Zukunft: Steiermark - Steirische Volkspartei
Zukunft: Steiermark - Steirische Volkspartei
Zukunft: Steiermark - Steirische Volkspartei
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Erfahrung Vision Aktion
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Erfahrung Vision Aktion<br />
Das <strong>Zukunft</strong>sprogramm der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Modell <strong>Steiermark</strong> Vor Ort am Wort <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Es ist für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> eine verpflichtende und große Tradition, die <strong>Steiermark</strong>-<br />
Partei und damit auch die steirische Programm- und <strong>Zukunft</strong>spartei zu sein. Es gibt wohl<br />
kaum eine andere Landespartei Österreichs, die seit Jahrzehnten eine so große, reiche und<br />
starke Tradition der Programmarbeit hat wie die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>. Auf dem festen<br />
Fundament unseres sich stets weiterentwickelnden Langzeitprogramms „Modell <strong>Steiermark</strong>“<br />
haben wir am Landesparteitag 2004 den neuen großen Prozess „<strong>Zukunft</strong> <strong>Steiermark</strong>“ ein-<br />
geleitet. Persönlich bin ich sehr dankbar dafür, dass im Laufe der Jahre tausende, viele<br />
auch Partei ungebundene Menschen unseres Landes an diesem großen Diskussionsprozess<br />
mitwirken und oft auch unbequeme, aber ungemein befruchtende Impulse geben – in einem<br />
echten Klima der Offenheit, aber auch auf dem Fundament der Werte: Mit dem Blick auf<br />
die großen Fragen der Zeit und Welt, aber nicht abgehoben von den konkreten Problemen,<br />
Sorgen, Bedürfnissen, Wünschen und Hoffnungen der Menschen unserer Heimat, denen<br />
wir Orientierung geben wollen.<br />
Eine der großen Stärken der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ist, dass sie eine echte, große leben-<br />
dige, diskutierende, arbeitende <strong>Volkspartei</strong> ist, die 60 Jahre unbeirrt und erfolgreich für<br />
unser Land Partei ergreift. Es ist auch ein Markenzeichen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, unter-<br />
schiedliche Meinungen in der Breite und Vielfalt der Positionen in einer fruchtbaren Span-<br />
nung zum Tragen zu bringen. Auf diese Weise ist mit „<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong>“ wiederum ein<br />
umfassendes und anspruchsvolles Programm für den Weg der <strong>Steiermark</strong> ins 21. Jahr-<br />
hundert entstanden, das wir umsetzen wollen.<br />
Unser Ziel ist:<br />
• Die <strong>Steiermark</strong> als lebens- und liebenswerte Heimat und dynamische <strong>Zukunft</strong>sregion<br />
– als geistig-kulturelles, wissenschaftliches, wirtschaftliches, soziales und gesellschaft-<br />
liches Herz und Zentrum im Südosten Europas festigen.<br />
• Die <strong>Steiermark</strong> als das Bundesland Österreichs, das bei Reformfreudigkeit und Innova-<br />
tion an der Spitze steht – in allen Bereichen: in Wirtschaft, Wissenschaft, Mitwelt,<br />
Bildung, Kunst und Kultur, Gesellschaft und Politik, stärken.<br />
• Infrastrukturelle Hauptachsen und Hausaufgaben müssen jetzt auf Schiene gebracht<br />
werden.<br />
Wir wissen: Der Mensch braucht gerade in Zeiten großer und notwendiger Veränderungen<br />
Sicherheit. In der <strong>Steiermark</strong> ist Sicherheit Fundament der <strong>Zukunft</strong>. In der <strong>Steiermark</strong> hat<br />
Innovation Tradition, wächst Innovation aus der Tradition. Gestalten wir gemeinsam unsere<br />
Heimat, das Land der <strong>Zukunft</strong>!<br />
Landeshauptmann Waltraud Klasnic
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Inhalt<br />
Einleitung und Grundsätze:<br />
7 Das Land der <strong>Zukunft</strong><br />
Die zwölf Kapitel unseres <strong>Zukunft</strong>sprogramms:<br />
27 Das Land des neuen Denkens<br />
45 Das Land der Arbeit<br />
77 Das Land der Infrastruktur<br />
93 Das Land der Innovation<br />
109 Das Land der Bildung<br />
129 Das Land der Kultur<br />
149 Das Land der Generationen<br />
167 Das Land der sozialen Gerechtigkeit<br />
185 Das Land der Gesundheit<br />
203 Das Land der Lebensqualität<br />
217 Das Land der Freizeit<br />
231 Das Land der Sicherheit<br />
Anhang
Das Land der <strong>Zukunft</strong><br />
Unser Programm: Neues Denken, Arbeit, Infrastruktur, Innovation, Bildung, Kultur,<br />
Generationen, Soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Lebensqualität, Freizeit, Sicherheit
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Alles wird anders? – Alles bleibt gut!<br />
Nach fünf Jahren Arbeit – am Ende der Le-<br />
gislaturperiode 2000 bis 2005 und im Vor-<br />
feld der Landtagswahl – ist es an uns, un-<br />
sere Leistungen zu bilanzieren, Erreichtes<br />
mit Versprochenem zu vergleichen und für<br />
die Wählerinnen und Wähler ein Angebot<br />
für die nächsten fünf Jahre zu formulieren.<br />
Ein Blick zurück, auf den 7. November<br />
2000, den Tag der Regierungserklärung von<br />
Landeshauptmann Waltraud Klasnic, schärft<br />
die Erinnerung an die wichtigsten politi-<br />
schen Vorhaben und erleichtert Bilanz wie<br />
Vergleich: „Ich werde, wo immer ich stehe,<br />
niemanden ausgrenzen, nicht polarisieren,<br />
alle immer einladen, Verantwortung, Ver-<br />
lässlichkeit und Vertrauen nicht ankündi-<br />
gen, sondern realisieren. Und es wird von<br />
meiner Seite kein beleidigendes und auch<br />
kein verletzendes Wort geben.“ – Mit diesen<br />
Worten leitete Landeshauptmann Waltraud<br />
Klasnic ihre Regierungserklärung ein und<br />
grenzte sich damit gegen jene ab, die den<br />
Streit, die Kritik und die Ausgrenzung zu<br />
ihrem Programm machten. Oder in ihren<br />
Worten: „Nicht Hader und Streit wird uns<br />
weiterbringen, sondern der Versuch, mitein-<br />
ander das Beste für unser Land zu errei-<br />
chen.“ Inhaltlich konzentrierte sich die Re-<br />
gierungserklärung auf die Themen „Arbeit<br />
schaffen, Sicherheit geben und Gemeinsam<br />
leben!“ Waltraud Klasnic legte auch als<br />
erster steirischer Landeshauptmann seit<br />
1945 ein Regierungsprogramm vor. Der<br />
Großteil dieses Programms „miteinander<br />
weiterarbeiten“ konnte erfolgreich umge-<br />
setzt werden.<br />
Die letzten fünf Jahre bewiesen aber auch<br />
einmal mehr, dass alle politischen Versu-<br />
che, die Probleme der Menschen zu mil-<br />
dern, ihnen ein Leben in Sicherheit und<br />
Freiheit zu ermöglichen, an Katastrophen zu<br />
scheitern drohen. Die Terroranschläge in<br />
New York oder die südostasiatische<br />
Springflutkatastrophe zum Jahreswechsel<br />
2004/2005 – hunderttausende mensch-<br />
liche Tragödien, deren Schmerz durch die<br />
Politik nicht verhindert werden konnte. In<br />
diesen Momenten spürt man nicht nur die<br />
persönliche Hilflosigkeit, sondern weiß<br />
auch, dass in diesen Situationen letztlich<br />
jede Hilfe ungenügend scheint. Trotzdem<br />
gilt es gerade in diesen Stunden Stärke zu<br />
beweisen, gehört es zu unserer Pflicht, die<br />
Menschen auf ihrem schwierigen Weg zu<br />
begleiten. – Und wenn es in diesen Stun-<br />
den, Tagen und Wochen gelingt, wenigstens<br />
einem Menschen zu helfen, lohnt sich der<br />
Einsatz und gibt es selbst in diesen dunklen<br />
Momenten Hoffnung. Allein kann dies die<br />
Politik nicht bewerkstelligen, immer ist sie<br />
auf die Hilfe tausender Helferinnen und<br />
Helfer angewiesen, die ihre Zeit in den<br />
Dienst der Sache stellen.<br />
Politik ist daher der ständige Versuch, die<br />
Welt zum Besseren zu wenden. Aufgabe der<br />
Politik ist es, realistische Perspektiven zu<br />
zeigen, Hoffnung zu geben, und nicht Ängste<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 9<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
zu schüren, nicht zu verunsichern durch<br />
unseriöse Ankündigungen oder durch Aus-<br />
sagen, bei denen Menschen dann nicht<br />
mehr wissen, wie es vielleicht in einem hal-<br />
ben Jahr mit ihrem eigenen Leben, in ihrem<br />
eigenen Berufsumfeld weitergeht. Es kann<br />
in der Politik nicht darum gehen, negative<br />
Gefühle zu wecken, sondern positives Den-<br />
ken ist gefragt. – Es gilt mit Hoffnung und<br />
Zuversicht in die <strong>Zukunft</strong> zu gehen.<br />
Dass es in der Erfüllung dieser vornehmsten<br />
Pflicht zu Rückschlägen kommt, es Irrita-<br />
tionen gibt, weil einigen der Weg nicht passt,<br />
anderen die Ziele unerreichbar scheinen, ist<br />
selbstverständlich und gehört zur täglichen<br />
Arbeit. Gemeinsam beschrittene Wege haben<br />
die <strong>Steiermark</strong> zu einem der erfolgreichsten<br />
Bundesländer in den ersten Jahren des neu-<br />
en Jahrtausends gemacht. Die Wege und<br />
Ziele, die im Folgenden skizziert werden,<br />
stellen sicher, dass dies auch in <strong>Zukunft</strong> so<br />
bleibt. Leitbild ist dabei für uns, dass die<br />
Marke Innovationsland <strong>Steiermark</strong> nicht nur<br />
für einen attraktiven Wirtschafts-, sondern<br />
auch für einen unverwechselbaren Lebens-<br />
standort in der Verbindung aus Hightech,<br />
Kultur und Lebensqualität steht!<br />
Du bist unser Programm –<br />
JA zur <strong>Steiermark</strong>!<br />
Ausgangspunkt und Mittelpunkt unseres<br />
politischen Handelns ist der einzelne<br />
Mensch mit seinen Sorgen und Hoffnungen:<br />
Ein sicherer und erfüllender Arbeitsplatz,<br />
eine verlässliche und moderne Kinderbe-<br />
treuung, eine fördernde und fordernde Schu-<br />
le, schnelle und effektive Unterstützung bei<br />
10<br />
der Verwirklichung origineller Ideen und al-<br />
ternativer Zugänge, Sicherheit in Krankheit<br />
und Alter – bei aller gebotenen und berei-<br />
chernden Vielfalt unserer pluralistischen<br />
Gesellschaft, lassen sich Wünsche, Träume<br />
und Ziele klar formulieren, und neben dem<br />
notwendigen persönlichen Engagement ist<br />
es an der Politik, diese Wirklichkeit werden<br />
zu lassen. Veränderungen, Reformen, kurz:<br />
den gesellschaftlichen Wandel zu initiieren,<br />
zu begleiten und sozial abzusichern, das<br />
waren, das sind die Aufgaben der Politik!<br />
Sicherheit im Wandel<br />
Der Strukturwandel der steirischen Wirt-<br />
schaft und in Folge des steirischen Arbeits-<br />
marktes blieb nicht ohne tiefgreifende Ver-<br />
änderungen für viele Steirerinnen und Stei-<br />
rer. Einstmals begehrte Qualifikationen<br />
wurden nicht mehr in gewohntem Umfang<br />
nachgefragt, sichere Beschäftigungsverhält-<br />
nisse gingen verloren, ohne dass sich zeit-<br />
nah neue ergaben. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei bekennt sich dazu, Menschen in Not zu<br />
helfen und ihnen Wege in eine bessere Zu-<br />
kunft zu eröffnen.<br />
Private Brüche, Änderungen in der Lebens-<br />
planung und oftmals auch bloßes Pech ver-<br />
langen nach gesellschaftlicher Solidarität,<br />
zu der sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> vorbe-<br />
haltlos bekennt. Durch umfassende, ge-<br />
meinsame Reformen der Sozialhilfe, des<br />
Behindertengesetzes, des Jugendwohl-<br />
fahrtsgesetzes und des Pflegeheimgesetzes<br />
konnte sichergestellt werden, dass die Stei-<br />
ermark zu jenen Bundesländern gehört,<br />
welche über geeignete Instrumentarien zur<br />
Lösung der sozialen Herausforderungen der<br />
Gegenwart und <strong>Zukunft</strong> verfügen.<br />
Die von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> gewollte<br />
und unterstützte Harmonisierung des Pen-
sionssystems sichert die Pensionen nun-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
mehr langfristig ab und führt zu einem Mehr<br />
an Generationengerechtigkeit.<br />
Vorsorge ist besser als Fürsorge, Hilfe zur<br />
Selbsthilfe und Chancengerechtigkeit – das<br />
sind die drei Eckpfeiler des sozialpolitischen<br />
Denkens der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Daher<br />
ist es selbstverständlich, dass sich die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> für eine Ausdehnung der<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen aussprach<br />
und das Programm „KINDerLEBEN“ initiier-<br />
te, sich an die Spitze der Diskussion über<br />
die Nachmittagsbetreuung an unseren Schu-<br />
len setzte und durch eine Standortgarantie<br />
für alle steirischen Spitäler die erstklassige<br />
und umfassende Gesundheitsversorgung ga-<br />
rantiert. Mit ihren Vorschlägen zur Schaffung<br />
eines <strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds,<br />
der Einführung regelmäßiger Gesundheitsbe-<br />
richte, dem Ausbau der Gesundheitsvorsor-<br />
ge, der Regionalisierung der Krankenversor-<br />
gungsstruktur mit einem besonderen Gewicht<br />
auf den niedergelassenen Ärzten und der<br />
Forcierung von Gruppenpraxen, neuen For-<br />
men der Krankenversorgung wie „hospital at<br />
home“ oder dem besonderen Ausbau der<br />
Pflegeausbildung und alternativen Formen<br />
der Pflege weist die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
das innovativste Programm einer modernen<br />
Gesundheitspolitik auf. Eine umfassende Si-<br />
cherung und Förderung der Gesundheit er-<br />
fordert freilich auch eine optimale Lebens-<br />
qualität, für die für uns insbesondere eine<br />
gesunde Umwelt und eine nachhaltige Ent-<br />
wicklung des ländlichen Raumes bedeutend<br />
sind. Die <strong>Zukunft</strong> qualitätsvoller Lebensmit-<br />
telerzeugung liegt sicherlich im Wiederent-<br />
decken und Fördern naturnah und gentech-<br />
nikfrei erzeugter Lebensmittel.<br />
Sicherheit ist freilich auch mehr als<br />
sozial-, gesundheits- und regionalpolitische<br />
Verantwortung. Sie umfasst ebenso Investi-<br />
tionen in die Infrastruktur. Ob Semmering-<br />
Basistunnel oder die 380 kV-Leitung – bei-<br />
des sind Investitionen in die sichere <strong>Zukunft</strong><br />
der <strong>Steiermark</strong>. Gerade hier galt und gilt es<br />
aber auch, Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />
Sei es bei unseren Nachbarn, sei es im<br />
eigenen Land. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
bekennt sich zu diesen Großinvestitionen<br />
und wird alles unternehmen, um Zweifler,<br />
Kritiker und Blockierer von deren Sinn, Wert<br />
und Nachhaltigkeit zu überzeugen. Die Kno-<br />
tenfunktion der <strong>Steiermark</strong> ist ein Gewinn<br />
für ganz Österreich und nicht nur ein Pro-<br />
vinzwunsch. Deshalb ist Graz als Schnitt-<br />
punkt von Pyhrnachse und neuer Südbahn<br />
(über Semmering und Koralm) wichtiger<br />
Eckpunkt des zentralen innerösterreichi-<br />
schen Wirtschafts- und Verkehrsdreiecks<br />
Wien-Linz-Graz. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
ist stolz, den Ausbau dieser Schnittpunkt-<br />
funktion erfolgreich auf Schiene gebracht zu<br />
haben!<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist auch das beliebteste Ur-<br />
laubsland der Österreicher. Die Tourismus-<br />
landschaft im österreichischen Bundesland<br />
der Vielfalt, dem „Grünen Herz“ Österreichs,<br />
ist und bleibt unverwechselbar. Wer dabei<br />
nur an Urlaub, Wellness, Sport oder Müßig-<br />
gang denkt, der irrt – der Tourismus wie<br />
auch sportliche Großveranstaltungen haben<br />
sich mittlerweile zu äußerst wichtigen Fak-<br />
toren der Wirtschaft für die <strong>Steiermark</strong> ent-<br />
wickelt. Sicherung der Lebensqualität und<br />
der Gesundheit sind daher nahezu ideal mit<br />
Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
und mit der Sicherung und Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen kombiniert. Die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> steht sowohl für die Schaffung<br />
einer klaren Marke, die das Tourismusland<br />
<strong>Steiermark</strong> nach außen präsentiert, als auch<br />
für die Bewahrung der regionalen Besonder-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 11<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
heiten, die unser schönes Bundesland so<br />
wertvoll machen.<br />
Sicherheit umfasst in ihrem Kern natürlich<br />
auch das Sicherheitsgefühl der Menschen<br />
in ihrem alltäglichen Lebensumfeld. Krimi-<br />
nalität und die Furcht vor Verbrechen sind<br />
für die Bürgerinnen und Bürger ein wichti-<br />
ges Thema. Der Staat muss eine effektive<br />
Verbrechensbekämpfung durch die Exeku-<br />
tive sicherstellen, zunehmende Bedeutung<br />
bekommt aber die Prävention, d.h. das<br />
frühe Verhindern des Entstehens von Ver-<br />
brechen. Hier kann der Staat auf sich allein<br />
gestellt nichts ausrichten, in einer Bürger-<br />
gesellschaft muss ein gemeinsames Enga-<br />
gement aller selbstverständlich sein. Die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt und för-<br />
dert diese Entwicklungen.<br />
Arbeit schaffen<br />
Der Traum von einer allmächtigen Arbeits-<br />
marktpolitik ist längst ausgeträumt. Das<br />
Experiment der „Verstaatlichten“ hat nicht<br />
funktioniert. Die internationalen Rahmenbe-<br />
dingungen, in denen österreichische Politik<br />
wirken kann, haben sich gravierend ver-<br />
ändert. Jahrzehntelang kämpften die Stei-<br />
rerinnen und Steirer mit ihrer Grenzland-<br />
lage, fanden in kommunistischen Ländern<br />
ihre künstlichen Grenzen und konnten<br />
demgemäß nicht vom Handel und dem<br />
Austausch mit ihren Nachbarn profitieren.<br />
Durch den Fall des Eisernen Vorhanges<br />
und den EU-Beitritt von zehn mittel- und<br />
südosteuropäischen Nachbarländern am<br />
1. Mai 2004 kam die <strong>Steiermark</strong> von der<br />
Grenze ins Herz Europas. Der Handel<br />
mit unseren Nachbarstaaten nahm zu, die<br />
Zahl an Direktinvestitionen stieg. Der Aus-<br />
tausch zwischen uns und unseren Nachbarn<br />
bereicherte unser Leben in vielfältigster<br />
Weise.<br />
12<br />
Hier wird deutlich, was Politik kann, näm-<br />
lich ein günstiges Klima für Betriebsansied-<br />
lungen und Arbeitsplätze schaffen. Der wohl<br />
augenfälligste Vorteil der geänderten geo-<br />
strategischen Lage der <strong>Steiermark</strong> in Verbin-<br />
dung mit den Anstrengungen der Politik<br />
findet sich in den Arbeitsmarktzahlen:<br />
Kämpfte die <strong>Steiermark</strong> jahrzehntelang ge-<br />
gen künstliche Grenzen und eine veralterte,<br />
defizitäre Verstaatlichte Industrie, hatte die<br />
Öffnung der Grenzen, die Privatisierung der<br />
Verstaatlichten Industrie, die gemeinsamen<br />
Anstrengungen zur Errichtung des Auto-<br />
Clusters und die umsichtige und offensive<br />
Wirtschafts- und Forschungsförderungspoli-<br />
tik der <strong>Steiermark</strong> zur Folge, dass die Ar-<br />
beitslosigkeit in der <strong>Steiermark</strong> erstmals in<br />
der Geschichte der Zweiten Republik unter<br />
jener im gesamten Bundesgebiet liegt.<br />
Es konnten durch diese gemeinsamen euro-<br />
päischen, österreichischen und steirischen<br />
Anstrengungen zusätzlich 50.000 Arbeits-<br />
plätze geschaffen werden. Anders formu-<br />
liert: Die Beschäftigung stieg in den letzten<br />
Jahren um 13 %. Doch nicht nur die Zahl<br />
der Beschäftigungsverhältnisse wuchs im<br />
Vergleich zu anderen europäischen Regio-<br />
nen außerordentlich kräftig, auch die Qua-<br />
lität der Beschäftigungsverhältnisse verän-<br />
derte sich merklich zum Besseren. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> ist jenes Bundesland Öster-<br />
reichs, das über die meisten Ingenieurinnen<br />
und Ingenieure bzw. Technikerinnen und<br />
Techniker verfügt. Auf 100 Beschäftigte<br />
kommen acht Ingenieurinnen und Inge-<br />
nieure. Unterstrichen wird dieser beispiel-<br />
lose Strukturwandel durch die Tatsache,<br />
dass die <strong>Steiermark</strong> österreichweit über die<br />
meisten Kompetenzzentren verfügt, jedes<br />
dritte Hightech-Produkt Österreichs aus<br />
der <strong>Steiermark</strong> kommt und wir innerhalb<br />
Europas zu den 25 stärksten Forschungs-
und Entwicklungsregionen gehören. Bereits<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
jetzt gibt die <strong>Steiermark</strong> 2,5 % ihres<br />
Bruttoinlandsproduktes für Forschung &<br />
Entwicklung aus – ein Zielwert, der nach<br />
den Vorgaben erst 2006 zu erreichen<br />
wäre.<br />
Diesen Weg – den Wandel zu initiieren, zu<br />
begleiten und abzusichern – gilt es auch in<br />
<strong>Zukunft</strong> zu beschreiten, um die Lissabon-<br />
Ziele, Europa zum wettbewerbsfähigsten<br />
und dynamischsten Wirtschaftsraum mit<br />
besseren Arbeitsplätzen und größerem so-<br />
zialen Zusammenhalt zu machen, für die<br />
<strong>Steiermark</strong> bereits vor dem Jahr 2010 zu<br />
erreichen!<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird daher in den<br />
kommenden Jahren die arbeits- und sozial-<br />
rechtliche Absicherung atypischer Beschäf-<br />
tigungsverhältnisse verfolgen, um durch die<br />
Beseitigung dieser sozialen Ungerechtigkei-<br />
ten die Motivation und das Engagement der<br />
Arbeitnehmer zu fördern. Auch die Flexibi-<br />
lisierung der Arbeitszeit gehört zu den An-<br />
liegen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Hier ist<br />
gleichzeitig aber auch große Vorsicht ange-<br />
zeigt. Ziel ist nicht die fremdbestimmte<br />
Festsetzung der Arbeitszeit, sondern die<br />
gleichzeitige Verwirklichung einer größeren<br />
Zeitautonomie für die Arbeitnehmer, um Be-<br />
ruf, Familie und Freizeit harmonischer zu<br />
verbinden, und der Möglichkeit für den Ar-<br />
beitgeber, die Arbeitszeiten entsprechend<br />
der Auftragslage im Einvernehmen mit den<br />
Arbeitnehmern zu planen.<br />
Mit der Forderung nach einer Flexibilisie-<br />
rung der Arbeitszeit geht die Forderung nach<br />
dem Mindestlohn in Höhe von 1.000 Euro<br />
einher. Nach wie vor vertraut die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> auf die Lösungskompetenz der<br />
Sozialpartner und erwartet sich einen Ge-<br />
neralkollektivvertrag mit einem festgeschrie-<br />
benen Mindestlohn, um einen menschen-<br />
würdigen Mindestlebensstandard zu garan-<br />
tieren.<br />
Die schnelle Entwicklung der wirtschaftli-<br />
chen Bedürfnisse und technischen Möglich-<br />
keiten sowie der immense Zuwachs an<br />
Wissen stellen für jeden Einzelnen und jede<br />
Einzelne neue Herausforderungen dar, wel-<br />
chen durch lebenslange Fort- und Weiterbil-<br />
dung am besten begegnet werden kann.<br />
Ununterbrochene Erwerbsbiografien neh-<br />
men tendenziell ab und werden durch er-<br />
gänzende Arbeits- und Lernblöcke abgelöst.<br />
Diese „Auszeit für Bildung“ wird von der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> in den nächsten Jah-<br />
ren durch Bildungs- und Förderungspro-<br />
gramme unterstützt werden.<br />
Ziel der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war und ist<br />
die Vollbeschäftigung. Jede Arbeitslose bzw.<br />
jeder Arbeitslose, insbesondere jede Ju-<br />
gendliche bzw. jeder Jugendliche ohne Ar-<br />
beit ist eine Verschwendung an <strong>Zukunft</strong> und<br />
Chance. Diesen Menschen Perspektiven<br />
und Möglichkeiten zu eröffnen ist daher das<br />
wichtigste arbeitsmarktpolitische Ziel der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />
Bildung ist Freiheit!<br />
Ob Beschäftigungs- oder Geschlechterpoli-<br />
tik, ob Sozial- oder Gesundheitspolitik: Bil-<br />
dung rechnet sich – für den Einzelnen wie<br />
für die Gesellschaft. Nach wie vor hat jeder<br />
zweite Arbeitslose keine über die Pflicht-<br />
schule hinausgehende Ausbildung, sind die<br />
Lohndifferenziale zwischen Mann und Frau<br />
in prekären Beschäftigungsverhältnissen am<br />
größten, sind viele sozialpolitische Maßnah-<br />
men nur mangels weitergehender (Aus-)Bil-<br />
dung notwendig und lässt sich für die Ge-<br />
sundheitspolitik nachweisen, dass Bildung<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 13<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
eine wesentliche Vorbedingung für ein ge-<br />
sünderes Leben ist.<br />
Daher ist es für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
selbstverständlich, dass sie sich für Chan-<br />
cengerechtigkeit am Bildungsmarkt einsetzt.<br />
– Nicht die Antwort auf die Frage „Woher<br />
kommen wir?“ darf für Bildungskarrieren<br />
verantwortlich sein, sondern die Antwort auf<br />
die Frage „Wohin wir wollen?“.<br />
Der individuelle Wert einer guten Ausbil-<br />
dung lässt sich an Zahlen festmachen: In<br />
Österreich ist die Ertragsrate einer über die<br />
Pflichtschule hinausgehenden Ausbildung<br />
im Vergleich zu anderen OECD-Ländern re-<br />
lativ hoch. Ein Hilfsarbeiter verdient in<br />
Österreich um 22 % weniger als Absolven-<br />
ten einer berufsbildenden mittleren Schule.<br />
Eine universitäre Ausbildung bringt in Öster-<br />
reich einen Mehrertrag von 39 % im Ver-<br />
gleich zu einer berufsorientierten mittleren<br />
Ausbildung. Darüber hinaus ist es wichtig<br />
festzuhalten, dass die Ertragsrate der Aus-<br />
bildung über die Pflichtschule hinaus höher<br />
ist als der reale Zinsertrag so gut wie jeder<br />
Kapitalinvestition.<br />
Der für die positive Entwicklung einer Ge-<br />
sellschaft maßgebliche Wert der Bildung<br />
lässt sich aber auch ohne Rückgriff auf da-<br />
mit verbundene Entgeltmöglichkeiten fest-<br />
machen: Die für die Gesellschaft so wichti-<br />
ge Funktion der Homogenisierung stiftet auf<br />
der Ebene des Individuums Identität, gibt<br />
ihm Orientierung, lässt ihn zum Mitglied der<br />
Gesellschaft werden. Es verwundert nicht<br />
weiter, dass soziales Engagement, Mitarbeit<br />
in Vereinen und Sorge um die Umwelt po-<br />
sitiv mit Bildung korreliert. Eine aktive Bür-<br />
gergesellschaft, die sich vom Anspruchs-<br />
und Forderungsdenken verabschiedet und<br />
dem Verantwortungsdenken zuwendet, kann<br />
14<br />
nur von denjenigen getragen werden, die<br />
sich ihrer Identität sicher sind, die Orientie-<br />
rung und ein klares Ziel haben.<br />
Gleichzeitig ermöglicht Bildung dem Einzel-<br />
nen aber auch, dass er/sie sein/ihr Leben in<br />
die Hand nimmt und die <strong>Zukunft</strong> gestaltet,<br />
dass er/sie einen Lebensweg plant, der sei-<br />
nen/ihren Fähigkeiten, Neigungen und Talen-<br />
ten gerecht wird. In diesem Sinne unterstützt<br />
Bildung die Heterogenisierung der Gesell-<br />
schaft, indem sie Individualisierung und Plu-<br />
ralisierung erst ermöglicht. Sie erlaubt es,<br />
Probleme auf neue Weise anzugehen, Lösun-<br />
gen zu versuchen, die bislang verworfen<br />
wurden, und Ziele und Träume zu wählen,<br />
deren Erreichen vor einer oder zwei Genera-<br />
tionen noch undenkbar gewesen wären.<br />
Wesentlich für optimale Bildungsmöglich-<br />
keiten der Bürgerinnen und Bürger ist auch<br />
die Sicherung der Qualität durch notwendi-<br />
ge Weiterentwicklungen der Bildungsein-<br />
richtungen (Schulen, Universitäten, Fach-<br />
hochschulen etc.). Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei verfolgt seit Jahren in diesem Sinne eine<br />
innovative Bildungspolitik und hat insbeson-<br />
dere mit ihren Vorschlägen und Modellpro-<br />
jekten (z.B. steirische Tagesschule) öster-<br />
reichweit Aufsehen erregende Akzente ge-<br />
setzt. Wir begrüßen daher die jüngst<br />
erfolgte Einigung auf Bundesebene über die<br />
weitgehende Abschaffung der Zweidrittel-<br />
mehrheit in Schulangelegenheiten, die auch<br />
zu einer ernsthaften und tabulosen Diskus-<br />
sion über ganztägige Schulformen und eine<br />
gemeinsame Schule der 6- bis 15-Jährigen<br />
mit differenzierten individualisierten Ange-<br />
boten führen wird.<br />
Gelebte Heterogenität hat Vorteile!<br />
Gesellschaft ist Spannung. Spannung zwi-<br />
schen notwendiger Homogenität, die dem
Einzelnen erlaubt, seine Welt zu teilen, und<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
notwendiger Heterogenität, die dem Einzel-<br />
nen erlaubt, seine Welt zu schaffen!<br />
Diese Spannung auszugleichen, in Balance<br />
zu halten, ist Aufgabe der Politik, und die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu dieser<br />
Aufgabe. Der Vorrang der Einzelnen hat da-<br />
her zur Folge, dass sich die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
nicht verschließt und ihnen offen gegen-<br />
übersteht. Gerade die Verbindung zwischen<br />
Tradition und Moderne, zwischen Alt und<br />
Neu, zwischen Gestern und Morgen hat in<br />
der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ihre unverkenn-<br />
bare Heimat.<br />
Daher sind die vielen tausenden Lebensent-<br />
würfe nicht nur zu akzeptieren, sondern zu<br />
fördern und zu unterstützen. Zumindest ein<br />
Stück des Erfolges sollte sich auch die Politik<br />
zuschreiben können. Ob Patchwork-Familien,<br />
graue Panther, die wachsende Zahl an Single-<br />
haushalten und hetero- wie homosexuelle<br />
Lebensgemeinschaften – es gilt, die Probleme<br />
und Erfolgspotenziale zu analysieren, Hilfe<br />
und Unterstützung anzubieten. Denn ein<br />
Blick in die graue, monotone Vergangenheit<br />
beweist: Je mehr Menschen ihren persönli-<br />
chen Lebensweg erfolgreich bewältigen kön-<br />
nen, desto weniger Leid, Unglück und Miss-<br />
gunst gibt es in unserer Gesellschaft.<br />
Gott ist eine Frau!<br />
Provokant? – Möglich. Doch ist damit im<br />
Wesentlichen gesagt, wofür die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> in Fragen der Frauen- und<br />
Geschlechterpolitik steht, und weitaus pro-<br />
vozierender ist für uns die Situation der<br />
Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlech-<br />
tern, denen sich Frauen in ihrem täglichen<br />
Leben ausgesetzt sehen. Nach wie vor sind<br />
es die Frauen, welche einen Großteil der<br />
Hausarbeit und Kindererziehung leisten,<br />
durch Beruf und Familie doppelt belastet<br />
sind, aber für gleiche Arbeit nicht den<br />
gleichen Lohn erhalten! – Die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> wird sich weiterhin für die For-<br />
derung „gleiche Arbeit = gleicher Lohn“<br />
einsetzen.<br />
Um die Doppelbelastung zwischen Familie<br />
und Beruf zu lindern, um die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf zu heben, war und ist<br />
es für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> selbstver-<br />
ständlich, dass ausreichend Kinderbetreu-<br />
ungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Die-<br />
ses Bekenntnis hatte in den letzten Jahren zur<br />
Folge, dass sich die Zahl der ganztägigen Kin-<br />
derbetreuungseinrichtungen in der <strong>Steiermark</strong><br />
verdoppelte, und die nach wie vor vorhande-<br />
nen Engpässe bei Kinderbetreuungseinrich-<br />
tungen für unter Dreijährige gilt es in den<br />
kommenden Jahren konsequent abzubauen.<br />
Von den Anfängen der Frauenbewegung bis<br />
heute ist zwar schon viel geschehen, vieles<br />
muss aber noch geschehen. Bereits heute<br />
sind mehr als 50 % der Studierenden Stu-<br />
dentinnen und auch bei den universitären<br />
Abschlüssen sind die Frauen bereits in der<br />
Überzahl. Die Änderungen des Namens-<br />
rechtes und der unaufhaltsame Siegeszug<br />
der „geschlechtsneutralen“ Formulierungen<br />
beweisen die geänderte und gesteigerte Be-<br />
deutung der Frauen im gesellschaftlichen<br />
Leben.<br />
Die Gleichberechtigung zwischen den Ge-<br />
schlechtern soll aber nicht den Unter-<br />
schied zwischen den Geschlechtern ver-<br />
wischen. Diesen gilt es vielmehr zu ak-<br />
zeptieren und durch maßgeschneiderte<br />
Lösungen ungerechtfertigte Benachteiligun-<br />
gen abzubauen.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 15<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Mir san mir?<br />
Wenn Bildung für Identität und Orientierung<br />
sorgt, so verstärkt gelebter Föderalismus die-<br />
se. Und Föderalismus garantiert auch, dass<br />
Probleme vor Ort von den Betroffenen unter<br />
Einbindung von Experten gelöst werden.<br />
Durch Föderalismus werden Schlagwörter<br />
wie Subsidiarität mit Leben erfüllt und lassen<br />
sich unnötige Bürokratismen vermeiden.<br />
Doch Föderalismus führt nicht zum Eintopf<br />
und der damit verbundenen Einfalt. Das<br />
Gegenteil ist der Fall: Föderalismus fördert<br />
die Vielfalt und wehrt sich gegen die Einfalt!<br />
Er ist sich des Wertes der lokalen Identität<br />
und Orientierung bewusst, vertraut auf Lö-<br />
sungen vor Ort und bleibt gleichzeitig offen<br />
für das Neue.<br />
Fernab von Bauordnungs- oder Jugend-<br />
schutzeitelkeiten sollte man sich der positi-<br />
ven Kraft eines Experimentierfeldcharakters<br />
des Föderalismus bewusst werden. In Fra-<br />
gen der Weiterentwicklung von Verfassung<br />
und Demokratie ließe sich dem einiges ab-<br />
gewinnen. Fragen des Wahlrechts, wie etwa<br />
die Entscheidung zwischen den Grundsät-<br />
zen der Verhältnis- oder Mehrheitswahl,<br />
über das Wahlalter, über die Briefwahl und<br />
E-Voting oder das Wahlrecht für Migrantin-<br />
nenen und Migranten könnten getrost auf<br />
Landesebene für die Wahlen zu den Land-<br />
tagen und Gemeinderäten entschieden wer-<br />
den. Die Entwicklung von plebiszitären Ele-<br />
menten in der Demokratie oder der Direkt-<br />
wahl von Organen könnten so im Wettbewerb<br />
der Konzepte weiterentwickelt werden.<br />
In diesem Sinne bekennt sich die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> zum Föderalismus, bietet er uns<br />
doch Heimat wie Toleranz, Offenheit wie<br />
Innovation.<br />
16<br />
Ermöglichen statt verhindern!<br />
Die Grundmaxime erfolgreicher zukünftiger<br />
Politik muss lauten: „Ermöglichen statt ver-<br />
hindern“. Zu lange dominierte in der Politik<br />
und der Verwaltung ein Grundgeist des Ver-<br />
hinderns und der Verunmöglichung. Im Zu-<br />
sammenwirken von Legislative und Exeku-<br />
tive ist ein Anlauf zu unternehmen, diesen<br />
Gordischen Knoten zu durchschlagen. Vor-<br />
dringlich erscheint eine tiefgehende Durch-<br />
forstung des bestehenden Paragrafen-<br />
dschungels. Ganze Gesetze oder zumindest<br />
Teile davon können wahrscheinlich abge-<br />
schafft, zumindest aber auf ihre <strong>Zukunft</strong>s-<br />
tauglichkeit hin abgeklopft und verbessert<br />
werden. Parallel sollten bestehende Geset-<br />
zestexte einer sprachlichen Qualitätsoffen-<br />
sive unterzogen werden. Ein unbedeuten-<br />
des, aber wegweisendes Beispiel unternahm<br />
der Steiermärkische Landtag 2004, als er<br />
den nur wenigen Personen verständlichen<br />
Titel einer Regierungsvorlage „Steiermärki-<br />
sches Buchmacher- und Totalisateurege-<br />
setz“ in die auch ohne Fremdwörterduden<br />
verständliche Bezeichnung „Steiermärki-<br />
sches Wettgesetz“ veränderte.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat in den letzten Jahren<br />
neben den zahlreichen Erfolgen aber auch<br />
Rückschläge einstecken müssen. Die lange<br />
Blockade des Semmering-Basistunnels, das<br />
am Bundesumweltsenat gescheiterte Spiel-<br />
berg-Projekt und die Verzögerungen beim<br />
Bau der 380 kV-Leitung sind wohl jeder-<br />
mann bekannte Beispiele. Doch es gilt, dass<br />
wir Problemen mit Zuversicht, Geduld und<br />
Beharrlichkeit entgegentreten. Beim Sem-<br />
mering-Basistunnel hat sich diese Geduld<br />
und Beharrlichkeit beispielsweise bereits als<br />
erfolgreich erwiesen. Jahrelange Blockade<br />
wich einem erfolgreichen Neustart, und ein<br />
verkehrstechnisch besseres und gereifteres<br />
Projekt ist nunmehr auf Schiene.
Generell kann gesagt werden, dass sich in<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund<br />
zahlreicher europäischer Initiativen die Be-<br />
weislast zunehmend zu jenen verschoben<br />
hat, die investieren, bauen und ermöglichen<br />
wollen. Hingegen wurden jene, die sich laut-<br />
stark gegen Veränderungen wehren, mit ei-<br />
ner privilegierten Rechtsposition ausgestat-<br />
tet. Es gilt nunmehr, diese Balance zwischen<br />
Ermöglichen und Verhindern wiederzufin-<br />
den. In einer ersten gemeinsamen Anstren-<br />
gung gelang es, das Umweltverträglichkeits-<br />
prüfungsgesetz in diese Richtung anzupas-<br />
sen. Weitere Schritte müssen folgen.<br />
Stempel: Keine Sorge!<br />
Um diese Anstrengungen zu unterstützen,<br />
ist es auch notwendig, über das Institutio-<br />
nengefüge in diesem Land nachzudenken.<br />
Der Österreich-Konvent war diesbezüglich<br />
ein wichtiger Meilenstein. – Existierende<br />
und neue Vorschläge wurden gesichtet, ana-<br />
lysiert, diskutiert und letztlich dem Natio-<br />
nalrat in Form eines Entwurfes übermittelt.<br />
Allen Überlegungen gemein ist das Ziel,<br />
dass staatliche Aufgaben als (Dienst-)Leis-<br />
tung am Bürger zu verstehen sind.<br />
In der <strong>Steiermark</strong> konzentrierte sich die Dis-<br />
kussion unter anderem auf die Abschaffung<br />
des Modells Proporzregierung. Das Marken-<br />
zeichen entwickelter parlamentarischer De-<br />
mokratien, das Wechselspiel von Regierung<br />
und Opposition, wird durch das Modell der<br />
Proporzregierung bis zur Unkenntlichkeit<br />
entstellt. Es ist eine absolute Notwendigkeit<br />
für die <strong>Zukunft</strong>, diese Ausprägung der Kon-<br />
kordanzdemokratie zu überwinden. Gerade<br />
für die Legitimation des Landesparlaments<br />
in der <strong>Zukunft</strong> wird diese Herausforderung<br />
zu einer Frage des vitalen Interesses. Selbst<br />
um den Preis, dass man sich eines Stücks<br />
landespolitischer Gemütlichkeit beraubt und<br />
die großen Regierungsparteien bei einer sol-<br />
chen Reform ein gehöriges Stück Risiko auf<br />
sich nehmen, muss dieser Systemwandel<br />
betrieben und umgesetzt werden.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur<br />
Abschaffung der Proporzregierung und gleich-<br />
zeitigen Verkleinerung der Landesregierung<br />
sowie zur Stärkung der parlamentarischen<br />
Minderheitenrechte. Effizienz, Einsatz und<br />
Engagement zu fordern ist eine Seite, diese<br />
Forderungen selbst zu leben daraus er-<br />
fließende selbstverständliche Pflicht.<br />
Auch die Form der Beteiligung der Länder-<br />
vertretung an der Bundesgesetzgebung ist<br />
neu zu ordnen, zu stärken und effizienter zu<br />
gestalten.<br />
Es gibt Grenzen!<br />
Auch wenn die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> der<br />
<strong>Zukunft</strong> grundsätzlich offen und optimis-<br />
tisch entgegensieht, gibt es Entwicklungen,<br />
welchen Einhalt zu gebieten ist.<br />
Wenn in den vergangenen Jahrzehnten die<br />
Lohnquote im Vergleich zur Gewinnquote<br />
bescheiden wuchs, wenn die Globalisierung<br />
den notwendigen Wandel so sehr beschleu-<br />
nigte, dass viele Menschen die rechtzeitigen<br />
und notwendigen Anpassungsschritte nicht<br />
mehr schaffen, wenn Manager und Unter-<br />
nehmer ständig von Lohnverzicht und Ar-<br />
beitszeitflexibilisierung sprechen und sich<br />
selbst das Gegenteil dessen gewähren, wenn<br />
Unternehmen Rekordgewinne machen und<br />
gleichzeitig tausende Mitarbeiter entlassen,<br />
dann hat die Politik Grenzen aufzuzeigen.<br />
Diese Grenzziehung ist aber auch nicht ein-<br />
fach. Die Globalisierung ist gleichermaßen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 17<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Ursache für viele Verbesserungen wie für<br />
manche Verschlechterungen. Die Globalisie-<br />
rung ermöglichte beispielsweise, dass mehr<br />
als 50 % der in Österreich produzierten Gü-<br />
ter weltweit Abnehmer finden und dadurch<br />
zigtausende Beschäftigungsverhältnisse ge-<br />
schaffen bzw. gehalten werden konnten, sie<br />
erlaubte in Verbindung mit der Kapitalfrei-<br />
heit, dass österreichische und steirische<br />
Unternehmen in unseren Nachbarländern<br />
investieren konnten und nunmehr dadurch<br />
einen Fuß in wertvollen <strong>Zukunft</strong>smärkten<br />
haben, sie eröffnete unseren Studierenden<br />
und Arbeitnehmern die Möglichkeit, im Aus-<br />
land wertvolle Erfahrungen und wertvolles<br />
Wissen zu sammeln.<br />
Grenzen dicht und durch ist daher keine Lö-<br />
sung! Gerade hier gilt es, gemeinsam mit<br />
unseren europäischen und österreichischen<br />
Partnern gegenzusteuern. Nationalstaatliche<br />
Alleingänge sind wenig hilfreich und würden<br />
mehr zerstören, als sie zu retten vorgeben.<br />
Gerade die in Diskussion befindliche Entsen-<br />
dungsrichtlinie der Europäischen Union zeigt,<br />
wie die gemeinsame europäische Grenzzie-<br />
hung überfallsartige Strukturverschiebungen<br />
auf den Arbeitsmärkten verhindern kann und<br />
ein bewältigbares Tempo an ihre Stelle setzt.<br />
Diesen Weg – gemeinsam mit unseren Part-<br />
nern über mögliche und gewünschte Grenz-<br />
ziehungen Einvernehmen zu erzielen – gilt es<br />
auch in <strong>Zukunft</strong> zu gehen.<br />
Bahn frei für die <strong>Zukunft</strong>!<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> blickt zuversicht-<br />
lich in die <strong>Zukunft</strong>. Die Erfolge der letzten<br />
Jahre legten den Grundstein zur erfolgrei-<br />
chen Bewältigung der Herausforderungen<br />
18<br />
der <strong>Zukunft</strong>. Eingebettet in die EU-<strong>Zukunft</strong>s-<br />
region Adria-Alpe-Pannonia – in der es gilt,<br />
die <strong>Steiermark</strong> als dynamisches Zentrum zu<br />
profilieren und die Verbindungen zu unseren<br />
alten Nachbarn und neuen Partnern zu ver-<br />
stärken –, ausgestattet mit der höchsten<br />
Forschungs- und Entwicklungsquote inner-<br />
halb Österreichs, motivierten, engagierten<br />
und dynamischen Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmern, einem verlässlichen Sozial-<br />
system und Zuversicht in die Lösungskom-<br />
petenz der Steirerinnen und Steirer schauen<br />
wir stolz in die <strong>Zukunft</strong>.<br />
Die zahlreichen Vorschläge in unserem Zu-<br />
kunftsprogramm sind im Sinne des Leitbil-<br />
des des Innovationslandes <strong>Steiermark</strong> als<br />
Zentrum der <strong>Zukunft</strong>sregion in einem Ge-<br />
samtzusammenhang zu sehen. Es geht um<br />
die Vernetzung aller Teilstrategien wie For-<br />
schungs- und Technologiepolitik, Bildungs-<br />
strategie und ökosoziale nachhaltige Ent-<br />
wicklung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> sieht in<br />
ihrem <strong>Zukunft</strong>sprogramm daher den „Mas-<br />
terplan“ für die <strong>Zukunft</strong> der <strong>Steiermark</strong>. Die<br />
konkrete Umsetzung der Maßnahmen erfor-<br />
dert jedenfalls auch eine flexible Budget-<br />
und Finanzpolitik mit Leistungsvereinbarun-<br />
gen, Normausgabensystemen und Global-<br />
budgets.<br />
Der Mehrwert des Sozialen<br />
Eine wichtige Grenzziehung betrifft auch<br />
den europäischen Sozial- und Wohlfahrts-<br />
staat. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt<br />
sich zu einem umfassenden Schutz vor Not,<br />
Krankheit und Alter. Gleichzeitig bekennt<br />
die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> damit aber auch,<br />
dass dieses soziale Sicherheitsnetz in der<br />
Mehrzahl der Fälle nur temporärer Natur<br />
sein kann. Sozialmissbrauch ist abzuleh-<br />
nen, schwächt er doch die für die Schwächs-<br />
ten der Gesellschaft vorhandene Solidarität
und zehrt an den Nerven und Geldbörsen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
der Financiers. Ziel aller sozialpolitischen<br />
Maßnahmen ist es, Menschen in Not zu<br />
helfen und ihnen Auswege aus ihrer Situa-<br />
tion zu ermöglichen und zur Seite zu ste-<br />
hen, wenn es wie bei Münchhausen darum<br />
geht, sich selbst aus der Not zu ziehen.<br />
Daher betont die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> aber<br />
auch, dass Vorsorge besser ist als Fürsorge,<br />
und gerade jene, die sich diese Vorsorge<br />
leisten können, sind angehalten, sie zu<br />
leben.<br />
Neben der sozialpolitischen Dimension ist<br />
der Mehrwert des Sozialen aber auch darin<br />
zu sehen, dass ein aktives gesellschaftli-<br />
ches Leben, die Sorge um die Mitmen-<br />
schen, das Engagement in Vereinen und<br />
Hilfsorganisationen, bei Caritas und Green-<br />
peace einen Gutteil des wirtschaftlichen<br />
Erfolges einer Region erklären helfen. In<br />
umfangreichen Studien wurde nachgewie-<br />
sen, dass die Intensität des Sozialkapitals<br />
mehr Auskunft über die wirtschaftliche<br />
Prosperität gibt als politische Institutionen<br />
oder Förderprogramme oder gar die geogra-<br />
fische Lage.<br />
Dieses Sozialkapital ist gleichzeitig aber von<br />
vielen Seiten bedroht: Geschäftigkeit und<br />
Zeitdruck, Doppelbelastung durch Beruf<br />
und Familie, die gestiegene Mobilität, Sied-<br />
lungsentwicklung und Zersiedelung, Fernse-<br />
hen, elektronische Revolution, technologi-<br />
scher Wandel, Veränderungen in der Wirt-<br />
schaftsstruktur und der Bedeutungsverlust<br />
von Ehen und Familienbanden führen zu<br />
einem Schrumpfen des Sozialkapitals.<br />
Daher ist es der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
außerordentlich wichtig, soziale Aktivitäten<br />
zu fördern, das Ehrenamt zu ehren und ge-<br />
sellschaftliches Engagement zu belohnen.<br />
Soziale Gerechtigkeit<br />
bei wirtschaftlicher Dynamik<br />
Unser Wohlstand, unser way of life, kurz:<br />
das europäische Modell verstand es in den<br />
letzten Jahrzehnten immer wieder, die Not-<br />
wendigkeit der wirtschaftlichen Verände-<br />
rung und Entwicklung eingebettet in einem<br />
umfassenden System sozialer Gerechtigkeit<br />
geschehen zu lassen. Diese Verbindung gilt<br />
es auch in <strong>Zukunft</strong> beizubehalten. All jenen,<br />
die angesichts der Globalisierung diese erste<br />
Pflicht des Staates als vergebliche Quadra-<br />
tur des Kreises kritisieren, ist entgegenzu-<br />
halten, dass der Abbau des Sozialstaates<br />
zur Steigerung einer grenzenlosen wirt-<br />
schaftlichen Dynamik mit der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> nicht zu machen sein wird!<br />
Gleichzeitig bekennt sich die <strong>Steiermark</strong><br />
aber auch dazu, dass es erst die Wohl-<br />
standsgewinne der Globalisierung sind, die<br />
Schritte auf dem Weg zur sozialen Gerech-<br />
tigkeit ermöglichen, anders gesagt: Mehr als<br />
90 aller sozialpolitischen Maßnahmen las-<br />
sen sich allein durch unseren Wohlstand<br />
erklären!<br />
Gesellschaftliche Weiterentwicklung<br />
ohne Entwurzelung<br />
Die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit unseres Landes hängt<br />
nicht zuletzt davon ab, dass wir dem Neuen<br />
offen gegenüberstehen und gleichzeitig ver-<br />
meiden, wurzellosen Postmodernismus zu<br />
predigen. Diese schwierige Balance – Wei-<br />
terentwicklung ohne Entwurzelung – ist für<br />
die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> seit Jahrzehnten<br />
Programm. So war die steirische Kultur-<br />
politik Wegbereiter der steirischen Moderne<br />
und steirischen Breite, die weit über die<br />
Grenzen unseres Bundeslandes Anerken-<br />
nung fand; heute sind – nicht zuletzt dank<br />
„Graz 2003“ – das Kunsthaus, die AVL-List-<br />
Halle, die neue Stadthalle und vieles mehr<br />
„Zeitzeugen“, die der <strong>Steiermark</strong> den Stem-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 19<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
pel der Moderne aufdrücken. Es gilt, diese<br />
Entwicklungen nachhaltig zu sichern und zu<br />
fördern! Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird sich<br />
weiterhin für bestmögliche Rahmenbedin-<br />
gungen für Kunst und Kultur einsetzen. Es<br />
geht um ein Klima der Liberalität, Freiheit<br />
und Offenheit für das Experimentelle, das<br />
Kreativität nicht nur zulässt, sondern fördert<br />
und herausfordert.<br />
Doch nicht nur Kunst und Kultur entwickeln<br />
sich ständig weiter. Auch die gesellschaftli-<br />
chen Bande und Beziehungen sind ständi-<br />
gen Veränderungen und Entwicklungen aus-<br />
gesetzt. War es in der Vergangenheit vor<br />
allem die klassische Großfamilie, in den<br />
1960er und 1970er Jahren die Vorstadtfa-<br />
milie amerikanischer Prägung, in den<br />
1980er und 1990er Jahren die Lebensent-<br />
würfe der so genannten „Yuppies“ (young<br />
urban professionals) und „Dinkies“ (double<br />
income, no kids), so sind es heute vor allem<br />
die Patchwork-Familien, die grauen Panther,<br />
die wachsende Zahl an Singlehaushalten<br />
und hetero- wie homosexuelle Lebensge-<br />
meinschaften, die die Gegenwart prägen.<br />
Diesem bunten Mit- und Durcheinander hat<br />
sich die Politik zu stellen und zeitgemäße<br />
Antworten zu geben. Wann immer sich<br />
Menschen bereit erklären, ihr Leben ge-<br />
meinsam zu gestalten, hat die Politik hilf-<br />
reich zur Seite zu stehen! Verbot, Diskrimi-<br />
nierung und Vorurteil sollten am Beginn des<br />
21. Jahrhunderts der Vergangenheit ange-<br />
hören!<br />
Bürger und Staat –<br />
gemeinsam und partnerschaftlich<br />
Der Staat hat in den letzten Jahrzehnten<br />
eine bemerkenswerte Entwicklung vollzo-<br />
gen: Vom Obrigkeitsstaat monarchistischer,<br />
autoritärer und faschistischer Prägung voll-<br />
zog sich die Entwicklung über den groß-<br />
20<br />
koalitionären Ordnungsstaat hin zum part-<br />
nerschaftlichen Staat. Initiiert, begleitet und<br />
beschleunigt haben diese Entwicklung die<br />
Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.<br />
Ihnen zu dienen, das ist heute allgemein<br />
akzeptierte Pflicht und Aufgabe staatlicher<br />
Akteure. Daher sind beide – Bürger und<br />
Staat – aufgerufen, sich der <strong>Zukunft</strong> zu öff-<br />
nen, gemeinsam die Frage „Wie wollen wir<br />
leben?“ zu beantworten und bei Zweifeln<br />
der Freiheit den Vorzug zu geben!
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Innovation hat Tradition<br />
Modell <strong>Steiermark</strong> – Denken<br />
und Arbeiten für unser Land<br />
Als Landeshauptmannpartei trägt die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> seit nunmehr 60 Jahren<br />
die Hauptverantwortung für die Politik, die<br />
Positionierung und damit auch für die posi-<br />
tive Entwicklung und den Erfolg der Steier-<br />
mark. Seit Gründung der Zweiten Republik<br />
arbeiteten und arbeiten Menschen unter-<br />
schiedlichster Herkunft kontinuierlich und<br />
mit großem persönlichem Einsatz in Arbeits-<br />
kreisen und in den großen Denkwerkstätten<br />
der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>. Sie verfolg(t)en<br />
vorrangig ein gemeinsames Ziel: Die Erar-<br />
beitung von Lösungsvorschlägen und deren<br />
konkrete Umsetzung zur Bewältigung der<br />
Herausforderungen des Lebens – eine Denk-<br />
und Arbeitsleistung für das Land und für die<br />
Menschen zur Sicherung und Weiterent-<br />
wicklung unserer materiellen und geistigen<br />
Lebensgrundlagen.<br />
Die lange Tradition der inhaltlich wie per-<br />
sonell breit angelegten Programm- und Bil-<br />
dungsarbeit mit langfristigen und nach-<br />
haltigen Zielsetzungen wurde von der Stei-<br />
rischen <strong>Volkspartei</strong> Ende der sechziger<br />
Jahre noch unter der klugen Voraussicht<br />
von Landeshauptmann Josef Krainer sen.<br />
begründet und von Landeshauptmann<br />
Friedrich Niederl aufgegriffen. Die Vor-<br />
bereitungs-, Diskussions- und Ausarbei-<br />
tungsarbeiten mündeten in das erste Modell<br />
<strong>Steiermark</strong>, das 1972 als erstes Langzeit-<br />
programm einer Landespartei <strong>Zukunft</strong>svor-<br />
schläge für ein Jahrzehnt enthielt. Diese<br />
Arbeiten wurden in den 1980er und den<br />
frühen 1990er Jahren unter Landeshaupt-<br />
mann Josef Krainer jun. im Rahmen von<br />
Modell <strong>Steiermark</strong> fortgesetzt. Unter Lan-<br />
deshauptmann Waltraud Klasnic wurde<br />
diese „Modellarbeit“ durch zahlreiche Ak-<br />
tionsprogramme (z.B. AktionVision, Perspek-<br />
tive <strong>Steiermark</strong>) erweitert. Große Tradition<br />
hat auch die prononcierte Bildungsarbeit,<br />
die mit dem intellektuellen Flaggschiff und<br />
Symbol Josef-Krainer-Haus assoziiert wur-<br />
de. Das seit 1980 erscheinende „politicum“<br />
ist heute wie damals ein Fixstern am intel-<br />
lektuellen Firmament der <strong>Steiermark</strong>; seit<br />
2001 wird die Zeitschrift vom <strong>Steirische</strong>n<br />
Institut für Politik und Zeitgeschichte her-<br />
ausgegeben, ebenso wie das im Jahr 2000<br />
gegründete <strong>Steirische</strong> Jahrbuch für Politik,<br />
das Jahr für Jahr ein unverzichtbares Stan-<br />
dardwerk zum politischen Geschehen der<br />
<strong>Steiermark</strong> ist.<br />
Diese seit Jahrzehnten gute Tradition der<br />
Denkwerkstätten ist bis heute kontinuier-<br />
lich fortgeführt worden und ist nach wie<br />
vor ein entscheidender Teil der politischen<br />
Arbeit der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />
Im 21. Jahrhundert sind neue, unserer Zeit<br />
entsprechende moderne Methoden notwen-<br />
dig und einsetzbar, um die Menschen unse-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 21<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
es Landes konstruktiv mit der Politik zu<br />
verbinden und sie für die gemeinsame<br />
Arbeit zu gewinnen.<br />
Vor Ort am Wort –<br />
Gemeinsam denken und<br />
gestalten für die <strong>Steiermark</strong><br />
Mit der Initiierung der Aktion „Vor Ort am<br />
Wort“ durch Landeshauptmann Waltraud<br />
Klasnic wurden neue Wege der Einbindung<br />
von Bürgerinnen und Bürgern beschritten.<br />
In allen 542 Gemeinden der <strong>Steiermark</strong><br />
wurden Arbeitskreise eingerichtet, mit dem<br />
Ziel, konkrete Handlungsstrategien auf kom-<br />
munaler und regionaler Ebene zu entwickeln.<br />
Ganz in der offenen Tradition der Denkwerk-<br />
stätten der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wurde<br />
mit „Vor Ort am Wort“ die Idee der Denk-<br />
werkstatt auch auf die Gemeinde- und Be-<br />
zirksebene verlagert.<br />
In der weiteren Folge wurden aus den ent-<br />
wickelten Handlungsstrategien Projektideen<br />
entworfen. Dies geschah sowohl für die ein-<br />
zelnen Gemeinden als auch im Rahmen von<br />
Schwerpunktthemen für die Bezirke der<br />
<strong>Steiermark</strong>. Von diesen Projektideen sind<br />
etliche bereits umgesetzt. Dieser Neuorien-<br />
tierung des programmatischen Arbeitspro-<br />
zesses liegen die folgenden Erkenntnisse<br />
und Überlegungen zugrunde.<br />
Von der Information<br />
zur Koevolution<br />
Eine Demokratie lebt von der durchaus<br />
kontroversiellen Diskussion von politischen<br />
Themen während den Legislaturperioden.<br />
22<br />
Dabei hat sich jedoch seit 1945 eine deut-<br />
liche Veränderung in der Erwartungshal-<br />
tung der Bürgerinnen und Bürger bemerk-<br />
bar gemacht, was die Art und Weise der<br />
Einbindung zwischen den Wahlen angeht.<br />
„Wie“ wollen die Menschen von der Politik<br />
in die Prozesse der Entscheidungsfindung<br />
eingebunden werden? Nachdem es lange<br />
Zeit angefragt war, über politische Ent-<br />
scheidungsprozesse einfach nur informiert<br />
zu werden (Information), gab es in den<br />
1970er bzw. in den 1980er Jahren eine<br />
deutliche Tendenz zum „darüber reden“<br />
und zu Mechanismen des Mitentscheidens<br />
(Kommunikation). Heute ist spürbar, dass<br />
Bürgerinnen und Bürger nicht nur in eine<br />
Entscheidung am Ende des Prozesses ein-<br />
gebunden sein wollen. Sie wollen sich viel-<br />
mehr bereits in die Prozesse einbringen,<br />
die zur Ortung von Themenbereichen füh-<br />
ren und in denen Veränderungen anstehen,<br />
und sind sogar bereit, Verantwortung für<br />
das Gelingen eines Prozesses zu tragen<br />
(Koevolution).<br />
Bürgerpartizipation<br />
Bürgerpartizipation ist eines jener Schlag-<br />
worte, die heute Hochkonjunktur haben.<br />
Dabei ist jedoch der Umgang mit diesem<br />
Begriff höchst unterschiedlich. Einige sehen<br />
Bürgerpartizipation bereits in jeglicher Form<br />
der Einbeziehung der Bürgerinnen und Bür-<br />
ger in einen politischen Prozess, also bereits<br />
auch in reiner Information an Informations-<br />
abenden oder in manchmal recht flüchtigen<br />
Gesprächen bei Diskussionsveranstaltun-<br />
gen. Andere lassen Partizipation erst dann<br />
beginnen, wenn die Bürgerinnen und Bürger<br />
von der Politik die Möglichkeit eingeräumt<br />
bekommen, direkt über einen Posten des
Stadtbudgets zur Umsetzung von eigenen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Anliegen zu verfügen. Bürgerpartizipation ist<br />
aber weder ein Ersatz für die Politik, noch<br />
erschöpft sie sich auf der Ortsebene im ge-<br />
meinsamen Engagement für wichtige Pro-<br />
jekte im eigenen Lebensumfeld. Partizipa-<br />
tion an politischen Entscheidungsprozessen<br />
in den Gemeinden hat eine Strahlkraft auf<br />
höchste politische Ebenen. Themen und<br />
Anliegen werden transparent, die landes-<br />
weite Brisanz haben und die von der Lan-<br />
despolitik aufgegriffen werden. So wird Po-<br />
litik im Miteinander von Bürgerinnen und<br />
Bürgern sowie von Politikerinnen und Poli-<br />
tikern gestaltet. Nimmt man den eingangs<br />
beschriebenen Begriff der Koevolution ernst,<br />
dann bekommt Bürgerpartizipation folgende<br />
Charakteristik:<br />
Bürgerpartizipation ist<br />
• ein längerfristiger politischer Prozess,<br />
• die Beteiligung an der Generierung von<br />
Ideen und Eröffnung von Handlungsfel-<br />
dern,<br />
• unter Einbeziehung möglichst vieler Be-<br />
troffener sowie<br />
• die Übernahme von Verantwortung<br />
durch alle Beteiligten für die Umsetzung<br />
der generierten Ideen in den eröffneten<br />
Handlungsfeldern.<br />
Die eben genannten Charakteristiken eines<br />
ausgereiften Prozesses der Bürgerbeteili-<br />
gung zeigen bereits Problemzonen und Hür-<br />
den für den politischen Alltag auf.<br />
• Wie schaffe ich es, einen langfristigen<br />
Arbeitsprozess am Laufen zu halten,<br />
ohne dass das Interesse der Beteiligten<br />
erlahmt? Naturgemäß ist der interessan-<br />
teste Prozess derjenige, der in einer über-<br />
schaubaren Zeit zu einem greifbaren<br />
Ergebnis führt. Wenn ein Erfolgsergebnis<br />
von vornherein erkennbar ist, dann ist<br />
ein feuriger Eifer der Beteiligten zu er-<br />
warten. Wie verhält es sich aber, wenn<br />
eine Problemlösung erst langwierig erar-<br />
beitet werden muss, an Umsetzung noch<br />
gar nicht gedacht werden kann?<br />
• Wie beziehe ich möglichst viele Betrof-<br />
fene mit ein und woher weiß ich, wer<br />
betroffen ist, sich betroffen fühlt?<br />
• Wie kann ich Strategien für gemeinsame<br />
Denk- und Umsetzungsprozesse entwer-<br />
fen, in denen Politik und Bürgerinnen<br />
und Bürger gleichermaßen entsprechend<br />
ihren Möglichkeiten für das Gelingen<br />
Verantwortung übernehmen?<br />
Denkwerkstätte<br />
anders & neu<br />
Eine breite soziale Integrationspartei wie die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> muss sich diesen Fra-<br />
gestellungen offensiv annähern. Mit den<br />
Menschen Lösungen entwickeln, statt über<br />
ihre Köpfe hinweg, und die Menschen eben-<br />
so in die Verantwortung nehmen. Die Wahr-<br />
nehmung des Einzelnen in seiner Eigenver-<br />
antwortung wie auch die eigene Verantwor-<br />
tung für die Gesellschaft, das sind die<br />
Fundamente unserer Gesinnung. Dies ist der<br />
Weg, der den Einzelnen erkennt, ihn auffor-<br />
dert, aktiv zu werden, und ihn unterstützt.<br />
Dies ist der Weg, der bedingungslos hilft,<br />
wenn Menschen verschuldet oder unver-<br />
schuldet in Not geraten. Dies ist der Weg,<br />
der das Individuum Mensch erkennt und<br />
achtet und den Menschen nicht im Kollek-<br />
tiv untergehen lässt.<br />
Wie also kann ich den Menschen, ihren Er-<br />
fahrungen, Visionen und konkreten Vorha-<br />
ben gerecht werden, ohne dass sie in der<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 23<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Masse der Meinungsäußerungen unterge-<br />
hen? Wie kann ich in einer Massendemo-<br />
kratie möglichst viele einbeziehen und den-<br />
noch möglichst klare und eindeutige Ant-<br />
worten erhalten?<br />
In Zusammenarbeit mit einem Forschungs-<br />
institut wurden qualitative und quantitative<br />
Methoden der empirischen Sozialforschung<br />
angewendet und miteinander in einem Mo-<br />
dell der Bürgerpartizipation an politischen<br />
Entscheidungsprozessen kombiniert. Die<br />
Anwendung dieser Erhebungsmethoden er-<br />
folgte im Rahmen der steiermarkweiten Pro-<br />
jektreihe der „Vor Ort am Wort“-Stamm-<br />
tische. Eine Hypothese aus der Vorberei-<br />
tungsphase dieser Fokus-Runden mit den<br />
ortsansässigen Opinion-Leader hat sich<br />
schnell bestätigt: Eine offene Einladung zu<br />
einer offenen Diskussion kann nicht mehr<br />
nur unter geladenen Gästen im Seminar-<br />
hotel stattfinden. Der intellektuelle Traum<br />
muss sich der Lebenswirklichkeit und der<br />
Alltagserfahrung annähern, ohne von ihr<br />
verschluckt zu werden. Von alten Mustern<br />
kann man sich leicht befreien. Ein altes<br />
Muster der Menschen ist, sich darauf zu<br />
verlassen, dass andere, vermeintlich klüge-<br />
re Köpfe, kluge Schriften erarbeiten. Die<br />
Suche nach einer modernen Solidarität, die<br />
den Menschen dort anspricht und ihm<br />
Spielraum zubilligt, wo er im Sinne des Sub-<br />
sidiaritätsprinzips die naheliegendste Kom-<br />
petenz inne hat, führt aber eben nicht von<br />
den Menschen weg in theoretische Gefilde,<br />
sondern ins Wirtshaus zu den Menschen.<br />
Am Wirtshaustisch wird das offene Wort<br />
serviert. Diese Diskussionsrunden sind zu<br />
Unrecht ins Abseits geraten und erfüllen die<br />
Tradition des öffentlichen Diskurses nach<br />
wie vor mit Leben. Wie aber kann man<br />
einen Blick auf das Ganze (z.B. Landesthe-<br />
men) behalten, wenn man in der Diskussion<br />
24<br />
erst einmal Anliegen und Themen eines<br />
Ortes einer Gemeinde bearbeiten muss? Der<br />
Schlüssel zur fruchtbaren Diskussion im<br />
21. Jahrhundert liegt in den Rahmenbedin-<br />
gungen und der professionellen Begleitung.<br />
Nach einer ersten qualitativen Erhebung<br />
von Themenfeldern und Problembereichen<br />
folgten in der „Vor Ort am Wort“-Stamm-<br />
tischreihe die Schritte zur inhaltlichen Aus-<br />
wertung, Bündelung, quantitativen Absiche-<br />
rung und inhaltlichen Weiterentwicklung.<br />
Im Einzelnen sahen die Arbeitsschritte des<br />
Bürgerpartizipationsmodells folgenderma-<br />
ßen aus:<br />
1. Fokusgruppen (= „Vor Ort am Wort“-<br />
Stammtische), moderierte Gruppendis-<br />
kussion mit interessierten und vom The-<br />
menschwerpunkt betroffenen Personen.<br />
Diskussionsprotokoll wird erstellt (quali-<br />
tativ empirisch).<br />
2. Auswertung und Analyse der Ergebnisse<br />
durch ein Forschungsinstitut.<br />
3. Zusammenführung der Analyse in Form<br />
von Forderungszusammenstellungen der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />
4. Möglichkeit der Kommentierung der<br />
durch das Forschungsinstitut gewichte-<br />
ten Kernthemen durch Beteiligte an den<br />
Fokusgruppen.<br />
5. Repräsentative Umfrage über Inhalte<br />
der Forderungszusammenstellung (quan-<br />
titativ empirisch).<br />
6. Einbindung der Regierungsmitglieder,<br />
der Abgeordneten und Expertenbefra-<br />
gung zu ermittelten Kernthemen (quali-<br />
tativ empirisch).
7. Zusammenführung von Kernthemen aus<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
den Arbeitsprozessen und den Experten-<br />
aussagen unter Einbeziehung der Regie-<br />
rungsmitglieder der <strong>Steirische</strong>n Volkspar-<br />
tei in Form des <strong>Zukunft</strong>sprogramms.<br />
Die Komponenten dieses Modells sind im<br />
Entwicklungsprozess des <strong>Zukunft</strong>spro-<br />
gramms in unterschiedlicher Gewichtung<br />
angewendet worden.<br />
Denkwerkstatt:<br />
<strong>Zukunft</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Die Denkwerkstatt versteht sich als Instru-<br />
ment der politischen Zuspitzung von<br />
Schwerpunktthemen, die in den vergange-<br />
nen Jahren in Gemeinden, Bezirken und<br />
auch auf Landesebene erarbeitet wurden.<br />
Im Rahmen der Denkwerkstatt wurde die<br />
Ideensammlung gerade nicht auf Experten-<br />
gremien beschränkt. Im Sinne der Beteili-<br />
gung von möglichst vielen Bürgerinnen und<br />
Bürgern wurden Ergebnisse von Experten-<br />
arbeitskreisen und Arbeitskreisen in den<br />
Bezirken parallel gesammelt, sowohl aus<br />
den letzten Jahren als auch in „Update-Run-<br />
den“ (Kamingespräche am Karmeliterplatz<br />
und Forum Landhaus) kurz vor der Endre-<br />
daktion, und im <strong>Zukunft</strong>sprogramm der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> zusammengeführt.<br />
Drei Themen wurden in den letzten Jahren<br />
mit besonderer Intensität bearbeitet. Die<br />
Themen Bildung, Soziales und Sicherheit<br />
wurden jeweils für ein Jahr in der Zeit zwi-<br />
schen 2002 und 2005 in unzähligen Ver-<br />
anstaltungen und Arbeitskreisen Gegen-<br />
stand der programmatischen Arbeit der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>.<br />
Im Ganzen haben tausende Steirerinnen und<br />
Steirer im Zeitraum von Oktober 2000 bis<br />
Mai 2005 an der Erarbeitung von inhalt-<br />
lichen Schwerpunktthemen teilgenommen,<br />
ob in den Arbeitsgruppen der Jahresthemen<br />
Bildung, Soziales und Sicherheit, an den<br />
„Vor Ort am Wort“-Stammtischen, im Rah-<br />
men der traditionsreichen Veranstaltungs-<br />
reihe ClubAAB oder in Arbeitskreisen und<br />
<strong>Zukunft</strong>sgesprächen des Bauernbundes<br />
(Forum Land), des Wirtschaftsbundes, der<br />
Frauenbewegung, des Seniorenbundes und<br />
der Jungen <strong>Volkspartei</strong>.<br />
Bei all unserem Denken und Handeln sehen<br />
wir im Christentum die ständige Heraus-<br />
forderung zur Gestaltung der Welt nach den<br />
Grundsätzen der Gerechtigkeit, der Nächs-<br />
tenliebe, der Brüderlichkeit und des Frie-<br />
dens. Wir sind offen für Christen und für<br />
alle, die sich aus anderen Beweggründen zu<br />
einem humanistischen Menschenbild be-<br />
kennen und daher für Menschenwürde, die<br />
fundamentalen Rechte des Menschen,<br />
Demokratie, den liberalen Rechtsstaat und<br />
die ökosoziale Marktwirtschaft eintreten.<br />
Vor diesem Hintergrund und auf der Basis<br />
einer Einladung an alle kann unsere Arbeit<br />
nur mit Empathie (einfühlend, teilhabend<br />
am konkreten Leben des Anderen) ge-<br />
schehen. Dieses Mitfühlen soll von ERFAH-<br />
RUNG begleitet werden (reflexive Problem-<br />
analyse), um dann in der Konfrontation mit<br />
den eigenen Vorstellungen, Positionen,<br />
Werthaltungen (VISION) nach Lösungen<br />
und Umsetzungsmöglichkeiten zu suchen<br />
(AKTION).<br />
Einen solchen Dreischritt haben wir folglich<br />
auch für unsere Programmarbeit gewählt.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 25<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land des neuen Denkens<br />
Wer die Steirerinnen und Steirer für dickköpfig hält, der irrt.<br />
Wir sind nur partout nicht zu Rückschritten bereit.
Ideen, Kreativität, Innovationsfähigkeit,<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
Freude, Mut und Optimismus – ein Gemisch<br />
mit vielen weiteren Zutaten führt zum Re-<br />
zept „neu denken“? Weit gefehlt. Neu den-<br />
ken ist vielmehr eine Einstellung, eine Be-<br />
reitschaft, alles in Frage zu stellen und<br />
ständig zu reflektieren, um neu Gedachtes<br />
zu ermöglichen und – noch wichtiger – dann<br />
auch umzusetzen.<br />
So bestimmt unsere Fähigkeit, zu denken,<br />
nachzudenken, vorzudenken und zu über-<br />
denken, unsere individuelle Lebensbewälti-<br />
gung. Hier geht es jedoch weniger um un-<br />
sere kognitiven Möglichkeiten oder um un-<br />
sere – vor ein paar Jahren sehr aktuell<br />
gewordene – emotionale Intelligenz, son-<br />
dern vielmehr um jene Rahmenbedingun-<br />
gen und Voraussetzungen, um neu zu den-<br />
ken und Neues zu erdenken. Was muss neu<br />
gedacht werden? Kann man es jemandem<br />
„verdenken“, wenn neben der reinen Neu-<br />
gierde an neu Gedachtem auch Sorgen und<br />
Ängste mitschwingen, wie sich denn das<br />
Neue auswirkt? Veränderungen sind nicht<br />
immer positiv besetzt, manchmal bringen<br />
sie keine Verbesserungen und oft wird die<br />
persönliche Betroffenheit zum Hauptkrite-<br />
rium, Neues kritisch zu reflektieren.<br />
Eine lebendige Partei wie die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> ist ständig daran, neu zu den-<br />
ken, auch Vordenker einzubinden, um Ant-<br />
worten auf offene Fragen unserer gesell-<br />
schaftlichen Entwicklung zu geben. Wenden<br />
wir uns dem Neuen also positiv zu, so gilt<br />
es, alle kreativen Techniken zu nutzen, um<br />
neue Möglichkeiten auszuloten. Nicht im-<br />
mer geht es dabei um die Umsetzung,<br />
schon die reine Beschäftigung mit dem<br />
Neuen bringt uns über Diskussionen, Refle-<br />
xionen, Falsifizierung und Verifizierung zu<br />
neuen Einsichten. Dies ist kein alleiniges<br />
Warum sind die Steirer reformorientierter als andere? Vielleicht, weil wir es im Laufe der Geschichte<br />
oft schwerer gehabt haben, um vieles kämpfen mussten und wussten, dass nur durch beherzte Schritte<br />
eine positive Weiterentwicklung möglich ist. Vielleicht, weil wir das österreichische Bundesland der<br />
Vielfalt mit der Harmonie der Gegensätze sind – vom ewigen Eis bis zum Weinland, von den 40.000<br />
Studierenden und tausenden Forschenden und Lehrenden an den Universitäten bis zu den Bäuerinnen<br />
und Bauern sowie Hochofen-Arbeitern. Es ist ein weites und fruchtbares Spannungsverhältnis von<br />
Heimatverbundenheit und Weltoffenheit, von Tradition und Fortschritt. Die reiche kulturelle Szene, der<br />
österreichweit höchste Anteil an High-Tech-Produkten und der Weg im letzten Jahrzehnt von der<br />
einstigen Krisenregion auf die österreichische Überholspur bei Wirtschafts- und Beschäftigungs-<br />
wachstum, aber auch vielerlei Bildungsinitiativen sind positive Beispiele dieses steirischen<br />
Reformgeistes.<br />
Waltraud Klasnic<br />
Privileg der Intellektuellen, sondern unser<br />
aller Auftrag. Sind die Antworten gefunden<br />
– sehen wir mal vom reinen „Spinnen“<br />
ab –, wird das neue Denken auch an dessen<br />
umsetzbaren Ideen und Innovationen zu<br />
messen sein, an dessen normativer Kraft,<br />
das Faktische zu überwinden. Wollen wir<br />
neues Denken? Ist nicht die Angst ständig<br />
da, dass durch Neues alles schlechter wird,<br />
Neues auch Gefahren mit sich bringt? Geht<br />
damit die Hoffnung einher, dass uns ohne-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 29<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
hin das Neue erst dann erreicht, wenn poten-<br />
zielle Gefahren längst erkannt und gebannt<br />
wurden?<br />
Das geht nicht! Das haben wir immer so<br />
gemacht! Das haben wir noch nie so<br />
gemacht! Da kann ja jeder kommen! – Dies<br />
sind beliebte Beispiele von Killerphrasen,<br />
die es zu überwinden gilt. Unser Wunsch<br />
nach Verbesserung der derzeitigen Situa-<br />
tion und das Streben nach optimalen Lö-<br />
sungen sind stärker als der Beharrungs-<br />
wunsch angesichts der Unsicherheiten, die<br />
das Neue mit sich bringt. Unser Ansatz,<br />
„neu“ zu denken, geht von unserem ange-<br />
borenen Talent zur Kreativität aus und über-<br />
windet spielend rückwärtsgewandte Barrie-<br />
ren, die sich nur scheinbar auf Traditionen<br />
und Werte stützen. Es gilt, das Neue, das<br />
Richtige, das Bessere zu erdenken, auch<br />
wenn es im Widerspruch zur vermeintlichen<br />
Volksmeinung, zu Umfragen und zum Zeit-<br />
geist steht und nicht im Mainstream liegt.<br />
Doch wer maßt sich an, zu werten, was<br />
denn nun gut, besser oder richtig ist? Kön-<br />
nen nicht wieder „gute“ Argumente gefun-<br />
den werden, dass gut Gedachtes nicht<br />
funktionieren kann?<br />
Neues Denken ist immer auch ein Risiko,<br />
das es wert ist, eingegangen zu werden.<br />
Dazu braucht es – generationenübergreifend<br />
– „junger“, frischer, mutiger Geister, die es<br />
in der <strong>Steiermark</strong> reichhaltig gibt.<br />
30<br />
Neues Denken ist ein ständiger Prozess. Es<br />
bestimmt unsere Fähigkeit, Probleme zu be-<br />
wältigen und zu lösen sowie mit den daraus<br />
folgenden Verbesserungen eine Erhöhung un-<br />
serer Lebensqualität zu erreichen. Im Mittel-<br />
punkt neuen Denkens im politischen Leben<br />
steht jedenfalls der Mensch – der Mensch<br />
und seine individuelle Lebensbewältigung!<br />
Neues Denken war und ist eine notwendige<br />
Voraussetzung für jedwede gesellschaftli-<br />
che, politische, wirtschaftliche und soziale<br />
Weiterentwicklung und somit eine Basis für<br />
Sicherheit, Frieden, Wohlstand, Prosperität<br />
und Zufriedenheit. Die Frage ist vielmehr,<br />
welche Rahmenbedingungen müssen gege-<br />
Die Politik ist das Reich der Vernunft, und zwar einer nicht bloß technisch-kalkulatorischen, sondern<br />
der moralischen Vernunft, da das Staatsziel und so das letzte Ziel aller Politik moralischer Natur ist,<br />
nämlich Friede und Gerechtigkeit.<br />
Josef Kardinal Ratzinger, nunmehr Papst Benedikt XVI.<br />
ben sein, damit entweder neu gedacht oder<br />
Neues erdacht werden kann, bzw. welche<br />
Wege müssen geebnet werden, damit neues<br />
Denken ermöglicht werden kann? Auf diese<br />
Frage werden wir am Ende dieses Kapitels<br />
nochmals zurückkommen.<br />
Neues Denken muss jedenfalls auch in Fra-<br />
gen der Demokratie und des politischen<br />
Systems, der politischen Strukturen und des<br />
Staatsaufbaus erlaubt sein und ist in diesen<br />
Fragen auch besonders wichtig. Neue Mo-<br />
delle und Ideen müssen dabei als Folie die-<br />
nen, vor der die alten Strukturen und Me-<br />
chanismen evaluiert werden. Bewährtes gilt<br />
es zu festigen und zu stärken, Schwachstel-<br />
len gilt es hingegen zu verbessern und zu<br />
verändern.
Heimat neu denken<br />
Erfahrung<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 31<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
Neues<br />
Denken<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Republik, in der unser Land zuerst mehrfach<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist für uns Heimat und Zu-<br />
kunftsregion. Auch Heimat ist nichts Stati-<br />
sches, sondern muss stets in einer sich<br />
verändernden Welt neu gedacht werden.<br />
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die<br />
<strong>Steiermark</strong> als lebens- und liebenswerte<br />
Heimat, als geistig-kulturelles, wissen-<br />
schaftliches, wirtschaftliches und gesell-<br />
schaftliches Zentrum im Südosten Europas<br />
zu gestalten und zu profilieren.<br />
Viele Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren<br />
schwierige Zeiten für die <strong>Steiermark</strong>: als<br />
Kronland der 1918 endgültig auseinander<br />
gebrochenen Monarchie, als Bundesland der<br />
Ersten Republik, die anfangs ihre Erfolge<br />
hatte, aber Bürgerkrieg und Beseitigung der<br />
Demokratie nicht verhindern konnte, als<br />
unselbstständiger Teil der zerstörerischen<br />
und menschenverachtenden Nazi-Diktatur,<br />
schließlich als Bundesland der Zweiten<br />
besetzt und durch einen Eisernen Vorhang<br />
eines Teiles der natürlichen Wirtschafts- und<br />
Gesellschaftsbeziehungen beraubt war.<br />
Schwere Zerstörungen, hungernde Men-<br />
schen, sich mühsam erholende Wirtschaft<br />
Es gehört zu den besten und wichtigsten Traditionen steirischer Politik und ist auch letztlich die Quelle<br />
unserer Erfolge, in kritischen Phasen der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung immer wieder<br />
fundierte Ortsbestimmungen vorzunehmen.<br />
Josef Krainer jun.<br />
– viele schwierige Aufgaben stellten sich am<br />
Beginn der Zweiten Republik den Steirerin-<br />
nen und Steirern. Bei den ersten freien Wah-<br />
len am 25. November 1945 haben die Stei-<br />
rerinnen und Steirer der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei die Hauptverantwortung in unserem<br />
Land übertragen, der die Landeshauptleute<br />
und ihre Teams seither stets gerecht wurden.<br />
Die neue <strong>Steiermark</strong> seit 1945 ist eine Er-<br />
folgsgeschichte, ist das Land der <strong>Zukunft</strong>. Es<br />
ist das Werk aller Menschen unseres Landes,<br />
Das Land als „Heimat“ seiner Menschen samt ihren Manifestationen in Politik, Wirtschaft, Recht,<br />
Wissenschaft, Kunst und Sport, in all den Aktivitäten und Institutionen gedeiht, wenn es ein<br />
partizipatorisches Einandervertrauen der Bürger gibt, das in eine gelassen-kritische Wahl der<br />
Repräsentanten mündet. Gute Politiker schaffen die Rahmenbedingungen hiefür, dann wird das Wort<br />
„Heimat“ mit bergender Substanz gefüllt und damit der abgedroschenen Phrase „entrissen“. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> hat ein politisches System und eine politische Kultur, hat vor allem Menschen, die um<br />
diese jeweils neu gestellte Aufgabe wissen und die schöpferische Kraft zu ihrer Lösung aufbringen!<br />
Wolfgang Mantl<br />
auf dem wir aufbauen wollen. Vor einigen<br />
Jahren ist von unserem Land noch als Kri-<br />
senregion die Rede gewesen, heute sind wir<br />
eine <strong>Zukunft</strong>sregion – mit den besten Arbeits-<br />
markt- und Wirtschaftsdaten Österreichs.
