber warum?<br />
Daniel Dekkards Schreibstil ist uns am einprägsamsten in unseren traumatisierten<br />
Köpfen hängen geblieben. Wir hatten das Geühl, wir würden zusammen<br />
mit ihm bei Mat sitzen, trinkend, rauchend, im Schwarzen Loch verschwindend,<br />
<strong>und</strong> Daniel (diesmal der Autor, nicht der Protagonist!) erzählte uns die
Geschichte von Daniel (der Protagonist, nicht der Autor, glauben wir … O.o).<br />
Wir sitzen mit einigen Leuten da rum, die wir eigentlich gar nicht kennen. Jeder<br />
versucht seine eigene Geschichte in diesem Loch zu lassen, um das <strong>Traum</strong>a der<br />
Erlebnisse zu überwinden, aber Daniel (der Autor) hebt sich durch seinen Stil,<br />
seine Art <strong>und</strong> Weise des Erzählens ab, sodass alles andere in den Hintergr<strong>und</strong><br />
rückt, verschwimmt <strong>und</strong> letztendlich verschwindet, bis der Fokus ganz allein auf<br />
Daniel (den Autor) gerichtet ist. Der Spot scheint auf ihn, rauchend, trinkend<br />
<strong>und</strong> er erzählt einfach. So wie es ist, ohne Verschnörkelungen, Verschönerungen,<br />
Liebesgeühlsplänkeleien. Alles ist innerhalb der traumatischen <strong>Traum</strong>erfahrung<br />
klar strukturiert. Jedenfalls folgt es gewissen, geraden Linien, die am Ende<br />
irgendwo herauskommen.<br />
Das Besondere an »Saigon So<strong>und</strong>« ist ganz klar, das Wissen bzw. das Unwissen<br />
des Lesers. Denn diese Geschichte kann genauso wie sie geschrieben steht, auch<br />
passiert sein. Und als Leser ist dieses Geühl vor dem Lesen <strong>und</strong> nach dem Lesen<br />
einfach faszinierend. Was ist nun? Ist Daniel DER Daniel? Oder doch nicht?<br />
Das Beste am Ende ist einfach, dass ich mir als Leser vorstellen kann, dass der<br />
Autor das hier erlebt hat. Ob es so ist oder nicht, sei dahingestellt <strong>und</strong> muss ich<br />
eigentlich auch gar nicht wissen.<br />
Fazit<br />
Seid ihr nun schlau aus unserer Rezension geworden? Noch eine Zigarette zum<br />
Nachdenken? Setzt euch noch mal hin, trinkt noch einen Whiskey <strong>und</strong> findet<br />
heraus, warum »Saigon So<strong>und</strong>« so ist, wie es ist. Einprägsam. Anders. Eine<br />
Geschichte, die mehr ist als nur eine Geschichte. Ein Protagonist, auf der Reise<br />
zu sich selbst. Ein Ort, an dem wir verloren gegangen sind. Es ist nicht wirklich<br />
wichtig, eine Meinung zu haben, man muss nur begründen, warum das so ist.<br />
Es ist vorherbestimmt, wir können also gar nichts ändern. Vielleicht träumen<br />
wir ja. Oder ihr träumt <strong>und</strong> wir sind wach.<br />
Jeder, der nichts gegen traumatische Erfahrungen hat (haltet euch mal eine<br />
Waffe in den M<strong>und</strong> <strong>und</strong> schießt dann daneben!), der nichts gegen Erlebnisse<br />
hat, wie sie in einem <strong>Traum</strong> vorkommen (haben wir die Rezension wirklich<br />
geschrieben oder haben wir zu viel getrunken <strong>und</strong> geträumt?), der ist bei »Saigon<br />
So<strong>und</strong>« genau richtig. Denn auch wenn alles etwas seltsam ist <strong>und</strong> wir nie<br />
wirklich wussten, wo uns diese Reise nun hinührt, haben wir doch immer<br />
wieder nachdenken müssen, über das, was zwischen den Zeilen steht. Und<br />
spricht es nicht ür das Buch, wenn wir uns selbst Tage (wahrscheinlich noch<br />
Wochen) mit ihm beschäftigen? Irgendwas muss es ja in uns bewirkt haben,<br />
auch wenn wir nicht genau definieren können, was es ist.
Bewertung<br />
»Saigon So<strong>und</strong>« von Daniel Dekkard (dem Autor) bekommt von uns von <br />
Marken.<br />
In Flagranti<br />
In Flagranti Books<br />
(dem idealen Leser gewidmet)<br />
Nur einmal möcht ich dich berühren,<br />
wie’s Zeilen tun, die nie geschrieben<br />
worden sind <strong>und</strong> möcht die Wärme spüren,<br />
die wörtlich spricht <strong>und</strong> die zu lieben<br />
mir nicht gestattet ist.<br />
Doch zwischen Tönen, Klängen, Bildern,<br />
verraucht der Sinn im Wörtermeer<br />
<strong>und</strong> wo die Silben Herzen wildern<br />
bleibt eine Öde, menschenleer,<br />
wo Zweifel stetig frisst.
So bleibt ein Sehnen nur nach deinem<br />
Lächeln, das durch die Zeiten geht.<br />
Und meine Träume gelten einem,<br />
der meine Niederschrift versteht<br />
auch wenn er mich vergisst.<br />
Margot S. Baumann<br />
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Teil : Aller Anfang ist Format<br />
Zugegeben, es ist lästig <strong>und</strong> Spaß macht es auch nicht. Aber, wer schon einmal<br />
ohne vorherige Formatierung drauflos geschrieben hat, der weiß, wie viel Mühe<br />
<strong>und</strong> Zeit es kostet, das fertige Manuskript im Nachhinein in das richtige Format<br />
zu bringen, auf dass es sich dazu eignet, es Korrektur lesen zu lassen, es einem<br />
Lektor zu übergeben, es vielleicht auch an einen Verlag oder Agenten zu schicken,<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt, es in ein ordentliches E-Book oder Printbuch zu verwandeln.<br />
Erst formatieren, dann fabulieren<br />
Zwar ist die Normseite insbesondere ür den Selfpublisher nicht mehr unbedingt<br />
das Wichtigste, ich persönlich halte sie aber nach wie vor ür sehr nützlich,<br />
weil sie zum einen ein gängiges Maß darstellt <strong>und</strong> zum anderen ein sehr übersichtliches<br />
Arbeiten ermöglicht, was auch den eigenen Überarbeitungs- <strong>und</strong><br />
Korrekturdurchgängen sehr entgegenkommt. Und sollte ich mich zwischendurch<br />
anders entscheiden <strong>und</strong> das Buch doch einem Verlag anbieten wollen,<br />
dann spare ich mir größere Umformatierungsarbeiten.
Natürlich ist es abhängig davon, mit welchem Programm ich arbeite. Wenn<br />
ich ein ›Schriftstellerprogramm‹ verwende, wie zum Beispiel Papyrus-Autor,<br />
kann das manches erleichtern, denn dort gibt es zahlreiche Features, die bereits<br />
voreingestellt sind. Zum Beispiel lässt sich mit einem Klick ein Manuskript auf<br />
Normseiten bringen. All dies funktioniert aber auch problemlos in Word oder<br />
anderen Programmen.<br />
Einrichten der Seite<br />
Ich empfehle gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong> aus schmerzlicher, eigener Erfahrung, das Dokument<br />
von Anfang an auf Normseitenformat ( Zeilen à Zeichen) einzustellen.<br />
Es gibt zahlreiche Musterseiten im Netz, die vorformatiert sind <strong>und</strong> heruntergeladen<br />
werden können. Einfach einmal nach ›Normseite‹ suchen <strong>und</strong> man wird<br />
schnell ündig. Achtung! Je nach Version kann es passieren, dass das vorgefertigte<br />
Format von der eigenen Programmversion verändert wird, also auf jeden Fall<br />
noch einmal nachprüfen, ob alle Einstellungen korrekt sind. Mit ein bisschen<br />
Aufwand lässt sich die Normseite aber auch schnell selbst einrichten.<br />
Zunächst die Schriftart: Üblicherweise verlangt die Normseite eine einheitlich<br />
breite Serifenschrift wie z.B. Courier New in der Schriftgröße pt. Diese<br />
Schriften haben den Vorteil, dass alle Buchstaben in der gleichen Breite abgebildet<br />
werden. Bei Schriftarten wie z.B. Arial (den sogenannten Proportionalschriften)<br />
passt sich die Schriftbreite an die tatsächliche Breite des jeweiligen Buchstabens<br />
an, die Anzahl der Buchstaben pro Zeile kann dabei variieren. Genau das ist<br />
aber nicht gewollt, da die Normseite auf Zeichen je Zeile ausgelegt ist.<br />
Es folgt der Zeilenabstand. Für eine Normseite gilt ein Zeilenabstand von ,<br />
Zeilen.<br />
Die Ränder stelle ich zum Beispiel wie nachstehend ein. Bitte trotzdem noch<br />
einmal nachzählen, ob es tatsächlich Zeichen pro Zeile sind <strong>und</strong> exakt <br />
Zeilen.<br />
• Oberer Rand: , cm<br />
• Unterer Rand: , cm<br />
• Linker Rand: , cm<br />
• Rechter Rand , cm<br />
Ich kann die Ränder auch anders setzen, Hauptsache es sind am Ende je <br />
Zeichen in je Zeilen. Allerdings empfiehlt sich ein breiter rechter Rand, um<br />
möglichst viel Platz ür Korrekturanmerkungen zu lassen.
Zwischendurch etwas Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />
Normseiten sind gr<strong>und</strong>sätzlich im Flattersatz zu formatieren. Außerdem muss die<br />
automatische Silbentrennung ausgeschaltet sein. Für die Einreichung bei einem<br />
Verlag oder einer Agentur ist es sinnvoll, in Kopf- <strong>und</strong> Fußzeile ein paar Angaben<br />
zu machen. Gr<strong>und</strong>sätzlich gehört immer der Arbeitstitel des Manuskripts auf<br />
jedes Blatt, ebenso wie der Name des Autors mit dem Copyright-Zeichen; das<br />
Jahr der Manuskriptentstehung schadet nicht. Die Seitenzahlen sind hingegen<br />
unerlässlich.<br />
Allerdings rate ich dazu, Kopf- <strong>und</strong> Fußzeile erst dann auszuüllen, wenn es<br />
nötig ist. So kann ich das Dokument jederzeit mit ein paar einfachen Schritten<br />
in ein E-Book verwandeln <strong>und</strong> da hinein gehören weder Kopf- noch Fußzeile<br />
<strong>und</strong> schon gar keine Seitenzahlen. Die spezielle Funktion von E-Book-Readern,<br />
die es den Lesern ermöglicht die Buchstabengröße auf das eigene Seh- <strong>und</strong> Leseverhalten<br />
anzupassen, erlaubt keine Seitenzahlen (<strong>und</strong> auch keinen Blocksatz).<br />
Einrückung <strong>und</strong> Absatzschaltungen<br />
Ein Absatz wird durch eine Zeilenschaltung deutlich gemacht, wobei der neue<br />
Absatz mit einer leichten Einrückung beginnt. Wie stark eingerückt wird, ist<br />
meiner Meinung nach Geschmackssache, mir persönlich geällt (auch im fertigen<br />
Buch) eine Einrückung von , cm, was einer Buchstabenbreite entspricht.<br />
Oftmals wird jedoch empfohlen, Zeichen breit einzurücken.<br />
Achtung! Nicht über die Leertaste einrücken, sondern die Einrückung voreinstellen.<br />
Das funktioniert am unkompliziertesten über den Menüpunkt ›Absatz‹<br />
oder über die Linealzeile. Einfach dort das obere, linke Dreieck auf die<br />
gewünschte Einrückbreite verschieben <strong>und</strong> schon wird die Einrückung bei jeder<br />
Zeilenschaltung automatisch gesetzt.<br />
Übrigens: Bei Überschriften <strong>und</strong> dem jeweils ersten Absatz eines Kapitels<br />
verzichte ich auf die Einrückung. Das Ergebnis sieht einfach schöner <strong>und</strong> professioneller<br />
aus.<br />
Keinesfalls wird ein Absatz mittels einer doppelten Zeilenschaltung angezeigt.<br />
Eine doppelte Zeilenschaltung findet nur Anwendung, wenn z.B. ein Szenenoder<br />
Zeitwechsel innerhalb eines Kapitels deutlich gemacht werden soll. Ebenso<br />
wie Absätze, werden auch Dialoge bei Sprecherwechsel mit einer einfachen<br />
Zeilenschaltung voneinander abgetrennt.
Kapitelüberschriften<br />
Um später ein ›sprechendes‹ Inhaltsverzeichnis generieren zu können, ist es<br />
sinnvoll, die Kapitelüberschriften von Anfang an als solche zu formatieren. Dazu<br />
kann man entweder die vorgegebenen Formate (Überschrift , oder ) verwenden<br />
oder über den Menüpunkt Format/Formatvorlage eigene Formatvorlagen<br />
anlegen.<br />
Wenn man verschiedene Überschriftenarten verwendet, empfiehlt es sich,<br />
darauf zu achten, dass das zum Ende generierte Inhaltsverzeichnis auf die entsprechende<br />
Gliederungstiefe eingestellt ist.<br />
Mein Tipp: Eine persönliche Musterdatei einrichten, auf die bei jedem neuen<br />
Manuskript zurückgegriffen werden kann.<br />
Und nun: Frohes Fabulieren!<br />
Regina Mengel<br />
Wortentbrannt<br />
Facebook<br />
Mehr zum »Handwerk am Buch – Schriftsteller <strong>und</strong> die Technik« in der nächsten<br />
Ausgabe unseres <strong>Mag</strong>azins. Dann geht es um das Thema: Vom Manuskript zum<br />
E-Book.
