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Zukunft: Steiermark - Steirische Volkspartei

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<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Erfahrung Vision Aktion


<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Erfahrung Vision Aktion<br />

Das <strong>Zukunft</strong>sprogramm der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Modell <strong>Steiermark</strong> Vor Ort am Wort <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Es ist für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> eine verpflichtende und große Tradition, die <strong>Steiermark</strong>-<br />

Partei und damit auch die steirische Programm- und <strong>Zukunft</strong>spartei zu sein. Es gibt wohl<br />

kaum eine andere Landespartei Österreichs, die seit Jahrzehnten eine so große, reiche und<br />

starke Tradition der Programmarbeit hat wie die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>. Auf dem festen<br />

Fundament unseres sich stets weiterentwickelnden Langzeitprogramms „Modell <strong>Steiermark</strong>“<br />

haben wir am Landesparteitag 2004 den neuen großen Prozess „<strong>Zukunft</strong> <strong>Steiermark</strong>“ ein-<br />

geleitet. Persönlich bin ich sehr dankbar dafür, dass im Laufe der Jahre tausende, viele<br />

auch Partei ungebundene Menschen unseres Landes an diesem großen Diskussionsprozess<br />

mitwirken und oft auch unbequeme, aber ungemein befruchtende Impulse geben – in einem<br />

echten Klima der Offenheit, aber auch auf dem Fundament der Werte: Mit dem Blick auf<br />

die großen Fragen der Zeit und Welt, aber nicht abgehoben von den konkreten Problemen,<br />

Sorgen, Bedürfnissen, Wünschen und Hoffnungen der Menschen unserer Heimat, denen<br />

wir Orientierung geben wollen.<br />

Eine der großen Stärken der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ist, dass sie eine echte, große leben-<br />

dige, diskutierende, arbeitende <strong>Volkspartei</strong> ist, die 60 Jahre unbeirrt und erfolgreich für<br />

unser Land Partei ergreift. Es ist auch ein Markenzeichen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, unter-<br />

schiedliche Meinungen in der Breite und Vielfalt der Positionen in einer fruchtbaren Span-<br />

nung zum Tragen zu bringen. Auf diese Weise ist mit „<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong>“ wiederum ein<br />

umfassendes und anspruchsvolles Programm für den Weg der <strong>Steiermark</strong> ins 21. Jahr-<br />

hundert entstanden, das wir umsetzen wollen.<br />

Unser Ziel ist:<br />

• Die <strong>Steiermark</strong> als lebens- und liebenswerte Heimat und dynamische <strong>Zukunft</strong>sregion<br />

– als geistig-kulturelles, wissenschaftliches, wirtschaftliches, soziales und gesellschaft-<br />

liches Herz und Zentrum im Südosten Europas festigen.<br />

• Die <strong>Steiermark</strong> als das Bundesland Österreichs, das bei Reformfreudigkeit und Innova-<br />

tion an der Spitze steht – in allen Bereichen: in Wirtschaft, Wissenschaft, Mitwelt,<br />

Bildung, Kunst und Kultur, Gesellschaft und Politik, stärken.<br />

• Infrastrukturelle Hauptachsen und Hausaufgaben müssen jetzt auf Schiene gebracht<br />

werden.<br />

Wir wissen: Der Mensch braucht gerade in Zeiten großer und notwendiger Veränderungen<br />

Sicherheit. In der <strong>Steiermark</strong> ist Sicherheit Fundament der <strong>Zukunft</strong>. In der <strong>Steiermark</strong> hat<br />

Innovation Tradition, wächst Innovation aus der Tradition. Gestalten wir gemeinsam unsere<br />

Heimat, das Land der <strong>Zukunft</strong>!<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic


<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Inhalt<br />

Einleitung und Grundsätze:<br />

7 Das Land der <strong>Zukunft</strong><br />

Die zwölf Kapitel unseres <strong>Zukunft</strong>sprogramms:<br />

27 Das Land des neuen Denkens<br />

45 Das Land der Arbeit<br />

77 Das Land der Infrastruktur<br />

93 Das Land der Innovation<br />

109 Das Land der Bildung<br />

129 Das Land der Kultur<br />

149 Das Land der Generationen<br />

167 Das Land der sozialen Gerechtigkeit<br />

185 Das Land der Gesundheit<br />

203 Das Land der Lebensqualität<br />

217 Das Land der Freizeit<br />

231 Das Land der Sicherheit<br />

Anhang


Das Land der <strong>Zukunft</strong><br />

Unser Programm: Neues Denken, Arbeit, Infrastruktur, Innovation, Bildung, Kultur,<br />

Generationen, Soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Lebensqualität, Freizeit, Sicherheit


<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Alles wird anders? – Alles bleibt gut!<br />

Nach fünf Jahren Arbeit – am Ende der Le-<br />

gislaturperiode 2000 bis 2005 und im Vor-<br />

feld der Landtagswahl – ist es an uns, un-<br />

sere Leistungen zu bilanzieren, Erreichtes<br />

mit Versprochenem zu vergleichen und für<br />

die Wählerinnen und Wähler ein Angebot<br />

für die nächsten fünf Jahre zu formulieren.<br />

Ein Blick zurück, auf den 7. November<br />

2000, den Tag der Regierungserklärung von<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic, schärft<br />

die Erinnerung an die wichtigsten politi-<br />

schen Vorhaben und erleichtert Bilanz wie<br />

Vergleich: „Ich werde, wo immer ich stehe,<br />

niemanden ausgrenzen, nicht polarisieren,<br />

alle immer einladen, Verantwortung, Ver-<br />

lässlichkeit und Vertrauen nicht ankündi-<br />

gen, sondern realisieren. Und es wird von<br />

meiner Seite kein beleidigendes und auch<br />

kein verletzendes Wort geben.“ – Mit diesen<br />

Worten leitete Landeshauptmann Waltraud<br />

Klasnic ihre Regierungserklärung ein und<br />

grenzte sich damit gegen jene ab, die den<br />

Streit, die Kritik und die Ausgrenzung zu<br />

ihrem Programm machten. Oder in ihren<br />

Worten: „Nicht Hader und Streit wird uns<br />

weiterbringen, sondern der Versuch, mitein-<br />

ander das Beste für unser Land zu errei-<br />

chen.“ Inhaltlich konzentrierte sich die Re-<br />

gierungserklärung auf die Themen „Arbeit<br />

schaffen, Sicherheit geben und Gemeinsam<br />

leben!“ Waltraud Klasnic legte auch als<br />

erster steirischer Landeshauptmann seit<br />

1945 ein Regierungsprogramm vor. Der<br />

Großteil dieses Programms „miteinander<br />

weiterarbeiten“ konnte erfolgreich umge-<br />

setzt werden.<br />

Die letzten fünf Jahre bewiesen aber auch<br />

einmal mehr, dass alle politischen Versu-<br />

che, die Probleme der Menschen zu mil-<br />

dern, ihnen ein Leben in Sicherheit und<br />

Freiheit zu ermöglichen, an Katastrophen zu<br />

scheitern drohen. Die Terroranschläge in<br />

New York oder die südostasiatische<br />

Springflutkatastrophe zum Jahreswechsel<br />

2004/2005 – hunderttausende mensch-<br />

liche Tragödien, deren Schmerz durch die<br />

Politik nicht verhindert werden konnte. In<br />

diesen Momenten spürt man nicht nur die<br />

persönliche Hilflosigkeit, sondern weiß<br />

auch, dass in diesen Situationen letztlich<br />

jede Hilfe ungenügend scheint. Trotzdem<br />

gilt es gerade in diesen Stunden Stärke zu<br />

beweisen, gehört es zu unserer Pflicht, die<br />

Menschen auf ihrem schwierigen Weg zu<br />

begleiten. – Und wenn es in diesen Stun-<br />

den, Tagen und Wochen gelingt, wenigstens<br />

einem Menschen zu helfen, lohnt sich der<br />

Einsatz und gibt es selbst in diesen dunklen<br />

Momenten Hoffnung. Allein kann dies die<br />

Politik nicht bewerkstelligen, immer ist sie<br />

auf die Hilfe tausender Helferinnen und<br />

Helfer angewiesen, die ihre Zeit in den<br />

Dienst der Sache stellen.<br />

Politik ist daher der ständige Versuch, die<br />

Welt zum Besseren zu wenden. Aufgabe der<br />

Politik ist es, realistische Perspektiven zu<br />

zeigen, Hoffnung zu geben, und nicht Ängste<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 9<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


zu schüren, nicht zu verunsichern durch<br />

unseriöse Ankündigungen oder durch Aus-<br />

sagen, bei denen Menschen dann nicht<br />

mehr wissen, wie es vielleicht in einem hal-<br />

ben Jahr mit ihrem eigenen Leben, in ihrem<br />

eigenen Berufsumfeld weitergeht. Es kann<br />

in der Politik nicht darum gehen, negative<br />

Gefühle zu wecken, sondern positives Den-<br />

ken ist gefragt. – Es gilt mit Hoffnung und<br />

Zuversicht in die <strong>Zukunft</strong> zu gehen.<br />

Dass es in der Erfüllung dieser vornehmsten<br />

Pflicht zu Rückschlägen kommt, es Irrita-<br />

tionen gibt, weil einigen der Weg nicht passt,<br />

anderen die Ziele unerreichbar scheinen, ist<br />

selbstverständlich und gehört zur täglichen<br />

Arbeit. Gemeinsam beschrittene Wege haben<br />

die <strong>Steiermark</strong> zu einem der erfolgreichsten<br />

Bundesländer in den ersten Jahren des neu-<br />

en Jahrtausends gemacht. Die Wege und<br />

Ziele, die im Folgenden skizziert werden,<br />

stellen sicher, dass dies auch in <strong>Zukunft</strong> so<br />

bleibt. Leitbild ist dabei für uns, dass die<br />

Marke Innovationsland <strong>Steiermark</strong> nicht nur<br />

für einen attraktiven Wirtschafts-, sondern<br />

auch für einen unverwechselbaren Lebens-<br />

standort in der Verbindung aus Hightech,<br />

Kultur und Lebensqualität steht!<br />

Du bist unser Programm –<br />

JA zur <strong>Steiermark</strong>!<br />

Ausgangspunkt und Mittelpunkt unseres<br />

politischen Handelns ist der einzelne<br />

Mensch mit seinen Sorgen und Hoffnungen:<br />

Ein sicherer und erfüllender Arbeitsplatz,<br />

eine verlässliche und moderne Kinderbe-<br />

treuung, eine fördernde und fordernde Schu-<br />

le, schnelle und effektive Unterstützung bei<br />

10<br />

der Verwirklichung origineller Ideen und al-<br />

ternativer Zugänge, Sicherheit in Krankheit<br />

und Alter – bei aller gebotenen und berei-<br />

chernden Vielfalt unserer pluralistischen<br />

Gesellschaft, lassen sich Wünsche, Träume<br />

und Ziele klar formulieren, und neben dem<br />

notwendigen persönlichen Engagement ist<br />

es an der Politik, diese Wirklichkeit werden<br />

zu lassen. Veränderungen, Reformen, kurz:<br />

den gesellschaftlichen Wandel zu initiieren,<br />

zu begleiten und sozial abzusichern, das<br />

waren, das sind die Aufgaben der Politik!<br />

Sicherheit im Wandel<br />

Der Strukturwandel der steirischen Wirt-<br />

schaft und in Folge des steirischen Arbeits-<br />

marktes blieb nicht ohne tiefgreifende Ver-<br />

änderungen für viele Steirerinnen und Stei-<br />

rer. Einstmals begehrte Qualifikationen<br />

wurden nicht mehr in gewohntem Umfang<br />

nachgefragt, sichere Beschäftigungsverhält-<br />

nisse gingen verloren, ohne dass sich zeit-<br />

nah neue ergaben. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei bekennt sich dazu, Menschen in Not zu<br />

helfen und ihnen Wege in eine bessere Zu-<br />

kunft zu eröffnen.<br />

Private Brüche, Änderungen in der Lebens-<br />

planung und oftmals auch bloßes Pech ver-<br />

langen nach gesellschaftlicher Solidarität,<br />

zu der sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> vorbe-<br />

haltlos bekennt. Durch umfassende, ge-<br />

meinsame Reformen der Sozialhilfe, des<br />

Behindertengesetzes, des Jugendwohl-<br />

fahrtsgesetzes und des Pflegeheimgesetzes<br />

konnte sichergestellt werden, dass die Stei-<br />

ermark zu jenen Bundesländern gehört,<br />

welche über geeignete Instrumentarien zur<br />

Lösung der sozialen Herausforderungen der<br />

Gegenwart und <strong>Zukunft</strong> verfügen.<br />

Die von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> gewollte<br />

und unterstützte Harmonisierung des Pen-


sionssystems sichert die Pensionen nun-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

mehr langfristig ab und führt zu einem Mehr<br />

an Generationengerechtigkeit.<br />

Vorsorge ist besser als Fürsorge, Hilfe zur<br />

Selbsthilfe und Chancengerechtigkeit – das<br />

sind die drei Eckpfeiler des sozialpolitischen<br />

Denkens der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Daher<br />

ist es selbstverständlich, dass sich die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> für eine Ausdehnung der<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen aussprach<br />

und das Programm „KINDerLEBEN“ initiier-<br />

te, sich an die Spitze der Diskussion über<br />

die Nachmittagsbetreuung an unseren Schu-<br />

len setzte und durch eine Standortgarantie<br />

für alle steirischen Spitäler die erstklassige<br />

und umfassende Gesundheitsversorgung ga-<br />

rantiert. Mit ihren Vorschlägen zur Schaffung<br />

eines <strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds,<br />

der Einführung regelmäßiger Gesundheitsbe-<br />

richte, dem Ausbau der Gesundheitsvorsor-<br />

ge, der Regionalisierung der Krankenversor-<br />

gungsstruktur mit einem besonderen Gewicht<br />

auf den niedergelassenen Ärzten und der<br />

Forcierung von Gruppenpraxen, neuen For-<br />

men der Krankenversorgung wie „hospital at<br />

home“ oder dem besonderen Ausbau der<br />

Pflegeausbildung und alternativen Formen<br />

der Pflege weist die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

das innovativste Programm einer modernen<br />

Gesundheitspolitik auf. Eine umfassende Si-<br />

cherung und Förderung der Gesundheit er-<br />

fordert freilich auch eine optimale Lebens-<br />

qualität, für die für uns insbesondere eine<br />

gesunde Umwelt und eine nachhaltige Ent-<br />

wicklung des ländlichen Raumes bedeutend<br />

sind. Die <strong>Zukunft</strong> qualitätsvoller Lebensmit-<br />

telerzeugung liegt sicherlich im Wiederent-<br />

decken und Fördern naturnah und gentech-<br />

nikfrei erzeugter Lebensmittel.<br />

Sicherheit ist freilich auch mehr als<br />

sozial-, gesundheits- und regionalpolitische<br />

Verantwortung. Sie umfasst ebenso Investi-<br />

tionen in die Infrastruktur. Ob Semmering-<br />

Basistunnel oder die 380 kV-Leitung – bei-<br />

des sind Investitionen in die sichere <strong>Zukunft</strong><br />

der <strong>Steiermark</strong>. Gerade hier galt und gilt es<br />

aber auch, Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />

Sei es bei unseren Nachbarn, sei es im<br />

eigenen Land. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

bekennt sich zu diesen Großinvestitionen<br />

und wird alles unternehmen, um Zweifler,<br />

Kritiker und Blockierer von deren Sinn, Wert<br />

und Nachhaltigkeit zu überzeugen. Die Kno-<br />

tenfunktion der <strong>Steiermark</strong> ist ein Gewinn<br />

für ganz Österreich und nicht nur ein Pro-<br />

vinzwunsch. Deshalb ist Graz als Schnitt-<br />

punkt von Pyhrnachse und neuer Südbahn<br />

(über Semmering und Koralm) wichtiger<br />

Eckpunkt des zentralen innerösterreichi-<br />

schen Wirtschafts- und Verkehrsdreiecks<br />

Wien-Linz-Graz. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

ist stolz, den Ausbau dieser Schnittpunkt-<br />

funktion erfolgreich auf Schiene gebracht zu<br />

haben!<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist auch das beliebteste Ur-<br />

laubsland der Österreicher. Die Tourismus-<br />

landschaft im österreichischen Bundesland<br />

der Vielfalt, dem „Grünen Herz“ Österreichs,<br />

ist und bleibt unverwechselbar. Wer dabei<br />

nur an Urlaub, Wellness, Sport oder Müßig-<br />

gang denkt, der irrt – der Tourismus wie<br />

auch sportliche Großveranstaltungen haben<br />

sich mittlerweile zu äußerst wichtigen Fak-<br />

toren der Wirtschaft für die <strong>Steiermark</strong> ent-<br />

wickelt. Sicherung der Lebensqualität und<br />

der Gesundheit sind daher nahezu ideal mit<br />

Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

und mit der Sicherung und Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen kombiniert. Die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> steht sowohl für die Schaffung<br />

einer klaren Marke, die das Tourismusland<br />

<strong>Steiermark</strong> nach außen präsentiert, als auch<br />

für die Bewahrung der regionalen Besonder-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 11<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


heiten, die unser schönes Bundesland so<br />

wertvoll machen.<br />

Sicherheit umfasst in ihrem Kern natürlich<br />

auch das Sicherheitsgefühl der Menschen<br />

in ihrem alltäglichen Lebensumfeld. Krimi-<br />

nalität und die Furcht vor Verbrechen sind<br />

für die Bürgerinnen und Bürger ein wichti-<br />

ges Thema. Der Staat muss eine effektive<br />

Verbrechensbekämpfung durch die Exeku-<br />

tive sicherstellen, zunehmende Bedeutung<br />

bekommt aber die Prävention, d.h. das<br />

frühe Verhindern des Entstehens von Ver-<br />

brechen. Hier kann der Staat auf sich allein<br />

gestellt nichts ausrichten, in einer Bürger-<br />

gesellschaft muss ein gemeinsames Enga-<br />

gement aller selbstverständlich sein. Die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt und för-<br />

dert diese Entwicklungen.<br />

Arbeit schaffen<br />

Der Traum von einer allmächtigen Arbeits-<br />

marktpolitik ist längst ausgeträumt. Das<br />

Experiment der „Verstaatlichten“ hat nicht<br />

funktioniert. Die internationalen Rahmenbe-<br />

dingungen, in denen österreichische Politik<br />

wirken kann, haben sich gravierend ver-<br />

ändert. Jahrzehntelang kämpften die Stei-<br />

rerinnen und Steirer mit ihrer Grenzland-<br />

lage, fanden in kommunistischen Ländern<br />

ihre künstlichen Grenzen und konnten<br />

demgemäß nicht vom Handel und dem<br />

Austausch mit ihren Nachbarn profitieren.<br />

Durch den Fall des Eisernen Vorhanges<br />

und den EU-Beitritt von zehn mittel- und<br />

südosteuropäischen Nachbarländern am<br />

1. Mai 2004 kam die <strong>Steiermark</strong> von der<br />

Grenze ins Herz Europas. Der Handel<br />

mit unseren Nachbarstaaten nahm zu, die<br />

Zahl an Direktinvestitionen stieg. Der Aus-<br />

tausch zwischen uns und unseren Nachbarn<br />

bereicherte unser Leben in vielfältigster<br />

Weise.<br />

12<br />

Hier wird deutlich, was Politik kann, näm-<br />

lich ein günstiges Klima für Betriebsansied-<br />

lungen und Arbeitsplätze schaffen. Der wohl<br />

augenfälligste Vorteil der geänderten geo-<br />

strategischen Lage der <strong>Steiermark</strong> in Verbin-<br />

dung mit den Anstrengungen der Politik<br />

findet sich in den Arbeitsmarktzahlen:<br />

Kämpfte die <strong>Steiermark</strong> jahrzehntelang ge-<br />

gen künstliche Grenzen und eine veralterte,<br />

defizitäre Verstaatlichte Industrie, hatte die<br />

Öffnung der Grenzen, die Privatisierung der<br />

Verstaatlichten Industrie, die gemeinsamen<br />

Anstrengungen zur Errichtung des Auto-<br />

Clusters und die umsichtige und offensive<br />

Wirtschafts- und Forschungsförderungspoli-<br />

tik der <strong>Steiermark</strong> zur Folge, dass die Ar-<br />

beitslosigkeit in der <strong>Steiermark</strong> erstmals in<br />

der Geschichte der Zweiten Republik unter<br />

jener im gesamten Bundesgebiet liegt.<br />

Es konnten durch diese gemeinsamen euro-<br />

päischen, österreichischen und steirischen<br />

Anstrengungen zusätzlich 50.000 Arbeits-<br />

plätze geschaffen werden. Anders formu-<br />

liert: Die Beschäftigung stieg in den letzten<br />

Jahren um 13 %. Doch nicht nur die Zahl<br />

der Beschäftigungsverhältnisse wuchs im<br />

Vergleich zu anderen europäischen Regio-<br />

nen außerordentlich kräftig, auch die Qua-<br />

lität der Beschäftigungsverhältnisse verän-<br />

derte sich merklich zum Besseren. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> ist jenes Bundesland Öster-<br />

reichs, das über die meisten Ingenieurinnen<br />

und Ingenieure bzw. Technikerinnen und<br />

Techniker verfügt. Auf 100 Beschäftigte<br />

kommen acht Ingenieurinnen und Inge-<br />

nieure. Unterstrichen wird dieser beispiel-<br />

lose Strukturwandel durch die Tatsache,<br />

dass die <strong>Steiermark</strong> österreichweit über die<br />

meisten Kompetenzzentren verfügt, jedes<br />

dritte Hightech-Produkt Österreichs aus<br />

der <strong>Steiermark</strong> kommt und wir innerhalb<br />

Europas zu den 25 stärksten Forschungs-


und Entwicklungsregionen gehören. Bereits<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

jetzt gibt die <strong>Steiermark</strong> 2,5 % ihres<br />

Bruttoinlandsproduktes für Forschung &<br />

Entwicklung aus – ein Zielwert, der nach<br />

den Vorgaben erst 2006 zu erreichen<br />

wäre.<br />

Diesen Weg – den Wandel zu initiieren, zu<br />

begleiten und abzusichern – gilt es auch in<br />

<strong>Zukunft</strong> zu beschreiten, um die Lissabon-<br />

Ziele, Europa zum wettbewerbsfähigsten<br />

und dynamischsten Wirtschaftsraum mit<br />

besseren Arbeitsplätzen und größerem so-<br />

zialen Zusammenhalt zu machen, für die<br />

<strong>Steiermark</strong> bereits vor dem Jahr 2010 zu<br />

erreichen!<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird daher in den<br />

kommenden Jahren die arbeits- und sozial-<br />

rechtliche Absicherung atypischer Beschäf-<br />

tigungsverhältnisse verfolgen, um durch die<br />

Beseitigung dieser sozialen Ungerechtigkei-<br />

ten die Motivation und das Engagement der<br />

Arbeitnehmer zu fördern. Auch die Flexibi-<br />

lisierung der Arbeitszeit gehört zu den An-<br />

liegen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Hier ist<br />

gleichzeitig aber auch große Vorsicht ange-<br />

zeigt. Ziel ist nicht die fremdbestimmte<br />

Festsetzung der Arbeitszeit, sondern die<br />

gleichzeitige Verwirklichung einer größeren<br />

Zeitautonomie für die Arbeitnehmer, um Be-<br />

ruf, Familie und Freizeit harmonischer zu<br />

verbinden, und der Möglichkeit für den Ar-<br />

beitgeber, die Arbeitszeiten entsprechend<br />

der Auftragslage im Einvernehmen mit den<br />

Arbeitnehmern zu planen.<br />

Mit der Forderung nach einer Flexibilisie-<br />

rung der Arbeitszeit geht die Forderung nach<br />

dem Mindestlohn in Höhe von 1.000 Euro<br />

einher. Nach wie vor vertraut die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> auf die Lösungskompetenz der<br />

Sozialpartner und erwartet sich einen Ge-<br />

neralkollektivvertrag mit einem festgeschrie-<br />

benen Mindestlohn, um einen menschen-<br />

würdigen Mindestlebensstandard zu garan-<br />

tieren.<br />

Die schnelle Entwicklung der wirtschaftli-<br />

chen Bedürfnisse und technischen Möglich-<br />

keiten sowie der immense Zuwachs an<br />

Wissen stellen für jeden Einzelnen und jede<br />

Einzelne neue Herausforderungen dar, wel-<br />

chen durch lebenslange Fort- und Weiterbil-<br />

dung am besten begegnet werden kann.<br />

Ununterbrochene Erwerbsbiografien neh-<br />

men tendenziell ab und werden durch er-<br />

gänzende Arbeits- und Lernblöcke abgelöst.<br />

Diese „Auszeit für Bildung“ wird von der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> in den nächsten Jah-<br />

ren durch Bildungs- und Förderungspro-<br />

gramme unterstützt werden.<br />

Ziel der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war und ist<br />

die Vollbeschäftigung. Jede Arbeitslose bzw.<br />

jeder Arbeitslose, insbesondere jede Ju-<br />

gendliche bzw. jeder Jugendliche ohne Ar-<br />

beit ist eine Verschwendung an <strong>Zukunft</strong> und<br />

Chance. Diesen Menschen Perspektiven<br />

und Möglichkeiten zu eröffnen ist daher das<br />

wichtigste arbeitsmarktpolitische Ziel der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />

Bildung ist Freiheit!<br />

Ob Beschäftigungs- oder Geschlechterpoli-<br />

tik, ob Sozial- oder Gesundheitspolitik: Bil-<br />

dung rechnet sich – für den Einzelnen wie<br />

für die Gesellschaft. Nach wie vor hat jeder<br />

zweite Arbeitslose keine über die Pflicht-<br />

schule hinausgehende Ausbildung, sind die<br />

Lohndifferenziale zwischen Mann und Frau<br />

in prekären Beschäftigungsverhältnissen am<br />

größten, sind viele sozialpolitische Maßnah-<br />

men nur mangels weitergehender (Aus-)Bil-<br />

dung notwendig und lässt sich für die Ge-<br />

sundheitspolitik nachweisen, dass Bildung<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 13<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


eine wesentliche Vorbedingung für ein ge-<br />

sünderes Leben ist.<br />

Daher ist es für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

selbstverständlich, dass sie sich für Chan-<br />

cengerechtigkeit am Bildungsmarkt einsetzt.<br />

– Nicht die Antwort auf die Frage „Woher<br />

kommen wir?“ darf für Bildungskarrieren<br />

verantwortlich sein, sondern die Antwort auf<br />

die Frage „Wohin wir wollen?“.<br />

Der individuelle Wert einer guten Ausbil-<br />

dung lässt sich an Zahlen festmachen: In<br />

Österreich ist die Ertragsrate einer über die<br />

Pflichtschule hinausgehenden Ausbildung<br />

im Vergleich zu anderen OECD-Ländern re-<br />

lativ hoch. Ein Hilfsarbeiter verdient in<br />

Österreich um 22 % weniger als Absolven-<br />

ten einer berufsbildenden mittleren Schule.<br />

Eine universitäre Ausbildung bringt in Öster-<br />

reich einen Mehrertrag von 39 % im Ver-<br />

gleich zu einer berufsorientierten mittleren<br />

Ausbildung. Darüber hinaus ist es wichtig<br />

festzuhalten, dass die Ertragsrate der Aus-<br />

bildung über die Pflichtschule hinaus höher<br />

ist als der reale Zinsertrag so gut wie jeder<br />

Kapitalinvestition.<br />

Der für die positive Entwicklung einer Ge-<br />

sellschaft maßgebliche Wert der Bildung<br />

lässt sich aber auch ohne Rückgriff auf da-<br />

mit verbundene Entgeltmöglichkeiten fest-<br />

machen: Die für die Gesellschaft so wichti-<br />

ge Funktion der Homogenisierung stiftet auf<br />

der Ebene des Individuums Identität, gibt<br />

ihm Orientierung, lässt ihn zum Mitglied der<br />

Gesellschaft werden. Es verwundert nicht<br />

weiter, dass soziales Engagement, Mitarbeit<br />

in Vereinen und Sorge um die Umwelt po-<br />

sitiv mit Bildung korreliert. Eine aktive Bür-<br />

gergesellschaft, die sich vom Anspruchs-<br />

und Forderungsdenken verabschiedet und<br />

dem Verantwortungsdenken zuwendet, kann<br />

14<br />

nur von denjenigen getragen werden, die<br />

sich ihrer Identität sicher sind, die Orientie-<br />

rung und ein klares Ziel haben.<br />

Gleichzeitig ermöglicht Bildung dem Einzel-<br />

nen aber auch, dass er/sie sein/ihr Leben in<br />

die Hand nimmt und die <strong>Zukunft</strong> gestaltet,<br />

dass er/sie einen Lebensweg plant, der sei-<br />

nen/ihren Fähigkeiten, Neigungen und Talen-<br />

ten gerecht wird. In diesem Sinne unterstützt<br />

Bildung die Heterogenisierung der Gesell-<br />

schaft, indem sie Individualisierung und Plu-<br />

ralisierung erst ermöglicht. Sie erlaubt es,<br />

Probleme auf neue Weise anzugehen, Lösun-<br />

gen zu versuchen, die bislang verworfen<br />

wurden, und Ziele und Träume zu wählen,<br />

deren Erreichen vor einer oder zwei Genera-<br />

tionen noch undenkbar gewesen wären.<br />

Wesentlich für optimale Bildungsmöglich-<br />

keiten der Bürgerinnen und Bürger ist auch<br />

die Sicherung der Qualität durch notwendi-<br />

ge Weiterentwicklungen der Bildungsein-<br />

richtungen (Schulen, Universitäten, Fach-<br />

hochschulen etc.). Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei verfolgt seit Jahren in diesem Sinne eine<br />

innovative Bildungspolitik und hat insbeson-<br />

dere mit ihren Vorschlägen und Modellpro-<br />

jekten (z.B. steirische Tagesschule) öster-<br />

reichweit Aufsehen erregende Akzente ge-<br />

setzt. Wir begrüßen daher die jüngst<br />

erfolgte Einigung auf Bundesebene über die<br />

weitgehende Abschaffung der Zweidrittel-<br />

mehrheit in Schulangelegenheiten, die auch<br />

zu einer ernsthaften und tabulosen Diskus-<br />

sion über ganztägige Schulformen und eine<br />

gemeinsame Schule der 6- bis 15-Jährigen<br />

mit differenzierten individualisierten Ange-<br />

boten führen wird.<br />

Gelebte Heterogenität hat Vorteile!<br />

Gesellschaft ist Spannung. Spannung zwi-<br />

schen notwendiger Homogenität, die dem


Einzelnen erlaubt, seine Welt zu teilen, und<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

notwendiger Heterogenität, die dem Einzel-<br />

nen erlaubt, seine Welt zu schaffen!<br />

Diese Spannung auszugleichen, in Balance<br />

zu halten, ist Aufgabe der Politik, und die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu dieser<br />

Aufgabe. Der Vorrang der Einzelnen hat da-<br />

her zur Folge, dass sich die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

nicht verschließt und ihnen offen gegen-<br />

übersteht. Gerade die Verbindung zwischen<br />

Tradition und Moderne, zwischen Alt und<br />

Neu, zwischen Gestern und Morgen hat in<br />

der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ihre unverkenn-<br />

bare Heimat.<br />

Daher sind die vielen tausenden Lebensent-<br />

würfe nicht nur zu akzeptieren, sondern zu<br />

fördern und zu unterstützen. Zumindest ein<br />

Stück des Erfolges sollte sich auch die Politik<br />

zuschreiben können. Ob Patchwork-Familien,<br />

graue Panther, die wachsende Zahl an Single-<br />

haushalten und hetero- wie homosexuelle<br />

Lebensgemeinschaften – es gilt, die Probleme<br />

und Erfolgspotenziale zu analysieren, Hilfe<br />

und Unterstützung anzubieten. Denn ein<br />

Blick in die graue, monotone Vergangenheit<br />

beweist: Je mehr Menschen ihren persönli-<br />

chen Lebensweg erfolgreich bewältigen kön-<br />

nen, desto weniger Leid, Unglück und Miss-<br />

gunst gibt es in unserer Gesellschaft.<br />

Gott ist eine Frau!<br />

Provokant? – Möglich. Doch ist damit im<br />

Wesentlichen gesagt, wofür die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> in Fragen der Frauen- und<br />

Geschlechterpolitik steht, und weitaus pro-<br />

vozierender ist für uns die Situation der<br />

Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlech-<br />

tern, denen sich Frauen in ihrem täglichen<br />

Leben ausgesetzt sehen. Nach wie vor sind<br />

es die Frauen, welche einen Großteil der<br />

Hausarbeit und Kindererziehung leisten,<br />

durch Beruf und Familie doppelt belastet<br />

sind, aber für gleiche Arbeit nicht den<br />

gleichen Lohn erhalten! – Die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> wird sich weiterhin für die For-<br />

derung „gleiche Arbeit = gleicher Lohn“<br />

einsetzen.<br />

Um die Doppelbelastung zwischen Familie<br />

und Beruf zu lindern, um die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf zu heben, war und ist<br />

es für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> selbstver-<br />

ständlich, dass ausreichend Kinderbetreu-<br />

ungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Die-<br />

ses Bekenntnis hatte in den letzten Jahren zur<br />

Folge, dass sich die Zahl der ganztägigen Kin-<br />

derbetreuungseinrichtungen in der <strong>Steiermark</strong><br />

verdoppelte, und die nach wie vor vorhande-<br />

nen Engpässe bei Kinderbetreuungseinrich-<br />

tungen für unter Dreijährige gilt es in den<br />

kommenden Jahren konsequent abzubauen.<br />

Von den Anfängen der Frauenbewegung bis<br />

heute ist zwar schon viel geschehen, vieles<br />

muss aber noch geschehen. Bereits heute<br />

sind mehr als 50 % der Studierenden Stu-<br />

dentinnen und auch bei den universitären<br />

Abschlüssen sind die Frauen bereits in der<br />

Überzahl. Die Änderungen des Namens-<br />

rechtes und der unaufhaltsame Siegeszug<br />

der „geschlechtsneutralen“ Formulierungen<br />

beweisen die geänderte und gesteigerte Be-<br />

deutung der Frauen im gesellschaftlichen<br />

Leben.<br />

Die Gleichberechtigung zwischen den Ge-<br />

schlechtern soll aber nicht den Unter-<br />

schied zwischen den Geschlechtern ver-<br />

wischen. Diesen gilt es vielmehr zu ak-<br />

zeptieren und durch maßgeschneiderte<br />

Lösungen ungerechtfertigte Benachteiligun-<br />

gen abzubauen.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 15<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Mir san mir?<br />

Wenn Bildung für Identität und Orientierung<br />

sorgt, so verstärkt gelebter Föderalismus die-<br />

se. Und Föderalismus garantiert auch, dass<br />

Probleme vor Ort von den Betroffenen unter<br />

Einbindung von Experten gelöst werden.<br />

Durch Föderalismus werden Schlagwörter<br />

wie Subsidiarität mit Leben erfüllt und lassen<br />

sich unnötige Bürokratismen vermeiden.<br />

Doch Föderalismus führt nicht zum Eintopf<br />

und der damit verbundenen Einfalt. Das<br />

Gegenteil ist der Fall: Föderalismus fördert<br />

die Vielfalt und wehrt sich gegen die Einfalt!<br />

Er ist sich des Wertes der lokalen Identität<br />

und Orientierung bewusst, vertraut auf Lö-<br />

sungen vor Ort und bleibt gleichzeitig offen<br />

für das Neue.<br />

Fernab von Bauordnungs- oder Jugend-<br />

schutzeitelkeiten sollte man sich der positi-<br />

ven Kraft eines Experimentierfeldcharakters<br />

des Föderalismus bewusst werden. In Fra-<br />

gen der Weiterentwicklung von Verfassung<br />

und Demokratie ließe sich dem einiges ab-<br />

gewinnen. Fragen des Wahlrechts, wie etwa<br />

die Entscheidung zwischen den Grundsät-<br />

zen der Verhältnis- oder Mehrheitswahl,<br />

über das Wahlalter, über die Briefwahl und<br />

E-Voting oder das Wahlrecht für Migrantin-<br />

nenen und Migranten könnten getrost auf<br />

Landesebene für die Wahlen zu den Land-<br />

tagen und Gemeinderäten entschieden wer-<br />

den. Die Entwicklung von plebiszitären Ele-<br />

menten in der Demokratie oder der Direkt-<br />

wahl von Organen könnten so im Wettbewerb<br />

der Konzepte weiterentwickelt werden.<br />

In diesem Sinne bekennt sich die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> zum Föderalismus, bietet er uns<br />

doch Heimat wie Toleranz, Offenheit wie<br />

Innovation.<br />

16<br />

Ermöglichen statt verhindern!<br />

Die Grundmaxime erfolgreicher zukünftiger<br />

Politik muss lauten: „Ermöglichen statt ver-<br />

hindern“. Zu lange dominierte in der Politik<br />

und der Verwaltung ein Grundgeist des Ver-<br />

hinderns und der Verunmöglichung. Im Zu-<br />

sammenwirken von Legislative und Exeku-<br />

tive ist ein Anlauf zu unternehmen, diesen<br />

Gordischen Knoten zu durchschlagen. Vor-<br />

dringlich erscheint eine tiefgehende Durch-<br />

forstung des bestehenden Paragrafen-<br />

dschungels. Ganze Gesetze oder zumindest<br />

Teile davon können wahrscheinlich abge-<br />

schafft, zumindest aber auf ihre <strong>Zukunft</strong>s-<br />

tauglichkeit hin abgeklopft und verbessert<br />

werden. Parallel sollten bestehende Geset-<br />

zestexte einer sprachlichen Qualitätsoffen-<br />

sive unterzogen werden. Ein unbedeuten-<br />

des, aber wegweisendes Beispiel unternahm<br />

der Steiermärkische Landtag 2004, als er<br />

den nur wenigen Personen verständlichen<br />

Titel einer Regierungsvorlage „Steiermärki-<br />

sches Buchmacher- und Totalisateurege-<br />

setz“ in die auch ohne Fremdwörterduden<br />

verständliche Bezeichnung „Steiermärki-<br />

sches Wettgesetz“ veränderte.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat in den letzten Jahren<br />

neben den zahlreichen Erfolgen aber auch<br />

Rückschläge einstecken müssen. Die lange<br />

Blockade des Semmering-Basistunnels, das<br />

am Bundesumweltsenat gescheiterte Spiel-<br />

berg-Projekt und die Verzögerungen beim<br />

Bau der 380 kV-Leitung sind wohl jeder-<br />

mann bekannte Beispiele. Doch es gilt, dass<br />

wir Problemen mit Zuversicht, Geduld und<br />

Beharrlichkeit entgegentreten. Beim Sem-<br />

mering-Basistunnel hat sich diese Geduld<br />

und Beharrlichkeit beispielsweise bereits als<br />

erfolgreich erwiesen. Jahrelange Blockade<br />

wich einem erfolgreichen Neustart, und ein<br />

verkehrstechnisch besseres und gereifteres<br />

Projekt ist nunmehr auf Schiene.


Generell kann gesagt werden, dass sich in<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund<br />

zahlreicher europäischer Initiativen die Be-<br />

weislast zunehmend zu jenen verschoben<br />

hat, die investieren, bauen und ermöglichen<br />

wollen. Hingegen wurden jene, die sich laut-<br />

stark gegen Veränderungen wehren, mit ei-<br />

ner privilegierten Rechtsposition ausgestat-<br />

tet. Es gilt nunmehr, diese Balance zwischen<br />

Ermöglichen und Verhindern wiederzufin-<br />

den. In einer ersten gemeinsamen Anstren-<br />

gung gelang es, das Umweltverträglichkeits-<br />

prüfungsgesetz in diese Richtung anzupas-<br />

sen. Weitere Schritte müssen folgen.<br />

Stempel: Keine Sorge!<br />

Um diese Anstrengungen zu unterstützen,<br />

ist es auch notwendig, über das Institutio-<br />

nengefüge in diesem Land nachzudenken.<br />

Der Österreich-Konvent war diesbezüglich<br />

ein wichtiger Meilenstein. – Existierende<br />

und neue Vorschläge wurden gesichtet, ana-<br />

lysiert, diskutiert und letztlich dem Natio-<br />

nalrat in Form eines Entwurfes übermittelt.<br />

Allen Überlegungen gemein ist das Ziel,<br />

dass staatliche Aufgaben als (Dienst-)Leis-<br />

tung am Bürger zu verstehen sind.<br />

In der <strong>Steiermark</strong> konzentrierte sich die Dis-<br />

kussion unter anderem auf die Abschaffung<br />

des Modells Proporzregierung. Das Marken-<br />

zeichen entwickelter parlamentarischer De-<br />

mokratien, das Wechselspiel von Regierung<br />

und Opposition, wird durch das Modell der<br />

Proporzregierung bis zur Unkenntlichkeit<br />

entstellt. Es ist eine absolute Notwendigkeit<br />

für die <strong>Zukunft</strong>, diese Ausprägung der Kon-<br />

kordanzdemokratie zu überwinden. Gerade<br />

für die Legitimation des Landesparlaments<br />

in der <strong>Zukunft</strong> wird diese Herausforderung<br />

zu einer Frage des vitalen Interesses. Selbst<br />

um den Preis, dass man sich eines Stücks<br />

landespolitischer Gemütlichkeit beraubt und<br />

die großen Regierungsparteien bei einer sol-<br />

chen Reform ein gehöriges Stück Risiko auf<br />

sich nehmen, muss dieser Systemwandel<br />

betrieben und umgesetzt werden.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur<br />

Abschaffung der Proporzregierung und gleich-<br />

zeitigen Verkleinerung der Landesregierung<br />

sowie zur Stärkung der parlamentarischen<br />

Minderheitenrechte. Effizienz, Einsatz und<br />

Engagement zu fordern ist eine Seite, diese<br />

Forderungen selbst zu leben daraus er-<br />

fließende selbstverständliche Pflicht.<br />

Auch die Form der Beteiligung der Länder-<br />

vertretung an der Bundesgesetzgebung ist<br />

neu zu ordnen, zu stärken und effizienter zu<br />

gestalten.<br />

Es gibt Grenzen!<br />

Auch wenn die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> der<br />

<strong>Zukunft</strong> grundsätzlich offen und optimis-<br />

tisch entgegensieht, gibt es Entwicklungen,<br />

welchen Einhalt zu gebieten ist.<br />

Wenn in den vergangenen Jahrzehnten die<br />

Lohnquote im Vergleich zur Gewinnquote<br />

bescheiden wuchs, wenn die Globalisierung<br />

den notwendigen Wandel so sehr beschleu-<br />

nigte, dass viele Menschen die rechtzeitigen<br />

und notwendigen Anpassungsschritte nicht<br />

mehr schaffen, wenn Manager und Unter-<br />

nehmer ständig von Lohnverzicht und Ar-<br />

beitszeitflexibilisierung sprechen und sich<br />

selbst das Gegenteil dessen gewähren, wenn<br />

Unternehmen Rekordgewinne machen und<br />

gleichzeitig tausende Mitarbeiter entlassen,<br />

dann hat die Politik Grenzen aufzuzeigen.<br />

Diese Grenzziehung ist aber auch nicht ein-<br />

fach. Die Globalisierung ist gleichermaßen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 17<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Ursache für viele Verbesserungen wie für<br />

manche Verschlechterungen. Die Globalisie-<br />

rung ermöglichte beispielsweise, dass mehr<br />

als 50 % der in Österreich produzierten Gü-<br />

ter weltweit Abnehmer finden und dadurch<br />

zigtausende Beschäftigungsverhältnisse ge-<br />

schaffen bzw. gehalten werden konnten, sie<br />

erlaubte in Verbindung mit der Kapitalfrei-<br />

heit, dass österreichische und steirische<br />

Unternehmen in unseren Nachbarländern<br />

investieren konnten und nunmehr dadurch<br />

einen Fuß in wertvollen <strong>Zukunft</strong>smärkten<br />

haben, sie eröffnete unseren Studierenden<br />

und Arbeitnehmern die Möglichkeit, im Aus-<br />

land wertvolle Erfahrungen und wertvolles<br />

Wissen zu sammeln.<br />

Grenzen dicht und durch ist daher keine Lö-<br />

sung! Gerade hier gilt es, gemeinsam mit<br />

unseren europäischen und österreichischen<br />

Partnern gegenzusteuern. Nationalstaatliche<br />

Alleingänge sind wenig hilfreich und würden<br />

mehr zerstören, als sie zu retten vorgeben.<br />

Gerade die in Diskussion befindliche Entsen-<br />

dungsrichtlinie der Europäischen Union zeigt,<br />

wie die gemeinsame europäische Grenzzie-<br />

hung überfallsartige Strukturverschiebungen<br />

auf den Arbeitsmärkten verhindern kann und<br />

ein bewältigbares Tempo an ihre Stelle setzt.<br />

Diesen Weg – gemeinsam mit unseren Part-<br />

nern über mögliche und gewünschte Grenz-<br />

ziehungen Einvernehmen zu erzielen – gilt es<br />

auch in <strong>Zukunft</strong> zu gehen.<br />

Bahn frei für die <strong>Zukunft</strong>!<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> blickt zuversicht-<br />

lich in die <strong>Zukunft</strong>. Die Erfolge der letzten<br />

Jahre legten den Grundstein zur erfolgrei-<br />

chen Bewältigung der Herausforderungen<br />

18<br />

der <strong>Zukunft</strong>. Eingebettet in die EU-<strong>Zukunft</strong>s-<br />

region Adria-Alpe-Pannonia – in der es gilt,<br />

die <strong>Steiermark</strong> als dynamisches Zentrum zu<br />

profilieren und die Verbindungen zu unseren<br />

alten Nachbarn und neuen Partnern zu ver-<br />

stärken –, ausgestattet mit der höchsten<br />

Forschungs- und Entwicklungsquote inner-<br />

halb Österreichs, motivierten, engagierten<br />

und dynamischen Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmern, einem verlässlichen Sozial-<br />

system und Zuversicht in die Lösungskom-<br />

petenz der Steirerinnen und Steirer schauen<br />

wir stolz in die <strong>Zukunft</strong>.<br />

Die zahlreichen Vorschläge in unserem Zu-<br />

kunftsprogramm sind im Sinne des Leitbil-<br />

des des Innovationslandes <strong>Steiermark</strong> als<br />

Zentrum der <strong>Zukunft</strong>sregion in einem Ge-<br />

samtzusammenhang zu sehen. Es geht um<br />

die Vernetzung aller Teilstrategien wie For-<br />

schungs- und Technologiepolitik, Bildungs-<br />

strategie und ökosoziale nachhaltige Ent-<br />

wicklung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> sieht in<br />

ihrem <strong>Zukunft</strong>sprogramm daher den „Mas-<br />

terplan“ für die <strong>Zukunft</strong> der <strong>Steiermark</strong>. Die<br />

konkrete Umsetzung der Maßnahmen erfor-<br />

dert jedenfalls auch eine flexible Budget-<br />

und Finanzpolitik mit Leistungsvereinbarun-<br />

gen, Normausgabensystemen und Global-<br />

budgets.<br />

Der Mehrwert des Sozialen<br />

Eine wichtige Grenzziehung betrifft auch<br />

den europäischen Sozial- und Wohlfahrts-<br />

staat. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt<br />

sich zu einem umfassenden Schutz vor Not,<br />

Krankheit und Alter. Gleichzeitig bekennt<br />

die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> damit aber auch,<br />

dass dieses soziale Sicherheitsnetz in der<br />

Mehrzahl der Fälle nur temporärer Natur<br />

sein kann. Sozialmissbrauch ist abzuleh-<br />

nen, schwächt er doch die für die Schwächs-<br />

ten der Gesellschaft vorhandene Solidarität


und zehrt an den Nerven und Geldbörsen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

der Financiers. Ziel aller sozialpolitischen<br />

Maßnahmen ist es, Menschen in Not zu<br />

helfen und ihnen Auswege aus ihrer Situa-<br />

tion zu ermöglichen und zur Seite zu ste-<br />

hen, wenn es wie bei Münchhausen darum<br />

geht, sich selbst aus der Not zu ziehen.<br />

Daher betont die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> aber<br />

auch, dass Vorsorge besser ist als Fürsorge,<br />

und gerade jene, die sich diese Vorsorge<br />

leisten können, sind angehalten, sie zu<br />

leben.<br />

Neben der sozialpolitischen Dimension ist<br />

der Mehrwert des Sozialen aber auch darin<br />

zu sehen, dass ein aktives gesellschaftli-<br />

ches Leben, die Sorge um die Mitmen-<br />

schen, das Engagement in Vereinen und<br />

Hilfsorganisationen, bei Caritas und Green-<br />

peace einen Gutteil des wirtschaftlichen<br />

Erfolges einer Region erklären helfen. In<br />

umfangreichen Studien wurde nachgewie-<br />

sen, dass die Intensität des Sozialkapitals<br />

mehr Auskunft über die wirtschaftliche<br />

Prosperität gibt als politische Institutionen<br />

oder Förderprogramme oder gar die geogra-<br />

fische Lage.<br />

Dieses Sozialkapital ist gleichzeitig aber von<br />

vielen Seiten bedroht: Geschäftigkeit und<br />

Zeitdruck, Doppelbelastung durch Beruf<br />

und Familie, die gestiegene Mobilität, Sied-<br />

lungsentwicklung und Zersiedelung, Fernse-<br />

hen, elektronische Revolution, technologi-<br />

scher Wandel, Veränderungen in der Wirt-<br />

schaftsstruktur und der Bedeutungsverlust<br />

von Ehen und Familienbanden führen zu<br />

einem Schrumpfen des Sozialkapitals.<br />

Daher ist es der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

außerordentlich wichtig, soziale Aktivitäten<br />

zu fördern, das Ehrenamt zu ehren und ge-<br />

sellschaftliches Engagement zu belohnen.<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

bei wirtschaftlicher Dynamik<br />

Unser Wohlstand, unser way of life, kurz:<br />

das europäische Modell verstand es in den<br />

letzten Jahrzehnten immer wieder, die Not-<br />

wendigkeit der wirtschaftlichen Verände-<br />

rung und Entwicklung eingebettet in einem<br />

umfassenden System sozialer Gerechtigkeit<br />

geschehen zu lassen. Diese Verbindung gilt<br />

es auch in <strong>Zukunft</strong> beizubehalten. All jenen,<br />

die angesichts der Globalisierung diese erste<br />

Pflicht des Staates als vergebliche Quadra-<br />

tur des Kreises kritisieren, ist entgegenzu-<br />

halten, dass der Abbau des Sozialstaates<br />

zur Steigerung einer grenzenlosen wirt-<br />

schaftlichen Dynamik mit der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> nicht zu machen sein wird!<br />

Gleichzeitig bekennt sich die <strong>Steiermark</strong><br />

aber auch dazu, dass es erst die Wohl-<br />

standsgewinne der Globalisierung sind, die<br />

Schritte auf dem Weg zur sozialen Gerech-<br />

tigkeit ermöglichen, anders gesagt: Mehr als<br />

90 aller sozialpolitischen Maßnahmen las-<br />

sen sich allein durch unseren Wohlstand<br />

erklären!<br />

Gesellschaftliche Weiterentwicklung<br />

ohne Entwurzelung<br />

Die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit unseres Landes hängt<br />

nicht zuletzt davon ab, dass wir dem Neuen<br />

offen gegenüberstehen und gleichzeitig ver-<br />

meiden, wurzellosen Postmodernismus zu<br />

predigen. Diese schwierige Balance – Wei-<br />

terentwicklung ohne Entwurzelung – ist für<br />

die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> seit Jahrzehnten<br />

Programm. So war die steirische Kultur-<br />

politik Wegbereiter der steirischen Moderne<br />

und steirischen Breite, die weit über die<br />

Grenzen unseres Bundeslandes Anerken-<br />

nung fand; heute sind – nicht zuletzt dank<br />

„Graz 2003“ – das Kunsthaus, die AVL-List-<br />

Halle, die neue Stadthalle und vieles mehr<br />

„Zeitzeugen“, die der <strong>Steiermark</strong> den Stem-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 19<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


pel der Moderne aufdrücken. Es gilt, diese<br />

Entwicklungen nachhaltig zu sichern und zu<br />

fördern! Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird sich<br />

weiterhin für bestmögliche Rahmenbedin-<br />

gungen für Kunst und Kultur einsetzen. Es<br />

geht um ein Klima der Liberalität, Freiheit<br />

und Offenheit für das Experimentelle, das<br />

Kreativität nicht nur zulässt, sondern fördert<br />

und herausfordert.<br />

Doch nicht nur Kunst und Kultur entwickeln<br />

sich ständig weiter. Auch die gesellschaftli-<br />

chen Bande und Beziehungen sind ständi-<br />

gen Veränderungen und Entwicklungen aus-<br />

gesetzt. War es in der Vergangenheit vor<br />

allem die klassische Großfamilie, in den<br />

1960er und 1970er Jahren die Vorstadtfa-<br />

milie amerikanischer Prägung, in den<br />

1980er und 1990er Jahren die Lebensent-<br />

würfe der so genannten „Yuppies“ (young<br />

urban professionals) und „Dinkies“ (double<br />

income, no kids), so sind es heute vor allem<br />

die Patchwork-Familien, die grauen Panther,<br />

die wachsende Zahl an Singlehaushalten<br />

und hetero- wie homosexuelle Lebensge-<br />

meinschaften, die die Gegenwart prägen.<br />

Diesem bunten Mit- und Durcheinander hat<br />

sich die Politik zu stellen und zeitgemäße<br />

Antworten zu geben. Wann immer sich<br />

Menschen bereit erklären, ihr Leben ge-<br />

meinsam zu gestalten, hat die Politik hilf-<br />

reich zur Seite zu stehen! Verbot, Diskrimi-<br />

nierung und Vorurteil sollten am Beginn des<br />

21. Jahrhunderts der Vergangenheit ange-<br />

hören!<br />

Bürger und Staat –<br />

gemeinsam und partnerschaftlich<br />

Der Staat hat in den letzten Jahrzehnten<br />

eine bemerkenswerte Entwicklung vollzo-<br />

gen: Vom Obrigkeitsstaat monarchistischer,<br />

autoritärer und faschistischer Prägung voll-<br />

zog sich die Entwicklung über den groß-<br />

20<br />

koalitionären Ordnungsstaat hin zum part-<br />

nerschaftlichen Staat. Initiiert, begleitet und<br />

beschleunigt haben diese Entwicklung die<br />

Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.<br />

Ihnen zu dienen, das ist heute allgemein<br />

akzeptierte Pflicht und Aufgabe staatlicher<br />

Akteure. Daher sind beide – Bürger und<br />

Staat – aufgerufen, sich der <strong>Zukunft</strong> zu öff-<br />

nen, gemeinsam die Frage „Wie wollen wir<br />

leben?“ zu beantworten und bei Zweifeln<br />

der Freiheit den Vorzug zu geben!


<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Innovation hat Tradition<br />

Modell <strong>Steiermark</strong> – Denken<br />

und Arbeiten für unser Land<br />

Als Landeshauptmannpartei trägt die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> seit nunmehr 60 Jahren<br />

die Hauptverantwortung für die Politik, die<br />

Positionierung und damit auch für die posi-<br />

tive Entwicklung und den Erfolg der Steier-<br />

mark. Seit Gründung der Zweiten Republik<br />

arbeiteten und arbeiten Menschen unter-<br />

schiedlichster Herkunft kontinuierlich und<br />

mit großem persönlichem Einsatz in Arbeits-<br />

kreisen und in den großen Denkwerkstätten<br />

der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Sie verfolg(t)en<br />

vorrangig ein gemeinsames Ziel: Die Erar-<br />

beitung von Lösungsvorschlägen und deren<br />

konkrete Umsetzung zur Bewältigung der<br />

Herausforderungen des Lebens – eine Denk-<br />

und Arbeitsleistung für das Land und für die<br />

Menschen zur Sicherung und Weiterent-<br />

wicklung unserer materiellen und geistigen<br />

Lebensgrundlagen.<br />

Die lange Tradition der inhaltlich wie per-<br />

sonell breit angelegten Programm- und Bil-<br />

dungsarbeit mit langfristigen und nach-<br />

haltigen Zielsetzungen wurde von der Stei-<br />

rischen <strong>Volkspartei</strong> Ende der sechziger<br />

Jahre noch unter der klugen Voraussicht<br />

von Landeshauptmann Josef Krainer sen.<br />

begründet und von Landeshauptmann<br />

Friedrich Niederl aufgegriffen. Die Vor-<br />

bereitungs-, Diskussions- und Ausarbei-<br />

tungsarbeiten mündeten in das erste Modell<br />

<strong>Steiermark</strong>, das 1972 als erstes Langzeit-<br />

programm einer Landespartei <strong>Zukunft</strong>svor-<br />

schläge für ein Jahrzehnt enthielt. Diese<br />

Arbeiten wurden in den 1980er und den<br />

frühen 1990er Jahren unter Landeshaupt-<br />

mann Josef Krainer jun. im Rahmen von<br />

Modell <strong>Steiermark</strong> fortgesetzt. Unter Lan-<br />

deshauptmann Waltraud Klasnic wurde<br />

diese „Modellarbeit“ durch zahlreiche Ak-<br />

tionsprogramme (z.B. AktionVision, Perspek-<br />

tive <strong>Steiermark</strong>) erweitert. Große Tradition<br />

hat auch die prononcierte Bildungsarbeit,<br />

die mit dem intellektuellen Flaggschiff und<br />

Symbol Josef-Krainer-Haus assoziiert wur-<br />

de. Das seit 1980 erscheinende „politicum“<br />

ist heute wie damals ein Fixstern am intel-<br />

lektuellen Firmament der <strong>Steiermark</strong>; seit<br />

2001 wird die Zeitschrift vom <strong>Steirische</strong>n<br />

Institut für Politik und Zeitgeschichte her-<br />

ausgegeben, ebenso wie das im Jahr 2000<br />

gegründete <strong>Steirische</strong> Jahrbuch für Politik,<br />

das Jahr für Jahr ein unverzichtbares Stan-<br />

dardwerk zum politischen Geschehen der<br />

<strong>Steiermark</strong> ist.<br />

Diese seit Jahrzehnten gute Tradition der<br />

Denkwerkstätten ist bis heute kontinuier-<br />

lich fortgeführt worden und ist nach wie<br />

vor ein entscheidender Teil der politischen<br />

Arbeit der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />

Im 21. Jahrhundert sind neue, unserer Zeit<br />

entsprechende moderne Methoden notwen-<br />

dig und einsetzbar, um die Menschen unse-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 21<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


es Landes konstruktiv mit der Politik zu<br />

verbinden und sie für die gemeinsame<br />

Arbeit zu gewinnen.<br />

Vor Ort am Wort –<br />

Gemeinsam denken und<br />

gestalten für die <strong>Steiermark</strong><br />

Mit der Initiierung der Aktion „Vor Ort am<br />

Wort“ durch Landeshauptmann Waltraud<br />

Klasnic wurden neue Wege der Einbindung<br />

von Bürgerinnen und Bürgern beschritten.<br />

In allen 542 Gemeinden der <strong>Steiermark</strong><br />

wurden Arbeitskreise eingerichtet, mit dem<br />

Ziel, konkrete Handlungsstrategien auf kom-<br />

munaler und regionaler Ebene zu entwickeln.<br />

Ganz in der offenen Tradition der Denkwerk-<br />

stätten der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wurde<br />

mit „Vor Ort am Wort“ die Idee der Denk-<br />

werkstatt auch auf die Gemeinde- und Be-<br />

zirksebene verlagert.<br />

In der weiteren Folge wurden aus den ent-<br />

wickelten Handlungsstrategien Projektideen<br />

entworfen. Dies geschah sowohl für die ein-<br />

zelnen Gemeinden als auch im Rahmen von<br />

Schwerpunktthemen für die Bezirke der<br />

<strong>Steiermark</strong>. Von diesen Projektideen sind<br />

etliche bereits umgesetzt. Dieser Neuorien-<br />

tierung des programmatischen Arbeitspro-<br />

zesses liegen die folgenden Erkenntnisse<br />

und Überlegungen zugrunde.<br />

Von der Information<br />

zur Koevolution<br />

Eine Demokratie lebt von der durchaus<br />

kontroversiellen Diskussion von politischen<br />

Themen während den Legislaturperioden.<br />

22<br />

Dabei hat sich jedoch seit 1945 eine deut-<br />

liche Veränderung in der Erwartungshal-<br />

tung der Bürgerinnen und Bürger bemerk-<br />

bar gemacht, was die Art und Weise der<br />

Einbindung zwischen den Wahlen angeht.<br />

„Wie“ wollen die Menschen von der Politik<br />

in die Prozesse der Entscheidungsfindung<br />

eingebunden werden? Nachdem es lange<br />

Zeit angefragt war, über politische Ent-<br />

scheidungsprozesse einfach nur informiert<br />

zu werden (Information), gab es in den<br />

1970er bzw. in den 1980er Jahren eine<br />

deutliche Tendenz zum „darüber reden“<br />

und zu Mechanismen des Mitentscheidens<br />

(Kommunikation). Heute ist spürbar, dass<br />

Bürgerinnen und Bürger nicht nur in eine<br />

Entscheidung am Ende des Prozesses ein-<br />

gebunden sein wollen. Sie wollen sich viel-<br />

mehr bereits in die Prozesse einbringen,<br />

die zur Ortung von Themenbereichen füh-<br />

ren und in denen Veränderungen anstehen,<br />

und sind sogar bereit, Verantwortung für<br />

das Gelingen eines Prozesses zu tragen<br />

(Koevolution).<br />

Bürgerpartizipation<br />

Bürgerpartizipation ist eines jener Schlag-<br />

worte, die heute Hochkonjunktur haben.<br />

Dabei ist jedoch der Umgang mit diesem<br />

Begriff höchst unterschiedlich. Einige sehen<br />

Bürgerpartizipation bereits in jeglicher Form<br />

der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bür-<br />

ger in einen politischen Prozess, also bereits<br />

auch in reiner Information an Informations-<br />

abenden oder in manchmal recht flüchtigen<br />

Gesprächen bei Diskussionsveranstaltun-<br />

gen. Andere lassen Partizipation erst dann<br />

beginnen, wenn die Bürgerinnen und Bürger<br />

von der Politik die Möglichkeit eingeräumt<br />

bekommen, direkt über einen Posten des


Stadtbudgets zur Umsetzung von eigenen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Anliegen zu verfügen. Bürgerpartizipation ist<br />

aber weder ein Ersatz für die Politik, noch<br />

erschöpft sie sich auf der Ortsebene im ge-<br />

meinsamen Engagement für wichtige Pro-<br />

jekte im eigenen Lebensumfeld. Partizipa-<br />

tion an politischen Entscheidungsprozessen<br />

in den Gemeinden hat eine Strahlkraft auf<br />

höchste politische Ebenen. Themen und<br />

Anliegen werden transparent, die landes-<br />

weite Brisanz haben und die von der Lan-<br />

despolitik aufgegriffen werden. So wird Po-<br />

litik im Miteinander von Bürgerinnen und<br />

Bürgern sowie von Politikerinnen und Poli-<br />

tikern gestaltet. Nimmt man den eingangs<br />

beschriebenen Begriff der Koevolution ernst,<br />

dann bekommt Bürgerpartizipation folgende<br />

Charakteristik:<br />

Bürgerpartizipation ist<br />

• ein längerfristiger politischer Prozess,<br />

• die Beteiligung an der Generierung von<br />

Ideen und Eröffnung von Handlungsfel-<br />

dern,<br />

• unter Einbeziehung möglichst vieler Be-<br />

troffener sowie<br />

• die Übernahme von Verantwortung<br />

durch alle Beteiligten für die Umsetzung<br />

der generierten Ideen in den eröffneten<br />

Handlungsfeldern.<br />

Die eben genannten Charakteristiken eines<br />

ausgereiften Prozesses der Bürgerbeteili-<br />

gung zeigen bereits Problemzonen und Hür-<br />

den für den politischen Alltag auf.<br />

• Wie schaffe ich es, einen langfristigen<br />

Arbeitsprozess am Laufen zu halten,<br />

ohne dass das Interesse der Beteiligten<br />

erlahmt? Naturgemäß ist der interessan-<br />

teste Prozess derjenige, der in einer über-<br />

schaubaren Zeit zu einem greifbaren<br />

Ergebnis führt. Wenn ein Erfolgsergebnis<br />

von vornherein erkennbar ist, dann ist<br />

ein feuriger Eifer der Beteiligten zu er-<br />

warten. Wie verhält es sich aber, wenn<br />

eine Problemlösung erst langwierig erar-<br />

beitet werden muss, an Umsetzung noch<br />

gar nicht gedacht werden kann?<br />

• Wie beziehe ich möglichst viele Betrof-<br />

fene mit ein und woher weiß ich, wer<br />

betroffen ist, sich betroffen fühlt?<br />

• Wie kann ich Strategien für gemeinsame<br />

Denk- und Umsetzungsprozesse entwer-<br />

fen, in denen Politik und Bürgerinnen<br />

und Bürger gleichermaßen entsprechend<br />

ihren Möglichkeiten für das Gelingen<br />

Verantwortung übernehmen?<br />

Denkwerkstätte<br />

anders & neu<br />

Eine breite soziale Integrationspartei wie die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> muss sich diesen Fra-<br />

gestellungen offensiv annähern. Mit den<br />

Menschen Lösungen entwickeln, statt über<br />

ihre Köpfe hinweg, und die Menschen eben-<br />

so in die Verantwortung nehmen. Die Wahr-<br />

nehmung des Einzelnen in seiner Eigenver-<br />

antwortung wie auch die eigene Verantwor-<br />

tung für die Gesellschaft, das sind die<br />

Fundamente unserer Gesinnung. Dies ist der<br />

Weg, der den Einzelnen erkennt, ihn auffor-<br />

dert, aktiv zu werden, und ihn unterstützt.<br />

Dies ist der Weg, der bedingungslos hilft,<br />

wenn Menschen verschuldet oder unver-<br />

schuldet in Not geraten. Dies ist der Weg,<br />

der das Individuum Mensch erkennt und<br />

achtet und den Menschen nicht im Kollek-<br />

tiv untergehen lässt.<br />

Wie also kann ich den Menschen, ihren Er-<br />

fahrungen, Visionen und konkreten Vorha-<br />

ben gerecht werden, ohne dass sie in der<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 23<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Masse der Meinungsäußerungen unterge-<br />

hen? Wie kann ich in einer Massendemo-<br />

kratie möglichst viele einbeziehen und den-<br />

noch möglichst klare und eindeutige Ant-<br />

worten erhalten?<br />

In Zusammenarbeit mit einem Forschungs-<br />

institut wurden qualitative und quantitative<br />

Methoden der empirischen Sozialforschung<br />

angewendet und miteinander in einem Mo-<br />

dell der Bürgerpartizipation an politischen<br />

Entscheidungsprozessen kombiniert. Die<br />

Anwendung dieser Erhebungsmethoden er-<br />

folgte im Rahmen der steiermarkweiten Pro-<br />

jektreihe der „Vor Ort am Wort“-Stamm-<br />

tische. Eine Hypothese aus der Vorberei-<br />

tungsphase dieser Fokus-Runden mit den<br />

ortsansässigen Opinion-Leader hat sich<br />

schnell bestätigt: Eine offene Einladung zu<br />

einer offenen Diskussion kann nicht mehr<br />

nur unter geladenen Gästen im Seminar-<br />

hotel stattfinden. Der intellektuelle Traum<br />

muss sich der Lebenswirklichkeit und der<br />

Alltagserfahrung annähern, ohne von ihr<br />

verschluckt zu werden. Von alten Mustern<br />

kann man sich leicht befreien. Ein altes<br />

Muster der Menschen ist, sich darauf zu<br />

verlassen, dass andere, vermeintlich klüge-<br />

re Köpfe, kluge Schriften erarbeiten. Die<br />

Suche nach einer modernen Solidarität, die<br />

den Menschen dort anspricht und ihm<br />

Spielraum zubilligt, wo er im Sinne des Sub-<br />

sidiaritätsprinzips die naheliegendste Kom-<br />

petenz inne hat, führt aber eben nicht von<br />

den Menschen weg in theoretische Gefilde,<br />

sondern ins Wirtshaus zu den Menschen.<br />

Am Wirtshaustisch wird das offene Wort<br />

serviert. Diese Diskussionsrunden sind zu<br />

Unrecht ins Abseits geraten und erfüllen die<br />

Tradition des öffentlichen Diskurses nach<br />

wie vor mit Leben. Wie aber kann man<br />

einen Blick auf das Ganze (z.B. Landesthe-<br />

men) behalten, wenn man in der Diskussion<br />

24<br />

erst einmal Anliegen und Themen eines<br />

Ortes einer Gemeinde bearbeiten muss? Der<br />

Schlüssel zur fruchtbaren Diskussion im<br />

21. Jahrhundert liegt in den Rahmenbedin-<br />

gungen und der professionellen Begleitung.<br />

Nach einer ersten qualitativen Erhebung<br />

von Themenfeldern und Problembereichen<br />

folgten in der „Vor Ort am Wort“-Stamm-<br />

tischreihe die Schritte zur inhaltlichen Aus-<br />

wertung, Bündelung, quantitativen Absiche-<br />

rung und inhaltlichen Weiterentwicklung.<br />

Im Einzelnen sahen die Arbeitsschritte des<br />

Bürgerpartizipationsmodells folgenderma-<br />

ßen aus:<br />

1. Fokusgruppen (= „Vor Ort am Wort“-<br />

Stammtische), moderierte Gruppendis-<br />

kussion mit interessierten und vom The-<br />

menschwerpunkt betroffenen Personen.<br />

Diskussionsprotokoll wird erstellt (quali-<br />

tativ empirisch).<br />

2. Auswertung und Analyse der Ergebnisse<br />

durch ein Forschungsinstitut.<br />

3. Zusammenführung der Analyse in Form<br />

von Forderungszusammenstellungen der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />

4. Möglichkeit der Kommentierung der<br />

durch das Forschungsinstitut gewichte-<br />

ten Kernthemen durch Beteiligte an den<br />

Fokusgruppen.<br />

5. Repräsentative Umfrage über Inhalte<br />

der Forderungszusammenstellung (quan-<br />

titativ empirisch).<br />

6. Einbindung der Regierungsmitglieder,<br />

der Abgeordneten und Expertenbefra-<br />

gung zu ermittelten Kernthemen (quali-<br />

tativ empirisch).


7. Zusammenführung von Kernthemen aus<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

den Arbeitsprozessen und den Experten-<br />

aussagen unter Einbeziehung der Regie-<br />

rungsmitglieder der <strong>Steirische</strong>n Volkspar-<br />

tei in Form des <strong>Zukunft</strong>sprogramms.<br />

Die Komponenten dieses Modells sind im<br />

Entwicklungsprozess des <strong>Zukunft</strong>spro-<br />

gramms in unterschiedlicher Gewichtung<br />

angewendet worden.<br />

Denkwerkstatt:<br />

<strong>Zukunft</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Die Denkwerkstatt versteht sich als Instru-<br />

ment der politischen Zuspitzung von<br />

Schwerpunktthemen, die in den vergange-<br />

nen Jahren in Gemeinden, Bezirken und<br />

auch auf Landesebene erarbeitet wurden.<br />

Im Rahmen der Denkwerkstatt wurde die<br />

Ideensammlung gerade nicht auf Experten-<br />

gremien beschränkt. Im Sinne der Beteili-<br />

gung von möglichst vielen Bürgerinnen und<br />

Bürgern wurden Ergebnisse von Experten-<br />

arbeitskreisen und Arbeitskreisen in den<br />

Bezirken parallel gesammelt, sowohl aus<br />

den letzten Jahren als auch in „Update-Run-<br />

den“ (Kamingespräche am Karmeliterplatz<br />

und Forum Landhaus) kurz vor der Endre-<br />

daktion, und im <strong>Zukunft</strong>sprogramm der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> zusammengeführt.<br />

Drei Themen wurden in den letzten Jahren<br />

mit besonderer Intensität bearbeitet. Die<br />

Themen Bildung, Soziales und Sicherheit<br />

wurden jeweils für ein Jahr in der Zeit zwi-<br />

schen 2002 und 2005 in unzähligen Ver-<br />

anstaltungen und Arbeitskreisen Gegen-<br />

stand der programmatischen Arbeit der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />

Im Ganzen haben tausende Steirerinnen und<br />

Steirer im Zeitraum von Oktober 2000 bis<br />

Mai 2005 an der Erarbeitung von inhalt-<br />

lichen Schwerpunktthemen teilgenommen,<br />

ob in den Arbeitsgruppen der Jahresthemen<br />

Bildung, Soziales und Sicherheit, an den<br />

„Vor Ort am Wort“-Stammtischen, im Rah-<br />

men der traditionsreichen Veranstaltungs-<br />

reihe ClubAAB oder in Arbeitskreisen und<br />

<strong>Zukunft</strong>sgesprächen des Bauernbundes<br />

(Forum Land), des Wirtschaftsbundes, der<br />

Frauenbewegung, des Seniorenbundes und<br />

der Jungen <strong>Volkspartei</strong>.<br />

Bei all unserem Denken und Handeln sehen<br />

wir im Christentum die ständige Heraus-<br />

forderung zur Gestaltung der Welt nach den<br />

Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Nächs-<br />

tenliebe, der Brüderlichkeit und des Frie-<br />

dens. Wir sind offen für Christen und für<br />

alle, die sich aus anderen Beweggründen zu<br />

einem humanistischen Menschenbild be-<br />

kennen und daher für Menschenwürde, die<br />

fundamentalen Rechte des Menschen,<br />

Demokratie, den liberalen Rechtsstaat und<br />

die ökosoziale Marktwirtschaft eintreten.<br />

Vor diesem Hintergrund und auf der Basis<br />

einer Einladung an alle kann unsere Arbeit<br />

nur mit Empathie (einfühlend, teilhabend<br />

am konkreten Leben des Anderen) ge-<br />

schehen. Dieses Mitfühlen soll von ERFAH-<br />

RUNG begleitet werden (reflexive Problem-<br />

analyse), um dann in der Konfrontation mit<br />

den eigenen Vorstellungen, Positionen,<br />

Werthaltungen (VISION) nach Lösungen<br />

und Umsetzungsmöglichkeiten zu suchen<br />

(AKTION).<br />

Einen solchen Dreischritt haben wir folglich<br />

auch für unsere Programmarbeit gewählt.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 25<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land des neuen Denkens<br />

Wer die Steirerinnen und Steirer für dickköpfig hält, der irrt.<br />

Wir sind nur partout nicht zu Rückschritten bereit.


Ideen, Kreativität, Innovationsfähigkeit,<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

Freude, Mut und Optimismus – ein Gemisch<br />

mit vielen weiteren Zutaten führt zum Re-<br />

zept „neu denken“? Weit gefehlt. Neu den-<br />

ken ist vielmehr eine Einstellung, eine Be-<br />

reitschaft, alles in Frage zu stellen und<br />

ständig zu reflektieren, um neu Gedachtes<br />

zu ermöglichen und – noch wichtiger – dann<br />

auch umzusetzen.<br />

So bestimmt unsere Fähigkeit, zu denken,<br />

nachzudenken, vorzudenken und zu über-<br />

denken, unsere individuelle Lebensbewälti-<br />

gung. Hier geht es jedoch weniger um un-<br />

sere kognitiven Möglichkeiten oder um un-<br />

sere – vor ein paar Jahren sehr aktuell<br />

gewordene – emotionale Intelligenz, son-<br />

dern vielmehr um jene Rahmenbedingun-<br />

gen und Voraussetzungen, um neu zu den-<br />

ken und Neues zu erdenken. Was muss neu<br />

gedacht werden? Kann man es jemandem<br />

„verdenken“, wenn neben der reinen Neu-<br />

gierde an neu Gedachtem auch Sorgen und<br />

Ängste mitschwingen, wie sich denn das<br />

Neue auswirkt? Veränderungen sind nicht<br />

immer positiv besetzt, manchmal bringen<br />

sie keine Verbesserungen und oft wird die<br />

persönliche Betroffenheit zum Hauptkrite-<br />

rium, Neues kritisch zu reflektieren.<br />

Eine lebendige Partei wie die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> ist ständig daran, neu zu den-<br />

ken, auch Vordenker einzubinden, um Ant-<br />

worten auf offene Fragen unserer gesell-<br />

schaftlichen Entwicklung zu geben. Wenden<br />

wir uns dem Neuen also positiv zu, so gilt<br />

es, alle kreativen Techniken zu nutzen, um<br />

neue Möglichkeiten auszuloten. Nicht im-<br />

mer geht es dabei um die Umsetzung,<br />

schon die reine Beschäftigung mit dem<br />

Neuen bringt uns über Diskussionen, Refle-<br />

xionen, Falsifizierung und Verifizierung zu<br />

neuen Einsichten. Dies ist kein alleiniges<br />

Warum sind die Steirer reformorientierter als andere? Vielleicht, weil wir es im Laufe der Geschichte<br />

oft schwerer gehabt haben, um vieles kämpfen mussten und wussten, dass nur durch beherzte Schritte<br />

eine positive Weiterentwicklung möglich ist. Vielleicht, weil wir das österreichische Bundesland der<br />

Vielfalt mit der Harmonie der Gegensätze sind – vom ewigen Eis bis zum Weinland, von den 40.000<br />

Studierenden und tausenden Forschenden und Lehrenden an den Universitäten bis zu den Bäuerinnen<br />

und Bauern sowie Hochofen-Arbeitern. Es ist ein weites und fruchtbares Spannungsverhältnis von<br />

Heimatverbundenheit und Weltoffenheit, von Tradition und Fortschritt. Die reiche kulturelle Szene, der<br />

österreichweit höchste Anteil an High-Tech-Produkten und der Weg im letzten Jahrzehnt von der<br />

einstigen Krisenregion auf die österreichische Überholspur bei Wirtschafts- und Beschäftigungs-<br />

wachstum, aber auch vielerlei Bildungsinitiativen sind positive Beispiele dieses steirischen<br />

Reformgeistes.<br />

Waltraud Klasnic<br />

Privileg der Intellektuellen, sondern unser<br />

aller Auftrag. Sind die Antworten gefunden<br />

– sehen wir mal vom reinen „Spinnen“<br />

ab –, wird das neue Denken auch an dessen<br />

umsetzbaren Ideen und Innovationen zu<br />

messen sein, an dessen normativer Kraft,<br />

das Faktische zu überwinden. Wollen wir<br />

neues Denken? Ist nicht die Angst ständig<br />

da, dass durch Neues alles schlechter wird,<br />

Neues auch Gefahren mit sich bringt? Geht<br />

damit die Hoffnung einher, dass uns ohne-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 29<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


hin das Neue erst dann erreicht, wenn poten-<br />

zielle Gefahren längst erkannt und gebannt<br />

wurden?<br />

Das geht nicht! Das haben wir immer so<br />

gemacht! Das haben wir noch nie so<br />

gemacht! Da kann ja jeder kommen! – Dies<br />

sind beliebte Beispiele von Killerphrasen,<br />

die es zu überwinden gilt. Unser Wunsch<br />

nach Verbesserung der derzeitigen Situa-<br />

tion und das Streben nach optimalen Lö-<br />

sungen sind stärker als der Beharrungs-<br />

wunsch angesichts der Unsicherheiten, die<br />

das Neue mit sich bringt. Unser Ansatz,<br />

„neu“ zu denken, geht von unserem ange-<br />

borenen Talent zur Kreativität aus und über-<br />

windet spielend rückwärtsgewandte Barrie-<br />

ren, die sich nur scheinbar auf Traditionen<br />

und Werte stützen. Es gilt, das Neue, das<br />

Richtige, das Bessere zu erdenken, auch<br />

wenn es im Widerspruch zur vermeintlichen<br />

Volksmeinung, zu Umfragen und zum Zeit-<br />

geist steht und nicht im Mainstream liegt.<br />

Doch wer maßt sich an, zu werten, was<br />

denn nun gut, besser oder richtig ist? Kön-<br />

nen nicht wieder „gute“ Argumente gefun-<br />

den werden, dass gut Gedachtes nicht<br />

funktionieren kann?<br />

Neues Denken ist immer auch ein Risiko,<br />

das es wert ist, eingegangen zu werden.<br />

Dazu braucht es – generationenübergreifend<br />

– „junger“, frischer, mutiger Geister, die es<br />

in der <strong>Steiermark</strong> reichhaltig gibt.<br />

30<br />

Neues Denken ist ein ständiger Prozess. Es<br />

bestimmt unsere Fähigkeit, Probleme zu be-<br />

wältigen und zu lösen sowie mit den daraus<br />

folgenden Verbesserungen eine Erhöhung un-<br />

serer Lebensqualität zu erreichen. Im Mittel-<br />

punkt neuen Denkens im politischen Leben<br />

steht jedenfalls der Mensch – der Mensch<br />

und seine individuelle Lebensbewältigung!<br />

Neues Denken war und ist eine notwendige<br />

Voraussetzung für jedwede gesellschaftli-<br />

che, politische, wirtschaftliche und soziale<br />

Weiterentwicklung und somit eine Basis für<br />

Sicherheit, Frieden, Wohlstand, Prosperität<br />

und Zufriedenheit. Die Frage ist vielmehr,<br />

welche Rahmenbedingungen müssen gege-<br />

Die Politik ist das Reich der Vernunft, und zwar einer nicht bloß technisch-kalkulatorischen, sondern<br />

der moralischen Vernunft, da das Staatsziel und so das letzte Ziel aller Politik moralischer Natur ist,<br />

nämlich Friede und Gerechtigkeit.<br />

Josef Kardinal Ratzinger, nunmehr Papst Benedikt XVI.<br />

ben sein, damit entweder neu gedacht oder<br />

Neues erdacht werden kann, bzw. welche<br />

Wege müssen geebnet werden, damit neues<br />

Denken ermöglicht werden kann? Auf diese<br />

Frage werden wir am Ende dieses Kapitels<br />

nochmals zurückkommen.<br />

Neues Denken muss jedenfalls auch in Fra-<br />

gen der Demokratie und des politischen<br />

Systems, der politischen Strukturen und des<br />

Staatsaufbaus erlaubt sein und ist in diesen<br />

Fragen auch besonders wichtig. Neue Mo-<br />

delle und Ideen müssen dabei als Folie die-<br />

nen, vor der die alten Strukturen und Me-<br />

chanismen evaluiert werden. Bewährtes gilt<br />

es zu festigen und zu stärken, Schwachstel-<br />

len gilt es hingegen zu verbessern und zu<br />

verändern.


Heimat neu denken<br />

Erfahrung<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 31<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

Neues<br />

Denken<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Republik, in der unser Land zuerst mehrfach<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist für uns Heimat und Zu-<br />

kunftsregion. Auch Heimat ist nichts Stati-<br />

sches, sondern muss stets in einer sich<br />

verändernden Welt neu gedacht werden.<br />

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die<br />

<strong>Steiermark</strong> als lebens- und liebenswerte<br />

Heimat, als geistig-kulturelles, wissen-<br />

schaftliches, wirtschaftliches und gesell-<br />

schaftliches Zentrum im Südosten Europas<br />

zu gestalten und zu profilieren.<br />

Viele Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren<br />

schwierige Zeiten für die <strong>Steiermark</strong>: als<br />

Kronland der 1918 endgültig auseinander<br />

gebrochenen Monarchie, als Bundesland der<br />

Ersten Republik, die anfangs ihre Erfolge<br />

hatte, aber Bürgerkrieg und Beseitigung der<br />

Demokratie nicht verhindern konnte, als<br />

unselbstständiger Teil der zerstörerischen<br />

und menschenverachtenden Nazi-Diktatur,<br />

schließlich als Bundesland der Zweiten<br />

besetzt und durch einen Eisernen Vorhang<br />

eines Teiles der natürlichen Wirtschafts- und<br />

Gesellschaftsbeziehungen beraubt war.<br />

Schwere Zerstörungen, hungernde Men-<br />

schen, sich mühsam erholende Wirtschaft<br />

Es gehört zu den besten und wichtigsten Traditionen steirischer Politik und ist auch letztlich die Quelle<br />

unserer Erfolge, in kritischen Phasen der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung immer wieder<br />

fundierte Ortsbestimmungen vorzunehmen.<br />

Josef Krainer jun.<br />

– viele schwierige Aufgaben stellten sich am<br />

Beginn der Zweiten Republik den Steirerin-<br />

nen und Steirern. Bei den ersten freien Wah-<br />

len am 25. November 1945 haben die Stei-<br />

rerinnen und Steirer der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei die Hauptverantwortung in unserem<br />

Land übertragen, der die Landeshauptleute<br />

und ihre Teams seither stets gerecht wurden.<br />

Die neue <strong>Steiermark</strong> seit 1945 ist eine Er-<br />

folgsgeschichte, ist das Land der <strong>Zukunft</strong>. Es<br />

ist das Werk aller Menschen unseres Landes,<br />

Das Land als „Heimat“ seiner Menschen samt ihren Manifestationen in Politik, Wirtschaft, Recht,<br />

Wissenschaft, Kunst und Sport, in all den Aktivitäten und Institutionen gedeiht, wenn es ein<br />

partizipatorisches Einandervertrauen der Bürger gibt, das in eine gelassen-kritische Wahl der<br />

Repräsentanten mündet. Gute Politiker schaffen die Rahmenbedingungen hiefür, dann wird das Wort<br />

„Heimat“ mit bergender Substanz gefüllt und damit der abgedroschenen Phrase „entrissen“. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> hat ein politisches System und eine politische Kultur, hat vor allem Menschen, die um<br />

diese jeweils neu gestellte Aufgabe wissen und die schöpferische Kraft zu ihrer Lösung aufbringen!<br />

Wolfgang Mantl<br />

auf dem wir aufbauen wollen. Vor einigen<br />

Jahren ist von unserem Land noch als Kri-<br />

senregion die Rede gewesen, heute sind wir<br />

eine <strong>Zukunft</strong>sregion – mit den besten Arbeits-<br />

markt- und Wirtschaftsdaten Österreichs.