In der Tradition von Erzherzog Johann,<br />
„dem grünen Rebell“, waren die Steirerin-<br />
nen und Steirer stets reformorientierter als<br />
andere. Auch wenn uns dies nicht selten<br />
ein „Revoluzzerimage“ einbrachte, können<br />
wir damit gut leben – stolz auf unsere Stär-<br />
ken in Innovation, Dynamik und Kreativität<br />
bei gleichzeitiger Achtung der Tradition. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> ist insbesondere auch immer als<br />
demokratiepolitische Reformkraft Öster-<br />
reichs bekannt gewesen. Viele Initiativen<br />
wurden in den letzten Jahrzehnten unter-<br />
nommen: Nicht nur zur ÖVP-Reform auf<br />
Bundesebene – so versammelte Landes-<br />
hauptmann Josef Krainer sen. vor vier Jahr-<br />
zehnten in der Neuen Österreichischen Ge-<br />
sellschaft kritische Politiker, Wissenschafter<br />
und Publizisten, um Reformvorschläge zu<br />
lancieren –, sondern besonders auch durch<br />
die in den 1970er Jahren unter Landes-<br />
hauptmann Friedrich Niederl begonnenen<br />
und in den 1980er Jahren unter dem schon<br />
vorher federführenden Landeshauptmann<br />
Josef Krainer jun. weitgehend umgesetzten<br />
Reformprozesse im Rahmen von Modell<br />
<strong>Steiermark</strong>. Unter Landeshauptmann Wal-<br />
32<br />
traud Klasnic wurde diese Reformorientie-<br />
rung in bester Tradition fortgesetzt. So ging<br />
zuletzt etwa auch die Initiative zum Öster-<br />
reich-Konvent zur notwendigen umfassen-<br />
<strong>Steiermark</strong> ist Widerspruch. Widerspruch gegen den Zentralismus in Wien, Widerspruch in<br />
Reformation und Gegenreformation, in beidem nie vollendet, in beidem bis heute fortschreitend.<br />
Graz ist Widerspruch, als Hauptstadt einer eigenen Welt.<br />
Karl Schwarzenberg<br />
den Staats-, Demokratie- und Verwaltungs-<br />
reform im Österreich des 21. Jahrhunderts<br />
von der <strong>Steiermark</strong> aus.<br />
Der Beitritt Österreichs zur Europäischen<br />
Union war ein Markstein der Entwicklung<br />
unserer <strong>Steiermark</strong>. Geografisch konnte die<br />
<strong>Steiermark</strong> freilich aber erst durch die wich-<br />
tige Erweiterung der Europäischen Union<br />
am 1. Mai 2004 zum „Grünen Herz“ im<br />
vereinten Europa werden. Früher Grenz-<br />
region, weiß die <strong>Steiermark</strong> ihr großes<br />
Potenzial als <strong>Zukunft</strong>sregion, umgeben von<br />
den alten/neuen Nachbarn im Süden und<br />
Andererseits werden die Bürger bei den großen Fragen des Landes, der Nation, Europas und der Welt<br />
zu jener Partei und ihren führenden Persönlichkeiten „greifen“, die die Zeichen der Zeit erkannt und<br />
verstanden haben. Das ist 60 Jahre lang hindurch in diesem Land die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> gewesen.<br />
Sie wird es vermutlich weiterhin sein, wenn ihre Proponenten offen, auf Vielfalt bedacht und<br />
erneuerungsbereit bleiben. Und wenn sie vor allem die wichtigste Funktion einer Partei wahrnehmen:<br />
den Nachwuchs zu pflegen, um die besten Köpfe für die politische Führung im Land zu finden.<br />
Bernd Schilcher<br />
Südosten unseres Landes gut zu nutzen. Es<br />
hat seit jeher zum Selbstverständnis unse-<br />
res Landes gehört, Brückenbauer zu sein.<br />
Trotz nicht immer leichter politischer und<br />
wirtschaftlicher Verhältnisse haben wir be-<br />
reits in der Vergangenheit immer gute und<br />
tiefe Beziehungen zu unseren Nachbarn ge-<br />
pflegt. 1978 wurde unter wesentlicher Mit-
wirkung der <strong>Steiermark</strong> die Arbeitsgemein-<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
schaft Alpen Adria gegründet, die die Re-<br />
gionen der heutigen <strong>Zukunft</strong>sregion umfasst.<br />
Die <strong>Zukunft</strong>sregion ist eine Initiative der<br />
<strong>Steiermark</strong>, die 1998 erstmals gemeinsam<br />
mit der Industriellenvereinigung und der<br />
Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong> präsentiert<br />
wurde. Aufwind bekam der Wille zur Ko-<br />
operation durch die Idee „Europa der Re-<br />
gionen“, die die Stärken des regionalen<br />
Selbstbewusstseins durch Zusammenarbeit<br />
von benachbarten Regionen zum Inhalt<br />
hatte. Europa der Regionen bedeutet für<br />
uns, Steirer, Österreicher und Europäer zu-<br />
gleich zu sein.<br />
Vision<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist überzeugter Teil des ver-<br />
einten Europas. Es gilt, das enorme Poten-<br />
zial zu nutzen, das uns der Friede sowie die<br />
wirtschaftliche, wissenschaftliche und kul-<br />
turelle Zusammenarbeit in Europa bieten.<br />
Nur ein Europa der Regionen, das seine<br />
Stärke und Vitalität aus der Vielfalt in der<br />
Einheit und dem daraus resultierenden<br />
fruchtbaren Spannungsverhältnis schöpft,<br />
kann ein Europa der Bürger sein. Die euro-<br />
päische Idee lebt vom Vertrauen und der<br />
Unterstützung der Bürger. Es ist daher alles<br />
zu unternehmen, um Europa als durch-<br />
Noch nie waren die Grazerinnen und Grazer so stolz auf ihre Heimatstadt, und die internationalen<br />
Medienberichte trugen das ihre dazu bei. Die Nachhaltigkeit des Kulturhauptstadtjahres wird dadurch<br />
eindrucksvoll bestätigt …<br />
Siegfried Nagl<br />
schaubar und mitgestaltbar empfinden zu<br />
lassen und die Information und Vertrauens-<br />
bildung über und für Europa zu stärken.<br />
Durch die europäische Vereinigung und den<br />
Fall der äußeren Grenzen innerhalb der Eu-<br />
ropäischen Union verlor freilich der Natio-<br />
Die alte und die neue Geschichte der <strong>Steiermark</strong> eröffnet auch einen faszinierenden europäischen<br />
Horizont. Wir befinden uns geografisch an einer Schnittstelle der großen europäischen Kulturen, wir<br />
wissen aus Erfahrung in zwei Weltkriegen und in der Ära des Kommunismus, was es heißt, von der<br />
eigenen Herkunft und den europäischen Nachbarn abgeschnitten zu sein, und wir können andererseits<br />
darauf verweisen, am jetzigen, am neuen Europa mitgearbeitet zu haben. … Auch wenn die<br />
beschriebenen Begabtheiten der <strong>Steiermark</strong> dazu ausreichten, um von hier aus die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />
führend mit zu gestalten, so bliebe doch die Aufgabe, dies der jüngeren Generation im öffentlichen,<br />
universitären und kirchlichen Leben als Mut zur <strong>Zukunft</strong> zu vermitteln.<br />
Egon Kapellari<br />
nalstaat an Bedeutung. Die <strong>Steiermark</strong> bleibt<br />
stolz, Gründungsmitglied und wesentlicher<br />
Teil der Republik Österreich zu sein. Den-<br />
noch gilt es im Sinne eines ernst genomme-<br />
nen und tatsächlich gelebten Gedankens der<br />
Subsidiarität stets zu hinterfragen, welche<br />
Aufgaben in heutiger Zeit am besten auf<br />
lokaler, auf regionaler, auf nationaler oder<br />
auf europäischer Ebene bewältigt werden<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 33<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
sollten. Sicher ist, dass durch die europäi-<br />
sche Integration der Nationalstaat immer<br />
unbedeutender wird und die grenzüber-<br />
schreitende Kooperation der Regionen enorm<br />
an Bedeutung gewonnen hat. Die Idee eines<br />
„Freistaates“ <strong>Steiermark</strong> kann auch dann an<br />
Charme gewinnen, wenn man sich die durch<br />
die europäische Vereinigung verschobenen<br />
geografischen Gegebenheiten vor Augen<br />
hält: So sind für Graz Laibach und Zagreb<br />
nicht weiter entfernt als unsere Bundes-<br />
hauptstadt Wien. Wir wollen daher eine<br />
möglichst selbstständige <strong>Steiermark</strong>, die<br />
ihre Aufgaben als <strong>Zukunft</strong>sregion im verein-<br />
ten Europa zum Wohle der Bürgerinnen und<br />
Bürger eigenverantwortlich wahrnimmt.<br />
Wir sind auch stolz auf die gelebte Subsi-<br />
diarität innerhalb unserer <strong>Steiermark</strong>. Die<br />
Gemeinden – „prima inter pares“ unsere<br />
Landeshauptstadt Graz – sind das tragende<br />
Fundament des Zusammenlebens in unse-<br />
rem Bundesland. Blühende und lebenswer-<br />
34<br />
te Gemeinden, in denen sich die Steirerin-<br />
nen und Steirer wohl fühlen und mitgestal-<br />
ten, haben daher oberste Priorität in unserer<br />
politischen Arbeit. In einem Miteinander<br />
von Land und Gemeinden, von Landespoli-<br />
Wir wissen, jede Demokratie erlebt ihre Bewältigung in der Gemeinde, dieser unmittelbaren und<br />
ersten Ebene des öffentlichen Zusammenlebens. Hier ist zu spüren, was den Bürger bewegt.<br />
Hermann Kröll<br />
tikern und Gemeindepolitikern, gilt es, die<br />
<strong>Zukunft</strong> bestmöglich für unsere Bürgerinnen<br />
und Bürger zu gestalten.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt dafür ein,<br />
dass den Regionen innerhalb der Europäi-<br />
schen Union noch mehr politisches Gewicht<br />
eingeräumt wird. Darüber hinaus ist es we-<br />
sentlich, dass die österreichischen Bundes-<br />
länder bei der Mitwirkung Österreichs in den<br />
Es geht nicht um wechselseitige Schuldzuweisungen, verfehlte Frontstellungen, simple Reflexe,<br />
Besitzstandsdenken, Festhalten an verkrusteten Strukturen, sondern um eine offensive, kreative und<br />
tabulose Diskussion, um das Optimum für den Bundesstaat Österreich im 21. Jahrhundert unter den<br />
Bedingungen des neuen Europa zu erreichen. Wichtig ist, dass die Diskussion nicht als ein<br />
intellektuelles Glasperlenspiel, Sandkastenspiel oder l’art pour l’art einer abgehobenen politischen<br />
Kaste empfunden wird, sondern dass bewusst ist, dass die Organisation des Bundesstaates ganz<br />
entscheidende Bedeutung für den Bürger hat. Größere Überschaubarkeit, mehr politische<br />
Mitgestaltungsmöglichkeit, also mehr Demokratie für den Bürger, besserer Bürgerservice, bürgernahe<br />
Verwaltung, rascherer und effizienterer Verwaltungsablauf, damit zugleich geringere Steuerlast – das<br />
muss der Nutzen für den Bürger sein.<br />
Herwig Hösele<br />
Organen der Europäischen Union bestmög-<br />
lich eingebunden sind. Information, Mit-<br />
sprache und Mitentscheidung, insbesondere<br />
wenn es um die ureigensten Anliegen der
Bundesländer geht, müssen als Selbstver-<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
ständlichkeit rechtlich wie politisch garan-<br />
tiert sein.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt seit Jahren<br />
für eine umfassende Staats-, Verfassungs-<br />
und Verwaltungsreform im Bundesstaat<br />
Österreich ein. Es war ein großer Fortschritt,<br />
dass der auf eine aus der <strong>Steiermark</strong> stam-<br />
mende Idee zurückgehende Österreich-Kon-<br />
vent, der von 30. Juni 2003 bis 28. Jänner<br />
2005 mit großem Engagement und dichtem<br />
Programm arbeitete, umfassende und tief-<br />
gehende Vorschläge für eine Reform der<br />
österreichischen Bundesverfassung vorleg-<br />
te, die es in dieser Form seit der Erlassung<br />
der Bundesverfassung im Jahr 1920 noch<br />
nie gegeben hatte. Es gilt nun, rasch die<br />
noch offenen Konfliktpunkte politisch zu<br />
bereinigen und die vielen Konsensergebnis-<br />
se in Form einer neuen Bundesverfassung<br />
umzusetzen. Dabei wird ein wichtiger Mei-<br />
lenstein auch die Reform des österreichi-<br />
schen Bundesstaates sein, die eine sinnvol-<br />
le und zeitgemäße Aufgabenverteilung zwi-<br />
schen Bund und Ländern mit sich bringen<br />
muss. Ebenso ist eine effektive Mitwirkung<br />
der Bundesländer an der Bundesgesetzge-<br />
bung sicherzustellen, für die gerade seitens<br />
der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> zahlreiche Initi-<br />
ativen gesetzt wurden. Weder uniformer<br />
Zentralismus noch falsch verstandener<br />
„starrköpfiger“ Föderalismus dürfen bei die-<br />
sen notwendigen Reformen Richtschnur<br />
sein, sondern stets der Gedanke, die beste<br />
Lösung im Sinne der Grundsätze der Bür-<br />
gernähe, Transparenz, Effektivität und Effi-<br />
zienz für die Bürgerinnen und Bürger zu<br />
verwirklichen.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt auch weiter-<br />
hin für einen Polyzentrismus in Österreich<br />
ein. In diesem Sinne gilt es ernsthaft zu<br />
überlegen, ob nicht einzelne Organe des<br />
Bundesstaates dezentral in den Bundes-<br />
ländern örtlich verankert werden könnten,<br />
anstatt diese nur in Wien zu konzentrie-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 35<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
ren.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt auch weiter<br />
für eine Gesamtreform der steirischen Lan-<br />
desverfassung ein. Die ersten Ansätze wur-<br />
Es war von Anfang an für jedermann klar, dass der Österreich-Konvent kein Legislativorgan, sondern nur<br />
dazu berufen ist, einen Verfassungsentwurf auszuarbeiten (was er auch getan hat), während die<br />
eigentliche gesetzgeberische Arbeit im Parlament zu bewerkstelligen sein würde. Dorthin führt – wie<br />
der Präsident des Nationalrates, der sich um den Konvent außerordentlich verdient gemacht hat,<br />
bereits mehrfach betonte – auch der Weg des Verfassungsentwurfs. … Der Konvent hat seine Aufgabe<br />
mit der Vorlage seines Berichts erfüllt und damit Skeptiker und Defaitisten widerlegt. Es liegt nun an<br />
den Verantwortungsträgern in einer Demokratie, aus den Ergebnissen des Konvents die Konsequenzen<br />
zu ziehen …<br />
Franz Fiedler<br />
den dafür im Rahmen von Modell Steier-<br />
mark bereits vor Jahrzehnten erarbeitet,<br />
nun gilt es – nach einer Reform der Bun-<br />
desverfassung im Zuge des Österreich-Kon-<br />
vents, die auch eine Stärkung der Landes-<br />
verfassungsautonomie bringen muss – auch<br />
eine Neuerlassung der steirischen Landes-<br />
verfassung zu erreichen. Die steirische Lan-
desverfassung, wiederverlautbart im Jahre<br />
1960, ist die einzige Landesverfassung<br />
Österreichs, die bisher nicht umfassend mo-<br />
dernisiert wurde. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
hat diesbezügliche Vorschläge schon seit<br />
Jahren propagiert und fordert die Einrich-<br />
tung eines „<strong>Steiermark</strong>-Konvents“ zur Aus-<br />
arbeitung einer neuen steirischen Landes-<br />
verfassung unter Einbeziehung aller wesent-<br />
lichen politischen und gesellschaftlichen<br />
Kräfte.<br />
Im Zuge einer umfassenden Reform der<br />
steirischen Landesverfassung tritt die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> unter anderem dafür ein,<br />
die freie Regierungsbildung statt des<br />
Zwangsproporzes zu ermöglichen. Die Pro-<br />
porzregierung in den Ländern hat ihre<br />
Verdienste vor allem in der Aufbauphase der<br />
Zweiten Republik gehabt. In den letzten<br />
Jahren sind jedoch zunehmend die Schwä-<br />
chen einer Proporz- oder Konzentrations-<br />
regierung hervorgetreten. Proporzregie-<br />
rungen tragen zur Versteinerung der politi-<br />
schen Strukturen bei. Im Proporzsystem<br />
kommt es immer wieder vor, dass Parteien<br />
zwar in der Regierung sind, aber gleichzei-<br />
36<br />
tig Oppositionspolitik betreiben. Eine Mehr-<br />
heitswahl der Landesregierung – wie sie in<br />
Salzburg und Tirol in den letzten Jahren<br />
bereits verwirklicht wurde – soll daher zu<br />
einer klaren Rollenverteilung und zu einer<br />
klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten<br />
führen. Damit sollen rasches und effizientes<br />
Handeln, strategisches Planen, Innovations-<br />
kraft, transparente Entscheidungsregeln<br />
sowie die Pflege des öffentlichen Diskurses<br />
und die Entwicklung von Alternativen, die<br />
Jede Diktatur ist moralisch böse. Das ist das erste, das moralische Grundprinzip für die Demokratie als<br />
jene Staatsform, in der die Regierung ohne Blutvergießen abgesetzt werden kann.<br />
Sir Karl Popper<br />
Neue Formen der Partizipation<br />
Erfahrung<br />
Die Partizipation der Bürgerinnen und Bür-<br />
ger sowie die Kommunikation zwischen den<br />
Bürgerinnen bzw. Bürgern und den Verant-<br />
wortungsträgern waren der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> stets ein wichtiges Anliegen.<br />
unterschiedliche Politikangebote von Regie-<br />
rung und Opposition sichtbar machen, ge-<br />
stärkt und geschärft werden.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Stär-<br />
kung der Rechte der Gemeinden und der<br />
Rechte der Bürgerinnen und Bürger in den<br />
Gemeinden ein. Gemeindekooperationen,<br />
wie sie bisher schon in einigen Bereichen<br />
erfolgreich stattfinden, sollen als Modell ver-<br />
stärkt angeboten und unterstützt werden.<br />
Gemeindezusammenlegungen sollen nur<br />
unter Mitwirkung der betroffenen Bürgerin-<br />
nen und Bürger möglich sein.<br />
Bereits in den 1970er Jahren wurden im<br />
Rahmen von Modell <strong>Steiermark</strong> umfassende<br />
Vorschläge zur Demokratiereform, die ver-<br />
stärkte Mitwirkungs- und Mitspracherechte<br />
der Bürgerinnen und Bürger vorsahen, ent-<br />
wickelt. Die <strong>Steiermark</strong> wurde innerhalb der
Österreichischen <strong>Volkspartei</strong> und in Öster-<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
reich überhaupt zur Triebkraft der Demokra-<br />
tiereform. So waren wir das erste Bundes-<br />
land, das Vorwahlen durchgeführt hat. Wir<br />
waren ebenso das erste Bundesland, das<br />
einen weisungsungebundenen Landesrech-<br />
nungshof eingeführt hat, der mittlerweile in<br />
nahezu allen Bundesländern Nachahmung<br />
fand. Wir waren das erste Bundesland, das<br />
ein Volksrechtegesetz mit den weitestgehen-<br />
den Bürgermitbestimmungsrechten be-<br />
schlossen hat. Die in diesem 1986 be-<br />
schlossenen Steiermärkischen Volksrechte-<br />
gesetz enthaltenen vielfältigen Instrumente<br />
der direkten Demokratie, aufbauend auf<br />
dem „Schweizer Modell“, ermöglichten eine<br />
intensive Mitbestimmung der Steirerinnen<br />
und Steirer auf Landes- und Gemeinde-<br />
ebene. Wir wissen, dass aber auch trotz<br />
dieser großen Erfolge Bürgerpartizipation<br />
stets neu gedacht werden muss. Wir sind<br />
daher offen für neue Entwicklungen (z.B. im<br />
Fernab von Bauordnungs- oder Jugendschutzeitelkeiten sollte man sich der positiven Kraft eines<br />
Experimentierfeldcharakters des Föderalismus bewusst werden. In Fragen der Weiterentwicklung von<br />
Verfassung und Demokratie ließe sich dem einiges abgewinnen. Fragen des Wahlrechts, wie etwa die<br />
Entscheidung zwischen den Grundsätzen der Verhältnis- oder Mehrheitswahl, des Wahlalters oder des<br />
Wahlrechts für Migranten und Migrantinnen, könnten getrost auf Landesebene für die Wahlen zu den<br />
Landtagen und Gemeinderäten entschieden werden. Die Entwicklung von plebiszitären Elementen in<br />
der Demokratie oder der Direktwahl von Organen könnten so im Wettbewerb der Konzepte<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Christopher Drexler<br />
Zuge der elektronischen Revolution) und<br />
starten gezielt neue Initiativen für unsere<br />
Bürgerinnen und Bürger. So wurden auch<br />
mit der Aktion „Vor Ort am Wort“ durch<br />
Landeshauptmann Waltraud Klasnic neue<br />
Wege der Einbindung von Bürgerinnen und<br />
Bürgern beschritten. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei bietet auch zahlreiche Möglichkeiten,<br />
Nachdem es lange Zeit gefragt war, über politische Prozesse der Entscheidungsfindung einfach nur<br />
informiert zu werden (Information), gab es in den siebziger/achtziger Jahren eine deutliche Tendenz<br />
zum „darüber reden“ und zu den Mechanismen des Mitentscheidens (Kommunikation). Heute ist<br />
spürbar, dass Bürgerinnen und Bürger nicht nur in eine Entscheidung am Ende des Prozesses<br />
eingebunden sein wollen. Sie wollen sich gerne bereits in die Prozesse einbringen, die zur Ortung von<br />
Themenbereichen führen, in denen Veränderungen anstehen und sind sogar bereit, Verantwortung für<br />
das Gelingen eines Prozesses zu tragen (Koevolution). … Das Internet und speziell für einen<br />
Diskussionsprozess eingerichtete Portale eignen sich zur Einbeziehung von Menschen in politische<br />
Diskussionsprozesse bis hin zur gemeinsamen Beschlussfindung.<br />
Andreas Schnider<br />
sich via Internet zu informieren, mit den<br />
Politikerinnen und Politikern zu kommuni-<br />
zieren und an der Entscheidungsfindung<br />
teilzuhaben (E-Parlament). Die sich neu bie-<br />
tenden Möglichkeiten einer „Cyberdemokra-<br />
tie“ gilt es zu nutzen.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 37<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Mit Sorge sehen wir freilich auch, dass die<br />
Phänomene der Politik- und Parteienver-<br />
drossenheit immer wieder einen nicht un-<br />
beträchtlichen Teil unserer Bürgerinnen und<br />
Bürger erfassen. Auch die Zahl der Nicht-<br />
wählerinnen und Nichtwähler – nicht nur in<br />
der <strong>Steiermark</strong>, sondern auch in anderen<br />
Ländern und Staaten – ist in den letzten<br />
Jahren kontinuierlich gestiegen. Diese Ent-<br />
wicklungen gilt es zu erkennen, Gegenstra-<br />
tegien sind zu verfolgen.<br />
Vision<br />
Wir verstehen unter Demokratie die mög-<br />
lichst breite Mitwirkung und Mitbestimmung<br />
aller Bürgerinnen und Bürger. Dies soll die<br />
politischen Amtsträger nicht aus ihrer Ver-<br />
antwortung entlassen. Die Partizipation der<br />
Bürgerinnen und Bürger ist aber ein wich-<br />
tiges Korrektiv und ein Kernelement der<br />
Demokratie.<br />
Das Wahlrecht sollte daher so ausgestaltet<br />
sein, dass die Bürgerinnen und Bürger einen<br />
möglichst großen Einfluss auf die Verteilung<br />
der Macht im politischen System erhalten.<br />
Ebenso sollte das Wahlrecht möglichst<br />
effektiv personalisiert sein, sodass auch<br />
die Auswahl der einzelnen Mandatare von<br />
den Bürgerinnen und Bürgern mitbestimmt<br />
werden kann. Die konkrete Ausübung des<br />
Wahlrechts muss bürgerfreundlich und<br />
serviceorientiert sein und auf die Bedürfnisse<br />
der Wählerinnen und Wähler hinsichtlich der<br />
Mobilität und Flexibilität in unserer moder-<br />
nen Welt ausreichend Rücksicht nehmen.<br />
Demokratie bedeutet aber auch, dass die<br />
Bürgerinnen und Bürger über das Wahlrecht<br />
hinaus ausreichende Möglichkeiten der In-<br />
38<br />
formation, Mitsprache und Mitentscheidung<br />
haben. In diesem Sinne sind die Instrumen-<br />
te der direkten Demokratie bürgerfreundlich<br />
auszugestalten. Dabei müssen auch neue<br />
Entwicklungen wie die elektronische Revo-<br />
lution berücksichtigt werden.<br />
Wir sehen in den Ansätzen einer kommenden<br />
„Cyberdemokratie“ keine negative Entwick-<br />
lung, sondern eine Chance, die es zu nutzen<br />
gilt. Die menschliche Kommunikation wird<br />
und soll freilich stets so weit wie möglich auf<br />
persönlichem Weg erfolgen. Die Möglichkei-<br />
ten, die die elektronische Revolution neu<br />
bietet, sollen aber zusätzlich in effektiver und<br />
bürgernaher Weise für die Demokratie und<br />
insbesondere die politische Information, po-<br />
litische Kommunikation und politische Parti-<br />
zipation nutzbar gemacht werden.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Re-<br />
form des Wahlrechts ein, die ein Mehr an<br />
Partizipation und gleichzeitig auch ein Mehr<br />
an Effektivität mit sich bringt. Die Vergan-<br />
genheit und Vergleichsbeispiele aus ande-<br />
ren Ländern zeigen, dass sowohl die reine<br />
Verhältniswahl als auch die Mehrheitswahl<br />
Schwächen mit sich bringen. Bei einem rei-<br />
nen Verhältniswahlrecht drohen eine Zer-<br />
splitterung der Parteienlandschaft und da-<br />
mit eine Verminderung der Effektivität der<br />
politischen Arbeit. Darüber hinaus sind es<br />
bei einem solchen Wahlrecht in der Regel<br />
die politischen Parteien, die erst in den Ko-<br />
alitionsverhandlungen die wahre Entschei-<br />
dung über die Machtverteilung treffen – und<br />
nicht schon die Wählerinnen und Wähler<br />
bei der Wahl. Ein klassisches Mehrheits-<br />
wahlrecht führt hingegen dazu, dass kleine
Parteien kaum eine Chance auf Mandate<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
haben und damit ein durchaus wünschens-<br />
wertes buntes Parteienspektrum verhindert<br />
wird.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt daher für ein<br />
„minderheitenfreundliches Mehrheitswahl-<br />
recht“ ein. Nach diesem bereits 1998 vor-<br />
gelegten Modell erhält die stimmenstärkste<br />
Partei die Hälfte plus eins der Mandate, die<br />
übrigen Mandate werden proportional ver-<br />
teilt. Dieses Modell würde durch die Her-<br />
beiführung absoluter Mandatsmehrheiten<br />
die Bildung stabiler und arbeitsfähiger Re-<br />
gierungen gewährleisten. Zudem würde es<br />
dem Wähler ermöglichen, einen Macht-<br />
wechsel herbeizuführen, da er allein ent-<br />
scheiden würde, welche Partei befähigt<br />
wird, eine Regierung zu bilden. Andererseits<br />
ist dieses Modell aber auch minderheiten-<br />
freundlich und garantiert, dass alle Parteien,<br />
die nach dem geltenden Wahlrecht im Par-<br />
lament vertreten sind, auch nach einer<br />
Wahlrechtsreform vertreten wären. Im Ge-<br />
genzug sind die Kontroll- und Minderheiten-<br />
rechte im Landtag, die bereits durch die<br />
Geschäftsordnungsnovellen der vergange-<br />
nen Jahre ausgebaut wurden, noch weiter<br />
zu stärken.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt ebenso für<br />
die Direktwahl des Landeshauptmannes<br />
und der Bürgermeister ein. Der Landes-<br />
hauptmann hat politisch und rechtlich eine<br />
herausragende Stellung. Er ist nicht nur Re-<br />
gierungschef, sondern auch Vorstand des<br />
Amtes der Landesregierung, Träger der mit-<br />
telbaren Bundesverwaltung und gliedstaat-<br />
liches Staatsoberhaupt. Eine vergleichbar<br />
Die Zeichen der Zeit sprechen für die Einführung eines Mehrheitswahlrechts. Der Wiederaufstieg von<br />
ÖVP und SPÖ zu Großparteien, die Implosion der FPÖ, das Zaudern der Grünen hinsichtlich einer<br />
allfälligen Regierungsbeteiligung, die drohende Gefahr einer wiederum viele Jahre lang dominierenden<br />
großen Koalition mit Stillstand und Blockaden zeigen nicht nur demokratiepolitisch in diese Richtung,<br />
sondern haben in letzter Zeit wohl auch dazu geführt, dass ein solcher Reformschritt in der<br />
Bevölkerung mehr akzeptiert würde, als dies vorher der Fall war. … Ein minderheitenfreundliches<br />
Mehrheitswahlrecht, das einfach zu verstehen ist, das dem Wähler die Entscheidungsbefugnis über die<br />
Regierungsmehrheit einräumt und das gleichzeitig kleine Parteien schützt, könnte daher durchaus<br />
Akzeptanz finden.<br />
Klaus Poier<br />
starke Stellung wie der Landeshauptmann<br />
auf Landesebene kommt den Bürgermeis-<br />
tern auf Gemeindeebene zu. Eine Direkt-<br />
wahl dieser Amtsträger würde daher eine<br />
Stärkung des demokratischen Prinzips und<br />
ein gehöriges Mehr an Partizipation für die<br />
Bürgerinnen und Bürger bedeuten. Die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> fordert, dass die Verfas-<br />
sungsautonomie der Bundesländer derart<br />
gestärkt wird, dass eine umfassende Wahl-<br />
rechtsreform sowie die Direktwahl des Lan-<br />
deshauptmannes ebenso in einem breiten<br />
Konsens auf Landesebene realisiert werden<br />
können, wie dies schon bei der Direktwahl<br />
der Bürgermeister möglich ist.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> fordert die Einfüh-<br />
rung einer effektiven Briefwahlmöglichkeit<br />
sowie die Möglichkeit, dass Auslandssteire-<br />
rinnen und Auslandssteirer auch bei Wahlen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 39<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
auf Gemeinde- und Landesebene ihr Stimm-<br />
recht ausüben können. Mit der Einführung<br />
eines zweiten Wahltages wurde in den ver-<br />
gangenen Monaten bereits ein Markstein<br />
gesetzt. Dies darf jedoch nur ein Anfang<br />
sein. Die Landesverfassungsautonomie ist<br />
daher dahingehend auszubauen, dass die<br />
Bundesländer eine umfassende Briefwahl-<br />
möglichkeit als Service für die Bürgerinnen<br />
und Bürger vorsehen können. Diese Brief-<br />
wahlmöglichkeit soll insbesondere auch im<br />
Hinblick auf die steigende Zahl der Nicht-<br />
wählerinnen und Nichtwähler geschaffen<br />
werden.<br />
Die Verfassung ist ebenso für ein zukünfti-<br />
ges E-Voting tauglich zu machen, das den<br />
Anforderungen der elektronischen Revolu-<br />
Wie neu ist neues Denken?<br />
Erfahrung<br />
Gerade auch die Ansätze einer kommenden<br />
„Cyberdemokratie“ zeigen, welches weite<br />
Feld dem neuen Denken offen steht. Aber<br />
nicht nur Demokratie, sondern alle gesell-<br />
schaftlichen Bereiche gilt es immer wieder<br />
40<br />
tion und unserer Informationsgesellschaft<br />
gerecht wird.<br />
Auch bei den Instrumenten der direkten De-<br />
mokratie ist der Service für die Bürgerinnen<br />
und Bürger zu verbessern. Briefwahlmög-<br />
lichkeit und die Möglichkeit eines zukünfti-<br />
gen E-Voting sind auch für diese Formen der<br />
Partizipation zu schaffen.<br />
Durch Breitbandzugänge für möglichst viele<br />
Steirerinnen und Steirer sowie alternative<br />
Formen, die Bürgerinnen und Bürgern den<br />
Zugang zu den Möglichkeiten der elektroni-<br />
schen Revolution eröffnen (z.B. öffentlich<br />
zugängliche Computer in allen Gemeinden),<br />
ist den Anforderungen der „Cyberdemokra-<br />
tie“ gerecht zu werden.<br />
... was ich gemacht habe, sind Veränderungen. Zum Erfolg ist vor allem eines wichtig: eine Vision zu<br />
haben. Denn Visionen erzeugen Sehnsüchte.<br />
Arnold Schwarzenegger<br />
neu zu denken. Wie ist neues Denken aber<br />
überhaupt möglich? Welche Rahmenbedin-<br />
gungen sind dafür notwendig? Auf diese<br />
Fragen soll nun abschließend nochmals ein-<br />
gegangen werden.<br />
Aus gesteuerter Kreativität entsteht Innova-<br />
tion, die treibende Kraft jeder Entwicklung.<br />
Offenheit, intellektuelle Flexibilität, aber<br />
auch Mut, sich von Althergebrachtem zu<br />
verabschieden, zeichnen das ideale Umfeld<br />
neuen Denkens aus. Dies kann aus Denk-<br />
schulen hervorgehen und sich aus dem rei-<br />
chen Nährboden von Denkbewegungen und<br />
Anregungen von Denkschulen weiterent-<br />
wickeln. Voraussetzung ist das Ziel, die He-<br />
rausforderungen der <strong>Zukunft</strong> zu lösen, Pro-<br />
bleme anzusprechen und zu bewältigen.
Liberalität, Offenheit, Leistungsorientierung,<br />
Neues<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> Denken<br />
Freiheit und Chancengleichheit, Solidarität<br />
und Verantwortung für andere: Diese Werte<br />
sind zeitlos. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird<br />
sie nie preisgeben. Um diese Werte für die<br />
heutigen Herausforderungen relevant zu<br />
machen, bedarf es realistischer und voraus-<br />
schauender Politik, die in der Lage ist, die<br />
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu<br />
erkennen. Neues Denken der Politik bedeu-<br />
tet nicht, auf Meinungsumfragen zu reagie-<br />
ren, sondern es bedeutet, sich an objektiv<br />
veränderte Bedingungen anzupassen.<br />
Wir müssen unsere Politik in einem neuen,<br />
auf den heutigen Stand gebrachten wirt-<br />
schaftlichen Rahmen betreiben, innerhalb<br />
dessen der Staat die Wirtschaft mit funk-<br />
tionierenden Rahmenbedingungen nach<br />
Kräften fördert, sich aber nie als Substitut<br />
wirtschaftlicher Prozesse betrachtet. Die<br />
Wirkung und Funktionen von Märkten sollen<br />
durch die Politik ergänzt und verbessert,<br />
nicht aber behindert werden. Wir unterstüt-<br />
zen eine ökosoziale Marktwirtschaft auf der<br />
Basis eines werte- und leistungsorientierten<br />
Bekenntnisses zur menschlichen Freiheit<br />
und Verantwortung!<br />
Neues Denken braucht vor allem das Über-<br />
winden von so genannten Aufbruchsgren-<br />
zen. Es braucht aber auch den Mut, gegen<br />
vorherrschende Meinungen Stellung zu<br />
beziehen. Das beinhaltet ebenfalls das<br />
Überwinden vorurteilsbedingter Barrieren,<br />
vor allem aber auch ein Überwinden von<br />
Akzeptanz- und Umsetzungsproblematiken.<br />
In enger Verbindung mit neuem Denken ste-<br />
hen Innovation und die Fähigkeit zu kreativer<br />
Aktivität, im besten Schumpeter’schen Sinne<br />
als schöpferische Zerstörung verstanden. Wir<br />
teilen ein gemeinsames Schicksal mit vielen<br />
Regionen in der Europäischen Union. Wir<br />
stehen den gleichen Herausforderungen ge-<br />
genüber: Arbeitsplätze und Wohlstand för-<br />
dern; jedem einzelnen Individuum die Mög-<br />
lichkeit bieten, seine eigenen Potenziale zu<br />
entwickeln; soziale Ausgrenzung und Armut<br />
bekämpfen; materiellen Fortschritt, Sicher-<br />
heit, ökologische Nachhaltigkeit und unsere<br />
Eine der Schwierigkeiten der Debatte, die wir führen müssen, liegt darin, dass die wissenschaftlichen<br />
und technischen Entwicklungen so schnell voranschreiten. Wir kommen kaum noch dazu, ihre<br />
Chancen und ihre Risiken kritisch zu reflektieren. Beschleunigung und wachsender Zeitdruck sind aber<br />
selbstgemachte Sachzwänge, denen wir uns nicht ausliefern dürfen.<br />
Hildegunde Piza<br />
Verantwortung für zukünftige Generationen<br />
miteinander vereinbaren; Probleme wie Dro-<br />
gen und Kriminalität, die den Zusammenhalt<br />
unserer Gesellschaften bedrohen, wirksam<br />
bekämpfen; und die <strong>Steiermark</strong> zu einem<br />
attraktiven Modell in der Welt machen. Dazu<br />
gehört wohl auch ein im besten Sinne ver-<br />
standenes Selbstbewusstsein, mit Zuversicht<br />
und Optimismus sich dem Neuen zu stellen<br />
und etwaige Rückschläge als weiteren An-<br />
sporn zum ständigen Weiterentwickeln unse-<br />
rer Ideen zu sehen.<br />
Innovation geht in der <strong>Steiermark</strong> mit einer<br />
langen Tradition und modellorientierter Po-<br />
litikgestaltung einher. Daher kann neues<br />
Denken nur vor dem Hintergrund einer gro-<br />
ßen Tradition der reflexiven Gestaltung von<br />
Lebensräumen durch die Politik erfolgen.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 41<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Vision<br />
Das Vorantreiben umsetzungsgestärkter po-<br />
litikrelevanter Diskurse kann und muss zu<br />
neuem Denken führen, kann jedoch nicht<br />
die Aufgabe einer einzelnen Person sein,<br />
sondern muss als aktive Denk- und Wert-<br />
haltung innerhalb einer gesamten Gesin-<br />
nungsgemeinschaft stehen.<br />
Neues Denken erfordert ein reflektiertes<br />
Bekenntnis zu unseren Werten und gleich-<br />
zeitig die Hinterfragung tradierter politischer<br />
Instrumente und Lösungsansätze:<br />
• Die Möglichkeiten der nationalen und<br />
42<br />
regionalen Politik zur nachhaltigen Be-<br />
einflussung und Justierung der Wirtschaft<br />
hinsichtlich der Schaffung von Wirt-<br />
schaftswachstum und Arbeitsplätzen<br />
wurden überschätzt, die Fähigkeiten und<br />
Bedeutung des Einzelnen und der Wirt-<br />
schaft bei der Schaffung von Wohlstand<br />
unterschätzt.<br />
• Wege und Mittel zur Milderung und Auf-<br />
hebung sozialer Ungerechtigkeiten waren<br />
mit immer höheren öffentlichen Ausgaben<br />
zu finanzieren, wobei die Wirkung hoher<br />
Steuerquoten auf Wachstum, Wettbe-<br />
werbsfähigkeit, Arbeitslosigkeit und priva-<br />
te Ausgaben oft nicht erkannt wurde.<br />
Soziale Gerechtigkeit lässt sich nicht allein<br />
an der Höhe der öffentlichen Ausgaben<br />
messen. Der wirkliche Prüfstein für eine<br />
wirksame Politik und in weiterer Folge die<br />
Entwicklung einer Gesellschaft ist, wie<br />
effektiv diese Ausgaben genutzt werden<br />
und Menschen in die Lage versetzt wer-<br />
den, sich selbst zu helfen.<br />
• Der überproportionalen Ausweitung von<br />
Verwaltung und Bürokratie sowie schädli-<br />
chen Auswüchsen eines totalitaristischen<br />
Wohlfahrtsstaates im Rahmen vergange-<br />
Keine andere Epoche hat das menschliche Denken so grundsätzlich verändert wie das Computer-<br />
zeitalter ab Mitte des 20. Jahrhunderts. … Die elektronisch-virtuelle Welt des Scheinbaren wird immer<br />
mehr zur realen Lebens- und Denkwelt des neuen Jahrtausends. Dies bedeutet, dass wir insbesondere<br />
unseren Denktypus – unsere Rationalität – an die neuen Digitalwelten anpassen bzw. mit diesem neuen<br />
digital-pragmatischen Denktypus die weitere Entwicklung der Informations- und Wissensgesellschaft<br />
dynamisieren.<br />
Johann Götschl/Wolfgang Schinagl<br />
ner politischer Schwerpunktsetzung ist ein<br />
aktives Gegenmodell entgegenzusetzen.<br />
Wir haben Werte, die den Bürgern wichtig<br />
sind – wie Anerkennung der persönlichen<br />
Leistung und Erfolgswille, Unternehmer-<br />
tum, Selbstverantwortung und -bewusst-<br />
sein sowie Gemeinsinn –, in den Vorder-<br />
grund unserer Anliegen zu stellen, bei<br />
gleichzeitiger Gewährleistung sozialer Ge-<br />
rechtigkeit und Sicherheit für diejenigen,<br />
die tatsächlich Unterstützung benötigen.<br />
• Die Eigenverantwortung des Einzelnen<br />
im Familienverband, in den beruflichen<br />
und privaten Beziehungsgeflechten so-<br />
wie in der Gesellschaft kann nicht an den<br />
Staat delegiert werden. Verlieren wir den<br />
Gedanken der gegenseitigen Verantwor-<br />
tung, so führt dies jedoch zu nicht ab-<br />
schätzbaren Konsequenzen und wir neh-<br />
men uns die Möglichkeit zur Weiterent-<br />
wicklung unserer Lebensumwelten.
Aktion<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 43<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
Neues<br />
Denken<br />
Wie ist neues Denken<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
möglich? Neues Den-<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
ken passiert heute nicht vor dem Hinter-<br />
grund einer Lösung der Befriedigung ele-<br />
mentarster Lebensbedürfnisse, zur Errei-<br />
chung grundlegender sozialer Sicherheit,<br />
vielmehr ist die Politik heute zumeist mit<br />
neuen Erwartungshaltungen konfrontiert,<br />
die einen ganz anderen materiellen Hinter-<br />
grund in einer Wohlstands- und Konsumge-<br />
sellschaft haben. Steigender Konsum ist<br />
sicherlich eine notwendige Bedingung wohl-<br />
standssteigernder Produktions- und Produk-<br />
tivitätszuwächse. Es darf aber nicht überse-<br />
hen werden, dass ein uneingeschränktes<br />
triebhaftes (Konsum-)Verhalten nicht nur<br />
ein erhöhtes Maß an persönlicher Freiheit<br />
bedeutet, sondern auch die Gefahren der<br />
Isoliertheit, Entfremdung und Entwurzelung<br />
in sich birgt.<br />
Wenn das neue Denken in der Politik gelingen<br />
soll, muss sie eine positive Stimmung und<br />
einen neuen unternehmerischen Geist in der<br />
Gesellschaft fördern. Dazu sind notwendig:<br />
• Eine politische Willenserklärung, die Ei-<br />
geninitiative, Innovation und Kreativität<br />
fördert und neue Möglichkeiten schafft.<br />
• Gut ausgebildete Arbeitskräfte, die neue<br />
Verantwortung übernehmen.<br />
• Ein positives Klima für das Unterneh-<br />
mertum und den unternehmerischen,<br />
also in seinem Lebensumfeld schöpfe-<br />
risch und kreativ wirkenden Menschen<br />
als Lebensmodell.<br />
Es geht aber auch im Sinne der Veränderung<br />
des Bildes eines alten Verständnisses eines<br />
tradierten Sozialmodells um eine neue So-<br />
lidargemeinschaft, die vor allem jenen hilft,<br />
denen die Möglichkeit zum selbstständigen<br />
Erwerb oben erwähnter Qualifikationen un-<br />
möglich gemacht wurde.<br />
Neues Denken muss sich den brennenden<br />
Problemen der Zeit stellen. Die wesentli-<br />
chen sind Globalisierung, alternde Gesell-<br />
schaft, geringes Wachstum bei hohen<br />
Staatsschulden und die Umweltproblema-<br />
tik. Es ließe sich eine Vielzahl weiterer Be-<br />
reiche wie z.B. Technologisierung und<br />
Auswüchse des Informationszeitalters an-<br />
führen.<br />
Die Frage ist auch, wie sehr sich mit neuem<br />
Denken etwas prognostizieren lässt. Wie<br />
weit reicht unser Blick in die <strong>Zukunft</strong>? – Je-<br />
denfalls wird dieser Blick unterschiedlich<br />
weit sein. Klima, Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und nicht zuletzt die Sphäre der Politik in<br />
der Öffentlichkeit sind heute zunehmend<br />
komplexe Systeme. Komplexität zeichnet<br />
Die Welt als ganze, die europäische zumal, hat sich geändert, in den fünfzig beziehungsweise sechzig<br />
Jahren. Erinnerungen verklären. Zukünfte sind unsicher. Aber jede Generation muss sich ihr Leben<br />
selbst gestalten; vorzugsweise unter Nutzung historischer Erfahrungen, aber wohl auch nicht ganz ohne<br />
den Optimismus, manches besser machen zu können.<br />
Manfred Prisching<br />
sich dadurch aus, dass selbst bei genaues-<br />
ter Betrachtung eine Nachvollziehbarkeit<br />
der Zusammenhänge als nahezu unmöglich<br />
erscheint. Vor diesem Hintergrund wird<br />
auch die öffentliche Verwaltung noch eine<br />
Abklärung des klassischen bürokratischen
Verständnisses Weber’schen Ursprungs vor-<br />
nehmen müssen und sich im Sinne einer<br />
„Adhokratie“ modernen flexiblen Agierens<br />
und Reagierens auf schnelle und rasche<br />
Veränderungen wandeln. Komplexer als<br />
Wirtschaft und Politik ist sicher das Gesell-<br />
schaftssystem, in dem das Risiko von Fehl-<br />
prognosen noch größer sein kann. Die<br />
Sozialforschung kann die Politik nur unter-<br />
stützen, den Blick ins 21. Jahrhundert zu<br />
werfen. Manches ist leichter prognostizier-<br />
bar, wie z.B. die Entwicklung der Bevölke-<br />
rung, manches sicher schwieriger, wie z.B.<br />
die Auswirkungen der Umweltsünden auf<br />
die Klimaentwicklung.<br />
Durch die Veränderung der Altersstruktur<br />
ändert sich zweifellos auch die Struktur der<br />
Formen des gesellschaftlichen Zusammen-<br />
lebens. Wir werden verstärkt und vermehrt<br />
eine Politik anbieten müssen, die die unter-<br />
schiedlichen Lebenswirklichkeiten von Jung<br />
und Alt annähert und den Jüngeren ein<br />
höheres Verständnis für das Alter und um-<br />
gekehrt vermittelt. Bei zunehmender Indivi-<br />
dualisierung und Isolierung sowie abneh-<br />
mender Solidarität kann und muss eine<br />
Partei daher im Sinne neuen Denkens neue<br />
Modelle der Gemeinschaft entwickeln. Die-<br />
ses Gemeinschaftsmodell kann etwa aus<br />
Gruppen bestehen mit gleichen Zielrichtun-<br />
gen, gleicher Ausbildung, gleicher Profes-<br />
sionalität.<br />
Es geht auch darum, ein <strong>Zukunft</strong>smodell<br />
anzubieten, das vor allem die Ängste und<br />
Sorgen der Bevölkerung vor der <strong>Zukunft</strong><br />
nimmt. Schon Karl Kraus meinte: „Der Ös-<br />
terreicher blickt voll Zuversicht in die Ver-<br />
gangenheit.“ Ängste und Sorgen sind im<br />
Wesentlichen mit Unsicherheiten oder mög-<br />
licherweise nicht erreichbaren Erwartungen<br />
verbunden. Neues Denken muss sich dieser<br />
44<br />
Ängste und Sorgen annehmen und mit jeder<br />
Schwarz-Weiß-Malerei und Freund/Feind-<br />
Schemata brechen. Neues Denken muss<br />
immer weniger ein „Entweder-oder“ son-<br />
dern ein „Sowohl-als-auch“ sein. Für einen<br />
Paradigmenwechsel einer Grundeinstellung<br />
heißt die Frage der <strong>Zukunft</strong> auch nicht „wer<br />
gegen was?“, sondern „wer mit wem, und<br />
wofür?“.<br />
Integration, Zusammenarbeit, Partnerschaft<br />
und Kooperation werden Klassenkampf, Ver-<br />
drängungswettbewerb, Ausgrenzung und<br />
Isolation ersetzen. Die Gewissheit, dass sich<br />
in der <strong>Steiermark</strong> in langer Tradition Inno-<br />
vation, Veränderungswille und Gestaltungs-<br />
freude noch immer durchgesetzt haben,<br />
lässt uns zuversichtlich in die <strong>Zukunft</strong><br />
blicken.
Das Land der Arbeit<br />
Sichere Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen<br />
sind jedem Menschen ein Anliegen und somit unser Auftrag.
Beim Europäischen Rat in Lissabon im Jah-<br />
re 2000 wurde das strategische Ziel festge-<br />
legt, die Europäische Union bis 2010 „zum<br />
wettbewerbsfähigsten und dynamischsten<br />
wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt Steirer tagtäglich, dass sie an den Lissabon-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
zu machen – einem Wirtschaftsraum, der Zielen nicht nur teilnehmen wollen, sondern<br />
fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachs- diese bereits jetzt großteils leben.<br />
tum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen<br />
und einem größeren sozialen Zusammenhalt<br />
zu erzielen“. Die Erreichung der Lissabon-<br />
Ziele muss unser aller Ziel sein. Auch das<br />
Land <strong>Steiermark</strong> macht es sich daher zur<br />
Aufgabe, aktiver Teil dieses wettbewerbsfä-<br />
higsten und dynamischsten wissensbasier-<br />
ten Wirtschaftsraums der Welt zu sein; eines<br />
Wirtschaftsraums mit sicheren Arbeitsplät-<br />
zen, guten Arbeitsbedingungen und einem<br />
starken sozialen Zusammenhalt. In den letz-<br />
ten Jahren, genauer seit Amtsantritt von<br />
Landeshauptmann Waltraud Klasnic, konn-<br />
ten in der <strong>Steiermark</strong> zusätzliche 50.000<br />
Arbeitsplätze geschaffen werden. Von 100<br />
Arbeitnehmern haben acht eine technische<br />
Ausbildung und sind damit mitverantwort-<br />
lich für die im Österreich-Vergleich außeror-<br />
dentlich hohe Innovationsdichte. Bereits<br />
jetzt arbeiten 37.000 Beschäftigte im Tech-<br />
nologiebereich, sodass die <strong>Steiermark</strong> mit<br />
einer Forschungsquote von 2,5 % des Brutto-<br />
inlandsproduktes die Ziele der österreichi-<br />
schen Bundesregierung übererfüllt und sich<br />
heute unter den TOP 25 der EU-Regionen<br />
befindet. Mit 15,7 Unternehmensgründun-<br />
gen pro Tag beweisen die Steirerinnen und<br />
Diese Anstrengungen werden von der Stei-<br />
ermärkischen Landesregierung mit allen<br />
Kräften unterstützt. Das 290 Millionen Euro<br />
<strong>Steiermark</strong>-Paket mit Schwerpunkt für die<br />
Ein besonderer Schwerpunkt der Bemühungen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> galt stets dem Arbeitsmarkt.<br />
Dieser Einsatz zeigt nun die entsprechenden Erfolge. Die <strong>Steiermark</strong> ist zum Vorzeigeland in der<br />
Arbeitsmarktentwicklung geworden. Mit Nachdruck kämpfen wir um das große Ziel der Einkommens-<br />
gerechtigkeit und stehen mit dem Mindestlohn zur wichtigsten Forderung der Arbeitnehmer, nämlich<br />
dass Menschen mit ihrem Einkommen auch ein geordnetes Auskommen haben müssen. Wir fordern<br />
weiters ein neues allgemeines Arbeitnehmerrecht, um die Grundsätze der sozialen Sicherung auf alle<br />
Beschäftigungsverhältnisse anwendbar zu machen. Weil Arbeit ein Teil der Sinnerfüllung des Lebens<br />
ist, besteht der Schwerpunkt unserer Bemühungen in der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, da<br />
es unsere soziale Verpflichtung ist, Jugendliche in den Betriebsprozess zu integrieren.<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
westliche Obersteiermark und das Wachs-<br />
tums- und Beschäftigungsprogramm 2005<br />
(70 Millionen Euro) sind kraftvolle offensive<br />
Konzepte, die den wirtschaftlichen Aufbau-<br />
und Überholprozess unseres Landes stärken<br />
– beide schaffen sie Raum für neue Ideen,<br />
Innovationen, kurz: Arbeitsplätze! Es gilt,<br />
den Menschen die Chance zu geben, sich<br />
auf geänderte wirtschaftliche Bedingungen<br />
einzustellen und sich mit Hilfe der Politik<br />
der <strong>Zukunft</strong> selbst- und verantwortungsbe-<br />
wusst zu stellen!<br />
Gleichzeitig ist auch soziale Fairness ein<br />
Gebot der Stunde. Es ist eine Frage der Ge-<br />
rechtigkeit und der sozialen Ausgewogen-<br />
heit, alle Bevölkerungsgruppen, insbeson-<br />
dere auch die Arbeitnehmerinnen und Ar-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 47<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
eitnehmer am Erfolg einer dynamischen<br />
Wirtschaftsentwicklung zu beteiligen und<br />
damit die sozialen Grundlagen der Österrei-<br />
cherinnen und Österreicher langfristig abzu-<br />
sichern. Gerade die Debatte über eine wei-<br />
tergehende Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />
zeigte sehr deutlich, dass die Herausforde-<br />
rungen durch die Anforderungen der Globa-<br />
lisierung zu den schwierigen Aufgaben der<br />
heutigen Politik gehören. Die Arbeitnehmer<br />
und ihre Vertretungen wissen, dass sie ihre<br />
Lage verschlechtern, wenn sie in Bestemm-<br />
haltung alles beim Alten lassen wollen. Sie<br />
sind daher flexibel genug, um Veränderun-<br />
gen zu akzeptieren und mitzugestalten.<br />
Doch manche wittern in der Flexibilisie-<br />
rungsdebatte die Gunst der Stunde zum<br />
Sozialabbau. Das kann und darf um der<br />
Gerechtigkeit willen nicht hingenommen<br />
werden! Für eine soziale Marktwirtschaft<br />
48<br />
muss der Grundsatz, dass man mit dem<br />
Einkommen auch auskommen können<br />
muss, oberste Priorität haben, sonst ist sie<br />
keine soziale Marktwirtschaft.<br />
Arbeit und gerechter Lohn dafür stehen für uns nach wie vor im Mittelpunkt der sozialen<br />
Marktwirtschaft. Arbeit ist mehr als Broterwerb. Arbeit steht in einem engen Zusammenhang mit der<br />
Würde des Menschen. Die Schaffung und zukunftssichere Gestaltung von Arbeitsplätzen ist daher eine<br />
unserer vordringlichsten Aufgaben.<br />
Waltraud Klasnic<br />
Neue Arbeitswelt<br />
Erfahrung<br />
Die Arbeitgeber haben, um in einem zuneh-<br />
mend wettbewerblich orientierten globali-<br />
sierten Markt bestehen zu können, die Pro-<br />
duktionsweise sowie die Beschäftigungs-<br />
praktiken geändert. Die Folge ist eine<br />
Flexibilisierung im Bereich der Arbeit. Die<br />
Leistung von unselbstständigen Diensten<br />
Gerade die Verwirklichung der sozialen<br />
Marktwirtschaft bzw. der Versuch, diesem<br />
Begriff Leben einzuhauchen, darf nicht davor<br />
zurückschrecken, die Entlohnung und in die-<br />
sem Zusammenhang insbesondere den Min-<br />
destlohn zu thematisieren. Es ist nicht nur<br />
zulässig, sondern in Wahrheit geboten, eine<br />
angemessene Grenze für einen menschen-<br />
würdigen Lohn für Vollzeitarbeitszeitverhält-<br />
nisse festzusetzen. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
fordert daher erneut die Einführung eines<br />
Mindestlohns in Höhe von 1.000,-- Euro und<br />
vertraut bei der Umsetzung auf die Verant-<br />
wortlichkeit der Sozialpartner. Ein General-<br />
kollektivvertrag soll die letzten verbliebenen<br />
Ungerechtigkeiten beseitigen.<br />
wird heute vermehrt nicht mehr im Rahmen<br />
des klassischen unbefristeten Vollzeitar-<br />
beitsverhältnisses erbracht. Es ist vielmehr<br />
ein eklatanter Anstieg der Zahl der sog. aty-<br />
pischen Beschäftigungsverhältnisse zu ver-<br />
zeichnen. Es gibt immer mehr Werkverträ-<br />
ge, freie Dienstverträge, Teilzeitbeschäfti-<br />
gungen, geringfügige Beschäftigungen,
Telearbeitsplätze etc. Im Bereich des Sozi-<br />
alrechts ist auf diese Entwicklung bereits<br />
reagiert worden, indem die freien Dienst-<br />
nehmer und – mit Hilfe der Figur des sog.<br />
„neuen“ Selbstständigen – alle selbstständig Trotz der erfolgten Einbeziehung aller Er-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
Erwerbstätigen in die Sozialversicherungswerbstätigen in die gesetzliche Sozialversipflicht<br />
einbezogen worden sind. Das Archerung zeigen sich auch in diesem Bereich<br />
beitsrecht hinkt hingegen noch nach. Es Schutzdefizite für atypisch Beschäftigte.<br />
gelangt etwa auf freie Dienstnehmer grund-<br />
sätzlich nicht zur Anwendung. Freie Dienst-<br />
nehmer haben daher z.B. keinen Anspruch<br />
auf Urlaub, auf Überstundenentlohnung<br />
oder auf ein 13. und 14. Monatsgehalt. Es<br />
sind lediglich bestimmte Analogien, wie bei-<br />
spielsweise die Einhaltung einer Kündi-<br />
gungsfrist im Falle der Lösung des Vertrags-<br />
verhältnisses, geboten.<br />
Viele der als freie Dienstnehmer oder „neue“<br />
Selbstständige Beschäftigten sind in Wahr-<br />
heit echte Arbeitnehmer. Die Betroffenen<br />
müssen sich in diesen Fällen den ihnen ge-<br />
bührenden arbeitsrechtlichen Schutz aller-<br />
dings vor Gericht erst erkämpfen. Sie müs-<br />
sen den Beweis führen, dass sie in Wahrheit<br />
keine freien Dienstnehmer oder „neue“<br />
Selbstständigen, sondern „echte“ Arbeitneh-<br />
mer sind. D.h. sie müssen beweisen, dass<br />
sie in persönlicher Abhängigkeit tätig sind.<br />
Die Beurteilung, ob dieses Kriterium erfüllt<br />
ist und daher die Arbeitnehmereigenschaft<br />
zu bejahen ist, erweist sich aber sehr häu-<br />
fig als schwierig und ist daher sowohl für<br />
den „Arbeitnehmer“ als auch für den Un-<br />
ternehmer mit Rechtsunsicherheit behaf-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 49<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
tet.<br />
Dies betrifft etwa arbeitnehmerähnliche<br />
freie Dienstnehmer. Sie haben keinen An-<br />
spruch auf Krankengeld und einen im Ver-<br />
gleich zu „echten“ Arbeitnehmern geringe-<br />
ren Wochengeldanspruch. Ein weiteres<br />
Schutzdefizit besteht darin, dass sie nicht<br />
arbeitslosenversichert sind.<br />
Eine kritische Auseinandersetzung mit den<br />
Chancen und Gefahren der modernen<br />
Arbeitswelt erfordert auch ein Eingehen auf<br />
das Thema „Arbeitszeitflexibilisierung“. Der<br />
Gesetzgeber hat in den letzten Jahren<br />
zwar erkannt, dass die Normalarbeitszeit<br />
Auch die Bezeichnung von Menschen als Kostenfaktor geht völlig daneben. Menschen sind in erster<br />
Linie Erfolgsfaktoren, sonst würde man sie doch gar nicht einstellen. Ich bin immer wieder erstaunt,<br />
wie unkritisch die Medien diesen Jargon übernehmen. Kostenfaktoren reduziert man, Erfolgsfaktoren<br />
steigert man. Das sollten Unternehmer und Medien einfach mal beherzigen. Im Übrigen, die Presse<br />
müsste sehr viel kritischer mit jenen Unternehmen umgehen, denen nichts anderes einfällt, als<br />
Menschen zu entlassen. Diese Leute haben nichts verstanden.<br />
Wendelin Wiedeking<br />
flexiblerer Gestaltungsmöglichkeiten bedarf,<br />
hat jedoch die Ausnützung der neuen<br />
Spielräume und damit die Herstellung des<br />
Ausgleichs zwischen Arbeitnehmer- und Ar-<br />
beitgeberinteressen bei der Arbeitszeitge-<br />
staltung primär in die Hand der Kollektiv-<br />
vertragsparteien gelegt. In den Kollektiv-<br />
verträgen – und nur unter bestimmten<br />
Voraussetzungen auch in den Betriebsver-<br />
einbarungen – können flexiblere Arbeits-<br />
zeiten in dem Maße zugelassen werden,
dass es einerseits dem Unternehmer ermög-<br />
licht wird, seine internationale Konkurrenz-<br />
fähigkeit zu steigern, indem er von der nicht<br />
mehr wettbewerbsfähigen klassischen Pro-<br />
duktion auf Lager abgehen und „just in ti-<br />
me“ produzieren kann, und dass anderer-<br />
seits den Arbeitnehmern die positiven Sei-<br />
ten der Flexibilität, wie z.B. ein attraktiverer,<br />
weil zusammenhängend geblockter Zeitaus-<br />
gleich, zugute kommen.<br />
Durch flexiblere Arbeitszeiten kann auch die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleich-<br />
tert werden. Gleitzeitvereinbarungen sind<br />
dazu nur bedingt geeignet, da ihnen durch<br />
das Arbeitszeitgesetz vor allem hinsichtlich<br />
der täglichen Normalarbeitszeit enge Gren-<br />
zen gesetzt werden. Momentan bietet die<br />
Teilzeitarbeit die beste Möglichkeit für Frau-<br />
en, flexibel genug zu arbeiten, um Beruf und<br />
Familie vereinbaren zu können. Dement-<br />
sprechend hat in den letzten Jahren die Zahl<br />
teilzeitbeschäftigter Frauen stark zugenom-<br />
men. Zwischen 1994 und 2003 stieg der<br />
Anteil teilzeitbeschäftigter Frauen von<br />
25,5 % auf 35,7 %. Im dritten Quartal<br />
2004 waren in Österreich 40,1 % der er-<br />
werbstätigen Frauen teilzeitbeschäftigt. Mit<br />
der Häufigkeit der Teilzeitarbeitsverhältnisse<br />
ist aber nicht unbedingt auch ihre Qualität<br />
gestiegen.<br />
Die neue Arbeitswelt ist auch dadurch ge-<br />
prägt, dass Arbeit und Freizeit nicht mehr<br />
als völlig getrennte Lebensbereiche oder gar<br />
als Gegensätze gesehen werden. Vor allem<br />
in der jüngeren Generation vollzieht sich ein<br />
50<br />
deutlicher Wandel in Richtung einer Harmo-<br />
nisierung dieser beiden Lebensbereiche.<br />
Früher haben die Menschen gelebt, um zu<br />
arbeiten, heute arbeiten sie, um zu leben.<br />
Die neue Arbeitswelt erfordert darüber hin-<br />
aus auch eine Änderung der Verteilung des<br />
Lebensarbeitseinkommens. Die kollektivver-<br />
Der Befund heute lautet: Frauen tragen Verantwortung in allen Bereichen der Gesellschaft, der<br />
Wissenschaft, der Wirtschaft und Kultur. Sie tun dies mit großer Selbstverständlichkeit.<br />
Maria Schaumayer<br />
traglichen Gehaltsordnungen sind heute<br />
noch immer sehr häufig vom Senioritätsprin-<br />
zip geprägt. Dabei handelt es sich um eine<br />
von den zurückgelegten Verwendungsgrup-<br />
penjahren abhängige Zeitvorrückung. Das<br />
kollektivvertragliche Mindestentgelt steigt<br />
jeweils nach einer bestimmten Zeit, was<br />
wiederum zu einer mit dem Alter deutlich<br />
steigenden Einkommenskurve führt. Die<br />
Konsequenz ist, dass ältere Arbeitnehmer<br />
Arbeitgebern teurer kommen als jüngere.<br />
Erste Tendenzen in Richtung einer gerechte-<br />
ren Verteilung des Lebensarbeitseinkom-<br />
mens lassen sich bereits erkennen. So sind<br />
etwa mit 1. Jänner 2004 in der kollektiv-<br />
vertraglichen Gehaltsordnung für Gewerbe-<br />
angestellte sowie in der Gehaltstabelle zum<br />
Kollektivvertrag für die Angestellten des Me-<br />
tallgewerbes die vom Ausmaß der zu berück-<br />
sichtigenden Verwendungsgruppenjahre ab-<br />
hängigen Gehaltsstufen von zehn auf acht<br />
reduziert worden. Damit wurde das Zeitvor-<br />
rückungsschema dieser Verwendungsgrup-<br />
pen insgesamt „flacher“ gestaltet.<br />
Hinzu kommt, dass die nunmehr im<br />
neuen Gleichbehandlungsgesetz umgesetzte<br />
Gleichstellungsrahmen-Richtlinie 2000/78/<br />
EG zur Verwirklichung der Gleichbehand-
lung in Beschäftigung und Beruf unter an-<br />
derem die Diskriminierung auf Grund des<br />
Alters verbietet. § 25 des Gleichbehand-<br />
lungsgesetzes sieht vor, dass betriebliche<br />
Einstufungsregelungen und Normen der kol- auch bei den Sozialleistungen, wie etwa<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
lektiven Rechtsgestaltung bei der Regelung beim Arbeitslosengeld, dem Krankengeld<br />
der Entlohnungskriterien den Grundsatz des oder der Pension, fort.<br />
gleichen Entgelts für gleiche Arbeit oder ei-<br />
ne Arbeit, die als gleichwertig anerkannt<br />
wird, zu beachten haben und keine Kriteri-<br />
en vorschreiben dürfen, die zu einer Diskri-<br />
minierung etwa wegen des Alters führen.<br />
Von dieser Bestimmung werden ohne Zwei-<br />
fel Impulse ausgehen, das Senioritätsprinzip<br />
zurückzudrängen.<br />
Zu den Anachronismen, die in der heutigen<br />
Arbeitswelt nichts mehr verloren haben,<br />
zählen auch die primär auf bloße Aktien-<br />
oder Anteilsbeteiligung reduzierte Mitarbei-<br />
terbeteiligung sowie die im Arbeitsrecht<br />
nach wie vor bestehende Differenzierung<br />
zwischen Arbeitern und Angestellten. Die<br />
ÖVP/FPÖ-Regierung hat mit der weitgehen-<br />
den Gleichstellung der Arbeiter und Ange-<br />
stellten im Recht der Entgeltfortzahlung<br />
bereits einen wichtigen Schritt in die rich-<br />
tige Richtung getan.<br />
Eine moderne Arbeitswelt muss auch dem<br />
Grundsatz „gleicher Lohn für gleichwertige<br />
Arbeit“ gerecht werden. Obgleich dieser<br />
Grundsatz zwar gesetzlich verankert ist und<br />
unterschiedliche Löhne für Männer und<br />
Frauen verbietet, haben Frauen im Vergleich<br />
zu Männern im EU-Durchschnitt einen um<br />
16 % niedrigeren Bruttoverdienst pro Stun-<br />
de, im österreichischen Durchschnitt ist ihr<br />
Stundenlohn sogar um 20 % niedriger. Die-<br />
se Einkommensunterschiede setzen sich<br />
Vision<br />
Unsere Vision ist: Arbeiter und Angestellte<br />
sind gleichgestellt, neue Beschäftigungsfor-<br />
men, wie etwa freie Dienstverträge, unter-<br />
liegen arbeits- und sozialrechtlichem Schutz.<br />
Die Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten<br />
erhöht die Motivation der Arbeitnehmer und<br />
erzeugt Dynamik. Dynamik wird auf Arbeit-<br />
nehmerseite auch durch neue, kreative For-<br />
men der Mitarbeiterbeteiligung erzeugt.<br />
Arbeitnehmer haben aber nicht nur die Mög-<br />
lichkeit, sich stärker ins Unternehmen ein-<br />
zubringen, sie können auch bei der flexib-<br />
leren Gestaltung ihres Arbeitsverhältnisses<br />
mitwirken. Flexiblere Gestaltungsmöglich-<br />
Ein bestimmtes Verständnis der Arbeitnehmerpolitik, das in den reichen Jahren nach dem<br />
Wirtschaftswunder kultiviert werden konnte, hat sich überlebt. Wenn man in der posttayloristischen<br />
Welt Arbeitnehmer- und Sozialpolitik machen will, so muss es in der Tat eine neue Politik sein.<br />
Manfred Prisching<br />
keiten beziehen sich nicht nur auf die Ver-<br />
teilung der täglichen und wöchentlichen<br />
Arbeitszeit, es geht dabei um mehr: es geht<br />
um Telearbeit sowie um gänzliche oder<br />
teilweise Freistellungen, sei es zu Zwecken<br />
der Fortbildung oder zum bloßen Freizeit-<br />
gewinn.<br />
Die verstärkte Nutzung von die Arbeitneh-<br />
mer- und Arbeitgeberinteressen gleicherma-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 51<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
ßen berücksichtigenden Flexibilisierungspo-<br />
tenzialen ist der Schlüssel zu motivierten,<br />
leistungsbereiten und produktiven Mitarbei-<br />
tern und Unternehmern. Motivation, Leis-<br />
tungsbereitschaft und Produktivität können<br />
nur gemeinsam erreicht werden und sind<br />
daher gemeinsames Ziel der Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber.<br />
Zur Erreichung dieses Ziels trägt auch die<br />
Harmonisierung der Lebensbereiche Arbeit<br />
und Freizeit bei. Da die Welt der Freizeit ver-<br />
mehrt in die Arbeitswelt eindringt, wird auch<br />
danach getrachtet, dass Werte, die das Frei-<br />
zeitleben weitgehend bestimmen, wie Spaß,<br />
selbst aktiv zu sein, Spontaneität oder sozi-<br />
ale Kontakte, von den Arbeitnehmern im<br />
Erwerbsleben nicht nur gesucht, sondern<br />
auch gefunden werden. Gute Mitarbeiter sind<br />
nur motivierte, glückliche Mitarbeiter. Moti-<br />
vieren kann man Mitarbeiter dadurch, dass<br />
ihre Arbeit so sinnstiftend ist und solchen<br />
Spaß macht wie die Freizeit. Diese Lebens-<br />
balance zwischen Leistung und Lebensge-<br />
nuss wird hergestellt. Das komplexe Wech-<br />
selspiel zwischen Arbeit und Freizeit kann so<br />
gestaltet werden, dass sich ein persönlicher<br />
Zeitstil entwickelt, in dem Arbeit und Freizeit,<br />
Muße und Erlebnis eine „zufriedenheitsför-<br />
dernde Verbindung“ eingehen.<br />
Die Arbeitgeber erkennen, dass gerechter<br />
Lohn für die Betriebe wirtschaftliche Vortei-<br />
52<br />
le bringt. Konkrete Ergebnisse der Lohn-<br />
gerechtigkeit sind etwa motiviertere Mit-<br />
arbeiter, eine Senkung der kostenintensiven<br />
Fluktuationsrate, weniger Krankenstände<br />
Um den Standort in Österreich zu sichern, sind Produktivitätssteigerungen notwendig. Das macht ein<br />
Überdenken der Arbeitsorganisation, der einzusetzenden Technologie, aber vor allem auch des<br />
effizienten Einsatzes der Arbeitskräfte erforderlich. „Productive age management“ sollte auch in<br />
Österreich verstärkt eingesetzt werden. Das bedeutet, dass unser Augenmerk nicht nur der Integration<br />
der Älteren gelten sollte, sondern dem Umgang mit, der Koordination von und der Zusammenarbeit<br />
zwischen den Generationen.<br />
Gudrun Biffl<br />
und eine Verbesserung des Unternehmens-<br />
images.<br />
Die durch Verflachung der Einkommenskur-<br />
ve bewirkte bessere Verteilung des Lebens-<br />
arbeitseinkommens bedeutet für die älteren<br />
Arbeitnehmer mehr Chancengleichheit am<br />
Arbeitsmarkt. Das Kostenargument genügt<br />
nicht mehr, um ältere Arbeitnehmer nicht<br />
einzustellen oder gegen jüngere Arbeitneh-<br />
mer auszutauschen. Der Vorteil für jüngere<br />
Arbeitnehmer besteht darin, dass sie schnel-<br />
ler ein höheres Einkommen erzielen und<br />
damit motivierter sind. Schließlich bietet die<br />
neue, gerechtere Verteilung des Lebensar-<br />
beitseinkommens auch für die Kollektivver-<br />
tragsparteien und die Arbeitgeber Vorteile:<br />
Sie setzen sich damit nicht dem Risiko aus,<br />
gegen das Verbot der Altersdiskriminierung<br />
zu verstoßen.<br />
Dem Grundsatz „gleicher Lohn für gleich-<br />
wertige Arbeit“ wird nicht nur durch das<br />
Androhen und Verhängen von Sanktionen<br />
zum Durchbruch verholfen. Die Arbeitgeber<br />
wissen um die positiven Aspekte eines dis-<br />
kriminierungsfreien, transparenten Entloh-<br />
nungssystems. Es steht außer Zweifel, dass<br />
transparente, faire und nicht diskriminieren-
de Bewertungs- und Entlohnungssysteme<br />
ein Zeichen für gute Managementpraktiken<br />
sind und sich positiv auf die Erreichung der<br />
Unternehmensziele auswirken. Moderne,<br />
auf Erfolg ausgerichtete Unternehmen trachfach zu gestalten, bietet es sich an, die im<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
ten danach, kompetente Mitarbeiter und Sozialversicherungsrecht festgelegten Krite-<br />
Mitarbeiterinnen zu beschäftigen und diese rien für die Arbeitnehmerähnlichkeit freier<br />
im Betrieb zu halten – eine diskriminie- Dienstnehmer heranzuziehen. Im Sozialver-<br />
rungsfreie Arbeitsbewertung und Entloh-<br />
nung wird dafür als unverzichtbare Grund-<br />
lage angesehen.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Einbeziehung – zumindest arbeitnehmerähn-<br />
licher – freier Dienstnehmer und „neuer“<br />
Selbstständiger in das Arbeitsrecht ein. Da-<br />
mit erspart man sich die zum Teil sehr dif-<br />
fizile Prüfung der Arbeitnehmereigenschaft.<br />
Es wird mehr Rechtssicherheit geschaffen;<br />
langwierige Prozesse über die Arbeitneh-<br />
mereigenschaft können vermieden werden.<br />
Die Einbeziehung der freien Dienstnehmer<br />
und „neuen“ Selbstständigen in das Arbeits-<br />
recht ist somit nicht nur eine notwendige<br />
Reaktion auf die Herausforderungen der mo-<br />
dernen, flexibleren Arbeitswelt, sondern er-<br />
weist sich auch als geeignetes Instrument<br />
zur Hintanhaltung von Umgehungen des<br />
Arbeitsrechts.<br />
Die Abgrenzung zur Selbstständigkeit wird<br />
schon dadurch erleichtert, dass zumindest<br />
die arbeitnehmerähnlichen freien Dienst-<br />
nehmer und „neuen“ Selbstständigen in das<br />
Arbeitsrecht einbezogen werden. Um die<br />
Beurteilung, ob Arbeitnehmerähnlichkeit<br />
tatsächlich vorliegt, möglichst klar und ein-<br />
sicherungsrecht sind die arbeitnehmerähn-<br />
lichen freien Dienstnehmer den „echten“<br />
Dienstnehmern gleichgestellt, wobei die Ar-<br />
beitnehmerähnlichkeit an zwei Kriterien zu<br />
messen ist: Als arbeitnehmerähnlich gilt ein<br />
freier Dienstnehmer dann, wenn er die<br />
Dienstleistungen im Wesentlichen persön-<br />
lich erbringt (d.h. kein eigenes Personal<br />
beschäftigt) und über keine wesentlichen<br />
eigenen Betriebsmittel verfügt (d.h. dass er<br />
im Wesentlichen nicht mit eigenen, sondern<br />
mit Betriebsmitteln des Auftraggebers tätig<br />
wird).<br />
(Arbeitnehmerähnliche) freie Dienstnehmer<br />
und „neue“ Selbstständige sollen vor allem<br />
Unser Humankapital, eine schreckliche Bezeichnung, ist kostbar, gut ausgebildet und wertvoll genug,<br />
um kostbarst und bestens behandelt zu werden.<br />
Bernd Marin<br />
auch in die betriebliche Mitbestimmung ein-<br />
bezogen werden. Das bedeutet nicht nur,<br />
dass der Betriebsrat die Interessen dieser<br />
Personengruppen vertreten soll, sondern<br />
dass sie auch die Möglichkeit haben sollen,<br />
den Betriebsrat zu wählen und in den Be-<br />
triebsrat gewählt zu werden. Freie Dienst-<br />
nehmer und „neue“ Selbstständige dürfen<br />
auch nicht länger aus der gesetzlichen In-<br />
teressenvertretung ausgeschlossen sein.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />
umfassende soziale Absicherung der aty-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 53<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
pisch Beschäftigten ein. Arbeitnehmerähn-<br />
liche freie Dienstnehmer sollen Anspruch<br />
auf Krankengeld haben und in den Schutz<br />
der Arbeitslosenversicherung einbezogen<br />
werden.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />
Flexibilisierung der Arbeitszeit ein, jedoch<br />
nicht für eine fremdbestimmte Festsetzung<br />
der Arbeitszeit des einzelnen Arbeitnehmers.<br />
Die große Herausforderung bei der Arbeits-<br />
zeitflexibilisierung besteht darin, einen ent-<br />
sprechenden Freiraum für die individuelle<br />
Arbeitszeiteinteilung zwischen Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern einzuräumen, zugleich<br />
aber auch zu verhindern, dass die Flexibili-<br />
sierungsmechanismen zu Lasten der Arbeit-<br />
nehmer gehen. Es sind somit vor allem zwei<br />
Ziele, die bei Reformen des Arbeitszeitrechts<br />
berücksichtigt und in ein ausgewogenes Ver-<br />
hältnis gebracht werden müssen: Zum einen<br />
soll dem Arbeitnehmer ein gewisser Spiel-<br />
raum bei der Einteilung der Arbeitszeit ein-<br />
geräumt werden. Zum anderen soll den<br />
Wünschen der Wirtschaft, die Arbeitszeit an<br />
den konkreten Arbeitsanfall anpassen zu<br />
können, entsprochen werden.<br />
Zumindest für Betriebe ab einer bestimmten<br />
Größe sollen den Betriebsvereinbarungspar-<br />
teien unabhängig von einer kollektivvertrag-<br />
lichen Zulassung mehr Möglichkeiten der<br />
Flexibilisierung der Normalarbeitszeit einge-<br />
räumt werden. Dabei muss vor allem sicher-<br />
gestellt werden, dass die neuen Spielräume<br />
bei der Festsetzung der Tages- und Wochen-<br />
arbeitszeit nicht einseitig durch den Arbeit-<br />
geber genutzt werden. Der einzelne Arbeit-<br />
54<br />
nehmer muss bei der Festlegung des Ausma-<br />
ßes, der Lage und der Verteilung seiner<br />
Arbeitszeit mitreden können. Die Festsetzung<br />
seiner Arbeitszeit soll nicht fremdbestimmt<br />
erfolgen. Arbeitszeitmodelle wie etwa Arbeit<br />
auf Abruf sind daher abzulehnen.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass durch flexible Ganzjahresverträge<br />
für Saisonarbeitskräfte ihr sozialer Schutz<br />
erhöht und Sozialmissbrauch vermieden<br />
wird. Spezielle Modelle der Arbeitszeitflexi-<br />
Investitionen von heute sind Arbeitsplätze von morgen. Man kann es nicht oft genug sagen.<br />
Helmut Kohl<br />
bilisierung sollen vor allem im Bereich der<br />
Saisonarbeit, insbesondere in der Bau- und<br />
Tourismusbranche, zum Einsatz gelangen.<br />
Durch Ganzjahresverträge, die eine Durch-<br />
rechnung der Arbeitszeit über ein Jahr er-<br />
möglichen, kann es gelingen, dass Saison-<br />
arbeitskräfte nicht nur während der Saison,<br />
sondern auch während der „toten Zeit“ in<br />
einem aufrechten Arbeitsverhältnis stehen.<br />
Dieses aufrechte Arbeitsverhältnis würde für<br />
die Arbeitnehmer bedeuten, dass sie auch<br />
während der „toten Saison“ kranken-, un-<br />
fall-, pensions- und arbeitslosenversichert<br />
sind. Dadurch würde es aber vor allem auch<br />
ermöglicht, den Missbrauch öffentlicher<br />
Gelder durch „vereinbarte“ Saisonarbeitslo-<br />
sigkeit zu verhindern.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich zur Ver-<br />
besserung der Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie für folgende Maßnahmen ein: För-<br />
derung „qualifizierter“ Teilzeitarbeit mit ho-<br />
her Arbeitsplatzqualität, liberalere Regelung<br />
der Gleitzeit, Einräumung gewisser Spielräu-<br />
me bei der Festsetzung der Tages- und Wo-<br />
chenarbeitszeit. Die Flexibilisierung der Ar-
eitszeit muss insbesondere auch dafür<br />
eingesetzt werden, eine bessere Vereinbar-<br />
keit von Beruf und Familie zu erreichen.<br />
Dazu müssen vermehrt Teilzeitarbeitsplätze,<br />
vor allem bei höher qualifizierten Tätigkei-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
ten, geschaffen werden. Die Förderung von Die <strong>Steiermark</strong> setzt sich für eine bessere<br />
Teilzeitbeschäftigung muss auf die Förde- Verteilung des Lebensarbeitseinkommens<br />
rung von qualifizierter Teilzeitbeschäftigung durch Verflachung der Einkommenskurve<br />
gerichtet sein. Teilzeitbeschäftigung muss<br />
mit hoher Arbeitsplatzqualität verbunden<br />
sein. Das bedeutet etwa, dass sich das An-<br />
gebot an Teilzeitarbeitsplätzen künftig nicht<br />
mehr nur auf Positionen bis zur mittleren<br />
Berufshierarchie beschränken darf. Die Ent-<br />
scheidung für Teilzeitbeschäftigung soll<br />
auch nicht länger einem Verzicht auf Auf-<br />
stiegschancen gleichkommen. Es muss<br />
künftig außer Zweifel stehen, dass die mit<br />
höherwertigen Tätigkeiten verknüpften An-<br />
forderungen, wie breites Tätigkeitsspekt-<br />
rum, betriebliche Informationsschnittstelle,<br />
Führungs- und Leistungskompetenz etc.,<br />
nicht nur bei langer zeitlicher Anwesenheit,<br />
sondern auch im Rahmen von Teilzeitarbeit<br />
sehr wohl zu erfüllen sind.<br />
Frauen, die flexiblere Arbeitszeiten haben<br />
wollen, sollen aber nicht in die Teilzeitarbeit<br />
gedrängt werden. Auch eine Vollzeitbeschäf-<br />
tigung lässt sich mit der Familie verein-<br />
baren, wenn die Arbeitszeit entsprechend<br />
flexibel gestaltbar ist. Nicht nur bei Teil-<br />
zeitbeschäftigung, sondern auch bei Voll-<br />
zeitbeschäftigung muss gewährleistet sein,<br />
dass eine den Bedürfnissen der Frau ent-<br />
sprechende Festsetzung der täglichen und<br />
wöchentlichen Arbeitszeit möglich ist. Zu<br />
diesem Zweck ist es erforderlich, dass die<br />
Gleitzeitarbeit dahingehend abgeändert<br />
wird, dass sie den Frauen die erforderlichen<br />
Gestaltungsspielräume ermöglicht.<br />
ein. Künftig soll das Lebensarbeitseinkom-<br />
men besser verteilt werden, indem die Ein-<br />
kommenskurve verflacht wird.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass die rechtliche Verschiedenbehand-<br />
lung von Arbeitern und Angestellten endlich<br />
überwunden wird. Künftig soll es nur<br />
noch einen einheitlichen Arbeitnehmerbe-<br />
griff geben.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Förderung neuer, kreativer Formen der Mit-<br />
arbeiterbeteiligung ein. Intelligente Mitar-<br />
beiterbeteiligungsmodelle wirken sich posi-<br />
tiv auf den wirtschaftlichen Erfolg von Un-<br />
ternehmen aus. Dies umso mehr, wenn es<br />
Was wir gesellschaftspolitisch vor allem bräuchten, wäre ein „Bündnis für neue Arbeit“: den von einem<br />
breiten gesellschaftlichen Konsens getragenen Aufbruch der Jobkreativen. Stattdessen investieren wir<br />
einseitig in eine immer fragwürdiger werdende Beschäftigungssicherung.<br />
Bernd Guggenberger<br />
sich nicht um bloße Aktien- oder Anteilsbe-<br />
teiligungen handelt. Am erfolgreichsten sind<br />
solche Modelle dann, wenn die beteiligten<br />
Arbeitnehmer auch in die Entscheidungs-<br />
prozesse im Unternehmen integriert wer-<br />
den. Dadurch können Motivation, Leistungs-<br />
bereitschaft und Produktivität der Mitarbei-<br />
ter gesteigert werden. Arbeitnehmer sollen<br />
sich als Teil eines gemeinsamen Unterneh-<br />
mens sehen, in das sie sich verstärkt ein-<br />
bringen können.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 55<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Um die Mitarbeiterbeteiligung attraktiver zu<br />
machen, setzt sich die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei beim Bund dafür ein, dass entsprechen-<br />
de steuerliche Anreize geschaffen werden.<br />
Vollbeschäftigung<br />
Erfahrung<br />
Die Arbeitsmarktpolitik steht heute vor neu-<br />
en Herausforderungen. Das Risiko der Ar-<br />
beitslosigkeit ist nicht schon dadurch ge-<br />
bannt, dass jemandem eine Arbeitsstelle<br />
vermittelt wird. Es wird sich dabei in der<br />
Regel nicht mehr um eine Lebensstellung<br />
handeln. Nur mehr 62 % der Beschäftigten<br />
können eine durchgehende Vollzeitbeschäf-<br />
tigung vorweisen. Die neue Arbeitswelt mit<br />
ihrem technologischen Wandel, dem zuneh-<br />
menden Wettbewerb und den laufenden<br />
Rationalisierungsmaßnahmen zur Anhebung<br />
der Effizienz und Arbeitsproduktivität be-<br />
dingt, dass viele Arbeitskräfte damit rech-<br />
nen müssen, in ihrem Arbeitsleben nicht nur<br />
einmal arbeitslos zu werden.<br />
Während am Arbeitsmarkt auf der einen<br />
Seite ein Überschuss an wenig qualifizierten<br />
Arbeitskräften herrscht, besteht auf der an-<br />
deren Seite ein Mangel an Facharbeitern.<br />
Jeder zweite Arbeitslose hat weder Schul-<br />
noch Lehrabschluss. Die Unternehmen bie-<br />
ten aber immer weniger Jobs mit einfachen<br />
Tätigkeiten an. Dies hat zur Folge, dass sich<br />
selbst Arbeitsuchende mit abgeschlossener<br />
56<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass der Grundsatz „gleicher Lohn für<br />
gleichwertige Arbeit“ nicht länger nur Pro-<br />
grammsatz ist, sondern Realität wird.<br />
Lehre schwer tun, wenn sie sich nicht durch<br />
Kurse und Zusatzausbildungen erweiterte<br />
und neue Fähigkeiten angeeignet haben.<br />
Positive Arbeitsmarktimpulse können etwa<br />
durch die Förderung von Unternehmens-<br />
gründungen erzielt werden. Im Rahmen der<br />
Die wirtschaftliche Dynamik der <strong>Steiermark</strong> ist beachtlich, das Wachstum der Gesamtproduktion und<br />
der Beschäftigung liegt höher als im Bundesschnitt.<br />
Karl Aiginger<br />
steirischen Wirtschaftspolitik wurde das Pi-<br />
lotprojekt „Geschäftsmodell für Neue Selb-<br />
ständige“ gestartet. Damit wird dem Um-<br />
stand Rechnung getragen, dass sich der<br />
bisherige traditionelle Zugang in das Unter-<br />
nehmertum – die klassische Gründung eines<br />
neuen Unternehmens – durch die veränder-<br />
ten arbeitsmarkt- und gesellschaftspoliti-<br />
schen Rahmenbedingungen in den letzten<br />
Jahren stark gewandelt hat. Die steirische<br />
Wirtschaftspolitik hat darüber hinaus vor<br />
allem im produzierenden Gewerbe und im<br />
industrienahen Dienstleistungsbereich die<br />
Notwendigkeit erkannt, zusätzliche Impulse<br />
für ein investitionsfreundliches Klima zu<br />
schaffen, um arbeitsplatzsichernde und ar-<br />
beitsplatzschaffende Maßnahmen zu initiie-<br />
ren. Zu diesem Zweck wurde eine Haftungs-<br />
übernahmeaktion für steirische Kleinbetrie-<br />
be ins Leben gerufen.
Die steirische Wirtschaftspolitik hat mit der<br />
KMU-Implacementstiftung sowie mit der<br />
Einrichtung einer <strong>Steirische</strong>n Umstrukturie-<br />
rungsgesellschaft (STUG) weitere Maßnah-<br />
men zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lienunternehmen verbunden. Diese Berei-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
gesetzt. Die KMU-Implacement-Stiftung che bieten aber heute nicht mehr genügend<br />
zielt darauf ab, den steirischen Klein- und Arbeitsplätze. Die Folge ist eine Abwande-<br />
Mittelbetrieben (KMU) das benötigte qualirung insbesondere der jungen Landbevölke-<br />
fizierte Personal, das am Arbeitsmarkt nicht<br />
vorhanden ist, zur Verfügung zu stellen. Ge-<br />
eignete arbeitslose Personen werden in Ab-<br />
sprache mit den Unternehmen für die offe-<br />
nen Stellen im Rahmen der KMU-Implace-<br />
mentstiftung qualifiziert, sodass nach<br />
erfolgter Ausbildung die von den Unterneh-<br />
men benötigten Fachkräfte zur Verfügung<br />
stehen. Mit der <strong>Steirische</strong>n Umstrukturie-<br />
rungsgesellschaft (STUG) soll den steiri-<br />
schen KMU die Möglichkeit eröffnet wer-<br />
den, Um- und Restrukturierungsmaßnah-<br />
men mit Eigenkapital zu finanzieren.<br />
Insgesamt wird der STUG ein Beteiligungs-<br />
kapital von 15 Millionen Euro eingeräumt,<br />
wodurch mindestens 1.200 Arbeitsplätze<br />
gesichert werden können.<br />
Beschäftigungseffekte werden schließlich<br />
auch durch den beschlossenen Ausbau<br />
der Breitbandinfrastruktur in der <strong>Steiermark</strong><br />
erzielt. Es ist damit zu rechnen, dass mit<br />
dieser Initiative zahlreiche Arbeitsplätze<br />
im Bereich der Informations- und Kommu-<br />
nikationstechnologien geschaffen werden<br />
können.<br />
Ein großes Anliegen der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei ist die Nutzung der Beschäftigungs-<br />
potenziale im ländlichen Raum. Die Ent-<br />
wicklung des ländlichen Raumes ist un-<br />
trennbar mit der Entwicklung der Land- und<br />
Forstwirtschaft und den bäuerlichen Fami-<br />
rung in die Städte.<br />
Ein vorrangiges Ziel der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei ist schließlich auch die Bekämpfung<br />
der Jugendarbeitslosigkeit. Die Bundesre-<br />
gierung hat der steigenden Jugendarbeitslo-<br />
sigkeit durch Ausbildungsmaßnahmen Ein-<br />
halt geboten und die Lehrlingsausbildung<br />
wesentlich verstärkt. Seit der Einführung<br />
der Integrativen Berufsausbildung für Ju-<br />
gendliche, die nicht über die nötige Lehr-<br />
vertragsreife verfügen, wurden mehr als<br />
1.100 Ausbildungsverträge abgeschlossen.<br />
Mit Juni 2004 wurden in ganz Österreich<br />
Lehrstellenberater eingeführt, die Unterneh-<br />
men über die Vorteile der Lehrlingsausbil-<br />
dung informieren. Dadurch wurden bis jetzt<br />
fast 1.100 neue Lehrplätze und 422 neue<br />
Ausbildungsbetriebe gewonnen.<br />
Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit ist<br />
vielfältiger Natur. Obgleich die Wirtschaft<br />
immer mehr Fachkräfte benötigt und Fach-<br />
arbeiter gefragter denn je sind, ist das Image<br />
Qualifikation erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt. Berufliche Aus- und Weiterbildung insbesondere<br />
auch durch überbetriebliche Ausbildungsstätten sind daher besonders wichtig.<br />
Franz Marhold<br />
einer Facharbeiterausbildung schlechter als<br />
der Abschluss einer Matura. Hinzu kommt,<br />
dass immer weniger Betriebe Lehrlinge aus-<br />
bilden können oder wollen. Die Lehrpläne<br />
sind größtenteils überaltert und die Auflagen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 57<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
für die Wirtschaft bei der Lehrlingsausbil-<br />
dung sind oft schwer nachvollziehbar und<br />
in vielen Fällen nicht mehr tragbar.<br />
Mit der im Rahmen der steirischen Wirt-<br />
schaftspolitik gestarteten „Lehrlingsinitiati-<br />
ve 04/05“ soll ein Beitrag geleistet werden,<br />
die Lehrlingsquote zu erhöhen, aber auch<br />
die Qualität der dualen Ausbildung zu stei-<br />
gern, um den Anforderungen der Wirtschaft<br />
gerecht zu werden. Es kann angenommen<br />
werden, dass mit dieser Aktion rund 100<br />
zusätzliche Lehrplätze geschaffen werden<br />
und das Klima für die Einstellung von zu-<br />
sätzlichen Lehrlingen im Betrieb wesentlich<br />
verbessert wird.<br />
Zahlreiche Schulausbildungen und sonstige<br />
anerkannte Ausbildungslehrgänge bedürfen<br />
eines ergänzenden betrieblichen Praktikums<br />
oder werden durch ein solches qualitativ<br />
unterstützt. Für die Unternehmen erweist<br />
sich in solchen Fällen sehr häufig die Ab-<br />
grenzung des nicht dem Arbeitsrecht unter-<br />
liegenden Volontärs vom Arbeitnehmer als<br />
schwierig. Das Risiko, hier einen Einschät-<br />
zungsfehler zu begehen und gegen arbeits-<br />
rechtliche Verpflichtungen zu verstoßen,<br />
wollen viele Betriebe nicht mehr eingehen<br />
und lassen sich daher auf Praktikantenver-<br />
hältnisse von vornherein nicht mehr ein,<br />
zumal echte Arbeitsverhältnisse in Relation<br />
zum unmittelbaren Nutzen, den die Unter-<br />
nehmen von Praktikanten haben, zu kom-<br />
pliziert und zu teuer sind.<br />
58<br />
Schließlich muss auch die Ausländerbe-<br />
schäftigung überdacht werden. Dabei seien<br />
zwei Problembereiche aufgezeigt: Auch<br />
wenn ein Ausländer legal zuwandert, ist<br />
damit nicht zwingend die Möglichkeit ver-<br />
bunden, einer legalen Erwerbstätigkeit<br />
nachzugehen. Damit werden Ausländer in<br />
die Schwarzarbeit gedrängt. Als problema-<br />
Bildung gilt als einer der wichtigsten Bereiche in unserer Gesellschaft. Sie bedeutet bessere Chancen<br />
am Arbeitsmarkt und mehr Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben. … Wenn wir durch Bildung,<br />
Qualifikation und Ausbildung die Basis für ein erfolgreiches Auftreten der <strong>Steiermark</strong> schaffen,<br />
entsteht gleichzeitig die Basis für tausende persönliche Erfolgsgeschichten.<br />
Kristina Edlinger-Ploder<br />
tisch, weil mit zu vielen bürokratischen<br />
Hürden verbunden, erweist sich auch die<br />
Möglichkeit, einen Mangel an inländischen<br />
Schlüsselkräften durch Beschäftigung aus-<br />
ländischer Arbeitskräfte rasch zu beheben.<br />
Vision<br />
Unsere Vision ist: Jeder erwerbsfähige<br />
Steirer hat die Möglichkeit, eine seiner Qua-<br />
lifikation entsprechende Beschäftigung aus-<br />
zuüben. Die Politik trifft die wirtschafts-,<br />
arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Wei-<br />
chenstellungen, um dieses Ziel für die Ar-<br />
beitnehmer und Arbeitgeber erreichbar zu<br />
machen. Dadurch wird sichergestellt, dass<br />
die <strong>Steiermark</strong> auch in <strong>Zukunft</strong> ein Land der<br />
sicheren Arbeitsplätze und guten Arbeitsbe-<br />
dingungen ist.<br />
Auf die neuen Erwerbsbiografien wird mit<br />
verstärkter Inanspruchnahme von Qualifika-<br />
tions- und Weiterbildungsmaßnahmen rea-<br />
giert. Lebenslanges Lernen ist mehr als nur<br />
ein Schlagwort.