Manche Tage sind schwarz, manche weiß, viel zu viele einfach nur grau. Aber<br />
Donnerstage sind immer grün <strong>und</strong> ein kleines bisschen braun.<br />
Wir gehen ins Konzert. Vivaldi. Die Piazza San Marco, überschwemmt von Touristen.<br />
Es heißt, die Stadt versinkt. Doch sie ist schon vor langer Zeit versunken.<br />
Überflutet von Träumen, vom Hoffen, von weißen Socken in braunen Sandalen.<br />
Ich versinke im Chiffon deines blassgrünen Abendkleides. Du trägst es ür<br />
mich, sagst du. Und du trägst es mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit<br />
der du den Tag in deinen Augen trägst. Wunschbrunnen. H<strong>und</strong>ert Wünsche auf<br />
dem Gr<strong>und</strong>. Einige glänzend, frisch geprägt, andere patiniert, aber kein einziger<br />
vergessen.<br />
Lass uns fliegen, sagst du, <strong>und</strong> weißt, dass ich nicht fliegen kann. Nicht wie du.<br />
Die Arme ausgebreitet, die Augen weit geöffnet. Ein kühler Wind greift in dein<br />
Haar, weht kleine Sprenkel über meinen Nacken.<br />
Ich kann deine Gedanken riechen. Eine endlose Wiese voller Arnika, zur<br />
Sommersonnenwende, taubenetzt im Morgengrauen. Nackte Füße im Gras, dein<br />
Kopf in meiner Armbeuge. Du bist Erde <strong>und</strong> Wasser, hältst einen Kieselstein in<br />
deiner Hand. Glatt geschliffen, warm von deinem Atem.
Ich halte die Luft an, solange es geht, um deine Gedanken nicht fortzublasen.<br />
Und du lächelst.<br />
Nur noch ünf<strong>und</strong>zwanzig Minuten, sage ich, nach einem Blick auf die lange<br />
Schlange vor dem Eingang der Ateneo di San Basso <strong>und</strong> meine Armbanduhr. Du<br />
nimmst meine Hand, ziehst mir die Uhr vom Handgelenk <strong>und</strong> wirfst sie mitten<br />
unter eine Schar Tauben.<br />
Ich schenke dir tausend Mal ünf<strong>und</strong>zwanzig Minuten, flüsterst du, <strong>und</strong> ich<br />
verliere den Kontakt zum Boden.<br />
Du möchtest Eis essen. Der Gedanke an ›Le Quattro Stagioni‹ hat dich hungrig<br />
gemacht, sagst du, voller Überzeugung, <strong>und</strong> weißt, wie sehr ich es hasse, wenn<br />
du dich dumm stellst. Du ignorierst mein Augenrollen <strong>und</strong> meine Einwände,<br />
dass die Karten verfallen. Vivaldi wird schon seit Jahren gespielt <strong>und</strong> er wird<br />
es auch nächste Woche noch, aber das Eis brauchst du unbedingt sofort.<br />
Mitten durch die Menschenmenge ührst du mich, als wäre sie gar nicht vorhanden<br />
<strong>und</strong> ich sehe, dass du keine Schuhe trägst, unter deinem langen Kleid.<br />
Vergessen, sagst du, zuckst mit den Schultern.<br />
Wir finden einen freien Tisch, in einer Gelateria am anderen Ende des Platzes.<br />
Deine Fingernägel ziehen helle Furchen in das Braun meines Unterarms. Du säst<br />
deine Träume unter meine Haut. Lass uns eine Weile hier bleiben, eine Auszeit<br />
nehmen. Wenigstens bis zum Karneval.<br />
Der Kellner wartet auf unsere Bestellung. Dein Blick ist nur auf mich gerichtet.<br />
Lange Zeit. Saugt mich ein. Gehen wir zurück zum Hotel, sagst du, <strong>und</strong> ich lache.<br />
Du öffnest die Gardinen, die großen Flügelfenster, lässt die Nacht zu uns ins<br />
Zimmer. Die Stadt ist hellwach, genau wie du. Du möchtest nie wieder schlafen,<br />
sagst du, kein noch so kleines Stück des Lebens verpassen.<br />
Achtlos wirfst du dein Abendkleid auf den Boden. Lässt deinen Körper in den<br />
gräsernen Stoff sinken. Endlose Weite <strong>und</strong> der Duft nach Arnika.<br />
Das Grün ist tiefer geworden. Braun rinnt der Tag zwischen meinen Fingern<br />
hindurch. Schwer <strong>und</strong> noch ein wenig feucht. Dunkler als letzte Woche. Es hat<br />
geregnet, am Mittwoch.<br />
Simone Keil<br />
Homepage
Oder: Müssen es immer Erdbeeren sein?<br />
Seit <strong>Qindie</strong> offiziell gestartet ist, habe ich so einige Nachrichten erhalten, in denen<br />
besorgt-fassungslos nachgefragt wurde, ob ich denn jetzt nur noch Indiebücher<br />
läse. Und ob ich nun gar nichts mehr von Bernhard Hennen läse. Und auch<br />
nichts mehr über seine Bücher schriebe. Ich finde das wirklich süß <strong>und</strong> auch<br />
ein wenig lustig, weil der letzte Punkt doch oft kritisiert wird. Aber diese Mails<br />
haben mich auch nachdenklich gemacht …<br />
Warum wird so oft angenommen, dass man keine Verlagsbücher mehr liest,<br />
wenn man Indiebücher mag? Es käme doch auch niemand auf die Idee, dass<br />
jeder Mensch Erdbeeren oder Kirschen mag, aber niemals beides. Entweder oder.<br />
Schwarz oder weiß. Wer sagt denn, dass man sich entscheiden muss? Sind solche<br />
Schubladen einfach zu verlockend – oder gibt es da eine Konkurrenz, die ich<br />
bisher nicht wahrgenommen habe?<br />
Die großen Publikumsverlage trauen den Lesern meist nicht viel zu <strong>und</strong> legen<br />
fest, was der Leser lesen möchte – was »Trend« ist. Was in ein Buch unbedingt<br />
rein muss, welche Subgenres gut laufen <strong>und</strong> welche Themen gar nicht gehen.<br />
Viele Leser sind mit diesem Angebot ja auch r<strong>und</strong>um glücklich, aber es gibt<br />
eben auch noch andere Leser wie mich, die beispielsweise gern tiefere <strong>und</strong> etwas
anspruchsvollere Geschichten lesen. Oder Bücher zu Themen, die nicht gut<br />
laufen.<br />
Mich reizen Indiebücher, weil die auch mal etwas Spezielleres haben, mich ein<br />
wenig fordern <strong>und</strong> dadurch intensiver beschäftigen, in keine Schublade möchten<br />
<strong>und</strong> ür mich reizvolle Themen wie beispielsweise die nordische Mythologie<br />
behandeln. Natürlich ist das nicht bei allen Indiebüchern so, aber mir gefallen ja<br />
auch nicht alle Verlagsbücher, die ich lese.<br />
Man muss sich nicht zwischen diesen beiden Bucharten entscheiden <strong>und</strong> kann<br />
auch einfach beides lesen. Bei mir klappt das prima. Sowohl bei den Verlags- als<br />
auch bei den Indiebüchern finde ich Perlen. Geschichten, in die ich so richtig<br />
versinken kann <strong>und</strong> die mich noch länger begleiten. Ich sehe da keine Konkurrenz,<br />
es ist einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das zeigt sich ja<br />
auch bei den Buchbloggern: Viele konzentrieren sich auf Verlagsbücher, aber<br />
einige lesen <strong>und</strong> besprechen auch beides.<br />
Gute Geschichten, die zu den eigenen Ansprüchen <strong>und</strong> Vorlieben passen – das<br />
ist es doch, was meiner Meinung nach zählt. Nicht ob das Buch nun Bestseller,<br />
Indie, Nischenprodukt oder eine Verlagspublikation ist. Wie seht ihr das?<br />
Marny Leifers<br />
Fantastische Bücherwelt<br />
Leuchtend orange erhebt sich die Sonne über dem Wald.<br />
Und ich lebe noch.<br />
Ich lausche dem Wind, der zwischen den Bäumen rauscht,<br />
bew<strong>und</strong>ere das sich ärbende Laub.<br />
Und ich lebe noch.<br />
Ich spüre das Prickeln der Sonnenstrahlen auf meiner Haut,<br />
atme das Pilzaroma des Waldes,<br />
schmecke den Duft des Herbstes.<br />
Und ich lebe noch.
Ich folge mit den Augen den Regenwolken am Himmel,<br />
den wirbelnden Blättern auf den Wegen,<br />
ühle das kräftige Ziehen an meinen Beinen,<br />
wenn der feuchte, schwere Erdboden unter meinen Schuhsohlen<br />
klebt.<br />
Und ich lebe noch.<br />
Ich freue mich über das Rascheln der abgefallenen Blätter,<br />
wenn ich mit langsamen Schritten durch sie hindurch fahre,<br />
bücke mich nach heruntergefallenen Kastanien,<br />
ertaste vorsichtig die spitzen Stacheln ihrer dicken Hüllen<br />
<strong>und</strong> genieße den Impuls, der von den Fingerspitzen durch meinen<br />
Körper geschickt wird.<br />
Ich lebe.<br />
Cordula Broicher
Erik Kellen TEOS (The empire of stones) Das Lied von<br />
Anevay <strong>und</strong> Robert<br />
Empfehlung von Regina Mengel<br />
Dieser erste Teil einer Serie hat mich sofort fasziniert. Nicht nur die Schreibe des<br />
Autors, auch die Figurenzeichnung <strong>und</strong> vor allem die Geschichte zogen mich<br />
in ihren Bann. Die feine Mischung aus Technik <strong>und</strong> <strong>Mag</strong>ie – Steampunk at it’s<br />
best – fließt dabei so spannend in das Geschehen ein, dass sich die Welt von<br />
Anevay <strong>und</strong> Robert vor meinem inneren Auge vom Papier erhebt <strong>und</strong> ich schon<br />
nach wenigen Absätzen das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte.<br />
Man sagt, es gibt Seelen, die eine Geschichte miteinander teilen. Verb<strong>und</strong>en<br />
auf ewig, durch den Klang der Zeit. Sie sind die Zeilen eines Liedes, dessen Name<br />
Schicksal ist.<br />
New York: In einer regnerischen Nacht wird die sechzehnjährige Anevay von<br />
den geürchteten Schwarzhüten aufgegriffen <strong>und</strong> ins Geängnis Fallen Angels<br />
gebracht. Weil sie Indianerin ist, glaubt man, sie könne eine Wild One sein –<br />
eine angehende Zauberin der verhassten Stämme. Es beginnt eine Zeit des
Martyriums ür das Mädchen. Doch Anevay ist zäh <strong>und</strong> kennt nur ein Ziel:<br />
Flucht.<br />
London: Der junge Lord Humberstone reist im Auftrag seiner Königin <strong>und</strong> des<br />
Nordischen Feuerb<strong>und</strong>es nach Hammaburg. Dort soll er ür den Kronprinzen<br />
eine neue Kriegsmaschine bauen. Doch immer häufiger fragt sich Robert, ob<br />
er seine Begabung ür derlei blutiges Handwerk hergeben soll. Denn der Lord<br />
hütet geährliche Geheimnisse. Eines Tages rettet er ein Leben <strong>und</strong> wird dadurch<br />
zum Helden der Stadt, aber auch zum Feind der Mächtigen.<br />
Das Lied von Anevay <strong>und</strong> Robert<br />
Jacqueline Spieweg – Rattenauge<br />
Empfehlung von Simone Keil<br />
Rattenauge zu lesen ist, als würde man einen Maler dabei beobachten, wie er ein<br />
neues Kunstwerk schafft. Ein tiefes Schwarz, ein blutiges Rot, Sonnengelb. Mit<br />
jeder Farbe, die dazukommt, verdichtet sich das Bild etwas mehr. Die Farben<br />
mischen sich zu neuen, bringen neue Perspektiven hervor, lassen aus vielen<br />
Details ein Ganzes entstehen – doch auch in dem Ganzen entdeckt man immer<br />
wieder Neues. Jacqueline Spieweg lässt uns das Geschehen aus der Perspektive<br />
der Figuren erleben, <strong>und</strong> das tut sie auf eine so selbstverständliche Weise, dass es<br />
einem ganz normal vorkommt, eine Bohnenranke zu erklimmen, um in ein altes<br />
Fabrikgebäude zu gelangen. Und genau das ist eine der Besonderheiten, die das<br />
Buch ausmachen. Normalität ist immer nur eine Frage des Blickwinkels. Jeder<br />
erlebt ein Geschehen, die ganze Welt, so, wie er sie mit seinen Augen sieht, wie<br />
er sie hört, schmeckt <strong>und</strong> riecht. Und trotzdem – oder gerade deswegen? – ügen<br />
sich die Handlungsstränge zu einer Geschichte zusammen, die die Gegenwart<br />
spiegelt, auch wenn man sie vielleicht erst auf den zweiten Blick erkennt. Aber<br />
bei diesem Buch ist es wie bei vielen Dingen, die einen zweiten oder dritten<br />
Blick lohnen: Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man etwas zurück. Ein<br />
großartiges Buch, eine ungewöhnliche Geschichte, auf eine ganz eigene Weise<br />
erzählt.<br />
Rattenauge
Susanne Gerdom – Das gefrorene Lachen<br />
Empfehlung von Melanie Meier<br />
Ein Märchen voller <strong>Mag</strong>ie! Zauberlehrling Philippa Saffronia trifft auf Liebe,<br />
Ungewissheit, einen schaurigen Bösewicht <strong>und</strong> gerät in ein düsteres Abenteuer.<br />
Klingt nach Klischee, ist es aber nicht, denn Frau Gerdom weiß ganz genau,<br />
wie Figuren gezeichnet, wie ein Roman aufgebaut, wie bloßen Worten Leben<br />
eingehaucht werden muss – <strong>und</strong> wie man Althergebrachtes geschickt in neues<br />
Licht rückt.<br />
Herausgekommen ist ein Märchen, das von der ersten Zeile an nach dem<br />
Leser greift <strong>und</strong> ihn in eine phantastisch ausgearbeitete Welt entührt. Und wenn<br />