In der Tradition von Erzherzog Johann,<br />

„dem grünen Rebell“, waren die Steirerin-<br />

nen und Steirer stets reformorientierter als<br />

andere. Auch wenn uns dies nicht selten<br />

ein „Revoluzzerimage“ einbrachte, können<br />

wir damit gut leben – stolz auf unsere Stär-<br />

ken in Innovation, Dynamik und Kreativität<br />

bei gleichzeitiger Achtung der Tradition. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> ist insbesondere auch immer als<br />

demokratiepolitische Reformkraft Öster-<br />

reichs bekannt gewesen. Viele Initiativen<br />

wurden in den letzten Jahrzehnten unter-<br />

nommen: Nicht nur zur ÖVP-Reform auf<br />

Bundesebene – so versammelte Landes-<br />

hauptmann Josef Krainer sen. vor vier Jahr-<br />

zehnten in der Neuen Österreichischen Ge-<br />

sellschaft kritische Politiker, Wissenschafter<br />

und Publizisten, um Reformvorschläge zu<br />

lancieren –, sondern besonders auch durch<br />

die in den 1970er Jahren unter Landes-<br />

hauptmann Friedrich Niederl begonnenen<br />

und in den 1980er Jahren unter dem schon<br />

vorher federführenden Landeshauptmann<br />

Josef Krainer jun. weitgehend umgesetzten<br />

Reformprozesse im Rahmen von Modell<br />

<strong>Steiermark</strong>. Unter Landeshauptmann Wal-<br />

32<br />

traud Klasnic wurde diese Reformorientie-<br />

rung in bester Tradition fortgesetzt. So ging<br />

zuletzt etwa auch die Initiative zum Öster-<br />

reich-Konvent zur notwendigen umfassen-<br />

<strong>Steiermark</strong> ist Widerspruch. Widerspruch gegen den Zentralismus in Wien, Widerspruch in<br />

Reformation und Gegenreformation, in beidem nie vollendet, in beidem bis heute fortschreitend.<br />

Graz ist Widerspruch, als Hauptstadt einer eigenen Welt.<br />

Karl Schwarzenberg<br />

den Staats-, Demokratie- und Verwaltungs-<br />

reform im Österreich des 21. Jahrhunderts<br />

von der <strong>Steiermark</strong> aus.<br />

Der Beitritt Österreichs zur Europäischen<br />

Union war ein Markstein der Entwicklung<br />

unserer <strong>Steiermark</strong>. Geografisch konnte die<br />

<strong>Steiermark</strong> freilich aber erst durch die wich-<br />

tige Erweiterung der Europäischen Union<br />

am 1. Mai 2004 zum „Grünen Herz“ im<br />

vereinten Europa werden. Früher Grenz-<br />

region, weiß die <strong>Steiermark</strong> ihr großes<br />

Potenzial als <strong>Zukunft</strong>sregion, umgeben von<br />

den alten/neuen Nachbarn im Süden und<br />

Andererseits werden die Bürger bei den großen Fragen des Landes, der Nation, Europas und der Welt<br />

zu jener Partei und ihren führenden Persönlichkeiten „greifen“, die die Zeichen der Zeit erkannt und<br />

verstanden haben. Das ist 60 Jahre lang hindurch in diesem Land die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> gewesen.<br />

Sie wird es vermutlich weiterhin sein, wenn ihre Proponenten offen, auf Vielfalt bedacht und<br />

erneuerungsbereit bleiben. Und wenn sie vor allem die wichtigste Funktion einer Partei wahrnehmen:<br />

den Nachwuchs zu pflegen, um die besten Köpfe für die politische Führung im Land zu finden.<br />

Bernd Schilcher<br />

Südosten unseres Landes gut zu nutzen. Es<br />

hat seit jeher zum Selbstverständnis unse-<br />

res Landes gehört, Brückenbauer zu sein.<br />

Trotz nicht immer leichter politischer und<br />

wirtschaftlicher Verhältnisse haben wir be-<br />

reits in der Vergangenheit immer gute und<br />

tiefe Beziehungen zu unseren Nachbarn ge-<br />

pflegt. 1978 wurde unter wesentlicher Mit-


wirkung der <strong>Steiermark</strong> die Arbeitsgemein-<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

schaft Alpen Adria gegründet, die die Re-<br />

gionen der heutigen <strong>Zukunft</strong>sregion umfasst.<br />

Die <strong>Zukunft</strong>sregion ist eine Initiative der<br />

<strong>Steiermark</strong>, die 1998 erstmals gemeinsam<br />

mit der Industriellenvereinigung und der<br />

Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong> präsentiert<br />

wurde. Aufwind bekam der Wille zur Ko-<br />

operation durch die Idee „Europa der Re-<br />

gionen“, die die Stärken des regionalen<br />

Selbstbewusstseins durch Zusammenarbeit<br />

von benachbarten Regionen zum Inhalt<br />

hatte. Europa der Regionen bedeutet für<br />

uns, Steirer, Österreicher und Europäer zu-<br />

gleich zu sein.<br />

Vision<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist überzeugter Teil des ver-<br />

einten Europas. Es gilt, das enorme Poten-<br />

zial zu nutzen, das uns der Friede sowie die<br />

wirtschaftliche, wissenschaftliche und kul-<br />

turelle Zusammenarbeit in Europa bieten.<br />

Nur ein Europa der Regionen, das seine<br />

Stärke und Vitalität aus der Vielfalt in der<br />

Einheit und dem daraus resultierenden<br />

fruchtbaren Spannungsverhältnis schöpft,<br />

kann ein Europa der Bürger sein. Die euro-<br />

päische Idee lebt vom Vertrauen und der<br />

Unterstützung der Bürger. Es ist daher alles<br />

zu unternehmen, um Europa als durch-<br />

Noch nie waren die Grazerinnen und Grazer so stolz auf ihre Heimatstadt, und die internationalen<br />

Medienberichte trugen das ihre dazu bei. Die Nachhaltigkeit des Kulturhauptstadtjahres wird dadurch<br />

eindrucksvoll bestätigt …<br />

Siegfried Nagl<br />

schaubar und mitgestaltbar empfinden zu<br />

lassen und die Information und Vertrauens-<br />

bildung über und für Europa zu stärken.<br />

Durch die europäische Vereinigung und den<br />

Fall der äußeren Grenzen innerhalb der Eu-<br />

ropäischen Union verlor freilich der Natio-<br />

Die alte und die neue Geschichte der <strong>Steiermark</strong> eröffnet auch einen faszinierenden europäischen<br />

Horizont. Wir befinden uns geografisch an einer Schnittstelle der großen europäischen Kulturen, wir<br />

wissen aus Erfahrung in zwei Weltkriegen und in der Ära des Kommunismus, was es heißt, von der<br />

eigenen Herkunft und den europäischen Nachbarn abgeschnitten zu sein, und wir können andererseits<br />

darauf verweisen, am jetzigen, am neuen Europa mitgearbeitet zu haben. … Auch wenn die<br />

beschriebenen Begabtheiten der <strong>Steiermark</strong> dazu ausreichten, um von hier aus die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />

führend mit zu gestalten, so bliebe doch die Aufgabe, dies der jüngeren Generation im öffentlichen,<br />

universitären und kirchlichen Leben als Mut zur <strong>Zukunft</strong> zu vermitteln.<br />

Egon Kapellari<br />

nalstaat an Bedeutung. Die <strong>Steiermark</strong> bleibt<br />

stolz, Gründungsmitglied und wesentlicher<br />

Teil der Republik Österreich zu sein. Den-<br />

noch gilt es im Sinne eines ernst genomme-<br />

nen und tatsächlich gelebten Gedankens der<br />

Subsidiarität stets zu hinterfragen, welche<br />

Aufgaben in heutiger Zeit am besten auf<br />

lokaler, auf regionaler, auf nationaler oder<br />

auf europäischer Ebene bewältigt werden<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 33<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


sollten. Sicher ist, dass durch die europäi-<br />

sche Integration der Nationalstaat immer<br />

unbedeutender wird und die grenzüber-<br />

schreitende Kooperation der Regionen enorm<br />

an Bedeutung gewonnen hat. Die Idee eines<br />

„Freistaates“ <strong>Steiermark</strong> kann auch dann an<br />

Charme gewinnen, wenn man sich die durch<br />

die europäische Vereinigung verschobenen<br />

geografischen Gegebenheiten vor Augen<br />

hält: So sind für Graz Laibach und Zagreb<br />

nicht weiter entfernt als unsere Bundes-<br />

hauptstadt Wien. Wir wollen daher eine<br />

möglichst selbstständige <strong>Steiermark</strong>, die<br />

ihre Aufgaben als <strong>Zukunft</strong>sregion im verein-<br />

ten Europa zum Wohle der Bürgerinnen und<br />

Bürger eigenverantwortlich wahrnimmt.<br />

Wir sind auch stolz auf die gelebte Subsi-<br />

diarität innerhalb unserer <strong>Steiermark</strong>. Die<br />

Gemeinden – „prima inter pares“ unsere<br />

Landeshauptstadt Graz – sind das tragende<br />

Fundament des Zusammenlebens in unse-<br />

rem Bundesland. Blühende und lebenswer-<br />

34<br />

te Gemeinden, in denen sich die Steirerin-<br />

nen und Steirer wohl fühlen und mitgestal-<br />

ten, haben daher oberste Priorität in unserer<br />

politischen Arbeit. In einem Miteinander<br />

von Land und Gemeinden, von Landespoli-<br />

Wir wissen, jede Demokratie erlebt ihre Bewältigung in der Gemeinde, dieser unmittelbaren und<br />

ersten Ebene des öffentlichen Zusammenlebens. Hier ist zu spüren, was den Bürger bewegt.<br />

Hermann Kröll<br />

tikern und Gemeindepolitikern, gilt es, die<br />

<strong>Zukunft</strong> bestmöglich für unsere Bürgerinnen<br />

und Bürger zu gestalten.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt dafür ein,<br />

dass den Regionen innerhalb der Europäi-<br />

schen Union noch mehr politisches Gewicht<br />

eingeräumt wird. Darüber hinaus ist es we-<br />

sentlich, dass die österreichischen Bundes-<br />

länder bei der Mitwirkung Österreichs in den<br />

Es geht nicht um wechselseitige Schuldzuweisungen, verfehlte Frontstellungen, simple Reflexe,<br />

Besitzstandsdenken, Festhalten an verkrusteten Strukturen, sondern um eine offensive, kreative und<br />

tabulose Diskussion, um das Optimum für den Bundesstaat Österreich im 21. Jahrhundert unter den<br />

Bedingungen des neuen Europa zu erreichen. Wichtig ist, dass die Diskussion nicht als ein<br />

intellektuelles Glasperlenspiel, Sandkastenspiel oder l’art pour l’art einer abgehobenen politischen<br />

Kaste empfunden wird, sondern dass bewusst ist, dass die Organisation des Bundesstaates ganz<br />

entscheidende Bedeutung für den Bürger hat. Größere Überschaubarkeit, mehr politische<br />

Mitgestaltungsmöglichkeit, also mehr Demokratie für den Bürger, besserer Bürgerservice, bürgernahe<br />

Verwaltung, rascherer und effizienterer Verwaltungsablauf, damit zugleich geringere Steuerlast – das<br />

muss der Nutzen für den Bürger sein.<br />

Herwig Hösele<br />

Organen der Europäischen Union bestmög-<br />

lich eingebunden sind. Information, Mit-<br />

sprache und Mitentscheidung, insbesondere<br />

wenn es um die ureigensten Anliegen der


Bundesländer geht, müssen als Selbstver-<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

ständlichkeit rechtlich wie politisch garan-<br />

tiert sein.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt seit Jahren<br />

für eine umfassende Staats-, Verfassungs-<br />

und Verwaltungsreform im Bundesstaat<br />

Österreich ein. Es war ein großer Fortschritt,<br />

dass der auf eine aus der <strong>Steiermark</strong> stam-<br />

mende Idee zurückgehende Österreich-Kon-<br />

vent, der von 30. Juni 2003 bis 28. Jänner<br />

2005 mit großem Engagement und dichtem<br />

Programm arbeitete, umfassende und tief-<br />

gehende Vorschläge für eine Reform der<br />

österreichischen Bundesverfassung vorleg-<br />

te, die es in dieser Form seit der Erlassung<br />

der Bundesverfassung im Jahr 1920 noch<br />

nie gegeben hatte. Es gilt nun, rasch die<br />

noch offenen Konfliktpunkte politisch zu<br />

bereinigen und die vielen Konsensergebnis-<br />

se in Form einer neuen Bundesverfassung<br />

umzusetzen. Dabei wird ein wichtiger Mei-<br />

lenstein auch die Reform des österreichi-<br />

schen Bundesstaates sein, die eine sinnvol-<br />

le und zeitgemäße Aufgabenverteilung zwi-<br />

schen Bund und Ländern mit sich bringen<br />

muss. Ebenso ist eine effektive Mitwirkung<br />

der Bundesländer an der Bundesgesetzge-<br />

bung sicherzustellen, für die gerade seitens<br />

der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> zahlreiche Initi-<br />

ativen gesetzt wurden. Weder uniformer<br />

Zentralismus noch falsch verstandener<br />

„starrköpfiger“ Föderalismus dürfen bei die-<br />

sen notwendigen Reformen Richtschnur<br />

sein, sondern stets der Gedanke, die beste<br />

Lösung im Sinne der Grundsätze der Bür-<br />

gernähe, Transparenz, Effektivität und Effi-<br />

zienz für die Bürgerinnen und Bürger zu<br />

verwirklichen.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt auch weiter-<br />

hin für einen Polyzentrismus in Österreich<br />

ein. In diesem Sinne gilt es ernsthaft zu<br />

überlegen, ob nicht einzelne Organe des<br />

Bundesstaates dezentral in den Bundes-<br />

ländern örtlich verankert werden könnten,<br />

anstatt diese nur in Wien zu konzentrie-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 35<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

ren.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt auch weiter<br />

für eine Gesamtreform der steirischen Lan-<br />

desverfassung ein. Die ersten Ansätze wur-<br />

Es war von Anfang an für jedermann klar, dass der Österreich-Konvent kein Legislativorgan, sondern nur<br />

dazu berufen ist, einen Verfassungsentwurf auszuarbeiten (was er auch getan hat), während die<br />

eigentliche gesetzgeberische Arbeit im Parlament zu bewerkstelligen sein würde. Dorthin führt – wie<br />

der Präsident des Nationalrates, der sich um den Konvent außerordentlich verdient gemacht hat,<br />

bereits mehrfach betonte – auch der Weg des Verfassungsentwurfs. … Der Konvent hat seine Aufgabe<br />

mit der Vorlage seines Berichts erfüllt und damit Skeptiker und Defaitisten widerlegt. Es liegt nun an<br />

den Verantwortungsträgern in einer Demokratie, aus den Ergebnissen des Konvents die Konsequenzen<br />

zu ziehen …<br />

Franz Fiedler<br />

den dafür im Rahmen von Modell Steier-<br />

mark bereits vor Jahrzehnten erarbeitet,<br />

nun gilt es – nach einer Reform der Bun-<br />

desverfassung im Zuge des Österreich-Kon-<br />

vents, die auch eine Stärkung der Landes-<br />

verfassungsautonomie bringen muss – auch<br />

eine Neuerlassung der steirischen Landes-<br />

verfassung zu erreichen. Die steirische Lan-


desverfassung, wiederverlautbart im Jahre<br />

1960, ist die einzige Landesverfassung<br />

Österreichs, die bisher nicht umfassend mo-<br />

dernisiert wurde. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

hat diesbezügliche Vorschläge schon seit<br />

Jahren propagiert und fordert die Einrich-<br />

tung eines „<strong>Steiermark</strong>-Konvents“ zur Aus-<br />

arbeitung einer neuen steirischen Landes-<br />

verfassung unter Einbeziehung aller wesent-<br />

lichen politischen und gesellschaftlichen<br />

Kräfte.<br />

Im Zuge einer umfassenden Reform der<br />

steirischen Landesverfassung tritt die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> unter anderem dafür ein,<br />

die freie Regierungsbildung statt des<br />

Zwangsproporzes zu ermöglichen. Die Pro-<br />

porzregierung in den Ländern hat ihre<br />

Verdienste vor allem in der Aufbauphase der<br />

Zweiten Republik gehabt. In den letzten<br />

Jahren sind jedoch zunehmend die Schwä-<br />

chen einer Proporz- oder Konzentrations-<br />

regierung hervorgetreten. Proporzregie-<br />

rungen tragen zur Versteinerung der politi-<br />

schen Strukturen bei. Im Proporzsystem<br />

kommt es immer wieder vor, dass Parteien<br />

zwar in der Regierung sind, aber gleichzei-<br />

36<br />

tig Oppositionspolitik betreiben. Eine Mehr-<br />

heitswahl der Landesregierung – wie sie in<br />

Salzburg und Tirol in den letzten Jahren<br />

bereits verwirklicht wurde – soll daher zu<br />

einer klaren Rollenverteilung und zu einer<br />

klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten<br />

führen. Damit sollen rasches und effizientes<br />

Handeln, strategisches Planen, Innovations-<br />

kraft, transparente Entscheidungsregeln<br />

sowie die Pflege des öffentlichen Diskurses<br />

und die Entwicklung von Alternativen, die<br />

Jede Diktatur ist moralisch böse. Das ist das erste, das moralische Grundprinzip für die Demokratie als<br />

jene Staatsform, in der die Regierung ohne Blutvergießen abgesetzt werden kann.<br />

Sir Karl Popper<br />

Neue Formen der Partizipation<br />

Erfahrung<br />

Die Partizipation der Bürgerinnen und Bür-<br />

ger sowie die Kommunikation zwischen den<br />

Bürgerinnen bzw. Bürgern und den Verant-<br />

wortungsträgern waren der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> stets ein wichtiges Anliegen.<br />

unterschiedliche Politikangebote von Regie-<br />

rung und Opposition sichtbar machen, ge-<br />

stärkt und geschärft werden.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Stär-<br />

kung der Rechte der Gemeinden und der<br />

Rechte der Bürgerinnen und Bürger in den<br />

Gemeinden ein. Gemeindekooperationen,<br />

wie sie bisher schon in einigen Bereichen<br />

erfolgreich stattfinden, sollen als Modell ver-<br />

stärkt angeboten und unterstützt werden.<br />

Gemeindezusammenlegungen sollen nur<br />

unter Mitwirkung der betroffenen Bürgerin-<br />

nen und Bürger möglich sein.<br />

Bereits in den 1970er Jahren wurden im<br />

Rahmen von Modell <strong>Steiermark</strong> umfassende<br />

Vorschläge zur Demokratiereform, die ver-<br />

stärkte Mitwirkungs- und Mitspracherechte<br />

der Bürgerinnen und Bürger vorsahen, ent-<br />

wickelt. Die <strong>Steiermark</strong> wurde innerhalb der


Österreichischen <strong>Volkspartei</strong> und in Öster-<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

reich überhaupt zur Triebkraft der Demokra-<br />

tiereform. So waren wir das erste Bundes-<br />

land, das Vorwahlen durchgeführt hat. Wir<br />

waren ebenso das erste Bundesland, das<br />

einen weisungsungebundenen Landesrech-<br />

nungshof eingeführt hat, der mittlerweile in<br />

nahezu allen Bundesländern Nachahmung<br />

fand. Wir waren das erste Bundesland, das<br />

ein Volksrechtegesetz mit den weitestgehen-<br />

den Bürgermitbestimmungsrechten be-<br />

schlossen hat. Die in diesem 1986 be-<br />

schlossenen Steiermärkischen Volksrechte-<br />

gesetz enthaltenen vielfältigen Instrumente<br />

der direkten Demokratie, aufbauend auf<br />

dem „Schweizer Modell“, ermöglichten eine<br />

intensive Mitbestimmung der Steirerinnen<br />

und Steirer auf Landes- und Gemeinde-<br />

ebene. Wir wissen, dass aber auch trotz<br />

dieser großen Erfolge Bürgerpartizipation<br />

stets neu gedacht werden muss. Wir sind<br />

daher offen für neue Entwicklungen (z.B. im<br />

Fernab von Bauordnungs- oder Jugendschutzeitelkeiten sollte man sich der positiven Kraft eines<br />

Experimentierfeldcharakters des Föderalismus bewusst werden. In Fragen der Weiterentwicklung von<br />

Verfassung und Demokratie ließe sich dem einiges abgewinnen. Fragen des Wahlrechts, wie etwa die<br />

Entscheidung zwischen den Grundsätzen der Verhältnis- oder Mehrheitswahl, des Wahlalters oder des<br />

Wahlrechts für Migranten und Migrantinnen, könnten getrost auf Landesebene für die Wahlen zu den<br />

Landtagen und Gemeinderäten entschieden werden. Die Entwicklung von plebiszitären Elementen in<br />

der Demokratie oder der Direktwahl von Organen könnten so im Wettbewerb der Konzepte<br />

weiterentwickelt werden.<br />

Christopher Drexler<br />

Zuge der elektronischen Revolution) und<br />

starten gezielt neue Initiativen für unsere<br />

Bürgerinnen und Bürger. So wurden auch<br />

mit der Aktion „Vor Ort am Wort“ durch<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic neue<br />

Wege der Einbindung von Bürgerinnen und<br />

Bürgern beschritten. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei bietet auch zahlreiche Möglichkeiten,<br />

Nachdem es lange Zeit gefragt war, über politische Prozesse der Entscheidungsfindung einfach nur<br />

informiert zu werden (Information), gab es in den siebziger/achtziger Jahren eine deutliche Tendenz<br />

zum „darüber reden“ und zu den Mechanismen des Mitentscheidens (Kommunikation). Heute ist<br />

spürbar, dass Bürgerinnen und Bürger nicht nur in eine Entscheidung am Ende des Prozesses<br />

eingebunden sein wollen. Sie wollen sich gerne bereits in die Prozesse einbringen, die zur Ortung von<br />

Themenbereichen führen, in denen Veränderungen anstehen und sind sogar bereit, Verantwortung für<br />

das Gelingen eines Prozesses zu tragen (Koevolution). … Das Internet und speziell für einen<br />

Diskussionsprozess eingerichtete Portale eignen sich zur Einbeziehung von Menschen in politische<br />

Diskussionsprozesse bis hin zur gemeinsamen Beschlussfindung.<br />

Andreas Schnider<br />

sich via Internet zu informieren, mit den<br />

Politikerinnen und Politikern zu kommuni-<br />

zieren und an der Entscheidungsfindung<br />

teilzuhaben (E-Parlament). Die sich neu bie-<br />

tenden Möglichkeiten einer „Cyberdemokra-<br />

tie“ gilt es zu nutzen.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 37<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Mit Sorge sehen wir freilich auch, dass die<br />

Phänomene der Politik- und Parteienver-<br />

drossenheit immer wieder einen nicht un-<br />

beträchtlichen Teil unserer Bürgerinnen und<br />

Bürger erfassen. Auch die Zahl der Nicht-<br />

wählerinnen und Nichtwähler – nicht nur in<br />

der <strong>Steiermark</strong>, sondern auch in anderen<br />

Ländern und Staaten – ist in den letzten<br />

Jahren kontinuierlich gestiegen. Diese Ent-<br />

wicklungen gilt es zu erkennen, Gegenstra-<br />

tegien sind zu verfolgen.<br />

Vision<br />

Wir verstehen unter Demokratie die mög-<br />

lichst breite Mitwirkung und Mitbestimmung<br />

aller Bürgerinnen und Bürger. Dies soll die<br />

politischen Amtsträger nicht aus ihrer Ver-<br />

antwortung entlassen. Die Partizipation der<br />

Bürgerinnen und Bürger ist aber ein wich-<br />

tiges Korrektiv und ein Kernelement der<br />

Demokratie.<br />

Das Wahlrecht sollte daher so ausgestaltet<br />

sein, dass die Bürgerinnen und Bürger einen<br />

möglichst großen Einfluss auf die Verteilung<br />

der Macht im politischen System erhalten.<br />

Ebenso sollte das Wahlrecht möglichst<br />

effektiv personalisiert sein, sodass auch<br />

die Auswahl der einzelnen Mandatare von<br />

den Bürgerinnen und Bürgern mitbestimmt<br />

werden kann. Die konkrete Ausübung des<br />

Wahlrechts muss bürgerfreundlich und<br />

serviceorientiert sein und auf die Bedürfnisse<br />

der Wählerinnen und Wähler hinsichtlich der<br />

Mobilität und Flexibilität in unserer moder-<br />

nen Welt ausreichend Rücksicht nehmen.<br />

Demokratie bedeutet aber auch, dass die<br />

Bürgerinnen und Bürger über das Wahlrecht<br />

hinaus ausreichende Möglichkeiten der In-<br />

38<br />

formation, Mitsprache und Mitentscheidung<br />

haben. In diesem Sinne sind die Instrumen-<br />

te der direkten Demokratie bürgerfreundlich<br />

auszugestalten. Dabei müssen auch neue<br />

Entwicklungen wie die elektronische Revo-<br />

lution berücksichtigt werden.<br />

Wir sehen in den Ansätzen einer kommenden<br />

„Cyberdemokratie“ keine negative Entwick-<br />

lung, sondern eine Chance, die es zu nutzen<br />

gilt. Die menschliche Kommunikation wird<br />

und soll freilich stets so weit wie möglich auf<br />

persönlichem Weg erfolgen. Die Möglichkei-<br />

ten, die die elektronische Revolution neu<br />

bietet, sollen aber zusätzlich in effektiver und<br />

bürgernaher Weise für die Demokratie und<br />

insbesondere die politische Information, po-<br />

litische Kommunikation und politische Parti-<br />

zipation nutzbar gemacht werden.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Re-<br />

form des Wahlrechts ein, die ein Mehr an<br />

Partizipation und gleichzeitig auch ein Mehr<br />

an Effektivität mit sich bringt. Die Vergan-<br />

genheit und Vergleichsbeispiele aus ande-<br />

ren Ländern zeigen, dass sowohl die reine<br />

Verhältniswahl als auch die Mehrheitswahl<br />

Schwächen mit sich bringen. Bei einem rei-<br />

nen Verhältniswahlrecht drohen eine Zer-<br />

splitterung der Parteienlandschaft und da-<br />

mit eine Verminderung der Effektivität der<br />

politischen Arbeit. Darüber hinaus sind es<br />

bei einem solchen Wahlrecht in der Regel<br />

die politischen Parteien, die erst in den Ko-<br />

alitionsverhandlungen die wahre Entschei-<br />

dung über die Machtverteilung treffen – und<br />

nicht schon die Wählerinnen und Wähler<br />

bei der Wahl. Ein klassisches Mehrheits-<br />

wahlrecht führt hingegen dazu, dass kleine


Parteien kaum eine Chance auf Mandate<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

haben und damit ein durchaus wünschens-<br />

wertes buntes Parteienspektrum verhindert<br />

wird.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt daher für ein<br />

„minderheitenfreundliches Mehrheitswahl-<br />

recht“ ein. Nach diesem bereits 1998 vor-<br />

gelegten Modell erhält die stimmenstärkste<br />

Partei die Hälfte plus eins der Mandate, die<br />

übrigen Mandate werden proportional ver-<br />

teilt. Dieses Modell würde durch die Her-<br />

beiführung absoluter Mandatsmehrheiten<br />

die Bildung stabiler und arbeitsfähiger Re-<br />

gierungen gewährleisten. Zudem würde es<br />

dem Wähler ermöglichen, einen Macht-<br />

wechsel herbeizuführen, da er allein ent-<br />

scheiden würde, welche Partei befähigt<br />

wird, eine Regierung zu bilden. Andererseits<br />

ist dieses Modell aber auch minderheiten-<br />

freundlich und garantiert, dass alle Parteien,<br />

die nach dem geltenden Wahlrecht im Par-<br />

lament vertreten sind, auch nach einer<br />

Wahlrechtsreform vertreten wären. Im Ge-<br />

genzug sind die Kontroll- und Minderheiten-<br />

rechte im Landtag, die bereits durch die<br />

Geschäftsordnungsnovellen der vergange-<br />

nen Jahre ausgebaut wurden, noch weiter<br />

zu stärken.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt ebenso für<br />

die Direktwahl des Landeshauptmannes<br />

und der Bürgermeister ein. Der Landes-<br />

hauptmann hat politisch und rechtlich eine<br />

herausragende Stellung. Er ist nicht nur Re-<br />

gierungschef, sondern auch Vorstand des<br />

Amtes der Landesregierung, Träger der mit-<br />

telbaren Bundesverwaltung und gliedstaat-<br />

liches Staatsoberhaupt. Eine vergleichbar<br />

Die Zeichen der Zeit sprechen für die Einführung eines Mehrheitswahlrechts. Der Wiederaufstieg von<br />

ÖVP und SPÖ zu Großparteien, die Implosion der FPÖ, das Zaudern der Grünen hinsichtlich einer<br />

allfälligen Regierungsbeteiligung, die drohende Gefahr einer wiederum viele Jahre lang dominierenden<br />

großen Koalition mit Stillstand und Blockaden zeigen nicht nur demokratiepolitisch in diese Richtung,<br />

sondern haben in letzter Zeit wohl auch dazu geführt, dass ein solcher Reformschritt in der<br />

Bevölkerung mehr akzeptiert würde, als dies vorher der Fall war. … Ein minderheitenfreundliches<br />

Mehrheitswahlrecht, das einfach zu verstehen ist, das dem Wähler die Entscheidungsbefugnis über die<br />

Regierungsmehrheit einräumt und das gleichzeitig kleine Parteien schützt, könnte daher durchaus<br />

Akzeptanz finden.<br />

Klaus Poier<br />

starke Stellung wie der Landeshauptmann<br />

auf Landesebene kommt den Bürgermeis-<br />

tern auf Gemeindeebene zu. Eine Direkt-<br />

wahl dieser Amtsträger würde daher eine<br />

Stärkung des demokratischen Prinzips und<br />

ein gehöriges Mehr an Partizipation für die<br />

Bürgerinnen und Bürger bedeuten. Die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> fordert, dass die Verfas-<br />

sungsautonomie der Bundesländer derart<br />

gestärkt wird, dass eine umfassende Wahl-<br />

rechtsreform sowie die Direktwahl des Lan-<br />

deshauptmannes ebenso in einem breiten<br />

Konsens auf Landesebene realisiert werden<br />

können, wie dies schon bei der Direktwahl<br />

der Bürgermeister möglich ist.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> fordert die Einfüh-<br />

rung einer effektiven Briefwahlmöglichkeit<br />

sowie die Möglichkeit, dass Auslandssteire-<br />

rinnen und Auslandssteirer auch bei Wahlen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 39<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


auf Gemeinde- und Landesebene ihr Stimm-<br />

recht ausüben können. Mit der Einführung<br />

eines zweiten Wahltages wurde in den ver-<br />

gangenen Monaten bereits ein Markstein<br />

gesetzt. Dies darf jedoch nur ein Anfang<br />

sein. Die Landesverfassungsautonomie ist<br />

daher dahingehend auszubauen, dass die<br />

Bundesländer eine umfassende Briefwahl-<br />

möglichkeit als Service für die Bürgerinnen<br />

und Bürger vorsehen können. Diese Brief-<br />

wahlmöglichkeit soll insbesondere auch im<br />

Hinblick auf die steigende Zahl der Nicht-<br />

wählerinnen und Nichtwähler geschaffen<br />

werden.<br />

Die Verfassung ist ebenso für ein zukünfti-<br />

ges E-Voting tauglich zu machen, das den<br />

Anforderungen der elektronischen Revolu-<br />

Wie neu ist neues Denken?<br />

Erfahrung<br />

Gerade auch die Ansätze einer kommenden<br />

„Cyberdemokratie“ zeigen, welches weite<br />

Feld dem neuen Denken offen steht. Aber<br />

nicht nur Demokratie, sondern alle gesell-<br />

schaftlichen Bereiche gilt es immer wieder<br />

40<br />

tion und unserer Informationsgesellschaft<br />

gerecht wird.<br />

Auch bei den Instrumenten der direkten De-<br />

mokratie ist der Service für die Bürgerinnen<br />

und Bürger zu verbessern. Briefwahlmög-<br />

lichkeit und die Möglichkeit eines zukünfti-<br />

gen E-Voting sind auch für diese Formen der<br />

Partizipation zu schaffen.<br />

Durch Breitbandzugänge für möglichst viele<br />

Steirerinnen und Steirer sowie alternative<br />

Formen, die Bürgerinnen und Bürgern den<br />

Zugang zu den Möglichkeiten der elektroni-<br />

schen Revolution eröffnen (z.B. öffentlich<br />

zugängliche Computer in allen Gemeinden),<br />

ist den Anforderungen der „Cyberdemokra-<br />

tie“ gerecht zu werden.<br />

... was ich gemacht habe, sind Veränderungen. Zum Erfolg ist vor allem eines wichtig: eine Vision zu<br />

haben. Denn Visionen erzeugen Sehnsüchte.<br />

Arnold Schwarzenegger<br />

neu zu denken. Wie ist neues Denken aber<br />

überhaupt möglich? Welche Rahmenbedin-<br />

gungen sind dafür notwendig? Auf diese<br />

Fragen soll nun abschließend nochmals ein-<br />

gegangen werden.<br />

Aus gesteuerter Kreativität entsteht Innova-<br />

tion, die treibende Kraft jeder Entwicklung.<br />

Offenheit, intellektuelle Flexibilität, aber<br />

auch Mut, sich von Althergebrachtem zu<br />

verabschieden, zeichnen das ideale Umfeld<br />

neuen Denkens aus. Dies kann aus Denk-<br />

schulen hervorgehen und sich aus dem rei-<br />

chen Nährboden von Denkbewegungen und<br />

Anregungen von Denkschulen weiterent-<br />

wickeln. Voraussetzung ist das Ziel, die He-<br />

rausforderungen der <strong>Zukunft</strong> zu lösen, Pro-<br />

bleme anzusprechen und zu bewältigen.


Liberalität, Offenheit, Leistungsorientierung,<br />

Neues<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />

Freiheit und Chancengleichheit, Solidarität<br />

und Verantwortung für andere: Diese Werte<br />

sind zeitlos. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird<br />

sie nie preisgeben. Um diese Werte für die<br />

heutigen Herausforderungen relevant zu<br />

machen, bedarf es realistischer und voraus-<br />

schauender Politik, die in der Lage ist, die<br />

Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu<br />

erkennen. Neues Denken der Politik bedeu-<br />

tet nicht, auf Meinungsumfragen zu reagie-<br />

ren, sondern es bedeutet, sich an objektiv<br />

veränderte Bedingungen anzupassen.<br />

Wir müssen unsere Politik in einem neuen,<br />

auf den heutigen Stand gebrachten wirt-<br />

schaftlichen Rahmen betreiben, innerhalb<br />

dessen der Staat die Wirtschaft mit funk-<br />

tionierenden Rahmenbedingungen nach<br />

Kräften fördert, sich aber nie als Substitut<br />

wirtschaftlicher Prozesse betrachtet. Die<br />

Wirkung und Funktionen von Märkten sollen<br />

durch die Politik ergänzt und verbessert,<br />

nicht aber behindert werden. Wir unterstüt-<br />

zen eine ökosoziale Marktwirtschaft auf der<br />

Basis eines werte- und leistungsorientierten<br />

Bekenntnisses zur menschlichen Freiheit<br />

und Verantwortung!<br />

Neues Denken braucht vor allem das Über-<br />

winden von so genannten Aufbruchsgren-<br />

zen. Es braucht aber auch den Mut, gegen<br />

vorherrschende Meinungen Stellung zu<br />

beziehen. Das beinhaltet ebenfalls das<br />

Überwinden vorurteilsbedingter Barrieren,<br />

vor allem aber auch ein Überwinden von<br />

Akzeptanz- und Umsetzungsproblematiken.<br />

In enger Verbindung mit neuem Denken ste-<br />

hen Innovation und die Fähigkeit zu kreativer<br />

Aktivität, im besten Schumpeter’schen Sinne<br />

als schöpferische Zerstörung verstanden. Wir<br />

teilen ein gemeinsames Schicksal mit vielen<br />

Regionen in der Europäischen Union. Wir<br />

stehen den gleichen Herausforderungen ge-<br />

genüber: Arbeitsplätze und Wohlstand för-<br />

dern; jedem einzelnen Individuum die Mög-<br />

lichkeit bieten, seine eigenen Potenziale zu<br />

entwickeln; soziale Ausgrenzung und Armut<br />

bekämpfen; materiellen Fortschritt, Sicher-<br />

heit, ökologische Nachhaltigkeit und unsere<br />

Eine der Schwierigkeiten der Debatte, die wir führen müssen, liegt darin, dass die wissenschaftlichen<br />

und technischen Entwicklungen so schnell voranschreiten. Wir kommen kaum noch dazu, ihre<br />

Chancen und ihre Risiken kritisch zu reflektieren. Beschleunigung und wachsender Zeitdruck sind aber<br />

selbstgemachte Sachzwänge, denen wir uns nicht ausliefern dürfen.<br />

Hildegunde Piza<br />

Verantwortung für zukünftige Generationen<br />

miteinander vereinbaren; Probleme wie Dro-<br />

gen und Kriminalität, die den Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaften bedrohen, wirksam<br />

bekämpfen; und die <strong>Steiermark</strong> zu einem<br />

attraktiven Modell in der Welt machen. Dazu<br />

gehört wohl auch ein im besten Sinne ver-<br />

standenes Selbstbewusstsein, mit Zuversicht<br />

und Optimismus sich dem Neuen zu stellen<br />

und etwaige Rückschläge als weiteren An-<br />

sporn zum ständigen Weiterentwickeln unse-<br />

rer Ideen zu sehen.<br />

Innovation geht in der <strong>Steiermark</strong> mit einer<br />

langen Tradition und modellorientierter Po-<br />

litikgestaltung einher. Daher kann neues<br />

Denken nur vor dem Hintergrund einer gro-<br />

ßen Tradition der reflexiven Gestaltung von<br />

Lebensräumen durch die Politik erfolgen.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 41<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Vision<br />

Das Vorantreiben umsetzungsgestärkter po-<br />

litikrelevanter Diskurse kann und muss zu<br />

neuem Denken führen, kann jedoch nicht<br />

die Aufgabe einer einzelnen Person sein,<br />

sondern muss als aktive Denk- und Wert-<br />

haltung innerhalb einer gesamten Gesin-<br />

nungsgemeinschaft stehen.<br />

Neues Denken erfordert ein reflektiertes<br />

Bekenntnis zu unseren Werten und gleich-<br />

zeitig die Hinterfragung tradierter politischer<br />

Instrumente und Lösungsansätze:<br />

• Die Möglichkeiten der nationalen und<br />

42<br />

regionalen Politik zur nachhaltigen Be-<br />

einflussung und Justierung der Wirtschaft<br />

hinsichtlich der Schaffung von Wirt-<br />

schaftswachstum und Arbeitsplätzen<br />

wurden überschätzt, die Fähigkeiten und<br />

Bedeutung des Einzelnen und der Wirt-<br />

schaft bei der Schaffung von Wohlstand<br />

unterschätzt.<br />

• Wege und Mittel zur Milderung und Auf-<br />

hebung sozialer Ungerechtigkeiten waren<br />

mit immer höheren öffentlichen Ausgaben<br />

zu finanzieren, wobei die Wirkung hoher<br />

Steuerquoten auf Wachstum, Wettbe-<br />

werbsfähigkeit, Arbeitslosigkeit und priva-<br />

te Ausgaben oft nicht erkannt wurde.<br />

Soziale Gerechtigkeit lässt sich nicht allein<br />

an der Höhe der öffentlichen Ausgaben<br />

messen. Der wirkliche Prüfstein für eine<br />

wirksame Politik und in weiterer Folge die<br />

Entwicklung einer Gesellschaft ist, wie<br />

effektiv diese Ausgaben genutzt werden<br />

und Menschen in die Lage versetzt wer-<br />

den, sich selbst zu helfen.<br />

• Der überproportionalen Ausweitung von<br />

Verwaltung und Bürokratie sowie schädli-<br />

chen Auswüchsen eines totalitaristischen<br />

Wohlfahrtsstaates im Rahmen vergange-<br />

Keine andere Epoche hat das menschliche Denken so grundsätzlich verändert wie das Computer-<br />

zeitalter ab Mitte des 20. Jahrhunderts. … Die elektronisch-virtuelle Welt des Scheinbaren wird immer<br />

mehr zur realen Lebens- und Denkwelt des neuen Jahrtausends. Dies bedeutet, dass wir insbesondere<br />

unseren Denktypus – unsere Rationalität – an die neuen Digitalwelten anpassen bzw. mit diesem neuen<br />

digital-pragmatischen Denktypus die weitere Entwicklung der Informations- und Wissensgesellschaft<br />

dynamisieren.<br />

Johann Götschl/Wolfgang Schinagl<br />

ner politischer Schwerpunktsetzung ist ein<br />

aktives Gegenmodell entgegenzusetzen.<br />

Wir haben Werte, die den Bürgern wichtig<br />

sind – wie Anerkennung der persönlichen<br />

Leistung und Erfolgswille, Unternehmer-<br />

tum, Selbstverantwortung und -bewusst-<br />

sein sowie Gemeinsinn –, in den Vorder-<br />

grund unserer Anliegen zu stellen, bei<br />

gleichzeitiger Gewährleistung sozialer Ge-<br />

rechtigkeit und Sicherheit für diejenigen,<br />

die tatsächlich Unterstützung benötigen.<br />

• Die Eigenverantwortung des Einzelnen<br />

im Familienverband, in den beruflichen<br />

und privaten Beziehungsgeflechten so-<br />

wie in der Gesellschaft kann nicht an den<br />

Staat delegiert werden. Verlieren wir den<br />

Gedanken der gegenseitigen Verantwor-<br />

tung, so führt dies jedoch zu nicht ab-<br />

schätzbaren Konsequenzen und wir neh-<br />

men uns die Möglichkeit zur Weiterent-<br />

wicklung unserer Lebensumwelten.


Aktion<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 43<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

Neues<br />

Denken<br />

Wie ist neues Denken<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

möglich? Neues Den-<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

ken passiert heute nicht vor dem Hinter-<br />

grund einer Lösung der Befriedigung ele-<br />

mentarster Lebensbedürfnisse, zur Errei-<br />

chung grundlegender sozialer Sicherheit,<br />

vielmehr ist die Politik heute zumeist mit<br />

neuen Erwartungshaltungen konfrontiert,<br />

die einen ganz anderen materiellen Hinter-<br />

grund in einer Wohlstands- und Konsumge-<br />

sellschaft haben. Steigender Konsum ist<br />

sicherlich eine notwendige Bedingung wohl-<br />

standssteigernder Produktions- und Produk-<br />

tivitätszuwächse. Es darf aber nicht überse-<br />

hen werden, dass ein uneingeschränktes<br />

triebhaftes (Konsum-)Verhalten nicht nur<br />

ein erhöhtes Maß an persönlicher Freiheit<br />

bedeutet, sondern auch die Gefahren der<br />

Isoliertheit, Entfremdung und Entwurzelung<br />

in sich birgt.<br />

Wenn das neue Denken in der Politik gelingen<br />

soll, muss sie eine positive Stimmung und<br />

einen neuen unternehmerischen Geist in der<br />

Gesellschaft fördern. Dazu sind notwendig:<br />

• Eine politische Willenserklärung, die Ei-<br />

geninitiative, Innovation und Kreativität<br />

fördert und neue Möglichkeiten schafft.<br />

• Gut ausgebildete Arbeitskräfte, die neue<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

• Ein positives Klima für das Unterneh-<br />

mertum und den unternehmerischen,<br />

also in seinem Lebensumfeld schöpfe-<br />

risch und kreativ wirkenden Menschen<br />

als Lebensmodell.<br />

Es geht aber auch im Sinne der Veränderung<br />

des Bildes eines alten Verständnisses eines<br />

tradierten Sozialmodells um eine neue So-<br />

lidargemeinschaft, die vor allem jenen hilft,<br />

denen die Möglichkeit zum selbstständigen<br />

Erwerb oben erwähnter Qualifikationen un-<br />

möglich gemacht wurde.<br />

Neues Denken muss sich den brennenden<br />

Problemen der Zeit stellen. Die wesentli-<br />

chen sind Globalisierung, alternde Gesell-<br />

schaft, geringes Wachstum bei hohen<br />

Staatsschulden und die Umweltproblema-<br />

tik. Es ließe sich eine Vielzahl weiterer Be-<br />

reiche wie z.B. Technologisierung und<br />

Auswüchse des Informationszeitalters an-<br />

führen.<br />

Die Frage ist auch, wie sehr sich mit neuem<br />

Denken etwas prognostizieren lässt. Wie<br />

weit reicht unser Blick in die <strong>Zukunft</strong>? – Je-<br />

denfalls wird dieser Blick unterschiedlich<br />

weit sein. Klima, Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und nicht zuletzt die Sphäre der Politik in<br />

der Öffentlichkeit sind heute zunehmend<br />

komplexe Systeme. Komplexität zeichnet<br />

Die Welt als ganze, die europäische zumal, hat sich geändert, in den fünfzig beziehungsweise sechzig<br />

Jahren. Erinnerungen verklären. Zukünfte sind unsicher. Aber jede Generation muss sich ihr Leben<br />

selbst gestalten; vorzugsweise unter Nutzung historischer Erfahrungen, aber wohl auch nicht ganz ohne<br />

den Optimismus, manches besser machen zu können.<br />

Manfred Prisching<br />

sich dadurch aus, dass selbst bei genaues-<br />

ter Betrachtung eine Nachvollziehbarkeit<br />

der Zusammenhänge als nahezu unmöglich<br />

erscheint. Vor diesem Hintergrund wird<br />

auch die öffentliche Verwaltung noch eine<br />

Abklärung des klassischen bürokratischen


Verständnisses Weber’schen Ursprungs vor-<br />

nehmen müssen und sich im Sinne einer<br />

„Adhokratie“ modernen flexiblen Agierens<br />

und Reagierens auf schnelle und rasche<br />

Veränderungen wandeln. Komplexer als<br />

Wirtschaft und Politik ist sicher das Gesell-<br />

schaftssystem, in dem das Risiko von Fehl-<br />

prognosen noch größer sein kann. Die<br />

Sozialforschung kann die Politik nur unter-<br />

stützen, den Blick ins 21. Jahrhundert zu<br />

werfen. Manches ist leichter prognostizier-<br />

bar, wie z.B. die Entwicklung der Bevölke-<br />

rung, manches sicher schwieriger, wie z.B.<br />

die Auswirkungen der Umweltsünden auf<br />

die Klimaentwicklung.<br />

Durch die Veränderung der Altersstruktur<br />

ändert sich zweifellos auch die Struktur der<br />

Formen des gesellschaftlichen Zusammen-<br />

lebens. Wir werden verstärkt und vermehrt<br />

eine Politik anbieten müssen, die die unter-<br />

schiedlichen Lebenswirklichkeiten von Jung<br />

und Alt annähert und den Jüngeren ein<br />

höheres Verständnis für das Alter und um-<br />

gekehrt vermittelt. Bei zunehmender Indivi-<br />

dualisierung und Isolierung sowie abneh-<br />

mender Solidarität kann und muss eine<br />

Partei daher im Sinne neuen Denkens neue<br />

Modelle der Gemeinschaft entwickeln. Die-<br />

ses Gemeinschaftsmodell kann etwa aus<br />

Gruppen bestehen mit gleichen Zielrichtun-<br />

gen, gleicher Ausbildung, gleicher Profes-<br />

sionalität.<br />

Es geht auch darum, ein <strong>Zukunft</strong>smodell<br />

anzubieten, das vor allem die Ängste und<br />

Sorgen der Bevölkerung vor der <strong>Zukunft</strong><br />

nimmt. Schon Karl Kraus meinte: „Der Ös-<br />

terreicher blickt voll Zuversicht in die Ver-<br />

gangenheit.“ Ängste und Sorgen sind im<br />

Wesentlichen mit Unsicherheiten oder mög-<br />

licherweise nicht erreichbaren Erwartungen<br />

verbunden. Neues Denken muss sich dieser<br />

44<br />

Ängste und Sorgen annehmen und mit jeder<br />

Schwarz-Weiß-Malerei und Freund/Feind-<br />

Schemata brechen. Neues Denken muss<br />

immer weniger ein „Entweder-oder“ son-<br />

dern ein „Sowohl-als-auch“ sein. Für einen<br />

Paradigmenwechsel einer Grundeinstellung<br />

heißt die Frage der <strong>Zukunft</strong> auch nicht „wer<br />

gegen was?“, sondern „wer mit wem, und<br />

wofür?“.<br />

Integration, Zusammenarbeit, Partnerschaft<br />

und Kooperation werden Klassenkampf, Ver-<br />

drängungswettbewerb, Ausgrenzung und<br />

Isolation ersetzen. Die Gewissheit, dass sich<br />

in der <strong>Steiermark</strong> in langer Tradition Inno-<br />

vation, Veränderungswille und Gestaltungs-<br />

freude noch immer durchgesetzt haben,<br />

lässt uns zuversichtlich in die <strong>Zukunft</strong><br />

blicken.


Das Land der Arbeit<br />

Sichere Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen<br />

sind jedem Menschen ein Anliegen und somit unser Auftrag.


Beim Europäischen Rat in Lissabon im Jah-<br />

re 2000 wurde das strategische Ziel festge-<br />

legt, die Europäische Union bis 2010 „zum<br />

wettbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />

wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt Steirer tagtäglich, dass sie an den Lissabon-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

zu machen – einem Wirtschaftsraum, der Zielen nicht nur teilnehmen wollen, sondern<br />

fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachs- diese bereits jetzt großteils leben.<br />

tum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen<br />

und einem größeren sozialen Zusammenhalt<br />

zu erzielen“. Die Erreichung der Lissabon-<br />

Ziele muss unser aller Ziel sein. Auch das<br />

Land <strong>Steiermark</strong> macht es sich daher zur<br />

Aufgabe, aktiver Teil dieses wettbewerbsfä-<br />

higsten und dynamischsten wissensbasier-<br />

ten Wirtschaftsraums der Welt zu sein; eines<br />

Wirtschaftsraums mit sicheren Arbeitsplät-<br />

zen, guten Arbeitsbedingungen und einem<br />

starken sozialen Zusammenhalt. In den letz-<br />

ten Jahren, genauer seit Amtsantritt von<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic, konn-<br />

ten in der <strong>Steiermark</strong> zusätzliche 50.000<br />

Arbeitsplätze geschaffen werden. Von 100<br />

Arbeitnehmern haben acht eine technische<br />

Ausbildung und sind damit mitverantwort-<br />

lich für die im Österreich-Vergleich außeror-<br />

dentlich hohe Innovationsdichte. Bereits<br />

jetzt arbeiten 37.000 Beschäftigte im Tech-<br />

nologiebereich, sodass die <strong>Steiermark</strong> mit<br />

einer Forschungsquote von 2,5 % des Brutto-<br />

inlandsproduktes die Ziele der österreichi-<br />

schen Bundesregierung übererfüllt und sich<br />

heute unter den TOP 25 der EU-Regionen<br />

befindet. Mit 15,7 Unternehmensgründun-<br />

gen pro Tag beweisen die Steirerinnen und<br />

Diese Anstrengungen werden von der Stei-<br />

ermärkischen Landesregierung mit allen<br />

Kräften unterstützt. Das 290 Millionen Euro<br />

<strong>Steiermark</strong>-Paket mit Schwerpunkt für die<br />

Ein besonderer Schwerpunkt der Bemühungen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> galt stets dem Arbeitsmarkt.<br />

Dieser Einsatz zeigt nun die entsprechenden Erfolge. Die <strong>Steiermark</strong> ist zum Vorzeigeland in der<br />

Arbeitsmarktentwicklung geworden. Mit Nachdruck kämpfen wir um das große Ziel der Einkommens-<br />

gerechtigkeit und stehen mit dem Mindestlohn zur wichtigsten Forderung der Arbeitnehmer, nämlich<br />

dass Menschen mit ihrem Einkommen auch ein geordnetes Auskommen haben müssen. Wir fordern<br />

weiters ein neues allgemeines Arbeitnehmerrecht, um die Grundsätze der sozialen Sicherung auf alle<br />

Beschäftigungsverhältnisse anwendbar zu machen. Weil Arbeit ein Teil der Sinnerfüllung des Lebens<br />

ist, besteht der Schwerpunkt unserer Bemühungen in der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, da<br />

es unsere soziale Verpflichtung ist, Jugendliche in den Betriebsprozess zu integrieren.<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

westliche Obersteiermark und das Wachs-<br />

tums- und Beschäftigungsprogramm 2005<br />

(70 Millionen Euro) sind kraftvolle offensive<br />

Konzepte, die den wirtschaftlichen Aufbau-<br />

und Überholprozess unseres Landes stärken<br />

– beide schaffen sie Raum für neue Ideen,<br />

Innovationen, kurz: Arbeitsplätze! Es gilt,<br />

den Menschen die Chance zu geben, sich<br />

auf geänderte wirtschaftliche Bedingungen<br />

einzustellen und sich mit Hilfe der Politik<br />

der <strong>Zukunft</strong> selbst- und verantwortungsbe-<br />

wusst zu stellen!<br />

Gleichzeitig ist auch soziale Fairness ein<br />

Gebot der Stunde. Es ist eine Frage der Ge-<br />

rechtigkeit und der sozialen Ausgewogen-<br />

heit, alle Bevölkerungsgruppen, insbeson-<br />

dere auch die Arbeitnehmerinnen und Ar-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 47<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


eitnehmer am Erfolg einer dynamischen<br />

Wirtschaftsentwicklung zu beteiligen und<br />

damit die sozialen Grundlagen der Österrei-<br />

cherinnen und Österreicher langfristig abzu-<br />

sichern. Gerade die Debatte über eine wei-<br />

tergehende Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />

zeigte sehr deutlich, dass die Herausforde-<br />

rungen durch die Anforderungen der Globa-<br />

lisierung zu den schwierigen Aufgaben der<br />

heutigen Politik gehören. Die Arbeitnehmer<br />

und ihre Vertretungen wissen, dass sie ihre<br />

Lage verschlechtern, wenn sie in Bestemm-<br />

haltung alles beim Alten lassen wollen. Sie<br />

sind daher flexibel genug, um Veränderun-<br />

gen zu akzeptieren und mitzugestalten.<br />

Doch manche wittern in der Flexibilisie-<br />

rungsdebatte die Gunst der Stunde zum<br />

Sozialabbau. Das kann und darf um der<br />

Gerechtigkeit willen nicht hingenommen<br />

werden! Für eine soziale Marktwirtschaft<br />

48<br />

muss der Grundsatz, dass man mit dem<br />

Einkommen auch auskommen können<br />

muss, oberste Priorität haben, sonst ist sie<br />

keine soziale Marktwirtschaft.<br />

Arbeit und gerechter Lohn dafür stehen für uns nach wie vor im Mittelpunkt der sozialen<br />

Marktwirtschaft. Arbeit ist mehr als Broterwerb. Arbeit steht in einem engen Zusammenhang mit der<br />

Würde des Menschen. Die Schaffung und zukunftssichere Gestaltung von Arbeitsplätzen ist daher eine<br />

unserer vordringlichsten Aufgaben.<br />

Waltraud Klasnic<br />

Neue Arbeitswelt<br />

Erfahrung<br />

Die Arbeitgeber haben, um in einem zuneh-<br />

mend wettbewerblich orientierten globali-<br />

sierten Markt bestehen zu können, die Pro-<br />

duktionsweise sowie die Beschäftigungs-<br />

praktiken geändert. Die Folge ist eine<br />

Flexibilisierung im Bereich der Arbeit. Die<br />

Leistung von unselbstständigen Diensten<br />

Gerade die Verwirklichung der sozialen<br />

Marktwirtschaft bzw. der Versuch, diesem<br />

Begriff Leben einzuhauchen, darf nicht davor<br />

zurückschrecken, die Entlohnung und in die-<br />

sem Zusammenhang insbesondere den Min-<br />

destlohn zu thematisieren. Es ist nicht nur<br />

zulässig, sondern in Wahrheit geboten, eine<br />

angemessene Grenze für einen menschen-<br />

würdigen Lohn für Vollzeitarbeitszeitverhält-<br />

nisse festzusetzen. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

fordert daher erneut die Einführung eines<br />

Mindestlohns in Höhe von 1.000,-- Euro und<br />

vertraut bei der Umsetzung auf die Verant-<br />

wortlichkeit der Sozialpartner. Ein General-<br />

kollektivvertrag soll die letzten verbliebenen<br />

Ungerechtigkeiten beseitigen.<br />

wird heute vermehrt nicht mehr im Rahmen<br />

des klassischen unbefristeten Vollzeitar-<br />

beitsverhältnisses erbracht. Es ist vielmehr<br />

ein eklatanter Anstieg der Zahl der sog. aty-<br />

pischen Beschäftigungsverhältnisse zu ver-<br />

zeichnen. Es gibt immer mehr Werkverträ-<br />

ge, freie Dienstverträge, Teilzeitbeschäfti-<br />

gungen, geringfügige Beschäftigungen,


Telearbeitsplätze etc. Im Bereich des Sozi-<br />

alrechts ist auf diese Entwicklung bereits<br />

reagiert worden, indem die freien Dienst-<br />

nehmer und – mit Hilfe der Figur des sog.<br />

„neuen“ Selbstständigen – alle selbstständig Trotz der erfolgten Einbeziehung aller Er-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

Erwerbstätigen in die Sozialversicherungswerbstätigen in die gesetzliche Sozialversipflicht<br />

einbezogen worden sind. Das Archerung zeigen sich auch in diesem Bereich<br />

beitsrecht hinkt hingegen noch nach. Es Schutzdefizite für atypisch Beschäftigte.<br />

gelangt etwa auf freie Dienstnehmer grund-<br />

sätzlich nicht zur Anwendung. Freie Dienst-<br />

nehmer haben daher z.B. keinen Anspruch<br />

auf Urlaub, auf Überstundenentlohnung<br />

oder auf ein 13. und 14. Monatsgehalt. Es<br />

sind lediglich bestimmte Analogien, wie bei-<br />

spielsweise die Einhaltung einer Kündi-<br />

gungsfrist im Falle der Lösung des Vertrags-<br />

verhältnisses, geboten.<br />

Viele der als freie Dienstnehmer oder „neue“<br />

Selbstständige Beschäftigten sind in Wahr-<br />

heit echte Arbeitnehmer. Die Betroffenen<br />

müssen sich in diesen Fällen den ihnen ge-<br />

bührenden arbeitsrechtlichen Schutz aller-<br />

dings vor Gericht erst erkämpfen. Sie müs-<br />

sen den Beweis führen, dass sie in Wahrheit<br />

keine freien Dienstnehmer oder „neue“<br />

Selbstständigen, sondern „echte“ Arbeitneh-<br />

mer sind. D.h. sie müssen beweisen, dass<br />

sie in persönlicher Abhängigkeit tätig sind.<br />

Die Beurteilung, ob dieses Kriterium erfüllt<br />

ist und daher die Arbeitnehmereigenschaft<br />

zu bejahen ist, erweist sich aber sehr häu-<br />

fig als schwierig und ist daher sowohl für<br />

den „Arbeitnehmer“ als auch für den Un-<br />

ternehmer mit Rechtsunsicherheit behaf-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 49<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

tet.<br />

Dies betrifft etwa arbeitnehmerähnliche<br />

freie Dienstnehmer. Sie haben keinen An-<br />

spruch auf Krankengeld und einen im Ver-<br />

gleich zu „echten“ Arbeitnehmern geringe-<br />

ren Wochengeldanspruch. Ein weiteres<br />

Schutzdefizit besteht darin, dass sie nicht<br />

arbeitslosenversichert sind.<br />

Eine kritische Auseinandersetzung mit den<br />

Chancen und Gefahren der modernen<br />

Arbeitswelt erfordert auch ein Eingehen auf<br />

das Thema „Arbeitszeitflexibilisierung“. Der<br />

Gesetzgeber hat in den letzten Jahren<br />

zwar erkannt, dass die Normalarbeitszeit<br />

Auch die Bezeichnung von Menschen als Kostenfaktor geht völlig daneben. Menschen sind in erster<br />

Linie Erfolgsfaktoren, sonst würde man sie doch gar nicht einstellen. Ich bin immer wieder erstaunt,<br />

wie unkritisch die Medien diesen Jargon übernehmen. Kostenfaktoren reduziert man, Erfolgsfaktoren<br />

steigert man. Das sollten Unternehmer und Medien einfach mal beherzigen. Im Übrigen, die Presse<br />

müsste sehr viel kritischer mit jenen Unternehmen umgehen, denen nichts anderes einfällt, als<br />

Menschen zu entlassen. Diese Leute haben nichts verstanden.<br />

Wendelin Wiedeking<br />

flexiblerer Gestaltungsmöglichkeiten bedarf,<br />

hat jedoch die Ausnützung der neuen<br />

Spielräume und damit die Herstellung des<br />

Ausgleichs zwischen Arbeitnehmer- und Ar-<br />

beitgeberinteressen bei der Arbeitszeitge-<br />

staltung primär in die Hand der Kollektiv-<br />

vertragsparteien gelegt. In den Kollektiv-<br />

verträgen – und nur unter bestimmten<br />

Voraussetzungen auch in den Betriebsver-<br />

einbarungen – können flexiblere Arbeits-<br />

zeiten in dem Maße zugelassen werden,


dass es einerseits dem Unternehmer ermög-<br />

licht wird, seine internationale Konkurrenz-<br />

fähigkeit zu steigern, indem er von der nicht<br />

mehr wettbewerbsfähigen klassischen Pro-<br />

duktion auf Lager abgehen und „just in ti-<br />

me“ produzieren kann, und dass anderer-<br />

seits den Arbeitnehmern die positiven Sei-<br />

ten der Flexibilität, wie z.B. ein attraktiverer,<br />

weil zusammenhängend geblockter Zeitaus-<br />

gleich, zugute kommen.<br />

Durch flexiblere Arbeitszeiten kann auch die<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleich-<br />

tert werden. Gleitzeitvereinbarungen sind<br />

dazu nur bedingt geeignet, da ihnen durch<br />

das Arbeitszeitgesetz vor allem hinsichtlich<br />

der täglichen Normalarbeitszeit enge Gren-<br />

zen gesetzt werden. Momentan bietet die<br />

Teilzeitarbeit die beste Möglichkeit für Frau-<br />

en, flexibel genug zu arbeiten, um Beruf und<br />

Familie vereinbaren zu können. Dement-<br />

sprechend hat in den letzten Jahren die Zahl<br />

teilzeitbeschäftigter Frauen stark zugenom-<br />

men. Zwischen 1994 und 2003 stieg der<br />

Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen von<br />

25,5 % auf 35,7 %. Im dritten Quartal<br />

2004 waren in Österreich 40,1 % der er-<br />

werbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt. Mit<br />

der Häufigkeit der Teilzeitarbeitsverhältnisse<br />

ist aber nicht unbedingt auch ihre Qualität<br />

gestiegen.<br />

Die neue Arbeitswelt ist auch dadurch ge-<br />

prägt, dass Arbeit und Freizeit nicht mehr<br />

als völlig getrennte Lebensbereiche oder gar<br />

als Gegensätze gesehen werden. Vor allem<br />

in der jüngeren Generation vollzieht sich ein<br />

50<br />

deutlicher Wandel in Richtung einer Harmo-<br />

nisierung dieser beiden Lebensbereiche.<br />

Früher haben die Menschen gelebt, um zu<br />

arbeiten, heute arbeiten sie, um zu leben.<br />

Die neue Arbeitswelt erfordert darüber hin-<br />

aus auch eine Änderung der Verteilung des<br />

Lebensarbeitseinkommens. Die kollektivver-<br />

Der Befund heute lautet: Frauen tragen Verantwortung in allen Bereichen der Gesellschaft, der<br />

Wissenschaft, der Wirtschaft und Kultur. Sie tun dies mit großer Selbstverständlichkeit.<br />

Maria Schaumayer<br />

traglichen Gehaltsordnungen sind heute<br />

noch immer sehr häufig vom Senioritätsprin-<br />

zip geprägt. Dabei handelt es sich um eine<br />

von den zurückgelegten Verwendungsgrup-<br />

penjahren abhängige Zeitvorrückung. Das<br />

kollektivvertragliche Mindestentgelt steigt<br />

jeweils nach einer bestimmten Zeit, was<br />

wiederum zu einer mit dem Alter deutlich<br />

steigenden Einkommenskurve führt. Die<br />

Konsequenz ist, dass ältere Arbeitnehmer<br />

Arbeitgebern teurer kommen als jüngere.<br />

Erste Tendenzen in Richtung einer gerechte-<br />

ren Verteilung des Lebensarbeitseinkom-<br />

mens lassen sich bereits erkennen. So sind<br />

etwa mit 1. Jänner 2004 in der kollektiv-<br />

vertraglichen Gehaltsordnung für Gewerbe-<br />

angestellte sowie in der Gehaltstabelle zum<br />

Kollektivvertrag für die Angestellten des Me-<br />

tallgewerbes die vom Ausmaß der zu berück-<br />

sichtigenden Verwendungsgruppenjahre ab-<br />

hängigen Gehaltsstufen von zehn auf acht<br />

reduziert worden. Damit wurde das Zeitvor-<br />

rückungsschema dieser Verwendungsgrup-<br />

pen insgesamt „flacher“ gestaltet.<br />

Hinzu kommt, dass die nunmehr im<br />

neuen Gleichbehandlungsgesetz umgesetzte<br />

Gleichstellungsrahmen-Richtlinie 2000/78/<br />

EG zur Verwirklichung der Gleichbehand-


lung in Beschäftigung und Beruf unter an-<br />

derem die Diskriminierung auf Grund des<br />

Alters verbietet. § 25 des Gleichbehand-<br />

lungsgesetzes sieht vor, dass betriebliche<br />

Einstufungsregelungen und Normen der kol- auch bei den Sozialleistungen, wie etwa<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

lektiven Rechtsgestaltung bei der Regelung beim Arbeitslosengeld, dem Krankengeld<br />

der Entlohnungskriterien den Grundsatz des oder der Pension, fort.<br />

gleichen Entgelts für gleiche Arbeit oder ei-<br />

ne Arbeit, die als gleichwertig anerkannt<br />

wird, zu beachten haben und keine Kriteri-<br />

en vorschreiben dürfen, die zu einer Diskri-<br />

minierung etwa wegen des Alters führen.<br />

Von dieser Bestimmung werden ohne Zwei-<br />

fel Impulse ausgehen, das Senioritätsprinzip<br />

zurückzudrängen.<br />

Zu den Anachronismen, die in der heutigen<br />

Arbeitswelt nichts mehr verloren haben,<br />

zählen auch die primär auf bloße Aktien-<br />

oder Anteilsbeteiligung reduzierte Mitarbei-<br />

terbeteiligung sowie die im Arbeitsrecht<br />

nach wie vor bestehende Differenzierung<br />

zwischen Arbeitern und Angestellten. Die<br />

ÖVP/FPÖ-Regierung hat mit der weitgehen-<br />

den Gleichstellung der Arbeiter und Ange-<br />

stellten im Recht der Entgeltfortzahlung<br />

bereits einen wichtigen Schritt in die rich-<br />

tige Richtung getan.<br />

Eine moderne Arbeitswelt muss auch dem<br />

Grundsatz „gleicher Lohn für gleichwertige<br />

Arbeit“ gerecht werden. Obgleich dieser<br />

Grundsatz zwar gesetzlich verankert ist und<br />

unterschiedliche Löhne für Männer und<br />

Frauen verbietet, haben Frauen im Vergleich<br />

zu Männern im EU-Durchschnitt einen um<br />

16 % niedrigeren Bruttoverdienst pro Stun-<br />

de, im österreichischen Durchschnitt ist ihr<br />

Stundenlohn sogar um 20 % niedriger. Die-<br />

se Einkommensunterschiede setzen sich<br />

Vision<br />

Unsere Vision ist: Arbeiter und Angestellte<br />

sind gleichgestellt, neue Beschäftigungsfor-<br />

men, wie etwa freie Dienstverträge, unter-<br />

liegen arbeits- und sozialrechtlichem Schutz.<br />

Die Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten<br />

erhöht die Motivation der Arbeitnehmer und<br />

erzeugt Dynamik. Dynamik wird auf Arbeit-<br />

nehmerseite auch durch neue, kreative For-<br />

men der Mitarbeiterbeteiligung erzeugt.<br />

Arbeitnehmer haben aber nicht nur die Mög-<br />

lichkeit, sich stärker ins Unternehmen ein-<br />

zubringen, sie können auch bei der flexib-<br />

leren Gestaltung ihres Arbeitsverhältnisses<br />

mitwirken. Flexiblere Gestaltungsmöglich-<br />

Ein bestimmtes Verständnis der Arbeitnehmerpolitik, das in den reichen Jahren nach dem<br />

Wirtschaftswunder kultiviert werden konnte, hat sich überlebt. Wenn man in der posttayloristischen<br />

Welt Arbeitnehmer- und Sozialpolitik machen will, so muss es in der Tat eine neue Politik sein.<br />

Manfred Prisching<br />

keiten beziehen sich nicht nur auf die Ver-<br />

teilung der täglichen und wöchentlichen<br />

Arbeitszeit, es geht dabei um mehr: es geht<br />

um Telearbeit sowie um gänzliche oder<br />

teilweise Freistellungen, sei es zu Zwecken<br />

der Fortbildung oder zum bloßen Freizeit-<br />

gewinn.<br />

Die verstärkte Nutzung von die Arbeitneh-<br />

mer- und Arbeitgeberinteressen gleicherma-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 51<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


ßen berücksichtigenden Flexibilisierungspo-<br />

tenzialen ist der Schlüssel zu motivierten,<br />

leistungsbereiten und produktiven Mitarbei-<br />

tern und Unternehmern. Motivation, Leis-<br />

tungsbereitschaft und Produktivität können<br />

nur gemeinsam erreicht werden und sind<br />

daher gemeinsames Ziel der Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber.<br />

Zur Erreichung dieses Ziels trägt auch die<br />

Harmonisierung der Lebensbereiche Arbeit<br />

und Freizeit bei. Da die Welt der Freizeit ver-<br />

mehrt in die Arbeitswelt eindringt, wird auch<br />

danach getrachtet, dass Werte, die das Frei-<br />

zeitleben weitgehend bestimmen, wie Spaß,<br />

selbst aktiv zu sein, Spontaneität oder sozi-<br />

ale Kontakte, von den Arbeitnehmern im<br />

Erwerbsleben nicht nur gesucht, sondern<br />

auch gefunden werden. Gute Mitarbeiter sind<br />

nur motivierte, glückliche Mitarbeiter. Moti-<br />

vieren kann man Mitarbeiter dadurch, dass<br />

ihre Arbeit so sinnstiftend ist und solchen<br />

Spaß macht wie die Freizeit. Diese Lebens-<br />

balance zwischen Leistung und Lebensge-<br />

nuss wird hergestellt. Das komplexe Wech-<br />

selspiel zwischen Arbeit und Freizeit kann so<br />

gestaltet werden, dass sich ein persönlicher<br />

Zeitstil entwickelt, in dem Arbeit und Freizeit,<br />

Muße und Erlebnis eine „zufriedenheitsför-<br />

dernde Verbindung“ eingehen.<br />

Die Arbeitgeber erkennen, dass gerechter<br />

Lohn für die Betriebe wirtschaftliche Vortei-<br />

52<br />

le bringt. Konkrete Ergebnisse der Lohn-<br />

gerechtigkeit sind etwa motiviertere Mit-<br />

arbeiter, eine Senkung der kostenintensiven<br />

Fluktuationsrate, weniger Krankenstände<br />

Um den Standort in Österreich zu sichern, sind Produktivitätssteigerungen notwendig. Das macht ein<br />

Überdenken der Arbeitsorganisation, der einzusetzenden Technologie, aber vor allem auch des<br />

effizienten Einsatzes der Arbeitskräfte erforderlich. „Productive age management“ sollte auch in<br />

Österreich verstärkt eingesetzt werden. Das bedeutet, dass unser Augenmerk nicht nur der Integration<br />

der Älteren gelten sollte, sondern dem Umgang mit, der Koordination von und der Zusammenarbeit<br />

zwischen den Generationen.<br />

Gudrun Biffl<br />

und eine Verbesserung des Unternehmens-<br />

images.<br />

Die durch Verflachung der Einkommenskur-<br />

ve bewirkte bessere Verteilung des Lebens-<br />

arbeitseinkommens bedeutet für die älteren<br />

Arbeitnehmer mehr Chancengleichheit am<br />

Arbeitsmarkt. Das Kostenargument genügt<br />

nicht mehr, um ältere Arbeitnehmer nicht<br />

einzustellen oder gegen jüngere Arbeitneh-<br />

mer auszutauschen. Der Vorteil für jüngere<br />

Arbeitnehmer besteht darin, dass sie schnel-<br />

ler ein höheres Einkommen erzielen und<br />

damit motivierter sind. Schließlich bietet die<br />

neue, gerechtere Verteilung des Lebensar-<br />

beitseinkommens auch für die Kollektivver-<br />

tragsparteien und die Arbeitgeber Vorteile:<br />

Sie setzen sich damit nicht dem Risiko aus,<br />

gegen das Verbot der Altersdiskriminierung<br />

zu verstoßen.<br />

Dem Grundsatz „gleicher Lohn für gleich-<br />

wertige Arbeit“ wird nicht nur durch das<br />

Androhen und Verhängen von Sanktionen<br />

zum Durchbruch verholfen. Die Arbeitgeber<br />

wissen um die positiven Aspekte eines dis-<br />

kriminierungsfreien, transparenten Entloh-<br />

nungssystems. Es steht außer Zweifel, dass<br />

transparente, faire und nicht diskriminieren-


de Bewertungs- und Entlohnungssysteme<br />

ein Zeichen für gute Managementpraktiken<br />

sind und sich positiv auf die Erreichung der<br />

Unternehmensziele auswirken. Moderne,<br />

auf Erfolg ausgerichtete Unternehmen trachfach zu gestalten, bietet es sich an, die im<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

ten danach, kompetente Mitarbeiter und Sozialversicherungsrecht festgelegten Krite-<br />

Mitarbeiterinnen zu beschäftigen und diese rien für die Arbeitnehmerähnlichkeit freier<br />

im Betrieb zu halten – eine diskriminie- Dienstnehmer heranzuziehen. Im Sozialver-<br />

rungsfreie Arbeitsbewertung und Entloh-<br />

nung wird dafür als unverzichtbare Grund-<br />

lage angesehen.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Einbeziehung – zumindest arbeitnehmerähn-<br />

licher – freier Dienstnehmer und „neuer“<br />

Selbstständiger in das Arbeitsrecht ein. Da-<br />

mit erspart man sich die zum Teil sehr dif-<br />

fizile Prüfung der Arbeitnehmereigenschaft.<br />

Es wird mehr Rechtssicherheit geschaffen;<br />

langwierige Prozesse über die Arbeitneh-<br />

mereigenschaft können vermieden werden.<br />

Die Einbeziehung der freien Dienstnehmer<br />

und „neuen“ Selbstständigen in das Arbeits-<br />

recht ist somit nicht nur eine notwendige<br />

Reaktion auf die Herausforderungen der mo-<br />

dernen, flexibleren Arbeitswelt, sondern er-<br />

weist sich auch als geeignetes Instrument<br />

zur Hintanhaltung von Umgehungen des<br />

Arbeitsrechts.<br />

Die Abgrenzung zur Selbstständigkeit wird<br />

schon dadurch erleichtert, dass zumindest<br />

die arbeitnehmerähnlichen freien Dienst-<br />

nehmer und „neuen“ Selbstständigen in das<br />

Arbeitsrecht einbezogen werden. Um die<br />

Beurteilung, ob Arbeitnehmerähnlichkeit<br />

tatsächlich vorliegt, möglichst klar und ein-<br />

sicherungsrecht sind die arbeitnehmerähn-<br />

lichen freien Dienstnehmer den „echten“<br />

Dienstnehmern gleichgestellt, wobei die Ar-<br />

beitnehmerähnlichkeit an zwei Kriterien zu<br />

messen ist: Als arbeitnehmerähnlich gilt ein<br />

freier Dienstnehmer dann, wenn er die<br />

Dienstleistungen im Wesentlichen persön-<br />

lich erbringt (d.h. kein eigenes Personal<br />

beschäftigt) und über keine wesentlichen<br />

eigenen Betriebsmittel verfügt (d.h. dass er<br />

im Wesentlichen nicht mit eigenen, sondern<br />

mit Betriebsmitteln des Auftraggebers tätig<br />

wird).<br />

(Arbeitnehmerähnliche) freie Dienstnehmer<br />

und „neue“ Selbstständige sollen vor allem<br />

Unser Humankapital, eine schreckliche Bezeichnung, ist kostbar, gut ausgebildet und wertvoll genug,<br />

um kostbarst und bestens behandelt zu werden.<br />

Bernd Marin<br />

auch in die betriebliche Mitbestimmung ein-<br />

bezogen werden. Das bedeutet nicht nur,<br />

dass der Betriebsrat die Interessen dieser<br />

Personengruppen vertreten soll, sondern<br />

dass sie auch die Möglichkeit haben sollen,<br />

den Betriebsrat zu wählen und in den Be-<br />

triebsrat gewählt zu werden. Freie Dienst-<br />

nehmer und „neue“ Selbstständige dürfen<br />

auch nicht länger aus der gesetzlichen In-<br />

teressenvertretung ausgeschlossen sein.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />

umfassende soziale Absicherung der aty-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 53<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


pisch Beschäftigten ein. Arbeitnehmerähn-<br />

liche freie Dienstnehmer sollen Anspruch<br />

auf Krankengeld haben und in den Schutz<br />

der Arbeitslosenversicherung einbezogen<br />

werden.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />

Flexibilisierung der Arbeitszeit ein, jedoch<br />

nicht für eine fremdbestimmte Festsetzung<br />

der Arbeitszeit des einzelnen Arbeitnehmers.<br />

Die große Herausforderung bei der Arbeits-<br />

zeitflexibilisierung besteht darin, einen ent-<br />

sprechenden Freiraum für die individuelle<br />

Arbeitszeiteinteilung zwischen Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern einzuräumen, zugleich<br />

aber auch zu verhindern, dass die Flexibili-<br />

sierungsmechanismen zu Lasten der Arbeit-<br />

nehmer gehen. Es sind somit vor allem zwei<br />

Ziele, die bei Reformen des Arbeitszeitrechts<br />

berücksichtigt und in ein ausgewogenes Ver-<br />

hältnis gebracht werden müssen: Zum einen<br />

soll dem Arbeitnehmer ein gewisser Spiel-<br />

raum bei der Einteilung der Arbeitszeit ein-<br />

geräumt werden. Zum anderen soll den<br />

Wünschen der Wirtschaft, die Arbeitszeit an<br />

den konkreten Arbeitsanfall anpassen zu<br />

können, entsprochen werden.<br />

Zumindest für Betriebe ab einer bestimmten<br />

Größe sollen den Betriebsvereinbarungspar-<br />

teien unabhängig von einer kollektivvertrag-<br />

lichen Zulassung mehr Möglichkeiten der<br />

Flexibilisierung der Normalarbeitszeit einge-<br />

räumt werden. Dabei muss vor allem sicher-<br />

gestellt werden, dass die neuen Spielräume<br />

bei der Festsetzung der Tages- und Wochen-<br />

arbeitszeit nicht einseitig durch den Arbeit-<br />

geber genutzt werden. Der einzelne Arbeit-<br />

54<br />

nehmer muss bei der Festlegung des Ausma-<br />

ßes, der Lage und der Verteilung seiner<br />

Arbeitszeit mitreden können. Die Festsetzung<br />

seiner Arbeitszeit soll nicht fremdbestimmt<br />

erfolgen. Arbeitszeitmodelle wie etwa Arbeit<br />

auf Abruf sind daher abzulehnen.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass durch flexible Ganzjahresverträge<br />

für Saisonarbeitskräfte ihr sozialer Schutz<br />

erhöht und Sozialmissbrauch vermieden<br />

wird. Spezielle Modelle der Arbeitszeitflexi-<br />

Investitionen von heute sind Arbeitsplätze von morgen. Man kann es nicht oft genug sagen.<br />

Helmut Kohl<br />

bilisierung sollen vor allem im Bereich der<br />

Saisonarbeit, insbesondere in der Bau- und<br />

Tourismusbranche, zum Einsatz gelangen.<br />

Durch Ganzjahresverträge, die eine Durch-<br />

rechnung der Arbeitszeit über ein Jahr er-<br />

möglichen, kann es gelingen, dass Saison-<br />

arbeitskräfte nicht nur während der Saison,<br />

sondern auch während der „toten Zeit“ in<br />

einem aufrechten Arbeitsverhältnis stehen.<br />

Dieses aufrechte Arbeitsverhältnis würde für<br />

die Arbeitnehmer bedeuten, dass sie auch<br />

während der „toten Saison“ kranken-, un-<br />

fall-, pensions- und arbeitslosenversichert<br />

sind. Dadurch würde es aber vor allem auch<br />

ermöglicht, den Missbrauch öffentlicher<br />

Gelder durch „vereinbarte“ Saisonarbeitslo-<br />

sigkeit zu verhindern.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich zur Ver-<br />

besserung der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie für folgende Maßnahmen ein: För-<br />

derung „qualifizierter“ Teilzeitarbeit mit ho-<br />

her Arbeitsplatzqualität, liberalere Regelung<br />

der Gleitzeit, Einräumung gewisser Spielräu-<br />

me bei der Festsetzung der Tages- und Wo-<br />

chenarbeitszeit. Die Flexibilisierung der Ar-


eitszeit muss insbesondere auch dafür<br />

eingesetzt werden, eine bessere Vereinbar-<br />

keit von Beruf und Familie zu erreichen.<br />

Dazu müssen vermehrt Teilzeitarbeitsplätze,<br />

vor allem bei höher qualifizierten Tätigkei-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

ten, geschaffen werden. Die Förderung von Die <strong>Steiermark</strong> setzt sich für eine bessere<br />

Teilzeitbeschäftigung muss auf die Förde- Verteilung des Lebensarbeitseinkommens<br />

rung von qualifizierter Teilzeitbeschäftigung durch Verflachung der Einkommenskurve<br />

gerichtet sein. Teilzeitbeschäftigung muss<br />

mit hoher Arbeitsplatzqualität verbunden<br />

sein. Das bedeutet etwa, dass sich das An-<br />

gebot an Teilzeitarbeitsplätzen künftig nicht<br />

mehr nur auf Positionen bis zur mittleren<br />

Berufshierarchie beschränken darf. Die Ent-<br />

scheidung für Teilzeitbeschäftigung soll<br />

auch nicht länger einem Verzicht auf Auf-<br />

stiegschancen gleichkommen. Es muss<br />

künftig außer Zweifel stehen, dass die mit<br />

höherwertigen Tätigkeiten verknüpften An-<br />

forderungen, wie breites Tätigkeitsspekt-<br />

rum, betriebliche Informationsschnittstelle,<br />

Führungs- und Leistungskompetenz etc.,<br />

nicht nur bei langer zeitlicher Anwesenheit,<br />

sondern auch im Rahmen von Teilzeitarbeit<br />

sehr wohl zu erfüllen sind.<br />

Frauen, die flexiblere Arbeitszeiten haben<br />

wollen, sollen aber nicht in die Teilzeitarbeit<br />

gedrängt werden. Auch eine Vollzeitbeschäf-<br />

tigung lässt sich mit der Familie verein-<br />

baren, wenn die Arbeitszeit entsprechend<br />

flexibel gestaltbar ist. Nicht nur bei Teil-<br />

zeitbeschäftigung, sondern auch bei Voll-<br />

zeitbeschäftigung muss gewährleistet sein,<br />

dass eine den Bedürfnissen der Frau ent-<br />

sprechende Festsetzung der täglichen und<br />

wöchentlichen Arbeitszeit möglich ist. Zu<br />

diesem Zweck ist es erforderlich, dass die<br />

Gleitzeitarbeit dahingehend abgeändert<br />

wird, dass sie den Frauen die erforderlichen<br />

Gestaltungsspielräume ermöglicht.<br />

ein. Künftig soll das Lebensarbeitseinkom-<br />

men besser verteilt werden, indem die Ein-<br />

kommenskurve verflacht wird.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass die rechtliche Verschiedenbehand-<br />

lung von Arbeitern und Angestellten endlich<br />

überwunden wird. Künftig soll es nur<br />

noch einen einheitlichen Arbeitnehmerbe-<br />

griff geben.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Förderung neuer, kreativer Formen der Mit-<br />

arbeiterbeteiligung ein. Intelligente Mitar-<br />

beiterbeteiligungsmodelle wirken sich posi-<br />

tiv auf den wirtschaftlichen Erfolg von Un-<br />

ternehmen aus. Dies umso mehr, wenn es<br />

Was wir gesellschaftspolitisch vor allem bräuchten, wäre ein „Bündnis für neue Arbeit“: den von einem<br />

breiten gesellschaftlichen Konsens getragenen Aufbruch der Jobkreativen. Stattdessen investieren wir<br />

einseitig in eine immer fragwürdiger werdende Beschäftigungssicherung.<br />

Bernd Guggenberger<br />

sich nicht um bloße Aktien- oder Anteilsbe-<br />

teiligungen handelt. Am erfolgreichsten sind<br />

solche Modelle dann, wenn die beteiligten<br />

Arbeitnehmer auch in die Entscheidungs-<br />

prozesse im Unternehmen integriert wer-<br />

den. Dadurch können Motivation, Leistungs-<br />

bereitschaft und Produktivität der Mitarbei-<br />

ter gesteigert werden. Arbeitnehmer sollen<br />

sich als Teil eines gemeinsamen Unterneh-<br />

mens sehen, in das sie sich verstärkt ein-<br />

bringen können.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 55<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Um die Mitarbeiterbeteiligung attraktiver zu<br />

machen, setzt sich die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei beim Bund dafür ein, dass entsprechen-<br />

de steuerliche Anreize geschaffen werden.<br />

Vollbeschäftigung<br />

Erfahrung<br />

Die Arbeitsmarktpolitik steht heute vor neu-<br />

en Herausforderungen. Das Risiko der Ar-<br />

beitslosigkeit ist nicht schon dadurch ge-<br />

bannt, dass jemandem eine Arbeitsstelle<br />

vermittelt wird. Es wird sich dabei in der<br />

Regel nicht mehr um eine Lebensstellung<br />

handeln. Nur mehr 62 % der Beschäftigten<br />

können eine durchgehende Vollzeitbeschäf-<br />

tigung vorweisen. Die neue Arbeitswelt mit<br />

ihrem technologischen Wandel, dem zuneh-<br />

menden Wettbewerb und den laufenden<br />

Rationalisierungsmaßnahmen zur Anhebung<br />

der Effizienz und Arbeitsproduktivität be-<br />

dingt, dass viele Arbeitskräfte damit rech-<br />

nen müssen, in ihrem Arbeitsleben nicht nur<br />

einmal arbeitslos zu werden.<br />

Während am Arbeitsmarkt auf der einen<br />

Seite ein Überschuss an wenig qualifizierten<br />

Arbeitskräften herrscht, besteht auf der an-<br />

deren Seite ein Mangel an Facharbeitern.<br />

Jeder zweite Arbeitslose hat weder Schul-<br />

noch Lehrabschluss. Die Unternehmen bie-<br />

ten aber immer weniger Jobs mit einfachen<br />

Tätigkeiten an. Dies hat zur Folge, dass sich<br />

selbst Arbeitsuchende mit abgeschlossener<br />

56<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass der Grundsatz „gleicher Lohn für<br />

gleichwertige Arbeit“ nicht länger nur Pro-<br />

grammsatz ist, sondern Realität wird.<br />

Lehre schwer tun, wenn sie sich nicht durch<br />

Kurse und Zusatzausbildungen erweiterte<br />

und neue Fähigkeiten angeeignet haben.<br />

Positive Arbeitsmarktimpulse können etwa<br />

durch die Förderung von Unternehmens-<br />

gründungen erzielt werden. Im Rahmen der<br />

Die wirtschaftliche Dynamik der <strong>Steiermark</strong> ist beachtlich, das Wachstum der Gesamtproduktion und<br />

der Beschäftigung liegt höher als im Bundesschnitt.<br />

Karl Aiginger<br />

steirischen Wirtschaftspolitik wurde das Pi-<br />

lotprojekt „Geschäftsmodell für Neue Selb-<br />

ständige“ gestartet. Damit wird dem Um-<br />

stand Rechnung getragen, dass sich der<br />

bisherige traditionelle Zugang in das Unter-<br />

nehmertum – die klassische Gründung eines<br />

neuen Unternehmens – durch die veränder-<br />

ten arbeitsmarkt- und gesellschaftspoliti-<br />

schen Rahmenbedingungen in den letzten<br />

Jahren stark gewandelt hat. Die steirische<br />

Wirtschaftspolitik hat darüber hinaus vor<br />

allem im produzierenden Gewerbe und im<br />

industrienahen Dienstleistungsbereich die<br />

Notwendigkeit erkannt, zusätzliche Impulse<br />

für ein investitionsfreundliches Klima zu<br />

schaffen, um arbeitsplatzsichernde und ar-<br />

beitsplatzschaffende Maßnahmen zu initiie-<br />

ren. Zu diesem Zweck wurde eine Haftungs-<br />

übernahmeaktion für steirische Kleinbetrie-<br />

be ins Leben gerufen.


Die steirische Wirtschaftspolitik hat mit der<br />

KMU-Implacementstiftung sowie mit der<br />

Einrichtung einer <strong>Steirische</strong>n Umstrukturie-<br />

rungsgesellschaft (STUG) weitere Maßnah-<br />

men zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lienunternehmen verbunden. Diese Berei-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

gesetzt. Die KMU-Implacement-Stiftung che bieten aber heute nicht mehr genügend<br />

zielt darauf ab, den steirischen Klein- und Arbeitsplätze. Die Folge ist eine Abwande-<br />

Mittelbetrieben (KMU) das benötigte qualirung insbesondere der jungen Landbevölke-<br />

fizierte Personal, das am Arbeitsmarkt nicht<br />

vorhanden ist, zur Verfügung zu stellen. Ge-<br />

eignete arbeitslose Personen werden in Ab-<br />

sprache mit den Unternehmen für die offe-<br />

nen Stellen im Rahmen der KMU-Implace-<br />

mentstiftung qualifiziert, sodass nach<br />

erfolgter Ausbildung die von den Unterneh-<br />

men benötigten Fachkräfte zur Verfügung<br />

stehen. Mit der <strong>Steirische</strong>n Umstrukturie-<br />

rungsgesellschaft (STUG) soll den steiri-<br />

schen KMU die Möglichkeit eröffnet wer-<br />

den, Um- und Restrukturierungsmaßnah-<br />

men mit Eigenkapital zu finanzieren.<br />

Insgesamt wird der STUG ein Beteiligungs-<br />

kapital von 15 Millionen Euro eingeräumt,<br />

wodurch mindestens 1.200 Arbeitsplätze<br />

gesichert werden können.<br />

Beschäftigungseffekte werden schließlich<br />

auch durch den beschlossenen Ausbau<br />

der Breitbandinfrastruktur in der <strong>Steiermark</strong><br />

erzielt. Es ist damit zu rechnen, dass mit<br />

dieser Initiative zahlreiche Arbeitsplätze<br />

im Bereich der Informations- und Kommu-<br />

nikationstechnologien geschaffen werden<br />

können.<br />

Ein großes Anliegen der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei ist die Nutzung der Beschäftigungs-<br />

potenziale im ländlichen Raum. Die Ent-<br />

wicklung des ländlichen Raumes ist un-<br />

trennbar mit der Entwicklung der Land- und<br />

Forstwirtschaft und den bäuerlichen Fami-<br />

rung in die Städte.<br />

Ein vorrangiges Ziel der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei ist schließlich auch die Bekämpfung<br />

der Jugendarbeitslosigkeit. Die Bundesre-<br />

gierung hat der steigenden Jugendarbeitslo-<br />

sigkeit durch Ausbildungsmaßnahmen Ein-<br />

halt geboten und die Lehrlingsausbildung<br />

wesentlich verstärkt. Seit der Einführung<br />

der Integrativen Berufsausbildung für Ju-<br />

gendliche, die nicht über die nötige Lehr-<br />

vertragsreife verfügen, wurden mehr als<br />

1.100 Ausbildungsverträge abgeschlossen.<br />

Mit Juni 2004 wurden in ganz Österreich<br />

Lehrstellenberater eingeführt, die Unterneh-<br />

men über die Vorteile der Lehrlingsausbil-<br />

dung informieren. Dadurch wurden bis jetzt<br />

fast 1.100 neue Lehrplätze und 422 neue<br />

Ausbildungsbetriebe gewonnen.<br />

Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit ist<br />

vielfältiger Natur. Obgleich die Wirtschaft<br />

immer mehr Fachkräfte benötigt und Fach-<br />

arbeiter gefragter denn je sind, ist das Image<br />

Qualifikation erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt. Berufliche Aus- und Weiterbildung insbesondere<br />

auch durch überbetriebliche Ausbildungsstätten sind daher besonders wichtig.<br />

Franz Marhold<br />

einer Facharbeiterausbildung schlechter als<br />

der Abschluss einer Matura. Hinzu kommt,<br />

dass immer weniger Betriebe Lehrlinge aus-<br />

bilden können oder wollen. Die Lehrpläne<br />

sind größtenteils überaltert und die Auflagen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 57<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


für die Wirtschaft bei der Lehrlingsausbil-<br />

dung sind oft schwer nachvollziehbar und<br />

in vielen Fällen nicht mehr tragbar.<br />

Mit der im Rahmen der steirischen Wirt-<br />

schaftspolitik gestarteten „Lehrlingsinitiati-<br />

ve 04/05“ soll ein Beitrag geleistet werden,<br />

die Lehrlingsquote zu erhöhen, aber auch<br />

die Qualität der dualen Ausbildung zu stei-<br />

gern, um den Anforderungen der Wirtschaft<br />

gerecht zu werden. Es kann angenommen<br />

werden, dass mit dieser Aktion rund 100<br />

zusätzliche Lehrplätze geschaffen werden<br />

und das Klima für die Einstellung von zu-<br />

sätzlichen Lehrlingen im Betrieb wesentlich<br />

verbessert wird.<br />

Zahlreiche Schulausbildungen und sonstige<br />

anerkannte Ausbildungslehrgänge bedürfen<br />

eines ergänzenden betrieblichen Praktikums<br />

oder werden durch ein solches qualitativ<br />

unterstützt. Für die Unternehmen erweist<br />

sich in solchen Fällen sehr häufig die Ab-<br />

grenzung des nicht dem Arbeitsrecht unter-<br />

liegenden Volontärs vom Arbeitnehmer als<br />

schwierig. Das Risiko, hier einen Einschät-<br />

zungsfehler zu begehen und gegen arbeits-<br />

rechtliche Verpflichtungen zu verstoßen,<br />

wollen viele Betriebe nicht mehr eingehen<br />

und lassen sich daher auf Praktikantenver-<br />

hältnisse von vornherein nicht mehr ein,<br />

zumal echte Arbeitsverhältnisse in Relation<br />

zum unmittelbaren Nutzen, den die Unter-<br />

nehmen von Praktikanten haben, zu kom-<br />

pliziert und zu teuer sind.<br />

58<br />

Schließlich muss auch die Ausländerbe-<br />

schäftigung überdacht werden. Dabei seien<br />

zwei Problembereiche aufgezeigt: Auch<br />

wenn ein Ausländer legal zuwandert, ist<br />

damit nicht zwingend die Möglichkeit ver-<br />

bunden, einer legalen Erwerbstätigkeit<br />

nachzugehen. Damit werden Ausländer in<br />

die Schwarzarbeit gedrängt. Als problema-<br />

Bildung gilt als einer der wichtigsten Bereiche in unserer Gesellschaft. Sie bedeutet bessere Chancen<br />

am Arbeitsmarkt und mehr Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben. … Wenn wir durch Bildung,<br />

Qualifikation und Ausbildung die Basis für ein erfolgreiches Auftreten der <strong>Steiermark</strong> schaffen,<br />

entsteht gleichzeitig die Basis für tausende persönliche Erfolgsgeschichten.<br />

Kristina Edlinger-Ploder<br />

tisch, weil mit zu vielen bürokratischen<br />

Hürden verbunden, erweist sich auch die<br />

Möglichkeit, einen Mangel an inländischen<br />

Schlüsselkräften durch Beschäftigung aus-<br />

ländischer Arbeitskräfte rasch zu beheben.<br />

Vision<br />

Unsere Vision ist: Jeder erwerbsfähige<br />

Steirer hat die Möglichkeit, eine seiner Qua-<br />

lifikation entsprechende Beschäftigung aus-<br />

zuüben. Die Politik trifft die wirtschafts-,<br />

arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Wei-<br />

chenstellungen, um dieses Ziel für die Ar-<br />

beitnehmer und Arbeitgeber erreichbar zu<br />

machen. Dadurch wird sichergestellt, dass<br />

die <strong>Steiermark</strong> auch in <strong>Zukunft</strong> ein Land der<br />

sicheren Arbeitsplätze und guten Arbeitsbe-<br />

dingungen ist.<br />

Auf die neuen Erwerbsbiografien wird mit<br />

verstärkter Inanspruchnahme von Qualifika-<br />

tions- und Weiterbildungsmaßnahmen rea-<br />

giert. Lebenslanges Lernen ist mehr als nur<br />

ein Schlagwort.


Die Einrichtung dezentraler Arbeitsplätze ist<br />

durch die Entwicklung der Telekommunika-<br />

tion um vieles einfacher geworden. Durch<br />

die Möglichkeit von Telearbeit ist die Er-<br />

werbstätigkeit in abnehmendem Ausmaß an lifikationen dürfen nicht länger auseinander-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

die physische Anwesenheit in den Ballungsklaffen. Dazu muss dafür gesorgt werden,<br />

zentren gebunden. Qualifizierte Arbeitskräf- dass neben einer guten Schulausbildung<br />

te können von zu Hause oder von Telezen- auch ausreichende Qualifikations- und Wei-<br />

tren aus arbeiten. Damit ist es möglich,<br />

Arbeit aus den Städten auszulagern und die<br />

gesellschaftliche Produktivität und Entwick-<br />

lung der ländlichen Regionen zu stärken,<br />

indem die Abwanderung gestoppt wird.<br />

Für Jugendliche ist die Lehre eine reale und<br />

attraktive Berufsoption, die positiv bewertet<br />

wird. Lehre wird ebenso wie Qualifikation als<br />

Chance gesehen. Da es viele Betriebe gibt,<br />

die Lehrlinge ausbilden, kann die Nachfrage<br />

der Wirtschaft nach immer mehr Fachkräften<br />

und Facharbeitern befriedigt werden.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass lebensbegleitendes Lernen durch<br />

kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />

auch in Form von „Auszeit für Bildung“ zur<br />

Selbstverständlichkeit wird und fördert ent-<br />

sprechende Bildungsprogramme. Ein wich-<br />

tiger Schlüssel zur Reduktion von Arbeitslo-<br />

sigkeit ist Qualifikation. Es müssen Maßnah-<br />

men gesetzt werden, um Angebot und<br />

Nachfrage am Arbeitsmarkt zusammenzu-<br />

führen; vorhandene und nachgefragte Qua-<br />

terbildungsmaßnahmen zur Verfügung ste-<br />

hen. Je schneller sich die Arbeitswelt ver-<br />

ändert, desto wichtiger wird die Aus- und<br />

Weiterbildung. Ausbildung endet jedoch<br />

nicht mit der Schule bzw. mit der Lehrzeit.<br />

Lebensbegleitendes Lernen muss zur Selbst-<br />

verständlichkeit werden. Es ist daher uner-<br />

lässlich, die Inanspruchnahme von Bil-<br />

dungskarenz zu fördern. Arbeitnehmer müs-<br />

sen die Möglichkeit haben, sich eine<br />

Man kann festhalten, dass auch in Österreich in den nächsten Jahrzehnten mit einer schrumpfenden<br />

Bevölkerung gerechnet werden muss, wenn nicht hohe und langfristig sehr hohe Zahlen von<br />

Einwanderern akzeptiert werden. Da dies aus heutiger Sicht nicht zu erwarten ist, wird sich die<br />

Wirtschaftspolitik viel stärker als bisher mit der Schulung und Weiterbildung von Erwerbstätigen im<br />

mittleren und fortgeschrittenen Alter beschäftigen müssen, um die negativen Folgen, die von einer<br />

schrumpfenden Bevölkerung bzw. ungünstigen Altersstruktur ausgehen, in Grenzen zu halten.<br />

Bernhard Felderer<br />

„Auszeit für Bildung“ zu nehmen. Diese<br />

„Auszeit für Bildung“ darf kein Elitepro-<br />

gramm oder ein Randphänomen sein, son-<br />

dern muss für jeden einzelnen Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber ganz selbstverständlich<br />

werden.<br />

Aus- und Weiterbildung ist nicht allein Auf-<br />

gabe der öffentlichen Hand. Auch die Ar-<br />

beitgeber sind aufgefordert, Leute auszubil-<br />

den und weiterzuqualifizieren. Sie müssen<br />

ihre Mitarbeiter bei Schulungs- und Trai-<br />

ningsaktivitäten unterstützen und sie zu<br />

kontinuierlichem Lernen und zum Ausbau<br />

ihrer Qualifikation motivieren.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 59<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

müssen die erforderliche Flexibilität aufwei-<br />

sen, um auf neue Trends und Anforderungen<br />

des Arbeitsmarktes rasch reagieren zu kön-<br />

nen. Aus- und Weiterbildung darf nicht<br />

Selbstzweck sein, sondern muss am Bedarf<br />

orientierte Qualifizierung anbieten. Es geht<br />

darum, zu jenen Qualifikationen zu verhel-<br />

fen, die auch der Attraktivität des Standor-<br />

tes zugute kommen. Durch richtige Beschäf-<br />

tigungsimpulse soll zugleich die Wettbe-<br />

werbsfähigkeit des Standortes gesteigert<br />

werden. Dabei gilt es neben dem Mangel<br />

an qualifizierten Facharbeitern auch zu be-<br />

rücksichtigen, dass sich neue Beschäfti-<br />

gungschancen im Bereich der wachsenden<br />

Nachfrage nach Dienstleistungen im Ge-<br />

sundheits-, Pflege-, Bildungs-, Kultur- und<br />

Freizeitbereich ergeben. Aus- und Weiterbil-<br />

dungsmaßnahmen in diesen Bereichen be-<br />

dürfen daher besonderer Förderung.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich auch<br />

dafür ein, dass Weiterqualifizierungsmaß-<br />

nahmen vom Arbeitsmarktservice nicht nur<br />

für Arbeitsuchende, sondern auch – in ent-<br />

sprechender Abstufung – für Teilzeitbeschäf-<br />

tigte und geringfügig Beschäftigte gefördert<br />

werden, um deren Chancen für einen Wech-<br />

sel in ein Vollzeitbeschäftigungsverhältnis<br />

zu verbessern.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Förderung von Maßnahmen auf dem zwei-<br />

ten Arbeitsmarkt, wie z.B. Arbeitskräfte-<br />

60<br />

pools und Jobrotation, Unternehmensgrün-<br />

dungen durch Arbeitslose, Beschäftigungs-<br />

gesellschaften und Arbeitsstiftungen, ein.<br />

Auch der zweite Arbeitsmarkt muss den<br />

neuen Gegebenheiten angepasst werden.<br />

Dazu bietet sich etwa die Einrichtung von<br />

Arbeitskräftepools an. Arbeitskräftepools<br />

können in regionaler Kooperation zwischen<br />

Gebietskörperschaften, dem Arbeitsmarkt-<br />

service und anderen interessierten Instituti-<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat den politischen Turnaround geschafft und liegt auch in der Beschäftigungspolitik<br />

sehr gut. Sie ist damit zum Aufsteiger unter den Bundesländern geworden. Nicht zuletzt durch die<br />

enge Kooperation mit Landeshauptmann Waltraud Klasnic hat der <strong>Steirische</strong> Wirtschaftsbund dazu viel<br />

beigetragen.<br />

Peter Mühlbacher<br />

onen geschaffen werden. Wird auf der einen<br />

Seite Arbeitnehmern am ersten Arbeitsmarkt<br />

verstärkt die Möglichkeit geboten, zum<br />

Zweck der Weiterbildung oder auch zum<br />

bloßen Freizeitgewinn länger dauernde Ka-<br />

renzurlaube oder Teilzeitbeschäftigung in<br />

Anspruch zu nehmen, so wird damit auf der<br />

anderen Seite ein Beschäftigungspotenzial<br />

für die Pool-Arbeitskräfte geschaffen. Der<br />

Arbeitskräftepool kann für die vorüberge-<br />

hend frei werdenden Arbeitsplätze qualifi-<br />

zierte Ersatzarbeitskräfte zur Verfügung stel-<br />

len. Dazu ist es erforderlich, dass die Auf-<br />

nahme von Arbeitslosen in den Pool mit<br />

einer entsprechenden Bereitschaft einher-<br />

geht, sich Qualifikations- und Weiterbil-<br />

dungsmaßnahmen zu unterziehen. Für die<br />

Pool-Arbeitnehmer ist damit der Vorteil ver-<br />

bunden, dass sie nicht nur die Möglichkeit<br />

haben, an Weiterbildungs- und Qualifika-<br />

tionsmaßnahmen teilzunehmen, sondern<br />

auch die Chance bekommen, zumindest<br />

vorübergehend in reguläre Arbeitsverhältnis-<br />

se zu kommen. Damit wird eine schrittwei-<br />

se Reintegration in den Arbeitsmarkt ermög-


licht. Dieser von der steirischen Wirtschafts-<br />

politik mit der Einrichtung der KMU-<br />

Implacement-Stiftung bereits erfolgreich<br />

eingeschlagene Weg soll konsequent fortge-<br />

setzt werden.<br />

den, sich aber primär auf Arbeitsgebiete<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

spezialisieren, die der reguläre Markt nicht<br />

Eine wichtige Maßnahme besteht auch da- erfasst. Dabei bieten sich vor allem die Derin,<br />

Unternehmensgründungen durch Arfizite im Bereich sozialer und kultureller<br />

beitslose zu fördern. Damit wird die Arbeits-<br />

losigkeit in zweierlei Hinsicht bekämpft:<br />

Zum einen schafft der Gründer selbst die<br />

Reintegration in das Erwerbsleben am ers-<br />

ten Arbeitsmarkt und zum anderen können<br />

vermehrte Unternehmensgründungen weite-<br />

re Arbeitsplätze bringen. Die Förderung sol-<br />

cher Unternehmensgründungen könnte sich<br />

etwa das deutsche Überbrückungsgeld zum<br />

Vorbild nehmen. Nach deutschem Recht<br />

wird Arbeitnehmern, die durch Aufnahme<br />

einer selbstständigen Tätigkeit ihre Arbeits-<br />

losigkeit beenden oder vermeiden, zur Si-<br />

cherung ihres Lebensunterhalts und zur<br />

sozialen Absicherung in der Zeit nach der<br />

Existenzgründung ein Überbrückungsgeld<br />

für maximal sechs Monate gewährt. Das<br />

Überbrückungsgeld setzt sich zusammen<br />

aus einem Betrag, den der Arbeitnehmer als<br />

Arbeitslosengeld zuletzt bezogen hat oder<br />

bei Arbeitslosigkeit hätte beziehen können,<br />

und den darauf entfallenden pauschalierten<br />

Sozialversicherungsbeiträgen.<br />

Schließlich sollen auf dem zweiten Arbeits-<br />

markt auch die so genannten Beschäfti-<br />

gungsgesellschaften forciert werden. Be-<br />

schäftigungsgesellschaften sollen von<br />

Rechtsform und Struktur Unternehmen des<br />

ersten Arbeitsmarktes nachempfunden wer-<br />

Arbeit sowie im Bereich des Umweltschut-<br />

zes an. Es geht somit um Arbeit, die zwar<br />

gesellschaftlich sinnvoll und notwendig,<br />

doch häufig wenig rentabel ist, wie z.B.<br />

kommunale Dienstleistungen im Umweltbe-<br />

reich oder Alten- und Krankenbetreuung.<br />

Derartige Beschäftigungsverhältnisse, de-<br />

nen nicht wirtschaftliche, sondern arbeits-<br />

markt- und sozialpolitische Motive zugrunde<br />

liegen, würden ohne öffentliche Förderung<br />

nicht zustande kommen. Es handelt sich<br />

somit um zusätzliche Beschäftigung, die<br />

nicht bestehende Arbeitsplätze verdrängt.<br />

Auch das Modell der Arbeitsstiftungen muss<br />

weiterhin mit Erfolg umgesetzt werden. Ziel-<br />

Besser Gebildete haben eindeutig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sind in der Lage, höhere<br />

Einkommen zu erzielen, was sicherlich dazu beiträgt, dass auch der Grad der Zufriedenheit größer ist.<br />

Durch den Ausbau des Bildungsangebotes und durch einen leichten Zugang zu diesem Angebot – und<br />

hier ist nicht nur die berufliche Weiterbildung gemeint – ist ein Abbau der durch Ungleichheit<br />

entstehenden Spannungen zu erreichen.<br />

Walter Rotschädl<br />

gruppe der Arbeitsstiftungen sind Betriebs-<br />

belegschaften, die Beschäftigten eines In-<br />

dustriezweiges, einer Branche oder einer<br />

Region. Die Betroffenen, die Sozialpartner,<br />

Gemeinden oder andere öffentliche Instan-<br />

zen gründen eine Stiftung bzw. eine Gesell-<br />

schaft, der die Funktion einer Brücke zwi-<br />

schen dem aufgelösten Arbeitsverhältnis<br />

und einem neuen Arbeitsplatz zukommt. Im<br />

Rahmen von Arbeitsstiftungen werden indi-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 61<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


viduelle Qualifizierung, Maßnahmen zur Per-<br />

sönlichkeitsentwicklung und Beratung gebo-<br />

ten. Damit wird nicht nur Arbeitslosigkeit,<br />

sondern auch Abwanderung, Dequalifizie-<br />

rung und regionale Verarmung bekämpft.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Förderung des Wirtschaftswachstums, etwa<br />

durch langfristige Investitionen in Infrastruk-<br />

tur, Forschung und Entwicklung, ein. Die<br />

Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit dürfen<br />

sich nicht darauf beschränken, Arbeitslosig-<br />

keit bloß gut zu verwalten. Um Arbeitslosig-<br />

keit tatsächlich zu senken, bedarf es eines<br />

höheren Wirtschaftswachstums.<br />

Für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist es daher<br />

eine wichtige Aufgabe, langfristig in Infra-<br />

struktur, Forschung und Entwicklung zu in-<br />

vestieren. Gerade der Ausbau von Infra-<br />

struktur, wie etwa der Ausbau von Straße<br />

und Schiene, wirkt nicht nur durch die För-<br />

derung der Wirtschaftsentwicklung arbeits-<br />

platzstimulierend, sondern schafft auch<br />

schon während der Ausbauphase Arbeits-<br />

plätze. Es ist sorgfältig abzuwägen, wo öf-<br />

fentliche Ausgaben, besonders als wirt-<br />

schaftsbelebende Impulse, möglich und<br />

sinnvoll sind. Öffentliche Investitionen<br />

schaffen Arbeitsplätze in Bereichen, in de-<br />

nen dringende Anliegen zu verwirklichen<br />

sind: im Bereich des Umweltschutzes, bei<br />

der Altlastensanierung, beim Recycling, bei<br />

Energiesparmaßnahmen, in der Dorf- und<br />

62<br />

Stadterneuerung, beim Ausbau der Infra-<br />

struktur nach Osten.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Sicherung der Chancen und Perspektiven<br />

der gewerblichen Wirtschaft im ländlichen<br />

Raum ein. Im ländlichen Raum müssen vor<br />

allem die Chancen und Perspektiven der<br />

gewerblichen Wirtschaft – Gewerbe, Indus-<br />

trie, Handel, Tourismus und Dienstleistung<br />

Die steirischen Grenzbezirke zählen seit 10 Jahren nicht nur zu den wachstumsstärksten<br />

Grenzregionen, sondern überhaupt zu den Gegenden Österreichs mit dem stärksten Jobwachstum.<br />

Beim Wachstum der Beschäftigung ist das steirische Grenzland seit 1995 nicht nur Rekordhalter aller<br />

österreichischen Grenzregionen, sondern hatte überhaupt die größte Dynamik des ganzen<br />

Bundesgebietes ...<br />

Kleine Zeitung, 30. April 2004<br />

– gesichert werden. Es müssen alle Bemü-<br />

hungen unternommen werden, die Arbeits-<br />

plätze im ländlichen Raum zu erhalten und<br />

damit die Abwanderung zu verhindern. Die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> sieht es als ihre Auf-<br />

gabe, die optimalen Rahmenbedingungen<br />

für die Unternehmensgründung und die Un-<br />

ternehmensführung sicherzustellen. Die<br />

Menschen, die im ländlichen Raum leben,<br />

müssen ermutigt werden, unternehmerisch<br />

tätig zu werden. Der Input der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> besteht darin, die erforderlichen<br />

Impulse zu geben und Hilfestellungen zu<br />

leisten. Dies soll etwa durch die Schaffung<br />

von Chancengleichheit für Klein- und Mittel-<br />

betriebe geschehen, indem Benachteiligun-<br />

gen, wie etwa die schlechtere Infrastruktur,<br />

vor allem bei Verkehrswegen, beseitigt wer-<br />

den. Darüber hinaus bedarf es auch entspre-<br />

chender Signale für Jungunternehmer durch<br />

Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Nutzung neuer Beschäftigungspotenziale


wie etwa für Neugründungen im Zusam-<br />

menhang mit Land- und Forstwirtschaft und<br />

für den Ausbau des Gesundheits- und Pfle-<br />

gebereichs, der Kinderbetreuungseinrich-<br />

tungen, des Holzclusters, des Bereichs der positiven <strong>Zukunft</strong>sperspektive der Telearbeit<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

erneuerbaren Energie und der Telearbeit ein. zum Durchbruch zu verhelfen.<br />

Betriebsgründungen müssen attraktiv gemacht<br />

werden, dabei sind vor allem jene Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Neugründungen zu forcieren, die direkt aus<br />

der Land- und Forstwirtschaft kommen, z.B.<br />

durch die Weiterverarbeitung von Urproduk-<br />

ten, Handel und Direktvermarktung usw.<br />

Neue Wirtschaftsimpulse sollen sich auch<br />

durch eine stärkere Zusammenarbeit zwi-<br />

schen Land- und Forstwirtschaft auf der<br />

einen Seite sowie Industrie und Gewerbe<br />

auf der anderen Seite ergeben. Ein Beschäf-<br />

tigungspotenzial besteht auch im Bereich<br />

der Alten- und Krankenbetreuung; es bedarf<br />

eines Ausbaus der Gesundheits- und Pfle-<br />

geberufe. Ein wichtiges, vor allem im länd-<br />

lichen Raum nach wie vor vernachlässigtes<br />

Betätigungsfeld bietet die Kinderbetreuung.<br />

Durch den Ausbau von Kinderbetreuungs-<br />

einrichtungen werden nicht nur Arbeits-<br />

plätze geschaffen, es wird vor allem auch<br />

Müttern mit Kindern ermöglicht, einer Er-<br />

werbstätigkeit nachzugehen. Weitere Be-<br />

schäftigungschancen im ländlichen Raum<br />

bieten der steirische Holzcluster sowie die<br />

verstärkte Nutzung erneuerbarer heimischer<br />

Energieträger.<br />

Gerade für den ländlichen Raum sind die<br />

wirtschafts-, arbeitsmarkt- und beschäfti-<br />

gungspolitischen Impulse, die von der Tele-<br />

arbeit ausgehen, von großer Bedeutung und<br />

müssen daher stärker genutzt werden. Es<br />

müssen die notwendigen technischen Vor-<br />

aussetzungen geschaffen werden, um dieser<br />

Entwicklung einer Strategie zur Bekämp-<br />

fung der Jugendarbeitslosigkeit ein. Es geht<br />

dabei um die Schaffung optimaler Rahmen-<br />

bedingungen für die Sicherung und Verbes-<br />

serung der Chancen von Jugendlichen auf<br />

eine entsprechende Lehrlings- und Berufs-<br />

ausbildung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt<br />

sich daher für die Umsetzung folgender<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrstel-<br />

lensituation in der <strong>Steiermark</strong> ein: Erweite-<br />

rung der Zahl von Ausbildungsplätzen in<br />

öffentlichen Einrichtungen; Unterstützung<br />

von Unternehmen, die Jugendliche einstel-<br />

len; Zusammenarbeit von AMS und Unter-<br />

nehmungen, um gezielte Ausbildungsmaß-<br />

nahmen für Berufe, die nachgefragt werden,<br />

zu setzen; Förderung des Images der Lehr-<br />

Gut ausgebildete, motivierte, leistungsbereite und produktive Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel!<br />

Die Wirtschaft und die Politik müssen die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, von denen<br />

letztlich alle profitieren.<br />

Beatrix Karl<br />

ausbildung unter Jugendlichen sowie unter<br />

Wirtschaftstreibenden; Durchführung der an<br />

Schulen bereits vorhandenen Berufsinfor-<br />

mationsstunden durch nicht schulinterne<br />

Pädagogen zur Verbesserung der Qualität<br />

der Berufsinformation; Überarbeitung von<br />

Lehrplänen und Schutzbestimmungen zur<br />

Attraktivierung der Lehre sowohl für Jugend-<br />

liche als auch für Wirtschaftstreibende; Ver-<br />

besserung der Information von Lehrbetrie-<br />

ben über den jeweiligen Stand der Ausbil-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 63<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


dungsinhalte in den Berufsschulen sowie<br />

regelmäßige Evaluation der inhaltlichen An-<br />

forderungen der Betriebe an die Berufsschu-<br />

len; finanzielle Entlastung der Lehrbetriebe<br />

durch die Übernahme der Lehrlingskosten<br />

während der Berufsschulzeit durch das Ar-<br />

beitsmarktservice; Förderung der überbe-<br />

trieblichen Lehrlingsausbildung zur Verbes-<br />

serung der Qualität der Ausbildung sowie<br />

zur finanziellen Entlastung von Klein- und<br />

Mittelbetrieben, die Lehrlinge ausbilden;<br />

Förderung von Formen der Lehrlingsausbil-<br />

dung, die mit Lehrabschlussprüfung und<br />

Matura abschließen.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich beim<br />

Bund für die Schaffung einer eigenen Ar-<br />

beitnehmerkategorie für „Praktikanten“ im<br />

Rahmen von Schulausbildungen insbeson-<br />

dere während der Ferien oder im Rahmen<br />

von sonstigen anerkannten Ausbildungslehr-<br />

gängen ein. Dadurch soll es bis zur Höchst-<br />

dauer von sechs Monaten ermöglicht<br />

werden, solche Praktikanten mit einem an-<br />

gemessenen, unter den sonstigen kollektiv-<br />

64<br />

vertraglichen Arbeitnehmerentgelten liegen-<br />

den, auch die Sonderzahlungen und das<br />

Urlaubsentgelt abdeckenden Pauschalent-<br />

gelt beitragsfrei, aber mit Unfallversiche-<br />

rungsschutz, zu beschäftigen. Dahinter<br />

steht das Ziel, dem hohen Interesse der Ju-<br />

Erwerbsarbeit ist ein wichtiges Element im geregelten Lebensablauf. Langzeitarbeitslosigkeit ist heute<br />

das größte Armutsrisiko in unserem Land. Arbeitslosigkeit lässt sich mit einem Krebsgeschwür<br />

vergleichen: Je länger jemand davon befallen ist, desto mehr breitet es sich aus: Arbeitslosigkeit ist<br />

nicht eine Frage mangelnden Wollens. Menschen müssen ausreichende Bildungschancen bekommen<br />

und auf dem Arbeitsmarkt angenommen werden.<br />

Franz Küberl<br />

gend und der Allgemeinheit an bestmögli-<br />

cher Qualifikation entsprechend dafür zu<br />

sorgen, dass Praktikantenplätze in ausrei-<br />

chender Zahl zur Verfügung stehen.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich auch<br />

für eine gerechtere Ausländerbeschäftigung<br />

ein. Ausländer, die legal zugewandert sind,<br />

müssen auch legalen Zutritt zum Arbeits-<br />

markt haben.<br />

Wenn es trotz der angestrebten Ausbil-<br />

dungs- und Weiterqualifizierungsmaßnah-<br />

men nicht gelingt, die Nachfrage der Wirt-<br />

schaft nach Schlüsselkräften zu befriedigen,<br />

muss es ohne unnötige bürokratische Hür-<br />

den möglich sein, diesen Mangel durch Be-<br />

schäftigung ausländischer Arbeitskräfte<br />

rasch zu beheben.