Die Einrichtung dezentraler Arbeitsplätze ist<br />
durch die Entwicklung der Telekommunika-<br />
tion um vieles einfacher geworden. Durch<br />
die Möglichkeit von Telearbeit ist die Er-<br />
werbstätigkeit in abnehmendem Ausmaß an lifikationen dürfen nicht länger auseinander-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
die physische Anwesenheit in den Ballungsklaffen. Dazu muss dafür gesorgt werden,<br />
zentren gebunden. Qualifizierte Arbeitskräf- dass neben einer guten Schulausbildung<br />
te können von zu Hause oder von Telezen- auch ausreichende Qualifikations- und Wei-<br />
tren aus arbeiten. Damit ist es möglich,<br />
Arbeit aus den Städten auszulagern und die<br />
gesellschaftliche Produktivität und Entwick-<br />
lung der ländlichen Regionen zu stärken,<br />
indem die Abwanderung gestoppt wird.<br />
Für Jugendliche ist die Lehre eine reale und<br />
attraktive Berufsoption, die positiv bewertet<br />
wird. Lehre wird ebenso wie Qualifikation als<br />
Chance gesehen. Da es viele Betriebe gibt,<br />
die Lehrlinge ausbilden, kann die Nachfrage<br />
der Wirtschaft nach immer mehr Fachkräften<br />
und Facharbeitern befriedigt werden.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass lebensbegleitendes Lernen durch<br />
kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />
auch in Form von „Auszeit für Bildung“ zur<br />
Selbstverständlichkeit wird und fördert ent-<br />
sprechende Bildungsprogramme. Ein wich-<br />
tiger Schlüssel zur Reduktion von Arbeitslo-<br />
sigkeit ist Qualifikation. Es müssen Maßnah-<br />
men gesetzt werden, um Angebot und<br />
Nachfrage am Arbeitsmarkt zusammenzu-<br />
führen; vorhandene und nachgefragte Qua-<br />
terbildungsmaßnahmen zur Verfügung ste-<br />
hen. Je schneller sich die Arbeitswelt ver-<br />
ändert, desto wichtiger wird die Aus- und<br />
Weiterbildung. Ausbildung endet jedoch<br />
nicht mit der Schule bzw. mit der Lehrzeit.<br />
Lebensbegleitendes Lernen muss zur Selbst-<br />
verständlichkeit werden. Es ist daher uner-<br />
lässlich, die Inanspruchnahme von Bil-<br />
dungskarenz zu fördern. Arbeitnehmer müs-<br />
sen die Möglichkeit haben, sich eine<br />
Man kann festhalten, dass auch in Österreich in den nächsten Jahrzehnten mit einer schrumpfenden<br />
Bevölkerung gerechnet werden muss, wenn nicht hohe und langfristig sehr hohe Zahlen von<br />
Einwanderern akzeptiert werden. Da dies aus heutiger Sicht nicht zu erwarten ist, wird sich die<br />
Wirtschaftspolitik viel stärker als bisher mit der Schulung und Weiterbildung von Erwerbstätigen im<br />
mittleren und fortgeschrittenen Alter beschäftigen müssen, um die negativen Folgen, die von einer<br />
schrumpfenden Bevölkerung bzw. ungünstigen Altersstruktur ausgehen, in Grenzen zu halten.<br />
Bernhard Felderer<br />
„Auszeit für Bildung“ zu nehmen. Diese<br />
„Auszeit für Bildung“ darf kein Elitepro-<br />
gramm oder ein Randphänomen sein, son-<br />
dern muss für jeden einzelnen Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber ganz selbstverständlich<br />
werden.<br />
Aus- und Weiterbildung ist nicht allein Auf-<br />
gabe der öffentlichen Hand. Auch die Ar-<br />
beitgeber sind aufgefordert, Leute auszubil-<br />
den und weiterzuqualifizieren. Sie müssen<br />
ihre Mitarbeiter bei Schulungs- und Trai-<br />
ningsaktivitäten unterstützen und sie zu<br />
kontinuierlichem Lernen und zum Ausbau<br />
ihrer Qualifikation motivieren.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 59<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
müssen die erforderliche Flexibilität aufwei-<br />
sen, um auf neue Trends und Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes rasch reagieren zu kön-<br />
nen. Aus- und Weiterbildung darf nicht<br />
Selbstzweck sein, sondern muss am Bedarf<br />
orientierte Qualifizierung anbieten. Es geht<br />
darum, zu jenen Qualifikationen zu verhel-<br />
fen, die auch der Attraktivität des Standor-<br />
tes zugute kommen. Durch richtige Beschäf-<br />
tigungsimpulse soll zugleich die Wettbe-<br />
werbsfähigkeit des Standortes gesteigert<br />
werden. Dabei gilt es neben dem Mangel<br />
an qualifizierten Facharbeitern auch zu be-<br />
rücksichtigen, dass sich neue Beschäfti-<br />
gungschancen im Bereich der wachsenden<br />
Nachfrage nach Dienstleistungen im Ge-<br />
sundheits-, Pflege-, Bildungs-, Kultur- und<br />
Freizeitbereich ergeben. Aus- und Weiterbil-<br />
dungsmaßnahmen in diesen Bereichen be-<br />
dürfen daher besonderer Förderung.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich auch<br />
dafür ein, dass Weiterqualifizierungsmaß-<br />
nahmen vom Arbeitsmarktservice nicht nur<br />
für Arbeitsuchende, sondern auch – in ent-<br />
sprechender Abstufung – für Teilzeitbeschäf-<br />
tigte und geringfügig Beschäftigte gefördert<br />
werden, um deren Chancen für einen Wech-<br />
sel in ein Vollzeitbeschäftigungsverhältnis<br />
zu verbessern.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Förderung von Maßnahmen auf dem zwei-<br />
ten Arbeitsmarkt, wie z.B. Arbeitskräfte-<br />
60<br />
pools und Jobrotation, Unternehmensgrün-<br />
dungen durch Arbeitslose, Beschäftigungs-<br />
gesellschaften und Arbeitsstiftungen, ein.<br />
Auch der zweite Arbeitsmarkt muss den<br />
neuen Gegebenheiten angepasst werden.<br />
Dazu bietet sich etwa die Einrichtung von<br />
Arbeitskräftepools an. Arbeitskräftepools<br />
können in regionaler Kooperation zwischen<br />
Gebietskörperschaften, dem Arbeitsmarkt-<br />
service und anderen interessierten Instituti-<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat den politischen Turnaround geschafft und liegt auch in der Beschäftigungspolitik<br />
sehr gut. Sie ist damit zum Aufsteiger unter den Bundesländern geworden. Nicht zuletzt durch die<br />
enge Kooperation mit Landeshauptmann Waltraud Klasnic hat der <strong>Steirische</strong> Wirtschaftsbund dazu viel<br />
beigetragen.<br />
Peter Mühlbacher<br />
onen geschaffen werden. Wird auf der einen<br />
Seite Arbeitnehmern am ersten Arbeitsmarkt<br />
verstärkt die Möglichkeit geboten, zum<br />
Zweck der Weiterbildung oder auch zum<br />
bloßen Freizeitgewinn länger dauernde Ka-<br />
renzurlaube oder Teilzeitbeschäftigung in<br />
Anspruch zu nehmen, so wird damit auf der<br />
anderen Seite ein Beschäftigungspotenzial<br />
für die Pool-Arbeitskräfte geschaffen. Der<br />
Arbeitskräftepool kann für die vorüberge-<br />
hend frei werdenden Arbeitsplätze qualifi-<br />
zierte Ersatzarbeitskräfte zur Verfügung stel-<br />
len. Dazu ist es erforderlich, dass die Auf-<br />
nahme von Arbeitslosen in den Pool mit<br />
einer entsprechenden Bereitschaft einher-<br />
geht, sich Qualifikations- und Weiterbil-<br />
dungsmaßnahmen zu unterziehen. Für die<br />
Pool-Arbeitnehmer ist damit der Vorteil ver-<br />
bunden, dass sie nicht nur die Möglichkeit<br />
haben, an Weiterbildungs- und Qualifika-<br />
tionsmaßnahmen teilzunehmen, sondern<br />
auch die Chance bekommen, zumindest<br />
vorübergehend in reguläre Arbeitsverhältnis-<br />
se zu kommen. Damit wird eine schrittwei-<br />
se Reintegration in den Arbeitsmarkt ermög-
licht. Dieser von der steirischen Wirtschafts-<br />
politik mit der Einrichtung der KMU-<br />
Implacement-Stiftung bereits erfolgreich<br />
eingeschlagene Weg soll konsequent fortge-<br />
setzt werden.<br />
den, sich aber primär auf Arbeitsgebiete<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
spezialisieren, die der reguläre Markt nicht<br />
Eine wichtige Maßnahme besteht auch da- erfasst. Dabei bieten sich vor allem die Derin,<br />
Unternehmensgründungen durch Arfizite im Bereich sozialer und kultureller<br />
beitslose zu fördern. Damit wird die Arbeits-<br />
losigkeit in zweierlei Hinsicht bekämpft:<br />
Zum einen schafft der Gründer selbst die<br />
Reintegration in das Erwerbsleben am ers-<br />
ten Arbeitsmarkt und zum anderen können<br />
vermehrte Unternehmensgründungen weite-<br />
re Arbeitsplätze bringen. Die Förderung sol-<br />
cher Unternehmensgründungen könnte sich<br />
etwa das deutsche Überbrückungsgeld zum<br />
Vorbild nehmen. Nach deutschem Recht<br />
wird Arbeitnehmern, die durch Aufnahme<br />
einer selbstständigen Tätigkeit ihre Arbeits-<br />
losigkeit beenden oder vermeiden, zur Si-<br />
cherung ihres Lebensunterhalts und zur<br />
sozialen Absicherung in der Zeit nach der<br />
Existenzgründung ein Überbrückungsgeld<br />
für maximal sechs Monate gewährt. Das<br />
Überbrückungsgeld setzt sich zusammen<br />
aus einem Betrag, den der Arbeitnehmer als<br />
Arbeitslosengeld zuletzt bezogen hat oder<br />
bei Arbeitslosigkeit hätte beziehen können,<br />
und den darauf entfallenden pauschalierten<br />
Sozialversicherungsbeiträgen.<br />
Schließlich sollen auf dem zweiten Arbeits-<br />
markt auch die so genannten Beschäfti-<br />
gungsgesellschaften forciert werden. Be-<br />
schäftigungsgesellschaften sollen von<br />
Rechtsform und Struktur Unternehmen des<br />
ersten Arbeitsmarktes nachempfunden wer-<br />
Arbeit sowie im Bereich des Umweltschut-<br />
zes an. Es geht somit um Arbeit, die zwar<br />
gesellschaftlich sinnvoll und notwendig,<br />
doch häufig wenig rentabel ist, wie z.B.<br />
kommunale Dienstleistungen im Umweltbe-<br />
reich oder Alten- und Krankenbetreuung.<br />
Derartige Beschäftigungsverhältnisse, de-<br />
nen nicht wirtschaftliche, sondern arbeits-<br />
markt- und sozialpolitische Motive zugrunde<br />
liegen, würden ohne öffentliche Förderung<br />
nicht zustande kommen. Es handelt sich<br />
somit um zusätzliche Beschäftigung, die<br />
nicht bestehende Arbeitsplätze verdrängt.<br />
Auch das Modell der Arbeitsstiftungen muss<br />
weiterhin mit Erfolg umgesetzt werden. Ziel-<br />
Besser Gebildete haben eindeutig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und sind in der Lage, höhere<br />
Einkommen zu erzielen, was sicherlich dazu beiträgt, dass auch der Grad der Zufriedenheit größer ist.<br />
Durch den Ausbau des Bildungsangebotes und durch einen leichten Zugang zu diesem Angebot – und<br />
hier ist nicht nur die berufliche Weiterbildung gemeint – ist ein Abbau der durch Ungleichheit<br />
entstehenden Spannungen zu erreichen.<br />
Walter Rotschädl<br />
gruppe der Arbeitsstiftungen sind Betriebs-<br />
belegschaften, die Beschäftigten eines In-<br />
dustriezweiges, einer Branche oder einer<br />
Region. Die Betroffenen, die Sozialpartner,<br />
Gemeinden oder andere öffentliche Instan-<br />
zen gründen eine Stiftung bzw. eine Gesell-<br />
schaft, der die Funktion einer Brücke zwi-<br />
schen dem aufgelösten Arbeitsverhältnis<br />
und einem neuen Arbeitsplatz zukommt. Im<br />
Rahmen von Arbeitsstiftungen werden indi-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 61<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
viduelle Qualifizierung, Maßnahmen zur Per-<br />
sönlichkeitsentwicklung und Beratung gebo-<br />
ten. Damit wird nicht nur Arbeitslosigkeit,<br />
sondern auch Abwanderung, Dequalifizie-<br />
rung und regionale Verarmung bekämpft.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Förderung des Wirtschaftswachstums, etwa<br />
durch langfristige Investitionen in Infrastruk-<br />
tur, Forschung und Entwicklung, ein. Die<br />
Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit dürfen<br />
sich nicht darauf beschränken, Arbeitslosig-<br />
keit bloß gut zu verwalten. Um Arbeitslosig-<br />
keit tatsächlich zu senken, bedarf es eines<br />
höheren Wirtschaftswachstums.<br />
Für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist es daher<br />
eine wichtige Aufgabe, langfristig in Infra-<br />
struktur, Forschung und Entwicklung zu in-<br />
vestieren. Gerade der Ausbau von Infra-<br />
struktur, wie etwa der Ausbau von Straße<br />
und Schiene, wirkt nicht nur durch die För-<br />
derung der Wirtschaftsentwicklung arbeits-<br />
platzstimulierend, sondern schafft auch<br />
schon während der Ausbauphase Arbeits-<br />
plätze. Es ist sorgfältig abzuwägen, wo öf-<br />
fentliche Ausgaben, besonders als wirt-<br />
schaftsbelebende Impulse, möglich und<br />
sinnvoll sind. Öffentliche Investitionen<br />
schaffen Arbeitsplätze in Bereichen, in de-<br />
nen dringende Anliegen zu verwirklichen<br />
sind: im Bereich des Umweltschutzes, bei<br />
der Altlastensanierung, beim Recycling, bei<br />
Energiesparmaßnahmen, in der Dorf- und<br />
62<br />
Stadterneuerung, beim Ausbau der Infra-<br />
struktur nach Osten.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Sicherung der Chancen und Perspektiven<br />
der gewerblichen Wirtschaft im ländlichen<br />
Raum ein. Im ländlichen Raum müssen vor<br />
allem die Chancen und Perspektiven der<br />
gewerblichen Wirtschaft – Gewerbe, Indus-<br />
trie, Handel, Tourismus und Dienstleistung<br />
Die steirischen Grenzbezirke zählen seit 10 Jahren nicht nur zu den wachstumsstärksten<br />
Grenzregionen, sondern überhaupt zu den Gegenden Österreichs mit dem stärksten Jobwachstum.<br />
Beim Wachstum der Beschäftigung ist das steirische Grenzland seit 1995 nicht nur Rekordhalter aller<br />
österreichischen Grenzregionen, sondern hatte überhaupt die größte Dynamik des ganzen<br />
Bundesgebietes ...<br />
Kleine Zeitung, 30. April 2004<br />
– gesichert werden. Es müssen alle Bemü-<br />
hungen unternommen werden, die Arbeits-<br />
plätze im ländlichen Raum zu erhalten und<br />
damit die Abwanderung zu verhindern. Die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> sieht es als ihre Auf-<br />
gabe, die optimalen Rahmenbedingungen<br />
für die Unternehmensgründung und die Un-<br />
ternehmensführung sicherzustellen. Die<br />
Menschen, die im ländlichen Raum leben,<br />
müssen ermutigt werden, unternehmerisch<br />
tätig zu werden. Der Input der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> besteht darin, die erforderlichen<br />
Impulse zu geben und Hilfestellungen zu<br />
leisten. Dies soll etwa durch die Schaffung<br />
von Chancengleichheit für Klein- und Mittel-<br />
betriebe geschehen, indem Benachteiligun-<br />
gen, wie etwa die schlechtere Infrastruktur,<br />
vor allem bei Verkehrswegen, beseitigt wer-<br />
den. Darüber hinaus bedarf es auch entspre-<br />
chender Signale für Jungunternehmer durch<br />
Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Nutzung neuer Beschäftigungspotenziale
wie etwa für Neugründungen im Zusam-<br />
menhang mit Land- und Forstwirtschaft und<br />
für den Ausbau des Gesundheits- und Pfle-<br />
gebereichs, der Kinderbetreuungseinrich-<br />
tungen, des Holzclusters, des Bereichs der positiven <strong>Zukunft</strong>sperspektive der Telearbeit<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
erneuerbaren Energie und der Telearbeit ein. zum Durchbruch zu verhelfen.<br />
Betriebsgründungen müssen attraktiv gemacht<br />
werden, dabei sind vor allem jene Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Neugründungen zu forcieren, die direkt aus<br />
der Land- und Forstwirtschaft kommen, z.B.<br />
durch die Weiterverarbeitung von Urproduk-<br />
ten, Handel und Direktvermarktung usw.<br />
Neue Wirtschaftsimpulse sollen sich auch<br />
durch eine stärkere Zusammenarbeit zwi-<br />
schen Land- und Forstwirtschaft auf der<br />
einen Seite sowie Industrie und Gewerbe<br />
auf der anderen Seite ergeben. Ein Beschäf-<br />
tigungspotenzial besteht auch im Bereich<br />
der Alten- und Krankenbetreuung; es bedarf<br />
eines Ausbaus der Gesundheits- und Pfle-<br />
geberufe. Ein wichtiges, vor allem im länd-<br />
lichen Raum nach wie vor vernachlässigtes<br />
Betätigungsfeld bietet die Kinderbetreuung.<br />
Durch den Ausbau von Kinderbetreuungs-<br />
einrichtungen werden nicht nur Arbeits-<br />
plätze geschaffen, es wird vor allem auch<br />
Müttern mit Kindern ermöglicht, einer Er-<br />
werbstätigkeit nachzugehen. Weitere Be-<br />
schäftigungschancen im ländlichen Raum<br />
bieten der steirische Holzcluster sowie die<br />
verstärkte Nutzung erneuerbarer heimischer<br />
Energieträger.<br />
Gerade für den ländlichen Raum sind die<br />
wirtschafts-, arbeitsmarkt- und beschäfti-<br />
gungspolitischen Impulse, die von der Tele-<br />
arbeit ausgehen, von großer Bedeutung und<br />
müssen daher stärker genutzt werden. Es<br />
müssen die notwendigen technischen Vor-<br />
aussetzungen geschaffen werden, um dieser<br />
Entwicklung einer Strategie zur Bekämp-<br />
fung der Jugendarbeitslosigkeit ein. Es geht<br />
dabei um die Schaffung optimaler Rahmen-<br />
bedingungen für die Sicherung und Verbes-<br />
serung der Chancen von Jugendlichen auf<br />
eine entsprechende Lehrlings- und Berufs-<br />
ausbildung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt<br />
sich daher für die Umsetzung folgender<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrstel-<br />
lensituation in der <strong>Steiermark</strong> ein: Erweite-<br />
rung der Zahl von Ausbildungsplätzen in<br />
öffentlichen Einrichtungen; Unterstützung<br />
von Unternehmen, die Jugendliche einstel-<br />
len; Zusammenarbeit von AMS und Unter-<br />
nehmungen, um gezielte Ausbildungsmaß-<br />
nahmen für Berufe, die nachgefragt werden,<br />
zu setzen; Förderung des Images der Lehr-<br />
Gut ausgebildete, motivierte, leistungsbereite und produktive Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel!<br />
Die Wirtschaft und die Politik müssen die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, von denen<br />
letztlich alle profitieren.<br />
Beatrix Karl<br />
ausbildung unter Jugendlichen sowie unter<br />
Wirtschaftstreibenden; Durchführung der an<br />
Schulen bereits vorhandenen Berufsinfor-<br />
mationsstunden durch nicht schulinterne<br />
Pädagogen zur Verbesserung der Qualität<br />
der Berufsinformation; Überarbeitung von<br />
Lehrplänen und Schutzbestimmungen zur<br />
Attraktivierung der Lehre sowohl für Jugend-<br />
liche als auch für Wirtschaftstreibende; Ver-<br />
besserung der Information von Lehrbetrie-<br />
ben über den jeweiligen Stand der Ausbil-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 63<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
dungsinhalte in den Berufsschulen sowie<br />
regelmäßige Evaluation der inhaltlichen An-<br />
forderungen der Betriebe an die Berufsschu-<br />
len; finanzielle Entlastung der Lehrbetriebe<br />
durch die Übernahme der Lehrlingskosten<br />
während der Berufsschulzeit durch das Ar-<br />
beitsmarktservice; Förderung der überbe-<br />
trieblichen Lehrlingsausbildung zur Verbes-<br />
serung der Qualität der Ausbildung sowie<br />
zur finanziellen Entlastung von Klein- und<br />
Mittelbetrieben, die Lehrlinge ausbilden;<br />
Förderung von Formen der Lehrlingsausbil-<br />
dung, die mit Lehrabschlussprüfung und<br />
Matura abschließen.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich beim<br />
Bund für die Schaffung einer eigenen Ar-<br />
beitnehmerkategorie für „Praktikanten“ im<br />
Rahmen von Schulausbildungen insbeson-<br />
dere während der Ferien oder im Rahmen<br />
von sonstigen anerkannten Ausbildungslehr-<br />
gängen ein. Dadurch soll es bis zur Höchst-<br />
dauer von sechs Monaten ermöglicht<br />
werden, solche Praktikanten mit einem an-<br />
gemessenen, unter den sonstigen kollektiv-<br />
64<br />
vertraglichen Arbeitnehmerentgelten liegen-<br />
den, auch die Sonderzahlungen und das<br />
Urlaubsentgelt abdeckenden Pauschalent-<br />
gelt beitragsfrei, aber mit Unfallversiche-<br />
rungsschutz, zu beschäftigen. Dahinter<br />
steht das Ziel, dem hohen Interesse der Ju-<br />
Erwerbsarbeit ist ein wichtiges Element im geregelten Lebensablauf. Langzeitarbeitslosigkeit ist heute<br />
das größte Armutsrisiko in unserem Land. Arbeitslosigkeit lässt sich mit einem Krebsgeschwür<br />
vergleichen: Je länger jemand davon befallen ist, desto mehr breitet es sich aus: Arbeitslosigkeit ist<br />
nicht eine Frage mangelnden Wollens. Menschen müssen ausreichende Bildungschancen bekommen<br />
und auf dem Arbeitsmarkt angenommen werden.<br />
Franz Küberl<br />
gend und der Allgemeinheit an bestmögli-<br />
cher Qualifikation entsprechend dafür zu<br />
sorgen, dass Praktikantenplätze in ausrei-<br />
chender Zahl zur Verfügung stehen.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich auch<br />
für eine gerechtere Ausländerbeschäftigung<br />
ein. Ausländer, die legal zugewandert sind,<br />
müssen auch legalen Zutritt zum Arbeits-<br />
markt haben.<br />
Wenn es trotz der angestrebten Ausbil-<br />
dungs- und Weiterqualifizierungsmaßnah-<br />
men nicht gelingt, die Nachfrage der Wirt-<br />
schaft nach Schlüsselkräften zu befriedigen,<br />
muss es ohne unnötige bürokratische Hür-<br />
den möglich sein, diesen Mangel durch Be-<br />
schäftigung ausländischer Arbeitskräfte<br />
rasch zu beheben.
Klein- und Mittelbetriebe<br />
Erfahrung<br />
„Kleine Unternehmen sind das Rückgrat der rungsgesellschaft (STUG), Grenzlandförde-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
europäischen Wirtschaft. Sie sind Hauptträrungsprogramm <strong>Steiermark</strong>.<br />
ger der Beschäftigung und Nährboden für<br />
Geschäftsideen. Die Bestrebungen, die Das Land <strong>Steiermark</strong> hat innerhalb der letz-<br />
‚Neue Wirtschaft’ in Europa zu etablieren,<br />
werden nur dann erfolgreich sein, wenn die<br />
Belange der kleinen Unternehmen ganz<br />
oben auf die Liste der politischen Prioritäten<br />
gesetzt werden.“ (Europäische Charta für<br />
Kleinunternehmen).<br />
Auch die <strong>Steiermark</strong> ist in diesem Sinne ein<br />
Land der Klein- und Mittelbetriebe (KMU).<br />
92 % aller Unternehmen haben weniger als<br />
20 Mitarbeiter und rund 14.800 Betriebe<br />
sind Ein-Personen-Unternehmen. Die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> setzt sich daher schon seit<br />
langem erfolgreich für die Belange der KMU<br />
ein. So ist es ihr gelungen, die KMU-Ini-<br />
tiative des Landes <strong>Steiermark</strong> zu initiieren,<br />
die folgende Schwerpunkte umfasst: Grün-<br />
derInnenoffensive (Bewusstseinsbildung,<br />
Aufbau einer Dachmarke, Geschäftsmodell<br />
für Neue Selbstständige), Haftungsübernah-<br />
meaktion für steirische Kleinbetriebe, Lehr-<br />
lingsinitiative, Personalmanagement für<br />
KMU, KMU-Implacementstiftung, Breitband-<br />
initiative, Innovation durch Know-how und<br />
Diplom, Wissenstransfer für KMU, Einrich-<br />
tung einer Internationalisierungs Center<br />
<strong>Steiermark</strong> GmbH (ICWS), Markterschlie-<br />
ßungsgarantie, Einrichtung von Business<br />
Centers für KMU, <strong>Steirische</strong> Umstrukturie-<br />
ten drei Dekaden einen bemerkenswerten<br />
Umstrukturierungsprozess in Richtung ver-<br />
stärkter Wettbewerbsfähigkeit mitgemacht.<br />
Durch die stärkere Verlagerung der wirt-<br />
schaftspolitischen Zielsetzung auf die För-<br />
derung von Innovationen, Forschung und<br />
Entwicklung und auf die Implementierung<br />
neuer Technologien, insbesondere auch<br />
durch die Konzentration auf eine zukunfts-<br />
orientierte Cluster-Politik, hat die Steier-<br />
mark den wesentlichen Strukturwandel von<br />
einer grundstofforientierten Industrieland-<br />
schaft zu einem Innovations-Standort ge-<br />
schafft. In den traditionellen Stärkefeldern<br />
der steirischen Wirtschaft sind, ausgehend<br />
vom Automobilcluster, in folgenden Berei-<br />
Jeder Unternehmer fängt einmal klein an, viele wachsen auch nicht gewaltig – doch genau diese<br />
Kleinen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Die Klein- und Mittelbetriebe sind der Jobmotor der<br />
Wirtschaft.<br />
Harald Kaszanits<br />
chen weitere clusterorientierte Netzwerke<br />
aufgebaut worden: in der Humantechnolo-<br />
gie, der Holzwirtschaft, der Werkstofftech-<br />
nik und im Bereich umweltorientierter Tech-<br />
nologien, wo es etwa um nachhaltiges Bau-<br />
en, Solarenergie, Biogas und Biodiesel geht.<br />
Neue Technologien in neuen Bereichen wur-<br />
den unterstützt und erhöhten die dynami-<br />
sche Entwicklung der steirischen Wirtschaft<br />
in Richtung einer Technologie- und Wissens-<br />
region. Die steirischen KMU haben einen<br />
wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Um-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 65<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
strukturierung der steirischen Wirtschaft<br />
und zum derzeitigen hohen Niveau der Pro-<br />
dukte, der angebotenen Dienstleistungen<br />
und des Standortes <strong>Steiermark</strong> geleistet.<br />
Der wirtschaftliche Strukturwandel in der<br />
<strong>Steiermark</strong> hält noch an und muss auch<br />
weiterhin mit der Modernisierung industri-<br />
eller Betriebe, Unternehmensneugründun-<br />
gen und Investitionen in die Forschungsin-<br />
frastrukturen einhergehen.<br />
Der Bundesregierung ist es gelungen, durch<br />
die Liberalisierung und Entbürokratisierung<br />
der Gewerbeordnung den Mut zum Selbst-<br />
ständigsein zu fördern. So wurde z.B. die<br />
Begründung einer Gewerbeberechtigung opti-<br />
miert, das Befähigungsnachweissystem wur-<br />
de modernisiert und flexibilisiert, die Anzahl<br />
der Gewerbelisten verringert. Der Mut zum<br />
Unternehmertum wurde auch dadurch er-<br />
höht, dass nunmehr der Konkurs keinen ge-<br />
nerellen Gewerbeausschluss mehr bedeutet.<br />
Damit bekommen Unternehmer nach dem<br />
„redlichen Scheitern“ eine zweite Chance.<br />
Vision<br />
Unsere Vision ist: Die steirischen Unterneh-<br />
mer erkennen, wo ihre Stärken liegen, bün-<br />
66<br />
deln sie in Clustern, Unternehmensnetzwer-<br />
ken und Zentren zu Stärkefeldern und kön-<br />
nen sich damit im nationalen und<br />
internationalen Wettbewerb erfolgreich be-<br />
haupten. Die Wettbewerbsfähigkeit steiri-<br />
Der AC Styria, das automative Netzwerk in Europa, ist eine Chance für kleine und mittlere<br />
Unternehmen, mit den Großen mitzuspielen.<br />
Manfred Kainz<br />
scher Unternehmen basiert aber nicht nur<br />
auf dem Erkennen und Optimieren der ei-<br />
genen Stärken und der Bereitschaft zu ihrer<br />
Bündelung. Ein wesentlicher Motor der po-<br />
sitiven wirtschaftlichen Entwicklung ist die<br />
Dynamik der Unternehmer. Eine Dynamik,<br />
die in Wechselwirkung mit einer gewissen<br />
Aufbruchstimmung steht: Aufbruchstim-<br />
mung erzeugt Dynamik und umgekehrt.<br />
Diese Entwicklung basiert darauf, dass es<br />
mehr Anreize gibt, als Unternehmer dyna-<br />
misch zu sein.<br />
Dynamik auf Seiten der Unternehmer wird<br />
dadurch erzeugt, dass die Übernahme von<br />
Wirtschaftlich krank reden darf man die <strong>Steiermark</strong> wirklich nicht. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht<br />
ein Unternehmen neue Rekordzahlen veröffentlicht.<br />
Steirerkrone, 27. April 2005<br />
unternehmerischem Risiko positiv besetzt<br />
ist, dass der Mut, dieses Risiko auf sich zu<br />
nehmen, gefördert wird, dass keine büro-<br />
kratischen Hürden im Weg stehen, dass die<br />
nötige Infrastruktur zur Verfügung steht,<br />
dass Innovation und Forschung gefördert<br />
werden, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />
zur Verfügung stehen, dass sich wirtschaft-<br />
liches Handeln bezahlt macht. Durch die<br />
Förderung von Innovation und Forschung in<br />
den Einzelunternehmen werden kreative
Ideen umgesetzt und dadurch neue Produk-<br />
te, Verfahren und Dienstleistungen ent-<br />
wickelt. Die permanente Schaffung von<br />
neuem Wissen und dessen rasche Umset-<br />
zung im Rahmen von Forschungs- und Entnehmigungs- und Prüfverfahren ein. „Kleine<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
wicklungsprojekten im weiteren Sinn ist ein Unternehmen reagieren am empfindlichsten<br />
Garant für innovative technische Leistungs- auf Veränderungen des Umfelds, in dem sie<br />
fähigkeit, nachhaltiges Wachstum und Wett- tätig sind. Sie werden als erste in Mitleiden-<br />
bewerbsfähigkeit. Ein wesentlicher Motor<br />
für mehr Dynamik der Unternehmer, vor<br />
allem der KMU, ist darüber hinaus eine<br />
Änderung des Steuerrechts, durch die es<br />
leichter wird, reich zu werden und nicht nur<br />
reich zu bleiben.<br />
Dynamik wird auch dadurch erzeugt, dass<br />
alle Unternehmen in den europäischen Mit-<br />
gliedstaaten nicht nur dem gleichen<br />
Wettbewerb ausgesetzt sind, sondern auch<br />
die Wettbewerbsparameter, insbesondere<br />
die Steuern, Sozialversicherungsbeiträge,<br />
umweltrechtlichen Vorgaben und die EU-<br />
Förderungen, für alle Mitgliedstaaten der<br />
EU auf ein gemeinsames sozialverträgliches<br />
und wohlstandsförderndes Niveau gebracht<br />
werden. Damit ist es den steirischen KMU<br />
auch vor dem Hintergrund einer zunehmen-<br />
den Globalisierung, Technologisierung,<br />
Liberalisierung der Märkte und einem<br />
zunehmenden Wettbewerb möglich, wett-<br />
bewerbsfähig zu sein. Ergebnis dieser zu<br />
mehr Wettbewerbsfähigkeit im internationa-<br />
len Wettbewerb führenden Dynamik ist,<br />
dass mehr Unternehmen gegründet und da-<br />
mit auch mehr Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für eine<br />
Entbürokratisierung durch Konzentration,<br />
Vereinfachung und Beschleunigung von Ge-<br />
schaft gezogen, wenn Unternehmen über<br />
Gebühr mit Bürokratie belastet werden. Und<br />
sie beginnen als erste zu florieren, wenn die<br />
Die eigentliche Kraft der Arbeit, die Arbeitskraft, wie die Kraft des Lebens ist Fruchtbarkeit. Der<br />
lebendige Organismus ist nicht erschöpft, wenn er für seine „Reproduktion“ gesorgt hat, und der<br />
natürlichste Überschuss seiner Kraft zeigt sich darin, dass er sich vermehren und vervielfältigen kann.<br />
Hannah Arendt<br />
Bürokratie zurückgestutzt und Leistung be-<br />
lohnt wird.“ (Europäische Charta für Klein-<br />
unternehmen).<br />
Entbürokratisierung ist somit ein bedeuten-<br />
der Standortfaktor. Es muss verhindert wer-<br />
den, dass bürokratische Hemmnisse die<br />
wirtschaftlichen Möglichkeiten schmälern.<br />
Die angestrebte innovationsfreundliche Poli-<br />
tik wird sich um die Änderung jener Geset-<br />
zes- und Verfahrensbestimmungen bemü-<br />
hen, die zu einer überlangen Verfahrens-<br />
dauer bei Betriebsansiedlungen führen. Die<br />
Verfahrensdauer von Genehmigungs- und<br />
Prüfverfahren muss verkürzt werden; Verfah-<br />
ren müssen konzentriert und vereinfacht<br />
werden. Durch Verfahrenskonzentration,<br />
Verfahrensvereinfachung und Verfahrensbe-<br />
schleunigung soll mehr Effizienz erzielt<br />
werden. Dies könnte etwa durch die Wie-<br />
dereinführung des vereinfachten Betriebsan-<br />
lagengenehmigungsverfahrens in der Gewer-<br />
beordnung sowie durch eine Freistellung von<br />
Kleinanlagen von der gewerberechtlichen<br />
Genehmigungspflicht erreicht werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 67<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Eine wesentliche Verwaltungsvereinfachung<br />
insbesondere für KMU würde auch die Ver-<br />
einheitlichung des Abgabenverfahrensrech-<br />
tes bedeuten. Momentan ist dieser Rechts-<br />
bereich in zehn Abgabenverfahrensgesetzen<br />
geregelt. Ein weiteres wichtiges Anliegen<br />
der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> ist die Vernet-<br />
zung der Behörden im Sinne eines „One-<br />
stop-shop“-Prinzips, z.B. betreffend die<br />
Gebietskrankenkassen und die Finanzbehör-<br />
den. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich<br />
daher auch für diese Maßnahmen ein.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich für die<br />
Schaffung bestmöglicher rechtlicher, steuer-<br />
licher, administrativer und sozialer Rahmen-<br />
bedingungen für KMU ein. „Kleine Unter-<br />
nehmen sind als die Haupttriebfeder für<br />
Innovation, Beschäftigung sowie die soziale<br />
und lokale Integration in Europa anzuse-<br />
hen.“ (Europäische Charta für Kleinunter-<br />
nehmen). Es sind die kleinen und mittleren<br />
Unternehmen, die dynamisch auf neue<br />
Marktbedürfnisse eingehen und entspre-<br />
chende Arbeitsplätze schaffen können. Für<br />
KMU müssen daher die bestmöglichen Rah-<br />
menbedingungen geschaffen werden.<br />
68<br />
Dazu bedarf es Maßnahmen, die den Inno-<br />
vations- und Unternehmergeist stärken.<br />
Dies soll schon durch eine verstärkte Erzie-<br />
hung und Ausbildung zu unternehmerischer<br />
Initiative geschehen. In der Europäischen<br />
Charta für Kleinunternehmen ist vorgese-<br />
hen, dass Europa den Unternehmergeist<br />
und das Erlernen neuer Fertigkeiten schon<br />
bei der Jugend fördern wird. Grundwissen<br />
über Unternehmen und Unternehmertum<br />
Hier kommt es auch zu einem wichtigen Zusammenspiel zwischen Kleinen und Großen: Den<br />
steirischen Großbetrieben ist es inzwischen gelungen, sich am Weltmarkt zu positionieren, sie ziehen<br />
dabei viele Kleine mit. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur Situation noch vor 20 Jahren: Damals<br />
haben die Großen die Kleinen erdrückt – heute ziehen sie sie mit in die weite Welt.<br />
Michael Steiner<br />
muss auf allen Bildungsebenen vermittelt<br />
werden.<br />
Darüber hinaus müssen rechtliche, steuer-<br />
liche und administrative Rahmenbedingun-<br />
gen geschaffen werden, die der unterneh-<br />
merischen Tätigkeit förderlich sind und den<br />
Status von Unternehmern verbessern. Dazu<br />
wird folgende Forderung der Europäischen<br />
Charta für Kleinunternehmen aufgegriffen:<br />
„Die Steuersysteme sollen so umgestaltet<br />
werden, dass Leistung belohnt, die Grün-<br />
dung von Unternehmen begünstigt, das<br />
Bei aller Hochschätzung der Arbeit, eine Überschätzung der Arbeit ist ebenfalls problematisch. Dies<br />
trifft ganz besonders dann zu, wenn unter Arbeit nur abhängige Erwerbsarbeit verstanden wird und<br />
andere Formen von Arbeit wie die Familienarbeit, die Arbeit für das Gemeinwesen oder die<br />
ehrenamtliche Arbeit aus dem Arbeitsbegriff herausgenommen werden.<br />
Leopold Neuhold<br />
Wachstum von Unternehmen und die Be-<br />
schäftigung gefördert und die Kreation und<br />
die Nachfolge in kleinen Unternehmen er-<br />
leichtert werden. Die Mitgliedstaaten sollten
ewährte Verfahren zur Besteuerung und<br />
zur Belohnung der persönlichen Leistung<br />
anwenden.“ Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt<br />
sich beim Bund für ein Steuersystem ein,<br />
das diesen Anforderungen gerecht wird. werden. Unternehmen sind heute mit<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
einer neuen Komplexität sowohl von Märk-<br />
Soziale Rahmenbedingungen dürfen ebenten als auch von Technologien konfrontiert.<br />
falls nicht vernachlässigt werden. Selbst- Darauf reagieren die Unternehmen zuneh-<br />
ständige bedürfen einer besseren sozialen<br />
Absicherung. So ist insbesondere die Forde-<br />
rung nach einer Arbeitslosenversicherung<br />
für Selbstständige zu erfüllen. Auch für die-<br />
ses Anliegen setzt sich die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei beim Bund ein.<br />
Schließlich muss auch der Zugang zur bes-<br />
ten Forschung und Technologie erleichtert<br />
werden.<br />
Es muss aber vor allem auch sichergestellt<br />
werden, dass die Entscheidungsträger auf<br />
Bundes- und Landesebene die Bedürfnisse<br />
der KMU gebührend berücksichtigen. So<br />
werden die Bedürfnisse der KMU von der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> etwa bei der betrieb-<br />
lichen Förderpolitik besonders berücksich-<br />
tigt. Darüber hinaus setzt sich die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> dafür ein, dass der Bund stärker<br />
darauf Bedacht nimmt, dass die Arbeitneh-<br />
merschutzbestimmungen von den KMU teil-<br />
weise nur schwer erfüllt werden können.<br />
Arbeitnehmerschutzbestimmungen, die so<br />
weit gehen, dass sie von KMU nicht erfüll-<br />
bar sind, sind aber kontraproduktiv.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass die für die Bildung von Clustern,<br />
Unternehmernetzwerken und Zentren<br />
erforderlichen Bedingungen geschaffen<br />
mend mit wirtschaftlicher Kooperation in<br />
Form von Clustern, Unternehmensnetz-<br />
werken und Zentren. Die Attraktivität der-<br />
artiger Modelle unternehmerischer Zusam-<br />
menarbeit besteht in der Möglichkeit einer<br />
Kostenreduktion, eines Effizienzanstiegs,<br />
eines zusätzlichen Angebots von Ressour-<br />
cen sowie eines privilegierten Zugangs zu<br />
Wissen. Diese Schiene gilt es noch weiter<br />
auszubauen. Dabei handelt es sich um eine<br />
Forderung, die sich auch in der Euro-<br />
päischen Charta für Kleinunternehmen<br />
findet: „Maßnahmen auf nationaler und<br />
regionaler Ebene zur Entwicklung zwischen-<br />
betrieblicher Gruppen und Netze sollten<br />
Aufgrund der stark klein- und mittelbetrieblich ausgeprägten österreichischen Betriebsstruktur kann<br />
sich die österreichische Technologiepolitik nicht nur auf die Hochtechnologiebereiche allein<br />
konzentrieren, sondern muss danach trachten, dass es zur Verbreitung und Anwendung neuer<br />
Technologien und zu mehr Forschung und Entwicklung und Aus- und Weiterbildung quer durch den<br />
Unternehmenssektor kommt.<br />
Fritz Verzetnitsch<br />
daher unterstützt, die gesamteuropäische<br />
Zusammenarbeit zwischen kleinen Unter-<br />
nehmen unter Einsatz der Informations-<br />
technologien gefördert, bewährte Praktiken<br />
bei Kooperationsvereinbarungen verbreitet<br />
und die Zusammenarbeit kleiner Unterneh-<br />
men unterstützt werden, um deren Fähig-<br />
keit zu verbessern, gesamteuropäische<br />
Märkte zu erschließen und ihre Tätigkeiten<br />
auf die Märkte von Drittländern auszu-<br />
weiten.“<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 69<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Es ist nicht Aufgabe der Politik, Cluster,<br />
Unternehmernetzwerke und Zentren, wie<br />
Technologiezentren, Gründerzentren, Inno-<br />
vationszentren, Gewerbezentren und virtuel-<br />
le Impulszentren, zu erfinden oder zu schaf-<br />
fen; sie müssen sich selbst entwickeln. Die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> steht aber Tendenzen<br />
zu derartigen Phänomenen nicht im Weg,<br />
sondern verstärkt und fördert sie. Sie schafft<br />
die erforderlichen Bedingungen, die für die<br />
Bildung von Unternehmensnetzwerken und<br />
für die Nutzung von Synergien notwendig<br />
EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />
Erfahrung<br />
Durch Gemeinschaftsinitiativen der EU und<br />
durch grenzüberschreitende Förderungspro-<br />
gramme (INTERREG, PHARE, ISPA etc.)<br />
wurden wichtige Anreize für grenzüber-<br />
schreitende Zusammenarbeit gegeben. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> hat sich dabei schon bald als<br />
Initiator erwiesen. Gemeinsam mit anderen<br />
Regionen wird die Schaffung einer guten<br />
70<br />
sind. Ziel dieser unternehmerischen Zu-<br />
sammenarbeitsformen muss es sein, den<br />
Beteiligten Vorteile zu vermitteln, über An-<br />
fangsschwierigkeiten hinwegzuhelfen, Kon-<br />
takte herzustellen, den Technologietransfer<br />
zu ermöglichen, Kooperationen zu vermit-<br />
teln und regionale Impulse zu geben. Wich-<br />
tig für den Erfolg ist vor allem auch die<br />
Einbindung von regierungsnahen Einrich-<br />
tungen, der Forschungsförderung, Think<br />
Tanks, Qualifizierungseinrichtungen und<br />
Handelsorganisationen.<br />
Eine Wettbewerbsfähigkeit, die durch niedrigere Löhne, niedrige Sozial- und Umweltstandards ereicht<br />
wird, ist falsch.<br />
Günter Verheugen<br />
Basis wirtschaftlicher und politischer Zu-<br />
sammenarbeit angestrebt. Dieser Wille zur<br />
Kooperation hat sich schließlich in der „EU-<br />
<strong>Zukunft</strong>sregion“ manifestiert. In der Zu-<br />
kunftsregion sind neben der <strong>Steiermark</strong> die<br />
österreichischen Bundesländer Kärnten und<br />
Burgenland, die italienischen Regionen Fri-<br />
aul-Julisch Venetien und Veneto, Slowenien,<br />
(Nord-)Kroatien und die ungarischen Komi-<br />
tate Györ-Moson-Sopron, Baranya, Vas, Tol-<br />
na, Somogy und Zala verbunden. Dieser<br />
gemeinsame Raum arbeitet in den verschie-<br />
densten Bereichen wie z.B. Arbeitsmarkt,<br />
Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur, Bildung<br />
und Forschung zusammen.<br />
Im Jahr 2001 betrug das Bruttoinlandspro-<br />
dukt in der <strong>Steiermark</strong> 24,83 Milliarden<br />
Euro; das Exportvolumen der steirischen<br />
Wirtschaft belief sich auf rund 13,94 Mil-<br />
liarden Euro. Dies bedeutet, dass mindes-<br />
tens jeder zweite Arbeitsplatz im weiteren<br />
Sinne vom Erfolg der Exportaktivitäten der<br />
steirischen Wirtschaft abhängig ist. Derzeit<br />
exportieren rund 2.000 steirische Unterneh-<br />
men ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />
Während die österreichischen Warenexporte<br />
im letzten Jahrzehnt um rund 106 % stie-
gen, konnte die <strong>Steiermark</strong> sogar einen Zu-<br />
wachs in Höhe von 157 % verzeichnen.<br />
Einen ganz bedeutenden Markt bildet neben<br />
Deutschland und dem EU-Binnenmarkt der ren. Damit kann wesentlich rascher auf<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
mittel- und osteuropäische Raum, dessen Veränderungsprozesse am Auslandsmarkt<br />
Anteil nach stetigen Zunahmen in den Jah- reagiert werden. Zudem werden Parallelakren<br />
seit der Ostöffnung 17 % erreichte. Für tionen und Streuverluste zwischen den ein-<br />
das Land <strong>Steiermark</strong> bildet der Wirtschafts-<br />
raum Südosteuropa und dabei im Speziellen<br />
die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion vor allem für die Ex-<br />
portstrategie einen zukunftsorientierten Län-<br />
derschwerpunkt. Die letzten Jahre sind da-<br />
her durch die Bemühungen der steirischen<br />
Wirtschaft gekennzeichnet, grenzüberschrei-<br />
tende Kooperationen sowohl auf Unterneh-<br />
mensebene als auf Ebene wirtschaftspoliti-<br />
scher Kontakte und Markterschließungs-<br />
maßnahmen in den sich öffnenden<br />
Ostmärkten, insbesondere in der EU-Zu-<br />
kunftsregion, verstärkt in Gang zu setzen.<br />
Vor diesem Hintergrund hat sich die steiri-<br />
sche Wirtschaft dazu entschlossen, alle Ak-<br />
tivitäten im Bereich der Internationalisie-<br />
rung zu bündeln und in organisatorischer<br />
Hinsicht mit der „Internationalisierungs<br />
Center <strong>Steiermark</strong> GmbH“ (ICS) einen „One-<br />
stop-shop“ einzurichten. Die wesentlichen<br />
mit der Internationalisierung der steirischen<br />
Wirtschaft befassten Akteure, wie z.B. das<br />
Land <strong>Steiermark</strong>, die SFG, die Wirtschafts-<br />
kammer <strong>Steiermark</strong> sowie die Industriellen-<br />
vereinigung, aber auch Banken und sonsti-<br />
ge Dienstleistungsunternehmen, wollen ihre<br />
strategischen Aktivitäten aufeinander ab-<br />
stimmen und ihre Maßnahmen in organisa-<br />
torischer und inhaltlicher Hinsicht fokussie-<br />
zelnen Akteuren vermieden und Synergien<br />
Durch die Vernetzung des höchstqualifizierten steirischen Arbeitskräftepotenzials mit dem Know-how<br />
steirischer Forschungs- und Entwicklungseinheiten und den daraus entstehenden Synergieeffekten wird<br />
der High-tech-Standort <strong>Steiermark</strong> auch weiterhin für Topplatzierungen in internationalen Rankings<br />
sorgen. Die EU-Erweiterung bringt nachweislich Rückenwind für Arbeit und Wirtschaft in Österreich<br />
und damit auch in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Martin Bartenstein<br />
besser genutzt. Hinter dieser Maßnahme<br />
steht die strategische Zielsetzung, die Ex-<br />
portquoten und die Anzahl der steirischen<br />
Exporteure innerhalb von fünf bis acht Jah-<br />
ren um 50 % zu erhöhen sowie innerhalb<br />
dieses Zeitraumes die Investitionen steiri-<br />
scher Betriebe im Ausland zu verdoppeln.<br />
Das Land <strong>Steiermark</strong> fördert auch die Ein-<br />
richtung von Business-Center für KMU.<br />
Business-Centers werden vorwiegend in<br />
Ballungszentren der <strong>Zukunft</strong>smärkte etab-<br />
liert, um den KMU die Markteintrittsmög-<br />
lichkeiten zu erleichtern. KMU können in<br />
diesen Business-Center kleine Büroflächen<br />
anmieten, um von dort aus Markterschlie-<br />
ßungsaktivitäten zu entfalten.<br />
Es darf natürlich nicht übersehen werden,<br />
dass die EU-Erweiterung die <strong>Steiermark</strong>,<br />
insbesondere Regionen an der bisherigen<br />
EU-Außengrenze, vor besondere Herausfor-<br />
derungen stellt. Die <strong>Steiermark</strong> ist das ös-<br />
terreichische Bundesland mit dem größten<br />
Anteil an Ziel-2-Gebieten. Insgesamt stehen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 71<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
für die <strong>Steiermark</strong> als Ziel-2-Gebiet 215,5<br />
Millionen Euro an Strukturfondsmitteln für<br />
die Programmperiode 2000 bis 2006 zur<br />
Verfügung. Entwicklungsschwache Regionen<br />
des Bundeslandes grenzen nunmehr unmit-<br />
telbar an die Ziel-1-Region Slowenien. Durch<br />
erhöhten Wettbewerbsdruck in einer globa-<br />
lisierten Wirtschaft sind sie schwierigen An-<br />
passungsprozessen unterworfen. Die steiri-<br />
sche Wirtschaft hat jedoch gute Chancen,<br />
sich diesen neuen Rahmenbedingungen an-<br />
zupassen, zumal insbesondere die Öffnung<br />
der nahen Märkte im Raum Südost für eine<br />
Verbesserung des internationalen Marktzu-<br />
gangs und für die Stärkung der Wettbe-<br />
werbsfähigkeit der heimischen Unternehmen<br />
sorgen. Um diese Herausforderungen der<br />
EU-Osterweiterung zu meistern, müssen ei-<br />
nerseits die Wettbewerbsdisparitäten zwi-<br />
schen steirischen Grenzregionen und den<br />
neuen Ziel-1-Gebieten gemindert und ander-<br />
seits bestehende Qualitätsvorteile, unter an-<br />
derem auf dem Gebiet der Qualifikation von<br />
Facharbeitern, gehalten bzw. ausgebaut wer-<br />
den. Zu diesem Zweck haben das Land Stei-<br />
ermark und der Bund ein „Grenzlandförde-<br />
rungsprogramm <strong>Steiermark</strong>“ beschlossen,<br />
das folgende Aktionsprogramme bzw. Pro-<br />
jekte und Maßnahmen umfasst: Netzwerk<br />
„Industrial Design und Creative Industries“,<br />
Netzwerk „Lebensmitteltechnologie und<br />
wertvolle Nahrungsmittel“, Aktionspro-<br />
gramm „Nahversorger im Grenzland“, Ein-<br />
72<br />
zelmaßnahmen für den Grenzraum, Interreg-<br />
Projekte und Qualifizierungsprojekt „Techni-<br />
kum Bad Radkersburg“.<br />
Die Ost-Erweiterung war mit der Angst der<br />
bisherigen Mitgliedstaaten vor einer großen<br />
Zuwanderung von billigeren Arbeitnehmern<br />
Die Modernisierung von Unternehmen in den neuen Mitgliedsländern zur Erfüllung der EU-Standards<br />
erfordert hohe Investitionen insbesondere in der Umwelt- und in der Infrastruktur. Für österreichische<br />
Unternehmen, die in diesen Bereichen einen Know-how-Vorsprung haben, ergeben sich dadurch<br />
erhebliche Marktchancen. Die in zentralen Handelsstädten der <strong>Zukunft</strong>smärkte eingerichteten<br />
„Business Center“ schaffen vor Ort die optimale Infrastruktur für Handelsbeziehungen unserer<br />
Klein- und Mittelbetriebe.<br />
Gerald Schöpfer<br />
aus den neuen Beitrittsländern und einer<br />
damit einhergehenden Gefährdung des Ar-<br />
beitsmarktes verbunden. Aus diesem Grund<br />
wurde den bisherigen Mitgliedstaaten durch<br />
die Festsetzung einer bis zu sieben Jahre<br />
dauernden Übergangsfrist für die Arbeitneh-<br />
merfreizügigkeit die Möglichkeit geboten,<br />
ihre Arbeitsmärkte vorerst abzuschotten.<br />
Mittlerweile gibt es eine Reihe von Studien,<br />
die die befürchtete Gefährdung der Arbeits-<br />
märkte widerlegen. So geht etwa eine aktu-<br />
elle, von der Europäischen Kommission in<br />
Auftrag gegebene Studie der „Europäischen<br />
Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen“ davon aus, dass sich<br />
nur etwa ein Prozent der erwerbstätigen Be-<br />
völkerung der beitretenden Staaten vorstel-<br />
len kann, in den „alten“ EU-Mitgliedstaaten<br />
auf Arbeitsuche zu gehen. Für die Steier-<br />
mark wurde ein Potenzial von 7.500 zuzie-<br />
henden Arbeitskräften bis zum Jahr 2011<br />
errechnet. Darüber hinaus ist davon auszu-<br />
gehen, dass nicht mit der Zuwanderung von<br />
niedrig qualifizierten Personen, sondern mit<br />
der Zuwanderung von jungen, hoch qualifi-<br />
zierten Arbeitskräften zu rechnen ist.
Vision<br />
Unsere Vision ist: Es besteht tatsächlich glei-<br />
cher Wettbewerb für alle in der EU ansässi-<br />
gen Unternehmen. Gleicher Wettbewerb wird<br />
dadurch erzielt, dass die Wettbewerbsparakeit, die eine dynamische und positive Ent-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
meter für alle in der EU ansässigen Unterwicklung der <strong>Steiermark</strong> ermöglicht.<br />
nehmen gleich sind. Nachdem die EU die<br />
nationalen Grenzen für den Wettbewerb be- Die Anzahl der exportierenden Unterneh-<br />
seitigt hat, hat sie nunmehr auch die durch<br />
die unterschiedlichen nationalen Steuer-, So-<br />
zial- und Umweltpolitiken sowie durch die<br />
EU-Förderpolitik bestehenden ökonomischen<br />
Wettbewerbsgrenzen beseitigt. So sind etwa<br />
die Steuer- und Sozialabgaben sowie die um-<br />
weltrechtlichen Standards in allen Mitglied-<br />
staaten gleich hoch, sodass diese Faktoren<br />
wettbewerbsneutral sind; „Sozialdumping“,<br />
„Steuerdumping“, „Umweltdumping“ oder<br />
„Förderdumping“ werden damit verhindert.<br />
Das Land <strong>Steiermark</strong> erreicht sein Ziel, die<br />
Möglichkeiten, die der Erweiterungs- und<br />
Integrationsprozess in sich birgt, aktiv auf-<br />
zugreifen und für das Land optimal zu nut-<br />
zen. Da nicht Verdrängung, sondern Zusam-<br />
menarbeit auf hohem Niveau im Vorder-<br />
grund steht, verstellt die Angst vor neuer<br />
Konkurrenz auch nicht die Sicht auf neue<br />
Chancen. Es wird vielmehr die Möglichkeit,<br />
neue Impulse zu nutzen, erfolgreich ergrif-<br />
fen. Dies gilt auch für Kooperationen in<br />
Form von grenzüberschreitenden Projekten,<br />
die in der neuen <strong>Zukunft</strong>sregion die Nutzung<br />
von Synergien und – bei Wahrung der je-<br />
weiligen Identität – die Hervorhebung des<br />
Gemeinsamen ermöglichen.<br />
Der steirischen Wirtschaft gelingt es, die<br />
Märkte in der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion erfolgreich<br />
zu erschließen und zu sichern. Sie verfügt<br />
über eine internationale Wettbewerbsfähig-<br />
men in der <strong>Steiermark</strong> konnte innerhalb der<br />
letzten acht bis zehn Jahre um 50 % erhöht<br />
werden. Die Exportumsätze haben eben-<br />
falls eine 50 %-ige Steigerung erfahren, und<br />
es konnte mehr als eine Verdoppelung stei-<br />
rischer Investitionen im Ausland erreicht<br />
werden.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass die Förderungen in den derzeitigen<br />
Ziel-2-Grenzregionen aufrechterhalten wer-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 73<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
den.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür<br />
ein, dass während der für die Freizügigkeit<br />
der Arbeitnehmer geltenden Übergangsfrist<br />
Medien und Bildung sind auch die beiden entscheidenden Elemente der Verbindung in der Vielfalt der<br />
Kulturen. In diesem Sinne wurde auch gemeinsam mit der zuständigen EU-Kommissarin Viviane<br />
Reding am 30. Mai 2003 der Media Cluster für die <strong>Zukunft</strong>sregion in Graz ins Leben gerufen …<br />
Herwig Hösele<br />
zumindest bilaterale Beschäftigungs- und<br />
Werkvertragsabkommen sowie bilaterale<br />
Vereinbarungen mit den Nachbarstaaten<br />
über Kontingente für Beschäftigung von<br />
Schlüsselkräften und Pendlern abgeschlos-<br />
sen werden. Angesichts der demografischen<br />
Entwicklung wird bereits in wenigen Jahren<br />
in der <strong>Steiermark</strong> ein massiver Facharbei-
termangel herrschen. Einige Branchen, wie<br />
etwa der Tourismus oder die Metallbranche,<br />
spüren den Fachkräftemangel schon heute.<br />
Die <strong>Zukunft</strong> des steirischen Arbeitsmarktes<br />
kann somit nicht in seiner Abschottung be-<br />
stehen. Es sollte vielmehr eine aktive Ar-<br />
beitsmarktpolitik gemeinsam mit Ungarn<br />
und Slowenien betrieben werden. Dabei<br />
muss aber vor allem auch auf benachteilig-<br />
te Bevölkerungsgruppen Bedacht genom-<br />
men werden, und es müssen die Sorgen der<br />
Arbeitnehmer vor Verdrängung, stärkerem<br />
Leistungs- und Lohndruck ernst genommen<br />
und angesprochen werden.<br />
Zur Stärkung der internationalen Wettbe-<br />
werbsfähigkeit der steirischen Unternehmen<br />
werden von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> u.a.<br />
folgende Maßnahmen forciert: Zum einen<br />
muss die Beteiligung an bestehenden EU-<br />
Programmen fortgeführt werden, um Kon-<br />
takte nach Südosteuropa zu intensivieren.<br />
Zum anderen muss auch die Vernetzung von<br />
steirischen Firmen mit ausländischen Un-<br />
ternehmen vorangetrieben werden. Um die<br />
nötigen Kontakte herzustellen, müssen Hil-<br />
festellungen bei Kooperationsveranstaltun-<br />
gen von KMU geleistet und Fachmessen<br />
74<br />
sowie Clusterpräsentationen in ganz Europa<br />
gefördert werden. Schließlich ist es auch<br />
wichtig, KMU in die Vertriebsschiene von<br />
Großunternehmen einzubauen, um ihre oft<br />
geringen Exportchancen zu erhöhen; dieses<br />
Ich verstehe unter Integration ein Miteinander, ein Einpassen aller in ein Mosaik.<br />
Barbara Frischmuth<br />
branchengruppenorientierte Projekt wird<br />
durch professionelle Organisationen voran-<br />
getrieben.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verfolgt eine Wirt-<br />
schaftsförderung, die den durch die EU-<br />
Erweiterung notwendig gewordenen Um-<br />
strukturierungsprozess begleitet. Die neuen<br />
EU-Mitgliedstaaten haben Vorteile in ar-<br />
beitsintensiven Produktionen mit geringwer-<br />
tigen Technologien, bei kapitalintensiven<br />
Produktionen mit hohen Rohstoff- oder<br />
Energieanteilen und bei humankapitalinten-<br />
siven Produktionen, bei denen mittlere<br />
Technologien angewendet werden. Das be-<br />
deutet, dass sich diese arbeits- und um-<br />
Die <strong>Steiermark</strong> soll zur „<strong>Zukunft</strong>sregion Südost“ gestaltet und der Standort <strong>Steiermark</strong> gestärkt werden.<br />
Ganz wesentlich sind auch die Vorhaben, die <strong>Steiermark</strong> als hochrangigen Forschungs- und<br />
Qualifizierungsstandort zu etablieren und die Wettbewerbsfähigkeit der steirischen Unternehmen in<br />
Richtung „New Economy“ gezielt auszubauen. Die Steiermärkische Landesregierung geht in<br />
zunehmendem Maße dazu über, strategische Allianzen und Partnerschaften mit der Wirtschaft und der<br />
Wissenschaft zu bilden.<br />
Hans Jaklitsch<br />
weltintensiven Branchen im Osten Europas<br />
ansiedeln werden. Das Land <strong>Steiermark</strong><br />
kann demgegenüber vor allem im Bereich<br />
der technologieintensiven und Know-how-<br />
intensiven Branchen punkten. Diese Bran-<br />
chen werden durch die EU-Erweiterung<br />
tendenziell profitieren. Die Wirtschaftsförde-
ung muss daher jene Märkte festigen und<br />
ausbauen, auf denen die steirischen Unter-<br />
nehmen diese Vorteile erfolgreich ausspie-<br />
len können.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Arbeit<br />
Um im erweiterten Markt bestehen zu können,<br />
muss sich die <strong>Steiermark</strong> ihrer Stärken<br />
besinnen und ganz bewusst auf diese set-<br />
zen. Die steirische Wirtschaft wird sich auf-<br />
grund des österreichischen Lohnniveaus<br />
und der hohen Lohnnebenkosten im Nied-<br />
rigpreis-Wettbewerb nicht durchsetzen kön-<br />
nen. Die Marke <strong>Steiermark</strong> muss und kann<br />
mit Qualität punkten. Mitarbeiterqualität<br />
und Produktqualität sind geeignet, steiri-<br />
sche Dienstleistungen und Produkte wettbe-<br />
werbstauglich zu machen. Um die erforder-<br />
liche Mitarbeiterqualität sicherzustellen,<br />
setzt sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> dafür<br />
ein, sowohl die Bildungslandschaft der Stei-<br />
ermark als auch die Attraktivität der beruf-<br />
lichen Angebote und des Standortes Steier-<br />
mark zu fördern, damit die Arbeitskräfte<br />
nicht nur in der <strong>Steiermark</strong> ausgebildet wer-<br />
den, sondern auch hier bleiben.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 75<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der Infrastruktur<br />
Grundlage für Lebensqualität und wirtschaftliches Wachstum<br />
ist eine gut ausgebaute Infrastruktur.
Der Sammelbegriff Infrastruktur bezeichnet<br />
alle langlebigen Grundeinrichtungen perso-<br />
neller, materieller und institutioneller Art,<br />
die das Funktionieren einer arbeitsteiligen<br />
Volkswirtschaft garantieren. Dazu gehören<br />
die technische Infrastruktur, das Infrastruk-<br />
turrecht und die rechtliche und soziale In-<br />
frastruktur. Da das Thema „soziale Infrastruktur“<br />
im Kapitel<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
„Soziale Gerechtigkeit“ Trotz zahlreicher<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Verbesserungen in den Infrastruktur<br />
ausführlich behandelt wird und die „techni- letzten Jahren – hier vor allem im Bereich<br />
sche Infrastruktur“ ein entscheidendes Kri- der Straßeninfrastruktur – muss sowohl die<br />
terium für die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
<strong>Steiermark</strong> darstellt, konzentriert sich die-<br />
ses Kapitel auf letztere.<br />
Mit dem politischen Umbruch im ehema-<br />
ligen Osten, dem Beitritt Österreichs zur<br />
EU und der im Mai 2004 vollzogenen Er-<br />
weiterung der Europäischen Union ergab<br />
sich für die <strong>Steiermark</strong> eine neue geopoli-<br />
tische Situation. Von seiner durch die Wir-<br />
ren des Zweiten Weltkrieges determinierten<br />
Randlage rückte unser Bundesland plötz-<br />
lich ins Herz des erweiterten Kontinents.<br />
Graz und die <strong>Steiermark</strong> sind nun die Dreh-<br />
scheibe eines größeren europäischen Wirt-<br />
schaftsraumes, der außer unserem Bundes-<br />
land auch Kärnten, Friaul-Julisch Venetien,<br />
die westungarischen Komitate sowie Slowe-<br />
nien und den Norden Kroatiens umfasst.<br />
Neben den vielen Chancen für die Steier-<br />
mark sehen sich Politik, Unternehmer und<br />
die Menschen aber auch einem verschärf-<br />
ten wirtschaftlichen Wettbewerb ausge-<br />
setzt.<br />
Die Infrastruktur ist dabei mehr und mehr<br />
zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor ge-<br />
worden. Ob der Wirtschaftsstandort Steier-<br />
mark seine gute Position halten kann, wird<br />
in den nächsten Jahren sehr stark von der<br />
Leistungsfähigkeit und der Vernetzung der<br />
Infrastruktureinrichtungen bestimmt.<br />
überregionale als auch die internationale<br />
Erreichbarkeit der <strong>Steiermark</strong> größere poli-<br />
tische Priorität erhalten. Diese wird vor al-<br />
lem von Seiten der Unternehmen sowie<br />
ihren Interessenvertretungen immer wieder<br />
als potenzielle Schwäche des Wirtschafts-<br />
standortes <strong>Steiermark</strong> im globalen Wettbe-<br />
werb aufgezeigt. Notwendig sind ebenso<br />
Der Semmering-Basistunnel und die Realisierung des Pyhrn-Projektes sowie der Koralmbahn machen<br />
die <strong>Steiermark</strong> zu dem, was wir uns alle wünschen: zur Drehscheibe für die EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />
Süd-Ost-Europa.<br />
Gerald Schöpfer<br />
weitere Investitionen in die Sicherung der<br />
Energieversorgung (insbesondere umwelt-<br />
und sozialverträgliche 380 kV-Leitung,<br />
Kraftwerksinvestitionen und Tarifgestal-<br />
tung), um die Konkurrenzfähigkeit der stei-<br />
rischen Wirtschaft zu sichern.<br />
Es ist daher wichtig, Defizite nicht nur inner-<br />
halb des Landesgebietes zu beheben. Viel-<br />
mehr gilt auch, die überregionale Zusammen-<br />
arbeit zu fördern und längerfristige Planungen<br />
mit Fokus auf die sog. „EU-<strong>Zukunft</strong>sregion“<br />
im Blick zu haben. Gerade Projekte der In-<br />
frastruktur werden in den nächsten Jahren<br />
verstärkt unter dem Motto „Ermöglichen –<br />
nicht Verhindern“ zu betrachten sein.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 79<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Infrastruktur – Schiene<br />
Erfahrung<br />
Für den Wirtschaftsstandort <strong>Steiermark</strong> ist<br />
eine funktionierende Schieneninfrastruktur<br />
von enormer Bedeutung. Ein Ausbau der<br />
Schieneninfrastruktur ist notwendig, um<br />
den Wirtschaftsstandort <strong>Steiermark</strong> zu för-<br />
dern bzw. abzusichern und um den Pend-<br />
lern vor allem im Großraum Graz ein siche-<br />
res und stauunabhängiges Erreichen des<br />
Arbeitsplatzes zu ermöglichen.<br />
Betrachtet man die Schieneninfrastruktur in<br />
der <strong>Steiermark</strong>, so ist es offensichtlich, dass<br />
gerade Benützer der Südbahn heute noch<br />
Qualitätsnachteile in Kauf nehmen müssen.<br />
Die Strecke Wien – Graz – Terminal Wern-<br />
dorf – Klagenfurt – Villach – Triest/Venedig<br />
ist von europäischer Bedeutung. Mit den<br />
nunmehr gelungenen Durchbrüchen beim<br />
Semmeringtunnel und beim Koralmtunnel<br />
ist ein wichtiger Schritt gelungen. Die Stre-<br />
cke von Graz über Maribor nach Zagreb ist<br />
nach wie vor eine Weltreise.<br />
Vision<br />
Strecken- und Bahnhofsausbau<br />
innerhalb der <strong>Steiermark</strong><br />
Wesentliche Ziele eines optimalen Ausbaus<br />
der Schieneninfrastruktur in der <strong>Steiermark</strong><br />
sind:<br />
80<br />
• Realisierung des Wirtschaftsdreiecks<br />
Graz-Linz-Wien mit Verbindungen von<br />
jeweils maximal zwei Stunden<br />
• Neue Südbahn (Semmeringtunnel und<br />
Koralmbahn)<br />
• Nord-Süd-Phyrnkorridor Summerau-<br />
Spielfeld<br />
• Ostbahn mit der Schleife CCG-Gleisdorf<br />
und Weiterführung nach Ungarn<br />
• Bestandsverbesserungen im Ennstal<br />
Durch nachhaltige und hartnäckige Verhandlungen ist es Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />
gemeinsam mit ihrem niederösterreichischen Amtskollegen sowie dem Bundeskanzler und dem<br />
Verkehrsminister gelungen, endlich grünes Licht für diesen unbedingt notwendigen Tunnel zu geben.<br />
Reinhold Purr<br />
• Bahnhofsausbau zwischen Graz und Bruck/<br />
Mur sowie Ausbau der Schleife Selzthal<br />
Wirtschaftsdreieck Graz-Linz-Wien<br />
Im Spätherbst 2004 wurde der Semmering-<br />
Straßentunnel eröffnet, die zweite Röhre<br />
des Plabutschtunnels wurde fertig gestellt<br />
und auch die Koralmbahn als leistungsfähi-<br />
ge Anbindung an Oberitalien wurde mit ei-<br />
nem Finanzierungsvertrag endgültig auf<br />
Schiene gebracht. Das Jahrhundertprojekt<br />
mit einem Investitionsvolumen von 3,6 Mil-<br />
liarden Euro wird einen jährlichen Wirt-<br />
schaftsimpuls von 167 Millionen Euro aus-<br />
lösen und 3.000 – vorwiegend regionale –<br />
Arbeitsplätze schaffen.<br />
Semmering-Basistunnel neu<br />
Mit der am 8. März 2005 erzielten Einigung<br />
über den Semmering-Basistunnel neu flie-
ßen weitere 1,25 Millionen Euro in die stei-<br />
rische Infrastruktur. Gemeinsam mit dem<br />
vorgezogenen Ausbau der Pyhrnachse ist<br />
das von Landeshauptmann Waltraud Klas-<br />
nic initiierte „Wirtschaftsdreieck Wien-Linz-<br />
Graz“ auf Schiene. Die Gefahr, dass die<br />
<strong>Steiermark</strong> umfahren wird, ist damit ge-<br />
bannt. Unser Land ist damit an die großen<br />
Ost-West- und Nord-Süd-Wirtschaftsachsen<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Optimierung<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
von Anbindungen und Fahr- Infrastruktur<br />
Europas, die sich in unserer <strong>Zukunft</strong>sregion zeiten innerhalb der <strong>Zukunft</strong>sregion<br />
kreuzen, bestmöglich angebunden – vom Auch in dieser Hinsicht empfiehlt sich eine<br />
Baltikum über Danzig, Berlin, Prag, Linz<br />
nach Graz Richtung Zagreb (Balkan) bzw.<br />
Ljubljana (Adria) und vom Osten von Kiew<br />
über Budapest, Wien nach Graz Richtung<br />
Klagenfurt und Oberitalien weiter in den<br />
Südwesten Europas.<br />
Ausbau der Strecke Summerau – Spielfeld<br />
Durch die erfolgte Aufnahme des Projekts<br />
der Eisenbahnverbindung Prag – Linz in die<br />
Listen der grenzüberschreitenden prioritären<br />
TEN-Korridore wird die Inanspruchnahme<br />
von TEN-Zuschüssen der EU in Höhe von<br />
bis zu 20 % der Errichtungskosten möglich.<br />
Die Realisierung des gesamten Projekts<br />
Summerau – Pyhrn – Schober – Spielfeld-<br />
Straß ist derzeit im Rahmenplan ab 2008<br />
in Tranchen enthalten. Durch den Ausbau<br />
der Pyhrn-Schober-Achse wird Graz zu ei-<br />
nem intermodalen Verkehrsknotenpunkt eu-<br />
ropäischer Dimension aufgewertet. Die stei-<br />
rische Hauptstadt wird zur Bahndrehschei-<br />
be Richtung Slowenien, zur Pontebbana-<br />
Achse sowie zur Südbahn in Richtung Wien<br />
(via Koralmbahn) und ebenso Richtung<br />
Ungarn (via <strong>Steirische</strong> Ostbahn). Aktuelle<br />
Verkehrsprognosen sagen durch den Ausbau<br />
der Pyhrn-Schober-Achse eine Steigerung<br />
des Güterverkehrsaufkommens auf dieser<br />
Strecke um 35 % bis 2015 auf 5,8 Millio-<br />
nen Tonnen pro Jahr voraus.<br />
verstärkte Kooperation in der <strong>Zukunft</strong>sregi-<br />
on, bis hin zu einem gemeinsamen Budget,<br />
gemeinsame EU-Initiativen und Know-how-<br />
Sharing, was Public Private Partnership<br />
(PPP)-Projekte betrifft. So gilt der zweiglei-<br />
sige Ausbau bis Maribor als primäres Ziel.<br />
Darüber hinaus sollte man überlegen, die<br />
Fahrzeit in die kroatische Hauptstadt Zagreb<br />
und in weiterer Folge in die Zentren der<br />
<strong>Zukunft</strong>sregion zu halbieren. Die Distanz<br />
Graz – Zagreb ist geringer als die Distanz<br />
Graz – Wien. Diese Nähe bietet für die Stei-<br />
ermark einen großen Standortvorteil!<br />
Mit der zunehmenden Vernetzung der glo-<br />
balen Wirtschaft wird auch das Bedürfnis<br />
Mit einem schnell realisierten Semmering-Basistunnel ist sichergestellt, dass der Süden Österreichs in<br />
die transeuropäischen Netze eingebunden ist und nicht umfahren wird.<br />
Markus Beyrer<br />
nach kurzen und effizienten Transportwegen<br />
weiter ansteigen.<br />
Wer sich die Wirtschaftsdaten der Steier-<br />
mark ansieht, kommt zur Einsicht, dass die<br />
Exportwirtschaft auch hierzulande von im-<br />
mer stärkerer Bedeutung wird. Österreichi-<br />
sche wie steirische Waren gelten im globa-<br />
lisierten Wettbewerb aufgrund ihrer Qualität<br />
und des ihnen eigenen Wettbewerbsvorteils<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 81<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
(USP) als gefragt. Für lange Strecken und<br />
Waren, die mit geringem bis mäßigem Zeit-<br />
druck in großer Menge transportiert werden,<br />
sind der Seeweg und der Transport mittels<br />
Frachtschiffen optimal geeignet. Für die<br />
steirische Wirtschaft gibt es mit dem Zerfall<br />
Jugoslawiens und dem EU-Beitritt Sloweni-<br />
ens bzw. der klaren EU-Orientierung Kroa-<br />
tiens nun vor allem mit Koper, Rijeka und<br />
dem italienischen Triest Häfen mit großer<br />
Bedeutung.<br />
In diesem Zusammenhang stellt sich die<br />
Frage nach der bestmöglichen Erreichbar-<br />
keit. Im Bereich der Straße ist dies Richtung<br />
Koper mit dem Ausbau des slowenischen<br />
Autobahnnetzes Richtung Ljubljana – Koper<br />
bereits gelungen, Richtung Rijeka gibt es<br />
intensive Bauvorhaben von kroatischer Sei-<br />
te. Viel stärkere Beachtung sollte in diesem<br />
Kontext allerdings der Ausbau der Bahnver-<br />
bindungen verdienen, der mehr als verbes-<br />
serungswürdig ist. Die vorhandene Bahnan-<br />
bindung wird mit dem Argument einer zu<br />
hohen Kostenintensität auf slowenischer<br />
Seite ungern genutzt und ein Umweg in<br />
Kauf genommen.<br />
Mit der zunehmenden Vernetzung der glo-<br />
balen Wirtschaft wird auch das Bedürfnis<br />
82<br />
nach kurzen und effizienten Transportwegen<br />
weiter ansteigen.<br />
Insbesondere aktuelle Bestrebungen der<br />
steirischen Wirtschaft weisen auf noch<br />
mehr Einsatz im Bereich der Exportwirt-<br />
schaft hin. Folgerichtig wird auch die Kom-<br />
Das Projekt Semmering-Tunnel neu bedeutet eine enorme Stärkung für den Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Steiermark</strong>. Zahlreiche Arbeitsplätze werden damit gesichert und neu geschaffen. ... Mehrkosten für<br />
den Umweltschutz, wie sie im neuen Projekt vorgesehen sind, sind dabei gut investiert.<br />
Fritz Grillitsch<br />
bination Schienentransport und Transport<br />
auf dem Seeweg weiter zunehmen.<br />
Einsatz von Leit- und Sicherheitstechnik<br />
Durch bessere Leit- und Sicherheitstechnik<br />
sind Kapazitätssteigerungen um bis zu<br />
20 % möglich. Vor allem eine Verkürzung<br />
der Sicherheitsabstände zwischen einzelnen<br />
Zügen geht damit einher.<br />
Aktion<br />
Optimale Erreichbarkeit sicherstellen<br />
Die Koralmbahn mit dem Koralmtunnel<br />
bringt dem Grazer Zentralraum eine rasche<br />
Der Semmering-Basistunnel in Verbindung mit der Koralmbahn und der Pyhrnbahn ist endlich der<br />
Garant dafür, dass Österreich und die <strong>Steiermark</strong> nicht umfahren werden.<br />
Gilbert Frizberg<br />
und leistungsfähige Schienenverbindung mit<br />
dem oberitalienischen Wirtschaftsraum und<br />
hat eine Zeitersparnis von 70 % zwischen<br />
Graz und Klagenfurt zur Folge. Die Verbin-<br />
dung über den Pyhrnpass stellt einen wei-
teren Flaschenhals im steirischen Schienen-<br />
netz dar. Über die Strecke Selzthal – Pyhrn<br />
– Wels – Linz und Wels – Passau läuft die<br />
Verbindung zwischen dem Südosten und<br />
den nordwestlichen europäischen Zentral-<br />
räumen. Die Adria-Nordsee-Achse muss da-<br />
her zukunftsfähig gemacht werden.<br />
Europäischen Union ein rascheres Angehen<br />
Die Bedeutung<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
der Häfen Koper, Rijeka und von wichtigen<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Projekten sicherstellen. Zu- Infrastruktur<br />
Triest für die steirische Wirtschaft steigt dem kann die <strong>Steiermark</strong> mit dem in den<br />
ständig. Eine optimale Erreichbarkeit dieser letzten Jahren gewachsenen Wissen über<br />
Häfen ist eine berechtigte Forderung der Ex-<br />
portwirtschaft. Slowenien investiert derzeit<br />
in den Ausbau vor allem der Straßenverbin-<br />
dung zum Hafen Koper. Die (weitere) Anbin-<br />
dung an Rijeka und Triest ist allerdings<br />
schlecht. Zudem sieht die slowenische Ver-<br />
kehrsplanung bis 2012 keinen Ausbau die-<br />
ser Verbindungen vor. Vor allem der durch<br />
Slowenien führende und Österreich und Kro-<br />
atien verbindende wichtige Korridor 10a<br />
wird in naher <strong>Zukunft</strong> somit nicht in Angriff<br />
genommen, die finanziellen Mittel sind an<br />
anderer Stelle gebunden. Der Ausbau der<br />
Bahnverbindung nach Koper und im Korridor<br />
10a ist daher nach wie vor ungenügend. In<br />
dieser Situation sollte die <strong>Steiermark</strong> die<br />
bereits an anderer Stelle geforderte Voran-<br />
treibung einer starken <strong>Zukunft</strong>sregion aktiv<br />
fördern. Ein gemeinsames Budget der Zu-<br />
kunftsregion etwa für Infrastrukturprojekte<br />
kann mit der Unterstützung durch Mittel der<br />
PPP-Projekte unterstützend tätig werden.<br />
Reduktion von Kosten anstreben<br />
Die Verbindung zu den Häfen stellt sich für<br />
die steirische Wirtschaft, wie bereits darge-<br />
Dieses Projekt darf nicht nur als nationales Anliegen betrachtet werden. Durch die Hochleistungs-<br />
verbindung Wien – Graz auf der Schiene werden wirtschaftliche Möglichkeiten von Norditalien bis zum<br />
Baltikum eröffnet. Wenn die Schiene zur Straße in verstärkte Konkurrenz treten will und zusätzlich ein<br />
Umweltnutzen einfließen kann, darf der Semmering-Bahntunnel nicht noch weiter verzögert werden.<br />
Wolfgang Welser<br />
Straße<br />
Erfahrung<br />
Mit der A 2 (Südautobahn), der A 9 (Pyhrn-<br />
autobahn) und den autobahnäquivalenten<br />
legt, als kostenintensiv dar. Innerhalb des<br />
österreichischen Staatsgebietes liegt es am<br />
eigenen Gesetzgeber, für die Wirtschaft Er-<br />
leichterungen zu ermöglichen, außerhalb<br />
des Staatsgebietes ist auf die jeweiligen<br />
Nachbarstaaten hinzuwirken. Eine starke<br />
<strong>Zukunft</strong>sregion ist ein idealer Rahmen für<br />
entsprechende Gespräche.<br />
Schnellstraßen in der Mur-Mürz-Furche S 6<br />
und S 36 ist die <strong>Steiermark</strong> an das über-<br />
regionale, gut ausgebaute österreichische<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 83<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Straßennetz und an die europäischen Stra-<br />
ßenverkehrsadern angebunden. Um einen<br />
für die <strong>Steiermark</strong> und ihre Wirtschaft opti-<br />
malen Grad an Straßeninfrastruktur zu er-<br />
reichen, sind aber weitere infrastrukturelle<br />
Investitionen im Bereich Straße nötig.<br />
Seit Jahren wird über die Fertigstellung di-<br />
verser Straßenverbindungen diskutiert und<br />
über einen Ausbau neuer Verbindungen ge-<br />
sprochen. Um die Wachstumschancen der<br />
steirischen Wirtschaft gerade in der „EU-<br />
<strong>Zukunft</strong>sregion“ zu gewährleisten, sind die<br />
Unternehmen auf den Auf- und Ausbau des<br />
lokalen, regionalen und überregionalen Stra-<br />
ßennetzes angewiesen.<br />
Vision<br />
Ausbau von lokalen, regionalen und<br />
überregionalen Strecken<br />
Um die <strong>Steiermark</strong> optimal mit den natio-<br />
nalen wie internationalen Wirtschaftsräu-<br />
men zu verbinden, bedarf es gewisser Lü-<br />
ckenschlüsse auf Schnellstraßen sowie<br />
84<br />
Standorterschließungen zur Attraktivierung<br />
von regionalen Wirtschaftsstandorten. Bei<br />
den geplanten Investitionen sind vor allem<br />
die S 7, A 2-Anschlussstelle Ilz – Heiligen-<br />
kreuz, als Verbindung Richtung Ungarn, die<br />
B 317 von Scheifling an die Landesgrenze<br />
Infrastrukturpolitik ist immer auch Standortpolitik. Im Hinblick auf das gestiegene Verkehrsaufkommen<br />
sollte der Ausbau der grenzüberschreitenden, aber auch der grenznahen Verkehrsinfrastruktur absolute<br />
Priorität erhalten. Um den geografische Wettbewerbsvorteil optimal nutzen zu können, sind nahtlose<br />
überregionale Infrastrukturverbindungen eine wichtige Voraussetzung. Um den österreichischen<br />
Generalverkehrsplan bis 2050 umzusetzen, müssen 45,1 Mrd. Euro investiert werden. Derzeit<br />
profitiert die heimische (Export-) Wirtschaft vor allem durch die Nähe zu den nach wie vor dynamisch<br />
wachsenden mittel-osteuropäischen Staaten.<br />
Peter Mühlbacher<br />
nach Kärnten, der dreispurige Ausbau der<br />
B 64, Gleisdorf – Weiz (und in der Folge<br />
weiter nach Birkfeld und weiter), die B 320<br />
von Liezen nach Mandling, der zweite Bau-<br />
abschnitt der S 35 zwischen Bruck und<br />
Mixnitz, der Ausbau im Ennstal mit Schaf-<br />
fung gegenverkehrsfreier Überholstrecken<br />
sowie die L 601 als Verbindung von Frau-<br />
ental über Groß Sankt Florian, Wettmann-<br />
Im hochrangigen Straßennetz hat es mit der Inbetriebnahme des Semmering-Straßentunnels und der<br />
zweiten Plabutschtunnelröhre weitere wesentliche Fortschritte gegeben, durch die nunmehr vollständig<br />
in Oberösterreich fertiggestellte Pyhrn-Autobahn sind wir voll an die Nordwest-Südost-Straßenverkehrs-<br />
achse Europas angebunden, die Nordost-Südwest-Straßenverkehrsachse über die Süd-Autobahn ist<br />
ohnehin seit längerem fertig und wird durch die Großbauvorhaben im Packbereich noch leistungs-<br />
fähiger, sicherer und moderner.<br />
Waltraud Klasnic<br />
stätten nach Leitersdorf mit Anbindung<br />
an die A 9-Pyhrnautobahn zu nennen. Dar-<br />
über hinaus muss sichergestellt werden,<br />
dass das gut ausgebaute Straßennetz im<br />
Interesse der Verkehrssicherheit und um der<br />
Vitalität des ländlichen Raumes zu entspre-<br />
chen, ständig erneuert und verbessert<br />
wird.
Schnellere und sicherere Verbindungen<br />
durch Straßentunnels<br />
Spricht man vom Ausbau der Verkehrsinfra-<br />
struktur in der <strong>Steiermark</strong>, so kann dies<br />
nicht ohne eine zeitgemäße Struktur an Stra-<br />
ßentunnels geschehen. In diesem Bereich<br />
gilt es primär auf der B 20 den Seebergtun-<br />
nel, auf der S 6 die zweite Röhre des Ganzerlässlich sein, an einen konsequenten und<br />
steintunnels sowie<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
auf der A 9 die zweite dem Verkehrsaufkommen<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
entsprechenden Infrastruktur<br />
Röhre des Gleinalmtunnels zu realisieren. Ausbau des derzeitigen Verkehrsnadelöhrs<br />
Maribor – Zagreb zu denken.<br />
Internationale Verbindungen<br />
Die <strong>Steiermark</strong> steht nach der EU-Erweiterung<br />
vor großen Chancen und Herausforderungen.<br />
Die zentrale Lage macht das Bundesland zur<br />
Drehscheibe wirtschaftlicher Aktivitäten Rich-<br />
tung Süd-Ost-Europa. Um den in den Nach-<br />
barregionen stark vertretenen steirischen Un-<br />
ternehmen bei ihrer Expansion beste Voraus-<br />
setzungen zu bieten, ist es naheliegend,<br />
intensives Lobbying zum Ausbau der für die<br />
<strong>Steiermark</strong> relevanten europäischen Magistra-<br />
len sowohl in Wien als auch in Brüssel zu<br />
betreiben. Was die Verkehrsverbindungen be-<br />
trifft, sind die Anbindungen Spielfeld – Bad<br />
Luftfahrt<br />
Erfahrung<br />
In einer globalisierten Weltwirtschaft stellen<br />
Flughäfen in Verbindung mit guten Flugver-<br />
bindungen einen wesentlichen Standortfak-<br />
tor dar. Die ökonomische Dimension des<br />
Flugverkehrs hat mit der Erweiterung der<br />
EU weiter zugenommen. Die Märkte in Ost-<br />
europa gewinnen durch ihr Wachstum mehr<br />
und mehr an Bedeutung für heimische Un-<br />
Radkersburg – Murska Sobota, die Strecke<br />
Graz – Szombathely – Budapest sowie die<br />
Strecke Maribor – Varazdin zu nennen.<br />
Aufgrund der immer stärker werdenden<br />
Strahlkraft der kroatischen Hauptstadt<br />
Zagreb wird es in den nächsten Jahren un-<br />
Umsetzung neuer Verkehrsleitsysteme<br />
(Verkehrstelematiksystem)<br />
Durch ein modernes Verkehrsleitsystem vor<br />
allem für den Großraum Graz – das Bun-<br />
desministerium für Verkehr, Innovation und<br />
Technologie (BMVIT) hat einen „Telematik-<br />
rahmenplan“ erarbeitet – sind gemäß Prog-<br />
nosen günstige Effekte zu erwarten: Bis<br />
10 % Umsteiger vom motorisierten Indivi-<br />
dualverkehr zum öffentlichen Personennah-<br />
verkehr, mehr Sicherheit auf den Straßen,<br />
Zeitersparnis, Kapazitätserhöhung und Ver-<br />
meidung von Stauzeiten.<br />
ternehmen aus den verschiedensten Spar-<br />
ten. Aufgrund ihrer geografischen Lage sind<br />
die Regionen in Südosteuropa für die Steier-<br />
mark ganz besonders interessant. Es ist<br />
davon auszugehen, dass die Bedeutung von<br />
Städten wie Belgrad, Sarajevo, Sofia oder<br />
Bukarest durch die geänderte politische<br />
Lage in den nächsten zehn Jahren noch<br />
zunehmen wird. Regionen mit Flughäfen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 85<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
gewinnen durch die guten infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen an Attraktivität, wodurch<br />
die Ansiedlung von Unternehmen gefördert<br />
wird. Insbesondere Headquarters und inter-<br />
national tätige Großunternehmen profitieren<br />
von effizienter Mobilität und sind auf gute<br />
Flugverbindungen angewiesen. Luftfracht-<br />
transporte sind für den weltweiten Handel<br />
von zunehmender Bedeutung, bereits ein<br />
Drittel der Handelsware wird auf diese<br />
Weise transportiert. Vor allem beim Trans-<br />
port von Gütern mit hohem Wert und bei<br />
dringend benötigter Ware spielen Flughäfen<br />
eine immer gewichtigere Rolle. Auch der<br />
Tourismus ist ein Wachstumszweig. Eine<br />
Vielzahl von Touristen reist per Flugzeug,<br />
das Aufkommen von Low-Cost-Carriers<br />
(LCC) verstärkt diese Entwicklung.<br />
Wie alle anderen Regionalflughäfen Öster-<br />
reichs verzeichnete der Grazer Flughafen in<br />
den vergangenen Jahrzehnten eine rasante<br />
Entwicklung. 2004 wurde erstmals die Gren-<br />
ze von 600.000 Passagieren im Linienverkehr<br />
und die Grenze von 20.000 Bewegungen im<br />
Linien- und Charterverkehr überschritten (im<br />
Durchschnitt ca. 55 Bewegungen pro Tag).<br />
Besonders stark hat sich im vergangenen<br />
Jahr der Charterverkehr mit einem Plus von<br />
86<br />
14 % entwickelt; 2004 kann damit als<br />
bisher zweitstärkstes Charterjahr in die<br />
Geschichte des Flughafen Graz eingehen.<br />
Das Gesamtpassagieraufkommen betrug im<br />
Vorjahr knapp 900.000 Passagiere für<br />
den Flughafen. Mit dem unlängst eröffne-<br />
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ließ eine Filmproduktion in den damaligen Filmstudios am Thalerhof<br />
die Steirer von einem „Thaliwood“ träumen. Heute tummeln sich am Thalerhof Manager und<br />
internationale Geschäftsleute. Eine aus wirtschaftlicher Perspektive mehr als erfreuliche Realität.<br />
Gerald Schöpfer<br />
ten Terminal trug man diesem Faktum<br />
Rechnung.<br />
Auch in der Fracht gibt es eine mehr als<br />
positive Tendenz: Die Entwicklung befindet<br />
sich mit einem Plus von etwa 14 % auch<br />
in diesem Jahr wieder in einem zweistelli-<br />
gen Bereich. Steigerungsraten im Frachtauf-<br />
kommen in den Jahren 1999 und 2000<br />
machten den Bau eines modernen Fracht-<br />
terminals 2001 nötig.<br />
In der Umgebung des Flughafens haben sich<br />
zahlreiche Speditionen angesiedelt, was die<br />
Bedeutung des Airports für den Wirtschafts-<br />
standort <strong>Steiermark</strong> unterstreicht.<br />
Von einem Ort, an dem die Fliegerei zuerst militärisch geprägt war bzw. vor allem auch als Hobby<br />
ausgeübt worden ist, wurde der Flughafen zu einer touristischen und wirtschaftlichen Drehscheibe mit<br />
über 600 Beschäftigten am Standort.<br />
Gerhard Widmann<br />
Der Grazer Flughafen scheint auf den<br />
ersten Blick zu wenig international ausge-<br />
richtet. Die Anbindung an internationale<br />
Destinationen erfolgt fast ausschließlich<br />
über Wien, Frankfurt und Zürich. Durch die<br />
aufkommende Nutzung des Flughafens<br />
Maribor entsteht vor der Haustür ein Kon-<br />
kurrent.