man genau hinsieht, wenn man den Raum zwischen den Worten aufmerksam<br />
betrachtet, sieht man kleine geheimnisvolle Glitzerpunkte umherschwirren, die<br />
ich als das außerordentliche Talent von Frau Gerdom identifizieren konnte.<br />
Ein Must-Have ür jedes Kinderzimmer <strong>und</strong> ür die Regale derer, die so schlau<br />
waren, sich dem Erwachsenwerden zu verweigern.<br />
Elsa Rieger – Rock’n’Roll<br />
Empfehlung von Florian Tietgen<br />
Das gefrorene Lachen<br />
Was passiert in diesem Büchlein?<br />
Eine Menge?<br />
Wenig bis nichts?<br />
Ein Mann macht Karriere, erüllt sich einen Lebenstraum, heiratet, der <strong>Traum</strong><br />
wird zum <strong>Traum</strong>a, die verwöhnte Luxusgattin, Tochter des Chefs – Klischees,<br />
möchte man sagen.<br />
Auch, als er in London den Rastafari Bob kennenlernt, schrilles Gegenteil,<br />
Lebenskünstler, der reichen Kokainnasenträgern seine Bilder teuer verkaufen<br />
möchte – zig Mal gelesene Konstellation – oder?<br />
Darauf kommt es nicht an. Denn wenn das Buch stimmt, ist die Handlung egal,<br />
wenn die Musik stimmt, erreicht sie uns, dringt mit Rhythmus <strong>und</strong> Melodie in<br />
unser Herz <strong>und</strong> braucht keine Worte. Wenn Worte <strong>und</strong> Sprache stimmen, Melodie<br />
<strong>und</strong> Rhythmus erzeugen, erreichen sie uns <strong>und</strong> durchdringen uns. Rock’n’Roll<br />
erfasst uns <strong>und</strong> zwingt uns, zu tanzen.<br />
So dieses Buch.<br />
Rock’n’Roll
Simone Keil – Patient <br />
Empfehlung von Susanne Gerdom<br />
Ein Buch wie ein <strong>Traum</strong> – oder ein <strong>Traum</strong>a?<br />
Patient Zwei<strong>und</strong>vierzig ist ein Ritt durch Alptraumwelten, eine tour de force<br />
der Phantasie, eine Fahrt mit der Achterbahn (rückwärts), eine Lektüre, die ihren<br />
Lesern das Gehirn durchquirlt, eine Prise Minze <strong>und</strong> zwei Prisen Wahnsinn<br />
hinzuügt <strong>und</strong> das Ganze in exquisite Bilder gewickelt <strong>und</strong> erzählt mit einer<br />
kraftvollen, poetischen Sprache serviert.<br />
Patient will genossen werden. Patient will, dass man sich ihm mit voller<br />
Aufmerksamkeit widmet. Wer nach leichtverdaulicher Sommerlektüre sucht,<br />
wird nicht unbedingt glücklich werden mit diesem Buch – aber jeder, der das<br />
Ungewöhnliche sucht, der findet es hier.<br />
Meine Empfehlung: Allein um der Cover willen kauft euch die Sommer- UND<br />
die Winteredition. Oder lasst sie euch schenken.<br />
Patient – SommerEdition<br />
Patient – WinterEdition<br />
Katja Brandis – Der Verrat der Feuer-Gilde (Kampf um<br />
Daresh )<br />
Empfehlung von Marny Leifers<br />
In Daresh gehört jeder Bewohner von Geburt an zu einer der vier Gilden, die<br />
Wächter über Feuer, Luft, Erde <strong>und</strong> Wasser sind. Die jeweilige Gilde prägt sein<br />
Leben <strong>und</strong> legt auch Fähigkeiten, Glaube <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten fest. Aber<br />
was ist, wenn jemand in eine andere Gilde wechseln möchte – ist das überhaupt<br />
möglich?<br />
Rena gehört zur Erd-Gilde, wäre aber viel lieber in der Feuer-Gilde. Als sie der<br />
Schwertkämpferin <strong>und</strong> Schmiedin Alix begegnet, glaubt sie ihrem Ziel näher<br />
zu kommen. Doch Alix ist auf der Suche nach einem Verräter in den eigenen<br />
Reihen, der geheime Informationen der Feuer-Gilde weitergibt. Rena begleitet<br />
sie <strong>und</strong> wird dadurch nicht nur in die Fehde zwischen den vier Gilden hinein<br />
gezogen, sondern lernt auch Menschen aus den verschiedenen Gilden kennen.<br />
Ich habe es genossen, dass die vier Elemente in diesem Buch ein so wichtiger<br />
Bestandteil sind <strong>und</strong> nicht nur als schmückendes Beiwerk genutzt werden. Sie<br />
sind auf jeder Seite spürbar <strong>und</strong> bieten viele Facetten, die man im Verlauf der
Geschichte kennenlernt. Mich hat der Ideenreichtum begeistert, die Eigenheiten<br />
der jeweiligen Provinzen <strong>und</strong> Landschaften. Die gelungenen Bilder, die sich<br />
in meinem Kopf einnisten <strong>und</strong> mich begleiten. Die so verschiedenen von den<br />
Elementen geprägten Lebensgewohnheiten. In diese Welt kann man so richtig<br />
schön abtauchen - ganz besonders, wenn man wie ich eine Vorliebe ür Elemente<br />
hat <strong>und</strong> sich an den vielen Verbindungen <strong>und</strong> Details erfreut.<br />
Der Verrat der Feuer-Gilde<br />
Robert Odei – Gottes Zirkus<br />
Empfehlung von In Flagranti Books<br />
Herzlich Willkommen in »Gottes Zirkus« –<br />
oder wie ich es besser beschreiben würde: Im Kopf eines Autors, dessen<br />
Verstand einem Spielplatz voller Ideen gleicht!<br />
Hier erwartet Sie nichts Gewöhnliches, nichts Vergleichbares <strong>und</strong> nichts, was<br />
der typischen Realität von heute gleicht. Gönnen Sie Ihren Gehirnzellen eine<br />
ganz besondere Mischung an süßem, makabreren <strong>und</strong> saurem Popcorn, während<br />
Sie die Show in »Gottes Zirkus« mit offenen M<strong>und</strong> bestaunen.<br />
Diese insgesamt eigentlich nur Auftritte in eigenen Worten zu beschreiben<br />
wäre so sinnlos wie der Gedanke, dass keiner dieser Auftritte nach dem Lesen in<br />
Ihrem Kopf Wurzeln schlagen würde. Robert Odeis Art <strong>und</strong> Weise, die Dinge<br />
wahrzunehmen, sie neu zu interpretieren <strong>und</strong> auf seiner Bühne zu präsentieren,<br />
wird nicht jedermanns Sache sein. Aber ich bin Gott sei Dank nicht jedermann,<br />
<strong>und</strong> Sie vielleicht auch nicht. Lassen Sie sich diesen grandiosen Spaß, eine seiner<br />
Shows aus der ersten Reihe bestaunen zu dürfen, nicht entgehen.<br />
Was auch immer im Kopf vom Robert Odei so alles rumspukt: Sie wollen es<br />
einfach nach dem Lesen seiner Bücher/Geschichten wissen. Denn die Geschichten<br />
sind nur das Bühnenbild <strong>und</strong> Robert Odei ist die komplette Besetzung. Man<br />
sieht neun verschiedene Auftritte <strong>und</strong> könnte schwören, dass diese von neun<br />
verschiedenen Autoren erzählt werden. Ich weiß, wovon ich da rede, denn ich<br />
saß bei jeder seiner öffentlichen Vorstellungen in der ersten Reihe.<br />
Egal, was man nach dem Beenden einer seiner Shows denkt: Beim Zuschauen<br />
des nächsten Auftritts denkt man sich das komplette Gegenteil. Wie ein Chamäleon<br />
verändern sich Schreib – <strong>und</strong> Erzählstil <strong>und</strong> die Handlungen nehmen eine<br />
andere Richtung als die vorherigen an.
Seine Umsetzung der verschiedenen Wettbewerbsthemenvorgaben sind allesamt<br />
anders. Anders <strong>und</strong> vielleicht nicht immer perfekt, aber das war sicherlich auch<br />
nicht das Ziel des Autors. Sein Anders ist ein stetiger, neuer Auftritt <strong>und</strong> ich durfte<br />
der Zuschauer sein, der jede Sek<strong>und</strong>e seiner Bühnendarstellung verschlingen<br />
konnte. Und, was ist mit Ihnen?<br />
Eine Empfehlung, die Sie nicht bereuen werden!<br />
Gottes Zirkus
Liebenswertes Hobby oder kräftezehrende Belastung?<br />
Sie schießen wie die Pilze aus der Erde: Literaturblogs. Waren sie vor einigen<br />
Jahren vor allem ein Phänomen englischsprachiger Länder, so sind sie nun auch<br />
zuhauf in deutscher Sprache vorhanden. Sie thematisieren die weite Welt des<br />
geschriebenen Wortes oder haben sich manchmal auf einzelne Genres oder gar<br />
AutorInnen spezialisiert. Ebenso wie die inhaltliche Differenz der Blogs sind die<br />
Beweggründe, mit denen LeserInnen selbst einen Blog ins Leben rufen.<br />
Der Literaturblog literatur-diskussion.com etwa hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, einen Ort des Austauschs zwischen Literatur-Machern <strong>und</strong><br />
-Konsumenten zu schaffen. So finden LeserInnen auf dem Blog nicht einfach<br />
nur Rezensionen, sondern werden mit »hinter die Kulissen« genommen.<br />
Es gibt stets spannende Autoreninterviews, News von den Bestsellerlisten,<br />
Infos zu Literaturpreisen <strong>und</strong> ihren Preisträgern, Veranstaltungshinweise zu<br />
Ausstellungen oder Lesungen, von aktuellen Skandalen <strong>und</strong> Neuheiten in der<br />
Literaturszene wird berichtet.<br />
Doch ist das Bloggen nun <strong>Traum</strong> oder <strong>Traum</strong>a? Für den Blogger ist es schön zu<br />
sehen, dass Rezensionen <strong>und</strong> auch andere Beiträge von LeserInnen wertgeschätzt<br />
<strong>und</strong> kommentiert werden. Es ist aufregend, von AutorInnen immer wieder<br />
Anfragen zu bekommen, sodass man ständig auf neue tolle Romane hingewiesen
wird, die einem sonst meist entgangen wären. Blogger merken zudem immer<br />
stärker, dass auch Verlage großen Wert auf ihre Meinung legen. Sie haben<br />
im Literaturbetrieb eine eigenständige Bedeutung bekommen. Denn Blogger<br />
tragen zur Bekanntmachung eines Buches bei, können durch ein negatives Urteil<br />
dessen Verkauf bremsen oder mit einer positiven Bewertung den Vertrieb weiter<br />
ankurbeln. Gleiches gilt natürlich bei Selfpublishing-Werken. Für unabhängige<br />
AutorInnen ist ein Urteil meist noch wichtiger, da sie im Bereich Marketing<br />
weniger Möglichkeiten haben, um Menschen zu erreichen.<br />
Andererseits ist das Bloggen unweigerlich mit Arbeit verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann<br />
schnell zum <strong>Traum</strong>a werden: Wenn immer wieder unangefordert Romane beim<br />
Blogger eintreffen etwa, die wegen des Mangels an Zeit nicht behandelt werden<br />
können. Zudem vergessen viele AutorInnen <strong>und</strong> Verlage, dass Blogger ihren<br />
Blog meist nicht »beruflich« betreiben, sondern ausschließlich als Hobby. So<br />
werden Rezensionen forsch eingefordert <strong>und</strong> das Schreiben über Literatur wird<br />
ür einen Blogger zum notwendigen Übel <strong>und</strong> zur Pflicht, während die Freude<br />
auf der Strecke bleibt.<br />
Wer einen Literaturblog ins Leben rufen möchte, sollte sich darüber im Klaren<br />
sein, dass neben all den Vorzügen auch Verpflichtungen warten. Weiterhin ist ein<br />
gewisses technisches Gr<strong>und</strong>verständnis erforderlich, um einen Blog einrichten<br />
<strong>und</strong> betreiben zu können. Als Fazit lässt sich aber sagen: Wer die Balance findet,<br />
dem wird das Bloggen über Literatur Spaß machen.<br />
Sani<br />
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<strong>Traum</strong>reise<br />
schaukeln im rosenumrankten<br />
Garten träger Sommerzeit<br />
die nach Limonade schmeckt<br />
ewig ist in Kindertagen<br />
reiten zu Oasen <strong>und</strong> Datteln<br />
pflücken in blauen Tüchern mit<br />
Tuaregs tanzen im Zelt zwischen<br />
Wüstenblumen
Lust die wilde Lust wird breit<br />
im Schein der Nacht endlos das Lied<br />
vom Verschmelzen bis das Licht<br />
die Dämmerung teilt<br />
Elsa Rieger<br />
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E-Books <strong>und</strong> Taschenbücher
Frage: Sie haben in der Vergangenheit verschiedene Jobs ausgeübt. Wie<br />
sind Sie zum Schreiben gekommen?<br />
N.L.: Ich habe immer geschrieben, schon als Kind. Außer meinen Jobs als Reiseleiterin,<br />
bei denen ich nicht nur die Welt, sondern auch die Abgründe der<br />
menschlichen Seele kennenlernen durfte, haben alle meine Jobs auch mit Schreiben<br />
zu tun gehabt. Ich war bei dpa, bei RTL, <strong>und</strong> habe selbst Jahre lang eine<br />
sehr erfolgreiche PR-Agentur gehabt.<br />
F.: Warum schreiben Sie heute unter einem Pseudonym?<br />
N.L.: Weil ich den Sachbuchbereich mit seiner eingeschränkten Zielgruppe von<br />
dem Krimi-Genre trennen kann. Ich werde – hoffentlich noch in diesem Jahr –<br />
ein neues Buch unter einem anderen Pseudonym herausbringen, denn es handelt<br />
sich da wieder um ein anderes Genre. Ich will Leser einfach nicht enttäuschen.<br />
Und ehrlich – mich selbst auch vor eventuellen Misserfolgen schützen.