Klein- und Mittelbetriebe<br />

Erfahrung<br />

„Kleine Unternehmen sind das Rückgrat der rungsgesellschaft (STUG), Grenzlandförde-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

europäischen Wirtschaft. Sie sind Hauptträrungsprogramm <strong>Steiermark</strong>.<br />

ger der Beschäftigung und Nährboden für<br />

Geschäftsideen. Die Bestrebungen, die Das Land <strong>Steiermark</strong> hat innerhalb der letz-<br />

‚Neue Wirtschaft’ in Europa zu etablieren,<br />

werden nur dann erfolgreich sein, wenn die<br />

Belange der kleinen Unternehmen ganz<br />

oben auf die Liste der politischen Prioritäten<br />

gesetzt werden.“ (Europäische Charta für<br />

Kleinunternehmen).<br />

Auch die <strong>Steiermark</strong> ist in diesem Sinne ein<br />

Land der Klein- und Mittelbetriebe (KMU).<br />

92 % aller Unternehmen haben weniger als<br />

20 Mitarbeiter und rund 14.800 Betriebe<br />

sind Ein-Personen-Unternehmen. Die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> setzt sich daher schon seit<br />

langem erfolgreich für die Belange der KMU<br />

ein. So ist es ihr gelungen, die KMU-Ini-<br />

tiative des Landes <strong>Steiermark</strong> zu initiieren,<br />

die folgende Schwerpunkte umfasst: Grün-<br />

derInnenoffensive (Bewusstseinsbildung,<br />

Aufbau einer Dachmarke, Geschäftsmodell<br />

für Neue Selbstständige), Haftungsübernah-<br />

meaktion für steirische Kleinbetriebe, Lehr-<br />

lingsinitiative, Personalmanagement für<br />

KMU, KMU-Implacementstiftung, Breitband-<br />

initiative, Innovation durch Know-how und<br />

Diplom, Wissenstransfer für KMU, Einrich-<br />

tung einer Internationalisierungs Center<br />

<strong>Steiermark</strong> GmbH (ICWS), Markterschlie-<br />

ßungsgarantie, Einrichtung von Business<br />

Centers für KMU, <strong>Steirische</strong> Umstrukturie-<br />

ten drei Dekaden einen bemerkenswerten<br />

Umstrukturierungsprozess in Richtung ver-<br />

stärkter Wettbewerbsfähigkeit mitgemacht.<br />

Durch die stärkere Verlagerung der wirt-<br />

schaftspolitischen Zielsetzung auf die För-<br />

derung von Innovationen, Forschung und<br />

Entwicklung und auf die Implementierung<br />

neuer Technologien, insbesondere auch<br />

durch die Konzentration auf eine zukunfts-<br />

orientierte Cluster-Politik, hat die Steier-<br />

mark den wesentlichen Strukturwandel von<br />

einer grundstofforientierten Industrieland-<br />

schaft zu einem Innovations-Standort ge-<br />

schafft. In den traditionellen Stärkefeldern<br />

der steirischen Wirtschaft sind, ausgehend<br />

vom Automobilcluster, in folgenden Berei-<br />

Jeder Unternehmer fängt einmal klein an, viele wachsen auch nicht gewaltig – doch genau diese<br />

Kleinen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Die Klein- und Mittelbetriebe sind der Jobmotor der<br />

Wirtschaft.<br />

Harald Kaszanits<br />

chen weitere clusterorientierte Netzwerke<br />

aufgebaut worden: in der Humantechnolo-<br />

gie, der Holzwirtschaft, der Werkstofftech-<br />

nik und im Bereich umweltorientierter Tech-<br />

nologien, wo es etwa um nachhaltiges Bau-<br />

en, Solarenergie, Biogas und Biodiesel geht.<br />

Neue Technologien in neuen Bereichen wur-<br />

den unterstützt und erhöhten die dynami-<br />

sche Entwicklung der steirischen Wirtschaft<br />

in Richtung einer Technologie- und Wissens-<br />

region. Die steirischen KMU haben einen<br />

wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Um-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 65<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


strukturierung der steirischen Wirtschaft<br />

und zum derzeitigen hohen Niveau der Pro-<br />

dukte, der angebotenen Dienstleistungen<br />

und des Standortes <strong>Steiermark</strong> geleistet.<br />

Der wirtschaftliche Strukturwandel in der<br />

<strong>Steiermark</strong> hält noch an und muss auch<br />

weiterhin mit der Modernisierung industri-<br />

eller Betriebe, Unternehmensneugründun-<br />

gen und Investitionen in die Forschungsin-<br />

frastrukturen einhergehen.<br />

Der Bundesregierung ist es gelungen, durch<br />

die Liberalisierung und Entbürokratisierung<br />

der Gewerbeordnung den Mut zum Selbst-<br />

ständigsein zu fördern. So wurde z.B. die<br />

Begründung einer Gewerbeberechtigung opti-<br />

miert, das Befähigungsnachweissystem wur-<br />

de modernisiert und flexibilisiert, die Anzahl<br />

der Gewerbelisten verringert. Der Mut zum<br />

Unternehmertum wurde auch dadurch er-<br />

höht, dass nunmehr der Konkurs keinen ge-<br />

nerellen Gewerbeausschluss mehr bedeutet.<br />

Damit bekommen Unternehmer nach dem<br />

„redlichen Scheitern“ eine zweite Chance.<br />

Vision<br />

Unsere Vision ist: Die steirischen Unterneh-<br />

mer erkennen, wo ihre Stärken liegen, bün-<br />

66<br />

deln sie in Clustern, Unternehmensnetzwer-<br />

ken und Zentren zu Stärkefeldern und kön-<br />

nen sich damit im nationalen und<br />

internationalen Wettbewerb erfolgreich be-<br />

haupten. Die Wettbewerbsfähigkeit steiri-<br />

Der AC Styria, das automative Netzwerk in Europa, ist eine Chance für kleine und mittlere<br />

Unternehmen, mit den Großen mitzuspielen.<br />

Manfred Kainz<br />

scher Unternehmen basiert aber nicht nur<br />

auf dem Erkennen und Optimieren der ei-<br />

genen Stärken und der Bereitschaft zu ihrer<br />

Bündelung. Ein wesentlicher Motor der po-<br />

sitiven wirtschaftlichen Entwicklung ist die<br />

Dynamik der Unternehmer. Eine Dynamik,<br />

die in Wechselwirkung mit einer gewissen<br />

Aufbruchstimmung steht: Aufbruchstim-<br />

mung erzeugt Dynamik und umgekehrt.<br />

Diese Entwicklung basiert darauf, dass es<br />

mehr Anreize gibt, als Unternehmer dyna-<br />

misch zu sein.<br />

Dynamik auf Seiten der Unternehmer wird<br />

dadurch erzeugt, dass die Übernahme von<br />

Wirtschaftlich krank reden darf man die <strong>Steiermark</strong> wirklich nicht. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht<br />

ein Unternehmen neue Rekordzahlen veröffentlicht.<br />

Steirerkrone, 27. April 2005<br />

unternehmerischem Risiko positiv besetzt<br />

ist, dass der Mut, dieses Risiko auf sich zu<br />

nehmen, gefördert wird, dass keine büro-<br />

kratischen Hürden im Weg stehen, dass die<br />

nötige Infrastruktur zur Verfügung steht,<br />

dass Innovation und Forschung gefördert<br />

werden, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />

zur Verfügung stehen, dass sich wirtschaft-<br />

liches Handeln bezahlt macht. Durch die<br />

Förderung von Innovation und Forschung in<br />

den Einzelunternehmen werden kreative


Ideen umgesetzt und dadurch neue Produk-<br />

te, Verfahren und Dienstleistungen ent-<br />

wickelt. Die permanente Schaffung von<br />

neuem Wissen und dessen rasche Umset-<br />

zung im Rahmen von Forschungs- und Entnehmigungs- und Prüfverfahren ein. „Kleine<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

wicklungsprojekten im weiteren Sinn ist ein Unternehmen reagieren am empfindlichsten<br />

Garant für innovative technische Leistungs- auf Veränderungen des Umfelds, in dem sie<br />

fähigkeit, nachhaltiges Wachstum und Wett- tätig sind. Sie werden als erste in Mitleiden-<br />

bewerbsfähigkeit. Ein wesentlicher Motor<br />

für mehr Dynamik der Unternehmer, vor<br />

allem der KMU, ist darüber hinaus eine<br />

Änderung des Steuerrechts, durch die es<br />

leichter wird, reich zu werden und nicht nur<br />

reich zu bleiben.<br />

Dynamik wird auch dadurch erzeugt, dass<br />

alle Unternehmen in den europäischen Mit-<br />

gliedstaaten nicht nur dem gleichen<br />

Wettbewerb ausgesetzt sind, sondern auch<br />

die Wettbewerbsparameter, insbesondere<br />

die Steuern, Sozialversicherungsbeiträge,<br />

umweltrechtlichen Vorgaben und die EU-<br />

Förderungen, für alle Mitgliedstaaten der<br />

EU auf ein gemeinsames sozialverträgliches<br />

und wohlstandsförderndes Niveau gebracht<br />

werden. Damit ist es den steirischen KMU<br />

auch vor dem Hintergrund einer zunehmen-<br />

den Globalisierung, Technologisierung,<br />

Liberalisierung der Märkte und einem<br />

zunehmenden Wettbewerb möglich, wett-<br />

bewerbsfähig zu sein. Ergebnis dieser zu<br />

mehr Wettbewerbsfähigkeit im internationa-<br />

len Wettbewerb führenden Dynamik ist,<br />

dass mehr Unternehmen gegründet und da-<br />

mit auch mehr Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />

Entbürokratisierung durch Konzentration,<br />

Vereinfachung und Beschleunigung von Ge-<br />

schaft gezogen, wenn Unternehmen über<br />

Gebühr mit Bürokratie belastet werden. Und<br />

sie beginnen als erste zu florieren, wenn die<br />

Die eigentliche Kraft der Arbeit, die Arbeitskraft, wie die Kraft des Lebens ist Fruchtbarkeit. Der<br />

lebendige Organismus ist nicht erschöpft, wenn er für seine „Reproduktion“ gesorgt hat, und der<br />

natürlichste Überschuss seiner Kraft zeigt sich darin, dass er sich vermehren und vervielfältigen kann.<br />

Hannah Arendt<br />

Bürokratie zurückgestutzt und Leistung be-<br />

lohnt wird.“ (Europäische Charta für Klein-<br />

unternehmen).<br />

Entbürokratisierung ist somit ein bedeuten-<br />

der Standortfaktor. Es muss verhindert wer-<br />

den, dass bürokratische Hemmnisse die<br />

wirtschaftlichen Möglichkeiten schmälern.<br />

Die angestrebte innovationsfreundliche Poli-<br />

tik wird sich um die Änderung jener Geset-<br />

zes- und Verfahrensbestimmungen bemü-<br />

hen, die zu einer überlangen Verfahrens-<br />

dauer bei Betriebsansiedlungen führen. Die<br />

Verfahrensdauer von Genehmigungs- und<br />

Prüfverfahren muss verkürzt werden; Verfah-<br />

ren müssen konzentriert und vereinfacht<br />

werden. Durch Verfahrenskonzentration,<br />

Verfahrensvereinfachung und Verfahrensbe-<br />

schleunigung soll mehr Effizienz erzielt<br />

werden. Dies könnte etwa durch die Wie-<br />

dereinführung des vereinfachten Betriebsan-<br />

lagengenehmigungsverfahrens in der Gewer-<br />

beordnung sowie durch eine Freistellung von<br />

Kleinanlagen von der gewerberechtlichen<br />

Genehmigungspflicht erreicht werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 67<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Eine wesentliche Verwaltungsvereinfachung<br />

insbesondere für KMU würde auch die Ver-<br />

einheitlichung des Abgabenverfahrensrech-<br />

tes bedeuten. Momentan ist dieser Rechts-<br />

bereich in zehn Abgabenverfahrensgesetzen<br />

geregelt. Ein weiteres wichtiges Anliegen<br />

der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ist die Vernet-<br />

zung der Behörden im Sinne eines „One-<br />

stop-shop“-Prinzips, z.B. betreffend die<br />

Gebietskrankenkassen und die Finanzbehör-<br />

den. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich<br />

daher auch für diese Maßnahmen ein.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />

Schaffung bestmöglicher rechtlicher, steuer-<br />

licher, administrativer und sozialer Rahmen-<br />

bedingungen für KMU ein. „Kleine Unter-<br />

nehmen sind als die Haupttriebfeder für<br />

Innovation, Beschäftigung sowie die soziale<br />

und lokale Integration in Europa anzuse-<br />

hen.“ (Europäische Charta für Kleinunter-<br />

nehmen). Es sind die kleinen und mittleren<br />

Unternehmen, die dynamisch auf neue<br />

Marktbedürfnisse eingehen und entspre-<br />

chende Arbeitsplätze schaffen können. Für<br />

KMU müssen daher die bestmöglichen Rah-<br />

menbedingungen geschaffen werden.<br />

68<br />

Dazu bedarf es Maßnahmen, die den Inno-<br />

vations- und Unternehmergeist stärken.<br />

Dies soll schon durch eine verstärkte Erzie-<br />

hung und Ausbildung zu unternehmerischer<br />

Initiative geschehen. In der Europäischen<br />

Charta für Kleinunternehmen ist vorgese-<br />

hen, dass Europa den Unternehmergeist<br />

und das Erlernen neuer Fertigkeiten schon<br />

bei der Jugend fördern wird. Grundwissen<br />

über Unternehmen und Unternehmertum<br />

Hier kommt es auch zu einem wichtigen Zusammenspiel zwischen Kleinen und Großen: Den<br />

steirischen Großbetrieben ist es inzwischen gelungen, sich am Weltmarkt zu positionieren, sie ziehen<br />

dabei viele Kleine mit. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur Situation noch vor 20 Jahren: Damals<br />

haben die Großen die Kleinen erdrückt – heute ziehen sie sie mit in die weite Welt.<br />

Michael Steiner<br />

muss auf allen Bildungsebenen vermittelt<br />

werden.<br />

Darüber hinaus müssen rechtliche, steuer-<br />

liche und administrative Rahmenbedingun-<br />

gen geschaffen werden, die der unterneh-<br />

merischen Tätigkeit förderlich sind und den<br />

Status von Unternehmern verbessern. Dazu<br />

wird folgende Forderung der Europäischen<br />

Charta für Kleinunternehmen aufgegriffen:<br />

„Die Steuersysteme sollen so umgestaltet<br />

werden, dass Leistung belohnt, die Grün-<br />

dung von Unternehmen begünstigt, das<br />

Bei aller Hochschätzung der Arbeit, eine Überschätzung der Arbeit ist ebenfalls problematisch. Dies<br />

trifft ganz besonders dann zu, wenn unter Arbeit nur abhängige Erwerbsarbeit verstanden wird und<br />

andere Formen von Arbeit wie die Familienarbeit, die Arbeit für das Gemeinwesen oder die<br />

ehrenamtliche Arbeit aus dem Arbeitsbegriff herausgenommen werden.<br />

Leopold Neuhold<br />

Wachstum von Unternehmen und die Be-<br />

schäftigung gefördert und die Kreation und<br />

die Nachfolge in kleinen Unternehmen er-<br />

leichtert werden. Die Mitgliedstaaten sollten


ewährte Verfahren zur Besteuerung und<br />

zur Belohnung der persönlichen Leistung<br />

anwenden.“ Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt<br />

sich beim Bund für ein Steuersystem ein,<br />

das diesen Anforderungen gerecht wird. werden. Unternehmen sind heute mit<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

einer neuen Komplexität sowohl von Märk-<br />

Soziale Rahmenbedingungen dürfen ebenten als auch von Technologien konfrontiert.<br />

falls nicht vernachlässigt werden. Selbst- Darauf reagieren die Unternehmen zuneh-<br />

ständige bedürfen einer besseren sozialen<br />

Absicherung. So ist insbesondere die Forde-<br />

rung nach einer Arbeitslosenversicherung<br />

für Selbstständige zu erfüllen. Auch für die-<br />

ses Anliegen setzt sich die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei beim Bund ein.<br />

Schließlich muss auch der Zugang zur bes-<br />

ten Forschung und Technologie erleichtert<br />

werden.<br />

Es muss aber vor allem auch sichergestellt<br />

werden, dass die Entscheidungsträger auf<br />

Bundes- und Landesebene die Bedürfnisse<br />

der KMU gebührend berücksichtigen. So<br />

werden die Bedürfnisse der KMU von der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> etwa bei der betrieb-<br />

lichen Förderpolitik besonders berücksich-<br />

tigt. Darüber hinaus setzt sich die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> dafür ein, dass der Bund stärker<br />

darauf Bedacht nimmt, dass die Arbeitneh-<br />

merschutzbestimmungen von den KMU teil-<br />

weise nur schwer erfüllt werden können.<br />

Arbeitnehmerschutzbestimmungen, die so<br />

weit gehen, dass sie von KMU nicht erfüll-<br />

bar sind, sind aber kontraproduktiv.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass die für die Bildung von Clustern,<br />

Unternehmernetzwerken und Zentren<br />

erforderlichen Bedingungen geschaffen<br />

mend mit wirtschaftlicher Kooperation in<br />

Form von Clustern, Unternehmensnetz-<br />

werken und Zentren. Die Attraktivität der-<br />

artiger Modelle unternehmerischer Zusam-<br />

menarbeit besteht in der Möglichkeit einer<br />

Kostenreduktion, eines Effizienzanstiegs,<br />

eines zusätzlichen Angebots von Ressour-<br />

cen sowie eines privilegierten Zugangs zu<br />

Wissen. Diese Schiene gilt es noch weiter<br />

auszubauen. Dabei handelt es sich um eine<br />

Forderung, die sich auch in der Euro-<br />

päischen Charta für Kleinunternehmen<br />

findet: „Maßnahmen auf nationaler und<br />

regionaler Ebene zur Entwicklung zwischen-<br />

betrieblicher Gruppen und Netze sollten<br />

Aufgrund der stark klein- und mittelbetrieblich ausgeprägten österreichischen Betriebsstruktur kann<br />

sich die österreichische Technologiepolitik nicht nur auf die Hochtechnologiebereiche allein<br />

konzentrieren, sondern muss danach trachten, dass es zur Verbreitung und Anwendung neuer<br />

Technologien und zu mehr Forschung und Entwicklung und Aus- und Weiterbildung quer durch den<br />

Unternehmenssektor kommt.<br />

Fritz Verzetnitsch<br />

daher unterstützt, die gesamteuropäische<br />

Zusammenarbeit zwischen kleinen Unter-<br />

nehmen unter Einsatz der Informations-<br />

technologien gefördert, bewährte Praktiken<br />

bei Kooperationsvereinbarungen verbreitet<br />

und die Zusammenarbeit kleiner Unterneh-<br />

men unterstützt werden, um deren Fähig-<br />

keit zu verbessern, gesamteuropäische<br />

Märkte zu erschließen und ihre Tätigkeiten<br />

auf die Märkte von Drittländern auszu-<br />

weiten.“<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 69<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Es ist nicht Aufgabe der Politik, Cluster,<br />

Unternehmernetzwerke und Zentren, wie<br />

Technologiezentren, Gründerzentren, Inno-<br />

vationszentren, Gewerbezentren und virtuel-<br />

le Impulszentren, zu erfinden oder zu schaf-<br />

fen; sie müssen sich selbst entwickeln. Die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> steht aber Tendenzen<br />

zu derartigen Phänomenen nicht im Weg,<br />

sondern verstärkt und fördert sie. Sie schafft<br />

die erforderlichen Bedingungen, die für die<br />

Bildung von Unternehmensnetzwerken und<br />

für die Nutzung von Synergien notwendig<br />

EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />

Erfahrung<br />

Durch Gemeinschaftsinitiativen der EU und<br />

durch grenzüberschreitende Förderungspro-<br />

gramme (INTERREG, PHARE, ISPA etc.)<br />

wurden wichtige Anreize für grenzüber-<br />

schreitende Zusammenarbeit gegeben. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> hat sich dabei schon bald als<br />

Initiator erwiesen. Gemeinsam mit anderen<br />

Regionen wird die Schaffung einer guten<br />

70<br />

sind. Ziel dieser unternehmerischen Zu-<br />

sammenarbeitsformen muss es sein, den<br />

Beteiligten Vorteile zu vermitteln, über An-<br />

fangsschwierigkeiten hinwegzuhelfen, Kon-<br />

takte herzustellen, den Technologietransfer<br />

zu ermöglichen, Kooperationen zu vermit-<br />

teln und regionale Impulse zu geben. Wich-<br />

tig für den Erfolg ist vor allem auch die<br />

Einbindung von regierungsnahen Einrich-<br />

tungen, der Forschungsförderung, Think<br />

Tanks, Qualifizierungseinrichtungen und<br />

Handelsorganisationen.<br />

Eine Wettbewerbsfähigkeit, die durch niedrigere Löhne, niedrige Sozial- und Umweltstandards ereicht<br />

wird, ist falsch.<br />

Günter Verheugen<br />

Basis wirtschaftlicher und politischer Zu-<br />

sammenarbeit angestrebt. Dieser Wille zur<br />

Kooperation hat sich schließlich in der „EU-<br />

<strong>Zukunft</strong>sregion“ manifestiert. In der Zu-<br />

kunftsregion sind neben der <strong>Steiermark</strong> die<br />

österreichischen Bundesländer Kärnten und<br />

Burgenland, die italienischen Regionen Fri-<br />

aul-Julisch Venetien und Veneto, Slowenien,<br />

(Nord-)Kroatien und die ungarischen Komi-<br />

tate Györ-Moson-Sopron, Baranya, Vas, Tol-<br />

na, Somogy und Zala verbunden. Dieser<br />

gemeinsame Raum arbeitet in den verschie-<br />

densten Bereichen wie z.B. Arbeitsmarkt,<br />

Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur, Bildung<br />

und Forschung zusammen.<br />

Im Jahr 2001 betrug das Bruttoinlandspro-<br />

dukt in der <strong>Steiermark</strong> 24,83 Milliarden<br />

Euro; das Exportvolumen der steirischen<br />

Wirtschaft belief sich auf rund 13,94 Mil-<br />

liarden Euro. Dies bedeutet, dass mindes-<br />

tens jeder zweite Arbeitsplatz im weiteren<br />

Sinne vom Erfolg der Exportaktivitäten der<br />

steirischen Wirtschaft abhängig ist. Derzeit<br />

exportieren rund 2.000 steirische Unterneh-<br />

men ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />

Während die österreichischen Warenexporte<br />

im letzten Jahrzehnt um rund 106 % stie-


gen, konnte die <strong>Steiermark</strong> sogar einen Zu-<br />

wachs in Höhe von 157 % verzeichnen.<br />

Einen ganz bedeutenden Markt bildet neben<br />

Deutschland und dem EU-Binnenmarkt der ren. Damit kann wesentlich rascher auf<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

mittel- und osteuropäische Raum, dessen Veränderungsprozesse am Auslandsmarkt<br />

Anteil nach stetigen Zunahmen in den Jah- reagiert werden. Zudem werden Parallelakren<br />

seit der Ostöffnung 17 % erreichte. Für tionen und Streuverluste zwischen den ein-<br />

das Land <strong>Steiermark</strong> bildet der Wirtschafts-<br />

raum Südosteuropa und dabei im Speziellen<br />

die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion vor allem für die Ex-<br />

portstrategie einen zukunftsorientierten Län-<br />

derschwerpunkt. Die letzten Jahre sind da-<br />

her durch die Bemühungen der steirischen<br />

Wirtschaft gekennzeichnet, grenzüberschrei-<br />

tende Kooperationen sowohl auf Unterneh-<br />

mensebene als auf Ebene wirtschaftspoliti-<br />

scher Kontakte und Markterschließungs-<br />

maßnahmen in den sich öffnenden<br />

Ostmärkten, insbesondere in der EU-Zu-<br />

kunftsregion, verstärkt in Gang zu setzen.<br />

Vor diesem Hintergrund hat sich die steiri-<br />

sche Wirtschaft dazu entschlossen, alle Ak-<br />

tivitäten im Bereich der Internationalisie-<br />

rung zu bündeln und in organisatorischer<br />

Hinsicht mit der „Internationalisierungs<br />

Center <strong>Steiermark</strong> GmbH“ (ICS) einen „One-<br />

stop-shop“ einzurichten. Die wesentlichen<br />

mit der Internationalisierung der steirischen<br />

Wirtschaft befassten Akteure, wie z.B. das<br />

Land <strong>Steiermark</strong>, die SFG, die Wirtschafts-<br />

kammer <strong>Steiermark</strong> sowie die Industriellen-<br />

vereinigung, aber auch Banken und sonsti-<br />

ge Dienstleistungsunternehmen, wollen ihre<br />

strategischen Aktivitäten aufeinander ab-<br />

stimmen und ihre Maßnahmen in organisa-<br />

torischer und inhaltlicher Hinsicht fokussie-<br />

zelnen Akteuren vermieden und Synergien<br />

Durch die Vernetzung des höchstqualifizierten steirischen Arbeitskräftepotenzials mit dem Know-how<br />

steirischer Forschungs- und Entwicklungseinheiten und den daraus entstehenden Synergieeffekten wird<br />

der High-tech-Standort <strong>Steiermark</strong> auch weiterhin für Topplatzierungen in internationalen Rankings<br />

sorgen. Die EU-Erweiterung bringt nachweislich Rückenwind für Arbeit und Wirtschaft in Österreich<br />

und damit auch in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Martin Bartenstein<br />

besser genutzt. Hinter dieser Maßnahme<br />

steht die strategische Zielsetzung, die Ex-<br />

portquoten und die Anzahl der steirischen<br />

Exporteure innerhalb von fünf bis acht Jah-<br />

ren um 50 % zu erhöhen sowie innerhalb<br />

dieses Zeitraumes die Investitionen steiri-<br />

scher Betriebe im Ausland zu verdoppeln.<br />

Das Land <strong>Steiermark</strong> fördert auch die Ein-<br />

richtung von Business-Center für KMU.<br />

Business-Centers werden vorwiegend in<br />

Ballungszentren der <strong>Zukunft</strong>smärkte etab-<br />

liert, um den KMU die Markteintrittsmög-<br />

lichkeiten zu erleichtern. KMU können in<br />

diesen Business-Center kleine Büroflächen<br />

anmieten, um von dort aus Markterschlie-<br />

ßungsaktivitäten zu entfalten.<br />

Es darf natürlich nicht übersehen werden,<br />

dass die EU-Erweiterung die <strong>Steiermark</strong>,<br />

insbesondere Regionen an der bisherigen<br />

EU-Außengrenze, vor besondere Herausfor-<br />

derungen stellt. Die <strong>Steiermark</strong> ist das ös-<br />

terreichische Bundesland mit dem größten<br />

Anteil an Ziel-2-Gebieten. Insgesamt stehen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 71<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


für die <strong>Steiermark</strong> als Ziel-2-Gebiet 215,5<br />

Millionen Euro an Strukturfondsmitteln für<br />

die Programmperiode 2000 bis 2006 zur<br />

Verfügung. Entwicklungsschwache Regionen<br />

des Bundeslandes grenzen nunmehr unmit-<br />

telbar an die Ziel-1-Region Slowenien. Durch<br />

erhöhten Wettbewerbsdruck in einer globa-<br />

lisierten Wirtschaft sind sie schwierigen An-<br />

passungsprozessen unterworfen. Die steiri-<br />

sche Wirtschaft hat jedoch gute Chancen,<br />

sich diesen neuen Rahmenbedingungen an-<br />

zupassen, zumal insbesondere die Öffnung<br />

der nahen Märkte im Raum Südost für eine<br />

Verbesserung des internationalen Marktzu-<br />

gangs und für die Stärkung der Wettbe-<br />

werbsfähigkeit der heimischen Unternehmen<br />

sorgen. Um diese Herausforderungen der<br />

EU-Osterweiterung zu meistern, müssen ei-<br />

nerseits die Wettbewerbsdisparitäten zwi-<br />

schen steirischen Grenzregionen und den<br />

neuen Ziel-1-Gebieten gemindert und ander-<br />

seits bestehende Qualitätsvorteile, unter an-<br />

derem auf dem Gebiet der Qualifikation von<br />

Facharbeitern, gehalten bzw. ausgebaut wer-<br />

den. Zu diesem Zweck haben das Land Stei-<br />

ermark und der Bund ein „Grenzlandförde-<br />

rungsprogramm <strong>Steiermark</strong>“ beschlossen,<br />

das folgende Aktionsprogramme bzw. Pro-<br />

jekte und Maßnahmen umfasst: Netzwerk<br />

„Industrial Design und Creative Industries“,<br />

Netzwerk „Lebensmitteltechnologie und<br />

wertvolle Nahrungsmittel“, Aktionspro-<br />

gramm „Nahversorger im Grenzland“, Ein-<br />

72<br />

zelmaßnahmen für den Grenzraum, Interreg-<br />

Projekte und Qualifizierungsprojekt „Techni-<br />

kum Bad Radkersburg“.<br />

Die Ost-Erweiterung war mit der Angst der<br />

bisherigen Mitgliedstaaten vor einer großen<br />

Zuwanderung von billigeren Arbeitnehmern<br />

Die Modernisierung von Unternehmen in den neuen Mitgliedsländern zur Erfüllung der EU-Standards<br />

erfordert hohe Investitionen insbesondere in der Umwelt- und in der Infrastruktur. Für österreichische<br />

Unternehmen, die in diesen Bereichen einen Know-how-Vorsprung haben, ergeben sich dadurch<br />

erhebliche Marktchancen. Die in zentralen Handelsstädten der <strong>Zukunft</strong>smärkte eingerichteten<br />

„Business Center“ schaffen vor Ort die optimale Infrastruktur für Handelsbeziehungen unserer<br />

Klein- und Mittelbetriebe.<br />

Gerald Schöpfer<br />

aus den neuen Beitrittsländern und einer<br />

damit einhergehenden Gefährdung des Ar-<br />

beitsmarktes verbunden. Aus diesem Grund<br />

wurde den bisherigen Mitgliedstaaten durch<br />

die Festsetzung einer bis zu sieben Jahre<br />

dauernden Übergangsfrist für die Arbeitneh-<br />

merfreizügigkeit die Möglichkeit geboten,<br />

ihre Arbeitsmärkte vorerst abzuschotten.<br />

Mittlerweile gibt es eine Reihe von Studien,<br />

die die befürchtete Gefährdung der Arbeits-<br />

märkte widerlegen. So geht etwa eine aktu-<br />

elle, von der Europäischen Kommission in<br />

Auftrag gegebene Studie der „Europäischen<br />

Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen“ davon aus, dass sich<br />

nur etwa ein Prozent der erwerbstätigen Be-<br />

völkerung der beitretenden Staaten vorstel-<br />

len kann, in den „alten“ EU-Mitgliedstaaten<br />

auf Arbeitsuche zu gehen. Für die Steier-<br />

mark wurde ein Potenzial von 7.500 zuzie-<br />

henden Arbeitskräften bis zum Jahr 2011<br />

errechnet. Darüber hinaus ist davon auszu-<br />

gehen, dass nicht mit der Zuwanderung von<br />

niedrig qualifizierten Personen, sondern mit<br />

der Zuwanderung von jungen, hoch qualifi-<br />

zierten Arbeitskräften zu rechnen ist.


Vision<br />

Unsere Vision ist: Es besteht tatsächlich glei-<br />

cher Wettbewerb für alle in der EU ansässi-<br />

gen Unternehmen. Gleicher Wettbewerb wird<br />

dadurch erzielt, dass die Wettbewerbsparakeit, die eine dynamische und positive Ent-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

meter für alle in der EU ansässigen Unterwicklung der <strong>Steiermark</strong> ermöglicht.<br />

nehmen gleich sind. Nachdem die EU die<br />

nationalen Grenzen für den Wettbewerb be- Die Anzahl der exportierenden Unterneh-<br />

seitigt hat, hat sie nunmehr auch die durch<br />

die unterschiedlichen nationalen Steuer-, So-<br />

zial- und Umweltpolitiken sowie durch die<br />

EU-Förderpolitik bestehenden ökonomischen<br />

Wettbewerbsgrenzen beseitigt. So sind etwa<br />

die Steuer- und Sozialabgaben sowie die um-<br />

weltrechtlichen Standards in allen Mitglied-<br />

staaten gleich hoch, sodass diese Faktoren<br />

wettbewerbsneutral sind; „Sozialdumping“,<br />

„Steuerdumping“, „Umweltdumping“ oder<br />

„Förderdumping“ werden damit verhindert.<br />

Das Land <strong>Steiermark</strong> erreicht sein Ziel, die<br />

Möglichkeiten, die der Erweiterungs- und<br />

Integrationsprozess in sich birgt, aktiv auf-<br />

zugreifen und für das Land optimal zu nut-<br />

zen. Da nicht Verdrängung, sondern Zusam-<br />

menarbeit auf hohem Niveau im Vorder-<br />

grund steht, verstellt die Angst vor neuer<br />

Konkurrenz auch nicht die Sicht auf neue<br />

Chancen. Es wird vielmehr die Möglichkeit,<br />

neue Impulse zu nutzen, erfolgreich ergrif-<br />

fen. Dies gilt auch für Kooperationen in<br />

Form von grenzüberschreitenden Projekten,<br />

die in der neuen <strong>Zukunft</strong>sregion die Nutzung<br />

von Synergien und – bei Wahrung der je-<br />

weiligen Identität – die Hervorhebung des<br />

Gemeinsamen ermöglichen.<br />

Der steirischen Wirtschaft gelingt es, die<br />

Märkte in der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion erfolgreich<br />

zu erschließen und zu sichern. Sie verfügt<br />

über eine internationale Wettbewerbsfähig-<br />

men in der <strong>Steiermark</strong> konnte innerhalb der<br />

letzten acht bis zehn Jahre um 50 % erhöht<br />

werden. Die Exportumsätze haben eben-<br />

falls eine 50 %-ige Steigerung erfahren, und<br />

es konnte mehr als eine Verdoppelung stei-<br />

rischer Investitionen im Ausland erreicht<br />

werden.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass die Förderungen in den derzeitigen<br />

Ziel-2-Grenzregionen aufrechterhalten wer-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 73<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

den.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />

ein, dass während der für die Freizügigkeit<br />

der Arbeitnehmer geltenden Übergangsfrist<br />

Medien und Bildung sind auch die beiden entscheidenden Elemente der Verbindung in der Vielfalt der<br />

Kulturen. In diesem Sinne wurde auch gemeinsam mit der zuständigen EU-Kommissarin Viviane<br />

Reding am 30. Mai 2003 der Media Cluster für die <strong>Zukunft</strong>sregion in Graz ins Leben gerufen …<br />

Herwig Hösele<br />

zumindest bilaterale Beschäftigungs- und<br />

Werkvertragsabkommen sowie bilaterale<br />

Vereinbarungen mit den Nachbarstaaten<br />

über Kontingente für Beschäftigung von<br />

Schlüsselkräften und Pendlern abgeschlos-<br />

sen werden. Angesichts der demografischen<br />

Entwicklung wird bereits in wenigen Jahren<br />

in der <strong>Steiermark</strong> ein massiver Facharbei-


termangel herrschen. Einige Branchen, wie<br />

etwa der Tourismus oder die Metallbranche,<br />

spüren den Fachkräftemangel schon heute.<br />

Die <strong>Zukunft</strong> des steirischen Arbeitsmarktes<br />

kann somit nicht in seiner Abschottung be-<br />

stehen. Es sollte vielmehr eine aktive Ar-<br />

beitsmarktpolitik gemeinsam mit Ungarn<br />

und Slowenien betrieben werden. Dabei<br />

muss aber vor allem auch auf benachteilig-<br />

te Bevölkerungsgruppen Bedacht genom-<br />

men werden, und es müssen die Sorgen der<br />

Arbeitnehmer vor Verdrängung, stärkerem<br />

Leistungs- und Lohndruck ernst genommen<br />

und angesprochen werden.<br />

Zur Stärkung der internationalen Wettbe-<br />

werbsfähigkeit der steirischen Unternehmen<br />

werden von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> u.a.<br />

folgende Maßnahmen forciert: Zum einen<br />

muss die Beteiligung an bestehenden EU-<br />

Programmen fortgeführt werden, um Kon-<br />

takte nach Südosteuropa zu intensivieren.<br />

Zum anderen muss auch die Vernetzung von<br />

steirischen Firmen mit ausländischen Un-<br />

ternehmen vorangetrieben werden. Um die<br />

nötigen Kontakte herzustellen, müssen Hil-<br />

festellungen bei Kooperationsveranstaltun-<br />

gen von KMU geleistet und Fachmessen<br />

74<br />

sowie Clusterpräsentationen in ganz Europa<br />

gefördert werden. Schließlich ist es auch<br />

wichtig, KMU in die Vertriebsschiene von<br />

Großunternehmen einzubauen, um ihre oft<br />

geringen Exportchancen zu erhöhen; dieses<br />

Ich verstehe unter Integration ein Miteinander, ein Einpassen aller in ein Mosaik.<br />

Barbara Frischmuth<br />

branchengruppenorientierte Projekt wird<br />

durch professionelle Organisationen voran-<br />

getrieben.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verfolgt eine Wirt-<br />

schaftsförderung, die den durch die EU-<br />

Erweiterung notwendig gewordenen Um-<br />

strukturierungsprozess begleitet. Die neuen<br />

EU-Mitgliedstaaten haben Vorteile in ar-<br />

beitsintensiven Produktionen mit geringwer-<br />

tigen Technologien, bei kapitalintensiven<br />

Produktionen mit hohen Rohstoff- oder<br />

Energieanteilen und bei humankapitalinten-<br />

siven Produktionen, bei denen mittlere<br />

Technologien angewendet werden. Das be-<br />

deutet, dass sich diese arbeits- und um-<br />

Die <strong>Steiermark</strong> soll zur „<strong>Zukunft</strong>sregion Südost“ gestaltet und der Standort <strong>Steiermark</strong> gestärkt werden.<br />

Ganz wesentlich sind auch die Vorhaben, die <strong>Steiermark</strong> als hochrangigen Forschungs- und<br />

Qualifizierungsstandort zu etablieren und die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Unternehmen in<br />

Richtung „New Economy“ gezielt auszubauen. Die Steiermärkische Landesregierung geht in<br />

zunehmendem Maße dazu über, strategische Allianzen und Partnerschaften mit der Wirtschaft und der<br />

Wissenschaft zu bilden.<br />

Hans Jaklitsch<br />

weltintensiven Branchen im Osten Europas<br />

ansiedeln werden. Das Land <strong>Steiermark</strong><br />

kann demgegenüber vor allem im Bereich<br />

der technologieintensiven und Know-how-<br />

intensiven Branchen punkten. Diese Bran-<br />

chen werden durch die EU-Erweiterung<br />

tendenziell profitieren. Die Wirtschaftsförde-


ung muss daher jene Märkte festigen und<br />

ausbauen, auf denen die steirischen Unter-<br />

nehmen diese Vorteile erfolgreich ausspie-<br />

len können.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Arbeit<br />

Um im erweiterten Markt bestehen zu können,<br />

muss sich die <strong>Steiermark</strong> ihrer Stärken<br />

besinnen und ganz bewusst auf diese set-<br />

zen. Die steirische Wirtschaft wird sich auf-<br />

grund des österreichischen Lohnniveaus<br />

und der hohen Lohnnebenkosten im Nied-<br />

rigpreis-Wettbewerb nicht durchsetzen kön-<br />

nen. Die Marke <strong>Steiermark</strong> muss und kann<br />

mit Qualität punkten. Mitarbeiterqualität<br />

und Produktqualität sind geeignet, steiri-<br />

sche Dienstleistungen und Produkte wettbe-<br />

werbstauglich zu machen. Um die erforder-<br />

liche Mitarbeiterqualität sicherzustellen,<br />

setzt sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> dafür<br />

ein, sowohl die Bildungslandschaft der Stei-<br />

ermark als auch die Attraktivität der beruf-<br />

lichen Angebote und des Standortes Steier-<br />

mark zu fördern, damit die Arbeitskräfte<br />

nicht nur in der <strong>Steiermark</strong> ausgebildet wer-<br />

den, sondern auch hier bleiben.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 75<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der Infrastruktur<br />

Grundlage für Lebensqualität und wirtschaftliches Wachstum<br />

ist eine gut ausgebaute Infrastruktur.


Der Sammelbegriff Infrastruktur bezeichnet<br />

alle langlebigen Grundeinrichtungen perso-<br />

neller, materieller und institutioneller Art,<br />

die das Funktionieren einer arbeitsteiligen<br />

Volkswirtschaft garantieren. Dazu gehören<br />

die technische Infrastruktur, das Infrastruk-<br />

turrecht und die rechtliche und soziale In-<br />

frastruktur. Da das Thema „soziale Infrastruktur“<br />

im Kapitel<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

„Soziale Gerechtigkeit“ Trotz zahlreicher<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Verbesserungen in den Infrastruktur<br />

ausführlich behandelt wird und die „techni- letzten Jahren – hier vor allem im Bereich<br />

sche Infrastruktur“ ein entscheidendes Kri- der Straßeninfrastruktur – muss sowohl die<br />

terium für die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

<strong>Steiermark</strong> darstellt, konzentriert sich die-<br />

ses Kapitel auf letztere.<br />

Mit dem politischen Umbruch im ehema-<br />

ligen Osten, dem Beitritt Österreichs zur<br />

EU und der im Mai 2004 vollzogenen Er-<br />

weiterung der Europäischen Union ergab<br />

sich für die <strong>Steiermark</strong> eine neue geopoli-<br />

tische Situation. Von seiner durch die Wir-<br />

ren des Zweiten Weltkrieges determinierten<br />

Randlage rückte unser Bundesland plötz-<br />

lich ins Herz des erweiterten Kontinents.<br />

Graz und die <strong>Steiermark</strong> sind nun die Dreh-<br />

scheibe eines größeren europäischen Wirt-<br />

schaftsraumes, der außer unserem Bundes-<br />

land auch Kärnten, Friaul-Julisch Venetien,<br />

die westungarischen Komitate sowie Slowe-<br />

nien und den Norden Kroatiens umfasst.<br />

Neben den vielen Chancen für die Steier-<br />

mark sehen sich Politik, Unternehmer und<br />

die Menschen aber auch einem verschärf-<br />

ten wirtschaftlichen Wettbewerb ausge-<br />

setzt.<br />

Die Infrastruktur ist dabei mehr und mehr<br />

zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor ge-<br />

worden. Ob der Wirtschaftsstandort Steier-<br />

mark seine gute Position halten kann, wird<br />

in den nächsten Jahren sehr stark von der<br />

Leistungsfähigkeit und der Vernetzung der<br />

Infrastruktureinrichtungen bestimmt.<br />

überregionale als auch die internationale<br />

Erreichbarkeit der <strong>Steiermark</strong> größere poli-<br />

tische Priorität erhalten. Diese wird vor al-<br />

lem von Seiten der Unternehmen sowie<br />

ihren Interessenvertretungen immer wieder<br />

als potenzielle Schwäche des Wirtschafts-<br />

standortes <strong>Steiermark</strong> im globalen Wettbe-<br />

werb aufgezeigt. Notwendig sind ebenso<br />

Der Semmering-Basistunnel und die Realisierung des Pyhrn-Projektes sowie der Koralmbahn machen<br />

die <strong>Steiermark</strong> zu dem, was wir uns alle wünschen: zur Drehscheibe für die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />

Süd-Ost-Europa.<br />

Gerald Schöpfer<br />

weitere Investitionen in die Sicherung der<br />

Energieversorgung (insbesondere umwelt-<br />

und sozialverträgliche 380 kV-Leitung,<br />

Kraftwerksinvestitionen und Tarifgestal-<br />

tung), um die Konkurrenzfähigkeit der stei-<br />

rischen Wirtschaft zu sichern.<br />

Es ist daher wichtig, Defizite nicht nur inner-<br />

halb des Landesgebietes zu beheben. Viel-<br />

mehr gilt auch, die überregionale Zusammen-<br />

arbeit zu fördern und längerfristige Planungen<br />

mit Fokus auf die sog. „EU-<strong>Zukunft</strong>sregion“<br />

im Blick zu haben. Gerade Projekte der In-<br />

frastruktur werden in den nächsten Jahren<br />

verstärkt unter dem Motto „Ermöglichen –<br />

nicht Verhindern“ zu betrachten sein.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 79<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Infrastruktur – Schiene<br />

Erfahrung<br />

Für den Wirtschaftsstandort <strong>Steiermark</strong> ist<br />

eine funktionierende Schieneninfrastruktur<br />

von enormer Bedeutung. Ein Ausbau der<br />

Schieneninfrastruktur ist notwendig, um<br />

den Wirtschaftsstandort <strong>Steiermark</strong> zu för-<br />

dern bzw. abzusichern und um den Pend-<br />

lern vor allem im Großraum Graz ein siche-<br />

res und stauunabhängiges Erreichen des<br />

Arbeitsplatzes zu ermöglichen.<br />

Betrachtet man die Schieneninfrastruktur in<br />

der <strong>Steiermark</strong>, so ist es offensichtlich, dass<br />

gerade Benützer der Südbahn heute noch<br />

Qualitätsnachteile in Kauf nehmen müssen.<br />

Die Strecke Wien – Graz – Terminal Wern-<br />

dorf – Klagenfurt – Villach – Triest/Venedig<br />

ist von europäischer Bedeutung. Mit den<br />

nunmehr gelungenen Durchbrüchen beim<br />

Semmeringtunnel und beim Koralmtunnel<br />

ist ein wichtiger Schritt gelungen. Die Stre-<br />

cke von Graz über Maribor nach Zagreb ist<br />

nach wie vor eine Weltreise.<br />

Vision<br />

Strecken- und Bahnhofsausbau<br />

innerhalb der <strong>Steiermark</strong><br />

Wesentliche Ziele eines optimalen Ausbaus<br />

der Schieneninfrastruktur in der <strong>Steiermark</strong><br />

sind:<br />

80<br />

• Realisierung des Wirtschaftsdreiecks<br />

Graz-Linz-Wien mit Verbindungen von<br />

jeweils maximal zwei Stunden<br />

• Neue Südbahn (Semmeringtunnel und<br />

Koralmbahn)<br />

• Nord-Süd-Phyrnkorridor Summerau-<br />

Spielfeld<br />

• Ostbahn mit der Schleife CCG-Gleisdorf<br />

und Weiterführung nach Ungarn<br />

• Bestandsverbesserungen im Ennstal<br />

Durch nachhaltige und hartnäckige Verhandlungen ist es Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />

gemeinsam mit ihrem niederösterreichischen Amtskollegen sowie dem Bundeskanzler und dem<br />

Verkehrsminister gelungen, endlich grünes Licht für diesen unbedingt notwendigen Tunnel zu geben.<br />

Reinhold Purr<br />

• Bahnhofsausbau zwischen Graz und Bruck/<br />

Mur sowie Ausbau der Schleife Selzthal<br />

Wirtschaftsdreieck Graz-Linz-Wien<br />

Im Spätherbst 2004 wurde der Semmering-<br />

Straßentunnel eröffnet, die zweite Röhre<br />

des Plabutschtunnels wurde fertig gestellt<br />

und auch die Koralmbahn als leistungsfähi-<br />

ge Anbindung an Oberitalien wurde mit ei-<br />

nem Finanzierungsvertrag endgültig auf<br />

Schiene gebracht. Das Jahrhundertprojekt<br />

mit einem Investitionsvolumen von 3,6 Mil-<br />

liarden Euro wird einen jährlichen Wirt-<br />

schaftsimpuls von 167 Millionen Euro aus-<br />

lösen und 3.000 – vorwiegend regionale –<br />

Arbeitsplätze schaffen.<br />

Semmering-Basistunnel neu<br />

Mit der am 8. März 2005 erzielten Einigung<br />

über den Semmering-Basistunnel neu flie-


ßen weitere 1,25 Millionen Euro in die stei-<br />

rische Infrastruktur. Gemeinsam mit dem<br />

vorgezogenen Ausbau der Pyhrnachse ist<br />

das von Landeshauptmann Waltraud Klas-<br />

nic initiierte „Wirtschaftsdreieck Wien-Linz-<br />

Graz“ auf Schiene. Die Gefahr, dass die<br />

<strong>Steiermark</strong> umfahren wird, ist damit ge-<br />

bannt. Unser Land ist damit an die großen<br />

Ost-West- und Nord-Süd-Wirtschaftsachsen<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Optimierung<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

von Anbindungen und Fahr- Infrastruktur<br />

Europas, die sich in unserer <strong>Zukunft</strong>sregion zeiten innerhalb der <strong>Zukunft</strong>sregion<br />

kreuzen, bestmöglich angebunden – vom Auch in dieser Hinsicht empfiehlt sich eine<br />

Baltikum über Danzig, Berlin, Prag, Linz<br />

nach Graz Richtung Zagreb (Balkan) bzw.<br />

Ljubljana (Adria) und vom Osten von Kiew<br />

über Budapest, Wien nach Graz Richtung<br />

Klagenfurt und Oberitalien weiter in den<br />

Südwesten Europas.<br />

Ausbau der Strecke Summerau – Spielfeld<br />

Durch die erfolgte Aufnahme des Projekts<br />

der Eisenbahnverbindung Prag – Linz in die<br />

Listen der grenzüberschreitenden prioritären<br />

TEN-Korridore wird die Inanspruchnahme<br />

von TEN-Zuschüssen der EU in Höhe von<br />

bis zu 20 % der Errichtungskosten möglich.<br />

Die Realisierung des gesamten Projekts<br />

Summerau – Pyhrn – Schober – Spielfeld-<br />

Straß ist derzeit im Rahmenplan ab 2008<br />

in Tranchen enthalten. Durch den Ausbau<br />

der Pyhrn-Schober-Achse wird Graz zu ei-<br />

nem intermodalen Verkehrsknotenpunkt eu-<br />

ropäischer Dimension aufgewertet. Die stei-<br />

rische Hauptstadt wird zur Bahndrehschei-<br />

be Richtung Slowenien, zur Pontebbana-<br />

Achse sowie zur Südbahn in Richtung Wien<br />

(via Koralmbahn) und ebenso Richtung<br />

Ungarn (via <strong>Steirische</strong> Ostbahn). Aktuelle<br />

Verkehrsprognosen sagen durch den Ausbau<br />

der Pyhrn-Schober-Achse eine Steigerung<br />

des Güterverkehrsaufkommens auf dieser<br />

Strecke um 35 % bis 2015 auf 5,8 Millio-<br />

nen Tonnen pro Jahr voraus.<br />

verstärkte Kooperation in der <strong>Zukunft</strong>sregi-<br />

on, bis hin zu einem gemeinsamen Budget,<br />

gemeinsame EU-Initiativen und Know-how-<br />

Sharing, was Public Private Partnership<br />

(PPP)-Projekte betrifft. So gilt der zweiglei-<br />

sige Ausbau bis Maribor als primäres Ziel.<br />

Darüber hinaus sollte man überlegen, die<br />

Fahrzeit in die kroatische Hauptstadt Zagreb<br />

und in weiterer Folge in die Zentren der<br />

<strong>Zukunft</strong>sregion zu halbieren. Die Distanz<br />

Graz – Zagreb ist geringer als die Distanz<br />

Graz – Wien. Diese Nähe bietet für die Stei-<br />

ermark einen großen Standortvorteil!<br />

Mit der zunehmenden Vernetzung der glo-<br />

balen Wirtschaft wird auch das Bedürfnis<br />

Mit einem schnell realisierten Semmering-Basistunnel ist sichergestellt, dass der Süden Österreichs in<br />

die transeuropäischen Netze eingebunden ist und nicht umfahren wird.<br />

Markus Beyrer<br />

nach kurzen und effizienten Transportwegen<br />

weiter ansteigen.<br />

Wer sich die Wirtschaftsdaten der Steier-<br />

mark ansieht, kommt zur Einsicht, dass die<br />

Exportwirtschaft auch hierzulande von im-<br />

mer stärkerer Bedeutung wird. Österreichi-<br />

sche wie steirische Waren gelten im globa-<br />

lisierten Wettbewerb aufgrund ihrer Qualität<br />

und des ihnen eigenen Wettbewerbsvorteils<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 81<br />

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(USP) als gefragt. Für lange Strecken und<br />

Waren, die mit geringem bis mäßigem Zeit-<br />

druck in großer Menge transportiert werden,<br />

sind der Seeweg und der Transport mittels<br />

Frachtschiffen optimal geeignet. Für die<br />

steirische Wirtschaft gibt es mit dem Zerfall<br />

Jugoslawiens und dem EU-Beitritt Sloweni-<br />

ens bzw. der klaren EU-Orientierung Kroa-<br />

tiens nun vor allem mit Koper, Rijeka und<br />

dem italienischen Triest Häfen mit großer<br />

Bedeutung.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die<br />

Frage nach der bestmöglichen Erreichbar-<br />

keit. Im Bereich der Straße ist dies Richtung<br />

Koper mit dem Ausbau des slowenischen<br />

Autobahnnetzes Richtung Ljubljana – Koper<br />

bereits gelungen, Richtung Rijeka gibt es<br />

intensive Bauvorhaben von kroatischer Sei-<br />

te. Viel stärkere Beachtung sollte in diesem<br />

Kontext allerdings der Ausbau der Bahnver-<br />

bindungen verdienen, der mehr als verbes-<br />

serungswürdig ist. Die vorhandene Bahnan-<br />

bindung wird mit dem Argument einer zu<br />

hohen Kostenintensität auf slowenischer<br />

Seite ungern genutzt und ein Umweg in<br />

Kauf genommen.<br />

Mit der zunehmenden Vernetzung der glo-<br />

balen Wirtschaft wird auch das Bedürfnis<br />

82<br />

nach kurzen und effizienten Transportwegen<br />

weiter ansteigen.<br />

Insbesondere aktuelle Bestrebungen der<br />

steirischen Wirtschaft weisen auf noch<br />

mehr Einsatz im Bereich der Exportwirt-<br />

schaft hin. Folgerichtig wird auch die Kom-<br />

Das Projekt Semmering-Tunnel neu bedeutet eine enorme Stärkung für den Wirtschaftsstandort<br />

<strong>Steiermark</strong>. Zahlreiche Arbeitsplätze werden damit gesichert und neu geschaffen. ... Mehrkosten für<br />

den Umweltschutz, wie sie im neuen Projekt vorgesehen sind, sind dabei gut investiert.<br />

Fritz Grillitsch<br />

bination Schienentransport und Transport<br />

auf dem Seeweg weiter zunehmen.<br />

Einsatz von Leit- und Sicherheitstechnik<br />

Durch bessere Leit- und Sicherheitstechnik<br />

sind Kapazitätssteigerungen um bis zu<br />

20 % möglich. Vor allem eine Verkürzung<br />

der Sicherheitsabstände zwischen einzelnen<br />

Zügen geht damit einher.<br />

Aktion<br />

Optimale Erreichbarkeit sicherstellen<br />

Die Koralmbahn mit dem Koralmtunnel<br />

bringt dem Grazer Zentralraum eine rasche<br />

Der Semmering-Basistunnel in Verbindung mit der Koralmbahn und der Pyhrnbahn ist endlich der<br />

Garant dafür, dass Österreich und die <strong>Steiermark</strong> nicht umfahren werden.<br />

Gilbert Frizberg<br />

und leistungsfähige Schienenverbindung mit<br />

dem oberitalienischen Wirtschaftsraum und<br />

hat eine Zeitersparnis von 70 % zwischen<br />

Graz und Klagenfurt zur Folge. Die Verbin-<br />

dung über den Pyhrnpass stellt einen wei-


teren Flaschenhals im steirischen Schienen-<br />

netz dar. Über die Strecke Selzthal – Pyhrn<br />

– Wels – Linz und Wels – Passau läuft die<br />

Verbindung zwischen dem Südosten und<br />

den nordwestlichen europäischen Zentral-<br />

räumen. Die Adria-Nordsee-Achse muss da-<br />

her zukunftsfähig gemacht werden.<br />

Europäischen Union ein rascheres Angehen<br />

Die Bedeutung<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

der Häfen Koper, Rijeka und von wichtigen<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Projekten sicherstellen. Zu- Infrastruktur<br />

Triest für die steirische Wirtschaft steigt dem kann die <strong>Steiermark</strong> mit dem in den<br />

ständig. Eine optimale Erreichbarkeit dieser letzten Jahren gewachsenen Wissen über<br />

Häfen ist eine berechtigte Forderung der Ex-<br />

portwirtschaft. Slowenien investiert derzeit<br />

in den Ausbau vor allem der Straßenverbin-<br />

dung zum Hafen Koper. Die (weitere) Anbin-<br />

dung an Rijeka und Triest ist allerdings<br />

schlecht. Zudem sieht die slowenische Ver-<br />

kehrsplanung bis 2012 keinen Ausbau die-<br />

ser Verbindungen vor. Vor allem der durch<br />

Slowenien führende und Österreich und Kro-<br />

atien verbindende wichtige Korridor 10a<br />

wird in naher <strong>Zukunft</strong> somit nicht in Angriff<br />

genommen, die finanziellen Mittel sind an<br />

anderer Stelle gebunden. Der Ausbau der<br />

Bahnverbindung nach Koper und im Korridor<br />

10a ist daher nach wie vor ungenügend. In<br />

dieser Situation sollte die <strong>Steiermark</strong> die<br />

bereits an anderer Stelle geforderte Voran-<br />

treibung einer starken <strong>Zukunft</strong>sregion aktiv<br />

fördern. Ein gemeinsames Budget der Zu-<br />

kunftsregion etwa für Infrastrukturprojekte<br />

kann mit der Unterstützung durch Mittel der<br />

PPP-Projekte unterstützend tätig werden.<br />

Reduktion von Kosten anstreben<br />

Die Verbindung zu den Häfen stellt sich für<br />

die steirische Wirtschaft, wie bereits darge-<br />

Dieses Projekt darf nicht nur als nationales Anliegen betrachtet werden. Durch die Hochleistungs-<br />

verbindung Wien – Graz auf der Schiene werden wirtschaftliche Möglichkeiten von Norditalien bis zum<br />

Baltikum eröffnet. Wenn die Schiene zur Straße in verstärkte Konkurrenz treten will und zusätzlich ein<br />

Umweltnutzen einfließen kann, darf der Semmering-Bahntunnel nicht noch weiter verzögert werden.<br />

Wolfgang Welser<br />

Straße<br />

Erfahrung<br />

Mit der A 2 (Südautobahn), der A 9 (Pyhrn-<br />

autobahn) und den autobahnäquivalenten<br />

legt, als kostenintensiv dar. Innerhalb des<br />

österreichischen Staatsgebietes liegt es am<br />

eigenen Gesetzgeber, für die Wirtschaft Er-<br />

leichterungen zu ermöglichen, außerhalb<br />

des Staatsgebietes ist auf die jeweiligen<br />

Nachbarstaaten hinzuwirken. Eine starke<br />

<strong>Zukunft</strong>sregion ist ein idealer Rahmen für<br />

entsprechende Gespräche.<br />

Schnellstraßen in der Mur-Mürz-Furche S 6<br />

und S 36 ist die <strong>Steiermark</strong> an das über-<br />

regionale, gut ausgebaute österreichische<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 83<br />

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Straßennetz und an die europäischen Stra-<br />

ßenverkehrsadern angebunden. Um einen<br />

für die <strong>Steiermark</strong> und ihre Wirtschaft opti-<br />

malen Grad an Straßeninfrastruktur zu er-<br />

reichen, sind aber weitere infrastrukturelle<br />

Investitionen im Bereich Straße nötig.<br />

Seit Jahren wird über die Fertigstellung di-<br />

verser Straßenverbindungen diskutiert und<br />

über einen Ausbau neuer Verbindungen ge-<br />

sprochen. Um die Wachstumschancen der<br />

steirischen Wirtschaft gerade in der „EU-<br />

<strong>Zukunft</strong>sregion“ zu gewährleisten, sind die<br />

Unternehmen auf den Auf- und Ausbau des<br />

lokalen, regionalen und überregionalen Stra-<br />

ßennetzes angewiesen.<br />

Vision<br />

Ausbau von lokalen, regionalen und<br />

überregionalen Strecken<br />

Um die <strong>Steiermark</strong> optimal mit den natio-<br />

nalen wie internationalen Wirtschaftsräu-<br />

men zu verbinden, bedarf es gewisser Lü-<br />

ckenschlüsse auf Schnellstraßen sowie<br />

84<br />

Standorterschließungen zur Attraktivierung<br />

von regionalen Wirtschaftsstandorten. Bei<br />

den geplanten Investitionen sind vor allem<br />

die S 7, A 2-Anschlussstelle Ilz – Heiligen-<br />

kreuz, als Verbindung Richtung Ungarn, die<br />

B 317 von Scheifling an die Landesgrenze<br />

Infrastrukturpolitik ist immer auch Standortpolitik. Im Hinblick auf das gestiegene Verkehrsaufkommen<br />

sollte der Ausbau der grenzüberschreitenden, aber auch der grenznahen Verkehrsinfrastruktur absolute<br />

Priorität erhalten. Um den geografische Wettbewerbsvorteil optimal nutzen zu können, sind nahtlose<br />

überregionale Infrastrukturverbindungen eine wichtige Voraussetzung. Um den österreichischen<br />

Generalverkehrsplan bis 2050 umzusetzen, müssen 45,1 Mrd. Euro investiert werden. Derzeit<br />

profitiert die heimische (Export-) Wirtschaft vor allem durch die Nähe zu den nach wie vor dynamisch<br />

wachsenden mittel-osteuropäischen Staaten.<br />

Peter Mühlbacher<br />

nach Kärnten, der dreispurige Ausbau der<br />

B 64, Gleisdorf – Weiz (und in der Folge<br />

weiter nach Birkfeld und weiter), die B 320<br />

von Liezen nach Mandling, der zweite Bau-<br />

abschnitt der S 35 zwischen Bruck und<br />

Mixnitz, der Ausbau im Ennstal mit Schaf-<br />

fung gegenverkehrsfreier Überholstrecken<br />

sowie die L 601 als Verbindung von Frau-<br />

ental über Groß Sankt Florian, Wettmann-<br />

Im hochrangigen Straßennetz hat es mit der Inbetriebnahme des Semmering-Straßentunnels und der<br />

zweiten Plabutschtunnelröhre weitere wesentliche Fortschritte gegeben, durch die nunmehr vollständig<br />

in Oberösterreich fertiggestellte Pyhrn-Autobahn sind wir voll an die Nordwest-Südost-Straßenverkehrs-<br />

achse Europas angebunden, die Nordost-Südwest-Straßenverkehrsachse über die Süd-Autobahn ist<br />

ohnehin seit längerem fertig und wird durch die Großbauvorhaben im Packbereich noch leistungs-<br />

fähiger, sicherer und moderner.<br />

Waltraud Klasnic<br />

stätten nach Leitersdorf mit Anbindung<br />

an die A 9-Pyhrnautobahn zu nennen. Dar-<br />

über hinaus muss sichergestellt werden,<br />

dass das gut ausgebaute Straßennetz im<br />

Interesse der Verkehrssicherheit und um der<br />

Vitalität des ländlichen Raumes zu entspre-<br />

chen, ständig erneuert und verbessert<br />

wird.


Schnellere und sicherere Verbindungen<br />

durch Straßentunnels<br />

Spricht man vom Ausbau der Verkehrsinfra-<br />

struktur in der <strong>Steiermark</strong>, so kann dies<br />

nicht ohne eine zeitgemäße Struktur an Stra-<br />

ßentunnels geschehen. In diesem Bereich<br />

gilt es primär auf der B 20 den Seebergtun-<br />

nel, auf der S 6 die zweite Röhre des Ganzerlässlich sein, an einen konsequenten und<br />

steintunnels sowie<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

auf der A 9 die zweite dem Verkehrsaufkommen<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

entsprechenden Infrastruktur<br />

Röhre des Gleinalmtunnels zu realisieren. Ausbau des derzeitigen Verkehrsnadelöhrs<br />

Maribor – Zagreb zu denken.<br />

Internationale Verbindungen<br />

Die <strong>Steiermark</strong> steht nach der EU-Erweiterung<br />

vor großen Chancen und Herausforderungen.<br />

Die zentrale Lage macht das Bundesland zur<br />

Drehscheibe wirtschaftlicher Aktivitäten Rich-<br />

tung Süd-Ost-Europa. Um den in den Nach-<br />

barregionen stark vertretenen steirischen Un-<br />

ternehmen bei ihrer Expansion beste Voraus-<br />

setzungen zu bieten, ist es naheliegend,<br />

intensives Lobbying zum Ausbau der für die<br />

<strong>Steiermark</strong> relevanten europäischen Magistra-<br />

len sowohl in Wien als auch in Brüssel zu<br />

betreiben. Was die Verkehrsverbindungen be-<br />

trifft, sind die Anbindungen Spielfeld – Bad<br />

Luftfahrt<br />

Erfahrung<br />

In einer globalisierten Weltwirtschaft stellen<br />

Flughäfen in Verbindung mit guten Flugver-<br />

bindungen einen wesentlichen Standortfak-<br />

tor dar. Die ökonomische Dimension des<br />

Flugverkehrs hat mit der Erweiterung der<br />

EU weiter zugenommen. Die Märkte in Ost-<br />

europa gewinnen durch ihr Wachstum mehr<br />

und mehr an Bedeutung für heimische Un-<br />

Radkersburg – Murska Sobota, die Strecke<br />

Graz – Szombathely – Budapest sowie die<br />

Strecke Maribor – Varazdin zu nennen.<br />

Aufgrund der immer stärker werdenden<br />

Strahlkraft der kroatischen Hauptstadt<br />

Zagreb wird es in den nächsten Jahren un-<br />

Umsetzung neuer Verkehrsleitsysteme<br />

(Verkehrstelematiksystem)<br />

Durch ein modernes Verkehrsleitsystem vor<br />

allem für den Großraum Graz – das Bun-<br />

desministerium für Verkehr, Innovation und<br />

Technologie (BMVIT) hat einen „Telematik-<br />

rahmenplan“ erarbeitet – sind gemäß Prog-<br />

nosen günstige Effekte zu erwarten: Bis<br />

10 % Umsteiger vom motorisierten Indivi-<br />

dualverkehr zum öffentlichen Personennah-<br />

verkehr, mehr Sicherheit auf den Straßen,<br />

Zeitersparnis, Kapazitätserhöhung und Ver-<br />

meidung von Stauzeiten.<br />

ternehmen aus den verschiedensten Spar-<br />

ten. Aufgrund ihrer geografischen Lage sind<br />

die Regionen in Südosteuropa für die Steier-<br />

mark ganz besonders interessant. Es ist<br />

davon auszugehen, dass die Bedeutung von<br />

Städten wie Belgrad, Sarajevo, Sofia oder<br />

Bukarest durch die geänderte politische<br />

Lage in den nächsten zehn Jahren noch<br />

zunehmen wird. Regionen mit Flughäfen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 85<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


gewinnen durch die guten infrastrukturellen<br />

Voraussetzungen an Attraktivität, wodurch<br />

die Ansiedlung von Unternehmen gefördert<br />

wird. Insbesondere Headquarters und inter-<br />

national tätige Großunternehmen profitieren<br />

von effizienter Mobilität und sind auf gute<br />

Flugverbindungen angewiesen. Luftfracht-<br />

transporte sind für den weltweiten Handel<br />

von zunehmender Bedeutung, bereits ein<br />

Drittel der Handelsware wird auf diese<br />

Weise transportiert. Vor allem beim Trans-<br />

port von Gütern mit hohem Wert und bei<br />

dringend benötigter Ware spielen Flughäfen<br />

eine immer gewichtigere Rolle. Auch der<br />

Tourismus ist ein Wachstumszweig. Eine<br />

Vielzahl von Touristen reist per Flugzeug,<br />

das Aufkommen von Low-Cost-Carriers<br />

(LCC) verstärkt diese Entwicklung.<br />

Wie alle anderen Regionalflughäfen Öster-<br />

reichs verzeichnete der Grazer Flughafen in<br />

den vergangenen Jahrzehnten eine rasante<br />

Entwicklung. 2004 wurde erstmals die Gren-<br />

ze von 600.000 Passagieren im Linienverkehr<br />

und die Grenze von 20.000 Bewegungen im<br />

Linien- und Charterverkehr überschritten (im<br />

Durchschnitt ca. 55 Bewegungen pro Tag).<br />

Besonders stark hat sich im vergangenen<br />

Jahr der Charterverkehr mit einem Plus von<br />

86<br />

14 % entwickelt; 2004 kann damit als<br />

bisher zweitstärkstes Charterjahr in die<br />

Geschichte des Flughafen Graz eingehen.<br />

Das Gesamtpassagieraufkommen betrug im<br />

Vorjahr knapp 900.000 Passagiere für<br />

den Flughafen. Mit dem unlängst eröffne-<br />

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ließ eine Filmproduktion in den damaligen Filmstudios am Thalerhof<br />

die Steirer von einem „Thaliwood“ träumen. Heute tummeln sich am Thalerhof Manager und<br />

internationale Geschäftsleute. Eine aus wirtschaftlicher Perspektive mehr als erfreuliche Realität.<br />

Gerald Schöpfer<br />

ten Terminal trug man diesem Faktum<br />

Rechnung.<br />

Auch in der Fracht gibt es eine mehr als<br />

positive Tendenz: Die Entwicklung befindet<br />

sich mit einem Plus von etwa 14 % auch<br />

in diesem Jahr wieder in einem zweistelli-<br />

gen Bereich. Steigerungsraten im Frachtauf-<br />

kommen in den Jahren 1999 und 2000<br />

machten den Bau eines modernen Fracht-<br />

terminals 2001 nötig.<br />

In der Umgebung des Flughafens haben sich<br />

zahlreiche Speditionen angesiedelt, was die<br />

Bedeutung des Airports für den Wirtschafts-<br />

standort <strong>Steiermark</strong> unterstreicht.<br />

Von einem Ort, an dem die Fliegerei zuerst militärisch geprägt war bzw. vor allem auch als Hobby<br />

ausgeübt worden ist, wurde der Flughafen zu einer touristischen und wirtschaftlichen Drehscheibe mit<br />

über 600 Beschäftigten am Standort.<br />

Gerhard Widmann<br />

Der Grazer Flughafen scheint auf den<br />

ersten Blick zu wenig international ausge-<br />

richtet. Die Anbindung an internationale<br />

Destinationen erfolgt fast ausschließlich<br />

über Wien, Frankfurt und Zürich. Durch die<br />

aufkommende Nutzung des Flughafens<br />

Maribor entsteht vor der Haustür ein Kon-<br />

kurrent.


Vision<br />

Obwohl die Passagierzahlen konstant stei-<br />

gen (bis zum Jahr 2015 auf rund 1,5 Mil-<br />

lionen pro Jahr), wird sich das Wachstum<br />

in <strong>Zukunft</strong> auf immer weniger Flughäfen<br />

beschränken. Der Druck auf die Flughafen-<br />

betreiber wird größer werden. Effiziente<br />

Wirtschaftsunternehmen müssen an die ren können. Billigflieger stehen für die Ent-<br />

Stelle von staatlich<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

subventionierten Infrawicklung <strong>Steiermark</strong><br />

zu bequemem und günstigem Infrastruktur<br />

strukturbereitstellern treten.<br />

Point-to-Point-Verkehr hinsichtlich kurzer<br />

und mittlerer Distanzen. Aufgrund dieser<br />

Vier verschiedene „Flughafentypen“ sind in<br />

<strong>Zukunft</strong> zu unterscheiden: Internationale<br />

(Mega-)Drehscheiben, sekundäre Dreh-<br />

scheiben, mittelgroße internationale Flughä-<br />

fen und regionale Flughäfen. Mit seinem<br />

vergleichsweise kleinen Einzugsgebiet ist<br />

der Flughafen Graz zu den regionalen Flug-<br />

häfen zu zählen. Die Entwicklungsperspek-<br />

tiven dieser vier Typen von Flughäfen sind<br />

unterschiedlich zu betrachten. Die in wirt-<br />

schaftlichen Problemen steckenden Airlines<br />

müssen Kosten reduzieren und verlagern vor<br />

allem den Langstreckenverkehr auf einige<br />

wenige Mega-Drehscheiben. Dieser Trend<br />

wird insbesondere durch Deregulierung, den<br />

Zusammenschluss von Fluglinien (KLM/Air<br />

France oder Swiss/Lufthansa) und das Auf-<br />

kommen von neuen Riesenflugzeugen wie<br />

dem Airbus A380 zusätzlich verstärkt.<br />

Immer größere Flugzeuge werden immer<br />

größere Menschenmassen transportieren.<br />

Es ist aber davon auszugehen, dass sich der<br />

Transport auf einen Ort beschränkt und die<br />

Carrier von diesem zu anderen Städten wei-<br />

terjetten. Es ist davon auszugehen, dass von<br />

den weltweit 200 Großflughäfen auf Dauer<br />

ganze neun Flughäfen Bedeutung als große<br />

Drehkreuze für den interkontinentalen Flug-<br />

verkehr erlangen.<br />

Die Billigairlines stehen für einen weiteren<br />

Trend, von dem mittelgroße internationale<br />

und vor allem regionale Flughäfen profitie-<br />

beiden (zum Teil gegensätzlichen) Trends ist<br />

eine Polarisierung im Zusammenhang mit<br />

dem wirtschaftlichen Erfolg von Flughäfen<br />

zu erwarten.<br />

Vom zu erwartenden Verdrängungswettbe-<br />

werb werden die kommenden Mega-Dreh-<br />

Die neue geopolitische Positionierung der <strong>Steiermark</strong> von einer Grenzregion hin zu einer<br />

Drehscheibenfunktion verlangt veränderte infrastrukturelle Rahmenbedingungen.<br />

Reinhard Rack<br />

scheiben profitieren, von den Billigairlines<br />

(ausgewählte) mittelgroße internationale<br />

und regionale Flughäfen.<br />

Aktion<br />

Sicherung und Ausbau der<br />

Flugverbindungen des Flughafens<br />

Graz-Thalerhof<br />

Der Konkurrenzkampf unter den Flughäfen<br />

wird in <strong>Zukunft</strong> zunehmen. Als regionaler<br />

Flughafen wird sich Graz vor allem in der<br />

Auseinandersetzung mit anderen regionalen<br />

Flughäfen in Österreich (Klagenfurt und<br />

Salzburg) und jenen in den Nachbarstaaten<br />

(Maribor oder Ljubljana in Slowenien) be-<br />

haupten müssen. Es gilt, das derzeitige An-<br />

gebot an Billigairlines (Ryan Air u.a.) aus-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 87<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


zubauen und die derzeitigen Verbindungen<br />

zu sichern. Wichtig für den Wirtschafts-<br />

standort sind vor allem die Erhaltung der<br />

Verbindung zu Drehscheiben wie Wien oder<br />

Frankfurt und der Aufbau von Verbindungen<br />

zu anderen wichtigen (europäischen) Dreh-<br />

scheiben wie Paris oder Zürich.<br />

Graz als Drehscheibe<br />

für den Ostverkehr ausbauen<br />

Die Zielsetzung ist, die Stadt Graz als zu-<br />

künftige Wirtschaftsmetropole in verschie-<br />

densten Bereichen für die „EU-<strong>Zukunft</strong>s-<br />

region“ zu etablieren. Städteverbindungen<br />

(Point-to-Point) innerhalb der <strong>Zukunft</strong>sre-<br />

gion, ausgehend vom Flughafen Graz-Tha-<br />

lerhof, sind zur Realisierung dieses Vorha-<br />

bens infrastrukturell essenziell. Nach Zei-<br />

tungsberichten im Jänner 2005 soll Ryanair<br />

(derzeit der führende Anbieter im Bereich<br />

Billigairlines) signalisiert haben, den Flug-<br />

hafen Marburg als Drehscheibe für den Ost-<br />

verkehr einsetzen zu wollen. Grund dafür<br />

sind neben den Landegebühren (laut Aus-<br />

sagen bis zu 30 % günstiger als in Graz)<br />

auch die derzeit geltenden Vorteile für Rei-<br />

sende (z.B. Gratisparkplätze). Um in Zu-<br />

kunft im Ostverkehr eine bestimmende<br />

Rolle zu spielen, müssen der Flughafen<br />

Graz-Thalerhof und die öffentliche Hand<br />

88<br />

alles daransetzen, Graz gemeinsam mit Ma-<br />

ribor zu positionieren. Ein wichtiger Schritt<br />

in diese Richtung war die Modernisierung<br />

und Anpassung des Flughafens Graz-Thaler-<br />

hof an internationale Standards.<br />

Intensivierte Kooperation<br />

mit Airlines<br />

Die bis vor einigen Jahren prävalente Mei-<br />

nung, Airlines lediglich als Kunden von Flug-<br />

häfen zu betrachten, tritt zunehmend in<br />

den Hintergrund. Mittlerweile ist die Ten-<br />

denz zu immer engeren Kooperationen zu<br />

Im Raumfahrtszeitalter wird der Mensch in der Lage sein, in zwei Stunden um die Welt zu fliegen –<br />

eine Stunde Flugzeit und eine Stunde Anfahrt zum Flughafen.<br />

Neil H. McElroy<br />

bemerken. Auf diese Weise sollen Synergien<br />

geweckt und beiderseits Vorteile genutzt<br />

werden. Noch stärkere Kooperationsformen<br />

wären infolge von (Quer-)Beteiligungen<br />

möglich. Erste Beispiele für intensivste For-<br />

men der Kooperation zwischen Flughäfen<br />

und Airlines gibt es bereits: Der slowenische<br />

Autozulieferer Prevent ist Mehrheitseigen-<br />

tümer an der Styrian Spirit und Besitzer<br />

des Flughafens Maribor. Erster Erfolg der<br />

Die Luftschifffahrt wird dem religiösen Genie der Menschheit neue Nahrung geben. Zu den großen<br />

Beförderern kosmischer Stimmungen: Wald, Meer und Wüste, wird nun noch der Luftraum kommen.<br />

Christian Morgenstern<br />

letztgenannten Konstellation ist die neue<br />

Flugverbindung Maribor – Paris. Der Flug-<br />

hafen Graz-Thalerhof soll vergleichbare in-<br />

tensivierte Kooperationen mit Airlines ein-<br />

gehen und auf diese Weise einen Ausbau<br />

der Flugverbindungen von Graz aus an-<br />

streben.


Optimale Erreichbarkeit des Flughafens<br />

Graz-Thalerhof sicherstellen<br />

Noch immer gibt es kein alle Verkehrsträger<br />

umfassendes Verkehrskonzept für die opti-<br />

male verkehrstechnische Anbindung des<br />

Flughafens Graz-Thalerhof. Zwar ist es mitt-<br />

lerweile gelungen, die A 2-Südautobahn<br />

mittels Zubringer und eigener Anschluss- Suche nach alternativen Projekten kann<br />

stelle mit dem Flughafen<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

zu verbinden, eine der Flughafen<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Zeltweg eine unterstützende Infrastruktur<br />

Bahnschleife, die direkt zur Abfertigungs- Rolle spielen. Unter anderem wird die<br />

halle des Flughafens führt, ist allerdings Etablierung eines Luftfahrtclusters in der<br />

noch nicht vorhanden. Die vorhandene<br />

Haltestelle Flughafen ist rund 300 Meter<br />

vom Abfertigungsgebäude entfernt. Reisen-<br />

den ist es kaum zumutbar, diese Strecke mit<br />

Gepäck zu Fuß zurückzulegen. Einer Stadt,<br />

die nach dem Kulturhauptstadtjahr 2003<br />

mit Städtetourismus auf hohem Niveau<br />

reüssieren will, ist eine solche Situation<br />

nicht würdig.<br />

Nutzung des Flughafens Zeltweg<br />

zur Unterstützung<br />

der regionalen Wirtschaft<br />

Angesichts des sich abzeichnenden ver-<br />

stärkten Wettbewerbs unter Flughäfen ist<br />

ein Neubau von Standorten generell nicht<br />

zu empfehlen. Etwas anders verhält es<br />

sich bei der erweiterten Nutzung von be-<br />

stehenden Anlagen. Der militärische Flug-<br />

hafen Zeltweg soll zur Unterstützung der<br />

Wirtschaft zumindest partiell für eine zivile<br />

Nutzung freigegeben werden. Insbesondere<br />

nach dem Scheitern des Projektes Spielberg<br />

Anfang 2005 und der damit verbundenen<br />

Region diskutiert, die Verfügbarkeit eines<br />

Flughafens in unmittelbarer Nähe sollte<br />

diese Überlegungen positiv beeinflussen.<br />

An dieser Stelle sei angemerkt, dass das<br />

Wirtschaftsressort, aufbauend auf die Er-<br />

folgsgeschichte des Autocluster Styria (AC<br />

Styria), dem 44.000 Mitarbeiter in 190<br />

Betrieben mit einem Umsatz von 6,8 Milli-<br />

arden Euro angehören, eine Erweiterung des<br />

AC Styria in Richtung eines Verkehrstech-<br />

nik- bzw. Mobilitätsclusters für die Steier-<br />

mark plant. Diese gut eingespielte Cluster-<br />

bzw. Netzwerkorganisation könnte unter<br />

Einbeziehung der Themen Bahn- und Luft-<br />

fahrttechnologie nachhaltige, zukunftsorien-<br />

tierte Unternehmen für die <strong>Steiermark</strong> ge-<br />

winnen.<br />

Telekommunikation – Breitband<br />

Erfahrung<br />

Schnelle Datenverbindungen sind für einen<br />

modernen Wirtschaftsstandort unverzicht-<br />

bar. Sie sind Wirtschaftsmotor, schaffen<br />

neue Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten<br />

und fördern die Gründung neuer Industrie-<br />

und Gewerbebetriebe sowie die Wettbe-<br />

werbsfähigkeit in ländlichen Gebieten. Die<br />

Europäische Union hat es sich in den Lis-<br />

sabon-Zielen zum Ziel gesetzt, im Jahr<br />

2010 der wettbewerbsfähigste wissens-<br />

und technologiebasierte Wirtschaftsraum<br />

der Welt zu sein. Angesichts der eher<br />

schleppenden Umsetzung der dafür notwen-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 89<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


digen Schritte darf das ehrgeizige Ziel nicht<br />

schon im Jahr 2005 ad acta gelegt werden,<br />

insbesondere auf den Ausbau der Informa-<br />

tions- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKT) ist vorrangig Wert zu legen.<br />

91 % der österreichischen Unternehmen<br />

mit mehr als neun Beschäftigten nutzten<br />

Anfang 2003 das Internet. Ein Jahr davor<br />

waren es 85 % gewesen. Während alle<br />

Großunternehmen im Netz sind und unter<br />

den mittelgroßen Unternehmen 98 % das<br />

Internet benutzen, beträgt die Nutzungsquo-<br />

te bei Kleinunternehmen von 10 bis 49<br />

Beschäftigten nur 80 %. 58 % der öster-<br />

reichischen Unternehmen mit Internetzu-<br />

gang haben einen Breitbandanschluss. Un-<br />

ter den Großunternehmen sind es 87 %,<br />

drei Viertel aller mittelgroßen Unternehmen<br />

und rund die Hälfte aller Kleinunternehmen<br />

steigen auf diese Weise ins Internet ein.<br />

55 % aller Unternehmen mit Internetzu-<br />

gang haben zu diesem Zweck einen ISDN-<br />

Anschluss. Fast drei Viertel der Unterneh-<br />

men (74 %) nutzen E-Government-Ange-<br />

bote von öffentlichen Stellen zum<br />

Herunterladen von Formularen. 66 % nut-<br />

zen das Internet zur Gewinnung von Infor-<br />

mationen von öffentlichen Web-Sites. Jedes<br />

fünfte Unternehmen hat bereits komplette<br />

behördliche Vorgänge elektronisch abge-<br />

wickelt. In der <strong>Steiermark</strong> nutzten Anfang<br />

2003 89 % der steirischen Unternehmen<br />

das Internet. Davon steigen 55 % über<br />

Breitband ein.<br />

90<br />

Für die Datenübertragung gilt das Gleiche<br />

wie für Straßenverbindungen – je schneller<br />

und direkter, desto besser für den darauf<br />

ablaufenden Verkehr. Leider ist der Wirt-<br />

schaftsstandort <strong>Steiermark</strong> noch nicht flä-<br />

chendeckend mit Breitbandtechnologie „er-<br />

schlossen“. Konkret heißt das: Fast 9.000<br />

Unternehmensstandorte haben derzeit kei-<br />

ne Chance auf einen Breitbandzugang.<br />

Vision<br />

Der Bedarf an flächendeckenden Breitband-<br />

anschlüssen wird in <strong>Zukunft</strong> wohl weiter<br />

zunehmen. Viele Unternehmen im KMU-Be-<br />

reich nutzen das Internet noch nicht adä-<br />

quat. Es ist davon auszugehen, dass sich<br />

dies im Laufe der nächsten Jahre ändern<br />

wird, dafür sind die notwendigen Vorausset-<br />

zungen zu schaffen. Aufgrund des zuneh-<br />

menden Bedürfnisses nach Mobilität sind<br />

die Chancen für innovative Funktechnolo-<br />

gien wie WiMax, UMTS, TDD und CDMA<br />

2000 als besonders gut anzusehen. Ver-<br />

stärkt werden die Chancen einerseits durch<br />

den geringeren Investitionsbedarf für WiMax<br />

(Worldwide Interoperability for Microwave<br />

Accesss) und andere Technologien im Ver-<br />

gleich zum breitbandigen Ausbau des Fest-<br />

netzes oder auch UMTS. Andererseits sind<br />

Denn nur durch eine entsprechende infrastrukturelle Offensive und durch den Einsatz von „hellen<br />

Köpfen“, durch Know-how als Wettbewerbsfaktor, Teamgeist und Kooperation kann die <strong>Steiermark</strong> auf<br />

der neuen wirtschaftsgeographischen Landkarte aus ihrer ehemaligen europäischen Randlage zu einem<br />

zentralen Umschlagplatz Mitteleuropas werden.<br />

Herbert Paierl<br />

etwa durch WiMax Übertragungsraten von<br />

bis zu 70 Mb/s möglich, also 70-mal<br />

schneller als moderne ADSL-Zugänge.


WiMax stellt die Nachfolgetechnologie zu<br />

W-LAN (Wireless Local Area Network) dar,<br />

während letztere Technologie jedoch nur<br />

Hälfte der Weltbevölkerung vorhanden sind.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Infrastruktur<br />

Peter Filzmaier<br />

lokal funktioniert, sind mit WiMax Entfer-<br />

nungen bis zu 50 Kilometer überbrückbar.<br />

Die Technologie sollte im Laufe des Jahres<br />

2005 serienreif sein. Vor allem für die<br />

schlecht erschlossenen ländlichen Gebiete<br />

stellen innovative Funktechnologien die<br />

beste Alternative dar, was man auch bei der<br />

Telekom Austria erkannt hat, welche diesen<br />

Bereich jedenfalls besetzen werde, vor<br />

allem um das vorhandene ADSL-Angebot in<br />

diesen Gegenden ergänzen zu können.<br />

Aktion<br />

Flächendeckender Breitbandausbau<br />

in der <strong>Steiermark</strong><br />

Auf Basis der „Sonderrichtlinie Breitband-<br />

initiative 2003“ des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

(BMVIT) wurde in der <strong>Steiermark</strong> eine Breit-<br />

bandinitiative zur Förderung des Breitband-<br />

ausbaus initiiert, Fördermittel der Europäi-<br />

schen Union, des Bundes und des Landes<br />

<strong>Steiermark</strong> werden koordiniert eingesetzt.<br />

Von insgesamt 792 nicht mit Breitband ver-<br />

Gegenwärtig ist der Prozentsatz von Information Haves, die als Gewinner von den Vorteilen moderner<br />

Kommunikationsgesellschaften partizipieren, sogar deutlich geringer als zwei Drittel, weil der<br />

Netzkommunikation vorausgesetzte Basisressourcen (etwa Telefon und Energie) für weniger als die<br />

sorgten Siedlungspunkten in der <strong>Steiermark</strong><br />

wurden von der österreichischen Breitband-<br />

initiative 372 Siedlungspunkte im Rahmen<br />

der Sonderrichtlinie des BMVIT als förder-<br />

bar eingestuft. Davon befinden sich 225 im<br />

Ziel-2-Gebiet, 133 im Übergangsgebiet<br />

(Phasing Out) und 14 im Zentralraum Graz<br />

und Graz-Umgebung. Die erste Ausschrei-<br />

bung in der <strong>Steiermark</strong> umfasste einen<br />

Großteil dieser förderungswürdigen Sied-<br />

lungspunkte. Damit werden 4.710 Unter-<br />

Die Zahlen zeigen, dass die jüngeren Generationen schon annähernd vollständig Internet-Nutzer sind<br />

und damit auch die cyberdemokratischen Möglichkeiten nutzen könn(t)en. Auch aus demokratie-<br />

politischen Gründen ist es daher erforderlich, die Internet-Nutzung in den Bevölkerungssegmenten zu<br />

forcieren und zu fördern, in denen derzeit noch eine geringe Penetration besteht. Staatliche<br />

Unterstützungen und Förderungen sind in diesem Bereich daher äußerst sinnvoll und notwendig.<br />

Klaus Poier<br />

nehmensstandorte im ländlichen Raum<br />

über die gleichen Kommunikationsmöglich-<br />

keiten verfügen wie ihre Mitbewerber in den<br />

Ballungsräumen. Die Projektauswahl erfolgt<br />

im Rahmen von anbieter- und technologie-<br />

neutralen Ausschreibungen des Landes Stei-<br />

ermark. Die steirische Breitbandinitiative ist<br />

ein Schritt in die richtige Richtung auf dem<br />

Weg zu einer flächendeckenden Breitband-<br />

versorgung in der <strong>Steiermark</strong>. In einem wei-<br />

teren Schritt sind auch jene Siedlungspunk-<br />

te zu unterstützen, die nicht als förderbar<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 91<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


eingestuft worden sind. Angesichts der<br />

wachsenden Bedeutung des Mobilitätserfor-<br />

dernisses und den erreichbaren Übertra-<br />

gungsgeschwindigkeiten sind Funktechnolo-<br />

gien im Rahmen der Projektauswahl beson-<br />

ders zu beachten.<br />

Regionale Fachmesse für Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

Entwicklungen im Zusammenhang mit In-<br />

formations- und Kommunikationstechnolo-<br />

gie (IKT) schreiten mit zunehmender Ge-<br />

schwindigkeit voran. Vor allem KMU, wel-<br />

che in der Regel keine auf diesen Bereich<br />

spezialisierten Abteilungen haben, haben<br />

zunehmende Schwierigkeiten, diesen Ent-<br />

wicklungen zu folgen und vor allem diese<br />

für sich zu nutzen. In Wien findet erstmals<br />

im Jahr 2005 eine Leitmesse zum Thema<br />

IKT, die ITnT-Fachmesse für Informa-<br />

tionsTechnologie und Telekommunikation<br />

statt. Eine solche Messe und der direkte<br />

Kontakt zu Unternehmen und Beratern aus<br />

der IKT-Branche können für steirische KMU<br />

von großem Nutzen sein. Die <strong>Steiermark</strong> soll<br />

daher ebenso eine solche Messe veranstal-<br />

ten, idealerweise unter Einbeziehung der<br />

Partner der <strong>Zukunft</strong>sregion. Auf diese Weise<br />

wird gleichzeitig der steirische Anspruch auf<br />

die wirtschaftliche Führungsrolle innerhalb<br />

der <strong>Zukunft</strong>sregion dokumentiert und be-<br />

kräftigt.<br />

92


Das Land der Innovation<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat in vielen Bereichen ihre Kreativität bewiesen,<br />

sei es als Standort für Wirtschaftsbetriebe,<br />

in der Forschung oder der Entwicklung.