Vision<br />
Obwohl die Passagierzahlen konstant stei-<br />
gen (bis zum Jahr 2015 auf rund 1,5 Mil-<br />
lionen pro Jahr), wird sich das Wachstum<br />
in <strong>Zukunft</strong> auf immer weniger Flughäfen<br />
beschränken. Der Druck auf die Flughafen-<br />
betreiber wird größer werden. Effiziente<br />
Wirtschaftsunternehmen müssen an die ren können. Billigflieger stehen für die Ent-<br />
Stelle von staatlich<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
subventionierten Infrawicklung <strong>Steiermark</strong><br />
zu bequemem und günstigem Infrastruktur<br />
strukturbereitstellern treten.<br />
Point-to-Point-Verkehr hinsichtlich kurzer<br />
und mittlerer Distanzen. Aufgrund dieser<br />
Vier verschiedene „Flughafentypen“ sind in<br />
<strong>Zukunft</strong> zu unterscheiden: Internationale<br />
(Mega-)Drehscheiben, sekundäre Dreh-<br />
scheiben, mittelgroße internationale Flughä-<br />
fen und regionale Flughäfen. Mit seinem<br />
vergleichsweise kleinen Einzugsgebiet ist<br />
der Flughafen Graz zu den regionalen Flug-<br />
häfen zu zählen. Die Entwicklungsperspek-<br />
tiven dieser vier Typen von Flughäfen sind<br />
unterschiedlich zu betrachten. Die in wirt-<br />
schaftlichen Problemen steckenden Airlines<br />
müssen Kosten reduzieren und verlagern vor<br />
allem den Langstreckenverkehr auf einige<br />
wenige Mega-Drehscheiben. Dieser Trend<br />
wird insbesondere durch Deregulierung, den<br />
Zusammenschluss von Fluglinien (KLM/Air<br />
France oder Swiss/Lufthansa) und das Auf-<br />
kommen von neuen Riesenflugzeugen wie<br />
dem Airbus A380 zusätzlich verstärkt.<br />
Immer größere Flugzeuge werden immer<br />
größere Menschenmassen transportieren.<br />
Es ist aber davon auszugehen, dass sich der<br />
Transport auf einen Ort beschränkt und die<br />
Carrier von diesem zu anderen Städten wei-<br />
terjetten. Es ist davon auszugehen, dass von<br />
den weltweit 200 Großflughäfen auf Dauer<br />
ganze neun Flughäfen Bedeutung als große<br />
Drehkreuze für den interkontinentalen Flug-<br />
verkehr erlangen.<br />
Die Billigairlines stehen für einen weiteren<br />
Trend, von dem mittelgroße internationale<br />
und vor allem regionale Flughäfen profitie-<br />
beiden (zum Teil gegensätzlichen) Trends ist<br />
eine Polarisierung im Zusammenhang mit<br />
dem wirtschaftlichen Erfolg von Flughäfen<br />
zu erwarten.<br />
Vom zu erwartenden Verdrängungswettbe-<br />
werb werden die kommenden Mega-Dreh-<br />
Die neue geopolitische Positionierung der <strong>Steiermark</strong> von einer Grenzregion hin zu einer<br />
Drehscheibenfunktion verlangt veränderte infrastrukturelle Rahmenbedingungen.<br />
Reinhard Rack<br />
scheiben profitieren, von den Billigairlines<br />
(ausgewählte) mittelgroße internationale<br />
und regionale Flughäfen.<br />
Aktion<br />
Sicherung und Ausbau der<br />
Flugverbindungen des Flughafens<br />
Graz-Thalerhof<br />
Der Konkurrenzkampf unter den Flughäfen<br />
wird in <strong>Zukunft</strong> zunehmen. Als regionaler<br />
Flughafen wird sich Graz vor allem in der<br />
Auseinandersetzung mit anderen regionalen<br />
Flughäfen in Österreich (Klagenfurt und<br />
Salzburg) und jenen in den Nachbarstaaten<br />
(Maribor oder Ljubljana in Slowenien) be-<br />
haupten müssen. Es gilt, das derzeitige An-<br />
gebot an Billigairlines (Ryan Air u.a.) aus-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 87<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
zubauen und die derzeitigen Verbindungen<br />
zu sichern. Wichtig für den Wirtschafts-<br />
standort sind vor allem die Erhaltung der<br />
Verbindung zu Drehscheiben wie Wien oder<br />
Frankfurt und der Aufbau von Verbindungen<br />
zu anderen wichtigen (europäischen) Dreh-<br />
scheiben wie Paris oder Zürich.<br />
Graz als Drehscheibe<br />
für den Ostverkehr ausbauen<br />
Die Zielsetzung ist, die Stadt Graz als zu-<br />
künftige Wirtschaftsmetropole in verschie-<br />
densten Bereichen für die „EU-<strong>Zukunft</strong>s-<br />
region“ zu etablieren. Städteverbindungen<br />
(Point-to-Point) innerhalb der <strong>Zukunft</strong>sre-<br />
gion, ausgehend vom Flughafen Graz-Tha-<br />
lerhof, sind zur Realisierung dieses Vorha-<br />
bens infrastrukturell essenziell. Nach Zei-<br />
tungsberichten im Jänner 2005 soll Ryanair<br />
(derzeit der führende Anbieter im Bereich<br />
Billigairlines) signalisiert haben, den Flug-<br />
hafen Marburg als Drehscheibe für den Ost-<br />
verkehr einsetzen zu wollen. Grund dafür<br />
sind neben den Landegebühren (laut Aus-<br />
sagen bis zu 30 % günstiger als in Graz)<br />
auch die derzeit geltenden Vorteile für Rei-<br />
sende (z.B. Gratisparkplätze). Um in Zu-<br />
kunft im Ostverkehr eine bestimmende<br />
Rolle zu spielen, müssen der Flughafen<br />
Graz-Thalerhof und die öffentliche Hand<br />
88<br />
alles daransetzen, Graz gemeinsam mit Ma-<br />
ribor zu positionieren. Ein wichtiger Schritt<br />
in diese Richtung war die Modernisierung<br />
und Anpassung des Flughafens Graz-Thaler-<br />
hof an internationale Standards.<br />
Intensivierte Kooperation<br />
mit Airlines<br />
Die bis vor einigen Jahren prävalente Mei-<br />
nung, Airlines lediglich als Kunden von Flug-<br />
häfen zu betrachten, tritt zunehmend in<br />
den Hintergrund. Mittlerweile ist die Ten-<br />
denz zu immer engeren Kooperationen zu<br />
Im Raumfahrtszeitalter wird der Mensch in der Lage sein, in zwei Stunden um die Welt zu fliegen –<br />
eine Stunde Flugzeit und eine Stunde Anfahrt zum Flughafen.<br />
Neil H. McElroy<br />
bemerken. Auf diese Weise sollen Synergien<br />
geweckt und beiderseits Vorteile genutzt<br />
werden. Noch stärkere Kooperationsformen<br />
wären infolge von (Quer-)Beteiligungen<br />
möglich. Erste Beispiele für intensivste For-<br />
men der Kooperation zwischen Flughäfen<br />
und Airlines gibt es bereits: Der slowenische<br />
Autozulieferer Prevent ist Mehrheitseigen-<br />
tümer an der Styrian Spirit und Besitzer<br />
des Flughafens Maribor. Erster Erfolg der<br />
Die Luftschifffahrt wird dem religiösen Genie der Menschheit neue Nahrung geben. Zu den großen<br />
Beförderern kosmischer Stimmungen: Wald, Meer und Wüste, wird nun noch der Luftraum kommen.<br />
Christian Morgenstern<br />
letztgenannten Konstellation ist die neue<br />
Flugverbindung Maribor – Paris. Der Flug-<br />
hafen Graz-Thalerhof soll vergleichbare in-<br />
tensivierte Kooperationen mit Airlines ein-<br />
gehen und auf diese Weise einen Ausbau<br />
der Flugverbindungen von Graz aus an-<br />
streben.
Optimale Erreichbarkeit des Flughafens<br />
Graz-Thalerhof sicherstellen<br />
Noch immer gibt es kein alle Verkehrsträger<br />
umfassendes Verkehrskonzept für die opti-<br />
male verkehrstechnische Anbindung des<br />
Flughafens Graz-Thalerhof. Zwar ist es mitt-<br />
lerweile gelungen, die A 2-Südautobahn<br />
mittels Zubringer und eigener Anschluss- Suche nach alternativen Projekten kann<br />
stelle mit dem Flughafen<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
zu verbinden, eine der Flughafen<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Zeltweg eine unterstützende Infrastruktur<br />
Bahnschleife, die direkt zur Abfertigungs- Rolle spielen. Unter anderem wird die<br />
halle des Flughafens führt, ist allerdings Etablierung eines Luftfahrtclusters in der<br />
noch nicht vorhanden. Die vorhandene<br />
Haltestelle Flughafen ist rund 300 Meter<br />
vom Abfertigungsgebäude entfernt. Reisen-<br />
den ist es kaum zumutbar, diese Strecke mit<br />
Gepäck zu Fuß zurückzulegen. Einer Stadt,<br />
die nach dem Kulturhauptstadtjahr 2003<br />
mit Städtetourismus auf hohem Niveau<br />
reüssieren will, ist eine solche Situation<br />
nicht würdig.<br />
Nutzung des Flughafens Zeltweg<br />
zur Unterstützung<br />
der regionalen Wirtschaft<br />
Angesichts des sich abzeichnenden ver-<br />
stärkten Wettbewerbs unter Flughäfen ist<br />
ein Neubau von Standorten generell nicht<br />
zu empfehlen. Etwas anders verhält es<br />
sich bei der erweiterten Nutzung von be-<br />
stehenden Anlagen. Der militärische Flug-<br />
hafen Zeltweg soll zur Unterstützung der<br />
Wirtschaft zumindest partiell für eine zivile<br />
Nutzung freigegeben werden. Insbesondere<br />
nach dem Scheitern des Projektes Spielberg<br />
Anfang 2005 und der damit verbundenen<br />
Region diskutiert, die Verfügbarkeit eines<br />
Flughafens in unmittelbarer Nähe sollte<br />
diese Überlegungen positiv beeinflussen.<br />
An dieser Stelle sei angemerkt, dass das<br />
Wirtschaftsressort, aufbauend auf die Er-<br />
folgsgeschichte des Autocluster Styria (AC<br />
Styria), dem 44.000 Mitarbeiter in 190<br />
Betrieben mit einem Umsatz von 6,8 Milli-<br />
arden Euro angehören, eine Erweiterung des<br />
AC Styria in Richtung eines Verkehrstech-<br />
nik- bzw. Mobilitätsclusters für die Steier-<br />
mark plant. Diese gut eingespielte Cluster-<br />
bzw. Netzwerkorganisation könnte unter<br />
Einbeziehung der Themen Bahn- und Luft-<br />
fahrttechnologie nachhaltige, zukunftsorien-<br />
tierte Unternehmen für die <strong>Steiermark</strong> ge-<br />
winnen.<br />
Telekommunikation – Breitband<br />
Erfahrung<br />
Schnelle Datenverbindungen sind für einen<br />
modernen Wirtschaftsstandort unverzicht-<br />
bar. Sie sind Wirtschaftsmotor, schaffen<br />
neue Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten<br />
und fördern die Gründung neuer Industrie-<br />
und Gewerbebetriebe sowie die Wettbe-<br />
werbsfähigkeit in ländlichen Gebieten. Die<br />
Europäische Union hat es sich in den Lis-<br />
sabon-Zielen zum Ziel gesetzt, im Jahr<br />
2010 der wettbewerbsfähigste wissens-<br />
und technologiebasierte Wirtschaftsraum<br />
der Welt zu sein. Angesichts der eher<br />
schleppenden Umsetzung der dafür notwen-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 89<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
digen Schritte darf das ehrgeizige Ziel nicht<br />
schon im Jahr 2005 ad acta gelegt werden,<br />
insbesondere auf den Ausbau der Informa-<br />
tions- und Kommunikationstechnologien<br />
(IKT) ist vorrangig Wert zu legen.<br />
91 % der österreichischen Unternehmen<br />
mit mehr als neun Beschäftigten nutzten<br />
Anfang 2003 das Internet. Ein Jahr davor<br />
waren es 85 % gewesen. Während alle<br />
Großunternehmen im Netz sind und unter<br />
den mittelgroßen Unternehmen 98 % das<br />
Internet benutzen, beträgt die Nutzungsquo-<br />
te bei Kleinunternehmen von 10 bis 49<br />
Beschäftigten nur 80 %. 58 % der öster-<br />
reichischen Unternehmen mit Internetzu-<br />
gang haben einen Breitbandanschluss. Un-<br />
ter den Großunternehmen sind es 87 %,<br />
drei Viertel aller mittelgroßen Unternehmen<br />
und rund die Hälfte aller Kleinunternehmen<br />
steigen auf diese Weise ins Internet ein.<br />
55 % aller Unternehmen mit Internetzu-<br />
gang haben zu diesem Zweck einen ISDN-<br />
Anschluss. Fast drei Viertel der Unterneh-<br />
men (74 %) nutzen E-Government-Ange-<br />
bote von öffentlichen Stellen zum<br />
Herunterladen von Formularen. 66 % nut-<br />
zen das Internet zur Gewinnung von Infor-<br />
mationen von öffentlichen Web-Sites. Jedes<br />
fünfte Unternehmen hat bereits komplette<br />
behördliche Vorgänge elektronisch abge-<br />
wickelt. In der <strong>Steiermark</strong> nutzten Anfang<br />
2003 89 % der steirischen Unternehmen<br />
das Internet. Davon steigen 55 % über<br />
Breitband ein.<br />
90<br />
Für die Datenübertragung gilt das Gleiche<br />
wie für Straßenverbindungen – je schneller<br />
und direkter, desto besser für den darauf<br />
ablaufenden Verkehr. Leider ist der Wirt-<br />
schaftsstandort <strong>Steiermark</strong> noch nicht flä-<br />
chendeckend mit Breitbandtechnologie „er-<br />
schlossen“. Konkret heißt das: Fast 9.000<br />
Unternehmensstandorte haben derzeit kei-<br />
ne Chance auf einen Breitbandzugang.<br />
Vision<br />
Der Bedarf an flächendeckenden Breitband-<br />
anschlüssen wird in <strong>Zukunft</strong> wohl weiter<br />
zunehmen. Viele Unternehmen im KMU-Be-<br />
reich nutzen das Internet noch nicht adä-<br />
quat. Es ist davon auszugehen, dass sich<br />
dies im Laufe der nächsten Jahre ändern<br />
wird, dafür sind die notwendigen Vorausset-<br />
zungen zu schaffen. Aufgrund des zuneh-<br />
menden Bedürfnisses nach Mobilität sind<br />
die Chancen für innovative Funktechnolo-<br />
gien wie WiMax, UMTS, TDD und CDMA<br />
2000 als besonders gut anzusehen. Ver-<br />
stärkt werden die Chancen einerseits durch<br />
den geringeren Investitionsbedarf für WiMax<br />
(Worldwide Interoperability for Microwave<br />
Accesss) und andere Technologien im Ver-<br />
gleich zum breitbandigen Ausbau des Fest-<br />
netzes oder auch UMTS. Andererseits sind<br />
Denn nur durch eine entsprechende infrastrukturelle Offensive und durch den Einsatz von „hellen<br />
Köpfen“, durch Know-how als Wettbewerbsfaktor, Teamgeist und Kooperation kann die <strong>Steiermark</strong> auf<br />
der neuen wirtschaftsgeographischen Landkarte aus ihrer ehemaligen europäischen Randlage zu einem<br />
zentralen Umschlagplatz Mitteleuropas werden.<br />
Herbert Paierl<br />
etwa durch WiMax Übertragungsraten von<br />
bis zu 70 Mb/s möglich, also 70-mal<br />
schneller als moderne ADSL-Zugänge.
WiMax stellt die Nachfolgetechnologie zu<br />
W-LAN (Wireless Local Area Network) dar,<br />
während letztere Technologie jedoch nur<br />
Hälfte der Weltbevölkerung vorhanden sind.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Infrastruktur<br />
Peter Filzmaier<br />
lokal funktioniert, sind mit WiMax Entfer-<br />
nungen bis zu 50 Kilometer überbrückbar.<br />
Die Technologie sollte im Laufe des Jahres<br />
2005 serienreif sein. Vor allem für die<br />
schlecht erschlossenen ländlichen Gebiete<br />
stellen innovative Funktechnologien die<br />
beste Alternative dar, was man auch bei der<br />
Telekom Austria erkannt hat, welche diesen<br />
Bereich jedenfalls besetzen werde, vor<br />
allem um das vorhandene ADSL-Angebot in<br />
diesen Gegenden ergänzen zu können.<br />
Aktion<br />
Flächendeckender Breitbandausbau<br />
in der <strong>Steiermark</strong><br />
Auf Basis der „Sonderrichtlinie Breitband-<br />
initiative 2003“ des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Innovation und Technologie<br />
(BMVIT) wurde in der <strong>Steiermark</strong> eine Breit-<br />
bandinitiative zur Förderung des Breitband-<br />
ausbaus initiiert, Fördermittel der Europäi-<br />
schen Union, des Bundes und des Landes<br />
<strong>Steiermark</strong> werden koordiniert eingesetzt.<br />
Von insgesamt 792 nicht mit Breitband ver-<br />
Gegenwärtig ist der Prozentsatz von Information Haves, die als Gewinner von den Vorteilen moderner<br />
Kommunikationsgesellschaften partizipieren, sogar deutlich geringer als zwei Drittel, weil der<br />
Netzkommunikation vorausgesetzte Basisressourcen (etwa Telefon und Energie) für weniger als die<br />
sorgten Siedlungspunkten in der <strong>Steiermark</strong><br />
wurden von der österreichischen Breitband-<br />
initiative 372 Siedlungspunkte im Rahmen<br />
der Sonderrichtlinie des BMVIT als förder-<br />
bar eingestuft. Davon befinden sich 225 im<br />
Ziel-2-Gebiet, 133 im Übergangsgebiet<br />
(Phasing Out) und 14 im Zentralraum Graz<br />
und Graz-Umgebung. Die erste Ausschrei-<br />
bung in der <strong>Steiermark</strong> umfasste einen<br />
Großteil dieser förderungswürdigen Sied-<br />
lungspunkte. Damit werden 4.710 Unter-<br />
Die Zahlen zeigen, dass die jüngeren Generationen schon annähernd vollständig Internet-Nutzer sind<br />
und damit auch die cyberdemokratischen Möglichkeiten nutzen könn(t)en. Auch aus demokratie-<br />
politischen Gründen ist es daher erforderlich, die Internet-Nutzung in den Bevölkerungssegmenten zu<br />
forcieren und zu fördern, in denen derzeit noch eine geringe Penetration besteht. Staatliche<br />
Unterstützungen und Förderungen sind in diesem Bereich daher äußerst sinnvoll und notwendig.<br />
Klaus Poier<br />
nehmensstandorte im ländlichen Raum<br />
über die gleichen Kommunikationsmöglich-<br />
keiten verfügen wie ihre Mitbewerber in den<br />
Ballungsräumen. Die Projektauswahl erfolgt<br />
im Rahmen von anbieter- und technologie-<br />
neutralen Ausschreibungen des Landes Stei-<br />
ermark. Die steirische Breitbandinitiative ist<br />
ein Schritt in die richtige Richtung auf dem<br />
Weg zu einer flächendeckenden Breitband-<br />
versorgung in der <strong>Steiermark</strong>. In einem wei-<br />
teren Schritt sind auch jene Siedlungspunk-<br />
te zu unterstützen, die nicht als förderbar<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 91<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
eingestuft worden sind. Angesichts der<br />
wachsenden Bedeutung des Mobilitätserfor-<br />
dernisses und den erreichbaren Übertra-<br />
gungsgeschwindigkeiten sind Funktechnolo-<br />
gien im Rahmen der Projektauswahl beson-<br />
ders zu beachten.<br />
Regionale Fachmesse für Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
Entwicklungen im Zusammenhang mit In-<br />
formations- und Kommunikationstechnolo-<br />
gie (IKT) schreiten mit zunehmender Ge-<br />
schwindigkeit voran. Vor allem KMU, wel-<br />
che in der Regel keine auf diesen Bereich<br />
spezialisierten Abteilungen haben, haben<br />
zunehmende Schwierigkeiten, diesen Ent-<br />
wicklungen zu folgen und vor allem diese<br />
für sich zu nutzen. In Wien findet erstmals<br />
im Jahr 2005 eine Leitmesse zum Thema<br />
IKT, die ITnT-Fachmesse für Informa-<br />
tionsTechnologie und Telekommunikation<br />
statt. Eine solche Messe und der direkte<br />
Kontakt zu Unternehmen und Beratern aus<br />
der IKT-Branche können für steirische KMU<br />
von großem Nutzen sein. Die <strong>Steiermark</strong> soll<br />
daher ebenso eine solche Messe veranstal-<br />
ten, idealerweise unter Einbeziehung der<br />
Partner der <strong>Zukunft</strong>sregion. Auf diese Weise<br />
wird gleichzeitig der steirische Anspruch auf<br />
die wirtschaftliche Führungsrolle innerhalb<br />
der <strong>Zukunft</strong>sregion dokumentiert und be-<br />
kräftigt.<br />
92
Das Land der Innovation<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat in vielen Bereichen ihre Kreativität bewiesen,<br />
sei es als Standort für Wirtschaftsbetriebe,<br />
in der Forschung oder der Entwicklung.
Innovation bedeutet die stetige Weiter- und<br />
Neuentwicklung von Produkten, Prozessen<br />
und Geschäftsmodellen. Innovation ist eine<br />
ganz besondere Mischung aus kontinuierli-<br />
cher Forschung & Entwicklung (F&E) sowie<br />
dem sprichwörtlichen „Geistesblitz“, durch<br />
den eine sprunghafte Veränderung ermög-<br />
licht wird. Innovation meint das Verlassen<br />
ausgetretener Pfade, nicht nur in der Wirt-<br />
schaft, auch in anderen Bereichen: neue<br />
Qualifizierungsmaßnahmen, die Kombina-<br />
tion von (Lebens-)kultur und Technik – das, den letzten zehn Jahren überaus erfolgreich.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
was der amerikanische <strong>Zukunft</strong>sforscher Jeder, der offenen Auges durch das Land Innovation<br />
John Naisbitt schon vor Jahren als „High gegangen ist, konnte das sehen. Wer es<br />
Tech & High Touch“ bezeichnet hat. Bei möchte, dem kann auch mit Daten und<br />
Innovationen wird Bestehendes in Frage ge-<br />
stellt; Innovation erfordert daher Verände-<br />
rungsbereitschaft: von den Unternehmen,<br />
den Mitarbeitern, den Forschungseinrich-<br />
tungen, der öffentlichen Verwaltung und der<br />
Politik.<br />
Die konsequente Suche nach neuen Produk-<br />
ten und Herstellungsverfahren ist übrigens<br />
keine Frage der Größe eines Unternehmens<br />
oder seiner Branchenzuordnung. Innovation<br />
passiert bei der Schokolade von Zotter oder<br />
dem Vulcano-Schinken genauso wie in der<br />
Computerchip-Forschung von Philipps oder<br />
der Motorenentwicklung von AVL. Innova-<br />
tion muss umfassend verstanden werden.<br />
Sie passiert nicht nur durch neue Produkte<br />
(klassische Beispiele sind der PC oder das<br />
Handy). Innovation heißt auch, neue Wege<br />
zu finden, wie Produkte hergestellt oder auf<br />
welche Weise diese an Kunden verkauft<br />
werden können. Das lässt sich durch das<br />
Beispiel Autocluster wunderbar erklären.<br />
Durch die Zusammenarbeit innerhalb des<br />
Clusters hat sich das Produkt „Automobil“<br />
grundsätzlich nicht geändert, sehr wohl<br />
wurde aber der Herstellungsprozess neu<br />
und weltweit beispielhaft gestaltet.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> war in Sachen Innovation in<br />
Fakten geholfen werden:<br />
• Die wirtschaftliche Dynamik (Beschäfti-<br />
gungszahlen, Wirtschaftswachstum) liegt<br />
seit Jahren über dem gesamtösterreichi-<br />
schen Durchschnitt.<br />
• Die <strong>Steiermark</strong> weist 37.000 Beschäftig-<br />
te im Technologiebereich auf, das ist<br />
bereits jeder 12. Arbeitsplatz.<br />
• Die Zahl der Unternehmensgründungen<br />
konnte von einem unterdurchschnittli-<br />
Stärken wie der Auto- oder der Holzcluster gehören gestärkt, innovative Konzepte müssen national wie<br />
international vermarktet werden. Aus diesem Grund werden wir in <strong>Zukunft</strong> mit gezielter<br />
Kommunikations- und Medienpolitik verstärkt an unserem internationalen Image als moderner<br />
Forschungs- und Industriestandort arbeiten. Für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes wird<br />
auch in den kommenden Jahren das Ausbildungsniveau der Arbeitskräfte entscheidend sein.<br />
Gerald Schöpfer<br />
chen Niveau (im Österreich-Vergleich)<br />
auf eine überdurchschnittliche Grün-<br />
dungsperformance angehoben werden.<br />
Täglich kommt es in der <strong>Steiermark</strong> zu<br />
15,7 Unternehmensgründungen!<br />
• Die F&E-Quote der <strong>Steiermark</strong> liegt be-<br />
reits jetzt schon über der Zielquote von<br />
2,5 % der Bundesregierung für 2006.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 95<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
• Die <strong>Steiermark</strong> gehört im Bereich F&E zu<br />
96<br />
den 25 stärksten Regionen Europas.<br />
• Die Forschungsleistungen der <strong>Steiermark</strong><br />
werden international nachgefragt: 26 %<br />
der Finanzierung für F&E kommen aus<br />
dem Ausland, im Bereich der unterneh-<br />
mensfinanzierten F&E sind es sogar<br />
42 %. Das heißt, dass ausländische Un-<br />
ternehmen in der <strong>Steiermark</strong> forschen<br />
und entwickeln lassen.<br />
• Weltführende Unternehmen haben in<br />
Spezialbereichen ihre Forschungsabtei-<br />
lungen in der <strong>Steiermark</strong> (Philipps für die<br />
Entwicklung von Computerchips für<br />
RFID, Siemens für Fahrgestellbau etc.).<br />
• In einem Ranking der Standortqualität<br />
von Regionen (EU-Kategorie Nuts 3) für<br />
Hightech-Unternehmen liegen Graz und<br />
die Oststeiermark auf den Plätzen 6 und<br />
7 von insgesamt 476 österreichischen<br />
und deutschen Regionen und damit noch<br />
weit vor der besten deutschen Region<br />
(Studie Contor, Hochtechnologie: Ein<br />
Vergleich Österreich – Deutschland).<br />
• Jedes dritte Hightech-Produkt, das in<br />
Österreich hergestellt wird, kommt aus<br />
der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Erfahrung<br />
Wie oben beschrieben wurden in den letzten<br />
zehn Jahren wichtige Schritte im Bereich<br />
Innovation gesetzt. Landespolitik und Lan-<br />
desverwaltung haben bei diesem Thema<br />
auch vor sich selbst nicht Halt gemacht.<br />
Neue Kommunikationsmedien wie Internet<br />
wurden konsequent genutzt, die Verwaltung<br />
• Bei der Forschungsförderung der Wirt-<br />
schaft (FFF) nimmt die <strong>Steiermark</strong> 2004<br />
gemessen am Förderungsbarwert erst-<br />
mals Platz 1 ein.<br />
• Die <strong>Steiermark</strong> hat eine hohe Dichte und<br />
Qualität an Bildungseinrichtungen (5<br />
Universitäten, 2 Anbieter von insgesamt<br />
23 Fachhochschul-Studiengängen).<br />
• Die <strong>Steiermark</strong> verfügt österreichweit<br />
über die meisten Kompetenzzentren<br />
(15).<br />
• Durch die Einrichtung des <strong>Zukunft</strong>sfonds<br />
wurde ein wirksames Instrument ge-<br />
schaffen, um innovative steirische Pro-<br />
jekte zu fördern.<br />
Schon das Wort Innovation alleine verbietet<br />
jedoch ein Stehenbleiben, ein Sich-Ausru-<br />
hen auf den eigenen Lorbeeren. Es gibt al-<br />
so genug zu tun in den kommenden Jahren.<br />
Das Ziel ist klar: Steigerung der Wettbe-<br />
werbsfähigkeit und damit langfristiges<br />
Wachstum und Beschäftigung durch inno-<br />
vative steirische Produkte und Dienstleis-<br />
tungen.<br />
Innovation als Leitbild der Landespolitik<br />
hat sich selbst als Benutzer neuer Techno-<br />
logien begriffen und ihr Erscheinungsbild<br />
wie ihre Abläufe modernisiert. All das hat<br />
nichts mit einem Schönheitswettbewerb zu<br />
tun, sondern ist Voraussetzung für einen<br />
modernen Wirtschaftsstandort. Dass die ra-<br />
sche Abwicklung von Verwaltungsverfahren<br />
bereits ein wichtiger Standortfaktor ist, gilt
ereits als Binsenweisheit. Die <strong>Steiermark</strong><br />
ist hier schon einige Schritte vorausgegan-<br />
gen. So verfügt die Gewerbeabteilung des<br />
Landes <strong>Steiermark</strong> bereits seit Jahren über<br />
die anerkannte ISO 9002-Zertifizierung für<br />
ihr Verfahrensmanagement. Das garantiert<br />
eine kurze Verfahrensdauer und ist einzig-<br />
artig in Österreich. Weitere Schritte müssen<br />
folgen.<br />
Vision<br />
net. Damit ist die <strong>Steiermark</strong> Anziehungs-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
punkt für Investitionen und Headquarters, Innovation<br />
Innovation muss ein zentraler Bestandteil durch welche die Entscheidungsbefugnisse<br />
der Landesstrategie sein und sich als sol- im Land bleiben.<br />
cher auch im Programm der kommenden<br />
Landesregierungen wiederfinden. Es ist Auf-<br />
gabe der Landespolitik, Innovation zu einem<br />
Spitzenthema zu machen, sie aus den For-<br />
schungslabors hinaus zu den Bürgerinnen<br />
und Bürgern zu bringen. Die Politik kann<br />
hier zwei wesentliche Beiträge liefern. Ers-<br />
tens kann sie selbst – wo immer möglich<br />
und sinnvoll – eine Vorbildfunktion einneh-<br />
men und für Bekanntheit und Bewusstseins-<br />
bildung sorgen. Zweitens kann sie in ihrem<br />
Einflussbereich Innovation ermöglichen,<br />
durch Förderprogramme, aber auch durch<br />
Entbürokratisierung. Menschen, die etwas<br />
unternehmen wollen, müssen Hürden aus<br />
dem Weg geräumt werden – gleichgültig, ob<br />
es um Unternehmer, Studenten oder For-<br />
scher geht.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> muss sich als Innovations-<br />
land aus Hightech, Kultur und Lebensqua-<br />
lität international positionieren. Attribute<br />
wie dynamisch, professionell, zukunftsori-<br />
entiert, weltoffen, innovationsstark, kreativ,<br />
mit hoher Lebensqualität müssen in der<br />
<strong>Steiermark</strong> gelebt und nach außen kommu-<br />
niziert werden. All dies wird wesentlich ge-<br />
schaffen bzw. unterstützt durch eine effizi-<br />
ente und flexible Verwaltung, die sich durch<br />
partnerschaftliche Problemlösung auszeich-<br />
Aktion<br />
Zugang zu F&E erleichtern: Die <strong>Steirische</strong><br />
Wirtschaftsförderung (SFG) soll in Richtung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> und ihre Vor- und Querdenker haben immer wieder Innovationskraft unter<br />
Beweis gestellt – nicht nur in wirtschaftlichen, sondern auch in gesellschaftspolitischen Fragen.<br />
Innovation ist und bleibt in der Wirtschaft wie in der Politik die beste Strategie für eine erfolgreiche<br />
und sichere <strong>Zukunft</strong>. Für die <strong>Zukunft</strong> der <strong>Steiermark</strong> ist es essenziell, das hohe Weiterentwicklungs-<br />
potenzial im Land auf politischer Ebene zu unterstützen und das „Innovationsland <strong>Steiermark</strong>“ sowohl<br />
national als auch international besser zu positionieren.<br />
Martin Bartenstein<br />
Wirtschafts- und Technologieagentur positi-<br />
oniert und Key Accounter für neue Techno-<br />
logien eingesetzt werden. Zusätzlich ist eine<br />
enge Verzahnung der SFG mit den Transfer-<br />
zentren der Universitäten sicherzustellen.<br />
Klare Kommunikationen des Leitbildes: Die<br />
<strong>Steiermark</strong> muss als Innovationsland aus<br />
Hightech, Kultur und Lebensqualität („Lipiz-<br />
zaner und Laptop“) positioniert werden. Ein<br />
Beispiel dafür sind das Akustikkompetenz-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 97<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
zentrum und die Akustikforschung in der<br />
<strong>Steiermark</strong>, wo Forschung zur Akustik von<br />
Automotoren mit der Akustik in der Musik<br />
(List-Halle) verbunden wird.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> braucht die Zusammenfüh-<br />
rung des Außenauftritts sowie der PR und<br />
Werbung des Landes, der Wirtschaft, der<br />
Kultur und des Tourismus unter einem<br />
Dach. Dies soll durch eine PR-Offensive in<br />
österreichischen Medien und in Medien aus-<br />
gewählter internationaler Zielregionen ver-<br />
stärkt werden.<br />
Herstellen einer klaren Ressortzuständig-<br />
keit: Erforderlich ist die Bündelung der<br />
Kompetenzen für F&E im Wirtschafts-<br />
ressort der Landesregierung (betriebliche<br />
wie außerbetriebliche F&E aus einer<br />
Hand).<br />
Verstärkte Bewusstseinsbildung der Bedeu-<br />
tung von Innovation (Greifbarmachen von<br />
F&E): Es muss kommuniziert werden, dass<br />
Forschung an Lösungen für alltägliche Pro-<br />
bleme arbeitet. Ein Beispiel im Bereich Ver-<br />
kehr/Mobilität ist das Auto der <strong>Zukunft</strong><br />
(wirksame Reduktion des Abgas-/Feinstaub-<br />
problems durch Hybrid-Motoren; Erhöhung<br />
der Verkehrssicherheit durch intelligente<br />
Navigations-/Selbstfahrsysteme).<br />
Ausbau der Vorbildfunktion des Landes<br />
(„Der Staat nutzt selbst innovative Techno-<br />
logien“): Beispiel RFID-Chips. Diese Chips<br />
98<br />
werden den Bereich Logistik, aber auch das<br />
tägliche Leben revolutionieren. Das Land<br />
könnte etwa eigene Bibliotheken/Archive<br />
mit diesen Chips ausstatten.<br />
Innovation durch Entbürokratisierung: Eine<br />
Arbeitsgruppe zwischen Verwaltung und<br />
Wirtschaft zur Optimierung von Verfahren<br />
und Vermeidung von Investitionshindernis-<br />
sen muss eingesetzt werden. Hauptziel<br />
Diese wirtschaftliche Erfolgsstory der <strong>Steiermark</strong> hat ihre Wurzeln in der Nutzbarmachung der eigenen<br />
Stärken und in der Nutzung neuer Märkte und neuer Innovationschancen. Wir sind nicht mehr bloß das<br />
grüne Herz Österreichs, sondern befinden uns auch inmitten des erweiterten und vertieften Europas<br />
und hier speziell inmitten einer Region mit ausgezeichneten <strong>Zukunft</strong>schancen.<br />
Reinhard Rack<br />
dabei muss die Beschleunigung von Wirt-<br />
schaftsverfahren durch Verfahrenskonzen-<br />
tration, Verfahrensvereinfachung, Verfahrens-<br />
beschleunigung sein. „One Stop Shop“-<br />
Prinzipien müssen forciert werden, um<br />
insbesondere im Gründerbereich Verwal-<br />
tungsleistungen aus einer Hand zu erhalten<br />
(Konzentration von Kompetenzen).<br />
Erforderlich ist die offensive Ausstattung<br />
des Wirtschaftsressorts für die Erfüllung der<br />
Förderziele des Ziel-2-Programms bis<br />
2006.<br />
Bereitstellung der Infrastruktur: Ein zentra-<br />
les Beispiel ist der Breitbandausbau, der bis<br />
2006 beendet sein soll. Dadurch können<br />
auch innovative Unternehmen im ländli-<br />
chen Raum mit der notwendigen Geschwin-<br />
digkeit an den Datenhighway angeschlossen<br />
werden. So betreut etwa ein KMU in Fürs-<br />
tenfeld Kunden in Neuseeland (die in der<br />
<strong>Steiermark</strong> Berechnungen im Messbereich<br />
durchführen lassen, die Daten werden über<br />
das Internet versandt).
Breitband für den Privatbereich: Gerade in<br />
ländlichen Gebieten ist der Anschluss an<br />
leistungsfähige Internetservices wesentlich.<br />
Hier soll der Ausbau auch im privaten Be-<br />
reich gefördert werden, etwa im Rahmen<br />
der Wohnbauförderung.<br />
Unterstützung von innovativen Arbeitsfor-<br />
men: Wesentliches Beispiel ist hier die Tele-<br />
arbeit. Hier hinkt Österreich im internatio-<br />
nalen Vergleich noch nach, Spitzenreiter<br />
sind die skandinavischen Länder. Studien möglicht nicht nur Behördengänge der Bür-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
zeigen, dass Telearbeit die Produktivität ger zu digitalisieren, ein viel größeres Po- Innovation<br />
steigert, Krankenstände reduziert und die tenzial besteht in verwaltungsinternen<br />
Mitarbeiterfluktuation verringert (Informa- Abläufen (elektronischer Akt etc.). Gerade<br />
tionen Telekom Austria). Telearbeit muss<br />
daher gefördert werden, durch Unterstüt-<br />
zung in der Infrastruktur, aber auch durch<br />
Schulung und Beratung für die Unterneh-<br />
men. So können auch hoch spezialisierte<br />
Mitarbeiter im ländlichen Raum wohnhaft<br />
bleiben, umgekehrt können Unternehmen<br />
abseits der Ballungszentren qualifizierte<br />
Mitarbeiter gewinnen.<br />
Stärkere Nutzung der Möglichkeiten des E-<br />
Government zur Beschleunigung interner<br />
Verfahrensabläufe. Das E-Government-Ge-<br />
setz, mit dem Österreich Vorreiter ist, er-<br />
im Bereich der Wirtschaftsverfahren soll<br />
dies verstärkt genutzt werden.<br />
Den Innovationsmotor am Laufen halten:<br />
Unterstützung der Leitbetriebe<br />
Erfahrung<br />
Es zeigt sich nach wie vor, dass Innovation<br />
in einem erheblichen Ausmaß in Großbetrie-<br />
ben erfolgt. Diesen kommt eine wichtige<br />
Leit- und Orientierungsfunktion zu. Diese<br />
Innovationsspitze wird in der <strong>Steiermark</strong><br />
von ca. 100 forschungsintensiven sowie<br />
weiteren 1.000 innovationsfreudigen Be-<br />
trieben (siehe innoregio styria) gebildet. Die<br />
innovativsten Unternehmen des Landes zei-<br />
gen, wohin der Weg führen muss: Die F&E-<br />
Ausgaben wie auch die Zahl der F&E-Be-<br />
schäftigten sind in den vergangenen Jahren<br />
deutlich gesteigert worden und werden in<br />
den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Die<br />
Fähigkeit dieser Unternehmen, ihre F&E in<br />
marktfähige Produkte umzusetzen, ist be-<br />
achtlich. Der Anteil junger Produkte (sol-<br />
cher, die nicht länger als drei Jahre auf dem<br />
Markt sind) liegt bei 23,6 % und der Anteil<br />
echter Marktneuheiten am Umsatz bei<br />
7,4 %. Die Innovationsspitze braucht in den<br />
seltensten Fällen direkte Hilfe. Auch erge-<br />
ben sich durch das Wettbewerbsrecht und<br />
die Strukturfonds Einschränkungen bei di-<br />
rekten Förderungsmöglichkeiten. Umso<br />
wichtiger werden daher Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Standortbindung: gut ausge-<br />
bildete Mitarbeiter, moderne Infrastruktur<br />
und die Möglichkeit, sich auf hohem Niveau<br />
zu vernetzen.<br />
Einen besonderen Aspekt gilt es weiters zu<br />
beachten. Internationale Studien zeigen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 99<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
klar, dass Forschungsabteilungen stark an<br />
die jeweiligen Zentralen der Unternehmen<br />
(die Headquarters) angebunden sind. Das<br />
ist nicht überraschend: Wenn F&E zum stra-<br />
tegischen Überlebensfaktor wird, dann wird<br />
diese auch von ganz oben gesteuert. Es gilt<br />
daher, bestehende Headquarters in der Stei-<br />
ermark abzusichern und neue anzusiedeln.<br />
Vision<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist in unserer Vision der<br />
Standort, an dem nationale wie internatio-<br />
nale Unternehmen der Innovationsspitze<br />
optimale Rahmenbedingungen vorfinden.<br />
Diese Unternehmen üben ihre Impuls-,<br />
Netzwerk- und Vorbildfunktion für KMU voll<br />
aus. Die Wechselwirkung zwischen „Groß“<br />
und „Klein“ wird optimal nutzbar gemacht.<br />
Unternehmen der Innovationsspitze bilden<br />
den Mittelpunkt von Zulieferketten und tra-<br />
gen damit zur Steigerung der Innovations-<br />
fähigkeit des regionalen Produktumfeldes<br />
bei.<br />
100<br />
Aktion<br />
Notwendig ist die kontinuierliche Kommu-<br />
nikation mit der Innovationsspitze (über<br />
Betriebsbesuche etc.).<br />
Gefordert wird der Ausbau eines regionalen<br />
Ausbildungsangebotes, das dem Bedarf der<br />
Leitbetriebe entspricht.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Industrieland. 38 % der Wertschöpfung des Landes wird vom produzierenden<br />
Sektor geleistet, über die Hälfte aller Beschäftigten sind direkt oder indirekt von der Industrie<br />
beschäftigt und auch ein Großteil aller privaten Investitionen in F&E wird durch die Industrie geleistet.<br />
Das heißt, dass Prosperität, öffentliche Leistungen und privater Wohlstand des Landes untrennbar mit<br />
dem Erfolg der Industrie verbunden sind.<br />
Jochen Pildner-Steinburg<br />
Die Bildung bzw. Optimierung von Zuliefer-<br />
netzwerken mit regionalen und grenzüber-<br />
schreitenden Wertschöpfungsketten muss<br />
unterstützt werden. Diese Zulieferketten<br />
müssen in der Lage sein, „Systeme“ bzw.<br />
ganze Komponenten zu liefern.<br />
Alle zentralen Forderungen der Price Water-<br />
house Headquarters-Studie 2004 sind<br />
rasch umzusetzen.<br />
Eine fortgeschrittene Forschungsinfrastruk-<br />
tur ist abzusichern und weiterzuentwickeln,<br />
um der Innovationsspitze F&E-Kooperatio-<br />
nen zu erleichtern und so eine Standortbin-<br />
dung zu erreichen. Zu dieser Infrastruktur<br />
gehören etwa Kompetenzzentren (Kind,<br />
Kplus) oder CD-Labors.
Verbreiterung der Innovationsspitze:<br />
Unterstützung der KMU mit Innovationspotenzial<br />
Erfahrung<br />
Trotz aller Erfolge darf man eine Tatsache<br />
nicht außer Acht lassen. Die positive Dyna-<br />
mik im Bereich F&E wurde großteils durch<br />
die „Innovationsspitze“ getragen. Auf 20 %<br />
der steirischen Unternehmen entfallen 80 %<br />
der unternehmerischen F&E-Ausgaben – dagionaler Unternehmen zu schaffen. Good-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
mit ist die betriebliche Innovation stark kon- Practice-Beispiele sollten dabei aus dem Innovation<br />
zentriert. Es gibt somit Defizite in der Brei- regionalen Umfeld der Unternehmen sein<br />
te der Unternehmen. Die Herausforderung und sich nicht ausschließlich auf Hightech<br />
besteht also darin, schrittweise regionale<br />
KMU in systematische Innovations-, aber<br />
auch Qualifizierungs- und Kooperationspro-<br />
zesse zu integrieren. In der <strong>Steiermark</strong> gibt<br />
es etwa 10.000 Betriebe mit Innovations-<br />
potenzial. Dieses gilt es zu aktivieren.<br />
Vision<br />
Der Schwerpunkt der KMU-Politik sollte auf<br />
innovative, wachstumsstarke und Know-<br />
how-intensive Produktions- und Dienstleis-<br />
tungsunternehmen gerichtet sein. Die Steier-<br />
mark ist der Wirtschaftsstandort, in dem<br />
eine Gruppe wettbewerbsstarker Betriebe<br />
Aufträge in internationalen Wachstumsmärk-<br />
ten erlangen und diese mit hervorragenden<br />
regionalen Zuliefer- und industrienahen<br />
Dienstleistungsunternehmen erfüllen. Da-<br />
durch werden lokale Betriebe in Versorgungs-<br />
und Dienstleistungsbereichen unterstützt. In<br />
der <strong>Steiermark</strong> ist moderne KMU-Politik<br />
gleichzusetzen mit Vernetzungspolitik.<br />
Aktion<br />
Verstärkung von Awareness-Maßnahmen:<br />
Veranstaltungen, Good-Practice-Beispiele<br />
und Lernen von anderen scheinen geeignet,<br />
ein entsprechendes Bewusstsein für die Be-<br />
deutung von Innovationen in der Breite re-<br />
konzentrieren.<br />
Aktive Beratungs- und Dienstleistungsange-<br />
bote für KMU mit Innovationspotenzial: Ins-<br />
besondere für regionale Betriebe ist ein<br />
abgestuftes und aktives Beratungsangebot<br />
zu schaffen. Derartige Modelle des aktiven<br />
Wissenstransfers wurden bereits in Ansät-<br />
zen eingeführt (z.B. TECHNOFIT-PRO); sie<br />
gilt es zusammenzuführen, abzustimmen<br />
und entsprechend auszubauen.<br />
Vernetzung von Großbetrieben und KMU,<br />
insbesondere durch regionale Zuliefernetz-<br />
werk (siehe oben).<br />
Die <strong>Steiermark</strong> muss zur Gründerregion für<br />
innovative Unternehmen gemacht werden:<br />
Unternehmerisches Handeln ist durch ver-<br />
stärkte Bereitstellung von Venture Capital zu<br />
ermutigen. Ausbau der Gründungs- und<br />
Spin-off-Förderung sowie Förderung von<br />
Spin-offs aus Kompetenzzentren.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 101<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Entwicklung neuer Innovationsfelder<br />
Erfahrung<br />
Die Erfolge der steirischen Wirtschaftspoli-<br />
tik stützten sich in den letzten Jahren auf<br />
die Expansion eher traditioneller Stärkefel-<br />
der wie Automotive, Metall/Werkstoffe,<br />
holzbezogene Technologien sowie Maschi-<br />
nen- und Anlagenbau. Um allen Missver-<br />
ständnissen vorzubeugen: Das ist nichts<br />
Schlechtes. Diese Bereiche gilt es abzu-<br />
sichern und auszubauen. Daneben muss<br />
aber nach neuen Stärkefeldern gesucht wer-<br />
den, in denen steirische Unternehmen und<br />
Forscher innovative Produkte entwickeln<br />
und auf den Markt bringen können. Bei der<br />
Wahl dieser Innovationsfelder gilt es die<br />
alten Prinzipien der Strategie nicht zu ver-<br />
gessen: Ist etwas eroberungswürdig? (Be-<br />
stehen also in <strong>Zukunft</strong> wirtschaftliche Chan-<br />
cen?) Ist etwas eroberbar? (Haben wir in<br />
der <strong>Steiermark</strong> überhaupt die Ressourcen<br />
– personell wie materiell –, um ein Feld<br />
erfolgreich zu erschließen?) Und ist etwas<br />
verteidigbar? (Können wir unsere Position<br />
auch langfristig durch Wettbewerbsvorteile<br />
absichern?)<br />
Schon an diesen Geboten zeigt sich, dass<br />
die Entwicklung neuer Innovationsfelder mit<br />
hohem Risiko verbunden ist.<br />
102<br />
Um dieses Risiko zu streuen, bedarf es des<br />
gezielten Einsatzes von Clustern bzw. Pro-<br />
jektverbünden. Dadurch wird es Unterneh-<br />
men möglich, Kosten für F&E zu reduzieren.<br />
Dies passiert auch immer mehr im Großen:<br />
Als Ford etwa die Entwicklung von Hybrid-<br />
fahrzeugen (die einen klassischen Verbren-<br />
Heute ist die Obersteiermark ein Werkstoffcluster mit Unternehmen, die in ihren Produkten zum Teil<br />
Weltmarktführer sind (z.B. Weichen in Zeltweg, Schienen in Donawitz, hochlegierte Spezialstähle aus<br />
Kapfenberg, Spezialbleche in Mürzzuschlag). Was ist geschehen? Die <strong>Steiermark</strong> hat eine neue<br />
Wirtschaftspolitik begonnen, die darauf aufbaut, viele neue, auch kleine Unternehmungen und<br />
Betriebe zu fördern und nicht die Förderung auf einige Großaktionen zu konzentrieren. Die <strong>Steiermark</strong><br />
war darüber hinaus unglaublich aktiv, einen neuen „Lebensraum mit Intellektualität“ zu schaffen.<br />
Claus J. Raidl<br />
nungsantrieb mit alternativen Energiequellen<br />
wie Elektromotoren verbinden) versäumt hat,<br />
wurde die Technologie von Honda lizenziert.<br />
Hier hat sich offensichtlich viel geändert. Vor<br />
30 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass<br />
Ford Motoren von Chevrolet kauft.<br />
Ein wesentlicher Standortfaktor wird somit<br />
sein, inwieweit Unternehmen auf Innovati-<br />
onsnetzwerke aufsetzen können. Diese kön-<br />
nen in strukturierter Form in den Clustern<br />
bestehen oder in flexibler Form von Projekt-<br />
verbünden. Erfolgreiches Beispiel für das<br />
Cluster-Modell ist der AC Styria. Die Steier-<br />
mark wurde damit zu einem der weltweiten<br />
Zentren für die Entwicklung individueller Lö-<br />
sungen im Automobilbereich. Rund die Hälf-<br />
te aller Autohersteller weltweit nutzen die<br />
umfassende Kompetenz des Autoclusters.<br />
Weitere Cluster wurden in der <strong>Steiermark</strong> ge-<br />
schaffen: Humantechnologie (Medizin- und<br />
Biotechnologie), Holzcluster, Materialcluster.
Bei der Erschließung neuer Innovationsfel-<br />
der spielen aber auch Kompetenzzentren,<br />
Innovations- und Impulszentren eine wich-<br />
tige Rolle. Diese Knoten sollen Unterneh-<br />
men über Anfangsschwierigkeiten hinweg-<br />
helfen, Kontakte herstellen, den Technolo-<br />
gietransfer ermöglichen und Kooperationen<br />
vermitteln. Dabei geht es immer darum,<br />
Wissen, das besteht, mit Personen, die es<br />
brauchen, zusammenzubringen.<br />
Vision<br />
technologie, Humantechnologie, Creative<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Industries sowie Informationstechnologie/ Innovation<br />
Mobile Communication. Wichtig ist es dabei,<br />
gegenseitige Verstärkungseffekte zu nutzen.<br />
Cluster, Projektverbünde und Kompetenz-<br />
zentren werden in der <strong>Steiermark</strong> als<br />
Innovationsnetzwerke aktiv genutzt. Es exis-<br />
tieren systematische Prozesse zur Identifi-<br />
kation und Unterstützung neuer Innovations-<br />
felder und zum Abgleich mit der bestehenden<br />
steirischen Know-how-Basis. Die <strong>Steiermark</strong><br />
ist damit in ausgewählten Bereichen welt-<br />
weit führend in F&E. Internationale Unter-<br />
nehmen lassen in der <strong>Steiermark</strong> forschen<br />
und entwickeln.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steiermark</strong> muss eine führende Rolle in<br />
der österreichischen Umsetzung des Lissa-<br />
bon-Prozesses einnehmen (Ziel der Bundes-<br />
regierung: F&E-Quote von 3 % bis 2010,<br />
die <strong>Steiermark</strong> sollte hier Vorreiter mit<br />
3,5 % sein). Dazu ist eine jährliche Steige-<br />
rung der Ausgaben für F&E von 6 bis 8 %<br />
von öffentlicher Hand und privatem Sektor<br />
notwendig.<br />
Verstärkte Nutzung der Hebelwirkung zwi-<br />
schen öffentlichen und privaten Mitteln.<br />
Der Aufbau neuer Stärkefelder muss forciert<br />
werden. Dazu gehören insbesondere Nano-<br />
So kann etwa ein verstärkter Ausbau von<br />
Breitband in Privathaushalten ein wichtiger<br />
Motor für die Öffnung neuer Vertriebskanäle<br />
für die Creative Industries sein, etwa für<br />
Computerspielehersteller (Online-Gaming).<br />
Die Cluster-Idee muss fortgeführt, aber aus-<br />
differenziert werden. So ist etwa die Erwei-<br />
terung des Autoclusters in Richtung Mobili-<br />
tätscluster (Verbindung Automotive, Schie-<br />
ne, Luftfahrt) konkret zu planen.<br />
... ich habe nur ein besseres Leben haben wollen, ein bisschen Abenteuer, ein bisschen die Welt zu<br />
sehen und die Visionen kommen erst im Laufe der Jahre. ... Ich glaube, im Leben sollte man nie stehen<br />
bleiben, man muss eine offene Einstellung haben, aber die Ideen und Visionen kommen, wie man<br />
Erfahrungen sammelt im Leben. ... Ein Visionär sollte Erfahrung haben, der sollte Strukturen gestalten,<br />
die der Gesellschaft zugute kommen.<br />
Frank Stronach<br />
Unterstützung der öffentlichen Hand durch<br />
Cluster: Ohne die Unabhängigkeit der Cluster<br />
zu stören, sollten diese auch als „Think Tank“<br />
der öffentlichen Hand eingesetzt werden. So<br />
sollten Cluster längerfristige Branchen- und<br />
Technologieszenarien entwickeln. Diese Auf-<br />
gabenbereiche könnten in jährlichen Leis-<br />
tungsvereinbarungen festgehalten werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 103<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Qualifizierung und wissenschaftliche Forschung<br />
Erfahrung<br />
Qualifizierung ist ein Grundanliegen: sowohl<br />
für menschliche Entfaltung als auch zur Si-<br />
cherung unseres Wohlstandes. Für die Si-<br />
cherung der Innovationsfähigkeit ist sie un-<br />
verzichtbar. Erfolgreiche Regionen zeichnen<br />
sich im internationalen Wettbewerb durch<br />
qualifizierte Menschen aus. Die <strong>Steiermark</strong><br />
verfügt über eine einzigartige Bildungsland-<br />
schaft. In dieser muss jedoch einigen nega-<br />
tiven Entwicklungen entgegengearbeitet<br />
werden. Zum einen ist da das Abnehmen<br />
der Technikorientierung und damit der Inge-<br />
nieurskompetenzen (sichtbar etwa am<br />
Rückgang bei einschlägigen FH-Studiengän-<br />
gen). Zum anderen fehlt es in Teilen des<br />
Bildungsangebotes immer noch an der<br />
Rückkoppelung mit der Praxis. Nur dies si-<br />
chert die Umsetzungsnähe der Ausbildung.<br />
Gerade das duale System der Lehrlingsaus-<br />
bildung hat hier Vorbildwirkung. (Rund<br />
5.600 steirische Unternehmen bilden der-<br />
zeit über 18.000 Lehrlinge aus).<br />
Wissenschaft ist zwar Bundessache, das<br />
Land <strong>Steiermark</strong> fördert jedoch in vielfälti-<br />
ger Weise – bis hin zur Finanzierung einzel-<br />
ner Anschaffungen oder von Lehrpersonal.<br />
Die steirische Landesgesellschaft Joanneum<br />
Research, die zweitgrößte außeruniversitäre<br />
Forschungsgesellschaft in Österreich, ist<br />
eine Drehscheibe für den Wissenstransfer<br />
104<br />
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die<br />
Forschung an Universitäten muss weiterhin<br />
eine Aufgabe des Staates sein. Aber es gilt,<br />
diese Forschung stärker an die Bedürfnisse<br />
der Praxis heranzuführen. Die Rückkoppe-<br />
lung mit der Wirtschaft, das so gewonnene<br />
Anwendungswissen kommt auch wieder der<br />
Die Geschichte der Wissenschaft ist eigentlich nichts anderes als eine große Beispielsammlung für<br />
diese Veränderungen, die freilich oft so langsam verlaufen, dass sie in einzelnen Leben kaum<br />
wahrgenommen werden können, sich in einer historischen Betrachtungsweise aber drastisch<br />
offenbaren.<br />
Bernhard Pelzl<br />
akademischen Forschung zugute. Die bishe-<br />
rigen Kooperationen zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft beschränken sich nach wie<br />
vor auf Großunternehmen.<br />
Vision<br />
Qualifizierung und Weiterbildung werden als<br />
zentrale Grundlage für Innovation anerkannt<br />
und gefördert. In der <strong>Steiermark</strong> wird sowohl<br />
Spitzenausbildung als auch eine qualitativ<br />
hochwertige Facharbeiterausbildung ange-<br />
boten. In vielen Unternehmen sind Lernen<br />
und Arbeiten eng verzahnt, dabei wird neu-<br />
este Technologie (eLearning) eingesetzt.<br />
Die wissenschaftliche Forschung wird geför-<br />
dert, muss sich aber dabei auch an ihrer<br />
Marktrelevanz messen lassen und die Koo-<br />
peration mit der Wirtschaft suchen. Dies<br />
erfolgt auch über fortgeschrittene Instru-<br />
mente wie Spin-offs, Kompetenzzentren,<br />
CD-Labors.
Aktion<br />
Die <strong>Steiermark</strong> braucht eine gezielte und<br />
aktive Arbeitsmarktpolitik, die sich an den<br />
Bedürfnissen des raschen technologischen<br />
Wandels und an <strong>Zukunft</strong>sbranchen orien-<br />
tiert. Momentan zeigt sich in einigen Bran-<br />
chen ein Fachkräftemangel, der sich in den<br />
kommenden Jahren noch verstärken wird.<br />
Dem muss entgegen gewirkt werden.<br />
Das System der dualen Ausbildung gilt es<br />
abzusichern und auszubauen. Vorrangiges rischen Unternehmen dient als Plattform,<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Ziel ist die Verbesserung der Qualität der um fächerübergreifende Kooperationen zwi- Innovation<br />
Ausbildung, die Schaffung zusätzlicher schen allen Berufsschulen zu ermöglichen.<br />
Lehrstellen und die Imageverbesserung der<br />
Lehre. Qualifikation auf allen Ebenen: von<br />
den Haupt- und Berufsschulen über den<br />
Sekundärbereich bis zu den Universitäten<br />
und Fachhochschulen.<br />
Weiterbildungsprogramme sind zu fördern,<br />
die regionale Qualifikationsdefizite decken<br />
oder die Stärkung von zwischenbetrieblichen<br />
Qualifikationsvorhaben im Auge haben.<br />
Erforderlich ist die Forcierung von techni-<br />
schen Lehrberufen mit gezielter Weiterent-<br />
wicklung für spezielle Sachbereiche und<br />
damit eine Hinführung zur HTL-Matura.<br />
Die Außen- und Transferinstitute der Univer-<br />
sitäten müssen stärker an die Wirtschaft<br />
angebunden werden, etwa durch eine enge<br />
Kooperation mit der SFG.<br />
Ausbildung der Innovationsmanager: Gefor-<br />
dert wird die Errichtung eines Innovations-<br />
management-Lehrganges, denn Innova-<br />
tionsvorhaben erfordern systematisches<br />
Management, um die Komplexität und das<br />
Risiko zu bewältigen.<br />
Stärkere Vernetzung und Kooperation zwi-<br />
schen Berufsschulen und Unternehmen kön-<br />
nen helfen, Innovationen verstärkt auch in<br />
die traditionellen Bereiche hineinzutragen.<br />
Vergabe von F&E-Aufträgen an die Berufs-<br />
schulen. Ein einmal jährlich stattfindender<br />
Berufsschulgipfel unter Einbindung der stei-<br />
Das duale System in der Lehrlingsausbil-<br />
dung muss weiter gefördert werden, dies<br />
unter Berücksichtigung besonderer Anforde-<br />
rungen für besonders Begabte (High Poten-<br />
tials) sowie Jugendliche mit Beeinträchti-<br />
gungen.<br />
Erforderlich ist der Ausbau der Beratungs-<br />
möglichkeiten durch Berufsfindungsbeglei-<br />
Jeder technische, wirtschaftliche, medizinische Fortschritt muss dem Menschen dienen – wirklicher<br />
Fortschritt ist am menschlichen Maß zu erkennen und zu messen.<br />
Waltraud Klasnic<br />
ter, die Jugendliche bei der Suche nach<br />
einer Lehrstelle oder auch einer weiterfüh-<br />
renden Schule unterstützen. Gefordert wird<br />
der Ausbau der finanziellen Unterstützung<br />
für die berufliche Weiterbildung von Lehr-<br />
lingen in Form von Bildungsschecks (etwa<br />
für besondere Qualifizierungen oder die Vor-<br />
bereitung zur Berufsmatura).<br />
Innovationen bedeuten gerade für KMU<br />
Herausforderungen im Bereich Personal-<br />
entwicklung sowie Umgang mit Verände-<br />
rungen (Change Management). Hier gilt<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 105<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
es, die 2005 gestarteten Pilotprojekte<br />
in ein reguläres Förderprogramm umzu-<br />
wandeln.<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für nicht be-<br />
schäftigte Personen sollen in der KMU-Stif-<br />
tung ausgebaut werden, um damit dem<br />
Fachkräftebedarf gerecht zu werden.<br />
Absicherung und Ausbau der Qualifizie-<br />
rungsinitiative für Beschäftigte nach 2006.<br />
Derzeit werden jährlich 3,7 Millionen Euro<br />
aus Mitteln des Landes im Rahmen des<br />
steirischen Ziel-2-Programms und des Eu-<br />
ropäischen Sozialfonds zur Verfügung ge-<br />
stellt.<br />
Erfahrung<br />
Die <strong>Steiermark</strong> steht im weltweiten wirt-<br />
schaftlichen und wissenschaftlichen Wett-<br />
bewerb der Regionen. Konkurrenzfähigkeit<br />
und Aufholgeschwindigkeit der Niedriglohn-<br />
länder und Wachstumsmärkte in Osteuropa<br />
und Asien nehmen massiv zu. Dies stellt<br />
einerseits eine ernsthafte Herausforderung<br />
für die europäischen Industrienationen dar,<br />
bietet aber andererseits Chancen zur Er-<br />
schließung neuer, dynamischer Absatz-<br />
märkte.<br />
Die <strong>Zukunft</strong> bringt für die <strong>Steiermark</strong> als<br />
Drehscheibe in der neuen europäischen<br />
Landkarte sowohl Chancen als auch Her-<br />
106<br />
Die <strong>Steiermark</strong> braucht eine Schwerpunkt-<br />
setzung im lebenslangen Lernen durch den<br />
Ausbau maßgeschneiderter Weiterbildungs-<br />
programme an den Universitäten und Fach-<br />
hochschulen.<br />
eLearning – das Lernen unter Einsatz moder-<br />
ner Kommunikationstechniken wie Internet<br />
– muss als wesentliche Säule der betriebli-<br />
chen Weiterbildung verstanden werden. Da-<br />
her ist der verstärkte Einsatz von eLearning,<br />
gerade im betrieblichen Umfeld, zu unter-<br />
stützen. Dies geschieht durch Förderung von<br />
eLearning-Initiativen in Unternehmen (etwa<br />
bei der Anschaffung von Infrastruktur und der<br />
Aufbereitung von Lehrinhalten).<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist die führende F&E-Region<br />
in Südosteuropa (vom Technologienehmer<br />
zum Technologiegeber)<br />
ausforderungen. Durch die EU-Erweiterung<br />
ergeben sich für die <strong>Steiermark</strong> neue Mög-<br />
lichkeiten der interregionalen Zusammenar-<br />
beit im südosteuropäischen Raum sowie der<br />
Ansiedelung von regionalen Headquarters<br />
als „Tor zum Osten“. Gleichzeitig bedeutet<br />
die Lage an der Schnittstelle der EU-Erwei-<br />
terung aber auch verstärkten Konkurrenz-<br />
druck durch benachbarte neue Ziel-1-För-<br />
dergebiete.<br />
Der Export ist für die <strong>Steiermark</strong> ein wich-<br />
tiger Konjunkturmotor, durch den rund<br />
50 % des Bruttoinlandsprodukts erwirt-<br />
schaftet werden. Das bedeutet, dass jeder<br />
zweite Arbeitsplatz vom Erfolg der Export-<br />
aktivitäten abhängig ist. Erfolg im Export
kann überwiegend nur durch innovative Pro-<br />
dukte gesichert werden. Eine hohe Export-<br />
orientierung erzwingt damit auch eine hohe<br />
Innovationsorientierung. Im internationalen<br />
Vergleich ist die <strong>Steiermark</strong> eine kleine Re-<br />
gion, der Blick über die Regionsgrenze ist<br />
somit unerlässlich. Auch für die regionale<br />
Technologiepolitik ist die grenzüberschrei-<br />
tende und internationale Dimension ein we-<br />
sentlicher Erfolgsfaktor, wobei der Raum der<br />
EU-<strong>Zukunft</strong>sregion als spezifischer Fokus<br />
dienen sollte. Diese Region umfasst 17 Milte und Dienstleistungen. In den nächsten<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
lionen Menschen in Österreich, Italien, Slo- acht bis zehn Jahren soll die Anzahl der Innovation<br />
wenien, Ungarn und Kroatien. Ziel der In- exportierenden Unternehmen in der Steierternationalisierung<br />
aus technologiepolitimark um 50 % gesteigert werden.<br />
scher Perspektive ist, die wirtschaftliche<br />
Integration innerhalb der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion<br />
voranzutreiben, um über Kooperations-,<br />
Kosten- und Größenvorteile die Wettbe-<br />
werbsfähigkeit der <strong>Steiermark</strong> zu steigern.<br />
Insbesondere KMU ist auf diesem Wege die<br />
Beteiligung an Globalisierungsprozessen zu<br />
ermöglichen. Die Internationalisierungsiniti-<br />
ativen des Landes sind hierfür zu koordinie-<br />
ren (z.B. ICS) und mit Hilfe der zukünftigen<br />
Strukturfondsprogramme (Ziel: territoriale<br />
Zusammenarbeit) zu intensivieren.<br />
Vision<br />
Unsere Vision ist: Die <strong>Steiermark</strong> ist die<br />
Region mit Innovationsführerschaft in ei-<br />
nem Markt mit 17 Millionen Menschen (EU-<br />
<strong>Zukunft</strong>sregion). Die <strong>Steiermark</strong> hat eine<br />
Best Practice Position innerhalb der europä-<br />
ischen Regionen inne und konkurriert mit<br />
den führenden Regionen in Finnland,<br />
Schweden, Irland oder den Niederlanden.<br />
<strong>Steirische</strong> Unternehmen weisen eine inten-<br />
sive Involvierung in EU-Programme auf.<br />
KMU sind in die internationalen Vertriebs-<br />
schienen von Großunternehmen eingebaut.<br />
Dies soll sich auch in messbaren Größen<br />
niederschlagen: Derzeit exportieren rund<br />
2.300 steirische Unternehmen ihre Produk-<br />
Aktion<br />
Erforderlich sind die Steigerung der Export-<br />
aktivitäten sowie die Unterstützung von<br />
grenzüberschreitenden Wertschöpfungsket-<br />
Die Erweiterung der EU kann vor allem für den Süd-Osten Österreichs als Chance gesehen werden.<br />
Unternehmen in diesen Regionen haben Standortvorteile und können (zumindest fürs nächste) von<br />
Informationsvorteilen und schon existierenden Export-Import-Beziehungen profitieren.<br />
Michael Steiner<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 107<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
ten.<br />
Forschungs- und Technologiekooperationen<br />
müssen forciert werden. Dabei ist auf<br />
Akteure wie Kompetenzzentren zu setzen,<br />
die bereits über internationale Netzwerke<br />
verfügen.<br />
Ein institutionalisiertes Benchmarkingver-<br />
fahren zur regelmäßigen Überprüfung der<br />
Positionierung der <strong>Steiermark</strong> im interna-<br />
tionalen Innovationsfeld ist einzuführen.<br />
Dabei gilt es, sich an den besten Regionen<br />
zu orientieren. Nicht der Vergleich mit an-
deren österreichischen Bundesländern, son-<br />
dern mit den Top-Regionen, etwa in der<br />
Schweiz, in Schweden oder Finnland muss<br />
das Ziel sein.<br />
Ausbau der Internationalisierungscenter<br />
<strong>Steiermark</strong> (ICS): Diese Serviceeinrichtun-<br />
gen unterstützen steirische Unternehmen<br />
bei ihren Schritten auf neue Märkte. Dies<br />
geschieht durch Informationen und Förde-<br />
Ich begrüße die Vision einer Wirtschaftsregion, die sich nicht nur an nationalstaatlichen Grenzen<br />
orientiert, sondern Regionen zusammenführt, die eine gemeinsame <strong>Zukunft</strong> verbindet. In dieser neuen<br />
„EU-<strong>Zukunft</strong>sregion“ kann und wird sich die <strong>Steiermark</strong> als das innovative und dynamische Herz der<br />
Region positionieren. Die steirischen Innovationsgespräche und die Arbeit des innoregio styria-<br />
Netzwerkes sind in dieser Diskussion zu begrüßen und ein wichtiger Baustein.<br />
Dieter Hundt<br />
rungen, Hilfe bei der Suche nach regionalen<br />
Partnern bis zu juristischer Beratung. 2004<br />
wurde bereits ein Business Center in Zagreb<br />
eröffnet. Pro Jahr sollen ein bis zwei weite-<br />
re Zentren in wichtigen Ballungsräumen<br />
gegründet werden.<br />
Ausbau des RIST-Programms (Regionale<br />
Internationalisierung der <strong>Steiermark</strong>). Die-<br />
Die Voraussetzung für eine nachhaltige positive Entwicklung der steirischen Wirtschaft ist wie überall<br />
die Innovation innerhalb der Unternehmen. Die Innovation ist die Grundlage für den Erfolg eines<br />
Unternehmens und bildet die Voraussetzung, dass es im Kreislauf der Wirtschaft überhaupt bestehen<br />
kann. Die Summe aller Innovationen in einer Region ist der Ausdruck ihrer zukünftigen<br />
Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Alfred H. Heinzel<br />
ses Programm unterstützt Unternehmen bei<br />
der Marktöffnung und Marktsicherung in<br />
bestimmten Zielgebieten. Kooperationen be-<br />
stehen zurzeit mit Regionen in Kroatien,<br />
Polen und Serbien. Diese Kooperationen<br />
sollen kontinuierlich ausgebaut werden.<br />
108
Das Land der Bildung<br />
Der Wunsch nach und der Bedarf an hochwertigen Bildungseinrichtungen<br />
sind da. Es gilt, unsere vielfältige Bildungslandschaft zu fördern.
Bildung gehört zu den Lebensfragen unserer<br />
Zivilisation. Sie prägt die einzelnen Men-<br />
schen ebenso wie die Gesellschaft und be-<br />
stimmt damit die Handlungsräume der Zu-<br />
kunft. Unsere wirtschaftliche, politische<br />
und kulturelle Entwicklung hängt entschei-<br />
dend davon ab, wie gut es uns gelingen<br />
wird, für mehr Menschen bessere Bil-<br />
dungschancen zu schaffen. Die Menschen<br />
unseres Landes sind unser wichtigster „Roh-<br />
stoff“, sie müssen deshalb mit ihren vielfäl-<br />
tigen Begabungen entsprechend gefördert<br />
werden. Dafür bedarf es des bestmöglichen<br />
Bildungssystems. Bildung dient aber nicht<br />
nur der Vorbereitung auf den Beruf, sondern<br />
ermöglicht die<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Entfaltung der eigenen Per- Durch die<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Vernetzung aller Beteiligten ist<br />
Bildung<br />
sönlichkeit und die aktive Teilnahme an es leichter möglich, die notwendigen Verder<br />
Gesellschaft. Diese Ziele stehen nicht änderungen für ein zukunftsorientiertes<br />
nebeneinander, sondern ergänzen sich und Qualifikations- und Bildungssystem umzu-<br />
bauen aufeinander auf.<br />
Ein Land mit der Wirtschaftskraft der Stei-<br />
ermark braucht mehr exzellent ausgebildete<br />
Menschen. Die Voraussetzungen in der Stei-<br />
ermark sind dafür sehr gut. Durch das di-<br />
rekte Einfließen von Forschung und Ent-<br />
wicklung in die wirtschaftliche Produktion<br />
und den intensiven Austausch zwischen<br />
Wirtschaft und Wissenschaft hat sich das<br />
Land als international anerkannter High-<br />
tech-Standort einen Namen gemacht. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> ist aufgrund ihrer anerkannten<br />
Kompetenz in den Bereichen Forschung,<br />
Entwicklung, Bildung und Ausbildung at-<br />
traktiv für internationale Unternehmen, Leh-<br />
rende, Forscherinnen und Forscher sowie<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie<br />
spielt aufgrund ihrer Infrastruktur, ihrer Er-<br />
fahrungen und Netzwerke eine aktive Rolle<br />
im internationalen kulturellen und wirt-<br />
schaftlichen Austausch.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat außerdem als erstes<br />
Bundesland Österreichs ein ganzheitliches<br />
Bildungsressort eingerichtet, das tausende<br />
von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerin-<br />
nen und Schülern sowie Eltern vereint.<br />
setzen.<br />
Aber Bildung ist ein weitschichtiger Begriff,<br />
und jede/r versteht darunter etwas anderes.<br />
Universitäten steigern die Standards des humanen Selbstverständnisses, kultivieren das Leben und<br />
reflektieren gesellschaftliche und politische Prozesse. Sie spiegeln den geistigen Anspruch eines<br />
Landes. Das allein rechtfertigt ihre staatliche Finanzierung.<br />
Kristina Edlinger-Ploder<br />
Die 50 Thesen der Weiß-Grünen Bildungs-<br />
plattform der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> reichen<br />
deshalb von der „Herzensbildung“ über die<br />
Neuen Medien hin zu den Kindergärten und<br />
zur Erwachsenenbildung. Wir fragen deshalb<br />
auch nicht nach der <strong>Zukunft</strong> der Bildung,<br />
sondern nach der <strong>Zukunft</strong> der Menschen und<br />
nach dem, was wir für sie tun können, damit<br />
diese <strong>Zukunft</strong> gut wird.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 111<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Die <strong>Zukunft</strong> der Studierenden und der<br />
Wissenschafter(innen) an den Universitäten und<br />
Fachhochschulen<br />
Erfahrung<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein Land des Wissens.<br />
Mit fünf Universitäten, den beiden Anbie-<br />
tern von Fachhochschul-Studiengängen, FH<br />
Joanneum und Campus 02, sowie der lan-<br />
deseigenen Forschungseinrichtung Joanne-<br />
um Research verfügt es über ein breites<br />
Spektrum an verschiedensten Forschungs-<br />
einrichtungen. Dieser Standortvorteil – die<br />
größte Wissens- und Forschungslandschaft<br />
außerhalb des Wiener Raumes – kommt<br />
nicht nur der heimischen Wirtschaft zugute,<br />
sondern strahlt über unsere Landesgrenzen<br />
hinaus aus, insbesondere in den südost-<br />
europäischen Raum.<br />
Im Mai 2001 hat die Steiermärkische Lan-<br />
desregierung die Errichtung des „<strong>Zukunft</strong>s-<br />
fonds <strong>Steiermark</strong>“ beschlossen. Dieser hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, innovative und zu-<br />
kunftsweisende Projekte zu fördern, um den<br />
Standort <strong>Steiermark</strong> zu stärken und ihn auf<br />
die europäischen und globalen Herausforde-<br />
rungen der nächsten Jahrzehnte vorzuberei-<br />
ten. Durch die Unterstützung der Bereiche<br />
Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Techno-<br />
logie, Qualifikation, Jugend sowie Kunst und<br />
Kultur werden besondere Impulse für die<br />
künftige Entwicklung der <strong>Steiermark</strong> gesetzt.<br />
Die Leistungen unserer Wissenschafterin-<br />
nen und Wissenschafter schlagen sich auch<br />
in der hohen wirtschaftlichen Leistungsfä-<br />
112<br />
higkeit des Landes nieder. Vom Automobil-<br />
cluster über die Nano-Forschungsoffensive,<br />
die „INGE St.-Initiative Gehirnforschung<br />
<strong>Steiermark</strong>“ und den Humantechnologie-<br />
cluster hin zu den österreichweit meisten<br />
Kompetenzzentren präsentieren sich die<br />
Ergebnisse einer zukunftsorientierten, nach-<br />
haltigen und umsichtigen Wissenschafts-<br />
und Wirtschaftspolitik. Die <strong>Steiermark</strong> ist<br />
bemüht, die „besten Köpfe“ zu „produzie-<br />
ren“ bzw. von außen zu holen und hier im<br />
Land zu beschäftigen.<br />
Mit dem Universitätsgesetz 2002 sind die<br />
Chancen und die Risiken für die österreichi-<br />
Vielfalt von Wissenschaft und Lehre ist eine Stärke der Universitäten, Monokulturen sind – nicht nur<br />
in der Landwirtschaft – extrem katastrophenanfällig.<br />
Edith Gößnitzer<br />
schen Universitäten größer geworden. Die<br />
Autonomie gibt ihnen die Möglichkeit zur<br />
Profilbildung und zur rascheren Anpassung<br />
des Angebotes an die Bedürfnisse der Stu-<br />
dierenden. Das geht aber nur, wenn der<br />
Staat seine Aufgabe, die Universitäten wei-<br />
ter zu erhalten, ernst nimmt. Der „Dop-<br />
pelcharakter“ (Emil Brix) von universitärer<br />
Autonomie in der Aufgabenerfüllung bei<br />
gleichzeitiger staatlicher Finanzierung gibt<br />
ihnen eine spezifische Stellung, die sie von<br />
anderen Wissensanbietern unterscheidet.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Gewährleis-<br />
tung entsprechender Budgets, sondern auch<br />
und vielmehr um das klare Bekenntnis, Wis-<br />
senschaft und Forschung als wichtigen Be-<br />
standteil unserer Gesellschaft ernst zu neh-
men und zu unterstützen. Der freie Hoch-<br />
schulzugang, die Höhe und Abänderbarkeit<br />
der Studiengebühren und so weiter sind<br />
Fragen, die die Politik aufzugreifen hat und<br />
die auf breiter gesellschaftlicher Basis dis-<br />
kutiert werden müssen.<br />
Die Universitäten sind ein wichtiger mei-<br />
nungsbildender Faktor. Zahlreiche Wissen-<br />
schafterinnen und Wissenschafter beteiligen<br />
sich täglich und auf verschiedenste Art und<br />
Weise am gesellschaftlichen Meinungsbil-<br />
gemeinsamen Europa, zumindest, wenn nicht mehr. Um in diesem globalen Wettbewerb auch<br />
bestehen zu können, bedarf<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
es neuer Strategien und Strukturen, und<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
daher auch geänderter Bildung<br />
rechtlicher Rahmenbedingungen.<br />
Hans Sünkel<br />
dungsprozess. Täglich hören zigtausende von<br />
Studierenden Vortragende in universitären<br />
Lehrsälen beziehungsweise tauschen sich<br />
untereinander aus. Die Universitäten sind ein<br />
Boden, auf dem nicht nur Wissen entsteht<br />
und weitergegeben wird, sondern auch Mei-<br />
nungen und Werthaltungen. Dieser Freiraum<br />
muss von der Politik geschützt und abgesi-<br />
chert werden. Die Universitäten dürfen nicht<br />
zu Massenausbildungsmaschinen für mög-<br />
lichst „brauchbare“ Studien verkommen.<br />
Scheinbar nicht marktkonforme Kreativität,<br />
Grundlagenforschung und vermeintliche „Or-<br />
chideenstudien“ (dazu zählt heute im Grunde<br />
schon jedes Studium, das nicht technisch,<br />
naturwissenschaftlich oder wirtschaftlich<br />
ausgerichtet ist) dürfen nicht zu einem ge-<br />
duldeten „Luxus“ degradiert werden.<br />
Die Fachhochschulen sind mit ihrer praxis-<br />
bezogenen Ausbildung auf Hochschulniveau<br />
ein wichtiger und unverzichtbarer Teil des<br />
Ausbildungsangebotes im tertiären Bil-<br />
dungssektor. Mit 23 Studiengängen ist die<br />
<strong>Steiermark</strong> einer der führenden Anbieter von<br />
FH-Studiengängen in Österreich. Abge-<br />
stimmt auf die Stärkefelder der steirischen<br />
Wirtschaft tragen diese Studiengänge we-<br />
sentlich zu einer Aufwertung des Wissens-<br />
und Wirtschaftsstandortes und zu einer<br />
Stärkung des Humankapitals bei.<br />
Anders als die Universitäten dürfen die<br />
Fachhochschulen entscheiden, wie viele<br />
und welche Studierenden sie aufnehmen,<br />
Was die Universitäten betrifft, so treten diese ein in einen internationalen Wettbewerb, in einem<br />
da ihr Angebot viel deutlicher als jenes der<br />
Universitäten „nachfrageorientiert“ ist. Inso-<br />
fern besteht aber auch eine wichtige wech-<br />
selseitige Abhängigkeit: Die Universitäten<br />
eröffnen durch ihr breites und allen zugäng-<br />
liches Studienangebot ein weites Feld an<br />
Ausbildungsmöglichkeiten, aus denen sich<br />
die jungen Menschen die ihnen am meisten<br />
zusagende aussuchen können. Hier kommt<br />
den Universitäten, insbesondere der Karl-<br />
Franzens-Universität Graz als „Volluniversi-<br />
tät“ mit rund 50 verschiedenen Studienrich-<br />
tungen, eine besondere Rolle zu, da sie die<br />
breite Masse der Studierenden (derzeit rund<br />
50.000 in der <strong>Steiermark</strong>) beherbergen.<br />
Deshalb muss die Zusammenarbeit zwi-<br />
schen den Universitäten und den Fachhoch-<br />
schulen verstärkt werden, um Synergien zu<br />
nutzen. Die Einrichtung eines Universitäts-<br />
sportinstituts für alle war ein erster Schritt,<br />
an einem gemeinsamen Zentrum für Sozia-<br />
le Kompetenz wird gearbeitet.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 113<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Vision<br />
Ein wesentliches Merkmal für den Fachhochschulsektor ist das grundlegende Bekenntnis zur<br />
Durchlässigkeit im Bildungssektor.<br />
Claus J. Raidl<br />
Die Universitäten dürfen nicht auf reine<br />
Ausbildungsbetriebe reduziert werden. Die<br />
zu erwartende Aufhebung der Zugangsbe-<br />
schränkungen von Studierenden aus ande-<br />
ren EU-Staaten durch den Europäischen<br />
Gerichtshof (EuGH) macht die Diskussion<br />
um den freien Hochschulzugang notwendig.<br />
Das EuGH-Urteil ist zwar der Anlassfall da-<br />
für, nicht aber die Ursache, denn in Zeiten<br />
stagnierender Universitätsbudgets wird die<br />
Frage der Finanzierung der universitären<br />
Lehre von zentraler Bedeutung. Die Studie-<br />
renden erwarten sich die bestmögliche Aus-<br />
bildung, in Zeiten ohnehin knapper Ressour-<br />
cen muss aber die Frage erlaubt sein, wie<br />
die Verteilung der Lehrbudgets zwischen<br />
Massenstudien und Fächern mit weniger<br />
Studierenden aussehen soll. Nimmt man<br />
die Autonomie der Universitäten ernst, dann<br />
muss man ihnen auch die Steuerung der<br />
Ressourcenallokation ermöglichen.<br />
Die hauptsächliche Verantwortung, den jun-<br />
gen Menschen eine Perspektive zu geben,<br />
liegt aber bei der Politik. Der Gesetzgeber<br />
kann nicht aus seiner Verantwortung entlas-<br />
sen werden, und es liegt an ihm, das Sys-<br />
tem richtigzustellen. Unterschiedliche Rege-<br />
lungen an den österreichischen Universitä-<br />
ten würden erneut Erklärungsbedarf und<br />
Unverständnis auslösen.<br />
114<br />
Die Frage des Sinns von Eingangstests, der<br />
Einführung eines Numerus clausus, von<br />
Orientierungsprüfungen und so weiter muss<br />
gestellt und möglichst breit und frei von<br />
Emotionen und Ideologien diskutiert wer-<br />
den. Dies mag schmerzhaft sein, ist aber<br />
unvermeidbar. Begabungsprüfungen sind<br />
heute an den Fachhochschulen, bei Sport-<br />
und Kunststudien durchaus üblich, und sie<br />
Wir sollten aber prüfen, ob nicht doch die <strong>Zukunft</strong> im Angebot an umfassender Bildung liegt, wie sie<br />
keine andere Form der Wissensorganisation anbieten kann.<br />
Emil Brix<br />
machen mehr Sinn als Selektionen nach<br />
einem oder mehr Semestern, was zudem zu<br />
viele Ressourcen an den falschen Stellen<br />
bindet. Ein verantwortungsbewusster Um-<br />
gang mit der Lebenszeit der Studierenden<br />
verlangt, dass sie möglichst früh über ihre<br />
Studiermöglichkeiten Bescheid wissen.<br />
Die Leistungsfähigkeit der Universitäten und<br />
Fachhochschulen muss gesteigert, die Stu-<br />
dienbedingungen verbessert und für mehr<br />
Internationalität gesorgt werden. Die Steier-<br />
mark muss ein attraktiver Studienstandort<br />
für Studierende aus ganz Österreich und<br />
darüber hinaus werden. Das Universitätsge-<br />
setz 2002 (UG 2002) legt fest, dass neue<br />
Studienpläne (bis auf gewisse Ausnahmen,<br />
wie z.B. das Lehramt) den Vorgaben des<br />
„Bologna-Prozesses“ folgend nur mehr in<br />
der „Bakk.-/Mag.-Struktur“ eingerichtet<br />
werden dürfen. Die Bakkalaureatsstudien<br />
dauern drei Jahre, die Magisterstudien zwei.