F.: Warum haben Sie sich für die Selbstveröffentlichung der Romane<br />
<strong>und</strong> damit gegen die Veröffentlichung durch einen Verlag entschieden?<br />
N.L.: Das war nun wirklich keine freiwillige Entscheidung. Meine Romane<br />
wollte einfach keiner haben. Mein erster Roman, den ich mit geschrieben<br />
habe, wurde mir quasi ungelesen von den Verlagen zurückgeschickt. Auch »Der<br />
. Tag« wurde mir von den großen Verlagen zurückgeschickt, diesmal gelesen<br />
<strong>und</strong> mit Begründung. Man hatte einfach kein Interesse an neuen deutschen<br />
Autoren, das sei viel zu teuer, diese aufzubauen, ich solle es doch mal bei einem<br />
kleineren Verlag versuchen.<br />
Klein war allerdings nie so mein Ding. Klar, so eine englische Übersetzung ist<br />
weitaus preisgünstiger. Ich war dann so verunsichert, dass ich meinem Agenten<br />
nicht mal meine Romane gezeigt habe. Vielleicht ganz gut so, der Agent ist<br />
später mit meinen Honoraren untergetaucht.<br />
F.: Wie haben Sie selbst den überraschenden Erfolg Ihrer Romane Der<br />
. Tag <strong>und</strong> Das . Gebot wahrgenommen? Wie überrascht waren Sie?<br />
N.L.: Es war überwältigend; selbst jetzt, wenn ich daran denke, also über ein<br />
Jahr, nachdem ich das erste Mal auf Platz gekommen bin, schießen mir noch<br />
die Tränen in die Augen. Dass ich das mit Jahren noch erleben darf, das ist<br />
einfach das größte Geschenk meines Lebens. Ich bin unendlich dankbar daür,<br />
dass sich mein Lebenstraum noch erüllt hat. Ich wollte immer eines werden:<br />
eine alte, erfolgreiche Schriftstellerin.<br />
Manchmal allerdings bin ich auch ein bisschen wütend <strong>und</strong> frage mich, wieso<br />
ich diesen Erfolg nicht schon zehn Jahre früher hätte haben können. Warum hat<br />
damals kein Verlag das Potential von »Der . Tag« erkannt? Ich hätte einfach<br />
noch zehn weitere Krimis in den letzten Jahren schreiben können. Stattdessen<br />
dachte ich immer: es hat ja doch keinen Zweck.<br />
F.: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit als selbständige Autorin<br />
<strong>und</strong> Selbstverlegerin?<br />
N.L.: Dass ich weiß, dass mein nächster Roman auch ganz sicher verlegt wird.<br />
Dass ich Cover, Ankündigungstext, also meine Außendarstellung selbst bestimmen<br />
kann. Dass ich mir die Leute aussuchen kann, mit denen ich arbeiten will.
F.: Gibt es einen Prozess in der Herstellung Ihrer Romane, bei dem Sie<br />
auf die Hilfe von externen Stellen bauen? (Bsp.: Lektorat oder Leserumfragen<br />
etc.)<br />
N.L.: Oh ja, so ein Roman ist ja keine One-Woman-Show. Man braucht Lektorat,<br />
Korrektorat, Grafik, Beta-Leser, Werbung, PR <strong>und</strong> vor allem Vertrieb.<br />
F.: Können Sie sich vorstellen, spätere Projekte durch einen Verlag herausgeben<br />
zu lassen?<br />
N.L.: Ich habe selbst einen Verlag gegründet, bzw. den Geschäftszweck einer<br />
bestehenden GmbH umgewidmet <strong>und</strong> mit diesem Verlag habe ich ein Imprint<br />
bei mvg. Die Zusammenarbeit mit mvg ist bis jetzt so erfreulich, wie ich mir das<br />
nie hätte vorstellen können. Wir arbeiten kollegial miteinander <strong>und</strong> es macht<br />
r<strong>und</strong>um Spaß, auch die Zusammenarbeit meiner freien Mitarbeiter mit mvg<br />
klappt absolut reibungslos. Selbstverständlich werde ich alle weiteren Bücher<br />
ebenfalls bei mvg herausbringen. Never change a winning team!<br />
F.: Wie ist aus Ihrer Sicht der Wandel auf dem Buchmarkt zu beurteilen?<br />
Was halten Sie von E-Books <strong>und</strong> den dadurch neu entstandenen<br />
Möglichkeiten?<br />
N.L.: Ich bin fest davon überzeugt, dass den E-Books die Zukunft gehört, obwohl<br />
ich mich selbst in Räumen ohne Bücher nicht wohlühle. Wir werden in einigen<br />
Jahren fast nur noch elektronisch lesen. Das tut mir Leid ür die Buchhändler,<br />
die müssen sich dazu etwas einfallen lassen. Aber auch die Droschkenkutscher<br />
mussten weichen, weil das Auto sie verdrängt hat. Wir können (<strong>und</strong> wollen<br />
doch hoffentlich auch nicht) den Fortschritt aufhalten.<br />
F.: Auf einigen Plattformen ist es für jedermann möglich, einen Text als<br />
gedrucktes Buch oder E-Book zu veröffentlichen. Welche Erfahrungen<br />
haben Sie selbst beim Lesen von Indie-Büchern gemacht?<br />
N.L.: Ich lese sehr häufig E-Books von Kollegen, schon weil es mich interessiert,<br />
was um mich herum passiert. Allerdings lese ich nur E-Books, deren Cover<br />
professionell sind, die einen guten Klappentext haben <strong>und</strong> deren Leseprobe mich<br />
anspricht. Den Müll sortiere ich damit schon von vorneherein aus.
F.: In der Presse war zu lesen, dass Der . Tag verfilmt werden soll. Wie<br />
viel Mitsprache wünschen Sie sich bei einer möglichen Verfilmung?<br />
N.L.: Ich bin ein absoluter Neuling in der Branche. Soll ich den alten Hasen das<br />
Hoppeln beibringen?<br />
F.: Welche Projekte planen Sie für die Zukunft, von denen Sie uns schon<br />
etwas erzählen können/dürfen?<br />
N.L.: Da ist zunächst einmal meine Serie »Kudamm «. Ich habe immer davon<br />
geträumt, eine Serie zu schreiben, die in etwa so einen Kultstatus bekommt wie<br />
Rex Stouts Nero Wolfe-Reihe. Ich habe diese Bücher, die zwischen Mitte der er<br />
bis Mitte der er Jahre regelmäßig erschienen, geliebt. Dabei waren ür mich die<br />
Geschichten nur zweitrangig, ich bin einfach gern mal nach New York gereist <strong>und</strong><br />
habe bei Fritz ein Sterne-Essen bekommen, habe auf dem roten Besucherstuhl<br />
Platz genommen <strong>und</strong> mich von Archie Goodwin vollquatschen oder von Nero<br />
Wolfe ins Treibhaus einladen lassen. Oder ich habe einen Ausflug nach Boston<br />
gemacht, zu meinem alten Fre<strong>und</strong> Spenser von Robert B. Parker. Philip Marlowe<br />
von Raymond Chandler ist schuld an meiner Liebe zu Los Angeles. Deshalb nun<br />
»Kudamm «. Auch ich lebe in einer tollen, interessanten Stadt, <strong>und</strong> es würde<br />
mich freuen, wenn bald noch mehr Touristen vor dem Haus Kudamm stehen<br />
<strong>und</strong> es fotografieren. Das tun sie nämlich jetzt schon, dort ist die Haltestelle<br />
eines Sightseeing-Unternehmens.<br />
Vielen Dank ür Ihre Mühe!<br />
Das Interview wurde geührt von literatur-diskussion.com<br />
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Eins der seltsamsten Argumente gegen E-Books, das mir in den letzten Monaten<br />
begegnet ist – nicht nur einmal, sondern mit erstaunlicher Regelmäßigkeit,<br />
lautet: »Aber ich liebe den Geruch von Büchern!«<br />
Auf Nachfrage, nach was Bücher denn so riechen, kommt immer die gleiche<br />
Antwort: Papier <strong>und</strong> Druckerschwärze.<br />
Ich war in meinem früheren Leben Buchhändlerin. Ich weiß, wonach Bücher<br />
riechen sollten: nach gar nichts.<br />
Ich weiß, wonach Bücher riechen können: Nach Staub. Nach Essensgerüchen.<br />
Nach Katzenpisse, Moder, Zigaretten, Schimmel, nassem H<strong>und</strong>.<br />
Geht mal mit offener Nase durch ein Antiquariat <strong>und</strong> dann sagt mir das<br />
nochmal mit der Liebe <strong>und</strong> dem Geruch. Druckerschwärze? Es mag sein, dass in<br />
der Viertelst<strong>und</strong>e nach Entfernen des schützenden Zellophans auch der Geruch<br />
von industrieller Fertigung aus den Seiten steigt. Nicht länger, denn wenn da<br />
was nach Druckerschwärze riechen würde – anhaltend – dann würden die<br />
Buchseiten abärben wie Zeitungsseiten. Tun sie nicht. Glücklicherweise.<br />
Bücher, ihr Lieben, sind Industrieware wie Streichhölzer, Schuhe, Gummibärchen<br />
<strong>und</strong> Ikea-Schränke. Bücher aus Papier sind eine Verpackungsform des Inhaltes,<br />
um den es eigentlich geht. Ich gebe zu, dass es Menschen gibt, die sich Bücher<br />
kaufen, um den Wohnzimmerschrank geällig damit zu schmücken. Schaut her,
ein halber Meter Goethe, ein Brett gemischte Klassik, ein Konversationslexikon.<br />
Natürlich farblich sortiert, soll ja schön aussehen <strong>und</strong> zum Sofa passen.<br />
Aber wir, die Leser? Wir kaufen Bücher, damit wir ihren Inhalt inhalieren<br />
können. Ich lasse jetzt bewusst das Grenzgebiet des Kunstbuches aus. Coffetable-<br />
Bücher sind Dekorationsstücke, keine „Lesebücher“, über die ich hier rede.<br />
Wenn mir jemand vorschwärmt, dass er den neuen Stephen King, die neue<br />
Rowling, den neuen Follett als Papierbuch besitzen muss, weil das doch so schön<br />
riecht, dann ist der in meinen Augen ein Fall ür den Nervenarzt. (Oder er macht<br />
sich <strong>und</strong> mir was vor.)<br />
Neophobie – die Angst vor dem Neuen. Ja, ihr Lieben, findet euch damit ab. Ihr<br />
liebt nicht den Geruch von Druckerschwärze <strong>und</strong> ihr liebt nicht das Rascheln des<br />
Papiers. Ihr habt einfach nur Angst, das Gewohnte durch das Neue zu ersetzen.<br />
Nicht mehr. Gutenberg hat sich damals wahrscheinlich auch einiges anhören<br />
müssen, als er die bewegliche Letter erfand. Die schönen, handgeschriebenen<br />
alten Bücher! Na gut, niemand konnte sie sich leisten, keiner hatte so was zu<br />
Hause, es gab eben nur Bücher in Klöstern oder ür die ganz Reichen. Aber: Es<br />
war das, was man gewöhnt war.<br />
Ihr werdet nicht aussterben, ihr Papier-<strong>und</strong>-Druckerschwärze-Afficionados.<br />
Ihr werdet mit den Vinyl-Fans <strong>und</strong> den Leuten, die Feuer noch mit dem Feuerstein<br />
herstellen (weil das doch viel natürlicher ist) in eurem Reservat sitzen,<br />
euch gegenseitig Schallplatten vorspielen, Z<strong>und</strong>er ürs Feuerchen sammeln <strong>und</strong><br />
an Büchern riechen. Und weil der schöne Geruch nach Papier <strong>und</strong> Druckerschwärze<br />
so schwer zu konservieren ist, ehe er in Rauchgeruch, Schimmel <strong>und</strong><br />
Wurstfingeraroma untergeht, gibt es das passende Raumspray ür euch. Wohl<br />
bekomm’s. (Aber denkt daran: Diese Aromastoffe sind karzinogen. Sparsam<br />
verwenden!)<br />
Und wer wirklich was Schönes riechen will: Geht raus. Riecht an einem Baum.<br />
Susanne Gerdom<br />
Website
Das Buch ist geschrieben, fehlt nur noch das Cover, <strong>und</strong> da man als Selfpublisher<br />
gewohnt ist, alles persönlich in die Hand zu nehmen, liegt es nahe, auch das<br />
Cover selbst zu gestalten. Es spricht nichts dagegen. Oder alles.<br />
Würde man sich von jedem seiner Bekannten einen neuen Haarschnitt verpassen<br />
lassen oder doch lieber von einem ausgebildeten Friseur? Spätestens,<br />
wenn der Bekannte mit einer Nagelschere ankommt, werden die Meisten doch<br />
eher Reißausnehmen, statt das Risiko einzugehen, sich mit dem Ergebnis in die<br />
Öffentlichkeit wagen zu müssen.<br />
In dieser Artikelserie erhalten Selfpublisher einige Tipps, worauf sie achten<br />
sollten, wenn sie ihre Cover in Eigenregie herstellen.<br />
Das Cover des Romans »Die englische Hochzeit« dient als Vorher-/Nachher-<br />
Beispiel. Es war bereits ein gutes Cover, bevor ein Grafiker es nachbearbeitete.<br />
Oft fehlt nur der Blick ürs Detail, ür den letzten Schliff. [*]<br />
) Der Text.<br />
Bei selbst gestalteten Covern hapert es meistens am Text. Das ängt mit der<br />
Auswahl der Schrift an <strong>und</strong> hört beim Zeilenabstand <strong>und</strong> der Spationierung<br />
zwischen den Buchstaben noch lange nicht auf. Es hilft, wenn man sich klar
macht, dass die Schrift auf einem Cover nicht nur Informationsträger ist, sondern<br />