Innovation bedeutet die stetige Weiter- und<br />

Neuentwicklung von Produkten, Prozessen<br />

und Geschäftsmodellen. Innovation ist eine<br />

ganz besondere Mischung aus kontinuierli-<br />

cher Forschung & Entwicklung (F&E) sowie<br />

dem sprichwörtlichen „Geistesblitz“, durch<br />

den eine sprunghafte Veränderung ermög-<br />

licht wird. Innovation meint das Verlassen<br />

ausgetretener Pfade, nicht nur in der Wirt-<br />

schaft, auch in anderen Bereichen: neue<br />

Qualifizierungsmaßnahmen, die Kombina-<br />

tion von (Lebens-)kultur und Technik – das, den letzten zehn Jahren überaus erfolgreich.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

was der amerikanische <strong>Zukunft</strong>sforscher Jeder, der offenen Auges durch das Land Innovation<br />

John Naisbitt schon vor Jahren als „High gegangen ist, konnte das sehen. Wer es<br />

Tech & High Touch“ bezeichnet hat. Bei möchte, dem kann auch mit Daten und<br />

Innovationen wird Bestehendes in Frage ge-<br />

stellt; Innovation erfordert daher Verände-<br />

rungsbereitschaft: von den Unternehmen,<br />

den Mitarbeitern, den Forschungseinrich-<br />

tungen, der öffentlichen Verwaltung und der<br />

Politik.<br />

Die konsequente Suche nach neuen Produk-<br />

ten und Herstellungsverfahren ist übrigens<br />

keine Frage der Größe eines Unternehmens<br />

oder seiner Branchenzuordnung. Innovation<br />

passiert bei der Schokolade von Zotter oder<br />

dem Vulcano-Schinken genauso wie in der<br />

Computerchip-Forschung von Philipps oder<br />

der Motorenentwicklung von AVL. Innova-<br />

tion muss umfassend verstanden werden.<br />

Sie passiert nicht nur durch neue Produkte<br />

(klassische Beispiele sind der PC oder das<br />

Handy). Innovation heißt auch, neue Wege<br />

zu finden, wie Produkte hergestellt oder auf<br />

welche Weise diese an Kunden verkauft<br />

werden können. Das lässt sich durch das<br />

Beispiel Autocluster wunderbar erklären.<br />

Durch die Zusammenarbeit innerhalb des<br />

Clusters hat sich das Produkt „Automobil“<br />

grundsätzlich nicht geändert, sehr wohl<br />

wurde aber der Herstellungsprozess neu<br />

und weltweit beispielhaft gestaltet.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> war in Sachen Innovation in<br />

Fakten geholfen werden:<br />

• Die wirtschaftliche Dynamik (Beschäfti-<br />

gungszahlen, Wirtschaftswachstum) liegt<br />

seit Jahren über dem gesamtösterreichi-<br />

schen Durchschnitt.<br />

• Die <strong>Steiermark</strong> weist 37.000 Beschäftig-<br />

te im Technologiebereich auf, das ist<br />

bereits jeder 12. Arbeitsplatz.<br />

• Die Zahl der Unternehmensgründungen<br />

konnte von einem unterdurchschnittli-<br />

Stärken wie der Auto- oder der Holzcluster gehören gestärkt, innovative Konzepte müssen national wie<br />

international vermarktet werden. Aus diesem Grund werden wir in <strong>Zukunft</strong> mit gezielter<br />

Kommunikations- und Medienpolitik verstärkt an unserem internationalen Image als moderner<br />

Forschungs- und Industriestandort arbeiten. Für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes wird<br />

auch in den kommenden Jahren das Ausbildungsniveau der Arbeitskräfte entscheidend sein.<br />

Gerald Schöpfer<br />

chen Niveau (im Österreich-Vergleich)<br />

auf eine überdurchschnittliche Grün-<br />

dungsperformance angehoben werden.<br />

Täglich kommt es in der <strong>Steiermark</strong> zu<br />

15,7 Unternehmensgründungen!<br />

• Die F&E-Quote der <strong>Steiermark</strong> liegt be-<br />

reits jetzt schon über der Zielquote von<br />

2,5 % der Bundesregierung für 2006.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 95<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


• Die <strong>Steiermark</strong> gehört im Bereich F&E zu<br />

96<br />

den 25 stärksten Regionen Europas.<br />

• Die Forschungsleistungen der <strong>Steiermark</strong><br />

werden international nachgefragt: 26 %<br />

der Finanzierung für F&E kommen aus<br />

dem Ausland, im Bereich der unterneh-<br />

mensfinanzierten F&E sind es sogar<br />

42 %. Das heißt, dass ausländische Un-<br />

ternehmen in der <strong>Steiermark</strong> forschen<br />

und entwickeln lassen.<br />

• Weltführende Unternehmen haben in<br />

Spezialbereichen ihre Forschungsabtei-<br />

lungen in der <strong>Steiermark</strong> (Philipps für die<br />

Entwicklung von Computerchips für<br />

RFID, Siemens für Fahrgestellbau etc.).<br />

• In einem Ranking der Standortqualität<br />

von Regionen (EU-Kategorie Nuts 3) für<br />

Hightech-Unternehmen liegen Graz und<br />

die Oststeiermark auf den Plätzen 6 und<br />

7 von insgesamt 476 österreichischen<br />

und deutschen Regionen und damit noch<br />

weit vor der besten deutschen Region<br />

(Studie Contor, Hochtechnologie: Ein<br />

Vergleich Österreich – Deutschland).<br />

• Jedes dritte Hightech-Produkt, das in<br />

Österreich hergestellt wird, kommt aus<br />

der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Erfahrung<br />

Wie oben beschrieben wurden in den letzten<br />

zehn Jahren wichtige Schritte im Bereich<br />

Innovation gesetzt. Landespolitik und Lan-<br />

desverwaltung haben bei diesem Thema<br />

auch vor sich selbst nicht Halt gemacht.<br />

Neue Kommunikationsmedien wie Internet<br />

wurden konsequent genutzt, die Verwaltung<br />

• Bei der Forschungsförderung der Wirt-<br />

schaft (FFF) nimmt die <strong>Steiermark</strong> 2004<br />

gemessen am Förderungsbarwert erst-<br />

mals Platz 1 ein.<br />

• Die <strong>Steiermark</strong> hat eine hohe Dichte und<br />

Qualität an Bildungseinrichtungen (5<br />

Universitäten, 2 Anbieter von insgesamt<br />

23 Fachhochschul-Studiengängen).<br />

• Die <strong>Steiermark</strong> verfügt österreichweit<br />

über die meisten Kompetenzzentren<br />

(15).<br />

• Durch die Einrichtung des <strong>Zukunft</strong>sfonds<br />

wurde ein wirksames Instrument ge-<br />

schaffen, um innovative steirische Pro-<br />

jekte zu fördern.<br />

Schon das Wort Innovation alleine verbietet<br />

jedoch ein Stehenbleiben, ein Sich-Ausru-<br />

hen auf den eigenen Lorbeeren. Es gibt al-<br />

so genug zu tun in den kommenden Jahren.<br />

Das Ziel ist klar: Steigerung der Wettbe-<br />

werbsfähigkeit und damit langfristiges<br />

Wachstum und Beschäftigung durch inno-<br />

vative steirische Produkte und Dienstleis-<br />

tungen.<br />

Innovation als Leitbild der Landespolitik<br />

hat sich selbst als Benutzer neuer Techno-<br />

logien begriffen und ihr Erscheinungsbild<br />

wie ihre Abläufe modernisiert. All das hat<br />

nichts mit einem Schönheitswettbewerb zu<br />

tun, sondern ist Voraussetzung für einen<br />

modernen Wirtschaftsstandort. Dass die ra-<br />

sche Abwicklung von Verwaltungsverfahren<br />

bereits ein wichtiger Standortfaktor ist, gilt


ereits als Binsenweisheit. Die <strong>Steiermark</strong><br />

ist hier schon einige Schritte vorausgegan-<br />

gen. So verfügt die Gewerbeabteilung des<br />

Landes <strong>Steiermark</strong> bereits seit Jahren über<br />

die anerkannte ISO 9002-Zertifizierung für<br />

ihr Verfahrensmanagement. Das garantiert<br />

eine kurze Verfahrensdauer und ist einzig-<br />

artig in Österreich. Weitere Schritte müssen<br />

folgen.<br />

Vision<br />

net. Damit ist die <strong>Steiermark</strong> Anziehungs-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

punkt für Investitionen und Headquarters, Innovation<br />

Innovation muss ein zentraler Bestandteil durch welche die Entscheidungsbefugnisse<br />

der Landesstrategie sein und sich als sol- im Land bleiben.<br />

cher auch im Programm der kommenden<br />

Landesregierungen wiederfinden. Es ist Auf-<br />

gabe der Landespolitik, Innovation zu einem<br />

Spitzenthema zu machen, sie aus den For-<br />

schungslabors hinaus zu den Bürgerinnen<br />

und Bürgern zu bringen. Die Politik kann<br />

hier zwei wesentliche Beiträge liefern. Ers-<br />

tens kann sie selbst – wo immer möglich<br />

und sinnvoll – eine Vorbildfunktion einneh-<br />

men und für Bekanntheit und Bewusstseins-<br />

bildung sorgen. Zweitens kann sie in ihrem<br />

Einflussbereich Innovation ermöglichen,<br />

durch Förderprogramme, aber auch durch<br />

Entbürokratisierung. Menschen, die etwas<br />

unternehmen wollen, müssen Hürden aus<br />

dem Weg geräumt werden – gleichgültig, ob<br />

es um Unternehmer, Studenten oder For-<br />

scher geht.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> muss sich als Innovations-<br />

land aus Hightech, Kultur und Lebensqua-<br />

lität international positionieren. Attribute<br />

wie dynamisch, professionell, zukunftsori-<br />

entiert, weltoffen, innovationsstark, kreativ,<br />

mit hoher Lebensqualität müssen in der<br />

<strong>Steiermark</strong> gelebt und nach außen kommu-<br />

niziert werden. All dies wird wesentlich ge-<br />

schaffen bzw. unterstützt durch eine effizi-<br />

ente und flexible Verwaltung, die sich durch<br />

partnerschaftliche Problemlösung auszeich-<br />

Aktion<br />

Zugang zu F&E erleichtern: Die <strong>Steirische</strong><br />

Wirtschaftsförderung (SFG) soll in Richtung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> und ihre Vor- und Querdenker haben immer wieder Innovationskraft unter<br />

Beweis gestellt – nicht nur in wirtschaftlichen, sondern auch in gesellschaftspolitischen Fragen.<br />

Innovation ist und bleibt in der Wirtschaft wie in der Politik die beste Strategie für eine erfolgreiche<br />

und sichere <strong>Zukunft</strong>. Für die <strong>Zukunft</strong> der <strong>Steiermark</strong> ist es essenziell, das hohe Weiterentwicklungs-<br />

potenzial im Land auf politischer Ebene zu unterstützen und das „Innovationsland <strong>Steiermark</strong>“ sowohl<br />

national als auch international besser zu positionieren.<br />

Martin Bartenstein<br />

Wirtschafts- und Technologieagentur positi-<br />

oniert und Key Accounter für neue Techno-<br />

logien eingesetzt werden. Zusätzlich ist eine<br />

enge Verzahnung der SFG mit den Transfer-<br />

zentren der Universitäten sicherzustellen.<br />

Klare Kommunikationen des Leitbildes: Die<br />

<strong>Steiermark</strong> muss als Innovationsland aus<br />

Hightech, Kultur und Lebensqualität („Lipiz-<br />

zaner und Laptop“) positioniert werden. Ein<br />

Beispiel dafür sind das Akustikkompetenz-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 97<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


zentrum und die Akustikforschung in der<br />

<strong>Steiermark</strong>, wo Forschung zur Akustik von<br />

Automotoren mit der Akustik in der Musik<br />

(List-Halle) verbunden wird.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> braucht die Zusammenfüh-<br />

rung des Außenauftritts sowie der PR und<br />

Werbung des Landes, der Wirtschaft, der<br />

Kultur und des Tourismus unter einem<br />

Dach. Dies soll durch eine PR-Offensive in<br />

österreichischen Medien und in Medien aus-<br />

gewählter internationaler Zielregionen ver-<br />

stärkt werden.<br />

Herstellen einer klaren Ressortzuständig-<br />

keit: Erforderlich ist die Bündelung der<br />

Kompetenzen für F&E im Wirtschafts-<br />

ressort der Landesregierung (betriebliche<br />

wie außerbetriebliche F&E aus einer<br />

Hand).<br />

Verstärkte Bewusstseinsbildung der Bedeu-<br />

tung von Innovation (Greifbarmachen von<br />

F&E): Es muss kommuniziert werden, dass<br />

Forschung an Lösungen für alltägliche Pro-<br />

bleme arbeitet. Ein Beispiel im Bereich Ver-<br />

kehr/Mobilität ist das Auto der <strong>Zukunft</strong><br />

(wirksame Reduktion des Abgas-/Feinstaub-<br />

problems durch Hybrid-Motoren; Erhöhung<br />

der Verkehrssicherheit durch intelligente<br />

Navigations-/Selbstfahrsysteme).<br />

Ausbau der Vorbildfunktion des Landes<br />

(„Der Staat nutzt selbst innovative Techno-<br />

logien“): Beispiel RFID-Chips. Diese Chips<br />

98<br />

werden den Bereich Logistik, aber auch das<br />

tägliche Leben revolutionieren. Das Land<br />

könnte etwa eigene Bibliotheken/Archive<br />

mit diesen Chips ausstatten.<br />

Innovation durch Entbürokratisierung: Eine<br />

Arbeitsgruppe zwischen Verwaltung und<br />

Wirtschaft zur Optimierung von Verfahren<br />

und Vermeidung von Investitionshindernis-<br />

sen muss eingesetzt werden. Hauptziel<br />

Diese wirtschaftliche Erfolgsstory der <strong>Steiermark</strong> hat ihre Wurzeln in der Nutzbarmachung der eigenen<br />

Stärken und in der Nutzung neuer Märkte und neuer Innovationschancen. Wir sind nicht mehr bloß das<br />

grüne Herz Österreichs, sondern befinden uns auch inmitten des erweiterten und vertieften Europas<br />

und hier speziell inmitten einer Region mit ausgezeichneten <strong>Zukunft</strong>schancen.<br />

Reinhard Rack<br />

dabei muss die Beschleunigung von Wirt-<br />

schaftsverfahren durch Verfahrenskonzen-<br />

tration, Verfahrensvereinfachung, Verfahrens-<br />

beschleunigung sein. „One Stop Shop“-<br />

Prinzipien müssen forciert werden, um<br />

insbesondere im Gründerbereich Verwal-<br />

tungsleistungen aus einer Hand zu erhalten<br />

(Konzentration von Kompetenzen).<br />

Erforderlich ist die offensive Ausstattung<br />

des Wirtschaftsressorts für die Erfüllung der<br />

Förderziele des Ziel-2-Programms bis<br />

2006.<br />

Bereitstellung der Infrastruktur: Ein zentra-<br />

les Beispiel ist der Breitbandausbau, der bis<br />

2006 beendet sein soll. Dadurch können<br />

auch innovative Unternehmen im ländli-<br />

chen Raum mit der notwendigen Geschwin-<br />

digkeit an den Datenhighway angeschlossen<br />

werden. So betreut etwa ein KMU in Fürs-<br />

tenfeld Kunden in Neuseeland (die in der<br />

<strong>Steiermark</strong> Berechnungen im Messbereich<br />

durchführen lassen, die Daten werden über<br />

das Internet versandt).


Breitband für den Privatbereich: Gerade in<br />

ländlichen Gebieten ist der Anschluss an<br />

leistungsfähige Internetservices wesentlich.<br />

Hier soll der Ausbau auch im privaten Be-<br />

reich gefördert werden, etwa im Rahmen<br />

der Wohnbauförderung.<br />

Unterstützung von innovativen Arbeitsfor-<br />

men: Wesentliches Beispiel ist hier die Tele-<br />

arbeit. Hier hinkt Österreich im internatio-<br />

nalen Vergleich noch nach, Spitzenreiter<br />

sind die skandinavischen Länder. Studien möglicht nicht nur Behördengänge der Bür-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

zeigen, dass Telearbeit die Produktivität ger zu digitalisieren, ein viel größeres Po- Innovation<br />

steigert, Krankenstände reduziert und die tenzial besteht in verwaltungsinternen<br />

Mitarbeiterfluktuation verringert (Informa- Abläufen (elektronischer Akt etc.). Gerade<br />

tionen Telekom Austria). Telearbeit muss<br />

daher gefördert werden, durch Unterstüt-<br />

zung in der Infrastruktur, aber auch durch<br />

Schulung und Beratung für die Unterneh-<br />

men. So können auch hoch spezialisierte<br />

Mitarbeiter im ländlichen Raum wohnhaft<br />

bleiben, umgekehrt können Unternehmen<br />

abseits der Ballungszentren qualifizierte<br />

Mitarbeiter gewinnen.<br />

Stärkere Nutzung der Möglichkeiten des E-<br />

Government zur Beschleunigung interner<br />

Verfahrensabläufe. Das E-Government-Ge-<br />

setz, mit dem Österreich Vorreiter ist, er-<br />

im Bereich der Wirtschaftsverfahren soll<br />

dies verstärkt genutzt werden.<br />

Den Innovationsmotor am Laufen halten:<br />

Unterstützung der Leitbetriebe<br />

Erfahrung<br />

Es zeigt sich nach wie vor, dass Innovation<br />

in einem erheblichen Ausmaß in Großbetrie-<br />

ben erfolgt. Diesen kommt eine wichtige<br />

Leit- und Orientierungsfunktion zu. Diese<br />

Innovationsspitze wird in der <strong>Steiermark</strong><br />

von ca. 100 forschungsintensiven sowie<br />

weiteren 1.000 innovationsfreudigen Be-<br />

trieben (siehe innoregio styria) gebildet. Die<br />

innovativsten Unternehmen des Landes zei-<br />

gen, wohin der Weg führen muss: Die F&E-<br />

Ausgaben wie auch die Zahl der F&E-Be-<br />

schäftigten sind in den vergangenen Jahren<br />

deutlich gesteigert worden und werden in<br />

den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Die<br />

Fähigkeit dieser Unternehmen, ihre F&E in<br />

marktfähige Produkte umzusetzen, ist be-<br />

achtlich. Der Anteil junger Produkte (sol-<br />

cher, die nicht länger als drei Jahre auf dem<br />

Markt sind) liegt bei 23,6 % und der Anteil<br />

echter Marktneuheiten am Umsatz bei<br />

7,4 %. Die Innovationsspitze braucht in den<br />

seltensten Fällen direkte Hilfe. Auch erge-<br />

ben sich durch das Wettbewerbsrecht und<br />

die Strukturfonds Einschränkungen bei di-<br />

rekten Förderungsmöglichkeiten. Umso<br />

wichtiger werden daher Maßnahmen zur<br />

Erhöhung der Standortbindung: gut ausge-<br />

bildete Mitarbeiter, moderne Infrastruktur<br />

und die Möglichkeit, sich auf hohem Niveau<br />

zu vernetzen.<br />

Einen besonderen Aspekt gilt es weiters zu<br />

beachten. Internationale Studien zeigen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 99<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


klar, dass Forschungsabteilungen stark an<br />

die jeweiligen Zentralen der Unternehmen<br />

(die Headquarters) angebunden sind. Das<br />

ist nicht überraschend: Wenn F&E zum stra-<br />

tegischen Überlebensfaktor wird, dann wird<br />

diese auch von ganz oben gesteuert. Es gilt<br />

daher, bestehende Headquarters in der Stei-<br />

ermark abzusichern und neue anzusiedeln.<br />

Vision<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist in unserer Vision der<br />

Standort, an dem nationale wie internatio-<br />

nale Unternehmen der Innovationsspitze<br />

optimale Rahmenbedingungen vorfinden.<br />

Diese Unternehmen üben ihre Impuls-,<br />

Netzwerk- und Vorbildfunktion für KMU voll<br />

aus. Die Wechselwirkung zwischen „Groß“<br />

und „Klein“ wird optimal nutzbar gemacht.<br />

Unternehmen der Innovationsspitze bilden<br />

den Mittelpunkt von Zulieferketten und tra-<br />

gen damit zur Steigerung der Innovations-<br />

fähigkeit des regionalen Produktumfeldes<br />

bei.<br />

100<br />

Aktion<br />

Notwendig ist die kontinuierliche Kommu-<br />

nikation mit der Innovationsspitze (über<br />

Betriebsbesuche etc.).<br />

Gefordert wird der Ausbau eines regionalen<br />

Ausbildungsangebotes, das dem Bedarf der<br />

Leitbetriebe entspricht.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Industrieland. 38 % der Wertschöpfung des Landes wird vom produzierenden<br />

Sektor geleistet, über die Hälfte aller Beschäftigten sind direkt oder indirekt von der Industrie<br />

beschäftigt und auch ein Großteil aller privaten Investitionen in F&E wird durch die Industrie geleistet.<br />

Das heißt, dass Prosperität, öffentliche Leistungen und privater Wohlstand des Landes untrennbar mit<br />

dem Erfolg der Industrie verbunden sind.<br />

Jochen Pildner-Steinburg<br />

Die Bildung bzw. Optimierung von Zuliefer-<br />

netzwerken mit regionalen und grenzüber-<br />

schreitenden Wertschöpfungsketten muss<br />

unterstützt werden. Diese Zulieferketten<br />

müssen in der Lage sein, „Systeme“ bzw.<br />

ganze Komponenten zu liefern.<br />

Alle zentralen Forderungen der Price Water-<br />

house Headquarters-Studie 2004 sind<br />

rasch umzusetzen.<br />

Eine fortgeschrittene Forschungsinfrastruk-<br />

tur ist abzusichern und weiterzuentwickeln,<br />

um der Innovationsspitze F&E-Kooperatio-<br />

nen zu erleichtern und so eine Standortbin-<br />

dung zu erreichen. Zu dieser Infrastruktur<br />

gehören etwa Kompetenzzentren (Kind,<br />

Kplus) oder CD-Labors.


Verbreiterung der Innovationsspitze:<br />

Unterstützung der KMU mit Innovationspotenzial<br />

Erfahrung<br />

Trotz aller Erfolge darf man eine Tatsache<br />

nicht außer Acht lassen. Die positive Dyna-<br />

mik im Bereich F&E wurde großteils durch<br />

die „Innovationsspitze“ getragen. Auf 20 %<br />

der steirischen Unternehmen entfallen 80 %<br />

der unternehmerischen F&E-Ausgaben – dagionaler Unternehmen zu schaffen. Good-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

mit ist die betriebliche Innovation stark kon- Practice-Beispiele sollten dabei aus dem Innovation<br />

zentriert. Es gibt somit Defizite in der Brei- regionalen Umfeld der Unternehmen sein<br />

te der Unternehmen. Die Herausforderung und sich nicht ausschließlich auf Hightech<br />

besteht also darin, schrittweise regionale<br />

KMU in systematische Innovations-, aber<br />

auch Qualifizierungs- und Kooperationspro-<br />

zesse zu integrieren. In der <strong>Steiermark</strong> gibt<br />

es etwa 10.000 Betriebe mit Innovations-<br />

potenzial. Dieses gilt es zu aktivieren.<br />

Vision<br />

Der Schwerpunkt der KMU-Politik sollte auf<br />

innovative, wachstumsstarke und Know-<br />

how-intensive Produktions- und Dienstleis-<br />

tungsunternehmen gerichtet sein. Die Steier-<br />

mark ist der Wirtschaftsstandort, in dem<br />

eine Gruppe wettbewerbsstarker Betriebe<br />

Aufträge in internationalen Wachstumsmärk-<br />

ten erlangen und diese mit hervorragenden<br />

regionalen Zuliefer- und industrienahen<br />

Dienstleistungsunternehmen erfüllen. Da-<br />

durch werden lokale Betriebe in Versorgungs-<br />

und Dienstleistungsbereichen unterstützt. In<br />

der <strong>Steiermark</strong> ist moderne KMU-Politik<br />

gleichzusetzen mit Vernetzungspolitik.<br />

Aktion<br />

Verstärkung von Awareness-Maßnahmen:<br />

Veranstaltungen, Good-Practice-Beispiele<br />

und Lernen von anderen scheinen geeignet,<br />

ein entsprechendes Bewusstsein für die Be-<br />

deutung von Innovationen in der Breite re-<br />

konzentrieren.<br />

Aktive Beratungs- und Dienstleistungsange-<br />

bote für KMU mit Innovationspotenzial: Ins-<br />

besondere für regionale Betriebe ist ein<br />

abgestuftes und aktives Beratungsangebot<br />

zu schaffen. Derartige Modelle des aktiven<br />

Wissenstransfers wurden bereits in Ansät-<br />

zen eingeführt (z.B. TECHNOFIT-PRO); sie<br />

gilt es zusammenzuführen, abzustimmen<br />

und entsprechend auszubauen.<br />

Vernetzung von Großbetrieben und KMU,<br />

insbesondere durch regionale Zuliefernetz-<br />

werk (siehe oben).<br />

Die <strong>Steiermark</strong> muss zur Gründerregion für<br />

innovative Unternehmen gemacht werden:<br />

Unternehmerisches Handeln ist durch ver-<br />

stärkte Bereitstellung von Venture Capital zu<br />

ermutigen. Ausbau der Gründungs- und<br />

Spin-off-Förderung sowie Förderung von<br />

Spin-offs aus Kompetenzzentren.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 101<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Entwicklung neuer Innovationsfelder<br />

Erfahrung<br />

Die Erfolge der steirischen Wirtschaftspoli-<br />

tik stützten sich in den letzten Jahren auf<br />

die Expansion eher traditioneller Stärkefel-<br />

der wie Automotive, Metall/Werkstoffe,<br />

holzbezogene Technologien sowie Maschi-<br />

nen- und Anlagenbau. Um allen Missver-<br />

ständnissen vorzubeugen: Das ist nichts<br />

Schlechtes. Diese Bereiche gilt es abzu-<br />

sichern und auszubauen. Daneben muss<br />

aber nach neuen Stärkefeldern gesucht wer-<br />

den, in denen steirische Unternehmen und<br />

Forscher innovative Produkte entwickeln<br />

und auf den Markt bringen können. Bei der<br />

Wahl dieser Innovationsfelder gilt es die<br />

alten Prinzipien der Strategie nicht zu ver-<br />

gessen: Ist etwas eroberungswürdig? (Be-<br />

stehen also in <strong>Zukunft</strong> wirtschaftliche Chan-<br />

cen?) Ist etwas eroberbar? (Haben wir in<br />

der <strong>Steiermark</strong> überhaupt die Ressourcen<br />

– personell wie materiell –, um ein Feld<br />

erfolgreich zu erschließen?) Und ist etwas<br />

verteidigbar? (Können wir unsere Position<br />

auch langfristig durch Wettbewerbsvorteile<br />

absichern?)<br />

Schon an diesen Geboten zeigt sich, dass<br />

die Entwicklung neuer Innovationsfelder mit<br />

hohem Risiko verbunden ist.<br />

102<br />

Um dieses Risiko zu streuen, bedarf es des<br />

gezielten Einsatzes von Clustern bzw. Pro-<br />

jektverbünden. Dadurch wird es Unterneh-<br />

men möglich, Kosten für F&E zu reduzieren.<br />

Dies passiert auch immer mehr im Großen:<br />

Als Ford etwa die Entwicklung von Hybrid-<br />

fahrzeugen (die einen klassischen Verbren-<br />

Heute ist die Obersteiermark ein Werkstoffcluster mit Unternehmen, die in ihren Produkten zum Teil<br />

Weltmarktführer sind (z.B. Weichen in Zeltweg, Schienen in Donawitz, hochlegierte Spezialstähle aus<br />

Kapfenberg, Spezialbleche in Mürzzuschlag). Was ist geschehen? Die <strong>Steiermark</strong> hat eine neue<br />

Wirtschaftspolitik begonnen, die darauf aufbaut, viele neue, auch kleine Unternehmungen und<br />

Betriebe zu fördern und nicht die Förderung auf einige Großaktionen zu konzentrieren. Die <strong>Steiermark</strong><br />

war darüber hinaus unglaublich aktiv, einen neuen „Lebensraum mit Intellektualität“ zu schaffen.<br />

Claus J. Raidl<br />

nungsantrieb mit alternativen Energiequellen<br />

wie Elektromotoren verbinden) versäumt hat,<br />

wurde die Technologie von Honda lizenziert.<br />

Hier hat sich offensichtlich viel geändert. Vor<br />

30 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass<br />

Ford Motoren von Chevrolet kauft.<br />

Ein wesentlicher Standortfaktor wird somit<br />

sein, inwieweit Unternehmen auf Innovati-<br />

onsnetzwerke aufsetzen können. Diese kön-<br />

nen in strukturierter Form in den Clustern<br />

bestehen oder in flexibler Form von Projekt-<br />

verbünden. Erfolgreiches Beispiel für das<br />

Cluster-Modell ist der AC Styria. Die Steier-<br />

mark wurde damit zu einem der weltweiten<br />

Zentren für die Entwicklung individueller Lö-<br />

sungen im Automobilbereich. Rund die Hälf-<br />

te aller Autohersteller weltweit nutzen die<br />

umfassende Kompetenz des Autoclusters.<br />

Weitere Cluster wurden in der <strong>Steiermark</strong> ge-<br />

schaffen: Humantechnologie (Medizin- und<br />

Biotechnologie), Holzcluster, Materialcluster.


Bei der Erschließung neuer Innovationsfel-<br />

der spielen aber auch Kompetenzzentren,<br />

Innovations- und Impulszentren eine wich-<br />

tige Rolle. Diese Knoten sollen Unterneh-<br />

men über Anfangsschwierigkeiten hinweg-<br />

helfen, Kontakte herstellen, den Technolo-<br />

gietransfer ermöglichen und Kooperationen<br />

vermitteln. Dabei geht es immer darum,<br />

Wissen, das besteht, mit Personen, die es<br />

brauchen, zusammenzubringen.<br />

Vision<br />

technologie, Humantechnologie, Creative<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Industries sowie Informationstechnologie/ Innovation<br />

Mobile Communication. Wichtig ist es dabei,<br />

gegenseitige Verstärkungseffekte zu nutzen.<br />

Cluster, Projektverbünde und Kompetenz-<br />

zentren werden in der <strong>Steiermark</strong> als<br />

Innovationsnetzwerke aktiv genutzt. Es exis-<br />

tieren systematische Prozesse zur Identifi-<br />

kation und Unterstützung neuer Innovations-<br />

felder und zum Abgleich mit der bestehenden<br />

steirischen Know-how-Basis. Die <strong>Steiermark</strong><br />

ist damit in ausgewählten Bereichen welt-<br />

weit führend in F&E. Internationale Unter-<br />

nehmen lassen in der <strong>Steiermark</strong> forschen<br />

und entwickeln.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steiermark</strong> muss eine führende Rolle in<br />

der österreichischen Umsetzung des Lissa-<br />

bon-Prozesses einnehmen (Ziel der Bundes-<br />

regierung: F&E-Quote von 3 % bis 2010,<br />

die <strong>Steiermark</strong> sollte hier Vorreiter mit<br />

3,5 % sein). Dazu ist eine jährliche Steige-<br />

rung der Ausgaben für F&E von 6 bis 8 %<br />

von öffentlicher Hand und privatem Sektor<br />

notwendig.<br />

Verstärkte Nutzung der Hebelwirkung zwi-<br />

schen öffentlichen und privaten Mitteln.<br />

Der Aufbau neuer Stärkefelder muss forciert<br />

werden. Dazu gehören insbesondere Nano-<br />

So kann etwa ein verstärkter Ausbau von<br />

Breitband in Privathaushalten ein wichtiger<br />

Motor für die Öffnung neuer Vertriebskanäle<br />

für die Creative Industries sein, etwa für<br />

Computerspielehersteller (Online-Gaming).<br />

Die Cluster-Idee muss fortgeführt, aber aus-<br />

differenziert werden. So ist etwa die Erwei-<br />

terung des Autoclusters in Richtung Mobili-<br />

tätscluster (Verbindung Automotive, Schie-<br />

ne, Luftfahrt) konkret zu planen.<br />

... ich habe nur ein besseres Leben haben wollen, ein bisschen Abenteuer, ein bisschen die Welt zu<br />

sehen und die Visionen kommen erst im Laufe der Jahre. ... Ich glaube, im Leben sollte man nie stehen<br />

bleiben, man muss eine offene Einstellung haben, aber die Ideen und Visionen kommen, wie man<br />

Erfahrungen sammelt im Leben. ... Ein Visionär sollte Erfahrung haben, der sollte Strukturen gestalten,<br />

die der Gesellschaft zugute kommen.<br />

Frank Stronach<br />

Unterstützung der öffentlichen Hand durch<br />

Cluster: Ohne die Unabhängigkeit der Cluster<br />

zu stören, sollten diese auch als „Think Tank“<br />

der öffentlichen Hand eingesetzt werden. So<br />

sollten Cluster längerfristige Branchen- und<br />

Technologieszenarien entwickeln. Diese Auf-<br />

gabenbereiche könnten in jährlichen Leis-<br />

tungsvereinbarungen festgehalten werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 103<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Qualifizierung und wissenschaftliche Forschung<br />

Erfahrung<br />

Qualifizierung ist ein Grundanliegen: sowohl<br />

für menschliche Entfaltung als auch zur Si-<br />

cherung unseres Wohlstandes. Für die Si-<br />

cherung der Innovationsfähigkeit ist sie un-<br />

verzichtbar. Erfolgreiche Regionen zeichnen<br />

sich im internationalen Wettbewerb durch<br />

qualifizierte Menschen aus. Die <strong>Steiermark</strong><br />

verfügt über eine einzigartige Bildungsland-<br />

schaft. In dieser muss jedoch einigen nega-<br />

tiven Entwicklungen entgegengearbeitet<br />

werden. Zum einen ist da das Abnehmen<br />

der Technikorientierung und damit der Inge-<br />

nieurskompetenzen (sichtbar etwa am<br />

Rückgang bei einschlägigen FH-Studiengän-<br />

gen). Zum anderen fehlt es in Teilen des<br />

Bildungsangebotes immer noch an der<br />

Rückkoppelung mit der Praxis. Nur dies si-<br />

chert die Umsetzungsnähe der Ausbildung.<br />

Gerade das duale System der Lehrlingsaus-<br />

bildung hat hier Vorbildwirkung. (Rund<br />

5.600 steirische Unternehmen bilden der-<br />

zeit über 18.000 Lehrlinge aus).<br />

Wissenschaft ist zwar Bundessache, das<br />

Land <strong>Steiermark</strong> fördert jedoch in vielfälti-<br />

ger Weise – bis hin zur Finanzierung einzel-<br />

ner Anschaffungen oder von Lehrpersonal.<br />

Die steirische Landesgesellschaft Joanneum<br />

Research, die zweitgrößte außeruniversitäre<br />

Forschungsgesellschaft in Österreich, ist<br />

eine Drehscheibe für den Wissenstransfer<br />

104<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die<br />

Forschung an Universitäten muss weiterhin<br />

eine Aufgabe des Staates sein. Aber es gilt,<br />

diese Forschung stärker an die Bedürfnisse<br />

der Praxis heranzuführen. Die Rückkoppe-<br />

lung mit der Wirtschaft, das so gewonnene<br />

Anwendungswissen kommt auch wieder der<br />

Die Geschichte der Wissenschaft ist eigentlich nichts anderes als eine große Beispielsammlung für<br />

diese Veränderungen, die freilich oft so langsam verlaufen, dass sie in einzelnen Leben kaum<br />

wahrgenommen werden können, sich in einer historischen Betrachtungsweise aber drastisch<br />

offenbaren.<br />

Bernhard Pelzl<br />

akademischen Forschung zugute. Die bishe-<br />

rigen Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft beschränken sich nach wie<br />

vor auf Großunternehmen.<br />

Vision<br />

Qualifizierung und Weiterbildung werden als<br />

zentrale Grundlage für Innovation anerkannt<br />

und gefördert. In der <strong>Steiermark</strong> wird sowohl<br />

Spitzenausbildung als auch eine qualitativ<br />

hochwertige Facharbeiterausbildung ange-<br />

boten. In vielen Unternehmen sind Lernen<br />

und Arbeiten eng verzahnt, dabei wird neu-<br />

este Technologie (eLearning) eingesetzt.<br />

Die wissenschaftliche Forschung wird geför-<br />

dert, muss sich aber dabei auch an ihrer<br />

Marktrelevanz messen lassen und die Koo-<br />

peration mit der Wirtschaft suchen. Dies<br />

erfolgt auch über fortgeschrittene Instru-<br />

mente wie Spin-offs, Kompetenzzentren,<br />

CD-Labors.


Aktion<br />

Die <strong>Steiermark</strong> braucht eine gezielte und<br />

aktive Arbeitsmarktpolitik, die sich an den<br />

Bedürfnissen des raschen technologischen<br />

Wandels und an <strong>Zukunft</strong>sbranchen orien-<br />

tiert. Momentan zeigt sich in einigen Bran-<br />

chen ein Fachkräftemangel, der sich in den<br />

kommenden Jahren noch verstärken wird.<br />

Dem muss entgegen gewirkt werden.<br />

Das System der dualen Ausbildung gilt es<br />

abzusichern und auszubauen. Vorrangiges rischen Unternehmen dient als Plattform,<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Ziel ist die Verbesserung der Qualität der um fächerübergreifende Kooperationen zwi- Innovation<br />

Ausbildung, die Schaffung zusätzlicher schen allen Berufsschulen zu ermöglichen.<br />

Lehrstellen und die Imageverbesserung der<br />

Lehre. Qualifikation auf allen Ebenen: von<br />

den Haupt- und Berufsschulen über den<br />

Sekundärbereich bis zu den Universitäten<br />

und Fachhochschulen.<br />

Weiterbildungsprogramme sind zu fördern,<br />

die regionale Qualifikationsdefizite decken<br />

oder die Stärkung von zwischenbetrieblichen<br />

Qualifikationsvorhaben im Auge haben.<br />

Erforderlich ist die Forcierung von techni-<br />

schen Lehrberufen mit gezielter Weiterent-<br />

wicklung für spezielle Sachbereiche und<br />

damit eine Hinführung zur HTL-Matura.<br />

Die Außen- und Transferinstitute der Univer-<br />

sitäten müssen stärker an die Wirtschaft<br />

angebunden werden, etwa durch eine enge<br />

Kooperation mit der SFG.<br />

Ausbildung der Innovationsmanager: Gefor-<br />

dert wird die Errichtung eines Innovations-<br />

management-Lehrganges, denn Innova-<br />

tionsvorhaben erfordern systematisches<br />

Management, um die Komplexität und das<br />

Risiko zu bewältigen.<br />

Stärkere Vernetzung und Kooperation zwi-<br />

schen Berufsschulen und Unternehmen kön-<br />

nen helfen, Innovationen verstärkt auch in<br />

die traditionellen Bereiche hineinzutragen.<br />

Vergabe von F&E-Aufträgen an die Berufs-<br />

schulen. Ein einmal jährlich stattfindender<br />

Berufsschulgipfel unter Einbindung der stei-<br />

Das duale System in der Lehrlingsausbil-<br />

dung muss weiter gefördert werden, dies<br />

unter Berücksichtigung besonderer Anforde-<br />

rungen für besonders Begabte (High Poten-<br />

tials) sowie Jugendliche mit Beeinträchti-<br />

gungen.<br />

Erforderlich ist der Ausbau der Beratungs-<br />

möglichkeiten durch Berufsfindungsbeglei-<br />

Jeder technische, wirtschaftliche, medizinische Fortschritt muss dem Menschen dienen – wirklicher<br />

Fortschritt ist am menschlichen Maß zu erkennen und zu messen.<br />

Waltraud Klasnic<br />

ter, die Jugendliche bei der Suche nach<br />

einer Lehrstelle oder auch einer weiterfüh-<br />

renden Schule unterstützen. Gefordert wird<br />

der Ausbau der finanziellen Unterstützung<br />

für die berufliche Weiterbildung von Lehr-<br />

lingen in Form von Bildungsschecks (etwa<br />

für besondere Qualifizierungen oder die Vor-<br />

bereitung zur Berufsmatura).<br />

Innovationen bedeuten gerade für KMU<br />

Herausforderungen im Bereich Personal-<br />

entwicklung sowie Umgang mit Verände-<br />

rungen (Change Management). Hier gilt<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 105<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


es, die 2005 gestarteten Pilotprojekte<br />

in ein reguläres Förderprogramm umzu-<br />

wandeln.<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für nicht be-<br />

schäftigte Personen sollen in der KMU-Stif-<br />

tung ausgebaut werden, um damit dem<br />

Fachkräftebedarf gerecht zu werden.<br />

Absicherung und Ausbau der Qualifizie-<br />

rungsinitiative für Beschäftigte nach 2006.<br />

Derzeit werden jährlich 3,7 Millionen Euro<br />

aus Mitteln des Landes im Rahmen des<br />

steirischen Ziel-2-Programms und des Eu-<br />

ropäischen Sozialfonds zur Verfügung ge-<br />

stellt.<br />

Erfahrung<br />

Die <strong>Steiermark</strong> steht im weltweiten wirt-<br />

schaftlichen und wissenschaftlichen Wett-<br />

bewerb der Regionen. Konkurrenzfähigkeit<br />

und Aufholgeschwindigkeit der Niedriglohn-<br />

länder und Wachstumsmärkte in Osteuropa<br />

und Asien nehmen massiv zu. Dies stellt<br />

einerseits eine ernsthafte Herausforderung<br />

für die europäischen Industrienationen dar,<br />

bietet aber andererseits Chancen zur Er-<br />

schließung neuer, dynamischer Absatz-<br />

märkte.<br />

Die <strong>Zukunft</strong> bringt für die <strong>Steiermark</strong> als<br />

Drehscheibe in der neuen europäischen<br />

Landkarte sowohl Chancen als auch Her-<br />

106<br />

Die <strong>Steiermark</strong> braucht eine Schwerpunkt-<br />

setzung im lebenslangen Lernen durch den<br />

Ausbau maßgeschneiderter Weiterbildungs-<br />

programme an den Universitäten und Fach-<br />

hochschulen.<br />

eLearning – das Lernen unter Einsatz moder-<br />

ner Kommunikationstechniken wie Internet<br />

– muss als wesentliche Säule der betriebli-<br />

chen Weiterbildung verstanden werden. Da-<br />

her ist der verstärkte Einsatz von eLearning,<br />

gerade im betrieblichen Umfeld, zu unter-<br />

stützen. Dies geschieht durch Förderung von<br />

eLearning-Initiativen in Unternehmen (etwa<br />

bei der Anschaffung von Infrastruktur und der<br />

Aufbereitung von Lehrinhalten).<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist die führende F&E-Region<br />

in Südosteuropa (vom Technologienehmer<br />

zum Technologiegeber)<br />

ausforderungen. Durch die EU-Erweiterung<br />

ergeben sich für die <strong>Steiermark</strong> neue Mög-<br />

lichkeiten der interregionalen Zusammenar-<br />

beit im südosteuropäischen Raum sowie der<br />

Ansiedelung von regionalen Headquarters<br />

als „Tor zum Osten“. Gleichzeitig bedeutet<br />

die Lage an der Schnittstelle der EU-Erwei-<br />

terung aber auch verstärkten Konkurrenz-<br />

druck durch benachbarte neue Ziel-1-För-<br />

dergebiete.<br />

Der Export ist für die <strong>Steiermark</strong> ein wich-<br />

tiger Konjunkturmotor, durch den rund<br />

50 % des Bruttoinlandsprodukts erwirt-<br />

schaftet werden. Das bedeutet, dass jeder<br />

zweite Arbeitsplatz vom Erfolg der Export-<br />

aktivitäten abhängig ist. Erfolg im Export


kann überwiegend nur durch innovative Pro-<br />

dukte gesichert werden. Eine hohe Export-<br />

orientierung erzwingt damit auch eine hohe<br />

Innovationsorientierung. Im internationalen<br />

Vergleich ist die <strong>Steiermark</strong> eine kleine Re-<br />

gion, der Blick über die Regionsgrenze ist<br />

somit unerlässlich. Auch für die regionale<br />

Technologiepolitik ist die grenzüberschrei-<br />

tende und internationale Dimension ein we-<br />

sentlicher Erfolgsfaktor, wobei der Raum der<br />

EU-<strong>Zukunft</strong>sregion als spezifischer Fokus<br />

dienen sollte. Diese Region umfasst 17 Milte und Dienstleistungen. In den nächsten<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

lionen Menschen in Österreich, Italien, Slo- acht bis zehn Jahren soll die Anzahl der Innovation<br />

wenien, Ungarn und Kroatien. Ziel der In- exportierenden Unternehmen in der Steierternationalisierung<br />

aus technologiepolitimark um 50 % gesteigert werden.<br />

scher Perspektive ist, die wirtschaftliche<br />

Integration innerhalb der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />

voranzutreiben, um über Kooperations-,<br />

Kosten- und Größenvorteile die Wettbe-<br />

werbsfähigkeit der <strong>Steiermark</strong> zu steigern.<br />

Insbesondere KMU ist auf diesem Wege die<br />

Beteiligung an Globalisierungsprozessen zu<br />

ermöglichen. Die Internationalisierungsiniti-<br />

ativen des Landes sind hierfür zu koordinie-<br />

ren (z.B. ICS) und mit Hilfe der zukünftigen<br />

Strukturfondsprogramme (Ziel: territoriale<br />

Zusammenarbeit) zu intensivieren.<br />

Vision<br />

Unsere Vision ist: Die <strong>Steiermark</strong> ist die<br />

Region mit Innovationsführerschaft in ei-<br />

nem Markt mit 17 Millionen Menschen (EU-<br />

<strong>Zukunft</strong>sregion). Die <strong>Steiermark</strong> hat eine<br />

Best Practice Position innerhalb der europä-<br />

ischen Regionen inne und konkurriert mit<br />

den führenden Regionen in Finnland,<br />

Schweden, Irland oder den Niederlanden.<br />

<strong>Steirische</strong> Unternehmen weisen eine inten-<br />

sive Involvierung in EU-Programme auf.<br />

KMU sind in die internationalen Vertriebs-<br />

schienen von Großunternehmen eingebaut.<br />

Dies soll sich auch in messbaren Größen<br />

niederschlagen: Derzeit exportieren rund<br />

2.300 steirische Unternehmen ihre Produk-<br />

Aktion<br />

Erforderlich sind die Steigerung der Export-<br />

aktivitäten sowie die Unterstützung von<br />

grenzüberschreitenden Wertschöpfungsket-<br />

Die Erweiterung der EU kann vor allem für den Süd-Osten Österreichs als Chance gesehen werden.<br />

Unternehmen in diesen Regionen haben Standortvorteile und können (zumindest fürs nächste) von<br />

Informationsvorteilen und schon existierenden Export-Import-Beziehungen profitieren.<br />

Michael Steiner<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 107<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

ten.<br />

Forschungs- und Technologiekooperationen<br />

müssen forciert werden. Dabei ist auf<br />

Akteure wie Kompetenzzentren zu setzen,<br />

die bereits über internationale Netzwerke<br />

verfügen.<br />

Ein institutionalisiertes Benchmarkingver-<br />

fahren zur regelmäßigen Überprüfung der<br />

Positionierung der <strong>Steiermark</strong> im interna-<br />

tionalen Innovationsfeld ist einzuführen.<br />

Dabei gilt es, sich an den besten Regionen<br />

zu orientieren. Nicht der Vergleich mit an-


deren österreichischen Bundesländern, son-<br />

dern mit den Top-Regionen, etwa in der<br />

Schweiz, in Schweden oder Finnland muss<br />

das Ziel sein.<br />

Ausbau der Internationalisierungscenter<br />

<strong>Steiermark</strong> (ICS): Diese Serviceeinrichtun-<br />

gen unterstützen steirische Unternehmen<br />

bei ihren Schritten auf neue Märkte. Dies<br />

geschieht durch Informationen und Förde-<br />

Ich begrüße die Vision einer Wirtschaftsregion, die sich nicht nur an nationalstaatlichen Grenzen<br />

orientiert, sondern Regionen zusammenführt, die eine gemeinsame <strong>Zukunft</strong> verbindet. In dieser neuen<br />

„EU-<strong>Zukunft</strong>sregion“ kann und wird sich die <strong>Steiermark</strong> als das innovative und dynamische Herz der<br />

Region positionieren. Die steirischen Innovationsgespräche und die Arbeit des innoregio styria-<br />

Netzwerkes sind in dieser Diskussion zu begrüßen und ein wichtiger Baustein.<br />

Dieter Hundt<br />

rungen, Hilfe bei der Suche nach regionalen<br />

Partnern bis zu juristischer Beratung. 2004<br />

wurde bereits ein Business Center in Zagreb<br />

eröffnet. Pro Jahr sollen ein bis zwei weite-<br />

re Zentren in wichtigen Ballungsräumen<br />

gegründet werden.<br />

Ausbau des RIST-Programms (Regionale<br />

Internationalisierung der <strong>Steiermark</strong>). Die-<br />

Die Voraussetzung für eine nachhaltige positive Entwicklung der steirischen Wirtschaft ist wie überall<br />

die Innovation innerhalb der Unternehmen. Die Innovation ist die Grundlage für den Erfolg eines<br />

Unternehmens und bildet die Voraussetzung, dass es im Kreislauf der Wirtschaft überhaupt bestehen<br />

kann. Die Summe aller Innovationen in einer Region ist der Ausdruck ihrer zukünftigen<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Alfred H. Heinzel<br />

ses Programm unterstützt Unternehmen bei<br />

der Marktöffnung und Marktsicherung in<br />

bestimmten Zielgebieten. Kooperationen be-<br />

stehen zurzeit mit Regionen in Kroatien,<br />

Polen und Serbien. Diese Kooperationen<br />

sollen kontinuierlich ausgebaut werden.<br />

108


Das Land der Bildung<br />

Der Wunsch nach und der Bedarf an hochwertigen Bildungseinrichtungen<br />

sind da. Es gilt, unsere vielfältige Bildungslandschaft zu fördern.


Bildung gehört zu den Lebensfragen unserer<br />

Zivilisation. Sie prägt die einzelnen Men-<br />

schen ebenso wie die Gesellschaft und be-<br />

stimmt damit die Handlungsräume der Zu-<br />

kunft. Unsere wirtschaftliche, politische<br />

und kulturelle Entwicklung hängt entschei-<br />

dend davon ab, wie gut es uns gelingen<br />

wird, für mehr Menschen bessere Bil-<br />

dungschancen zu schaffen. Die Menschen<br />

unseres Landes sind unser wichtigster „Roh-<br />

stoff“, sie müssen deshalb mit ihren vielfäl-<br />

tigen Begabungen entsprechend gefördert<br />

werden. Dafür bedarf es des bestmöglichen<br />

Bildungssystems. Bildung dient aber nicht<br />

nur der Vorbereitung auf den Beruf, sondern<br />

ermöglicht die<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Entfaltung der eigenen Per- Durch die<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Vernetzung aller Beteiligten ist<br />

Bildung<br />

sönlichkeit und die aktive Teilnahme an es leichter möglich, die notwendigen Verder<br />

Gesellschaft. Diese Ziele stehen nicht änderungen für ein zukunftsorientiertes<br />

nebeneinander, sondern ergänzen sich und Qualifikations- und Bildungssystem umzu-<br />

bauen aufeinander auf.<br />

Ein Land mit der Wirtschaftskraft der Stei-<br />

ermark braucht mehr exzellent ausgebildete<br />

Menschen. Die Voraussetzungen in der Stei-<br />

ermark sind dafür sehr gut. Durch das di-<br />

rekte Einfließen von Forschung und Ent-<br />

wicklung in die wirtschaftliche Produktion<br />

und den intensiven Austausch zwischen<br />

Wirtschaft und Wissenschaft hat sich das<br />

Land als international anerkannter High-<br />

tech-Standort einen Namen gemacht. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> ist aufgrund ihrer anerkannten<br />

Kompetenz in den Bereichen Forschung,<br />

Entwicklung, Bildung und Ausbildung at-<br />

traktiv für internationale Unternehmen, Leh-<br />

rende, Forscherinnen und Forscher sowie<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie<br />

spielt aufgrund ihrer Infrastruktur, ihrer Er-<br />

fahrungen und Netzwerke eine aktive Rolle<br />

im internationalen kulturellen und wirt-<br />

schaftlichen Austausch.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat außerdem als erstes<br />

Bundesland Österreichs ein ganzheitliches<br />

Bildungsressort eingerichtet, das tausende<br />

von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerin-<br />

nen und Schülern sowie Eltern vereint.<br />

setzen.<br />

Aber Bildung ist ein weitschichtiger Begriff,<br />

und jede/r versteht darunter etwas anderes.<br />

Universitäten steigern die Standards des humanen Selbstverständnisses, kultivieren das Leben und<br />

reflektieren gesellschaftliche und politische Prozesse. Sie spiegeln den geistigen Anspruch eines<br />

Landes. Das allein rechtfertigt ihre staatliche Finanzierung.<br />

Kristina Edlinger-Ploder<br />

Die 50 Thesen der Weiß-Grünen Bildungs-<br />

plattform der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> reichen<br />

deshalb von der „Herzensbildung“ über die<br />

Neuen Medien hin zu den Kindergärten und<br />

zur Erwachsenenbildung. Wir fragen deshalb<br />

auch nicht nach der <strong>Zukunft</strong> der Bildung,<br />

sondern nach der <strong>Zukunft</strong> der Menschen und<br />

nach dem, was wir für sie tun können, damit<br />

diese <strong>Zukunft</strong> gut wird.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 111<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Die <strong>Zukunft</strong> der Studierenden und der<br />

Wissenschafter(innen) an den Universitäten und<br />

Fachhochschulen<br />

Erfahrung<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land des Wissens.<br />

Mit fünf Universitäten, den beiden Anbie-<br />

tern von Fachhochschul-Studiengängen, FH<br />

Joanneum und Campus 02, sowie der lan-<br />

deseigenen Forschungseinrichtung Joanne-<br />

um Research verfügt es über ein breites<br />

Spektrum an verschiedensten Forschungs-<br />

einrichtungen. Dieser Standortvorteil – die<br />

größte Wissens- und Forschungslandschaft<br />

außerhalb des Wiener Raumes – kommt<br />

nicht nur der heimischen Wirtschaft zugute,<br />

sondern strahlt über unsere Landesgrenzen<br />

hinaus aus, insbesondere in den südost-<br />

europäischen Raum.<br />

Im Mai 2001 hat die Steiermärkische Lan-<br />

desregierung die Errichtung des „<strong>Zukunft</strong>s-<br />

fonds <strong>Steiermark</strong>“ beschlossen. Dieser hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, innovative und zu-<br />

kunftsweisende Projekte zu fördern, um den<br />

Standort <strong>Steiermark</strong> zu stärken und ihn auf<br />

die europäischen und globalen Herausforde-<br />

rungen der nächsten Jahrzehnte vorzuberei-<br />

ten. Durch die Unterstützung der Bereiche<br />

Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Techno-<br />

logie, Qualifikation, Jugend sowie Kunst und<br />

Kultur werden besondere Impulse für die<br />

künftige Entwicklung der <strong>Steiermark</strong> gesetzt.<br />

Die Leistungen unserer Wissenschafterin-<br />

nen und Wissenschafter schlagen sich auch<br />

in der hohen wirtschaftlichen Leistungsfä-<br />

112<br />

higkeit des Landes nieder. Vom Automobil-<br />

cluster über die Nano-Forschungsoffensive,<br />

die „INGE St.-Initiative Gehirnforschung<br />

<strong>Steiermark</strong>“ und den Humantechnologie-<br />

cluster hin zu den österreichweit meisten<br />

Kompetenzzentren präsentieren sich die<br />

Ergebnisse einer zukunftsorientierten, nach-<br />

haltigen und umsichtigen Wissenschafts-<br />

und Wirtschaftspolitik. Die <strong>Steiermark</strong> ist<br />

bemüht, die „besten Köpfe“ zu „produzie-<br />

ren“ bzw. von außen zu holen und hier im<br />

Land zu beschäftigen.<br />

Mit dem Universitätsgesetz 2002 sind die<br />

Chancen und die Risiken für die österreichi-<br />

Vielfalt von Wissenschaft und Lehre ist eine Stärke der Universitäten, Monokulturen sind – nicht nur<br />

in der Landwirtschaft – extrem katastrophenanfällig.<br />

Edith Gößnitzer<br />

schen Universitäten größer geworden. Die<br />

Autonomie gibt ihnen die Möglichkeit zur<br />

Profilbildung und zur rascheren Anpassung<br />

des Angebotes an die Bedürfnisse der Stu-<br />

dierenden. Das geht aber nur, wenn der<br />

Staat seine Aufgabe, die Universitäten wei-<br />

ter zu erhalten, ernst nimmt. Der „Dop-<br />

pelcharakter“ (Emil Brix) von universitärer<br />

Autonomie in der Aufgabenerfüllung bei<br />

gleichzeitiger staatlicher Finanzierung gibt<br />

ihnen eine spezifische Stellung, die sie von<br />

anderen Wissensanbietern unterscheidet.<br />

Dabei geht es nicht nur um die Gewährleis-<br />

tung entsprechender Budgets, sondern auch<br />

und vielmehr um das klare Bekenntnis, Wis-<br />

senschaft und Forschung als wichtigen Be-<br />

standteil unserer Gesellschaft ernst zu neh-


men und zu unterstützen. Der freie Hoch-<br />

schulzugang, die Höhe und Abänderbarkeit<br />

der Studiengebühren und so weiter sind<br />

Fragen, die die Politik aufzugreifen hat und<br />

die auf breiter gesellschaftlicher Basis dis-<br />

kutiert werden müssen.<br />

Die Universitäten sind ein wichtiger mei-<br />

nungsbildender Faktor. Zahlreiche Wissen-<br />

schafterinnen und Wissenschafter beteiligen<br />

sich täglich und auf verschiedenste Art und<br />

Weise am gesellschaftlichen Meinungsbil-<br />

gemeinsamen Europa, zumindest, wenn nicht mehr. Um in diesem globalen Wettbewerb auch<br />

bestehen zu können, bedarf<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

es neuer Strategien und Strukturen, und<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

daher auch geänderter Bildung<br />

rechtlicher Rahmenbedingungen.<br />

Hans Sünkel<br />

dungsprozess. Täglich hören zigtausende von<br />

Studierenden Vortragende in universitären<br />

Lehrsälen beziehungsweise tauschen sich<br />

untereinander aus. Die Universitäten sind ein<br />

Boden, auf dem nicht nur Wissen entsteht<br />

und weitergegeben wird, sondern auch Mei-<br />

nungen und Werthaltungen. Dieser Freiraum<br />

muss von der Politik geschützt und abgesi-<br />

chert werden. Die Universitäten dürfen nicht<br />

zu Massenausbildungsmaschinen für mög-<br />

lichst „brauchbare“ Studien verkommen.<br />

Scheinbar nicht marktkonforme Kreativität,<br />

Grundlagenforschung und vermeintliche „Or-<br />

chideenstudien“ (dazu zählt heute im Grunde<br />

schon jedes Studium, das nicht technisch,<br />

naturwissenschaftlich oder wirtschaftlich<br />

ausgerichtet ist) dürfen nicht zu einem ge-<br />

duldeten „Luxus“ degradiert werden.<br />

Die Fachhochschulen sind mit ihrer praxis-<br />

bezogenen Ausbildung auf Hochschulniveau<br />

ein wichtiger und unverzichtbarer Teil des<br />

Ausbildungsangebotes im tertiären Bil-<br />

dungssektor. Mit 23 Studiengängen ist die<br />

<strong>Steiermark</strong> einer der führenden Anbieter von<br />

FH-Studiengängen in Österreich. Abge-<br />

stimmt auf die Stärkefelder der steirischen<br />

Wirtschaft tragen diese Studiengänge we-<br />

sentlich zu einer Aufwertung des Wissens-<br />

und Wirtschaftsstandortes und zu einer<br />

Stärkung des Humankapitals bei.<br />

Anders als die Universitäten dürfen die<br />

Fachhochschulen entscheiden, wie viele<br />

und welche Studierenden sie aufnehmen,<br />

Was die Universitäten betrifft, so treten diese ein in einen internationalen Wettbewerb, in einem<br />

da ihr Angebot viel deutlicher als jenes der<br />

Universitäten „nachfrageorientiert“ ist. Inso-<br />

fern besteht aber auch eine wichtige wech-<br />

selseitige Abhängigkeit: Die Universitäten<br />

eröffnen durch ihr breites und allen zugäng-<br />

liches Studienangebot ein weites Feld an<br />

Ausbildungsmöglichkeiten, aus denen sich<br />

die jungen Menschen die ihnen am meisten<br />

zusagende aussuchen können. Hier kommt<br />

den Universitäten, insbesondere der Karl-<br />

Franzens-Universität Graz als „Volluniversi-<br />

tät“ mit rund 50 verschiedenen Studienrich-<br />

tungen, eine besondere Rolle zu, da sie die<br />

breite Masse der Studierenden (derzeit rund<br />

50.000 in der <strong>Steiermark</strong>) beherbergen.<br />

Deshalb muss die Zusammenarbeit zwi-<br />

schen den Universitäten und den Fachhoch-<br />

schulen verstärkt werden, um Synergien zu<br />

nutzen. Die Einrichtung eines Universitäts-<br />

sportinstituts für alle war ein erster Schritt,<br />

an einem gemeinsamen Zentrum für Sozia-<br />

le Kompetenz wird gearbeitet.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 113<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Vision<br />

Ein wesentliches Merkmal für den Fachhochschulsektor ist das grundlegende Bekenntnis zur<br />

Durchlässigkeit im Bildungssektor.<br />

Claus J. Raidl<br />

Die Universitäten dürfen nicht auf reine<br />

Ausbildungsbetriebe reduziert werden. Die<br />

zu erwartende Aufhebung der Zugangsbe-<br />

schränkungen von Studierenden aus ande-<br />

ren EU-Staaten durch den Europäischen<br />

Gerichtshof (EuGH) macht die Diskussion<br />

um den freien Hochschulzugang notwendig.<br />

Das EuGH-Urteil ist zwar der Anlassfall da-<br />

für, nicht aber die Ursache, denn in Zeiten<br />

stagnierender Universitätsbudgets wird die<br />

Frage der Finanzierung der universitären<br />

Lehre von zentraler Bedeutung. Die Studie-<br />

renden erwarten sich die bestmögliche Aus-<br />

bildung, in Zeiten ohnehin knapper Ressour-<br />

cen muss aber die Frage erlaubt sein, wie<br />

die Verteilung der Lehrbudgets zwischen<br />

Massenstudien und Fächern mit weniger<br />

Studierenden aussehen soll. Nimmt man<br />

die Autonomie der Universitäten ernst, dann<br />

muss man ihnen auch die Steuerung der<br />

Ressourcenallokation ermöglichen.<br />

Die hauptsächliche Verantwortung, den jun-<br />

gen Menschen eine Perspektive zu geben,<br />

liegt aber bei der Politik. Der Gesetzgeber<br />

kann nicht aus seiner Verantwortung entlas-<br />

sen werden, und es liegt an ihm, das Sys-<br />

tem richtigzustellen. Unterschiedliche Rege-<br />

lungen an den österreichischen Universitä-<br />

ten würden erneut Erklärungsbedarf und<br />

Unverständnis auslösen.<br />

114<br />

Die Frage des Sinns von Eingangstests, der<br />

Einführung eines Numerus clausus, von<br />

Orientierungsprüfungen und so weiter muss<br />

gestellt und möglichst breit und frei von<br />

Emotionen und Ideologien diskutiert wer-<br />

den. Dies mag schmerzhaft sein, ist aber<br />

unvermeidbar. Begabungsprüfungen sind<br />

heute an den Fachhochschulen, bei Sport-<br />

und Kunststudien durchaus üblich, und sie<br />

Wir sollten aber prüfen, ob nicht doch die <strong>Zukunft</strong> im Angebot an umfassender Bildung liegt, wie sie<br />

keine andere Form der Wissensorganisation anbieten kann.<br />

Emil Brix<br />

machen mehr Sinn als Selektionen nach<br />

einem oder mehr Semestern, was zudem zu<br />

viele Ressourcen an den falschen Stellen<br />

bindet. Ein verantwortungsbewusster Um-<br />

gang mit der Lebenszeit der Studierenden<br />

verlangt, dass sie möglichst früh über ihre<br />

Studiermöglichkeiten Bescheid wissen.<br />

Die Leistungsfähigkeit der Universitäten und<br />

Fachhochschulen muss gesteigert, die Stu-<br />

dienbedingungen verbessert und für mehr<br />

Internationalität gesorgt werden. Die Steier-<br />

mark muss ein attraktiver Studienstandort<br />

für Studierende aus ganz Österreich und<br />

darüber hinaus werden. Das Universitätsge-<br />

setz 2002 (UG 2002) legt fest, dass neue<br />

Studienpläne (bis auf gewisse Ausnahmen,<br />

wie z.B. das Lehramt) den Vorgaben des<br />

„Bologna-Prozesses“ folgend nur mehr in<br />

der „Bakk.-/Mag.-Struktur“ eingerichtet<br />

werden dürfen. Die Bakkalaureatsstudien<br />

dauern drei Jahre, die Magisterstudien zwei.


Durch die Einführung dieser Struktur in den<br />

meisten europäischen Staaten soll die<br />

wechselseitige Anerkennung von Studien<br />

erleichtert und somit den österreichischen<br />

Absolventinnen und Absolventen im europä-<br />

ischen Hochschulraum bessere Chancen<br />

eingeräumt werden. Es wird im Interesse<br />

unserer Studierenden liegen, diese Umstel-<br />

lung verhältnismäßig rasch in Angriff zu<br />

nehmen.<br />

Bei allem Verständnis für Praxisorientierung<br />

darf aber dabei auf die theoretische Fundie-<br />

rung nicht vergessen werden. Die Welt ist<br />

hoch komplex und in einem ständigen Wan-<br />

del, welche „employability“<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

soll da von den In diesem<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Fall muss aber eine Abkehr vom<br />

Bildung<br />

Studierenden erwartet werden? Die univer- freien Zugang zu allen Studienrichtungen<br />

sitäre Bildung darf deshalb nicht auf das<br />

„Nützliche“ reduziert werden, sondern muss<br />

auch weiterhin die „Umwegsrentabilität“<br />

der Persönlichkeitsbildung der Akademike-<br />

rinnen und Akademiker im Auge haben.<br />

Die Öffnung nach Europa gilt auch für die<br />

Fachhochschulen, außerdem ist die Frauen-<br />

rate in manchen Studiengängen noch immer<br />

verhältnismäßig niedrig. Weiters muss die<br />

Durchlässigkeit des Bildungssystems zwi-<br />

schen den Universitäten und Fachhochschu-<br />

len verbessert werden. Absolventinnen und<br />

Absolventen eines FH-Bakkalaureats müs-<br />

sen die Möglichkeit haben, bei Vorliegen der<br />

entsprechenden Voraussetzungen ein Magis-<br />

terstudium an der Universität fortsetzen zu<br />

können, das Gleiche gilt für die Einstiegs-<br />

möglichkeiten in Doktoratsstudien.<br />

Die Verkürzung der Studiendauer durch die<br />

Umstellung auf „Bakk./Mag.“ ist nur sinn-<br />

voll, wenn sie mit einem konsequenten Aus-<br />

bau der Weiterbildung („lebensbegleitendes<br />

Lernen“) kombiniert wird. Wiedereinstiegs-<br />

möglichkeiten für Bakkalaureatsabsolven-<br />

tinnen und -absolventen, berufsbegleitende<br />

Studien und so weiter müssen möglich sein.<br />

Wenn wir Europäer mehr neue Ideen wollen, müssen wir vor allem drei Punkte beachten. Wir müssen<br />

rigoros, aber fair die besten Forschertalente auswählen. Wir müssen ihnen die nötigen Mittel geben.<br />

Und wir müssen sie dann ihrem Forscherinstinkt folgen und für angemessene Zeit frei forschen lassen.<br />

Gottfried Schatz<br />

möglich und erlaubt sein. Sonderprogram-<br />

me für Berufstätige sind nur dann finanzier-<br />

und planbar, wenn man von bestimmten<br />

Höchstteilnehmer(innen)zahlen ausgeht,<br />

Praxisplätze und so weiter stehen in vielen<br />

Bereichen nicht unbegrenzt zur Verfügung.<br />

Überhaupt wird sich die gängige und eher<br />

starre Einteilung des Lebens in Phasen auf-<br />

Aber: Krise ist immer. Und die neuen Herausforderungen müssen unseren Blick für neue Wege und<br />

Ideen schärfen.<br />

Helmut Konrad<br />

lösen. Zeiten der Arbeit, der Fortbildung und<br />

des Einsatzes für die Familie (Karenz, Pfle-<br />

gezeiten usw.) werden sich abwechseln,<br />

was die Schaffung und Anpassung der ent-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 115<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


sprechenden Teilzeit- und Finanzierungsmo-<br />

delle voraussetzt. Die lebenslange Anstel-<br />

lung in ein und demselben Arbeitsgebiet,<br />

womöglich noch beim gleichen Arbeitgeber,<br />

wird seltener werden. Neben dem Wechsel<br />

des Arbeitsgebiets wird auch der Wechsel<br />

vom Arbeitnehmer/von der Arbeitnehmerin<br />

zur freiberuflichen Tätigkeit oder zur eige-<br />

nen Unternehmensgründung häufiger wer-<br />

den. Zu einem höheren Ausmaß als heute<br />

werden Absolventinnen und Absolventen<br />

selbstständig arbeiten – „Entrepreneurship“<br />

ist gefragt.<br />

Was bedeutet das für die Universitäten? Die<br />

Studierenden werden von ihrem Ausbil-<br />

dungsstand und ihrem Vorwissen deutlich<br />

heterogener als heute sein. Je nach Lebens-<br />

phase und Bildungsziel werden die Anfor-<br />

derungen unterschiedlich sein. Die Univer-<br />

sitäten werden sich in der Lehre mehr als<br />

moderne Dienstleisterinnen verstehen müs-<br />

sen und somit nicht umhinkommen, den<br />

Einsatz der neuen Medien in der Lehre so-<br />

wie das verstärkte Eingehen auf die Bedürf-<br />

nisse des Arbeitsmarktes und der Studieren-<br />

den bei der Erstellung der Curricula und der<br />

Administration der Studienangelegenheiten<br />

in den Mittelpunkt zu stellen.<br />

Doktoratsstudien werden künftig „professio-<br />

neller“, das heißt die „Nebenerwerbsdokto-<br />

116<br />

randinnen und -doktoranden“ werden in<br />

vielen Bereichen durch Forschungsassisten-<br />

tinnen und -assistenten ersetzt, wie es im<br />

technisch-naturwissenschaftlichen Bereich<br />

ohnehin bereits oft der Fall ist.<br />

Die durch das Schlagwort Autonomie geforderte Eigenverantwortung kann nicht innerhalb von zwölf<br />

Monaten gelernt werden, wurden doch die BeamtInnen während der letzten drei bis vier Jahrzehnte<br />

eher angehalten, hinsichtlich jeglicher Entscheidungen im Ministerium in Wien rückzufragen. Dies hat<br />

sich seit dem Universitätsgesetz 2002 dramatisch geändert, da sämtliche Entscheidungen in den<br />

einzelnen Fachbereichen eigenständig und eigenverantwortlich getroffen werden sollen. Dies stellt<br />

jedoch die Universitäten und die Universitätsleitungen vor nicht unerhebliche Probleme, zumal diese<br />

Eigenverantwortung gelernt werden muss.<br />

Alfred Gutschelhofer/Martin Polaschek<br />

Aktion<br />

Um den Wettbewerbsvorteil des Wissens-<br />

standorts <strong>Steiermark</strong> zu halten, müssen<br />

Politik und Wirtschaft weiterhin sowohl die<br />

Infrastruktur als auch die Ressourcen zur<br />

Verfügung stellen, damit auch künftig wis-<br />

senschaftliche Höchstleistungen hervorge-<br />

bracht werden können. Die Universitäten<br />

der <strong>Zukunft</strong> sind weltoffen, flexibel und kre-<br />

ativ. Sie werden auf soliden Grundlagen<br />

Menschen Bildung vermitteln, Verantwor-<br />

tung lehren und Exzellenz fördern. Die Po-<br />

litik ist gefordert, dafür die Rahmenbedin-<br />

gungen zu gewährleisten, um die univer-<br />

sitäre Autonomie sowie die Unabhängigkeit<br />

von Wissenschaft und Forschung zu si-<br />

chern.<br />

Unabhängig von einer Realisierung des von<br />

Anton Zeilinger vorgeschlagenen Konzepts<br />

einer Eliteuniversität sollte man jedenfalls<br />

vorhandene Stärken stärken. Die Karl-Fran-<br />

zens-Universität Graz und die Technische<br />

Universität Graz haben mit ihrem Projekt<br />

der „NAWI Graz“ eine in den Bereichen<br />

Chemie, Physik, Mathematik und Geo-


wissenschaften (hier in erweiterter Zusam-<br />

menarbeit mit der Montanuniversität Leo-<br />

ben) für Österreich beispielgebende Koope-<br />

ration begonnen. Die Förderung und<br />

Vernetzung von Stärken vor Ort („Centers of<br />

Excellence“) betont die Vielfalt und sorgt für<br />

eine fachliche und räumliche Ausgewogen-<br />

heit.<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

Die Universitäten brauchen außerdem wie-<br />

der die Ruhe, die für das Vor- und Nach-<br />

denken so wichtig ist. Es muss ihnen mög-<br />

lich sein, als kritisches Spiegelbild der Ge-<br />

sellschaft intellektuelle und kulturelle<br />

Impulse zu setzen, ohne dies sofort in irgend-<br />

welchen „Wissensbilanzen“ messen (und in<br />

Geld abgelten) zu wollen.<br />

Erfahrung <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Bildung<br />

gleich in manchen Bereichen verhältnismäßig<br />

schlecht abschneiden. Ein „Pisa-Maso-<br />

In den letzten Jahren hat sich im Schulbechismus“ ist aber nicht angebracht. Unser<br />

Gerade im Pädagogenbereich ist die Sehnsucht nach Eltern spürbar, die sich vor allem wieder verstärkt<br />

um die Erziehung der Kinder kümmern.<br />

Elisabeth Meixner<br />

reich viel verändert: der neue Lehrplan, die<br />

Einführung der Integration, die Erstellung<br />

eines Schulprogramms, das Schulprofil, die<br />

Möglichkeit der Schwerpunktsetzung, die<br />

Einführung der Berufsorientierung, die „Er-<br />

ziehungsvereinbarungen“, die Vernetzung<br />

der Schulen und vieles mehr. Seit die Er-<br />

gebnisse der PISA-Vergleichsstudie vorlie-<br />

gen, wird über das Thema Bildung und<br />

Schule lebhafter diskutiert als je zuvor, und<br />

das ist gut so. Die Kinder und Jugendlichen<br />

haben das Recht auf eine gute Bildung und<br />

Ausbildung, und es ist unsere Pflicht, uns<br />

darum zu kümmern.<br />

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der<br />

Bildungsstandort Österreich Schwächen hat<br />

und unsere Schulen im internationalen Ver-<br />

Land verfügt über genügend Potenzial, um<br />

die Mängel zu beheben. Gegenseitige<br />

Schuldzuweisungen und parteipolitische<br />

Schaukämpfe sind hier nicht gefragt, son-<br />

dern ein entschlossenes Handeln aller Be-<br />

teiligten. Nur eine gemeinsame langfristige<br />

Anstrengung kann zu Verbesserungen füh-<br />

ren. Das simple Kopieren eines anderen<br />

Systems wäre auf jeden Fall der falsche<br />

Weg, wir wollen unser Schulsystem nicht<br />

verwerfen, sondern fortentwickeln.<br />

Die Schule hat in erster Linie die Aufgabe,<br />

der heranwachsenden Generation das „Ler-<br />

nen des Lernens“ und die dazu erforderli-<br />

chen Basiskompetenzen zu vermitteln. Sie<br />

ist nicht der Ort, an dem sich alle politi-<br />

schen, moralischen und sozialen Probleme<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 117<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


unserer Gesellschaft lösen lassen. Das wür-<br />

de nicht nur die Leistungsfähigkeit des<br />

Schulwesens überfordern, sondern von sei-<br />

nen Kernaufgaben ablenken. Die Schule<br />

braucht dafür Anerkennung von verschiede-<br />

nen Seiten: Der Staat muss die notwendigen<br />

Basisressourcen bereitstellen; die Gesell-<br />

schaft muss die Bedeutung der Bildungsar-<br />

beit anerkennen; die Eltern und Familien<br />

müssen mit der Schule kooperieren.<br />

Die Familienstruktur befindet sich im Wan-<br />

del. In vielen Familien sind heute beide<br />

Eltern berufstätig, rund 15 % aller steiri-<br />

schen Kinder wachsen überhaupt in einer<br />

Alleinerzieherfamilie auf, in den meisten<br />

Fällen ist die Mutter Alleinerzieherin. Mitt-<br />

lerweile wächst ungefähr jedes vierte Kind<br />

als Einzelkind auf, mehr als 15 % der stei-<br />

rischen Kinder erfahren eine nichttraditio-<br />

nelle Familienbiografie, weil ihre Eltern von<br />

Geburt an, durch Scheidung oder einen<br />

Todesfall nicht in Partnerschaft leben. Die<br />

Schließlich gibt es aber noch eine dritte krasse Ungerechtigkeit im mehrgliedrigen österreichischen<br />

Schulsystem. So muss heute die Hauptschule nahezu 100 % der sozialen Integration von Behinderten,<br />

der Aufnahme von Migrantenkindern sowie der Eingliederung schwieriger und sozial devianter Schüler<br />

eines Jahrganges leisten. Die AHS weist derartige Aufgaben weit von sich.<br />

Bernd Schilcher<br />

Eltern geraten dadurch verstärkt unter<br />

Druck und können sich oft nicht so intensiv<br />

um die Kinder kümmern, wie diese es brau-<br />

chen würden. Dies hat natürlich Auswirkun-<br />

gen auf das Verhalten der Kinder in der<br />

Schule.<br />

118<br />

Vision<br />

Wir brauchen einen Kurswechsel in der Bil-<br />

dungspolitik. Unser Schulsystem muss<br />

mehr Kindern und Jugendlichen höhere Bil-<br />

dungsabschlüsse ermöglichen. Eine Bil-<br />

dungsreform verlangt eine gesamtöster-<br />

Wir müssen lernen, in heterogenen Gruppen – Stärkere mit Schwächeren, Ältere mit Jüngeren –<br />

zu unterrichten.<br />

Andreas Schnider<br />

reichische Kraftanstrengung aller Beteiligten<br />

und eine breite gesellschaftliche Diskussion<br />

über alle parteipolitischen und ideologi-<br />

schen Grenzen hinweg.<br />

Der entscheidende Punkt ist eine neue Lehr-<br />

und Lernkultur an unseren Schulen. Wir<br />

brauchen Schulen, wo unsere Kinder mit<br />

Freude und Neugier lernen, wo ihr Wissens-<br />

durst geweckt und gestillt wird. Wir müssen<br />

aber schon den Kindergärten eine größere<br />

Aufmerksamkeit schenken, denn sie sind<br />

die Grundlage für die gute Ausbildung der<br />

Kinder.<br />

Erfolgreich kann diese neue Bildungsreform<br />

freilich nur sein, wenn sie das Projekt der<br />

ganzen Gesellschaft wird. Wir brauchen die<br />

Aufmerksamkeit, wir brauchen das Ver-<br />

ständnis und wir brauchen die Zustimmung<br />

möglichst vieler Menschen. Diese Zustim-<br />

mung wird umso größer sein, je überzeugen-<br />

der und dauerhafter die Reform gelingt. Was


heute reformiert wird, darf nicht morgen<br />

schon wieder nachgebessert werden müs-<br />

sen. Die Schule taugt nicht als permanentes<br />

Experimentierfeld. Gemeinsam müssen wir<br />

größere Anstrengungen unternehmen, um<br />

unsere Kinder und Jugendlichen besser auf<br />

zukünftige Anforderungen vorzubereiten.<br />

Jedes Kind sollte zumindest im Jahr vor<br />

dem Schuleintritt den Kindergarten besu-<br />

chen. Neben den wichtigen Phasen des<br />

Spielens sollen in diesem Jahr bereits<br />

Grundkenntnisse des Schreibens, Lesens<br />

und Rechnens vermittelt werden.<br />

Es ist zu überlegen,<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

wie weit es sinnvoll ist, tigefrage<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

für die Eltern. Auf der anderen<br />

Bildung<br />

die Altersgruppe der 6- bis 15-Jährigen nach Seite genießen die Hauptschulen im ländli-<br />

einem gemeinsamen Modell mit starker inchen Bereich einen ausgezeichneten Ruf.<br />

nerer Differenzierung zu unterrichten. (Nen- Sie sind nicht zuletzt aufgrund der Nähe<br />

nen wir es eine „Schule des Miteinander“.)<br />

Auch aus der Pisa-Studie kann man ablei-<br />

ten, dass der Unterricht individueller, also<br />

nicht kollektiv wie jetzt, gestaltet werden<br />

müsse. Dabei müssen wir uns vom schul-<br />

politischen Grabenkampf befreien und un-<br />

ser Augenmerk auf die Bedürfnisse der Kin-<br />

der richten.<br />

Der Modellversuch des „Schulverbundes<br />

Graz West“ ermöglicht schon heute Gymna-<br />

sial- und Hauptschullehrerinnen und -leh-<br />

rern, gemeinsam an jeder der Verbundschu-<br />

len zu unterrichten. Die Kinder bekommen<br />

drei Jahre lang Zeugnisse, die nicht zwi-<br />

schen Gymnasium und Hauptschule unter-<br />

scheiden; erst in der 4. Klasse gibt es dann<br />

klar nach Leistung ein Gymnasial- oder ein<br />

Hauptschulzeugnis. Die Schülerinnen und<br />

Schüler werden in Deutsch, Englisch und<br />

Mathematik und anderen Fächern durch<br />

Teamteaching von jeweils zwei Lehrerinnen<br />

und Lehrern individuell gefordert und geför-<br />

dert, ihren Interessen wird durch spezielle<br />

Wahlangebote ab der 3. Klasse entspro-<br />

chen. Es gibt Projektunterricht und themen-<br />

zentrierten Unterricht sowie ein eigenes<br />

Fach „Soziales Lernen“.<br />

Aufgrund des ausdifferenzierten Angebotes<br />

in den Ballungsbereichen werden die Haupt-<br />

schulen dort immer mehr zur „Restschule“,<br />

der Besuch einer AHS oder BHS zur Pres-<br />

noch immer der attraktivere Schultyp, der<br />

Gleichzeitig ist Bildung aber auch der Schlüssel zur <strong>Zukunft</strong>. Sie hält neue Lösungen für alte Probleme<br />

bereit und ermöglicht es uns, ein schöneres und besseres Leben zu entwerfen.<br />

Werner Amon<br />

auch von Kindern besucht wird, die genau-<br />

so gut eine AHS oder BHS absolvieren könn-<br />

ten. Hauptschulabschluss ist deshalb nicht<br />

gleich Hauptschulabschluss, AHS-Unterstu-<br />

fen-Niveau nicht gleich AHS-Unterstufen-<br />

Niveau. De facto ist deshalb die herkömm-<br />

liche Unterscheidung in Hauptschule und<br />

AHS/BHS nicht mehr existent.<br />

Es fragt sich, wie angesichts sinkender<br />

Schüler(innen)zahlen künftig überhaupt ein<br />

solches mehrteiliges Schulangebot wohnort-<br />

nah vollständig in pädagogisch und ökono-<br />

misch vertretbarer Form aufrechterhalten<br />

werden kann. Auch die Chancengerechtig-<br />

keit darf nicht vergessen werden. Je früher<br />

Schülerinnen und Schüler auf unterschied-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 119<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


liche Bildungsgänge verteilt werden, desto<br />

schmäler wird der Zeitraum, der für schuli-<br />

sche Interventionen zum Ausgleich her-<br />

kunftsbedingter Leistungsunterschiede zur<br />

Verfügung steht, und umso stärker wird die<br />

Schultypentscheidung von Faktoren abhän-<br />

gig gemacht, die nicht mit der Eignung der<br />

Kinder in direktem Zusammenhang stehen.<br />

Statt der Entscheidung für eine bestimmte<br />

Struktur müsste deshalb die individuelle<br />

Schullaufbahn der Schülerinnen und Schü-<br />

ler im Vordergrund stehen, die durch leich-<br />

te Umstiegsmöglichkeiten die jeweils adä-<br />

quate Ausbildung ermöglicht.<br />

Unabhängig vom Schultyp muss in den<br />

Schulen Platz für Lernen und Kreativität<br />

sein. Dazu müssen sich die Schulen Zeit für<br />

die Kinder nehmen, ihren Entwicklungs-<br />

stand berücksichtigen und auf ihre jeweili-<br />

gen Begabungen und Fähigkeiten eingehen.<br />

Die Schule muss Freude bereiten, aber auch<br />

das Leistungsprinzip ist wichtig. Leistung<br />

muss gefordert und gefördert werden. Schü-<br />

lerinnen und Schüler, die sich aktiv in den<br />

Unterricht einbringen und gute Leistungen<br />

erbringen, dürfen nicht länger als „Strebe-<br />

rinnen und Streber“ denunziert werden. Die<br />

Schülerinnen und Schüler müssen „lernen<br />

wollen“, ihre Motivation soll geweckt<br />

werden. Dazu ist ein allgemeiner Mentali-<br />

tätswandel bei Schülerinnen und Schülern,<br />

Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern not-<br />

wendig.<br />

120<br />

Die Prüfungskultur muss sich wandeln; No-<br />

ten sollen weniger eine „Belohnung“ für die<br />

Schülerinnen und Schüler sein, sondern ei-<br />

ne Information über den eigenen Lernstatus.<br />

Durch die Notengebung erhält man auch<br />

Auskunft darüber, wofür jemand eher be-<br />

gabt ist und wofür eher nicht; insofern<br />

haben auch schlechte Noten ihren Wert.<br />

Aktion<br />

Folgende Forderungen der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei sind verhältnismäßig rasch umsetz-<br />

bar:<br />

Die Klassenschülerhöchstzahl soll auf 25<br />

gesenkt werden. Die Lehrerinnen und Leh-<br />

rer brauchen genügend Zeit, um auf die<br />

Schülerinnen und Schüler entsprechend ein-<br />

Gewiss bewirkt Ethikunterricht nicht, dass die Schüler zu lauter Mahatma Gandhis heranwachsen, die<br />

Schülerinnen zu lauter Müttern Teresas. Aber er fördert nachweislich die Fähigkeit zu ethischer<br />

Reflexion, vermittelt ethisch relevantes Wissen (beispielsweise Differenz zwischen aktiver und passiver<br />

Euthanasie) und insbesondere auch religionskundliches Wissen, das in einer zusehends<br />

multikulturellen und multireligiösen Lebenswelt noch relevanter werden wird.<br />

Anton Bucher<br />

gehen zu können. Nur so kann jedes Kind<br />

nach seinen speziellen Bedürfnissen behan-<br />

delt werden. Es gibt in der <strong>Steiermark</strong> noch<br />

immer einige ein- bis dreiklassige Volks-<br />

schulen. Der Wert dieser kleinen Landschu-<br />

len sollte nicht unterschätzt werden, denn<br />

sie sparen nicht nur den Kindern viele Stun-<br />

den Schulweg, sondern sind auch ein wich-<br />

tiges kulturelles Zentrum vor Ort.<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> fordert weiterhin<br />

eine stärkere Betonung des Musisch-Krea-<br />

tiven in der schulischen Ausbildung (z.B.


jede Schülerin/jeder Schüler soll mindestens<br />

ein Instrument lernen). Ebenso soll ein stär-<br />

keres Gewicht auf das Erlernen von Fremd-<br />

sprachen gelegt und diesbezüglich die schu-<br />

lische Infrastruktur ausgebaut werden (in<br />

jedem Bezirk zumindest eine bilinguale<br />

Schule). Die Internet-, Computer- und Lap-<br />

topausstattung der steirischen Schulen<br />

konnte bereits auf ein zukunftsweisendes<br />

Niveau angehoben werden, muss aber noch<br />

weiter ausgebaut werden. Die Einbeziehung<br />

neuer Medien in den Unterricht ist heute<br />

unumgänglich.<br />

Die Kinder sollten zumindest in der Pflicht-<br />

schule die Möglichkeit<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

haben, von Montag baren Matura<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

abgeschlossen werden. Letz-<br />

Bildung<br />

bis Donnerstag ganztägig pädagogisch betere sollte ein Mischsystem aus bundesweit<br />

treut zu werden. Dies darf aber kein Zwang einheitlichen Fächern und schulspezifischen<br />

sein. Ganztägige Schulformen müssen dabei Erweiterungsbereichen sein. Durch ein drei-<br />

mehr als ein Ort sein, wo die Schulzeit um<br />

ein paar Stunden verlängert wird und man<br />

gemeinsam zu Mittag isst. Das bereits in<br />

Umsetzung befindliche Modell der „Stei-<br />

rischen Tagesschule“ ist dafür wegweisend.<br />

In solchen Schulen kann besser individuell<br />

gefördert sowie fachliches und soziales<br />

Lernen miteinander verknüpft werden. Sie<br />

sind der Platz, wo soziale Abgrenzungen<br />

verhindert oder abgebaut werden können.<br />

Außerdem braucht lernen Zeit, und diese<br />

kann nicht länger dadurch gewonnen wer-<br />

den, dass die musischen und „humanisti-<br />

schen“ Fächer abgebaut werden. Und nicht<br />

zuletzt ermöglicht die <strong>Steirische</strong> Tages-<br />

schule mehr Frauen, selbst in Ganztagsjobs<br />

einzusteigen, wodurch Familie und Beruf<br />

wieder besser vereinbar werden. Bisher sind<br />

bereits 20 <strong>Steirische</strong> Tagesschulen ent-<br />

standen, die sich diesen Zielen auf unter-<br />

schiedlichen Wegen annähern. Das Modell<br />

der <strong>Steirische</strong>n Tagesschule soll ausgebaut<br />

werden.<br />

Österreich ist eines der wenigen OECD-Län-<br />

der, das keine nationalen Leistungsfeststel-<br />

lungen, sondern nur interne Prüfungen<br />

kennt. Am Ende der Volksschule sollte mit<br />

dem Primärschulabschluss ein erster Über-<br />

blick über die Kenntnisse unserer Volks-<br />

schulabgängerinnen und -abgänger erlangt<br />

werden. Die Ergebnisse dieser Prüfung sol-<br />

len auch in das Aufnahmeverfahren für die<br />

AHS einfließen. Die neun Pflichtschuljahre<br />

sollen mit dem Realschulabschluss, die Se-<br />

kundarstufe II mit einer national vergleich-<br />

stufiges Aufnahmeverfahren für die AHS,<br />

allenfalls auch für die BHS, das aus dem<br />

Primärschulabschluss, einer punktuellen<br />

Leistungsfeststellung und einem mündli-<br />

chen Prognosegespräch besteht, soll die<br />

Eignung der Kinder für diesen Schultyp bes-<br />

ser festgestellt werden können.<br />

Durch Lernzielvereinbarungen zwischen den<br />

Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerin-<br />

nen und Schülern sollen die Lernziele klar<br />

definiert werden und den Schülerinnen und<br />

Schülern die Relevanz des zu Lernenden<br />

bewusst werden. Es sollen nahtlose Über-<br />

trittsmöglichkeiten geschaffen werden, die<br />

den Wechsel zwischen zwei Schularten er-<br />

leichtern („Kein Abschluss ohne Anschluss“).<br />

Die Maturaklasse sollte nach dem ersten<br />

Semester abgeschlossen werden, damit den<br />

Schülerinnen und Schülern genug Zeit bleibt,<br />

sich auf die Matura vorzubereiten.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 121<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Erfahrung<br />

Wir brauchen Schulen, in die nicht nur die<br />

Kinder gerne gehen, sondern auch die Leh-<br />

rerinnen und Lehrer – Lehrerinnen und Leh-<br />

rer, die mit Motivation bei der Sache sind und<br />

in einem vertrauensvollen Verhältnis zu den<br />

Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern<br />

stehen. Die Leistungsansprüche an die Schu-<br />

le sind in den letzten Jahren gestiegen, die<br />

schulische Unterrichtssituation ist wesentlich<br />

komplexer geworden. Die außerschulische<br />

Welt von Kindern und Jugendlichen hat sich<br />

unter anderem durch die neuen Technologien<br />

und Medien drastisch verändert. Dies wirkt<br />

sich auch auf das Verhalten in der Schule<br />

aus und stellt hohe Ansprüche an die psy-<br />

chosozialen Kompetenzen der Lehrerinnen<br />

und Lehrer. Ebenso verlangt die sich be-<br />

schleunigende Veralterung von Wissensbe-<br />

ständen ständige Weiterbildung.<br />

Parallel zu diesen Entwicklungen sind den<br />

Schulen durch die vor etwa einem Jahrzehnt<br />

in Gang gesetzte institutionelle Autonomie<br />

neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet wor-<br />

den. Dadurch stehen aber die Lehrerinnen<br />

und Lehrer vor einer neuen und zusätzlichen<br />

Herausforderung, stehen sie doch nun mit<br />

ihrer Schule in einem „Wettbewerb“, der von<br />

ihnen eine ausgeprägte Kooperationsfähig-<br />

keit und organisatorische Intelligenz zur Um-<br />

setzung attraktiver Schulprofile erfordert.<br />

Die Umsetzung der Reformen im Schulbe-<br />

reich kann nur dann funktionieren, wenn es<br />

122<br />

gut ausgebildete und hoch motivierte Leh-<br />

rerinnen und Lehrer gibt, die diese Aufgabe<br />

übernehmen. Fortbildung und Weiterbildung<br />

sind dabei unentbehrlich und müssen sich<br />

auf alle Dimensionen der pädagogischen<br />

Arbeit beziehen. Die schwierige Arbeit un-<br />

serer Lehrerinnen und Lehrer braucht mehr<br />

Eine Schule lebt nicht durch ihr Gebäude oder ihre Ausstattung, sondern durch das Engagement ihrer<br />

Lehrer. – Es ist nicht der Käfig, der singt, sondern der Vogel!<br />

Herbert Harb<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

gesellschaftliche Anerkennung, gute Leis-<br />

tung sollte belohnt werden können. Derzeit<br />

gibt es insgesamt 50 Pädagogische Akade-<br />

mien, wovon 21 vom Bund und 29 privat<br />

geführt werden. Diese sollen durch (weni-<br />

ger) Hochschulen für pädagogische Berufe<br />

ersetzt werden, an denen die Ausbildung<br />

der Pflichtschullehrerinnen und -lehrer<br />

stattfinden soll. Dies hängt unter anderem<br />

mit der Europäisierung dieser Ausbildung<br />

gemäß dem Bologna-Prozess zusammen<br />

und wird zu einem sechssemestrigen Bak-<br />

kalaureatsstudium führen.<br />

Gleichzeitig wird die Ausbildung der Lehre-<br />

rinnen und Lehrer auf Universitätsebene<br />

bemängelt. Dies betrifft insbesondere die<br />

Fachdidaktik (ein guter Mathematiker muss<br />

nicht gleichzeitig ein guter Mathematikleh-<br />

rer sein) und die Praxisorientierung. Wäh-<br />

rend die anderen Studien auf das „Bakk.-/<br />

Mag.-Modell“ umgestellt werden, bleiben<br />

die universitären Lehramtsstudien jedoch<br />

gesetzlich davon ausgenommen. Die Uni-<br />

versitäten Graz und Innsbruck arbeiten der-<br />

zeit an einer verstärkten Einbeziehung von<br />

Praktikerinnen und Praktikern in die Lehr-<br />

amtsausbildung, aber weitere – bundes-<br />

weite – Schritte werden nötig sein.