Durch die Einführung dieser Struktur in den<br />
meisten europäischen Staaten soll die<br />
wechselseitige Anerkennung von Studien<br />
erleichtert und somit den österreichischen<br />
Absolventinnen und Absolventen im europä-<br />
ischen Hochschulraum bessere Chancen<br />
eingeräumt werden. Es wird im Interesse<br />
unserer Studierenden liegen, diese Umstel-<br />
lung verhältnismäßig rasch in Angriff zu<br />
nehmen.<br />
Bei allem Verständnis für Praxisorientierung<br />
darf aber dabei auf die theoretische Fundie-<br />
rung nicht vergessen werden. Die Welt ist<br />
hoch komplex und in einem ständigen Wan-<br />
del, welche „employability“<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
soll da von den In diesem<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Fall muss aber eine Abkehr vom<br />
Bildung<br />
Studierenden erwartet werden? Die univer- freien Zugang zu allen Studienrichtungen<br />
sitäre Bildung darf deshalb nicht auf das<br />
„Nützliche“ reduziert werden, sondern muss<br />
auch weiterhin die „Umwegsrentabilität“<br />
der Persönlichkeitsbildung der Akademike-<br />
rinnen und Akademiker im Auge haben.<br />
Die Öffnung nach Europa gilt auch für die<br />
Fachhochschulen, außerdem ist die Frauen-<br />
rate in manchen Studiengängen noch immer<br />
verhältnismäßig niedrig. Weiters muss die<br />
Durchlässigkeit des Bildungssystems zwi-<br />
schen den Universitäten und Fachhochschu-<br />
len verbessert werden. Absolventinnen und<br />
Absolventen eines FH-Bakkalaureats müs-<br />
sen die Möglichkeit haben, bei Vorliegen der<br />
entsprechenden Voraussetzungen ein Magis-<br />
terstudium an der Universität fortsetzen zu<br />
können, das Gleiche gilt für die Einstiegs-<br />
möglichkeiten in Doktoratsstudien.<br />
Die Verkürzung der Studiendauer durch die<br />
Umstellung auf „Bakk./Mag.“ ist nur sinn-<br />
voll, wenn sie mit einem konsequenten Aus-<br />
bau der Weiterbildung („lebensbegleitendes<br />
Lernen“) kombiniert wird. Wiedereinstiegs-<br />
möglichkeiten für Bakkalaureatsabsolven-<br />
tinnen und -absolventen, berufsbegleitende<br />
Studien und so weiter müssen möglich sein.<br />
Wenn wir Europäer mehr neue Ideen wollen, müssen wir vor allem drei Punkte beachten. Wir müssen<br />
rigoros, aber fair die besten Forschertalente auswählen. Wir müssen ihnen die nötigen Mittel geben.<br />
Und wir müssen sie dann ihrem Forscherinstinkt folgen und für angemessene Zeit frei forschen lassen.<br />
Gottfried Schatz<br />
möglich und erlaubt sein. Sonderprogram-<br />
me für Berufstätige sind nur dann finanzier-<br />
und planbar, wenn man von bestimmten<br />
Höchstteilnehmer(innen)zahlen ausgeht,<br />
Praxisplätze und so weiter stehen in vielen<br />
Bereichen nicht unbegrenzt zur Verfügung.<br />
Überhaupt wird sich die gängige und eher<br />
starre Einteilung des Lebens in Phasen auf-<br />
Aber: Krise ist immer. Und die neuen Herausforderungen müssen unseren Blick für neue Wege und<br />
Ideen schärfen.<br />
Helmut Konrad<br />
lösen. Zeiten der Arbeit, der Fortbildung und<br />
des Einsatzes für die Familie (Karenz, Pfle-<br />
gezeiten usw.) werden sich abwechseln,<br />
was die Schaffung und Anpassung der ent-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 115<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
sprechenden Teilzeit- und Finanzierungsmo-<br />
delle voraussetzt. Die lebenslange Anstel-<br />
lung in ein und demselben Arbeitsgebiet,<br />
womöglich noch beim gleichen Arbeitgeber,<br />
wird seltener werden. Neben dem Wechsel<br />
des Arbeitsgebiets wird auch der Wechsel<br />
vom Arbeitnehmer/von der Arbeitnehmerin<br />
zur freiberuflichen Tätigkeit oder zur eige-<br />
nen Unternehmensgründung häufiger wer-<br />
den. Zu einem höheren Ausmaß als heute<br />
werden Absolventinnen und Absolventen<br />
selbstständig arbeiten – „Entrepreneurship“<br />
ist gefragt.<br />
Was bedeutet das für die Universitäten? Die<br />
Studierenden werden von ihrem Ausbil-<br />
dungsstand und ihrem Vorwissen deutlich<br />
heterogener als heute sein. Je nach Lebens-<br />
phase und Bildungsziel werden die Anfor-<br />
derungen unterschiedlich sein. Die Univer-<br />
sitäten werden sich in der Lehre mehr als<br />
moderne Dienstleisterinnen verstehen müs-<br />
sen und somit nicht umhinkommen, den<br />
Einsatz der neuen Medien in der Lehre so-<br />
wie das verstärkte Eingehen auf die Bedürf-<br />
nisse des Arbeitsmarktes und der Studieren-<br />
den bei der Erstellung der Curricula und der<br />
Administration der Studienangelegenheiten<br />
in den Mittelpunkt zu stellen.<br />
Doktoratsstudien werden künftig „professio-<br />
neller“, das heißt die „Nebenerwerbsdokto-<br />
116<br />
randinnen und -doktoranden“ werden in<br />
vielen Bereichen durch Forschungsassisten-<br />
tinnen und -assistenten ersetzt, wie es im<br />
technisch-naturwissenschaftlichen Bereich<br />
ohnehin bereits oft der Fall ist.<br />
Die durch das Schlagwort Autonomie geforderte Eigenverantwortung kann nicht innerhalb von zwölf<br />
Monaten gelernt werden, wurden doch die BeamtInnen während der letzten drei bis vier Jahrzehnte<br />
eher angehalten, hinsichtlich jeglicher Entscheidungen im Ministerium in Wien rückzufragen. Dies hat<br />
sich seit dem Universitätsgesetz 2002 dramatisch geändert, da sämtliche Entscheidungen in den<br />
einzelnen Fachbereichen eigenständig und eigenverantwortlich getroffen werden sollen. Dies stellt<br />
jedoch die Universitäten und die Universitätsleitungen vor nicht unerhebliche Probleme, zumal diese<br />
Eigenverantwortung gelernt werden muss.<br />
Alfred Gutschelhofer/Martin Polaschek<br />
Aktion<br />
Um den Wettbewerbsvorteil des Wissens-<br />
standorts <strong>Steiermark</strong> zu halten, müssen<br />
Politik und Wirtschaft weiterhin sowohl die<br />
Infrastruktur als auch die Ressourcen zur<br />
Verfügung stellen, damit auch künftig wis-<br />
senschaftliche Höchstleistungen hervorge-<br />
bracht werden können. Die Universitäten<br />
der <strong>Zukunft</strong> sind weltoffen, flexibel und kre-<br />
ativ. Sie werden auf soliden Grundlagen<br />
Menschen Bildung vermitteln, Verantwor-<br />
tung lehren und Exzellenz fördern. Die Po-<br />
litik ist gefordert, dafür die Rahmenbedin-<br />
gungen zu gewährleisten, um die univer-<br />
sitäre Autonomie sowie die Unabhängigkeit<br />
von Wissenschaft und Forschung zu si-<br />
chern.<br />
Unabhängig von einer Realisierung des von<br />
Anton Zeilinger vorgeschlagenen Konzepts<br />
einer Eliteuniversität sollte man jedenfalls<br />
vorhandene Stärken stärken. Die Karl-Fran-<br />
zens-Universität Graz und die Technische<br />
Universität Graz haben mit ihrem Projekt<br />
der „NAWI Graz“ eine in den Bereichen<br />
Chemie, Physik, Mathematik und Geo-
wissenschaften (hier in erweiterter Zusam-<br />
menarbeit mit der Montanuniversität Leo-<br />
ben) für Österreich beispielgebende Koope-<br />
ration begonnen. Die Förderung und<br />
Vernetzung von Stärken vor Ort („Centers of<br />
Excellence“) betont die Vielfalt und sorgt für<br />
eine fachliche und räumliche Ausgewogen-<br />
heit.<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
Die Universitäten brauchen außerdem wie-<br />
der die Ruhe, die für das Vor- und Nach-<br />
denken so wichtig ist. Es muss ihnen mög-<br />
lich sein, als kritisches Spiegelbild der Ge-<br />
sellschaft intellektuelle und kulturelle<br />
Impulse zu setzen, ohne dies sofort in irgend-<br />
welchen „Wissensbilanzen“ messen (und in<br />
Geld abgelten) zu wollen.<br />
Erfahrung <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Bildung<br />
gleich in manchen Bereichen verhältnismäßig<br />
schlecht abschneiden. Ein „Pisa-Maso-<br />
In den letzten Jahren hat sich im Schulbechismus“ ist aber nicht angebracht. Unser<br />
Gerade im Pädagogenbereich ist die Sehnsucht nach Eltern spürbar, die sich vor allem wieder verstärkt<br />
um die Erziehung der Kinder kümmern.<br />
Elisabeth Meixner<br />
reich viel verändert: der neue Lehrplan, die<br />
Einführung der Integration, die Erstellung<br />
eines Schulprogramms, das Schulprofil, die<br />
Möglichkeit der Schwerpunktsetzung, die<br />
Einführung der Berufsorientierung, die „Er-<br />
ziehungsvereinbarungen“, die Vernetzung<br />
der Schulen und vieles mehr. Seit die Er-<br />
gebnisse der PISA-Vergleichsstudie vorlie-<br />
gen, wird über das Thema Bildung und<br />
Schule lebhafter diskutiert als je zuvor, und<br />
das ist gut so. Die Kinder und Jugendlichen<br />
haben das Recht auf eine gute Bildung und<br />
Ausbildung, und es ist unsere Pflicht, uns<br />
darum zu kümmern.<br />
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der<br />
Bildungsstandort Österreich Schwächen hat<br />
und unsere Schulen im internationalen Ver-<br />
Land verfügt über genügend Potenzial, um<br />
die Mängel zu beheben. Gegenseitige<br />
Schuldzuweisungen und parteipolitische<br />
Schaukämpfe sind hier nicht gefragt, son-<br />
dern ein entschlossenes Handeln aller Be-<br />
teiligten. Nur eine gemeinsame langfristige<br />
Anstrengung kann zu Verbesserungen füh-<br />
ren. Das simple Kopieren eines anderen<br />
Systems wäre auf jeden Fall der falsche<br />
Weg, wir wollen unser Schulsystem nicht<br />
verwerfen, sondern fortentwickeln.<br />
Die Schule hat in erster Linie die Aufgabe,<br />
der heranwachsenden Generation das „Ler-<br />
nen des Lernens“ und die dazu erforderli-<br />
chen Basiskompetenzen zu vermitteln. Sie<br />
ist nicht der Ort, an dem sich alle politi-<br />
schen, moralischen und sozialen Probleme<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 117<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
unserer Gesellschaft lösen lassen. Das wür-<br />
de nicht nur die Leistungsfähigkeit des<br />
Schulwesens überfordern, sondern von sei-<br />
nen Kernaufgaben ablenken. Die Schule<br />
braucht dafür Anerkennung von verschiede-<br />
nen Seiten: Der Staat muss die notwendigen<br />
Basisressourcen bereitstellen; die Gesell-<br />
schaft muss die Bedeutung der Bildungsar-<br />
beit anerkennen; die Eltern und Familien<br />
müssen mit der Schule kooperieren.<br />
Die Familienstruktur befindet sich im Wan-<br />
del. In vielen Familien sind heute beide<br />
Eltern berufstätig, rund 15 % aller steiri-<br />
schen Kinder wachsen überhaupt in einer<br />
Alleinerzieherfamilie auf, in den meisten<br />
Fällen ist die Mutter Alleinerzieherin. Mitt-<br />
lerweile wächst ungefähr jedes vierte Kind<br />
als Einzelkind auf, mehr als 15 % der stei-<br />
rischen Kinder erfahren eine nichttraditio-<br />
nelle Familienbiografie, weil ihre Eltern von<br />
Geburt an, durch Scheidung oder einen<br />
Todesfall nicht in Partnerschaft leben. Die<br />
Schließlich gibt es aber noch eine dritte krasse Ungerechtigkeit im mehrgliedrigen österreichischen<br />
Schulsystem. So muss heute die Hauptschule nahezu 100 % der sozialen Integration von Behinderten,<br />
der Aufnahme von Migrantenkindern sowie der Eingliederung schwieriger und sozial devianter Schüler<br />
eines Jahrganges leisten. Die AHS weist derartige Aufgaben weit von sich.<br />
Bernd Schilcher<br />
Eltern geraten dadurch verstärkt unter<br />
Druck und können sich oft nicht so intensiv<br />
um die Kinder kümmern, wie diese es brau-<br />
chen würden. Dies hat natürlich Auswirkun-<br />
gen auf das Verhalten der Kinder in der<br />
Schule.<br />
118<br />
Vision<br />
Wir brauchen einen Kurswechsel in der Bil-<br />
dungspolitik. Unser Schulsystem muss<br />
mehr Kindern und Jugendlichen höhere Bil-<br />
dungsabschlüsse ermöglichen. Eine Bil-<br />
dungsreform verlangt eine gesamtöster-<br />
Wir müssen lernen, in heterogenen Gruppen – Stärkere mit Schwächeren, Ältere mit Jüngeren –<br />
zu unterrichten.<br />
Andreas Schnider<br />
reichische Kraftanstrengung aller Beteiligten<br />
und eine breite gesellschaftliche Diskussion<br />
über alle parteipolitischen und ideologi-<br />
schen Grenzen hinweg.<br />
Der entscheidende Punkt ist eine neue Lehr-<br />
und Lernkultur an unseren Schulen. Wir<br />
brauchen Schulen, wo unsere Kinder mit<br />
Freude und Neugier lernen, wo ihr Wissens-<br />
durst geweckt und gestillt wird. Wir müssen<br />
aber schon den Kindergärten eine größere<br />
Aufmerksamkeit schenken, denn sie sind<br />
die Grundlage für die gute Ausbildung der<br />
Kinder.<br />
Erfolgreich kann diese neue Bildungsreform<br />
freilich nur sein, wenn sie das Projekt der<br />
ganzen Gesellschaft wird. Wir brauchen die<br />
Aufmerksamkeit, wir brauchen das Ver-<br />
ständnis und wir brauchen die Zustimmung<br />
möglichst vieler Menschen. Diese Zustim-<br />
mung wird umso größer sein, je überzeugen-<br />
der und dauerhafter die Reform gelingt. Was
heute reformiert wird, darf nicht morgen<br />
schon wieder nachgebessert werden müs-<br />
sen. Die Schule taugt nicht als permanentes<br />
Experimentierfeld. Gemeinsam müssen wir<br />
größere Anstrengungen unternehmen, um<br />
unsere Kinder und Jugendlichen besser auf<br />
zukünftige Anforderungen vorzubereiten.<br />
Jedes Kind sollte zumindest im Jahr vor<br />
dem Schuleintritt den Kindergarten besu-<br />
chen. Neben den wichtigen Phasen des<br />
Spielens sollen in diesem Jahr bereits<br />
Grundkenntnisse des Schreibens, Lesens<br />
und Rechnens vermittelt werden.<br />
Es ist zu überlegen,<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
wie weit es sinnvoll ist, tigefrage<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
für die Eltern. Auf der anderen<br />
Bildung<br />
die Altersgruppe der 6- bis 15-Jährigen nach Seite genießen die Hauptschulen im ländli-<br />
einem gemeinsamen Modell mit starker inchen Bereich einen ausgezeichneten Ruf.<br />
nerer Differenzierung zu unterrichten. (Nen- Sie sind nicht zuletzt aufgrund der Nähe<br />
nen wir es eine „Schule des Miteinander“.)<br />
Auch aus der Pisa-Studie kann man ablei-<br />
ten, dass der Unterricht individueller, also<br />
nicht kollektiv wie jetzt, gestaltet werden<br />
müsse. Dabei müssen wir uns vom schul-<br />
politischen Grabenkampf befreien und un-<br />
ser Augenmerk auf die Bedürfnisse der Kin-<br />
der richten.<br />
Der Modellversuch des „Schulverbundes<br />
Graz West“ ermöglicht schon heute Gymna-<br />
sial- und Hauptschullehrerinnen und -leh-<br />
rern, gemeinsam an jeder der Verbundschu-<br />
len zu unterrichten. Die Kinder bekommen<br />
drei Jahre lang Zeugnisse, die nicht zwi-<br />
schen Gymnasium und Hauptschule unter-<br />
scheiden; erst in der 4. Klasse gibt es dann<br />
klar nach Leistung ein Gymnasial- oder ein<br />
Hauptschulzeugnis. Die Schülerinnen und<br />
Schüler werden in Deutsch, Englisch und<br />
Mathematik und anderen Fächern durch<br />
Teamteaching von jeweils zwei Lehrerinnen<br />
und Lehrern individuell gefordert und geför-<br />
dert, ihren Interessen wird durch spezielle<br />
Wahlangebote ab der 3. Klasse entspro-<br />
chen. Es gibt Projektunterricht und themen-<br />
zentrierten Unterricht sowie ein eigenes<br />
Fach „Soziales Lernen“.<br />
Aufgrund des ausdifferenzierten Angebotes<br />
in den Ballungsbereichen werden die Haupt-<br />
schulen dort immer mehr zur „Restschule“,<br />
der Besuch einer AHS oder BHS zur Pres-<br />
noch immer der attraktivere Schultyp, der<br />
Gleichzeitig ist Bildung aber auch der Schlüssel zur <strong>Zukunft</strong>. Sie hält neue Lösungen für alte Probleme<br />
bereit und ermöglicht es uns, ein schöneres und besseres Leben zu entwerfen.<br />
Werner Amon<br />
auch von Kindern besucht wird, die genau-<br />
so gut eine AHS oder BHS absolvieren könn-<br />
ten. Hauptschulabschluss ist deshalb nicht<br />
gleich Hauptschulabschluss, AHS-Unterstu-<br />
fen-Niveau nicht gleich AHS-Unterstufen-<br />
Niveau. De facto ist deshalb die herkömm-<br />
liche Unterscheidung in Hauptschule und<br />
AHS/BHS nicht mehr existent.<br />
Es fragt sich, wie angesichts sinkender<br />
Schüler(innen)zahlen künftig überhaupt ein<br />
solches mehrteiliges Schulangebot wohnort-<br />
nah vollständig in pädagogisch und ökono-<br />
misch vertretbarer Form aufrechterhalten<br />
werden kann. Auch die Chancengerechtig-<br />
keit darf nicht vergessen werden. Je früher<br />
Schülerinnen und Schüler auf unterschied-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 119<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
liche Bildungsgänge verteilt werden, desto<br />
schmäler wird der Zeitraum, der für schuli-<br />
sche Interventionen zum Ausgleich her-<br />
kunftsbedingter Leistungsunterschiede zur<br />
Verfügung steht, und umso stärker wird die<br />
Schultypentscheidung von Faktoren abhän-<br />
gig gemacht, die nicht mit der Eignung der<br />
Kinder in direktem Zusammenhang stehen.<br />
Statt der Entscheidung für eine bestimmte<br />
Struktur müsste deshalb die individuelle<br />
Schullaufbahn der Schülerinnen und Schü-<br />
ler im Vordergrund stehen, die durch leich-<br />
te Umstiegsmöglichkeiten die jeweils adä-<br />
quate Ausbildung ermöglicht.<br />
Unabhängig vom Schultyp muss in den<br />
Schulen Platz für Lernen und Kreativität<br />
sein. Dazu müssen sich die Schulen Zeit für<br />
die Kinder nehmen, ihren Entwicklungs-<br />
stand berücksichtigen und auf ihre jeweili-<br />
gen Begabungen und Fähigkeiten eingehen.<br />
Die Schule muss Freude bereiten, aber auch<br />
das Leistungsprinzip ist wichtig. Leistung<br />
muss gefordert und gefördert werden. Schü-<br />
lerinnen und Schüler, die sich aktiv in den<br />
Unterricht einbringen und gute Leistungen<br />
erbringen, dürfen nicht länger als „Strebe-<br />
rinnen und Streber“ denunziert werden. Die<br />
Schülerinnen und Schüler müssen „lernen<br />
wollen“, ihre Motivation soll geweckt<br />
werden. Dazu ist ein allgemeiner Mentali-<br />
tätswandel bei Schülerinnen und Schülern,<br />
Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern not-<br />
wendig.<br />
120<br />
Die Prüfungskultur muss sich wandeln; No-<br />
ten sollen weniger eine „Belohnung“ für die<br />
Schülerinnen und Schüler sein, sondern ei-<br />
ne Information über den eigenen Lernstatus.<br />
Durch die Notengebung erhält man auch<br />
Auskunft darüber, wofür jemand eher be-<br />
gabt ist und wofür eher nicht; insofern<br />
haben auch schlechte Noten ihren Wert.<br />
Aktion<br />
Folgende Forderungen der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei sind verhältnismäßig rasch umsetz-<br />
bar:<br />
Die Klassenschülerhöchstzahl soll auf 25<br />
gesenkt werden. Die Lehrerinnen und Leh-<br />
rer brauchen genügend Zeit, um auf die<br />
Schülerinnen und Schüler entsprechend ein-<br />
Gewiss bewirkt Ethikunterricht nicht, dass die Schüler zu lauter Mahatma Gandhis heranwachsen, die<br />
Schülerinnen zu lauter Müttern Teresas. Aber er fördert nachweislich die Fähigkeit zu ethischer<br />
Reflexion, vermittelt ethisch relevantes Wissen (beispielsweise Differenz zwischen aktiver und passiver<br />
Euthanasie) und insbesondere auch religionskundliches Wissen, das in einer zusehends<br />
multikulturellen und multireligiösen Lebenswelt noch relevanter werden wird.<br />
Anton Bucher<br />
gehen zu können. Nur so kann jedes Kind<br />
nach seinen speziellen Bedürfnissen behan-<br />
delt werden. Es gibt in der <strong>Steiermark</strong> noch<br />
immer einige ein- bis dreiklassige Volks-<br />
schulen. Der Wert dieser kleinen Landschu-<br />
len sollte nicht unterschätzt werden, denn<br />
sie sparen nicht nur den Kindern viele Stun-<br />
den Schulweg, sondern sind auch ein wich-<br />
tiges kulturelles Zentrum vor Ort.<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> fordert weiterhin<br />
eine stärkere Betonung des Musisch-Krea-<br />
tiven in der schulischen Ausbildung (z.B.
jede Schülerin/jeder Schüler soll mindestens<br />
ein Instrument lernen). Ebenso soll ein stär-<br />
keres Gewicht auf das Erlernen von Fremd-<br />
sprachen gelegt und diesbezüglich die schu-<br />
lische Infrastruktur ausgebaut werden (in<br />
jedem Bezirk zumindest eine bilinguale<br />
Schule). Die Internet-, Computer- und Lap-<br />
topausstattung der steirischen Schulen<br />
konnte bereits auf ein zukunftsweisendes<br />
Niveau angehoben werden, muss aber noch<br />
weiter ausgebaut werden. Die Einbeziehung<br />
neuer Medien in den Unterricht ist heute<br />
unumgänglich.<br />
Die Kinder sollten zumindest in der Pflicht-<br />
schule die Möglichkeit<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
haben, von Montag baren Matura<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
abgeschlossen werden. Letz-<br />
Bildung<br />
bis Donnerstag ganztägig pädagogisch betere sollte ein Mischsystem aus bundesweit<br />
treut zu werden. Dies darf aber kein Zwang einheitlichen Fächern und schulspezifischen<br />
sein. Ganztägige Schulformen müssen dabei Erweiterungsbereichen sein. Durch ein drei-<br />
mehr als ein Ort sein, wo die Schulzeit um<br />
ein paar Stunden verlängert wird und man<br />
gemeinsam zu Mittag isst. Das bereits in<br />
Umsetzung befindliche Modell der „Stei-<br />
rischen Tagesschule“ ist dafür wegweisend.<br />
In solchen Schulen kann besser individuell<br />
gefördert sowie fachliches und soziales<br />
Lernen miteinander verknüpft werden. Sie<br />
sind der Platz, wo soziale Abgrenzungen<br />
verhindert oder abgebaut werden können.<br />
Außerdem braucht lernen Zeit, und diese<br />
kann nicht länger dadurch gewonnen wer-<br />
den, dass die musischen und „humanisti-<br />
schen“ Fächer abgebaut werden. Und nicht<br />
zuletzt ermöglicht die <strong>Steirische</strong> Tages-<br />
schule mehr Frauen, selbst in Ganztagsjobs<br />
einzusteigen, wodurch Familie und Beruf<br />
wieder besser vereinbar werden. Bisher sind<br />
bereits 20 <strong>Steirische</strong> Tagesschulen ent-<br />
standen, die sich diesen Zielen auf unter-<br />
schiedlichen Wegen annähern. Das Modell<br />
der <strong>Steirische</strong>n Tagesschule soll ausgebaut<br />
werden.<br />
Österreich ist eines der wenigen OECD-Län-<br />
der, das keine nationalen Leistungsfeststel-<br />
lungen, sondern nur interne Prüfungen<br />
kennt. Am Ende der Volksschule sollte mit<br />
dem Primärschulabschluss ein erster Über-<br />
blick über die Kenntnisse unserer Volks-<br />
schulabgängerinnen und -abgänger erlangt<br />
werden. Die Ergebnisse dieser Prüfung sol-<br />
len auch in das Aufnahmeverfahren für die<br />
AHS einfließen. Die neun Pflichtschuljahre<br />
sollen mit dem Realschulabschluss, die Se-<br />
kundarstufe II mit einer national vergleich-<br />
stufiges Aufnahmeverfahren für die AHS,<br />
allenfalls auch für die BHS, das aus dem<br />
Primärschulabschluss, einer punktuellen<br />
Leistungsfeststellung und einem mündli-<br />
chen Prognosegespräch besteht, soll die<br />
Eignung der Kinder für diesen Schultyp bes-<br />
ser festgestellt werden können.<br />
Durch Lernzielvereinbarungen zwischen den<br />
Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerin-<br />
nen und Schülern sollen die Lernziele klar<br />
definiert werden und den Schülerinnen und<br />
Schülern die Relevanz des zu Lernenden<br />
bewusst werden. Es sollen nahtlose Über-<br />
trittsmöglichkeiten geschaffen werden, die<br />
den Wechsel zwischen zwei Schularten er-<br />
leichtern („Kein Abschluss ohne Anschluss“).<br />
Die Maturaklasse sollte nach dem ersten<br />
Semester abgeschlossen werden, damit den<br />
Schülerinnen und Schülern genug Zeit bleibt,<br />
sich auf die Matura vorzubereiten.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 121<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Erfahrung<br />
Wir brauchen Schulen, in die nicht nur die<br />
Kinder gerne gehen, sondern auch die Leh-<br />
rerinnen und Lehrer – Lehrerinnen und Leh-<br />
rer, die mit Motivation bei der Sache sind und<br />
in einem vertrauensvollen Verhältnis zu den<br />
Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern<br />
stehen. Die Leistungsansprüche an die Schu-<br />
le sind in den letzten Jahren gestiegen, die<br />
schulische Unterrichtssituation ist wesentlich<br />
komplexer geworden. Die außerschulische<br />
Welt von Kindern und Jugendlichen hat sich<br />
unter anderem durch die neuen Technologien<br />
und Medien drastisch verändert. Dies wirkt<br />
sich auch auf das Verhalten in der Schule<br />
aus und stellt hohe Ansprüche an die psy-<br />
chosozialen Kompetenzen der Lehrerinnen<br />
und Lehrer. Ebenso verlangt die sich be-<br />
schleunigende Veralterung von Wissensbe-<br />
ständen ständige Weiterbildung.<br />
Parallel zu diesen Entwicklungen sind den<br />
Schulen durch die vor etwa einem Jahrzehnt<br />
in Gang gesetzte institutionelle Autonomie<br />
neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet wor-<br />
den. Dadurch stehen aber die Lehrerinnen<br />
und Lehrer vor einer neuen und zusätzlichen<br />
Herausforderung, stehen sie doch nun mit<br />
ihrer Schule in einem „Wettbewerb“, der von<br />
ihnen eine ausgeprägte Kooperationsfähig-<br />
keit und organisatorische Intelligenz zur Um-<br />
setzung attraktiver Schulprofile erfordert.<br />
Die Umsetzung der Reformen im Schulbe-<br />
reich kann nur dann funktionieren, wenn es<br />
122<br />
gut ausgebildete und hoch motivierte Leh-<br />
rerinnen und Lehrer gibt, die diese Aufgabe<br />
übernehmen. Fortbildung und Weiterbildung<br />
sind dabei unentbehrlich und müssen sich<br />
auf alle Dimensionen der pädagogischen<br />
Arbeit beziehen. Die schwierige Arbeit un-<br />
serer Lehrerinnen und Lehrer braucht mehr<br />
Eine Schule lebt nicht durch ihr Gebäude oder ihre Ausstattung, sondern durch das Engagement ihrer<br />
Lehrer. – Es ist nicht der Käfig, der singt, sondern der Vogel!<br />
Herbert Harb<br />
Lehrerinnen und Lehrer<br />
gesellschaftliche Anerkennung, gute Leis-<br />
tung sollte belohnt werden können. Derzeit<br />
gibt es insgesamt 50 Pädagogische Akade-<br />
mien, wovon 21 vom Bund und 29 privat<br />
geführt werden. Diese sollen durch (weni-<br />
ger) Hochschulen für pädagogische Berufe<br />
ersetzt werden, an denen die Ausbildung<br />
der Pflichtschullehrerinnen und -lehrer<br />
stattfinden soll. Dies hängt unter anderem<br />
mit der Europäisierung dieser Ausbildung<br />
gemäß dem Bologna-Prozess zusammen<br />
und wird zu einem sechssemestrigen Bak-<br />
kalaureatsstudium führen.<br />
Gleichzeitig wird die Ausbildung der Lehre-<br />
rinnen und Lehrer auf Universitätsebene<br />
bemängelt. Dies betrifft insbesondere die<br />
Fachdidaktik (ein guter Mathematiker muss<br />
nicht gleichzeitig ein guter Mathematikleh-<br />
rer sein) und die Praxisorientierung. Wäh-<br />
rend die anderen Studien auf das „Bakk.-/<br />
Mag.-Modell“ umgestellt werden, bleiben<br />
die universitären Lehramtsstudien jedoch<br />
gesetzlich davon ausgenommen. Die Uni-<br />
versitäten Graz und Innsbruck arbeiten der-<br />
zeit an einer verstärkten Einbeziehung von<br />
Praktikerinnen und Praktikern in die Lehr-<br />
amtsausbildung, aber weitere – bundes-<br />
weite – Schritte werden nötig sein.
Vision<br />
Die Schule ist nicht nur ein Ort des Wis-<br />
senserwerbens, sondern auch des „Lernen-<br />
Lernens“. Die Schülerinnen und Schüler<br />
brauchen nicht nur Wissen, sondern auch<br />
Orientierungshilfen. Die Lehrerinnen und<br />
Lehrer sind deshalb nicht nur Wissensver-<br />
mittlerinnen und -vermittler, sondern „Erzie-<br />
herinnen und Erzieher“ im besten Sinn des<br />
Wortes. Dafür brauchen sie die entspre-<br />
chenden Fachkenntnisse und pädagogi-<br />
schen Fähigkeiten. Die Hochschulen für<br />
pädagogische Berufe werden dabei eine<br />
wichtige Rolle spielen, sie sollten aber nur<br />
ein Zwischenschritt hin zu einer universitä-<br />
ren Ausbildung<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
für alle pädagogischen Berufsleben geben<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
zu können. Die Lehrer(innen)-<br />
Bildung<br />
rufe sein. Fernziel sollte eine Pädagogische tätigkeit sollte sowohl innerhalb des Schul-<br />
Fakultät sein, die alle diese Studien unter wesens unterschiedliche Ausprägungen<br />
einem Dach betreut. Es ist also schon in<br />
diesem Sinne von Beginn an ein enger Ver-<br />
bund mit den universitären Einrichtungen<br />
vor Ort anzustreben.<br />
Aktion<br />
Um für die Ausbildung der Kinder und Ju-<br />
gendlichen die besten Lehrkräfte zu erhal-<br />
ten, müssen die Hochschulen für pädagogi-<br />
sche Berufe wie auch die Universitäten das<br />
Recht haben, Erprobungsverfahren oder<br />
sonstige Auswahlmodelle anzuwenden, um<br />
die geeignetsten Bewerberinnen und Bewer-<br />
ber zu finden. Die Ausbildung von Lehrerin-<br />
nen und Lehrern, die von Haus aus keine<br />
Anstellungsmöglichkeiten haben, sollte zu-<br />
gunsten einer Verschiebung von Ressourcen<br />
in die Lehrer(innen)fortbildung eingestellt<br />
werden. Die Lehrerinnen und Lehrer müs-<br />
sen ständig auf dem neuesten Stand der<br />
Entwicklung sein, um mit ihren Schülerin-<br />
nen und Schülern Schritt halten und ihnen<br />
die bestmögliche Vorbereitung auf das Be-<br />
Die öffentliche Wertschätzung des Lehrerberufs muss verbessert werden und die Schulträger müssen<br />
Leistungsreize schaffen, indem sie beispielsweise die Infrastruktur, die Lehrern zur Verfügung steht,<br />
verbessern.<br />
Jeannette von Ratibor<br />
aufweisen können (Unterricht, Projektarbeit,<br />
Entwicklung usw.) als auch im Wechsel mit<br />
außerschulischen Einsatzbereichen verknüpft<br />
sein, um Entwicklungen der Gesellschafts-<br />
und Arbeitswelt sowie Bildungsanforderun-<br />
gen aus dem Umfeld zu erleben und in die<br />
schulische Arbeit einzubeziehen. Um dies<br />
sicherzustellen, bedarf es einer regelmäßi-<br />
gen Weiterbildung. Ein obligatorischer<br />
Weiterbildungspass für jede/n Lehrer/in soll<br />
diese Fortbildungen dokumentieren.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 123<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Erwachsenenbildung<br />
Erfahrung<br />
Das in der Schule erworbene Wissens- und<br />
Bildungskapital ist in Alltag und Beruf rela-<br />
tiv schnell verbraucht. Um den Herausfor-<br />
derungen der modernen Arbeitswelt gerecht<br />
zu werden, wird aber mehr als schulisches<br />
Wissen benötigt, denn die Schule kann kei-<br />
nen Wissensvorrat vermitteln, der ein Leben<br />
lang hält. Die alte Volksweisheit „Was Häns-<br />
chen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“<br />
erhält angesichts des rasanten Wandels in<br />
Beruf und Alltag eine ganz neue Bedeutung.<br />
Heute könnte man sagen: „Hänschen muss<br />
lernen, damit Hans weiterlernen kann.“<br />
Man kann heute nicht vorhersagen, wie vie-<br />
le Menschen in zehn oder zwanzig Jahren<br />
in welchen Berufen arbeiten und welche<br />
Qualifikationen sie dafür brauchen werden.<br />
Die Bildungspolitik hat deshalb die Aufga-<br />
be, das Wissen zu vermitteln, das von den<br />
Menschen benötigt wird. Sie muss aber da-<br />
neben auch darauf achten, dass durch die<br />
Geschwindigkeit der Veränderungen jene,<br />
die dieses Wissen nicht oder nicht schnell<br />
genug erwerben können, nicht sozial ausge-<br />
grenzt werden. Lebenslanges Lernen darf<br />
nicht auf die klassischen Formen der Wei-<br />
terbildung beschränkt bleiben, es muss alle<br />
Bildungsbereiche umfassen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist einzigartig in ihrer Tradi-<br />
tion an innovativen Bildungsprojekten. Vom<br />
Bildungshaus Mariatrost als dem Motor der<br />
Hospizbewegung über das Haus der Frauen<br />
124<br />
mit seinen Lehrgängen in politischer Bil-<br />
dung bis hin zum Bildungszentrum Fohns-<br />
dorf mit seinen beruflichen Weiterbildungs-<br />
programmen reicht die Palette richtungwei-<br />
sender Programme.<br />
Vision<br />
Kinder und Jugendliche müssen besser da-<br />
rauf vorbereitet werden, systematisch und<br />
eigenverantwortlich ein Leben lang zu ler-<br />
nen. Dabei müssen wir auch diejenigen<br />
erreichen, die die Schule nicht oder nur mit<br />
schlechtem Ergebnis abgeschlossen oder<br />
keinen qualifizierten Berufsabschluss ha-<br />
ben. Die Angebote im Bereich des informel-<br />
len Lernens versprechen hier neue Möglich-<br />
keiten. Wir müssen verhindern, dass ein<br />
Bildungsproletariat entsteht, das den sozia-<br />
len Anschluss verliert. Wer Schule oder Be-<br />
rufsausbildung nicht abgeschlossen hat, hat<br />
Lebensbegleitendes Lernen, das bedeutet, sich immer wieder auf die andauernd stattfindenden<br />
Veränderungen einzustellen.<br />
Margarete Dorner<br />
es heute viel schwerer als früher, Arbeit zu<br />
finden. Es ist eine ganz wichtige Aufgabe<br />
der Bildungspolitik, sozialer Ausgrenzung<br />
entgegenzuwirken. Dabei geht es nicht nur<br />
um den Lebensweg und das Lebensglück<br />
der Einzelnen, es geht auch um den Zusam-<br />
menhalt unserer Gesellschaft.<br />
Besonders schwer haben es junge Auslän-<br />
derinnen und Ausländer. Häufig bleiben<br />
gerade sie ohne Schul- und Berufsab-<br />
schluss. Hier brauchen wir eine gezielte
Förderung. Wenn ein Drittel aller Schülerin-<br />
nen und Schüler einen „Migrationshinter-<br />
grund“ hat, dann muss Integration ein zent-<br />
rales Element der Bildung sein, und zwar<br />
auf jeder Stufe. Das beginnt beim Kinder-<br />
garten und setzt sich fort über die Grund-<br />
schule und die weiterführenden Schulen bis<br />
hin zur Berufsausbildung.<br />
Aktion<br />
In den letzten zehn Jahren hat das Angebot<br />
in der Erwachsenenbildung rasant zuge-<br />
nommen. Die Fülle<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
des Angebotenen macht sollten ein<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
nachvollziehbares und transpa-<br />
Bildung<br />
es für die Interessierten schwer, das für sie rentes Qualitätsmanagement haben. Durch<br />
Geeignete auszuwählen. Die Bildungsland- eine unabhängige Qualitätssicherungsagenschaft<br />
ist ausdifferenziert und für die meistur sollte mittelfristig ein „Gütesiegel“ einge-<br />
ten nicht mehr durchschaubar. Bildungsin-<br />
formation und Bildungsberatung werden<br />
deshalb immer wichtiger, wobei die Lernen-<br />
den in den Mittelpunkt gestellt werden müs-<br />
sen, und nicht die Bildungseinrichtungen.<br />
Durch die Einrichtung des „Bildungsnetz-<br />
werks <strong>Steiermark</strong>“ mit der Weiterbildungs-<br />
datenbank, den Informationsstellen und<br />
dem „Bildungstelefon“ verfügt die Steier-<br />
mark als einziges Bundesland über eine<br />
klare Strategie in diesem Bereich. Das un-<br />
koordinierte und nahezu unüberschaubare<br />
Angebot wird auf diesem Weg für die Inte-<br />
ressierten aufbereitet. Ebenfalls in Öster-<br />
reich einzigartig ist der „Bildungsatlas“, der<br />
der Weiterbildungslandschaft Konturen ge-<br />
geben hat und das gesamte Spektrum des<br />
Bildungsangebotes in der <strong>Steiermark</strong> ab-<br />
deckt.<br />
Um das Weiterbildungsangebot künftig noch<br />
besser den Interessierten zur Verfügung zu<br />
stellen, bedarf es mehrerer Maßnahmen, für<br />
die sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> einsetzt.<br />
So soll durch den Aufbau funktioneller Struk-<br />
turen eine themenbezogene und regionale<br />
Vernetzung ermöglicht werden. Die Kontinu-<br />
ität ist dabei durch das Thema gewährleis-<br />
tet, und nicht durch die Struktur. Weiters<br />
sind Transparenz und Qualitätssicherung<br />
notwendig. Die Weiterbildungseinrichtungen<br />
richtet werden, das den Lernenden ermög-<br />
Bildung, Forschung und neue Entwicklungen spielen im internationalen Wettbewerb und in der<br />
Wissensgesellschaft eine immer bedeutsamere Rolle. Verstand wird wichtiger als Muskeln, Brainpower<br />
löst Horsepower und Manpower ab. Statt rauchender Schlote sind rauchende Köpfe gefragt.<br />
Das Arbeitsmotto der <strong>Zukunft</strong> lautet Inspiration statt Transpiration.<br />
Hannes Androsch<br />
licht zu erkennen, ob ein Anbieter gewisse<br />
Mindeststandards erfüllt.<br />
Es gibt Bereiche in der Erwachsenenbildung,<br />
die weiterhin Aufgabe der öffentlichen Hand<br />
sein müssen. Dies betrifft beispielsweise Bil-<br />
dungsangebote für ältere Menschen, für<br />
Menschen mit Lese- und Schreibschwächen<br />
oder Einwanderinnen und Einwanderer.<br />
Auch die politische Bildung ist kein „markt-<br />
fähiges“ Thema. Will man diesen (wichti-<br />
gen) Zweig der Erwachsenenbildung nicht<br />
gegenüber dem „berufsbezogenen“ Angebot<br />
verkümmern lassen, muss er entsprechend<br />
gefördert und finanziert werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 125<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Bildung als Faktor der sozialen Integration<br />
muss schließlich im ländlichen Raum erst<br />
verankert werden. Während im städtischen<br />
Bereich der Kontakt zu den Interessierten<br />
126<br />
relativ leicht herstellbar ist, müssen auf dem<br />
Land erst Wege gefunden werden, das Wei-<br />
terbildungsangebot an die Menschen heran-<br />
zutragen.<br />
Ziel der Bildung ist nicht zuerst die Befähigung zum Geldverdienen. Bildung schielt und zielt nicht auf<br />
Reichtum. Aber sie ist ein guter Schutz vor Armut. Vielleicht sogar der wirksamste. Bildung ist auch<br />
etwas anderes als Wissen. Wissen lässt sich büffeln, aber Begreifen braucht Zeit und Erfahrung.<br />
Johannes Rau<br />
Wir alle sind „Aktionäre der <strong>Zukunft</strong>“<br />
Erfahrung<br />
In der Bildung vergewissern wir uns unserer<br />
selbst und finden unsere Identität. Bildung<br />
beschränkt sich nicht auf „Ausbildung“ als<br />
ein Ansammeln von Wissen zum Erhalten<br />
eines Berufes. Sie bedeutet auch und noch<br />
viel mehr das Erlernen und Erleben von Äs-<br />
thetik und Kunst, aber auch von manuellen<br />
und kommunikativen Fähigkeiten. Bildung<br />
findet deshalb nicht nur in den Schulen,<br />
Hochschulen und Weiterbildungseinrichtun-<br />
gen statt, sondern wird in der Gesellschaft<br />
täglich und überall von Neuem gelebt. Bil-<br />
dung sollte deshalb eigentlich nicht nur als<br />
ein spezifischer Teilbereich im gesellschaft-<br />
lichen Miteinander betrachtet werden, son-<br />
dern als Überbegriff für den gesamten Le-<br />
bensprozess des Einzelnen sowie seiner<br />
Umgebung.<br />
Junge Menschen brauchen <strong>Zukunft</strong>spers-<br />
pektiven, aber auch die älteren Menschen<br />
brauchen die Möglichkeit zur sinnvollen Be-<br />
schäftigung, Lebens- und Freizeitgestaltung.<br />
Bildung vermittelt Lebens- und <strong>Zukunft</strong>s-<br />
chancen, und sie ist darüber hinaus die<br />
Basis für den Fortbestand unserer Gesell-<br />
schaft als demokratischem Gemeinwesen<br />
mit ökonomischer, ökologischer und sozialer<br />
Verantwortung.<br />
Die Lebens- und Arbeitsformen werden sich<br />
wandeln, es ist damit zu rechnen, dass<br />
die Menschen ihren Arbeitsplatz künftig<br />
viel häufiger wechseln (müssen) und ent-<br />
sprechende Qualifikationen brauchen. Dazu<br />
zählt nicht nur Fachwissen, sondern wahr-<br />
scheinlich viel mehr noch die Fähigkeit,<br />
sich für Neues zu begeistern und diesem<br />
Neuen offen zu begegnen, Änderungen<br />
nicht als Bedrohung, sondern als Chance<br />
zu verstehen und mehr als bisher auf<br />
Eigenverantwortung und Selbstständigkeit<br />
zu setzen.<br />
In einer Gesellschaft, die sich in ständiger<br />
Veränderung befindet, ist die Fähigkeit, mit<br />
dem Wandel umzugehen, ihn zu nutzen<br />
und zu gestalten, eine der wichtigsten.<br />
Dafür braucht es aber als Basis bleibende<br />
Werte, die es dem/der Einzelnen erlauben,<br />
sich persönlich zu orientieren und länger-
fristige Perspektiven zu entwickeln. Bestän-<br />
dige Werte wie Solidarität, Ehrlichkeit, Fair-<br />
ness und Gemeinsinn geben uns die Sicher-<br />
heit. Es ist unsere Pflicht, diese Werte im<br />
Sinne eines „geistigen Generationenver-<br />
trages“ insbesondere – aber nicht nur –<br />
an die jüngeren Menschen weiterzugeben<br />
und sie selbst vorzuleben. Zur Bildung<br />
gehören aber auch jene Fächer, die nicht<br />
auf den ersten Blick nützlich und verwert-<br />
bar sind. Musik, Kunst, Sport usw. dürfen<br />
nicht vernachlässigt werden; sie sind für<br />
unser Leben wichtiger als wir manchmal<br />
glauben.<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
sich die Frage,<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
ob es mit dem Unterrichts-<br />
Bildung<br />
prinzip getan ist; die Verankerung in der<br />
Vision – Aktion<br />
Schule soll das politische Verständnis der<br />
jungen Menschen stärken. Bildung fördert<br />
Unsere Bildungsangebote werden jene Fä-<br />
higkeiten fördern und jenes Wissen vermit-<br />
teln müssen, das die Menschen brauchen,<br />
um ihr individuelles und partnerschaftliches<br />
Leben wert- und sinnvoll auszurichten und<br />
die politische, gesellschaftliche und wirt-<br />
schaftliche <strong>Zukunft</strong> unseres Landes aktiv<br />
nach ihren Idealen und Bedürfnissen und<br />
entsprechend ihren Fähigkeiten kreativ mit-<br />
zugestalten. Angesichts der Informationsflut<br />
ist es wichtig, Kriterien und Wertmaßstäbe<br />
zu haben, die es uns ermöglichen, uns in<br />
diesem Überangebot zurechtzufinden und<br />
nicht den Kopf zu verlieren, denn Informa-<br />
tion ist nicht gleich Wissen.<br />
Kein Land, kein Unternehmen, das zu-<br />
kunftsweisend ist, kann auf das Potenzial<br />
von Frauen verzichten. Die Chancengleich-<br />
heit fängt bei der Bildung an. Wir fordern<br />
deshalb die Einrichtung einer Landesar-<br />
beitsgemeinschaft für Gender Mainstrea-<br />
ming in der Bildung, die unser Bildungssys-<br />
tem auf Chancengleichheit und Geschlech-<br />
tersensibilisierung überprüft.<br />
Ethische Maßstäbe sind wichtig für das Zu-<br />
sammenleben. Deshalb ist Religionsunter-<br />
richt – beziehungsweise alternativ ein Ethik-<br />
unterricht – wichtig, schließlich beruht un-<br />
sere Kultur auf dem Christentum und der<br />
Aufklärung. Dazu zählt auch die Stärkung<br />
der politischen Bildung zur Sicherung und<br />
Weiterentwicklung der Demokratie. Es stellt<br />
Toleranz, Solidarität und erleichtert uns das<br />
Zusammenleben. Österreich befindet sich<br />
im Überschneidungsgebiet von drei Sprach-<br />
kreisen, es grenzt an acht Länder, in denen<br />
insgesamt sechs Sprachen gesprochen wer-<br />
den. Wir wollen deshalb, dass unsere Kin-<br />
der zumindest eine Fremdsprache beherr-<br />
schen. Es kommt aber nicht nur darauf an,<br />
Sprachen zu beherrschen: Unsere Jugendli-<br />
chen müssen vor allem auch neugierig da-<br />
rauf werden, andere Kulturen kennen zu<br />
Die wichtigste Auseinandersetzung der <strong>Zukunft</strong> wird die Auseinandersetzung um die besten Köpfe sein.<br />
Anton Zeilinger<br />
lernen. Begegnung, Reise und Austausch<br />
machen das Leben reicher und helfen Vor-<br />
urteile abzubauen – auch schon in der<br />
Schule.<br />
Auch für die Freizeitbewältigung spielt Bil-<br />
dung eine wichtige Rolle. Der sinnvolle Um-<br />
gang mit der freien Zeit hängt eng mit ihr<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 127<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
zusammen. Dazu zählt Gesundheitsbe-<br />
wusstsein (und Sport) ebenso wie Engage-<br />
ment im sozialen und politischen Bereich<br />
– und nicht zu vergessen die musische und<br />
bildnerische Erziehung als Fundament für<br />
ein Leben mit und von Kultur.<br />
Schlussendlich darf die Familie nicht ver-<br />
gessen werden. Sie ist der zentrale Ort, an<br />
dem Erziehung (und „Herzensbildung“)<br />
stattfindet. Staatliche Einrichtungen können<br />
hier nur ergänzen und unterstützen, nicht<br />
aber ersetzen. Die Eltern haben eine wich-<br />
tige und nicht zu unterschätzende Rolle und<br />
Verantwortung bei der Wahl des Bildungs-<br />
weges, vom Kindergarten bis zum Studium.<br />
Nicht nur die Schüler und Lehrer müssen<br />
mehr Zeit füreinander haben, auch die<br />
Eltern müssen diese Zeit für die Schule und<br />
ihre Kinder zur Verfügung stellen.<br />
Neben der Vermittlung von Wissen muss<br />
auch die Vermittlung und das Vorleben von<br />
Werten ein selbstverständlicher Bestandteil<br />
dieses Miteinander sein. Der Erwerb und die<br />
Weitergabe von Bildung ist eine permanen-<br />
te Aufgabe für jede/n von uns, wir wollen<br />
sie wahrnehmen!<br />
128
Das Land der Kultur<br />
Das Kulturland <strong>Steiermark</strong> ist am internationalen Parkett zu Hause.<br />
Mit Tradition und Avantgarde.
2003 war ein außergewöhnliches Jahr für<br />
Kunst und Kultur in der <strong>Steiermark</strong>. Ein<br />
vielfältiges und attraktives Programm sorgte<br />
für Besucher- und Tourismusrekorde. Das<br />
wichtigste aber war die Sensibilisierung und<br />
Mobilisierung der Steirerinnen und Steirer,<br />
der Grazerinnen und Grazer für das Juwel,<br />
das das Kulturland <strong>Steiermark</strong> mit Graz als<br />
Zentrum darstellt. Die <strong>Steiermark</strong> ist auch<br />
international zu einer Marke geworden. Die<br />
Landeshauptstadt Graz als geistiges, kultu-<br />
relles, wissenschaftliches und wirtschaftli-<br />
ches Zentrum der Europäischen <strong>Zukunft</strong>sre- • Es ist ein klares Bekenntnis, dass uns<br />
gion im Südosten<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
der Union wird auch in Kunst<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
und Kultur in der <strong>Steiermark</strong> ein Kultur<br />
den kommenden Jahren durch außerge- besonderes politisches Anliegen ist und<br />
wöhnliche künstlerische Kreativleistungen wir in den nächsten Jahren weiter be-<br />
und Präsentationen hohe Aufmerksamkeit<br />
erhalten. Es gilt den Geist von 2003 wei-<br />
terwehen zu lassen:<br />
Die steirische Kultur steht auf starken Fun-<br />
damenten: Landesmuseum Joanneum mit<br />
allen Sammlungen und regionalen Schwer-<br />
punkten, Trigon-Gedanke, „steirischer<br />
herbst“, Forum Stadtpark, Bühnen Graz,<br />
Styriarte, Kreative Szene, <strong>Zukunft</strong>sregion<br />
und die Vielfalt starker Kulturinitiativen in<br />
allen steirischen Regionen. Gleichzeitig wur-<br />
den durch große Investitionen, die jahrzehn-<br />
telang diskutiert wurden, besondere Signale<br />
des kulturellen, offenen Klimas realisiert:<br />
Kunsthaus, Acconci-Insel, Stadthalle, Kin-<br />
dermuseum, Helmut-List-Halle – sie alle<br />
sind Ergebnisse konsequenten Einsatzes.<br />
Vielleicht das Wichtigste: Steirerin und Stei-<br />
rer, Grazerin und Grazer wurden sensibili-<br />
siert und mobilisiert, sie haben sich mit der<br />
Kulturhauptstadt positiv auseinander ge-<br />
setzt und von ihr bewusst Besitz ergriffen.<br />
Die Umsetzung von Graz als Kulturhaupt-<br />
stadt Europas konnte nur in einem kulturel-<br />
len Klima der Offenheit und Kreativität ent-<br />
stehen. Dazu bekennt sich das <strong>Zukunft</strong>spro-<br />
gramm der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> und<br />
Bewahren, pflegen, fördern, nachhaltig umsetzen. Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas als Schwung-<br />
Rad begreifen, die Bewegung mitnehmen und die positive Energie nutzen …<br />
Waltraud Klasnic<br />
formuliert Grundsätze für einen kulturpoliti-<br />
schen Aufbruch:<br />
sondere Schwerpunkte setzen wollen,<br />
weil wir Kreativität als zukunftsentschei-<br />
dend begreifen und Kultur in alle Lebens-<br />
bereiche hineinwirken soll.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis zu einem kul-<br />
turellen Klima der Offenheit und Liberalität,<br />
das die Rahmenbedingungen für die freie<br />
Entfaltung von Kunst und Kultur bietet.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis, dass wir der<br />
Kunst und ihren Vertretern einen Freiraum<br />
sichern und diesen aktiv weiterentwickeln<br />
und gegen alle Versuche der Zensur, Do-<br />
mestizierung, Diffamierung, Einschüchte-<br />
rung, Ausgrenzung, Vereinnahmung, In-<br />
strumentalisierung und des parteipoliti-<br />
schen Missbrauches schützen wollen.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis zum Eigen-<br />
wert von Kunst und Kultur.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 131<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
• Es ist ein klares Bekenntnis zur Förderung,<br />
132<br />
Ermunterung und Mobilisierung des brei-<br />
ten, kreativen Potenzials und der vielfälti-<br />
gen musischen Talente unseres Landes.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis zum Kultur-<br />
land <strong>Steiermark</strong> als Herz der Europäi-<br />
schen <strong>Zukunft</strong>sregion, als dynamisches,<br />
geistig-kulturelles Zentrum im Südosten<br />
Mitteleuropas.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis, den Steire-<br />
rinnen und Steirern umfassend Sicher-<br />
heit zu bieten. Sicherheit im Wissen<br />
darüber, woher wir kommen, wo wir ste-<br />
hen und wohin wir gehen. Sicherheit der<br />
<strong>Zukunft</strong> durch neue Ideen, Kreativität<br />
und Offenheit. Sicherheit im Umgang mit<br />
unseren Nachbarn und im Dialog zwi-<br />
schen den Generationen.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis zu einem<br />
weiten Kulturbegriff. Kultur ist die Le-<br />
benshaltung und Wertorientierung und<br />
das Lebensgestaltungsprinzip des Einzel-<br />
nen sowie das Gestalten des Lebens<br />
mit- und füreinander. Kunst bezieht sich<br />
auf den Schöpfungs- und Schaffungs-<br />
prozess, das bedeutet aber, dass Kunst<br />
eine Gegenposition zur Kultur darstellen<br />
kann, Widerspruch ist oder ihn heraus-<br />
fordert, dass Kunst aber immer zukunfts-<br />
orientiert ist.<br />
• Es ist ein klares Bekenntnis, dass Kunst<br />
und Künstler als „Seismografen der Zeit“<br />
auch kritisch, oppositionell, provokant,<br />
anstößig und unbequem sein können. In<br />
einer liberalen Gesellschaftsordnung<br />
muss gerade diese Chance der Artikula-<br />
tion bestehen.<br />
• Mutige Konzepte brauchen nicht den re-<br />
flexartigen Applaus, sondern das konse-<br />
quente Zusammenführen gesellschaftli-<br />
Graz 03 als Europäische Kulturhauptstadt war ein Erfolg – seit 2004 sind wir eine Kulturlandschaft<br />
von europäischem Format.<br />
Christian Buchmann<br />
cher Vorgänge mit unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten, die in mehr als einer<br />
Wirklichkeit parallel erscheinen.<br />
• Eine Diskussion über Gegensatzpaare ist<br />
müßig. Es geht nicht um das Aufspüren<br />
von Trennlinien zwischen Volkskultur und<br />
Hochkultur, sondern im Gegenteil um<br />
den Abbau künstlich errichteter Barrie-<br />
ren. Volkskultur verstehen wir als im<br />
Tiefen sinnstiftend, von der Brauchtums-<br />
pflege bis zum gemeinsamen Musizieren,<br />
gleich wie jede Form der reproduzieren-<br />
den Kunst, die im kreativen Ausdruck<br />
den künstlerischen Schöpfungsvorgang<br />
nachzeichnet und erlebbar und auch ein-<br />
malig macht.
Kunst und Kultur erkennen<br />
„Die offenen Augen und Ohren unseres Landes<br />
sichern uns die Gegenwart“<br />
Erfahrung<br />
Wir brauchen Kunst und Kultur zur laufenden<br />
Orientierung: Als Augen und Ohren unseres<br />
Landes, um zu wissen, wo wir sind und wo-<br />
hin wir gehen. Als Möglichkeit der Artikula-<br />
tion und Kommunikation zwischen unter-<br />
schiedlichen Generationen, unterschiedlichen<br />
sozialen Gruppen, unterschiedlichen Regio-<br />
nen, unterschiedlichen Kulturen.<br />
Als Warnsignal, wenn sich unsere Gesell-<br />
schaft in eine falsche Richtung bewegt. Hier<br />
„muss“ Kunst unbequem sein dürfen. Hier wird doch Programmphilosophie im Span-<br />
„muss“ sie stören<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
und auch verstören dürnungsfeld <strong>Steiermark</strong><br />
von Regionalität und Internationa- Kultur<br />
fen. Dabei bezieht sich das „müssen“ nie lität verwirklicht. Viele von ihnen haben sich<br />
auf einen Zwang, vielmehr stellt dies eine etabliert und sind längst über die Grenzen<br />
Erkenntnis aus den zwingenden Notwendig-<br />
keiten eines querdenkenden und Neues su-<br />
chenden Prozesses dar.<br />
Hierher gehört als besondere Qualitätsmarke<br />
der steirischen Kultur der „steirische herbst“,<br />
der sich weiterhin als ein Versuchslabor für<br />
neue Namen, neue Werke und neue Tenden-<br />
zen verstehen muss und bei dem die Wei-<br />
chen neu gestellt sind, sowohl was die<br />
künstlerische Leitung betrifft, als auch die<br />
neue Gesellschaftsform, die zu einem Drittel<br />
von der Stadt Graz und zu zwei Dritteln vom<br />
Land <strong>Steiermark</strong> getragen wird.<br />
Als wache Augen und Ohren des Landes ist<br />
auch die Kreative Szene sehr wichtig – sie<br />
ist ein besonders Anliegen von Landes-<br />
hauptmann Waltraud Klasnic und konnte<br />
2005 erstmals im Landesbudget abgesi-<br />
chert werden. Die freie Kreative Szene muss<br />
ein Biotop der Bewegung und Unruhe vor-<br />
finden. Hier müssen neue Gedanken sich<br />
artikulieren können und Gehör finden.<br />
Die mehr als 400 regionalen Kulturinitiati-<br />
ven und -zentren, die in einer beispielgeben-<br />
den Vielfalt in der <strong>Steiermark</strong> gewachsen<br />
sind, haben eine entscheidende Funktion als<br />
Impulsgeber für kulturelles Bewusstsein,<br />
der <strong>Steiermark</strong> bekannt und attraktiv gewor-<br />
den und sind „Aushängeschilder für die re-<br />
gionale Kulturentwicklung“, die einen un-<br />
Was ist Kultur? Zu wissen, was einen angeht, und zu wissen, was einen zu wissen angeht.<br />
Hugo von Hofmannsthal<br />
schätzbaren Beitrag zur Entwicklung und zur<br />
Kulturarbeit in unserem Land leisten. Des-<br />
halb ist es wichtig und notwendig Beispiele<br />
beim Namen zu nennen:<br />
Vom Salzkammergut mit „aKu“ Ausseer Kul-<br />
tursommer und Jazz Frühling, Musik Zentral,<br />
Orgelfestwochen, Julitöne, Staatsopernbal-<br />
lett-Gastspiel „Das Leben ein Tanz“, Poesie<br />
im Ausseerland; über die Region Ennstal und<br />
Salzatal mit dem Schladminger Musiksom-<br />
mer, Art Forum Ramsau – Klammheimliche<br />
Begegnung, Mid Europe Brass Festival in<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 133<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Schladming, das Programm Wolkenstein so-<br />
wie das Hörfest und die Aktivitäten des Ver-<br />
eins Schloss Trautenfels und im Stift Admont,<br />
Internationale Kammermusiktage Raumberg,<br />
Internationale Musikwochen Lassing, das<br />
internationale Festival St. Gallen; das Mur-<br />
und Mürztal mit den Murauer Schlosskonzer-<br />
ten, Murauer Operettensommer, Judenburger<br />
Musiksommer und „liquid music“, Projekte<br />
auf Schloss Lind, und in Stift St. Lambrecht<br />
mit Lambeart, Seckauer Kulturwoche und<br />
Ausstellungen in der Abtei, Internationale<br />
Musikwoche Großlobming, Zeltweg – Aus-<br />
stellungen Schloss Farrach, Theaterfest TEO<br />
Oberzeiring, Internationale Sommerphilhar-<br />
monie Leoben, jährliche Ausstellungen im<br />
Kunsthaus Leoben, Innerberger Forum Eisen-<br />
erz – Festival: Kultur an der Eisenstraße,<br />
Woche der Alten Musik in Krieglach, Muerz-<br />
werkstatt, Neuberger Kultur- und Herbsttage,<br />
die Brahmsgesellschaft Mürzzuschlag<br />
„Brahmsfestival“, Comedyfestival Kapfen-<br />
berg – „Comicodeon“, Programm „Kunsthaus<br />
muerz“; rund um Graz mit dem Kammermu-<br />
sikfestival Stift Rein, Ausstellungstätigkeit<br />
auf der Burg Rabenstein und in Frohnleiten,<br />
die „<strong>Steirische</strong>n Stiftskonzerte“ und die Stif-<br />
tung „Österreichischer Skulpturenpark“; in<br />
134<br />
der Oststeiermark mit den St. Lorenzer Mu-<br />
siktagen, Internationales Musikfestival Hart-<br />
berg, Internationale Pöllauer Musiktage und<br />
Ausstellungen im Stift, Angerer Kulturfrüh-<br />
ling, Aktivitäten im Weberhaus Weiz, Kultur-<br />
kreis Burgau, Pischlsdorf Kulm, Straden<br />
aktiv „Theatertage“ & „Straßenspektakel“,<br />
Sommeraktivitäten Burgruine Klöch, Hortus<br />
Niger, die Internationale Sommerakademie<br />
für bildende Kunst in Altneudörfl, Schloss-<br />
Wenn wir also davon ausgehen, dass die Menschen immer mehr und mehr Zeit haben werden, was<br />
sind dann die Angebote, die wir für diese Freizeit entwickeln? Wo sind die gescheitesten,<br />
phantasiebegabtesten, querdenkerischsten, spannendsten Personen aus dem Bereich der so genannten<br />
Kunst, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen?<br />
André Heller<br />
konzerte in Schielleiten, Stubenberg und<br />
Schloss Feistritz, Galeriebetrieb im Stift Vo-<br />
rau, kulturelle Aktivitäten entlang der<br />
„Schlösserstraße“ und im Pavelhaus in Laa<br />
bei Bad Radkersburg; bis in die West- und<br />
Südsteiermark mit dem Köflacher Kultursom-<br />
mer, Stainzeit – Stainzer Literatursommer,<br />
Deutschlandsberger Klavierfrühling, Jugend-<br />
In einer Gesellschaft mit Freiheiten gilt der Satz: Die Kunst muss nichts, sie darf alles. Kunst muss<br />
nicht, aber sie darf unbequem sein, sie darf stören, sie darf auch beruhigend, schön, besinnlich sein –<br />
was und wie sie auch ist und welche Reaktionen sie auch hervorruft.<br />
Kurt Jungwirth<br />
musikfestival, der „Internationale Gesangs-<br />
wettbewerb Ferruccio Tagliavini“ mit Konzer-<br />
ten auch in anderen steirischen Regionen<br />
(St. Gallen, Bad Radkersburg und Graz) und<br />
die Sommerakademie/Konzerte, Aktivitäten<br />
im Theaterzentrum, Sommerspiele Schloss<br />
Frauenthal, Colluvio Orchesterworkshops<br />
in Preding, Ausstellungen im Feuerwehr-<br />
museum Groß St. Florian, die Aktivitäten im<br />
Kulturhaus St. Ulrich im Greith, Arnfelser
Schlossspiele, Wildoner Schlossbergspiele,<br />
Theater am Bauernhof in St. Josef sowie<br />
Theaterproduktionen in Buschenschenken in<br />
Attendorfberg, Schlosskonzerte Gleinstätten,<br />
Theater im Kürbis Wies mit dem „Puppen-<br />
theaterfestival“, Leibnitz Jazzfestival, Bild-<br />
hauersymposion in Heimschuh und den Ak-<br />
tivitäten im Kniely-Haus Leutschach und im<br />
Lerchhaus Eibiswald.<br />
Vision<br />
mark – vom Medienkunstlabor über die<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Internationale<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Bühnenwerkstatt bis zur Cine Kultur<br />
Gegenwartskunst lässt sich am Beispiel zeit- Styria und der Kunstuniversität – einzeln gut<br />
genössischer Musik im Hinblick auf die ausgebildet sind, liegt die Chance für ein<br />
schöpferische wie auf die interpretative Leis-<br />
tung exemplarisch darstellen: Graz und die<br />
<strong>Steiermark</strong> sind die natürliche oder gewählte<br />
Heimat einer ganzen Reihe von hervorragen-<br />
den Persönlichkeiten der zeitgenössischen<br />
Avantgarde: Olga Neuwirth, Gerd Kühr, Beat<br />
Furrer und Georg Friedrich Haas. Sie alle<br />
rechtfertigen es, Stadt und Land verstärkt zu<br />
einem „Forum der zeitgenössischen Musik“<br />
zu machen. Natürlicher Träger dieses Enga-<br />
gements wären die Musik-Universität, die<br />
vehement für die Umsetzung einer eigenen<br />
Produktionsstätte, dem „Mumuth“, eintritt,<br />
das neu zu definierende Musikprotokoll des<br />
Festivals „steirischer herbst“ mit der Helmut-<br />
List-Halle und das Opernhaus Graz, wo in<br />
jeder Spielzeit ein Werk des musikalischen<br />
Theaters zur Uraufführung zu bringen ist.<br />
Zustimmung und Ablehnung, Beifall und Missfallen, ja heftige Beschimpfung muss man in Rechnung<br />
stellen, wo immer versucht wird, Neues, Ungewohntes, zur Diskussion Gestelltes vor das Publikum zu<br />
bringen …<br />
Hanns Koren<br />
Immer mehr konvergieren Bild und Musik,<br />
von Film über Musikvideos zum neuen Tanz-<br />
theater, Musiktheater. Immer zahlreicher<br />
werden auf Festivals und Biennalen Werke<br />
vorgeführt, wo Musik und Medien, Tanz und<br />
Medien neue Allianzen eingehen.<br />
Tanz, Theater, Musik und Medien bilden<br />
neue Mischformen aus. In der Verschrän-<br />
kung der Kompetenzen, die in der Steier-<br />
Stärkefeld der <strong>Zukunft</strong>.<br />
Aktion<br />
Als biennales Festival, Wettbewerb und<br />
Workshop zeitgenössischer Musik sendet<br />
„Impuls“ seit 2005 in Graz international<br />
starke Signale. Hier bietet sich für die<br />
... was generell Kunst und Kultur brauchen, ist ein Biotop der Bewegung und der Unruhe.<br />
Neue Gedanken müssen sich artikulieren können.<br />
Wolf Rauch<br />
<strong>Steiermark</strong> eine Chance, am Sektor zeitge-<br />
nössischer Musik ein weltweit beachtetes<br />
Kompetenzzentrum weiter aufzubauen.<br />
Theater als gelebte und „akute“ Gegenwart<br />
ist in der <strong>Steiermark</strong> durch eine überdurch-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 135<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
schnittliche Vielfalt vom „Theater Graz“ über<br />
die freie Theaterszene bis zum Laientheater<br />
stark präsent. „Theaterland <strong>Steiermark</strong>“<br />
geht 2005 in ein zweites erfolgreiches Jahr.<br />
Mit Hilfe des Bundes und des Steirers und<br />
Kunststaatssekretärs Franz Morak setzt die-<br />
se neue Initiative vom Frühjahr bis in den<br />
Spätherbst Schwerpunkte in allen steiri-<br />
schen Regionen und nützt gewachsene<br />
Strukturen gleichermaßen wie den 200 Gäs-<br />
te fassenden Theaterland-Würfel als mobi-<br />
len Theaterraum. Das <strong>Steiermark</strong>-Festival<br />
136<br />
der besten Produktionen gipfelt in der Ver-<br />
gabe des großen Theaterland-Preises – heu-<br />
er in Graz. Eine weitere Entwicklung unter<br />
verstärkter Einbeziehung des virulenten frei-<br />
en Grazer Theaterschaffens mit Produktio-<br />
nen, die international viel beachtet und<br />
nachgefragt sind und dem europaweit best<br />
vernetzten Straßentheaterfestival „La Stra-<br />
da“ muss forciert und um ein besonderes<br />
Herangehen an ganz junges Publikum er-<br />
weitert werden.<br />
Kunst und Kultur kennen<br />
„Das kollektive Gedächtnis unseres Landes<br />
sichert uns die Vergangenheit“<br />
Erfahrung<br />
So wie ein Mensch ohne Gedächtnis nicht<br />
leben kann, so kann ein Land ohne Kunst<br />
und Kultur nicht existieren. Wir brauchen<br />
die Besinnung auf unsere Wurzeln, um die<br />
eigenen Stärken zu erkennen, um neue Ent-<br />
Ich glaube, dass wir den Kindern Rechte vorenthalten. Der innere Reichtum, die Erlebnisfähigkeit<br />
hängen von der Phantasie ab. Wenn ein Kind darauf trainiert wird, sein Glück im Haben und in der<br />
Raffgier zu suchen, wird es um etwas Entscheidendes betrogen. Die Kunst ist das Gegengewicht. Man<br />
muss im Mutterleib damit beginnen. Kinder sind von Natur aus kreativ und verstehen viel mehr, als<br />
man ihnen zumutet. Man muss sie nur lassen. Ein Kind muss singen, zeichnen, malen, schmieren,<br />
Gestaltung erleben. Wenn einer nicht singen kann, ist er genauso behindert, als wäre er blind.<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
wicklungen sinnvoll einordnen zu können,<br />
um mit unserer Natur- und Kulturlandschaft<br />
verantwortungsbewusst und nachhaltig um-<br />
gehen zu können und um ein friedliches<br />
Miteinander in unserem Land zu erhalten.<br />
Diesem Zweck dient auch die Pflege der<br />
Volkskultur – allein mehr als 25.000 Stei-<br />
rerinnen und Steirer engagieren sich in rund<br />
400 Blasmusikkapellen und 250 Chören<br />
–, zu der sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> mit<br />
Nachdruck bekennt. Hierher gehören die<br />
wichtigen und hoch dotierten Landeskultur-<br />
preise, die seit 2005 auch als Stipendien<br />
vergeben werden und vor allem jungen<br />
Künstlerinnen und Künstlern finanziell, aber<br />
auch in der kreativen Dimension den An-
schluss an die Erfolge ihrer Vorgängerinnen<br />
und Vorgänger erleichtern sollen.<br />
Hierher gehört die Pflege der klassischen<br />
Werke von Theater und Oper: Jede Steirerin<br />
und jeder Steirer soll die Möglichkeit haben,<br />
die Klassiker von Oper und Theater selbst<br />
auf der Bühne erleben zu können. Dem kol-<br />
lektiven Gedächtnis dient auch das JOAN-<br />
NEUM, das größte österreichische Museum<br />
und die Landesbibliothek als wesentliche tungen der Bildung und Wissenschaft zu-<br />
Gründungen Erzherzog<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Johanns. Gerade sammenarbeiten.<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Das beginnt schon sehr Kultur<br />
Oper, Theater und Landesmuseum wurden früh und lässt sich gut anhand des Steiri-<br />
unter Landeshauptmann Waltraud Klasnic schen Musikschulwerks darstellen, das ne-<br />
neu geordnet und präsentieren sich wie<br />
auch der „steirische herbst“ mit zukunftssi-<br />
cheren Strukturen. Allein diese beiden Kul-<br />
tur-Großbetriebe sichern 1.177 Arbeitsplät-<br />
ze in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Von großer Bedeutung ist die Pflege des Kul-<br />
turgutes – vom Weltkulturerbe Grazer Alt-<br />
stadt als einmaliges Ensemble über die jah-<br />
relang erfolglose und 2005 realisierte Reno-<br />
vierung des Palais Attems, der gleichfalls<br />
2005 neu erstrahlenden Alten Universität<br />
mit ihrer einmaligen Aula in Graz, dem<br />
Landhaus und der vom Landesmuseum Jo-<br />
anneum genutzten Kulturbauten in der gan-<br />
zen <strong>Steiermark</strong>, die in einem Programm<br />
laufend bis ins joanneische Jubiläumsjahr<br />
2011 saniert und restauriert werden.<br />
Der Pflege unserer gemeinsamen Wurzeln<br />
dienen auch die Landesausstellungen. Wir<br />
dürfen sie nicht nur als Tourismuszugpferde<br />
sehen – sondern auch als große gemeinsa-<br />
me Erinnerungsleistung. „Die Römer“ 2004<br />
sind ein gutes Beispiel: Selbst denjenigen,<br />
die nicht in einer der dazu eingerichteten<br />
Ausstellungen waren, wurden die römischen<br />
Wurzeln unserer Kultur bewusst gemacht.<br />
Man kann nicht das soziale Feld in dem Maße erweitern, dass Kompetenzen, die geschichtlich<br />
gewachsen sind, zerstört werden. Aber man muss gleichzeitig aufgrund dieser theoretischen Vorgaben<br />
akzeptieren, dass das Handlungsfeld der Kunst sich sowohl im Bereich der Akteure wie auch im Bezug<br />
auf den Begriff der Kreativität erweitert. Der Kulturbegriff in seiner bisherigen Dimension wird durch<br />
die Informationstechnologie erweitert werden.<br />
Peter Weibel<br />
Hier haben Kunst und Kultur einen wichti-<br />
gen Bildungsauftrag zu erfüllen. Hier müs-<br />
sen Kunst und Kultur eng mit den Einrich-<br />
ben dem Johann-Josef-Fux-Konservatorium<br />
in Graz mit weiteren 46 Musikschulen und<br />
beinahe 100 dislozierten Außenstellen, an<br />
denen mehr als 21.000 Mädchen und Bu-<br />
ben eine musikalische Grundausbildung<br />
erhalten, ein österreichweit beispielgeben-<br />
des Netz durch das ganze Land spannt.<br />
Vision<br />
In der Weiterentwicklung des flächende-<br />
ckenden Angebots musikalischer Ausbil-<br />
dung hin zu einer umfassenden musischen<br />
Erziehung mit aktiver Talentesuche und<br />
-förderung sieht die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
ein großes Potenzial. Kreativität und die be-<br />
wusste Lebensgestaltung mit Kunst und<br />
Kultur werden als der zukunftsentscheiden-<br />
de Faktor schlechthin gesehen. Unser Ziel<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 137<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
ist es, den „ganzen Menschen“ zu begreifen<br />
und diese Entwicklung zu beschleunigen.<br />
Aufbauend auf der Vielzahl der vielfältigen<br />
und lebendigen Strukturen einer tief verwur-<br />
zelten Kulturpflege – ein solcher Gedächt-<br />
nis-Anker sind zum Beispiel die mehr als<br />
230 Museen, die vom Museumsforum in<br />
der ganzen <strong>Steiermark</strong> betreut werden – soll<br />
ein gut durchdachtes Netz in alle Regionen<br />
wirken und die kulturellen und touristischen<br />
Kompetenzen bündeln, um ein Höchstmaß<br />
an Strahlkraft nach innen und außen zu<br />
erreichen und die teils verborgenen Schätze<br />
der Kultur in der <strong>Steiermark</strong> weithin sicht-<br />
bar zum Leuchten bringen.<br />
Aktion<br />
Ein wesentlicher Motor einer solchen Ent-<br />
wicklung können in <strong>Zukunft</strong> die Landesaus-<br />
stellungen sein. Mit einer bewussten Aus-<br />
richtung auf nachhaltige Wirksamkeit für<br />
eine ganze Region sind mehrjährige Ausstel-<br />
lungen des Landes zu entwickeln und ab-<br />
zusichern sowie durch eine professionelle<br />
Begleitung, wie sie durch die wissenschaft-<br />
liche und museumsdidaktische Kompetenz<br />
und auch die reichen Sammlungen des Jo-<br />
Erfahrung<br />
Kunst und Kultur sind eine der wichtigsten<br />
Quellen der Kreativität: Wir brauchen sie, um<br />
138<br />
anneums – vom nach langen Jahren neu<br />
erstrahlenden Volkskundemuseum bis hin<br />
zur Neuen Galerie – angeboten werden kön-<br />
nen, im Bewusstsein zu verankern.<br />
Bibliotheken als „geistige Schatzkammern“<br />
und „Gehirn des Landes“, regional und ganz<br />
voran die Landesbibliothek, müssen in einer<br />
Öffnung hin zu Mediatheken und mit einer<br />
längst notwendigen infrastrukturellen Grund-<br />
ausstattung für das 21. Jahrhundert aufge-<br />
rüstet werden.<br />
Musikschulen sind schrittweise zu Kunst-<br />
und Kreativitätsschulen – ein gutes Beispiel<br />
ist hier die Arnold-Schönberg-Kunstschule<br />
in Mürzzuschlag – auszubauen und jeder<br />
Steirerin und jedem Steirer soll im Pflicht-<br />
schulbereich der Zugang, die eigenen mu-<br />
sischen Begabungen zu entdecken und zu<br />
entwickeln, geöffnet werden.<br />
Der aktive Erwerb von Vor- und Nachlässen<br />
bedeutender steirischer Schriftsteller und<br />
der Ankauf bedeutender Werke und Werk-<br />
reihen bildender Künstler mit internationaler<br />
Bedeutung aus der <strong>Steiermark</strong> müssen<br />
weiter verstärkt über einen ausreichend<br />
dotierten Joanneumsfonds als gemeinsames<br />
geistiges Erbe für die <strong>Zukunft</strong> gesichert<br />
werden.<br />
Kunst und Kultur bekennen und vernetzen<br />
„Die geistigen Flügel unseres Landes sichern uns<br />
die <strong>Zukunft</strong>“<br />
neue Ideen zu erhalten, neue Wege zu finden,<br />
Altes in Frage zu stellen. Kunst verleiht un-<br />
seren Gedanken Flügel. Und die werden wir<br />
brauchen, um die wirtschaftlichen und sozi-
alen Herausforderungen der <strong>Zukunft</strong> mit den<br />
großen Umbrüchen, welche die neue Infor-<br />
mations- und Kommunikationstechnik bringt,<br />
meistern zu können. Nicht zuletzt waren es<br />
auch Wissenschafter an der Technischen Uni-<br />
versität in Graz, die weltweit Mitbegründer<br />
und Entwickler des Internets waren.<br />
In einer Welt der Wirklichkeiten und Virtu-<br />
alitäten leben viele jüngere, aber auch älte-<br />
re Menschen in einer Kultur multimedialer<br />
Szenarien. Der Umgang mit Video-Bild-Ton-<br />
Text und seine vielschichtige Gestaltung und<br />
Präsentation prägen sowohl den Alltag als<br />
auch den Feiertag. Eine Kultur, die durch<br />
Dachstein:Cult – Der Stein kommt ins Rollen<br />
neue Kriterien und Eigenschaften prägt, ver-<br />
langt nach einem veränderten Umgang mit<br />
Bildung und Kunst. Verknüpft mit Künstlern<br />
und Kulturdenkern wie Peter Weibel oder<br />
Richard Kriesche haben Neue Medien in der<br />
Kunst und experimentelle Szenarien muli-<br />
medialer Kultur weltweit einen ihrer Anfän-<br />
ge in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Nicht zuletzt sind Kunst und Kultur ein ent-<br />
scheidender Standortfaktor für die Wirt-<br />
schaft und ein wichtiger Motor gerade für<br />
den Tourismus. Daraus muss eine tragfähi-<br />
ge Partnerschaft entwickelt werden. Ein<br />
Schritt zu diesem Ziel ist die über Initiative<br />
Am 14. November 2004 öffnete in der Hunerkogel-Bergstation das europaweit höchste Kultur-<br />
zentrum seine Pforten. Den Stein ins Rollen brachte nach intensiver Vorbereitung die Grazer<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Kultur<br />
Kulturinitiative Art:Network (Monika Wogrolly) in Partnerschaft mit der Planai-Hochwurzen-<br />
Gesmbh (Albert Baier).<br />
Kultur auf die Spitze treiben<br />
Der Dachstein als Kulturbaustein im neuen Europa steht für die Verbindung natürlicher und kultureller<br />
Werte, den Rückgriff auf kreative Ressourcen dieses Landes und die konstruktive Verbindung von<br />
künstlerischem Potenzial und wirtschaftlichem Know-how.<br />
International Networking – von höchster Qualität<br />
Die Philosophie von Art:Network ist eine Philosophie der Netzwerke. Eine Philosophie der Partnerschaft<br />
zwischen Kultur und Wirtschaft. Der Kulturbegriff ist ein offener, dynamischer. Er ist bewusst weit<br />
gesetzt und umfasst neben traditionellen Kunstformen wie Literatur, Komposition und Bildender Kunst<br />
unkonventionelle Disziplinen, Neue Medien, Lifestyle und Kulinarik. Kultur braucht Raum, um zur<br />
Wirkung zu kommen. Ein solcher kultureller Freiraum existiert am Dachstein.<br />
Dachstein:Art – Die Periodische Künstlerwohngemeinschaft auf dem Gipfel der Kreativität und<br />
Sinnlichkeit steht für Kommunikation und Vernetzung von Natur und Kultur, Lifestyle und alpiner<br />
Ästhetik, traditionellen Sparten und neuen Medien am Puls der Zeit. Kreative aus Metropolen der Welt<br />
haben Gelegenheit, sich natürlicher Werte zu besinnen, Energie und Inspiration zu tanken. Die jeweils<br />
entstandenen künstlerischen Coproduktionen werden in jährlich stattfindenden Präsentationen am<br />
Dachstein als Kulturbaustein Europas der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Der Berg ruft. Und ganz im künstlerischen Interesse ruft der Berg die öffentliche Hand, die Herren<br />
Bürgermeister und den Hausherren Albert Baier auf, den internationalen Imagetransfer der neuen<br />
steirischen Kulturmarke Dachstein:Cult zu fordern und zu fördern.<br />
Monika Wogrolly<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 139<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
von Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />
2004 gegründete Kultur-Service-GmbH, die<br />
in Weiterentwicklung der „kulturgemeinwirt-<br />
schaftlichen“ Aktivitäten der Graz-2003-Ge-<br />
sellschaft an der Schnittstelle Kultur und<br />
Markt wirken soll. Sie soll die kulturellen<br />
Kräfte unterstützend vernetzen und bündeln<br />
und durch gemeinsame Marketingaktivitä-<br />
ten in das Land, aber vor allem weit über<br />
die Grenzen tragen, damit Gäste über die<br />
Kultur in die <strong>Steiermark</strong> bringen und mehr<br />
und neues Publikum für das breite Kunst-<br />
schaffen in unserem Land interessieren.<br />
Die Filmindustrie ist ein boomender Faktor<br />
im kulturellen und kommerziellen Bereich.<br />
Junge Filmschaffende suchen Wege, ihre<br />
kreativen Ansätze umzusetzen und zeigen zu<br />
können. Mit der Einrichtung der Cine-Styria<br />
als ein lange Jahre geforderter Schwerpunkt<br />
im Sektor Kreativwirtschaft durch Landes-<br />
hauptmann Waltraud Klasnic im Frühjahr<br />
2004 als zentrale Anlaufstelle des Landes<br />
<strong>Steiermark</strong> in Sachen Film sollen vorhande-<br />
ne Ressourcen gebündelt werden. Die Cine-<br />
Styria fungiert als Filmbotschafter des Lan-<br />
des und versteht sich als zentrale Anlaufstel-<br />
le für Filmförderung und als eine regionale,<br />
nationale und internationale Schnittstelle für<br />
Netzwerkarbeit, Promotion, Information,<br />
Service und Support. In enger Kooperation<br />
mit dem Internationalen Berg- und Abenteu-<br />
erfilmfestival und der DIAGONALE, dem<br />
Festival des österreichischen Films in Graz<br />
– als deutliches Signal des Bundes in Rich-<br />
tung dezentraler Kulturförderschwerpunkte<br />
– werden jedes Jahr mit dem Großen Cine-<br />
Styria-Filmpreis und den Cine-Styria-Ju-<br />
140<br />
gendpreis die bedeutendsten Filmpreise aller<br />
österreichischen Bundesländer vergeben.<br />
Vision<br />
Eine Kultur der multimedialen Szenen er-<br />
kennt ihre Aufgabe und Herausforderung<br />
besonders an den Schnittpunkten zwischen<br />
Menschen, Ländern, Kunstrichtungen, Aus-<br />
drucksformen. Mit einem Schwerpunkt auf<br />
den Entwicklungschancen in der Kreativwirt-<br />
schaft einerseits und neuen Ansätzen, wie<br />
Es gilt, die größtmögliche Vielfalt des Filmschaffens zwischen reiner Kunst einerseits und reinem<br />
Wirtschaftsgut andererseits zu erhalten.<br />
Danny Krausz<br />
etwa Prozesskunst in die Lebenswirklichkeit<br />
der Menschen eingreifen kann – als gutes<br />
Beispiel muss an die Quartier- und Bezirks-<br />
kulturprojekte während „Graz 2003“ erinnert<br />
werden –, andererseits hat die <strong>Steiermark</strong> die<br />
Chance neue Lebenswelten zu eröffnen.<br />
Ein greifbares Ziel ist die <strong>Steiermark</strong> als<br />
„Hollywood Österreichs“ zu positionieren, in<br />
dem Drehbuchautoren, Kameraleute, Regis-<br />
seure und Produzenten einen „Glimmer“<br />
des filmischen Eldorado spüren.<br />
Aktion<br />
Mit der durch die Cine-Styria umsetzbaren<br />
Steigerung und Stärkung der Film- und TV-<br />
Kompetenzen in der <strong>Steiermark</strong> entstehen<br />
Impulse zur Betriebsansiedelung und damit<br />
die Schaffung und Sicherung von Arbeits-<br />
plätzen im Film- und Medienbereich.