wie das Foto im Hintergr<strong>und</strong> ein Bildbestandteil des Bildes.<br />
Hier wurde ür das finale Cover die dünnere Variante der Ausgangsschrift<br />
gewählt, was dem Titel eine etwas leichtere Anmutung gibt. Im nächsten Schritt<br />
wurde die Typo in die Länge gezogen, um ihr mehr Präsenz zu verleihen. Man<br />
darf gern mit verschiedenen Schriftgrößen arbeiten, es erzeugt Dynamik <strong>und</strong><br />
hilft, das Wichtige zu betonen. Darum wurde das »Die« verkleinert <strong>und</strong> aus der<br />
Mitte gerückt. Mit Musik verglichen, könnte man sagen, es ist nur der Auftakt,<br />
er wird kurz angespielt, aber er leitet nur das Motiv ein, auf dem die Betonung<br />
liegt.<br />
Anschließend erhielten alle Textelemente einen dezenten Schatten, damit sie<br />
sich etwas besser vom Hintergr<strong>und</strong> abheben.<br />
Ein allgemeiner Rat ür den gestalterischen Umgang mit Text ist, nicht zu<br />
viele verschiedene Schrifttypen zu mischen. In diesem Beispiel wurde nur eine<br />
Schriftfamilie verwendet, als Variation ist »Roman« kursiv gesetzt <strong>und</strong> beim<br />
Autorinnennamen der Buchstabenabstand vergrößert.<br />
Man kann verschiedene Schrifttypen einsetzen, um unterschiedliche Informationen<br />
auch optisch voneinander zu trennen, zum Beispiel ür den Namen des<br />
Autors <strong>und</strong> die Genrebezeichnung (Roman, Krimi, usw.) eine andere Schrift als<br />
ür den Titel.<br />
Wichtig dabei ist: Die beiden Schriften sollten sich nicht ähneln.<br />
) Die Farben<br />
Bei der Betrachtung des Fotos ällt auf, dass auch hier ein paar Kleinigkeiten<br />
geändert wurden: Die Farben sind kräftiger. Der Gelbanteil wurde verstärkt, um
der Szene Wärme zu geben. Allerdings wurde der kleine Ausschnitt hinter dem<br />
Fenster ausgespart. Dort hätte mehr Gelb die Landschaft trübe wirken lassen,<br />
darum wurde das <strong>Mag</strong>enta reduziert <strong>und</strong> das Blau angezogen.<br />
) Senkrecht<br />
Es gibt noch eine weitere Korrektur bei dem Bild, die wahrscheinlich den wenigsten<br />
bewusst auffällt <strong>und</strong> dennoch vorgenommen werden sollte. Architekturfotografien<br />
haben alle einen Fehler, der fallende Senkrechte heißt. Besonders deutlich<br />
wird das bei Außenaufnahmen von Gebäuden: Sie sind in der Basis breiter <strong>und</strong><br />
verjüngen sich nach oben. Senkrechte Mauern sind auf Fotos also schief. Auf<br />
Architektur spezialisierte Fotografen beheben diesen Fehler in der Regel, bevor<br />
sie ein Bild freigeben. Sie haben eigens daür entwickelte Programme. Mit einem<br />
guten Bildbearbeitungsprogramm kann man die Senkrechten selbst entzerren.<br />
Jacqueline Spieweg<br />
[*] Selbstverständlich hat die Autorin Franziska Hille ihr Einverständnis ür<br />
diesen Vorher-/Nachher-Vergleich gegeben.<br />
zurück
Die Nacht ist nicht mein Fre<strong>und</strong>.<br />
In Wellen das Dunkel herzwärts<br />
aus mäandernden Darmschlingen,<br />
wie kalte Maulwurfschnauzen<br />
zwischen Rippenbögen.<br />
Das Fenster des <strong>Traum</strong>es lockt,<br />
doch ich falle immer daran vorbei.<br />
Die Stille: ein Netz,<br />
darin Gedankenmyriaden.<br />
Das Bett – ein Schiff,<br />
das mich hinwirft.<br />
Kein Anker in Sicht.<br />
Nur die Raben, gelbschnäblig,<br />
warten geduldig.<br />
Cornelia Lotter
Hallo alle zusammen, ich bin Grit vom Art Skript Phantastik Verlag <strong>und</strong> erzähle<br />
euch etwas über die Dos <strong>und</strong> Don’ts, auf die ihr bei der Verlagssuche achten<br />
solltet.<br />
Euer <strong>Traum</strong> hat begonnen! Ihr habt beschlossen, zu schreiben <strong>und</strong> das nicht<br />
nur ür euch selbst, sondern ür eine möglichst breite Leserschaft. Eure Story<br />
steht. In mühevoller Recherche habt ihr das Genre eures Werkes <strong>und</strong> dazu<br />
passende Verlage gef<strong>und</strong>en.<br />
Bisher passierte alles bei euch daheim, aber nun wollt ihr an die Öffentlichkeit<br />
gehen, ihr wagt den Schritt, ihr schreibt dem Verlag … aber wie? – Mit<br />
einem »Exposé«, der Inhaltsangabe eures Werkes. Dieses soll die Gr<strong>und</strong>idee<br />
<strong>und</strong> den groben Handlungsverlauf skizzieren. Das Exposé ist eure Bewerbung<br />
bei dem Verlag <strong>und</strong> sollte daher mit dem gleichen Elan verfasst sein wie eine<br />
Job-Bewerbung, schließlich wollt ihr im Idealfall vom Schreiben leben.<br />
So wichtig wie das Exposé selbst ist auch das Anschreiben an den Verlag. Im<br />
Zeitalter von eMails möchte kaum noch ein Verlag das Exposé per Post haben.<br />
Also starten wir die eMail mit dem Satz »Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren« –<br />
FALSCH!<br />
Jeder Bewerbungscoach wird bestätigen, dass man eine Bewerbung NIE mit<br />
diesen bösen ünf Wörtern beginnt. Nur ein bisschen Recherche ist nötig <strong>und</strong> ihr<br />
findet heraus, wer der Ansprechpartner ürs Lektorat ist. Bitte schaut auch genau
nach, welchen Geschlechts diese Person ist. Ich bekomme durchschnittlich zwei<br />
Mal im Monat eine Mail, die an »Herrn« Grit Richter adressiert ist (<strong>Traum</strong>a #<br />
: Identitätskrise, wer bin ich?). Solltet ihr trotzdem keinen Ansprechpartner<br />
finden, dann seid kreativ! Alles, was nicht die bösen ünf Wörter beinhaltet, ist<br />
gut, auch »Hallo fleißiges Verlags-Team«.<br />
Für den weiteren Verlauf der Mail empfehle ich die einfache Regel KISS<br />
(Keep it Simple and Smart). Stellt euch <strong>und</strong> euer Roman-Projekt vor, zeigt dem<br />
Verlag, dass ihr Interesse an der Zusammenarbeit habt. Vermeidet ellenlange<br />
Mails! Euer potentieller Verleger möchte im Normalfall nicht wissen, dass euer<br />
H<strong>und</strong> gestorben ist, dass ihr von euren Eltern geschlagen wurdet oder dass euer<br />
Lebensgeährte eine Granate im Bett ist … <strong>Traum</strong>a # : Zu viel Information!<br />
Rechtschreib- <strong>und</strong> Grammatikfehler kommen vor <strong>und</strong> niemand nimmt sie euch<br />
übel, aber keiner liest das Exposé, wenn schon in der Mail die Rechtschreibfehler<br />
Tango tanzen.<br />
Schließlich habt ihr euer Exposé geschrieben, eine E-Mail verfasst <strong>und</strong> alles<br />
weggeschickt. Es kommt eine Antwort vom Verlag, im Falle einer Zusage knallen<br />
die Sektkorken, bei einer Absage wird die Familie zusammengetrommelt<br />
<strong>und</strong> das Haus des Verlegers niedergebrannt. Bitte nicht. Bisher habt ihr mit<br />
Exposé <strong>und</strong> Mail einen guten Eindruck gemacht, zerstört diesen nicht durch<br />
Kurzschlussreaktionen. Wer wissen will, warum er abgelehnt wurde, verfasst<br />
eine sachliche Mail, auch hier kann KISS angewendet werden. Oft bekommt<br />
man keine Antwort. Nicht weil die Verlage sich zu fein sind, sondern weil sie die<br />
Erfahrung gemacht haben, dass Autoren mit Kritik nicht gut umgehen können –<br />
Stichwort »Meine Mama hat aber gesagt, das ist voll toll was ich geschrieben<br />
habe. Warum erkennen Sie nicht wie super ich bin?« (<strong>Traum</strong>a # : WTF?)<br />
Wer jetzt noch immer oder gerade weil motiviert ist, einem Verlag zu schreiben:<br />
Immer her damit! Denn obwohl es auf manche Autoren nicht den Eindruck<br />
machen mag, werden gute Geschichten IMMER gesucht!<br />
Grit Richter<br />
Website<br />
Die Nacht<br />
lang<br />
gewesen<br />
kaum Schlaf<br />
kein Schlaf<br />
Dämmerzustand<br />
zwischen <strong>Traum</strong> <strong>und</strong> Albtraum<br />
wachen <strong>und</strong> schlafen<br />
leben <strong>und</strong> sterben<br />
zu Bett gegangen<br />
hingelegt<br />
zugedeckt<br />
eingeschlafen
normaler Rhythmus<br />
dann aufgewacht<br />
umhergeschaut<br />
alles dunkel<br />
finster<br />
düster<br />
kein Einschlafen mehr<br />
hin<br />
<strong>und</strong><br />
her gewälzt<br />
aufgedeckt<br />
zugedeckt<br />
Decke weggeworfen<br />
zurückgeholt<br />
geärgert<br />
über eigene Wut<br />
Unähigkeit zu schlafen<br />
normale Nacht<br />
normale Vollmondnacht<br />
Kathleen Stemmler<br />
Website
Der englischsprachige E-Book-Markt ist riesig, nach einer Statistik der Association<br />
of American Publishers wurde ein Umsatz von , Milliarden Dollar<br />
allein mit E-Books erzielt. Ein Autor, der es mit seinem Buch in die Top der<br />
allgemeinen US-Kindle-Charts schafft, kann mit mehr als Downloads am<br />
Tag rechnen. Kein W<strong>und</strong>er also, dass viele deutsche Autoren einen sehnsüchtigen<br />
Blick hinüber werfen <strong>und</strong> sich wünschen, auf diesem Markt einen Bestseller<br />
zu landen.<br />
Wie so vieles im Leben eines Autors, so ist auch das nicht so einfach wie es<br />
scheint. Ohne den Markt <strong>und</strong> seine Gegebenheiten zu kennen, hat man kaum<br />
eine Chance, es aus den sechsstelligen Rängen nach oben zu schaffen. Im Folgenden<br />
werde ich versuchen, einen Überblick zu geben, wie man an Rezensionen<br />
kommt, was man tun muss, damit bei einer Gratis-Aktion Downloads zustande<br />
kommen <strong>und</strong> welche Marketinginstrumente es außer den Gratis-Aktionen<br />
gibt. Dabei konzentriere ich mich auf den Verkauf über Amazon <strong>und</strong> den US-<br />
Markt. Der britische Markt tickt vollkommen anders. Leider habe ich noch nicht<br />
herausgef<strong>und</strong>en, wie man dort als Autor Fuß fassen kann.
Voraussetzungen<br />
Die Voraussetzungen ür ein erfolgreiches Buch sind im Gr<strong>und</strong>e immer die<br />
Gleichen:<br />
• Schreibe ein gutes Buch.<br />
• Lasse es lektorieren <strong>und</strong> korrigieren.<br />
• Formuliere eine Marketingstrategie, die ür dich funktioniert. Soll heißen:<br />
Was kannst du tun? Was willst du tun? Und was möchtest du damit<br />
erreichen?<br />
Für englische Bücher gibt es noch ein paar Zusatzpunkte. Einer der wichtigsten<br />
ist, dass du möglichst selbst in dieser Sprache kommunizieren können solltest,<br />
andernfalls wird das Marketing etwas schwierig.<br />
Folgende Punkte sind hilfreich/wichtig:<br />
• Finde einen verdammt guten Übersetzer.<br />
• Suche dir englische Autorengruppen bei Facebook oder im Internet, in<br />
denen du dich wohl ühlst.<br />
• Richte ein englisches Twitter-Konto ein. Eine englische Facebook-Seite<br />
<strong>und</strong> ein Blog können ebenfalls nicht schaden.<br />
Gratis – das Allheilmittel?<br />
Ein, zwei Jahre lang waren Gratis-Aktionen das Marketingtool schlechthin ür –<br />
bis dahin – unbekannte Autoren, die es in die Amazon Ranglisten schaffen<br />
wollten. Wurden bei einer solchen Aktion genügend Downloads erzielt, so hatte<br />
man die Chance, nach ihrem Ende einen Sprung in die Charts zu machen <strong>und</strong><br />
GESEHEN zu werden.<br />
Für eine Zeitlang waren solche Aktionen fast schon eine Garantie auf Erfolg,<br />
dann aber änderte Amazon den Algorithmus, der die Rangliste berechnet. Seitdem<br />
ist es schwieriger <strong>und</strong> in den USA fast schon unmöglich, damit noch einen<br />
Ranglistenplatz zu erzielen.<br />
Trotzdem kann es sinnvoll sein, ein E-Book ür begrenzte Zeit kostenfrei<br />
anzubieten.<br />
Vor allem ür Serien hat es sich bewährt, das erste Buch dauerhaft ür Cent<br />
zu »verkaufen« . Auch wenn es darum geht, einen gewissen Bekanntheitsgrad<br />
zu erreichen oder Leser auf andere Bücher aufmerksam zu machen, kann dieses<br />
Marketingtool noch immer sinnvoll sein. Allerdings ist es in den USA sehr<br />
schwierig, die Leser von einem kostenfreien Buchangebot in Kenntnis zu setzen!