Vision<br />

Die Schule ist nicht nur ein Ort des Wis-<br />

senserwerbens, sondern auch des „Lernen-<br />

Lernens“. Die Schülerinnen und Schüler<br />

brauchen nicht nur Wissen, sondern auch<br />

Orientierungshilfen. Die Lehrerinnen und<br />

Lehrer sind deshalb nicht nur Wissensver-<br />

mittlerinnen und -vermittler, sondern „Erzie-<br />

herinnen und Erzieher“ im besten Sinn des<br />

Wortes. Dafür brauchen sie die entspre-<br />

chenden Fachkenntnisse und pädagogi-<br />

schen Fähigkeiten. Die Hochschulen für<br />

pädagogische Berufe werden dabei eine<br />

wichtige Rolle spielen, sie sollten aber nur<br />

ein Zwischenschritt hin zu einer universitä-<br />

ren Ausbildung<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

für alle pädagogischen Berufsleben geben<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

zu können. Die Lehrer(innen)-<br />

Bildung<br />

rufe sein. Fernziel sollte eine Pädagogische tätigkeit sollte sowohl innerhalb des Schul-<br />

Fakultät sein, die alle diese Studien unter wesens unterschiedliche Ausprägungen<br />

einem Dach betreut. Es ist also schon in<br />

diesem Sinne von Beginn an ein enger Ver-<br />

bund mit den universitären Einrichtungen<br />

vor Ort anzustreben.<br />

Aktion<br />

Um für die Ausbildung der Kinder und Ju-<br />

gendlichen die besten Lehrkräfte zu erhal-<br />

ten, müssen die Hochschulen für pädagogi-<br />

sche Berufe wie auch die Universitäten das<br />

Recht haben, Erprobungsverfahren oder<br />

sonstige Auswahlmodelle anzuwenden, um<br />

die geeignetsten Bewerberinnen und Bewer-<br />

ber zu finden. Die Ausbildung von Lehrerin-<br />

nen und Lehrern, die von Haus aus keine<br />

Anstellungsmöglichkeiten haben, sollte zu-<br />

gunsten einer Verschiebung von Ressourcen<br />

in die Lehrer(innen)fortbildung eingestellt<br />

werden. Die Lehrerinnen und Lehrer müs-<br />

sen ständig auf dem neuesten Stand der<br />

Entwicklung sein, um mit ihren Schülerin-<br />

nen und Schülern Schritt halten und ihnen<br />

die bestmögliche Vorbereitung auf das Be-<br />

Die öffentliche Wertschätzung des Lehrerberufs muss verbessert werden und die Schulträger müssen<br />

Leistungsreize schaffen, indem sie beispielsweise die Infrastruktur, die Lehrern zur Verfügung steht,<br />

verbessern.<br />

Jeannette von Ratibor<br />

aufweisen können (Unterricht, Projektarbeit,<br />

Entwicklung usw.) als auch im Wechsel mit<br />

außerschulischen Einsatzbereichen verknüpft<br />

sein, um Entwicklungen der Gesellschafts-<br />

und Arbeitswelt sowie Bildungsanforderun-<br />

gen aus dem Umfeld zu erleben und in die<br />

schulische Arbeit einzubeziehen. Um dies<br />

sicherzustellen, bedarf es einer regelmäßi-<br />

gen Weiterbildung. Ein obligatorischer<br />

Weiterbildungspass für jede/n Lehrer/in soll<br />

diese Fortbildungen dokumentieren.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 123<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Erwachsenenbildung<br />

Erfahrung<br />

Das in der Schule erworbene Wissens- und<br />

Bildungskapital ist in Alltag und Beruf rela-<br />

tiv schnell verbraucht. Um den Herausfor-<br />

derungen der modernen Arbeitswelt gerecht<br />

zu werden, wird aber mehr als schulisches<br />

Wissen benötigt, denn die Schule kann kei-<br />

nen Wissensvorrat vermitteln, der ein Leben<br />

lang hält. Die alte Volksweisheit „Was Häns-<br />

chen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“<br />

erhält angesichts des rasanten Wandels in<br />

Beruf und Alltag eine ganz neue Bedeutung.<br />

Heute könnte man sagen: „Hänschen muss<br />

lernen, damit Hans weiterlernen kann.“<br />

Man kann heute nicht vorhersagen, wie vie-<br />

le Menschen in zehn oder zwanzig Jahren<br />

in welchen Berufen arbeiten und welche<br />

Qualifikationen sie dafür brauchen werden.<br />

Die Bildungspolitik hat deshalb die Aufga-<br />

be, das Wissen zu vermitteln, das von den<br />

Menschen benötigt wird. Sie muss aber da-<br />

neben auch darauf achten, dass durch die<br />

Geschwindigkeit der Veränderungen jene,<br />

die dieses Wissen nicht oder nicht schnell<br />

genug erwerben können, nicht sozial ausge-<br />

grenzt werden. Lebenslanges Lernen darf<br />

nicht auf die klassischen Formen der Wei-<br />

terbildung beschränkt bleiben, es muss alle<br />

Bildungsbereiche umfassen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist einzigartig in ihrer Tradi-<br />

tion an innovativen Bildungsprojekten. Vom<br />

Bildungshaus Mariatrost als dem Motor der<br />

Hospizbewegung über das Haus der Frauen<br />

124<br />

mit seinen Lehrgängen in politischer Bil-<br />

dung bis hin zum Bildungszentrum Fohns-<br />

dorf mit seinen beruflichen Weiterbildungs-<br />

programmen reicht die Palette richtungwei-<br />

sender Programme.<br />

Vision<br />

Kinder und Jugendliche müssen besser da-<br />

rauf vorbereitet werden, systematisch und<br />

eigenverantwortlich ein Leben lang zu ler-<br />

nen. Dabei müssen wir auch diejenigen<br />

erreichen, die die Schule nicht oder nur mit<br />

schlechtem Ergebnis abgeschlossen oder<br />

keinen qualifizierten Berufsabschluss ha-<br />

ben. Die Angebote im Bereich des informel-<br />

len Lernens versprechen hier neue Möglich-<br />

keiten. Wir müssen verhindern, dass ein<br />

Bildungsproletariat entsteht, das den sozia-<br />

len Anschluss verliert. Wer Schule oder Be-<br />

rufsausbildung nicht abgeschlossen hat, hat<br />

Lebensbegleitendes Lernen, das bedeutet, sich immer wieder auf die andauernd stattfindenden<br />

Veränderungen einzustellen.<br />

Margarete Dorner<br />

es heute viel schwerer als früher, Arbeit zu<br />

finden. Es ist eine ganz wichtige Aufgabe<br />

der Bildungspolitik, sozialer Ausgrenzung<br />

entgegenzuwirken. Dabei geht es nicht nur<br />

um den Lebensweg und das Lebensglück<br />

der Einzelnen, es geht auch um den Zusam-<br />

menhalt unserer Gesellschaft.<br />

Besonders schwer haben es junge Auslän-<br />

derinnen und Ausländer. Häufig bleiben<br />

gerade sie ohne Schul- und Berufsab-<br />

schluss. Hier brauchen wir eine gezielte


Förderung. Wenn ein Drittel aller Schülerin-<br />

nen und Schüler einen „Migrationshinter-<br />

grund“ hat, dann muss Integration ein zent-<br />

rales Element der Bildung sein, und zwar<br />

auf jeder Stufe. Das beginnt beim Kinder-<br />

garten und setzt sich fort über die Grund-<br />

schule und die weiterführenden Schulen bis<br />

hin zur Berufsausbildung.<br />

Aktion<br />

In den letzten zehn Jahren hat das Angebot<br />

in der Erwachsenenbildung rasant zuge-<br />

nommen. Die Fülle<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

des Angebotenen macht sollten ein<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

nachvollziehbares und transpa-<br />

Bildung<br />

es für die Interessierten schwer, das für sie rentes Qualitätsmanagement haben. Durch<br />

Geeignete auszuwählen. Die Bildungsland- eine unabhängige Qualitätssicherungsagenschaft<br />

ist ausdifferenziert und für die meistur sollte mittelfristig ein „Gütesiegel“ einge-<br />

ten nicht mehr durchschaubar. Bildungsin-<br />

formation und Bildungsberatung werden<br />

deshalb immer wichtiger, wobei die Lernen-<br />

den in den Mittelpunkt gestellt werden müs-<br />

sen, und nicht die Bildungseinrichtungen.<br />

Durch die Einrichtung des „Bildungsnetz-<br />

werks <strong>Steiermark</strong>“ mit der Weiterbildungs-<br />

datenbank, den Informationsstellen und<br />

dem „Bildungstelefon“ verfügt die Steier-<br />

mark als einziges Bundesland über eine<br />

klare Strategie in diesem Bereich. Das un-<br />

koordinierte und nahezu unüberschaubare<br />

Angebot wird auf diesem Weg für die Inte-<br />

ressierten aufbereitet. Ebenfalls in Öster-<br />

reich einzigartig ist der „Bildungsatlas“, der<br />

der Weiterbildungslandschaft Konturen ge-<br />

geben hat und das gesamte Spektrum des<br />

Bildungsangebotes in der <strong>Steiermark</strong> ab-<br />

deckt.<br />

Um das Weiterbildungsangebot künftig noch<br />

besser den Interessierten zur Verfügung zu<br />

stellen, bedarf es mehrerer Maßnahmen, für<br />

die sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> einsetzt.<br />

So soll durch den Aufbau funktioneller Struk-<br />

turen eine themenbezogene und regionale<br />

Vernetzung ermöglicht werden. Die Kontinu-<br />

ität ist dabei durch das Thema gewährleis-<br />

tet, und nicht durch die Struktur. Weiters<br />

sind Transparenz und Qualitätssicherung<br />

notwendig. Die Weiterbildungseinrichtungen<br />

richtet werden, das den Lernenden ermög-<br />

Bildung, Forschung und neue Entwicklungen spielen im internationalen Wettbewerb und in der<br />

Wissensgesellschaft eine immer bedeutsamere Rolle. Verstand wird wichtiger als Muskeln, Brainpower<br />

löst Horsepower und Manpower ab. Statt rauchender Schlote sind rauchende Köpfe gefragt.<br />

Das Arbeitsmotto der <strong>Zukunft</strong> lautet Inspiration statt Transpiration.<br />

Hannes Androsch<br />

licht zu erkennen, ob ein Anbieter gewisse<br />

Mindeststandards erfüllt.<br />

Es gibt Bereiche in der Erwachsenenbildung,<br />

die weiterhin Aufgabe der öffentlichen Hand<br />

sein müssen. Dies betrifft beispielsweise Bil-<br />

dungsangebote für ältere Menschen, für<br />

Menschen mit Lese- und Schreibschwächen<br />

oder Einwanderinnen und Einwanderer.<br />

Auch die politische Bildung ist kein „markt-<br />

fähiges“ Thema. Will man diesen (wichti-<br />

gen) Zweig der Erwachsenenbildung nicht<br />

gegenüber dem „berufsbezogenen“ Angebot<br />

verkümmern lassen, muss er entsprechend<br />

gefördert und finanziert werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 125<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Bildung als Faktor der sozialen Integration<br />

muss schließlich im ländlichen Raum erst<br />

verankert werden. Während im städtischen<br />

Bereich der Kontakt zu den Interessierten<br />

126<br />

relativ leicht herstellbar ist, müssen auf dem<br />

Land erst Wege gefunden werden, das Wei-<br />

terbildungsangebot an die Menschen heran-<br />

zutragen.<br />

Ziel der Bildung ist nicht zuerst die Befähigung zum Geldverdienen. Bildung schielt und zielt nicht auf<br />

Reichtum. Aber sie ist ein guter Schutz vor Armut. Vielleicht sogar der wirksamste. Bildung ist auch<br />

etwas anderes als Wissen. Wissen lässt sich büffeln, aber Begreifen braucht Zeit und Erfahrung.<br />

Johannes Rau<br />

Wir alle sind „Aktionäre der <strong>Zukunft</strong>“<br />

Erfahrung<br />

In der Bildung vergewissern wir uns unserer<br />

selbst und finden unsere Identität. Bildung<br />

beschränkt sich nicht auf „Ausbildung“ als<br />

ein Ansammeln von Wissen zum Erhalten<br />

eines Berufes. Sie bedeutet auch und noch<br />

viel mehr das Erlernen und Erleben von Äs-<br />

thetik und Kunst, aber auch von manuellen<br />

und kommunikativen Fähigkeiten. Bildung<br />

findet deshalb nicht nur in den Schulen,<br />

Hochschulen und Weiterbildungseinrichtun-<br />

gen statt, sondern wird in der Gesellschaft<br />

täglich und überall von Neuem gelebt. Bil-<br />

dung sollte deshalb eigentlich nicht nur als<br />

ein spezifischer Teilbereich im gesellschaft-<br />

lichen Miteinander betrachtet werden, son-<br />

dern als Überbegriff für den gesamten Le-<br />

bensprozess des Einzelnen sowie seiner<br />

Umgebung.<br />

Junge Menschen brauchen <strong>Zukunft</strong>spers-<br />

pektiven, aber auch die älteren Menschen<br />

brauchen die Möglichkeit zur sinnvollen Be-<br />

schäftigung, Lebens- und Freizeitgestaltung.<br />

Bildung vermittelt Lebens- und <strong>Zukunft</strong>s-<br />

chancen, und sie ist darüber hinaus die<br />

Basis für den Fortbestand unserer Gesell-<br />

schaft als demokratischem Gemeinwesen<br />

mit ökonomischer, ökologischer und sozialer<br />

Verantwortung.<br />

Die Lebens- und Arbeitsformen werden sich<br />

wandeln, es ist damit zu rechnen, dass<br />

die Menschen ihren Arbeitsplatz künftig<br />

viel häufiger wechseln (müssen) und ent-<br />

sprechende Qualifikationen brauchen. Dazu<br />

zählt nicht nur Fachwissen, sondern wahr-<br />

scheinlich viel mehr noch die Fähigkeit,<br />

sich für Neues zu begeistern und diesem<br />

Neuen offen zu begegnen, Änderungen<br />

nicht als Bedrohung, sondern als Chance<br />

zu verstehen und mehr als bisher auf<br />

Eigenverantwortung und Selbstständigkeit<br />

zu setzen.<br />

In einer Gesellschaft, die sich in ständiger<br />

Veränderung befindet, ist die Fähigkeit, mit<br />

dem Wandel umzugehen, ihn zu nutzen<br />

und zu gestalten, eine der wichtigsten.<br />

Dafür braucht es aber als Basis bleibende<br />

Werte, die es dem/der Einzelnen erlauben,<br />

sich persönlich zu orientieren und länger-


fristige Perspektiven zu entwickeln. Bestän-<br />

dige Werte wie Solidarität, Ehrlichkeit, Fair-<br />

ness und Gemeinsinn geben uns die Sicher-<br />

heit. Es ist unsere Pflicht, diese Werte im<br />

Sinne eines „geistigen Generationenver-<br />

trages“ insbesondere – aber nicht nur –<br />

an die jüngeren Menschen weiterzugeben<br />

und sie selbst vorzuleben. Zur Bildung<br />

gehören aber auch jene Fächer, die nicht<br />

auf den ersten Blick nützlich und verwert-<br />

bar sind. Musik, Kunst, Sport usw. dürfen<br />

nicht vernachlässigt werden; sie sind für<br />

unser Leben wichtiger als wir manchmal<br />

glauben.<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

sich die Frage,<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

ob es mit dem Unterrichts-<br />

Bildung<br />

prinzip getan ist; die Verankerung in der<br />

Vision – Aktion<br />

Schule soll das politische Verständnis der<br />

jungen Menschen stärken. Bildung fördert<br />

Unsere Bildungsangebote werden jene Fä-<br />

higkeiten fördern und jenes Wissen vermit-<br />

teln müssen, das die Menschen brauchen,<br />

um ihr individuelles und partnerschaftliches<br />

Leben wert- und sinnvoll auszurichten und<br />

die politische, gesellschaftliche und wirt-<br />

schaftliche <strong>Zukunft</strong> unseres Landes aktiv<br />

nach ihren Idealen und Bedürfnissen und<br />

entsprechend ihren Fähigkeiten kreativ mit-<br />

zugestalten. Angesichts der Informationsflut<br />

ist es wichtig, Kriterien und Wertmaßstäbe<br />

zu haben, die es uns ermöglichen, uns in<br />

diesem Überangebot zurechtzufinden und<br />

nicht den Kopf zu verlieren, denn Informa-<br />

tion ist nicht gleich Wissen.<br />

Kein Land, kein Unternehmen, das zu-<br />

kunftsweisend ist, kann auf das Potenzial<br />

von Frauen verzichten. Die Chancengleich-<br />

heit fängt bei der Bildung an. Wir fordern<br />

deshalb die Einrichtung einer Landesar-<br />

beitsgemeinschaft für Gender Mainstrea-<br />

ming in der Bildung, die unser Bildungssys-<br />

tem auf Chancengleichheit und Geschlech-<br />

tersensibilisierung überprüft.<br />

Ethische Maßstäbe sind wichtig für das Zu-<br />

sammenleben. Deshalb ist Religionsunter-<br />

richt – beziehungsweise alternativ ein Ethik-<br />

unterricht – wichtig, schließlich beruht un-<br />

sere Kultur auf dem Christentum und der<br />

Aufklärung. Dazu zählt auch die Stärkung<br />

der politischen Bildung zur Sicherung und<br />

Weiterentwicklung der Demokratie. Es stellt<br />

Toleranz, Solidarität und erleichtert uns das<br />

Zusammenleben. Österreich befindet sich<br />

im Überschneidungsgebiet von drei Sprach-<br />

kreisen, es grenzt an acht Länder, in denen<br />

insgesamt sechs Sprachen gesprochen wer-<br />

den. Wir wollen deshalb, dass unsere Kin-<br />

der zumindest eine Fremdsprache beherr-<br />

schen. Es kommt aber nicht nur darauf an,<br />

Sprachen zu beherrschen: Unsere Jugendli-<br />

chen müssen vor allem auch neugierig da-<br />

rauf werden, andere Kulturen kennen zu<br />

Die wichtigste Auseinandersetzung der <strong>Zukunft</strong> wird die Auseinandersetzung um die besten Köpfe sein.<br />

Anton Zeilinger<br />

lernen. Begegnung, Reise und Austausch<br />

machen das Leben reicher und helfen Vor-<br />

urteile abzubauen – auch schon in der<br />

Schule.<br />

Auch für die Freizeitbewältigung spielt Bil-<br />

dung eine wichtige Rolle. Der sinnvolle Um-<br />

gang mit der freien Zeit hängt eng mit ihr<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 127<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


zusammen. Dazu zählt Gesundheitsbe-<br />

wusstsein (und Sport) ebenso wie Engage-<br />

ment im sozialen und politischen Bereich<br />

– und nicht zu vergessen die musische und<br />

bildnerische Erziehung als Fundament für<br />

ein Leben mit und von Kultur.<br />

Schlussendlich darf die Familie nicht ver-<br />

gessen werden. Sie ist der zentrale Ort, an<br />

dem Erziehung (und „Herzensbildung“)<br />

stattfindet. Staatliche Einrichtungen können<br />

hier nur ergänzen und unterstützen, nicht<br />

aber ersetzen. Die Eltern haben eine wich-<br />

tige und nicht zu unterschätzende Rolle und<br />

Verantwortung bei der Wahl des Bildungs-<br />

weges, vom Kindergarten bis zum Studium.<br />

Nicht nur die Schüler und Lehrer müssen<br />

mehr Zeit füreinander haben, auch die<br />

Eltern müssen diese Zeit für die Schule und<br />

ihre Kinder zur Verfügung stellen.<br />

Neben der Vermittlung von Wissen muss<br />

auch die Vermittlung und das Vorleben von<br />

Werten ein selbstverständlicher Bestandteil<br />

dieses Miteinander sein. Der Erwerb und die<br />

Weitergabe von Bildung ist eine permanen-<br />

te Aufgabe für jede/n von uns, wir wollen<br />

sie wahrnehmen!<br />

128


Das Land der Kultur<br />

Das Kulturland <strong>Steiermark</strong> ist am internationalen Parkett zu Hause.<br />

Mit Tradition und Avantgarde.


2003 war ein außergewöhnliches Jahr für<br />

Kunst und Kultur in der <strong>Steiermark</strong>. Ein<br />

vielfältiges und attraktives Programm sorgte<br />

für Besucher- und Tourismusrekorde. Das<br />

wichtigste aber war die Sensibilisierung und<br />

Mobilisierung der Steirerinnen und Steirer,<br />

der Grazerinnen und Grazer für das Juwel,<br />

das das Kulturland <strong>Steiermark</strong> mit Graz als<br />

Zentrum darstellt. Die <strong>Steiermark</strong> ist auch<br />

international zu einer Marke geworden. Die<br />

Landeshauptstadt Graz als geistiges, kultu-<br />

relles, wissenschaftliches und wirtschaftli-<br />

ches Zentrum der Europäischen <strong>Zukunft</strong>sre- • Es ist ein klares Bekenntnis, dass uns<br />

gion im Südosten<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

der Union wird auch in Kunst<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

und Kultur in der <strong>Steiermark</strong> ein Kultur<br />

den kommenden Jahren durch außerge- besonderes politisches Anliegen ist und<br />

wöhnliche künstlerische Kreativleistungen wir in den nächsten Jahren weiter be-<br />

und Präsentationen hohe Aufmerksamkeit<br />

erhalten. Es gilt den Geist von 2003 wei-<br />

terwehen zu lassen:<br />

Die steirische Kultur steht auf starken Fun-<br />

damenten: Landesmuseum Joanneum mit<br />

allen Sammlungen und regionalen Schwer-<br />

punkten, Trigon-Gedanke, „steirischer<br />

herbst“, Forum Stadtpark, Bühnen Graz,<br />

Styriarte, Kreative Szene, <strong>Zukunft</strong>sregion<br />

und die Vielfalt starker Kulturinitiativen in<br />

allen steirischen Regionen. Gleichzeitig wur-<br />

den durch große Investitionen, die jahrzehn-<br />

telang diskutiert wurden, besondere Signale<br />

des kulturellen, offenen Klimas realisiert:<br />

Kunsthaus, Acconci-Insel, Stadthalle, Kin-<br />

dermuseum, Helmut-List-Halle – sie alle<br />

sind Ergebnisse konsequenten Einsatzes.<br />

Vielleicht das Wichtigste: Steirerin und Stei-<br />

rer, Grazerin und Grazer wurden sensibili-<br />

siert und mobilisiert, sie haben sich mit der<br />

Kulturhauptstadt positiv auseinander ge-<br />

setzt und von ihr bewusst Besitz ergriffen.<br />

Die Umsetzung von Graz als Kulturhaupt-<br />

stadt Europas konnte nur in einem kulturel-<br />

len Klima der Offenheit und Kreativität ent-<br />

stehen. Dazu bekennt sich das <strong>Zukunft</strong>spro-<br />

gramm der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> und<br />

Bewahren, pflegen, fördern, nachhaltig umsetzen. Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas als Schwung-<br />

Rad begreifen, die Bewegung mitnehmen und die positive Energie nutzen …<br />

Waltraud Klasnic<br />

formuliert Grundsätze für einen kulturpoliti-<br />

schen Aufbruch:<br />

sondere Schwerpunkte setzen wollen,<br />

weil wir Kreativität als zukunftsentschei-<br />

dend begreifen und Kultur in alle Lebens-<br />

bereiche hineinwirken soll.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis zu einem kul-<br />

turellen Klima der Offenheit und Liberalität,<br />

das die Rahmenbedingungen für die freie<br />

Entfaltung von Kunst und Kultur bietet.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis, dass wir der<br />

Kunst und ihren Vertretern einen Freiraum<br />

sichern und diesen aktiv weiterentwickeln<br />

und gegen alle Versuche der Zensur, Do-<br />

mestizierung, Diffamierung, Einschüchte-<br />

rung, Ausgrenzung, Vereinnahmung, In-<br />

strumentalisierung und des parteipoliti-<br />

schen Missbrauches schützen wollen.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis zum Eigen-<br />

wert von Kunst und Kultur.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 131<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


• Es ist ein klares Bekenntnis zur Förderung,<br />

132<br />

Ermunterung und Mobilisierung des brei-<br />

ten, kreativen Potenzials und der vielfälti-<br />

gen musischen Talente unseres Landes.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis zum Kultur-<br />

land <strong>Steiermark</strong> als Herz der Europäi-<br />

schen <strong>Zukunft</strong>sregion, als dynamisches,<br />

geistig-kulturelles Zentrum im Südosten<br />

Mitteleuropas.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis, den Steire-<br />

rinnen und Steirern umfassend Sicher-<br />

heit zu bieten. Sicherheit im Wissen<br />

darüber, woher wir kommen, wo wir ste-<br />

hen und wohin wir gehen. Sicherheit der<br />

<strong>Zukunft</strong> durch neue Ideen, Kreativität<br />

und Offenheit. Sicherheit im Umgang mit<br />

unseren Nachbarn und im Dialog zwi-<br />

schen den Generationen.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis zu einem<br />

weiten Kulturbegriff. Kultur ist die Le-<br />

benshaltung und Wertorientierung und<br />

das Lebensgestaltungsprinzip des Einzel-<br />

nen sowie das Gestalten des Lebens<br />

mit- und füreinander. Kunst bezieht sich<br />

auf den Schöpfungs- und Schaffungs-<br />

prozess, das bedeutet aber, dass Kunst<br />

eine Gegenposition zur Kultur darstellen<br />

kann, Widerspruch ist oder ihn heraus-<br />

fordert, dass Kunst aber immer zukunfts-<br />

orientiert ist.<br />

• Es ist ein klares Bekenntnis, dass Kunst<br />

und Künstler als „Seismografen der Zeit“<br />

auch kritisch, oppositionell, provokant,<br />

anstößig und unbequem sein können. In<br />

einer liberalen Gesellschaftsordnung<br />

muss gerade diese Chance der Artikula-<br />

tion bestehen.<br />

• Mutige Konzepte brauchen nicht den re-<br />

flexartigen Applaus, sondern das konse-<br />

quente Zusammenführen gesellschaftli-<br />

Graz 03 als Europäische Kulturhauptstadt war ein Erfolg – seit 2004 sind wir eine Kulturlandschaft<br />

von europäischem Format.<br />

Christian Buchmann<br />

cher Vorgänge mit unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten, die in mehr als einer<br />

Wirklichkeit parallel erscheinen.<br />

• Eine Diskussion über Gegensatzpaare ist<br />

müßig. Es geht nicht um das Aufspüren<br />

von Trennlinien zwischen Volkskultur und<br />

Hochkultur, sondern im Gegenteil um<br />

den Abbau künstlich errichteter Barrie-<br />

ren. Volkskultur verstehen wir als im<br />

Tiefen sinnstiftend, von der Brauchtums-<br />

pflege bis zum gemeinsamen Musizieren,<br />

gleich wie jede Form der reproduzieren-<br />

den Kunst, die im kreativen Ausdruck<br />

den künstlerischen Schöpfungsvorgang<br />

nachzeichnet und erlebbar und auch ein-<br />

malig macht.


Kunst und Kultur erkennen<br />

„Die offenen Augen und Ohren unseres Landes<br />

sichern uns die Gegenwart“<br />

Erfahrung<br />

Wir brauchen Kunst und Kultur zur laufenden<br />

Orientierung: Als Augen und Ohren unseres<br />

Landes, um zu wissen, wo wir sind und wo-<br />

hin wir gehen. Als Möglichkeit der Artikula-<br />

tion und Kommunikation zwischen unter-<br />

schiedlichen Generationen, unterschiedlichen<br />

sozialen Gruppen, unterschiedlichen Regio-<br />

nen, unterschiedlichen Kulturen.<br />

Als Warnsignal, wenn sich unsere Gesell-<br />

schaft in eine falsche Richtung bewegt. Hier<br />

„muss“ Kunst unbequem sein dürfen. Hier wird doch Programmphilosophie im Span-<br />

„muss“ sie stören<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

und auch verstören dürnungsfeld <strong>Steiermark</strong><br />

von Regionalität und Internationa- Kultur<br />

fen. Dabei bezieht sich das „müssen“ nie lität verwirklicht. Viele von ihnen haben sich<br />

auf einen Zwang, vielmehr stellt dies eine etabliert und sind längst über die Grenzen<br />

Erkenntnis aus den zwingenden Notwendig-<br />

keiten eines querdenkenden und Neues su-<br />

chenden Prozesses dar.<br />

Hierher gehört als besondere Qualitätsmarke<br />

der steirischen Kultur der „steirische herbst“,<br />

der sich weiterhin als ein Versuchslabor für<br />

neue Namen, neue Werke und neue Tenden-<br />

zen verstehen muss und bei dem die Wei-<br />

chen neu gestellt sind, sowohl was die<br />

künstlerische Leitung betrifft, als auch die<br />

neue Gesellschaftsform, die zu einem Drittel<br />

von der Stadt Graz und zu zwei Dritteln vom<br />

Land <strong>Steiermark</strong> getragen wird.<br />

Als wache Augen und Ohren des Landes ist<br />

auch die Kreative Szene sehr wichtig – sie<br />

ist ein besonders Anliegen von Landes-<br />

hauptmann Waltraud Klasnic und konnte<br />

2005 erstmals im Landesbudget abgesi-<br />

chert werden. Die freie Kreative Szene muss<br />

ein Biotop der Bewegung und Unruhe vor-<br />

finden. Hier müssen neue Gedanken sich<br />

artikulieren können und Gehör finden.<br />

Die mehr als 400 regionalen Kulturinitiati-<br />

ven und -zentren, die in einer beispielgeben-<br />

den Vielfalt in der <strong>Steiermark</strong> gewachsen<br />

sind, haben eine entscheidende Funktion als<br />

Impulsgeber für kulturelles Bewusstsein,<br />

der <strong>Steiermark</strong> bekannt und attraktiv gewor-<br />

den und sind „Aushängeschilder für die re-<br />

gionale Kulturentwicklung“, die einen un-<br />

Was ist Kultur? Zu wissen, was einen angeht, und zu wissen, was einen zu wissen angeht.<br />

Hugo von Hofmannsthal<br />

schätzbaren Beitrag zur Entwicklung und zur<br />

Kulturarbeit in unserem Land leisten. Des-<br />

halb ist es wichtig und notwendig Beispiele<br />

beim Namen zu nennen:<br />

Vom Salzkammergut mit „aKu“ Ausseer Kul-<br />

tursommer und Jazz Frühling, Musik Zentral,<br />

Orgelfestwochen, Julitöne, Staatsopernbal-<br />

lett-Gastspiel „Das Leben ein Tanz“, Poesie<br />

im Ausseerland; über die Region Ennstal und<br />

Salzatal mit dem Schladminger Musiksom-<br />

mer, Art Forum Ramsau – Klammheimliche<br />

Begegnung, Mid Europe Brass Festival in<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 133<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Schladming, das Programm Wolkenstein so-<br />

wie das Hörfest und die Aktivitäten des Ver-<br />

eins Schloss Trautenfels und im Stift Admont,<br />

Internationale Kammermusiktage Raumberg,<br />

Internationale Musikwochen Lassing, das<br />

internationale Festival St. Gallen; das Mur-<br />

und Mürztal mit den Murauer Schlosskonzer-<br />

ten, Murauer Operettensommer, Judenburger<br />

Musiksommer und „liquid music“, Projekte<br />

auf Schloss Lind, und in Stift St. Lambrecht<br />

mit Lambeart, Seckauer Kulturwoche und<br />

Ausstellungen in der Abtei, Internationale<br />

Musikwoche Großlobming, Zeltweg – Aus-<br />

stellungen Schloss Farrach, Theaterfest TEO<br />

Oberzeiring, Internationale Sommerphilhar-<br />

monie Leoben, jährliche Ausstellungen im<br />

Kunsthaus Leoben, Innerberger Forum Eisen-<br />

erz – Festival: Kultur an der Eisenstraße,<br />

Woche der Alten Musik in Krieglach, Muerz-<br />

werkstatt, Neuberger Kultur- und Herbsttage,<br />

die Brahmsgesellschaft Mürzzuschlag<br />

„Brahmsfestival“, Comedyfestival Kapfen-<br />

berg – „Comicodeon“, Programm „Kunsthaus<br />

muerz“; rund um Graz mit dem Kammermu-<br />

sikfestival Stift Rein, Ausstellungstätigkeit<br />

auf der Burg Rabenstein und in Frohnleiten,<br />

die „<strong>Steirische</strong>n Stiftskonzerte“ und die Stif-<br />

tung „Österreichischer Skulpturenpark“; in<br />

134<br />

der Oststeiermark mit den St. Lorenzer Mu-<br />

siktagen, Internationales Musikfestival Hart-<br />

berg, Internationale Pöllauer Musiktage und<br />

Ausstellungen im Stift, Angerer Kulturfrüh-<br />

ling, Aktivitäten im Weberhaus Weiz, Kultur-<br />

kreis Burgau, Pischlsdorf Kulm, Straden<br />

aktiv „Theatertage“ & „Straßenspektakel“,<br />

Sommeraktivitäten Burgruine Klöch, Hortus<br />

Niger, die Internationale Sommerakademie<br />

für bildende Kunst in Altneudörfl, Schloss-<br />

Wenn wir also davon ausgehen, dass die Menschen immer mehr und mehr Zeit haben werden, was<br />

sind dann die Angebote, die wir für diese Freizeit entwickeln? Wo sind die gescheitesten,<br />

phantasiebegabtesten, querdenkerischsten, spannendsten Personen aus dem Bereich der so genannten<br />

Kunst, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen?<br />

André Heller<br />

konzerte in Schielleiten, Stubenberg und<br />

Schloss Feistritz, Galeriebetrieb im Stift Vo-<br />

rau, kulturelle Aktivitäten entlang der<br />

„Schlösserstraße“ und im Pavelhaus in Laa<br />

bei Bad Radkersburg; bis in die West- und<br />

Südsteiermark mit dem Köflacher Kultursom-<br />

mer, Stainzeit – Stainzer Literatursommer,<br />

Deutschlandsberger Klavierfrühling, Jugend-<br />

In einer Gesellschaft mit Freiheiten gilt der Satz: Die Kunst muss nichts, sie darf alles. Kunst muss<br />

nicht, aber sie darf unbequem sein, sie darf stören, sie darf auch beruhigend, schön, besinnlich sein –<br />

was und wie sie auch ist und welche Reaktionen sie auch hervorruft.<br />

Kurt Jungwirth<br />

musikfestival, der „Internationale Gesangs-<br />

wettbewerb Ferruccio Tagliavini“ mit Konzer-<br />

ten auch in anderen steirischen Regionen<br />

(St. Gallen, Bad Radkersburg und Graz) und<br />

die Sommerakademie/Konzerte, Aktivitäten<br />

im Theaterzentrum, Sommerspiele Schloss<br />

Frauenthal, Colluvio Orchesterworkshops<br />

in Preding, Ausstellungen im Feuerwehr-<br />

museum Groß St. Florian, die Aktivitäten im<br />

Kulturhaus St. Ulrich im Greith, Arnfelser


Schlossspiele, Wildoner Schlossbergspiele,<br />

Theater am Bauernhof in St. Josef sowie<br />

Theaterproduktionen in Buschenschenken in<br />

Attendorfberg, Schlosskonzerte Gleinstätten,<br />

Theater im Kürbis Wies mit dem „Puppen-<br />

theaterfestival“, Leibnitz Jazzfestival, Bild-<br />

hauersymposion in Heimschuh und den Ak-<br />

tivitäten im Kniely-Haus Leutschach und im<br />

Lerchhaus Eibiswald.<br />

Vision<br />

mark – vom Medienkunstlabor über die<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Internationale<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Bühnenwerkstatt bis zur Cine Kultur<br />

Gegenwartskunst lässt sich am Beispiel zeit- Styria und der Kunstuniversität – einzeln gut<br />

genössischer Musik im Hinblick auf die ausgebildet sind, liegt die Chance für ein<br />

schöpferische wie auf die interpretative Leis-<br />

tung exemplarisch darstellen: Graz und die<br />

<strong>Steiermark</strong> sind die natürliche oder gewählte<br />

Heimat einer ganzen Reihe von hervorragen-<br />

den Persönlichkeiten der zeitgenössischen<br />

Avantgarde: Olga Neuwirth, Gerd Kühr, Beat<br />

Furrer und Georg Friedrich Haas. Sie alle<br />

rechtfertigen es, Stadt und Land verstärkt zu<br />

einem „Forum der zeitgenössischen Musik“<br />

zu machen. Natürlicher Träger dieses Enga-<br />

gements wären die Musik-Universität, die<br />

vehement für die Umsetzung einer eigenen<br />

Produktionsstätte, dem „Mumuth“, eintritt,<br />

das neu zu definierende Musikprotokoll des<br />

Festivals „steirischer herbst“ mit der Helmut-<br />

List-Halle und das Opernhaus Graz, wo in<br />

jeder Spielzeit ein Werk des musikalischen<br />

Theaters zur Uraufführung zu bringen ist.<br />

Zustimmung und Ablehnung, Beifall und Missfallen, ja heftige Beschimpfung muss man in Rechnung<br />

stellen, wo immer versucht wird, Neues, Ungewohntes, zur Diskussion Gestelltes vor das Publikum zu<br />

bringen …<br />

Hanns Koren<br />

Immer mehr konvergieren Bild und Musik,<br />

von Film über Musikvideos zum neuen Tanz-<br />

theater, Musiktheater. Immer zahlreicher<br />

werden auf Festivals und Biennalen Werke<br />

vorgeführt, wo Musik und Medien, Tanz und<br />

Medien neue Allianzen eingehen.<br />

Tanz, Theater, Musik und Medien bilden<br />

neue Mischformen aus. In der Verschrän-<br />

kung der Kompetenzen, die in der Steier-<br />

Stärkefeld der <strong>Zukunft</strong>.<br />

Aktion<br />

Als biennales Festival, Wettbewerb und<br />

Workshop zeitgenössischer Musik sendet<br />

„Impuls“ seit 2005 in Graz international<br />

starke Signale. Hier bietet sich für die<br />

... was generell Kunst und Kultur brauchen, ist ein Biotop der Bewegung und der Unruhe.<br />

Neue Gedanken müssen sich artikulieren können.<br />

Wolf Rauch<br />

<strong>Steiermark</strong> eine Chance, am Sektor zeitge-<br />

nössischer Musik ein weltweit beachtetes<br />

Kompetenzzentrum weiter aufzubauen.<br />

Theater als gelebte und „akute“ Gegenwart<br />

ist in der <strong>Steiermark</strong> durch eine überdurch-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 135<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


schnittliche Vielfalt vom „Theater Graz“ über<br />

die freie Theaterszene bis zum Laientheater<br />

stark präsent. „Theaterland <strong>Steiermark</strong>“<br />

geht 2005 in ein zweites erfolgreiches Jahr.<br />

Mit Hilfe des Bundes und des Steirers und<br />

Kunststaatssekretärs Franz Morak setzt die-<br />

se neue Initiative vom Frühjahr bis in den<br />

Spätherbst Schwerpunkte in allen steiri-<br />

schen Regionen und nützt gewachsene<br />

Strukturen gleichermaßen wie den 200 Gäs-<br />

te fassenden Theaterland-Würfel als mobi-<br />

len Theaterraum. Das <strong>Steiermark</strong>-Festival<br />

136<br />

der besten Produktionen gipfelt in der Ver-<br />

gabe des großen Theaterland-Preises – heu-<br />

er in Graz. Eine weitere Entwicklung unter<br />

verstärkter Einbeziehung des virulenten frei-<br />

en Grazer Theaterschaffens mit Produktio-<br />

nen, die international viel beachtet und<br />

nachgefragt sind und dem europaweit best<br />

vernetzten Straßentheaterfestival „La Stra-<br />

da“ muss forciert und um ein besonderes<br />

Herangehen an ganz junges Publikum er-<br />

weitert werden.<br />

Kunst und Kultur kennen<br />

„Das kollektive Gedächtnis unseres Landes<br />

sichert uns die Vergangenheit“<br />

Erfahrung<br />

So wie ein Mensch ohne Gedächtnis nicht<br />

leben kann, so kann ein Land ohne Kunst<br />

und Kultur nicht existieren. Wir brauchen<br />

die Besinnung auf unsere Wurzeln, um die<br />

eigenen Stärken zu erkennen, um neue Ent-<br />

Ich glaube, dass wir den Kindern Rechte vorenthalten. Der innere Reichtum, die Erlebnisfähigkeit<br />

hängen von der Phantasie ab. Wenn ein Kind darauf trainiert wird, sein Glück im Haben und in der<br />

Raffgier zu suchen, wird es um etwas Entscheidendes betrogen. Die Kunst ist das Gegengewicht. Man<br />

muss im Mutterleib damit beginnen. Kinder sind von Natur aus kreativ und verstehen viel mehr, als<br />

man ihnen zumutet. Man muss sie nur lassen. Ein Kind muss singen, zeichnen, malen, schmieren,<br />

Gestaltung erleben. Wenn einer nicht singen kann, ist er genauso behindert, als wäre er blind.<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

wicklungen sinnvoll einordnen zu können,<br />

um mit unserer Natur- und Kulturlandschaft<br />

verantwortungsbewusst und nachhaltig um-<br />

gehen zu können und um ein friedliches<br />

Miteinander in unserem Land zu erhalten.<br />

Diesem Zweck dient auch die Pflege der<br />

Volkskultur – allein mehr als 25.000 Stei-<br />

rerinnen und Steirer engagieren sich in rund<br />

400 Blasmusikkapellen und 250 Chören<br />

–, zu der sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> mit<br />

Nachdruck bekennt. Hierher gehören die<br />

wichtigen und hoch dotierten Landeskultur-<br />

preise, die seit 2005 auch als Stipendien<br />

vergeben werden und vor allem jungen<br />

Künstlerinnen und Künstlern finanziell, aber<br />

auch in der kreativen Dimension den An-


schluss an die Erfolge ihrer Vorgängerinnen<br />

und Vorgänger erleichtern sollen.<br />

Hierher gehört die Pflege der klassischen<br />

Werke von Theater und Oper: Jede Steirerin<br />

und jeder Steirer soll die Möglichkeit haben,<br />

die Klassiker von Oper und Theater selbst<br />

auf der Bühne erleben zu können. Dem kol-<br />

lektiven Gedächtnis dient auch das JOAN-<br />

NEUM, das größte österreichische Museum<br />

und die Landesbibliothek als wesentliche tungen der Bildung und Wissenschaft zu-<br />

Gründungen Erzherzog<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Johanns. Gerade sammenarbeiten.<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Das beginnt schon sehr Kultur<br />

Oper, Theater und Landesmuseum wurden früh und lässt sich gut anhand des Steiri-<br />

unter Landeshauptmann Waltraud Klasnic schen Musikschulwerks darstellen, das ne-<br />

neu geordnet und präsentieren sich wie<br />

auch der „steirische herbst“ mit zukunftssi-<br />

cheren Strukturen. Allein diese beiden Kul-<br />

tur-Großbetriebe sichern 1.177 Arbeitsplät-<br />

ze in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Von großer Bedeutung ist die Pflege des Kul-<br />

turgutes – vom Weltkulturerbe Grazer Alt-<br />

stadt als einmaliges Ensemble über die jah-<br />

relang erfolglose und 2005 realisierte Reno-<br />

vierung des Palais Attems, der gleichfalls<br />

2005 neu erstrahlenden Alten Universität<br />

mit ihrer einmaligen Aula in Graz, dem<br />

Landhaus und der vom Landesmuseum Jo-<br />

anneum genutzten Kulturbauten in der gan-<br />

zen <strong>Steiermark</strong>, die in einem Programm<br />

laufend bis ins joanneische Jubiläumsjahr<br />

2011 saniert und restauriert werden.<br />

Der Pflege unserer gemeinsamen Wurzeln<br />

dienen auch die Landesausstellungen. Wir<br />

dürfen sie nicht nur als Tourismuszugpferde<br />

sehen – sondern auch als große gemeinsa-<br />

me Erinnerungsleistung. „Die Römer“ 2004<br />

sind ein gutes Beispiel: Selbst denjenigen,<br />

die nicht in einer der dazu eingerichteten<br />

Ausstellungen waren, wurden die römischen<br />

Wurzeln unserer Kultur bewusst gemacht.<br />

Man kann nicht das soziale Feld in dem Maße erweitern, dass Kompetenzen, die geschichtlich<br />

gewachsen sind, zerstört werden. Aber man muss gleichzeitig aufgrund dieser theoretischen Vorgaben<br />

akzeptieren, dass das Handlungsfeld der Kunst sich sowohl im Bereich der Akteure wie auch im Bezug<br />

auf den Begriff der Kreativität erweitert. Der Kulturbegriff in seiner bisherigen Dimension wird durch<br />

die Informationstechnologie erweitert werden.<br />

Peter Weibel<br />

Hier haben Kunst und Kultur einen wichti-<br />

gen Bildungsauftrag zu erfüllen. Hier müs-<br />

sen Kunst und Kultur eng mit den Einrich-<br />

ben dem Johann-Josef-Fux-Konservatorium<br />

in Graz mit weiteren 46 Musikschulen und<br />

beinahe 100 dislozierten Außenstellen, an<br />

denen mehr als 21.000 Mädchen und Bu-<br />

ben eine musikalische Grundausbildung<br />

erhalten, ein österreichweit beispielgeben-<br />

des Netz durch das ganze Land spannt.<br />

Vision<br />

In der Weiterentwicklung des flächende-<br />

ckenden Angebots musikalischer Ausbil-<br />

dung hin zu einer umfassenden musischen<br />

Erziehung mit aktiver Talentesuche und<br />

-förderung sieht die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

ein großes Potenzial. Kreativität und die be-<br />

wusste Lebensgestaltung mit Kunst und<br />

Kultur werden als der zukunftsentscheiden-<br />

de Faktor schlechthin gesehen. Unser Ziel<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 137<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


ist es, den „ganzen Menschen“ zu begreifen<br />

und diese Entwicklung zu beschleunigen.<br />

Aufbauend auf der Vielzahl der vielfältigen<br />

und lebendigen Strukturen einer tief verwur-<br />

zelten Kulturpflege – ein solcher Gedächt-<br />

nis-Anker sind zum Beispiel die mehr als<br />

230 Museen, die vom Museumsforum in<br />

der ganzen <strong>Steiermark</strong> betreut werden – soll<br />

ein gut durchdachtes Netz in alle Regionen<br />

wirken und die kulturellen und touristischen<br />

Kompetenzen bündeln, um ein Höchstmaß<br />

an Strahlkraft nach innen und außen zu<br />

erreichen und die teils verborgenen Schätze<br />

der Kultur in der <strong>Steiermark</strong> weithin sicht-<br />

bar zum Leuchten bringen.<br />

Aktion<br />

Ein wesentlicher Motor einer solchen Ent-<br />

wicklung können in <strong>Zukunft</strong> die Landesaus-<br />

stellungen sein. Mit einer bewussten Aus-<br />

richtung auf nachhaltige Wirksamkeit für<br />

eine ganze Region sind mehrjährige Ausstel-<br />

lungen des Landes zu entwickeln und ab-<br />

zusichern sowie durch eine professionelle<br />

Begleitung, wie sie durch die wissenschaft-<br />

liche und museumsdidaktische Kompetenz<br />

und auch die reichen Sammlungen des Jo-<br />

Erfahrung<br />

Kunst und Kultur sind eine der wichtigsten<br />

Quellen der Kreativität: Wir brauchen sie, um<br />

138<br />

anneums – vom nach langen Jahren neu<br />

erstrahlenden Volkskundemuseum bis hin<br />

zur Neuen Galerie – angeboten werden kön-<br />

nen, im Bewusstsein zu verankern.<br />

Bibliotheken als „geistige Schatzkammern“<br />

und „Gehirn des Landes“, regional und ganz<br />

voran die Landesbibliothek, müssen in einer<br />

Öffnung hin zu Mediatheken und mit einer<br />

längst notwendigen infrastrukturellen Grund-<br />

ausstattung für das 21. Jahrhundert aufge-<br />

rüstet werden.<br />

Musikschulen sind schrittweise zu Kunst-<br />

und Kreativitätsschulen – ein gutes Beispiel<br />

ist hier die Arnold-Schönberg-Kunstschule<br />

in Mürzzuschlag – auszubauen und jeder<br />

Steirerin und jedem Steirer soll im Pflicht-<br />

schulbereich der Zugang, die eigenen mu-<br />

sischen Begabungen zu entdecken und zu<br />

entwickeln, geöffnet werden.<br />

Der aktive Erwerb von Vor- und Nachlässen<br />

bedeutender steirischer Schriftsteller und<br />

der Ankauf bedeutender Werke und Werk-<br />

reihen bildender Künstler mit internationaler<br />

Bedeutung aus der <strong>Steiermark</strong> müssen<br />

weiter verstärkt über einen ausreichend<br />

dotierten Joanneumsfonds als gemeinsames<br />

geistiges Erbe für die <strong>Zukunft</strong> gesichert<br />

werden.<br />

Kunst und Kultur bekennen und vernetzen<br />

„Die geistigen Flügel unseres Landes sichern uns<br />

die <strong>Zukunft</strong>“<br />

neue Ideen zu erhalten, neue Wege zu finden,<br />

Altes in Frage zu stellen. Kunst verleiht un-<br />

seren Gedanken Flügel. Und die werden wir<br />

brauchen, um die wirtschaftlichen und sozi-


alen Herausforderungen der <strong>Zukunft</strong> mit den<br />

großen Umbrüchen, welche die neue Infor-<br />

mations- und Kommunikationstechnik bringt,<br />

meistern zu können. Nicht zuletzt waren es<br />

auch Wissenschafter an der Technischen Uni-<br />

versität in Graz, die weltweit Mitbegründer<br />

und Entwickler des Internets waren.<br />

In einer Welt der Wirklichkeiten und Virtu-<br />

alitäten leben viele jüngere, aber auch älte-<br />

re Menschen in einer Kultur multimedialer<br />

Szenarien. Der Umgang mit Video-Bild-Ton-<br />

Text und seine vielschichtige Gestaltung und<br />

Präsentation prägen sowohl den Alltag als<br />

auch den Feiertag. Eine Kultur, die durch<br />

Dachstein:Cult – Der Stein kommt ins Rollen<br />

neue Kriterien und Eigenschaften prägt, ver-<br />

langt nach einem veränderten Umgang mit<br />

Bildung und Kunst. Verknüpft mit Künstlern<br />

und Kulturdenkern wie Peter Weibel oder<br />

Richard Kriesche haben Neue Medien in der<br />

Kunst und experimentelle Szenarien muli-<br />

medialer Kultur weltweit einen ihrer Anfän-<br />

ge in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Nicht zuletzt sind Kunst und Kultur ein ent-<br />

scheidender Standortfaktor für die Wirt-<br />

schaft und ein wichtiger Motor gerade für<br />

den Tourismus. Daraus muss eine tragfähi-<br />

ge Partnerschaft entwickelt werden. Ein<br />

Schritt zu diesem Ziel ist die über Initiative<br />

Am 14. November 2004 öffnete in der Hunerkogel-Bergstation das europaweit höchste Kultur-<br />

zentrum seine Pforten. Den Stein ins Rollen brachte nach intensiver Vorbereitung die Grazer<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Kultur<br />

Kulturinitiative Art:Network (Monika Wogrolly) in Partnerschaft mit der Planai-Hochwurzen-<br />

Gesmbh (Albert Baier).<br />

Kultur auf die Spitze treiben<br />

Der Dachstein als Kulturbaustein im neuen Europa steht für die Verbindung natürlicher und kultureller<br />

Werte, den Rückgriff auf kreative Ressourcen dieses Landes und die konstruktive Verbindung von<br />

künstlerischem Potenzial und wirtschaftlichem Know-how.<br />

International Networking – von höchster Qualität<br />

Die Philosophie von Art:Network ist eine Philosophie der Netzwerke. Eine Philosophie der Partnerschaft<br />

zwischen Kultur und Wirtschaft. Der Kulturbegriff ist ein offener, dynamischer. Er ist bewusst weit<br />

gesetzt und umfasst neben traditionellen Kunstformen wie Literatur, Komposition und Bildender Kunst<br />

unkonventionelle Disziplinen, Neue Medien, Lifestyle und Kulinarik. Kultur braucht Raum, um zur<br />

Wirkung zu kommen. Ein solcher kultureller Freiraum existiert am Dachstein.<br />

Dachstein:Art – Die Periodische Künstlerwohngemeinschaft auf dem Gipfel der Kreativität und<br />

Sinnlichkeit steht für Kommunikation und Vernetzung von Natur und Kultur, Lifestyle und alpiner<br />

Ästhetik, traditionellen Sparten und neuen Medien am Puls der Zeit. Kreative aus Metropolen der Welt<br />

haben Gelegenheit, sich natürlicher Werte zu besinnen, Energie und Inspiration zu tanken. Die jeweils<br />

entstandenen künstlerischen Coproduktionen werden in jährlich stattfindenden Präsentationen am<br />

Dachstein als Kulturbaustein Europas der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Der Berg ruft. Und ganz im künstlerischen Interesse ruft der Berg die öffentliche Hand, die Herren<br />

Bürgermeister und den Hausherren Albert Baier auf, den internationalen Imagetransfer der neuen<br />

steirischen Kulturmarke Dachstein:Cult zu fordern und zu fördern.<br />

Monika Wogrolly<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 139<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


von Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />

2004 gegründete Kultur-Service-GmbH, die<br />

in Weiterentwicklung der „kulturgemeinwirt-<br />

schaftlichen“ Aktivitäten der Graz-2003-Ge-<br />

sellschaft an der Schnittstelle Kultur und<br />

Markt wirken soll. Sie soll die kulturellen<br />

Kräfte unterstützend vernetzen und bündeln<br />

und durch gemeinsame Marketingaktivitä-<br />

ten in das Land, aber vor allem weit über<br />

die Grenzen tragen, damit Gäste über die<br />

Kultur in die <strong>Steiermark</strong> bringen und mehr<br />

und neues Publikum für das breite Kunst-<br />

schaffen in unserem Land interessieren.<br />

Die Filmindustrie ist ein boomender Faktor<br />

im kulturellen und kommerziellen Bereich.<br />

Junge Filmschaffende suchen Wege, ihre<br />

kreativen Ansätze umzusetzen und zeigen zu<br />

können. Mit der Einrichtung der Cine-Styria<br />

als ein lange Jahre geforderter Schwerpunkt<br />

im Sektor Kreativwirtschaft durch Landes-<br />

hauptmann Waltraud Klasnic im Frühjahr<br />

2004 als zentrale Anlaufstelle des Landes<br />

<strong>Steiermark</strong> in Sachen Film sollen vorhande-<br />

ne Ressourcen gebündelt werden. Die Cine-<br />

Styria fungiert als Filmbotschafter des Lan-<br />

des und versteht sich als zentrale Anlaufstel-<br />

le für Filmförderung und als eine regionale,<br />

nationale und internationale Schnittstelle für<br />

Netzwerkarbeit, Promotion, Information,<br />

Service und Support. In enger Kooperation<br />

mit dem Internationalen Berg- und Abenteu-<br />

erfilmfestival und der DIAGONALE, dem<br />

Festival des österreichischen Films in Graz<br />

– als deutliches Signal des Bundes in Rich-<br />

tung dezentraler Kulturförderschwerpunkte<br />

– werden jedes Jahr mit dem Großen Cine-<br />

Styria-Filmpreis und den Cine-Styria-Ju-<br />

140<br />

gendpreis die bedeutendsten Filmpreise aller<br />

österreichischen Bundesländer vergeben.<br />

Vision<br />

Eine Kultur der multimedialen Szenen er-<br />

kennt ihre Aufgabe und Herausforderung<br />

besonders an den Schnittpunkten zwischen<br />

Menschen, Ländern, Kunstrichtungen, Aus-<br />

drucksformen. Mit einem Schwerpunkt auf<br />

den Entwicklungschancen in der Kreativwirt-<br />

schaft einerseits und neuen Ansätzen, wie<br />

Es gilt, die größtmögliche Vielfalt des Filmschaffens zwischen reiner Kunst einerseits und reinem<br />

Wirtschaftsgut andererseits zu erhalten.<br />

Danny Krausz<br />

etwa Prozesskunst in die Lebenswirklichkeit<br />

der Menschen eingreifen kann – als gutes<br />

Beispiel muss an die Quartier- und Bezirks-<br />

kulturprojekte während „Graz 2003“ erinnert<br />

werden –, andererseits hat die <strong>Steiermark</strong> die<br />

Chance neue Lebenswelten zu eröffnen.<br />

Ein greifbares Ziel ist die <strong>Steiermark</strong> als<br />

„Hollywood Österreichs“ zu positionieren, in<br />

dem Drehbuchautoren, Kameraleute, Regis-<br />

seure und Produzenten einen „Glimmer“<br />

des filmischen Eldorado spüren.<br />

Aktion<br />

Mit der durch die Cine-Styria umsetzbaren<br />

Steigerung und Stärkung der Film- und TV-<br />

Kompetenzen in der <strong>Steiermark</strong> entstehen<br />

Impulse zur Betriebsansiedelung und damit<br />

die Schaffung und Sicherung von Arbeits-<br />

plätzen im Film- und Medienbereich.


Mit der Netz(kunst)initiative mur.at als einer<br />

der wichtigsten Plattformen in Österreich,<br />

gilt es, eine große Chance – nicht zuletzt ist<br />

Deutsch im Unterschied zum internationa-<br />

len Sprachgebrauch nach dem Englischen<br />

die weltweit meistverwendete Sprache im<br />

Netz – weiter zu entwickeln und auszubau-<br />

en: Heute und morgen zählt zuerst die Prä-<br />

senz und die Schnelligkeit, nicht unbedingt<br />

der geografische Standort.<br />

Nach dem Beispiel Medienkunstlabor im<br />

Grazer Kunsthaus müssen dezentrale Ein-<br />

richtungen in der ganzen <strong>Steiermark</strong> wach-<br />

sen. Rasch umsetzbar sind gerade auch in<br />

der Vernetzung mit der (Kreativ)Wirtschaft<br />

gemeinsame Nutzungsmodelle in Technolo-<br />

gie- und Industrieparks. Kernpunkt sind in<br />

solchen „Zentren für neue Medien“ für Einnem Austausch von Künstlerinnen und<br />

zelne schwer<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

leistbare technische Infra- Künstlern<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

einer Kunstform – aber zwischen Kultur<br />

strukturen, die einer steten und kurzlebigen den Generationen und unterschiedlicher Pro-<br />

Nachrüstung bedürfen.<br />

fessionalisierung – dienen, stark ausgebaut<br />

Als weiterer Schritt können dort für Kultur-<br />

initiativen eigene „ArtParks“ vorgesehen wer-<br />

den. Das erste „<strong>Steirische</strong> Künstlerfest für die<br />

Partnerschaft Wirtschaft und Kunst“ 2005<br />

versucht genau für solche Modelle gemein-<br />

schaftlicher Künstlerateliers in Graz und in<br />

der <strong>Steiermark</strong> breites Interesse zu wecken<br />

und könnte eine gute jährlich wiederkehren-<br />

de Tradition begründen.<br />

Neben der Verschränkung von Kunst mit<br />

anderen Lebensbereichen – Kultur als „Le-<br />

bensmittel“ und Wirtschaft als „Überlebens-<br />

mittel“ begriffen – und der Quervernetzung<br />

von künstlerischen Ausdrucksformen, wie<br />

dem 2004 als „artist-in-residence“-Projekt<br />

viel beachtet gestarteten Kulturkopfbahnhof<br />

am höchsten Punkt der <strong>Steiermark</strong> „Dach-<br />

stein:Cult“, sollen Wettbewerbe, Workshops,<br />

Meisterkurse, Jahreszeitakademien, die ei-<br />

werden, da hier das Potenzial internationaler<br />

Strahlkraft an der Schnittstelle Bildung, Pro-<br />

duktion und Präsentation am größten ist.<br />

Kunst und Kultur denken<br />

„Wir wollen den Weg erst denken, dann gehen:<br />

Die <strong>Steiermark</strong> als intellektueller Brückenbauer“<br />

Ausgehend vom Begriff „<strong>Zukunft</strong>sregion<br />

<strong>Steiermark</strong>“, in Tradition von Alpe-Adria und<br />

Trigon-Gedanke gilt es, auf die Länder im<br />

Süden und Osten Europas zuzugehen. Di-<br />

rekt gelebter Dialog findet besonders in den<br />

klassischen Denkfabriken des interkulturel-<br />

len Austauschs der Akademie Graz, den<br />

Minoriten, dem „steirischen herbst“ und un-<br />

ter den Studierenden an der Kunst-Univer-<br />

sität Graz statt. Die Grundidee eines inter-<br />

ethnischen und völkerverständigenden Dia-<br />

loges über zeitaktuelle Themen passt<br />

geradezu idealtypisch in die <strong>Steiermark</strong>.<br />

Das präziseste Instrument für den geistigen<br />

Austausch ist die Sprache, ist das Wort:<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist seit Jahrzehnten Ausgangs-<br />

punkt der wichtigsten literarischen Strömun-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 141<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


gen des ganzen Bundesgebietes. Vor allem<br />

zu nennen sind: Alfred Kolleritsch, Alois Her-<br />

gouth, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Rein-<br />

hard P. Gruber, Barbara Frischmuth, Wolfgang<br />

Bauer, Gerhard Roth, Werner Schwab sowie<br />

Elfriede Mayröcker, Ernst Jandl, H.C. Art-<br />

mann und viele andere Autoren, denen Graz<br />

vor allem im Forum Stadtpark eine Plattform<br />

bot. Eine neue Generation zeitgenössischer<br />

Autorinnen und Autoren, die sich kraftvoll<br />

artikulieren und weithin Resonanz finden, hat<br />

sich um das Franz-Nabl-Institut und das<br />

Literatur(h)aus Graz formiert.<br />

Diese heute arrivierten Exponenten der zeit-<br />

genössischen Literatur haben Graz zur<br />

heimlichen Literaturhauptstadt Österreichs<br />

gemacht. Damit verfügt die Region über<br />

ein „Kapital“, das sorgsam gehütet und<br />

entfaltet wird und gut im kulturpoli-<br />

tischen Bewusstsein des Landes <strong>Steiermark</strong><br />

sowie seiner Kulturhauptstadt Graz veran-<br />

kert ist.<br />

Noch heute sind die „manuskripte“ oder der<br />

Droschl-Verlag aus dem Grazer Literatur-<br />

klima mit überregionaler Bedeutung nicht<br />

wegzudenken. In der <strong>Steiermark</strong> gibt es ne-<br />

ben einer erfolgreichen Verlagslandschaft<br />

und einem Netz von Büchereien mit den<br />

Lichtungen, Sterz, perspektive, Schreib-<br />

kraft, elf, Randstein, Reibeisen, Brucker<br />

Literaturturm das österreichweit größte An-<br />

gebot an Literaturzeitschriften, die vom re-<br />

gen kulturellen Engagement und der Lust<br />

auf Literatur zeugen.<br />

142<br />

Vision<br />

Die <strong>Steiermark</strong> soll als Drehscheibe einer<br />

sich erweiternden europäischen Union Part-<br />

ner für Kroatien, Kosovo, Bosnien, Albanien<br />

und viele andere Länder sein, um auch die-<br />

se in ein gemeinsam strukturiertes Europa<br />

zu führen. Graz und die <strong>Steiermark</strong> geben<br />

der Europäischen <strong>Zukunft</strong>sregion ihr kultu-<br />

relles Zentrum und organisieren eine „Kultur-<br />

Universität der Ideen“, die nicht im klassi-<br />

schen Sinne „infra-strukturiert“ ist, sondern<br />

Es soll daher durchaus Kulturtourismus geben, aber es darf im Zuge des Kulturtourismus nicht<br />

Tourismuskultur geben, das heißt man kann von uns nicht verlangen, dass wir uns anpassen und<br />

gewissermaßen den Touristen oder den Besuchern dieses Landes nachlaufen.<br />

Peter Marboe<br />

in der Vernetzung der besten Partner das<br />

Modell universaler Bildung der <strong>Zukunft</strong><br />

sieht.<br />

Literatur muss wesentlicher Bestandteil<br />

steirischen Lebens bleiben: Literatur als<br />

„steirisches Lebensmittel“ neben Kernöl und<br />

steirischem Wein begreifen.<br />

Aktion<br />

Geist&Gegenwart – das sich mit Pfingsten<br />

2005 auf Initiative von Landeshauptmann<br />

Waltraud Klasnic und Diözesanbischof Egon<br />

Kapellari in Zusammenarbeit mit den vier<br />

Grazer Universitäten etabliert – bedeutet für<br />

die <strong>Steiermark</strong> die Fortsetzung einer Tradi-<br />

tion: Bekannt als „steirischer Weg des Mit-<br />

einander“, will sich die historische Grenz-<br />

region am Schnittpunkt vier europäischer<br />

Kulturkreise als Brückenbauer und geistiges<br />

Zentrum der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion Südost pro-<br />

filieren und soll die Aufnahme von Grund-


satzdebatten zum Thema Europa ermögli-<br />

chen und in kontroversieller Form die de-<br />

mokratiepolitische, soziale und kulturelle<br />

Grundfrage nach Identitäten dieses Europa<br />

stellen. Europäische Entscheidungsträger<br />

aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur<br />

und Publizistik sind eingeladen, über die<br />

Vielfalt der Werthaltungen, Anschauungen<br />

und Glaubenssätze eines erweiterten Euro-<br />

pas zu diskutieren.<br />

Junge heimische Literatur soll durch Ertei-<br />

lung von Auftragsarbeiten <strong>Steirische</strong>r Büh-<br />

nen – vom Schauspielhaus Graz bis zu den<br />

freien Theatern – verstärkt eine interessier-<br />

te breite Öffentlichkeit erhalten und durch<br />

ein Spezialkriterium in Produktionsförde-<br />

rungen verankert werden. Modelle wie der<br />

„professionell begleitende“ Retzhof-Litera- Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Grazturpreis<br />

von UniT<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

legen neue Maßstäbe und bzw. <strong>Steiermark</strong>-Bezug<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

in den Mittelpunkt Kultur<br />

erweitern die bestehenden Landesliteratur- des Interesses rücken. Entscheidend dabei<br />

preise und -stipendien. Als besondere Ini- wird – am Beispiel „bookolino“ – das rich-<br />

tiativen des Bundes und als Ausdruck eines<br />

neuen föderalen Denkens setzen der von<br />

Staatssekretär Franz Morak initiierte Ernst-<br />

Jandl-Preis für Lyrik, der alle zwei Jahre<br />

mit Workshops und Rahmenprogramm in<br />

Neuberg an der Mürz vergeben wird und<br />

der nach 50 Jahren Wanderschaft durch<br />

alle Bundesländer seit 2003 jedes Jahr<br />

in Gleisdorf verliehene Österreichische<br />

Kinder- und Jugendliteraturpreis einen<br />

wichtigen Schwerpunkt für das Literatur-<br />

land <strong>Steiermark</strong> und Signale an ein junges<br />

Lesepublikum.<br />

Literaturförderung und Existenzsicherung für<br />

Autorinnen und Autoren heißt auch starke<br />

Partner in der Vermittlung an der Schnittstel-<br />

le Vertrieb, Markt, Wirtschaft: Verlage, Lite-<br />

raturzeitschriften und Buchhandlungen profi-<br />

tieren von der durch steirische Präsenz in der<br />

Bundesgesetzgebung unbefristeten Verlänge-<br />

rung der Buchpreisbindung, die europaweit<br />

als vorbildliche Lösung gilt – gleichermaßen<br />

wie die Ausnahmeregelung bei der Bundes-<br />

beschaffung für den regionalen Buchhandel.<br />

Nächster Schritt soll die Etablierung von Ver-<br />

legergesprächen im Ausseerland sein.<br />

Das Canetti-Projekt des Literatur(h)auses<br />

Graz im Juni 2005 soll Modell weiterer Li-<br />

teraturschwerpunkte in Vernetzung mit Kul-<br />

turveranstaltern sein, die herausragende<br />

tige Ansprechen junger und ganz junger<br />

Leser bleiben. Eine professionell begleitete<br />

Wir müssen uns zwingen, Visionäre zu sein. Wir sind es, auch deshalb, weil wir an die Kunst glauben,<br />

so altmodisch das klingen mag. Visionäre sein, das heißt, wir sind im Aufbruch, wir entwerfen, wir<br />

finden uns nicht ab.<br />

Alfred Kolleritsch<br />

virtuelle Schreib-Schule soll auf der aktiven<br />

Seite Interesse und die Lust am ernsthaften<br />

Experimentieren wecken.<br />

Modelle für eine literarische Werkstatt und<br />

von Gemeinden eingesetzte Stadtschreiber<br />

als philosopher-in-residence sind auszu-<br />

bauen und weiterzuentwickeln und in eine<br />

aktive Kommunikation mit den Bürgerinnen<br />

und Bürgern einzubinden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 143<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Erfahrung<br />

Kunst und Kultur braucht Raum, um sich<br />

entwickeln zu können. Raum geben – heißt<br />

bezeugen und zeigen, welche Werte auch<br />

tatsächlich gelebt werden. Architektur ist<br />

hier nicht (bloßes) Bauen, vielmehr Mani-<br />

festation. Wer Raum gestaltet, schreibt we-<br />

gen des hohen Mitteleinsatzes für längere<br />

Zeiträume ganz bestimmte Formen zur<br />

Nutzung fest und gibt Antworten auf, was<br />

wichtig und was möglich ist.<br />

Vieles, was jahre- und jahrzehntelang heftig<br />

diskutiert, gefordert aber nie realisiert wur-<br />

de, konnte gerade im Sog der Vorbereitung<br />

zu „Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas“<br />

durch den entschiedenen Einsatz von Lan-<br />

deshauptmann Waltraud Klasnic umgesetzt<br />

werden: das Kunsthaus, als neues Stadt-<br />

wahrzeichen von Peter Cook und Colin Four-<br />

nier, Ort der neuen Auseinandersetzung mit<br />

bildender Kunst und Heimat für eine Wie-<br />

derbelebung des Trigon-Gedankens sowie<br />

gleichzeitig auch Dach für die Camera Aus-<br />

tria, die Stadthalle, als von Klaus Kada be-<br />

eindruckend umgesetzte „Halle für alle“ und<br />

die Helmut-List-Halle von Markus Perntha-<br />

ler, als lange Jahre gefordertes multifunkti-<br />

onales Konzerthaus mit weltmeisterlicher<br />

Akustik gerade für zeitgenössische Musik.<br />

144<br />

Aber auch das Kindermuseum von Hemma<br />

Fasch und Jakob Fuchs und die Acconci-<br />

Insel am und im steirischen Landesfluss in<br />

Graz. Als innovativer und multifunktionaler<br />

Kulturraum in den Regionen muss das<br />

Kunsthaus St.Ulrich/Greith von Michael<br />

Die Debatte um die Architektur wird nicht mehr nur auf der kulturellen Ebene geführt, sondern<br />

aufgrund der Dynamik der kommerziellen Aktivität ist sie in der Diskussion um den Profit für die<br />

Öffentlichkeit auch zu einer Frage des öffentlichen Interesses geworden.<br />

Zaha Hadid<br />

Kunst und Kultur Raum geben<br />

„Architektur gestaltet Raum für Menschen,<br />

ist Alltag, Leben und Kultur“<br />

Szyszkowitz und Karla Kowalski, das Kunst-<br />

haus Weiz des in Frankreich lebenden Bru-<br />

cker Architekten Dietmar Feichtinger und<br />

als bedeutender Raum für die Sammlung<br />

Bruno Gironcolis von Hermann Eisenköck<br />

hervorgehoben werden.<br />

Zu den – national wie international – unbe-<br />

strittenen Kernkompetenzen der steirischen<br />

Kultur gehört die Architektur. Die „Grazer<br />

Schule“, wissenschaftlich unterlegt und be-<br />

gleitet durch eine renommiert besetzte Fa-<br />

kultät der Technischen Universität, ausge-<br />

wiesen durch viele Beispiele zeitgemäßen<br />

Bauens, hat europäischen Rang und einen<br />

weithin ausgezeichneten Ruf.<br />

Vision<br />

Architektur ist zuerst keine Frage des Gel-<br />

des, sondern vielmehr grundsätzlich eine<br />

Frage der Haltung und der Intention. Archi-<br />

tektur ist Alltag, Leben, Kultur – gebaute


Kultur und Gestaltung von Lebens-Raum<br />

und gibt Antworten auf die Frage: Wo steht<br />

die Gesellschaft und wohin kann sie sich<br />

entwickeln? Wir wollen steirische Architek-<br />

tur als wichtigen „Export-Artikel“ begreifen<br />

und international als Botschafter einsetzen,<br />

um viel beachtete Beispiele und Lösungen<br />

von Lebensgestaltungsfragen – wie wir mit<br />

Ressourcen, Landschaft, Stadtraum, defi-<br />

nierten sozialen Standards, der Umwelt als<br />

Mitwelt umgehen – in einen Diskurs stellen,<br />

der alle Menschen angeht. Wir wollen mit<br />

Architektur die <strong>Steiermark</strong> zum Labor für<br />

die <strong>Zukunft</strong> machen.<br />

Aktion<br />

Wettbewerbsförderungen für internationale<br />

Dem Architekturbegleiter<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Graz 2003 folgt Ausschreibungen<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

effektiv gefördert werden. Kultur<br />

eine Dokumentation über die <strong>Steiermark</strong>, Durch einen Architekturbeirat sollen gleich-<br />

die 2005 präsentiert wird. Die Architekturlaufend die steirischen Bürgermeister via<br />

fakultät der Technischen Universität Graz<br />

gibt das Architekturmagazin GAM perio-<br />

disch heraus. Die Baukultur der <strong>Steiermark</strong><br />

soll regelmäßig und systematisch dokumen-<br />

tiert werden. Ein Jahrbuch stärkt die regio-<br />

nale Kulturvermittlung und festigt das inter-<br />

nationale Ansehen steirischer Architektur.<br />

2005 soll das Jahrbuch der Architektur<br />

<strong>Steiermark</strong> bei der Verleihung des Architek-<br />

turpreises des Landes <strong>Steiermark</strong> starten.<br />

„Kunst und Bau“ wird im neuen Kultur- und<br />

Kunstförderungsgesetz als Kunst im öffent-<br />

lichen Raum wieder aktiviert. „Nachhaltig<br />

bauen“ und „Mut zur Qualität II“ setzen im<br />

Bereich Energieeinsatz und Gemeindebau-<br />

ten neue Akzente. Graz ist auf dem Weg zur<br />

Architekturhauptstadt 2007 und setzt da-<br />

mit Schwerpunkte im Auftritt als Kulturdes-<br />

tination.<br />

„Architekturlaboratorium <strong>Steiermark</strong>“ setzt<br />

sich zum Ziel, die in der <strong>Steiermark</strong> wirken-<br />

den oder hier ausgebildeten Architektinnen<br />

und Architekten unter dem Grundsatz „regi-<br />

onal konzipieren – international umsetzen“<br />

in einer Ausstellung zu präsentieren. Aufbau-<br />

end auf den multimedialen Umsetzungen<br />

am Beispiel der Medien- und Architektur-<br />

biennale werden Ausstellungsmodule erar-<br />

beitet, die international präsent sein sollen.<br />

Gerade in Zeiten verminderter öffentlicher<br />

Bauvolumina kann durch die Gewährung von<br />

Förderungen im Gemeindehochbau zu Qua-<br />

lität in der Architektur angeregt werden – das<br />

ganze Land wird eine Schatzkiste modernen<br />

qualitätsvollen Bauens. Ein eigener Anwalt<br />

für die Baukultur könnte so etwas sein wie<br />

das Gewissen der Öffentlichkeit. Seine Auf-<br />

gabe wäre es, die Aktivitäten des Landes,<br />

Ich bin der Meinung, dass in Österreich im 20. Jahrhundert die Architektur die wichtigste Kultur- und<br />

Kunsterscheinung ist.<br />

Hans Hollein<br />

der Stadt und der Gemeinden kritisch zu<br />

verfolgen und überall dort einzugreifen, wo<br />

Qualitätsverluste offenkundig werden.<br />

Der Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes<br />

„Grazer Altstadt“ wird durch ein Lücken<br />

schließendes, aber Innovationen aufge-<br />

schlossenes Gesetz mit neuen Kompetenzen<br />

weiter gesichert werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 145<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Kunst und Kultur fördern und fordern<br />

„... als Basis zur bestmöglichen Entfaltung<br />

eines Landes“<br />

Erfahrung<br />

Die Aufgabe der Kulturpolitik des Landes ist<br />

es, Kunst und Kunstschaffenden den Frei-<br />

raum für ihre bestmögliche Entfaltung ihrer<br />

Kreativität zu sichern und stimulierende<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Pio-<br />

nier- und vorbildhafte Kulturpolitik eines<br />

Hanns Koren, Kurt Jungwirth, Helmut Strobl<br />

und Josef Krainer haben maßgeblich zu-<br />

sammen mit den Initiativen, die jetzt gesetzt<br />

werden, dazu beigetragen, dass die Steier-<br />

mark das offene Klima fördert und weiter<br />

international als lebendiger und virulenter<br />

Ort für und mit unverwechselbarer Kultur<br />

wahrgenommen wird.<br />

Kulturpolitik muss Zugänge öffnen und offen<br />

halten. Zur politischen Kultur gehört heute<br />

unbestritten, dass sie Rahmen schaffen und<br />

Freiräume sichern soll. Der Auftrag liegt in<br />

der Beschränkung – Grenzen suchen, setzen<br />

und einhalten – fern von Intervention oder<br />

Dirigismus. Dezentral und föderal sind Eigen-<br />

schaften, die einem Heute in der (Kultur)Politik<br />

entsprechen – ein Weg, der trotz gezogener<br />

Furchen durch starke Akzentsetzungen in<br />

Bund und Land gegangen wird.<br />

Zu einer geforderten Verlässlichkeit gehört<br />

zuerst eine mehrjährige Planbarkeit, die im<br />

146<br />

Land <strong>Steiermark</strong> erstmals 2003 durch den<br />

Abschluss dreijähriger Förderverträge mit<br />

119 Kulturinitiativen – zu einem großen Teil<br />

regional verankert oder als lebendige kreati-<br />

ve Szene ansprechbar, auch wenn einige in<br />

der Zeit ihrer Entwicklung bereits aus dem<br />

engeren Definitionsrahmen „freie Szene“ he-<br />

rausgewachsen waren – umgesetzt werden<br />

konnte. Zu einer qualifizierten und qualifi-<br />

zierenden Vorbereitung wurde eine fachlich<br />

Wenn alle so fett von den Subventionen leben, dann wird es keine entsprechende Kreativität und<br />

keinen Wettbewerb geben. Aber das andere Extrem geht auch nicht. Der entsprechende Mix ist eine<br />

ganz zentrale wirtschaftspolitische Frage.<br />

Hanns Abele<br />

unbestreitbare „Evaluierungskommission“<br />

berufen, die von Landeshauptmann Wal-<br />

traud Klasnic auch mit der Erarbeitung eines<br />

seit 20 Jahren im Wesentlichen unveränder-<br />

ten Kulturförderungsgesetzes betraut wurde<br />

und nach den Beratungen im Steiermärki-<br />

schen Landtag als „Steiermärkisches Kultur-<br />

und Kunstförderungsgesetz (2005)“ neue<br />

Maßstäbe weithin setzen wird.<br />

Im Wissen um die Maßstäbe setzende und<br />

qualitätssichernde Funktion großer Kultur-<br />

träger sind im selben Zeitraum das Landes-<br />

museum Joanneum, die Theater Graz und<br />

der „steirische herbst“ als Gesellschaften im<br />

öffentlichen Eigentum neu geordnet und mit<br />

einer zukunftssichernden Finanzierung aus-<br />

gestattet worden. Beides mit dem Auftrag,<br />

weithin sichtbare Signale zu senden und<br />

das kreative Potenzial des Landes und in<br />

der Stadt zu fördern und zu fordern.


Vision<br />

Die <strong>Steiermark</strong> lebt das Beispiel einer von<br />

Kunst und Kultur getragenen Gesellschaft,<br />

die besonders alle Generationen, die zu glei-<br />

cher Zeit leben, respektiert und als wertvol-<br />

le Bereicherungen begreift und dabei<br />

Schwerpunkte setzt, wo es gilt, Barrieren<br />

abzubauen: Kultur – im Bewusstsein der<br />

Notwendigkeit zu Unterscheidbarem – als<br />

allen gemeinsamer Boden und zugleich Mo-<br />

tor für Neues und mögliche Entwicklungen<br />

in der <strong>Zukunft</strong>. Kunst und Kultur als (auch<br />

überlebensnotwendiges) Lebensmittel.<br />

Aktion<br />

Vermehrt in Zeiten weniger wachsender mehr gemeinsame – auch parallele – krea-<br />

öffentlicher Haushalte<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

muss sehr bestimmt tive Prozesse<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

sollen zwischen den Genera- Kultur<br />

auf die bundesgesetzliche Verankerung der tionen, gleich wie zwischen Menschen mit<br />

schon lange Jahre geforderten steuerlichen unterschiedlicher Ausdrucksfähigkeit for-<br />

Absetzbarkeit von Kunstsponsoring hingear-<br />

beitet werden.<br />

„Kinderleben in der Kunst“ setzt einen<br />

Schwerpunkt bei der Integration junger und<br />

ganz junger Steirerinnen und Steirer. So<br />

könnte aus der Tradition im Grazer Künst-<br />

lerhaus jetzt jährlich eine „Ausstellung“<br />

von und mit Kindern im neuen Kunsthaus<br />

stattfinden. Vieles ist im darstellenden Be-<br />

reich schon initiiert. Ein gewachsenes Bei-<br />

spiel in den Regionen gibt die 2004 gegrün-<br />

dete Rebenlandakademie für Kinder und<br />

Jugendliche im Kniely-Haus in Leut-<br />

schach.<br />

Den „ganzen Menschen“ erkennen und je-<br />

den in seiner Art, sich als kulturelles Wesen<br />

einzubringen und auszudrücken, – ohne<br />

Über- und Nebenordnung – annehmen. Ge-<br />

meinsame Ausstellungen oder auch viel-<br />

ciert werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 147<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der Generationen<br />

Wir unterstützen und fördern die Menschen in ihrer Lebenswelt.<br />

Sie stehen im Mittelpunkt jeder Überlegung.


Es ist eine der großen Herausforderungen<br />

der Politik, in den kommenden Jahrzehnten<br />

allen Generationen, Männern und Frauen<br />

die Teilhabe am gesellschaftlichen Wohl-<br />

stand zu garantieren. Dazu braucht es eine<br />

gelebte, aufrichtige und wechselseitig be-<br />

dingte Solidarität aller Generationen im Sin-<br />

ne des „Generationenvertrages“, auf dem<br />

unsere soziale Sicherheit basiert – in der<br />

Familie, zwischen Jung und Alt, aber auch<br />

zwischen Mann und Frau.<br />

In unserer schnelllebigen Welt, in der sich<br />

tradierte Werte und Lebenssituationen rasch moderne Arbeitswelt, Gesundheit und Wohl-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

verändern, ist es unabdingbar, die verbefinden, Kultur, Wissen und Bildung –<br />

schiedenen Generationen (wieder) zusam- durch neue, moderne Denkweisen, praktimen-<br />

und einander näherzubringen. Die kable Modelle und kreative Veränderungen<br />

Alten brauchen die Jungen, die ihnen ihre<br />

Perspektiven, Wünsche und Hoffnungen<br />

vermitteln, um so ein besseres Verständ-<br />

nis erwirken zu können. Die Jungen brau-<br />

chen die Alten, die in „abgeklärter Unauf-<br />

geregtheit“ ihren Erfahrungsschatz weiter-<br />

geben können. Jede Generation kann und<br />

soll von der anderen lernen und profi-<br />

tieren.<br />

Eine vorurteilslose, mit ehrlichem Interesse<br />

stattfindende Begegnung, die sowohl Sorgen<br />

und Ängste als auch Wünsche und Hoffnun-<br />

gen der Einzelnen an die Oberfläche bringt,<br />

ist wohl der entscheidende Weg, der zu gehen<br />

ist. Es ist freilich nicht einfach, immer in wert-<br />

freier Akzeptanz und Toleranz aufeinander<br />

Eine Politik, die Kinder, Karriere und die Harmonie der Generationen auf ihre Fahnen heftet, ist nicht<br />

nur zukunftsfähig im besten Sinne des Wortes, sie ist auch wirtschaftsfreundlich.<br />

Denn „Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf“ betrifft einerseits die Familie, ist aber andererseits<br />

auch ökonomisch ein Thema.<br />

Kristina Edlinger-Ploder<br />

zuzugehen, dennoch sollte dies ein erklärtes<br />

Ziel aktiver Generationenpolitik sein.<br />

Die Rahmenbedingungen, die dies ermögli-<br />

chen sollen, müssen von der Politik geschaf-<br />

fen werden. Solidarität, soziale Sicherheit,<br />

sollen die bisherigen Lebensmodelle ersetzt<br />

bzw. ergänzt werden, um eine inspirierende<br />

und inspirierte Generationenharmonie zu<br />

ermöglichen.<br />

Wir wollen eine Gesellschaft für alle Lebens-<br />

alter, die nicht von Sprachlosigkeit und Ab-<br />

grenzung, sondern von einem Miteinander<br />

der Generationen geprägt ist.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 151<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Kinder und Jugend<br />

Erfahrung<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist ein kinder-, jugend- und<br />

familienfreundliches Bundesland, denn es<br />

ist uns bewusst, dass unsere Kinder unser<br />

höchstes Gut sind. Als Generationen von<br />

morgen gebührt ihnen in allen möglichen<br />

Lebenslagen unsere allumfassende Aufmerk-<br />

samkeit und Förderung. Ein behütetes und<br />

unbeschwertes Heranwachsen und Reifen in<br />

Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie die Ungerechtigkeit.<br />

Charles Dickens<br />

Sicherheit und Geborgenheit soll ihnen<br />

Garant für eine ihnen alle Möglichkeiten öff-<br />

nende <strong>Zukunft</strong> sein. Daher haben wir 2001<br />

die Aktion „KINDerLEBEN“ gestartet.<br />

Der Jugendarbeit wird große Wertschätzung<br />

entgegengebracht. Es ist ein erklärtes Ziel,<br />

auch weiterhin an einer kinder- und jugend-<br />

gerechten Gesellschaft zu arbeiten. Die Stei-<br />

ermark fördert ihre Jugend gemäß den In-<br />

tentionen der Kinderrechtskonvention und<br />

dem EU-Weißbuch als eigenständige Persön-<br />

lichkeiten in ihrer geistigen, seelischen, ethi-<br />

schen, körperlichen, sozialen, politischen,<br />

kulturellen und religiösen Entwicklung.<br />

Vision<br />

Junge Leute für Politik begeistern<br />

Jugendpolitik muss vielfältig und offen sein,<br />

die aktuellen Herausforderungen der Zeit an<br />

die jungen Leute erkennen und auch bewäl-<br />

152<br />

tigen. Gerade in der Jugendpolitik können<br />

überzeugende Lösungsansätze und Lösun-<br />

gen nur dann erkannt und verwirklicht wer-<br />

den, wenn sie aus der unmittelbaren Le-<br />

benswelt der Jugendlichen hervorgehen.<br />

Unsere Kinder haben ihre eigene „Kultur“,<br />

auf die besonderer Wert zu legen ist.<br />

Junge Menschen wollen und müssen ernst<br />

genommen werden. Nicht nur in ihren sehr<br />

spezifischen Sorgen im Alltag – Schule,<br />

Freunde, Pubertät, Sexualität, Eltern usw.<br />

–, sondern eben auch im politischen Be-<br />

reich. Man muss ihnen zeigen, dass ihnen<br />

gerade die Politik viele Möglichkeiten bietet,<br />

auf ihre Probleme hinzuweisen und geeig-<br />

nete Lösungsvarianten zu erarbeiten und<br />

umzusetzen. Junge Leute müssen in der<br />

aktiven und passiven politischen Arbeit ein-<br />

gebunden werden. Nur so kann ihr Interes-<br />

se erhöht und ihrer angeblichen „Verdros-<br />

senheit“ Rechnung getragen werden.<br />

Die Mitbestimmung junger Leute im demo-<br />

kratischen Dialog auf Gemeinde-, Landes-<br />

und Bundesebene soll ihnen die Verwirkli-<br />

chung ihrer Ideen, Wünsche und Anliegen<br />

ermöglichen und ihnen Gelegenheit bieten,<br />

intensiv darauf aufmerksam zu machen.<br />

Partizipation kann und soll sich dabei nicht<br />

nur auf das Wahlrecht beschränken, viel-<br />

mehr sollen sich junge Leute auch in ande-<br />

ren Formen am politischen Geschehen be-<br />

teiligen können.


Kinder- und Jugendschutz<br />

auf allen Ebenen<br />

Unsere Kinder brauchen unseren besonde-<br />

ren Schutz. Auch wenn sie ihre Erfahrungen<br />

selber machen müssen und sie ihr Leben<br />

ab einem bestimmten Alter selbst in die<br />

Hand nehmen wollen – und dies zu akzep-<br />

tieren und zu unterstützen ist –, ist eine<br />

sanfte „Führung“ – auch außerhalb des<br />

Elternhauses – manchmal unabdingbar.<br />

Jungen Menschen bieten sich immer neue<br />

Herausforderungen, denen sie sich auf dem<br />

Weg ins Erwachsenenleben stellen müssen.<br />

Viel zu leicht ist es möglich, an Suchtmittel<br />

„heranzukommen“. Zigaretten und Alkohol<br />

können oft problemlos – ohne Ausweis, ohne<br />

Rechtfertigung, ohne Mahnung – erworben<br />

und öffentlich konsumiert werden. Gerade in<br />

diesem Punkt muss sowohl in der Wirtschaft<br />

als auch bei der Jugend eine Bewusstseins-<br />

änderung herbeigeführt werden.<br />

weiterhin zur Schule gehen und dann ein<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

Jedem Jungen muss unmissverständlich Hochschulstudium absolvieren? Soll ich<br />

klar gemacht werden, welche zerstörende einen Lehrberuf ergreifen? Welcher Beruf<br />

Wirkung Drogen haben. In erster Linie ist passt überhaupt zu mir und werde ich<br />

Sorge dafür zu tragen, dass es gar nicht erst<br />

möglich ist, mit diesen Rauschmitteln in<br />

Berührung zu kommen. Gleichzeitig muss<br />

die gezielte Bewusstseinsbildung in diesem<br />

Bereich sehr früh beginnen: sich dem Grup-<br />

penzwang zu entziehen, ist für einen jungen<br />

Menschen oft sehr schwierig. Dazu gehört<br />

eine gehörige Portion „gesunden“ Selbstbe-<br />

wusstseins, das mit der größtmöglichen<br />

Aufklärung auf allen Ebenen gekoppelt sein<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 153<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

soll.<br />

Verantwortungsbewusstsein muss zuhause<br />

und in der Schule gelehrt und gelernt wer-<br />

den. Unsere Gesellschaft braucht selbst-<br />

ständige junge Menschen, die bereit sind,<br />

Verantwortung für sich selbst, für die Ge-<br />

sellschaft und für den Staat zu über-<br />

nehmen.<br />

Berufswahlmöglichkeiten<br />

Der richtige Beruf spielt in unser aller Leben<br />

eine große Rolle, ist er doch ein entschei-<br />

dendes Kriterium dafür, wie wohl wir uns<br />

in unserer Umgebung fühlen und ob wir mit<br />

uns selbst zufrieden sind.<br />

Aber schon in sehr jungen Jahren muss die-<br />

se schwierige und schwer wiegende Berufs-<br />

entscheidung getroffen werden: Werde ich<br />

ihn in zehn, zwanzig Jahren auch noch<br />

mögen?<br />

Unserer Jugend müssen alle möglichen Be-<br />

rufsperspektiven offen gehalten werden!<br />

Wir müssen uns der Herausforderung stellen, jungen Familien den Start ins Leben zu erleichtern –<br />

mit ausreichender materieller Absicherung. Ein Kinderbetreuungsgeld ist eine wichtige Hilfe, es ist gut,<br />

dass es einen breiten Zugang für alle gibt. Für Alleinerziehende ist das Kinderbetreuungsgeld allerdings<br />

oft nicht existenzsichernd.<br />

Franz Küberl<br />

Nicht jeder ist für den gleichen Beruf geeig-<br />

net. Die Entscheidung für eine Karriere in<br />

der Lehre darf nicht am schlechten Image<br />

scheitern – ein Lehrabschluss ist der Matu-


a nicht als „billige“ Alternative gegenüber-<br />

zustellen. Mädchen und Burschen müssen<br />

– auch von ihren Eltern – auf unkonventio-<br />

nelle Berufsangebote aufmerksam gemacht<br />

werden: Warum sollen Burschen nicht Spaß<br />

daran finden, Frisöre oder Kindergärtner zu<br />

werden und Mädchen als Mechanikerinnen,<br />

Tischlerinnen oder Installateurinnen reüssie-<br />

ren? Dieselbe Frage stellt sich natürlich<br />

auch im Hochschulbereich. Frauen sollen<br />

sich mutig und selbstbewusst in technische<br />

Studienrichtungen einschreiben.<br />

Aktion<br />

Politische Partizipation<br />

Engagierte und interessierte junge Men-<br />

schen sollen auf politischer Ebene bei Ent-<br />

scheidungen, die ihre unmittelbare Lebens-<br />

welt betreffen, mitreden, mitgestalten und<br />

mitbestimmen können. Sie sollen in diesen<br />

Prozessen und Projekten begleitet und von<br />

Fachleuten unterstützt werden. Im konkre-<br />

ten Projekt „yougend.st“ wird bereits daran<br />

gearbeitet: Politische Verantwortungsträger<br />

etwa auf Gemeindeebene werden ermuntert<br />

und begleitet, nachhaltig die Mitbestim-<br />

mung von Kindern und Jugendlichen in ih-<br />

rer Gemeinde zu praktizieren.<br />

Junge Leute müssen in unserer Gesellschaft<br />

die Erfahrung machen, wichtig und ernst<br />

genommen zu werden. Auch sie können an<br />

154<br />

ihren Aufgaben wachsen, man muss sie nur<br />

ermutigen, ihre Anliegen für sich und die<br />

anderen selbst in die Hand zu nehmen und<br />

tatkräftig daran zu arbeiten.<br />

Jugendkultur<br />

Die Welt unserer Jungen muss als Zeichen<br />

der Wertschätzung und Anteilnahme ver-<br />

standen werden. Der Ausdruck der jugend-<br />

Nichts schadet einem jungen Menschen mehr als das Gefühl, keinen Platz zu finden, nicht gebraucht<br />

zu werden und von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein.<br />

Richard von Weizsäcker<br />

lichen Lebenswelt schlägt sich in ihrer be-<br />

sonderen „Jugendkultur“ nieder: sie stiftet<br />

ihre persönliche Identität und beschreibt ihr<br />

Lebensgefühl. In spezifischen Projekten und<br />

Veranstaltungen wird daher ausdrücklich<br />

auf ihre spezielle Authentizität Wert gelegt,<br />

die sich in den Bereichen Musik, Mode,<br />

Kultur oder der regionalen Jugendszene nie-<br />

derschlägt.<br />

Schutz durch Prävention<br />

Die Präventionsarbeit spielt eine wichtige<br />

Rolle in unserer Zeit. Kinder und Jugendli-<br />

che müssen in ihren unterschiedlichen Ent-<br />

wicklungsstufen unterstützt und begleitet<br />

werden. Zu denken ist an Projekte, Semi-<br />

nare und Aktionen, die Aufklärung und Bei-<br />

stand in allen möglichen Lebenslagen bie-<br />

ten, neben der Problematik mit Zigaretten,<br />

Alkohol und Drogen eben beispielsweise<br />

auch den Umgang mit Stress und Aggressi-<br />

on thematisieren. Diese Arbeit braucht eine<br />

ganz konkrete Betreuung durch ausgebilde-<br />

te, diplomierte Jugend- und Freizeitpädago-<br />

gen. Des Weiteren sollen „Suchtbotschaf-


ter“ in der gesamten <strong>Steiermark</strong> Informati-<br />

onsveranstaltungen für Eltern, Lehrerinnen<br />

und Lehrer und politische Entscheidungsträ-<br />

ger durchführen.<br />

Unterstützung in der Berufswahl<br />

Es ist leider evident, dass immer weniger<br />

Betriebe Lehrlinge ausbilden können oder<br />

wollen. Gleichzeitig benötigt unsere Wirt-<br />

schaft aber gut ausgebildete Fachkräfte. Die<br />

Lehrpläne sind verstaubt und die Auflagen<br />

für die Wirtschaft in der Lehrlingsausbil-<br />

dung sind oft nicht leicht nachzuvollziehen.<br />

In diesem Punkt muss intensiv nachgehakt<br />

werden. Es ist daher unumgänglich, sowohl<br />

Familien<br />

das Image der Lehrausbildung sowie die<br />

Ausbildung selbst attraktiv zu gestalten und<br />

durch Weiterbildungsmöglichkeiten zu un-<br />

termauern. Die Schutzbestimmungen für<br />

Lehrlinge müssen jedenfalls neu überdacht<br />

werden.<br />

Mädchen und Frauen sollen sich selbstbe-<br />

wusst in die Berufswelt der Männer vorwa-<br />

gen. Bei der Berufswahl darf allerdings die<br />

grundsätzliche Aussicht auf einen Arbeits-<br />

platz nicht aus den Augen verloren werden.<br />

Jedem steht jeder Weg offen – jeder muss<br />

seine eigene Entscheidung treffen – das ist<br />

schwierig genug und darf nicht durch Tra-<br />

ditionsdenken erschwert werden.<br />

Erfahrung <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

teten Paare darf nicht vergessen werden.<br />

Ein sichtbares „Zeichen der Zeit“ ist der Familie ist dort, wo sie aus vollem Herzen<br />

unübersehbare Wandel der Familie an sich.<br />

Familie beschränkt sich heute nicht mehr<br />

auf das klassische „System“ von Vater-Mut-<br />

ter-Kind(er). Auf die Sorgen und Probleme<br />

der vielen alleinerziehenden Mütter und Vä-<br />

ter, der „Patchworkfamilien“ – Elternteile<br />

Diesen Schwung, der nicht zuletzt durch die Wahlaltersenkung auf 16 Jahre im Jahr 2001 ausgelöst<br />

wurde, möchten wir auch für die <strong>Zukunft</strong> nutzen. Die Senkung war auf jeden Fall ein demokratie-<br />

politischer Quantensprung, der einen großen und notwendigen Dynamisierungs- und Innovationsschub<br />

für die Politik selbst brachte.<br />

Thomas Einwallner/Klaus Hatzl<br />

bringen ihre Kinder aus vorhergehenden<br />

Ehen oder Partnerschaften mit in eine neue<br />

Beziehung –, aber auch der nicht verheira-<br />

gelebt wird und wo man sich geborgen und<br />

behütet fühlt.<br />

Die <strong>Steirische</strong> Frauenstudie 2004 hat ge-<br />

zeigt, dass ein Viertel aller Frauen Haus-<br />

frauen sind; 75 % gehen einem Beruf nach,<br />

wobei ungefähr die Hälfte voll- und die<br />

andere Hälfe teilzeitbeschäftigt ist. Frauen<br />

mit ein bis zwei Kindern sind hauptsächlich<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 155<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


in Teilzeitjobs tätig, während Frauen mit<br />

mehr als zwei Kindern oft zuhause bleiben.<br />

Die Hauptlast der Familien-, Kinder- und<br />

Haushaltsbetreuung wird nach wie vor von<br />

Frauen getragen. Kinderlose und Single-<br />

Frauen sind zumeist voll berufstätig. Diese<br />

wenigen statistischen Zahlen zeigen sehr<br />

deutlich, wie schwierig es für Frauen ist,<br />

eine Familie zu haben und gleichzeitig im<br />

Beruf zu reüssieren.<br />

Vision<br />

Förderung von Ehe und Familie<br />

Trotz des Wandels, der im Bereich der Fa-<br />

milien stattfindet, muss die klassische Fa-<br />

miliensituation im Auge behalten werden.<br />

Die Familie als „Keimzelle des Staates“, als<br />

„Schule fürs Leben“ und als Ort der Gebor-<br />

genheit, Sicherheit, Stabilität und Rekreati-<br />

on besitzt in unserer Gesellschaft nach wie<br />

vor einen hohen Stellenwert. Die stetig sin-<br />

kende Geburtenrate und gleichzeitig die<br />

ansteigende Lebenserwartung erschweren<br />

dabei die Erfüllung des Generationenver-<br />

trages.<br />

Ein „Ja zum Kind“ erfordert optimale Rah-<br />

menbedingungen für die Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf. Familienpolitische Maß-<br />

nahmen sollen eine geregelte innerfamiliäre<br />

156<br />

Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit<br />

ermöglichen, um eine hohe gesellschaftli-<br />

che Wertschätzung von Vätern und Müttern<br />

zu garantieren. Flexible Kinderbetreuungs-<br />

einrichtungen und familienfreundliche Be-<br />

triebe brauchen dabei größtmögliche politi-<br />

sche Förderung.<br />

Die Grundformen des menschlichen Lebens werden immer weniger selbstverständlich und immer<br />

kontroverser: die dauerhafte und geglückte Verbindung von Mann und Frau (Ehe als Ort der<br />

Mitmenschlichkeit und der erfüllten Persönlichkeit), Religion als bergender Horizont, die Freude an<br />

Kindern, ihre Pflege und Erziehung in familiärer Stabilität, der menschliche Umgang mit Alten,<br />

Kranken und Behinderten.<br />

Wolfgang Mantl<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

Es ist schön und begrüßenswert, dass der<br />

Wunsch nach einem Familien- und Partner-<br />

schaftsleben nach wie vor ungebrochen ist.<br />

Der Wunsch nach Anerkennung in der Ar-<br />

beitswelt muss aber sowohl bei Männern<br />

als auch bei Frauen respektiert werden. Die<br />

Probleme, die sich aus der Verquickung die-<br />

ser beiden Bereiche ergeben, sind sehr oft<br />

an ganz persönliche und individuelle Le-<br />

bensumstände geknüpft. Daher sollen fle-<br />

xible, praktikable und vorurteilsfreie Lö-<br />

sungsvorschläge unterstützend aushelfen.<br />

Die Freude am Kinderhaben darf nicht<br />

durch eine „Entweder Beruf oder Familie“-<br />

Entscheidung noch durch befürchtete öko-<br />

nomische Nachteile getrübt werden.<br />

Verbesserung der rechtlichen Situation von<br />

Lebensgemeinschaften<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu<br />

Ehe und Familie. Eine aktive Familienpolitik<br />

muss aber den Umständen und Zeichen der<br />

Zeit Rechnung tragen. Das konventionelle<br />

Familienbild, das sich in den letzten Jahr-


zehnten so stark verändert hat, wird von<br />

neuen Familienstrukturen abgelöst. Unser<br />

Ziel liegt darin, alten wie neuen Familien-<br />

formen unter Beibehaltung unserer Wertnor-<br />

men und Wertvorstellungen entgegenkom-<br />

mend und unterstützend verpflichtet zu<br />

sein.<br />

Keine Form des Zusammenlebens darf dis-<br />

kriminiert werden, wenn zwei Menschen<br />

bereit sind, ehrlich füreinander Verantwor-<br />

tung zu übernehmen und zu tragen. Daraus<br />

resultierend soll der Status von Lebensge-<br />

meinschaften in folgenden Bereichen dem<br />

der Ehe angenähert und auf eine abgesi-<br />

cherte rechtliche Grundlage gestellt werden:<br />

Strafrecht (Entschlagungs- und Zeugnisver-<br />

weigerungsrecht, Begehung im Familien-<br />

kreis), Erbrecht (Pflichtteilsrecht, Erb-<br />

schaftssteuer), Sozialrecht (Hinterbliebe-<br />

nenversorgung), Unterhaltsrecht und<br />

„Trennungsrecht“.<br />

Aktion<br />

dingungen sowie ein breites und gesteiger-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

tes Bewusstsein für eine kinder-, jugendund<br />

familienfreundliche <strong>Steiermark</strong> schaffen<br />

helfen, die dem Prinzip der Generationen-<br />

Kinder- und familienfreundliche<br />

<strong>Steiermark</strong> stärken<br />

Seit einigen Jahren schon werden die viel-<br />

fältigen Initiativen und Bemühungen, die<br />

Rahmenbedingungen für ein noch kinder-,<br />

jugend- und familienfreundlicheres Klima in<br />

der <strong>Steiermark</strong> zu stärken, an einer zentra-<br />

len Stelle „gebündelt“: Die 2001 über Ini-<br />

tiative von Landeshauptmann Waltraud<br />

Klasnic gestartete Aktion „KINDerLEBEN“<br />

fungiert hierbei – weit über die Legislatur-<br />

perioden hinaus – als „Drehscheibe“, über<br />

die Ideen und Überlegungen aller Ressorts<br />

gesammelt, koordiniert, vernetzt und wei-<br />

tergedacht werden; eventuelle Defizite kön-<br />

nen dabei schnell aufgespürt und einer<br />

geeigneten Lösung zugeführt werden.<br />

Viele generationen- und familienrelevante<br />

Aktionen und Projekte wurden und werden<br />

von „KINDerLEBEN“ laufend initiiert, durch-<br />

geführt bzw. gefördert. Dies beginnt primär<br />

bei der Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

für alle Lebensphasen, führt über wichtige<br />

Fragen des alltäglichen Lebens (wie bei-<br />

spielsweise Wohnen, Infrastruktur, Umwelt,<br />

Freizeit oder Kultur) zu ganz speziellen Be-<br />

reichen (z.B. Väterkarenz, Babyklappe/ano-<br />

nyme Geburt, Kinderbetreuung). Die Ini-<br />

tiative „KINDerLEBEN“ soll die Rahmenbe-<br />

verantwortlichkeit vollauf Rechnung trägt.<br />

Väterkarenz<br />

Eine statistische Erhebung hat ergeben,<br />

dass Ende des Jahre 2004 in Österreich nur<br />

Die Sicherung der Funktionstüchtigkeit von Familien sollte daher ein grundlegendes gesellschaftliches<br />

Anliegen sein. Es ist daher zu prüfen, wo Leistungsbehinderungen auftreten, welche<br />

Entstehungshintergründe sie haben und wie weit sie einer gesellschaftlichen bzw. politischen<br />

Gestaltung zugänglich sind. Hier liegt auch ein großer Aufgabenbereich der Aktion „Kind(er)leben“.<br />

Ernst Burger<br />

3,0 % aller Väter in Karenz waren. 37 %<br />

wären gerne bereit gewesen, die Vollzeit-<br />

Kinderbetreuung zu übernehmen und zwei<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 157<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Drittel der berufstätigen Frauen hätte dies<br />

sehr begrüßt. Es hat sich gezeigt, dass die<br />

Tendenz der Väterkarenz österreichweit stei-<br />

gend ist.<br />

Die positiven Effekte einer Väterkarenz<br />

schlagen hohe Wellen: Im Familienkreis pro-<br />

fitieren die Kinder, die den Vater viel be-<br />

wusster wahrnehmen – in der Regel sind<br />

die Bezugspersonen ja weiblich (Mütter,<br />

Großmütter, Kindergärtnerinnen, Lehrerin-<br />

nen); die Partnerinnen können sich intensi-<br />

ver ihrer Karrieren widmen; die Gewalt in<br />

den Familien und auch die Scheidungsrate<br />

sinkt. Aber auch die betroffenen Betriebe<br />

und Unternehmen können von „Karenzvä-<br />

tern“ viel Positives lukrieren: Männer, die<br />

sich eine Zeit lang der Kinderbetreuung ge-<br />

widmet haben, sind nachgewiesenermaßen<br />

belastbarer und teamfähiger.<br />

Familien und Unternehmen sind also große<br />

Nutznießer der Väterkarenz. Ein Unterneh-<br />

men, das private Bedürfnisse und Anforde-<br />

rungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitar-<br />

beiter nicht als belastende Ausnahmesitua-<br />

tion behandelt, sondern darauf flexibel und<br />

professionell reagiert, gewinnt einen erheb-<br />

lichen Marktvorteil im „Kampf“ um die mo-<br />

tiviertesten und besten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

In der Steiermärkischen Landesregierung<br />

wurde in diesem Sinne beschlossen, ein<br />

Pilotprojekt zur Erhöhung der Beteiligung<br />

158<br />

von Vätern in der Karenzzeit durchzuführen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist somit das erste öster-<br />

reichische Bundesland mit einem Projekt<br />

zur Förderung der Väterkarenz. Ziel ist dabei<br />

die Steigerung der Bewusstseinsbildung in<br />

einer breiten Öffentlichkeit und die Sensibi-<br />

lisierung der Wirtschaft für diesen Themen-<br />

bereich.<br />

Bedarfsgerechte,<br />

flexible Kinderbetreuung<br />

Der (Wieder-)Einstieg in die Berufswelt fällt<br />

einer Frau leichter, wenn sie für ihre Kinder<br />

Zusammenfassend sei noch mal emphatisch betont, dass die elterliche bzw. familiäre Erziehung von<br />

Kindern eine unverzichtbare Leistung darstellt, von der die ganze Gesellschaft profitiert. Die Erziehung<br />

von Kindern ist zudem auch eine anspruchsvolle und zugleich herausfordernde Aufgabe für die Eltern,<br />

die nicht mit Armut bezahlt werden darf.<br />

Verena Steyer<br />

eine geeignete und den persönlichen Le-<br />

bensumständen angepasste Betreuung fin-<br />

det und sie in guten Händen weiß. Oft fin-<br />

det die Kinderbetreuung im Kreise der Fa-<br />

milie, z.B. bei den Großeltern, statt. Diese<br />

Lösungsalternative ist jedoch nicht immer<br />

möglich (oder auch nicht immer gewünscht).<br />

Es ist daher unumgänglich, flächendeckend<br />

für Kinderbetreuungseinrichtungen zu sor-<br />

gen, die sowohl flexible Öffnungszeiten –<br />

man denke an die schwierigen Randzeiten<br />

wie Ferien oder schulautonome Tage – an-<br />

bieten als auch die Betreuung von Kleinst-<br />

kindern von 0 bis 3 Jahren und von 6- bis<br />

10-jährigen Schulkindern übernehmen und<br />

gleichzeitig trotzdem leistbar sind.<br />

Es ist unverständlich, dass Kindergärtnerin-<br />

nen und Kindergärtner eine Zusatzausbil-<br />

dung brauchen, um als Tagesmütter/-väter<br />

tätig sein zu können. Ausgebildete Pädago-


ginnen und Pädagogen sollen jedenfalls<br />

auch in diesen Betreuungsbereichen un-<br />

kompliziert eingebunden werden können.<br />

In einem Pilotprojekt der Tagesmütter Graz-<br />

<strong>Steiermark</strong> „MONA – Kinderbetreuung mo-<br />

bil“ wird versucht, allen möglichen indivi-<br />

duellen Forderungen insofern gerecht zu<br />

werden, als Kinder in ihrer gewohnten Um-<br />

gebung betreut werden. Dabei wird dem<br />

Bedürfnis nach Flexibilität höchste Rech-<br />

nung getragen.<br />

Familienfreundliche Betriebe<br />

Je flexibler Betriebe auf die persönlichen<br />

Familienkonstellationen ihrer Mitarbeiterin-<br />

nen und Mitarbeiter eingehen können, umstieg, der Schaffung von Wohnraum oder<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

so leichter wird die Koordination innerhalb der Gründung einer Familie resultieren. Als<br />

der Familien sein. Möglichste Flexibilität am Lösungsansatz wäre beispielsweise an eine<br />

Arbeitsplatz und die Einführung flexibler Ar- Abflachung der Lebenseinkommenskurve zu<br />

beitszeitmodelle nach skandinavischem<br />

Vorbild könnten Eltern ermöglichen, mehr<br />

Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Als<br />

attraktive Variante wäre z.B. für Teilzeitbe-<br />

schäftigte eine 3-Tage-Woche mit jeweils 10<br />

Stunden denkbar. Die Einführung alternati-<br />

ver Arbeitszeitmodelle würde selbstver-<br />

ständlich auch für die Unternehmen große<br />

Vorteile haben, denn zufriedene Mitarbeite-<br />

Die Familie ist die natürlichste, festeste und innigste Körperschaft. Aus ihr, wenn sie gut ist, geht die<br />

höchste Würde des menschlichen Geschlechtes und die größte Vollkommenheit der Staatsform hervor.<br />

Adalbert Stifter<br />

rinnen und Mitarbeiter sind leistungsberei-<br />

ter und motivierter. Steuerliche Vorteile<br />

könnten hierbei wesentliche Anreize schaf-<br />

fen, über ein Mehr an Flexibilität nachzu-<br />

denken.<br />

Abflachung der<br />

Lebenseinkommenskurve<br />

Junge Menschen und Familien müssen oft<br />

mit höheren finanziellen Belastungen<br />

„kämpfen“, die aus den grundsätzlich gerin-<br />

geren Verdienstmöglichkeiten bei Berufsein-<br />

denken. Es ist dabei freilich klar, dass die<br />

Anhebung der Startgehälter kurz- und mit-<br />

telfristig für die betroffenen Unternehmen<br />

große Kosten verursacht und eine reale Ent-<br />

lastung erst nach Jahren bzw. Jahrzehnten<br />

erfolgen würde.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 159<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Frauen<br />

Erfahrung<br />

Das Rollenbild der Frauen hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten augenscheinlich und<br />

stark verändert: Frauen sind heutzutage<br />

ganz selbstverständlich in der Arbeitswelt<br />

integriert, das gehört zur alltäglichen Nor-<br />

malität, die aber gerade für diese Bevölke-<br />

rungsgruppe oft zur Gratwanderung werden<br />

kann. Berufstätigkeit bedeutet nicht nur<br />

wirtschaftliche Selbstständigkeit und Frei-<br />

heit, sondern manchmal eben auch eine<br />

große Belastung, da die Hauptlast der Fa-<br />

milienarbeit immer noch von Frauen getra-<br />

gen wird. Der Spagat zwischen Beruf und<br />

Familie, zwischen Karriere und Mutterrolle<br />

wird viel zu oft durch tradierte Hindernisse<br />

erschwert. Die Entscheidung zum Kind<br />

muss durch überzeugende und ermutigende<br />

Rahmenbedingungen unterstützt werden.<br />

Unser Frauenbild ist pluralistisch und bunt.<br />

Jeglicher Dogmatismus in der Frauenpolitik<br />

wurde von der Wirklichkeit längst überholt.<br />

Die „Nur Hausfrau und Mutter“ und die<br />

„kinderlose Karrierefrau“ werden in unserer<br />

Vorstellungswelt nicht gegeneinander aus-<br />

gespielt – im Gegenteil! Unser Ziel ist ein<br />

160<br />

tolerantes Miteinander, in dem jede Frau ihr<br />

Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten<br />

soll.<br />

Eine zufrieden stellende Frauenpolitik<br />

braucht neue Denkmuster, braucht gewagte<br />

Visionen, braucht gezielte Aktionen: Frauen<br />

scheuen sich nicht vor Forderung, brauchen<br />

aber auch Förderung!<br />

Vision<br />

Gleichberechtigung<br />

zwischen Frau und Mann<br />

Gleichberechtigung zwischen Frau und<br />

Mann wird seit vielen Jahren auf den unter-<br />

schiedlichsten Ebenen diskutiert, unter-<br />

stützt und vehement gefordert. Es ist für<br />

unsere Gesellschaft frappierend und gleich-<br />

zeitig schockierend, dass es noch immer<br />

Branchen gibt, in denen für gleichwertige<br />

Die Voraussetzungen für Frauen, sich politisch zu betätigen, sind von ihren Eigenschaften ideal. Frauen<br />

sind neugierig, kommunikativ und wollen etwas verändern. Sie reflektieren die Realität und finden ganz<br />

bewusst eine gute Balance zwischen Veränderungswillen und Respekt vor gewachsener Stabilität. Das<br />

ist auch das, was sich Frauen von Frauen in der Politik erwarten. Sie rechnen damit, dass<br />

Politikerinnen nachvollziehen können, welche Bedürfnisse Frauen im täglichen Leben haben:<br />

ein Leben in Gleichberechtigung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Möglichkeit von<br />

Qualifizierungen, den Einsatz für gleichen Lohn ... die Liste ist eine lange.<br />

Roswith Roth<br />

Arbeit geschlechtsabhängig unterschiedli-<br />

che Löhne ausbezahlt werden. Gleiche Be-<br />

zahlung für gleichwertige Arbeit müsste<br />

längst Faktum sein, nicht Forderung!