Mit der Netz(kunst)initiative mur.at als einer<br />
der wichtigsten Plattformen in Österreich,<br />
gilt es, eine große Chance – nicht zuletzt ist<br />
Deutsch im Unterschied zum internationa-<br />
len Sprachgebrauch nach dem Englischen<br />
die weltweit meistverwendete Sprache im<br />
Netz – weiter zu entwickeln und auszubau-<br />
en: Heute und morgen zählt zuerst die Prä-<br />
senz und die Schnelligkeit, nicht unbedingt<br />
der geografische Standort.<br />
Nach dem Beispiel Medienkunstlabor im<br />
Grazer Kunsthaus müssen dezentrale Ein-<br />
richtungen in der ganzen <strong>Steiermark</strong> wach-<br />
sen. Rasch umsetzbar sind gerade auch in<br />
der Vernetzung mit der (Kreativ)Wirtschaft<br />
gemeinsame Nutzungsmodelle in Technolo-<br />
gie- und Industrieparks. Kernpunkt sind in<br />
solchen „Zentren für neue Medien“ für Einnem Austausch von Künstlerinnen und<br />
zelne schwer<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
leistbare technische Infra- Künstlern<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
einer Kunstform – aber zwischen Kultur<br />
strukturen, die einer steten und kurzlebigen den Generationen und unterschiedlicher Pro-<br />
Nachrüstung bedürfen.<br />
fessionalisierung – dienen, stark ausgebaut<br />
Als weiterer Schritt können dort für Kultur-<br />
initiativen eigene „ArtParks“ vorgesehen wer-<br />
den. Das erste „<strong>Steirische</strong> Künstlerfest für die<br />
Partnerschaft Wirtschaft und Kunst“ 2005<br />
versucht genau für solche Modelle gemein-<br />
schaftlicher Künstlerateliers in Graz und in<br />
der <strong>Steiermark</strong> breites Interesse zu wecken<br />
und könnte eine gute jährlich wiederkehren-<br />
de Tradition begründen.<br />
Neben der Verschränkung von Kunst mit<br />
anderen Lebensbereichen – Kultur als „Le-<br />
bensmittel“ und Wirtschaft als „Überlebens-<br />
mittel“ begriffen – und der Quervernetzung<br />
von künstlerischen Ausdrucksformen, wie<br />
dem 2004 als „artist-in-residence“-Projekt<br />
viel beachtet gestarteten Kulturkopfbahnhof<br />
am höchsten Punkt der <strong>Steiermark</strong> „Dach-<br />
stein:Cult“, sollen Wettbewerbe, Workshops,<br />
Meisterkurse, Jahreszeitakademien, die ei-<br />
werden, da hier das Potenzial internationaler<br />
Strahlkraft an der Schnittstelle Bildung, Pro-<br />
duktion und Präsentation am größten ist.<br />
Kunst und Kultur denken<br />
„Wir wollen den Weg erst denken, dann gehen:<br />
Die <strong>Steiermark</strong> als intellektueller Brückenbauer“<br />
Ausgehend vom Begriff „<strong>Zukunft</strong>sregion<br />
<strong>Steiermark</strong>“, in Tradition von Alpe-Adria und<br />
Trigon-Gedanke gilt es, auf die Länder im<br />
Süden und Osten Europas zuzugehen. Di-<br />
rekt gelebter Dialog findet besonders in den<br />
klassischen Denkfabriken des interkulturel-<br />
len Austauschs der Akademie Graz, den<br />
Minoriten, dem „steirischen herbst“ und un-<br />
ter den Studierenden an der Kunst-Univer-<br />
sität Graz statt. Die Grundidee eines inter-<br />
ethnischen und völkerverständigenden Dia-<br />
loges über zeitaktuelle Themen passt<br />
geradezu idealtypisch in die <strong>Steiermark</strong>.<br />
Das präziseste Instrument für den geistigen<br />
Austausch ist die Sprache, ist das Wort:<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist seit Jahrzehnten Ausgangs-<br />
punkt der wichtigsten literarischen Strömun-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 141<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
gen des ganzen Bundesgebietes. Vor allem<br />
zu nennen sind: Alfred Kolleritsch, Alois Her-<br />
gouth, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Rein-<br />
hard P. Gruber, Barbara Frischmuth, Wolfgang<br />
Bauer, Gerhard Roth, Werner Schwab sowie<br />
Elfriede Mayröcker, Ernst Jandl, H.C. Art-<br />
mann und viele andere Autoren, denen Graz<br />
vor allem im Forum Stadtpark eine Plattform<br />
bot. Eine neue Generation zeitgenössischer<br />
Autorinnen und Autoren, die sich kraftvoll<br />
artikulieren und weithin Resonanz finden, hat<br />
sich um das Franz-Nabl-Institut und das<br />
Literatur(h)aus Graz formiert.<br />
Diese heute arrivierten Exponenten der zeit-<br />
genössischen Literatur haben Graz zur<br />
heimlichen Literaturhauptstadt Österreichs<br />
gemacht. Damit verfügt die Region über<br />
ein „Kapital“, das sorgsam gehütet und<br />
entfaltet wird und gut im kulturpoli-<br />
tischen Bewusstsein des Landes <strong>Steiermark</strong><br />
sowie seiner Kulturhauptstadt Graz veran-<br />
kert ist.<br />
Noch heute sind die „manuskripte“ oder der<br />
Droschl-Verlag aus dem Grazer Literatur-<br />
klima mit überregionaler Bedeutung nicht<br />
wegzudenken. In der <strong>Steiermark</strong> gibt es ne-<br />
ben einer erfolgreichen Verlagslandschaft<br />
und einem Netz von Büchereien mit den<br />
Lichtungen, Sterz, perspektive, Schreib-<br />
kraft, elf, Randstein, Reibeisen, Brucker<br />
Literaturturm das österreichweit größte An-<br />
gebot an Literaturzeitschriften, die vom re-<br />
gen kulturellen Engagement und der Lust<br />
auf Literatur zeugen.<br />
142<br />
Vision<br />
Die <strong>Steiermark</strong> soll als Drehscheibe einer<br />
sich erweiternden europäischen Union Part-<br />
ner für Kroatien, Kosovo, Bosnien, Albanien<br />
und viele andere Länder sein, um auch die-<br />
se in ein gemeinsam strukturiertes Europa<br />
zu führen. Graz und die <strong>Steiermark</strong> geben<br />
der Europäischen <strong>Zukunft</strong>sregion ihr kultu-<br />
relles Zentrum und organisieren eine „Kultur-<br />
Universität der Ideen“, die nicht im klassi-<br />
schen Sinne „infra-strukturiert“ ist, sondern<br />
Es soll daher durchaus Kulturtourismus geben, aber es darf im Zuge des Kulturtourismus nicht<br />
Tourismuskultur geben, das heißt man kann von uns nicht verlangen, dass wir uns anpassen und<br />
gewissermaßen den Touristen oder den Besuchern dieses Landes nachlaufen.<br />
Peter Marboe<br />
in der Vernetzung der besten Partner das<br />
Modell universaler Bildung der <strong>Zukunft</strong><br />
sieht.<br />
Literatur muss wesentlicher Bestandteil<br />
steirischen Lebens bleiben: Literatur als<br />
„steirisches Lebensmittel“ neben Kernöl und<br />
steirischem Wein begreifen.<br />
Aktion<br />
Geist&Gegenwart – das sich mit Pfingsten<br />
2005 auf Initiative von Landeshauptmann<br />
Waltraud Klasnic und Diözesanbischof Egon<br />
Kapellari in Zusammenarbeit mit den vier<br />
Grazer Universitäten etabliert – bedeutet für<br />
die <strong>Steiermark</strong> die Fortsetzung einer Tradi-<br />
tion: Bekannt als „steirischer Weg des Mit-<br />
einander“, will sich die historische Grenz-<br />
region am Schnittpunkt vier europäischer<br />
Kulturkreise als Brückenbauer und geistiges<br />
Zentrum der EU-<strong>Zukunft</strong>sregion Südost pro-<br />
filieren und soll die Aufnahme von Grund-
satzdebatten zum Thema Europa ermögli-<br />
chen und in kontroversieller Form die de-<br />
mokratiepolitische, soziale und kulturelle<br />
Grundfrage nach Identitäten dieses Europa<br />
stellen. Europäische Entscheidungsträger<br />
aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur<br />
und Publizistik sind eingeladen, über die<br />
Vielfalt der Werthaltungen, Anschauungen<br />
und Glaubenssätze eines erweiterten Euro-<br />
pas zu diskutieren.<br />
Junge heimische Literatur soll durch Ertei-<br />
lung von Auftragsarbeiten <strong>Steirische</strong>r Büh-<br />
nen – vom Schauspielhaus Graz bis zu den<br />
freien Theatern – verstärkt eine interessier-<br />
te breite Öffentlichkeit erhalten und durch<br />
ein Spezialkriterium in Produktionsförde-<br />
rungen verankert werden. Modelle wie der<br />
„professionell begleitende“ Retzhof-Litera- Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Grazturpreis<br />
von UniT<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
legen neue Maßstäbe und bzw. <strong>Steiermark</strong>-Bezug<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
in den Mittelpunkt Kultur<br />
erweitern die bestehenden Landesliteratur- des Interesses rücken. Entscheidend dabei<br />
preise und -stipendien. Als besondere Ini- wird – am Beispiel „bookolino“ – das rich-<br />
tiativen des Bundes und als Ausdruck eines<br />
neuen föderalen Denkens setzen der von<br />
Staatssekretär Franz Morak initiierte Ernst-<br />
Jandl-Preis für Lyrik, der alle zwei Jahre<br />
mit Workshops und Rahmenprogramm in<br />
Neuberg an der Mürz vergeben wird und<br />
der nach 50 Jahren Wanderschaft durch<br />
alle Bundesländer seit 2003 jedes Jahr<br />
in Gleisdorf verliehene Österreichische<br />
Kinder- und Jugendliteraturpreis einen<br />
wichtigen Schwerpunkt für das Literatur-<br />
land <strong>Steiermark</strong> und Signale an ein junges<br />
Lesepublikum.<br />
Literaturförderung und Existenzsicherung für<br />
Autorinnen und Autoren heißt auch starke<br />
Partner in der Vermittlung an der Schnittstel-<br />
le Vertrieb, Markt, Wirtschaft: Verlage, Lite-<br />
raturzeitschriften und Buchhandlungen profi-<br />
tieren von der durch steirische Präsenz in der<br />
Bundesgesetzgebung unbefristeten Verlänge-<br />
rung der Buchpreisbindung, die europaweit<br />
als vorbildliche Lösung gilt – gleichermaßen<br />
wie die Ausnahmeregelung bei der Bundes-<br />
beschaffung für den regionalen Buchhandel.<br />
Nächster Schritt soll die Etablierung von Ver-<br />
legergesprächen im Ausseerland sein.<br />
Das Canetti-Projekt des Literatur(h)auses<br />
Graz im Juni 2005 soll Modell weiterer Li-<br />
teraturschwerpunkte in Vernetzung mit Kul-<br />
turveranstaltern sein, die herausragende<br />
tige Ansprechen junger und ganz junger<br />
Leser bleiben. Eine professionell begleitete<br />
Wir müssen uns zwingen, Visionäre zu sein. Wir sind es, auch deshalb, weil wir an die Kunst glauben,<br />
so altmodisch das klingen mag. Visionäre sein, das heißt, wir sind im Aufbruch, wir entwerfen, wir<br />
finden uns nicht ab.<br />
Alfred Kolleritsch<br />
virtuelle Schreib-Schule soll auf der aktiven<br />
Seite Interesse und die Lust am ernsthaften<br />
Experimentieren wecken.<br />
Modelle für eine literarische Werkstatt und<br />
von Gemeinden eingesetzte Stadtschreiber<br />
als philosopher-in-residence sind auszu-<br />
bauen und weiterzuentwickeln und in eine<br />
aktive Kommunikation mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgern einzubinden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 143<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Erfahrung<br />
Kunst und Kultur braucht Raum, um sich<br />
entwickeln zu können. Raum geben – heißt<br />
bezeugen und zeigen, welche Werte auch<br />
tatsächlich gelebt werden. Architektur ist<br />
hier nicht (bloßes) Bauen, vielmehr Mani-<br />
festation. Wer Raum gestaltet, schreibt we-<br />
gen des hohen Mitteleinsatzes für längere<br />
Zeiträume ganz bestimmte Formen zur<br />
Nutzung fest und gibt Antworten auf, was<br />
wichtig und was möglich ist.<br />
Vieles, was jahre- und jahrzehntelang heftig<br />
diskutiert, gefordert aber nie realisiert wur-<br />
de, konnte gerade im Sog der Vorbereitung<br />
zu „Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas“<br />
durch den entschiedenen Einsatz von Lan-<br />
deshauptmann Waltraud Klasnic umgesetzt<br />
werden: das Kunsthaus, als neues Stadt-<br />
wahrzeichen von Peter Cook und Colin Four-<br />
nier, Ort der neuen Auseinandersetzung mit<br />
bildender Kunst und Heimat für eine Wie-<br />
derbelebung des Trigon-Gedankens sowie<br />
gleichzeitig auch Dach für die Camera Aus-<br />
tria, die Stadthalle, als von Klaus Kada be-<br />
eindruckend umgesetzte „Halle für alle“ und<br />
die Helmut-List-Halle von Markus Perntha-<br />
ler, als lange Jahre gefordertes multifunkti-<br />
onales Konzerthaus mit weltmeisterlicher<br />
Akustik gerade für zeitgenössische Musik.<br />
144<br />
Aber auch das Kindermuseum von Hemma<br />
Fasch und Jakob Fuchs und die Acconci-<br />
Insel am und im steirischen Landesfluss in<br />
Graz. Als innovativer und multifunktionaler<br />
Kulturraum in den Regionen muss das<br />
Kunsthaus St.Ulrich/Greith von Michael<br />
Die Debatte um die Architektur wird nicht mehr nur auf der kulturellen Ebene geführt, sondern<br />
aufgrund der Dynamik der kommerziellen Aktivität ist sie in der Diskussion um den Profit für die<br />
Öffentlichkeit auch zu einer Frage des öffentlichen Interesses geworden.<br />
Zaha Hadid<br />
Kunst und Kultur Raum geben<br />
„Architektur gestaltet Raum für Menschen,<br />
ist Alltag, Leben und Kultur“<br />
Szyszkowitz und Karla Kowalski, das Kunst-<br />
haus Weiz des in Frankreich lebenden Bru-<br />
cker Architekten Dietmar Feichtinger und<br />
als bedeutender Raum für die Sammlung<br />
Bruno Gironcolis von Hermann Eisenköck<br />
hervorgehoben werden.<br />
Zu den – national wie international – unbe-<br />
strittenen Kernkompetenzen der steirischen<br />
Kultur gehört die Architektur. Die „Grazer<br />
Schule“, wissenschaftlich unterlegt und be-<br />
gleitet durch eine renommiert besetzte Fa-<br />
kultät der Technischen Universität, ausge-<br />
wiesen durch viele Beispiele zeitgemäßen<br />
Bauens, hat europäischen Rang und einen<br />
weithin ausgezeichneten Ruf.<br />
Vision<br />
Architektur ist zuerst keine Frage des Gel-<br />
des, sondern vielmehr grundsätzlich eine<br />
Frage der Haltung und der Intention. Archi-<br />
tektur ist Alltag, Leben, Kultur – gebaute
Kultur und Gestaltung von Lebens-Raum<br />
und gibt Antworten auf die Frage: Wo steht<br />
die Gesellschaft und wohin kann sie sich<br />
entwickeln? Wir wollen steirische Architek-<br />
tur als wichtigen „Export-Artikel“ begreifen<br />
und international als Botschafter einsetzen,<br />
um viel beachtete Beispiele und Lösungen<br />
von Lebensgestaltungsfragen – wie wir mit<br />
Ressourcen, Landschaft, Stadtraum, defi-<br />
nierten sozialen Standards, der Umwelt als<br />
Mitwelt umgehen – in einen Diskurs stellen,<br />
der alle Menschen angeht. Wir wollen mit<br />
Architektur die <strong>Steiermark</strong> zum Labor für<br />
die <strong>Zukunft</strong> machen.<br />
Aktion<br />
Wettbewerbsförderungen für internationale<br />
Dem Architekturbegleiter<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Graz 2003 folgt Ausschreibungen<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
effektiv gefördert werden. Kultur<br />
eine Dokumentation über die <strong>Steiermark</strong>, Durch einen Architekturbeirat sollen gleich-<br />
die 2005 präsentiert wird. Die Architekturlaufend die steirischen Bürgermeister via<br />
fakultät der Technischen Universität Graz<br />
gibt das Architekturmagazin GAM perio-<br />
disch heraus. Die Baukultur der <strong>Steiermark</strong><br />
soll regelmäßig und systematisch dokumen-<br />
tiert werden. Ein Jahrbuch stärkt die regio-<br />
nale Kulturvermittlung und festigt das inter-<br />
nationale Ansehen steirischer Architektur.<br />
2005 soll das Jahrbuch der Architektur<br />
<strong>Steiermark</strong> bei der Verleihung des Architek-<br />
turpreises des Landes <strong>Steiermark</strong> starten.<br />
„Kunst und Bau“ wird im neuen Kultur- und<br />
Kunstförderungsgesetz als Kunst im öffent-<br />
lichen Raum wieder aktiviert. „Nachhaltig<br />
bauen“ und „Mut zur Qualität II“ setzen im<br />
Bereich Energieeinsatz und Gemeindebau-<br />
ten neue Akzente. Graz ist auf dem Weg zur<br />
Architekturhauptstadt 2007 und setzt da-<br />
mit Schwerpunkte im Auftritt als Kulturdes-<br />
tination.<br />
„Architekturlaboratorium <strong>Steiermark</strong>“ setzt<br />
sich zum Ziel, die in der <strong>Steiermark</strong> wirken-<br />
den oder hier ausgebildeten Architektinnen<br />
und Architekten unter dem Grundsatz „regi-<br />
onal konzipieren – international umsetzen“<br />
in einer Ausstellung zu präsentieren. Aufbau-<br />
end auf den multimedialen Umsetzungen<br />
am Beispiel der Medien- und Architektur-<br />
biennale werden Ausstellungsmodule erar-<br />
beitet, die international präsent sein sollen.<br />
Gerade in Zeiten verminderter öffentlicher<br />
Bauvolumina kann durch die Gewährung von<br />
Förderungen im Gemeindehochbau zu Qua-<br />
lität in der Architektur angeregt werden – das<br />
ganze Land wird eine Schatzkiste modernen<br />
qualitätsvollen Bauens. Ein eigener Anwalt<br />
für die Baukultur könnte so etwas sein wie<br />
das Gewissen der Öffentlichkeit. Seine Auf-<br />
gabe wäre es, die Aktivitäten des Landes,<br />
Ich bin der Meinung, dass in Österreich im 20. Jahrhundert die Architektur die wichtigste Kultur- und<br />
Kunsterscheinung ist.<br />
Hans Hollein<br />
der Stadt und der Gemeinden kritisch zu<br />
verfolgen und überall dort einzugreifen, wo<br />
Qualitätsverluste offenkundig werden.<br />
Der Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes<br />
„Grazer Altstadt“ wird durch ein Lücken<br />
schließendes, aber Innovationen aufge-<br />
schlossenes Gesetz mit neuen Kompetenzen<br />
weiter gesichert werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 145<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Kunst und Kultur fördern und fordern<br />
„... als Basis zur bestmöglichen Entfaltung<br />
eines Landes“<br />
Erfahrung<br />
Die Aufgabe der Kulturpolitik des Landes ist<br />
es, Kunst und Kunstschaffenden den Frei-<br />
raum für ihre bestmögliche Entfaltung ihrer<br />
Kreativität zu sichern und stimulierende<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Pio-<br />
nier- und vorbildhafte Kulturpolitik eines<br />
Hanns Koren, Kurt Jungwirth, Helmut Strobl<br />
und Josef Krainer haben maßgeblich zu-<br />
sammen mit den Initiativen, die jetzt gesetzt<br />
werden, dazu beigetragen, dass die Steier-<br />
mark das offene Klima fördert und weiter<br />
international als lebendiger und virulenter<br />
Ort für und mit unverwechselbarer Kultur<br />
wahrgenommen wird.<br />
Kulturpolitik muss Zugänge öffnen und offen<br />
halten. Zur politischen Kultur gehört heute<br />
unbestritten, dass sie Rahmen schaffen und<br />
Freiräume sichern soll. Der Auftrag liegt in<br />
der Beschränkung – Grenzen suchen, setzen<br />
und einhalten – fern von Intervention oder<br />
Dirigismus. Dezentral und föderal sind Eigen-<br />
schaften, die einem Heute in der (Kultur)Politik<br />
entsprechen – ein Weg, der trotz gezogener<br />
Furchen durch starke Akzentsetzungen in<br />
Bund und Land gegangen wird.<br />
Zu einer geforderten Verlässlichkeit gehört<br />
zuerst eine mehrjährige Planbarkeit, die im<br />
146<br />
Land <strong>Steiermark</strong> erstmals 2003 durch den<br />
Abschluss dreijähriger Förderverträge mit<br />
119 Kulturinitiativen – zu einem großen Teil<br />
regional verankert oder als lebendige kreati-<br />
ve Szene ansprechbar, auch wenn einige in<br />
der Zeit ihrer Entwicklung bereits aus dem<br />
engeren Definitionsrahmen „freie Szene“ he-<br />
rausgewachsen waren – umgesetzt werden<br />
konnte. Zu einer qualifizierten und qualifi-<br />
zierenden Vorbereitung wurde eine fachlich<br />
Wenn alle so fett von den Subventionen leben, dann wird es keine entsprechende Kreativität und<br />
keinen Wettbewerb geben. Aber das andere Extrem geht auch nicht. Der entsprechende Mix ist eine<br />
ganz zentrale wirtschaftspolitische Frage.<br />
Hanns Abele<br />
unbestreitbare „Evaluierungskommission“<br />
berufen, die von Landeshauptmann Wal-<br />
traud Klasnic auch mit der Erarbeitung eines<br />
seit 20 Jahren im Wesentlichen unveränder-<br />
ten Kulturförderungsgesetzes betraut wurde<br />
und nach den Beratungen im Steiermärki-<br />
schen Landtag als „Steiermärkisches Kultur-<br />
und Kunstförderungsgesetz (2005)“ neue<br />
Maßstäbe weithin setzen wird.<br />
Im Wissen um die Maßstäbe setzende und<br />
qualitätssichernde Funktion großer Kultur-<br />
träger sind im selben Zeitraum das Landes-<br />
museum Joanneum, die Theater Graz und<br />
der „steirische herbst“ als Gesellschaften im<br />
öffentlichen Eigentum neu geordnet und mit<br />
einer zukunftssichernden Finanzierung aus-<br />
gestattet worden. Beides mit dem Auftrag,<br />
weithin sichtbare Signale zu senden und<br />
das kreative Potenzial des Landes und in<br />
der Stadt zu fördern und zu fordern.
Vision<br />
Die <strong>Steiermark</strong> lebt das Beispiel einer von<br />
Kunst und Kultur getragenen Gesellschaft,<br />
die besonders alle Generationen, die zu glei-<br />
cher Zeit leben, respektiert und als wertvol-<br />
le Bereicherungen begreift und dabei<br />
Schwerpunkte setzt, wo es gilt, Barrieren<br />
abzubauen: Kultur – im Bewusstsein der<br />
Notwendigkeit zu Unterscheidbarem – als<br />
allen gemeinsamer Boden und zugleich Mo-<br />
tor für Neues und mögliche Entwicklungen<br />
in der <strong>Zukunft</strong>. Kunst und Kultur als (auch<br />
überlebensnotwendiges) Lebensmittel.<br />
Aktion<br />
Vermehrt in Zeiten weniger wachsender mehr gemeinsame – auch parallele – krea-<br />
öffentlicher Haushalte<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
muss sehr bestimmt tive Prozesse<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
sollen zwischen den Genera- Kultur<br />
auf die bundesgesetzliche Verankerung der tionen, gleich wie zwischen Menschen mit<br />
schon lange Jahre geforderten steuerlichen unterschiedlicher Ausdrucksfähigkeit for-<br />
Absetzbarkeit von Kunstsponsoring hingear-<br />
beitet werden.<br />
„Kinderleben in der Kunst“ setzt einen<br />
Schwerpunkt bei der Integration junger und<br />
ganz junger Steirerinnen und Steirer. So<br />
könnte aus der Tradition im Grazer Künst-<br />
lerhaus jetzt jährlich eine „Ausstellung“<br />
von und mit Kindern im neuen Kunsthaus<br />
stattfinden. Vieles ist im darstellenden Be-<br />
reich schon initiiert. Ein gewachsenes Bei-<br />
spiel in den Regionen gibt die 2004 gegrün-<br />
dete Rebenlandakademie für Kinder und<br />
Jugendliche im Kniely-Haus in Leut-<br />
schach.<br />
Den „ganzen Menschen“ erkennen und je-<br />
den in seiner Art, sich als kulturelles Wesen<br />
einzubringen und auszudrücken, – ohne<br />
Über- und Nebenordnung – annehmen. Ge-<br />
meinsame Ausstellungen oder auch viel-<br />
ciert werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 147<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der Generationen<br />
Wir unterstützen und fördern die Menschen in ihrer Lebenswelt.<br />
Sie stehen im Mittelpunkt jeder Überlegung.
Es ist eine der großen Herausforderungen<br />
der Politik, in den kommenden Jahrzehnten<br />
allen Generationen, Männern und Frauen<br />
die Teilhabe am gesellschaftlichen Wohl-<br />
stand zu garantieren. Dazu braucht es eine<br />
gelebte, aufrichtige und wechselseitig be-<br />
dingte Solidarität aller Generationen im Sin-<br />
ne des „Generationenvertrages“, auf dem<br />
unsere soziale Sicherheit basiert – in der<br />
Familie, zwischen Jung und Alt, aber auch<br />
zwischen Mann und Frau.<br />
In unserer schnelllebigen Welt, in der sich<br />
tradierte Werte und Lebenssituationen rasch moderne Arbeitswelt, Gesundheit und Wohl-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
verändern, ist es unabdingbar, die verbefinden, Kultur, Wissen und Bildung –<br />
schiedenen Generationen (wieder) zusam- durch neue, moderne Denkweisen, praktimen-<br />
und einander näherzubringen. Die kable Modelle und kreative Veränderungen<br />
Alten brauchen die Jungen, die ihnen ihre<br />
Perspektiven, Wünsche und Hoffnungen<br />
vermitteln, um so ein besseres Verständ-<br />
nis erwirken zu können. Die Jungen brau-<br />
chen die Alten, die in „abgeklärter Unauf-<br />
geregtheit“ ihren Erfahrungsschatz weiter-<br />
geben können. Jede Generation kann und<br />
soll von der anderen lernen und profi-<br />
tieren.<br />
Eine vorurteilslose, mit ehrlichem Interesse<br />
stattfindende Begegnung, die sowohl Sorgen<br />
und Ängste als auch Wünsche und Hoffnun-<br />
gen der Einzelnen an die Oberfläche bringt,<br />
ist wohl der entscheidende Weg, der zu gehen<br />
ist. Es ist freilich nicht einfach, immer in wert-<br />
freier Akzeptanz und Toleranz aufeinander<br />
Eine Politik, die Kinder, Karriere und die Harmonie der Generationen auf ihre Fahnen heftet, ist nicht<br />
nur zukunftsfähig im besten Sinne des Wortes, sie ist auch wirtschaftsfreundlich.<br />
Denn „Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf“ betrifft einerseits die Familie, ist aber andererseits<br />
auch ökonomisch ein Thema.<br />
Kristina Edlinger-Ploder<br />
zuzugehen, dennoch sollte dies ein erklärtes<br />
Ziel aktiver Generationenpolitik sein.<br />
Die Rahmenbedingungen, die dies ermögli-<br />
chen sollen, müssen von der Politik geschaf-<br />
fen werden. Solidarität, soziale Sicherheit,<br />
sollen die bisherigen Lebensmodelle ersetzt<br />
bzw. ergänzt werden, um eine inspirierende<br />
und inspirierte Generationenharmonie zu<br />
ermöglichen.<br />
Wir wollen eine Gesellschaft für alle Lebens-<br />
alter, die nicht von Sprachlosigkeit und Ab-<br />
grenzung, sondern von einem Miteinander<br />
der Generationen geprägt ist.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 151<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Kinder und Jugend<br />
Erfahrung<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist ein kinder-, jugend- und<br />
familienfreundliches Bundesland, denn es<br />
ist uns bewusst, dass unsere Kinder unser<br />
höchstes Gut sind. Als Generationen von<br />
morgen gebührt ihnen in allen möglichen<br />
Lebenslagen unsere allumfassende Aufmerk-<br />
samkeit und Förderung. Ein behütetes und<br />
unbeschwertes Heranwachsen und Reifen in<br />
Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie die Ungerechtigkeit.<br />
Charles Dickens<br />
Sicherheit und Geborgenheit soll ihnen<br />
Garant für eine ihnen alle Möglichkeiten öff-<br />
nende <strong>Zukunft</strong> sein. Daher haben wir 2001<br />
die Aktion „KINDerLEBEN“ gestartet.<br />
Der Jugendarbeit wird große Wertschätzung<br />
entgegengebracht. Es ist ein erklärtes Ziel,<br />
auch weiterhin an einer kinder- und jugend-<br />
gerechten Gesellschaft zu arbeiten. Die Stei-<br />
ermark fördert ihre Jugend gemäß den In-<br />
tentionen der Kinderrechtskonvention und<br />
dem EU-Weißbuch als eigenständige Persön-<br />
lichkeiten in ihrer geistigen, seelischen, ethi-<br />
schen, körperlichen, sozialen, politischen,<br />
kulturellen und religiösen Entwicklung.<br />
Vision<br />
Junge Leute für Politik begeistern<br />
Jugendpolitik muss vielfältig und offen sein,<br />
die aktuellen Herausforderungen der Zeit an<br />
die jungen Leute erkennen und auch bewäl-<br />
152<br />
tigen. Gerade in der Jugendpolitik können<br />
überzeugende Lösungsansätze und Lösun-<br />
gen nur dann erkannt und verwirklicht wer-<br />
den, wenn sie aus der unmittelbaren Le-<br />
benswelt der Jugendlichen hervorgehen.<br />
Unsere Kinder haben ihre eigene „Kultur“,<br />
auf die besonderer Wert zu legen ist.<br />
Junge Menschen wollen und müssen ernst<br />
genommen werden. Nicht nur in ihren sehr<br />
spezifischen Sorgen im Alltag – Schule,<br />
Freunde, Pubertät, Sexualität, Eltern usw.<br />
–, sondern eben auch im politischen Be-<br />
reich. Man muss ihnen zeigen, dass ihnen<br />
gerade die Politik viele Möglichkeiten bietet,<br />
auf ihre Probleme hinzuweisen und geeig-<br />
nete Lösungsvarianten zu erarbeiten und<br />
umzusetzen. Junge Leute müssen in der<br />
aktiven und passiven politischen Arbeit ein-<br />
gebunden werden. Nur so kann ihr Interes-<br />
se erhöht und ihrer angeblichen „Verdros-<br />
senheit“ Rechnung getragen werden.<br />
Die Mitbestimmung junger Leute im demo-<br />
kratischen Dialog auf Gemeinde-, Landes-<br />
und Bundesebene soll ihnen die Verwirkli-<br />
chung ihrer Ideen, Wünsche und Anliegen<br />
ermöglichen und ihnen Gelegenheit bieten,<br />
intensiv darauf aufmerksam zu machen.<br />
Partizipation kann und soll sich dabei nicht<br />
nur auf das Wahlrecht beschränken, viel-<br />
mehr sollen sich junge Leute auch in ande-<br />
ren Formen am politischen Geschehen be-<br />
teiligen können.
Kinder- und Jugendschutz<br />
auf allen Ebenen<br />
Unsere Kinder brauchen unseren besonde-<br />
ren Schutz. Auch wenn sie ihre Erfahrungen<br />
selber machen müssen und sie ihr Leben<br />
ab einem bestimmten Alter selbst in die<br />
Hand nehmen wollen – und dies zu akzep-<br />
tieren und zu unterstützen ist –, ist eine<br />
sanfte „Führung“ – auch außerhalb des<br />
Elternhauses – manchmal unabdingbar.<br />
Jungen Menschen bieten sich immer neue<br />
Herausforderungen, denen sie sich auf dem<br />
Weg ins Erwachsenenleben stellen müssen.<br />
Viel zu leicht ist es möglich, an Suchtmittel<br />
„heranzukommen“. Zigaretten und Alkohol<br />
können oft problemlos – ohne Ausweis, ohne<br />
Rechtfertigung, ohne Mahnung – erworben<br />
und öffentlich konsumiert werden. Gerade in<br />
diesem Punkt muss sowohl in der Wirtschaft<br />
als auch bei der Jugend eine Bewusstseins-<br />
änderung herbeigeführt werden.<br />
weiterhin zur Schule gehen und dann ein<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
Jedem Jungen muss unmissverständlich Hochschulstudium absolvieren? Soll ich<br />
klar gemacht werden, welche zerstörende einen Lehrberuf ergreifen? Welcher Beruf<br />
Wirkung Drogen haben. In erster Linie ist passt überhaupt zu mir und werde ich<br />
Sorge dafür zu tragen, dass es gar nicht erst<br />
möglich ist, mit diesen Rauschmitteln in<br />
Berührung zu kommen. Gleichzeitig muss<br />
die gezielte Bewusstseinsbildung in diesem<br />
Bereich sehr früh beginnen: sich dem Grup-<br />
penzwang zu entziehen, ist für einen jungen<br />
Menschen oft sehr schwierig. Dazu gehört<br />
eine gehörige Portion „gesunden“ Selbstbe-<br />
wusstseins, das mit der größtmöglichen<br />
Aufklärung auf allen Ebenen gekoppelt sein<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 153<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
soll.<br />
Verantwortungsbewusstsein muss zuhause<br />
und in der Schule gelehrt und gelernt wer-<br />
den. Unsere Gesellschaft braucht selbst-<br />
ständige junge Menschen, die bereit sind,<br />
Verantwortung für sich selbst, für die Ge-<br />
sellschaft und für den Staat zu über-<br />
nehmen.<br />
Berufswahlmöglichkeiten<br />
Der richtige Beruf spielt in unser aller Leben<br />
eine große Rolle, ist er doch ein entschei-<br />
dendes Kriterium dafür, wie wohl wir uns<br />
in unserer Umgebung fühlen und ob wir mit<br />
uns selbst zufrieden sind.<br />
Aber schon in sehr jungen Jahren muss die-<br />
se schwierige und schwer wiegende Berufs-<br />
entscheidung getroffen werden: Werde ich<br />
ihn in zehn, zwanzig Jahren auch noch<br />
mögen?<br />
Unserer Jugend müssen alle möglichen Be-<br />
rufsperspektiven offen gehalten werden!<br />
Wir müssen uns der Herausforderung stellen, jungen Familien den Start ins Leben zu erleichtern –<br />
mit ausreichender materieller Absicherung. Ein Kinderbetreuungsgeld ist eine wichtige Hilfe, es ist gut,<br />
dass es einen breiten Zugang für alle gibt. Für Alleinerziehende ist das Kinderbetreuungsgeld allerdings<br />
oft nicht existenzsichernd.<br />
Franz Küberl<br />
Nicht jeder ist für den gleichen Beruf geeig-<br />
net. Die Entscheidung für eine Karriere in<br />
der Lehre darf nicht am schlechten Image<br />
scheitern – ein Lehrabschluss ist der Matu-
a nicht als „billige“ Alternative gegenüber-<br />
zustellen. Mädchen und Burschen müssen<br />
– auch von ihren Eltern – auf unkonventio-<br />
nelle Berufsangebote aufmerksam gemacht<br />
werden: Warum sollen Burschen nicht Spaß<br />
daran finden, Frisöre oder Kindergärtner zu<br />
werden und Mädchen als Mechanikerinnen,<br />
Tischlerinnen oder Installateurinnen reüssie-<br />
ren? Dieselbe Frage stellt sich natürlich<br />
auch im Hochschulbereich. Frauen sollen<br />
sich mutig und selbstbewusst in technische<br />
Studienrichtungen einschreiben.<br />
Aktion<br />
Politische Partizipation<br />
Engagierte und interessierte junge Men-<br />
schen sollen auf politischer Ebene bei Ent-<br />
scheidungen, die ihre unmittelbare Lebens-<br />
welt betreffen, mitreden, mitgestalten und<br />
mitbestimmen können. Sie sollen in diesen<br />
Prozessen und Projekten begleitet und von<br />
Fachleuten unterstützt werden. Im konkre-<br />
ten Projekt „yougend.st“ wird bereits daran<br />
gearbeitet: Politische Verantwortungsträger<br />
etwa auf Gemeindeebene werden ermuntert<br />
und begleitet, nachhaltig die Mitbestim-<br />
mung von Kindern und Jugendlichen in ih-<br />
rer Gemeinde zu praktizieren.<br />
Junge Leute müssen in unserer Gesellschaft<br />
die Erfahrung machen, wichtig und ernst<br />
genommen zu werden. Auch sie können an<br />
154<br />
ihren Aufgaben wachsen, man muss sie nur<br />
ermutigen, ihre Anliegen für sich und die<br />
anderen selbst in die Hand zu nehmen und<br />
tatkräftig daran zu arbeiten.<br />
Jugendkultur<br />
Die Welt unserer Jungen muss als Zeichen<br />
der Wertschätzung und Anteilnahme ver-<br />
standen werden. Der Ausdruck der jugend-<br />
Nichts schadet einem jungen Menschen mehr als das Gefühl, keinen Platz zu finden, nicht gebraucht<br />
zu werden und von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein.<br />
Richard von Weizsäcker<br />
lichen Lebenswelt schlägt sich in ihrer be-<br />
sonderen „Jugendkultur“ nieder: sie stiftet<br />
ihre persönliche Identität und beschreibt ihr<br />
Lebensgefühl. In spezifischen Projekten und<br />
Veranstaltungen wird daher ausdrücklich<br />
auf ihre spezielle Authentizität Wert gelegt,<br />
die sich in den Bereichen Musik, Mode,<br />
Kultur oder der regionalen Jugendszene nie-<br />
derschlägt.<br />
Schutz durch Prävention<br />
Die Präventionsarbeit spielt eine wichtige<br />
Rolle in unserer Zeit. Kinder und Jugendli-<br />
che müssen in ihren unterschiedlichen Ent-<br />
wicklungsstufen unterstützt und begleitet<br />
werden. Zu denken ist an Projekte, Semi-<br />
nare und Aktionen, die Aufklärung und Bei-<br />
stand in allen möglichen Lebenslagen bie-<br />
ten, neben der Problematik mit Zigaretten,<br />
Alkohol und Drogen eben beispielsweise<br />
auch den Umgang mit Stress und Aggressi-<br />
on thematisieren. Diese Arbeit braucht eine<br />
ganz konkrete Betreuung durch ausgebilde-<br />
te, diplomierte Jugend- und Freizeitpädago-<br />
gen. Des Weiteren sollen „Suchtbotschaf-
ter“ in der gesamten <strong>Steiermark</strong> Informati-<br />
onsveranstaltungen für Eltern, Lehrerinnen<br />
und Lehrer und politische Entscheidungsträ-<br />
ger durchführen.<br />
Unterstützung in der Berufswahl<br />
Es ist leider evident, dass immer weniger<br />
Betriebe Lehrlinge ausbilden können oder<br />
wollen. Gleichzeitig benötigt unsere Wirt-<br />
schaft aber gut ausgebildete Fachkräfte. Die<br />
Lehrpläne sind verstaubt und die Auflagen<br />
für die Wirtschaft in der Lehrlingsausbil-<br />
dung sind oft nicht leicht nachzuvollziehen.<br />
In diesem Punkt muss intensiv nachgehakt<br />
werden. Es ist daher unumgänglich, sowohl<br />
Familien<br />
das Image der Lehrausbildung sowie die<br />
Ausbildung selbst attraktiv zu gestalten und<br />
durch Weiterbildungsmöglichkeiten zu un-<br />
termauern. Die Schutzbestimmungen für<br />
Lehrlinge müssen jedenfalls neu überdacht<br />
werden.<br />
Mädchen und Frauen sollen sich selbstbe-<br />
wusst in die Berufswelt der Männer vorwa-<br />
gen. Bei der Berufswahl darf allerdings die<br />
grundsätzliche Aussicht auf einen Arbeits-<br />
platz nicht aus den Augen verloren werden.<br />
Jedem steht jeder Weg offen – jeder muss<br />
seine eigene Entscheidung treffen – das ist<br />
schwierig genug und darf nicht durch Tra-<br />
ditionsdenken erschwert werden.<br />
Erfahrung <strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
teten Paare darf nicht vergessen werden.<br />
Ein sichtbares „Zeichen der Zeit“ ist der Familie ist dort, wo sie aus vollem Herzen<br />
unübersehbare Wandel der Familie an sich.<br />
Familie beschränkt sich heute nicht mehr<br />
auf das klassische „System“ von Vater-Mut-<br />
ter-Kind(er). Auf die Sorgen und Probleme<br />
der vielen alleinerziehenden Mütter und Vä-<br />
ter, der „Patchworkfamilien“ – Elternteile<br />
Diesen Schwung, der nicht zuletzt durch die Wahlaltersenkung auf 16 Jahre im Jahr 2001 ausgelöst<br />
wurde, möchten wir auch für die <strong>Zukunft</strong> nutzen. Die Senkung war auf jeden Fall ein demokratie-<br />
politischer Quantensprung, der einen großen und notwendigen Dynamisierungs- und Innovationsschub<br />
für die Politik selbst brachte.<br />
Thomas Einwallner/Klaus Hatzl<br />
bringen ihre Kinder aus vorhergehenden<br />
Ehen oder Partnerschaften mit in eine neue<br />
Beziehung –, aber auch der nicht verheira-<br />
gelebt wird und wo man sich geborgen und<br />
behütet fühlt.<br />
Die <strong>Steirische</strong> Frauenstudie 2004 hat ge-<br />
zeigt, dass ein Viertel aller Frauen Haus-<br />
frauen sind; 75 % gehen einem Beruf nach,<br />
wobei ungefähr die Hälfte voll- und die<br />
andere Hälfe teilzeitbeschäftigt ist. Frauen<br />
mit ein bis zwei Kindern sind hauptsächlich<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 155<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
in Teilzeitjobs tätig, während Frauen mit<br />
mehr als zwei Kindern oft zuhause bleiben.<br />
Die Hauptlast der Familien-, Kinder- und<br />
Haushaltsbetreuung wird nach wie vor von<br />
Frauen getragen. Kinderlose und Single-<br />
Frauen sind zumeist voll berufstätig. Diese<br />
wenigen statistischen Zahlen zeigen sehr<br />
deutlich, wie schwierig es für Frauen ist,<br />
eine Familie zu haben und gleichzeitig im<br />
Beruf zu reüssieren.<br />
Vision<br />
Förderung von Ehe und Familie<br />
Trotz des Wandels, der im Bereich der Fa-<br />
milien stattfindet, muss die klassische Fa-<br />
miliensituation im Auge behalten werden.<br />
Die Familie als „Keimzelle des Staates“, als<br />
„Schule fürs Leben“ und als Ort der Gebor-<br />
genheit, Sicherheit, Stabilität und Rekreati-<br />
on besitzt in unserer Gesellschaft nach wie<br />
vor einen hohen Stellenwert. Die stetig sin-<br />
kende Geburtenrate und gleichzeitig die<br />
ansteigende Lebenserwartung erschweren<br />
dabei die Erfüllung des Generationenver-<br />
trages.<br />
Ein „Ja zum Kind“ erfordert optimale Rah-<br />
menbedingungen für die Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf. Familienpolitische Maß-<br />
nahmen sollen eine geregelte innerfamiliäre<br />
156<br />
Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit<br />
ermöglichen, um eine hohe gesellschaftli-<br />
che Wertschätzung von Vätern und Müttern<br />
zu garantieren. Flexible Kinderbetreuungs-<br />
einrichtungen und familienfreundliche Be-<br />
triebe brauchen dabei größtmögliche politi-<br />
sche Förderung.<br />
Die Grundformen des menschlichen Lebens werden immer weniger selbstverständlich und immer<br />
kontroverser: die dauerhafte und geglückte Verbindung von Mann und Frau (Ehe als Ort der<br />
Mitmenschlichkeit und der erfüllten Persönlichkeit), Religion als bergender Horizont, die Freude an<br />
Kindern, ihre Pflege und Erziehung in familiärer Stabilität, der menschliche Umgang mit Alten,<br />
Kranken und Behinderten.<br />
Wolfgang Mantl<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
Es ist schön und begrüßenswert, dass der<br />
Wunsch nach einem Familien- und Partner-<br />
schaftsleben nach wie vor ungebrochen ist.<br />
Der Wunsch nach Anerkennung in der Ar-<br />
beitswelt muss aber sowohl bei Männern<br />
als auch bei Frauen respektiert werden. Die<br />
Probleme, die sich aus der Verquickung die-<br />
ser beiden Bereiche ergeben, sind sehr oft<br />
an ganz persönliche und individuelle Le-<br />
bensumstände geknüpft. Daher sollen fle-<br />
xible, praktikable und vorurteilsfreie Lö-<br />
sungsvorschläge unterstützend aushelfen.<br />
Die Freude am Kinderhaben darf nicht<br />
durch eine „Entweder Beruf oder Familie“-<br />
Entscheidung noch durch befürchtete öko-<br />
nomische Nachteile getrübt werden.<br />
Verbesserung der rechtlichen Situation von<br />
Lebensgemeinschaften<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu<br />
Ehe und Familie. Eine aktive Familienpolitik<br />
muss aber den Umständen und Zeichen der<br />
Zeit Rechnung tragen. Das konventionelle<br />
Familienbild, das sich in den letzten Jahr-
zehnten so stark verändert hat, wird von<br />
neuen Familienstrukturen abgelöst. Unser<br />
Ziel liegt darin, alten wie neuen Familien-<br />
formen unter Beibehaltung unserer Wertnor-<br />
men und Wertvorstellungen entgegenkom-<br />
mend und unterstützend verpflichtet zu<br />
sein.<br />
Keine Form des Zusammenlebens darf dis-<br />
kriminiert werden, wenn zwei Menschen<br />
bereit sind, ehrlich füreinander Verantwor-<br />
tung zu übernehmen und zu tragen. Daraus<br />
resultierend soll der Status von Lebensge-<br />
meinschaften in folgenden Bereichen dem<br />
der Ehe angenähert und auf eine abgesi-<br />
cherte rechtliche Grundlage gestellt werden:<br />
Strafrecht (Entschlagungs- und Zeugnisver-<br />
weigerungsrecht, Begehung im Familien-<br />
kreis), Erbrecht (Pflichtteilsrecht, Erb-<br />
schaftssteuer), Sozialrecht (Hinterbliebe-<br />
nenversorgung), Unterhaltsrecht und<br />
„Trennungsrecht“.<br />
Aktion<br />
dingungen sowie ein breites und gesteiger-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
tes Bewusstsein für eine kinder-, jugendund<br />
familienfreundliche <strong>Steiermark</strong> schaffen<br />
helfen, die dem Prinzip der Generationen-<br />
Kinder- und familienfreundliche<br />
<strong>Steiermark</strong> stärken<br />
Seit einigen Jahren schon werden die viel-<br />
fältigen Initiativen und Bemühungen, die<br />
Rahmenbedingungen für ein noch kinder-,<br />
jugend- und familienfreundlicheres Klima in<br />
der <strong>Steiermark</strong> zu stärken, an einer zentra-<br />
len Stelle „gebündelt“: Die 2001 über Ini-<br />
tiative von Landeshauptmann Waltraud<br />
Klasnic gestartete Aktion „KINDerLEBEN“<br />
fungiert hierbei – weit über die Legislatur-<br />
perioden hinaus – als „Drehscheibe“, über<br />
die Ideen und Überlegungen aller Ressorts<br />
gesammelt, koordiniert, vernetzt und wei-<br />
tergedacht werden; eventuelle Defizite kön-<br />
nen dabei schnell aufgespürt und einer<br />
geeigneten Lösung zugeführt werden.<br />
Viele generationen- und familienrelevante<br />
Aktionen und Projekte wurden und werden<br />
von „KINDerLEBEN“ laufend initiiert, durch-<br />
geführt bzw. gefördert. Dies beginnt primär<br />
bei der Informations- und Aufklärungsarbeit<br />
für alle Lebensphasen, führt über wichtige<br />
Fragen des alltäglichen Lebens (wie bei-<br />
spielsweise Wohnen, Infrastruktur, Umwelt,<br />
Freizeit oder Kultur) zu ganz speziellen Be-<br />
reichen (z.B. Väterkarenz, Babyklappe/ano-<br />
nyme Geburt, Kinderbetreuung). Die Ini-<br />
tiative „KINDerLEBEN“ soll die Rahmenbe-<br />
verantwortlichkeit vollauf Rechnung trägt.<br />
Väterkarenz<br />
Eine statistische Erhebung hat ergeben,<br />
dass Ende des Jahre 2004 in Österreich nur<br />
Die Sicherung der Funktionstüchtigkeit von Familien sollte daher ein grundlegendes gesellschaftliches<br />
Anliegen sein. Es ist daher zu prüfen, wo Leistungsbehinderungen auftreten, welche<br />
Entstehungshintergründe sie haben und wie weit sie einer gesellschaftlichen bzw. politischen<br />
Gestaltung zugänglich sind. Hier liegt auch ein großer Aufgabenbereich der Aktion „Kind(er)leben“.<br />
Ernst Burger<br />
3,0 % aller Väter in Karenz waren. 37 %<br />
wären gerne bereit gewesen, die Vollzeit-<br />
Kinderbetreuung zu übernehmen und zwei<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 157<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Drittel der berufstätigen Frauen hätte dies<br />
sehr begrüßt. Es hat sich gezeigt, dass die<br />
Tendenz der Väterkarenz österreichweit stei-<br />
gend ist.<br />
Die positiven Effekte einer Väterkarenz<br />
schlagen hohe Wellen: Im Familienkreis pro-<br />
fitieren die Kinder, die den Vater viel be-<br />
wusster wahrnehmen – in der Regel sind<br />
die Bezugspersonen ja weiblich (Mütter,<br />
Großmütter, Kindergärtnerinnen, Lehrerin-<br />
nen); die Partnerinnen können sich intensi-<br />
ver ihrer Karrieren widmen; die Gewalt in<br />
den Familien und auch die Scheidungsrate<br />
sinkt. Aber auch die betroffenen Betriebe<br />
und Unternehmen können von „Karenzvä-<br />
tern“ viel Positives lukrieren: Männer, die<br />
sich eine Zeit lang der Kinderbetreuung ge-<br />
widmet haben, sind nachgewiesenermaßen<br />
belastbarer und teamfähiger.<br />
Familien und Unternehmen sind also große<br />
Nutznießer der Väterkarenz. Ein Unterneh-<br />
men, das private Bedürfnisse und Anforde-<br />
rungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitar-<br />
beiter nicht als belastende Ausnahmesitua-<br />
tion behandelt, sondern darauf flexibel und<br />
professionell reagiert, gewinnt einen erheb-<br />
lichen Marktvorteil im „Kampf“ um die mo-<br />
tiviertesten und besten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
In der Steiermärkischen Landesregierung<br />
wurde in diesem Sinne beschlossen, ein<br />
Pilotprojekt zur Erhöhung der Beteiligung<br />
158<br />
von Vätern in der Karenzzeit durchzuführen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist somit das erste öster-<br />
reichische Bundesland mit einem Projekt<br />
zur Förderung der Väterkarenz. Ziel ist dabei<br />
die Steigerung der Bewusstseinsbildung in<br />
einer breiten Öffentlichkeit und die Sensibi-<br />
lisierung der Wirtschaft für diesen Themen-<br />
bereich.<br />
Bedarfsgerechte,<br />
flexible Kinderbetreuung<br />
Der (Wieder-)Einstieg in die Berufswelt fällt<br />
einer Frau leichter, wenn sie für ihre Kinder<br />
Zusammenfassend sei noch mal emphatisch betont, dass die elterliche bzw. familiäre Erziehung von<br />
Kindern eine unverzichtbare Leistung darstellt, von der die ganze Gesellschaft profitiert. Die Erziehung<br />
von Kindern ist zudem auch eine anspruchsvolle und zugleich herausfordernde Aufgabe für die Eltern,<br />
die nicht mit Armut bezahlt werden darf.<br />
Verena Steyer<br />
eine geeignete und den persönlichen Le-<br />
bensumständen angepasste Betreuung fin-<br />
det und sie in guten Händen weiß. Oft fin-<br />
det die Kinderbetreuung im Kreise der Fa-<br />
milie, z.B. bei den Großeltern, statt. Diese<br />
Lösungsalternative ist jedoch nicht immer<br />
möglich (oder auch nicht immer gewünscht).<br />
Es ist daher unumgänglich, flächendeckend<br />
für Kinderbetreuungseinrichtungen zu sor-<br />
gen, die sowohl flexible Öffnungszeiten –<br />
man denke an die schwierigen Randzeiten<br />
wie Ferien oder schulautonome Tage – an-<br />
bieten als auch die Betreuung von Kleinst-<br />
kindern von 0 bis 3 Jahren und von 6- bis<br />
10-jährigen Schulkindern übernehmen und<br />
gleichzeitig trotzdem leistbar sind.<br />
Es ist unverständlich, dass Kindergärtnerin-<br />
nen und Kindergärtner eine Zusatzausbil-<br />
dung brauchen, um als Tagesmütter/-väter<br />
tätig sein zu können. Ausgebildete Pädago-
ginnen und Pädagogen sollen jedenfalls<br />
auch in diesen Betreuungsbereichen un-<br />
kompliziert eingebunden werden können.<br />
In einem Pilotprojekt der Tagesmütter Graz-<br />
<strong>Steiermark</strong> „MONA – Kinderbetreuung mo-<br />
bil“ wird versucht, allen möglichen indivi-<br />
duellen Forderungen insofern gerecht zu<br />
werden, als Kinder in ihrer gewohnten Um-<br />
gebung betreut werden. Dabei wird dem<br />
Bedürfnis nach Flexibilität höchste Rech-<br />
nung getragen.<br />
Familienfreundliche Betriebe<br />
Je flexibler Betriebe auf die persönlichen<br />
Familienkonstellationen ihrer Mitarbeiterin-<br />
nen und Mitarbeiter eingehen können, umstieg, der Schaffung von Wohnraum oder<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
so leichter wird die Koordination innerhalb der Gründung einer Familie resultieren. Als<br />
der Familien sein. Möglichste Flexibilität am Lösungsansatz wäre beispielsweise an eine<br />
Arbeitsplatz und die Einführung flexibler Ar- Abflachung der Lebenseinkommenskurve zu<br />
beitszeitmodelle nach skandinavischem<br />
Vorbild könnten Eltern ermöglichen, mehr<br />
Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Als<br />
attraktive Variante wäre z.B. für Teilzeitbe-<br />
schäftigte eine 3-Tage-Woche mit jeweils 10<br />
Stunden denkbar. Die Einführung alternati-<br />
ver Arbeitszeitmodelle würde selbstver-<br />
ständlich auch für die Unternehmen große<br />
Vorteile haben, denn zufriedene Mitarbeite-<br />
Die Familie ist die natürlichste, festeste und innigste Körperschaft. Aus ihr, wenn sie gut ist, geht die<br />
höchste Würde des menschlichen Geschlechtes und die größte Vollkommenheit der Staatsform hervor.<br />
Adalbert Stifter<br />
rinnen und Mitarbeiter sind leistungsberei-<br />
ter und motivierter. Steuerliche Vorteile<br />
könnten hierbei wesentliche Anreize schaf-<br />
fen, über ein Mehr an Flexibilität nachzu-<br />
denken.<br />
Abflachung der<br />
Lebenseinkommenskurve<br />
Junge Menschen und Familien müssen oft<br />
mit höheren finanziellen Belastungen<br />
„kämpfen“, die aus den grundsätzlich gerin-<br />
geren Verdienstmöglichkeiten bei Berufsein-<br />
denken. Es ist dabei freilich klar, dass die<br />
Anhebung der Startgehälter kurz- und mit-<br />
telfristig für die betroffenen Unternehmen<br />
große Kosten verursacht und eine reale Ent-<br />
lastung erst nach Jahren bzw. Jahrzehnten<br />
erfolgen würde.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 159<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Frauen<br />
Erfahrung<br />
Das Rollenbild der Frauen hat sich in den<br />
letzten Jahrzehnten augenscheinlich und<br />
stark verändert: Frauen sind heutzutage<br />
ganz selbstverständlich in der Arbeitswelt<br />
integriert, das gehört zur alltäglichen Nor-<br />
malität, die aber gerade für diese Bevölke-<br />
rungsgruppe oft zur Gratwanderung werden<br />
kann. Berufstätigkeit bedeutet nicht nur<br />
wirtschaftliche Selbstständigkeit und Frei-<br />
heit, sondern manchmal eben auch eine<br />
große Belastung, da die Hauptlast der Fa-<br />
milienarbeit immer noch von Frauen getra-<br />
gen wird. Der Spagat zwischen Beruf und<br />
Familie, zwischen Karriere und Mutterrolle<br />
wird viel zu oft durch tradierte Hindernisse<br />
erschwert. Die Entscheidung zum Kind<br />
muss durch überzeugende und ermutigende<br />
Rahmenbedingungen unterstützt werden.<br />
Unser Frauenbild ist pluralistisch und bunt.<br />
Jeglicher Dogmatismus in der Frauenpolitik<br />
wurde von der Wirklichkeit längst überholt.<br />
Die „Nur Hausfrau und Mutter“ und die<br />
„kinderlose Karrierefrau“ werden in unserer<br />
Vorstellungswelt nicht gegeneinander aus-<br />
gespielt – im Gegenteil! Unser Ziel ist ein<br />
160<br />
tolerantes Miteinander, in dem jede Frau ihr<br />
Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten<br />
soll.<br />
Eine zufrieden stellende Frauenpolitik<br />
braucht neue Denkmuster, braucht gewagte<br />
Visionen, braucht gezielte Aktionen: Frauen<br />
scheuen sich nicht vor Forderung, brauchen<br />
aber auch Förderung!<br />
Vision<br />
Gleichberechtigung<br />
zwischen Frau und Mann<br />
Gleichberechtigung zwischen Frau und<br />
Mann wird seit vielen Jahren auf den unter-<br />
schiedlichsten Ebenen diskutiert, unter-<br />
stützt und vehement gefordert. Es ist für<br />
unsere Gesellschaft frappierend und gleich-<br />
zeitig schockierend, dass es noch immer<br />
Branchen gibt, in denen für gleichwertige<br />
Die Voraussetzungen für Frauen, sich politisch zu betätigen, sind von ihren Eigenschaften ideal. Frauen<br />
sind neugierig, kommunikativ und wollen etwas verändern. Sie reflektieren die Realität und finden ganz<br />
bewusst eine gute Balance zwischen Veränderungswillen und Respekt vor gewachsener Stabilität. Das<br />
ist auch das, was sich Frauen von Frauen in der Politik erwarten. Sie rechnen damit, dass<br />
Politikerinnen nachvollziehen können, welche Bedürfnisse Frauen im täglichen Leben haben:<br />
ein Leben in Gleichberechtigung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Möglichkeit von<br />
Qualifizierungen, den Einsatz für gleichen Lohn ... die Liste ist eine lange.<br />
Roswith Roth<br />
Arbeit geschlechtsabhängig unterschiedli-<br />
che Löhne ausbezahlt werden. Gleiche Be-<br />
zahlung für gleichwertige Arbeit müsste<br />
längst Faktum sein, nicht Forderung!
Frauen in Führungspositionen fördern<br />
und stärken<br />
Die Zahl der Frauen in unseren heimischen<br />
Führungsebenen ist leider nach wie vor ge-<br />
ring. Die Bildungsstatistik ergibt hingegen<br />
ein ganz anderes Bild: auf 100 Männer<br />
kommen 104 Frauen, die ein Hochschulstu-<br />
dium absolvieren. Der Zugang zu Vermögen,<br />
Ressourcen und Zeit ist bei Frauen und<br />
Männern aber dennoch oft unterschiedlich.<br />
Die einzige Möglichkeit, diesen Zustand zu<br />
verbessern, ist, auch weiterhin eine aktive<br />
Bildungspolitik zu betreiben und die Bestär-<br />
kung von Mädchen, unkonventionelle, aus- besser sind. Heutzutage sind Mädchen im<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
gefallene Bildungs- und Berufswege zu wäh- Bereich der Bildung nicht mehr benachteilen.<br />
Frauen sollen in allen Bereichen der ligt, wohl aber später in der Arbeitswelt.<br />
Wirtschaft, Industrie, Politik und Kultur ge-<br />
nauso selbstverständlich vertreten sein und<br />
an der Spitze stehen wie Männer.<br />
Das nahe liegende Ziel wäre ein gleichwer-<br />
tiger Anteil von Frauen in Entscheidungs-<br />
und Führungspositionen der Politik, Wirt-<br />
schaft und Wissenschaft. Es ergibt sich<br />
daher die Notwendigkeit, dass in möglichst<br />
vielen Betrieben Frauenförderpläne und<br />
-programme ausgearbeitet, erprobt und ver-<br />
wirklicht werden.<br />
Team- und Integrationsfähigkeit, Solidarität<br />
und Sachkompetenz, Leistungsbereitschaft<br />
und -wille befähigen Frauen selbstverständ-<br />
lich auch für hochqualifizierte Spitzenfunk-<br />
tionen. Frauen verändern die politische<br />
Landschaft – dies zeigt gerade die Steier-<br />
mark besonders deutlich!<br />
Aktion<br />
Unkonventionelle Berufsfelder eröffnen<br />
Wir ermuntern Mädchen, ja wir fordern sie<br />
Auch seitens der Wirtschaft bedarf es nach wie vor einer starken Forcierung der betrieblichen Frauen-<br />
und Familienförderung. Ein positives Betriebsklima bewirkt unbestritten motivierte Mitarbeiterinnen,<br />
höheres Leistungsniveau und Einsatzbereitschaft und verringert gleichzeitig Fluktuation. Dienstgeber<br />
sollten dieses Potenzial erkennen, danach handeln und davon profitieren.<br />
Ridi Steibl<br />
eindringlich auf, bei ihrer Berufswahl aus-<br />
getretene Pfade zu verlassen und sich in die<br />
Berufswelt der Männer vorzuwagen, in der<br />
auch die Verdienstmöglichkeiten deutlich<br />
Auch auf dem Hochschulsektor ist eine Stei-<br />
gerung des Frauenanteils in spezifischen<br />
männerdominierten Studienrichtungen wün-<br />
schenswert. Seit einigen Jahren wird dies<br />
bereits mit dem Projekt „FIT – Frauen in die<br />
Technik“ forciert, sein Erfolg lässt sich an<br />
den steigenden Frauenquoten in techni-<br />
schen Studienrichtungen belegen. Eine ge-<br />
zielte „Mentorinnentätigkeit“ von bereits in<br />
der Wirtschaft beschäftigten Absolventin-<br />
nen hilft schließlich angehenden oder gera-<br />
de fertigen Diplomingenieurinnen.<br />
Mehr Frauen an die Spitze bringen!<br />
Dieses erfolgreiche Konzept der so genann-<br />
ten „Mentoring-Modelle“ soll auch allge-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 161<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
mein weiter forciert werden – hier wird die<br />
Idee eines individuellen „Vorbildes“ oder ei-<br />
ner individuellen „Helferin“ verwirklicht und<br />
eine Form der Vernetzung kreiert. Auch<br />
Frauen brauchen Netzwerke! Viele wurden<br />
von der steirischen Politik bereits aufgebaut<br />
und stehen nun Frauen mit Rat und Tat in<br />
allen möglichen beruflichen Situationen zur<br />
Verfügung. Das Gründerinnenzentrum Stei-<br />
ermark beispielsweise unterstützt Frauen<br />
auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und<br />
baut gleichzeitig ein internes Frauennetz-<br />
werk auf. Auch Frauen sollen Unternehmen<br />
gründen und damit gleichzeitig Arbeitsplät-<br />
ze schaffen!<br />
Es wäre für die Politik und unsere Gesell-<br />
schaft wünschenswert, wenn sich mehr<br />
Frauen in das politische Geschehen einbin-<br />
den, sich in die „erste Reihe“ stellen und<br />
dadurch ihre ganz spezifischen weiblichen<br />
162<br />
Sichtweisen einbringen würden. Probleme<br />
müssen von den richtigen Personen artiku-<br />
liert werden, daher sind starke Frauen mehr<br />
als gefordert! Sie sollten die Chance nutzen<br />
Frauen begnügen sich nicht mehr mit der Hälfte des Himmels, sie wollen die Hälfte der Welt.<br />
Alice Schwarzer<br />
Senioren<br />
Erfahrung<br />
Wir leben immer länger: Die durchschnitt-<br />
liche Lebenserwartung ist in den letzten 30<br />
Jahren um 8,3 Jahre gestiegen. Die Pensi-<br />
onszeit hat sich zwischen 1970 (8,3 Jahre)<br />
und 2001 (20,3 Jahre) mehr als verdop-<br />
pelt. Immer mehr alte Menschen werden in<br />
<strong>Zukunft</strong> immer weniger Jungen gegenüber-<br />
stehen. Älter werden bedeutet Veränderung:<br />
man ist zwar reicher an Erfahrung, muss<br />
und ergreifen, sich in der Politik Gehör zu<br />
verschaffen, ihre eigenen weiblichen Wege<br />
zu gehen und – so wie hauptsächlich die<br />
Männer in unserer Gesellschaft – auch<br />
Macht auszuüben. „Frauen hoch im Kurs.<br />
Vernetzen – verbinden – verbündeln“ ist ei-<br />
ne Aktion, ein Lehrgang, der politisch inte-<br />
ressierten Frauen das nötige Handwerks-<br />
zeug, das sie für eine Funktion in der Kom-<br />
munalpolitik, in einem Verein oder einem<br />
anderen öffentlichen Gremium benötigen,<br />
vermittelt. Für die Politik qualifizierte Frau-<br />
en müssen jedenfalls repräsentativ an wähl-<br />
baren Plätzen nominiert sein, sodass sie<br />
auch realiter aktiv die politische Landschaft<br />
mitgestalten können.<br />
sich aber auch altersbedingten „Defiziten“<br />
stellen.<br />
„Empowerment“ – Befähigung – ist ein we-<br />
sentliches Schlagwort für unsere aktuelle<br />
Seniorenpolitik. Ältere Menschen dürfen<br />
nicht allzu früh „senilisiert“ werden, sie sol-<br />
len und wollen möglichst lange selbst- und<br />
eigenständig Verantwortung für sich selber<br />
tragen.
Es ist aber unbestritten, dass es immer<br />
mehr alleinstehende, hochbetagte Men-<br />
schen gibt, die sich aufgrund ihrer krank-<br />
heits- und altersbedingten Immobilität zu-<br />
nehmend isolieren und schließlich vereinsa-<br />
men. Eine Vernetzung von Alt und Jung<br />
könnte ganz unterschiedlichen Problemfel-<br />
dern, die Resultat dieser sich verändernden<br />
Gesellschaft sind, entgegenwirken. Die<br />
Möglichkeiten eines aktiven und gesunden<br />
Alterns sollen stets gewährleistet sein, indi-<br />
viduelle und würdige Betreuung im Krank-<br />
heitsfall muss unsere höchste Aufgabe<br />
sein.<br />
Vision<br />
Agilität bis ins hohe Alter<br />
Alt ist nicht gleich alt. Wir müssen sowohl<br />
den „jungen Alten“ wie auch den „alten Al-<br />
ten“ alle Möglichkeit bieten, sich in unserer politischer Ebene geeignete Maßnahmen zu<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
Gesellschaft einzubinden und sich darin setzen, um diese Betreuungsarbeit in ihrer<br />
wohl zu fühlen. Dazu gehört ein weit Umsetzbarkeit für alle Beteiligten zu verein-<br />
reichendes Angebot, am politischen, soziafachen. len, wirtschaftlichen und kulturellen Leben<br />
teilzuhaben. Wir sollten unsere Senioren<br />
ermutigen, furchtlos neue Wege zu beschrei-<br />
ten, die sie bisher noch nicht gegangen<br />
sind: eine neue Sprache erlernen, an Sport-<br />
und Fitnessprogrammen teilnehmen, an der<br />
Universität inskribieren, ein noch unbekann-<br />
tes Land bereisen – sich einfach geistig und<br />
körperlich möglichst lange fit und unabhän-<br />
gig zu halten. Den Möglichkeiten seien hier<br />
keine Grenzen gesetzt. Manchmal fehlt es<br />
bloß an der Courage, sich Neuem zu öffnen.<br />
Hier sollten gezielte Impulse gesetzt wer-<br />
den, die zu einem aktiven Altern motivie-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 163<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
ren!<br />
Betreuung der älteren Generation<br />
Ein Großteil der Betreuungsleistung älterer<br />
Menschen findet innerhalb des Familienver-<br />
bandes statt. Studien haben ergeben, dass<br />
ältere Menschen, die zumindest eine Woche<br />
lang krank sind, zu 68,5 % von ihren Part-<br />
nerinnen und Partnern oder einem Famili-<br />
enmitglied zuhause betreut werden. Die<br />
Betreuung der älteren Generation – ob krank<br />
oder gesund – wird auch in diesem Fall<br />
hauptsächlich von Frauen übernommen.<br />
Und auch hier eröffnet sich die Schwierig-<br />
keit in der Vereinbarung von Familie und<br />
Beruf. Es ist daher dringend notwendig, auf<br />
Es geht künftig nicht nur darum, dem Leben neue Jahre zu geben, sondern auch darum, diese Jahre<br />
mit neuem Leben zu erfüllen. Es geht um eine neue Alterskultur. Der Platz der älteren Generation ist<br />
nicht am Rand der Gesellschaft, sondern mitten im Strom unserer Zeit.<br />
Franz Wegart<br />
Generationenvernetzung<br />
Eine stabile Solidarität innerhalb der Gene-<br />
rationen ist für unsere Gesellschaft äußerst<br />
wichtig. Alle „Lebensalter“ sollten miteinan-<br />
der kommunizieren, in das Leben und in die<br />
Welt des anderen Einblick haben, ja einge-<br />
bunden sein. Gerade jüngere, agile Senioren<br />
wären gerne bereit, ihre Zeit und ihr Enga-<br />
gement freiwillig zur Verfügung zu stellen.
Dafür müssten bloß die geeigneten Rah-<br />
menbedingungen bereitgestellt werden. Vie-<br />
le Alltagsprobleme können schnell gelöst<br />
werden, wenn sie an den richtigen Stellen<br />
artikuliert und kommuniziert werden. Und<br />
manchmal braucht es einfach nur den an-<br />
deren, der Anteil nimmt und vielleicht bloß<br />
die Hand hält.<br />
Es gibt nicht Schlimmeres, als wenn einem<br />
keiner zuhört. Ältere Menschen sind oft ein-<br />
sam und haben niemanden, dem sie sich<br />
mitteilen können. Schwierig wird es vor al-<br />
lem dann, wenn die Füße nicht mehr richtig<br />
„mitmachen“ wollen und man nur mehr<br />
schwer oder gar nicht sein Heim verlassen<br />
kann. Die Installierung eines „Telefonnetz-<br />
werkes“ für ältere Menschen, wäre eine<br />
weitere Denkvariante. Vorstellbar wäre bei-<br />
spielsweise eine Art „Telefonkommunikati-<br />
on“: in einem Rundruf sollte jeder Teilneh-<br />
mer einmal pro Woche einen Anruf erhalten<br />
und von sich aus einmal pro Woche einen<br />
Anruf tätigen.<br />
Aktion<br />
Für altersgerechte Angebote sorgen<br />
Die <strong>Steiermark</strong> stellt ihren Senioren ein gro-<br />
ßes und umfangreiches „Programm“ zur<br />
Auswahl, das alle möglichen Bereiche des<br />
alltäglichen Lebens einschließt: Medizin,<br />
164<br />
Beratung, Bildung, Sport, Kunst, Kultur und<br />
spezielle Serviceleistungen sind nur einige<br />
Schlagworte zu ganz speziellen Veranstal-<br />
tungen und Initiativen. Der <strong>Steirische</strong> Seni-<br />
orenbund beispielsweise, der sich hervorra-<br />
gend und umfassend um seine Mitglieder<br />
kümmert, bietet viele, ganz unterschiedli-<br />
che Möglichkeiten der Lebens- und Freizeit-<br />
gestaltung.<br />
Unterstützung bei der<br />
Familienbetreuung<br />
Es ist gut und schön, ein Familienmitglied<br />
zu betreuen bzw. von einem Familienange-<br />
hörigen betreut zu werden. Dass dies nicht<br />
immer einfach ist, muss nicht extra betont<br />
werden. Es gilt nun, geeignete Maßnahmen<br />
Neben der Herausforderung, wieder mehr junge Frauen und Männer zu einem „Ja zur Familie“ und<br />
zu einem „Ja zu Kindern“ zu ermutigen, muss auch die soziale Absicherung der älteren Generation<br />
neu organisiert werden, soll niemand mit Sorge dem Tag entgegensehen müssen, an dem er ein<br />
Pflegefall wird.<br />
Reinhold Lopatka<br />
zu kreieren, die allen Beteiligten gerecht<br />
werden. Zu denken ist etwa an eine finan-<br />
zielle Anerkennung der Betreuungsleistung,<br />
an bezahlten Pflegeurlaub, den Ausbau der<br />
Hospizbewegung – aber dennoch ist auch<br />
die Möglichkeit zu bieten, im „Not- oder<br />
Ernstfall“ auf professionelle Betreuung zu-<br />
rückgreifen zu können.<br />
Mit der Einführung der Hospizkarenz wurde<br />
ein deutliches Zeichen gesetzt, die familiäre<br />
Betreuung und Begleitung von schwer kran-<br />
ken Angehörigen trotz beruflicher Verpflich-<br />
tungen zu ermöglichen und zu unterstützen.<br />
Auch Männer sollten sich mehr in die Be-<br />
treuungsverpflichtung einbinden. Das erfor-
dert allerdings eine Bewusstseinsverände-<br />
rung, die wohl eine Neudefinition der Rol-<br />
lenbilder verlangt. Wie schon bei der<br />
Kinderbetreuung angesprochen, ist auch<br />
hier die Forderung nach flexiblen Arbeitszei-<br />
ten zu betonen.<br />
Treffpunkt Generationen<br />
Begrüßenswert wäre auch die Schaffung<br />
eines „Generationen-Treffpunkts“. In einer delung und Weiterleitung an die entspre-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Generationen<br />
Art „Vernetzungswerkstatt“ könnte alten und chenden hilfsbereiten bzw. Hilfe suchenden<br />
jungen Menschen die Möglichkeit der Be- Personen.<br />
gegnung geboten werden. Eine Realisierung<br />
des Sprichwortes „Beim Reden kommen die<br />
Leut’ z’samm“ wäre die diesbezügliche Ide-<br />
alvorstellung. Ein Ort, an dem sich Alt und<br />
Jung treffen, miteinander plaudern, Erfah-<br />
rungen austauschen und sich ihre Sorgen<br />
und Nöte erzählen, könnte zusätzlich als<br />
zentrale Koordinationsstelle für kleinere<br />
Dienstleistungen fungieren: Je nach körper-<br />
licher Verfasstheit und zeitlicher Möglichkeit<br />
könnten Jüngere z.B. Einkäufe erledigen<br />
oder „Taxidienste“ übernehmen. Ältere<br />
könnten für kleinere Gärtnerarbeiten, Mär-<br />
chen- und Erzählstunden oder als „Leih-<br />
oma/-opa“ zur Verfügung stehen. Der Phan-<br />
tasie sind diesbezüglich keine Grenzen ge-<br />
Es geht um die Gestaltung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen, stabile Beziehungen, eine<br />
Gesellschaft, die Kinder und ältere Menschen schätzt, und das Zusammenwirken der Generationen in<br />
gelebter Solidarität.<br />
Für so eine Gesellschaft wollen wir uns einsetzen und daher haben wir das Projekt: Seniorengärten –<br />
Magnolienbaum: „Menschen begegnen Menschen“ – kürzlich ins Leben gerufen.<br />
Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn Mitte und Punkt im Leben ist der Mensch.<br />
Die Lebensformen der <strong>Zukunft</strong> werden für die künftige ältere Generation variantenreicher.<br />
Generationengerechte Politik – und dafür setze ich mich ein – bedeutet Verantwortung, Fürsorge und<br />
Mitgefühl, Sensibilität, Offenheit und Zusammenarbeit zugunsten der Menschen.<br />
Waltraud Klasnic<br />
setzt! Angebot und Nachfrage brauchen<br />
letztlich nur eine Unterstützung bei der Bün-<br />
Das Projekt „Menschen begegnen Menschen<br />
– Begegnungszentrum für Senioren – Der<br />
Magnolienbaum“ wurde bereits realisiert.<br />
Pensionisten, die Inhalt, Beschäftigung und<br />
Gemeinschaft suchen, können in dieser Be-<br />
gegnungsstätte Gleichgesinnte finden. Die<br />
Betreuung wird von den Senioren selbst<br />
übernommen. Hilfe zur Selbsthilfe ist ihr<br />
dezidiertes Motto.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 165<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der sozialen Gerechtigkeit<br />
Soziale Gerechtigkeit muss überall Maßstab<br />
unseres Denkens und Handelns sein.
Der einzelne Mensch hat ein unaufhebbares<br />
Recht auf Leben, freie Entfaltung und Teil-<br />
habe am gesellschaftlichen Leben. Diese<br />
Werte, Ausdruck der unveräußerlichen Men-<br />
schenwürde, Ausdruck, dass sich die Persön-<br />
lichkeit des Menschen nur in Gemeinschaf-<br />
ten entfalten kann, sind der archimedische<br />
Ausgangspunkt unseres sozialpolitischen<br />
Handelns. Menschen in Not, Krankheit, ho-<br />
hem Alter oder mit Behinderungen haben<br />
das Recht, von der Gesellschaft in ihrer<br />
schwierigen Situation Hilfe zu fordern. Die<br />
Gesellschaft anderseits hat die Pflicht, die-<br />
sen Menschen zu helfen und Mittel und We-<br />
ge zur Selbsthilfe anzubieten.<br />
werden kann.<br />
Soziale Gerechtigkeit<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
herzustellen bedeutet<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Gerechtigkeit<br />
für uns aber nicht jedem das Gleiche, son- Die Anerkennung persönlicher Leistungen<br />
dern jedem das Seine. Dadurch anerkennen darf sich aber nicht auf die Erwerbsarbeit<br />
wir den in einer Demokratie und pluralisti-<br />
schen Gesellschaft gegebenen Unterschied!<br />
Menschen haben unterschiedliche Ausgangs-<br />
positionen und unterschiedliche Bedürfnisse,<br />
und erfolgreiche Sozialpolitik nimmt auf die-<br />
se Unterschiede Rücksicht und bietet perso-<br />
nenadäquate Hilfe an. Gerade in der Berufs-<br />
welt gibt es erst gleichwertige Partner, wenn<br />
die unterschiedlichen Bedürfnisse (z.B. die<br />
Mitte zwischen Beruf und Familie zu finden),<br />
die unterschiedlichen Lebensrhythmen, die<br />
unterschiedlichen Betreuungs- und Versor-<br />
gungspflichten anerkannt und berücksichtigt<br />
werden. Gerade die Sozialpolitik hat daher<br />
Menschen mit Einschränkungen Leistungen<br />
zuzuerkennen, die einen Ausgleich dieser<br />
Einschränkungen ermöglichen bzw. jene Hil-<br />
fen und Unterstützungen sicherstellen, deren<br />
dieser Mensch bedarf.<br />
Soziale Gerechtigkeit fordert auch, dass per-<br />
sönliche Leistungen anerkannt werden. Die-<br />
ses Mehr an erwünschter und anerkannter<br />
Leistung hat auf Seiten der Beitragszahler<br />
Die ÖVP und die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> stehen auf der Seite nachhaltiger Sozialreformen, um das<br />
Solidarsystem zu sichern und es nicht in die Krise zu führen. Umbau und nicht Abbau von sozialen<br />
Standards ist unser Ziel. Die Österreichische <strong>Volkspartei</strong> hat eine lange soziale Tradition. Von Karl<br />
Kummer, dem großen Sozialreformer, über die Sozialministerin Grete Rehor, die Bundesparteiobmänner<br />
Alois Mock und Josef Riegler bis zur ersten Frau als Landeshauptmann Waltraud Klasnic.<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
zur Folge, dass höheren Einkommen höhere<br />
Beitragszahlungen gegenüberstehen, und<br />
auf Seiten der Hilfsbedürftigen – jener, die<br />
nicht leisten können – zur Folge, dass ihnen<br />
durch den solidarischen Beitrag geholfen<br />
beschränken, sondern muss selbstver-<br />
ständlich die unentgeltlichen Tätigkeiten<br />
im Bereich der „civil society“ mitumfassen.<br />
Bei den Vereinen fängt die „civil society“<br />
(oder Bürgergesellschaft) am augenschein-<br />
lichsten an: Von der Hospizbewegung,<br />
die Menschen beim Sterben begleitet,<br />
über Flüchtlingsorganisationen, die Fremden<br />
behilflich sind, von den Helfern in Frauen-<br />
häusern und Integrationshäusern über die<br />
Freiwilligen beim Roten Kreuz bis zum Essen<br />
auf Rädern und den Betreuern von Ob-<br />
dachlosen, von Selbsthilfegruppen für Fett-<br />
leibige, Taube, Epileptiker, HIV-Infizierte,<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 169<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Suchtkranke, Krebskranke und viele andere<br />
mehr bis zu jenen, deren Aktivitäten die Re-<br />
novierung von Denkmälern und Kirchen er-<br />
möglichen – sie alle brauchen wir! Diese<br />
Formen der Bürgergesellschaft bieten den<br />
Menschen mehr Autonomie, mehr Wahlfrei-<br />
heit, mehr Mitbestimmung und mehr Gebor-<br />
genheit. Dieses Engagement ersetzt den<br />
Staat jedoch nicht, da Basisdienste staatli-<br />
che Aufgabe bleiben müssen. Sehr wohl<br />
helfen sie aber und stellen jene Leistungen<br />
bereit, die der Staat über bürokratische oder<br />
marktförmige Mechanismen kaum anbieten<br />
kann.<br />
Staat und Bürgergesellschaft stehen für un-<br />
sere Vision einer differenzierten, zunehmend<br />
individualisierten Sozialpolitik. Individuali-<br />
sierte Sozialpolitik bedeutet nicht, dass der<br />
Einzelne allein gelassen wird, sondern ge-<br />
nau das Gegenteil: Staat und Bürgergesell-<br />
schaft bieten ein individuelles, an den<br />
Bedürfnissen des Einzelnen angepasstes<br />
Leistungsangebot, welches weit über Trans-<br />
fereinkommen hinausgeht.<br />
Doch Sozialpolitik allein kann soziale Ge-<br />
rechtigkeit nicht verwirklichen. Gleicherma-<br />
ßen betroffen sind die Arbeitsmarktpolitik<br />
(Stichwort: zweiter Arbeitsmarkt, Arbeits-<br />
losengeld und Notstandshilfe), die Familien-<br />
politik (Stichwort: alleinerziehende Mütter<br />
und Väter), die Steuerpolitik (Stichwort:<br />
Steuerreform), die Energiepolitik (sichere<br />
Energieversorgung zu leistbaren und gerech-<br />
ten Preisen), Wohnbauförderungspolitik (so-<br />
zialer Wohnbau, leistbares Wohnen) und die<br />
Wirtschaftspolitik (Stichwort: EU-Dienstleis-<br />
tungsrichtlinie). Soziale Gerechtigkeit lässt<br />
sich nur verwirklichen, wenn den Anforde-<br />
rungen der Tauschgerechtigkeit, der Vertei-<br />
lungsgerechtigkeit, der politischen und kor-<br />
rektiven Gerechtigkeit entsprochen wird.<br />
170<br />
Die Berücksichtigung dieser vier elementaren<br />
Formen der Gerechtigkeit garantiert letztlich,<br />
dass wir in einer Gesellschaft leben, welche<br />
den Starken die notwendige Freiheit gewährt,<br />
sodass sie ihre Talente und Fähigkeiten ent-<br />
falten können, sie aber gleichermaßen in die<br />
Pflicht nimmt, um den Schwachen zu helfen,<br />
sodass auch diese ihre Talente und Fähigkei-<br />
ten entfalten können. Erst die Verbindung<br />
dieser beiden Seiten der Medaille garantiert,<br />
dass „Stark für Schwach“ mehr ist als bloße<br />
Utopie, garantiert, dass „Stark für Schwach“<br />
gelebte Wirklichkeit wird.<br />
Das Sozialbudget ist in den letzten Jahren<br />
massiv gewachsen und hat somit auf die Ver-<br />
änderungen und Herausforderungen optimal<br />
reagiert, indem es bestehende Leistungen<br />
ausgeweitet und neue Leistungen aufgenom-<br />
men hat. Allein in den letzten Jahren wurden<br />
seitens des Steiermärkischen Landtages zu-<br />
sätzliche 154 Millionen Euro zur Verfügung<br />
gestellt. Damit wuchs das Sozialbudget in<br />
den letzten fünf Jahren um 61,3 %. Die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zu einem<br />
ausreichend dotierten Sozialbudget, warnt<br />
aber zugleich davor, unfinanzierbare Leistun-<br />
gen einzuführen. Durch die Reformen der<br />
letzten Jahre wurde dieser Forderung weitge-<br />
hend dadurch entsprochen, dass die Kosten-<br />
dynamik der Sozialausgaben gebremst wer-<br />
den konnte. Anders formuliert: Die Sozialaus-<br />
gaben der <strong>Steiermark</strong> werden auch in den<br />
nächsten Jahren steigen, jedoch weniger<br />
stark als ohne Reformen. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei fordert eine effiziente und dadurch<br />
kostengünstige Sozialverwaltung. Durch die<br />
Umstellung des Leistungsangebotes konnte<br />
auch erreicht werden, dass die Hilfe für die<br />
Schwachen unserer Gesellschaft auf die Be-<br />
dürfnisse der Betroffenen besser Rücksicht<br />
nimmt als bisher und diese Rücksichtnahme<br />
unter dem Strich kostengünstiger ist.
Menschen mit Behinderung –<br />
Integration und selbst bestimmtes Leben<br />
Erfahrung<br />
Freizeitassistenz, Hilfe zum Wohnen oder<br />
Entlastung der Familie – dies sind nur<br />
einige der neuen Leistungen des im Febru-<br />
ar 2004 beschlossenen steirischen Be-<br />
hindertengesetzes. Ziel dieses Gesetzes ist<br />
es, Menschen mit Behinderung die Teilhabe<br />
am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen<br />
und ihnen die Mittel in die Hand zu geben,<br />
um ein möglichst selbst bestimmtes Leben<br />
zu führen. Durch Gesetzesmaßnahmen,<br />
Leistungen und Beratung – so § 1 des<br />
neuen Behindertengesetzes – sollen Men- Gerade der zuletzt genannte Konstenbeitrag<br />
schen mit Behinderung<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
altersentsprechen- hat im Zuge<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
der Diskussion um das Gesetz<br />
Gerechtigkeit<br />
den Zugang zu den Lebensbereichen wie zu kontroversiellen Diskussionen geführt.<br />
Familie, Erziehungs- und Bildungswesen, Während Gegner dieser Bestimmung auf die<br />
Arbeit und Beschäftigung, Gesundheits-<br />
versorgung sowie Kultur und Freizeit<br />
haben.<br />
Mit diesem Gesetz, welches das 40 Jahre<br />
alte Behindertengesetz abgelöst hat, wer-<br />
den nunmehr eine Vielzahl von neuen<br />
Leistungen angeboten und durch die Um-<br />
setzung der Strategie „mobil vor ambulant<br />
und ambulant vor stationär“ wird vor allem<br />
auch berücksichtigt, dass Menschen mit<br />
Behinderung das Recht haben, selbst be-<br />
stimmt in ihrer gewohnten Umgebung zu<br />
leben.<br />
Zu den wichtigsten Bestimmungen des Ge-<br />
setzes gehören neben den bereits angespro-<br />
chenen neuen Leistungen die Einrichtung<br />
eines Teams, welches den individuellen<br />
Hilfsbedarf des Menschen mit Behinderung<br />
feststellt (IHB-Team), weiters die Schaffung<br />
Es kann gesagt werden, dass gerade die <strong>Volkspartei</strong> als Partei der Menschen soziale Kompetenz<br />
nicht nur unter Beweis stellen, sondern sie auch politisch aktiv umsetzen muss. Die im Rahmen des<br />
„Weiß-Grünen Sozialplans“, durch intensiven Diskurs sozialpolitisch relevanter Aufgaben und<br />
Problemstellungen geschaffenen Netzwerke sind Ansatz hiezu und müssen unbedingt weiter<br />
ausgebaut werden.<br />
Alexander Ceh/Kurt Hohensinner<br />
der Behindertenanwaltschaft, die Veranke-<br />
rung des Rechtsanspruchs auf Leistungen<br />
aus dem Behindertengesetz und die Einfüh-<br />
rung des Kostenbeitrages.<br />
außergewöhnlichen und unersetzbaren Leis-<br />
tungen der Familie verwiesen, lenkten Befür-<br />
worter die Aufmerksamkeit auf die zivilrecht-<br />
lich geregelten Unterhaltsverpflichtungen.<br />
Ergebnis dieser Auseinandersetzungen war<br />
ein tragfähiger Kompromiss: Einschränkung<br />
des Kostenbeitrages bis zum 27. Lebensjahr<br />
und eine genuine Einkommensdefinition,<br />
welche der besonderen Situation der Men-<br />
schen mit Behinderung Rechnung trägt. Eine<br />
Härteklausel rundet diesen Kompromiss ab.<br />
Im Spätsommer 2004 wurde dann von der<br />
Steiermärkischen Landesregierung die Leis-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 171<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
tungs- und Entgeltverordnung erlassen. Die-<br />
se regelt einerseits die sachlichen, fachlichen<br />
und personellen Voraussetzungen der Leis-<br />
tungserbringung, anderseits die Schritte zur<br />
Ermittlung des individuellen Hilfebedarfs.<br />
Derzeit wird landesweit an der Umsetzung<br />
des neuen Behindertengesetzes und der<br />
Leistungs- und Entgeltverordnung gearbei-<br />
tet. Ein dreijähriger Übergangszeitraum soll<br />
für die Menschen mit Behinderung wie die<br />
Trägerorganisationen die notwendigen An-<br />
passungsschritte in einem überschau- und<br />
handhabbaren Rahmen halten.<br />
Vision<br />
Auf sozialpolitische Initiativen der Europäi-<br />
schen Union Rücksicht nehmend, ist es<br />
mittlerweile auch in der <strong>Steiermark</strong> weitge-<br />
hender politischer Konsens, dass Menschen<br />
mit Behinderung das Recht haben, am ge-<br />
sellschaftlichen Leben teilzunehmen und ihr<br />
Leben selbst bestimmt zu führen. War es<br />
bislang üblich, dass Menschen mit Behin-<br />
derung aus der Öffentlichkeit verdrängt und<br />
in halbstaatlichen bzw. halbprivaten Institu-<br />
tionen betreut wurden – „was man nicht<br />
sieht, daran muss man nicht denken“ –, hat<br />
demgegenüber die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
bereits vor einigen Jahren im Rahmen von<br />
Modell <strong>Steiermark</strong> die Forderung erhoben,<br />
172<br />
dass Menschen mit Behinderung integriert<br />
werden müssen.<br />
Zahlreiche Anträge der <strong>Steirische</strong>n Volkspar-<br />
tei im Steiermärkischen Landtag hatten ge-<br />
rade diese Integration zum Inhalt: Über-<br />
nachtungsmöglichkeiten im Zuge der steiri-<br />
schen Landesausstellung sollten barrierefrei<br />
und behindertengerecht gestaltet und Füh-<br />
rungen mittels Induktionsschlinge auch für<br />
Trotz dieser positiven Entwicklungen darf man nicht übersehen, dass Menschen mit Behinderung im<br />
Alltag nach wie vor große Hürden vorfinden. Die Zugänglichkeiten von Arztpraxen, Gaststätten usw. ist<br />
nach wie vor nur im Ausnahmefall gegeben und Baunormen zu Barrierefreiheit haben nur<br />
empfehlenden Charakter.<br />
Ursula Vennemann<br />
Schwerhörige verständlich werden. Und öf-<br />
fentliche Bauaufträge sollten nur vergeben<br />
werden, wenn die barrierefreie Ausführung<br />
seitens der Auftragnehmer sichergestellt<br />
wird.<br />
Neben der Integration in das gesellschaftli-<br />
che Leben besteht der größte Wandel in der<br />
Politik für Menschen mit Behinderung in<br />
dem Bemühen, dass Leistungen aus dem<br />
Behindertengesetz nicht bloß auf eine Sta-<br />
bilisierung abzielen, sondern zukünftig auch<br />
Entwicklungspläne und Ziele mit den Leis-<br />
tungsbescheiden verbunden sind. Dieser im<br />
neuen Behindertengesetz vorgesehene Wan-<br />
del wartet in den kommenden Jahren auf<br />
seine Verwirklichung.<br />
Aktion<br />
Obwohl durch das neue Behindertengesetz<br />
eine Vielzahl von Problemen endgültig der
Vergangenheit angehört, sind in den nächs-<br />
ten Jahren trotzdem geringfügige Adaptie-<br />
rungen der steirischen Behindertenpolitik<br />
notwendig:<br />
So ist in der derzeit zur Diskussion stehenden<br />
Ländervereinbarung über die Harmonisie-<br />
rung der Baugesetze grundsätzlich vorgese-<br />
hen, dass Neubauten für eine spätere behin-<br />
dertengerechte Adaptierung offen sind. Um<br />
die diesbezüglichen Anstrengungen jedoch<br />
zu intensivieren, fordert die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei, dass öffentliche Bauaufträge bereits<br />
vor Beschluss der Ländervereinbarung über<br />
die Harmonisierung der Baugesetze nur ver-<br />
geben werden dürfen, wenn das Kriterium<br />
der Barrierefreiheit erfüllt wird. Zweitens for-<br />
dert die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, eine Reform<br />
des Wohnbaugesetzes dem Landtag vorzu-<br />
legen, welche barrierefreie Bauten mit einer<br />
zusätzlichen Förderung unterstützt.<br />
Bereits während der Arbeit an der Leis-<br />
tungs- und Entgeltverordnung wurde seitens<br />
der Behinderteneinrichtungen vorgebracht,<br />
dass die dort geregelten Leistungsentgelte<br />
nicht ihrer tatsächlichen<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Kostensituation Bereits während<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
der Verhandlungen zum<br />
Gerechtigkeit<br />
entsprechen. In Verhandlungen wurden die- Behindertengesetz bestätigte sich, dass die<br />
se dann zwar angehoben, erreichen jedoch<br />
noch nicht – so zumindest die Vertreter der<br />
Behinderteneinrichtungen – eine kostenadä-<br />
quate Erhöhung. Daher fordert die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> vor Ablauf der dreijährigen<br />
Übergangszeit zur vollständigen Implemen-<br />
tierung des neuen Behindertengesetzes eine<br />
Evaluierung der Leistungs- und Entgeltver-<br />
ordnung, um preislichen Asymmetrien zwi-<br />
schen mobilen, ambulanten und stationären<br />
Leistungen rechtzeitig entgegenzuwirken.<br />
Obwohl von der Politik aufgrund des budget-<br />
wirksamen Automatismus von Kostensteige-<br />
rungen nur widerwillig akzeptiert, sind in-<br />
dexbasierte Valorisierungen von den Begüns-<br />
tigten gerne gesehen, da sie dann mit<br />
Preissteigerungen einfacher zu Rande kom-<br />
men. Gerade die unersetzlichen Leistungen<br />
von Behinderteneinrichtungen sollten durch<br />
eine derartige indexbasierte Valorisierung<br />
besonders geschützt werden. Daher fordert<br />
die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, als Valorisierungs-<br />
basis für den Sachaufwand die Veränderung<br />
des Großhandelspreisindexes und für den<br />
Personalaufwand die Entwicklung des No-<br />
minallohnindexes in der nächsten Legislatur-<br />
periode gesetzlich festzuschreiben.<br />
Mit ein Grund ist sicherlich auch, dass Behinderung häufig mit Krankheit gleichgesetzt wird, dadurch<br />
absolut negativ besetzt ist und daraus folgernd als Belastung für die Betroffenen, deren Familien und<br />
letztendlich für die Allgemeinheit empfunden wird. Und hier setzt für mich die „Bringschuld“ der<br />
Betroffenen selbst an. Es ist absolut kontraproduktiv, sich in den Schmollwinkel der eigenen<br />
Behinderung zurückzuziehen und auf eine Bewusstseinsänderung zu hoffen. Nicht behinderten<br />
Menschen muss man entgegengehen, ihnen die Ängste nehmen und zeigen, dass Behinderung<br />
– welcher Ausprägung auch immer – nicht gerade erstrebenswert, jedoch keineswegs bedrohlich ist.<br />
Anne Marie Wicher<br />
freiwillige intensive Einbindung von Hilfs-<br />
werk, Volkshilfe, Caritas und anderen Orga-<br />
nisationen sicherstellte, dass deren Erfah-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 173<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
ungen im Sozialbereich berücksichtigt wur-<br />
den. Um auch die zukünftige Einbindung<br />
ohne Abhängigkeit vom Willen des zustän-<br />
digen Soziallandesrates zu garantieren, for-<br />
dert die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, dass in Ana-<br />
logie zum Raumordnungs- oder Wirtschafts-<br />
förderungsbeirat ein Behindertenbeirat bei<br />
der Steiermärkischen Landesregierung ein-<br />
gerichtet wird. Diesem soll ein Begutach-<br />
tungsrecht für all jene Gesetze eingeräumt<br />
werden, welche eine mögliche Relevanz für<br />
Menschen mit Behinderung haben kön-<br />
nen.<br />
Viele Behinderteneinrichtungen bemühen<br />
sich außerordentlich um die Integration von<br />
Menschen mit Behinderung am Arbeits-<br />
markt. Das Behinderteneinstellungsgesetz<br />
des Bundes sieht für alle Arbeitgeber wie-<br />
derum vor, dass sie je 25 Beschäftigte zu-<br />
mindest einen begünstigten Menschen mit<br />
Behinderung anstellen. Bedienen sich Un-<br />
ternehmen aber eines integrativen Betriebes<br />
zur Erledigung diverser Aufträge, ist dieses<br />
Unternehmen von der Einstellungspflicht<br />
nicht befreit, sondern muss ihr zusätzlich<br />
genügen. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die-<br />
se Einstellungspflicht entfallen lassen, wenn<br />
das betroffene Unternehmen Aufträge im<br />
Umfang von mehr als 40 Wochenstunden<br />
über einen noch näher zu bestimmenden<br />
längeren Zeitraum an integrative Betriebe<br />
auslagert. Dadurch würde es zu einer zu-<br />
sätzlichen Unterstützung der integrativen<br />
Betriebe kommen, welche derzeit zu großen<br />
Teilen über den Ausgleichstaxenfonds finan-<br />
ziert werden. Weiters ist in diesem Zusam-<br />
menhang zu fordern, dass Sozialorganisati-<br />
onen, welche behinderte oder aufgrund ih-<br />
res psychischen und physischen Zustandes<br />
beeinträchtigte Menschen betreuen, von<br />
dieser Einstellungspflicht bzw. von der<br />
finanziellen Ersatzleistung ausgenommen<br />
174<br />
sind, da diese Organisationen zum Großteil<br />
über öffentliche Mittel finanziert werden<br />
und die finanziellen Ersatzleistungen nach<br />
dem Behinderteneinstellungsgesetz eine<br />
Schmälerung der möglichen Leistungen für<br />
die betreuten Menschen darstellen, da es<br />
meist nicht möglich ist, Menschen mit Be-<br />
einträchtigungen zur Betreuung von Men-<br />
schen mit Beeinträchtigungen einzusetzen.<br />
Derzeit werden in der <strong>Steiermark</strong> lediglich<br />
in einem Ausbildungslehrgang Logopädin-<br />
nen und Logopäden ausgebildet und trotz<br />
eines Mangels an Logopädinnen und Logo-<br />
päden konnte in den letzten Jahren das<br />
Angebot an weiteren Ausbildungen nicht<br />
verwirklicht werden. Die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei fordert daher, dass es zumindest zwei<br />
parallel geführte Ausbildungslehrgänge für<br />
Logopädinnen und Logopäden in der Stei-<br />
ermark gibt.<br />
Es wurde überdies offensichtlich verab-<br />
säumt, dass private Dolmetschkosten für<br />
Taube oder Stumme unter bestimmten Be-<br />
dingungen von der öffentlichen Hand getra-<br />
gen werden. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will<br />
diesen Missstand mittels einer Novelle be-<br />
seitigen.<br />
Zwischen den steirischen Bezirken besteht<br />
eine auffallende Kostenasymmetrie: In eini-<br />
gen Bezirken wird ungleich mehr für Men-<br />
schen mit Behinderung ausgegeben als in<br />
anderen. Worin diese Unterschiede ihre Ur-<br />
sache haben, liegt jedoch im Dunkeln. Um<br />
Klarheit über die Ursachen dieser Unter-<br />
schiede zu haben, fordert die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> eine Überprüfung der Arbeit der<br />
Sozialreferate der Bezirkshauptmannschaf-<br />
ten, um zukünftig gerechtfertigte von unge-<br />
rechtfertigten Kosten besser unterscheiden<br />
zu können.