Die drei »Gatekeeper«<br />
Die erste Gratis-Aktion ür meinen Roman »Creatures of Fire« , eine englische<br />
Übersetzung meines Fantasy-Romans »Dämonenfluch« , war frustrierend. Ich<br />
tat alles, was ich auch in Deutschland tat, wenn ich ein Buch verschenken wollte.<br />
Ich informierte Facebook-Gruppen, twitterte <strong>und</strong> postete die Information in<br />
meinem Facebook-Profil <strong>und</strong> in meinem Blog.<br />
All das brachte mir in drei Tagen etwa Downloads in Amazons US-Shop. Das<br />
bisher schlechteste Resultat einer solchen Maßnahme. Woran war ich gescheitert,<br />
wenn die Leser ein Buch nicht einmal umsonst haben wollten? Die Antwort auf<br />
diese Frage ist einfach: Es wussten nicht genügend Leser von dem Angebot!<br />
Um Downloadzahlen zu erreichen, die im ünfstelligen Bereich liegen <strong>und</strong><br />
somit den Sprung in die Top der kostenlosen Kindle-Charts zu erreichen, muss<br />
die Aktion von mindestens einem der drei Gatekeeper beworben werden. Also<br />
entweder von Pixel of Ink (POI), Ereader News Today oder Bookbub. Um das zu<br />
erreichen, muss man wiederum eine bestimmte Anzahl von Rezensionen <strong>und</strong><br />
einen Bewertungsdurchschnitt von mindestens Sternen bei Amazon erreichen.<br />
Gerade diese Voraussetzungen machen es ür neue Autoren schwer, selbst bei<br />
einer Kostenlos-Aktion Interesse ür ihr Buch zu generieren. Woher Rezensionen<br />
nehmen, wenn niemand das Buch kennt? Natürlich können amerikanische<br />
Autoren ihre Verwandtschaft <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e mobilisieren, aber ein deutscher<br />
Autor hat diese Möglichkeit meist nicht. Ganz davon abgesehen, dass diese<br />
Rezensionen oft als »Fake« zu erkennen sind.<br />
Wie kommt man an Rezensionen?<br />
Es gibt mehrere Möglichkeiten, an echte Rezensionen zu kommen:<br />
Bücher-Blogs: Man schreibt die Buch-Blogger an, die das entsprechende Genre<br />
rezensieren <strong>und</strong> von denen man annimmt, sie könnten das eigene Buch mögen.<br />
Man stellt eine Blogtour auf die Beine. Wer das nicht selbst erledigen möchte,<br />
kann einen der vielen Blogtour-Organizer beauftragen, die es im englischen<br />
Sprachraum gibt. Es lohnt sich, ausührlich zu recherchieren, denn die Preise<br />
rangieren von Dollar zu Dollar. Wer die Tour ausschließlich durchührt,<br />
um an Rezensionen zu kommen, bucht am besten eine Review-Tour.<br />
Goodreads: In manchen Goodreads-Gruppen gibt es das so genannte ReadtoReview<br />
(RtR) Programm. Ein Autor stellt eine bestimmte Anzahl an kostenlosen<br />
Büchern zu Verügung. Leser können sich bewerben <strong>und</strong> verpflichten sich im<br />
Gegenzug, das Buch zu rezensieren. Die Rezension wird bei Goodreads ein-
gestellt, viele Leser stellen sie außerdem bei Amazon ein. Aber Achtung: Die<br />
Goodreads-Leser sind sehr kritisch!<br />
Facebook: Auf Facebook gibt es Gruppen, die sich auf Reviews spezialisiert<br />
haben.<br />
Vorbereitung der Gratis-Aktion<br />
Endlich hat man seine erforderliche Anzahl an Rezensionen <strong>und</strong> den erforderlichen<br />
Bewertungsdurchschnitt. Nun kann es an die Vorbereitung der Aktion<br />
gehen:<br />
Alle der genannten Seiten sollten mindestens zwei Wochen vor Startschuss<br />
der Gratis-Aktion informiert werden. Keine der Seiten verpflichtet sich, das Buch<br />
auch tatsächlich zu bewerben. Das ist aufgr<strong>und</strong> der vielen Anmeldungen noch<br />
immer Glückssache. Was definitiv hilft, sind ein professionelles Cover <strong>und</strong> ein<br />
toller »Blurb« , also die Kurzbeschreibung des Buches.<br />
Bei Pixel of Ink ist die Werbung noch immer kostenlos. Ereader News Today<br />
verlangt mittlerweile einen moderaten Preis, je nach Genre unterschiedlich. Auch<br />
Bookbub ist kostenpflichtig. Leider hat Bookbub die Preise drastisch erhöht, so<br />
dass man es sich gut überlegen sollte, ob man das Risiko eingeht. Bookbub erzielt<br />
allerdings auch bei weitem die höchsten Downloadraten. Auch bei Bookbub sind<br />
die Preise nach Genre gestaffelt.<br />
Wenn die Aktion startet, gilt nach wie vor: Auf Twitter <strong>und</strong> Facebook posten<br />
<strong>und</strong> wenn möglich andere zum Retweet bzw. Teilen des Beitrags animieren.<br />
-Cent-Aktionen – Die neue Marketing-Waffe?<br />
Umsonst ist tot – es lebe die -Cent-Aktion ist das Credo, das man immer öfter<br />
unter amerikanischen Autoren hört. Auch hier stellt sich das gleiche Problem:<br />
Die Leser müssen von dem reduzierten Preis erfahren. Hier kommen wieder die<br />
drei Gatekeeper ins Spiel. Nur Aktionen, die über diese drei beworben werden,<br />
sind momentan erfolgreich. POI ist übrigens die einzige Seite der drei, die eine<br />
solche Werbung kostenlos anbietet.<br />
Auch hier gilt wieder das oben Beschriebene: Man braucht genügend gute<br />
Rezensionen, um Aussicht darauf zu haben, bei den großen drei ins Rennen zu<br />
kommen. Bookbub scheint übrigens die weitaus besten Resultate zu erzielen.<br />
Birgit Kluger<br />
Website
Florian Tietgen<br />
<br />
Am . September fragte mich Lyra, ob ich ihr eine CD leihen könnte.<br />
In der ünften Klasse war sie noch der Schrecken der Klasse gewesen, kein<br />
Bild unserer pubertären Fantasien, sondern ein Mädchen mit brav geflochtenen<br />
Zöpfen, Brille, karierten Röcken <strong>und</strong> weißen Blusen, das auf alles eine Antwort<br />
gewusst hatte.<br />
Ich weiß nicht, ob ich sie einfach mit der Zeit anders sehen konnte oder ob sie<br />
sich verändert hat, vermutlich wird beides zutreffen. Jedenfalls begannen sich<br />
unsere Geschmäcker anzugleichen, unsere Meinungen, <strong>und</strong> ich hörte aufmerksamer<br />
zu, wenn sie sich zu Wort meldete. Die karierten Röcke gehörten schon<br />
lange der Vergangenheit an. Wichtiger war mir aber: Lyra hatte eine Meinung,<br />
konnte streiten <strong>und</strong> schien unabhängig. Ich war in sie verknallt.<br />
Ich war so verknallt, dass ich in der Freist<strong>und</strong>e nach Hause fuhr, um ihr die<br />
CD zu brennen. Was ür ein Glücksgeühl, wenn das Mädchen deiner Träume<br />
deinen Geschmack teilt <strong>und</strong> sich ür die gleichen Dinge begeistern kann wie du.
Lyra hatte mich ausgerechnet nach Live gefragt, ein Gr<strong>und</strong> mehr, nach Hause zu<br />
eilen. Ich liebte die Musik von Live <strong>und</strong> zu »Dance With You« oder »Lightning<br />
Crashes« konnte ich heulen. Wie beneidete ich diesen Sänger, der es schaffte,<br />
nur mit seiner Stimme so viele Emotionen zu wecken.<br />
Es wäre nichts anders gekommen, hätte ich nicht liebestrunken <strong>und</strong> voll<br />
freudigem Besitzerstolz die Freist<strong>und</strong>e genutzt. Ich hätte nur die ersten Zeichen<br />
erst später gesehen. Die Veränderungen ließen sich an diesem Vormittag nicht<br />
mehr verbergen. Sie waren entschieden.<br />
Manchmal nimmt man, gedanklich mit einem Vorhaben beschäftigt, Außergewöhnlichkeiten<br />
nur aus dem Augenwinkel wahr, läuft an ihnen vorbei, grüßt<br />
sie fre<strong>und</strong>lich, <strong>und</strong> erst, wenn die geplanten Schritte erledigt sind, stellt man<br />
innehaltend fest, was man gerade registriert hat.<br />
Ich hatte einen Anzug registriert, blank geputzte Herrenschuhe, ein weißes<br />
Oberhemd mit Krawatte.<br />
»Hallo Schatz, schon zu Hause?«, hatte mich das Gesicht oberhalb dieser<br />
Krawatte gefragt.<br />
»Nein, ich muss nur schnell was holen.« Ich war an dem Anzug vorbeigeschossen,<br />
in mein Zimmer geeilt, hatte die CD auf der Festplatte <strong>und</strong> einen Rohling<br />
im den Raum beherrschenden Chaos gesucht. Erst, als ich das Brennprogramm<br />
gestartet hatte, stolperte ich die Treppe wieder nach unten. Der Brenner würde<br />
ohnehin eine Weile brauchen.<br />
»Sorry, dass ich eben so vorbeigehetzt bin.«<br />
»Kein Problem«, antwortete meine Mutter. »Hast du ein bisschen Zeit? Ich<br />
muss mit dir reden.«<br />
»Nach der Schule. Jetzt muss ich mich beeilen, ich musste nur schnell was<br />
besorgen.« Ich wartete ein erneutes Lächeln als Zustimmung ab, bevor ich<br />
wieder in mein Zimmer ging. Die Lade des Brenners mit der fertigen CD war<br />
schon ausgeworfen, <strong>und</strong> ich konnte die Tracklist in Covergröße ausdrucken.<br />
Manche Bilder werden schneller über die Netzhaut auf das Hirn projiziert, als<br />
der Kopf sie verarbeiten kann. Man weiß, was man sieht, aber die Dimension<br />
wird einem nicht klar, so seltsam <strong>und</strong> irreal erscheint es. Meine Mutter hatte<br />
noch nie Röcke oder Kleider getragen, ich kannte sie nur in Jeans, in T-Shirts<br />
<strong>und</strong> weiten Pullis. Selbst zur Arbeit trug sie immer Hosen. Das Outfit männlicher<br />
Bürosklaven allerdings war neu ür mich. Es fiel mir zwar auf, ich maß ihm<br />
jedoch keine Bedeutung zu. Auch war ich nicht darüber gestolpert, sie überhaupt<br />
zu Hause anzutreffen. Ich w<strong>und</strong>erte mich nicht im Geringsten, warum sie nicht<br />
bei der Arbeit war.<br />
Ich hatte eine tolle Mama, auch wenn ich ihr nicht abgewöhnen konnte,<br />
mich Schatz zu nennen, selbst wenn Fre<strong>und</strong>e dabei waren. Meine Mama war<br />
ungewöhnlich, immer gut ür verrückte Überraschungen, <strong>und</strong> vielleicht machte<br />
ich mir auch deshalb keine weiteren Gedanken.
Lyra war eindeutig wichtiger. Sie bestimmte mein Hirn, sie leitete meine<br />
Schritte, meine Tätigkeiten. Ihr konnte ich, in der Hoffnung ihr zu gefallen,<br />
einen Gefallen tun. Meine Mutter liebte mich sowieso. Also packte ich die CD<br />
in die Tasche, rief noch einen kurzen Gruß <strong>und</strong> fuhr eiligst wieder zur Schule.<br />
Ich wollte Lyra die CD nicht heimlich im Unterricht zustecken, ich wollte sehen,<br />
wie sehr sie sich freute.<br />
Und sie freute sich. Sie schaute erst ungläubig, fragte, ob ich extra daür nach<br />
Hause gefahren sei, <strong>und</strong> als ich bejahte, gab sie mir einen Kuss auf die Wange,<br />
um sich zu bedanken. Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie hatte sich sogar mehr als<br />
gelohnt, denn Lyra fragte mich, ob ich am frühen Abend Zeit hätte. Sie würde<br />
gern auf meiner Festplatte nach weiteren Bands stöbern.<br />
»Klar«, sagte ich <strong>und</strong> jubelte innerlich. Hätte ich keine Zeit gehabt, hätte<br />
ich sie mir geschaffen. Das Versprechen, mit meiner Mum zu reden, hatte ich<br />
vergessen.<br />
<br />
Als ich nach Hause kam, sah meine Mutter wieder normal aus, fast wie immer.<br />
Sie war in der Zwischenzeit beim Friseur gewesen, hatte sich die Haare auf zwei<br />
Zentimeter Länge schneiden lassen <strong>und</strong> etwas Gel in ihnen verteilt. Sie standen<br />
leicht hoch, so, wie die von Marc aus meiner Klasse. Meine Mum sah gut aus,<br />
zwar eher wie ein Junge meines Alters, aber gut. Sie wartete in der Tür auf mich.<br />
Das war seltsam, <strong>und</strong> erst dadurch erinnerte ich mich an mein Versprechen <strong>und</strong><br />
begann mir Gedanken zu machen.<br />
Nicht, weil sie mit mir reden wollte. Mütter wollen fortwährend über irgendwas<br />
mit einem reden. Darin unterschied sich meine Mutter nicht von anderen.<br />
Ich wusste, ich hatte nichts ausgefressen <strong>und</strong> keine Arbeit in den Sand gesetzt.<br />
Es beunruhigte mich, schon an der Tür empfangen zu werden.<br />
»Hallo Schatz. Schön, dass du da bist.«<br />
Normalerweise wäre ich an die Decke gegangen. Sie hätte mir Zeit zum<br />
Ankommen geben können, anstatt mich so zu überfallen. Vielleicht war es die<br />
Freude auf Lyra, die mich bremste. Vielleicht half mir aber auch die Intuition,<br />
mich der Situation anzupassen, ohne sie genau zu erfassen. Jedenfalls muss ich<br />
gespürt haben, wie viel wichtiger meiner Mutter das Gespräch war. Vielleicht<br />
half mir die Intuition, meine Schultasche im Flur abzustellen <strong>und</strong> meine Mama<br />
in den Arm zu nehmen, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte.<br />
»Soll ich uns Kaffee kochen?«, fragte ich, doch sie lächelte wehmütig <strong>und</strong><br />
müde.<br />
»Nein, das habe ich schon getan.«<br />
Sie hatte wirklich auf mich gewartet.<br />
Es war, als hätte ich Geburtstag. Zwar lagen keine Geschenke auf dem Tisch,<br />
aber sie hatte in der Konditorei Sahnetorte gekauft, das gute Geschirr genommen
<strong>und</strong> Kerzen angezündet. Die Kaffeesahne hatte sie in ein kleines Kännchen geüllt<br />
<strong>und</strong> der Zucker war in einer niedlichen Dose, deren Deckel Platz ließ ür das<br />
Silberlöffelchen.<br />