Frauen in Führungspositionen fördern<br />

und stärken<br />

Die Zahl der Frauen in unseren heimischen<br />

Führungsebenen ist leider nach wie vor ge-<br />

ring. Die Bildungsstatistik ergibt hingegen<br />

ein ganz anderes Bild: auf 100 Männer<br />

kommen 104 Frauen, die ein Hochschulstu-<br />

dium absolvieren. Der Zugang zu Vermögen,<br />

Ressourcen und Zeit ist bei Frauen und<br />

Männern aber dennoch oft unterschiedlich.<br />

Die einzige Möglichkeit, diesen Zustand zu<br />

verbessern, ist, auch weiterhin eine aktive<br />

Bildungspolitik zu betreiben und die Bestär-<br />

kung von Mädchen, unkonventionelle, aus- besser sind. Heutzutage sind Mädchen im<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

gefallene Bildungs- und Berufswege zu wäh- Bereich der Bildung nicht mehr benachteilen.<br />

Frauen sollen in allen Bereichen der ligt, wohl aber später in der Arbeitswelt.<br />

Wirtschaft, Industrie, Politik und Kultur ge-<br />

nauso selbstverständlich vertreten sein und<br />

an der Spitze stehen wie Männer.<br />

Das nahe liegende Ziel wäre ein gleichwer-<br />

tiger Anteil von Frauen in Entscheidungs-<br />

und Führungspositionen der Politik, Wirt-<br />

schaft und Wissenschaft. Es ergibt sich<br />

daher die Notwendigkeit, dass in möglichst<br />

vielen Betrieben Frauenförderpläne und<br />

-programme ausgearbeitet, erprobt und ver-<br />

wirklicht werden.<br />

Team- und Integrationsfähigkeit, Solidarität<br />

und Sachkompetenz, Leistungsbereitschaft<br />

und -wille befähigen Frauen selbstverständ-<br />

lich auch für hochqualifizierte Spitzenfunk-<br />

tionen. Frauen verändern die politische<br />

Landschaft – dies zeigt gerade die Steier-<br />

mark besonders deutlich!<br />

Aktion<br />

Unkonventionelle Berufsfelder eröffnen<br />

Wir ermuntern Mädchen, ja wir fordern sie<br />

Auch seitens der Wirtschaft bedarf es nach wie vor einer starken Forcierung der betrieblichen Frauen-<br />

und Familienförderung. Ein positives Betriebsklima bewirkt unbestritten motivierte Mitarbeiterinnen,<br />

höheres Leistungsniveau und Einsatzbereitschaft und verringert gleichzeitig Fluktuation. Dienstgeber<br />

sollten dieses Potenzial erkennen, danach handeln und davon profitieren.<br />

Ridi Steibl<br />

eindringlich auf, bei ihrer Berufswahl aus-<br />

getretene Pfade zu verlassen und sich in die<br />

Berufswelt der Männer vorzuwagen, in der<br />

auch die Verdienstmöglichkeiten deutlich<br />

Auch auf dem Hochschulsektor ist eine Stei-<br />

gerung des Frauenanteils in spezifischen<br />

männerdominierten Studienrichtungen wün-<br />

schenswert. Seit einigen Jahren wird dies<br />

bereits mit dem Projekt „FIT – Frauen in die<br />

Technik“ forciert, sein Erfolg lässt sich an<br />

den steigenden Frauenquoten in techni-<br />

schen Studienrichtungen belegen. Eine ge-<br />

zielte „Mentorinnentätigkeit“ von bereits in<br />

der Wirtschaft beschäftigten Absolventin-<br />

nen hilft schließlich angehenden oder gera-<br />

de fertigen Diplomingenieurinnen.<br />

Mehr Frauen an die Spitze bringen!<br />

Dieses erfolgreiche Konzept der so genann-<br />

ten „Mentoring-Modelle“ soll auch allge-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 161<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


mein weiter forciert werden – hier wird die<br />

Idee eines individuellen „Vorbildes“ oder ei-<br />

ner individuellen „Helferin“ verwirklicht und<br />

eine Form der Vernetzung kreiert. Auch<br />

Frauen brauchen Netzwerke! Viele wurden<br />

von der steirischen Politik bereits aufgebaut<br />

und stehen nun Frauen mit Rat und Tat in<br />

allen möglichen beruflichen Situationen zur<br />

Verfügung. Das Gründerinnenzentrum Stei-<br />

ermark beispielsweise unterstützt Frauen<br />

auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und<br />

baut gleichzeitig ein internes Frauennetz-<br />

werk auf. Auch Frauen sollen Unternehmen<br />

gründen und damit gleichzeitig Arbeitsplät-<br />

ze schaffen!<br />

Es wäre für die Politik und unsere Gesell-<br />

schaft wünschenswert, wenn sich mehr<br />

Frauen in das politische Geschehen einbin-<br />

den, sich in die „erste Reihe“ stellen und<br />

dadurch ihre ganz spezifischen weiblichen<br />

162<br />

Sichtweisen einbringen würden. Probleme<br />

müssen von den richtigen Personen artiku-<br />

liert werden, daher sind starke Frauen mehr<br />

als gefordert! Sie sollten die Chance nutzen<br />

Frauen begnügen sich nicht mehr mit der Hälfte des Himmels, sie wollen die Hälfte der Welt.<br />

Alice Schwarzer<br />

Senioren<br />

Erfahrung<br />

Wir leben immer länger: Die durchschnitt-<br />

liche Lebenserwartung ist in den letzten 30<br />

Jahren um 8,3 Jahre gestiegen. Die Pensi-<br />

onszeit hat sich zwischen 1970 (8,3 Jahre)<br />

und 2001 (20,3 Jahre) mehr als verdop-<br />

pelt. Immer mehr alte Menschen werden in<br />

<strong>Zukunft</strong> immer weniger Jungen gegenüber-<br />

stehen. Älter werden bedeutet Veränderung:<br />

man ist zwar reicher an Erfahrung, muss<br />

und ergreifen, sich in der Politik Gehör zu<br />

verschaffen, ihre eigenen weiblichen Wege<br />

zu gehen und – so wie hauptsächlich die<br />

Männer in unserer Gesellschaft – auch<br />

Macht auszuüben. „Frauen hoch im Kurs.<br />

Vernetzen – verbinden – verbündeln“ ist ei-<br />

ne Aktion, ein Lehrgang, der politisch inte-<br />

ressierten Frauen das nötige Handwerks-<br />

zeug, das sie für eine Funktion in der Kom-<br />

munalpolitik, in einem Verein oder einem<br />

anderen öffentlichen Gremium benötigen,<br />

vermittelt. Für die Politik qualifizierte Frau-<br />

en müssen jedenfalls repräsentativ an wähl-<br />

baren Plätzen nominiert sein, sodass sie<br />

auch realiter aktiv die politische Landschaft<br />

mitgestalten können.<br />

sich aber auch altersbedingten „Defiziten“<br />

stellen.<br />

„Empowerment“ – Befähigung – ist ein we-<br />

sentliches Schlagwort für unsere aktuelle<br />

Seniorenpolitik. Ältere Menschen dürfen<br />

nicht allzu früh „senilisiert“ werden, sie sol-<br />

len und wollen möglichst lange selbst- und<br />

eigenständig Verantwortung für sich selber<br />

tragen.


Es ist aber unbestritten, dass es immer<br />

mehr alleinstehende, hochbetagte Men-<br />

schen gibt, die sich aufgrund ihrer krank-<br />

heits- und altersbedingten Immobilität zu-<br />

nehmend isolieren und schließlich vereinsa-<br />

men. Eine Vernetzung von Alt und Jung<br />

könnte ganz unterschiedlichen Problemfel-<br />

dern, die Resultat dieser sich verändernden<br />

Gesellschaft sind, entgegenwirken. Die<br />

Möglichkeiten eines aktiven und gesunden<br />

Alterns sollen stets gewährleistet sein, indi-<br />

viduelle und würdige Betreuung im Krank-<br />

heitsfall muss unsere höchste Aufgabe<br />

sein.<br />

Vision<br />

Agilität bis ins hohe Alter<br />

Alt ist nicht gleich alt. Wir müssen sowohl<br />

den „jungen Alten“ wie auch den „alten Al-<br />

ten“ alle Möglichkeit bieten, sich in unserer politischer Ebene geeignete Maßnahmen zu<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

Gesellschaft einzubinden und sich darin setzen, um diese Betreuungsarbeit in ihrer<br />

wohl zu fühlen. Dazu gehört ein weit Umsetzbarkeit für alle Beteiligten zu verein-<br />

reichendes Angebot, am politischen, soziafachen. len, wirtschaftlichen und kulturellen Leben<br />

teilzuhaben. Wir sollten unsere Senioren<br />

ermutigen, furchtlos neue Wege zu beschrei-<br />

ten, die sie bisher noch nicht gegangen<br />

sind: eine neue Sprache erlernen, an Sport-<br />

und Fitnessprogrammen teilnehmen, an der<br />

Universität inskribieren, ein noch unbekann-<br />

tes Land bereisen – sich einfach geistig und<br />

körperlich möglichst lange fit und unabhän-<br />

gig zu halten. Den Möglichkeiten seien hier<br />

keine Grenzen gesetzt. Manchmal fehlt es<br />

bloß an der Courage, sich Neuem zu öffnen.<br />

Hier sollten gezielte Impulse gesetzt wer-<br />

den, die zu einem aktiven Altern motivie-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 163<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

ren!<br />

Betreuung der älteren Generation<br />

Ein Großteil der Betreuungsleistung älterer<br />

Menschen findet innerhalb des Familienver-<br />

bandes statt. Studien haben ergeben, dass<br />

ältere Menschen, die zumindest eine Woche<br />

lang krank sind, zu 68,5 % von ihren Part-<br />

nerinnen und Partnern oder einem Famili-<br />

enmitglied zuhause betreut werden. Die<br />

Betreuung der älteren Generation – ob krank<br />

oder gesund – wird auch in diesem Fall<br />

hauptsächlich von Frauen übernommen.<br />

Und auch hier eröffnet sich die Schwierig-<br />

keit in der Vereinbarung von Familie und<br />

Beruf. Es ist daher dringend notwendig, auf<br />

Es geht künftig nicht nur darum, dem Leben neue Jahre zu geben, sondern auch darum, diese Jahre<br />

mit neuem Leben zu erfüllen. Es geht um eine neue Alterskultur. Der Platz der älteren Generation ist<br />

nicht am Rand der Gesellschaft, sondern mitten im Strom unserer Zeit.<br />

Franz Wegart<br />

Generationenvernetzung<br />

Eine stabile Solidarität innerhalb der Gene-<br />

rationen ist für unsere Gesellschaft äußerst<br />

wichtig. Alle „Lebensalter“ sollten miteinan-<br />

der kommunizieren, in das Leben und in die<br />

Welt des anderen Einblick haben, ja einge-<br />

bunden sein. Gerade jüngere, agile Senioren<br />

wären gerne bereit, ihre Zeit und ihr Enga-<br />

gement freiwillig zur Verfügung zu stellen.


Dafür müssten bloß die geeigneten Rah-<br />

menbedingungen bereitgestellt werden. Vie-<br />

le Alltagsprobleme können schnell gelöst<br />

werden, wenn sie an den richtigen Stellen<br />

artikuliert und kommuniziert werden. Und<br />

manchmal braucht es einfach nur den an-<br />

deren, der Anteil nimmt und vielleicht bloß<br />

die Hand hält.<br />

Es gibt nicht Schlimmeres, als wenn einem<br />

keiner zuhört. Ältere Menschen sind oft ein-<br />

sam und haben niemanden, dem sie sich<br />

mitteilen können. Schwierig wird es vor al-<br />

lem dann, wenn die Füße nicht mehr richtig<br />

„mitmachen“ wollen und man nur mehr<br />

schwer oder gar nicht sein Heim verlassen<br />

kann. Die Installierung eines „Telefonnetz-<br />

werkes“ für ältere Menschen, wäre eine<br />

weitere Denkvariante. Vorstellbar wäre bei-<br />

spielsweise eine Art „Telefonkommunikati-<br />

on“: in einem Rundruf sollte jeder Teilneh-<br />

mer einmal pro Woche einen Anruf erhalten<br />

und von sich aus einmal pro Woche einen<br />

Anruf tätigen.<br />

Aktion<br />

Für altersgerechte Angebote sorgen<br />

Die <strong>Steiermark</strong> stellt ihren Senioren ein gro-<br />

ßes und umfangreiches „Programm“ zur<br />

Auswahl, das alle möglichen Bereiche des<br />

alltäglichen Lebens einschließt: Medizin,<br />

164<br />

Beratung, Bildung, Sport, Kunst, Kultur und<br />

spezielle Serviceleistungen sind nur einige<br />

Schlagworte zu ganz speziellen Veranstal-<br />

tungen und Initiativen. Der <strong>Steirische</strong> Seni-<br />

orenbund beispielsweise, der sich hervorra-<br />

gend und umfassend um seine Mitglieder<br />

kümmert, bietet viele, ganz unterschiedli-<br />

che Möglichkeiten der Lebens- und Freizeit-<br />

gestaltung.<br />

Unterstützung bei der<br />

Familienbetreuung<br />

Es ist gut und schön, ein Familienmitglied<br />

zu betreuen bzw. von einem Familienange-<br />

hörigen betreut zu werden. Dass dies nicht<br />

immer einfach ist, muss nicht extra betont<br />

werden. Es gilt nun, geeignete Maßnahmen<br />

Neben der Herausforderung, wieder mehr junge Frauen und Männer zu einem „Ja zur Familie“ und<br />

zu einem „Ja zu Kindern“ zu ermutigen, muss auch die soziale Absicherung der älteren Generation<br />

neu organisiert werden, soll niemand mit Sorge dem Tag entgegensehen müssen, an dem er ein<br />

Pflegefall wird.<br />

Reinhold Lopatka<br />

zu kreieren, die allen Beteiligten gerecht<br />

werden. Zu denken ist etwa an eine finan-<br />

zielle Anerkennung der Betreuungsleistung,<br />

an bezahlten Pflegeurlaub, den Ausbau der<br />

Hospizbewegung – aber dennoch ist auch<br />

die Möglichkeit zu bieten, im „Not- oder<br />

Ernstfall“ auf professionelle Betreuung zu-<br />

rückgreifen zu können.<br />

Mit der Einführung der Hospizkarenz wurde<br />

ein deutliches Zeichen gesetzt, die familiäre<br />

Betreuung und Begleitung von schwer kran-<br />

ken Angehörigen trotz beruflicher Verpflich-<br />

tungen zu ermöglichen und zu unterstützen.<br />

Auch Männer sollten sich mehr in die Be-<br />

treuungsverpflichtung einbinden. Das erfor-


dert allerdings eine Bewusstseinsverände-<br />

rung, die wohl eine Neudefinition der Rol-<br />

lenbilder verlangt. Wie schon bei der<br />

Kinderbetreuung angesprochen, ist auch<br />

hier die Forderung nach flexiblen Arbeitszei-<br />

ten zu betonen.<br />

Treffpunkt Generationen<br />

Begrüßenswert wäre auch die Schaffung<br />

eines „Generationen-Treffpunkts“. In einer delung und Weiterleitung an die entspre-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Generationen<br />

Art „Vernetzungswerkstatt“ könnte alten und chenden hilfsbereiten bzw. Hilfe suchenden<br />

jungen Menschen die Möglichkeit der Be- Personen.<br />

gegnung geboten werden. Eine Realisierung<br />

des Sprichwortes „Beim Reden kommen die<br />

Leut’ z’samm“ wäre die diesbezügliche Ide-<br />

alvorstellung. Ein Ort, an dem sich Alt und<br />

Jung treffen, miteinander plaudern, Erfah-<br />

rungen austauschen und sich ihre Sorgen<br />

und Nöte erzählen, könnte zusätzlich als<br />

zentrale Koordinationsstelle für kleinere<br />

Dienstleistungen fungieren: Je nach körper-<br />

licher Verfasstheit und zeitlicher Möglichkeit<br />

könnten Jüngere z.B. Einkäufe erledigen<br />

oder „Taxidienste“ übernehmen. Ältere<br />

könnten für kleinere Gärtnerarbeiten, Mär-<br />

chen- und Erzählstunden oder als „Leih-<br />

oma/-opa“ zur Verfügung stehen. Der Phan-<br />

tasie sind diesbezüglich keine Grenzen ge-<br />

Es geht um die Gestaltung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen, stabile Beziehungen, eine<br />

Gesellschaft, die Kinder und ältere Menschen schätzt, und das Zusammenwirken der Generationen in<br />

gelebter Solidarität.<br />

Für so eine Gesellschaft wollen wir uns einsetzen und daher haben wir das Projekt: Seniorengärten –<br />

Magnolienbaum: „Menschen begegnen Menschen“ – kürzlich ins Leben gerufen.<br />

Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn Mitte und Punkt im Leben ist der Mensch.<br />

Die Lebensformen der <strong>Zukunft</strong> werden für die künftige ältere Generation variantenreicher.<br />

Generationengerechte Politik – und dafür setze ich mich ein – bedeutet Verantwortung, Fürsorge und<br />

Mitgefühl, Sensibilität, Offenheit und Zusammenarbeit zugunsten der Menschen.<br />

Waltraud Klasnic<br />

setzt! Angebot und Nachfrage brauchen<br />

letztlich nur eine Unterstützung bei der Bün-<br />

Das Projekt „Menschen begegnen Menschen<br />

– Begegnungszentrum für Senioren – Der<br />

Magnolienbaum“ wurde bereits realisiert.<br />

Pensionisten, die Inhalt, Beschäftigung und<br />

Gemeinschaft suchen, können in dieser Be-<br />

gegnungsstätte Gleichgesinnte finden. Die<br />

Betreuung wird von den Senioren selbst<br />

übernommen. Hilfe zur Selbsthilfe ist ihr<br />

dezidiertes Motto.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 165<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der sozialen Gerechtigkeit<br />

Soziale Gerechtigkeit muss überall Maßstab<br />

unseres Denkens und Handelns sein.


Der einzelne Mensch hat ein unaufhebbares<br />

Recht auf Leben, freie Entfaltung und Teil-<br />

habe am gesellschaftlichen Leben. Diese<br />

Werte, Ausdruck der unveräußerlichen Men-<br />

schenwürde, Ausdruck, dass sich die Persön-<br />

lichkeit des Menschen nur in Gemeinschaf-<br />

ten entfalten kann, sind der archimedische<br />

Ausgangspunkt unseres sozialpolitischen<br />

Handelns. Menschen in Not, Krankheit, ho-<br />

hem Alter oder mit Behinderungen haben<br />

das Recht, von der Gesellschaft in ihrer<br />

schwierigen Situation Hilfe zu fordern. Die<br />

Gesellschaft anderseits hat die Pflicht, die-<br />

sen Menschen zu helfen und Mittel und We-<br />

ge zur Selbsthilfe anzubieten.<br />

werden kann.<br />

Soziale Gerechtigkeit<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

herzustellen bedeutet<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Gerechtigkeit<br />

für uns aber nicht jedem das Gleiche, son- Die Anerkennung persönlicher Leistungen<br />

dern jedem das Seine. Dadurch anerkennen darf sich aber nicht auf die Erwerbsarbeit<br />

wir den in einer Demokratie und pluralisti-<br />

schen Gesellschaft gegebenen Unterschied!<br />

Menschen haben unterschiedliche Ausgangs-<br />

positionen und unterschiedliche Bedürfnisse,<br />

und erfolgreiche Sozialpolitik nimmt auf die-<br />

se Unterschiede Rücksicht und bietet perso-<br />

nenadäquate Hilfe an. Gerade in der Berufs-<br />

welt gibt es erst gleichwertige Partner, wenn<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse (z.B. die<br />

Mitte zwischen Beruf und Familie zu finden),<br />

die unterschiedlichen Lebensrhythmen, die<br />

unterschiedlichen Betreuungs- und Versor-<br />

gungspflichten anerkannt und berücksichtigt<br />

werden. Gerade die Sozialpolitik hat daher<br />

Menschen mit Einschränkungen Leistungen<br />

zuzuerkennen, die einen Ausgleich dieser<br />

Einschränkungen ermöglichen bzw. jene Hil-<br />

fen und Unterstützungen sicherstellen, deren<br />

dieser Mensch bedarf.<br />

Soziale Gerechtigkeit fordert auch, dass per-<br />

sönliche Leistungen anerkannt werden. Die-<br />

ses Mehr an erwünschter und anerkannter<br />

Leistung hat auf Seiten der Beitragszahler<br />

Die ÖVP und die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> stehen auf der Seite nachhaltiger Sozialreformen, um das<br />

Solidarsystem zu sichern und es nicht in die Krise zu führen. Umbau und nicht Abbau von sozialen<br />

Standards ist unser Ziel. Die Österreichische <strong>Volkspartei</strong> hat eine lange soziale Tradition. Von Karl<br />

Kummer, dem großen Sozialreformer, über die Sozialministerin Grete Rehor, die Bundesparteiobmänner<br />

Alois Mock und Josef Riegler bis zur ersten Frau als Landeshauptmann Waltraud Klasnic.<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

zur Folge, dass höheren Einkommen höhere<br />

Beitragszahlungen gegenüberstehen, und<br />

auf Seiten der Hilfsbedürftigen – jener, die<br />

nicht leisten können – zur Folge, dass ihnen<br />

durch den solidarischen Beitrag geholfen<br />

beschränken, sondern muss selbstver-<br />

ständlich die unentgeltlichen Tätigkeiten<br />

im Bereich der „civil society“ mitumfassen.<br />

Bei den Vereinen fängt die „civil society“<br />

(oder Bürgergesellschaft) am augenschein-<br />

lichsten an: Von der Hospizbewegung,<br />

die Menschen beim Sterben begleitet,<br />

über Flüchtlingsorganisationen, die Fremden<br />

behilflich sind, von den Helfern in Frauen-<br />

häusern und Integrationshäusern über die<br />

Freiwilligen beim Roten Kreuz bis zum Essen<br />

auf Rädern und den Betreuern von Ob-<br />

dachlosen, von Selbsthilfegruppen für Fett-<br />

leibige, Taube, Epileptiker, HIV-Infizierte,<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 169<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Suchtkranke, Krebskranke und viele andere<br />

mehr bis zu jenen, deren Aktivitäten die Re-<br />

novierung von Denkmälern und Kirchen er-<br />

möglichen – sie alle brauchen wir! Diese<br />

Formen der Bürgergesellschaft bieten den<br />

Menschen mehr Autonomie, mehr Wahlfrei-<br />

heit, mehr Mitbestimmung und mehr Gebor-<br />

genheit. Dieses Engagement ersetzt den<br />

Staat jedoch nicht, da Basisdienste staatli-<br />

che Aufgabe bleiben müssen. Sehr wohl<br />

helfen sie aber und stellen jene Leistungen<br />

bereit, die der Staat über bürokratische oder<br />

marktförmige Mechanismen kaum anbieten<br />

kann.<br />

Staat und Bürgergesellschaft stehen für un-<br />

sere Vision einer differenzierten, zunehmend<br />

individualisierten Sozialpolitik. Individuali-<br />

sierte Sozialpolitik bedeutet nicht, dass der<br />

Einzelne allein gelassen wird, sondern ge-<br />

nau das Gegenteil: Staat und Bürgergesell-<br />

schaft bieten ein individuelles, an den<br />

Bedürfnissen des Einzelnen angepasstes<br />

Leistungsangebot, welches weit über Trans-<br />

fereinkommen hinausgeht.<br />

Doch Sozialpolitik allein kann soziale Ge-<br />

rechtigkeit nicht verwirklichen. Gleicherma-<br />

ßen betroffen sind die Arbeitsmarktpolitik<br />

(Stichwort: zweiter Arbeitsmarkt, Arbeits-<br />

losengeld und Notstandshilfe), die Familien-<br />

politik (Stichwort: alleinerziehende Mütter<br />

und Väter), die Steuerpolitik (Stichwort:<br />

Steuerreform), die Energiepolitik (sichere<br />

Energieversorgung zu leistbaren und gerech-<br />

ten Preisen), Wohnbauförderungspolitik (so-<br />

zialer Wohnbau, leistbares Wohnen) und die<br />

Wirtschaftspolitik (Stichwort: EU-Dienstleis-<br />

tungsrichtlinie). Soziale Gerechtigkeit lässt<br />

sich nur verwirklichen, wenn den Anforde-<br />

rungen der Tauschgerechtigkeit, der Vertei-<br />

lungsgerechtigkeit, der politischen und kor-<br />

rektiven Gerechtigkeit entsprochen wird.<br />

170<br />

Die Berücksichtigung dieser vier elementaren<br />

Formen der Gerechtigkeit garantiert letztlich,<br />

dass wir in einer Gesellschaft leben, welche<br />

den Starken die notwendige Freiheit gewährt,<br />

sodass sie ihre Talente und Fähigkeiten ent-<br />

falten können, sie aber gleichermaßen in die<br />

Pflicht nimmt, um den Schwachen zu helfen,<br />

sodass auch diese ihre Talente und Fähigkei-<br />

ten entfalten können. Erst die Verbindung<br />

dieser beiden Seiten der Medaille garantiert,<br />

dass „Stark für Schwach“ mehr ist als bloße<br />

Utopie, garantiert, dass „Stark für Schwach“<br />

gelebte Wirklichkeit wird.<br />

Das Sozialbudget ist in den letzten Jahren<br />

massiv gewachsen und hat somit auf die Ver-<br />

änderungen und Herausforderungen optimal<br />

reagiert, indem es bestehende Leistungen<br />

ausgeweitet und neue Leistungen aufgenom-<br />

men hat. Allein in den letzten Jahren wurden<br />

seitens des Steiermärkischen Landtages zu-<br />

sätzliche 154 Millionen Euro zur Verfügung<br />

gestellt. Damit wuchs das Sozialbudget in<br />

den letzten fünf Jahren um 61,3 %. Die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu einem<br />

ausreichend dotierten Sozialbudget, warnt<br />

aber zugleich davor, unfinanzierbare Leistun-<br />

gen einzuführen. Durch die Reformen der<br />

letzten Jahre wurde dieser Forderung weitge-<br />

hend dadurch entsprochen, dass die Kosten-<br />

dynamik der Sozialausgaben gebremst wer-<br />

den konnte. Anders formuliert: Die Sozialaus-<br />

gaben der <strong>Steiermark</strong> werden auch in den<br />

nächsten Jahren steigen, jedoch weniger<br />

stark als ohne Reformen. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei fordert eine effiziente und dadurch<br />

kostengünstige Sozialverwaltung. Durch die<br />

Umstellung des Leistungsangebotes konnte<br />

auch erreicht werden, dass die Hilfe für die<br />

Schwachen unserer Gesellschaft auf die Be-<br />

dürfnisse der Betroffenen besser Rücksicht<br />

nimmt als bisher und diese Rücksichtnahme<br />

unter dem Strich kostengünstiger ist.


Menschen mit Behinderung –<br />

Integration und selbst bestimmtes Leben<br />

Erfahrung<br />

Freizeitassistenz, Hilfe zum Wohnen oder<br />

Entlastung der Familie – dies sind nur<br />

einige der neuen Leistungen des im Febru-<br />

ar 2004 beschlossenen steirischen Be-<br />

hindertengesetzes. Ziel dieses Gesetzes ist<br />

es, Menschen mit Behinderung die Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen<br />

und ihnen die Mittel in die Hand zu geben,<br />

um ein möglichst selbst bestimmtes Leben<br />

zu führen. Durch Gesetzesmaßnahmen,<br />

Leistungen und Beratung – so § 1 des<br />

neuen Behindertengesetzes – sollen Men- Gerade der zuletzt genannte Konstenbeitrag<br />

schen mit Behinderung<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

altersentsprechen- hat im Zuge<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

der Diskussion um das Gesetz<br />

Gerechtigkeit<br />

den Zugang zu den Lebensbereichen wie zu kontroversiellen Diskussionen geführt.<br />

Familie, Erziehungs- und Bildungswesen, Während Gegner dieser Bestimmung auf die<br />

Arbeit und Beschäftigung, Gesundheits-<br />

versorgung sowie Kultur und Freizeit<br />

haben.<br />

Mit diesem Gesetz, welches das 40 Jahre<br />

alte Behindertengesetz abgelöst hat, wer-<br />

den nunmehr eine Vielzahl von neuen<br />

Leistungen angeboten und durch die Um-<br />

setzung der Strategie „mobil vor ambulant<br />

und ambulant vor stationär“ wird vor allem<br />

auch berücksichtigt, dass Menschen mit<br />

Behinderung das Recht haben, selbst be-<br />

stimmt in ihrer gewohnten Umgebung zu<br />

leben.<br />

Zu den wichtigsten Bestimmungen des Ge-<br />

setzes gehören neben den bereits angespro-<br />

chenen neuen Leistungen die Einrichtung<br />

eines Teams, welches den individuellen<br />

Hilfsbedarf des Menschen mit Behinderung<br />

feststellt (IHB-Team), weiters die Schaffung<br />

Es kann gesagt werden, dass gerade die <strong>Volkspartei</strong> als Partei der Menschen soziale Kompetenz<br />

nicht nur unter Beweis stellen, sondern sie auch politisch aktiv umsetzen muss. Die im Rahmen des<br />

„Weiß-Grünen Sozialplans“, durch intensiven Diskurs sozialpolitisch relevanter Aufgaben und<br />

Problemstellungen geschaffenen Netzwerke sind Ansatz hiezu und müssen unbedingt weiter<br />

ausgebaut werden.<br />

Alexander Ceh/Kurt Hohensinner<br />

der Behindertenanwaltschaft, die Veranke-<br />

rung des Rechtsanspruchs auf Leistungen<br />

aus dem Behindertengesetz und die Einfüh-<br />

rung des Kostenbeitrages.<br />

außergewöhnlichen und unersetzbaren Leis-<br />

tungen der Familie verwiesen, lenkten Befür-<br />

worter die Aufmerksamkeit auf die zivilrecht-<br />

lich geregelten Unterhaltsverpflichtungen.<br />

Ergebnis dieser Auseinandersetzungen war<br />

ein tragfähiger Kompromiss: Einschränkung<br />

des Kostenbeitrages bis zum 27. Lebensjahr<br />

und eine genuine Einkommensdefinition,<br />

welche der besonderen Situation der Men-<br />

schen mit Behinderung Rechnung trägt. Eine<br />

Härteklausel rundet diesen Kompromiss ab.<br />

Im Spätsommer 2004 wurde dann von der<br />

Steiermärkischen Landesregierung die Leis-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 171<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


tungs- und Entgeltverordnung erlassen. Die-<br />

se regelt einerseits die sachlichen, fachlichen<br />

und personellen Voraussetzungen der Leis-<br />

tungserbringung, anderseits die Schritte zur<br />

Ermittlung des individuellen Hilfebedarfs.<br />

Derzeit wird landesweit an der Umsetzung<br />

des neuen Behindertengesetzes und der<br />

Leistungs- und Entgeltverordnung gearbei-<br />

tet. Ein dreijähriger Übergangszeitraum soll<br />

für die Menschen mit Behinderung wie die<br />

Trägerorganisationen die notwendigen An-<br />

passungsschritte in einem überschau- und<br />

handhabbaren Rahmen halten.<br />

Vision<br />

Auf sozialpolitische Initiativen der Europäi-<br />

schen Union Rücksicht nehmend, ist es<br />

mittlerweile auch in der <strong>Steiermark</strong> weitge-<br />

hender politischer Konsens, dass Menschen<br />

mit Behinderung das Recht haben, am ge-<br />

sellschaftlichen Leben teilzunehmen und ihr<br />

Leben selbst bestimmt zu führen. War es<br />

bislang üblich, dass Menschen mit Behin-<br />

derung aus der Öffentlichkeit verdrängt und<br />

in halbstaatlichen bzw. halbprivaten Institu-<br />

tionen betreut wurden – „was man nicht<br />

sieht, daran muss man nicht denken“ –, hat<br />

demgegenüber die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

bereits vor einigen Jahren im Rahmen von<br />

Modell <strong>Steiermark</strong> die Forderung erhoben,<br />

172<br />

dass Menschen mit Behinderung integriert<br />

werden müssen.<br />

Zahlreiche Anträge der <strong>Steirische</strong>n Volkspar-<br />

tei im Steiermärkischen Landtag hatten ge-<br />

rade diese Integration zum Inhalt: Über-<br />

nachtungsmöglichkeiten im Zuge der steiri-<br />

schen Landesausstellung sollten barrierefrei<br />

und behindertengerecht gestaltet und Füh-<br />

rungen mittels Induktionsschlinge auch für<br />

Trotz dieser positiven Entwicklungen darf man nicht übersehen, dass Menschen mit Behinderung im<br />

Alltag nach wie vor große Hürden vorfinden. Die Zugänglichkeiten von Arztpraxen, Gaststätten usw. ist<br />

nach wie vor nur im Ausnahmefall gegeben und Baunormen zu Barrierefreiheit haben nur<br />

empfehlenden Charakter.<br />

Ursula Vennemann<br />

Schwerhörige verständlich werden. Und öf-<br />

fentliche Bauaufträge sollten nur vergeben<br />

werden, wenn die barrierefreie Ausführung<br />

seitens der Auftragnehmer sichergestellt<br />

wird.<br />

Neben der Integration in das gesellschaftli-<br />

che Leben besteht der größte Wandel in der<br />

Politik für Menschen mit Behinderung in<br />

dem Bemühen, dass Leistungen aus dem<br />

Behindertengesetz nicht bloß auf eine Sta-<br />

bilisierung abzielen, sondern zukünftig auch<br />

Entwicklungspläne und Ziele mit den Leis-<br />

tungsbescheiden verbunden sind. Dieser im<br />

neuen Behindertengesetz vorgesehene Wan-<br />

del wartet in den kommenden Jahren auf<br />

seine Verwirklichung.<br />

Aktion<br />

Obwohl durch das neue Behindertengesetz<br />

eine Vielzahl von Problemen endgültig der


Vergangenheit angehört, sind in den nächs-<br />

ten Jahren trotzdem geringfügige Adaptie-<br />

rungen der steirischen Behindertenpolitik<br />

notwendig:<br />

So ist in der derzeit zur Diskussion stehenden<br />

Ländervereinbarung über die Harmonisie-<br />

rung der Baugesetze grundsätzlich vorgese-<br />

hen, dass Neubauten für eine spätere behin-<br />

dertengerechte Adaptierung offen sind. Um<br />

die diesbezüglichen Anstrengungen jedoch<br />

zu intensivieren, fordert die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei, dass öffentliche Bauaufträge bereits<br />

vor Beschluss der Ländervereinbarung über<br />

die Harmonisierung der Baugesetze nur ver-<br />

geben werden dürfen, wenn das Kriterium<br />

der Barrierefreiheit erfüllt wird. Zweitens for-<br />

dert die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, eine Reform<br />

des Wohnbaugesetzes dem Landtag vorzu-<br />

legen, welche barrierefreie Bauten mit einer<br />

zusätzlichen Förderung unterstützt.<br />

Bereits während der Arbeit an der Leis-<br />

tungs- und Entgeltverordnung wurde seitens<br />

der Behinderteneinrichtungen vorgebracht,<br />

dass die dort geregelten Leistungsentgelte<br />

nicht ihrer tatsächlichen<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Kostensituation Bereits während<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

der Verhandlungen zum<br />

Gerechtigkeit<br />

entsprechen. In Verhandlungen wurden die- Behindertengesetz bestätigte sich, dass die<br />

se dann zwar angehoben, erreichen jedoch<br />

noch nicht – so zumindest die Vertreter der<br />

Behinderteneinrichtungen – eine kostenadä-<br />

quate Erhöhung. Daher fordert die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> vor Ablauf der dreijährigen<br />

Übergangszeit zur vollständigen Implemen-<br />

tierung des neuen Behindertengesetzes eine<br />

Evaluierung der Leistungs- und Entgeltver-<br />

ordnung, um preislichen Asymmetrien zwi-<br />

schen mobilen, ambulanten und stationären<br />

Leistungen rechtzeitig entgegenzuwirken.<br />

Obwohl von der Politik aufgrund des budget-<br />

wirksamen Automatismus von Kostensteige-<br />

rungen nur widerwillig akzeptiert, sind in-<br />

dexbasierte Valorisierungen von den Begüns-<br />

tigten gerne gesehen, da sie dann mit<br />

Preissteigerungen einfacher zu Rande kom-<br />

men. Gerade die unersetzlichen Leistungen<br />

von Behinderteneinrichtungen sollten durch<br />

eine derartige indexbasierte Valorisierung<br />

besonders geschützt werden. Daher fordert<br />

die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, als Valorisierungs-<br />

basis für den Sachaufwand die Veränderung<br />

des Großhandelspreisindexes und für den<br />

Personalaufwand die Entwicklung des No-<br />

minallohnindexes in der nächsten Legislatur-<br />

periode gesetzlich festzuschreiben.<br />

Mit ein Grund ist sicherlich auch, dass Behinderung häufig mit Krankheit gleichgesetzt wird, dadurch<br />

absolut negativ besetzt ist und daraus folgernd als Belastung für die Betroffenen, deren Familien und<br />

letztendlich für die Allgemeinheit empfunden wird. Und hier setzt für mich die „Bringschuld“ der<br />

Betroffenen selbst an. Es ist absolut kontraproduktiv, sich in den Schmollwinkel der eigenen<br />

Behinderung zurückzuziehen und auf eine Bewusstseinsänderung zu hoffen. Nicht behinderten<br />

Menschen muss man entgegengehen, ihnen die Ängste nehmen und zeigen, dass Behinderung<br />

– welcher Ausprägung auch immer – nicht gerade erstrebenswert, jedoch keineswegs bedrohlich ist.<br />

Anne Marie Wicher<br />

freiwillige intensive Einbindung von Hilfs-<br />

werk, Volkshilfe, Caritas und anderen Orga-<br />

nisationen sicherstellte, dass deren Erfah-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 173<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


ungen im Sozialbereich berücksichtigt wur-<br />

den. Um auch die zukünftige Einbindung<br />

ohne Abhängigkeit vom Willen des zustän-<br />

digen Soziallandesrates zu garantieren, for-<br />

dert die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, dass in Ana-<br />

logie zum Raumordnungs- oder Wirtschafts-<br />

förderungsbeirat ein Behindertenbeirat bei<br />

der Steiermärkischen Landesregierung ein-<br />

gerichtet wird. Diesem soll ein Begutach-<br />

tungsrecht für all jene Gesetze eingeräumt<br />

werden, welche eine mögliche Relevanz für<br />

Menschen mit Behinderung haben kön-<br />

nen.<br />

Viele Behinderteneinrichtungen bemühen<br />

sich außerordentlich um die Integration von<br />

Menschen mit Behinderung am Arbeits-<br />

markt. Das Behinderteneinstellungsgesetz<br />

des Bundes sieht für alle Arbeitgeber wie-<br />

derum vor, dass sie je 25 Beschäftigte zu-<br />

mindest einen begünstigten Menschen mit<br />

Behinderung anstellen. Bedienen sich Un-<br />

ternehmen aber eines integrativen Betriebes<br />

zur Erledigung diverser Aufträge, ist dieses<br />

Unternehmen von der Einstellungspflicht<br />

nicht befreit, sondern muss ihr zusätzlich<br />

genügen. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die-<br />

se Einstellungspflicht entfallen lassen, wenn<br />

das betroffene Unternehmen Aufträge im<br />

Umfang von mehr als 40 Wochenstunden<br />

über einen noch näher zu bestimmenden<br />

längeren Zeitraum an integrative Betriebe<br />

auslagert. Dadurch würde es zu einer zu-<br />

sätzlichen Unterstützung der integrativen<br />

Betriebe kommen, welche derzeit zu großen<br />

Teilen über den Ausgleichstaxenfonds finan-<br />

ziert werden. Weiters ist in diesem Zusam-<br />

menhang zu fordern, dass Sozialorganisati-<br />

onen, welche behinderte oder aufgrund ih-<br />

res psychischen und physischen Zustandes<br />

beeinträchtigte Menschen betreuen, von<br />

dieser Einstellungspflicht bzw. von der<br />

finanziellen Ersatzleistung ausgenommen<br />

174<br />

sind, da diese Organisationen zum Großteil<br />

über öffentliche Mittel finanziert werden<br />

und die finanziellen Ersatzleistungen nach<br />

dem Behinderteneinstellungsgesetz eine<br />

Schmälerung der möglichen Leistungen für<br />

die betreuten Menschen darstellen, da es<br />

meist nicht möglich ist, Menschen mit Be-<br />

einträchtigungen zur Betreuung von Men-<br />

schen mit Beeinträchtigungen einzusetzen.<br />

Derzeit werden in der <strong>Steiermark</strong> lediglich<br />

in einem Ausbildungslehrgang Logopädin-<br />

nen und Logopäden ausgebildet und trotz<br />

eines Mangels an Logopädinnen und Logo-<br />

päden konnte in den letzten Jahren das<br />

Angebot an weiteren Ausbildungen nicht<br />

verwirklicht werden. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei fordert daher, dass es zumindest zwei<br />

parallel geführte Ausbildungslehrgänge für<br />

Logopädinnen und Logopäden in der Stei-<br />

ermark gibt.<br />

Es wurde überdies offensichtlich verab-<br />

säumt, dass private Dolmetschkosten für<br />

Taube oder Stumme unter bestimmten Be-<br />

dingungen von der öffentlichen Hand getra-<br />

gen werden. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will<br />

diesen Missstand mittels einer Novelle be-<br />

seitigen.<br />

Zwischen den steirischen Bezirken besteht<br />

eine auffallende Kostenasymmetrie: In eini-<br />

gen Bezirken wird ungleich mehr für Men-<br />

schen mit Behinderung ausgegeben als in<br />

anderen. Worin diese Unterschiede ihre Ur-<br />

sache haben, liegt jedoch im Dunkeln. Um<br />

Klarheit über die Ursachen dieser Unter-<br />

schiede zu haben, fordert die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> eine Überprüfung der Arbeit der<br />

Sozialreferate der Bezirkshauptmannschaf-<br />

ten, um zukünftig gerechtfertigte von unge-<br />

rechtfertigten Kosten besser unterscheiden<br />

zu können.


Pflegeheime, Pflegeplätze<br />

und Pflegegeld sowie<br />

alternative Formen der Betreuung<br />

Erfahrung<br />

Seit 1. November 2003 gilt in der Steier-<br />

mark das neue Pflegeheimgesetz, welches<br />

mittels Novelle im April 2005 aktualisiert<br />

wurde. Entgegen dem Namen des Ge-<br />

setzes regelt es auch die Pflegeplätze, das<br />

Heimstatut, die Kontrolle, die baulichen<br />

Qualitätskriterien und neuerdings auch die<br />

psychiatrischen Familienpflegeplätze, deren<br />

gesonderte Aufnahme und spezielle Regesonen, d.h. ein Drittel der Bevölkerung über<br />

lung auf eine<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Initiative der <strong>Steirische</strong>n 60 Jahre<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

alt sein. Die Zahl an pflegebedürf-<br />

Gerechtigkeit<br />

<strong>Volkspartei</strong> zurückgehen. Da psychiatrische tigen älteren Menschen wird in den nächs-<br />

Patienten meist keiner besonderen bauliten Jahren und Jahrzehnten daher weiter<br />

chen Vorkehrungen bedürfen, waren die<br />

strengen Auflagen üblicher Pflegeplätze<br />

entbehrlich und trat ein gemeinsam mit<br />

der Landesnervenklinik Sigmund Freud<br />

erarbeitetes Kriteriensystem an deren<br />

Stelle.<br />

Die Freiheit der Pflegeheimwahl wurde<br />

auch in dieser Legislaturperiode beibehalten<br />

und erfuhr durch die Änderungen des<br />

Sozialhilfegesetzes lediglich insofern eine<br />

Einschränkung, als die Kostenübernahme<br />

nunmehr davon abhängig ist, ob das Land<br />

einen Vertrag mit dem Heimbetreiber abge-<br />

schlossen hat. Diese Konstruktion war not-<br />

wendig, um die verschiedenen Interessen zu<br />

vereinen.<br />

Zu bedenken ist jedenfalls auch, dass der-<br />

zeit rund 250.000 Menschen in der Steier-<br />

mark leben, die das sechste Lebensjahr-<br />

Den alten Menschen gibt es nicht, es gibt vielmehr verschiedene Einzelne und verschiedene<br />

Gruppen, die sich in verschiedenen finanziellen Verhältnissen, in verschiedenen gesundheitlichen<br />

Zuständen und verschiedenen sozialen Lagen befinden. Dieser Verschiedenheit muss die Politik<br />

gerecht werden, sie muss aber auch Anstoß zur Solidarität unter den verschiedenen Gruppen von<br />

älteren und alten Menschen geben. Es gilt, besonders jene zu unterstützen, die diese Unterstützung<br />

am meisten brauchen. ... Sozialpolitik bedeutet, die Gesellschaft humaner machen.<br />

Gregor Hammerl<br />

zehnt überschritten haben. Dies ist ca. ein<br />

Fünftel der steirischen Gesamtbevölkerung.<br />

Im Jahre 2030 werden fast 400.000 Per-<br />

zunehmen. Gleichzeitig wollen diese Men-<br />

schen aber nicht in jedem Fall in ein Pflege-<br />

heim, sondern bevorzugen in den meisten<br />

Fällen ihre gewohnte Umgebung bzw. an-<br />

dere Formen der Pflegeversorgung. Ander-<br />

seits gibt es auch eine immer größere Zahl<br />

an jungen Senioren, welche gerne eine ver-<br />

antwortungsvolle Aufgabe übernehmen.<br />

Weiters zeigen die Prognosen der Öster-<br />

reichischen Raumordnungskonferenz sehr<br />

deutlich, dass es zu einer Ausdünnung der<br />

ländlichen Regionen und der Ortskerne der<br />

Landgemeinden in den nächsten Jahrzehn-<br />

ten kommen wird. Abwanderung, Überalte-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 175<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


ung, Verlust an Infrastruktur stellen für<br />

die steirischen Gemeinden speziell in struk-<br />

turschwachen Regionen sicherlich die<br />

zentralen Fragen des nächsten Jahrzehnts<br />

dar.<br />

Vision<br />

Die qualitativ hochwertige Pflege und ver-<br />

lässliche Betreuung älterer und kranker Mit-<br />

bürgerinnen und Mitbürger auf Pflegeplät-<br />

zen oder in Pflegeheimen gehören wohl zu<br />

den größten Herausforderungen der Sozial-<br />

Uns geht nicht das Geld aus, uns gehen die Hände aus!<br />

Wolfgang Mazal<br />

politik der <strong>Zukunft</strong>. Diesem Ziel, die mit<br />

dieser Herausforderung verbundenen Pro-<br />

bleme sachgerecht zu lösen, ist die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet. Es gilt die<br />

Balance zwischen den berechtigten Interes-<br />

sen der Klienten, der Heimbetreiber, des<br />

Pflegepersonals und der dieses System fi-<br />

nanzierenden Steuerzahler zu finden.<br />

Hinsichtlich der Wohnbedingungen von äl-<br />

teren Menschen gilt es jedenfalls zu beden-<br />

ken, dass Menschen auch im Alter ein<br />

selbst bestimmtes und eigenständiges Le-<br />

ben, eingebunden in ein soziales Gefüge in<br />

ihrer gewohnten Umgebung, zu ermögli-<br />

chen ist. Mit der Zunahme der älteren Be-<br />

völkerung wird es notwendig werden, den<br />

Bestand an Wohnungen, die den Bedürfnis-<br />

176<br />

sen älterer Menschen gerecht werden, zu<br />

erhöhen. Dabei ist dem Wunsch älterer<br />

Menschen nach eigenständiger Lebensfüh-<br />

rung, aber auch der Prävention vor Isolie-<br />

rung und der eingeschränkten Eigenmobili-<br />

tät Rechnung zu tragen.<br />

Die Mehrheit der älteren Menschen (ca.<br />

90 %) wünscht sich, wenn es irgendwie<br />

geht, bis zum Lebensende in der gewohnten<br />

Umgebung, in der Wohnung oder im Haus,<br />

bleiben zu können. Das Pflegeheim stellt<br />

eine der letzten Alternativen dar, wenn auf-<br />

grund der gegebenen Wohnmöglichkeiten<br />

bzw. fehlender familiärer Ressourcen die<br />

Selbstständigkeit in der eigenen Wohnung<br />

bzw. der Pflegebedarf nicht mehr sicherge-<br />

stellt werden kann.<br />

Aktion<br />

Durch die Reformen des Pflegeheimgeset-<br />

zes ist nunmehr sichergestellt, dass sich die<br />

Qualität der Pflegeheime und Pflegeplätze<br />

in den kommenden Jahren kontinuierlich<br />

verbessern wird. Trotzdem gilt es einige Ver-<br />

änderungen durchzuführen:<br />

Man ist heute bei besserer Gesundheit, wenn auch mit zunehmendem Alter Unpässlichkeiten und<br />

Krankheiten auftreten. Alter bedeutet heute nicht mehr Dahinsiechen oder Vergessensein.<br />

Franz Wegart<br />

Verschiedene pflegerische Tätigkeiten ver-<br />

langen eine Ausbildung nach dem Gesund-<br />

heits- und Krankenpflegegesetz. Trotzdem<br />

stellt die Pflegeombudsschaft fest, dass


selbst bei Pflegeplatzbewohnern der Pflege-<br />

geldstufe 7 keine fachpflegerischen Leistun-<br />

gen durch Pflegeplatzbetreiber zugekauft<br />

werden. Dadurch leidet die Qualität der<br />

fachpflegerischen Betreuung und somit<br />

auch der/die Pflegeplatzbewohner/in. Die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur Ver-<br />

pflichtung, dass eine einwandfreie fachpfle-<br />

gerische Betreuung der Pflegeplatzbewoh-<br />

ner sichergestellt wird, und wird daher für<br />

die Verwirklichung diesbezüglicher Regelun-<br />

gen im Pflegeheimgesetz eintreten.<br />

In der <strong>Steiermark</strong> gibt es kaum ein Pflege-<br />

heim, das nicht dringenden Personalbedarf<br />

hätte, und Vertreter der ARGE Heimleiter tierten Regeln zu bedarfsgerechten Ergeb-<br />

gaben gegenüber<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

der Pflegeombudsschaft nissen führen.<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Gerechtigkeit<br />

an, dass es derzeit ungefähr 100 freie<br />

Dienstposten an diplomiertem Pflegeperso- Das Pflegeheimgesetz in seiner derzeitigen<br />

nal gäbe. Überraschend ist in diesem Zusam-<br />

menhang, dass zwar die Zahl der Interessen-<br />

tinnen und Interessenten ausreichend wäre,<br />

jedoch persönliche Eignung und Dienststel-<br />

lenwünsche einem ausreichenden Angebot<br />

an Personal entgegenstehen. Die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> nimmt daher die Anregungen der<br />

Pflegeombudsschaft auf und fordert, dass es<br />

– vergleichbar der Hauskrankenpflege – einen<br />

Bedarfs- und Entwicklungsplan für diplo-<br />

miertes Pflegepersonal in <strong>Zukunft</strong> geben soll.<br />

Dieser Plan ist umso notwendiger, als es<br />

sonst einen Personalnotstand in den steiri-<br />

schen Pflegeheimen geben wird.<br />

Die so genannte Personalschlüssel-Verord-<br />

nung regelt das Verhältnis zwischen Pflege-<br />

bedürftigen und Pflegepersonal anhand der<br />

Pflegegeldeinstufung. Die Pflegeombuds-<br />

schaft weist auf den systematischen Fehler<br />

hin, dass Bewohner der Pflegestufe 4 und<br />

5 voll mobilisierbar seien, jedoch aufgrund<br />

der Verordnung weniger Pflegepersonal zur<br />

Verfügung gestellt wird als für Bewohner der<br />

Pflegestufe 7, welche nicht mehr mobilisier-<br />

Im Zuge der Diskussionen über die Reform des Sozialstaates scheint eine Zielvorstellung wenig<br />

umstritten zu sein: Die Zielgenauigkeit sozialpolitischer Programme soll erhöht werden. Wirklich<br />

Bedürftige sollen dieser Vorgabe gemäß zielgenau und ausreichend alimentiert werden; aber in Zeiten<br />

knapper öffentlicher Gelder lassen sich beträchtliche Ersparnisse erwarten, wenn die breite,<br />

undifferenzierte Streuung von finanziellen Wohltaten aus öffentlichen Kassen abgeschafft und die<br />

Zahlungen auf jene konzentriert werden, die „wirklich“ arm sind – wobei natürlich die Frage nach der<br />

adäquaten Messung von Armut noch lange nicht gelöst ist.<br />

Manfred Prisching<br />

bar sind. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die-<br />

sen Anregungen nachgehen und regt eine<br />

Evaluierung der Personalschlüssel-Verord-<br />

nung an: Diese soll überprüfen, ob die der-<br />

zeitigen an der Pflegegeldeinstufung orien-<br />

Fassung sieht vor, dass die Pflegedienstlei-<br />

tung eine 1.600 Stunden umfassende Zu-<br />

satzausbildung nach dem Gesundheits- und<br />

Krankenpflegegesetz zu absolvieren hat. Es<br />

gilt bis zum 31. Dezember 2006 zu prüfen,<br />

ob eine derartig umfangreiche Zusatzausbil-<br />

dung unbedingt notwendig ist oder eine<br />

andere Aus- bzw. Fortbildung den Anforde-<br />

rungen ebenfalls entsprechen würde.<br />

1992 traf Österreich die Entscheidung, dass<br />

der steigende Bedarf an Pflegeleistungen –<br />

und der damit verbundene finanzielle Auf-<br />

wand – über die Sozialleistung „Pflegegeld“<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 177<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


abgegolten wird. Damit unterscheidet sich<br />

der österreichische Weg grundsätzlich vom<br />

Weg Deutschlands, welches bekanntlich ei-<br />

ner Pflegeversicherung den Vorzug gab. In<br />

den letzten Jahren wurden indes immer<br />

mehr Stimmen laut, welche auch für Öster-<br />

reich eine Form der Pflegeversicherung<br />

überlegten. Diese Diskussion gilt es intensiv<br />

zu verfolgen und zu begleiten. Es ist derzeit<br />

zu früh, um über ein mögliches Ergebnis zu<br />

spekulieren. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird<br />

sich an dieser Diskussion massiv beteiligen<br />

und allfällige Bedarfsveränderungen mit Ge-<br />

setzesinitiativen begleiten.<br />

Die meisten pflegebedürftigen Senioren be-<br />

vorzugen – wie ausgeführt – ihre gewohnte<br />

Umgebung gegenüber einem Pflegeheim.<br />

Andererseits gibt es eine immer größere Zahl<br />

an jungen Senioren, die gerne eine verant-<br />

wortungsvolle Aufgabe übernehmen wollen.<br />

Landeshauptmann Waltraud Klasnic initiier-<br />

te daher gemeinsam mit dem <strong>Steirische</strong>n<br />

Seniorenbund den „Magnolienbaum“, um<br />

diese beiden Gruppen zueinander zu führen:<br />

Junge Senioren sollen in vorhandenen Räu-<br />

men (z.B. Hilfswerk, Sozialstationen, Pfarr-<br />

zentren) Ältere betreuen, mit ihnen gemein-<br />

sam den Tag strukturieren und durch das<br />

gemeinsame Tun mehr Freude am Leben<br />

haben. Gerade solche Formen der alternati-<br />

ven Pflegebetreuung werden aber seitens des<br />

steirischen Sozialressorts nicht ausreichend<br />

unterstützt. Um diese Unterstützung zukünf-<br />

tig auf eine gesetzliche Basis zu stellen, soll<br />

in das Sozialhilfegesetz eine Bestimmung<br />

178<br />

aufgenommen werden, welche die Förderung<br />

alternativer sozialer Leistungen ermöglicht.<br />

Wohnungen und Häuser, die bis Anfang der<br />

neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts er-<br />

richtet wurden, sind in den seltensten Fällen<br />

barrierefrei. Die Sanitärräume etc. entspre-<br />

chen kaum den Erfordernissen älterer Men-<br />

schen. Dies bedeutet in der Praxis, dass<br />

Kinderbetreuung ist Aufgabe beider Elternteile. Wir wollen, dass der Staat die Eltern dabei bestmöglich<br />

unterstützt, damit Kinder und Berufstätigkeit kein Widerspruch sein müssen und für Eltern faire<br />

Bedingungen bestehen.<br />

Walburga Beutl<br />

eine bestehende Badewanne – aufgrund der<br />

vorhandenen Sturzgefahr – oft schon ein<br />

wesentliches Hindernis zur weiteren selbst-<br />

ständigen Körperpflege darstellt. So führen<br />

bauliche Gegebenheiten zur kontinuierli-<br />

chen Einschränkung der sozialen und phy-<br />

sischen Selbstständigkeit und in weiterer<br />

Folge zu einem erhöhten Unterstützungsauf-<br />

wand seitens der öffentlichen Hand, wel-<br />

cher von der jeweiligen Person selbst nicht<br />

gewollt ist und von den Kommunen immer<br />

schwerer getragen werden kann. Die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> tritt daher für die Förde-<br />

rung von Objektsanierung ein, welche bar-<br />

rierefreie Seniorenwohnungen in Ortskernen<br />

schafft, um Senioren auch im dritten Le-<br />

bensabschnitt eine möglichst hohe eigenbe-<br />

stimmte Lebensführung in Sicherheit zu<br />

ermöglichen.<br />

Mobile Dienste wie die Hauskrankenpflege,<br />

Pflege- und Heimhilfe, welche sehr oft die<br />

Grundlage des Verbleibens in der gewohn-<br />

ten Umgebung für hilfs- und pflegebedürf-<br />

tige Menschen darstellt, und auch die ex-<br />

tramurale Psychiatrie werden derzeit nicht<br />

unter den Pflichtausgaben des Landesbud-


gets geführt, sodass deren finanzielle Si-<br />

cherheit von Jahr zu Jahr fragwürdig ist.<br />

Gleichzeitig sind diese Dienste aber notwen-<br />

dig und im Vergleich zu vollstationären Ver-<br />

sorgungen kostengünstiger. Daher sollen<br />

diese zukünftig in den Pflichtausgabenbe-<br />

reich des Sozial- oder Gesundheitsbudgets<br />

übernommen werden.<br />

Pflegebedürftige Menschen brauchen eine<br />

Vielzahl von Heilbehelfen, welche derzeit<br />

großteils nur gekauft werden können. Um<br />

diese finanzielle Belastung für pflegebedürf-<br />

tige Menschen bzw. deren Angehörige zu<br />

verringern, tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

dafür ein, dass Heilbehelfe zukünftig auch<br />

gemietet werden können.<br />

Sozialhilfe und Grundversorgung –<br />

Rettungsanker für Menschen in Not<br />

bachtet werden, entsprechende Schlussfol- vergleichbare Existenzsicherung für die ersgerungen<br />

sind<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

auch für Österreich zu zieten zwölf<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Monate schafft und für die Zeit<br />

Gerechtigkeit<br />

Ich sehe es als meine Verantwortung an, insbesondere den benachteiligten und sozial schwächeren<br />

Gruppen Sicherheit in der notwendigen Veränderung und im Wandel zu geben. Soziale Gerechtigkeit<br />

muss der oberste Maßstab aller Maßnahmen sein. Niemand in unserem Land soll sich um seine soziale<br />

Absicherung fürchten müssen.<br />

Waltraud Klasnic<br />

Erfahrung<br />

In den letzten Jahren gab es auf dem Gebiet<br />

der Sozialhilfe mehrere beachtenswerte na-<br />

tionale und internationale Entwicklungen:<br />

Zum einen wurden in Deutschland durch<br />

Hartz IV die Sozialhilfe und das Arbeitslo-<br />

sengeld zusammengelegt. Die Ergebnisse<br />

dieser Entwicklung müssen eingehend beo-<br />

hen. Zum anderen veröffentlichte Univ.Prof.<br />

Dr. Walter J. Pfeil im Auftrag des Sozialmi-<br />

nisteriums seinen Vergleich der Sozialhilfe-<br />

systeme der österreichischen Bundesländer.<br />

Zusammengefasst hält diese Studie fest,<br />

dass die Kostenteilung zwischen Land und<br />

regionalen Trägern (60 : 40) zu einer ge-<br />

rechten Verteilung der Lasten führt, dass es<br />

sich um ein sehr „schlankes“ Gesetz handelt<br />

und darüber hinaus die „AusländerInnen-<br />

klausel“ österreichweit vorbildhaft ist, da sie<br />

sämtlichen inter- und supranationalen<br />

Gleichstellungsverpflichtungen entspricht.<br />

Diesbezüglich trat mittlerweile ein Anpas-<br />

sungsbedarf dahingehend ein, dass die<br />

Bund-Länder-Vereinbarung über die Versor-<br />

gung von Asylwerbern eine der Sozialhilfe<br />

danach ein eigenes Grundversorgungsgesetz<br />

vom Steiermärkischen Landtag zu beschlie-<br />

ßen ist. Weiters lobt Pfeil die Determinie-<br />

rung der Leistungsformen, welche „ebenfalls<br />

besser gelungen ist als in den meisten an-<br />

deren Bundesländern“. Hinsichtlich der Re-<br />

gelungen betreffend den Einsatz der eigenen<br />

Arbeitskraft hält Pfeil fest, dass zwar sehr<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 179<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


präzise Regelungen bestehen, aber gleich-<br />

zeitig auch eine „höchst moderate“ Sanktion<br />

bei mangelnder Arbeitswilligkeit. In Reak-<br />

tion auf die Ergebnisse und Empfehlungen<br />

dieser Studie stellte die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei im Landtag den Antrag, die diesbe-<br />

zügliche Wiener Strafbestimmung zu über-<br />

nehmen, wonach bei mangelnder Arbeits-<br />

willigkeit der Richtsatz um bis zu 50 %<br />

reduziert werden kann. Es konnte jedoch<br />

kein Konsens zwischen den Parteien herge-<br />

stellt werden.<br />

Die wichtigsten Änderungen des Sozialhilfe-<br />

gesetzes in der Legislaturperiode 2000 bis<br />

2005 des Steiermärkischen Landtages wa-<br />

ren die Neuregelung der Kostenersatzrege-<br />

lung und die Einführung einer Planungs-<br />

möglichkeit für das Land, da die bislang<br />

uneingeschränkt freie Heimwahl auf jene<br />

Institutionen eingeschränkt wurde, welche<br />

einen Vertrag mit dem Land haben. Hin-<br />

sichtlich der Kostenersatzregelung wurden<br />

auch jene Geschenknehmer verpflichtet,<br />

welche innerhalb der letzten drei Jahre vor<br />

Inanspruchnahme von Leistungen der Sozial-<br />

hilfe seitens des Geschenkgebers Vermögen<br />

ohne entsprechende Gegenleistungen vom<br />

Sozialhilfeempfänger erhalten haben. Da-<br />

durch wird nunmehr die missbräuchliche<br />

Inanspruchnahme von Sozialhilfe durch Ver-<br />

schenkung des Vermögens verhindert.<br />

Vision<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich un-<br />

eingeschränkt zur Rolle der Sozialhilfe, letz-<br />

ter Rettungsanker für Menschen in Not zu<br />

sein. Dieser Rettungsanker steht all jenen<br />

Menschen zur Verfügung, die sich rechtmä-<br />

ßig zumindest für drei Monate in der Stei-<br />

180<br />

ermark aufhalten. Hinsichtlich der Men-<br />

schen mit Asyl bekennt sich die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> zur gesellschaftlichen Verpflich-<br />

tung, dass verfolgten Menschen Schutz und<br />

Hilfe gebührt. Gleichzeitig ist es selbstver-<br />

ständlich, dass Sozialhilfe in erster Linie<br />

Hilfe zur Selbsthilfe ist: Es kann nicht Ziel<br />

sein, dass Einzelne ihr Leben beständig<br />

durch die Gemeinschaft finanzieren lassen,<br />

jedoch keine Anstrengungen hinsichtlich ei-<br />

nes selbst finanzierten und damit selbst<br />

bestimmten Lebens unternehmen. Wenn die<br />

Gemeinschaft in der Not selbstverständlich<br />

zur Seite steht, dann entsteht auf Seiten der<br />

Sozialhilfeempfänger die Pflicht, alles in ih-<br />

rer Macht Stehende entsprechend ihren<br />

Fähigkeiten zu unternehmen, um ein Leben<br />

ohne Sozialhilfeleistungen führen zu kön-<br />

nen. Daher ist die Verpflichtung des Einsat-<br />

zes der eigenen Mittel und eigenen Arbeits-<br />

kraft der Sozialhilfeempfänger für die Stei-<br />

rische <strong>Volkspartei</strong> selbstverständlich, da<br />

gesellschaftliche Solidarität nur dann einge-<br />

fordert werden kann, wenn es eine Symme-<br />

trie und einen Ausgleich zwischen Nehmen<br />

und Geben gibt.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird in der nächs-<br />

ten Legislaturperiode weiterhin darauf be-<br />

stehen, dass die „höchst moderate“ Sankti-<br />

onsmöglichkeit bei mangelndem Einsatz der<br />

eigenen Arbeitskraft verschärft wird. Ziel ist<br />

die Übernahme der Wiener Regelung, wo-<br />

nach der Richtsatz um bis zu 50 % unter-<br />

schritten werden kann.<br />

Sprache vermittelt unsere gemeinsame Kul-<br />

tur, schafft einen gemeinsamen Kommuni-<br />

kationsraum und erlaubt trotz Individualisie-


ung und Pluralisierung, dass sich die Mit-<br />

glieder einer Gesellschaft untereinander<br />

verständigen. Die Integration ausländischer<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger in unsere Ge-<br />

sellschaft braucht als unerlässliche Voraus-<br />

setzung das Erlernen der deutschen Spra-<br />

che. Daher sieht das Asylgesetz vor, dass<br />

Fremden Sprachkurse als Integrationshilfe<br />

angeboten werden. Bedauerlicherweise ist<br />

das Niveau dieser Sprachkurse zu niedrig,<br />

um den Aufgaben der Integration gerecht zu<br />

werden. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird da-<br />

her eine Evaluierung und daran anschlie-<br />

ßende Verbesserung der Qualität der Sprach-<br />

kurse verfolgen.<br />

Asylwerber können von Bund, Land oder<br />

Gemeinden für geringfügige Tätigkeiten<br />

herangezogen werden. Dadurch wird diesen<br />

Menschen die Möglichkeit eröffnet, ihr<br />

Leben wieder teilweise eigenständig und<br />

Erfahrung<br />

selbst bestimmt zu führen. Die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür ein, dass<br />

diese Möglichkeit nicht nur den Gemeinden<br />

gewährt wird, sondern auch auf Kammern<br />

und gemeinnützige Vereine ausgedehnt<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Gerechtigkeit<br />

des Kinderbetreuungsgesetzes und des Ju-<br />

Seit 1996 – dem Amtsantritt von Frau Lan-<br />

deshauptmann Waltraud Klasnic – hat sich<br />

die Zahl der Ganztagskinderbetreuungsein-<br />

richtungen in der <strong>Steiermark</strong> verdoppelt und<br />

die Zahl der Kinderkrippen um 400 % ver-<br />

größert. Der Steiermärkische Landtag be-<br />

schloss in den letzten Jahren eine Reform<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 181<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

wird.<br />

Der Sozialstaat braucht die Sozialgesell-<br />

schaft. Anders formuliert: Die staatlichen<br />

Leistungen müssen durch andere gesell-<br />

schaftliche Kräfte ergänzt und durch ein<br />

neues Zueinander von Staat und privat den<br />

veränderten Verhältnissen entsprechend ge-<br />

staltet werden. Daher wird sich die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> weiterhin dafür einsetzen,<br />

dass das Ehrenamt und der Aufbau von so<br />

genannten „gemischten Einrichtungen“ ge-<br />

fördert werden, in denen und mit denen<br />

gesellschaftliches Engagement und sozial-<br />

staatliche Einrichtungen zusammengeführt<br />

werden können.<br />

Kinderbetreuung und Jugendwohlfahrt<br />

gendwohlfahrtsgesetzes. Obwohl das Kin-<br />

derbetreuungsgesetz im Vergleich zu den<br />

diesbezüglichen Gesetzen anderer Bundes-<br />

Die Steigerung der Geburtenrate durch familienpolitische Maßnahmen, z.B. Kindergeld, Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie, Recht auf Teilzeit und Gender Mainstreaming zu erreichen, ist sicherlich richtig<br />

und verfolgenswert, hat aber den Nachteil, dass gerade diese Politik viel Zeit braucht, um ihre<br />

Wirkungen auf die Sozialsysteme zu entfalten.<br />

Christopher Drexler<br />

länder die höchste Qualität sicherstellt, sind<br />

die damit verbundenen Kosten von den Ge-<br />

meinden nur schwer zu finanzieren. Daher<br />

hat sich in den letzten Jahren in der Stei-


ermark eine große Zahl von Gemeinden<br />

entschlossen, die Kinderbetreuung an priva-<br />

te Kindergartenbetreiber auszulagern, wel-<br />

che zu geringeren Kosten eine vergleichbar<br />

hohe Qualität garantieren können. Die No-<br />

velle des Jahres 2004 harmonisierte unter<br />

anderem die Vorbereitungszeiten der Kin-<br />

dergartenpädagoginnen und -pädagogen der<br />

privaten und öffentlichen Kindergärten mit<br />

dem Ergebnis, dass die Kosten bei den pri-<br />

vaten Kindergärten um bis zu 25 % stiegen<br />

und viele um ihr wirtschaftliches Überleben<br />

bangen.<br />

Darüber hinaus wurde mittels Verordnung<br />

die so genannte „alterserweiterte“ Gruppe<br />

eingeführt. Diese sieht vor, dass Kinder im<br />

Alter vom 18. Lebensmonat bis zum Ende<br />

der Volksschulzeit gemeinsam betreut wer-<br />

den können. Dadurch konnte dem vielfa-<br />

chen Wunsch nach flexibleren Formen der<br />

Kinderbetreuung entsprochen werden.<br />

Die Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes<br />

hatte einerseits das Ziel, in Analogie zum<br />

Sozialhilfegesetz die Möglichkeit eines Ver-<br />

trages mit Jugendwohlfahrtsträgern zu eröff-<br />

nen, anderseits, mittels einer Leistungs- und<br />

Entgeltverordnung die sachlichen, fachli-<br />

chen und personellen Erfordernisse für die<br />

Erbringung von Leistungen, Maßnahmen der<br />

Qualitätssicherung und des Controlling, die<br />

Entgelte für die zu erbringenden Leistungen<br />

sowie die Ab- und Verrechnung zu regeln.<br />

Außerdem brachte die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

in der Legislaturperiode 2000 bis 2005 meh-<br />

rere Anträge zum Schutz der Kinder und<br />

182<br />

Jugendlichen ein: Bezüglich der so genannten<br />

„Alko-Pops“ – Mixgetränken mit hohem Alko-<br />

holanteil – forderte die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>,<br />

dass diese an Jugendliche unter 18 Jahren<br />

nicht abgegeben werden dürfen bzw. die<br />

Steuern soweit erhöht werden, dass sie für<br />

Jugendliche nahezu unerschwinglich werden.<br />

In Reaktion auf den Skandal, dass Jugendli-<br />

che in so genannten „gläsernen Duschen“ fast<br />

nackt tanzten und zwecks Motivation von den<br />

Lokalbetreibern mit kostenlosem Alkohol ver-<br />

sorgt wurden, fordert die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei eine Verschärfung des Jugendschutzgeset-<br />

Erst im Austausch durch ein gutes Miteinander können Leistungen wirklich effizient eingesetzt und so<br />

Betroffenen individuell und zielführend geholfen werden.<br />

Barbara Riener<br />

zes bzw. eine lückenlose Kontrolle der bereits<br />

existierenden Bestimmungen ein.<br />

Vision<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist sich der Be-<br />

deutung qualitativ hochwertiger Kinderbe-<br />

treuungseinrichtungen bewusst und wird<br />

diese auch in <strong>Zukunft</strong> sicherstellen. Zu-<br />

gleich tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> auch<br />

dafür ein, dass diese hochwertige Kinderbe-<br />

treuung innerhalb eines akzeptablen Kos-<br />

tenrahmens für die Eltern, die Gemeinden<br />

und das Land angeboten wird. Daher setz-<br />

te und setzt sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

für die Koexistenz von öffentlichen und pri-<br />

vaten Kindergärten ein. Hinsichtlich des<br />

Jugendwohlfahrtsgesetzes muss vorerst die<br />

Umsetzung der letzten Novelle abgewartet<br />

werden, um aus den praktischen Erfahrun-<br />

gen Rückschlüsse für weitere Reformen ge-<br />

winnen zu können.


Aktion<br />

Derzeit liegt der Auslastungsgrad der steiri-<br />

schen Kindergärten bei ca. 80 % und zahl-<br />

reiche private Kindergärten klagen, dass die<br />

Ausweitung der Vorbereitungszeiten zu ei-<br />

nem großen finanziellen Abgang führt. Die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird daher in der<br />

nächsten Legislaturperiode vehement dafür<br />

eintreten, dass die hohe Qualität der steiri-<br />

schen Kinderbetreuung zu vertretbaren Kos-<br />

ten erhalten bleibt.<br />

Trotz des ausgezeichneten Angebotes an<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es in<br />

der <strong>Steiermark</strong> wie im Rest Österreichs ein<br />

Defizit in der Betreuung von Kindern unter<br />

drei Jahren. Durch die Einführung der<br />

„alterserweiterten“ Gruppe versucht die<br />

<strong>Steiermark</strong> diesem Defizit zwar entgegenzu-<br />

steuern, mangels praktischer Erfahrungen<br />

kann bislang aber noch nicht gesagt wer-<br />

den, ob dieser Versuch bereits ausreichend<br />

ist. Jedenfalls ist sicherzustellen, dass es<br />

auch für diese Altersgruppe ausreichende<br />

alternative Betreuungsmöglichkeiten wie die<br />

Kinderbetreuung durch Tagesmütter neben<br />

den stationären<br />

Soziale<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Einrichtungen geben wird.<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Gerechtigkeit<br />

In der <strong>Steiermark</strong> existieren für den Beruf<br />

der Kindergartenpädagoginnen und -päda-<br />

gogen derzeit drei Dienstrechte mit unter-<br />

schiedlichen Regelungen in Hinblick auf<br />

Urlaub, Vorbereitungszeiten und anderem.<br />

Es wird daher in der nächsten Legislaturpe-<br />

riode eine umfassende Novelle des Dienst-<br />

rechts mit dem Ziel der Harmonisierung zu<br />

beschließen sein.<br />

Für Kindererholungsaktionen konnten nach<br />

alter Rechtslage Kostenzuschüsse gewährt<br />

werden, nach neuer Rechtslage ist nur mehr<br />

die Kostenübernahme aufgrund einer Ju-<br />

gendwohlfahrtsmaßnahme möglich. Bei den<br />

Senioren hingegen werden für deren Urlaubs-<br />

aktionen die gesamten Kosten übernommen.<br />

Diese Ungleichbehandlung gilt es in der<br />

nächsten Legislaturperiode abzustellen.<br />

Die Unterbringung von Kindern und Jugend-<br />

lichen bei Pflegeeltern ist das gelindeste<br />

Mittel bzw. die familiengerechteste Form<br />

einer notwendigen Fremdunterbringung. Die<br />

finanzielle Abgeltung dieser Pflegeeltern<br />

ist hinsichtlich ihrer Höhe in der nächsten<br />

Legislaturperiode zu evaluieren und gegebe-<br />

nenfalls zu erhöhen.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 183<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der Gesundheit<br />

Flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung und<br />

Motivation zur Vorsorge für alle sind die Grundlagen<br />

einer menschlichen Gesundheitspolitik


Der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war es stets ein<br />

Grundanliegen, sich um die gesundheit-<br />

lichen Bedürfnisse aller Bürgerinnen und<br />

Bürger zu bemühen. Sie hat sich dabei<br />

historische Verdienste erworben. Die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> unter Landeshauptmann<br />

Josef Krainer jun. war mit ihrer Gesund-<br />

heitspolitik in den 1980er Jahren wegwei-<br />

send für die effizienz- und qualitätssteigern-<br />

den Strukturreformen im öffentlichen Kran-<br />

kenversorgungswesen in ganz Österreich.<br />

Beispielhaft sei die 1985 erfolgte Ausglie-<br />

derung der Landeskrankenhäuser in eine<br />

eigene Krankenanstaltengesellschaft ange-<br />

führt. Die Gründung von Styria Vitalis als<br />

einer der erfolgreichsten Gesundheitsförde-<br />

rungsorganisationen Österreichs wurde<br />

ebenfalls von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

wesentlich unterstützt. Landeshauptmann<br />

Waltraud Klasnic ist es zu verdanken, dass<br />

durch ihre Initiative (Sichere <strong>Steiermark</strong> –<br />

Projekt HLW) die lebensrettende Frühdefibmit die <strong>Steiermark</strong> diesen Herausforderun-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

rillation nach Herzstillstand in der Steiergen gewachsen ist, tritt die <strong>Steirische</strong> Volks- Gesundheit<br />

mark weite Verbreitung gefunden hat und partei für eine gestärkte gesundheitliche<br />

dadurch seit dem Jahr 2000 unzählige Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />

Leben gerettet werden konnten. In der Kran-<br />

kenversorgung wurde das Projekt LKH 2000<br />

zum Ausbau und zur zeitgemäßen Adapta-<br />

tion des LKH Univ.-Klinikum Graz durch<br />

das Bemühen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> in<br />

den letzten Legislaturperioden initiiert und<br />

erfolgreich vorangetrieben, ebenso wie der<br />

Neubau des LKH Graz West. Durch eine<br />

ambitionierte Gesundheitszielsetzung bis<br />

zum Jahr 2010 wurden von Landeshaupt-<br />

mann Waltraud Klasnic auch im Bereich der<br />

Gesundheitsförderung neue Impulse gesetzt.<br />

Diese jahrzehntelangen stetigen Bemühun-<br />

gen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> um die<br />

Gesundheit haben Früchte getragen, indem<br />

Lebensdauer und Lebensqualität der Steire-<br />

rinnen und Steirer heute so hoch sind<br />

wie nie zuvor in der Geschichte unseres<br />

Landes.<br />

Wir von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> haben<br />

es uns zur Aufgabe gemacht, dieses hohe<br />

Gerade auch mit diesen Schwerpunktsetzungen und der Ausgestaltung des steirischen Landesbudgets,<br />

das die höchsten Budgetzuwächse im Sozial- und Gesundheitswesen gerade auch für das Jahr 2004<br />

ausweist, habe wir in Wort und Tat unterstrichen, dass soziale Politik zentrales Anliegen der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> ist.<br />

Waltraud Klasnic<br />

Niveau im Gesundheitswesen auch für un-<br />

sere Kinder abzusichern und durch eine<br />

weitere Steigerung der Qualität an die Spit-<br />

ze Europas im Gesundheitswesen zu treten.<br />

Das steirische Gesundheitssystem muss<br />

sich deshalb aktiv den gesundheitlichen He-<br />

rausforderungen des 21. Jahrhunderts wie<br />

der alternden Gesellschaft oder dem medi-<br />

zinisch-technischen Fortschritt stellen. Da-<br />

der steirischen Bürgerinnen und Bürger ein.<br />

Wir von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wollen<br />

durch am Bedarf der Menschen ausgerich-<br />

tete Strukturen und verantwortungsvolles<br />

Ressourcenmanagement die Voraussetzung<br />

dafür schaffen, dass jede(r) einzelne<br />

Steirer(in) ein langes Leben in Gesundheit<br />

genießen kann. Denn die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei war und ist die Partei der Gesundheit<br />

für alle Steirerinnen und Steirer.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 187<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Gesundheitssystem<br />

Erfahrung<br />

Für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> stellt der Ge-<br />

sundheitszustand und die Lebensqualität<br />

der Steirerinnen und Steirer den wichtigsten<br />

Faktor für das Wohlergehen, die Wettbe-<br />

werbsfähigkeit und die <strong>Zukunft</strong>strächtigkeit<br />

unseres Landes dar. Die Gesundheit ist des-<br />

halb, im Gegensatz zum direkten politischen<br />

Konkurrenten, ein programmatisches<br />

Kernthema für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>,<br />

um die <strong>Zukunft</strong>ssicherheit unseres Landes<br />

zu gewährleisten. Daher hat sich die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> auch in die Verhandlungen<br />

um die österreichische Gesundheitsreform<br />

eingebracht. Aufgrund dieser Bemühungen<br />

ist es in Zusammenarbeit mit der Bundes-<br />

partei gelungen, den Ländern durch die<br />

Gesundheitsreform 2005 mehr Steuerungs-<br />

möglichkeiten für eine bürgerorientierte Ge-<br />

sundheitsversorgung zu geben. Im Gegen-<br />

satz zum noch bestehenden Gesundheits-<br />

system wird im neuen System die Versorgung<br />

am realen Bedarf der Bürger orientiert sein<br />

und erstmals werden alle Akteure des Ge-<br />

sundheitswesens, auch Patientenvertreter,<br />

im <strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds zu-<br />

sammenarbeiten. Eine weitere wesentliche<br />

Neuerung stellt es dar, dass erstmals das<br />

gesamte Spektrum der Gesundheitsversor-<br />

gung von der Gesundheitsförderung über die<br />

Krankenversorgung bis hin zur Pflege vom<br />

Fonds koordiniert werden kann. Durch die-<br />

se Gesundheitsreform mit der Handschrift<br />

der <strong>Volkspartei</strong> wird erstmals in der öster-<br />

188<br />

reichischen Geschichte eine effiziente Orga-<br />

nisationsstruktur des Gesundheitswesens<br />

geschaffen. Darüber hinaus ermöglicht der<br />

neue Reformpool im Landesgesundheits-<br />

fonds, dass Modellprojekte durchgeführt<br />

werden können, um unser Gesundheitssys-<br />

tem auch über diese Reform hinaus weiter-<br />

Wir müssen die KAGes-Strukturen an die gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts<br />

anpassen.<br />

Anton Fischer-Felgitsch<br />

zuentwickeln. Die Gesundheitsreform der<br />

Bundesregierung Schüssel bedeutet insge-<br />

samt einen großen Schritt vorwärts in Rich-<br />

tung einer international zukunftsweisenden<br />

Gesundheitssystemsteuerung und -finanzie-<br />

rung sowie einer weiteren Qualitätsverbes-<br />

serung für die Bürgerinnen und Bürger im<br />

Gesundheitswesen. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei ist bestrebt, diese große Chance für die<br />

<strong>Steiermark</strong> und ihre Menschen bestmöglich<br />

zu nutzen.<br />

Leider gibt es in der <strong>Steiermark</strong> auch eine<br />

Schwachstelle im Gesundheitssystem: die<br />

nicht vorhandene Gesundheitsberichterstat-<br />

tung des seit Jahrzehnten sozialistischen<br />

Landesgesundheitsressorts. Ohne diese Be-<br />

richte ist es unmöglich, den tatsächlichen<br />

Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger<br />

bei der Gesundheitsversorgung zu entspre-<br />

chen. Trotz wiederholter Aufforderungen der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war das sozialisti-<br />

sche Gesundheitsressort nicht dazu bereit,<br />

seiner Verantwortung für die steirische Be-<br />

völkerung nachzukommen und einen mo-<br />

dernen, internationalen Standards entspre-<br />

chenden Gesundheitsbericht zu veranlas-


sen. Unter einer Ressortleitung durch die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wäre es nicht zu ei-<br />

nem solchen Missstand gekommen.<br />

Vision<br />

Das zukünftige steirische Gesundheitssys-<br />

tem des 21. Jahrhunderts erfordert in der<br />

Vision der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> eine ganz-<br />

heitliche Sicht des Menschen und der Ge-<br />

sundheit. Dies beginnt bei der ressortüber-<br />

greifenden Gesundheitspolitik, der sich die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet fühlt und<br />

endet in der bürgernahen Organisation des<br />

Gesundheitswesens. Die Gesundheitsreform<br />

der Bundesregierung Schüssel gibt uns in<br />

der <strong>Steiermark</strong> die historisch einmalige<br />

Möglichkeit, unser eigenes steirisches Ge-<br />

sundheitswesen selbst zu gestalten. Diese<br />

Chance haben wir in der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei erkannt und wollen sie für und mit<br />

den Steirerinnen und Steirern gemeinsam<br />

nutzen. Dazu sollten Gesundheitsziele erar-<br />

aber der Aspekt der Gesundheit in der praktischen Umsetzung, sei es in der Wirtschaft, Verkehr,<br />

Landwirtschaft oder Kultur,<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

kaum eine Gestaltungsmöglichkeit. Dabei<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

wäre Gesundheit als<br />

Gesundheit<br />

Querschnittsthema in allen Lebensbereichen zu überdenken.<br />

Lindi Kálnoky<br />

beitet werden, die uns unter den Regionen<br />

Europas an die Spitze im Gesundheitsbe-<br />

reich führen. Mit Hilfe des Landesgesund-<br />

heitsfonds können wir diese Ziele umsetzen<br />

und durch moderne Evaluationsinstrumente<br />

die Effizienz und Qualität unseres Gesund-<br />

heitswesens auch zukünftig auf höchstem<br />

internationalem Niveau sicherstellen.<br />

Diese Spitzenposition unter den Regionen der<br />

EU wollen wir weiters durch die Schaffung<br />

von Rahmenbedingungen für eine transparen-<br />

te Leistungserbringung gegenüber den Bürge-<br />

rinnen und Bürgern in allen Sektoren des<br />

Gesundheitssystems erreichen. Dadurch soll<br />

jede(r) Bürger(in) der <strong>Steiermark</strong> die größt-<br />

mögliche Selbstbestimmung über ihre/seine<br />

Gesundheit erhalten, und darüber, wie er/sie<br />

sie im Bedarfsfall wiedererlangen will. Am<br />

Ende dieses Prozesses soll ein effizientes,<br />

bedarfsgerechtes, transparentes und bürger-<br />

nahes Gesundheitssystem in der <strong>Steiermark</strong><br />

stehen, welches jeder/m Einzelnen ermög-<br />

licht, ihr/sein Leben möglichst lange und in<br />

höchster Lebensqualität zu genießen.<br />

Aktion<br />

Schaffung eines <strong>Steirische</strong>n<br />

Landesgesundheitsfonds<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die Chancen<br />

der Gesundheitsreform nutzen und einen<br />

Interessanterweise spielt ganz paradox im emotionalen Bereich der Bevölkerung die Gesundheit eine<br />

primäre Rolle. Gesundheit wünscht man sich nicht nur zu Neujahr und bei jedem „Nieser“. Konkret hat<br />

<strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds zur Ko-<br />

ordination der am Gesundheitswesen betei-<br />

ligten Akteure und als Instrument zur akti-<br />

ven Systemsteuerung und Evaluierung ein-<br />

richten. Um dies zu gewährleisten, soll<br />

neben dem Steuerungsorgan des Landesge-<br />

sundheitsfonds, der Landesgesundheits-<br />

plattform, eine steirische Gesundheitskonfe-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 189<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


enz zur Beratung eingerichtet werden, um<br />

alle Akteure des Gesundheitswesens einzu-<br />

binden. Um den vielfältigen Aufgabenstel-<br />

lungen (Finanzierung, Projektmanagement,<br />

Systemsteuerung, Evaluierung) des Landes-<br />

gesundheitsfonds effizient gerecht zu wer-<br />

den, muss eine professionelle interne Orga-<br />

nisation, gegliedert in mehrere Fachabtei-<br />

lungen, aufgebaut werden. Aus Gründen der<br />

Kostenersparnis tritt die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei dafür ein, den alten <strong>Steirische</strong>n Landes-<br />

krankenanstaltenfinanzierungsfonds als eine<br />

dieser Fachabteilungen in den neuen Steiri-<br />

schen Landesgesundheitsfonds zu integrie-<br />

ren. Weiters sollte der neue <strong>Steirische</strong> Lan-<br />

desgesundheitsfonds im Sinne einer bürger-<br />

nahen, transparenten und professionellen<br />

operativen Führung privatrechtlich organi-<br />

siert und mittelfristig aus der Landesverwal-<br />

tung ausgegliedert werden.<br />

190<br />

Einführung einer regelmäßigen<br />

Gesundheitsberichterstattung<br />

Die in der <strong>Steiermark</strong> sowohl qualitativ als<br />

auch quantitativ vernachlässigte Gesund-<br />

heitsberichterstattung ist international das<br />

Fundament jeder bürgernahen bedarfsorien-<br />

tierten Gesundheitspolitik und Gesundheits-<br />

versorgung. Ohne die Daten einer regelmä-<br />

ßigen und modernen Gesundheitsberichter-<br />

stattung ist das Gesundheitswesen blind für<br />

So entsteht eine paradoxe Situation, in der einerseits jeder, der über detaillierte Systemkenntnis<br />

verfügt, weiß, dass eine Reform nicht nur notwendig ist, sondern auch, wenn nur die vorhandenen<br />