Pflegeheime, Pflegeplätze<br />
und Pflegegeld sowie<br />
alternative Formen der Betreuung<br />
Erfahrung<br />
Seit 1. November 2003 gilt in der Steier-<br />
mark das neue Pflegeheimgesetz, welches<br />
mittels Novelle im April 2005 aktualisiert<br />
wurde. Entgegen dem Namen des Ge-<br />
setzes regelt es auch die Pflegeplätze, das<br />
Heimstatut, die Kontrolle, die baulichen<br />
Qualitätskriterien und neuerdings auch die<br />
psychiatrischen Familienpflegeplätze, deren<br />
gesonderte Aufnahme und spezielle Regesonen, d.h. ein Drittel der Bevölkerung über<br />
lung auf eine<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Initiative der <strong>Steirische</strong>n 60 Jahre<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
alt sein. Die Zahl an pflegebedürf-<br />
Gerechtigkeit<br />
<strong>Volkspartei</strong> zurückgehen. Da psychiatrische tigen älteren Menschen wird in den nächs-<br />
Patienten meist keiner besonderen bauliten Jahren und Jahrzehnten daher weiter<br />
chen Vorkehrungen bedürfen, waren die<br />
strengen Auflagen üblicher Pflegeplätze<br />
entbehrlich und trat ein gemeinsam mit<br />
der Landesnervenklinik Sigmund Freud<br />
erarbeitetes Kriteriensystem an deren<br />
Stelle.<br />
Die Freiheit der Pflegeheimwahl wurde<br />
auch in dieser Legislaturperiode beibehalten<br />
und erfuhr durch die Änderungen des<br />
Sozialhilfegesetzes lediglich insofern eine<br />
Einschränkung, als die Kostenübernahme<br />
nunmehr davon abhängig ist, ob das Land<br />
einen Vertrag mit dem Heimbetreiber abge-<br />
schlossen hat. Diese Konstruktion war not-<br />
wendig, um die verschiedenen Interessen zu<br />
vereinen.<br />
Zu bedenken ist jedenfalls auch, dass der-<br />
zeit rund 250.000 Menschen in der Steier-<br />
mark leben, die das sechste Lebensjahr-<br />
Den alten Menschen gibt es nicht, es gibt vielmehr verschiedene Einzelne und verschiedene<br />
Gruppen, die sich in verschiedenen finanziellen Verhältnissen, in verschiedenen gesundheitlichen<br />
Zuständen und verschiedenen sozialen Lagen befinden. Dieser Verschiedenheit muss die Politik<br />
gerecht werden, sie muss aber auch Anstoß zur Solidarität unter den verschiedenen Gruppen von<br />
älteren und alten Menschen geben. Es gilt, besonders jene zu unterstützen, die diese Unterstützung<br />
am meisten brauchen. ... Sozialpolitik bedeutet, die Gesellschaft humaner machen.<br />
Gregor Hammerl<br />
zehnt überschritten haben. Dies ist ca. ein<br />
Fünftel der steirischen Gesamtbevölkerung.<br />
Im Jahre 2030 werden fast 400.000 Per-<br />
zunehmen. Gleichzeitig wollen diese Men-<br />
schen aber nicht in jedem Fall in ein Pflege-<br />
heim, sondern bevorzugen in den meisten<br />
Fällen ihre gewohnte Umgebung bzw. an-<br />
dere Formen der Pflegeversorgung. Ander-<br />
seits gibt es auch eine immer größere Zahl<br />
an jungen Senioren, welche gerne eine ver-<br />
antwortungsvolle Aufgabe übernehmen.<br />
Weiters zeigen die Prognosen der Öster-<br />
reichischen Raumordnungskonferenz sehr<br />
deutlich, dass es zu einer Ausdünnung der<br />
ländlichen Regionen und der Ortskerne der<br />
Landgemeinden in den nächsten Jahrzehn-<br />
ten kommen wird. Abwanderung, Überalte-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 175<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
ung, Verlust an Infrastruktur stellen für<br />
die steirischen Gemeinden speziell in struk-<br />
turschwachen Regionen sicherlich die<br />
zentralen Fragen des nächsten Jahrzehnts<br />
dar.<br />
Vision<br />
Die qualitativ hochwertige Pflege und ver-<br />
lässliche Betreuung älterer und kranker Mit-<br />
bürgerinnen und Mitbürger auf Pflegeplät-<br />
zen oder in Pflegeheimen gehören wohl zu<br />
den größten Herausforderungen der Sozial-<br />
Uns geht nicht das Geld aus, uns gehen die Hände aus!<br />
Wolfgang Mazal<br />
politik der <strong>Zukunft</strong>. Diesem Ziel, die mit<br />
dieser Herausforderung verbundenen Pro-<br />
bleme sachgerecht zu lösen, ist die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet. Es gilt die<br />
Balance zwischen den berechtigten Interes-<br />
sen der Klienten, der Heimbetreiber, des<br />
Pflegepersonals und der dieses System fi-<br />
nanzierenden Steuerzahler zu finden.<br />
Hinsichtlich der Wohnbedingungen von äl-<br />
teren Menschen gilt es jedenfalls zu beden-<br />
ken, dass Menschen auch im Alter ein<br />
selbst bestimmtes und eigenständiges Le-<br />
ben, eingebunden in ein soziales Gefüge in<br />
ihrer gewohnten Umgebung, zu ermögli-<br />
chen ist. Mit der Zunahme der älteren Be-<br />
völkerung wird es notwendig werden, den<br />
Bestand an Wohnungen, die den Bedürfnis-<br />
176<br />
sen älterer Menschen gerecht werden, zu<br />
erhöhen. Dabei ist dem Wunsch älterer<br />
Menschen nach eigenständiger Lebensfüh-<br />
rung, aber auch der Prävention vor Isolie-<br />
rung und der eingeschränkten Eigenmobili-<br />
tät Rechnung zu tragen.<br />
Die Mehrheit der älteren Menschen (ca.<br />
90 %) wünscht sich, wenn es irgendwie<br />
geht, bis zum Lebensende in der gewohnten<br />
Umgebung, in der Wohnung oder im Haus,<br />
bleiben zu können. Das Pflegeheim stellt<br />
eine der letzten Alternativen dar, wenn auf-<br />
grund der gegebenen Wohnmöglichkeiten<br />
bzw. fehlender familiärer Ressourcen die<br />
Selbstständigkeit in der eigenen Wohnung<br />
bzw. der Pflegebedarf nicht mehr sicherge-<br />
stellt werden kann.<br />
Aktion<br />
Durch die Reformen des Pflegeheimgeset-<br />
zes ist nunmehr sichergestellt, dass sich die<br />
Qualität der Pflegeheime und Pflegeplätze<br />
in den kommenden Jahren kontinuierlich<br />
verbessern wird. Trotzdem gilt es einige Ver-<br />
änderungen durchzuführen:<br />
Man ist heute bei besserer Gesundheit, wenn auch mit zunehmendem Alter Unpässlichkeiten und<br />
Krankheiten auftreten. Alter bedeutet heute nicht mehr Dahinsiechen oder Vergessensein.<br />
Franz Wegart<br />
Verschiedene pflegerische Tätigkeiten ver-<br />
langen eine Ausbildung nach dem Gesund-<br />
heits- und Krankenpflegegesetz. Trotzdem<br />
stellt die Pflegeombudsschaft fest, dass
selbst bei Pflegeplatzbewohnern der Pflege-<br />
geldstufe 7 keine fachpflegerischen Leistun-<br />
gen durch Pflegeplatzbetreiber zugekauft<br />
werden. Dadurch leidet die Qualität der<br />
fachpflegerischen Betreuung und somit<br />
auch der/die Pflegeplatzbewohner/in. Die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur Ver-<br />
pflichtung, dass eine einwandfreie fachpfle-<br />
gerische Betreuung der Pflegeplatzbewoh-<br />
ner sichergestellt wird, und wird daher für<br />
die Verwirklichung diesbezüglicher Regelun-<br />
gen im Pflegeheimgesetz eintreten.<br />
In der <strong>Steiermark</strong> gibt es kaum ein Pflege-<br />
heim, das nicht dringenden Personalbedarf<br />
hätte, und Vertreter der ARGE Heimleiter tierten Regeln zu bedarfsgerechten Ergeb-<br />
gaben gegenüber<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
der Pflegeombudsschaft nissen führen.<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Gerechtigkeit<br />
an, dass es derzeit ungefähr 100 freie<br />
Dienstposten an diplomiertem Pflegeperso- Das Pflegeheimgesetz in seiner derzeitigen<br />
nal gäbe. Überraschend ist in diesem Zusam-<br />
menhang, dass zwar die Zahl der Interessen-<br />
tinnen und Interessenten ausreichend wäre,<br />
jedoch persönliche Eignung und Dienststel-<br />
lenwünsche einem ausreichenden Angebot<br />
an Personal entgegenstehen. Die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> nimmt daher die Anregungen der<br />
Pflegeombudsschaft auf und fordert, dass es<br />
– vergleichbar der Hauskrankenpflege – einen<br />
Bedarfs- und Entwicklungsplan für diplo-<br />
miertes Pflegepersonal in <strong>Zukunft</strong> geben soll.<br />
Dieser Plan ist umso notwendiger, als es<br />
sonst einen Personalnotstand in den steiri-<br />
schen Pflegeheimen geben wird.<br />
Die so genannte Personalschlüssel-Verord-<br />
nung regelt das Verhältnis zwischen Pflege-<br />
bedürftigen und Pflegepersonal anhand der<br />
Pflegegeldeinstufung. Die Pflegeombuds-<br />
schaft weist auf den systematischen Fehler<br />
hin, dass Bewohner der Pflegestufe 4 und<br />
5 voll mobilisierbar seien, jedoch aufgrund<br />
der Verordnung weniger Pflegepersonal zur<br />
Verfügung gestellt wird als für Bewohner der<br />
Pflegestufe 7, welche nicht mehr mobilisier-<br />
Im Zuge der Diskussionen über die Reform des Sozialstaates scheint eine Zielvorstellung wenig<br />
umstritten zu sein: Die Zielgenauigkeit sozialpolitischer Programme soll erhöht werden. Wirklich<br />
Bedürftige sollen dieser Vorgabe gemäß zielgenau und ausreichend alimentiert werden; aber in Zeiten<br />
knapper öffentlicher Gelder lassen sich beträchtliche Ersparnisse erwarten, wenn die breite,<br />
undifferenzierte Streuung von finanziellen Wohltaten aus öffentlichen Kassen abgeschafft und die<br />
Zahlungen auf jene konzentriert werden, die „wirklich“ arm sind – wobei natürlich die Frage nach der<br />
adäquaten Messung von Armut noch lange nicht gelöst ist.<br />
Manfred Prisching<br />
bar sind. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die-<br />
sen Anregungen nachgehen und regt eine<br />
Evaluierung der Personalschlüssel-Verord-<br />
nung an: Diese soll überprüfen, ob die der-<br />
zeitigen an der Pflegegeldeinstufung orien-<br />
Fassung sieht vor, dass die Pflegedienstlei-<br />
tung eine 1.600 Stunden umfassende Zu-<br />
satzausbildung nach dem Gesundheits- und<br />
Krankenpflegegesetz zu absolvieren hat. Es<br />
gilt bis zum 31. Dezember 2006 zu prüfen,<br />
ob eine derartig umfangreiche Zusatzausbil-<br />
dung unbedingt notwendig ist oder eine<br />
andere Aus- bzw. Fortbildung den Anforde-<br />
rungen ebenfalls entsprechen würde.<br />
1992 traf Österreich die Entscheidung, dass<br />
der steigende Bedarf an Pflegeleistungen –<br />
und der damit verbundene finanzielle Auf-<br />
wand – über die Sozialleistung „Pflegegeld“<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 177<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
abgegolten wird. Damit unterscheidet sich<br />
der österreichische Weg grundsätzlich vom<br />
Weg Deutschlands, welches bekanntlich ei-<br />
ner Pflegeversicherung den Vorzug gab. In<br />
den letzten Jahren wurden indes immer<br />
mehr Stimmen laut, welche auch für Öster-<br />
reich eine Form der Pflegeversicherung<br />
überlegten. Diese Diskussion gilt es intensiv<br />
zu verfolgen und zu begleiten. Es ist derzeit<br />
zu früh, um über ein mögliches Ergebnis zu<br />
spekulieren. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird<br />
sich an dieser Diskussion massiv beteiligen<br />
und allfällige Bedarfsveränderungen mit Ge-<br />
setzesinitiativen begleiten.<br />
Die meisten pflegebedürftigen Senioren be-<br />
vorzugen – wie ausgeführt – ihre gewohnte<br />
Umgebung gegenüber einem Pflegeheim.<br />
Andererseits gibt es eine immer größere Zahl<br />
an jungen Senioren, die gerne eine verant-<br />
wortungsvolle Aufgabe übernehmen wollen.<br />
Landeshauptmann Waltraud Klasnic initiier-<br />
te daher gemeinsam mit dem <strong>Steirische</strong>n<br />
Seniorenbund den „Magnolienbaum“, um<br />
diese beiden Gruppen zueinander zu führen:<br />
Junge Senioren sollen in vorhandenen Räu-<br />
men (z.B. Hilfswerk, Sozialstationen, Pfarr-<br />
zentren) Ältere betreuen, mit ihnen gemein-<br />
sam den Tag strukturieren und durch das<br />
gemeinsame Tun mehr Freude am Leben<br />
haben. Gerade solche Formen der alternati-<br />
ven Pflegebetreuung werden aber seitens des<br />
steirischen Sozialressorts nicht ausreichend<br />
unterstützt. Um diese Unterstützung zukünf-<br />
tig auf eine gesetzliche Basis zu stellen, soll<br />
in das Sozialhilfegesetz eine Bestimmung<br />
178<br />
aufgenommen werden, welche die Förderung<br />
alternativer sozialer Leistungen ermöglicht.<br />
Wohnungen und Häuser, die bis Anfang der<br />
neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts er-<br />
richtet wurden, sind in den seltensten Fällen<br />
barrierefrei. Die Sanitärräume etc. entspre-<br />
chen kaum den Erfordernissen älterer Men-<br />
schen. Dies bedeutet in der Praxis, dass<br />
Kinderbetreuung ist Aufgabe beider Elternteile. Wir wollen, dass der Staat die Eltern dabei bestmöglich<br />
unterstützt, damit Kinder und Berufstätigkeit kein Widerspruch sein müssen und für Eltern faire<br />
Bedingungen bestehen.<br />
Walburga Beutl<br />
eine bestehende Badewanne – aufgrund der<br />
vorhandenen Sturzgefahr – oft schon ein<br />
wesentliches Hindernis zur weiteren selbst-<br />
ständigen Körperpflege darstellt. So führen<br />
bauliche Gegebenheiten zur kontinuierli-<br />
chen Einschränkung der sozialen und phy-<br />
sischen Selbstständigkeit und in weiterer<br />
Folge zu einem erhöhten Unterstützungsauf-<br />
wand seitens der öffentlichen Hand, wel-<br />
cher von der jeweiligen Person selbst nicht<br />
gewollt ist und von den Kommunen immer<br />
schwerer getragen werden kann. Die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> tritt daher für die Förde-<br />
rung von Objektsanierung ein, welche bar-<br />
rierefreie Seniorenwohnungen in Ortskernen<br />
schafft, um Senioren auch im dritten Le-<br />
bensabschnitt eine möglichst hohe eigenbe-<br />
stimmte Lebensführung in Sicherheit zu<br />
ermöglichen.<br />
Mobile Dienste wie die Hauskrankenpflege,<br />
Pflege- und Heimhilfe, welche sehr oft die<br />
Grundlage des Verbleibens in der gewohn-<br />
ten Umgebung für hilfs- und pflegebedürf-<br />
tige Menschen darstellt, und auch die ex-<br />
tramurale Psychiatrie werden derzeit nicht<br />
unter den Pflichtausgaben des Landesbud-
gets geführt, sodass deren finanzielle Si-<br />
cherheit von Jahr zu Jahr fragwürdig ist.<br />
Gleichzeitig sind diese Dienste aber notwen-<br />
dig und im Vergleich zu vollstationären Ver-<br />
sorgungen kostengünstiger. Daher sollen<br />
diese zukünftig in den Pflichtausgabenbe-<br />
reich des Sozial- oder Gesundheitsbudgets<br />
übernommen werden.<br />
Pflegebedürftige Menschen brauchen eine<br />
Vielzahl von Heilbehelfen, welche derzeit<br />
großteils nur gekauft werden können. Um<br />
diese finanzielle Belastung für pflegebedürf-<br />
tige Menschen bzw. deren Angehörige zu<br />
verringern, tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
dafür ein, dass Heilbehelfe zukünftig auch<br />
gemietet werden können.<br />
Sozialhilfe und Grundversorgung –<br />
Rettungsanker für Menschen in Not<br />
bachtet werden, entsprechende Schlussfol- vergleichbare Existenzsicherung für die ersgerungen<br />
sind<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
auch für Österreich zu zieten zwölf<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Monate schafft und für die Zeit<br />
Gerechtigkeit<br />
Ich sehe es als meine Verantwortung an, insbesondere den benachteiligten und sozial schwächeren<br />
Gruppen Sicherheit in der notwendigen Veränderung und im Wandel zu geben. Soziale Gerechtigkeit<br />
muss der oberste Maßstab aller Maßnahmen sein. Niemand in unserem Land soll sich um seine soziale<br />
Absicherung fürchten müssen.<br />
Waltraud Klasnic<br />
Erfahrung<br />
In den letzten Jahren gab es auf dem Gebiet<br />
der Sozialhilfe mehrere beachtenswerte na-<br />
tionale und internationale Entwicklungen:<br />
Zum einen wurden in Deutschland durch<br />
Hartz IV die Sozialhilfe und das Arbeitslo-<br />
sengeld zusammengelegt. Die Ergebnisse<br />
dieser Entwicklung müssen eingehend beo-<br />
hen. Zum anderen veröffentlichte Univ.Prof.<br />
Dr. Walter J. Pfeil im Auftrag des Sozialmi-<br />
nisteriums seinen Vergleich der Sozialhilfe-<br />
systeme der österreichischen Bundesländer.<br />
Zusammengefasst hält diese Studie fest,<br />
dass die Kostenteilung zwischen Land und<br />
regionalen Trägern (60 : 40) zu einer ge-<br />
rechten Verteilung der Lasten führt, dass es<br />
sich um ein sehr „schlankes“ Gesetz handelt<br />
und darüber hinaus die „AusländerInnen-<br />
klausel“ österreichweit vorbildhaft ist, da sie<br />
sämtlichen inter- und supranationalen<br />
Gleichstellungsverpflichtungen entspricht.<br />
Diesbezüglich trat mittlerweile ein Anpas-<br />
sungsbedarf dahingehend ein, dass die<br />
Bund-Länder-Vereinbarung über die Versor-<br />
gung von Asylwerbern eine der Sozialhilfe<br />
danach ein eigenes Grundversorgungsgesetz<br />
vom Steiermärkischen Landtag zu beschlie-<br />
ßen ist. Weiters lobt Pfeil die Determinie-<br />
rung der Leistungsformen, welche „ebenfalls<br />
besser gelungen ist als in den meisten an-<br />
deren Bundesländern“. Hinsichtlich der Re-<br />
gelungen betreffend den Einsatz der eigenen<br />
Arbeitskraft hält Pfeil fest, dass zwar sehr<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 179<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
präzise Regelungen bestehen, aber gleich-<br />
zeitig auch eine „höchst moderate“ Sanktion<br />
bei mangelnder Arbeitswilligkeit. In Reak-<br />
tion auf die Ergebnisse und Empfehlungen<br />
dieser Studie stellte die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei im Landtag den Antrag, die diesbe-<br />
zügliche Wiener Strafbestimmung zu über-<br />
nehmen, wonach bei mangelnder Arbeits-<br />
willigkeit der Richtsatz um bis zu 50 %<br />
reduziert werden kann. Es konnte jedoch<br />
kein Konsens zwischen den Parteien herge-<br />
stellt werden.<br />
Die wichtigsten Änderungen des Sozialhilfe-<br />
gesetzes in der Legislaturperiode 2000 bis<br />
2005 des Steiermärkischen Landtages wa-<br />
ren die Neuregelung der Kostenersatzrege-<br />
lung und die Einführung einer Planungs-<br />
möglichkeit für das Land, da die bislang<br />
uneingeschränkt freie Heimwahl auf jene<br />
Institutionen eingeschränkt wurde, welche<br />
einen Vertrag mit dem Land haben. Hin-<br />
sichtlich der Kostenersatzregelung wurden<br />
auch jene Geschenknehmer verpflichtet,<br />
welche innerhalb der letzten drei Jahre vor<br />
Inanspruchnahme von Leistungen der Sozial-<br />
hilfe seitens des Geschenkgebers Vermögen<br />
ohne entsprechende Gegenleistungen vom<br />
Sozialhilfeempfänger erhalten haben. Da-<br />
durch wird nunmehr die missbräuchliche<br />
Inanspruchnahme von Sozialhilfe durch Ver-<br />
schenkung des Vermögens verhindert.<br />
Vision<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich un-<br />
eingeschränkt zur Rolle der Sozialhilfe, letz-<br />
ter Rettungsanker für Menschen in Not zu<br />
sein. Dieser Rettungsanker steht all jenen<br />
Menschen zur Verfügung, die sich rechtmä-<br />
ßig zumindest für drei Monate in der Stei-<br />
180<br />
ermark aufhalten. Hinsichtlich der Men-<br />
schen mit Asyl bekennt sich die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> zur gesellschaftlichen Verpflich-<br />
tung, dass verfolgten Menschen Schutz und<br />
Hilfe gebührt. Gleichzeitig ist es selbstver-<br />
ständlich, dass Sozialhilfe in erster Linie<br />
Hilfe zur Selbsthilfe ist: Es kann nicht Ziel<br />
sein, dass Einzelne ihr Leben beständig<br />
durch die Gemeinschaft finanzieren lassen,<br />
jedoch keine Anstrengungen hinsichtlich ei-<br />
nes selbst finanzierten und damit selbst<br />
bestimmten Lebens unternehmen. Wenn die<br />
Gemeinschaft in der Not selbstverständlich<br />
zur Seite steht, dann entsteht auf Seiten der<br />
Sozialhilfeempfänger die Pflicht, alles in ih-<br />
rer Macht Stehende entsprechend ihren<br />
Fähigkeiten zu unternehmen, um ein Leben<br />
ohne Sozialhilfeleistungen führen zu kön-<br />
nen. Daher ist die Verpflichtung des Einsat-<br />
zes der eigenen Mittel und eigenen Arbeits-<br />
kraft der Sozialhilfeempfänger für die Stei-<br />
rische <strong>Volkspartei</strong> selbstverständlich, da<br />
gesellschaftliche Solidarität nur dann einge-<br />
fordert werden kann, wenn es eine Symme-<br />
trie und einen Ausgleich zwischen Nehmen<br />
und Geben gibt.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird in der nächs-<br />
ten Legislaturperiode weiterhin darauf be-<br />
stehen, dass die „höchst moderate“ Sankti-<br />
onsmöglichkeit bei mangelndem Einsatz der<br />
eigenen Arbeitskraft verschärft wird. Ziel ist<br />
die Übernahme der Wiener Regelung, wo-<br />
nach der Richtsatz um bis zu 50 % unter-<br />
schritten werden kann.<br />
Sprache vermittelt unsere gemeinsame Kul-<br />
tur, schafft einen gemeinsamen Kommuni-<br />
kationsraum und erlaubt trotz Individualisie-
ung und Pluralisierung, dass sich die Mit-<br />
glieder einer Gesellschaft untereinander<br />
verständigen. Die Integration ausländischer<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger in unsere Ge-<br />
sellschaft braucht als unerlässliche Voraus-<br />
setzung das Erlernen der deutschen Spra-<br />
che. Daher sieht das Asylgesetz vor, dass<br />
Fremden Sprachkurse als Integrationshilfe<br />
angeboten werden. Bedauerlicherweise ist<br />
das Niveau dieser Sprachkurse zu niedrig,<br />
um den Aufgaben der Integration gerecht zu<br />
werden. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird da-<br />
her eine Evaluierung und daran anschlie-<br />
ßende Verbesserung der Qualität der Sprach-<br />
kurse verfolgen.<br />
Asylwerber können von Bund, Land oder<br />
Gemeinden für geringfügige Tätigkeiten<br />
herangezogen werden. Dadurch wird diesen<br />
Menschen die Möglichkeit eröffnet, ihr<br />
Leben wieder teilweise eigenständig und<br />
Erfahrung<br />
selbst bestimmt zu führen. Die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> setzt sich dafür ein, dass<br />
diese Möglichkeit nicht nur den Gemeinden<br />
gewährt wird, sondern auch auf Kammern<br />
und gemeinnützige Vereine ausgedehnt<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Gerechtigkeit<br />
des Kinderbetreuungsgesetzes und des Ju-<br />
Seit 1996 – dem Amtsantritt von Frau Lan-<br />
deshauptmann Waltraud Klasnic – hat sich<br />
die Zahl der Ganztagskinderbetreuungsein-<br />
richtungen in der <strong>Steiermark</strong> verdoppelt und<br />
die Zahl der Kinderkrippen um 400 % ver-<br />
größert. Der Steiermärkische Landtag be-<br />
schloss in den letzten Jahren eine Reform<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 181<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
wird.<br />
Der Sozialstaat braucht die Sozialgesell-<br />
schaft. Anders formuliert: Die staatlichen<br />
Leistungen müssen durch andere gesell-<br />
schaftliche Kräfte ergänzt und durch ein<br />
neues Zueinander von Staat und privat den<br />
veränderten Verhältnissen entsprechend ge-<br />
staltet werden. Daher wird sich die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> weiterhin dafür einsetzen,<br />
dass das Ehrenamt und der Aufbau von so<br />
genannten „gemischten Einrichtungen“ ge-<br />
fördert werden, in denen und mit denen<br />
gesellschaftliches Engagement und sozial-<br />
staatliche Einrichtungen zusammengeführt<br />
werden können.<br />
Kinderbetreuung und Jugendwohlfahrt<br />
gendwohlfahrtsgesetzes. Obwohl das Kin-<br />
derbetreuungsgesetz im Vergleich zu den<br />
diesbezüglichen Gesetzen anderer Bundes-<br />
Die Steigerung der Geburtenrate durch familienpolitische Maßnahmen, z.B. Kindergeld, Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie, Recht auf Teilzeit und Gender Mainstreaming zu erreichen, ist sicherlich richtig<br />
und verfolgenswert, hat aber den Nachteil, dass gerade diese Politik viel Zeit braucht, um ihre<br />
Wirkungen auf die Sozialsysteme zu entfalten.<br />
Christopher Drexler<br />
länder die höchste Qualität sicherstellt, sind<br />
die damit verbundenen Kosten von den Ge-<br />
meinden nur schwer zu finanzieren. Daher<br />
hat sich in den letzten Jahren in der Stei-
ermark eine große Zahl von Gemeinden<br />
entschlossen, die Kinderbetreuung an priva-<br />
te Kindergartenbetreiber auszulagern, wel-<br />
che zu geringeren Kosten eine vergleichbar<br />
hohe Qualität garantieren können. Die No-<br />
velle des Jahres 2004 harmonisierte unter<br />
anderem die Vorbereitungszeiten der Kin-<br />
dergartenpädagoginnen und -pädagogen der<br />
privaten und öffentlichen Kindergärten mit<br />
dem Ergebnis, dass die Kosten bei den pri-<br />
vaten Kindergärten um bis zu 25 % stiegen<br />
und viele um ihr wirtschaftliches Überleben<br />
bangen.<br />
Darüber hinaus wurde mittels Verordnung<br />
die so genannte „alterserweiterte“ Gruppe<br />
eingeführt. Diese sieht vor, dass Kinder im<br />
Alter vom 18. Lebensmonat bis zum Ende<br />
der Volksschulzeit gemeinsam betreut wer-<br />
den können. Dadurch konnte dem vielfa-<br />
chen Wunsch nach flexibleren Formen der<br />
Kinderbetreuung entsprochen werden.<br />
Die Novelle des Jugendwohlfahrtsgesetzes<br />
hatte einerseits das Ziel, in Analogie zum<br />
Sozialhilfegesetz die Möglichkeit eines Ver-<br />
trages mit Jugendwohlfahrtsträgern zu eröff-<br />
nen, anderseits, mittels einer Leistungs- und<br />
Entgeltverordnung die sachlichen, fachli-<br />
chen und personellen Erfordernisse für die<br />
Erbringung von Leistungen, Maßnahmen der<br />
Qualitätssicherung und des Controlling, die<br />
Entgelte für die zu erbringenden Leistungen<br />
sowie die Ab- und Verrechnung zu regeln.<br />
Außerdem brachte die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
in der Legislaturperiode 2000 bis 2005 meh-<br />
rere Anträge zum Schutz der Kinder und<br />
182<br />
Jugendlichen ein: Bezüglich der so genannten<br />
„Alko-Pops“ – Mixgetränken mit hohem Alko-<br />
holanteil – forderte die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>,<br />
dass diese an Jugendliche unter 18 Jahren<br />
nicht abgegeben werden dürfen bzw. die<br />
Steuern soweit erhöht werden, dass sie für<br />
Jugendliche nahezu unerschwinglich werden.<br />
In Reaktion auf den Skandal, dass Jugendli-<br />
che in so genannten „gläsernen Duschen“ fast<br />
nackt tanzten und zwecks Motivation von den<br />
Lokalbetreibern mit kostenlosem Alkohol ver-<br />
sorgt wurden, fordert die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei eine Verschärfung des Jugendschutzgeset-<br />
Erst im Austausch durch ein gutes Miteinander können Leistungen wirklich effizient eingesetzt und so<br />
Betroffenen individuell und zielführend geholfen werden.<br />
Barbara Riener<br />
zes bzw. eine lückenlose Kontrolle der bereits<br />
existierenden Bestimmungen ein.<br />
Vision<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist sich der Be-<br />
deutung qualitativ hochwertiger Kinderbe-<br />
treuungseinrichtungen bewusst und wird<br />
diese auch in <strong>Zukunft</strong> sicherstellen. Zu-<br />
gleich tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> auch<br />
dafür ein, dass diese hochwertige Kinderbe-<br />
treuung innerhalb eines akzeptablen Kos-<br />
tenrahmens für die Eltern, die Gemeinden<br />
und das Land angeboten wird. Daher setz-<br />
te und setzt sich die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
für die Koexistenz von öffentlichen und pri-<br />
vaten Kindergärten ein. Hinsichtlich des<br />
Jugendwohlfahrtsgesetzes muss vorerst die<br />
Umsetzung der letzten Novelle abgewartet<br />
werden, um aus den praktischen Erfahrun-<br />
gen Rückschlüsse für weitere Reformen ge-<br />
winnen zu können.
Aktion<br />
Derzeit liegt der Auslastungsgrad der steiri-<br />
schen Kindergärten bei ca. 80 % und zahl-<br />
reiche private Kindergärten klagen, dass die<br />
Ausweitung der Vorbereitungszeiten zu ei-<br />
nem großen finanziellen Abgang führt. Die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird daher in der<br />
nächsten Legislaturperiode vehement dafür<br />
eintreten, dass die hohe Qualität der steiri-<br />
schen Kinderbetreuung zu vertretbaren Kos-<br />
ten erhalten bleibt.<br />
Trotz des ausgezeichneten Angebotes an<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es in<br />
der <strong>Steiermark</strong> wie im Rest Österreichs ein<br />
Defizit in der Betreuung von Kindern unter<br />
drei Jahren. Durch die Einführung der<br />
„alterserweiterten“ Gruppe versucht die<br />
<strong>Steiermark</strong> diesem Defizit zwar entgegenzu-<br />
steuern, mangels praktischer Erfahrungen<br />
kann bislang aber noch nicht gesagt wer-<br />
den, ob dieser Versuch bereits ausreichend<br />
ist. Jedenfalls ist sicherzustellen, dass es<br />
auch für diese Altersgruppe ausreichende<br />
alternative Betreuungsmöglichkeiten wie die<br />
Kinderbetreuung durch Tagesmütter neben<br />
den stationären<br />
Soziale<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Einrichtungen geben wird.<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
Gerechtigkeit<br />
In der <strong>Steiermark</strong> existieren für den Beruf<br />
der Kindergartenpädagoginnen und -päda-<br />
gogen derzeit drei Dienstrechte mit unter-<br />
schiedlichen Regelungen in Hinblick auf<br />
Urlaub, Vorbereitungszeiten und anderem.<br />
Es wird daher in der nächsten Legislaturpe-<br />
riode eine umfassende Novelle des Dienst-<br />
rechts mit dem Ziel der Harmonisierung zu<br />
beschließen sein.<br />
Für Kindererholungsaktionen konnten nach<br />
alter Rechtslage Kostenzuschüsse gewährt<br />
werden, nach neuer Rechtslage ist nur mehr<br />
die Kostenübernahme aufgrund einer Ju-<br />
gendwohlfahrtsmaßnahme möglich. Bei den<br />
Senioren hingegen werden für deren Urlaubs-<br />
aktionen die gesamten Kosten übernommen.<br />
Diese Ungleichbehandlung gilt es in der<br />
nächsten Legislaturperiode abzustellen.<br />
Die Unterbringung von Kindern und Jugend-<br />
lichen bei Pflegeeltern ist das gelindeste<br />
Mittel bzw. die familiengerechteste Form<br />
einer notwendigen Fremdunterbringung. Die<br />
finanzielle Abgeltung dieser Pflegeeltern<br />
ist hinsichtlich ihrer Höhe in der nächsten<br />
Legislaturperiode zu evaluieren und gegebe-<br />
nenfalls zu erhöhen.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 183<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der Gesundheit<br />
Flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung und<br />
Motivation zur Vorsorge für alle sind die Grundlagen<br />
einer menschlichen Gesundheitspolitik
Der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war es stets ein<br />
Grundanliegen, sich um die gesundheit-<br />
lichen Bedürfnisse aller Bürgerinnen und<br />
Bürger zu bemühen. Sie hat sich dabei<br />
historische Verdienste erworben. Die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> unter Landeshauptmann<br />
Josef Krainer jun. war mit ihrer Gesund-<br />
heitspolitik in den 1980er Jahren wegwei-<br />
send für die effizienz- und qualitätssteigern-<br />
den Strukturreformen im öffentlichen Kran-<br />
kenversorgungswesen in ganz Österreich.<br />
Beispielhaft sei die 1985 erfolgte Ausglie-<br />
derung der Landeskrankenhäuser in eine<br />
eigene Krankenanstaltengesellschaft ange-<br />
führt. Die Gründung von Styria Vitalis als<br />
einer der erfolgreichsten Gesundheitsförde-<br />
rungsorganisationen Österreichs wurde<br />
ebenfalls von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
wesentlich unterstützt. Landeshauptmann<br />
Waltraud Klasnic ist es zu verdanken, dass<br />
durch ihre Initiative (Sichere <strong>Steiermark</strong> –<br />
Projekt HLW) die lebensrettende Frühdefibmit die <strong>Steiermark</strong> diesen Herausforderun-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
rillation nach Herzstillstand in der Steiergen gewachsen ist, tritt die <strong>Steirische</strong> Volks- Gesundheit<br />
mark weite Verbreitung gefunden hat und partei für eine gestärkte gesundheitliche<br />
dadurch seit dem Jahr 2000 unzählige Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />
Leben gerettet werden konnten. In der Kran-<br />
kenversorgung wurde das Projekt LKH 2000<br />
zum Ausbau und zur zeitgemäßen Adapta-<br />
tion des LKH Univ.-Klinikum Graz durch<br />
das Bemühen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> in<br />
den letzten Legislaturperioden initiiert und<br />
erfolgreich vorangetrieben, ebenso wie der<br />
Neubau des LKH Graz West. Durch eine<br />
ambitionierte Gesundheitszielsetzung bis<br />
zum Jahr 2010 wurden von Landeshaupt-<br />
mann Waltraud Klasnic auch im Bereich der<br />
Gesundheitsförderung neue Impulse gesetzt.<br />
Diese jahrzehntelangen stetigen Bemühun-<br />
gen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> um die<br />
Gesundheit haben Früchte getragen, indem<br />
Lebensdauer und Lebensqualität der Steire-<br />
rinnen und Steirer heute so hoch sind<br />
wie nie zuvor in der Geschichte unseres<br />
Landes.<br />
Wir von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> haben<br />
es uns zur Aufgabe gemacht, dieses hohe<br />
Gerade auch mit diesen Schwerpunktsetzungen und der Ausgestaltung des steirischen Landesbudgets,<br />
das die höchsten Budgetzuwächse im Sozial- und Gesundheitswesen gerade auch für das Jahr 2004<br />
ausweist, habe wir in Wort und Tat unterstrichen, dass soziale Politik zentrales Anliegen der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> ist.<br />
Waltraud Klasnic<br />
Niveau im Gesundheitswesen auch für un-<br />
sere Kinder abzusichern und durch eine<br />
weitere Steigerung der Qualität an die Spit-<br />
ze Europas im Gesundheitswesen zu treten.<br />
Das steirische Gesundheitssystem muss<br />
sich deshalb aktiv den gesundheitlichen He-<br />
rausforderungen des 21. Jahrhunderts wie<br />
der alternden Gesellschaft oder dem medi-<br />
zinisch-technischen Fortschritt stellen. Da-<br />
der steirischen Bürgerinnen und Bürger ein.<br />
Wir von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wollen<br />
durch am Bedarf der Menschen ausgerich-<br />
tete Strukturen und verantwortungsvolles<br />
Ressourcenmanagement die Voraussetzung<br />
dafür schaffen, dass jede(r) einzelne<br />
Steirer(in) ein langes Leben in Gesundheit<br />
genießen kann. Denn die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei war und ist die Partei der Gesundheit<br />
für alle Steirerinnen und Steirer.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 187<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Gesundheitssystem<br />
Erfahrung<br />
Für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> stellt der Ge-<br />
sundheitszustand und die Lebensqualität<br />
der Steirerinnen und Steirer den wichtigsten<br />
Faktor für das Wohlergehen, die Wettbe-<br />
werbsfähigkeit und die <strong>Zukunft</strong>strächtigkeit<br />
unseres Landes dar. Die Gesundheit ist des-<br />
halb, im Gegensatz zum direkten politischen<br />
Konkurrenten, ein programmatisches<br />
Kernthema für die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>,<br />
um die <strong>Zukunft</strong>ssicherheit unseres Landes<br />
zu gewährleisten. Daher hat sich die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> auch in die Verhandlungen<br />
um die österreichische Gesundheitsreform<br />
eingebracht. Aufgrund dieser Bemühungen<br />
ist es in Zusammenarbeit mit der Bundes-<br />
partei gelungen, den Ländern durch die<br />
Gesundheitsreform 2005 mehr Steuerungs-<br />
möglichkeiten für eine bürgerorientierte Ge-<br />
sundheitsversorgung zu geben. Im Gegen-<br />
satz zum noch bestehenden Gesundheits-<br />
system wird im neuen System die Versorgung<br />
am realen Bedarf der Bürger orientiert sein<br />
und erstmals werden alle Akteure des Ge-<br />
sundheitswesens, auch Patientenvertreter,<br />
im <strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds zu-<br />
sammenarbeiten. Eine weitere wesentliche<br />
Neuerung stellt es dar, dass erstmals das<br />
gesamte Spektrum der Gesundheitsversor-<br />
gung von der Gesundheitsförderung über die<br />
Krankenversorgung bis hin zur Pflege vom<br />
Fonds koordiniert werden kann. Durch die-<br />
se Gesundheitsreform mit der Handschrift<br />
der <strong>Volkspartei</strong> wird erstmals in der öster-<br />
188<br />
reichischen Geschichte eine effiziente Orga-<br />
nisationsstruktur des Gesundheitswesens<br />
geschaffen. Darüber hinaus ermöglicht der<br />
neue Reformpool im Landesgesundheits-<br />
fonds, dass Modellprojekte durchgeführt<br />
werden können, um unser Gesundheitssys-<br />
tem auch über diese Reform hinaus weiter-<br />
Wir müssen die KAGes-Strukturen an die gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts<br />
anpassen.<br />
Anton Fischer-Felgitsch<br />
zuentwickeln. Die Gesundheitsreform der<br />
Bundesregierung Schüssel bedeutet insge-<br />
samt einen großen Schritt vorwärts in Rich-<br />
tung einer international zukunftsweisenden<br />
Gesundheitssystemsteuerung und -finanzie-<br />
rung sowie einer weiteren Qualitätsverbes-<br />
serung für die Bürgerinnen und Bürger im<br />
Gesundheitswesen. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei ist bestrebt, diese große Chance für die<br />
<strong>Steiermark</strong> und ihre Menschen bestmöglich<br />
zu nutzen.<br />
Leider gibt es in der <strong>Steiermark</strong> auch eine<br />
Schwachstelle im Gesundheitssystem: die<br />
nicht vorhandene Gesundheitsberichterstat-<br />
tung des seit Jahrzehnten sozialistischen<br />
Landesgesundheitsressorts. Ohne diese Be-<br />
richte ist es unmöglich, den tatsächlichen<br />
Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger<br />
bei der Gesundheitsversorgung zu entspre-<br />
chen. Trotz wiederholter Aufforderungen der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> war das sozialisti-<br />
sche Gesundheitsressort nicht dazu bereit,<br />
seiner Verantwortung für die steirische Be-<br />
völkerung nachzukommen und einen mo-<br />
dernen, internationalen Standards entspre-<br />
chenden Gesundheitsbericht zu veranlas-
sen. Unter einer Ressortleitung durch die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wäre es nicht zu ei-<br />
nem solchen Missstand gekommen.<br />
Vision<br />
Das zukünftige steirische Gesundheitssys-<br />
tem des 21. Jahrhunderts erfordert in der<br />
Vision der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> eine ganz-<br />
heitliche Sicht des Menschen und der Ge-<br />
sundheit. Dies beginnt bei der ressortüber-<br />
greifenden Gesundheitspolitik, der sich die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet fühlt und<br />
endet in der bürgernahen Organisation des<br />
Gesundheitswesens. Die Gesundheitsreform<br />
der Bundesregierung Schüssel gibt uns in<br />
der <strong>Steiermark</strong> die historisch einmalige<br />
Möglichkeit, unser eigenes steirisches Ge-<br />
sundheitswesen selbst zu gestalten. Diese<br />
Chance haben wir in der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei erkannt und wollen sie für und mit<br />
den Steirerinnen und Steirern gemeinsam<br />
nutzen. Dazu sollten Gesundheitsziele erar-<br />
aber der Aspekt der Gesundheit in der praktischen Umsetzung, sei es in der Wirtschaft, Verkehr,<br />
Landwirtschaft oder Kultur,<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
kaum eine Gestaltungsmöglichkeit. Dabei<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
wäre Gesundheit als<br />
Gesundheit<br />
Querschnittsthema in allen Lebensbereichen zu überdenken.<br />
Lindi Kálnoky<br />
beitet werden, die uns unter den Regionen<br />
Europas an die Spitze im Gesundheitsbe-<br />
reich führen. Mit Hilfe des Landesgesund-<br />
heitsfonds können wir diese Ziele umsetzen<br />
und durch moderne Evaluationsinstrumente<br />
die Effizienz und Qualität unseres Gesund-<br />
heitswesens auch zukünftig auf höchstem<br />
internationalem Niveau sicherstellen.<br />
Diese Spitzenposition unter den Regionen der<br />
EU wollen wir weiters durch die Schaffung<br />
von Rahmenbedingungen für eine transparen-<br />
te Leistungserbringung gegenüber den Bürge-<br />
rinnen und Bürgern in allen Sektoren des<br />
Gesundheitssystems erreichen. Dadurch soll<br />
jede(r) Bürger(in) der <strong>Steiermark</strong> die größt-<br />
mögliche Selbstbestimmung über ihre/seine<br />
Gesundheit erhalten, und darüber, wie er/sie<br />
sie im Bedarfsfall wiedererlangen will. Am<br />
Ende dieses Prozesses soll ein effizientes,<br />
bedarfsgerechtes, transparentes und bürger-<br />
nahes Gesundheitssystem in der <strong>Steiermark</strong><br />
stehen, welches jeder/m Einzelnen ermög-<br />
licht, ihr/sein Leben möglichst lange und in<br />
höchster Lebensqualität zu genießen.<br />
Aktion<br />
Schaffung eines <strong>Steirische</strong>n<br />
Landesgesundheitsfonds<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die Chancen<br />
der Gesundheitsreform nutzen und einen<br />
Interessanterweise spielt ganz paradox im emotionalen Bereich der Bevölkerung die Gesundheit eine<br />
primäre Rolle. Gesundheit wünscht man sich nicht nur zu Neujahr und bei jedem „Nieser“. Konkret hat<br />
<strong>Steirische</strong>n Landesgesundheitsfonds zur Ko-<br />
ordination der am Gesundheitswesen betei-<br />
ligten Akteure und als Instrument zur akti-<br />
ven Systemsteuerung und Evaluierung ein-<br />
richten. Um dies zu gewährleisten, soll<br />
neben dem Steuerungsorgan des Landesge-<br />
sundheitsfonds, der Landesgesundheits-<br />
plattform, eine steirische Gesundheitskonfe-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 189<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
enz zur Beratung eingerichtet werden, um<br />
alle Akteure des Gesundheitswesens einzu-<br />
binden. Um den vielfältigen Aufgabenstel-<br />
lungen (Finanzierung, Projektmanagement,<br />
Systemsteuerung, Evaluierung) des Landes-<br />
gesundheitsfonds effizient gerecht zu wer-<br />
den, muss eine professionelle interne Orga-<br />
nisation, gegliedert in mehrere Fachabtei-<br />
lungen, aufgebaut werden. Aus Gründen der<br />
Kostenersparnis tritt die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei dafür ein, den alten <strong>Steirische</strong>n Landes-<br />
krankenanstaltenfinanzierungsfonds als eine<br />
dieser Fachabteilungen in den neuen Steiri-<br />
schen Landesgesundheitsfonds zu integrie-<br />
ren. Weiters sollte der neue <strong>Steirische</strong> Lan-<br />
desgesundheitsfonds im Sinne einer bürger-<br />
nahen, transparenten und professionellen<br />
operativen Führung privatrechtlich organi-<br />
siert und mittelfristig aus der Landesverwal-<br />
tung ausgegliedert werden.<br />
190<br />
Einführung einer regelmäßigen<br />
Gesundheitsberichterstattung<br />
Die in der <strong>Steiermark</strong> sowohl qualitativ als<br />
auch quantitativ vernachlässigte Gesund-<br />
heitsberichterstattung ist international das<br />
Fundament jeder bürgernahen bedarfsorien-<br />
tierten Gesundheitspolitik und Gesundheits-<br />
versorgung. Ohne die Daten einer regelmä-<br />
ßigen und modernen Gesundheitsberichter-<br />
stattung ist das Gesundheitswesen blind für<br />
So entsteht eine paradoxe Situation, in der einerseits jeder, der über detaillierte Systemkenntnis<br />
verfügt, weiß, dass eine Reform nicht nur notwendig ist, sondern auch, wenn nur die vorhandenen<br />
Ressourcen zur Verfügung stehen, ohne Qualitätsverlust, in bestimmten Bereichen sogar mit<br />
Qualitätsverbesserung möglich ist. Andererseits wird jeder Versuch, am Status quo etwas zu verändern,<br />
von den Interessensgruppen mit dem Hinweis auf drohende Verschlechterung des Angebots mit Gefahr<br />
für Leib oder Leben im Ansatz verhindert.<br />
Christian M. Köck<br />
die tatsächlichen gesundheitlichen Bedürf-<br />
nisse der Bürger. Um durch die Nachlässig-<br />
keit des sozialistischen Gesundheitsressorts<br />
verursachte Gesundheitsschäden der steiri-<br />
schen Bevölkerung zu verhindern, fordert<br />
die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> eine regelmäßige<br />
(z.B. alle zwei Jahre durchzuführende) mo-<br />
derne Gesundheitsberichterstattung auf re-<br />
gionaler Basis.<br />
Gesundheitsförderung & Prävention<br />
Erfahrung<br />
Wie jede(r) von uns in ihrem/seinem Leben<br />
schon erfahren hat, bedeutet gesund sein<br />
mehr als nur die Abwesenheit von Er-<br />
krankungen. Gesundheit bedeutet volles<br />
körperliches und mentales Wohlbefinden,<br />
um sich mit voller Kraft und Freude den<br />
Herausforderungen des Lebens stellen zu<br />
können. Dies zu ermöglichen und den<br />
Ausbruch von Erkrankungen zu verhindern,<br />
ist Ziel der Gesundheitsförderung. Die<br />
Gesundheitsförderung versucht dieses Ziel<br />
durch Schulungen und Beratung sowie<br />
Maßnahmen im sozialen Umfeld (Familie,
Gemeinde, Schule, Arbeitsplatz etc.) der<br />
Menschen zu erreichen. Die Gesundheits-<br />
förderung ist somit ein wichtiger Teil des<br />
Gesundheitswesens. Die Bemühungen der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> und insbesondere<br />
von Landeshauptmann Waltraud Klasnic<br />
mit der Festlegung von ambitionierten<br />
Gesundheitsförderungszielen bis 2010<br />
(z.B.: Erhöhung der in guter Gesundheit<br />
verbrachten Lebensjahre der älteren und<br />
alten Menschen in der <strong>Steiermark</strong>; Stär-<br />
kung des Selbstwertgefühls, Erhöhung der<br />
Beziehungs-, Kommunikations- und Kon-<br />
fliktfähigkeit bei Jugendlichen; Förderung<br />
des sozialen Zusammenhalts in den stei-<br />
rischen Gemeinden und Regionen) ist es zu<br />
verdanken, dass unser Land schon viel auf<br />
diesem Gebiet erreicht hat. Styria Vitalis<br />
als Instrument zur aktiven Gesundheits-<br />
förderung in der <strong>Steiermark</strong> leistet wertvolle<br />
Arbeit. Gegenwärtig werden neun erfolg-<br />
reiche Förderprogramme von der Gesunden<br />
Volksschule über die Kariesprophylaxe<br />
bis zur Gesunden Gemeinde betreut. Als<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Beispiel für den Erfolg dieser Programme Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger Gesundheit<br />
sei nur die Kariesprophylaxe bei steirischen orientierte Gesundheitspolitik wollen wir<br />
Volksschulkindern angeführt. Innerhalb von der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> dieses Ziel<br />
von nur neun Jahren wurde durch dieses<br />
Gesundheitsförderungsprojekt eine über<br />
37 %-ige Steigerung der Volksschulkinder<br />
mit kariesfreien Zähnen erreicht. Trotz<br />
dieser Erfolge gibt es noch viele Bereiche,<br />
in denen das Gesundheitspotenzial der<br />
Steirerinnen und Steirer gefördert werden<br />
muss. Eine flächendeckende, an den Be-<br />
dürfnissen der Menschen in den ein-<br />
zelnen steirischen Regionen orientierte<br />
aktive Gesundheitsförderung aufzubauen<br />
und die Gesundheitsvorsorge zu fördern,<br />
ist deshalb das Ziel der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei.<br />
Vision<br />
Unsere Vision von einer Gesunden Steier-<br />
mark hat zum Ziel, dass jede(r) steirische<br />
Bürger(in) ihr/sein individuelles Gesund-<br />
heitspotenzial realisieren kann, um ein lan-<br />
ges Leben in höchster Lebensqualität zu<br />
genießen. Die Lebensumwelt der <strong>Steiermark</strong><br />
soll deshalb in allen Lebensbereichen noch<br />
lebenswerter und dadurch gesundheitsför-<br />
dernder werden. Als ersten konkreten Schritt<br />
wollen wir die durchschnittliche Lebenser-<br />
wartung der Steirerinnen und Steirer von<br />
derzeit 78 Jahren in den nächsten zehn<br />
Jahren durch gesundheitsfördernde Maß-<br />
nahmen um mindestens drei Jahre steigern.<br />
Durch eine ressortübergreifende, an den<br />
Die Weiterentwicklung unseres Gesundheits- und Sozialsystems ist die große gesamtgesellschaftliche<br />
Herausforderung der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts.<br />
Michael Tripolt<br />
erreichen und eine Gesunde Lebenswelt<br />
<strong>Steiermark</strong> schaffen.<br />
Aktion<br />
Gesunde Lebenswelt <strong>Steiermark</strong><br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> verpflichtet sich,<br />
die Vision einer Gesunden Lebenswelt<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 191<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
<strong>Steiermark</strong> als gesamtgesellschaftlichen<br />
Auftrag anhand von Gesundheitsförderungs-<br />
zielen und durch eine ressortübergreifende<br />
Gesundheitspolitik Schritt für Schritt zu ver-<br />
wirklichen. Als Institutionen zur aktiven<br />
Gesundheitsförderung und Prävention in der<br />
<strong>Steiermark</strong> sollen der Landesgesundheits-<br />
fonds und Styria Vitalis dienen. Ziel ist eine<br />
bedarfsorientierte sowie flächendeckende<br />
Gesundheitsförderung und Prävention auf<br />
Basis regionaler Projekte.<br />
192<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist insbesonders<br />
auch der Gesundheitsförderung in Betrieben<br />
und Schulen verpflichtet. Es ist der Steiri-<br />
Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind (unter der Voraussetzung des professionellen Public Health<br />
Managements) hoch effektiv und bringen große Kostenersparnisse mit sich. So können zum Beispiel<br />
durch betriebliche Gesundheitsförderungsinterventionen in Österreich auf betriebs- und auf<br />
volkswirtschaftlicher Ebene Einsparungen von 3,64 Milliarden Euro erreicht werden, was 1,7 % des<br />
Bruttoinlandsprodukts entspricht.<br />
Gerlinde Grasser<br />
Die Krankenversorgung<br />
Erfahrung<br />
Die <strong>Steiermark</strong> stellt aufgrund einer 60 Jah-<br />
re währenden konsequenten Gesundheits-<br />
politik der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> unter den<br />
Bundesländern ein Musterland im Bereich<br />
der Krankenversorgungsstruktur dar. Mit 24<br />
öffentlichen und 27 nichtöffentlichen Kran-<br />
kenanstalten weist die <strong>Steiermark</strong> die zweit-<br />
größte Krankenhausdichte und mit rund<br />
2.300 niedergelassenen Ärzten die dritt-<br />
größte Ärztedichte Österreichs auf, wobei<br />
vor allem im Bereich der niedergelassenen<br />
Ärzte, insbesondere auch im ländlichen<br />
Raum der <strong>Steiermark</strong>, unverzichtbare Ver-<br />
sorgungsleistungen erbracht werden. Diese<br />
schen <strong>Volkspartei</strong> daher ein besonderes<br />
Anliegen, diese zu fördern und weiter aus-<br />
zubauen. In diesem Zusammenhang soll<br />
auch die AUVA veranlasst werden, neben<br />
der bestehenden Arbeitnehmerschutz- und<br />
Unfallverhütungsberatung auch eine umfas-<br />
sende freiwillige Gesundheitsberatung in<br />
den Betrieben anzubieten.<br />
Krankenversorgungsstruktur gewährleistet<br />
eine flächendeckende Versorgung der steiri-<br />
schen Bürgerinnen und Bürger mit Gesund-<br />
heitsleistungen. Gleichzeitig stellt der Kran-<br />
kenversorgungssektor einen großen Wirt-<br />
schaftsfaktor dar – ca. 10 % der steirischen<br />
Wirtschaftsleistung entstammen diesem<br />
Sektor. Die KAGes alleine beschäftigt in ih-<br />
ren Spitälern über 16.500 Mitarbeiter, da-<br />
mit spielt die Krankenversorgung auch am<br />
Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle.<br />
Schon in den 1980er Jahren erkannte die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> die Bedeutung der<br />
stationären Krankenversorgung auch als<br />
wirtschaftlichen Standort- und Wettbe-
werbsfaktor. Bereits 1985 wurden auf Be-<br />
treiben der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> die Lan-<br />
deskrankenhäuser in der KAGes zusammen-<br />
gefasst und aus der Landesverwaltung<br />
ausgegliedert. Durch diese Maßnahme<br />
konnte eine effiziente Organisation der sta-<br />
tionären Krankenversorgung zum Nutzen<br />
aller Steirerinnen und Steirer für die <strong>Zukunft</strong><br />
abgesichert werden. Damit war die Steier-<br />
mark der Vorreiter und das Vorbild unter<br />
den Bundesländern Österreichs. Die Steiri-<br />
sche <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich auch weiter-<br />
hin zu ihrem Erfolgsmodell KAGes und der<br />
Sicherung aller derzeit bestehenden KAGes-<br />
Standorte in der <strong>Steiermark</strong>. Heute geht es<br />
aber auch darum, diese Strukturen so zu<br />
erhalten und anzupassen, dass sie den He-<br />
rausforderungen des 21. Jahrhunderts ge-<br />
wachsen sind. Die demografische Alterung<br />
– schon 2025 werden mehr als 50 % der<br />
steirischen Bevölkerung über 60 Jahre alt<br />
sein – verändert die Bedürfnisse der Bevöl-<br />
kerung in der Krankenversorgung ebenso<br />
wie die Veränderung des Krankheitsspekt-<br />
rums durch die Erfolge der Medizin. Noch<br />
im Jahr 1975 starben in Österreich 577<br />
Menschen an Tuberkulose, 2002 nur noch<br />
66, dagegen starben 2002 um 800 Men-<br />
schen mehr an Diabetes mellitus als vor 27<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Gesundheit<br />
Menschen brauchen in unserem Land keine Sorge davor zu haben, medizinische Betreuung in<br />
Anspruch zu nehmen, da es trotz der, bereits gegenwärtig vorhandenen und in unterschiedlichen<br />
Sozialversicherungen verschiedenen, Kostenbeteiligungsmodelle keine wesentliche Kostenbarriere gibt<br />
Jahren. Der medizinisch-technische Fort-<br />
schritt gibt uns heute Möglichkeiten, Krank-<br />
heiten zu heilen und frühzeitig festzustellen,<br />
wie noch nie zuvor in der Menschheitsge-<br />
schichte. Eine Herzkranzgefäßverengung<br />
kann z.B. durch eine minimalinvasive ca.<br />
20-minütige Herzkatheteruntersuchung<br />
festgestellt und gleichzeitig behandelt wer-<br />
den. Bis vor 15 Jahren erlitt der Betroffene<br />
entweder einen lebensbedrohlichen Herzin-<br />
farkt oder musste sich einer großen mehr-<br />
stündigen Herzoperation unterziehen. Dies<br />
ist nur ein Beispiel unter vielen für den me-<br />
dizinischen Fortschritt, und diese interna-<br />
tionale Entwicklung wird weiter rasant<br />
voranschreiten.<br />
Vision<br />
Wichtig ist für uns als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
bei diesen Entwicklungen, dass der einzelne<br />
kranke Mensch nicht zu kurz kommt. Im<br />
Zuge dieser Entwicklungen werden wir da-<br />
rauf achten, dass sich die moderne Kran-<br />
kenversorgung in der <strong>Steiermark</strong> an die<br />
Menschen anpasst, nicht der Mensch an<br />
das Krankenversorgungssystem. Denn unse-<br />
re Vision einer qualitativ hochwertigen Kran-<br />
kenversorgung des 21. Jahrhunderts ist<br />
eine, die den Menschen in seinem vollen<br />
Umfang als biopsychosoziales Wesen in den<br />
Mittelpunkt stellt. Alles Medizinisch-Techni-<br />
– und das muss auch so bleiben. Die drei tragenden Säulen der medizinischen Betreuung sind<br />
niedergelassene Ärzte, Ambulanzen und stationäre Betreuung.<br />
Heinz Hammer<br />
sche muss sich absolut dem kranken Men-<br />
schen und seinen individuellen Bedürfnis-<br />
sen unterordnen. Die medizinisch-techni-<br />
sche Entwicklung ist aber auch eine<br />
Chance, kranken Menschen mehr Selbstbe-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 193<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
stimmung und Lebensqualität zu geben,<br />
z.B. könnten Erkrankungen vermehrt in der<br />
häuslichen Umgebung des Kranken behan-<br />
delt werden.<br />
Die Versorgungsstruktur der niedergelasse-<br />
nen Ärzte sollte sich diesen Entwicklungen<br />
und Bedürfnissen der Menschen anpassen,<br />
indem vermehrt Gruppenpraxen und Ge-<br />
meinschaftspraxen entstehen, um rund um<br />
die Uhr eine flächendeckende Vollversor-<br />
gung anbieten zu können. Davon könnte<br />
auch der einzelne Arzt profitieren, indem er<br />
bessere Arbeitszeitbedingungen vorfinden<br />
und ein geringeres individuelles wirtschaft-<br />
liches Risiko tragen muss. Im steirischen<br />
Krankenhaus der <strong>Zukunft</strong> soll durch Ausbau<br />
der Ambulanzen und Einführung von Tages-<br />
kliniken eine rasche und am individuellen<br />
Patienten orientierte Behandlung den neuen<br />
medizinisch-technischen Möglichkeiten<br />
Rechnung getragen werden. Der stationäre<br />
Krankenhausbereich wird sich verstärkt<br />
dem neuen Krankheitsspektrum und der<br />
alternden Gesellschaft anpassen müssen.<br />
Dies soll durch eine bedarfsorientierte, fach-<br />
liche Schwerpunktsetzung in den Kranken-<br />
anstalten der einzelnen Krankenversor-<br />
gungsregionen der <strong>Steiermark</strong> geschehen.<br />
Durch diese Entwicklungen sollte es auch<br />
zu einer Vereinfachung der Abläufe im ein-<br />
zelnen Krankenhaus kommen und sich da-<br />
mit mittelfristig auch die Arbeitsbedingun-<br />
gen in den Krankenanstalten verbessern.<br />
194<br />
Durch die uns im 21. Jahrhundert zur Ver-<br />
fügung stehenden medizinisch-technischen<br />
Möglichkeiten sollten auch neue Formen der<br />
stationären Krankenversorgung angedacht<br />
werden.<br />
Ein für die <strong>Steiermark</strong> zu erprobendes<br />
Modell wäre „Hospital at Home“. Bei die-<br />
sem Konzept werden Patienten, welche<br />
eine intensive medikamentöse Behandlung<br />
Der Hauptverband und seine Mitarbeiter machen sich derzeit fit für die neue Rolle des Hauptverbandes<br />
als zentraler Netzwerkmanager. Das heißt, Strategie und zentrale Steuerung verbleiben beim<br />
Hauptverband. Gleichartige operative Geschäftsfelder des Hauptverbandes und der Sozial-<br />
versicherungsträger sind zu bündeln und in anderen Organisationsformen, wie z.B. Shared Service<br />
Center, Public Private Partnership oder durch Outsourcing rascher und kostengünstiger durchzuführen.<br />
Josef Kandlhofer<br />
und regelmäßige Kontrolluntersuchungen<br />
benötigen, aber keiner durchgehenden<br />
medizinischen Überwachung bedürfen, von<br />
einem interdisziplinären Team aus Pflege-<br />
kräften und Ärzten täglich zu Hause visitiert<br />
und behandelt. Dieses Konzept könnte<br />
z.B. Krebspatienten eine Behandlung in<br />
ihrer eigenen vertrauten häuslichen Umge-<br />
bung im Umfeld der eigenen Familie ermög-<br />
lichen und würde einen Quantensprung für<br />
die Lebensqualität dieser Patienten be-<br />
deuten.<br />
Ein weiteres Konzept, das flächendeckend<br />
angewandt werden könnte, wäre ein inter-<br />
disziplinäres Entlassungsmanagement nach<br />
einem Krankenhausaufenthalt. Durch ein<br />
solches Entlassungsmanagement, in dem<br />
z.B. der nachbehandelnde Arzt schon zum<br />
Zeitpunkt der Entlassung eingebunden ist<br />
und ein verantwortlicher Entlassungsmana-<br />
ger für einen reibungslosen Übergang zwi-<br />
schen stationärer und ambulanter Betreu-<br />
ung sorgt, wären Schnittstellenprobleme,
die sonst oft am Patienten hängen bleiben,<br />
vermeidbar. Ein erstes, sehr erfolgverspre-<br />
chendes Projekt der Hauskrankenbehand-<br />
lung mit integriertem Entlassungsmanage-<br />
ment wird seit 2004 – mit Unterstützung<br />
der <strong>Volkspartei</strong> aus dem Landesfinanzres-<br />
sort – im Bezirk Hartberg durchgeführt.<br />
Die technischen Fortschritte im Bereich der<br />
digitalen Datenverarbeitung und das Bemü-<br />
hen unserer Gesundheitsministerin ermögli-<br />
chen 2005 die flächendeckende Einführung<br />
der E-Card anstelle des Krankenkassen-<br />
schecks in ganz Österreich. Die E-Card er-<br />
möglicht eine nun entbürokratisierte Inan-<br />
spruchnahme von ärztlichen Leistungen<br />
und ist ein wesentlicher Schritt vorwärts bei<br />
der Verwaltungsvereinfachung für die Bür-<br />
gerinnen und Bürger. Der nächste wesentli-<br />
che Fortschritt zur Vereinfachung und Be-<br />
schleunigung von Behandlungsabläufen tragen, die das ärztliche Handeln den Pati-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
wird die geplante Einführung der elektronienten und deren Angehörigen transparent Gesundheit<br />
schen Gesundheitsakte (ELGA) sein. Mit der machen.<br />
ELGA werden alle gesundheitsrelevanten<br />
Patientendaten vernetzt, um einen schnitt-<br />
stellenlosen Datentransfer zu gewährleisten<br />
und somit jede Patientin/jeden Patienten bei<br />
Bedarf individuell angepasst und ohne In-<br />
formationsverlust durch Schnittstellen be-<br />
handeln zu können. Dass solch eine Daten-<br />
vernetzung nur mit dem Einverständnis der<br />
einzelnen Bürger(innen) geschehen kann<br />
und das System den höchsten Kriterien der<br />
Datensicherheit und des Datenschutzes ent-<br />
sprechen muss, versteht sich dabei von<br />
selbst. In der <strong>Steiermark</strong> wurden, auch auf-<br />
grund der vorausschauenden Politik der<br />
<strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, durch die KAGes<br />
bereits die infrastrukturellen Vorraussetzun-<br />
gen für die Einführung der ELGA geschaffen.<br />
Über diese Maßnahme hinausgehend soll<br />
die Transparenz der medizinischen Leis-<br />
tungserbringung gegenüber den Patienten in<br />
<strong>Zukunft</strong> generell verbessert werden, z.B.<br />
durch Benchmarking der Leistungsanbieter.<br />
So könnte erstens bei den Anbietern ein<br />
Anreiz zur Erbringung qualitativ hochwerti-<br />
ger Leistungen gesetzt werden und zweitens<br />
das Selbstbestimmungsrecht der Bürgerin-<br />
nen und Bürger über deren Gesundheit und<br />
Körper gestärkt werden. Zur Stärkung der<br />
Selbstbestimmungsrechte der Patienten sol-<br />
len auch konsensual erarbeitete Leitlinien<br />
Das österreichische Gesundheitswesen ist eines der besten der Welt. Wir liegen in internationalen<br />
Rankings immer unter den ersten 10. Vor allem die Qualität ist hervorragend. Aber auch die Kosten<br />
liegen mit ca. 9 Prozent des BIP im Rahmen. Wir haben allerdings, wie die meisten Industrienationen,<br />
eine Überversorgung, vor allem zu viele Krankenhausbetten und Krankenhäuser überhaupt, und wir<br />
haben unnotwendige Mehrfachuntersuchungen der Patienten.<br />
Christian Raming<br />
zur medizinischen Leistungserbringung bei-<br />
Qualität der Krankenversorgung, Selbstbe-<br />
stimmung der Patienten und Transparenz in<br />
der medizinischen Leistungserbringung sind<br />
die Eckpunkte unserer Vision des steirischen<br />
Krankenversorgungswesens des 21. Jahr-<br />
hunderts. Der Mensch als Mittelpunkt der<br />
Krankenversorgung ist für uns die Basis des<br />
steirischen Krankenversorgungssystems der<br />
<strong>Zukunft</strong>, dafür steht die <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 195<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Aktion<br />
Regionalisierung<br />
der Krankenversorgung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Re-<br />
gionalisierung der Krankenversorgungs-<br />
struktur ein. Im Bereich der niedergelasse-<br />
nen Ärzte soll vor allem im ländlichen<br />
Raum mittelfristig eine flächendeckende<br />
Vollversorgungsstruktur umgesetzt werden.<br />
Dabei sollen insbesondere neue medizini-<br />
sche Dienstleistungsstrukturen wie z.B.<br />
Gruppenpraxen oder Gemeinschaftspraxen<br />
gefördert werden. Die Regionalisierung der<br />
KAGes-Strukturen ist im Sinne einer effizi-<br />
enten und flächendeckenden Versorgung<br />
der steirischen Bürgerinnen und Bürger um-<br />
zusetzen. In diese Regionen sollen auch<br />
private Krankenanstalten mit Öffentlich-<br />
keitsrecht einbezogen werden. Die Ambu-<br />
lanzen der Landeskrankenhäuser sollten<br />
ausgebaut und durch einen tagesklinischen<br />
Anteil aufgewertet werden. Die stationäre<br />
Versorgung an den Landeskrankenhäusern<br />
soll sich am Bedarf der Bürgerinnen und<br />
Bürger in den Regionen orientieren und ei-<br />
ne entsprechende Schwerpunktversorgung,<br />
im regionalen Verbund abgestimmt, ange-<br />
boten werden. Die Krankenversorgungsregi-<br />
onen der <strong>Steiermark</strong> sollen untereinander<br />
in einem Qualitätswettbewerb stehen, um<br />
so die qualitativ beste Krankenversorgung<br />
Österreichs für die steirischen Bürgerinnen<br />
und Bürger anzubieten. Durch diese Maß-<br />
nahmen soll die Qualität der Krankenver-<br />
sorgung abgesichert und womöglich noch<br />
gesteigert werden.<br />
196<br />
Neue Formen der Krankenversorgung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> ist einem christ-<br />
lich-humanistischen Menschenbild verpflich-<br />
tet und stellt deshalb den Menschen in ihrer<br />
Wertehaltung über die Technik. Der medizi-<br />
nisch-technische Fortschritt ist unserer Mei-<br />
nung nach daher so zu nutzen, dass neue<br />
Errungenschaften die Lebensqualität und<br />
Selbstbestimmungsmöglichkeiten kranker<br />
Menschen steigern. Die <strong>Steirische</strong> Volkspar-<br />
tei ist daher offen gegenüber allen neuen<br />
Formen der Krankenversorgung, die dies er-<br />
möglichen. Wir als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
wollen daher im Reformpool des neuen<br />
Landesgesundheitsfonds Modellprojekte wie<br />
„Hospital at Home“ oder professionelles Ent-<br />
lassungsmanagement fördern. Mit diesen<br />
Maßnahmen wollen wir von der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> die Lebensqualität und Selbstbe-<br />
stimmung kranker Menschen stärken.<br />
Schnittstellenabbau<br />
in der Krankenversorgung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt die<br />
Bemühungen um die Einführung der elek-<br />
tronischen Gesundheitsakte (ELGA) zur<br />
Steigerung von Transparenz und Effizienz im<br />
Krankenversorgungssystem. Im Rahmen<br />
des steirischen Landesgesundheitsfonds<br />
wollen wir alle schnittstellenübergreifenden<br />
Projekte fördern, insbesondere solche wie<br />
die Erstellung von Leitlinien oder Disease<br />
Management Programme, welche die Trans-<br />
parenz der medizinischen Leistungserbrin-<br />
gung gegenüber den Bürgern erhöhen.
Die Pflege<br />
Erfahrung<br />
Die Pflege von Kranken und insbesondere<br />
die Altenpflege ist ein zunehmend wichtiger<br />
werdendes Thema für unsere Gesellschaft.<br />
Die demografische Entwicklung seit dem<br />
Zweiten Weltkrieg zeigt, dass unsere Gesell-<br />
schaft zunehmend altert. Die zunehmende<br />
Zahl alter Menschen bedingt auch eine Zu-<br />
nahme an alten, pflegebedürftigen Men-<br />
schen. Als Indikator für die zukünftige Zu-<br />
nahme kann das Bundespflegegeld dienen,<br />
2000 wurden 0,67 % des BIP für das Bun-<br />
despflegegeld ausgegeben, bis 2040 wird<br />
sich diese Zahl verdoppelt haben. Erschwe-<br />
rend kommt hinzu, dass ca. 90 % der Pfle-<br />
Waltraud Klasnic<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Gesundheit<br />
gedienstleistungen gegenwärtig durch so schlossen und die Qualität der Pflege in<br />
genannte Laienpflege innerhalb der Familie absehbarer Zeit weiter steigen.<br />
erfolgt. Mit den gesellschaftlichen Verände-<br />
rungen hin zu Lebensabschnittsgemein-<br />
schaften und Singlehaushalten wird sich der<br />
Anteil der Laienpflege in <strong>Zukunft</strong> aber stark<br />
reduzieren. An den professionellen Pflege-<br />
kräften selber herrscht gegenwärtig schon<br />
ein Mangel im gut bezahlten Akutpflegebe-<br />
reich der Krankenanstalten und erst recht<br />
in Pflegeheimen und der Hauskranken-<br />
pflege. Daher müssen in der so genannten<br />
Langzeitpflege teilweise Hilfspflegekräfte<br />
pflegerische Tätigkeiten ausführen, oder die<br />
personell unterbesetzten Einrichtungen füh-<br />
ren zur Überforderung und einem „burn<br />
out“-Syndrom der professionellen Pflege-<br />
kräfte. Unser derzeitiges Versorgungssystem<br />
ist daher auf die Alterung unserer Gesell-<br />
schaft schlecht vorbereitet, sowohl qualita-<br />
tiv als auch quantitativ. In der <strong>Steiermark</strong><br />
wurde dieses Problem allerdings durch die<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> erkannt. Landes-<br />
hauptmann Waltraud Klasnic hat – erstma-<br />
lig in Österreich – ein Studium der Pflege-<br />
wissenschaften an der Medizinischen Uni-<br />
versität Graz initiiert. Damit wird eine<br />
wichtige Lücke in der Pflegeausbildung ge-<br />
Nachhaltige Gesundheitspolitik benötigt natürlich auch Investitionen in die Ausbildung und den Aufbau<br />
qualitativ hochwertiger Standards in den verschiedenen medizinischen Berufen. Daher sind wir sehr<br />
stolz, dass es uns gelungen ist, in der <strong>Steiermark</strong> österreichweit das erste ordentliche Studium für<br />
Pflegewissenschaften eingerichtet zu haben. Dieser Lehrstuhl ist ein langjähriges Anliegen aus dem<br />
Pflegebereich auch in Hinblick auf die Angleichung der Ausbildung an die internationalen Regeln. Einen<br />
wesentlichen Schwerpunkt in der Lehre und Forschung werden die Bereiche Geriatrie und Palliativpflege<br />
einnehmen. Durch dieses österreichweit noch einzigartige Studium entsteht Innovation und es wächst<br />
eine neue Generation von akademisch geschulten Pflegekräften heran, die ihr Wissen an die<br />
Kolleginnen und Kollegen in der Praxis weitergeben und auch in der Forschung einsetzen können.<br />
Vision<br />
Unsere Visionen von den Pflegestrukturen<br />
in der <strong>Steiermark</strong> des 21. Jahrhunderts ge-<br />
hen aber noch weiter. Um die professionel-<br />
le Pflegeausbildung endgültig an internatio-<br />
nale Standards heranzuführen, brauchen<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 197<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
wir in der <strong>Steiermark</strong> eine berufsbildende<br />
Schule für Pflegewissenschaften, welche<br />
nach einer fünfjährigen Ausbildung mit der<br />
Hochschulreife abschließt. Dies würde ei-<br />
nerseits den Pflegekräften neue Ausbil-<br />
dungs- und Karrierechancen sowie anderer-<br />
seits für die pflegebedürftigen steirischen<br />
Bürgerinnen und Bürger die Aussicht auf<br />
einen noch höheren Pflegestandard eröff-<br />
nen. Diese neuen Bildungsmöglichkeiten<br />
werden auch unter den jungen Steirerinnen<br />
und Steirern einen neuen Anreiz schaffen,<br />
den für die Gesellschaft so wichtigen Pfle-<br />
geberuf zu ergreifen. Zu hoffen ist, dass<br />
durch diese Maßnahme auch der Pflegekräf-<br />
temangel abnimmt. Für die auch in <strong>Zukunft</strong><br />
wichtige Laienpflege in der Familie sollen<br />
Unterstützungsstrukturen geschaffen wer-<br />
den. Es soll einerseits Hilfe zur Selbsthilfe<br />
gegeben werden, indem es Angebote zum<br />
Erlernen von professionellen Pflegemaßnah-<br />
men für Familienmitglieder, die Angehörige<br />
pflegen, gibt und andererseits ein flächen-<br />
deckendes Hauskrankenpflegesystem in der<br />
<strong>Steiermark</strong> aufgebaut werden, das Laien-<br />
pfleger zumindest zeitweise entlasten kann.<br />
Als langfristige Perspektive sollte es in der<br />
<strong>Steiermark</strong> auch eine flächendeckende be-<br />
darfsorientierte Versorgung durch Pflegehei-<br />
me und Hospize geben, die vom Land ge-<br />
fördert werden und deren Pflegekosten zu-<br />
mindest teilweise von der Sozialversicherung<br />
abgedeckt werden sollten. Die <strong>Steirische</strong><br />
<strong>Volkspartei</strong> wird die Voraussetzungen schaf-<br />
fen, damit Pflegebedürftigkeit in der Steier-<br />
198<br />
mark nicht gleichbedeutend mit Armut und<br />
sozialer Isolation ist.<br />
Aktion<br />
Aufwertung und Differenzierung<br />
der Pflegeausbildung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> bekennt sich zur<br />
Schaffung neuer Anreize, damit der gesell-<br />
schaftlich so wichtige Pflegeberuf aufgewer-<br />
tet und die Qualität der professionellen<br />
Pflege noch weiter verbessert wird. Wir for-<br />
Als übergeordnetes Ziel allen pflegerischen Handelns gilt die Erhaltung beziehungsweise<br />
Wiederherstellung größtmöglicher Selbstständigkeit und Lebensqualität in der alltäglichen<br />
Lebensführung. Pflege steht nun nicht mehr am Ende der Versorgungskette in der Gesundheitsarbeit,<br />
sondern integriert als übergeordnete Disziplin die einzelnen Strategien.<br />
Birgit Poier<br />
dern daher die Errichtung einer berufsbil-<br />
denden höheren Schule für Pflegeberufe.<br />
Diese BHS für Pflegeberufe soll nach fünf-<br />
jähriger Ausbildung inklusive ausführlicher<br />
Praktika mit der Hochschulreife abschlie-<br />
ßen. Zur Differenzierung der Pflegeberufe<br />
fordern wir weiters die Aufwertung der be-<br />
stehenden Schwesternschulen zu berufsbil-<br />
denden mittleren Schulen, die integriert im<br />
Rahmen einer BHS für Pflegeberufe nach<br />
dreijähriger Ausbildung ein Diplom für Ge-<br />
sunden- und Krankenpflege anbieten. Wei-<br />
ters sollen Angebote im Bereich der Erwach-<br />
senenbildung geschaffen werden, um nach<br />
langer Berufspause den Wiedereinstieg in<br />
den Pflegeberuf zu erleichtern und die Aus-<br />
bildung zum Pflegeberuf im zweiten Bil-<br />
dungsweg zu ermöglichen.
Pflege in häuslicher Umgebung<br />
unterstützen<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> will die Laienpfle-<br />
ger, welche tagtäglich großartige Pflegeleis-<br />
tungen im Familienkreis erbringen, unter-<br />
stützen und fördern. Es sollen daher vom<br />
Land Projekte zur Beratung und Schulung<br />
von Laienpflegern eingeleitet werden, um<br />
diese mittelfristig flächendeckend in der<br />
Die Finanzierung<br />
Erfahrung<br />
Österreich und die <strong>Steiermark</strong> besitzen nach<br />
dem „World Health Report“ der WHO das<br />
zehntbeste Gesundheitssystem der Welt.<br />
Dieses hohe Niveau der Gesundheitsversor-<br />
gung können wir uns leisten, weil es unse-<br />
rer Wirtschaft gut geht und sie seit dem<br />
Zweiten Weltkrieg stetig gewachsen ist.<br />
Durch dieses Wirtschaftswachstum – dank<br />
der durchdachten Finanz- und Wirtschafts-<br />
politik der <strong>Volkspartei</strong> auch in den letzten<br />
Jahren einer weltweiten Rezession – war es<br />
möglich, ständig mehr Geld in den Gesund-<br />
<strong>Steiermark</strong> anzubieten. Der Ausbau der<br />
Hauskrankenpflege zur Unterstützung und<br />
Entlastung von Laienpflegern ebenso wie<br />
zum Ermöglichen eines würdevollen Alterns<br />
in der eigenen häuslichen Umgebung soll<br />
vom Land gefördert werden. Ziel ist die Er-<br />
richtung eines steiermarkweiten Unterstüt-<br />
zungssystems für pflegebedürftige Men-<br />
schen.<br />
heitssektor fließen zu lassen. Allerdings hat Zeitraum nur um 0,5 %. Die steirische GKK<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
unser gegenwärtiges Finanzierungssystem wird im selben Jahr ein Defizit von annä- Gesundheit<br />
des Gesundheitswesens zwei größere hernd € 100 Millionen schreiben. Vor dem<br />
Schwachstellen. Erstens liegt die Steigerung Hintergrund der gesundheitlichen Heraus-<br />
der Gesundheitsausgaben über den Raten<br />
des Wirtschaftswachstums, d.h. der relative<br />
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP<br />
steigt, und zweitens gibt es bei den Sozial-<br />
versicherungen eine schleichende Beitrags-<br />
erosion, d.h. die Steigerung der Beitragsein-<br />
nahmen liegen unter den Steigerungen des<br />
BIP. Als Ergebnis dieser Entwicklung ent-<br />
steht eine Schere zwischen Ausgaben und<br />
Einnahmen im öffentlichen Gesundheitssys-<br />
tem. Beispielhaft für diese Entwicklung ist<br />
auch das steirische Gesundheitsbudget. Im<br />
Jahr 2005 werden in der <strong>Steiermark</strong> 394,4<br />
Millionen Euro vom Land für Gesundheit<br />
ausgegeben; dies entspricht seit dem Jahr<br />
2000 einer Steigerung von 38,9 %, aller-<br />
dings stiegen die Einnahmen im gleichen<br />
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Gesundheitssystems hängt entscheidend von der<br />
Fähigkeit ab, mit der das Leistungsangebot auf die sich stetig verändernden Ansprüche der Patienten<br />
als Nachfrager reagieren kann.<br />
Ansgar Hebborn<br />
forderungen des 21. Jahrhunderts ist also<br />
Handlungsbedarf gegeben, um die <strong>Zukunft</strong><br />
der Gesundheit in der <strong>Steiermark</strong> abzu-<br />
sichern.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 199<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Vision<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> hat diesen Hand-<br />
lungsbedarf erkannt und bekennt sich als<br />
Ausgangsbasis aller Reformbestrebungen<br />
zur solidarischen Finanzierung des Gesund-<br />
heitssystems. Ziel aller Überlegungen zur<br />
Finanzierung muss eine qualitativ hochwer-<br />
tige, bedarfsgerechte und effiziente Gesund-<br />
heitsversorgung in der <strong>Steiermark</strong> – mit<br />
freiem Zugang für alle Bürgerinnen und Bür-<br />
ger – sein. Im Bereich der sozialen Kran-<br />
kenversicherung und deren Finanzierung<br />
tritt die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> für ein System<br />
der Pflichtversicherung mit Stärkung der<br />
Selbstbestimmung der Bürgerinnen und<br />
Bürger ein. Durch neue Wahlmöglichkeiten<br />
zwischen mehreren von der sozialen Kran-<br />
kenversicherung angebotenen Versiche-<br />
rungsoptionen zusätzlich zum bisher beste-<br />
henden Sozialversicherungsschutz soll jeder<br />
Bürger ein auf seine individuellen Bedürf-<br />
nisse zugeschnittenes Paket zusammenstel-<br />
len können. Dieses Versicherungspaket<br />
könnte z.B. solche Zusatzoptionen wie eine<br />
Pflegeversicherung oder eine Sonderklasse-<br />
versicherung etc. umfassen. Diese Zusatz-<br />
optionen sollen teilweise durch zusätzliche<br />
Versicherungsprämien finanziert werden.<br />
Bei gleichzeitigem Verbot der gesamtbudge-<br />
tären Gewinnorientierung und mit dem Kün-<br />
digungsschutz der Versicherten im Gegen-<br />
satz zu privaten Krankenversicherern erge-<br />
ben sich für die Bürgerinnen und Bürger<br />
200<br />
neue Wahlmöglichkeiten und mehr Versor-<br />
gungssicherheit. Dieses System erlaubt an-<br />
dererseits der sozialen Krankenversicherung<br />
auch Mehreinnahmen jenseits der lohnab-<br />
hängigen Sozialversicherungsbeiträge. Die-<br />
ser Lösungsweg für das finanzielle Dilemma<br />
der sozialen Krankenversicherung ist des-<br />
halb für uns als <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> so<br />
wichtig, da nur so das schleichende Entste-<br />
hen einer Zwei-Klassen-Medizin verhindert<br />
Tatsache ist, dass der Fortschritt der Medizin und die zunehmende Lebenserwartung unserer<br />
Bevölkerung zunehmende Kosten verursachen, die über der Inflationsrate liegen und logischerweise<br />
auch liegen müssen. Es werden daher vielerorts Konzepte entwickelt, die helfen sollen, die<br />
Gesundheitsausgaben in den Griff zu bekommen. Diese Konzepte haben jedoch oft den Makel, dass<br />
das Pferd vom falschen Ende aus aufgezäumt wird. Es wird nur auf die Kosten geschielt und auf die<br />
Qualität der Versorgung und die Bedürfnisse der Menschen zu wenig geachtet.<br />
Helmut Forenbacher<br />
werden kann – und wir als <strong>Steirische</strong> Volks-<br />
partei sind strikt gegen jede Art der Zwei-<br />
Klassen-Medizin.<br />
Im Bereich der Gesundheitsausgaben des<br />
Landes <strong>Steiermark</strong> gibt es große Potenziale<br />
durch die Gesundheitsreform 2005. Dabei<br />
geht es nicht um Einsparungen, sondern um<br />
einen effizienten und bedarfsorientierten Mit-<br />
teleinsatz bei weiterer Steigerung der Gesund-<br />
heitsausgaben, allerdings in einem Rahmen,<br />
der unserem Wirtschaftswachstum ent-<br />
spricht. Alleine durch eine einheitliche und<br />
wirtschaftliche Einkaufspolitik bei gewissen<br />
Medikamenten im Krankenhausbereich könn-<br />
ten in der <strong>Steiermark</strong> Millionen Euro einge-<br />
spart werden, ohne die Versorgungsqualität<br />
zu beeinträchtigen. Die von der <strong>Steirische</strong>n<br />
<strong>Volkspartei</strong> eingeforderte Regionalisierung der<br />
stationären Krankenversorgungsstrukturen<br />
hätte durch eine nach dem regionalen Bedarf<br />
der Bürgerinnen und Bürger abgestimmte<br />
Schwerpunktsetzung der Versorgung eben-
falls erhebliche Kostenreduktionspotenziale,<br />
da Synergien unter den einzelnen Kranken-<br />
anstalten genutzt werden könnten. Mit der<br />
Umsetzung dieser Maßnahmen kann die Vi-<br />
sion der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> von einer<br />
zukunftssicheren Gesundheitsversorgung in<br />
der <strong>Steiermark</strong> wahr werden.<br />
Aktion<br />
Stärkung der Selbstbestimmung<br />
in der Sozialversicherung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für mehr<br />
Selbst- und Mitbestimmung der Bürgerin-<br />
nen und Bürger in der sozialen Krankenver-<br />
sicherung ein. Die soziale Krankenversiche-<br />
rung soll Versicherungsoptionen bzw. Ver-<br />
sicherungsprogramme erarbeiten, aus denen<br />
sich jede(r) sozialversicherte Bürger(in) ein<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Gesundheit<br />
ihr/ihm angepasstes Versicherungspaket zusammenstellen<br />
kann. Die Wahlfreiheit der<br />
Versicherungsoptionen muss den bestehen-<br />
den Sozialversicherungsschutz beinhalten<br />
und Zusatzoptionen auf freiwilliger Basis<br />
anbieten. Die soziale Krankenversicherung<br />
darf dabei keinen gesamtbudgetären Ge-<br />
winn erzielen und ihre Versicherten unter-<br />
liegen einem Kündigungsschutz.<br />
Stärkung der regionalen<br />
Versorgungsstruktur<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> unterstützt die<br />
Bemühungen um eine Regionalisierung der<br />
Gesundheitsversorgung mit dem Ziel einer<br />
am Bedarf der Bürgerinnen und Bürger ori-<br />
entierten und kosteneffizienten Versorgung.<br />
Bei der Regionalisierung der kostenintensi-<br />
ven stationären Krankenversorgung soll ins-<br />
besondere Augenmerk auf eine Synergien<br />
freisetzende Schwerpunktbildung in den<br />
einzelnen Krankenanstalten gelegt werden.<br />
Gleichzeitig sind die Stärken eines steier-<br />
markweiten Einkaufsmanagements von Me-<br />
dizingütern und die Entwicklung einheitli-<br />
cher medizinischer Leitlinien auch im Sinne<br />
der Kosteneffizienz auszunutzen.<br />
Durch ökonomische Zwänge dürfen Ärztinnen und Ärzte keinesfalls in die Situation gebracht werden,<br />
ihren Patientinnen und Patienten diagnostische und therapeutische Leistungen vorzuenthalten. Aus der<br />
Sicht von Gesundheitsökonomen stellen sich die Leiden der Menschen nur in abstrakten Zahlenreihen<br />
und Gauß’schen Glockenkurven dar. Aus Sicht der Ärzteschaft handelt es sich jedoch immer um den<br />
Menschen in einem bio-psycho-sozialen Gesamtkontext.<br />
Dietmar Bayer/Herwig Lindner<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 201<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der Lebensqualität<br />
Unser Ziel ist es, die unversehrte steirische Natur zu erhalten.<br />
Die bäuerlichen Familienbetriebe als Herz der Landwirtschaft<br />
sind ein Garant für die Erhaltung und die Pflege<br />
des Erlebnis- und Lebensraumes Natur.