»Komm rein«, lud sie mich ein. Ich folgte ihr. Was gemütlich wirken sollte,<br />
machte mir Angst. Selbst wenn es Kuchen gab, schaufelten wir ihn sonst<br />
eher nachlässig in uns hinein, den Kaffee schlürften wir aus großen Bechern.<br />
Untertassen hatten wir höchstens, wenn die Großeltern da waren. Ihre Mühe<br />
erstickte meine Lockerheit. Normalerweise, wenn meine Mutter mir ankündigte,<br />
wir müssten reden, fragte ich: »Was gibt’s?«, wartete ihre Antwort ab <strong>und</strong> bezog<br />
Stellung, so gut ich konnte.<br />
Wir setzten uns, gabelten häppchenweise unsere Torte <strong>und</strong> nippten, unruhig<br />
auf den Sesseln rutschend, unseren Kaffee.<br />
»Du siehst gut aus mit der neuen Frisur«, fing ich an, um überhaupt etwas zu<br />
sagen, denn betretenes Schweigen zwischen uns war mir fremd.<br />
»Danke.« Sie lächelte mich an. Ich kannte diese Art Lächeln, welches schmerzvoll<br />
versuchte, mich aufzumuntern, auch wenn ich nicht traurig war. Schon<br />
immer hat sie damit sich selbst aufgemuntert, wenn sie keine Kraft mehr hatte,<br />
wenn sie vor lauter Erschöpfung geweint hatte, strahlte sie mich an, als sei ich<br />
es, der Trost brauchte. »Alles wird gut«, sagte das Lächeln, wenn sie vor lauter<br />
Traurigkeit keine gesprochenen Worte mehr hatte.<br />
Ach, hätte ich sie doch in diesem Moment noch einmal in den Arm genommen.<br />
»Der Anzug heute Morgen«, druckste sie <strong>und</strong> schob sich ein weiteres Stückchen<br />
Torte in den M<strong>und</strong>. »Es war zwar nicht geplant, dass du ihn siehst, aber es<br />
war gut so.«<br />
Noch war ich ahnungslos, noch hatte ich keinen Schimmer, wohin das Gespräch<br />
ühren sollte. Ich konnte den Anzug nicht einordnen, ich konnte ihn<br />
nicht mit der neuen Frisur in Zusammenhang bringen, <strong>und</strong> es sickerte noch<br />
nicht einmal wirklich zu mir durch, warum beides Anlass ür dieses Gespräch<br />
sein könnte. Da hatte meine Mutter schon verrücktere Sachen gebracht, etwa<br />
als Frank’n’ Further zum Fasching zu gehen, mit Strapsen bekleidet, nur von<br />
einem Mantel bedeckt durch die kalte Februarnacht, um ohne diesen Mantel<br />
<strong>und</strong> betrunken von einem Taxifahrer wieder hier abgegeben zu werden.<br />
»Ich möchte, dass du mich ab heute Chris nennst.«<br />
»Klar«, sicherte ich ihr zu. »Kein Problem. Wenn es dir wichtig ist.« Das ganze<br />
Szenario nur ür diese Bitte? »Eine Bedingung habe ich«, sagte ich grinsend in<br />
der Hoffnung, der Spuk löste sich damit in Rauch auf, wir pusteten die Kerzen<br />
aus, nähmen den Kaffee in richtigen Schlucken zu uns <strong>und</strong> verbannten das gute<br />
Geschirr wieder in den Schrank, bis ihre Eltern uns zum nächsten Mal besuchten.<br />
»Ohne Bedingung«, sagte sie voller Ernsthaftigkeit. Sonst ließ sie sich immer<br />
von meinem Grinsen fangen, warf vielleicht ein Kissen nach mir, schalt mich
Frechdachs, Idiot oder irgendetwas anderes, mit dem sie mir sagte, wie sehr sie<br />
mich liebte.<br />
»In Ordnung. Keine Bedingung.«<br />
Sie war so zart <strong>und</strong> klein, ich überragte sie mit meinen ünfzehn Jahren schon<br />
längst um einen Kopf, sie war so zierlich <strong>und</strong> …<br />
»Ich trete ab heute meinen Alltagstest an.«<br />
Ich war es gewohnt, ihr die meisten Bitten ohne viele Fragen zu erüllen. Sie<br />
wusste, sie brauchte mir nie etwas zu erklären, wenn ich nur begriffen hatte, sie<br />
meinte es ernst. Das hatte ich begriffen. Wozu also Begründungen?<br />
»Deinen Alltagstest?«<br />
»Die ganzen Depressionen, die Traurigkeit, die jahrelangen Wege zum Psychotherapeuten<br />
hatten alle nur einen Gr<strong>und</strong>«, fuhr sie fort. »Ich bin ein Mann.<br />
Ich habe den Körper einer Frau, aber ich bin ein Mann.«<br />
Meine Mum sah gut aus, zwar eher wie ein Junge meines Alters, aber gut.<br />
In diesem Moment klingelte Lyra.<br />
»Eine Bitte habe ich auch.« Die musste ich noch schnell loswerden, bevor ich<br />
Lyra öffnete.<br />
»Okay, das ist fair«, meinte Chris, während ich schon halb auf dem Weg zur<br />
Tür war. »Welche?«<br />
»Ich möchte, dass du mich ab sofort Mike nennst <strong>und</strong> nicht Schatz.«<br />
»Genehmigt!«, rief er mir hinterher. Er? Wie schnell ging es, Informationen,<br />
die ich kaum aufgenommen, bestimmt nicht verarbeitet hatte, zu beherzigen?<br />
Lyra klingelte fast ungeduldig ein zweites Mal <strong>und</strong> stürzte durch unsere Tür:<br />
»Habt ihr den Fernseher an?«<br />
<br />
All ihre herausgestoßenen Satzfragmente sagten mir nichts. Brocken, in denen<br />
Türme, Flugzeuge <strong>und</strong> der dritte Weltkrieg vorkamen, atemlos zwischen Angst<br />
<strong>und</strong> Verzweiflung. Lyra erwischte mich mit ihrer Bestürzung in voller Ahnungslosigkeit,<br />
warf sich an meine Brust <strong>und</strong> hämmerte mir erstickte Wortfetzen auf<br />
den Pulli. Ich konnte sie nur halten, ihr sachte den Rücken streicheln, sie langsam<br />
in die Wohnung holen <strong>und</strong> die Tür schließen. Chris schaltete unterdessen den<br />
Fernseher ein <strong>und</strong> rief mich ins Wohnzimmer.<br />
»Mike, komm schnell!«<br />
Ich schob Lyra zum Fernsehgerät, nachdem ich ihr die Jacke abgenommen <strong>und</strong><br />
über die Garderobe geworfen hatte. Sie setzte sich nicht. Sie stand im Zimmer<br />
<strong>und</strong> starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm. Chris hockte mit angezogenen<br />
Beinen in der Ecke der Couch. Die Flugzeuge trafen die Türme bei brennenden<br />
Kerzen, dem guten Kaffeeservice, Schwarzwälder Kirschtorte <strong>und</strong> Tafelsilber.<br />
Wie in einer Dauerschleife lief auf jedem Kanal das gleiche Bild. Es muss<br />
Interviews gegeben haben, es muss so etwas wie Berichte zwischendurch gege-
en haben oder die typischen Korrespondentenbilder von Männern mit einem<br />
Mikrofon vor dem M<strong>und</strong>. In der Erinnerung sehe ich aber nur die Bilder von<br />
Flugzeugen, die in die gläsernen Fronten der Türme rasten, die dichten grauen<br />
Rauchschwaden, die Flammen <strong>und</strong> die Menschen, die sich voller Panik in die<br />
Tiefe stürzten. Bilder, ür die ich schon bald kein Fernsehgerät mehr brauchte,<br />
weil ich sie immer sah, sobald ich die Augen schloss.<br />
Es gibt Tage, die sollten dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Nichts,<br />
aber wirklich gar nichts scheint so bleiben zu können, wie es war. Zumindest ist<br />
es nicht vorstellbar.<br />
Es gelang mir, Lyra zur Couch zu schieben, sie zu Chris zu setzen, der ihr<br />
zwischen den Bildern ein kurzes »Hallo« zuwarf. Wenn es je einen Moment gab,<br />
über den man sagen konnte, die Welt stünde still, war es dieser Moment, die<br />
Zeit, in der die Welt nichts als den Schock hatte.<br />
Die Welt stand aber nicht still. Die Feuerwehren waren sofort im Einsatz, die<br />
Fernsehsender <strong>und</strong> Nachrichtenagenturen brachten ihre Kameras in Position,<br />
Menschen bellten ihre Betroffenheit in die Mikrofone oder riefen ihre Familien<br />
an: »Habt ihr schon gehört?« Politiker beeilten sich mit Beileids- <strong>und</strong> Solidaritätsbek<strong>und</strong>ungen,<br />
es herrschte rege Betriebsamkeit, in der dank routinierter<br />
Ausbildung instinktiv oft das Richtige geschah. Und doch ühlte es sich an, als<br />
stockte der Welt der Atem, als lähmte der Schock alles Leben <strong>und</strong> jede Bewegung<br />
<strong>und</strong> bannte die Blicke nur in eine Richtung.<br />
Selbst der Alltag ging weiter. Menschen erledigten ihre Einkäufe oder ihre<br />
Arbeit, versuchten dem Unfassbaren mit einem Stück Normalität zu trotzen<br />
<strong>und</strong> ihre Ängste damit zu besiegen. Und auch Lyra konnte ihren Blick vom<br />
Bildschirm lösen, konnte Chris ansehen <strong>und</strong> dessen Gruß erwidern.<br />
»Hi, ich bin Lyra.«<br />
»Chris«, stellte er sich vor <strong>und</strong> einen kurzen Impuls lang wollte er ihr die<br />
Hand hinstrecken.<br />
»Bist du ein Fre<strong>und</strong> von Mike?«<br />
»Ja.«<br />
Meine Mutter hätte Lyra jetzt gefragt, ob sie auch ein Stück Torte oder eine<br />
Tasse Kaffee wolle, wäre aufgestanden, um noch ein Gedeck zu holen, ohne ihre<br />
Antwort abzuwarten, oder hätte mich Schatz genannt <strong>und</strong> gebeten, meinem<br />
Gast etwas anzubieten. Aber Chris zog nur die Beine etwas näher an seine<br />
Brust, knetete mit den Händen seine Füße <strong>und</strong> schaute wieder gebannt auf den<br />
Fernseher.<br />
»Ihr habt es ja gemütlich hier«, stellte Lyra mit einem Blick auf die Kerzen<br />
fest, schaute ihn an, schaute mich an <strong>und</strong> dann auch wieder auf die hektischen,<br />
alle Gemütlichkeit <strong>und</strong> alle Fragen zerstörenden Bilder.<br />
Meine Mutter war nicht da, also brauchte ich keine Aufforderung, ein höflicher<br />
Gastgeber zu sein. Ich wusste ja, was sie gesagt hätte. Lyra nickte mechanisch,
als ich ihr etwas anbot, <strong>und</strong> griff genauso mechanisch zur Kuchengabel, nachdem<br />
ich ihr die Torte serviert hatte.<br />
Ich zappte durch die Kanäle, in der idiotischen Hoffnung irgendwo entweder<br />
mehr Information oder wenigstens Abwechslung zu finden, aber es gab kein<br />
Entkommen.<br />
Die Bilder ließen sich nicht verweigern. Das Fernsehgerät auszuschalten war,<br />
als ignorierte man fremdes Leid <strong>und</strong> dächte egoistisch nur an sich. Es war,<br />
als müsste man sich daür rechtfertigen, wenn man das Geschehen einfach<br />
nicht mehr aushielt. Meine simplen Fragen erstickten unbeantwortet unter den<br />
Trümmern aus Glas, Stahl <strong>und</strong> Beton. Sie waren unwichtig geworden, angesichts<br />
der hysterischen Frage danach, wann <strong>und</strong> auf welche Weise die amerikanische<br />
Rache folgen <strong>und</strong> wem sie gelten würde. An Musik, an meine Festplatte, die wir<br />
hatten durchforsten wollen, um Lyra noch etwas zu brennen, dachten wir nicht<br />
mehr. Ich dachte noch nicht einmal wirklich an die Veränderungen in unserer<br />
eigenen kleinen Welt. Ich hielt sie automatisch ein. Es kam mir nicht fremd vor,<br />
dass Lyra Chris als Jungen sah, als einen Fre<strong>und</strong> von mir, mit dem sie ihren<br />
Schock teilte, ihre Angst, aber nicht ihre Tränen, denn er hat nicht geweint.<br />
Wie ühlt man sich, wenn man in einem Flugzeug Menschen eine Waffe vor<br />
die Nase hält <strong>und</strong> weiß, man wird ihnen keine Chance lassen? Ich konnte die<br />
Flugzeuge nie abstrahieren, mir nie die Menschen aus ihnen fortdenken. Mit<br />
den Türmen ging es komischerweise. Aber die Menschen in den Flugzeugen<br />
verfolgten mich, ihre Angst, ihre erzwungene Ruhe.<br />
Ich beseitigte die Gemütlichkeit, räumte das gute Service <strong>und</strong> das Tafelsilber in<br />
die Küche, die Reste der Torte in den Kühlschrank, pustete die Kerze aus <strong>und</strong> ließ<br />
Chris <strong>und</strong> Lyra im Wohnzimmer sitzen. Ich hatte genug von den Bildern. Es mag<br />
egoistisch gewesen sein, daran überhaupt einen Gedanken zu verschwenden,<br />
aber auch meine Hoffnung auf Lyra verschwand wegen einer schlichten Antwort<br />
von Chris auf ihre Frage an mich: »Ist Chris ein Fre<strong>und</strong> von dir?«<br />
»Ja.«<br />
Würde ich das können?<br />
Ende der Leseprobe<br />
Lust auf mehr? Lesen Sie hier weiter: Florian Tietgen – Anpassung
Die Autoren<br />
Margot S. Baumann<br />
Margot S. Baumanns () Laufbahn als Geschichtenerzählerin begann in der<br />
zweiten Klasse, als sie ihrer damaligen Lehrerin erklärte, ihre Eltern hätten sie<br />
Fahrenden abgekauft. Heute schreibt sie klassische Lyrik, Psychothriller <strong>und</strong><br />
Romane über Liebe, Verrat, Geheimnisse <strong>und</strong> Sehnsuchtsorte.<br />
Für ihre Werke erhielt sie nationale <strong>und</strong> internationale Preise. Sie mag raue<br />
Küsten, schroffe Felswände, Musik, H<strong>und</strong>e, das Leben im Allgemeinen, ihre<br />
Familie <strong>und</strong> träumt von einem Cottage am Meer.<br />
Margot S. Baumann ist Mitglied des Berner Schriftstellervereins. Sie lebt <strong>und</strong><br />
arbeitet im Kanton Bern (Schweiz).<br />
Cordula Broicher<br />
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Cordula Broicher wurde in Hessen geboren. Nach vielen Umzügen in ihrer<br />
Kindheit <strong>und</strong> Jugend wurde sie in der Schlossstadt Brühl endlich heimisch.<br />
Hier lebt sie mit Mann, zwei Kindern, Enkelsohn <strong>und</strong> Labradorhündin Paula.<br />
Bücher waren schon von klein auf ihre Möglichkeit des Rückzugs in eigene<br />