Ressourcen zur Verfügung stehen, ohne Qualitätsverlust, in bestimmten Bereichen sogar mit<br />

Qualitätsverbesserung möglich ist. Andererseits wird jeder Versuch, am Status quo etwas zu verändern,<br />

von den Interessensgruppen mit dem Hinweis auf drohende Verschlechterung des Angebots mit Gefahr<br />

für Leib oder Leben im Ansatz verhindert.<br />

Christian M. Köck<br />

die tatsächlichen gesundheitlichen Bedürf-<br />

nisse der Bürger. Um durch die Nachlässig-<br />

keit des sozialistischen Gesundheitsressorts<br />

verursachte Gesundheitsschäden der steiri-<br />

schen Bevölkerung zu verhindern, fordert<br />

die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> eine regelmäßige<br />

(z.B. alle zwei Jahre durchzuführende) mo-<br />

derne Gesundheitsberichterstattung auf re-<br />

gionaler Basis.<br />

Gesundheitsförderung & Prävention<br />

Erfahrung<br />

Wie jede(r) von uns in ihrem/seinem Leben<br />

schon erfahren hat, bedeutet gesund sein<br />

mehr als nur die Abwesenheit von Er-<br />

krankungen. Gesundheit bedeutet volles<br />

körperliches und mentales Wohlbefinden,<br />

um sich mit voller Kraft und Freude den<br />

Herausforderungen des Lebens stellen zu<br />

können. Dies zu ermöglichen und den<br />

Ausbruch von Erkrankungen zu verhindern,<br />

ist Ziel der Gesundheitsförderung. Die<br />

Gesundheitsförderung versucht dieses Ziel<br />

durch Schulungen und Beratung sowie<br />

Maßnahmen im sozialen Umfeld (Familie,


Gemeinde, Schule, Arbeitsplatz etc.) der<br />

Menschen zu erreichen. Die Gesundheits-<br />

förderung ist somit ein wichtiger Teil des<br />

Gesundheitswesens. Die Bemühungen der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> und insbesondere<br />

von Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />

mit der Festlegung von ambitionierten<br />

Gesundheitsförderungszielen bis 2010<br />

(z.B.: Erhöhung der in guter Gesundheit<br />

verbrachten Lebensjahre der älteren und<br />

alten Menschen in der <strong>Steiermark</strong>; Stär-<br />

kung des Selbstwertgefühls, Erhöhung der<br />

Beziehungs-, Kommunikations- und Kon-<br />

fliktfähigkeit bei Jugendlichen; Förderung<br />

des sozialen Zusammenhalts in den stei-<br />

rischen Gemeinden und Regionen) ist es zu<br />

verdanken, dass unser Land schon viel auf<br />

diesem Gebiet erreicht hat. Styria Vitalis<br />

als Instrument zur aktiven Gesundheits-<br />

förderung in der <strong>Steiermark</strong> leistet wertvolle<br />

Arbeit. Gegenwärtig werden neun erfolg-<br />

reiche Förderprogramme von der Gesunden<br />

Volksschule über die Kariesprophylaxe<br />

bis zur Gesunden Gemeinde betreut. Als<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Beispiel für den Erfolg dieser Programme Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger Gesundheit<br />

sei nur die Kariesprophylaxe bei steirischen orientierte Gesundheitspolitik wollen wir<br />

Volksschulkindern angeführt. Innerhalb von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> dieses Ziel<br />

von nur neun Jahren wurde durch dieses<br />

Gesundheitsförderungsprojekt eine über<br />

37 %-ige Steigerung der Volksschulkinder<br />

mit kariesfreien Zähnen erreicht. Trotz<br />

dieser Erfolge gibt es noch viele Bereiche,<br />

in denen das Gesundheitspotenzial der<br />

Steirerinnen und Steirer gefördert werden<br />

muss. Eine flächendeckende, an den Be-<br />

dürfnissen der Menschen in den ein-<br />

zelnen steirischen Regionen orientierte<br />

aktive Gesundheitsförderung aufzubauen<br />

und die Gesundheitsvorsorge zu fördern,<br />

ist deshalb das Ziel der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei.<br />

Vision<br />

Unsere Vision von einer Gesunden Steier-<br />

mark hat zum Ziel, dass jede(r) steirische<br />

Bürger(in) ihr/sein individuelles Gesund-<br />

heitspotenzial realisieren kann, um ein lan-<br />

ges Leben in höchster Lebensqualität zu<br />

genießen. Die Lebensumwelt der <strong>Steiermark</strong><br />

soll deshalb in allen Lebensbereichen noch<br />

lebenswerter und dadurch gesundheitsför-<br />

dernder werden. Als ersten konkreten Schritt<br />

wollen wir die durchschnittliche Lebenser-<br />

wartung der Steirerinnen und Steirer von<br />

derzeit 78 Jahren in den nächsten zehn<br />

Jahren durch gesundheitsfördernde Maß-<br />

nahmen um mindestens drei Jahre steigern.<br />

Durch eine ressortübergreifende, an den<br />

Die Weiterentwicklung unseres Gesundheits- und Sozialsystems ist die große gesamtgesellschaftliche<br />

Herausforderung der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts.<br />

Michael Tripolt<br />

erreichen und eine Gesunde Lebenswelt<br />

<strong>Steiermark</strong> schaffen.<br />

Aktion<br />

Gesunde Lebenswelt <strong>Steiermark</strong><br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet sich,<br />

die Vision einer Gesunden Lebenswelt<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 191<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


<strong>Steiermark</strong> als gesamtgesellschaftlichen<br />

Auftrag anhand von Gesundheitsförderungs-<br />

zielen und durch eine ressortübergreifende<br />

Gesundheitspolitik Schritt für Schritt zu ver-<br />

wirklichen. Als Institutionen zur aktiven<br />

Gesundheitsförderung und Prävention in der<br />

<strong>Steiermark</strong> sollen der Landesgesundheits-<br />

fonds und Styria Vitalis dienen. Ziel ist eine<br />

bedarfsorientierte sowie flächendeckende<br />

Gesundheitsförderung und Prävention auf<br />

Basis regionaler Projekte.<br />

192<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist insbesonders<br />

auch der Gesundheitsförderung in Betrieben<br />

und Schulen verpflichtet. Es ist der Steiri-<br />

Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind (unter der Voraussetzung des professionellen Public Health<br />

Managements) hoch effektiv und bringen große Kostenersparnisse mit sich. So können zum Beispiel<br />

durch betriebliche Gesundheitsförderungsinterventionen in Österreich auf betriebs- und auf<br />

volkswirtschaftlicher Ebene Einsparungen von 3,64 Milliarden Euro erreicht werden, was 1,7 % des<br />

Bruttoinlandsprodukts entspricht.<br />

Gerlinde Grasser<br />

Die Krankenversorgung<br />

Erfahrung<br />

Die <strong>Steiermark</strong> stellt aufgrund einer 60 Jah-<br />

re währenden konsequenten Gesundheits-<br />

politik der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> unter den<br />

Bundesländern ein Musterland im Bereich<br />

der Krankenversorgungsstruktur dar. Mit 24<br />

öffentlichen und 27 nichtöffentlichen Kran-<br />

kenanstalten weist die <strong>Steiermark</strong> die zweit-<br />

größte Krankenhausdichte und mit rund<br />

2.300 niedergelassenen Ärzten die dritt-<br />

größte Ärztedichte Österreichs auf, wobei<br />

vor allem im Bereich der niedergelassenen<br />

Ärzte, insbesondere auch im ländlichen<br />

Raum der <strong>Steiermark</strong>, unverzichtbare Ver-<br />

sorgungsleistungen erbracht werden. Diese<br />

schen <strong>Volkspartei</strong> daher ein besonderes<br />

Anliegen, diese zu fördern und weiter aus-<br />

zubauen. In diesem Zusammenhang soll<br />

auch die AUVA veranlasst werden, neben<br />

der bestehenden Arbeitnehmerschutz- und<br />

Unfallverhütungsberatung auch eine umfas-<br />

sende freiwillige Gesundheitsberatung in<br />

den Betrieben anzubieten.<br />

Krankenversorgungsstruktur gewährleistet<br />

eine flächendeckende Versorgung der steiri-<br />

schen Bürgerinnen und Bürger mit Gesund-<br />

heitsleistungen. Gleichzeitig stellt der Kran-<br />

kenversorgungssektor einen großen Wirt-<br />

schaftsfaktor dar – ca. 10 % der steirischen<br />

Wirtschaftsleistung entstammen diesem<br />

Sektor. Die KAGes alleine beschäftigt in ih-<br />

ren Spitälern über 16.500 Mitarbeiter, da-<br />

mit spielt die Krankenversorgung auch am<br />

Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle.<br />

Schon in den 1980er Jahren erkannte die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> die Bedeutung der<br />

stationären Krankenversorgung auch als<br />

wirtschaftlichen Standort- und Wettbe-


werbsfaktor. Bereits 1985 wurden auf Be-<br />

treiben der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> die Lan-<br />

deskrankenhäuser in der KAGes zusammen-<br />

gefasst und aus der Landesverwaltung<br />

ausgegliedert. Durch diese Maßnahme<br />

konnte eine effiziente Organisation der sta-<br />

tionären Krankenversorgung zum Nutzen<br />

aller Steirerinnen und Steirer für die <strong>Zukunft</strong><br />

abgesichert werden. Damit war die Steier-<br />

mark der Vorreiter und das Vorbild unter<br />

den Bundesländern Österreichs. Die Steiri-<br />

sche <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich auch weiter-<br />

hin zu ihrem Erfolgsmodell KAGes und der<br />

Sicherung aller derzeit bestehenden KAGes-<br />

Standorte in der <strong>Steiermark</strong>. Heute geht es<br />

aber auch darum, diese Strukturen so zu<br />

erhalten und anzupassen, dass sie den He-<br />

rausforderungen des 21. Jahrhunderts ge-<br />

wachsen sind. Die demografische Alterung<br />

– schon 2025 werden mehr als 50 % der<br />

steirischen Bevölkerung über 60 Jahre alt<br />

sein – verändert die Bedürfnisse der Bevöl-<br />

kerung in der Krankenversorgung ebenso<br />

wie die Veränderung des Krankheitsspekt-<br />

rums durch die Erfolge der Medizin. Noch<br />

im Jahr 1975 starben in Österreich 577<br />

Menschen an Tuberkulose, 2002 nur noch<br />

66, dagegen starben 2002 um 800 Men-<br />

schen mehr an Diabetes mellitus als vor 27<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Gesundheit<br />

Menschen brauchen in unserem Land keine Sorge davor zu haben, medizinische Betreuung in<br />

Anspruch zu nehmen, da es trotz der, bereits gegenwärtig vorhandenen und in unterschiedlichen<br />

Sozialversicherungen verschiedenen, Kostenbeteiligungsmodelle keine wesentliche Kostenbarriere gibt<br />

Jahren. Der medizinisch-technische Fort-<br />

schritt gibt uns heute Möglichkeiten, Krank-<br />

heiten zu heilen und frühzeitig festzustellen,<br />

wie noch nie zuvor in der Menschheitsge-<br />

schichte. Eine Herzkranzgefäßverengung<br />

kann z.B. durch eine minimalinvasive ca.<br />

20-minütige Herzkatheteruntersuchung<br />

festgestellt und gleichzeitig behandelt wer-<br />

den. Bis vor 15 Jahren erlitt der Betroffene<br />

entweder einen lebensbedrohlichen Herzin-<br />

farkt oder musste sich einer großen mehr-<br />

stündigen Herzoperation unterziehen. Dies<br />

ist nur ein Beispiel unter vielen für den me-<br />

dizinischen Fortschritt, und diese interna-<br />

tionale Entwicklung wird weiter rasant<br />

voranschreiten.<br />

Vision<br />

Wichtig ist für uns als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

bei diesen Entwicklungen, dass der einzelne<br />

kranke Mensch nicht zu kurz kommt. Im<br />

Zuge dieser Entwicklungen werden wir da-<br />

rauf achten, dass sich die moderne Kran-<br />

kenversorgung in der <strong>Steiermark</strong> an die<br />

Menschen anpasst, nicht der Mensch an<br />

das Krankenversorgungssystem. Denn unse-<br />

re Vision einer qualitativ hochwertigen Kran-<br />

kenversorgung des 21. Jahrhunderts ist<br />

eine, die den Menschen in seinem vollen<br />

Umfang als biopsychosoziales Wesen in den<br />

Mittelpunkt stellt. Alles Medizinisch-Techni-<br />

– und das muss auch so bleiben. Die drei tragenden Säulen der medizinischen Betreuung sind<br />

niedergelassene Ärzte, Ambulanzen und stationäre Betreuung.<br />

Heinz Hammer<br />

sche muss sich absolut dem kranken Men-<br />

schen und seinen individuellen Bedürfnis-<br />

sen unterordnen. Die medizinisch-techni-<br />

sche Entwicklung ist aber auch eine<br />

Chance, kranken Menschen mehr Selbstbe-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 193<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


stimmung und Lebensqualität zu geben,<br />

z.B. könnten Erkrankungen vermehrt in der<br />

häuslichen Umgebung des Kranken behan-<br />

delt werden.<br />

Die Versorgungsstruktur der niedergelasse-<br />

nen Ärzte sollte sich diesen Entwicklungen<br />

und Bedürfnissen der Menschen anpassen,<br />

indem vermehrt Gruppenpraxen und Ge-<br />

meinschaftspraxen entstehen, um rund um<br />

die Uhr eine flächendeckende Vollversor-<br />

gung anbieten zu können. Davon könnte<br />

auch der einzelne Arzt profitieren, indem er<br />

bessere Arbeitszeitbedingungen vorfinden<br />

und ein geringeres individuelles wirtschaft-<br />

liches Risiko tragen muss. Im steirischen<br />

Krankenhaus der <strong>Zukunft</strong> soll durch Ausbau<br />

der Ambulanzen und Einführung von Tages-<br />

kliniken eine rasche und am individuellen<br />

Patienten orientierte Behandlung den neuen<br />

medizinisch-technischen Möglichkeiten<br />

Rechnung getragen werden. Der stationäre<br />

Krankenhausbereich wird sich verstärkt<br />

dem neuen Krankheitsspektrum und der<br />

alternden Gesellschaft anpassen müssen.<br />

Dies soll durch eine bedarfsorientierte, fach-<br />

liche Schwerpunktsetzung in den Kranken-<br />

anstalten der einzelnen Krankenversor-<br />

gungsregionen der <strong>Steiermark</strong> geschehen.<br />

Durch diese Entwicklungen sollte es auch<br />

zu einer Vereinfachung der Abläufe im ein-<br />

zelnen Krankenhaus kommen und sich da-<br />

mit mittelfristig auch die Arbeitsbedingun-<br />

gen in den Krankenanstalten verbessern.<br />

194<br />

Durch die uns im 21. Jahrhundert zur Ver-<br />

fügung stehenden medizinisch-technischen<br />

Möglichkeiten sollten auch neue Formen der<br />

stationären Krankenversorgung angedacht<br />

werden.<br />

Ein für die <strong>Steiermark</strong> zu erprobendes<br />

Modell wäre „Hospital at Home“. Bei die-<br />

sem Konzept werden Patienten, welche<br />

eine intensive medikamentöse Behandlung<br />

Der Hauptverband und seine Mitarbeiter machen sich derzeit fit für die neue Rolle des Hauptverbandes<br />

als zentraler Netzwerkmanager. Das heißt, Strategie und zentrale Steuerung verbleiben beim<br />

Hauptverband. Gleichartige operative Geschäftsfelder des Hauptverbandes und der Sozial-<br />

versicherungsträger sind zu bündeln und in anderen Organisationsformen, wie z.B. Shared Service<br />

Center, Public Private Partnership oder durch Outsourcing rascher und kostengünstiger durchzuführen.<br />

Josef Kandlhofer<br />

und regelmäßige Kontrolluntersuchungen<br />

benötigen, aber keiner durchgehenden<br />

medizinischen Überwachung bedürfen, von<br />

einem interdisziplinären Team aus Pflege-<br />

kräften und Ärzten täglich zu Hause visitiert<br />

und behandelt. Dieses Konzept könnte<br />

z.B. Krebspatienten eine Behandlung in<br />

ihrer eigenen vertrauten häuslichen Umge-<br />

bung im Umfeld der eigenen Familie ermög-<br />

lichen und würde einen Quantensprung für<br />

die Lebensqualität dieser Patienten be-<br />

deuten.<br />

Ein weiteres Konzept, das flächendeckend<br />

angewandt werden könnte, wäre ein inter-<br />

disziplinäres Entlassungsmanagement nach<br />

einem Krankenhausaufenthalt. Durch ein<br />

solches Entlassungsmanagement, in dem<br />

z.B. der nachbehandelnde Arzt schon zum<br />

Zeitpunkt der Entlassung eingebunden ist<br />

und ein verantwortlicher Entlassungsmana-<br />

ger für einen reibungslosen Übergang zwi-<br />

schen stationärer und ambulanter Betreu-<br />

ung sorgt, wären Schnittstellenprobleme,


die sonst oft am Patienten hängen bleiben,<br />

vermeidbar. Ein erstes, sehr erfolgverspre-<br />

chendes Projekt der Hauskrankenbehand-<br />

lung mit integriertem Entlassungsmanage-<br />

ment wird seit 2004 – mit Unterstützung<br />

der <strong>Volkspartei</strong> aus dem Landesfinanzres-<br />

sort – im Bezirk Hartberg durchgeführt.<br />

Die technischen Fortschritte im Bereich der<br />

digitalen Datenverarbeitung und das Bemü-<br />

hen unserer Gesundheitsministerin ermögli-<br />

chen 2005 die flächendeckende Einführung<br />

der E-Card anstelle des Krankenkassen-<br />

schecks in ganz Österreich. Die E-Card er-<br />

möglicht eine nun entbürokratisierte Inan-<br />

spruchnahme von ärztlichen Leistungen<br />

und ist ein wesentlicher Schritt vorwärts bei<br />

der Verwaltungsvereinfachung für die Bür-<br />

gerinnen und Bürger. Der nächste wesentli-<br />

che Fortschritt zur Vereinfachung und Be-<br />

schleunigung von Behandlungsabläufen tragen, die das ärztliche Handeln den Pati-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

wird die geplante Einführung der elektronienten und deren Angehörigen transparent Gesundheit<br />

schen Gesundheitsakte (ELGA) sein. Mit der machen.<br />

ELGA werden alle gesundheitsrelevanten<br />

Patientendaten vernetzt, um einen schnitt-<br />

stellenlosen Datentransfer zu gewährleisten<br />

und somit jede Patientin/jeden Patienten bei<br />

Bedarf individuell angepasst und ohne In-<br />

formationsverlust durch Schnittstellen be-<br />

handeln zu können. Dass solch eine Daten-<br />

vernetzung nur mit dem Einverständnis der<br />

einzelnen Bürger(innen) geschehen kann<br />

und das System den höchsten Kriterien der<br />

Datensicherheit und des Datenschutzes ent-<br />

sprechen muss, versteht sich dabei von<br />

selbst. In der <strong>Steiermark</strong> wurden, auch auf-<br />

grund der vorausschauenden Politik der<br />

<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, durch die KAGes<br />

bereits die infrastrukturellen Vorraussetzun-<br />

gen für die Einführung der ELGA geschaffen.<br />

Über diese Maßnahme hinausgehend soll<br />

die Transparenz der medizinischen Leis-<br />

tungserbringung gegenüber den Patienten in<br />

<strong>Zukunft</strong> generell verbessert werden, z.B.<br />

durch Benchmarking der Leistungsanbieter.<br />

So könnte erstens bei den Anbietern ein<br />

Anreiz zur Erbringung qualitativ hochwerti-<br />

ger Leistungen gesetzt werden und zweitens<br />

das Selbstbestimmungsrecht der Bürgerin-<br />

nen und Bürger über deren Gesundheit und<br />

Körper gestärkt werden. Zur Stärkung der<br />

Selbstbestimmungsrechte der Patienten sol-<br />

len auch konsensual erarbeitete Leitlinien<br />

Das österreichische Gesundheitswesen ist eines der besten der Welt. Wir liegen in internationalen<br />

Rankings immer unter den ersten 10. Vor allem die Qualität ist hervorragend. Aber auch die Kosten<br />

liegen mit ca. 9 Prozent des BIP im Rahmen. Wir haben allerdings, wie die meisten Industrienationen,<br />

eine Überversorgung, vor allem zu viele Krankenhausbetten und Krankenhäuser überhaupt, und wir<br />

haben unnotwendige Mehrfachuntersuchungen der Patienten.<br />

Christian Raming<br />

zur medizinischen Leistungserbringung bei-<br />

Qualität der Krankenversorgung, Selbstbe-<br />

stimmung der Patienten und Transparenz in<br />

der medizinischen Leistungserbringung sind<br />

die Eckpunkte unserer Vision des steirischen<br />

Krankenversorgungswesens des 21. Jahr-<br />

hunderts. Der Mensch als Mittelpunkt der<br />

Krankenversorgung ist für uns die Basis des<br />

steirischen Krankenversorgungssystems der<br />

<strong>Zukunft</strong>, dafür steht die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 195<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Aktion<br />

Regionalisierung<br />

der Krankenversorgung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Re-<br />

gionalisierung der Krankenversorgungs-<br />

struktur ein. Im Bereich der niedergelasse-<br />

nen Ärzte soll vor allem im ländlichen<br />

Raum mittelfristig eine flächendeckende<br />

Vollversorgungsstruktur umgesetzt werden.<br />

Dabei sollen insbesondere neue medizini-<br />

sche Dienstleistungsstrukturen wie z.B.<br />

Gruppenpraxen oder Gemeinschaftspraxen<br />

gefördert werden. Die Regionalisierung der<br />

KAGes-Strukturen ist im Sinne einer effizi-<br />

enten und flächendeckenden Versorgung<br />

der steirischen Bürgerinnen und Bürger um-<br />

zusetzen. In diese Regionen sollen auch<br />

private Krankenanstalten mit Öffentlich-<br />

keitsrecht einbezogen werden. Die Ambu-<br />

lanzen der Landeskrankenhäuser sollten<br />

ausgebaut und durch einen tagesklinischen<br />

Anteil aufgewertet werden. Die stationäre<br />

Versorgung an den Landeskrankenhäusern<br />

soll sich am Bedarf der Bürgerinnen und<br />

Bürger in den Regionen orientieren und ei-<br />

ne entsprechende Schwerpunktversorgung,<br />

im regionalen Verbund abgestimmt, ange-<br />

boten werden. Die Krankenversorgungsregi-<br />

onen der <strong>Steiermark</strong> sollen untereinander<br />

in einem Qualitätswettbewerb stehen, um<br />

so die qualitativ beste Krankenversorgung<br />

Österreichs für die steirischen Bürgerinnen<br />

und Bürger anzubieten. Durch diese Maß-<br />

nahmen soll die Qualität der Krankenver-<br />

sorgung abgesichert und womöglich noch<br />

gesteigert werden.<br />

196<br />

Neue Formen der Krankenversorgung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist einem christ-<br />

lich-humanistischen Menschenbild verpflich-<br />

tet und stellt deshalb den Menschen in ihrer<br />

Wertehaltung über die Technik. Der medizi-<br />

nisch-technische Fortschritt ist unserer Mei-<br />

nung nach daher so zu nutzen, dass neue<br />

Errungenschaften die Lebensqualität und<br />

Selbstbestimmungsmöglichkeiten kranker<br />

Menschen steigern. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />

tei ist daher offen gegenüber allen neuen<br />

Formen der Krankenversorgung, die dies er-<br />

möglichen. Wir als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

wollen daher im Reformpool des neuen<br />

Landesgesundheitsfonds Modellprojekte wie<br />

„Hospital at Home“ oder professionelles Ent-<br />

lassungsmanagement fördern. Mit diesen<br />

Maßnahmen wollen wir von der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> die Lebensqualität und Selbstbe-<br />

stimmung kranker Menschen stärken.<br />

Schnittstellenabbau<br />

in der Krankenversorgung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt die<br />

Bemühungen um die Einführung der elek-<br />

tronischen Gesundheitsakte (ELGA) zur<br />

Steigerung von Transparenz und Effizienz im<br />

Krankenversorgungssystem. Im Rahmen<br />

des steirischen Landesgesundheitsfonds<br />

wollen wir alle schnittstellenübergreifenden<br />

Projekte fördern, insbesondere solche wie<br />

die Erstellung von Leitlinien oder Disease<br />

Management Programme, welche die Trans-<br />

parenz der medizinischen Leistungserbrin-<br />

gung gegenüber den Bürgern erhöhen.


Die Pflege<br />

Erfahrung<br />

Die Pflege von Kranken und insbesondere<br />

die Altenpflege ist ein zunehmend wichtiger<br />

werdendes Thema für unsere Gesellschaft.<br />

Die demografische Entwicklung seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg zeigt, dass unsere Gesell-<br />

schaft zunehmend altert. Die zunehmende<br />

Zahl alter Menschen bedingt auch eine Zu-<br />

nahme an alten, pflegebedürftigen Men-<br />

schen. Als Indikator für die zukünftige Zu-<br />

nahme kann das Bundespflegegeld dienen,<br />

2000 wurden 0,67 % des BIP für das Bun-<br />

despflegegeld ausgegeben, bis 2040 wird<br />

sich diese Zahl verdoppelt haben. Erschwe-<br />

rend kommt hinzu, dass ca. 90 % der Pfle-<br />

Waltraud Klasnic<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Gesundheit<br />

gedienstleistungen gegenwärtig durch so schlossen und die Qualität der Pflege in<br />

genannte Laienpflege innerhalb der Familie absehbarer Zeit weiter steigen.<br />

erfolgt. Mit den gesellschaftlichen Verände-<br />

rungen hin zu Lebensabschnittsgemein-<br />

schaften und Singlehaushalten wird sich der<br />

Anteil der Laienpflege in <strong>Zukunft</strong> aber stark<br />

reduzieren. An den professionellen Pflege-<br />

kräften selber herrscht gegenwärtig schon<br />

ein Mangel im gut bezahlten Akutpflegebe-<br />

reich der Krankenanstalten und erst recht<br />

in Pflegeheimen und der Hauskranken-<br />

pflege. Daher müssen in der so genannten<br />

Langzeitpflege teilweise Hilfspflegekräfte<br />

pflegerische Tätigkeiten ausführen, oder die<br />

personell unterbesetzten Einrichtungen füh-<br />

ren zur Überforderung und einem „burn<br />

out“-Syndrom der professionellen Pflege-<br />

kräfte. Unser derzeitiges Versorgungssystem<br />

ist daher auf die Alterung unserer Gesell-<br />

schaft schlecht vorbereitet, sowohl qualita-<br />

tiv als auch quantitativ. In der <strong>Steiermark</strong><br />

wurde dieses Problem allerdings durch die<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> erkannt. Landes-<br />

hauptmann Waltraud Klasnic hat – erstma-<br />

lig in Österreich – ein Studium der Pflege-<br />

wissenschaften an der Medizinischen Uni-<br />

versität Graz initiiert. Damit wird eine<br />

wichtige Lücke in der Pflegeausbildung ge-<br />

Nachhaltige Gesundheitspolitik benötigt natürlich auch Investitionen in die Ausbildung und den Aufbau<br />

qualitativ hochwertiger Standards in den verschiedenen medizinischen Berufen. Daher sind wir sehr<br />

stolz, dass es uns gelungen ist, in der <strong>Steiermark</strong> österreichweit das erste ordentliche Studium für<br />

Pflegewissenschaften eingerichtet zu haben. Dieser Lehrstuhl ist ein langjähriges Anliegen aus dem<br />

Pflegebereich auch in Hinblick auf die Angleichung der Ausbildung an die internationalen Regeln. Einen<br />

wesentlichen Schwerpunkt in der Lehre und Forschung werden die Bereiche Geriatrie und Palliativpflege<br />

einnehmen. Durch dieses österreichweit noch einzigartige Studium entsteht Innovation und es wächst<br />

eine neue Generation von akademisch geschulten Pflegekräften heran, die ihr Wissen an die<br />

Kolleginnen und Kollegen in der Praxis weitergeben und auch in der Forschung einsetzen können.<br />

Vision<br />

Unsere Visionen von den Pflegestrukturen<br />

in der <strong>Steiermark</strong> des 21. Jahrhunderts ge-<br />

hen aber noch weiter. Um die professionel-<br />

le Pflegeausbildung endgültig an internatio-<br />

nale Standards heranzuführen, brauchen<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 197<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


wir in der <strong>Steiermark</strong> eine berufsbildende<br />

Schule für Pflegewissenschaften, welche<br />

nach einer fünfjährigen Ausbildung mit der<br />

Hochschulreife abschließt. Dies würde ei-<br />

nerseits den Pflegekräften neue Ausbil-<br />

dungs- und Karrierechancen sowie anderer-<br />

seits für die pflegebedürftigen steirischen<br />

Bürgerinnen und Bürger die Aussicht auf<br />

einen noch höheren Pflegestandard eröff-<br />

nen. Diese neuen Bildungsmöglichkeiten<br />

werden auch unter den jungen Steirerinnen<br />

und Steirern einen neuen Anreiz schaffen,<br />

den für die Gesellschaft so wichtigen Pfle-<br />

geberuf zu ergreifen. Zu hoffen ist, dass<br />

durch diese Maßnahme auch der Pflegekräf-<br />

temangel abnimmt. Für die auch in <strong>Zukunft</strong><br />

wichtige Laienpflege in der Familie sollen<br />

Unterstützungsstrukturen geschaffen wer-<br />

den. Es soll einerseits Hilfe zur Selbsthilfe<br />

gegeben werden, indem es Angebote zum<br />

Erlernen von professionellen Pflegemaßnah-<br />

men für Familienmitglieder, die Angehörige<br />

pflegen, gibt und andererseits ein flächen-<br />

deckendes Hauskrankenpflegesystem in der<br />

<strong>Steiermark</strong> aufgebaut werden, das Laien-<br />

pfleger zumindest zeitweise entlasten kann.<br />

Als langfristige Perspektive sollte es in der<br />

<strong>Steiermark</strong> auch eine flächendeckende be-<br />

darfsorientierte Versorgung durch Pflegehei-<br />

me und Hospize geben, die vom Land ge-<br />

fördert werden und deren Pflegekosten zu-<br />

mindest teilweise von der Sozialversicherung<br />

abgedeckt werden sollten. Die <strong>Steirische</strong><br />

<strong>Volkspartei</strong> wird die Voraussetzungen schaf-<br />

fen, damit Pflegebedürftigkeit in der Steier-<br />

198<br />

mark nicht gleichbedeutend mit Armut und<br />

sozialer Isolation ist.<br />

Aktion<br />

Aufwertung und Differenzierung<br />

der Pflegeausbildung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur<br />

Schaffung neuer Anreize, damit der gesell-<br />

schaftlich so wichtige Pflegeberuf aufgewer-<br />

tet und die Qualität der professionellen<br />

Pflege noch weiter verbessert wird. Wir for-<br />

Als übergeordnetes Ziel allen pflegerischen Handelns gilt die Erhaltung beziehungsweise<br />

Wiederherstellung größtmöglicher Selbstständigkeit und Lebensqualität in der alltäglichen<br />

Lebensführung. Pflege steht nun nicht mehr am Ende der Versorgungskette in der Gesundheitsarbeit,<br />

sondern integriert als übergeordnete Disziplin die einzelnen Strategien.<br />

Birgit Poier<br />

dern daher die Errichtung einer berufsbil-<br />

denden höheren Schule für Pflegeberufe.<br />

Diese BHS für Pflegeberufe soll nach fünf-<br />

jähriger Ausbildung inklusive ausführlicher<br />

Praktika mit der Hochschulreife abschlie-<br />

ßen. Zur Differenzierung der Pflegeberufe<br />

fordern wir weiters die Aufwertung der be-<br />

stehenden Schwesternschulen zu berufsbil-<br />

denden mittleren Schulen, die integriert im<br />

Rahmen einer BHS für Pflegeberufe nach<br />

dreijähriger Ausbildung ein Diplom für Ge-<br />

sunden- und Krankenpflege anbieten. Wei-<br />

ters sollen Angebote im Bereich der Erwach-<br />

senenbildung geschaffen werden, um nach<br />

langer Berufspause den Wiedereinstieg in<br />

den Pflegeberuf zu erleichtern und die Aus-<br />

bildung zum Pflegeberuf im zweiten Bil-<br />

dungsweg zu ermöglichen.


Pflege in häuslicher Umgebung<br />

unterstützen<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die Laienpfle-<br />

ger, welche tagtäglich großartige Pflegeleis-<br />

tungen im Familienkreis erbringen, unter-<br />

stützen und fördern. Es sollen daher vom<br />

Land Projekte zur Beratung und Schulung<br />

von Laienpflegern eingeleitet werden, um<br />

diese mittelfristig flächendeckend in der<br />

Die Finanzierung<br />

Erfahrung<br />

Österreich und die <strong>Steiermark</strong> besitzen nach<br />

dem „World Health Report“ der WHO das<br />

zehntbeste Gesundheitssystem der Welt.<br />

Dieses hohe Niveau der Gesundheitsversor-<br />

gung können wir uns leisten, weil es unse-<br />

rer Wirtschaft gut geht und sie seit dem<br />

Zweiten Weltkrieg stetig gewachsen ist.<br />

Durch dieses Wirtschaftswachstum – dank<br />

der durchdachten Finanz- und Wirtschafts-<br />

politik der <strong>Volkspartei</strong> auch in den letzten<br />

Jahren einer weltweiten Rezession – war es<br />

möglich, ständig mehr Geld in den Gesund-<br />

<strong>Steiermark</strong> anzubieten. Der Ausbau der<br />

Hauskrankenpflege zur Unterstützung und<br />

Entlastung von Laienpflegern ebenso wie<br />

zum Ermöglichen eines würdevollen Alterns<br />

in der eigenen häuslichen Umgebung soll<br />

vom Land gefördert werden. Ziel ist die Er-<br />

richtung eines steiermarkweiten Unterstüt-<br />

zungssystems für pflegebedürftige Men-<br />

schen.<br />

heitssektor fließen zu lassen. Allerdings hat Zeitraum nur um 0,5 %. Die steirische GKK<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

unser gegenwärtiges Finanzierungssystem wird im selben Jahr ein Defizit von annä- Gesundheit<br />

des Gesundheitswesens zwei größere hernd € 100 Millionen schreiben. Vor dem<br />

Schwachstellen. Erstens liegt die Steigerung Hintergrund der gesundheitlichen Heraus-<br />

der Gesundheitsausgaben über den Raten<br />

des Wirtschaftswachstums, d.h. der relative<br />

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP<br />

steigt, und zweitens gibt es bei den Sozial-<br />

versicherungen eine schleichende Beitrags-<br />

erosion, d.h. die Steigerung der Beitragsein-<br />

nahmen liegen unter den Steigerungen des<br />

BIP. Als Ergebnis dieser Entwicklung ent-<br />

steht eine Schere zwischen Ausgaben und<br />

Einnahmen im öffentlichen Gesundheitssys-<br />

tem. Beispielhaft für diese Entwicklung ist<br />

auch das steirische Gesundheitsbudget. Im<br />

Jahr 2005 werden in der <strong>Steiermark</strong> 394,4<br />

Millionen Euro vom Land für Gesundheit<br />

ausgegeben; dies entspricht seit dem Jahr<br />

2000 einer Steigerung von 38,9 %, aller-<br />

dings stiegen die Einnahmen im gleichen<br />

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Gesundheitssystems hängt entscheidend von der<br />

Fähigkeit ab, mit der das Leistungsangebot auf die sich stetig verändernden Ansprüche der Patienten<br />

als Nachfrager reagieren kann.<br />

Ansgar Hebborn<br />

forderungen des 21. Jahrhunderts ist also<br />

Handlungsbedarf gegeben, um die <strong>Zukunft</strong><br />

der Gesundheit in der <strong>Steiermark</strong> abzu-<br />

sichern.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 199<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Vision<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> hat diesen Hand-<br />

lungsbedarf erkannt und bekennt sich als<br />

Ausgangsbasis aller Reformbestrebungen<br />

zur solidarischen Finanzierung des Gesund-<br />

heitssystems. Ziel aller Überlegungen zur<br />

Finanzierung muss eine qualitativ hochwer-<br />

tige, bedarfsgerechte und effiziente Gesund-<br />

heitsversorgung in der <strong>Steiermark</strong> – mit<br />

freiem Zugang für alle Bürgerinnen und Bür-<br />

ger – sein. Im Bereich der sozialen Kran-<br />

kenversicherung und deren Finanzierung<br />

tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> für ein System<br />

der Pflichtversicherung mit Stärkung der<br />

Selbstbestimmung der Bürgerinnen und<br />

Bürger ein. Durch neue Wahlmöglichkeiten<br />

zwischen mehreren von der sozialen Kran-<br />

kenversicherung angebotenen Versiche-<br />

rungsoptionen zusätzlich zum bisher beste-<br />

henden Sozialversicherungsschutz soll jeder<br />

Bürger ein auf seine individuellen Bedürf-<br />

nisse zugeschnittenes Paket zusammenstel-<br />

len können. Dieses Versicherungspaket<br />

könnte z.B. solche Zusatzoptionen wie eine<br />

Pflegeversicherung oder eine Sonderklasse-<br />

versicherung etc. umfassen. Diese Zusatz-<br />

optionen sollen teilweise durch zusätzliche<br />

Versicherungsprämien finanziert werden.<br />

Bei gleichzeitigem Verbot der gesamtbudge-<br />

tären Gewinnorientierung und mit dem Kün-<br />

digungsschutz der Versicherten im Gegen-<br />

satz zu privaten Krankenversicherern erge-<br />

ben sich für die Bürgerinnen und Bürger<br />

200<br />

neue Wahlmöglichkeiten und mehr Versor-<br />

gungssicherheit. Dieses System erlaubt an-<br />

dererseits der sozialen Krankenversicherung<br />

auch Mehreinnahmen jenseits der lohnab-<br />

hängigen Sozialversicherungsbeiträge. Die-<br />

ser Lösungsweg für das finanzielle Dilemma<br />

der sozialen Krankenversicherung ist des-<br />

halb für uns als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> so<br />

wichtig, da nur so das schleichende Entste-<br />

hen einer Zwei-Klassen-Medizin verhindert<br />

Tatsache ist, dass der Fortschritt der Medizin und die zunehmende Lebenserwartung unserer<br />

Bevölkerung zunehmende Kosten verursachen, die über der Inflationsrate liegen und logischerweise<br />

auch liegen müssen. Es werden daher vielerorts Konzepte entwickelt, die helfen sollen, die<br />

Gesundheitsausgaben in den Griff zu bekommen. Diese Konzepte haben jedoch oft den Makel, dass<br />

das Pferd vom falschen Ende aus aufgezäumt wird. Es wird nur auf die Kosten geschielt und auf die<br />

Qualität der Versorgung und die Bedürfnisse der Menschen zu wenig geachtet.<br />

Helmut Forenbacher<br />

werden kann – und wir als <strong>Steirische</strong> Volks-<br />

partei sind strikt gegen jede Art der Zwei-<br />

Klassen-Medizin.<br />

Im Bereich der Gesundheitsausgaben des<br />

Landes <strong>Steiermark</strong> gibt es große Potenziale<br />

durch die Gesundheitsreform 2005. Dabei<br />

geht es nicht um Einsparungen, sondern um<br />

einen effizienten und bedarfsorientierten Mit-<br />

teleinsatz bei weiterer Steigerung der Gesund-<br />

heitsausgaben, allerdings in einem Rahmen,<br />

der unserem Wirtschaftswachstum ent-<br />

spricht. Alleine durch eine einheitliche und<br />

wirtschaftliche Einkaufspolitik bei gewissen<br />

Medikamenten im Krankenhausbereich könn-<br />

ten in der <strong>Steiermark</strong> Millionen Euro einge-<br />

spart werden, ohne die Versorgungsqualität<br />

zu beeinträchtigen. Die von der <strong>Steirische</strong>n<br />

<strong>Volkspartei</strong> eingeforderte Regionalisierung der<br />

stationären Krankenversorgungsstrukturen<br />

hätte durch eine nach dem regionalen Bedarf<br />

der Bürgerinnen und Bürger abgestimmte<br />

Schwerpunktsetzung der Versorgung eben-


falls erhebliche Kostenreduktionspotenziale,<br />

da Synergien unter den einzelnen Kranken-<br />

anstalten genutzt werden könnten. Mit der<br />

Umsetzung dieser Maßnahmen kann die Vi-<br />

sion der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> von einer<br />

zukunftssicheren Gesundheitsversorgung in<br />

der <strong>Steiermark</strong> wahr werden.<br />

Aktion<br />

Stärkung der Selbstbestimmung<br />

in der Sozialversicherung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für mehr<br />

Selbst- und Mitbestimmung der Bürgerin-<br />

nen und Bürger in der sozialen Krankenver-<br />

sicherung ein. Die soziale Krankenversiche-<br />

rung soll Versicherungsoptionen bzw. Ver-<br />

sicherungsprogramme erarbeiten, aus denen<br />

sich jede(r) sozialversicherte Bürger(in) ein<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Gesundheit<br />

ihr/ihm angepasstes Versicherungspaket zusammenstellen<br />

kann. Die Wahlfreiheit der<br />

Versicherungsoptionen muss den bestehen-<br />

den Sozialversicherungsschutz beinhalten<br />

und Zusatzoptionen auf freiwilliger Basis<br />

anbieten. Die soziale Krankenversicherung<br />

darf dabei keinen gesamtbudgetären Ge-<br />

winn erzielen und ihre Versicherten unter-<br />

liegen einem Kündigungsschutz.<br />

Stärkung der regionalen<br />

Versorgungsstruktur<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt die<br />

Bemühungen um eine Regionalisierung der<br />

Gesundheitsversorgung mit dem Ziel einer<br />

am Bedarf der Bürgerinnen und Bürger ori-<br />

entierten und kosteneffizienten Versorgung.<br />

Bei der Regionalisierung der kostenintensi-<br />

ven stationären Krankenversorgung soll ins-<br />

besondere Augenmerk auf eine Synergien<br />

freisetzende Schwerpunktbildung in den<br />

einzelnen Krankenanstalten gelegt werden.<br />

Gleichzeitig sind die Stärken eines steier-<br />

markweiten Einkaufsmanagements von Me-<br />

dizingütern und die Entwicklung einheitli-<br />

cher medizinischer Leitlinien auch im Sinne<br />

der Kosteneffizienz auszunutzen.<br />

Durch ökonomische Zwänge dürfen Ärztinnen und Ärzte keinesfalls in die Situation gebracht werden,<br />

ihren Patientinnen und Patienten diagnostische und therapeutische Leistungen vorzuenthalten. Aus der<br />

Sicht von Gesundheitsökonomen stellen sich die Leiden der Menschen nur in abstrakten Zahlenreihen<br />

und Gauß’schen Glockenkurven dar. Aus Sicht der Ärzteschaft handelt es sich jedoch immer um den<br />

Menschen in einem bio-psycho-sozialen Gesamtkontext.<br />

Dietmar Bayer/Herwig Lindner<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 201<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der Lebensqualität<br />

Unser Ziel ist es, die unversehrte steirische Natur zu erhalten.<br />

Die bäuerlichen Familienbetriebe als Herz der Landwirtschaft<br />

sind ein Garant für die Erhaltung und die Pflege<br />

des Erlebnis- und Lebensraumes Natur.


Leben mit Qualität, das wünscht sich jede<br />

und jeder von uns. So vielfältig wie jeder<br />

einzelne Mensch sind auch die Vorstellun-<br />

gen von Lebensqualität. Voraussetzung ist<br />

die Erfüllung der menschlichen Grundbe-<br />

dürfnisse. Darüber hinaus umfasst Lebens-<br />

qualität aber auch die geistige, soziale,<br />

kulturelle und nicht zuletzt ökologische Di-<br />

mension des Menschen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist im Jahr 2005 ein blü-<br />

hendes Land mit ausgezeichneten Lebens-<br />

mitteln, kostbaren Lebensräumen und einer<br />

charakteristischen Lebensfreude. Sie bietet<br />

vielen Menschen Lebensqualität in vielfa-<br />

cher Hinsicht. Dies ist jedoch nicht selbst-<br />

verständlich. Nach dem Kriegsende vor 50<br />

Jahren galt die erste Sorge der Politik der<br />

Deckung der Grundversorgung der Men-<br />

schen. Diese ist heute zwar gewährleistet,<br />

doch warten neue Herausforderungen.<br />

Als in den 1960er Jahren in den USA der<br />

Begriff „quality of life“ (Lebensqualität) ge-<br />

prägt wurde, verband man damit inmitten<br />

aufstrebenden Wirtschaftswachstums die<br />

Kritik an einem zu einseitigen Wachstums-<br />

denken. Sowohl der Mensch als auch die<br />

Umwelt sollten nicht Opfer des wirtschaft-<br />

lichen Erfolges Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

werden. Trotz dieser War-<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

nung ließen sich die negativen Auswirkun- Lebensqualität verdichtet sich in Ansprüchen qualität<br />

gen nicht ganz verhindern. Der vom Men- an eine intakte Umwelt und Natur, den schoschen<br />

durch Übernutzung der fossilen nenden Umgang mit den natürlichen Res-<br />

Energieträger mitverursachte Klimawandel<br />

– der unter anderem durch unregelmäßige<br />

Dürre- und Hochwasserperioden Landwirt-<br />

schaft und Umwelt beeinträchtigt –, das<br />

verlorene Vertrauen in die industrialisierte<br />

Lebensmittelproduktion und die krank ma-<br />

chende Überforderung der Menschen durch<br />

unsoziale Arbeits- und Wohnbedingungen<br />

sind nur einige Anzeichen dafür, dass heute<br />

ein Umdenken erforderlich ist.<br />

Wenn wir die heute erreichte Lebensqualität<br />

auch für morgen erhalten, ja verbessern<br />

wollen, dann müssen wir unser Leben und<br />

Nichts ist weniger nachhaltig, als die Menschen aus ihrer persönlichen Verantwortung für ihr Leben<br />

und ihren Lebensraum zu entlassen.<br />

Hans Seitinger<br />

Wirtschaften den sich selbst erneuernden<br />

Prozessen in der Natur anpassen. Die Forst-<br />

wirtschaft gebraucht dafür den Begriff der<br />

„Nachhaltigkeit“. Seit dem neue Maßstäbe<br />

setzenden Brundtland-Report von 1987 mit<br />

dem Titel „Unsere gemeinsame <strong>Zukunft</strong>“ ist<br />

der Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“<br />

(„sustainable development“) in die interna-<br />

tionale Entwicklungs- und Umweltpolitik<br />

eingeführt und meint eine Entwicklung, „die<br />

den Bedürfnissen der heutigen Generation<br />

entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger<br />

Generationen zu gefährden, ihre eigenen<br />

Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Le-<br />

bensstil zu wählen“. An dieser Verantwor-<br />

tung für die uns anvertrauten Lebensgrund-<br />

lagen, die auch für die nächsten Generati-<br />

onen reichen sollen, führt heute kein Weg<br />

vorbei.<br />

sourcen Wasser und Holz, reine Luft, sozial<br />

und ökologisch verstandenen Wohnbau, na-<br />

türliche Lebensmittel und eine florierende<br />

Landwirtschaft in einem selbstbewussten<br />

ländlichen Raum.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 205<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums<br />

Erfahrung<br />

Es ist noch nicht lange her, da wollte die<br />

große Mehrheit der Menschen in die Stadt.<br />

Die Stadt bot Arbeit, bessere Verdienstchan-<br />

cen sowie vielfache Unterhaltungsmöglich-<br />

keiten. Darüber hinaus waren auch das<br />

Kultur- und Bildungsangebot und die medi-<br />

zinische Versorgung in den städtischen Zent-<br />

ren konzentriert. Dies gilt nach wie vor<br />

auch für das beginnende 21. Jahrhundert.<br />

Dennoch sind zugleich zwei weitere Trends<br />

unverkennbar: Die Städte stoßen zuneh-<br />

mend an ihre Grenzen. Wachsende soziale<br />

Anonymisierung mit einer damit einherge-<br />

henden gestiegenen Kriminalitätsrate, Ent-<br />

siedelung der Zentren, Verkehrsinfarkte,<br />

Lärm und Luftbelastung durch Feinstaub,<br />

Verkehr und Hausbrand behindern häufig<br />

ein qualitätvolles Leben in der Stadt. Daher<br />

sehnen sich immer mehr Menschen nach<br />

Wohnen „im Grünen“. Realistisch zu beach-<br />

ten ist jedoch, dass die Attraktivität des<br />

ländlichen Raumes als Wohn- und Lebens-<br />

raum entscheidend davon abhängt, wie<br />

rasch man von zu Hause in der nächstge-<br />

legenen Stadt sein kann. Lebensqualität<br />

bedeutet daher vielfach auch umweltscho-<br />

nende Mobilität zwischen Stadt und Land.<br />

Nur dann ist auch die Bewahrung der Ei-<br />

genheiten sowohl der Städte als auch des<br />

ländlichen Raumes gewährleistet. Und die-<br />

se verlangen nach selbstbewusster Gestal-<br />

tung durch ihre Bewohner.<br />

206<br />

Vision<br />

Selbstbewusste, regionale<br />

Landwirtschaft durch multifunktionales<br />

Unternehmertum<br />

Schon heute lebt der Großteil der steirischen<br />

Bevölkerung auf dem Land. Der ländliche<br />

Raum ist der <strong>Zukunft</strong>sraum des<br />

Der qualitative Beitrag, den die Bauern zum Gemeinwohl leisten, überragt ihren zahlenmäßigen Anteil<br />

an der Gesamtbevölkerung. Die flächendeckende Bewirtschaftung ist ein gesellschaftliches und<br />

gesellschaftspolitisches Anliegen.<br />

Fritz Grillitsch<br />

21. Jahrhunderts. Dafür muss es gelingen,<br />

den ländlichen Raum als hochwertigen Wirt-<br />

schafts- und Lebensraum zu erhalten und<br />

weiterzuentwickeln. Der ländliche Raum ist<br />

durch eine Symbiose aus Land- und Forst-<br />

wirtschaft, Gewerbe, Tourismus und Kultur<br />

gekennzeichnet. Wesentlich wird es sein, die<br />

Wertschöpfung in den Regionen zu bündeln<br />

und so die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />

Voraussetzung dafür ist ein entwickeltes An-<br />

gebot an öffentlichen Dienstleistungen und<br />

Infrastruktureinrichtungen, im Gesundheits-<br />

bereich etwa ebenso wie im Bildungs- und<br />

Schulbereich. Denken in regionalen Kreis-<br />

läufen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähig-<br />

keit der Region erfordert auch ein neues<br />

Verständnis von Landwirtschaft und Land-<br />

Wirtschaft. In „Win-win-Situationen“ profi-<br />

tieren im ländlichen Raum der <strong>Zukunft</strong> Ge-<br />

werbetreibende ebenso wie bäuerliche Be-<br />

triebe, der touristische Sektor ebenso wie<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />

Der Kunde ist König. In <strong>Zukunft</strong> werden wir<br />

über die steuernde Wirkung unseres Kon-<br />

sumverhaltens noch viel deutlicher Bescheid


wissen und verfügen. Darin liegt gerade für<br />

die Bauern eine große Chance. Unter Auf-<br />

rechterhaltung ihrer ursprünglichsten und<br />

unverwechselbaren Aufgabe bei gleichzeiti-<br />

ger Entwicklung einer multifunktionellen<br />

Landwirtschaft sind sie Produzenten von Le-<br />

bensmittel und Lebensraum – und darüber<br />

hinaus in umfassender Weise Anbieter hoch-<br />

wertiger Dienstleistungen. Milch, Obst, Ge-<br />

müse, Getreide, Fleisch und Wein wollen wir<br />

auch in <strong>Zukunft</strong> aus der Hand steirischer<br />

Bauern genießen. Dazu kommen weiters tou-<br />

ristische Angebote (Urlaub am Bauernhof),<br />

ebenso wie ein neues Set an Dienstleistun-<br />

gen für den öffentlichen und privaten Sektor:<br />

kommunale Dienste, soziale Leistungen (z.B.<br />

Tagesmütter, Behinderten- und Altenbetreu-<br />

ung), Schule am Bauernhof, Energiedienst-<br />

leistungen, Kulturlandschaftserhalter, Almbe-<br />

wirtschaftung etc. Voraussetzung dafür ist<br />

die Bereitschaft zu unternehmerischem und<br />

pionierhaftem Denken seitens der Bauern,<br />

das von zunehmender Spezialisierung bis zu<br />

breit gefächerter Multifunktionalität reicht,<br />

sowie das Bekenntnis zu einer flächende-<br />

ckenden, im Kern auf dem Erfolgsmodell der<br />

bäuerlichen Familienunternehmen Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

beruhen-<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

den Landwirtschaft seitens der Gesellschaft<br />

qualität<br />

und Politik, fußend auf dem Konzept der Lebensqualität durch Lebensmittelqualität:<br />

ökosozialen Marktwirtschaft.<br />

Lebensmittel mit Eigenschaften<br />

Bauern als Wegbereiter<br />

einer alternativen Energiewirtschaft<br />

Neue Einkommensquellen erschließen sich<br />

in Nischen. Schon Schumpeter prognosti-<br />

zierte den Gewinn jenem Unternehmer, der<br />

sich als Erster an Neues wagte. Die auf der<br />

Basis fossiler Energie funktionierende Welt-<br />

wirtschaft ist an einem entscheidenden<br />

Wendepunkt angelangt. Da die Ölvorräte in<br />

<strong>Zukunft</strong> nicht mehr, sondern weniger wer-<br />

den, müssen wir uns auf steigende Öl- und<br />

Energiepreise gefasst machen. Sonne, Was-<br />

serkraft und Wind sowie die nachwachsen-<br />

de Biomasse stellen schon heute jene<br />

Energie frei zur Verfügung, der wir uns in<br />

<strong>Zukunft</strong> bedienen werden. Diese Entwick-<br />

lung gilt es erfolgsorientiert bereits heute<br />

vorwegzunehmen. Im Sinne von Klima-<br />

schutz und Versorgungssicherheit werden<br />

Landwirte zusätzlich zu Energiewirten, die<br />

Flächen, statt prämienorientiert brach lie-<br />

gen zu lassen, zukunftsorientiert mit Ener-<br />

gielieferanten bepflanzen. Der forcierte Aus-<br />

bau von Biomasseheizungen und der ver-<br />

stärkte Einsatz erneuerbarer Energie auch<br />

im Strom- und Treibstoffbereich erschließen<br />

neue Einkommensquellen für die Land- und<br />

Forstwirtschaft sowie die Land-Wirtschaft<br />

Die Bauern waren und sind auch in <strong>Zukunft</strong> der Garant einer gesunden Lebensmittelerzeugung und<br />

erhalten und pflegen die Kulturlandschaft und sie sehen sich auch in der <strong>Zukunft</strong> als die tragenden<br />

Partner im ländlichen Raum.<br />

Gerhard Wlodkowski<br />

und steigern so die Wertschöpfung des länd-<br />

lichen Raumes insgesamt.<br />

Lebensqualität geht durch den Magen – das<br />

wird auch in <strong>Zukunft</strong> so sein. Angesichts<br />

einer erweiterten Europäischen Union, die<br />

den freien Binnenmarkt auch kulinarisch ver-<br />

wirklicht, werden sich regionale, hochquali-<br />

tative Lebensmittel ihren Rang unter den<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 207<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Konsumenten über Österreich hinaus zu si-<br />

chern wissen. Voraussetzung dafür ist aller-<br />

dings eine bedingungslose Verwirklichung<br />

höchster Qualitätsansprüche: vom naturna-<br />

hen, verstärkt auch biologischen Anbau über<br />

die schonende Verarbeitung bis zur professi-<br />

onalisierten Vermarktung. Hochindustriali-<br />

sierte, künstlich mit Vitaminen versetzte<br />

Nahrungs-Mittel aus der Massenproduktion<br />

stellen die eine Seite, natürliche, regionale,<br />

bis zum Produzenten zurückführbare Lebens-<br />

Mittel mit unverwechselbaren Eigenschaften<br />

die andere Seite der sich abzeichnenden Ent-<br />

wicklung dar. Die <strong>Zukunft</strong> – auch die <strong>Zukunft</strong><br />

der steirischen Lebensmittelerzeuger – be-<br />

steht im Wiederentdecken und Fördern na-<br />

turnah und gentechnikfrei produzierter Le-<br />

bensmittel mit Herkunft und Heimat in brei-<br />

tem Sortiment, die für alle leistbare und<br />

gesunde Grundnahrungsmittel ebenso um-<br />

fassen wie Schmankerln und Spezialitäten<br />

aus dem Feinkostladen <strong>Steiermark</strong>.<br />

Regionale Identität und Weltoffenheit<br />

durch Stärkung der Gemeinden<br />

Lebensqualität bedeutet auch, sozial inte-<br />

griert und engagiert zu sein. Hier liegt eine<br />

der großen Stärken der Menschen auf dem<br />

Land, das geradezu ein Reservoir an Soli-<br />

darität und Gemeinschaftssinn sein kann<br />

und damit in kleinen Strukturen vorweg-<br />

nimmt, worin auch für das staatliche Ge-<br />

meinwesen insgesamt die <strong>Zukunft</strong> erblickt<br />

wird. Der Zusammenhalt in den ländlichen<br />

Gemeinden birgt die Chance zur Bewälti-<br />

208<br />

gung der <strong>Zukunft</strong>saufgaben. Das unmittel-<br />

bare Lebensumfeld aktiv mitzugestalten und<br />

positiv beeinflussen zu können, verringert<br />

die Notwendigkeit der Vorschriften „von<br />

oben“ und fördert die Eigenverantwortung<br />

der Bürgerinnen und Bürger. Durch das Be-<br />

wusstsein, etwas bewegen zu können und<br />

ernst genommen zu werden, steigt auch die<br />

Wertschätzung für den eigenen Lebensraum<br />

und damit die Lebensqualität im Ganzen.<br />

Hervorragende Küche, wunderbare Landschaft, exzellenter Wein sind jene Erfolgsfaktoren, die durch<br />

das perfekte Zusammenspiel nur in wenigen Regionen Europas ein so hohes Qualitätsniveau wie in<br />

unserem Bundesland erreichen.<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

Innovative und unkonventionelle Ideen bah-<br />

nen sich im Kleinen ihren Weg. Durch die<br />

Aktivierung ihrer Bürgerinnen und Bürger<br />

verleihen sich die Gemeinden neue Impulse.<br />

<strong>Zukunft</strong>sweisend ist nicht hemmende Klein-<br />

räumigkeit, sondern aufgeschlossene Welt-<br />

offenheit. Sie schafft durch die Nutzung von<br />

gemeindeübergreifenden Synergien regiona-<br />

le Identität und eine nachhaltige Entwick-<br />

lung des ländlichen Raumes. Eine eigen-<br />

ständige, selbstbewusste und positive Iden-<br />

tität des ländlichen Raumes wird es auch<br />

für jüngere Menschen wieder attraktiv ma-<br />

chen, die zahlreichen Chancen eines auto-<br />

nom gestaltbaren und gezielt gewählten<br />

Lebens auf dem Land zu erkennen und zu<br />

verwirklichen.<br />

Aktion<br />

Ausbildungsoffensive<br />

zum Kompetenzerwerb<br />

Bildung und Qualifikation sind der Schlüssel<br />

zu einer erfolgreichen <strong>Zukunft</strong> und Weiter-


entwicklung des ländlichen Raumes. Das<br />

Konzept der nachhaltigen Entwicklung ge-<br />

nießt dabei einen zentralen Stellenwert.<br />

Wesentlich wird es sein, die bäuerliche Be-<br />

völkerung auf die neuen, vielfältigen Aufga-<br />

ben durch maßgeschneiderte Bildungs-<br />

programme vorzubereiten und so das bäuer-<br />

liche Unternehmertum zu stärken.<br />

Gleichzeitig gilt es, die Bevölkerung des<br />

ländlichen Raumes insgesamt in einer spe-<br />

ziellen Ausbildungsoffensive zur Ausschöp-<br />

fung der vielfältigen Potenziale der nachhal-<br />

tigen Entwicklung ihrer Region zu befähi-<br />

gen. Die Nachhaltigkeitsakademie „natürlich.<br />

stark.STEIERMARK“ genießt hier eine Vor-<br />

reiterrolle, die durch die Vernetzung mit<br />

anderen Weiterbildungsangeboten noch<br />

ausgebaut werden soll.<br />

Transparente und<br />

sympathische Konsumentenpolitik<br />

Qualität hat ihren Preis. Diese einfache<br />

Wahrheit soll dem preisbewussten Konsu-<br />

Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

menten noch deutlicher kommuniziert wertung und Bürgersinn. Um die vielfältigen qualität<br />

den, um das Verständnis für die Preisgestal- kreativen Potenziale zur lokalen und regiotung<br />

heimischer, bäuerlich erzeugter Lenalen Problemlösung erfolgreich aktivieren<br />

bensmittel zu erhöhen. Regionale Produkte<br />

sollen in den Regalen der Supermarktketten<br />

ebenso zu finden sein wie es gelingen muss,<br />

die Direktvermarktung am Hof, vor allem<br />

aber auch auf Bauernmärkten und bei spe-<br />

ziell ausgewiesenen Geschäften in der Stadt<br />

zu forcieren. Spezifische Produktbezeich-<br />

nungen und bäuerliche Marken müssen als<br />

Gütesiegel und Qualitätsgarantien das Ver-<br />

trauen der Konsumenten erobern und recht-<br />

fertigend bewahren. Nur so lassen sich<br />

strategische Partnerschaften zwischen den<br />

Konsumenten und den bäuerlichen Lebens-<br />

mittelproduzenten aufbauen, die in einem<br />

neuen Wertebewusstsein der Konsumenten<br />

für gesunde, gentechnikfreie, heimische Le-<br />

bensmittel, für den Lebensraum und für die<br />

Arbeitsleistung der Bäuerinnen und Bauern<br />

generell münden. Denn: Wertschätzung<br />

bringt Wertschöpfung. Neben der <strong>Zukunft</strong>s-<br />

schiene „Lebensmittelhöchstqualität“ darf<br />

jedoch auch die Dimension der „Lebensmit-<br />

telversorgungssicherheit“ nicht vernachläs-<br />

sigt werden.<br />

Stärkung der Bürgerpartizipation<br />

im ländlichen Raum<br />

Vorbei ist obrigkeitsorientierte passive Be-<br />

quemlichkeit, gefragt sind Eigenverantwor-<br />

In einem abstrakten Sinn bedeutet für mich Nachhaltigkeit, dass wir die Produktionsprozesse so<br />

organisieren, dass die Stoffe letztlich im Kreislauf geführt werden wie eben in der Natur. Und dass die<br />

Energie, die für diesen Kreislauf notwendig ist, von der Sonne kommt. Ein nachhaltiges<br />

Wirtschaftssystem ist für mich ein Wirtschaftssystem, das zur Gänze auf erneuerbarer Energie basiert,<br />

das in einem höchstmöglichen Maße Rohstoffe im Kreislauf nutzt und damit die Vergeudung von<br />

Rohstoffen durch Verluste, die dann irgendwo als Abfall auftreten, vermeidet.<br />

Heinz Kopetz<br />

zu können, sind Strategien und Instrumente<br />

zum „Empowerment“ der Gemeinden und<br />

ihrer gestaltungsbereiten Bürgerinnen und<br />

Bürger verstärkt zu fördern. Initiativen wie<br />

die Plattform Ökologische Landentwicklung<br />

sind weiter auszubauen. Die Vernetzung<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 209<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


wird weitergehen. Im Sinne von Ressour-<br />

censchonung und Budgetverantwortung<br />

müssen Synergien über den lokalen Raum<br />

hinaus gesucht werden. Die Umsetzung der<br />

Lokalen Agenda 21 unter einer Schwer-<br />

punktverlagerung auf die Regionale Agenda<br />

soll in <strong>Zukunft</strong> vermehrt Gemeinden zu ei-<br />

Erfahrung<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist das grüne Herz Öster-<br />

reichs. Holz ist neben Wasser die steirische<br />

Ressource schlechthin. Sie zu nutzen ist<br />

ökologisch klug und ökonomisch sinnvoll.<br />

Knapp 62 % der Gesamtfläche des Landes<br />

sind mit Wald bedeckt, rund 990.000 Hek-<br />

tar, und jährlich wachsen noch einige hun-<br />

dert Hektar Wald dazu. Vom jährlichen<br />

Holzzuwachs (ca. 8,4 Mio. Festmeter) wer-<br />

den jedoch nur zwei Drittel genutzt. Diese<br />

Ausgangslage soll bei der Formulierung von<br />

<strong>Zukunft</strong>sstrategien noch deutlicher berück-<br />

sichtigt werden. Dabei wurde bereits einiges<br />

zur verstärkten Bewusstseinsbildung über<br />

den vielfältigen Wert von Holz in der Stei-<br />

ermark erreicht. Außerdem beziehen bereits<br />

rund 54.000 Steirer ihren Lebensunterhalt<br />

aus der Forst- und Holzwirtschaft. Parallel<br />

dazu ist auf die CO 2 -neutrale und damit<br />

klimafreundliche Eigenschaft von Holz als<br />

210<br />

ner nachhaltigen Entwicklung verhelfen. Die<br />

Stärkung der Bürgerpartizipation ist dabei<br />

untrennbar mit einer besonderen Förderung<br />

der Frauen sowie der Familien, Kinder und<br />

Jugendlichen im ländlichen Raum ver-<br />

knüpft.<br />

Umwelt schützen, Natur erhalten:<br />

Holz und Wasser als Ressourcen der <strong>Zukunft</strong><br />

Energieträger, der überdies zur Versorgungs-<br />

sicherheit beiträgt, nicht genügend oft hin-<br />

zuweisen. Ganz abgesehen davon, dass<br />

Holz als Bau- und Rohstoff einen unnach-<br />

ahmlichen Beitrag zur Lebensqualität leis-<br />

tet. Diese Vorteile von Holz hat die Steier-<br />

mark längst erkannt, der weitere Ausbau<br />

von Holz als steirischem Gold ist unverzagt<br />

voranzutreiben.<br />

Ähnlicher Reichtum ist der <strong>Steiermark</strong> durch<br />

ihre Wasservorräte beschieden. Zusammen<br />

ergibt sich daraus ein einzigartiger Natur-<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist einzigartig in ihrer Vielfalt, sie soll vorbildlich wirken. Die Chance steckt in ihrer<br />

Eigenart, grün, blühend und fruchttragend zugleich zu sein. Wir bauen auf altem Kulturboden, auf<br />

uralter, schon von den Römern, den Kelten kultivierter Erde.<br />

Andrea Wolfmayr<br />

und Lebensraum, der nicht nur den Men-<br />

schen zur Erholung dient, sondern auch<br />

vielen Tier- und Pflanzenarten optimale Le-<br />

bensbedingungen bietet. Der Naturschutz<br />

hat durch die Impulse seitens der EU neu-<br />

en Auftrieb erhalten, der nach leistbaren<br />

Finanzierungsmodellen für die <strong>Zukunft</strong> ver-<br />

langt. Einigkeit herrscht darüber, dass er


keinen Standortnachteil, sondern Wettbe-<br />

werbsvorteil verkörpern soll. Umweltschutz<br />

und wirtschaftliche Entwicklung schließen<br />

sich nicht aus. Im Gegenteil, der <strong>Steiermark</strong><br />

ist es gelungen, aus toten Gewässern und<br />

sterbenden Wäldern wieder lebendige Flu-<br />

ren zu ziehen. Diese gilt es nachhaltig zu<br />

sichern und weiterzupflegen.<br />

Vision<br />

Wasser als Lebensmittel Nummer eins,<br />

kostbarer Schatz mit steigendem Wert<br />

Wasser ist unser kostbarster Rohstoff und<br />

wird in <strong>Zukunft</strong> eine noch größere Bedeu-<br />

tung bekommen, als es jetzt schon hat. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> ist das Wasserschloss Mitteleu-<br />

ropas. Diesen vielfältigen Wasserreichtum<br />

gilt es zu schützen und für die zukünftigen<br />

Generationen zu erhalten. Durch den Klima-<br />

wandel bedingte Niederschlagsschwankun-<br />

gen und Dürreperioden sowie steigende<br />

Hochwassergeneigtheit Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

erfordern einen<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

sorgsamen und bewussten Umgang mit Wirklich visionär wäre in <strong>Zukunft</strong> eine qualität<br />

dem lebensspendenden Nass. Die Versor- Energieversorgung, die auf fossile Energiegungssicherheit<br />

und Erhaltung der Trinkträger weitgehend verzichtet und stattdes-<br />

wasserqualität einerseits sowie die Bereit-<br />

stellung von ausreichendem Wasser für die<br />

zunehmend auch auf Bewässerung ange-<br />

wiesene Landwirtschaft andererseits bedin-<br />

gen vorausschauende Investitionen sowie<br />

vor allem ein eindeutiges Bekenntnis zum<br />

Wasser als öffentlichem Gut, das sich groß-<br />

flächiger Privatisierung entzieht. Dass Was-<br />

ser unser wichtigstes und unverzichtbarstes<br />

Lebensmittel ist und zugleich ein kostbarer<br />

Schatz mit steigendem Wert, soll sich im<br />

Nicht, dass hier nicht viel geschehen wäre, im Gegenteil, gerade beim Feinstaub sind wir heute um<br />

vieles weiter als noch vor wenigen Jahren, doch im weitaus stärkeren Ausmaß als die Feinstaubwerte<br />

gesunken sind, hat unser Wissen um die gesundheitlichen Folgen zugenommen. Der Feinstaub ist in<br />

der Tat die umweltpolitische Herausforderung der kommenden Jahre.<br />

Hans Seitinger<br />

Bewusstsein aller Steirerinnen und Steirer,<br />

vor allem auch der Kinder und Jugendli-<br />

chen, verankern.<br />

Holz als steirisches Gold in umfassender<br />

Funktion: Baustoff und Energielieferant<br />

Der enorme Holzreichtum der <strong>Steiermark</strong><br />

soll in <strong>Zukunft</strong> viel bewusster wahrgenom-<br />

men und als natürlicher Wettbewerbsvorteil<br />

zur Erhöhung von Wertschöpfung und Ar-<br />

beitsplätzen eingesetzt werden. Holz steht<br />

in vielfachem Bezug zur Lebensqualität un-<br />

seres Landes, die sich bei der Verwendung<br />

moderner steirischer Heiztechnologie vor<br />

allem auch in reiner Luft niederschlägt.<br />

Mehr Holz zu verwenden hilft dem Klima,<br />

steigert die Lebensqualität und sichert Ar-<br />

beitsplätze in den Regionen.<br />

sen mit heimischer Biomasse, Solarenergie,<br />

Wasserkraft und Wind funktioniert. Die Un-<br />

abhängigkeit von sich ständig verteuernden<br />

Energieimporten wäre damit ebenso ge-<br />

währleistet wie der nun durch das in Kraft<br />

getretene Kyoto-Protokoll völkerrechtlich<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 211<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


verbindliche Beitrag Österreichs zur CO 2 -<br />

Reduktion und zum Klimaschutz. Die Stei-<br />

ermark bekennt sich zur Einhaltung der<br />

völkerrechtlichen Klimaschutzverpflichtun-<br />

gen Österreichs und leistet ihren Beitrag<br />

durch die Forcierung von Stückholz-, Hack-<br />

schnitzel- und Pelletsheizungen, den Aus-<br />

bau von Nah- und Fernwärmenetzen sowie<br />

die Förderung von biogenen Treibstoffen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist beim Einsatz erneuerba-<br />

rer Energie vorne dabei. Mit einem Anteil<br />

von 25 % am Gesamtenergievolumen liegt<br />

sie weit über dem EU-Durchschnitt von<br />

6 %. Biogas, auch zur Verstromung, stellt<br />

ein großes Potenzial dar. Zusätzliche Flä-<br />

chen für Raps und weitere Ölsaaten sind<br />

anzustreben. Bei der Biodieselerzeugung<br />

geht der Trend von Einzeltankstellen zur<br />

flächendeckenden Einmischung, um bis<br />

2008 den Sollwert von knapp 6 % Anteil<br />

zu erreichen. Da Biomasse bei Verbrennung<br />

und Zerfall nur jenes CO 2 in die Atmosphä-<br />

re abgibt, das zuvor im Wachstumsprozess<br />

gebunden wurde, ist es klimafreundlich und<br />

treibhauseffektneutral.<br />

Kaum jemand kennt nicht die Heimeligkeit<br />

einer Almhütte mit offenem Kamin. Holz<br />

steigert die Lebensqualität beträchtlich.<br />

Darüber hinaus verfügt Holz als Baustoff<br />

über eine stattliche Anzahl an Vorteilen, die<br />

aus Holzhäusern wahre Schatzhäuser ma-<br />

chen: Holzhäuser sind wesentlich besser<br />

gedämmt und damit in der Regel Niedrig-<br />

energiehäuser. Sie sind keim- und virusfrei-<br />

212<br />

er als Massivbauten, da Holz die Keime an<br />

der Oberfläche abbaut. Außerdem reguliert<br />

Holz die Luftfeuchtigkeit und absorbiert<br />

Schadstoffe. Holzhäuser sind die <strong>Zukunft</strong><br />

und garantieren naturnahes, zufriedenes<br />

Wohnen. Dies war schon vorhergehenden<br />

Generationen bewusst, die einen einzigarti-<br />

gen Schatz an kunstvollen bäuerlichen Holz-<br />

häusern hinterlassen haben. An diese kul-<br />

Lassen Sie uns alles daransetzen, dass wir der nächsten Generation, den Kindern von heute, eine Welt<br />

hinterlassen, die ihnen nicht nur den nötigen Lebensraum bietet, sondern auch die Umwelt, die das<br />

Leben erlaubt und lebenswert macht.<br />

Richard von Weizsäcker<br />

turreiche Tradition gilt es anzuknüpfen und<br />

sie behutsam und identitätsstiftend weiter-<br />

zuentwickeln. Das steirische Holzhaus soll<br />

in <strong>Zukunft</strong> für eine Kombination aus moder-<br />

ner Architektur, energiesparender Bau- und<br />

Heizweise und traditioneller Handwerks-<br />

kunst stehen. Rücksichtnahme auf ästhe-<br />

tisches Empfinden und sozialverträgliches<br />

Bauen tragen zur weiteren Erhöhung hoch-<br />

qualitativen Wohnens bei. Ziel muss es<br />

sein, den Anteil des Baustoffes Holz von<br />

derzeit 5 auf zumindest 20 % zu steigern<br />

und das moderne steirische Holzhaus öster-<br />

reich- und europaweit als Qualitätsmerkmal<br />

zu etablieren.<br />

Holz ist ein wichtiger Wirtschaftsträger. Die<br />

steirische Holzwirtschaft erwirtschaftet ei-<br />

nen jährlichen Umsatz von mehr als 4 Mil-<br />

liarden Euro, vieles davon stammt aus dem<br />

Export. Insbesondere für die Bergbauern ist<br />

der Wald zur Sicherung ihrer Existenz unver-<br />

zichtbar. Mit der Erhöhung des Holzabsatzes<br />

soll in <strong>Zukunft</strong> die Professionalisierung und<br />

damit die Wertschöpfung der Betriebe ent-<br />

lang der „Wertschöpfungskette“ vom Forst


über die Sägeindustrie bis zu den Zimmerern<br />

und Tischlern gesteigert und verbessert wer-<br />

den. Damit können wirksam Arbeitsplätze in<br />

den Regionen der <strong>Steiermark</strong> geschaffen<br />

werden und der ländliche Raum erfährt eine<br />

nachhaltige Entwicklung.<br />

Schon heute ist die <strong>Steiermark</strong> bei der Tech-<br />

nologie von Biomasseverbrennungsanlagen<br />

europaweit themen- und marktführend.<br />

Leitbetriebe, die mit der ökosozialen Idee<br />

ernst gemacht haben, profitieren von star-<br />

ken Wachstumsprozessen. Und es steckt<br />

noch viel mehr Potenzial im soeben erst<br />

erwachenden mittel- und südosteuropäi-<br />

schen sowie asiatischen Markt. In <strong>Zukunft</strong><br />

sollen vor allem Innovationen rund um Holz<br />

und die Verbrennung von Biomasse ver-<br />

stärkte Förderung erfahren. Die <strong>Steiermark</strong><br />

wird in der spezifischen Kombination von<br />

Hightech, Kultur und Lebensqualität inte-<br />

ressante und engagierte Investoren anzie-<br />

hen. Damit ist auch eine Intensivierung der<br />

Technologieentwicklung und Forschung im<br />

Grundlagenbereich ebenso wie im ange-<br />

wandten Bereich untrennbar verknüpft. So<br />

profitieren von einer verstärkten Holznut-<br />

zung auch die steirischen Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Universitäten und Darüber hinaus<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

darf das Konzept des Pri-<br />

Fachhochschulen sowie außeruniversitäre vateigentums nicht ausgehöhlt werden. Ver- qualität<br />

Kompetenzzentren.<br />

antwortlich fühlt man sich zuerst für das,<br />

was einem gehört.<br />

Schönheit lebendig geschützter Natur<br />

als Grundlage für<br />

integrierten Ökotourismus<br />

Die außergewöhnliche Schönheit und Arten-<br />

vielfalt der steirischen Natur muss nachhal-<br />

tig bewahrt, gefördert und schonend belebt<br />

werden. Zu lange hat der Naturschutz zu<br />

Unrecht das Image eines Verhinderers und<br />

Nein-Sagers gehabt. In <strong>Zukunft</strong> wird der<br />

Naturschutz neben Landwirtschaft, Kultur,<br />

Tourismus und Wirtschaft ein noch wichti-<br />

gerer Partner zur Stärkung des ländlichen<br />

Raumes sein – mit positiven gegenseitigen<br />

Synergieeffekten. Denn eine intakte Natur<br />

ist das größte Kapital des Landes und die<br />

Basis für eine florierende Wirtschaft. We-<br />

sentlich wird es sein, Landwirtschaft und<br />

Natur- und Tierschutz nicht aus Unkenntnis<br />

über die tatsächlichen Prozesse gegenei-<br />

nander auszuspielen. Die Bewirtschaftung<br />

von Wald und Boden und die Tierhaltung<br />

sind auch in <strong>Zukunft</strong> die Grundlage für ge-<br />

sunde Lebensmittel und eine gepflegte<br />

Landschaft. Das ist Kultur im ursprüngli-<br />

chen Wortsinn und Voraussetzung für jede<br />

Der grundlegende Lösungsansatz liegt in einer Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung, die auf<br />

Nachhaltigkeit beruht und die Besonderheiten der Region berücksichtigt.<br />

Erich Pöltl<br />

Lebensqualität. Natürliche Landwirtschaft<br />

ist Kulturträger und steht mit vernünftigem<br />

Naturschutz niemals im Widerspruch. Frei-<br />

lich erfordert dies Anstrengung und verur-<br />

sacht finanziellen Aufwand. Die gerechte<br />

Aufteilung der Kosten verlangt für die Zu-<br />

kunft die Entwicklung innovativer Modelle.<br />

<strong>Zukunft</strong>sweisend ist hier die Idee des Ver-<br />

tragsnaturschutzes, der den partnerschaftli-<br />

chen Ausgleich mit den Betroffenen sucht<br />

und nicht im Sinne unnotwendiger Hoheits-<br />

verwaltung verordnet. Weite Teile der stei-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 213<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


ischen Landesfläche stehen unter Natur-<br />

schutz, 14,4 % sind als Natura-2000-Ge-<br />

biete ausgewiesen. Mit dem Nationalpark<br />

Gesäuse und den sechs Naturparken Gre-<br />

benzen, Mürzer Oberland, Pöllauer Tal,<br />

Sölktäler, <strong>Steirische</strong> Eisenwurzen und Süd-<br />

steirisches Weinland sind chancenreiche<br />

regionale Impulszentren geschaffen worden.<br />

In <strong>Zukunft</strong> sollen dabei Naturschutz, Bil-<br />

dung und Erholung mit dem Schwerpunkt<br />

Regionalentwicklung verstärkt vernetzt wer-<br />

den. Die ansprechende Vermarktung kulina-<br />

rischer Spezialitäten aus der geschützten<br />

Region steigert das individuelle, ganzheitli-<br />

che Erholungserlebnis der naturhungrigen<br />

Gäste. Konkrete, sichtbare Projekte im Klei-<br />

nen sollen die Bürgerinnen und Bürger auf<br />

die Verbesserungsmöglichkeiten in ihrer un-<br />

mittelbaren Umgebung aufmerksam ma-<br />

chen und sie so zu ersten Verantwortungs-<br />

trägern eines umfassenden, selbstverständ-<br />

lichen und natürlichen Naturschutzes<br />

werden lassen.<br />

Aktion<br />

Sicherung der steirischen Trinkwasser-<br />

qualität und Wasserversorgung<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> räumt der Siche-<br />

rung der Trinkwasserqualität oberste Priori-<br />

tät ein. Da in <strong>Zukunft</strong> aufgrund des Klima-<br />

wandels mit verstärkten Schwankungen wie<br />

Dürreperioden und Hochwasser zu rechnen<br />

ist, sind darüber hinaus nachhaltige Inves-<br />

titionen in überregionale Wassernetzwerke<br />

und Transportleitungen zur Wasserversor-<br />

214<br />

gung zu tätigen. Erstrebenswert wäre eine<br />

vernünftige Trennung von Brauch- und Trink-<br />

wasser, vor allem im urbanen Bereich. Das<br />

Bewusstsein für den kostbaren Wert des<br />

steirischen Wasserreichtums und die not-<br />

wendige Schonung der Ressource Wasser<br />

soll bei der Bevölkerung von Kindesbeinen<br />

an gefördert und gehoben werden. Initiati-<br />

ven wie das Programm „Wasserland Steier-<br />

mark“, das sich der Bewusstseinsbildung<br />

Der Mensch ist nicht das Produkt seiner Umwelt – die Umwelt ist das Produkt des Menschen.<br />

Benjamin Disraeli<br />

über die Wichtigkeit von Wasser in der stei-<br />

rischen Bevölkerung, vor allem unter den<br />

Schülerinnen und Schülern verschrieben<br />

hat, verdienen ebenso erhöhte Aufmerksam-<br />

keit wie die Forderung, auf die Privatisierung<br />

von Wasser dezidiert zu verzichten.<br />

Holzförderung auf der ganzen Linie<br />

In Österreich sind rund 540.000 Heizsys-<br />

teme älter als 20 Jahre, ca. 400.000 davon<br />

benötigen Öl und Erdgas. Dieser enorme<br />

Handlungsbedarf ist als eine einzigartige<br />

Gestaltungschance in Richtung umwelt-<br />

freundlicher Heizsysteme auf der Basis von<br />

nachwachsenden Rohstoffen zu nützen. Er-<br />

forderlich sind weiterhin die großzügige För-<br />

derung bei der Installierung von Biomasse-<br />

heizungen, sei es in der Form von Stück-<br />

holz-, Hackschnitzel- oder Pelletsheizungen,<br />

sowohl im individuellen Sektor als auch bei<br />

Nah- und Fernwärmenetzen durch Biomas-<br />

seheizwerke. Zusätzlich sind sowohl die<br />

Gewinnung elektrischer Energie auf der Ba-<br />

sis von Biomasse (Stichwort Biogas) als<br />

auch die Erzeugung biogener Treibstoffe<br />

(Stichwort Biodiesel) von der öffentlichen<br />

Hand großzügig zu fördern – ebenso wie


Investitionserleichterungen bei Wind- und<br />

Solarenergie. Ziel sollte eine zunehmende<br />

Energieautarkie der <strong>Steiermark</strong> sein, die<br />

auch den Bauern als Bioenergielieferanten<br />

neue Einkommenschancen eröffnet.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> soll in <strong>Zukunft</strong> noch viel<br />

stärker von ihrem großen Holzreichtum pro-<br />

fitieren, der enormes Wachstumspotenzial<br />

in sich trägt. Die Nutzung des im Wald ver-<br />

bleibenden Holzes kann zehntausende wei-<br />

tere Arbeitsplätze schaffen und zur Erhö-<br />

hung der steirischen Wertschöpfung ent-<br />

scheidend beitragen. Ein starker Impuls ist<br />

die intensivierte Förderung des Holzbaus.<br />

Über die Wohnbauförderung soll es in Zu-<br />

kunft noch besser gelingen, Eigenheime<br />

sowie Eigenheime in Gruppen in Holzbau-<br />

weise zu fördern, wobei besonders die er-<br />

neuerbaren Energieträger für die Heizung<br />

und Warmwasserbereitung sowie die ökolo-<br />

gischen Baustoffe für die Hochbauten be-<br />

rücksichtigt werden. Rechtliche Hindernisse<br />

etwa in der Bauordnung sollen beseitigt<br />

werden. Initiativen wie die Unterzeichnung<br />

der <strong>Steirische</strong>n Holzbau-Charta, die ein öf-<br />

fentliches Bekenntnis Lebens-<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

zu Holz und Holzpro-<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

dukten und damit auf die Vorbildwirkung<br />

qualität<br />

durch die Verantwortungsträger der öffent- Intelligenter Ökotourismus,<br />

lichen Hand abzielt, sind ebenso zu unter- Naturprojekte zum Angreifen,<br />

stützen wie der Verein proHolz als Fahnen-<br />

träger einer holzfreundlichen Imagekampa-<br />

gne und Konsumenteninformation.<br />

Holz ist vor allem auch Träger von Innova-<br />

tion. Was liegt näher als die Zielvorstellung,<br />

aus der <strong>Steiermark</strong> nicht nur eine Bench-<br />

marking-Region bezüglich der Verwendung<br />

und Wertschöpfung aus Holz zu machen,<br />

sondern vor allem auch ein europaweites<br />

Kompetenzzentrum, das höchsten wissen-<br />

schaftlichen Ansprüchen genügt? Die insti-<br />

tutionellen Voraussetzungen mit den steiri-<br />

schen Universitäten, Fachhochschulen und<br />

Fachschulen sind in hervorragender Weise<br />

gegeben. Was in <strong>Zukunft</strong> verstärkt gefragt<br />

ist, ist die bewusste Förderung von For-<br />

schung und Technologieentwicklung in allen<br />

Bereichen rund um Holz und erneuerbare<br />

Energieträger. Hierzu ist die Kooperation<br />

zwischen Leitbetrieben und wissenschaftli-<br />

chen Einrichtungen unverzichtbar, die finan-<br />

zielle Anreize seitens der öffentlichen Hand<br />

benötigt. Die zahlreichen vorhandenen An-<br />

sätze sind entschieden voranzutreiben, um<br />

für die <strong>Zukunft</strong> die Themenführerschaft in<br />

der Technologie europa- und weltweit zu<br />

behaupten und auszubauen. Hier schlum-<br />

mern riesige Potenziale, gerade auch ange-<br />

Wichtigstes Kapitel für die <strong>Zukunft</strong> ist das Wissen und Verständnis für Vorgänge und Zusammenhänge<br />

in der Natur. Am besten und effektivsten kann dies an Kinder und Jugendliche, beginnend im<br />

Kindergartenalter, vermittelt werden.<br />

Alois Oswald<br />

sichts der Veränderung des europäischen<br />

Arbeitsmarktes durch die Erweiterung der<br />

Europäischen Union.<br />

Sicherung des Privateigentums<br />

Naturschutz soll in <strong>Zukunft</strong> weder Land-<br />

und Forstwirtschaft noch Land-Wirtschaft<br />

behindern, sondern eine attraktive Note<br />

mehr im bereits heute vielfältigen Touris-<br />

musangebot der <strong>Steiermark</strong> ausmachen. Es<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 215<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


geht darum, kreative Vermarktungskonzepte<br />

zu entwickeln, die authentisches Naturer-<br />

lebnis mit Freizeit- und Bildungsangebot<br />

(etwa in Form von spezifischen Themen-<br />

rundwegen, Besucherpfaden und Work-<br />

shops) kombinieren, dazu kulinarische Spe-<br />

zialitäten aus der Region (z.B. Direktverkauf<br />

von Erzeugnissen aus biologischer Land-<br />

wirtschaft) anbieten und auch die regiona-<br />

len Gastronomie- und Beherbergungsbetrie-<br />

be adäquat integrieren. Best-practice-Bei-<br />

spiele wie das ÖKO-Modell Naturpark<br />

Grebenzen, der zu den EU-geschützten<br />

Natura-2000-Gebieten zählt, sollen in der<br />

<strong>Steiermark</strong> zahlreiche Nachahmer finden.<br />

Zusätzlich sollen in konkreten Aktionen<br />

nachhaltige Beiträge zum Erhalt der Arten-<br />

vielfalt geliefert und auf diese Weise zur<br />

Bewusstseinsbildung beigetragen werden.<br />

Ein zukunftsweisendes Projekt stellt hiebei<br />

das LIFE-Natur-Projekt Lafnitz dar, worin es<br />

um die Wiederherstellung, Verbesserung<br />

und langfristige Sicherung einer typspezifi-<br />

schen Flusslandschaft durch Rückgewin-<br />

nung, Verbindung und Erhaltung von natur-<br />

nahen Flusslebensräumen geht. Das Be-<br />

sondere daran ist die regionale und<br />

übernationale Kooperation zwischen der<br />

<strong>Steiermark</strong>, dem Burgenland und Ungarn,<br />

die die Lafnitz zu einem europäischen Mus-<br />

terfluss entwickeln will.<br />

Zur Finanzierung des Naturschutzes soll<br />

verstärkt auf Vertragsmodelle zurückgegrif-<br />

fen werden. Hierbei sind in <strong>Zukunft</strong> origi-<br />

nelle und kreative Lösungen gefragt. Die mit<br />

216<br />

naturschutzrechtlichen Auflagen verbunde-<br />

nen Eigentumsbeschränkungen sind so ge-<br />

ring als möglich zu halten.<br />

Das bedeutet zusammenfassend: Zur Le-<br />

bensqualität tragen neben der Sicherung der<br />

materiellen Grundlagen, zufrieden stellender<br />

und erfüllender Arbeits- und Wohnbedin-<br />

gungen, friedlichen mitmenschlichen Bezie-<br />

hungen sowie Gesundheit und Sicherheit<br />

wesentlich auch eine gepflegte Landschaft,<br />

intakte Natur und die Verfügbarkeit von be-<br />

kömmlichen und gesunden Lebensmitteln<br />

bei. Dafür braucht es Menschen, die den<br />

ländlichen Raum als besonderen, auch be-<br />

sonders schönen Arbeits- und Lebensraum<br />

wählen und beleben. Die Unterstützung, die<br />

sie für ihren Einsatz unter oft schwierigen<br />

Hainburg war zweifellos ein Meilenstein für die österreichische Umweltbewegung. Damals wurde bei<br />

vielen von uns das Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz erst so richtig geweckt. Es wurde<br />

schwieriger, umweltschädliche Großprojekte ohne Rücksicht auf Verluste durchzupeitschen.<br />

Ulli Sima<br />

Bedingungen benötigen, ist die Gesellschaft<br />

ihrer bäuerlichen Bevölkerung schuldig. Nur<br />

durch ein natürliches Miteinander der Men-<br />

schen auf dem Land und in der Stadt ent-<br />

steht jene gegenseitige Wertschätzung und<br />

kulturelle Entfaltung, die zur zukunftsfesten<br />

Entwicklung des ländlichen Raumes unver-<br />

zichtbar notwendig ist und die charakteris-<br />

tische steirische Lebensqualität ausmacht.<br />

Diese nachhaltig zu sichern und zu fördern<br />

ist gerade auch angesichts der zahlreichen<br />

Herausforderungen und Chancen der Erwei-<br />

terung der Europäischen Union eine span-<br />

nende Aufgabe, die nach intelligenten, kre-<br />

ativen und unkonventionellen Lösungsvor-<br />

schlägen verlangt.


Das Land der Freizeit<br />

Die vielfältige steirische Landschaft<br />

besitzt eine unvergleichliche Anziehungskraft.<br />

Das Sportland Nr. 1 startet in die nächste Runde<br />

aus der Poleposition.