Welten, aus denen sie sich auch heute noch manches Mal schwer lösen kann.<br />
Ihre Zeit verbringt sie neben Beruf <strong>und</strong> Schreiben am liebsten mit Lesen oder<br />
genießt auf H<strong>und</strong>espaziergängen die Natur in der Umgebung.<br />
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Daniel Dekkard<br />
Daniel Dekkard arbeitete jahrelang ürs Fernsehen, als Ton- <strong>und</strong> Kameramann,<br />
Regisseur, Gagschreiber <strong>und</strong> Drehbuchautor. Schließlich zog es ihn in den Fernen<br />
Osten, wo er mit dem Motorradfahren <strong>und</strong> dem Schreiben von Büchern begann.<br />
Ersteres wartet inzwischen mit achtbaren Ergebnissen auf.<br />
Daniel Dekkard lebt zur Zeit in Phnom Penh/Kambodscha.<br />
»Saigon So<strong>und</strong>« ist sein erster Roman. Jetzt neu erschienen: Der Mystery-<br />
Thriller “Das Auge der Dunkelheit”.<br />
Außer, dass es ebenfalls in Asien spielt, hat dieses Buch nichts mit »Saigon<br />
So<strong>und</strong>« gemein. Während es im Erstling um einen Herumtreiber auf der Suche<br />
nach sich selbst geht, ist »Das Auge der Dunkelheit« Spannung pur. Fernöstliche<br />
Mystik gepaart mit Okkultismus, Jenseitserfahrungen <strong>und</strong> der mörderischen<br />
Jagd nach den »letzten Dingen«.<br />
Susanne Gerdom<br />
Website<br />
Susanne Gerdom lebt, wohnt <strong>und</strong> arbeitet im Familienverband mit vier Katzen<br />
<strong>und</strong> zwei Menschen in einer kleinen Stadt am Niederrhein, bezeichnet sich selbst<br />
als “Napfschnecke”, die ungern ihr Haus verlässt, <strong>und</strong> ist während ihrer wachen<br />
St<strong>und</strong>en im Internet zu finden. Wenn sie nicht gerade schreibt. Manchmal auch,<br />
während sie schreibt.<br />
Sie schreibt ür die Verlage ArsEdition/bloomoon, cbj <strong>und</strong> cbt <strong>und</strong> Ueberreuter<br />
Fantasy ür Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene. Außerdem schreibt sie als<br />
Self-Publisherin Fantasy ür Erwachsene <strong>und</strong> unter dem Namen Franziska Hille<br />
zur Erholung von all der Phantastik gelegentlich ein wenig Romance.<br />
In Flagranti Books<br />
Website<br />
Facebook<br />
In Flagranti Books ist ein Rezensionsblog von Jack T.R. <strong>und</strong> Tilly Jones. In der<br />
großen weiten Welt der Bücher bewegen sich die beiden ausschließlich mit ihren<br />
Pseudonymen, damit verärgerte Autoren sie nicht in ihren nächsten Geschichten<br />
grausam zu Tode kommen lassen. Zuflucht finden sie bei den (Q)indies, die sich<br />
dadurch unwissend selbst in Gefahr bringen, denn nun liegt die stets kritische<br />
Aufmerksamkeit allein auf deren Geschichten.<br />
Website
Sandra Janke<br />
Sani üttert den Blog literatur-diskussion.com in unregelmäßigen Abständen<br />
sowohl mit leicht verdaulicher Kost als auch mit hartem Tobak. Als studierte<br />
Literaturwissenschaftlerin möchte die bibliophile Mittzwanzigerin ihren LeserInnen<br />
eine andere Sicht auf Verlage, AutorInnen oder Romane ermöglichen. Sie<br />
liebt den regen Austausch über das geschriebene Wort.<br />
Simone Keil<br />
… schreibt.<br />
Ira Krissel<br />
Website<br />
Website<br />
Nach Stationen im Lokaljournalismus <strong>und</strong> in der Theaterdramaturgie arbeitete<br />
Ira Krissel r<strong>und</strong> zwanzig Jahre in Redaktion, Produktion <strong>und</strong> Lektorat eines<br />
internationalen Fachverlags. Dank dieses Rüstzeugs machte sie sich als<br />
freie Autorin selbstständig, verfasst seitdem unter anderem Buchrezensionen<br />
<strong>und</strong> – unter Pseudonym – Romane <strong>und</strong> Kurzgeschichten.<br />
Birgit Kluger<br />
website<br />
Facebook<br />
Google+<br />
Birgit Kluger begann mit dem Schreiben von Romanen bereits vor zwei Jahrzehnten,<br />
fand aber erst in den letzten beiden Jahren die Zeit, sich ernsthaft dieser<br />
Leidenschaft zu widmen. Die Weltenbummlerin hat schon auf Mallorca, in den<br />
USA <strong>und</strong> auf den Seychellen gelebt <strong>und</strong> wohnt jetzt im Süden Deutschlands.<br />
Der Debütroman von Birgit Kluger »Schau ihr in die Augen« wurde als E-<br />
Book vom DroemerKnaur-Verlag veröffentlicht. Seitdem hat sie mehrere Bücher<br />
im Selfpublishing veröffentlicht. Darunter »Trau niemals einem Callboy!« , ein<br />
ChickLit-Krimi, der über zwei Monate in den Kindle Top zu finden war. »Dämonenfluch«<br />
, ein Fantasyroman, den sie ins Englische übersetzt <strong>und</strong> unter dem<br />
Namen »Creatures of Fire: Demons die harder« veröffentlicht hat. Außerdem<br />
gibt es von ihr noch »Going Global – How to sell your E-book in the German<br />
market« .<br />
Website
Marny Leifers<br />
Marny Leifers betreibt seit April das Bücherblog »Fantastische Bücherwelt«,<br />
in dem es überwiegend um deutsche Fantasy geht.<br />
Cornelia Lotter<br />
Fantastische Bücherwelt<br />
Facebook<br />
Geboren wurde ich in der Dichterstadt Weimar. Da ich dieses Privileg<br />
schon bald als Verpflichtung empfand, begann ich bereits zu schreiben, als<br />
ich das Alphabet halbwegs beherrschte. Näheres zu meiner schriftstellerischen<br />
Entwicklung finden Sie unter dem Punkt »Schreiben« auf meiner Homepage:<br />
www.autorin-cornelia-lotter.de.<br />
Melanie Meier<br />
Website<br />
Melanie Meier ist gelernte Buchhändlerin <strong>und</strong> seit Dezember <strong>Qindie</strong>-<br />
Autorin. Ihre Passion ist das Schreiben; all ihre Zeit, Energie <strong>und</strong> Hingabe<br />
fließt seit ihrem . Lebensjahr in ihre Romane. entstand der Charakter<br />
Loki von Schallern, dem sie seither treu geblieben ist <strong>und</strong> dem sie deshalb nach<br />
Erscheinen der Filii Iani-Trilogie eine eigene eBook-Serie gewidmet hat.<br />
Da Melanie von der Idee, die hinter <strong>Qindie</strong> steckt, vollauf begeistert ist, hat<br />
sie ohne langes Überlegen den Posten der Chefredaktion ür das <strong>Mag</strong>azin übernommen.<br />
Regina Mengel<br />
Website<br />
Loki<br />
Amazon-Autorenseite<br />
Regina Mengel erblickte in Wuppertal das Licht der Welt, zog aus das Glück<br />
zu finden <strong>und</strong> landete in Köln. Dort verdiente sie lange Zeit ihr täglich Brot als<br />
Wortjongleurin im Vertrieb. Geschichten begleiteten ihr Leben, doch erst im<br />
Jahr machte sie ernst.<br />
Ehrenamtlich gibt sie Flüchtlingskindern Nachhilfe in der Deutschen Sprache<br />
<strong>und</strong> wirkt beim Ulla-Hahn-Haus in Monheim mit. Inzwischen wohnt sie im Kölner<br />
Umland, genießt das Landleben <strong>und</strong> schreibt hauptberuflich Fantasyromane,<br />
Kinderbücher, Kurzgeschichten <strong>und</strong> neuerdings auch freche Frauenbücher mit
Krimianteil. Wer mehr über Regina Mengel <strong>und</strong> ihre Bücher wissen möchte, ist<br />
herzlich auf die Homepage eingeladen. Oder besuchen Sie sie auf Facebook.<br />
Susanne Pavlovic<br />
Website<br />
E-Mail<br />
Susanne Pavlovic ist Jahrgang <strong>und</strong> studierte Germanistin. Sie hat als Pferdepflegerin,<br />
Deutschlehrerin <strong>und</strong> Telefonfee gearbeitet, bevor sie den Schritt in<br />
die Selbständigkeit als Autorin wagte. Sie liebt Fantasy-Rollenspiele <strong>und</strong> ist der<br />
lebende Beweis daür, dass chronisches Lampenfieber heilbar ist.<br />
Grit Richter<br />
Website<br />
Textehexe<br />
Grafik-Designerin Grit Richter gründete am . Januar den Art Skript Phantastik<br />
Verlag ür düstere Fantasy. Mit den Fantasy-Sub-Genres Contemporary-,<br />
Dark-, Historical-, Science- <strong>und</strong> Urban- Fantasy <strong>und</strong> Steampunk teilweise in<br />
Kombination mit Horror bettet sich der Verlag in einer ganz eigenen Nische,<br />
fern ab vom Mainstream, ein.<br />
Seit ist der Verlag auf Anthologien spezialisiert <strong>und</strong> lieferte bisher mit<br />
Vampire Cocktail, Masken, Steampunk , Die Damen der Geschichte <strong>und</strong><br />
Steampunk Akte Deutschland ganz besondere Erlebniswelten ab, die es dem<br />
Leser ermöglichen sowohl eine Vielzahl an Autoren als auch neue Sub-Genres<br />
kennen zu lernen.<br />
Elsa Rieger<br />
Website<br />
Elsa Rieger lebt in Wien <strong>und</strong> arbeitet als Autorin <strong>und</strong> Atemtrainerin.<br />
»Ich schreibe seit vielen Jahren über Licht <strong>und</strong> Schatten im Leben, in Form<br />
von Lyrik, Erzählungen <strong>und</strong> Romanen.«<br />
Website<br />
E-Books <strong>und</strong> Taschenbücher
Jacqueline Spieweg<br />
Jacqueline Spieweg, Grafikerin, Malerin <strong>und</strong> Autorin. Sie war unter anderem<br />
Art Direktorin des Micky Maus <strong>Mag</strong>azins.<br />
Ihre Bücher veröffentlich sie unter dem Pseudonym Selma J. Spieweg. Sie<br />
schreibt Krimis, Urban-Fantasy <strong>und</strong> Steampunk.<br />
Kathleen Stemmler<br />
Website<br />
Kathleen Stemmler schreibt, seit sie schreiben kann. Die erste Geschichte, die<br />
sie mit Jahren verfasste, handelte von einem kleinen Igel, der die große Liebe<br />
suchte (<strong>und</strong> auch fand). In der Zwischenzeit hat sich der Stil ein wenig gewandelt<br />
<strong>und</strong> ist deutlicher geworden. In zum Teil sehr düsteren <strong>und</strong> auch drastischen<br />
Worten spiegeln die Gedichte die Tiefen mancher Seelen wider. Veröffentlicht<br />
hat Kathleen bisher einen eigenen Gedichtband <strong>und</strong> ist in mehreren Anthologien<br />
vertreten.<br />
Die zweite schriftstellerische Seele in Kathleens Brust ist beruflich gewachsen.<br />
Durch ihren Bezug zur Bildung wurde ihr bewusst, dass es zu viele Fachbücher<br />
gibt, die noch nicht geschrieben wurden. Also begann sie parallel zu Ihrem<br />
lyrischem Schaffen auch fachliche Texte zu veröffentlichen.<br />
Im Moment versucht sie all ihre kreativen Leidenschaften (zu denen auch<br />
noch das Fotografieren gehört) miteinander zeitlich zu vereinbaren, was ihr aber<br />
nur begrenzt gelingt. Aber sie arbeitet stetig daran.<br />
Florian Tietgen<br />
Website<br />
Florian Tietgen schreibt schon seit der Gr<strong>und</strong>schule. Seit veröffentlicht er<br />
die Ergebnisse auch. Zunächst auf kurzgeschichten.de, nach <strong>und</strong> nach dann in<br />
Anthologien <strong>und</strong> Verlagen. Sein Augenmerk gilt dabei vorwiegend gesellschaftlichen<br />
Themen.<br />
Website
Impressum<br />
Originalausgabe Oktober – <strong>Qindie</strong><br />
© Melanie Meier, Regensburg, magazin@qindie.de<br />
http://melanie-petra.jimdo.com/melanie/<br />
Das Copyright der Texte liegt bei den jeweiligen AutorInnen<br />
Cover © Simone Keil – Die Buchhandwerker<br />
unter Verwendung eines Fotos von © Regina Mengel<br />
Kapitelüberschriften: © Simone Keil – Die Buchhandwerker<br />
<strong>und</strong> © Jacqueline Spieweg<br />
Fotos: Regina Mengel <strong>und</strong> http://www.graphicstock.com<br />
Satz: Susanne Gerdom – Die Buchhandwerker<br />
Dieses E-Book steht unter einer Creative-Commons-Lizenz:<br />
CC BY-NC-ND .<br />
http: //creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/./de/<br />
Das heißt: Dieses E-Book ist nicht DRM-geschützt, Kopien davon dürfen<br />
(unverändert) an Dritte weitergegeben werden.<br />
Über <strong>Qindie</strong><br />
<strong>Qindie</strong> steht ür qualitativ hochwertige Indie-Publikationen. Achten Sie also<br />
künftig auf das <strong>Qindie</strong>-Siegel! Für weitere Informationen, News <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />
besuchen Sie unsere Website
Inhaltsverzeichnis<br />
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Redaktionsgruß<br />
News im Zeitraffer<br />
September – Lyrik<br />
Leitartikel<br />
Interview mit Susanne Gerdom<br />
Kurzgeschichte – Auf der Suche nach dem verlorenen Gedanken<br />
Kolumne: Prologeritis – Symptome <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />
Autorenvorstellung Daniel Dekkard<br />
Saigon So<strong>und</strong> – Rezension<br />
Fingerspitzenmelancholie – Lyrik<br />
Handwerk am Buch – Schriftsteller <strong>und</strong> die Technik<br />
Kurzgeschichte: San Michele, donnerstags<br />
Kolumne: Verlagsbücher vs. Indiebücher<br />
Herbstleben – Lyrik<br />
Buchempfehlungen<br />
Über Literatur bloggen<br />
<strong>Traum</strong>reise – Lyrik<br />
Interview mit Nika Lubitsch<br />
Glosse: Über den Geruch von Büchern <strong>und</strong> andere Sinnestäuschungen<br />
Covertipps ür Autoren<br />
Herzwärts – Lyrik<br />
Verlagssuche oder Sorgfalt ist das halbe Buch!<br />
Albschlaf – Lyrik<br />
Auf dem amerikanischen Markt Fuß fassen! Geht das?<br />
Anpassung – Leseprobe<br />
Die Autoren<br />
Impressum