Freie Zeitnutzung ist Ausdruck von Freiheit<br />

und gehört zu den elementarsten Lebensbe-<br />

dürfnissen des Menschen. Freizeit soll Frei-<br />

heit von Zwängen bedeuten. Natürlich gibt<br />

es viele Wege, die freie Zeit zu nutzen. Jeder<br />

Mensch hat ein eigenes Verständnis von<br />

sinnvoll verbrachten Stunden außerhalb<br />

seiner Arbeit. Während der eine versucht,<br />

Tourismus<br />

Erfahrung<br />

Kurz, kompakt und intensiv – so entwickelt<br />

sich der Urlaub in den nächsten Jahren, so<br />

wollen die Konsumenten ihre Freizeit erle-<br />

ben, so hat ihn die Tourismus- und Freizeit-<br />

wirtschaft anzubieten. Internationalisierung,<br />

Themenzentrierung und Qualitätsentwick-<br />

lung sind die Antworten der steirischen Tou-<br />

rismuspolitik und -wirtschaft.<br />

Gerade die <strong>Steiermark</strong> hat im internationa-<br />

len Wettbewerb der Tourismusstandorte<br />

entscheidende Vorteile: Die <strong>Steiermark</strong> bie-<br />

in der Stille seine Seele baumeln zu lassen,<br />

genießt die andere ihre verbleibenden<br />

Stunden in voller Aktivität bei großen Events<br />

oder sportlichen Herausforderungen. Immer<br />

jedoch sollte Freizeit als die bewusst<br />

erlebte Zeit gesehen werden, die keinen<br />

Zwängen und keiner Fremdbestimmung<br />

unterliegt.<br />

tet hervorragende<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Qualität zu erschwingli- es zu erobern,<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

dieser Konkurrenz gilt es zu Freizeit<br />

chen Preisen, stellt im Winter ein abwechs- begegnen. Daher hat sich die <strong>Steiermark</strong> in<br />

lungsreiches, authentisches Angebot bereit, <strong>Zukunft</strong> auf wenige zentrale Themen zu be-<br />

das die geforderten bunten Gegenwelten<br />

zum grauen Berufsalltag anbietet, und kann<br />

im Bereich Wellness mit den Thermen<br />

punkten. Die <strong>Steiermark</strong> hat klare Themen-<br />

kompetenzen in den Bereichen Wellness,<br />

Wein, Kulinarik, Sport und Kultur, setzt auf<br />

zeitgemäße Originalität und wird von den<br />

Touristen aufgrund der hohen Service- und<br />

Dienstleistungsqualität geschätzt.<br />

Trotzdem gibt es aber auch Herausforderun-<br />

gen, deren Bewältigung die <strong>Zukunft</strong> des<br />

steirischen Tourismus nachhaltig prägen<br />

wird: Die Erweiterung der Europäischen<br />

Union schafft für die <strong>Steiermark</strong> neue Märk-<br />

te und neue Konkurrenz. Diese Märkte gilt<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist das Land der Natur und des Sports. Die <strong>Steiermark</strong> bietet eine Vielfalt an<br />

landschaftlichen Schönheiten, die europaweit einzigartig ist. Von den alpinen Gebirgszügen mit<br />

romantischen Tälern und Flüssen im Norden, über das oststeirische Hügelland bis zum sanften<br />

Weinland im Süden, bietet sich unseren Gästen eine Landschaft, die sowohl für Erholungsuchende,<br />

für Kulturtouristen, als auch für Sport- und Aktivitätssuchende das ideale Angebot bietet. In keinem<br />

österreichischen Bundesland gibt es eine derartig hohe Zahl von sportlichen Großveranstaltungen.<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

schränken, um ein Nebeneinander der The-<br />

men und Marken zu verhindern. Die Be-<br />

schränkung auf zentrale Themen muss<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 219<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


durch eine marketingeffiziente Differenzie-<br />

rung des Angebotes begleitet werden, da ein<br />

mehr an Gleichem, Ähnlichem und dadurch<br />

Verwechselbarem den Mitbewerbern ein Zu-<br />

viel an Chancen einräumen würde.<br />

Die thematische Zentrierung des steirischen<br />

Freizeit- und Tourismusangebotes braucht<br />

eine Vernetzung zwischen den Anbietern,<br />

ein starkes Miteinander, um den gemeinsa-<br />

men Tourismuskuchen zu vergrößern. Was<br />

für den Autocluster funktioniert, funktioniert<br />

auch für den Tourismus: Zusammenarbeit<br />

lohnt sich, Zusammenarbeit rechnet sich.<br />

Neben der Themenzentrierung und dem<br />

Ausschöpfen der steirischen Stärken ist es<br />

ein Schwerpunkt der steirischen Tourismus-<br />

politik, dass die steirischen Tourismusbe-<br />

triebe ihre Qualität auf allen Ebenen verbes-<br />

sern: Ob Vier-Stern-Hotels oder Pensionen<br />

– die Qualität der Zimmer gilt es anzuheben.<br />

Ob Familien- oder Singleurlaube – die Pro-<br />

dukte müssen für die individuellen Kunden-<br />

wünsche maßgeschneidert werden. Ob<br />

Sommer oder Winter – die <strong>Steiermark</strong> ist zu<br />

jeder Jahreszeit eine Reise wert.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist das beliebteste Urlaubs-<br />

land der Österreicher. Rund 20 % aller Ös-<br />

terreicher, die ihren Urlaub in ihrer Heimat<br />

verbringen, tun dies in der <strong>Steiermark</strong>. Der<br />

Anteil der inländischen Gäste in der Steier-<br />

mark liegt bei etwa 68 %. Nicht zu überse-<br />

hen ist dabei die große wirtschaftliche Be-<br />

deutung des Tourismus: 10 Millionen Näch-<br />

tigungen pro Jahr, 2,7 Millionen Gäste, die<br />

220<br />

jährlich in die <strong>Steiermark</strong> kommen, über<br />

7.100 Beherbergungsbetriebe mit insge-<br />

samt knapp 106.000 Betten stehen Gästen<br />

zur Verfügung.<br />

Der Erfolg des steirischen Tourismus kommt<br />

nicht von irgendwo. Den Steirern sagt man<br />

beste Gastgeberqualitäten nach. Mit unse-<br />

rem Land werden die Eigenschaften „preis-<br />

fair“, „kinderfreundlich“ und „kulinarisch<br />

Schaffen Sie eine Marke! Lösen Sie sich vom Prinzip „Bauchladen“, das keine andere Botschaft<br />

transportiert als „Schaut auf unsere schöne Stadt, was die alles zu bieten hat“.<br />

Arthur Oberascher<br />

herausragend“ assoziiert. Als weitere Stär-<br />

ken gelten die Thermenkompetenz und die<br />

zeitgemäße Authentizität und Emotionalität.<br />

Ausbaupotenziale sehen Experten im noch<br />

nicht ganz klar geformten touristischen<br />

Image, in einem Defizit an international ver-<br />

marktbaren Betriebsgrößen und einer teil-<br />

weise mangelnden Strukturierung der Ange-<br />

bote.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über eine große Viel-<br />

falt an landschaftlicher Schönheit und tou-<br />

ristischen Angeboten. Im Norden prägen<br />

knapp 800 Zweitausender rund um den<br />

(fast) Dreitausender „Dachstein“, 3.500 Al-<br />

men, sechs Naturparks und ein National-<br />

park das Wander- und Bikererlebnis Steier-<br />

mark, im Südosten machen fünf Thermen<br />

rund um die Hundertwasser-Therme das<br />

Land zum Wellnesszentrum Nummer eins.<br />

Schlösserstraße und Apfelplantagen schmü-<br />

cken das Grün des steirischen Ostens. Im<br />

Westen locken das berühmte Kürbiskernöl,<br />

das „Grüne Gold“ der <strong>Steiermark</strong>, und die<br />

Geburtsstätte der weltberühmten Lipizzaner<br />

Besucher. Ganz im Süden bringt die sonni-<br />

ge Lage beeindruckender Weinberge inter-


national bekannte Tropfen hervor. Die Lan-<br />

deshauptstadt Graz, Europas Kulturhaupt-<br />

stadt 2003, überzeugt durch ein vielfältiges<br />

Veranstaltungs- und Kulturangebot. Da-<br />

neben pulsiert in der zum UNESCO-Welt-<br />

kulturerbe erhobenen mittelalterlichen Gra-<br />

zer Altstadt das Leben.<br />

Der Winter lässt sich zwischen den weißen<br />

Bergen im Norden und den heißen Quellen<br />

im Süden erforschen. 860 Pistenkilometer<br />

gilt es rund um den Weltmeisterschaftsort<br />

Schladming mit dem alljährlichen Veranstal-<br />

tungshöhepunkt, dem Weltcup-Nachtslalom<br />

der Herren, zu erforschen.<br />

Verwöhnen lässt man sich vom „Butlerser-<br />

vice“ auf der Turracherhöhe, der Nostalgie<br />

geht man beim Erlernen der alten Skifahr-<br />

technik der Jahrhundertwende am Stuhleck<br />

nach, und in drei Tagen Ski fahren lernt<br />

man im Ausseerland. Daneben hat sich die<br />

<strong>Steiermark</strong> mit ihren 19 Loipengütesiegel-<br />

orten zur Nordic-Expertin in Österreich ent-<br />

wickelt.<br />

Vision<br />

An die bisherigen Erfolge der steirischen ne beträgt jedoch 57 %. Gäste gehen kürzer<br />

Tourismuswirtschaft<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

gilt es anzuknüpfen. auf Urlaub,<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

dies aber öfter im Jahr und für Freizeit<br />

Die Ausgangslage ist gut, Wachstumspoten- diese kürzere Zeit wird höhere Qualität einziale<br />

sind vorhanden. Die Politik soll den gefordert. Das bedeutet für die Tourismus-<br />

Rahmen für die optimale Entwicklung des<br />

Tourismus in der <strong>Steiermark</strong> und einen wei-<br />

teren Ausbau des vielfältigen Angebots<br />

schaffen. Die Unterstützung und der Ausbau<br />

regionaler touristischer Leitprojekte sollen<br />

als Drehscheibe für weitere lokale Projekte<br />

dienen.<br />

Beim Ausbau des vielfältigen steirischen<br />

Tourismusangebots kann durchaus verstärkt<br />

Augenmerk auf „Lifestyle“-Angebote gelegt<br />

werden. Dennoch braucht die <strong>Steiermark</strong><br />

mit ihren natürlichen Attraktionen keine<br />

künstlichen Welten zu schaffen. So soll et-<br />

wa die Nutzung ländlicher Räume als Erho-<br />

lungsräume unter Aufrechterhaltung des<br />

ländlichen Gleichgewichts vor drohenden<br />

Aushungerungen dieser Regionen schüt-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 221<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />

zen.<br />

Die Hauptarbeit liegt aber bei den Touris-<br />

musbetrieben selbst, sie spielt sich auf der<br />

Ebene Betrieb – Gast ab. Diese Schiene<br />

Spätestens wenn die Kinder fragen, wo bei der Kuh die Butter rauskommt, hilft nur noch eins –<br />

Urlaub auf dem Bauernhof.<br />

Friedrich Küppersbusch<br />

muss durch professionelle Marktbearbei-<br />

tung durch die <strong>Steirische</strong> Tourismus Gesell-<br />

schaft, Qualitätsinitiativen und infrastruktu-<br />

relle Maßnahmen weiter verstärkt werden.<br />

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass eine starke Verschiebung hin zu Qua-<br />

litätsangeboten im Trend liegt. So liegt im<br />

Zehn-Jahres-Vergleich ein Rückgang in der<br />

Kategorie 2/1-Sterne um 49 % vor, die Zu-<br />

nahme der Betten in der Kategorie 5/4-Ster-<br />

wirtschaft, dass die Wertschöpfung aus<br />

dem Tourismus stetig zunimmt. Um diesem<br />

Qualitätsanspruch auch weiterhin voll ge-


echt zu werden, werden weitere Initiativen<br />

im Bereich der Qualitätsanhebung der<br />

Beherbergungsbetriebe folgen. In <strong>Zukunft</strong><br />

soll daher die Qualitätsoffensive auf den<br />

wichtigen Sektor der Privatbetriebe ausge-<br />

dehnt werden, wobei es unser Ziel ist, an<br />

Stelle der vielfältigen regionaltypischen<br />

Zimmer, wie z.B. Winzerzimmer, Almen-<br />

landzimmer, etc., das „Zimmer mit Früh-<br />

stück auf Steirisch“ mit lokalen Ausprägun-<br />

gen zu schaffen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> muss sich international ein-<br />

heitlich positionieren. Strategisch macht es<br />

nach dem Motto „Themenkonzentration<br />

statt Verzettelung“ Sinn, vor allem auf vier<br />

Kernelemente zu setzen: Wellness & Ther-<br />

men, Naturerlebnis & Sport, Städtetouris-<br />

mus & Kultur, Wein & Kulinarik. Dies be-<br />

dingt eine Marketingoffensive, die durch die<br />

Bündelung bestehender Marketingmittel,<br />

aber auch durch die gegenseitige Verstär-<br />

kung bestehender Marketingkonzepte sehr<br />

erfolgreich sein wird. Um marktfähige und<br />

marktstarke regionale Einheiten zu schaf-<br />

fen, ist es notwendig, die Regionenbildung<br />

weiterhin zu forcieren, vor allem auch im<br />

Bereich mehrgemeindiger Tourismusver-<br />

bände, die damit zu schlagkräftigen Klein-<br />

regionen im Rahmen der sieben Tourismus-<br />

regionen des Landes werden könnten.<br />

„Wellness & Thermen“ sind das Markenzei-<br />

chen der <strong>Steiermark</strong>: Die Thermen Bad Glei-<br />

chenberg, Bad Radkersburg, Loipersdorf,<br />

Bad Blumau und Bad Waltersdorf haben die<br />

Erfolgsgeschichte des <strong>Steirische</strong>n Thermen-<br />

222<br />

landes eingeleitet und geprägt. In den letz-<br />

ten zehn Jahren haben sich die Gästezahlen<br />

im Thermenland verdreifacht und die Über-<br />

nachtungen verdoppelt. Das <strong>Steirische</strong> Ther-<br />

menland ist demnach eine einzigartige Er-<br />

folgsgeschichte. Neue Thermen wie die<br />

Therme Nova Köflach und Thermenprojekte<br />

Viele Bundesländer beneiden uns um dieses einprägsame Symbol, das wir nun wieder stärker<br />

einsetzen. Das Herz steht für Emotion, die Farbe Grün ist positiv besetzt.<br />

Georg Bliem<br />

im <strong>Steirische</strong>n Salzkammergut knüpfen an<br />

diese Entwicklung an. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />

ihre führende Rolle in diesem Sektor weiter<br />

behaupten, indem sie beispielhafte Initia-<br />

tiven für einen hoch spezialisierten, stark<br />

gesundheitsbetonten Tourismus setzt, der<br />

zunehmend wichtiger wird. Gleichzeitig<br />

kann sich die <strong>Steiermark</strong> als Kompetenzzen-<br />

trum aller Formen von Gesundheitstouris-<br />

mus in Südosteuropa positionieren.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist das Land der Natur und<br />

des Sports. Die Vielfalt der landschaftlichen<br />

Schönheiten ist europaweit einzigartig.<br />

Unsere Landschaft bietet den Erholung-<br />

suchenden wie den Kulturtouristen und<br />

Sport- und Aktivitätssuchenden mannig-<br />

fache Möglichkeiten. Vor allem im Winter-<br />

tourismus hat die <strong>Steiermark</strong> Chancen, sich<br />

als jenes Land zu präsentieren, in dem über<br />

den alpinen Wintersport hinaus alle anderen<br />

Alternativen des Schneetourismus (Lang-<br />

lauf, Schneewandern, Schlitten fahren etc.)<br />

optimale Bedingungen finden. Damit wer-<br />

den ganz neue Gruppen von Wintertouristen<br />

angesprochen.<br />

„Städtetourismus & Kultur“ erfährt in der<br />

<strong>Steiermark</strong> eine neue Blüte. Graz ist als<br />

Kulturhauptstadt Europas 2003 weit über


Europa hinaus ein Begriff für die reizvolle,<br />

spannungsgeladene Kombination aus einer<br />

der weltweit schönsten Altstädte und einer<br />

modernen, aufregenden Architektur gewor-<br />

den. Nirgendwo in Österreich findet man<br />

eine bessere Auflösung dieser scheinbaren<br />

Gegensätze, die Graz als Kunst- und Kultur-<br />

destination unverwechselbar machen. Die<br />

Landeshauptstadt Graz ist dafür prädesti-<br />

niert, das touristische Drehkreuz und Tor<br />

zum Südosten Europas mit den anderen<br />

besuchenswerten Städten wie Ljubljana,<br />

Zagreb und Maribor zu werden.<br />

Aber nicht nur Graz mit dem vielfältigen<br />

Kulturangebot vom „steirischer herbst“ über<br />

„Styriarte“, „Jazzsommer“ und „Classics in<br />

the City“ bis zu den vielen kleineren Kultur-<br />

initiativen, die das Bild der steirischen Lan-<br />

deshauptstadt als Kunst- und Kulturstadt so<br />

nachhaltig prägen, sondern auch viele regi-<br />

onale Destinationen verführen unsere inlän-<br />

dischen und ausländischen Gäste in eine<br />

Welt, die eine große Historie hat und Tou-<br />

risten den Bogen aus der Geschichte in die<br />

<strong>Zukunft</strong> spannt. Sei es nun ein Besuch der<br />

Schlösserstraße in der Oststeiermark oder<br />

eine Fahrt zu industriehistorischen Sehens-<br />

würdigkeiten an der Eisenstraße oder bäuer-<br />

liche Wohn- und Arbeitskultur im Freilicht-<br />

museum in Stübing: Unser ganzes Bundessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So<br />

land bietet eine<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Vielzahl an spannenden muss künftig<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

noch mehr Wert auf die Freizeit<br />

Kultur- und Geschichtehöhepunkten, die Sprachausbildung der im Tourismus Be-<br />

künftig noch verstärkt beworben werden. schäftigten und auf die zielgruppenorientier-<br />

Eines der Kernelemente – „Wein & Kulina-<br />

rik“ – wird im Jahr 2005 eine neue Blüte<br />

erfahren. Das „Kulinarium <strong>Steiermark</strong>“ als<br />

Dachmarke über bestehende kulinarische<br />

Initiativen wird die <strong>Steiermark</strong> national und<br />

international als die Genussdestination po-<br />

sitionieren. Hervorragende Küche, wunder-<br />

bare Landschaft und exzellenter Wein sind<br />

jene Erfolgsfaktoren, die durch das perfekte<br />

Zusammenspiel nur in wenigen Regionen<br />

Europas ein so hohes Qualitätsniveau wie<br />

in unserem Bundesland erreichen. Der stei-<br />

rische Wein und das steirische Weinland<br />

sind exzellente Werbeträger für unser Bun-<br />

desland, die den Erfolg der neuen Initiative<br />

„Kulinarium <strong>Steiermark</strong>“ prägen werden.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat sowohl von der natürli-<br />

chen Ausstattung als auch von der Kompe-<br />

tenz her alle Voraussetzungen dafür, um auf<br />

dem Sektor „Wein & Kulinarik“ die Nummer<br />

eins unter den österreichischen Bundes-<br />

ländern zu werden.<br />

Ein weiteres wichtiges Feld ist die verstärk-<br />

te Internationalisierung der Tourismusaktivi-<br />

Der steirische Tourismus hat sich in unserem Bundesland zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor<br />

entwickelt …<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

täten. Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über eine gute<br />

Reputation in den neuen osteuropäischen<br />

Märkten. So werden manche steirische Ski-<br />

gebiete von Touristen aus Tschechien, Un-<br />

garn und der Slowakei geradezu „gestürmt“.<br />

Klar ist aber auch, dass die touristische In-<br />

frastruktur hier nachziehen muss, um bes-<br />

ten Angebotspakete gelegt werden. Dane-<br />

ben muss die Rolle des Flughafens Graz<br />

gefestigt und ausgebaut werden, da vor<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 223<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


allem für den Thermentourismus eine her-<br />

vorragend funktionierende Flugverbindung<br />

von großem Wert ist.<br />

Die Tourismuspolitik der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />

partei stellt sicher, dass die Erfolge auf ho-<br />

hem Niveau nicht nur gehalten, sondern<br />

auch ausgebaut werden und politische<br />

Schwerpunktsetzungen wie eine umfassen-<br />

de Qualitätsoffensive und verstärkte Inter-<br />

nationalisierung möglichst allen Tourismus-<br />

betrieben zugute kommen können. Es ist<br />

unser mittelfristiges Ziel, dass die Steier-<br />

mark in zumindest einem der südöstlichen<br />

Nachbarländer die führende österreichische<br />

Tourismusdestination wird.<br />

Aktion<br />

Ein Herz für die <strong>Steiermark</strong><br />

„Die <strong>Steiermark</strong> – Das Grüne Herz Öster-<br />

reichs“: Dieser Slogan war bis zum Ende<br />

der 1980er Jahre ein geläufiger Spruch und<br />

auch Botschafter des Tourismuslandes Stei-<br />

ermark. Das Herz wurde nun wieder zum<br />

Leben erweckt. Seit letztem Jahr wird es<br />

wieder mit großem Erfolg als Markenzei-<br />

chen unseres Bundeslandes eingesetzt. So<br />

begrüßt das „Grüne Herz“ bereits heute an<br />

den Staats- und Landesgrenzen Gäste in<br />

unserem Bundesland.<br />

Das „Grüne Herz“ drückt das steirische Le-<br />

bensgefühl aus: Natur und Natürlichkeit,<br />

224<br />

Herzlichkeit und Engagement, Selbstbe-<br />

wusstsein und Humor, Charme und Verzau-<br />

berung sind nur die wichtigsten Bestand-<br />

teile der Imagebildung. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />

klar und international am Markt positio-<br />

niert.<br />

Die <strong>Steirische</strong> Tourismus Gesellschaft, die<br />

sieben Tourismusregionen, die mehrgemein-<br />

digen Tourismusverbände und vor allem die<br />

Dabei liegt die Schwierigkeit jedoch im Wesen des touristischen Reisens, das eng mit der Vorstellung<br />

von Freiheit verbunden ist. Urlaub hat nichts mit Aufklärung oder Moral zu tun, sondern mit<br />

Entspannung, Action und Fun!<br />

Harald Friedl<br />

Tourismusbetriebe in allen Regionen sind<br />

die wichtigsten Träger der Vermarktung der<br />

<strong>Steiermark</strong>.<br />

Künftig wird die Dachmarke „<strong>Steiermark</strong>-<br />

Herz“ als Werbeträger für das „Grüne Herz<br />

Österreichs“ auftreten. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />

damit national und international werben,<br />

um so die Erfolgsgeschichte des steirischen<br />

Tourismus um ein Kapitel zu bereichern. Vor<br />

allem durch Verstärkung des internationalen<br />

Marketings des „Grünen Herzens“ in unse-<br />

ren Zielmärkten Deutschland, Italien und<br />

unseren östlichen Nachbarstaaten soll die<br />

Marke <strong>Steiermark</strong> verstärkt international po-<br />

sitioniert und der Anteil der ausländischen<br />

Touristen in der <strong>Steiermark</strong> gehoben wer-<br />

den.<br />

Unser Bundesland ist eine jener einzig-<br />

artigen Tourismusdestinationen, die durch<br />

eine überzeugende Angebotsvielfalt – vom<br />

ewigen Eis bis zum ewigen Wein – weit<br />

über die Bundesgrenzen hinaus bekannt<br />

sind. Das „Grüne Herz“ dient dafür als Bot-<br />

schafter.


Qualitätsoffensive <strong>Steiermark</strong>-Tourismus<br />

In der Tourismuswirtschaft ist eine starke<br />

Verschiebung hin zu Qualitätsangeboten zu<br />

erkennen. Um diesem Trend gerecht zu wer-<br />

den und um durch weitere Qualitätsverbes-<br />

serungen der bestehenden Infrastruktur den<br />

Tourismusstandort <strong>Steiermark</strong> noch attrakti-<br />

ver zu gestalten, wird eine „Qualitätsoffen-<br />

sive <strong>Steiermark</strong>-Tourismus“ einen starken<br />

Impuls zur Verbesserung der Qualität der<br />

Beherbergungsbetriebe auslösen. Im Rah-<br />

men dieses Projekts stehen jenen Beherber-<br />

gungsbetrieben, die ganzheitlich Qualitäts-<br />

verbesserungen durchführen, Kapazitätsop-<br />

timierungen vornehmen oder ihre Häuser<br />

mit Freizeit-Infrastruktur ausstatten, langfris-<br />

tig zinsenfreie Darlehen über bis zu 70 %<br />

der Investitionskosten zur Verfügung. Die<br />

Durchführung dieser Förderaktion ist durch<br />

zwei tilgungsfreie Anlaufjahre und die lang-<br />

sam über die Jahre ansteigende Tilgungs-<br />

quote besonders rückzahlungsfreundlich<br />

gestaltet. Über die „Qualitätsoffensive Stei-<br />

ermark-Tourismus“ wird für steirische Tou-<br />

rismusbetriebe ein Investitionsklima ge-<br />

schaffen, das kein anderes österreichisches<br />

Bundesland bieten kann. Es ist damit zu<br />

rechnen, dass über dieses interessante Fi-<br />

nanzierungs- und Förderungsinstrument<br />

jährlich Investitionen von etwa 35 Millionen<br />

Ausbau der Thermeninfrastruktur<br />

Die <strong>Steiermark</strong> hat sich vor allem durch die<br />

Erfolge im steirischen Thermenland eine<br />

führende Position im österreichischen Ther-<br />

mentourismus geschaffen. Seit 20 Jahren<br />

wurde 2004 erstmals wieder mit Unterstüt-<br />

zung des Landes <strong>Steiermark</strong> eine neue Ther-<br />

me in Betrieb genommen – die Therme<br />

Nova in Köflach. Es handelt sich bei der<br />

Therme Nova um ein touristisches Leitpro-<br />

jekt für die gesamte Weststeiermark, die<br />

sich von der Industrieregion zu einer Touris-<br />

musregion entwickelt.<br />

Ein weiterer Thermenschwerpunkt entsteht<br />

im <strong>Steirische</strong>n Salzkammergut, wo keine<br />

Konkurrenzierung steirischer Thermen zu<br />

befürchten ist und ein touristischer Meilen-<br />

stein für die Region gesetzt wird. Mit dem<br />

Sole-Bad in Bad Aussee und möglicherwei-<br />

se der Freizeiterlebnistherme in Bad Mit-<br />

terndorf wird die Gesundheitsregion Salz-<br />

kammergut ein neues, interessantes Profil<br />

erhalten. Ein erklärtes Ziel der steirischen<br />

Tourismuspolitik ist es, auch künftig die<br />

Vorreiterrolle der <strong>Steiermark</strong> im Thermen-<br />

Urlaub ist eine lebenswichtige Erinnerungsstütze daran, was der Mensch war, ehe der menschliche<br />

Einfallsreichtum mit unendlich vielen Ablenkungen in sein Refugium einfiel.<br />

Sir Peter Ustinov<br />

tourismus zu verstärken. Dabei soll durch<br />

eine intelligente Abstimmung und Ergän-<br />

zung am Markt eine Konkurrenzierung ver-<br />

mieden werden. Die gezielte Förderung<br />

Euro initiiert werden. Das führt zu einer stär- weiterer Thermenprojekte, die das Angebot<br />

keren Positionierung<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

der <strong>Steiermark</strong> im Qua- qualitativ<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

erweitern und der Nachfrageent- Freizeit<br />

litätstourismus. Die <strong>Steiermark</strong> bestätigt wicklung entsprechen, wird umfassend ge-<br />

damit wieder einmal ihre Vorreiterrolle. prüft.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 225<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Sport<br />

Erfahrung<br />

Sport spielt eine immer wichtigere Rolle im<br />

Leben vieler Menschen. Neben dem Fern-<br />

sehen nehmen sportliche Aktivitäten im<br />

Durchschnitt den größten Teil der Freizeit in<br />

Anspruch. Jugendliche lernen spielerisch<br />

miteinander umzugehen. Sport hält gesund<br />

und entlastet damit das Gesundheitssys-<br />

tem. In kaum einem anderen Bereich sind<br />

so viele ehrenamtliche Helfer am Werk. Im<br />

Mittelpunkt soll stets der Sportler stehen.<br />

Für ihn müssen Voraussetzungen geschaf-<br />

fen werden, die es ihm ermöglichen, sein<br />

volles Leistungspotenzial auszuschöpfen,<br />

vor allem aber soll Sport Spaß machen.<br />

Die steirische Sportinfrastruktur kann sich<br />

sehen lassen. Zahlen verdeutlichen die<br />

wichtige Rolle, die der Sport für Steirer ein-<br />

nimmt: Die drei Dachverbände ASKÖ, ASVÖ<br />

und Sportunion und etwa 3.000 Sportver-<br />

eine mit rund 60.000 Sportfunktionären<br />

betreuen 350.000 organisierte steirische<br />

Sportler. 98 % aller steirischen Gemeinden<br />

verfügen über öffentliche Sportanlagen. Klar<br />

dominierende Sportart ist nach wie vor der<br />

Fußball. Etwa 70 % der 542 steirischen<br />

Gemeinden verfügen über öffentliche Fuß-<br />

ballanlagen. Auch Tennis zählt zu den be-<br />

liebtesten Sportarten. Während im Jahr<br />

1953 gerade 17 steirische Tennisplätze vor-<br />

handen waren, konnten Tennisbegeisterte<br />

im Jahr 2004 zwischen mehr als 2.200<br />

Plätzen wählen. Es ist demnach kein Zufall,<br />

226<br />

dass unsere Sportler in vielen Sportarten<br />

Weltklasse sind. Erfolge wie die unserer<br />

Fußballteams und jene von Renate Götschl,<br />

Hans Knauss, Alois Stadlober, Thomas Mus-<br />

ter und vielen anderen sind auch auf die<br />

Wenn man den Begriff „Sport“ aus den entsprechenden Seiten der Zeitungen herausnähme, würden<br />

Frontberichte übrig bleiben.<br />

Peter Turrini<br />

gute steirische Sportinfrastruktur zurückzu-<br />

führen.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> genießt international den<br />

Ruf als Weltklasseveranstalter. Wir sind das<br />

Bundesland Nummer eins bei sportlichen<br />

Großveranstaltungen. Fünf Ski-Weltcup-Ver-<br />

anstaltungen fanden in der vergangenen<br />

Wintersaison in der <strong>Steiermark</strong> statt. Neben<br />

dem Schladminger Nachtslalom, der heuer<br />

den Zuschauerrekord mit 47.000 begeister-<br />

ten Fans schaffte, genossen tausende Sport-<br />

begeisterte den Langlauf-Weltcup in der<br />

Ramsau, die Snowboard- und Ski-Cross-<br />

Weltcup-Veranstaltungen am Kreischberg<br />

und das Skifliegen am Kulm. Mit der Moun-<br />

tainbike-Europameisterschaft 2003, dem<br />

Altstadtkriterium mit Lance Amstrong, der<br />

Eisstock-Weltmeisterschaft 2004, dem Graz-<br />

Marathon, der Europameisterschaft der Mo-<br />

dellflieger, der Kajak Rodeo-Weltmeister-<br />

schaft 2003, dem Tennisturnier der Legen-<br />

den mit Stars wie Boris Becker, Thomas<br />

Muster und Jim Courier, der Bogenschützen-<br />

Europameisterschaft 2004 und vielen wei-<br />

teren sportlichen Großveranstaltungen<br />

konnte unser Bundesland den Liebhabern<br />

aller Sportarten Großartiges bieten. Millio-<br />

nen Fernsehzuseher verfolgen jährlich stei-


ische Sportgroßveranstaltungen und be-<br />

kommen somit Bilder der landschaftlichen<br />

Schönheit unserer Heimat direkt in ihr<br />

Wohnzimmer geliefert.<br />

Fußball ist ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor<br />

geworden. Aber nicht bloß die beiden stei-<br />

rischen Top-Teams SK Sturm und GAK ma-<br />

chen weit über die Landes- und Bundes-<br />

grenzen hinaus Werbung für das Sportland<br />

<strong>Steiermark</strong>. Organisiert von der Landesge-<br />

sellschaft „IFCS – Internationale Fußball-<br />

camps <strong>Steiermark</strong>“ bestreiten alljährlich<br />

viele der besten Fußballteams der Welt ihre<br />

Saisonvorbereitung bei uns. Zu Gast waren<br />

etwa Teams wie Real Madrid, Arsenal Lon-<br />

don, Borussia Dortmund, Werder Bremen,<br />

Glasgow Rangers, Celtic Glasgow und AS<br />

Roma. Die Trainingsaufenthalte von 15 in-<br />

ternationalen Spitzenklubs aus elf Nationen<br />

brachten der <strong>Steiermark</strong> im Jahr 2004 weit<br />

über 5.000 zusätzliche Nächtigungen ein.<br />

Neben den ökonomischen Vorteilen ver-<br />

schaffen diese Vorbereitungscamps dem<br />

„Grünen Herz Österreichs“ auch enorme<br />

Werbeeffekte.<br />

Vision<br />

SK Sturm steht kurz vor Baubeginn. Im Be-<br />

Ohne Breite keine<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

Spitze! Wir brauchen die reich des<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

nordischen Wintersports entstand Freizeit<br />

Breite im Sport, um für den Nachwuchs zu durch die Installierung des „Nordischen<br />

sorgen, und wir brauchen die Spitze für die Trainingszentrums Ramsau“ in Verbindung<br />

nötigen Vorbilder. Für die steirische Sport-<br />

politik ist daher eine ausgeglichene Förder-<br />

politik zielführend, die einerseits Großevents<br />

als Leuchtfeuer möglich macht, anderer-<br />

seits jedoch auch die hunderttausenden<br />

Breitensportler optimal unterstützt.<br />

Ein gewichtiger Schwerpunkt muss auch<br />

weiterhin bei der Jugendförderung liegen.<br />

Die gesellschaftlichen, volkswirtschaftlichen<br />

und gesundheitspolitischen Effekte, die<br />

durch Sport generiert werden, sind enorm.<br />

Jugend zum Sport zu bringen ist jedoch<br />

auch für den Spitzensport eine elementare<br />

Grundvoraussetzung, denn ohne Jugend-<br />

arbeit kein Breitensport – und ohne Breite<br />

keine Spitze.<br />

Im Bereich des Sportnachwuchses ist in der<br />

<strong>Steiermark</strong> bereits vieles erreicht worden<br />

und zahlreiche Projekte sind auch künftig<br />

geplant. Im Bereich des Fußballnachwuch-<br />

ses wurden etwa neben den Investitionen<br />

in die Jugendakademien der beiden Grazer<br />

Fußballvereine SK Sturm und GAK mit Hilfe<br />

des Landes <strong>Steiermark</strong> zwei neue Fußball-<br />

Wahrscheinlich ist gerade der Zuschauer, der von seinem Sitzplatz aus applaudiert, während andere<br />

sich plagen, die wichtigste Definition der heutigen Sportliebe.<br />

Robert Musil<br />

colleges in Kapfenberg und Weiz installiert,<br />

die unseren Nachwuchshoffnungen neben<br />

einer hervorragenden sportlichen auch eine<br />

ausgezeichnete berufliche Ausbildung er-<br />

möglichen. Das neue GAK-Trainingszentrum<br />

in Graz-Weinzödl wurde bereits im Herbst<br />

2004 eröffnet, das Trainingszentrum des<br />

mit dem Dachsteingletscher und moderns-<br />

ten Anlagen das wahrscheinlich beste nor-<br />

dische Trainingszentrum der Welt. Insge-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 227<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


samt wurden fünf Nachwuchsschanzen<br />

neu adaptiert und mit Matten für den<br />

Sommerbetrieb ausgerüstet. Dazu kommen<br />

Investitionen in sechs Langlaufgebieten<br />

und eine Biathlonanlage, die nicht nur<br />

dem sportlichen Nachwuchs dienen, son-<br />

dern vor allem auch in touristischer Hin-<br />

sicht für Synergien sorgen, sowie der Aus-<br />

bau des Nordischen Ausbildungszentrums<br />

Eisenerz.<br />

Vielfalt im Sport ist wichtig. Die steirische<br />

Sportinfrastruktur bietet die besten Voraus-<br />

setzungen für ein reichhaltiges Angebot.<br />

Dennoch ist es nötig, auch einzelne<br />

Schwerpunkte zu setzen. Das Motto der<br />

steirischen Sportpolitik der <strong>Zukunft</strong> muss es<br />

sein, erfolgreiche Projekte weiter auszu-<br />

bauen, da sie das Land <strong>Steiermark</strong> mit all<br />

seinen Schönheiten weit über seine Grenzen<br />

hinaus bekannt machen und somit wert-<br />

volle Impulse liefern können.<br />

Dadurch ist es möglich, die Verbindung zwi-<br />

schen Sport und Tourismus weiter auszu-<br />

bauen, womit bestehende Arbeitsplätze<br />

gesichert und neue geschaffen werden.<br />

Großevents wie die Bewerbung um die al-<br />

pinen Ski-Weltmeisterschaften in Schlad-<br />

ming für das Jahr 2011 sollen ebenso ihren<br />

Platz finden wie neue, innovative Projekte<br />

228<br />

wie etwa die „<strong>Steirische</strong> Olympia-Nach-<br />

wuchsförderung“ oder die Eröffnung der<br />

kostenlosen Service- und Beratungsstelle für<br />

die zahlreichen ehrenamtlichen Sportfunk-<br />

tionäre. Im Gesamten ist dadurch mit zu-<br />

sätzlichen Initialzündungen im Sportland<br />

Nummer eins zu rechnen.<br />

Formel 1, Deutsche Tourenwagenmeister-<br />

schaft und Motorrad Grand Prix, Rolling<br />

Sport kann eine wichtige Rolle für die Verbesserung des Lebens jedes Einzelnen spielen, ja nicht nur<br />

des Einzelnen, sondern von ganzen Gesellschaften.<br />

Kofi Annan<br />

Stones und Bon Jovi – der Ö-Ring war jahr-<br />

zehntelang eines der prägenden Leitprojekte<br />

der westlichen Obersteiermark und wird es<br />

in <strong>Zukunft</strong> auch wieder sein. Aufgrund der<br />

multifunktionalen Verwendbarkeit ist der Auf-<br />

bau des Ö-Rings nicht allein ein sportliches<br />

Ziel der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, sondern zu-<br />

gleich eine regional-, wirtschafts- und kultur-<br />

politische Großinvestition, die Arbeitsplätze<br />

sichert und schafft sowie touristische Mög-<br />

lichkeiten für die <strong>Steiermark</strong> erschließt. Ge-<br />

„Event als Lebensprinzip“ bzw. die so genannte, oft abschätzig apostrophierte „Eventkultur“ unserer<br />

Jahrhunderte ist ein Jahrtausende altes Phänomen über verschiedene Kulturen und Kontinente hinweg,<br />

das mit einer quotengierigen Verblödung in „Massenveranstaltungen“ einer sinnentleerten<br />

Spaßgesellschaft nicht wirklich ausreichend definiert ist.<br />

Gerhard Hirschmann<br />

rade auch die marketingpolitische Bedeutung<br />

für das Sport- und Tourismusland <strong>Steiermark</strong><br />

ist nicht zu unterschätzen.<br />

Die derzeit bestehenden Grazer Sportanla-<br />

gen, insbesondere jene der Dachverbände,<br />

wie Unionhalle, ASKÖ-Zentrum, ASVÖ-Zen-<br />

trum, befinden sich größtenteils in einem


unbefriedigenden baulichen Zustand und<br />

sind sanierungsbedürftig. Daher plant die<br />

steirische Sportpolitik den Bau eines multi-<br />

funktionellen Sportzentrums auf dem der-<br />

zeitigen Gelände des ASKÖ-Sportzentrums<br />

in Graz-Eggenberg. Somit soll ein „Steiri-<br />

scher Sportcluster“ geschaffen werden, der<br />

die Dachverbände von der Last der Hallen-<br />

verwaltung befreit.<br />

Aktion<br />

Jahr des Radsports 2005<br />

Seit dem Jahr 2005 setzt die Steiermärki-<br />

sche Landesregierung jedes Jahr einen<br />

Schwerpunkt in einer anderen Sportart. Be-<br />

gonnen wurde mit dem „Jahr des Radsports<br />

2005“. Aufgrund der landschaftlichen Gege-<br />

benheiten bietet die <strong>Steiermark</strong> in sämtli-<br />

chen Schwierigkeitsstufen perfekte Bedin-<br />

gungen für Profi- und Hobby-Radsportler. Mit<br />

der Alpentour besitzt unser Bundesland die<br />

längste durchgehend beschilderte Mountain-<br />

bikestrecke der Welt. Die Radwege entlang<br />

der großen steirischen Flüsse sind gerade für<br />

Radausflüge mit der ganzen Familie hervor-<br />

ragend geeignet. Die <strong>Steiermark</strong> zählt auch<br />

im Radsport zu den besten Veranstaltern von die größte je gestartete Nachwuchsaktion in<br />

Großevents, was<br />

<strong>Zukunft</strong>:<br />

die Erfolge der Mountain- Sachen Tennis<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

dar. Gemeinsam mit dem Freizeit<br />

bike-Europameisterschaft und das mittler- steirischen Aushängeschild Thomas Muster<br />

weile legendäre Altstadtkriterium in der Gra- sollen wieder Jugendliche zum Tennissport<br />

zer Innenstadt mit Stars wie Lance Amstrong<br />

und Jan Ullrich unter Beweis stellen. Im<br />

„Jahr des Radsports 2005“ soll – etwa über<br />

die Schaffung von Mountainbike-Kompetenz-<br />

zentren in Graz und Schladming – verstärkt<br />

Lust am Radsport geweckt werden.<br />

Alpine Ski-WM:<br />

Bewerbung Schladming 2011<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist dank unserer hervorra-<br />

genden Beziehungen zum Österreichischen<br />

Skiverband alleiniger österreichischer Be-<br />

werber um die alpinen Skiweltmeisterschaf-<br />

ten für das Jahr 2011. Die Austragung<br />

dieser WM würde für die <strong>Steiermark</strong> nicht<br />

nur weltweite Bekanntheit und gesellschaft-<br />

liche Innovation auslösen, sie wäre auch<br />

eine große Chance zur ökonomischen Wei-<br />

terentwicklung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />

wird diese Bewerbung auch weiterhin mit<br />

großem Nachdruck unterstützen.<br />

Besonders durch die Kombination der Sicherung und Kontrolle von Qualität in der Ausbildung und in<br />

der Infrastruktur sowie in der Patronanz durch ehemalige Spitzensportler sehe ich jenes Potenzial, das<br />

die Basis künftiger Erfolge sein wird.<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

Ski-Flug-WM 2006<br />

Die Ski-Flug-Weltmeisterschaft 2006 steht<br />

vor der Tür. Für das Veranstalterland Stei-<br />

ermark investiert hier alleine das Sportres-<br />

sort 2 Millionen Euro in die Adaptierung der<br />

Kulmschanze.<br />

Projekt „Musterland <strong>Steiermark</strong>“<br />

Das Projekt „Musterland <strong>Steiermark</strong>“ stellt<br />

gebracht werden, und so ein steirischer<br />

Nachfolger für unsere ehemalige Nummer<br />

eins der Tenniswelt gefunden werden.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 229<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Das Land der Sicherheit<br />

Finanzielle Mittel allein stärken noch nicht das Sicherheitsgefühl<br />

der Menschen in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Eigenverantwortung der Menschen muss gefördert werden.


Sicherheit ist ein Thema, das die Menschen<br />

bewegt. Sicherheit spielt im täglichen Leben<br />

eine wichtige Rolle und das Bedürfnis nach<br />

Sicherheit und Geborgenheit spiegelt sich in<br />

den unterschiedlichsten Lebensbereichen<br />

wider. Ob es sich etwa um einen sicheren<br />

Arbeitsplatz, soziale Absicherung, Sicher-<br />

heit in Bezug auf eine intakte Umwelt und<br />

gesunde Lebensmittel, die Sicherung der<br />

Gesundheit und die Sicherheit im Straßen-<br />

verkehr handelt – alle diese Aspekte wurden<br />

schon in den vorhergehenden Kapiteln an-<br />

gesprochen – oder um die persönliche Si-<br />

cherheit vor Kriminalität bzw. das subjekti-<br />

ve Sicherheitsgefühl handelt, die in diesem<br />

Kapitel im Mittelpunkt steht – in modernen<br />

Gesellschaften hat sich das Streben nach<br />

sicheren Lebensumständen zu einem zen-<br />

tralen Thema erhoben. Ein umfassender<br />

Sicherheitsbegriff hat sich entwickelt, wobei<br />

es Aufgabe des Staates ist, durch die Fest-<br />

legung von Rahmenbedingungen den Men-<br />

schen in ihren <strong>Zukunft</strong>sperspektiven Pla-<br />

nungssicherheit und Gestaltungsmöglichkeit<br />

zu bieten. Der Staat kann jedoch nicht jede<br />

Verantwortung bezogen auf die Gewährleis-<br />

tung von Sicherheit übernehmen. Jeder ist<br />

aufgefordert, nach seinen Möglichkeiten ei-<br />

nen Beitrag für seine Sicherheit zu leisten.<br />

Jahrzehnte. Auch die österreichische Vertei-<br />

digungspolitik muss diesen Veränderungen<br />

Rechnung tragen. Der durch eine stabile<br />

Europäische Union gewährleistete Friede<br />

darf nicht zu Automatismen wie z.B. unre-<br />

flektierten Kasernenschließungen führen,<br />

vielmehr sind Strukturen auf moderne Ge-<br />

fährdungslagen und deutlicher ins Blickfeld<br />

tretende Aufgaben (z.B. Katastrophen-<br />

schutz) auszurichten. Graz ist das Kompe-<br />

Sicherheit ist innerhalb unserer Gesellschaft zu einem der wichtigsten und höchstgeschätzten Werte<br />

aufgestiegen und sicher nicht selbstverständlich. Wir können uns glücklich schätzen, in einer der<br />

sichersten Regionen der Welt zu leben. Viele Maßnahmen tragen dazu bei, vor allem aber der Einsatz<br />

der vielen ehrenamtlich Tätigen in verschiedenen Einsatzorganisationen, mit deren Hilfe die „Sichere<br />

<strong>Steiermark</strong>“ mittlerweile zu einem Markenzeichen wurde.<br />

Waltraud Klasnic<br />

tenzzentrum für die immer wichtiger wer-<br />

denden internationalen Einsätze.<br />

Immer stärker haben sich jedenfalls globale<br />

Bedrohungsszenarien entwickelt. Besonders<br />

der internationale Terrorismus ist seit den<br />

Ereignissen vom 11. September 2001 in<br />

New York und vom 11. März 2004 in Mad-<br />

rid zu einer konkreten Bedrohung geworden.<br />

Ebenso haben die Erweiterung der Europäi-<br />

schen Union und die damit einhergehende<br />

Reisefreiheit zu einer Form des Kriminaltou-<br />

rismus geführt, wie er bisher unbekannt war.<br />

Das betrifft vor allem die Vermögensdelikte.<br />

Die tatsächliche Auswirkung der Erweite-<br />

rung der Europäischen Union und die lang-<br />

fristige Bewertung dieser Situation als Aus-<br />

gangspunkt für Veränderungen der Sicher-<br />

heitslage in Österreich können noch nicht<br />

endgültig prognostiziert werden. Es gibt<br />

Gefährdungslagen im 21. Jahrhundert ha- nach der Verlagerung der EU-Außengrenze<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Sicherheit<br />

ben sich verändert, weichen deutlich ab von von der österreichischen Staatsgrenze weg<br />

Gefährdungspotenzialen der vergangenen jedoch Anzeichen einer positiven Entwick-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 233<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


lung. So gab es in der <strong>Steiermark</strong> im ersten<br />

Quartal 2005 einen Rückgang der Straftaten<br />

um 3,7 % und eine Steigerung der Aufklä-<br />

rungsquote um 0,9 % gegenüber dem Ver-<br />

gleichszeitraum im Vorjahr. Moderne Gefähr-<br />

dungslagen stellen für den Staat neue Her-<br />

ausforderungen dar. Um den Veränderungen<br />

und auch der Internationalisierung von Kri-<br />

minalität (internationale organisierte Krimi-<br />

nalität) schlagkräftig entgegentreten zu kön-<br />

nen, wurde auf Bundesebene die Exekutiv-<br />

reform initiiert, die 2005 in Kraft tritt.<br />

Ebenso wurde auf Bundesebene die Novel-<br />

lierung des Asylgesetzes in Angriff genom-<br />

men, um in einem effizienten und beschleu-<br />

nigten Verfahren dem Asylmissbrauch als<br />

Ausgangspunkt für kriminelle Handlungen in<br />

Österreich entgegenzuwirken.<br />

Immer wichtiger wird die Fähigkeit des<br />

Staates, neben der angemessenen Reaktion<br />

auch in der Prävention Schwerpunkte zu<br />

setzen. Betrifft die Prävention im Falle der<br />

äußeren Bedrohungen des Staates die Koo-<br />

peration und ein solidarisches Engagement<br />

Erfahrung<br />

Das vorbeugende Aktiv-Werden, die Präven-<br />

tion, spielt eine immer größere Rolle im<br />

Sicherheitsbereich. Der zunehmenden Be-<br />

deutung von Prävention liegt die Erkenntnis<br />

zugrunde, dass der Staat und die Exekutive<br />

zwar in der Bekämpfung von Kriminalität<br />

nicht ersetzt werden können und dürfen,<br />

dass aber die Exekutive allein nur bedingt<br />

in der Lage ist, Vergehen vorzubeugen, weil<br />

234<br />

gemeinsam mit anderen Staaten, so wird<br />

bezogen auf die innere Sicherheit ein soli-<br />

darisches Engagement aller gesellschaftli-<br />

cher Gruppen im Präventionssektor in Öster-<br />

reich immer wichtiger. Österreich und im<br />

Besonderen die <strong>Steiermark</strong> können für sich<br />

als Sicherheitsstandort in Anspruch neh-<br />

men, zu den sichersten Ländern der Welt<br />

zu gehören. Sicherheit ist dabei ein wesent-<br />

liches Kriterium für die Lebensqualität der<br />

Menschen in der <strong>Steiermark</strong>. Sicherheit ist<br />

auch ein entscheidender Standortfaktor für<br />

die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft.<br />

Dieser Erkenntnis folgend, wurde im Jahr<br />

1997 die Aktion „Sichere <strong>Steiermark</strong>“ ins<br />

Leben gerufen. Ziel der „Sicheren Steier-<br />

mark“ ist es, auf der Ebene des Zivil- und<br />

Katastrophenschutzes mit den Einsatzorga-<br />

nisationen insbesondere in der Vorbeugung,<br />

in der Sensibilisierung und Motivation der<br />

Bürgerinnen und Bürger den hohen Stan-<br />

dard in der <strong>Steiermark</strong> zu halten oder sogar<br />

noch auszubauen und Menschen für die<br />

ehrenamtliche Mitarbeit in den freiwilligen<br />

Einsatzorganisationen zu gewinnen.<br />

Mehr Sicherheit durch Kriminalprävention<br />

sie auf viele gesellschaftliche Bereiche, wie<br />

z.B. Erziehung, Schule, Wohnsituation oder<br />

auch Freizeitgestaltung, kaum Einfluss<br />

hat.<br />

In einer funktionierenden Bürgergesellschaft<br />

ist jeder zu eigenem Engagement und zu<br />

Gemeinsinn aufgerufen. Innere Sicherheit<br />

braucht Zivilcourage, ein Bewusstsein des<br />

Helfens, und nicht des Weg-Sehens.


Ohne das Zusammenwirken vieler gesell-<br />

schaftlicher Kräfte und Einrichtungen und<br />

die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger<br />

wäre jedes Präventionsprojekt aussichtslos.<br />

Die Gesellschaft als Ganzes ist gefordert,<br />

Ursachen für kriminelle Handlungen anzu-<br />

gehen und Maßnahmen gegen die Entste-<br />

hung von Kriminalität zu unterstützen. In<br />

der <strong>Steiermark</strong> gibt es bereits Initiativen<br />

(z.B. Sichere Gemeinde in Hartberg und<br />

Sicher.Gries! in Graz), um in einem Mitein-<br />

ander möglichst vieler gesellschaftlicher<br />

Gruppen im Rahmen von Präventionsprojek-<br />

ten gemeinsam Lösungen zu entwickeln.<br />

Zum einen beschäftigen sich diese Präven-<br />

tionsinitiativen mit der Stärkung des subjek-<br />

tiven Sicherheitsgefühls der Bevölkerung –<br />

der Verminderung der Furcht vor Straftaten<br />

–, zum anderen geht es auch um die Sen-<br />

sibilisierung der Menschen, was die Eigen-<br />

verantwortung für Sicherheit in ihrem kon-<br />

kreten Lebensumfeld betrifft. Einbindung<br />

der Menschen in Sachen Sicherheit steht in<br />

diesen Projekten an erster Stelle. Oftmals<br />

sind es leicht erkennbare Umstände, die das<br />

Sicherheitsgefühl der Menschen beeinträch-<br />

tigen, die den Lebensraum zu einem Angst-<br />

raum machen. Schlecht beleuchtete Stra-<br />

ßenzüge, Durchgänge oder Tiefgaragen oder<br />

Belästigungen durch Lärm, Schmutz oder<br />

heitsgefühl negativ beeinflussen. Auf Initia-<br />

tive der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wurde 2005<br />

das Landessicherheitsgesetz novelliert, um<br />

den Anforderungen bezogen auf die Sicher-<br />

heitslage in der <strong>Steiermark</strong> besser gerecht<br />

werden zu können und Maßnahmen zu er-<br />

möglichen, die das subjektive Sicherheits-<br />

gefühl der Bevölkerung stärken.<br />

Die Förderung von Zivilcourage der Bürgerin-<br />

nen und Bürger und die Übernahme von ei-<br />

Der Leitsatz „Hinschauen – helfen – Hilfe holen“ sollte im Bewusstsein der Menschen verankert<br />

werden. Das versteht sich nicht als Aufforderung an den Einzelnen, Privatsheriff zu spielen, sich<br />

selber in Gefahr zu begeben oder die Nachbarn zu bespitzeln. Es soll auch keine Bürgerwehr<br />

gebildet, sondern das Wahrnehmen der Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen<br />

gefördert werden.<br />

Eduard Hamedl<br />

gener Verantwortung für die eigene Sicherheit<br />

müssen unbedingt von Tendenzen zu einer<br />

Privatisierung von Exekutivaufgaben abge-<br />

grenzt werden. Der Aufbau von Bürgerwehren<br />

und dergleichen muss grundsätzlich abge-<br />

lehnt werden. Private Rechtsdurchsetzung<br />

und Selbstjustiz führen zur Verrohung der<br />

Gesellschaft und stellen kein effektives Mittel<br />

der Verbrechensbekämpfung dar. Die Ideen<br />

der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes<br />

und deren Engagement im Rahmen von Prä-<br />

ventionsprojekten stellen jedoch ein wertvol-<br />

les Potenzial dar. Der Suchtprävention beson-<br />

ders in Bezug auf Jugendliche kommt eine<br />

wesentliche Bedeutung zu. Es hat sich ge-<br />

zeigt, dass neben dem Angebot von sinnvol-<br />

len Perspektiven für eine Berufsausbildung<br />

und die Gestaltung der Freizeit auch ein Be-<br />

darf an Angeboten für das Erlernen von Kon-<br />

auch unangenehme und unerwünschte Verfliktlösungsstrategien besteht, um Auswege<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Sicherheit<br />

haltensweisen anderer sind einige Beispiele aus Problem- und Konfliktsituationen nicht in<br />

für Umstände, die das subjektive Sicher- Formen der Sucht zu suchen.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 235<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Vision<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird darauf hin-<br />

wirken, dass ein grundsätzlicher Bewusst-<br />

seinswandel gelingt, der die Bürgerinnen<br />

und Bürger die Bedeutung ihrer eigenen<br />

Verantwortung für Sicherheit in ihrem Le-<br />

bensumfeld wahrnehmen lässt und ihnen in<br />

Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen In-<br />

stitutionen und der Exekutive eigene<br />

Gestaltungsmöglichkeiten vermittelt. Die<br />

<strong>Steiermark</strong> soll zu einem Musterland der<br />

Prävention werden. Ziel ist der Aufbau eines<br />

„Präventionsclusters“, der erfolgreiche Prä-<br />

ventionsmodelle aus dem europäischen Be-<br />

reich einbezieht und weiter entwickelt. Der<br />

Ausbau von kriminalpräventiven Projekten<br />

– insbesondere von pädagogischen Projek-<br />

ten der Gewalt- und Drogenprävention, von<br />

Nachbarschafts- bzw. Wohnprojekten aber<br />

auch Informationsarbeit, bezogen auf tech-<br />

nische Prävention (z.B. Maßnahmen zum<br />

Schutz vor Einbrüchen) – kann zu einer<br />

Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls<br />

beitragen und auch die objektiv wahrnehm-<br />

bare Sicherheitslage positiv beeinflussen.<br />

Der Präventionsgedanke soll auf alle Ebenen<br />

des Zusammenlebens übertragen werden.<br />

Hiezu zählt auch die Stärkung und Förde-<br />

rung von Zivilcourage und die Bereitschaft<br />

der Bürgerinnen und Bürger, sich als Zeugen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Gemeinsam mit Städten, Gemeinden, Schu-<br />

len, Vereinen und anderen Partnern soll ein<br />

besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung<br />

236<br />

von Ursachen für „kriminelle Karrieren“ ge-<br />

legt werden. Vor allem Jugendliche müssen<br />

durch Projekte in der Suchtprävention ge-<br />

stärkt werden. Sie müssen in die Lage ver-<br />

setzt werden, nein zu sagen zum Konsum<br />

von Suchtmitteln. Initiativen für die Planung<br />

und Gestaltung sicherer öffentlicher Räume<br />

unter Einbeziehung aller „Betroffenen“ (z.B.<br />

Anwohnerinnen und Anwohner, Städtepla-<br />

nung, Exekutive) sind zu forcieren. Auf die<br />

Wir leben heute in einem doch sehr friedlichen Europa, in dem die Austragung von Konflikten mit<br />

Gewalt eher die Ausnahme als die Regel ist. Mit der am 1. Mai 2004 erfolgten Erweiterung um zehn<br />

neue Mitglieder und der Unterzeichnung des europäischen Verfassungsvertrages im Oktober 2004 ist<br />

die Union einen weiteren Schritt als erfolgreichstes Friedensprojekt der Geschichte gegangen.<br />

Alfred Schätz<br />

Einbeziehung von Sicherheitsaspekten in<br />

die Planung von Baugebieten, in der kom-<br />

munalen Wohnungspolitik, im Rahmen des<br />

öffentlichen Nahverkehrs muss konsequent<br />

geachtet werden. Ziel ist eine Sicherheits-<br />

partnerschaft zwischen Bevölkerung, gesell-<br />

schaftlichen Institutionen und der Exeku-<br />

tive. Bürgernähe der Exekutive und ein<br />

ständiger Dialog zur Herstellung eines ge-<br />

genseitigen Verständnisses müssen entwi-<br />

ckelt und gefördert werden.<br />

Aktion<br />

Präventionsbeiräte<br />

Über Präventionsbeiräte in Städten und Ge-<br />

meinden, in denen alle gesellschaftlichen<br />

Gruppen vertreten sind, soll die Möglichkeit<br />

des Erfahrungsaustausches geschaffen wer-<br />

den. In diesen Gremien können Problemstel-<br />

lungen besprochen und in enger Zusam-<br />

menarbeit mit der Exekutive Lösungsmodelle<br />

und konkrete Präventionsprojekte erarbeitet


werden. Präventionsbeiräte sollen z.B. in<br />

städtebauliche Prozesse oder in Planungs-<br />

prozesse im öffentlichen Nahverkehr einbe-<br />

zogen werden.<br />

Präventionsdialog und Zivilcourage<br />

An „Sicherheitsstammtischen“ in Gemeinden<br />

und Stadtbezirken können im Dialog von Be-<br />

troffenen und Experten für erkannte Proble-<br />

me Lösungen entworfen werden. Werden<br />

Sicherheit und Eigenverantwortung themati-<br />

siert, dann rückt auch die Zivilcourage in das<br />

Bewusstsein der Teilnehmenden. Der Sicher-<br />

heitsbeirat kann die Funktion übernehmen,<br />

am Stammtisch angesprochene Problemstel-<br />

lungen an die zuständigen Stellen weiterzu-<br />

leiten. Wichtig ist die Einbeziehung von Ver-<br />

tretern der Exekutive bei den Bürgergesprä-<br />

chen am „Sicherheitsstammtisch“.<br />

Über landesweite Aufklärungskampagnen<br />

soll das Thema Gewalt, sei es in der Familie<br />

oder in anderen Bereichen des Lebens, auf-<br />

gegriffen werden und die Bürgerinnen und<br />

Bürger sollen in ihrem Alltag zu Zivilcourage<br />

und zu einer Kultur des „Hinschauen, Helfen,<br />

Hilfe holen!“ ermuntert werden.<br />

Landessicherheitspreis<br />

Ein Landessicherheitspreis soll verliehen<br />

werden. Die Auszeichnung richtet sich bei-<br />

spielsweise an Privatpersonen, die sich cou-<br />

ragiert für andere Menschen in Notsituatio-<br />

nen eingesetzt haben, Exekutivbeamte, die<br />

sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit<br />

in besonderem Maße eingesetzt haben, und<br />

an Fachleute aus dem Sicherheitsbereich,<br />

die technische Innovationen eingebracht<br />

haben.<br />

Suchtprävention<br />

Im Suchtgiftbereich geht es um die Vernet-<br />

zung und den Erfahrungsaustausch bereits<br />

bestehender Einrichtungen (z.B. vivid, Neu-<br />

start). Möglichkeiten der Prävention im<br />

Schulbereich sind durch Schwerpunkt-<br />

aktionen zu verstärken wie z.B. durch das<br />

Veranstalten von Sicherheitstagen in Schu-<br />

len, die konkrete Darstellung der Folgen von<br />

Suchtgift und Kriminalität und die Einbe-<br />

Die Polizei soll einerseits ihr Tun dem Bürger transparent und verständlich machen, andererseits muss<br />

sie auch im direkten Kontakt mit dem Bürger über ihr Handeln informieren und die Ängste und<br />

Bedürfnisse der Bevölkerung hinterfragen.<br />

Werner Miedl<br />

ziehung Betroffener (etwa auch als Modell<br />

sozialer Arbeit). Lehrer und Eltern müssen<br />

durch Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

aktiv in die Drogenprävention einbezogen<br />

werden. Von großer Bedeutung ist die Sen-<br />

sibilisierung von Jugendlichen durch öffent-<br />

lichkeitswirksame Maßnahmen bezogen auf<br />

die Gefahr von Suchtmitteln (z.B. die Sport-<br />

veranstaltung „Lauf ins Leben“).<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Sicherheit<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 237<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Bürgernahe Exekutive<br />

Erfahrung<br />

Immer wieder ist die Präsenz der Exekutive<br />

in der Öffentlichkeit Gegenstand heftiger<br />

Kontroversen. Die Forderung nach einer<br />

stärkeren Präsenz ist ein gängiges Stereotyp<br />

gerade auch im Zuge der Reform der Exe-<br />

kutive von Gendarmerie und Polizei hin zu<br />

einer gemeinsamen Organisationsstruktur<br />

unter der gemeinsamen Bezeichnung Poli-<br />

zei. Eine Ursache für die Forderung nach<br />

mehr Exekutivbeamten durch Bürgerinnen<br />

und Bürger kann aber auch darin gesehen<br />

werden, dass es Defizite in der Kenntnis der<br />

Arbeitsabläufe und Organisation der Exe-<br />

kutive von Seiten der Bürgerinnen und<br />

Bürger gibt. Im Rahmen des steirischen<br />

Exekutivtages im Jahr 2004 wurde erstmals<br />

eine Gelegenheit geschaffen, bei der sich<br />

die „Blaulichtorganisationen“ den Bürgerin-<br />

nen und Bürgern sowohl durch Präsentation<br />

ihrer praktischen Kompetenzen als auch<br />

durch Erläuterungen ihrer Arbeitsabläufe<br />

vorstellen konnten. Solche Informations-<br />

veranstaltungen und auch das direkte Ge-<br />

spräch und der Zugang zur Exekutive leisten<br />

einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des<br />

Sicherheitsgefühls der Bevölkerung, aber<br />

auch zur Herstellung eines gegenseitigen<br />

Verständnisses zwischen Bürgerinnen bzw.<br />

Bürgern und Einsatzorganisationen. Eine<br />

Vertrauensbasis zwischen Bürgerinnen bzw.<br />

Bürgern und der Exekutive ist auch ein<br />

238<br />

Schritt zu einer erfolgreichen Kriminal-<br />

prävention.<br />

Anlaufstellen und Kontaktpersonen leisten<br />

wichtige erste Hilfestellung oder Vermitt-<br />

lungsarbeit und sind ausschlaggebend für<br />

ein Gefühl von Geborgenheit. Es hat sich im<br />

Sicherheit ist überall dort gefordert, wo sich die Freiräume der Menschen überschneiden.<br />

Aufgabe der Sicherheitsexekutive, das heißt von Sicherheitsbehörden und Wachkörpern ist es nun,<br />

die damit zwangsläufig einhergehenden, zwischenmenschlichen Kollisionen im Wege der Prävention<br />

und Repression zu beseitigen.<br />

Josef Klamminger<br />

Falle von Konfliktlösungsprojekten an Schu-<br />

len oder unter Jugendlichen gezeigt (Stutt-<br />

garter Modell), dass die Zusammenarbeit<br />

von Betroffenen und der Exekutive zu guten<br />

Ergebnissen führt. Jugendliche wurden von<br />

Experten besonders zur Vermittlung und zur<br />

Lösung von Konflikten geschult und wurden<br />

erfolgreich in ihrer Schule zur Vermeidung<br />

von Konflikten tätig. Die Akzeptanz eines<br />

gleichaltrigen Vermittlers ist unter Jugendli-<br />

chen wesentlich höher als die eines älteren<br />

und unbekannten Exekutivbeamten.<br />

Auch die institutionalisierte Sicherheitsbera-<br />

tung ist eine wichtige Schnitt- und Anlauf-<br />

stelle der Bevölkerung. Die Kenntnis von<br />

dieser Beratungsmöglichkeit in der Bevölke-<br />

rung kann jedoch gesteigert werden.<br />

Vision<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> strebt einen Ausbau<br />

der Sicherheitsberatung an. Sicherheitsbera-


terinnen und Sicherheitsberater besonders<br />

unter Jugendlichen müssen ausgebildet wer-<br />

den, um in der Konfliktlösung unter Jugend-<br />

lichen vermittelnd einzugreifen und auf Alter-<br />

nativen in der Konfliktlösung hinzuwirken.<br />

Die Möglichkeit der persönlichen Kontakt-<br />

aufnahme zwischen Bevölkerung und Poli-<br />

zeibeamten muss ohne Hemmschwellen<br />

und Berührungsängste gegeben sein.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für ein breit<br />

angelegtes Netz von Dienststellen, die<br />

bestmögliche Ausstattung und eine aus-<br />

reichende personelle Kapazität der Exekutive<br />

ein, um eine effektive Kriminalitätsbekämp-<br />

fung im Rahmen der aktuellen organisatori-<br />

schen Anforderungen und der sich verän-<br />

Ausbau des Opferschutzes<br />

Erfahrung<br />

Opfer von Kriminalität erleiden nicht nur<br />

körperliche, seelische oder finanzielle Schä-<br />

digung. Mit der Tat wird oftmals auch das<br />

Vertrauen in Sicherheitsorganisationen und<br />

das Gefühl von Geborgenheit im eigenen<br />

Lebensumfeld geschädigt. Gerade in der<br />

ersten Zeit und in der ersten Hilfestellung<br />

nach dem Erleben einer kriminellen Hand-<br />

lung gilt es dem Opfer so schnell wie mög-<br />

lich und so unbürokratisch wie möglich<br />

Unterstützung zu leisten. Eine erste Unter-<br />

dernden Sicherheitslage zu gewährleisten.<br />

Ein Modellversuch soll in der <strong>Steiermark</strong> zur<br />

Herstellung eines persönlichen Bezuges der<br />

Bevölkerung, eines überschaubaren Berei-<br />

ches einer Stadt oder einer Gemeinde mit<br />

einem persönlich zuständigen Polizeibeam-<br />

ten gestartet werden. Ziel ist die wohn-<br />

bereichsnahe Intensivierung der Bürgerkon-<br />

takte z.B. durch Kontaktaufnahmen mit Bür-<br />

gerinnen und Bürgern, Bürgerbesuchen und<br />

Bürgersprechstunden. Auch die Teilnahme<br />

des betreuenden Polizeibeamten an „Sicher-<br />

heitsstammtischen“ und eine enge Koopera-<br />

tion mit dem (zu schaffenden) Sicherheits-<br />

beirat einer Gemeinde oder eines Stadtbezir-<br />

kes kann zu einer Intensivierung des<br />

Kontaktes zwischen Bürgerinnen bzw. Bür-<br />

gern und der Exekutive beitragen. Die Sicher-<br />

heitsbeiräte sollen in Zusammenarbeit mit<br />

der Exekutive die Schulung von Jugendlichen<br />

im Rahmen von Seminaren zum Erlernen von<br />

Konfliktlösungsstrategien koordinieren.<br />

Vision<br />

Opfer von kriminellen Handlungen sollen<br />

nicht nur verstärkt psychologische Betreu-<br />

ung und rasch und unbürokratisch finanzi-<br />

ellen Ausgleich erhalten, sondern auch eine<br />

rechtskundige Prozessbegleitung.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Aus-<br />

stützung und Hilfestellung erhalten Verbreweitung der Möglichkeiten zur Hilfestellung<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Sicherheit<br />

chensopfer jetzt bereits durch Organisatio- für Verbrechensopfer ein. Dies gilt in besonnen<br />

wie z.B. „Weißer Ring“.<br />

derem Maße für Fälle, in denen bereits exis-<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 239<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


tierende Leistungen zur Abfederung von<br />

Verbrechensfolgen nicht zu erlangen sind.<br />

In Frage kommt die Einrichtung eines Fonds<br />

für Verbrechensopfer. Weiterhin soll eine<br />

Erprobung der Tätigkeit eines Opferanwalts<br />

in Zusammenarbeit mit der Steiermärki-<br />

schen Rechtsanwaltskammer initiiert wer-<br />

den. Zu prüfen ist, wie für Opfer von<br />

Straftaten der Umgang mit Behörden und<br />

Institutionen erleichtert werden kann. Be-<br />

240<br />

strebungen, eine Verbesserung der Mög-<br />

lichkeiten gesetzlich zu verankern, um<br />

vermögensrechtliche Ausgleichsansprüche<br />

wie Schadenersatz und Schmerzensgeld<br />

Die systematische Vernetzung der Angebote der psycho-sozialen Sofortbetreuung mit den bestehenden<br />

Strukturen der Notfallversorgung und der Katastrophenhilfe ist eine unabdingbare Voraussetzung für<br />

eine kompetente Hilfestellung für Menschen in traumatischen Lebenssituationen.<br />

Katharina Purtscher<br />

Bürgernahe Justiz<br />

Erfahrung<br />

Die Aufgabe der Justiz ist die bürgernahe<br />

Konfliktbewältigung. Aus Effizienzgründen<br />

wurde im Jahre 2002 von Seiten der Stei-<br />

ermärkischen Landesregierung einer sachli-<br />

chen Reform der Gerichtsorganisation in der<br />

<strong>Steiermark</strong> zugestimmt. Weitere Pläne zur<br />

Umstrukturierung der Gerichtsorganisation<br />

bezogen auf Standortschließungen werden<br />

abgelehnt. Bürgerinnen und Bürger haben<br />

ein Recht auf einen wohnortnahen Zugang<br />

zu einer qualitätsvollen Rechtsprechung, wo<br />

Entscheidungen in angemessener Zeit ge-<br />

troffen werden.<br />

bereits im Strafverfahren zu sichern, werden<br />

ausdrücklich unterstützt. Organisationen<br />

wie z.B. „Weißer Ring“ müssen finanziell<br />

unterstützt werden. Diese Unterstützung<br />

soll im Landesvoranschlag verankert wer-<br />

den.<br />

Vision<br />

Bürgerinnen und Bürger kommen in raschen<br />

Verhandlungen in angemessener Zeit zu ih-<br />

rem Recht. Die Urteilsausfertigung, vor al-<br />

lem im Zivilrechtsbereich, erfolgt unmittel-<br />

bar nach Beendigung der Verhandlung.<br />

Aktion<br />

Die Zurverfügungstellung des entsprechen-<br />

den Personals im Gerichtswesen (Richter,<br />

Staatsanwälte, Gerichtsbedienstete und<br />

Strafvollzugsbedienstete) muss gewährleis-<br />

tet bleiben, um die Qualität der Rechtspre-<br />

chung auf hohem Niveau zu halten. Kür-<br />

zungen bei Budget oder Planstellen sollen<br />

vermieden werden.


Mehr Sicherheit durch das Ehrenamt<br />

in den Einsatzorganisationen<br />

Erfahrung<br />

Der Zivil- und Katastrophenschutz in der<br />

<strong>Steiermark</strong> ist auf einem hohen Niveau aus-<br />

gebaut und hat sich in zahlreichen Einsät-<br />

zen bei der Bewältigung von Krisensituatio-<br />

nen (Hochwasser 2002, Tsunami-Katastro-<br />

phe 2004/05, Schneechaos 2005 etc.) und<br />

bei der vorbeugenden Planung z.B. bei Groß-<br />

veranstaltungen, wie etwa dem Mitteleuro-<br />

päischen Katholikentag in Mariazell 2004,<br />

bestens bewährt. Eine sehr wichtige Rolle<br />

spielen dabei die freiwilligen Einsatzorgani-<br />

sationen. 90 % des gesamten Katastro-<br />

phenschutzes werden zu mehr als 90 % von<br />

steirischen Einsatzorganisationen abge-<br />

deckt. Von den 60.000 Mitgliedern der<br />

freiwilligen Einsatzorganisationen werden<br />

jährlich rund 11 Millionen Stunden ehren-<br />

amtlich und freiwillig geleistet. Auf dem<br />

Weg, das Ehrenamt attraktiv zu gestalten<br />

und die gesellschaftliche Wahrnehmung<br />

und Akzeptanz zu fördern, wurde der Tag<br />

des Ehrenamtes ins Leben gerufen, an<br />

dem engagierten ehrenamtlichen Helfern für<br />

ihre Verdienste die Humanitas-Medaille<br />

verliehen wird.<br />

Bei der Bewältigung der Folgen der Flutka-<br />

tastrophe in Asien 2005 wurden zudem die<br />

Rahmen des Zivil- und Katastrophenschut-<br />

zes ist es, eine funktionierende Vernetzung<br />

mit allen Institutionen des Katastrophen-<br />

schutzes, aber auch mit Regionen innerhalb<br />

der Europäischen Union herzustellen und zu<br />

optimieren. Neben der Erstellung eines um-<br />

Unsere <strong>Steiermark</strong> ist die sicherste Region in der EU: reich an freiwilligen HelferInnen, die<br />

unentgeltlich rund um die Uhr ihre Freizeit opfern und dabei für den in Not geratenen Mitmenschen oft<br />

selbst in Gefahr geraten. Ihr Lohn ist die Gewissheit, Leben gerettet oder einfach geschützt zu haben.<br />

Astrid Roschker<br />

fassenden und ständig aktualisierten Kata-<br />

logs von Bedrohungsszenarien gehören re-<br />

gelmäßige Übungen zu den Schwerpunkten<br />

der Tätigkeit des Zivil- und Katastrophen-<br />

schutzes in der <strong>Steiermark</strong>. Im Rahmen der<br />

„Sicheren <strong>Steiermark</strong>“ werden regelmäßig<br />

Ernstfallsimulationen von der Krisenbe-<br />

wältigung bei Hochwasser bis hin zur Eva-<br />

kuierung von Schulen (Aktion „Sichere<br />

Schule“) durchgeführt. Im Rahmen der<br />

Einführung von Herz-Lungen-Wiederbele-<br />

bungskursen wurde die Wichtigkeit und<br />

Effektivität öffentlichkeitswirksamer Initiati-<br />

ven wie der „Sicheren <strong>Steiermark</strong>“ deutlich.<br />

Es konnten seit 1997 bereits über 20.000<br />

Bürgerinnen und Bürger gewonnen werden,<br />

an Schulungen und Kursen teilzunehmen.<br />

Vision<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den zustän-<br />

Wichtigkeit und die Leistungsfähigkeit des digen Behörden und der Bevölkerung ist<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Sicherheit<br />

steirischen Kriseninterventionsteams deut- unerlässlich für die Bekämpfung moderner<br />

lich. Die große Herausforderung der Zeit im Bedrohungen im Bereich des Zivil- und<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 241<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Katastrophenschutzes. Hemmschwellen der<br />

Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem Ernst-<br />

fall und auch den Institutionen des Zivil- und<br />

Katastrophenschutzes auseinanderzusetzen,<br />

müssen abgebaut und die Eigenverant-<br />

wortung ausgebaut werden. Die Ausstattung<br />

der steirischen Institutionen im Bereich Zivil-<br />

und Katastrophenschutz muss auf dem neu-<br />

esten Stand der Technik gehalten werden.<br />

Das System der ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />

in den Einsatzorganisationen muss erhalten,<br />

sichergestellt und noch weiter ausgebaut<br />

werden. Den Bürgerinnen und Bürgern soll<br />

die „Win-Win-Situation“ bei einer ehrenamt-<br />

lichen Mitarbeit vermittelt werden, um sie<br />

so zum Mithelfen zu bewegen.<br />

Eine Stärkung des Ehrenamtes ist notwen-<br />

dig. Ehrenamtliche Leistungen sollen ent-<br />

sprechende Anerkennung bekommen, und<br />

der Öffentlichkeit sollen die Unersetzbarkeit<br />

und die Bedeutung der ehrenamtlichen Ar-<br />

beit bewusst gemacht werden. Zur Sicherung<br />

des Ehrenamtes müssen das positive Grup-<br />

pengefühl und die integrative Funktion be-<br />

wusst gestärkt werden. Menschen sollen sich<br />

mit dem Ehrenamt identifizieren können.<br />

Aktion<br />

Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird weiterhin für<br />

optimale Einsatzbedingungen für die Ein-<br />

satzorganisationen und für die weiterhin<br />

242<br />

effiziente Verwendung von vorhandenen<br />

Geldmitteln im Bereich der Einsatzorganisa-<br />

tionen eintreten.<br />

Es hat sich bewährt, Menschen, die Zivilcou-<br />

rage beweisen bzw. sich ehrenamtlich enga-<br />

gieren, öffentlich auszuzeichnen. Zu über-<br />

legen ist eine Medienkooperation, die es<br />

ermöglicht, in regelmäßigen Abständen<br />

(monatlich/wöchentlich) verdiente ehrenamt-<br />

Wie der Tag des Ehrenamtes selbst sind auch die Humanitas-Medaillen ein – äußeres – Zeichen der<br />

Wertschätzung, das die Ausgezeichneten stellvertretend für die vielen ausgezeichneten Leistungen<br />

aller ehrenamtlich Tätigen empfangen. Stellvertretend und beispielhaft für alle 17 steirischen Bezirke<br />

und für die große <strong>Steiermark</strong>.<br />

Waltraud Klasnic<br />

liche Mitarbeiter der Einsatzorganisationen<br />

der Öffentlichkeit vorzustellen. Präsentations-<br />

veranstaltungen (z.B. Landesexekutivtag)<br />

können neben der Leistungsschau auch das<br />

Ansehen des Ehrenamts heben und Men-<br />

schen zum Mitmachen anregen. Zielgruppen<br />

sollen in der öffentlichen Bewerbung des<br />

Ehrenamtes direkt angesprochen werden<br />

(z.B. junge Menschen, Pensionisten).<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Information sind<br />

für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung<br />

sehr wichtig. Der Öffentlichkeit soll vermit-<br />

telt werden, dass es zuständige Stellen und<br />

Organisationen gibt, die auf den Katastro-<br />

phenfall/Ernstfall vorbereitet sind.<br />

Zur Verdeutlichung der Wichtigkeit und der<br />

Leistungsfähigkeit der vielen ehrenamtlich<br />

Tätigen in den Einsatzorganisationen soll<br />

eine Studie in Auftrag gegeben werden, die<br />

erhebt, wie viele Mittel von der öffentlichen<br />

Hand aufzubringen wären, um das hohe Si-<br />

cherheitsniveau in der <strong>Steiermark</strong> ohne die<br />

ehrenamtlich Tätigen aufrechtzuerhalten.


Wesentliche Impulse für unseren Denkprozess 2000 bis 2005 lieferten zahlreiche Ver-<br />

anstaltungen, Arbeitskreise, Gespräche und Publikationen (siehe dazu auch das Kapitel<br />

„Innovation hat Tradition“). Dabei waren unter anderem folgende Personen Vortragende,<br />

Autorinnen und Autoren bzw. Ideengeber und Verantwortliche der Denkwerkstätten:<br />

A<br />

Alfred Ableitinger<br />

Eva Adamer-König<br />

Tristan Aichinger<br />

Claus Albertani<br />

Werner Amon<br />

Hannes Androsch<br />

Franz Asböck<br />

Sinur Aziz<br />

B<br />

Johann Bacher<br />

Harald Baloch<br />

Dalibor Barbalic<br />

Martin Bartenstein<br />

Pierre-Emmanuel Bartier<br />

Wladyslaw Bartoszewski<br />

Susanne Bauer<br />

Martina Bayer<br />

Michael Beckereit<br />

Wolfgang Benedek<br />

Bernd Beutl<br />

Walburga Beutl<br />

Gudrun Biffl<br />

Hans Bischof<br />

Benedikt Bittmann<br />

Doris Bittmann<br />

Kathrin Blanck<br />

Adolf Bogensberger<br />

Marlene Bogensberger<br />

Heribert Bogensperger<br />

Leo Borchardt<br />

Gertrude Brinek<br />

Emil Brix<br />

Kurt David Brühl<br />

Gernot Brunner<br />

Anton Bucher<br />

Christian Buchmann<br />

Ernst Burger<br />

Erhard Busek<br />

Peter Bußjäger<br />

C<br />

Manuel Castillo<br />

Alexander Ceh<br />

Eva-Maria Chibici-Revenau<br />

Karl Christandl<br />

Karl Crailsheim<br />

D<br />

Karl-Heinz Dernoscheg<br />

Warnfried Dettling<br />

Erwin Dirnberger<br />

Anton Doppler<br />

Christopher Drexler<br />

Katrin Drkosch<br />

Roman Dubasevych<br />

244<br />

E<br />

Martha Eckl<br />

Kristina Edlinger-Ploder<br />

Walter Egger<br />

Wolfgang Egger<br />

Thomas Einwallner<br />

Detlev Eisel-Eiselsberg<br />

Iris Eisenberger<br />

F<br />

Markus Fallenböck<br />

Klaus Fankhauser<br />

Helfried Faschingbauer<br />

Anna Fedorchenko<br />

Hubert Feichtlbauer<br />

Michael Feiertag<br />

Franz Feldgrill<br />

Ruth Feldgrill-Zankel<br />

Benita Ferrero-Waldner<br />

Franz Fiedler<br />

Ernst Fink<br />

Reinhard Fink<br />

Heinz Fischer<br />

Heinz M. Fischer<br />

Hellmut Fischmeister<br />

Michael Fleischhacker<br />

Eva-Maria Fluch<br />

Helmut Forenbacher<br />

Daniela Fraiß<br />

Michael Frank<br />

Martha Franz<br />

Elisabeth Freiberger<br />

Harald Friedl<br />

Cordula Frieser<br />

Gilbert Frizberg<br />

Philipp Funovits<br />

G<br />

Tamar Gamkrelidze<br />

Anton Gangl<br />

Christof Gaspari<br />

Holger Gasperlin<br />

Harald Gaugg<br />

Elisabeth Gehrer<br />

Gerda Gesek<br />

Alexandra Giselbrecht<br />

Eva Glawischnig<br />

Werner Gobiet<br />

Ernst Gödl<br />

Gerhard Gödl<br />

Edith Gößnitzer<br />

Johann Götschl<br />

Edith Goldeband<br />

Erich Gornik<br />

Franz Gosch<br />

Mohammed Gowayed<br />

Christoph Grabenwarter


Hans Graf<br />

Karin Grasenick<br />

Fritz Grillitsch<br />

Alfred Grinschgl<br />

Erwin Gruber<br />

Kurt Grünewald<br />

Isabella Gutmann<br />

Alfred Gutschelhofer<br />

H<br />

Mario Haar<br />

Otto Habsburg<br />

Arben Hajrullahu<br />

Eduard Hamedl<br />

Heinz Hammer<br />

Gregor Hammerl<br />

Herbert Harb<br />

Philipp Harnoncourt<br />

Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />

Gerd Hartinger<br />

Heinz Haselwander<br />

Franz Hasiba<br />

Klaus Hatzl<br />

Werner Hauser<br />

Martin Hauszer<br />

Alfred Hannes Heinzel<br />

Birgit Held-Doppelhofer<br />

Edgar Hemmerich<br />

Nikolaus Hermann<br />

Roman Herzog<br />

Marianne Hilf<br />

Wilhelm Himmel<br />

Gerhard Hirschmann<br />

Erich Hochleitner<br />

Elisabeth Hödl<br />

Erich Hödl<br />

Sigurd Höllinger<br />

Herwig Hösele<br />

Monika Hoffberger<br />

Kurt Hohensinner<br />

Anna Magdalena Hollwöger<br />

Gerhart Holzinger<br />

Hannes Huber<br />

Margaretha Huber<br />

Stefan Huber<br />

Frido Hütter<br />

John Hulsey<br />

Waldemar Hummer<br />

Dieter Hundt<br />

I<br />

Kai Illing<br />

J<br />

Hans Jaklitsch<br />

Thomas Jaklitsch<br />

Franz Jeglitsch<br />

Sonja Jöbstl-Findeis<br />

Kurt Jungwirth<br />

K<br />

Christiane Kada<br />

Thomas Kadi<br />

Manfred Kainz<br />

Hans Kaiser<br />

Oskar Kalamidas<br />

Kurt Kalcher<br />

Egon Kapellari<br />

Beatrix Karl<br />

Franz Karl<br />

Wolfgang Kasic<br />

Iris Kazianschütz<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Christian Kehrer<br />

Andreas Khol<br />

Renate Kicker<br />

Hans Kinsky<br />

Josef Klamminger<br />

Waltraud Klasnic<br />

Peter Klöbl<br />

Günther Köberl<br />

Timo Köhler<br />

Margit Körner<br />

Fritz Kofler<br />

Herbert Kogler<br />

Karl Heinz Kohrgruber<br />

Christine Koller<br />

Otto Kolleritsch<br />

Helmut Konrad<br />

Werner Kopacka<br />

Hedwig Kopetz<br />

Jürgen Koppensteiner<br />

Michael Koren<br />

Karl Korinek<br />

Peter Kostelka<br />

Christoph Kotanko<br />

Ferdinand Krainer<br />

Gottfried Krainer<br />

Josef Krainer jun.<br />

Thomas Krautzer<br />

Friedrich Kreisl<br />

Helmut Kreuzwirth<br />

Hermann Kröll<br />

Oliver Kröpfl<br />

Karl A. Kubinzky<br />

Franz Küberl<br />

L<br />

Karl Lackner<br />

Max Laimböck<br />

Barbara Lambauer<br />

Horst Lattinger<br />

Günter Lehofer<br />

Christoph Leitl<br />

Wolfgang Leitner<br />

Rudolf Lichtmannegger<br />

Volker Liebmann<br />

Vincenz Liechtenstein<br />

Manfred Lind<br />

Franz Lindner<br />

Reinhold Lopatka<br />

Wolfgang Lorenz<br />

Yvonne Luisi-Weichsel<br />

Bernd Lunglmayr<br />

M<br />

Johann Maier<br />

Eduard Mainoni<br />

Karl Maitz<br />

Franz Majcen<br />

Herbert Mang<br />

Wolfgang Mantl<br />

Franz Marhold<br />

Josef Marko<br />

Joseph Marko<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 245<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Péter Markó<br />

Bernhard Marussig<br />

Heinz Mayer<br />

Richard Mayr<br />

Wolfgang Mazal<br />

Elisabeth Meixner<br />

Gundi Meixner-Klauber<br />

Christina Merlini<br />

Marlies Meyer<br />

Hannes Michenthaler<br />

Werner Miedl<br />

Hermann Miklas<br />

Maria Mikulik<br />

Hannes Missethon<br />

Jürgen Mittelstraß<br />

Monika Mokre<br />

Peter Mühlbacher<br />

Rainer Münz<br />

N<br />

Siegfried Nagl<br />

Heinrich Neisser<br />

Robert Neunteufel<br />

Jan Neven<br />

Friedrich Niederl<br />

O<br />

Josef Ober<br />

Arthur Oberascher<br />

Franz Oberleitner<br />

Fred Ohenhen<br />

Kurt Oktabetz<br />

Angela Orthner<br />

Gerold Ortner<br />

Peter Oswald<br />

P<br />

Jochen Pack<br />

Herbert Paierl<br />

Peter Pakesch<br />

Josef Payerhofer<br />

Alfred Payrleitner<br />

Peter Pelinka<br />

Ada Pellert<br />

Bernhard Pelzl<br />

Otto Petrovic<br />

Berthold Petutschnigg<br />

Judith Pfeifer<br />

Gerald Pichler<br />

Johannes W. Pichler<br />

Walter Pieringer<br />

Peter Piffl-Percevic<br />

Jochen Pildner-Steinburg<br />

Horst Pirker<br />

Hildegunde Piza<br />

Ulrike Plaschka<br />

Ursula Plassnik<br />

Wilhelm Plauder<br />

Willibald Plessas<br />

Wolfgang Pöhl<br />

Sven Pöllauer<br />

Erich Pöltl<br />

Isabella M. Poier<br />

Klaus Poier<br />

Martin Polaschek<br />

Peter Pollerruhs<br />

Albert Posch<br />

246<br />

Willibald Posch<br />

Michael Potacs<br />

Michael Prassl<br />

Thomas Prinzhorn<br />

Manfred Prisching<br />

Liese Prokop<br />

Nicole Prutsch<br />

Norbert Pucker<br />

Sonja Puntscher Riekmann<br />

Alexander Purger<br />

Reinhold Purr<br />

Katharina Purtscher<br />

Erwin Puschenjak<br />

Hermine Pußwald<br />

Hans Putzer<br />

R<br />

Reinhard Rack<br />

Claus J. Raidl<br />

Jürgen Rainer<br />

Thomas Rajakovics<br />

Jeannette von Ratibor<br />

Wolf Rauch<br />

Hans Rauscher<br />

Philipp Reif<br />

Helmut Reinhofer<br />

Birgit Reisenberger<br />

Claus Reitan<br />

Franz Reithofer<br />

Josef Renner<br />

Franz Riebenbauer<br />

Willibald Riedler<br />

Barbara Riener<br />

Peter Rieser<br />

Hubert Rieß<br />

Bernhard Rinner<br />

Astrid Roschker<br />

Theresia Rosenkranz<br />

Herbert Roßmann<br />

Hans Roth<br />

Rudi Roth<br />

Wolfgang Roth<br />

Walter Rotschädl<br />

Gerhard Rüsch<br />

Günther Ruprecht<br />

Gabriele Russ<br />

Markus Ruthardt<br />

S<br />

Bernhard Sagmeister<br />

Kurt Salamun<br />

Hans Sallmutter<br />

Bruno Saurer<br />

Marianne Schadler<br />

Hermann Schaller<br />

Gertraud Schaller-Pressler<br />

Alfred Schätz<br />

Gottfried Schatz<br />

Maria Schaumayer<br />

Herbert Scheibner<br />

Heinz Scheidbach<br />

Stefan Schennach<br />

Bernd Schilcher<br />

Heinz Schille<br />

Wolfgang Schinagl<br />

Eduard Schmeisser<br />

Daniela Schmidt


Patrick Schnabl<br />

Friedrich Schneider<br />

Andreas Schnider<br />

Leopold Schöggl<br />

Gerald Schöpfer<br />

Helmut Schreiner<br />

Martin Schreiner<br />

Hermann Schützenhöfer<br />

Christian Schwarz<br />

Karl Schwarzenberg<br />

Hans Seitinger<br />

Hubert Sickinger<br />

Ulli Sima<br />

Ernst Sittinger<br />

Christian Smekal<br />

Helmut Sohmen<br />

Michaela Sohn-Kronthaler<br />

Alexander Somek<br />

Josef Sommer<br />

Marina Sorgo<br />

Wolfgang Sotill<br />

Gerfried Sperl<br />

Philipp Steger<br />

Ridi Steibl<br />

Michael Steiner<br />

Verena Steyer<br />

Martin Stotter<br />

Josef Straßberger<br />

Helmut Strobl<br />

Hans Sünkel<br />

Tamami Suzuki<br />

Norbert Swoboda<br />

T<br />

Jakob Taibinger<br />

Kurt Tasch<br />

Alfred Taucher<br />

Max Taucher<br />

Josef Taus<br />

Marianne Tentschert<br />

Werner Tessmar-Pfohl<br />

Burkhard Thierrichter<br />

Markus Tomaschitz<br />

Franz Tonner<br />

Elke Toth<br />

Josef Trinkl<br />

Michael Tripolt<br />

Peter Tschernko<br />

Herbert Tumpel<br />

Gertrude Tumpel-Gugerell<br />

Ingrid Turkovic-Wendl<br />

U<br />

Sarah Uhl<br />

Andrej Umek<br />

Andreas Unterberger<br />

V<br />

Angelika Vauti<br />

Ursula Vennemann<br />

Fritz Verzetnitsch<br />

Dietmar Vollmann<br />

W<br />

Matthias Wabl<br />

Hubert Wachter<br />

Gerald Wadl<br />

Gerhard Franz Walter<br />

Grete Walter-Klingenstein<br />

Engelbert Washietl<br />

Andreas Weber<br />

Franz Wegart<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Helmut Weidel<br />

Ota Weinberger<br />

Kurt Weinke<br />

Jürgen Weiss<br />

Martina Weixler<br />

Manfried Welan<br />

Anne Marie Wicher<br />

Heimo Widtmann<br />

Gerhart Wielinger<br />

Michael Wiesler<br />

Peter Wildoner<br />

Judith Wilhelm<br />

Herta Wimmler<br />

Leopold Winter<br />

Erich Witzmann<br />

Helmut Wlasak<br />

Wolfgang Wlattnig<br />

Gerhard Wlodkowski<br />

Odo Wöhry<br />

Monika Wogrolly<br />

Andrea Wolfmayr<br />

Franz Wolfmayr<br />

Heribert Wulz<br />

Helmut Wurm<br />

Werner Wurzbach<br />

Z<br />

Wolfgang Zach<br />

Gerold Zakarias<br />

Erwin Zankel<br />

Lothar Zechlin<br />

Anton Zeilinger<br />

Edith Zitz<br />

Josef Zollneritsch<br />

Erich Zwettler<br />

Hannes Zweytick<br />

... und mehr als 16.000 Steirinnen und Steirer, die an<br />

Diskussionsveranstaltungen, „Vor Ort am Wort“-<br />

Stammtischen und Arbeitskreisen in den vergangenen<br />

fünf Jahren teilgenommen haben.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 247<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Die in diesem <strong>Zukunft</strong>sprogramm angeführten Zitate entstammen zu einem überwiegenden<br />

Teil aus Publikationen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> bzw. des Vereines für steirische Politik<br />

und Zeitgeschichte. Die Zitate wurden jeweils aufgrund ihrer Prägnanz zur Verdeutlichung<br />

der im <strong>Zukunft</strong>sprogramm enthaltenen Positionen ausgewählt. Es war dabei jedoch keines-<br />

falls beabsichtigt, die zitierten Personen in irgendeiner Form zu vereinnahmen.<br />

Hanns Abele, Univ.Prof. am Institut für analytische Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Karl Aiginger, Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

Werner Amon, NAbg., Generalsekretär des ÖAAB<br />

Hannes Androsch, Industrieller, Vizekanzler a.D.<br />

Kofi Annan, UNO-Generalsekretär<br />

Hannah Arendt, Philosophin (1906-1975)<br />

Martin Bartenstein, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit<br />

Dietmar Bayer, Präsident der Ärztekammer <strong>Steiermark</strong><br />

Walburga Beutl, Dritte Präsidentin des Steiermärkischen Landtages<br />

Markus Beyrer, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Industrieller<br />

Gudrun Biffl, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Georg Bliem, Geschäftsführer der <strong>Steiermark</strong> Tourismus<br />

Emil Brix, Sektionsleiter im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten, Generalsekretär der<br />

Österreichischen Forschungsgemeinschaft<br />

Anton Bucher, Univ.Prof. am Institut für Praktische Theologie der Universität Salzburg<br />

Christian Buchmann, Stadtrat für Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Kultur der Stadt Graz<br />

Ernst Burger, Leiter der Landesstatistik <strong>Steiermark</strong><br />

Alexander Ceh, Student der Rechtswissenschaften<br />

Charles Dickens, Schriftsteller (1812-1870)<br />

Benjamin Disraeli, Schriftsteller und Politiker (1804-1881)<br />

Margarete Dorner, Leiterin des Bildungsnetzwerkes <strong>Steiermark</strong><br />

Christopher Drexler, Klubobmann des Landtagsklubs der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Kristina Edlinger-Ploder, Landesrätin für Jugend, Frauen, Familie, Bildung und Finanzen<br />

Thomas Einwallner, Landesobmann der Jungen <strong>Volkspartei</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien<br />

Franz Fiedler, Präsident des Rechnungshofes i.R., Präsident des Österreich-Konvents<br />

Peter Filzmaier, Univ.Prof. an der Abteilung „Politische Bildung und Politikforschung“ der Universität Klagenfurt<br />

Anton Fischer-Felgitsch, Aufsichtsratsvorsitzender der KAGes<br />

Helmut Forenbacher, LAbg., Primarius für Innere Medizin am LKH Graz West<br />

Harald Friedl, Lehrender am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ der FH Joanneum<br />

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin<br />

Gilbert Frizberg, Vizepräsident der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Edith Gößnitzer, Univ.Prof. am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Johann Götschl, Univ.Prof. am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Gerlinde Grasser, Lehrende am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ der FH Joanneum<br />

Fritz Grillitsch, NAbg., Präsident des Österreichischen Bauernbundes<br />

Bernd Guggenberger, Univ.Prof. am Institut für Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin<br />

Alfred Gutschelhofer, Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Zaha Hadid, Architektin<br />

Eduard Hamedl, LAbg., Sicherheitssprecher der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Heinz Hammer, Univ.Prof., Facharzt für Innere Medizin, Gemeinderat der Stadt Graz<br />

Gregor Hammerl, LAbg., Landesgeschäftsführer des Seniorenbundes <strong>Steiermark</strong><br />

Herbert Harb, Leiter der Pädagogischen Akademie des Bundes in der <strong>Steiermark</strong><br />

Nikolaus Harnoncourt, Dirigent<br />

Klaus Hatzl, Landesgeschäftsführer der Jungen <strong>Volkspartei</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

Ansgar Hebborn, Gesundheitsökonom bei Hoffmann-La Roche<br />

Alfred H. Heinzel, Aufsichtsratsvorsitzender der ÖIAG<br />

André Heller, Künstler<br />

Gerhard Hirschmann, Landesrat a.D.<br />

Herwig Hösele, Bundesrat, Präsident des Bundesrates a.D.<br />

Hugo von Hofmannsthal, Schriftsteller (1874-1929)<br />

Kurt Hohensinner, Gemeinderat der Stadt Graz<br />

Hans Hollein, Architekt<br />

Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände<br />

Hans Jaklitsch, Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Kurt Jungwirth, Landeshauptmann-Stellvertreter a.D., Präsident des steirischen herbst<br />

Manfred Kainz, Geschäftsführer der TCM International Tool Consulting & Management GmbH<br />

248


Lindi Kálnoky, Dritte Landtagspräsidentin a.D.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />

Josef Kandlhofer, Generaldirektor des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger<br />

Egon Kapellari, Diözesanbischof von Graz-Seckau<br />

Beatrix Karl, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Harald Kaszanits, Wirtschaftskammer Österreich<br />

Josef Klamminger, Sicherheitsdirektor für <strong>Steiermark</strong><br />

Waltraud Klasnic, Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong><br />

Christian M. Köck, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke<br />

Helmut Kohl, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />

Alfred Kolleritsch, Schriftsteller<br />

Helmut Konrad, Zeithistoriker und Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz a.D.<br />

Heinz Kopetz, Kammeramtsdirektor der Landwirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Hanns Koren, steirischer Kulturpolitiker und Landtagspräsident (1906-1985)<br />

Josef Krainer jun., Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong> a.D.<br />

Danny Krausz, Filmproduzent<br />

Hermann Kröll, Präsident des <strong>Steirische</strong>n Gemeindebundes<br />

Franz Küberl, Caritas-Präsident<br />

Friedrich Küpperbusch, deutscher Journalist und TV-Moderator<br />

Herwig Lindner, Oberarzt für Innere Medizin am LKH West<br />

Reinhold Lopatka, NAbg., Generalsekretär der Österreichischen <strong>Volkspartei</strong><br />

Wolfgang Mantl, Univ.Prof. am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Peter Marboe, Stadtrat für Kultur der Stadt Wien a.D.<br />

Franz Marhold, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Bernd Marin, Soziologe und executive director des europäischen Institutes für Wohlfahrtspolitik und<br />

Sozialforschung, Wien<br />

Wolfgang Mazal, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien<br />

Neil H. McElroy, ehemaliger Verteidigungsminister der USA (1904-1972)<br />

Elisabeth Meixner, Obfrau des Lehrerbundes der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Werner Miedl, NAbg., Sicherheitssprecher der Österreichischen <strong>Volkspartei</strong><br />

Alexander Mitscherlich, Psychologe und Mediziner (1908-1992)<br />

Christian Morgenstern, Schriftsteller (1871-1914)<br />

Peter Mühlbacher, Präsident der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Robert Musil, Schriftsteller (1880-1942)<br />

Siegfried Nagl, Bürgermeister der Stadt Graz<br />

Leopold Neuhold, Univ.Prof. am Institut für Ethik und Soziallehre der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Arthur Oberascher, Geschäftsführer der Österreich Werbung<br />

Alois Oswald, Umweltanwalt des Landes <strong>Steiermark</strong> a.D.<br />

Herbert Paierl, Landesrat a.D.<br />

Bernhard Pelzl, Geschäftsführer der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH<br />

Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der Industriellenvereinigung <strong>Steiermark</strong><br />

Hildegunde Piza, Univ.Prof. an der Universitätsklinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie Innsbruck<br />

Erich Pöltl, Landesrat a.D.<br />

Birgit Poier, Historikerin, Lehrbeauftragte und Diplomkrankenschwester<br />

Klaus Poier, Ass.Prof. am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Martin Polaschek, Univ.Prof., Vizerektor für Forschung der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Sir Karl Popper, Philosoph (1902-1994)<br />

Manfred Prisching, Univ.Prof. am Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Reinhold Purr, Präsident des Steiermärkischen Landtages<br />

Katharina Purtscher, Abteilung für Neuropsychiatrie des Kinder- und Jugendalters der Landesnervenklinik Sigmund<br />

Freud Graz<br />

Reinhard Rack, Mitglied des Europäischen Parlaments, Univ.Prof. am Institut für Öffentliches Recht der Karl-<br />

Franzens-Universität Graz<br />

Claus J. Raidl, Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm AG<br />

Christian Raming, Geschäftsführer der MedAG, Vorstandsmitglied des Dr.-Karl-Kummer-Institutes in Wien<br />

Jeannette von Ratibor, Betriebswirtin, The Boston Consulting Group<br />

Josef Kardinal Ratzinger, nunmehr Papst Benedikt XVI.<br />

Johannes Rau, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />

Wolf Rauch, LAbg., Univ.Prof. am Institut für Informationswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Barbara Riener, NAbg., Landesparteiobfraustellvertreter der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Astrid Roschker, Oberfeuerwehrmann<br />

Roswith Roth, Univ.Prof. am Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Walter Rotschädl, Präsident der Arbeiterkammer <strong>Steiermark</strong><br />

Alfred Schätz, General i.R.<br />

Gottfried Schatz, Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates a.D.<br />

Maria Schaumayer, Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank i.R.<br />

<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 249<br />

Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit


Bernd Schilcher, Univ.Prof. i.R. am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht der Karl-<br />

Franzens-Universität Graz<br />

Wolfgang Schinagl, Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />

Andreas Schnider, Bundesrat und Landesgeschäftsführer der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Gerald Schöpfer, Landesrat für Wirtschaft und Europa<br />

Hermann Schützenhöfer, Landesrat für Personal, Sport und Tourismus<br />

Karl Schwarzenberg, Senator der Tschechischen Republik<br />

Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien<br />

Alice Schwarzer, Schriftstellerin<br />

Johann Seitinger, Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt, Nachhaltigkeit, Wasser, Natur,<br />

Wohnbauförderung und Ortserneuerung<br />

Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt der Stadt Wien<br />

Ridi Steibl, NAbg., Bundesobmannstellvertreterin des ÖAAB<br />

Michael Steiner, Univ.Prof. am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz und<br />

Abteilung für Technologie- und Regionalpolitik der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH<br />

Verena Steyer, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Adalbert Stifter, Schriftsteller (1805-1868)<br />

Frank Stronach, Chairman der Magna International Inc.<br />

Hans Sünkel, Rektor der Technischen Universität Graz<br />

Michael Tripolt, Chirurg am LKH Graz<br />

Peter Turrini, Schriftsteller<br />

Sir Peter Ustinov, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller (1921-2004)<br />

Ursula Vennemann, Behindertenbeauftragte der Stadt Graz<br />

Günter Verheugen, EU-Industriekommissar<br />

Fritz Verzetnitsch, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes<br />

Franz Wegart, Landtagspräsident a.D., Obmann des steirischen Seniorenbundes<br />

Peter Weibel, Künstler<br />

Richard von Weizsäcker, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />

Wolfgang Welser, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Österreich<br />

Anne Marie Wicher, LAbg., Behindertensprecherin der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />

Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafen Graz<br />

Wendelin Wiedeking, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG<br />

Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft <strong>Steiermark</strong><br />

Monika Wogrolly, Schriftstellerin<br />

Andrea Wolfmayr, NAbg., Schriftstellerin<br />

Anton Zeilinger, Univ.Prof. am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien<br />

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Wir legen Wert auf geschlechtsneutrale Formulierungen. Sollte uns dies in diesem Programm<br />

nicht immer gelungen sein, bitten wir dafür um Entschuldigung.<br />

Impressum:<br />

Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:<br />

<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, Karmeliterplatz 6, 8010 Graz<br />

Layout: Edi Höller, www.edsign.at<br />

Druck: Medienfabrik Graz<br />

Graz, Mai 2005<br />

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