Leben mit Qualität, das wünscht sich jede<br />
und jeder von uns. So vielfältig wie jeder<br />
einzelne Mensch sind auch die Vorstellun-<br />
gen von Lebensqualität. Voraussetzung ist<br />
die Erfüllung der menschlichen Grundbe-<br />
dürfnisse. Darüber hinaus umfasst Lebens-<br />
qualität aber auch die geistige, soziale,<br />
kulturelle und nicht zuletzt ökologische Di-<br />
mension des Menschen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist im Jahr 2005 ein blü-<br />
hendes Land mit ausgezeichneten Lebens-<br />
mitteln, kostbaren Lebensräumen und einer<br />
charakteristischen Lebensfreude. Sie bietet<br />
vielen Menschen Lebensqualität in vielfa-<br />
cher Hinsicht. Dies ist jedoch nicht selbst-<br />
verständlich. Nach dem Kriegsende vor 50<br />
Jahren galt die erste Sorge der Politik der<br />
Deckung der Grundversorgung der Men-<br />
schen. Diese ist heute zwar gewährleistet,<br />
doch warten neue Herausforderungen.<br />
Als in den 1960er Jahren in den USA der<br />
Begriff „quality of life“ (Lebensqualität) ge-<br />
prägt wurde, verband man damit inmitten<br />
aufstrebenden Wirtschaftswachstums die<br />
Kritik an einem zu einseitigen Wachstums-<br />
denken. Sowohl der Mensch als auch die<br />
Umwelt sollten nicht Opfer des wirtschaft-<br />
lichen Erfolges Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
werden. Trotz dieser War-<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
nung ließen sich die negativen Auswirkun- Lebensqualität verdichtet sich in Ansprüchen qualität<br />
gen nicht ganz verhindern. Der vom Men- an eine intakte Umwelt und Natur, den schoschen<br />
durch Übernutzung der fossilen nenden Umgang mit den natürlichen Res-<br />
Energieträger mitverursachte Klimawandel<br />
– der unter anderem durch unregelmäßige<br />
Dürre- und Hochwasserperioden Landwirt-<br />
schaft und Umwelt beeinträchtigt –, das<br />
verlorene Vertrauen in die industrialisierte<br />
Lebensmittelproduktion und die krank ma-<br />
chende Überforderung der Menschen durch<br />
unsoziale Arbeits- und Wohnbedingungen<br />
sind nur einige Anzeichen dafür, dass heute<br />
ein Umdenken erforderlich ist.<br />
Wenn wir die heute erreichte Lebensqualität<br />
auch für morgen erhalten, ja verbessern<br />
wollen, dann müssen wir unser Leben und<br />
Nichts ist weniger nachhaltig, als die Menschen aus ihrer persönlichen Verantwortung für ihr Leben<br />
und ihren Lebensraum zu entlassen.<br />
Hans Seitinger<br />
Wirtschaften den sich selbst erneuernden<br />
Prozessen in der Natur anpassen. Die Forst-<br />
wirtschaft gebraucht dafür den Begriff der<br />
„Nachhaltigkeit“. Seit dem neue Maßstäbe<br />
setzenden Brundtland-Report von 1987 mit<br />
dem Titel „Unsere gemeinsame <strong>Zukunft</strong>“ ist<br />
der Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“<br />
(„sustainable development“) in die interna-<br />
tionale Entwicklungs- und Umweltpolitik<br />
eingeführt und meint eine Entwicklung, „die<br />
den Bedürfnissen der heutigen Generation<br />
entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger<br />
Generationen zu gefährden, ihre eigenen<br />
Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Le-<br />
bensstil zu wählen“. An dieser Verantwor-<br />
tung für die uns anvertrauten Lebensgrund-<br />
lagen, die auch für die nächsten Generati-<br />
onen reichen sollen, führt heute kein Weg<br />
vorbei.<br />
sourcen Wasser und Holz, reine Luft, sozial<br />
und ökologisch verstandenen Wohnbau, na-<br />
türliche Lebensmittel und eine florierende<br />
Landwirtschaft in einem selbstbewussten<br />
ländlichen Raum.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 205<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums<br />
Erfahrung<br />
Es ist noch nicht lange her, da wollte die<br />
große Mehrheit der Menschen in die Stadt.<br />
Die Stadt bot Arbeit, bessere Verdienstchan-<br />
cen sowie vielfache Unterhaltungsmöglich-<br />
keiten. Darüber hinaus waren auch das<br />
Kultur- und Bildungsangebot und die medi-<br />
zinische Versorgung in den städtischen Zent-<br />
ren konzentriert. Dies gilt nach wie vor<br />
auch für das beginnende 21. Jahrhundert.<br />
Dennoch sind zugleich zwei weitere Trends<br />
unverkennbar: Die Städte stoßen zuneh-<br />
mend an ihre Grenzen. Wachsende soziale<br />
Anonymisierung mit einer damit einherge-<br />
henden gestiegenen Kriminalitätsrate, Ent-<br />
siedelung der Zentren, Verkehrsinfarkte,<br />
Lärm und Luftbelastung durch Feinstaub,<br />
Verkehr und Hausbrand behindern häufig<br />
ein qualitätvolles Leben in der Stadt. Daher<br />
sehnen sich immer mehr Menschen nach<br />
Wohnen „im Grünen“. Realistisch zu beach-<br />
ten ist jedoch, dass die Attraktivität des<br />
ländlichen Raumes als Wohn- und Lebens-<br />
raum entscheidend davon abhängt, wie<br />
rasch man von zu Hause in der nächstge-<br />
legenen Stadt sein kann. Lebensqualität<br />
bedeutet daher vielfach auch umweltscho-<br />
nende Mobilität zwischen Stadt und Land.<br />
Nur dann ist auch die Bewahrung der Ei-<br />
genheiten sowohl der Städte als auch des<br />
ländlichen Raumes gewährleistet. Und die-<br />
se verlangen nach selbstbewusster Gestal-<br />
tung durch ihre Bewohner.<br />
206<br />
Vision<br />
Selbstbewusste, regionale<br />
Landwirtschaft durch multifunktionales<br />
Unternehmertum<br />
Schon heute lebt der Großteil der steirischen<br />
Bevölkerung auf dem Land. Der ländliche<br />
Raum ist der <strong>Zukunft</strong>sraum des<br />
Der qualitative Beitrag, den die Bauern zum Gemeinwohl leisten, überragt ihren zahlenmäßigen Anteil<br />
an der Gesamtbevölkerung. Die flächendeckende Bewirtschaftung ist ein gesellschaftliches und<br />
gesellschaftspolitisches Anliegen.<br />
Fritz Grillitsch<br />
21. Jahrhunderts. Dafür muss es gelingen,<br />
den ländlichen Raum als hochwertigen Wirt-<br />
schafts- und Lebensraum zu erhalten und<br />
weiterzuentwickeln. Der ländliche Raum ist<br />
durch eine Symbiose aus Land- und Forst-<br />
wirtschaft, Gewerbe, Tourismus und Kultur<br />
gekennzeichnet. Wesentlich wird es sein, die<br />
Wertschöpfung in den Regionen zu bündeln<br />
und so die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.<br />
Voraussetzung dafür ist ein entwickeltes An-<br />
gebot an öffentlichen Dienstleistungen und<br />
Infrastruktureinrichtungen, im Gesundheits-<br />
bereich etwa ebenso wie im Bildungs- und<br />
Schulbereich. Denken in regionalen Kreis-<br />
läufen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähig-<br />
keit der Region erfordert auch ein neues<br />
Verständnis von Landwirtschaft und Land-<br />
Wirtschaft. In „Win-win-Situationen“ profi-<br />
tieren im ländlichen Raum der <strong>Zukunft</strong> Ge-<br />
werbetreibende ebenso wie bäuerliche Be-<br />
triebe, der touristische Sektor ebenso wie<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />
Der Kunde ist König. In <strong>Zukunft</strong> werden wir<br />
über die steuernde Wirkung unseres Kon-<br />
sumverhaltens noch viel deutlicher Bescheid
wissen und verfügen. Darin liegt gerade für<br />
die Bauern eine große Chance. Unter Auf-<br />
rechterhaltung ihrer ursprünglichsten und<br />
unverwechselbaren Aufgabe bei gleichzeiti-<br />
ger Entwicklung einer multifunktionellen<br />
Landwirtschaft sind sie Produzenten von Le-<br />
bensmittel und Lebensraum – und darüber<br />
hinaus in umfassender Weise Anbieter hoch-<br />
wertiger Dienstleistungen. Milch, Obst, Ge-<br />
müse, Getreide, Fleisch und Wein wollen wir<br />
auch in <strong>Zukunft</strong> aus der Hand steirischer<br />
Bauern genießen. Dazu kommen weiters tou-<br />
ristische Angebote (Urlaub am Bauernhof),<br />
ebenso wie ein neues Set an Dienstleistun-<br />
gen für den öffentlichen und privaten Sektor:<br />
kommunale Dienste, soziale Leistungen (z.B.<br />
Tagesmütter, Behinderten- und Altenbetreu-<br />
ung), Schule am Bauernhof, Energiedienst-<br />
leistungen, Kulturlandschaftserhalter, Almbe-<br />
wirtschaftung etc. Voraussetzung dafür ist<br />
die Bereitschaft zu unternehmerischem und<br />
pionierhaftem Denken seitens der Bauern,<br />
das von zunehmender Spezialisierung bis zu<br />
breit gefächerter Multifunktionalität reicht,<br />
sowie das Bekenntnis zu einer flächende-<br />
ckenden, im Kern auf dem Erfolgsmodell der<br />
bäuerlichen Familienunternehmen Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
beruhen-<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
den Landwirtschaft seitens der Gesellschaft<br />
qualität<br />
und Politik, fußend auf dem Konzept der Lebensqualität durch Lebensmittelqualität:<br />
ökosozialen Marktwirtschaft.<br />
Lebensmittel mit Eigenschaften<br />
Bauern als Wegbereiter<br />
einer alternativen Energiewirtschaft<br />
Neue Einkommensquellen erschließen sich<br />
in Nischen. Schon Schumpeter prognosti-<br />
zierte den Gewinn jenem Unternehmer, der<br />
sich als Erster an Neues wagte. Die auf der<br />
Basis fossiler Energie funktionierende Welt-<br />
wirtschaft ist an einem entscheidenden<br />
Wendepunkt angelangt. Da die Ölvorräte in<br />
<strong>Zukunft</strong> nicht mehr, sondern weniger wer-<br />
den, müssen wir uns auf steigende Öl- und<br />
Energiepreise gefasst machen. Sonne, Was-<br />
serkraft und Wind sowie die nachwachsen-<br />
de Biomasse stellen schon heute jene<br />
Energie frei zur Verfügung, der wir uns in<br />
<strong>Zukunft</strong> bedienen werden. Diese Entwick-<br />
lung gilt es erfolgsorientiert bereits heute<br />
vorwegzunehmen. Im Sinne von Klima-<br />
schutz und Versorgungssicherheit werden<br />
Landwirte zusätzlich zu Energiewirten, die<br />
Flächen, statt prämienorientiert brach lie-<br />
gen zu lassen, zukunftsorientiert mit Ener-<br />
gielieferanten bepflanzen. Der forcierte Aus-<br />
bau von Biomasseheizungen und der ver-<br />
stärkte Einsatz erneuerbarer Energie auch<br />
im Strom- und Treibstoffbereich erschließen<br />
neue Einkommensquellen für die Land- und<br />
Forstwirtschaft sowie die Land-Wirtschaft<br />
Die Bauern waren und sind auch in <strong>Zukunft</strong> der Garant einer gesunden Lebensmittelerzeugung und<br />
erhalten und pflegen die Kulturlandschaft und sie sehen sich auch in der <strong>Zukunft</strong> als die tragenden<br />
Partner im ländlichen Raum.<br />
Gerhard Wlodkowski<br />
und steigern so die Wertschöpfung des länd-<br />
lichen Raumes insgesamt.<br />
Lebensqualität geht durch den Magen – das<br />
wird auch in <strong>Zukunft</strong> so sein. Angesichts<br />
einer erweiterten Europäischen Union, die<br />
den freien Binnenmarkt auch kulinarisch ver-<br />
wirklicht, werden sich regionale, hochquali-<br />
tative Lebensmittel ihren Rang unter den<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 207<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Konsumenten über Österreich hinaus zu si-<br />
chern wissen. Voraussetzung dafür ist aller-<br />
dings eine bedingungslose Verwirklichung<br />
höchster Qualitätsansprüche: vom naturna-<br />
hen, verstärkt auch biologischen Anbau über<br />
die schonende Verarbeitung bis zur professi-<br />
onalisierten Vermarktung. Hochindustriali-<br />
sierte, künstlich mit Vitaminen versetzte<br />
Nahrungs-Mittel aus der Massenproduktion<br />
stellen die eine Seite, natürliche, regionale,<br />
bis zum Produzenten zurückführbare Lebens-<br />
Mittel mit unverwechselbaren Eigenschaften<br />
die andere Seite der sich abzeichnenden Ent-<br />
wicklung dar. Die <strong>Zukunft</strong> – auch die <strong>Zukunft</strong><br />
der steirischen Lebensmittelerzeuger – be-<br />
steht im Wiederentdecken und Fördern na-<br />
turnah und gentechnikfrei produzierter Le-<br />
bensmittel mit Herkunft und Heimat in brei-<br />
tem Sortiment, die für alle leistbare und<br />
gesunde Grundnahrungsmittel ebenso um-<br />
fassen wie Schmankerln und Spezialitäten<br />
aus dem Feinkostladen <strong>Steiermark</strong>.<br />
Regionale Identität und Weltoffenheit<br />
durch Stärkung der Gemeinden<br />
Lebensqualität bedeutet auch, sozial inte-<br />
griert und engagiert zu sein. Hier liegt eine<br />
der großen Stärken der Menschen auf dem<br />
Land, das geradezu ein Reservoir an Soli-<br />
darität und Gemeinschaftssinn sein kann<br />
und damit in kleinen Strukturen vorweg-<br />
nimmt, worin auch für das staatliche Ge-<br />
meinwesen insgesamt die <strong>Zukunft</strong> erblickt<br />
wird. Der Zusammenhalt in den ländlichen<br />
Gemeinden birgt die Chance zur Bewälti-<br />
208<br />
gung der <strong>Zukunft</strong>saufgaben. Das unmittel-<br />
bare Lebensumfeld aktiv mitzugestalten und<br />
positiv beeinflussen zu können, verringert<br />
die Notwendigkeit der Vorschriften „von<br />
oben“ und fördert die Eigenverantwortung<br />
der Bürgerinnen und Bürger. Durch das Be-<br />
wusstsein, etwas bewegen zu können und<br />
ernst genommen zu werden, steigt auch die<br />
Wertschätzung für den eigenen Lebensraum<br />
und damit die Lebensqualität im Ganzen.<br />
Hervorragende Küche, wunderbare Landschaft, exzellenter Wein sind jene Erfolgsfaktoren, die durch<br />
das perfekte Zusammenspiel nur in wenigen Regionen Europas ein so hohes Qualitätsniveau wie in<br />
unserem Bundesland erreichen.<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
Innovative und unkonventionelle Ideen bah-<br />
nen sich im Kleinen ihren Weg. Durch die<br />
Aktivierung ihrer Bürgerinnen und Bürger<br />
verleihen sich die Gemeinden neue Impulse.<br />
<strong>Zukunft</strong>sweisend ist nicht hemmende Klein-<br />
räumigkeit, sondern aufgeschlossene Welt-<br />
offenheit. Sie schafft durch die Nutzung von<br />
gemeindeübergreifenden Synergien regiona-<br />
le Identität und eine nachhaltige Entwick-<br />
lung des ländlichen Raumes. Eine eigen-<br />
ständige, selbstbewusste und positive Iden-<br />
tität des ländlichen Raumes wird es auch<br />
für jüngere Menschen wieder attraktiv ma-<br />
chen, die zahlreichen Chancen eines auto-<br />
nom gestaltbaren und gezielt gewählten<br />
Lebens auf dem Land zu erkennen und zu<br />
verwirklichen.<br />
Aktion<br />
Ausbildungsoffensive<br />
zum Kompetenzerwerb<br />
Bildung und Qualifikation sind der Schlüssel<br />
zu einer erfolgreichen <strong>Zukunft</strong> und Weiter-
entwicklung des ländlichen Raumes. Das<br />
Konzept der nachhaltigen Entwicklung ge-<br />
nießt dabei einen zentralen Stellenwert.<br />
Wesentlich wird es sein, die bäuerliche Be-<br />
völkerung auf die neuen, vielfältigen Aufga-<br />
ben durch maßgeschneiderte Bildungs-<br />
programme vorzubereiten und so das bäuer-<br />
liche Unternehmertum zu stärken.<br />
Gleichzeitig gilt es, die Bevölkerung des<br />
ländlichen Raumes insgesamt in einer spe-<br />
ziellen Ausbildungsoffensive zur Ausschöp-<br />
fung der vielfältigen Potenziale der nachhal-<br />
tigen Entwicklung ihrer Region zu befähi-<br />
gen. Die Nachhaltigkeitsakademie „natürlich.<br />
stark.STEIERMARK“ genießt hier eine Vor-<br />
reiterrolle, die durch die Vernetzung mit<br />
anderen Weiterbildungsangeboten noch<br />
ausgebaut werden soll.<br />
Transparente und<br />
sympathische Konsumentenpolitik<br />
Qualität hat ihren Preis. Diese einfache<br />
Wahrheit soll dem preisbewussten Konsu-<br />
Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
menten noch deutlicher kommuniziert wertung und Bürgersinn. Um die vielfältigen qualität<br />
den, um das Verständnis für die Preisgestal- kreativen Potenziale zur lokalen und regiotung<br />
heimischer, bäuerlich erzeugter Lenalen Problemlösung erfolgreich aktivieren<br />
bensmittel zu erhöhen. Regionale Produkte<br />
sollen in den Regalen der Supermarktketten<br />
ebenso zu finden sein wie es gelingen muss,<br />
die Direktvermarktung am Hof, vor allem<br />
aber auch auf Bauernmärkten und bei spe-<br />
ziell ausgewiesenen Geschäften in der Stadt<br />
zu forcieren. Spezifische Produktbezeich-<br />
nungen und bäuerliche Marken müssen als<br />
Gütesiegel und Qualitätsgarantien das Ver-<br />
trauen der Konsumenten erobern und recht-<br />
fertigend bewahren. Nur so lassen sich<br />
strategische Partnerschaften zwischen den<br />
Konsumenten und den bäuerlichen Lebens-<br />
mittelproduzenten aufbauen, die in einem<br />
neuen Wertebewusstsein der Konsumenten<br />
für gesunde, gentechnikfreie, heimische Le-<br />
bensmittel, für den Lebensraum und für die<br />
Arbeitsleistung der Bäuerinnen und Bauern<br />
generell münden. Denn: Wertschätzung<br />
bringt Wertschöpfung. Neben der <strong>Zukunft</strong>s-<br />
schiene „Lebensmittelhöchstqualität“ darf<br />
jedoch auch die Dimension der „Lebensmit-<br />
telversorgungssicherheit“ nicht vernachläs-<br />
sigt werden.<br />
Stärkung der Bürgerpartizipation<br />
im ländlichen Raum<br />
Vorbei ist obrigkeitsorientierte passive Be-<br />
quemlichkeit, gefragt sind Eigenverantwor-<br />
In einem abstrakten Sinn bedeutet für mich Nachhaltigkeit, dass wir die Produktionsprozesse so<br />
organisieren, dass die Stoffe letztlich im Kreislauf geführt werden wie eben in der Natur. Und dass die<br />
Energie, die für diesen Kreislauf notwendig ist, von der Sonne kommt. Ein nachhaltiges<br />
Wirtschaftssystem ist für mich ein Wirtschaftssystem, das zur Gänze auf erneuerbarer Energie basiert,<br />
das in einem höchstmöglichen Maße Rohstoffe im Kreislauf nutzt und damit die Vergeudung von<br />
Rohstoffen durch Verluste, die dann irgendwo als Abfall auftreten, vermeidet.<br />
Heinz Kopetz<br />
zu können, sind Strategien und Instrumente<br />
zum „Empowerment“ der Gemeinden und<br />
ihrer gestaltungsbereiten Bürgerinnen und<br />
Bürger verstärkt zu fördern. Initiativen wie<br />
die Plattform Ökologische Landentwicklung<br />
sind weiter auszubauen. Die Vernetzung<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 209<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
wird weitergehen. Im Sinne von Ressour-<br />
censchonung und Budgetverantwortung<br />
müssen Synergien über den lokalen Raum<br />
hinaus gesucht werden. Die Umsetzung der<br />
Lokalen Agenda 21 unter einer Schwer-<br />
punktverlagerung auf die Regionale Agenda<br />
soll in <strong>Zukunft</strong> vermehrt Gemeinden zu ei-<br />
Erfahrung<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist das grüne Herz Öster-<br />
reichs. Holz ist neben Wasser die steirische<br />
Ressource schlechthin. Sie zu nutzen ist<br />
ökologisch klug und ökonomisch sinnvoll.<br />
Knapp 62 % der Gesamtfläche des Landes<br />
sind mit Wald bedeckt, rund 990.000 Hek-<br />
tar, und jährlich wachsen noch einige hun-<br />
dert Hektar Wald dazu. Vom jährlichen<br />
Holzzuwachs (ca. 8,4 Mio. Festmeter) wer-<br />
den jedoch nur zwei Drittel genutzt. Diese<br />
Ausgangslage soll bei der Formulierung von<br />
<strong>Zukunft</strong>sstrategien noch deutlicher berück-<br />
sichtigt werden. Dabei wurde bereits einiges<br />
zur verstärkten Bewusstseinsbildung über<br />
den vielfältigen Wert von Holz in der Stei-<br />
ermark erreicht. Außerdem beziehen bereits<br />
rund 54.000 Steirer ihren Lebensunterhalt<br />
aus der Forst- und Holzwirtschaft. Parallel<br />
dazu ist auf die CO 2 -neutrale und damit<br />
klimafreundliche Eigenschaft von Holz als<br />
210<br />
ner nachhaltigen Entwicklung verhelfen. Die<br />
Stärkung der Bürgerpartizipation ist dabei<br />
untrennbar mit einer besonderen Förderung<br />
der Frauen sowie der Familien, Kinder und<br />
Jugendlichen im ländlichen Raum ver-<br />
knüpft.<br />
Umwelt schützen, Natur erhalten:<br />
Holz und Wasser als Ressourcen der <strong>Zukunft</strong><br />
Energieträger, der überdies zur Versorgungs-<br />
sicherheit beiträgt, nicht genügend oft hin-<br />
zuweisen. Ganz abgesehen davon, dass<br />
Holz als Bau- und Rohstoff einen unnach-<br />
ahmlichen Beitrag zur Lebensqualität leis-<br />
tet. Diese Vorteile von Holz hat die Steier-<br />
mark längst erkannt, der weitere Ausbau<br />
von Holz als steirischem Gold ist unverzagt<br />
voranzutreiben.<br />
Ähnlicher Reichtum ist der <strong>Steiermark</strong> durch<br />
ihre Wasservorräte beschieden. Zusammen<br />
ergibt sich daraus ein einzigartiger Natur-<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist einzigartig in ihrer Vielfalt, sie soll vorbildlich wirken. Die Chance steckt in ihrer<br />
Eigenart, grün, blühend und fruchttragend zugleich zu sein. Wir bauen auf altem Kulturboden, auf<br />
uralter, schon von den Römern, den Kelten kultivierter Erde.<br />
Andrea Wolfmayr<br />
und Lebensraum, der nicht nur den Men-<br />
schen zur Erholung dient, sondern auch<br />
vielen Tier- und Pflanzenarten optimale Le-<br />
bensbedingungen bietet. Der Naturschutz<br />
hat durch die Impulse seitens der EU neu-<br />
en Auftrieb erhalten, der nach leistbaren<br />
Finanzierungsmodellen für die <strong>Zukunft</strong> ver-<br />
langt. Einigkeit herrscht darüber, dass er
keinen Standortnachteil, sondern Wettbe-<br />
werbsvorteil verkörpern soll. Umweltschutz<br />
und wirtschaftliche Entwicklung schließen<br />
sich nicht aus. Im Gegenteil, der <strong>Steiermark</strong><br />
ist es gelungen, aus toten Gewässern und<br />
sterbenden Wäldern wieder lebendige Flu-<br />
ren zu ziehen. Diese gilt es nachhaltig zu<br />
sichern und weiterzupflegen.<br />
Vision<br />
Wasser als Lebensmittel Nummer eins,<br />
kostbarer Schatz mit steigendem Wert<br />
Wasser ist unser kostbarster Rohstoff und<br />
wird in <strong>Zukunft</strong> eine noch größere Bedeu-<br />
tung bekommen, als es jetzt schon hat. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> ist das Wasserschloss Mitteleu-<br />
ropas. Diesen vielfältigen Wasserreichtum<br />
gilt es zu schützen und für die zukünftigen<br />
Generationen zu erhalten. Durch den Klima-<br />
wandel bedingte Niederschlagsschwankun-<br />
gen und Dürreperioden sowie steigende<br />
Hochwassergeneigtheit Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
erfordern einen<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
sorgsamen und bewussten Umgang mit Wirklich visionär wäre in <strong>Zukunft</strong> eine qualität<br />
dem lebensspendenden Nass. Die Versor- Energieversorgung, die auf fossile Energiegungssicherheit<br />
und Erhaltung der Trinkträger weitgehend verzichtet und stattdes-<br />
wasserqualität einerseits sowie die Bereit-<br />
stellung von ausreichendem Wasser für die<br />
zunehmend auch auf Bewässerung ange-<br />
wiesene Landwirtschaft andererseits bedin-<br />
gen vorausschauende Investitionen sowie<br />
vor allem ein eindeutiges Bekenntnis zum<br />
Wasser als öffentlichem Gut, das sich groß-<br />
flächiger Privatisierung entzieht. Dass Was-<br />
ser unser wichtigstes und unverzichtbarstes<br />
Lebensmittel ist und zugleich ein kostbarer<br />
Schatz mit steigendem Wert, soll sich im<br />
Nicht, dass hier nicht viel geschehen wäre, im Gegenteil, gerade beim Feinstaub sind wir heute um<br />
vieles weiter als noch vor wenigen Jahren, doch im weitaus stärkeren Ausmaß als die Feinstaubwerte<br />
gesunken sind, hat unser Wissen um die gesundheitlichen Folgen zugenommen. Der Feinstaub ist in<br />
der Tat die umweltpolitische Herausforderung der kommenden Jahre.<br />
Hans Seitinger<br />
Bewusstsein aller Steirerinnen und Steirer,<br />
vor allem auch der Kinder und Jugendli-<br />
chen, verankern.<br />
Holz als steirisches Gold in umfassender<br />
Funktion: Baustoff und Energielieferant<br />
Der enorme Holzreichtum der <strong>Steiermark</strong><br />
soll in <strong>Zukunft</strong> viel bewusster wahrgenom-<br />
men und als natürlicher Wettbewerbsvorteil<br />
zur Erhöhung von Wertschöpfung und Ar-<br />
beitsplätzen eingesetzt werden. Holz steht<br />
in vielfachem Bezug zur Lebensqualität un-<br />
seres Landes, die sich bei der Verwendung<br />
moderner steirischer Heiztechnologie vor<br />
allem auch in reiner Luft niederschlägt.<br />
Mehr Holz zu verwenden hilft dem Klima,<br />
steigert die Lebensqualität und sichert Ar-<br />
beitsplätze in den Regionen.<br />
sen mit heimischer Biomasse, Solarenergie,<br />
Wasserkraft und Wind funktioniert. Die Un-<br />
abhängigkeit von sich ständig verteuernden<br />
Energieimporten wäre damit ebenso ge-<br />
währleistet wie der nun durch das in Kraft<br />
getretene Kyoto-Protokoll völkerrechtlich<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 211<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
verbindliche Beitrag Österreichs zur CO 2 -<br />
Reduktion und zum Klimaschutz. Die Stei-<br />
ermark bekennt sich zur Einhaltung der<br />
völkerrechtlichen Klimaschutzverpflichtun-<br />
gen Österreichs und leistet ihren Beitrag<br />
durch die Forcierung von Stückholz-, Hack-<br />
schnitzel- und Pelletsheizungen, den Aus-<br />
bau von Nah- und Fernwärmenetzen sowie<br />
die Förderung von biogenen Treibstoffen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist beim Einsatz erneuerba-<br />
rer Energie vorne dabei. Mit einem Anteil<br />
von 25 % am Gesamtenergievolumen liegt<br />
sie weit über dem EU-Durchschnitt von<br />
6 %. Biogas, auch zur Verstromung, stellt<br />
ein großes Potenzial dar. Zusätzliche Flä-<br />
chen für Raps und weitere Ölsaaten sind<br />
anzustreben. Bei der Biodieselerzeugung<br />
geht der Trend von Einzeltankstellen zur<br />
flächendeckenden Einmischung, um bis<br />
2008 den Sollwert von knapp 6 % Anteil<br />
zu erreichen. Da Biomasse bei Verbrennung<br />
und Zerfall nur jenes CO 2 in die Atmosphä-<br />
re abgibt, das zuvor im Wachstumsprozess<br />
gebunden wurde, ist es klimafreundlich und<br />
treibhauseffektneutral.<br />
Kaum jemand kennt nicht die Heimeligkeit<br />
einer Almhütte mit offenem Kamin. Holz<br />
steigert die Lebensqualität beträchtlich.<br />
Darüber hinaus verfügt Holz als Baustoff<br />
über eine stattliche Anzahl an Vorteilen, die<br />
aus Holzhäusern wahre Schatzhäuser ma-<br />
chen: Holzhäuser sind wesentlich besser<br />
gedämmt und damit in der Regel Niedrig-<br />
energiehäuser. Sie sind keim- und virusfrei-<br />
212<br />
er als Massivbauten, da Holz die Keime an<br />
der Oberfläche abbaut. Außerdem reguliert<br />
Holz die Luftfeuchtigkeit und absorbiert<br />
Schadstoffe. Holzhäuser sind die <strong>Zukunft</strong><br />
und garantieren naturnahes, zufriedenes<br />
Wohnen. Dies war schon vorhergehenden<br />
Generationen bewusst, die einen einzigarti-<br />
gen Schatz an kunstvollen bäuerlichen Holz-<br />
häusern hinterlassen haben. An diese kul-<br />
Lassen Sie uns alles daransetzen, dass wir der nächsten Generation, den Kindern von heute, eine Welt<br />
hinterlassen, die ihnen nicht nur den nötigen Lebensraum bietet, sondern auch die Umwelt, die das<br />
Leben erlaubt und lebenswert macht.<br />
Richard von Weizsäcker<br />
turreiche Tradition gilt es anzuknüpfen und<br />
sie behutsam und identitätsstiftend weiter-<br />
zuentwickeln. Das steirische Holzhaus soll<br />
in <strong>Zukunft</strong> für eine Kombination aus moder-<br />
ner Architektur, energiesparender Bau- und<br />
Heizweise und traditioneller Handwerks-<br />
kunst stehen. Rücksichtnahme auf ästhe-<br />
tisches Empfinden und sozialverträgliches<br />
Bauen tragen zur weiteren Erhöhung hoch-<br />
qualitativen Wohnens bei. Ziel muss es<br />
sein, den Anteil des Baustoffes Holz von<br />
derzeit 5 auf zumindest 20 % zu steigern<br />
und das moderne steirische Holzhaus öster-<br />
reich- und europaweit als Qualitätsmerkmal<br />
zu etablieren.<br />
Holz ist ein wichtiger Wirtschaftsträger. Die<br />
steirische Holzwirtschaft erwirtschaftet ei-<br />
nen jährlichen Umsatz von mehr als 4 Mil-<br />
liarden Euro, vieles davon stammt aus dem<br />
Export. Insbesondere für die Bergbauern ist<br />
der Wald zur Sicherung ihrer Existenz unver-<br />
zichtbar. Mit der Erhöhung des Holzabsatzes<br />
soll in <strong>Zukunft</strong> die Professionalisierung und<br />
damit die Wertschöpfung der Betriebe ent-<br />
lang der „Wertschöpfungskette“ vom Forst
über die Sägeindustrie bis zu den Zimmerern<br />
und Tischlern gesteigert und verbessert wer-<br />
den. Damit können wirksam Arbeitsplätze in<br />
den Regionen der <strong>Steiermark</strong> geschaffen<br />
werden und der ländliche Raum erfährt eine<br />
nachhaltige Entwicklung.<br />
Schon heute ist die <strong>Steiermark</strong> bei der Tech-<br />
nologie von Biomasseverbrennungsanlagen<br />
europaweit themen- und marktführend.<br />
Leitbetriebe, die mit der ökosozialen Idee<br />
ernst gemacht haben, profitieren von star-<br />
ken Wachstumsprozessen. Und es steckt<br />
noch viel mehr Potenzial im soeben erst<br />
erwachenden mittel- und südosteuropäi-<br />
schen sowie asiatischen Markt. In <strong>Zukunft</strong><br />
sollen vor allem Innovationen rund um Holz<br />
und die Verbrennung von Biomasse ver-<br />
stärkte Förderung erfahren. Die <strong>Steiermark</strong><br />
wird in der spezifischen Kombination von<br />
Hightech, Kultur und Lebensqualität inte-<br />
ressante und engagierte Investoren anzie-<br />
hen. Damit ist auch eine Intensivierung der<br />
Technologieentwicklung und Forschung im<br />
Grundlagenbereich ebenso wie im ange-<br />
wandten Bereich untrennbar verknüpft. So<br />
profitieren von einer verstärkten Holznut-<br />
zung auch die steirischen Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Universitäten und Darüber hinaus<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
darf das Konzept des Pri-<br />
Fachhochschulen sowie außeruniversitäre vateigentums nicht ausgehöhlt werden. Ver- qualität<br />
Kompetenzzentren.<br />
antwortlich fühlt man sich zuerst für das,<br />
was einem gehört.<br />
Schönheit lebendig geschützter Natur<br />
als Grundlage für<br />
integrierten Ökotourismus<br />
Die außergewöhnliche Schönheit und Arten-<br />
vielfalt der steirischen Natur muss nachhal-<br />
tig bewahrt, gefördert und schonend belebt<br />
werden. Zu lange hat der Naturschutz zu<br />
Unrecht das Image eines Verhinderers und<br />
Nein-Sagers gehabt. In <strong>Zukunft</strong> wird der<br />
Naturschutz neben Landwirtschaft, Kultur,<br />
Tourismus und Wirtschaft ein noch wichti-<br />
gerer Partner zur Stärkung des ländlichen<br />
Raumes sein – mit positiven gegenseitigen<br />
Synergieeffekten. Denn eine intakte Natur<br />
ist das größte Kapital des Landes und die<br />
Basis für eine florierende Wirtschaft. We-<br />
sentlich wird es sein, Landwirtschaft und<br />
Natur- und Tierschutz nicht aus Unkenntnis<br />
über die tatsächlichen Prozesse gegenei-<br />
nander auszuspielen. Die Bewirtschaftung<br />
von Wald und Boden und die Tierhaltung<br />
sind auch in <strong>Zukunft</strong> die Grundlage für ge-<br />
sunde Lebensmittel und eine gepflegte<br />
Landschaft. Das ist Kultur im ursprüngli-<br />
chen Wortsinn und Voraussetzung für jede<br />
Der grundlegende Lösungsansatz liegt in einer Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung, die auf<br />
Nachhaltigkeit beruht und die Besonderheiten der Region berücksichtigt.<br />
Erich Pöltl<br />
Lebensqualität. Natürliche Landwirtschaft<br />
ist Kulturträger und steht mit vernünftigem<br />
Naturschutz niemals im Widerspruch. Frei-<br />
lich erfordert dies Anstrengung und verur-<br />
sacht finanziellen Aufwand. Die gerechte<br />
Aufteilung der Kosten verlangt für die Zu-<br />
kunft die Entwicklung innovativer Modelle.<br />
<strong>Zukunft</strong>sweisend ist hier die Idee des Ver-<br />
tragsnaturschutzes, der den partnerschaftli-<br />
chen Ausgleich mit den Betroffenen sucht<br />
und nicht im Sinne unnotwendiger Hoheits-<br />
verwaltung verordnet. Weite Teile der stei-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 213<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
ischen Landesfläche stehen unter Natur-<br />
schutz, 14,4 % sind als Natura-2000-Ge-<br />
biete ausgewiesen. Mit dem Nationalpark<br />
Gesäuse und den sechs Naturparken Gre-<br />
benzen, Mürzer Oberland, Pöllauer Tal,<br />
Sölktäler, <strong>Steirische</strong> Eisenwurzen und Süd-<br />
steirisches Weinland sind chancenreiche<br />
regionale Impulszentren geschaffen worden.<br />
In <strong>Zukunft</strong> sollen dabei Naturschutz, Bil-<br />
dung und Erholung mit dem Schwerpunkt<br />
Regionalentwicklung verstärkt vernetzt wer-<br />
den. Die ansprechende Vermarktung kulina-<br />
rischer Spezialitäten aus der geschützten<br />
Region steigert das individuelle, ganzheitli-<br />
che Erholungserlebnis der naturhungrigen<br />
Gäste. Konkrete, sichtbare Projekte im Klei-<br />
nen sollen die Bürgerinnen und Bürger auf<br />
die Verbesserungsmöglichkeiten in ihrer un-<br />
mittelbaren Umgebung aufmerksam ma-<br />
chen und sie so zu ersten Verantwortungs-<br />
trägern eines umfassenden, selbstverständ-<br />
lichen und natürlichen Naturschutzes<br />
werden lassen.<br />
Aktion<br />
Sicherung der steirischen Trinkwasser-<br />
qualität und Wasserversorgung<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> räumt der Siche-<br />
rung der Trinkwasserqualität oberste Priori-<br />
tät ein. Da in <strong>Zukunft</strong> aufgrund des Klima-<br />
wandels mit verstärkten Schwankungen wie<br />
Dürreperioden und Hochwasser zu rechnen<br />
ist, sind darüber hinaus nachhaltige Inves-<br />
titionen in überregionale Wassernetzwerke<br />
und Transportleitungen zur Wasserversor-<br />
214<br />
gung zu tätigen. Erstrebenswert wäre eine<br />
vernünftige Trennung von Brauch- und Trink-<br />
wasser, vor allem im urbanen Bereich. Das<br />
Bewusstsein für den kostbaren Wert des<br />
steirischen Wasserreichtums und die not-<br />
wendige Schonung der Ressource Wasser<br />
soll bei der Bevölkerung von Kindesbeinen<br />
an gefördert und gehoben werden. Initiati-<br />
ven wie das Programm „Wasserland Steier-<br />
mark“, das sich der Bewusstseinsbildung<br />
Der Mensch ist nicht das Produkt seiner Umwelt – die Umwelt ist das Produkt des Menschen.<br />
Benjamin Disraeli<br />
über die Wichtigkeit von Wasser in der stei-<br />
rischen Bevölkerung, vor allem unter den<br />
Schülerinnen und Schülern verschrieben<br />
hat, verdienen ebenso erhöhte Aufmerksam-<br />
keit wie die Forderung, auf die Privatisierung<br />
von Wasser dezidiert zu verzichten.<br />
Holzförderung auf der ganzen Linie<br />
In Österreich sind rund 540.000 Heizsys-<br />
teme älter als 20 Jahre, ca. 400.000 davon<br />
benötigen Öl und Erdgas. Dieser enorme<br />
Handlungsbedarf ist als eine einzigartige<br />
Gestaltungschance in Richtung umwelt-<br />
freundlicher Heizsysteme auf der Basis von<br />
nachwachsenden Rohstoffen zu nützen. Er-<br />
forderlich sind weiterhin die großzügige För-<br />
derung bei der Installierung von Biomasse-<br />
heizungen, sei es in der Form von Stück-<br />
holz-, Hackschnitzel- oder Pelletsheizungen,<br />
sowohl im individuellen Sektor als auch bei<br />
Nah- und Fernwärmenetzen durch Biomas-<br />
seheizwerke. Zusätzlich sind sowohl die<br />
Gewinnung elektrischer Energie auf der Ba-<br />
sis von Biomasse (Stichwort Biogas) als<br />
auch die Erzeugung biogener Treibstoffe<br />
(Stichwort Biodiesel) von der öffentlichen<br />
Hand großzügig zu fördern – ebenso wie
Investitionserleichterungen bei Wind- und<br />
Solarenergie. Ziel sollte eine zunehmende<br />
Energieautarkie der <strong>Steiermark</strong> sein, die<br />
auch den Bauern als Bioenergielieferanten<br />
neue Einkommenschancen eröffnet.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> soll in <strong>Zukunft</strong> noch viel<br />
stärker von ihrem großen Holzreichtum pro-<br />
fitieren, der enormes Wachstumspotenzial<br />
in sich trägt. Die Nutzung des im Wald ver-<br />
bleibenden Holzes kann zehntausende wei-<br />
tere Arbeitsplätze schaffen und zur Erhö-<br />
hung der steirischen Wertschöpfung ent-<br />
scheidend beitragen. Ein starker Impuls ist<br />
die intensivierte Förderung des Holzbaus.<br />
Über die Wohnbauförderung soll es in Zu-<br />
kunft noch besser gelingen, Eigenheime<br />
sowie Eigenheime in Gruppen in Holzbau-<br />
weise zu fördern, wobei besonders die er-<br />
neuerbaren Energieträger für die Heizung<br />
und Warmwasserbereitung sowie die ökolo-<br />
gischen Baustoffe für die Hochbauten be-<br />
rücksichtigt werden. Rechtliche Hindernisse<br />
etwa in der Bauordnung sollen beseitigt<br />
werden. Initiativen wie die Unterzeichnung<br />
der <strong>Steirische</strong>n Holzbau-Charta, die ein öf-<br />
fentliches Bekenntnis Lebens-<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
zu Holz und Holzpro-<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
dukten und damit auf die Vorbildwirkung<br />
qualität<br />
durch die Verantwortungsträger der öffent- Intelligenter Ökotourismus,<br />
lichen Hand abzielt, sind ebenso zu unter- Naturprojekte zum Angreifen,<br />
stützen wie der Verein proHolz als Fahnen-<br />
träger einer holzfreundlichen Imagekampa-<br />
gne und Konsumenteninformation.<br />
Holz ist vor allem auch Träger von Innova-<br />
tion. Was liegt näher als die Zielvorstellung,<br />
aus der <strong>Steiermark</strong> nicht nur eine Bench-<br />
marking-Region bezüglich der Verwendung<br />
und Wertschöpfung aus Holz zu machen,<br />
sondern vor allem auch ein europaweites<br />
Kompetenzzentrum, das höchsten wissen-<br />
schaftlichen Ansprüchen genügt? Die insti-<br />
tutionellen Voraussetzungen mit den steiri-<br />
schen Universitäten, Fachhochschulen und<br />
Fachschulen sind in hervorragender Weise<br />
gegeben. Was in <strong>Zukunft</strong> verstärkt gefragt<br />
ist, ist die bewusste Förderung von For-<br />
schung und Technologieentwicklung in allen<br />
Bereichen rund um Holz und erneuerbare<br />
Energieträger. Hierzu ist die Kooperation<br />
zwischen Leitbetrieben und wissenschaftli-<br />
chen Einrichtungen unverzichtbar, die finan-<br />
zielle Anreize seitens der öffentlichen Hand<br />
benötigt. Die zahlreichen vorhandenen An-<br />
sätze sind entschieden voranzutreiben, um<br />
für die <strong>Zukunft</strong> die Themenführerschaft in<br />
der Technologie europa- und weltweit zu<br />
behaupten und auszubauen. Hier schlum-<br />
mern riesige Potenziale, gerade auch ange-<br />
Wichtigstes Kapitel für die <strong>Zukunft</strong> ist das Wissen und Verständnis für Vorgänge und Zusammenhänge<br />
in der Natur. Am besten und effektivsten kann dies an Kinder und Jugendliche, beginnend im<br />
Kindergartenalter, vermittelt werden.<br />
Alois Oswald<br />
sichts der Veränderung des europäischen<br />
Arbeitsmarktes durch die Erweiterung der<br />
Europäischen Union.<br />
Sicherung des Privateigentums<br />
Naturschutz soll in <strong>Zukunft</strong> weder Land-<br />
und Forstwirtschaft noch Land-Wirtschaft<br />
behindern, sondern eine attraktive Note<br />
mehr im bereits heute vielfältigen Touris-<br />
musangebot der <strong>Steiermark</strong> ausmachen. Es<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 215<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
geht darum, kreative Vermarktungskonzepte<br />
zu entwickeln, die authentisches Naturer-<br />
lebnis mit Freizeit- und Bildungsangebot<br />
(etwa in Form von spezifischen Themen-<br />
rundwegen, Besucherpfaden und Work-<br />
shops) kombinieren, dazu kulinarische Spe-<br />
zialitäten aus der Region (z.B. Direktverkauf<br />
von Erzeugnissen aus biologischer Land-<br />
wirtschaft) anbieten und auch die regiona-<br />
len Gastronomie- und Beherbergungsbetrie-<br />
be adäquat integrieren. Best-practice-Bei-<br />
spiele wie das ÖKO-Modell Naturpark<br />
Grebenzen, der zu den EU-geschützten<br />
Natura-2000-Gebieten zählt, sollen in der<br />
<strong>Steiermark</strong> zahlreiche Nachahmer finden.<br />
Zusätzlich sollen in konkreten Aktionen<br />
nachhaltige Beiträge zum Erhalt der Arten-<br />
vielfalt geliefert und auf diese Weise zur<br />
Bewusstseinsbildung beigetragen werden.<br />
Ein zukunftsweisendes Projekt stellt hiebei<br />
das LIFE-Natur-Projekt Lafnitz dar, worin es<br />
um die Wiederherstellung, Verbesserung<br />
und langfristige Sicherung einer typspezifi-<br />
schen Flusslandschaft durch Rückgewin-<br />
nung, Verbindung und Erhaltung von natur-<br />
nahen Flusslebensräumen geht. Das Be-<br />
sondere daran ist die regionale und<br />
übernationale Kooperation zwischen der<br />
<strong>Steiermark</strong>, dem Burgenland und Ungarn,<br />
die die Lafnitz zu einem europäischen Mus-<br />
terfluss entwickeln will.<br />
Zur Finanzierung des Naturschutzes soll<br />
verstärkt auf Vertragsmodelle zurückgegrif-<br />
fen werden. Hierbei sind in <strong>Zukunft</strong> origi-<br />
nelle und kreative Lösungen gefragt. Die mit<br />
216<br />
naturschutzrechtlichen Auflagen verbunde-<br />
nen Eigentumsbeschränkungen sind so ge-<br />
ring als möglich zu halten.<br />
Das bedeutet zusammenfassend: Zur Le-<br />
bensqualität tragen neben der Sicherung der<br />
materiellen Grundlagen, zufrieden stellender<br />
und erfüllender Arbeits- und Wohnbedin-<br />
gungen, friedlichen mitmenschlichen Bezie-<br />
hungen sowie Gesundheit und Sicherheit<br />
wesentlich auch eine gepflegte Landschaft,<br />
intakte Natur und die Verfügbarkeit von be-<br />
kömmlichen und gesunden Lebensmitteln<br />
bei. Dafür braucht es Menschen, die den<br />
ländlichen Raum als besonderen, auch be-<br />
sonders schönen Arbeits- und Lebensraum<br />
wählen und beleben. Die Unterstützung, die<br />
sie für ihren Einsatz unter oft schwierigen<br />
Hainburg war zweifellos ein Meilenstein für die österreichische Umweltbewegung. Damals wurde bei<br />
vielen von uns das Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz erst so richtig geweckt. Es wurde<br />
schwieriger, umweltschädliche Großprojekte ohne Rücksicht auf Verluste durchzupeitschen.<br />
Ulli Sima<br />
Bedingungen benötigen, ist die Gesellschaft<br />
ihrer bäuerlichen Bevölkerung schuldig. Nur<br />
durch ein natürliches Miteinander der Men-<br />
schen auf dem Land und in der Stadt ent-<br />
steht jene gegenseitige Wertschätzung und<br />
kulturelle Entfaltung, die zur zukunftsfesten<br />
Entwicklung des ländlichen Raumes unver-<br />
zichtbar notwendig ist und die charakteris-<br />
tische steirische Lebensqualität ausmacht.<br />
Diese nachhaltig zu sichern und zu fördern<br />
ist gerade auch angesichts der zahlreichen<br />
Herausforderungen und Chancen der Erwei-<br />
terung der Europäischen Union eine span-<br />
nende Aufgabe, die nach intelligenten, kre-<br />
ativen und unkonventionellen Lösungsvor-<br />
schlägen verlangt.
Das Land der Freizeit<br />
Die vielfältige steirische Landschaft<br />
besitzt eine unvergleichliche Anziehungskraft.<br />
Das Sportland Nr. 1 startet in die nächste Runde<br />
aus der Poleposition.
Freie Zeitnutzung ist Ausdruck von Freiheit<br />
und gehört zu den elementarsten Lebensbe-<br />
dürfnissen des Menschen. Freizeit soll Frei-<br />
heit von Zwängen bedeuten. Natürlich gibt<br />
es viele Wege, die freie Zeit zu nutzen. Jeder<br />
Mensch hat ein eigenes Verständnis von<br />
sinnvoll verbrachten Stunden außerhalb<br />
seiner Arbeit. Während der eine versucht,<br />
Tourismus<br />
Erfahrung<br />
Kurz, kompakt und intensiv – so entwickelt<br />
sich der Urlaub in den nächsten Jahren, so<br />
wollen die Konsumenten ihre Freizeit erle-<br />
ben, so hat ihn die Tourismus- und Freizeit-<br />
wirtschaft anzubieten. Internationalisierung,<br />
Themenzentrierung und Qualitätsentwick-<br />
lung sind die Antworten der steirischen Tou-<br />
rismuspolitik und -wirtschaft.<br />
Gerade die <strong>Steiermark</strong> hat im internationa-<br />
len Wettbewerb der Tourismusstandorte<br />
entscheidende Vorteile: Die <strong>Steiermark</strong> bie-<br />
in der Stille seine Seele baumeln zu lassen,<br />
genießt die andere ihre verbleibenden<br />
Stunden in voller Aktivität bei großen Events<br />
oder sportlichen Herausforderungen. Immer<br />
jedoch sollte Freizeit als die bewusst<br />
erlebte Zeit gesehen werden, die keinen<br />
Zwängen und keiner Fremdbestimmung<br />
unterliegt.<br />
tet hervorragende<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Qualität zu erschwingli- es zu erobern,<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
dieser Konkurrenz gilt es zu Freizeit<br />
chen Preisen, stellt im Winter ein abwechs- begegnen. Daher hat sich die <strong>Steiermark</strong> in<br />
lungsreiches, authentisches Angebot bereit, <strong>Zukunft</strong> auf wenige zentrale Themen zu be-<br />
das die geforderten bunten Gegenwelten<br />
zum grauen Berufsalltag anbietet, und kann<br />
im Bereich Wellness mit den Thermen<br />
punkten. Die <strong>Steiermark</strong> hat klare Themen-<br />
kompetenzen in den Bereichen Wellness,<br />
Wein, Kulinarik, Sport und Kultur, setzt auf<br />
zeitgemäße Originalität und wird von den<br />
Touristen aufgrund der hohen Service- und<br />
Dienstleistungsqualität geschätzt.<br />
Trotzdem gibt es aber auch Herausforderun-<br />
gen, deren Bewältigung die <strong>Zukunft</strong> des<br />
steirischen Tourismus nachhaltig prägen<br />
wird: Die Erweiterung der Europäischen<br />
Union schafft für die <strong>Steiermark</strong> neue Märk-<br />
te und neue Konkurrenz. Diese Märkte gilt<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist das Land der Natur und des Sports. Die <strong>Steiermark</strong> bietet eine Vielfalt an<br />
landschaftlichen Schönheiten, die europaweit einzigartig ist. Von den alpinen Gebirgszügen mit<br />
romantischen Tälern und Flüssen im Norden, über das oststeirische Hügelland bis zum sanften<br />
Weinland im Süden, bietet sich unseren Gästen eine Landschaft, die sowohl für Erholungsuchende,<br />
für Kulturtouristen, als auch für Sport- und Aktivitätssuchende das ideale Angebot bietet. In keinem<br />
österreichischen Bundesland gibt es eine derartig hohe Zahl von sportlichen Großveranstaltungen.<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
schränken, um ein Nebeneinander der The-<br />
men und Marken zu verhindern. Die Be-<br />
schränkung auf zentrale Themen muss<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 219<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
durch eine marketingeffiziente Differenzie-<br />
rung des Angebotes begleitet werden, da ein<br />
mehr an Gleichem, Ähnlichem und dadurch<br />
Verwechselbarem den Mitbewerbern ein Zu-<br />
viel an Chancen einräumen würde.<br />
Die thematische Zentrierung des steirischen<br />
Freizeit- und Tourismusangebotes braucht<br />
eine Vernetzung zwischen den Anbietern,<br />
ein starkes Miteinander, um den gemeinsa-<br />
men Tourismuskuchen zu vergrößern. Was<br />
für den Autocluster funktioniert, funktioniert<br />
auch für den Tourismus: Zusammenarbeit<br />
lohnt sich, Zusammenarbeit rechnet sich.<br />
Neben der Themenzentrierung und dem<br />
Ausschöpfen der steirischen Stärken ist es<br />
ein Schwerpunkt der steirischen Tourismus-<br />
politik, dass die steirischen Tourismusbe-<br />
triebe ihre Qualität auf allen Ebenen verbes-<br />
sern: Ob Vier-Stern-Hotels oder Pensionen<br />
– die Qualität der Zimmer gilt es anzuheben.<br />
Ob Familien- oder Singleurlaube – die Pro-<br />
dukte müssen für die individuellen Kunden-<br />
wünsche maßgeschneidert werden. Ob<br />
Sommer oder Winter – die <strong>Steiermark</strong> ist zu<br />
jeder Jahreszeit eine Reise wert.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist das beliebteste Urlaubs-<br />
land der Österreicher. Rund 20 % aller Ös-<br />
terreicher, die ihren Urlaub in ihrer Heimat<br />
verbringen, tun dies in der <strong>Steiermark</strong>. Der<br />
Anteil der inländischen Gäste in der Steier-<br />
mark liegt bei etwa 68 %. Nicht zu überse-<br />
hen ist dabei die große wirtschaftliche Be-<br />
deutung des Tourismus: 10 Millionen Näch-<br />
tigungen pro Jahr, 2,7 Millionen Gäste, die<br />
220<br />
jährlich in die <strong>Steiermark</strong> kommen, über<br />
7.100 Beherbergungsbetriebe mit insge-<br />
samt knapp 106.000 Betten stehen Gästen<br />
zur Verfügung.<br />
Der Erfolg des steirischen Tourismus kommt<br />
nicht von irgendwo. Den Steirern sagt man<br />
beste Gastgeberqualitäten nach. Mit unse-<br />
rem Land werden die Eigenschaften „preis-<br />
fair“, „kinderfreundlich“ und „kulinarisch<br />
Schaffen Sie eine Marke! Lösen Sie sich vom Prinzip „Bauchladen“, das keine andere Botschaft<br />
transportiert als „Schaut auf unsere schöne Stadt, was die alles zu bieten hat“.<br />
Arthur Oberascher<br />
herausragend“ assoziiert. Als weitere Stär-<br />
ken gelten die Thermenkompetenz und die<br />
zeitgemäße Authentizität und Emotionalität.<br />
Ausbaupotenziale sehen Experten im noch<br />
nicht ganz klar geformten touristischen<br />
Image, in einem Defizit an international ver-<br />
marktbaren Betriebsgrößen und einer teil-<br />
weise mangelnden Strukturierung der Ange-<br />
bote.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über eine große Viel-<br />
falt an landschaftlicher Schönheit und tou-<br />
ristischen Angeboten. Im Norden prägen<br />
knapp 800 Zweitausender rund um den<br />
(fast) Dreitausender „Dachstein“, 3.500 Al-<br />
men, sechs Naturparks und ein National-<br />
park das Wander- und Bikererlebnis Steier-<br />
mark, im Südosten machen fünf Thermen<br />
rund um die Hundertwasser-Therme das<br />
Land zum Wellnesszentrum Nummer eins.<br />
Schlösserstraße und Apfelplantagen schmü-<br />
cken das Grün des steirischen Ostens. Im<br />
Westen locken das berühmte Kürbiskernöl,<br />
das „Grüne Gold“ der <strong>Steiermark</strong>, und die<br />
Geburtsstätte der weltberühmten Lipizzaner<br />
Besucher. Ganz im Süden bringt die sonni-<br />
ge Lage beeindruckender Weinberge inter-
national bekannte Tropfen hervor. Die Lan-<br />
deshauptstadt Graz, Europas Kulturhaupt-<br />
stadt 2003, überzeugt durch ein vielfältiges<br />
Veranstaltungs- und Kulturangebot. Da-<br />
neben pulsiert in der zum UNESCO-Welt-<br />
kulturerbe erhobenen mittelalterlichen Gra-<br />
zer Altstadt das Leben.<br />
Der Winter lässt sich zwischen den weißen<br />
Bergen im Norden und den heißen Quellen<br />
im Süden erforschen. 860 Pistenkilometer<br />
gilt es rund um den Weltmeisterschaftsort<br />
Schladming mit dem alljährlichen Veranstal-<br />
tungshöhepunkt, dem Weltcup-Nachtslalom<br />
der Herren, zu erforschen.<br />
Verwöhnen lässt man sich vom „Butlerser-<br />
vice“ auf der Turracherhöhe, der Nostalgie<br />
geht man beim Erlernen der alten Skifahr-<br />
technik der Jahrhundertwende am Stuhleck<br />
nach, und in drei Tagen Ski fahren lernt<br />
man im Ausseerland. Daneben hat sich die<br />
<strong>Steiermark</strong> mit ihren 19 Loipengütesiegel-<br />
orten zur Nordic-Expertin in Österreich ent-<br />
wickelt.<br />
Vision<br />
An die bisherigen Erfolge der steirischen ne beträgt jedoch 57 %. Gäste gehen kürzer<br />
Tourismuswirtschaft<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
gilt es anzuknüpfen. auf Urlaub,<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
dies aber öfter im Jahr und für Freizeit<br />
Die Ausgangslage ist gut, Wachstumspoten- diese kürzere Zeit wird höhere Qualität einziale<br />
sind vorhanden. Die Politik soll den gefordert. Das bedeutet für die Tourismus-<br />
Rahmen für die optimale Entwicklung des<br />
Tourismus in der <strong>Steiermark</strong> und einen wei-<br />
teren Ausbau des vielfältigen Angebots<br />
schaffen. Die Unterstützung und der Ausbau<br />
regionaler touristischer Leitprojekte sollen<br />
als Drehscheibe für weitere lokale Projekte<br />
dienen.<br />
Beim Ausbau des vielfältigen steirischen<br />
Tourismusangebots kann durchaus verstärkt<br />
Augenmerk auf „Lifestyle“-Angebote gelegt<br />
werden. Dennoch braucht die <strong>Steiermark</strong><br />
mit ihren natürlichen Attraktionen keine<br />
künstlichen Welten zu schaffen. So soll et-<br />
wa die Nutzung ländlicher Räume als Erho-<br />
lungsräume unter Aufrechterhaltung des<br />
ländlichen Gleichgewichts vor drohenden<br />
Aushungerungen dieser Regionen schüt-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 221<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit<br />
zen.<br />
Die Hauptarbeit liegt aber bei den Touris-<br />
musbetrieben selbst, sie spielt sich auf der<br />
Ebene Betrieb – Gast ab. Diese Schiene<br />
Spätestens wenn die Kinder fragen, wo bei der Kuh die Butter rauskommt, hilft nur noch eins –<br />
Urlaub auf dem Bauernhof.<br />
Friedrich Küppersbusch<br />
muss durch professionelle Marktbearbei-<br />
tung durch die <strong>Steirische</strong> Tourismus Gesell-<br />
schaft, Qualitätsinitiativen und infrastruktu-<br />
relle Maßnahmen weiter verstärkt werden.<br />
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass eine starke Verschiebung hin zu Qua-<br />
litätsangeboten im Trend liegt. So liegt im<br />
Zehn-Jahres-Vergleich ein Rückgang in der<br />
Kategorie 2/1-Sterne um 49 % vor, die Zu-<br />
nahme der Betten in der Kategorie 5/4-Ster-<br />
wirtschaft, dass die Wertschöpfung aus<br />
dem Tourismus stetig zunimmt. Um diesem<br />
Qualitätsanspruch auch weiterhin voll ge-
echt zu werden, werden weitere Initiativen<br />
im Bereich der Qualitätsanhebung der<br />
Beherbergungsbetriebe folgen. In <strong>Zukunft</strong><br />
soll daher die Qualitätsoffensive auf den<br />
wichtigen Sektor der Privatbetriebe ausge-<br />
dehnt werden, wobei es unser Ziel ist, an<br />
Stelle der vielfältigen regionaltypischen<br />
Zimmer, wie z.B. Winzerzimmer, Almen-<br />
landzimmer, etc., das „Zimmer mit Früh-<br />
stück auf Steirisch“ mit lokalen Ausprägun-<br />
gen zu schaffen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> muss sich international ein-<br />
heitlich positionieren. Strategisch macht es<br />
nach dem Motto „Themenkonzentration<br />
statt Verzettelung“ Sinn, vor allem auf vier<br />
Kernelemente zu setzen: Wellness & Ther-<br />
men, Naturerlebnis & Sport, Städtetouris-<br />
mus & Kultur, Wein & Kulinarik. Dies be-<br />
dingt eine Marketingoffensive, die durch die<br />
Bündelung bestehender Marketingmittel,<br />
aber auch durch die gegenseitige Verstär-<br />
kung bestehender Marketingkonzepte sehr<br />
erfolgreich sein wird. Um marktfähige und<br />
marktstarke regionale Einheiten zu schaf-<br />
fen, ist es notwendig, die Regionenbildung<br />
weiterhin zu forcieren, vor allem auch im<br />
Bereich mehrgemeindiger Tourismusver-<br />
bände, die damit zu schlagkräftigen Klein-<br />
regionen im Rahmen der sieben Tourismus-<br />
regionen des Landes werden könnten.<br />
„Wellness & Thermen“ sind das Markenzei-<br />
chen der <strong>Steiermark</strong>: Die Thermen Bad Glei-<br />
chenberg, Bad Radkersburg, Loipersdorf,<br />
Bad Blumau und Bad Waltersdorf haben die<br />
Erfolgsgeschichte des <strong>Steirische</strong>n Thermen-<br />
222<br />
landes eingeleitet und geprägt. In den letz-<br />
ten zehn Jahren haben sich die Gästezahlen<br />
im Thermenland verdreifacht und die Über-<br />
nachtungen verdoppelt. Das <strong>Steirische</strong> Ther-<br />
menland ist demnach eine einzigartige Er-<br />
folgsgeschichte. Neue Thermen wie die<br />
Therme Nova Köflach und Thermenprojekte<br />
Viele Bundesländer beneiden uns um dieses einprägsame Symbol, das wir nun wieder stärker<br />
einsetzen. Das Herz steht für Emotion, die Farbe Grün ist positiv besetzt.<br />
Georg Bliem<br />
im <strong>Steirische</strong>n Salzkammergut knüpfen an<br />
diese Entwicklung an. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />
ihre führende Rolle in diesem Sektor weiter<br />
behaupten, indem sie beispielhafte Initia-<br />
tiven für einen hoch spezialisierten, stark<br />
gesundheitsbetonten Tourismus setzt, der<br />
zunehmend wichtiger wird. Gleichzeitig<br />
kann sich die <strong>Steiermark</strong> als Kompetenzzen-<br />
trum aller Formen von Gesundheitstouris-<br />
mus in Südosteuropa positionieren.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist das Land der Natur und<br />
des Sports. Die Vielfalt der landschaftlichen<br />
Schönheiten ist europaweit einzigartig.<br />
Unsere Landschaft bietet den Erholung-<br />
suchenden wie den Kulturtouristen und<br />
Sport- und Aktivitätssuchenden mannig-<br />
fache Möglichkeiten. Vor allem im Winter-<br />
tourismus hat die <strong>Steiermark</strong> Chancen, sich<br />
als jenes Land zu präsentieren, in dem über<br />
den alpinen Wintersport hinaus alle anderen<br />
Alternativen des Schneetourismus (Lang-<br />
lauf, Schneewandern, Schlitten fahren etc.)<br />
optimale Bedingungen finden. Damit wer-<br />
den ganz neue Gruppen von Wintertouristen<br />
angesprochen.<br />
„Städtetourismus & Kultur“ erfährt in der<br />
<strong>Steiermark</strong> eine neue Blüte. Graz ist als<br />
Kulturhauptstadt Europas 2003 weit über
Europa hinaus ein Begriff für die reizvolle,<br />
spannungsgeladene Kombination aus einer<br />
der weltweit schönsten Altstädte und einer<br />
modernen, aufregenden Architektur gewor-<br />
den. Nirgendwo in Österreich findet man<br />
eine bessere Auflösung dieser scheinbaren<br />
Gegensätze, die Graz als Kunst- und Kultur-<br />
destination unverwechselbar machen. Die<br />
Landeshauptstadt Graz ist dafür prädesti-<br />
niert, das touristische Drehkreuz und Tor<br />
zum Südosten Europas mit den anderen<br />
besuchenswerten Städten wie Ljubljana,<br />
Zagreb und Maribor zu werden.<br />
Aber nicht nur Graz mit dem vielfältigen<br />
Kulturangebot vom „steirischer herbst“ über<br />
„Styriarte“, „Jazzsommer“ und „Classics in<br />
the City“ bis zu den vielen kleineren Kultur-<br />
initiativen, die das Bild der steirischen Lan-<br />
deshauptstadt als Kunst- und Kulturstadt so<br />
nachhaltig prägen, sondern auch viele regi-<br />
onale Destinationen verführen unsere inlän-<br />
dischen und ausländischen Gäste in eine<br />
Welt, die eine große Historie hat und Tou-<br />
risten den Bogen aus der Geschichte in die<br />
<strong>Zukunft</strong> spannt. Sei es nun ein Besuch der<br />
Schlösserstraße in der Oststeiermark oder<br />
eine Fahrt zu industriehistorischen Sehens-<br />
würdigkeiten an der Eisenstraße oder bäuer-<br />
liche Wohn- und Arbeitskultur im Freilicht-<br />
museum in Stübing: Unser ganzes Bundessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So<br />
land bietet eine<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Vielzahl an spannenden muss künftig<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
noch mehr Wert auf die Freizeit<br />
Kultur- und Geschichtehöhepunkten, die Sprachausbildung der im Tourismus Be-<br />
künftig noch verstärkt beworben werden. schäftigten und auf die zielgruppenorientier-<br />
Eines der Kernelemente – „Wein & Kulina-<br />
rik“ – wird im Jahr 2005 eine neue Blüte<br />
erfahren. Das „Kulinarium <strong>Steiermark</strong>“ als<br />
Dachmarke über bestehende kulinarische<br />
Initiativen wird die <strong>Steiermark</strong> national und<br />
international als die Genussdestination po-<br />
sitionieren. Hervorragende Küche, wunder-<br />
bare Landschaft und exzellenter Wein sind<br />
jene Erfolgsfaktoren, die durch das perfekte<br />
Zusammenspiel nur in wenigen Regionen<br />
Europas ein so hohes Qualitätsniveau wie<br />
in unserem Bundesland erreichen. Der stei-<br />
rische Wein und das steirische Weinland<br />
sind exzellente Werbeträger für unser Bun-<br />
desland, die den Erfolg der neuen Initiative<br />
„Kulinarium <strong>Steiermark</strong>“ prägen werden.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat sowohl von der natürli-<br />
chen Ausstattung als auch von der Kompe-<br />
tenz her alle Voraussetzungen dafür, um auf<br />
dem Sektor „Wein & Kulinarik“ die Nummer<br />
eins unter den österreichischen Bundes-<br />
ländern zu werden.<br />
Ein weiteres wichtiges Feld ist die verstärk-<br />
te Internationalisierung der Tourismusaktivi-<br />
Der steirische Tourismus hat sich in unserem Bundesland zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor<br />
entwickelt …<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
täten. Die <strong>Steiermark</strong> verfügt über eine gute<br />
Reputation in den neuen osteuropäischen<br />
Märkten. So werden manche steirische Ski-<br />
gebiete von Touristen aus Tschechien, Un-<br />
garn und der Slowakei geradezu „gestürmt“.<br />
Klar ist aber auch, dass die touristische In-<br />
frastruktur hier nachziehen muss, um bes-<br />
ten Angebotspakete gelegt werden. Dane-<br />
ben muss die Rolle des Flughafens Graz<br />
gefestigt und ausgebaut werden, da vor<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 223<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
allem für den Thermentourismus eine her-<br />
vorragend funktionierende Flugverbindung<br />
von großem Wert ist.<br />
Die Tourismuspolitik der <strong>Steirische</strong>n Volks-<br />
partei stellt sicher, dass die Erfolge auf ho-<br />
hem Niveau nicht nur gehalten, sondern<br />
auch ausgebaut werden und politische<br />
Schwerpunktsetzungen wie eine umfassen-<br />
de Qualitätsoffensive und verstärkte Inter-<br />
nationalisierung möglichst allen Tourismus-<br />
betrieben zugute kommen können. Es ist<br />
unser mittelfristiges Ziel, dass die Steier-<br />
mark in zumindest einem der südöstlichen<br />
Nachbarländer die führende österreichische<br />
Tourismusdestination wird.<br />
Aktion<br />
Ein Herz für die <strong>Steiermark</strong><br />
„Die <strong>Steiermark</strong> – Das Grüne Herz Öster-<br />
reichs“: Dieser Slogan war bis zum Ende<br />
der 1980er Jahre ein geläufiger Spruch und<br />
auch Botschafter des Tourismuslandes Stei-<br />
ermark. Das Herz wurde nun wieder zum<br />
Leben erweckt. Seit letztem Jahr wird es<br />
wieder mit großem Erfolg als Markenzei-<br />
chen unseres Bundeslandes eingesetzt. So<br />
begrüßt das „Grüne Herz“ bereits heute an<br />
den Staats- und Landesgrenzen Gäste in<br />
unserem Bundesland.<br />
Das „Grüne Herz“ drückt das steirische Le-<br />
bensgefühl aus: Natur und Natürlichkeit,<br />
224<br />
Herzlichkeit und Engagement, Selbstbe-<br />
wusstsein und Humor, Charme und Verzau-<br />
berung sind nur die wichtigsten Bestand-<br />
teile der Imagebildung. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />
klar und international am Markt positio-<br />
niert.<br />
Die <strong>Steirische</strong> Tourismus Gesellschaft, die<br />
sieben Tourismusregionen, die mehrgemein-<br />
digen Tourismusverbände und vor allem die<br />
Dabei liegt die Schwierigkeit jedoch im Wesen des touristischen Reisens, das eng mit der Vorstellung<br />
von Freiheit verbunden ist. Urlaub hat nichts mit Aufklärung oder Moral zu tun, sondern mit<br />
Entspannung, Action und Fun!<br />
Harald Friedl<br />
Tourismusbetriebe in allen Regionen sind<br />
die wichtigsten Träger der Vermarktung der<br />
<strong>Steiermark</strong>.<br />
Künftig wird die Dachmarke „<strong>Steiermark</strong>-<br />
Herz“ als Werbeträger für das „Grüne Herz<br />
Österreichs“ auftreten. Die <strong>Steiermark</strong> wird<br />
damit national und international werben,<br />
um so die Erfolgsgeschichte des steirischen<br />
Tourismus um ein Kapitel zu bereichern. Vor<br />
allem durch Verstärkung des internationalen<br />
Marketings des „Grünen Herzens“ in unse-<br />
ren Zielmärkten Deutschland, Italien und<br />
unseren östlichen Nachbarstaaten soll die<br />
Marke <strong>Steiermark</strong> verstärkt international po-<br />
sitioniert und der Anteil der ausländischen<br />
Touristen in der <strong>Steiermark</strong> gehoben wer-<br />
den.<br />
Unser Bundesland ist eine jener einzig-<br />
artigen Tourismusdestinationen, die durch<br />
eine überzeugende Angebotsvielfalt – vom<br />
ewigen Eis bis zum ewigen Wein – weit<br />
über die Bundesgrenzen hinaus bekannt<br />
sind. Das „Grüne Herz“ dient dafür als Bot-<br />
schafter.
Qualitätsoffensive <strong>Steiermark</strong>-Tourismus<br />
In der Tourismuswirtschaft ist eine starke<br />
Verschiebung hin zu Qualitätsangeboten zu<br />
erkennen. Um diesem Trend gerecht zu wer-<br />
den und um durch weitere Qualitätsverbes-<br />
serungen der bestehenden Infrastruktur den<br />
Tourismusstandort <strong>Steiermark</strong> noch attrakti-<br />
ver zu gestalten, wird eine „Qualitätsoffen-<br />
sive <strong>Steiermark</strong>-Tourismus“ einen starken<br />
Impuls zur Verbesserung der Qualität der<br />
Beherbergungsbetriebe auslösen. Im Rah-<br />
men dieses Projekts stehen jenen Beherber-<br />
gungsbetrieben, die ganzheitlich Qualitäts-<br />
verbesserungen durchführen, Kapazitätsop-<br />
timierungen vornehmen oder ihre Häuser<br />
mit Freizeit-Infrastruktur ausstatten, langfris-<br />
tig zinsenfreie Darlehen über bis zu 70 %<br />
der Investitionskosten zur Verfügung. Die<br />
Durchführung dieser Förderaktion ist durch<br />
zwei tilgungsfreie Anlaufjahre und die lang-<br />
sam über die Jahre ansteigende Tilgungs-<br />
quote besonders rückzahlungsfreundlich<br />
gestaltet. Über die „Qualitätsoffensive Stei-<br />
ermark-Tourismus“ wird für steirische Tou-<br />
rismusbetriebe ein Investitionsklima ge-<br />
schaffen, das kein anderes österreichisches<br />
Bundesland bieten kann. Es ist damit zu<br />
rechnen, dass über dieses interessante Fi-<br />
nanzierungs- und Förderungsinstrument<br />
jährlich Investitionen von etwa 35 Millionen<br />
Ausbau der Thermeninfrastruktur<br />
Die <strong>Steiermark</strong> hat sich vor allem durch die<br />
Erfolge im steirischen Thermenland eine<br />
führende Position im österreichischen Ther-<br />
mentourismus geschaffen. Seit 20 Jahren<br />
wurde 2004 erstmals wieder mit Unterstüt-<br />
zung des Landes <strong>Steiermark</strong> eine neue Ther-<br />
me in Betrieb genommen – die Therme<br />
Nova in Köflach. Es handelt sich bei der<br />
Therme Nova um ein touristisches Leitpro-<br />
jekt für die gesamte Weststeiermark, die<br />
sich von der Industrieregion zu einer Touris-<br />
musregion entwickelt.<br />
Ein weiterer Thermenschwerpunkt entsteht<br />
im <strong>Steirische</strong>n Salzkammergut, wo keine<br />
Konkurrenzierung steirischer Thermen zu<br />
befürchten ist und ein touristischer Meilen-<br />
stein für die Region gesetzt wird. Mit dem<br />
Sole-Bad in Bad Aussee und möglicherwei-<br />
se der Freizeiterlebnistherme in Bad Mit-<br />
terndorf wird die Gesundheitsregion Salz-<br />
kammergut ein neues, interessantes Profil<br />
erhalten. Ein erklärtes Ziel der steirischen<br />
Tourismuspolitik ist es, auch künftig die<br />
Vorreiterrolle der <strong>Steiermark</strong> im Thermen-<br />
Urlaub ist eine lebenswichtige Erinnerungsstütze daran, was der Mensch war, ehe der menschliche<br />
Einfallsreichtum mit unendlich vielen Ablenkungen in sein Refugium einfiel.<br />
Sir Peter Ustinov<br />
tourismus zu verstärken. Dabei soll durch<br />
eine intelligente Abstimmung und Ergän-<br />
zung am Markt eine Konkurrenzierung ver-<br />
mieden werden. Die gezielte Förderung<br />
Euro initiiert werden. Das führt zu einer stär- weiterer Thermenprojekte, die das Angebot<br />
keren Positionierung<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
der <strong>Steiermark</strong> im Qua- qualitativ<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
erweitern und der Nachfrageent- Freizeit<br />
litätstourismus. Die <strong>Steiermark</strong> bestätigt wicklung entsprechen, wird umfassend ge-<br />
damit wieder einmal ihre Vorreiterrolle. prüft.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 225<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Sport<br />
Erfahrung<br />
Sport spielt eine immer wichtigere Rolle im<br />
Leben vieler Menschen. Neben dem Fern-<br />
sehen nehmen sportliche Aktivitäten im<br />
Durchschnitt den größten Teil der Freizeit in<br />
Anspruch. Jugendliche lernen spielerisch<br />
miteinander umzugehen. Sport hält gesund<br />
und entlastet damit das Gesundheitssys-<br />
tem. In kaum einem anderen Bereich sind<br />
so viele ehrenamtliche Helfer am Werk. Im<br />
Mittelpunkt soll stets der Sportler stehen.<br />
Für ihn müssen Voraussetzungen geschaf-<br />
fen werden, die es ihm ermöglichen, sein<br />
volles Leistungspotenzial auszuschöpfen,<br />
vor allem aber soll Sport Spaß machen.<br />
Die steirische Sportinfrastruktur kann sich<br />
sehen lassen. Zahlen verdeutlichen die<br />
wichtige Rolle, die der Sport für Steirer ein-<br />
nimmt: Die drei Dachverbände ASKÖ, ASVÖ<br />
und Sportunion und etwa 3.000 Sportver-<br />
eine mit rund 60.000 Sportfunktionären<br />
betreuen 350.000 organisierte steirische<br />
Sportler. 98 % aller steirischen Gemeinden<br />
verfügen über öffentliche Sportanlagen. Klar<br />
dominierende Sportart ist nach wie vor der<br />
Fußball. Etwa 70 % der 542 steirischen<br />
Gemeinden verfügen über öffentliche Fuß-<br />
ballanlagen. Auch Tennis zählt zu den be-<br />
liebtesten Sportarten. Während im Jahr<br />
1953 gerade 17 steirische Tennisplätze vor-<br />
handen waren, konnten Tennisbegeisterte<br />
im Jahr 2004 zwischen mehr als 2.200<br />
Plätzen wählen. Es ist demnach kein Zufall,<br />
226<br />
dass unsere Sportler in vielen Sportarten<br />
Weltklasse sind. Erfolge wie die unserer<br />
Fußballteams und jene von Renate Götschl,<br />
Hans Knauss, Alois Stadlober, Thomas Mus-<br />
ter und vielen anderen sind auch auf die<br />
Wenn man den Begriff „Sport“ aus den entsprechenden Seiten der Zeitungen herausnähme, würden<br />
Frontberichte übrig bleiben.<br />
Peter Turrini<br />
gute steirische Sportinfrastruktur zurückzu-<br />
führen.<br />
Die <strong>Steiermark</strong> genießt international den<br />
Ruf als Weltklasseveranstalter. Wir sind das<br />
Bundesland Nummer eins bei sportlichen<br />
Großveranstaltungen. Fünf Ski-Weltcup-Ver-<br />
anstaltungen fanden in der vergangenen<br />
Wintersaison in der <strong>Steiermark</strong> statt. Neben<br />
dem Schladminger Nachtslalom, der heuer<br />
den Zuschauerrekord mit 47.000 begeister-<br />
ten Fans schaffte, genossen tausende Sport-<br />
begeisterte den Langlauf-Weltcup in der<br />
Ramsau, die Snowboard- und Ski-Cross-<br />
Weltcup-Veranstaltungen am Kreischberg<br />
und das Skifliegen am Kulm. Mit der Moun-<br />
tainbike-Europameisterschaft 2003, dem<br />
Altstadtkriterium mit Lance Amstrong, der<br />
Eisstock-Weltmeisterschaft 2004, dem Graz-<br />
Marathon, der Europameisterschaft der Mo-<br />
dellflieger, der Kajak Rodeo-Weltmeister-<br />
schaft 2003, dem Tennisturnier der Legen-<br />
den mit Stars wie Boris Becker, Thomas<br />
Muster und Jim Courier, der Bogenschützen-<br />
Europameisterschaft 2004 und vielen wei-<br />
teren sportlichen Großveranstaltungen<br />
konnte unser Bundesland den Liebhabern<br />
aller Sportarten Großartiges bieten. Millio-<br />
nen Fernsehzuseher verfolgen jährlich stei-
ische Sportgroßveranstaltungen und be-<br />
kommen somit Bilder der landschaftlichen<br />
Schönheit unserer Heimat direkt in ihr<br />
Wohnzimmer geliefert.<br />
Fußball ist ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor<br />
geworden. Aber nicht bloß die beiden stei-<br />
rischen Top-Teams SK Sturm und GAK ma-<br />
chen weit über die Landes- und Bundes-<br />
grenzen hinaus Werbung für das Sportland<br />
<strong>Steiermark</strong>. Organisiert von der Landesge-<br />
sellschaft „IFCS – Internationale Fußball-<br />
camps <strong>Steiermark</strong>“ bestreiten alljährlich<br />
viele der besten Fußballteams der Welt ihre<br />
Saisonvorbereitung bei uns. Zu Gast waren<br />
etwa Teams wie Real Madrid, Arsenal Lon-<br />
don, Borussia Dortmund, Werder Bremen,<br />
Glasgow Rangers, Celtic Glasgow und AS<br />
Roma. Die Trainingsaufenthalte von 15 in-<br />
ternationalen Spitzenklubs aus elf Nationen<br />
brachten der <strong>Steiermark</strong> im Jahr 2004 weit<br />
über 5.000 zusätzliche Nächtigungen ein.<br />
Neben den ökonomischen Vorteilen ver-<br />
schaffen diese Vorbereitungscamps dem<br />
„Grünen Herz Österreichs“ auch enorme<br />
Werbeeffekte.<br />
Vision<br />
SK Sturm steht kurz vor Baubeginn. Im Be-<br />
Ohne Breite keine<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
Spitze! Wir brauchen die reich des<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
nordischen Wintersports entstand Freizeit<br />
Breite im Sport, um für den Nachwuchs zu durch die Installierung des „Nordischen<br />
sorgen, und wir brauchen die Spitze für die Trainingszentrums Ramsau“ in Verbindung<br />
nötigen Vorbilder. Für die steirische Sport-<br />
politik ist daher eine ausgeglichene Förder-<br />
politik zielführend, die einerseits Großevents<br />
als Leuchtfeuer möglich macht, anderer-<br />
seits jedoch auch die hunderttausenden<br />
Breitensportler optimal unterstützt.<br />
Ein gewichtiger Schwerpunkt muss auch<br />
weiterhin bei der Jugendförderung liegen.<br />
Die gesellschaftlichen, volkswirtschaftlichen<br />
und gesundheitspolitischen Effekte, die<br />
durch Sport generiert werden, sind enorm.<br />
Jugend zum Sport zu bringen ist jedoch<br />
auch für den Spitzensport eine elementare<br />
Grundvoraussetzung, denn ohne Jugend-<br />
arbeit kein Breitensport – und ohne Breite<br />
keine Spitze.<br />
Im Bereich des Sportnachwuchses ist in der<br />
<strong>Steiermark</strong> bereits vieles erreicht worden<br />
und zahlreiche Projekte sind auch künftig<br />
geplant. Im Bereich des Fußballnachwuch-<br />
ses wurden etwa neben den Investitionen<br />
in die Jugendakademien der beiden Grazer<br />
Fußballvereine SK Sturm und GAK mit Hilfe<br />
des Landes <strong>Steiermark</strong> zwei neue Fußball-<br />
Wahrscheinlich ist gerade der Zuschauer, der von seinem Sitzplatz aus applaudiert, während andere<br />
sich plagen, die wichtigste Definition der heutigen Sportliebe.<br />
Robert Musil<br />
colleges in Kapfenberg und Weiz installiert,<br />
die unseren Nachwuchshoffnungen neben<br />
einer hervorragenden sportlichen auch eine<br />
ausgezeichnete berufliche Ausbildung er-<br />
möglichen. Das neue GAK-Trainingszentrum<br />
in Graz-Weinzödl wurde bereits im Herbst<br />
2004 eröffnet, das Trainingszentrum des<br />
mit dem Dachsteingletscher und moderns-<br />
ten Anlagen das wahrscheinlich beste nor-<br />
dische Trainingszentrum der Welt. Insge-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 227<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
samt wurden fünf Nachwuchsschanzen<br />
neu adaptiert und mit Matten für den<br />
Sommerbetrieb ausgerüstet. Dazu kommen<br />
Investitionen in sechs Langlaufgebieten<br />
und eine Biathlonanlage, die nicht nur<br />
dem sportlichen Nachwuchs dienen, son-<br />
dern vor allem auch in touristischer Hin-<br />
sicht für Synergien sorgen, sowie der Aus-<br />
bau des Nordischen Ausbildungszentrums<br />
Eisenerz.<br />
Vielfalt im Sport ist wichtig. Die steirische<br />
Sportinfrastruktur bietet die besten Voraus-<br />
setzungen für ein reichhaltiges Angebot.<br />
Dennoch ist es nötig, auch einzelne<br />
Schwerpunkte zu setzen. Das Motto der<br />
steirischen Sportpolitik der <strong>Zukunft</strong> muss es<br />
sein, erfolgreiche Projekte weiter auszu-<br />
bauen, da sie das Land <strong>Steiermark</strong> mit all<br />
seinen Schönheiten weit über seine Grenzen<br />
hinaus bekannt machen und somit wert-<br />
volle Impulse liefern können.<br />
Dadurch ist es möglich, die Verbindung zwi-<br />
schen Sport und Tourismus weiter auszu-<br />
bauen, womit bestehende Arbeitsplätze<br />
gesichert und neue geschaffen werden.<br />
Großevents wie die Bewerbung um die al-<br />
pinen Ski-Weltmeisterschaften in Schlad-<br />
ming für das Jahr 2011 sollen ebenso ihren<br />
Platz finden wie neue, innovative Projekte<br />
228<br />
wie etwa die „<strong>Steirische</strong> Olympia-Nach-<br />
wuchsförderung“ oder die Eröffnung der<br />
kostenlosen Service- und Beratungsstelle für<br />
die zahlreichen ehrenamtlichen Sportfunk-<br />
tionäre. Im Gesamten ist dadurch mit zu-<br />
sätzlichen Initialzündungen im Sportland<br />
Nummer eins zu rechnen.<br />
Formel 1, Deutsche Tourenwagenmeister-<br />
schaft und Motorrad Grand Prix, Rolling<br />
Sport kann eine wichtige Rolle für die Verbesserung des Lebens jedes Einzelnen spielen, ja nicht nur<br />
des Einzelnen, sondern von ganzen Gesellschaften.<br />
Kofi Annan<br />
Stones und Bon Jovi – der Ö-Ring war jahr-<br />
zehntelang eines der prägenden Leitprojekte<br />
der westlichen Obersteiermark und wird es<br />
in <strong>Zukunft</strong> auch wieder sein. Aufgrund der<br />
multifunktionalen Verwendbarkeit ist der Auf-<br />
bau des Ö-Rings nicht allein ein sportliches<br />
Ziel der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong>, sondern zu-<br />
gleich eine regional-, wirtschafts- und kultur-<br />
politische Großinvestition, die Arbeitsplätze<br />
sichert und schafft sowie touristische Mög-<br />
lichkeiten für die <strong>Steiermark</strong> erschließt. Ge-<br />
„Event als Lebensprinzip“ bzw. die so genannte, oft abschätzig apostrophierte „Eventkultur“ unserer<br />
Jahrhunderte ist ein Jahrtausende altes Phänomen über verschiedene Kulturen und Kontinente hinweg,<br />
das mit einer quotengierigen Verblödung in „Massenveranstaltungen“ einer sinnentleerten<br />
Spaßgesellschaft nicht wirklich ausreichend definiert ist.<br />
Gerhard Hirschmann<br />
rade auch die marketingpolitische Bedeutung<br />
für das Sport- und Tourismusland <strong>Steiermark</strong><br />
ist nicht zu unterschätzen.<br />
Die derzeit bestehenden Grazer Sportanla-<br />
gen, insbesondere jene der Dachverbände,<br />
wie Unionhalle, ASKÖ-Zentrum, ASVÖ-Zen-<br />
trum, befinden sich größtenteils in einem
unbefriedigenden baulichen Zustand und<br />
sind sanierungsbedürftig. Daher plant die<br />
steirische Sportpolitik den Bau eines multi-<br />
funktionellen Sportzentrums auf dem der-<br />
zeitigen Gelände des ASKÖ-Sportzentrums<br />
in Graz-Eggenberg. Somit soll ein „Steiri-<br />
scher Sportcluster“ geschaffen werden, der<br />
die Dachverbände von der Last der Hallen-<br />
verwaltung befreit.<br />
Aktion<br />
Jahr des Radsports 2005<br />
Seit dem Jahr 2005 setzt die Steiermärki-<br />
sche Landesregierung jedes Jahr einen<br />
Schwerpunkt in einer anderen Sportart. Be-<br />
gonnen wurde mit dem „Jahr des Radsports<br />
2005“. Aufgrund der landschaftlichen Gege-<br />
benheiten bietet die <strong>Steiermark</strong> in sämtli-<br />
chen Schwierigkeitsstufen perfekte Bedin-<br />
gungen für Profi- und Hobby-Radsportler. Mit<br />
der Alpentour besitzt unser Bundesland die<br />
längste durchgehend beschilderte Mountain-<br />
bikestrecke der Welt. Die Radwege entlang<br />
der großen steirischen Flüsse sind gerade für<br />
Radausflüge mit der ganzen Familie hervor-<br />
ragend geeignet. Die <strong>Steiermark</strong> zählt auch<br />
im Radsport zu den besten Veranstaltern von die größte je gestartete Nachwuchsaktion in<br />
Großevents, was<br />
<strong>Zukunft</strong>:<br />
die Erfolge der Mountain- Sachen Tennis<br />
<strong>Steiermark</strong><br />
dar. Gemeinsam mit dem Freizeit<br />
bike-Europameisterschaft und das mittler- steirischen Aushängeschild Thomas Muster<br />
weile legendäre Altstadtkriterium in der Gra- sollen wieder Jugendliche zum Tennissport<br />
zer Innenstadt mit Stars wie Lance Amstrong<br />
und Jan Ullrich unter Beweis stellen. Im<br />
„Jahr des Radsports 2005“ soll – etwa über<br />
die Schaffung von Mountainbike-Kompetenz-<br />
zentren in Graz und Schladming – verstärkt<br />
Lust am Radsport geweckt werden.<br />
Alpine Ski-WM:<br />
Bewerbung Schladming 2011<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist dank unserer hervorra-<br />
genden Beziehungen zum Österreichischen<br />
Skiverband alleiniger österreichischer Be-<br />
werber um die alpinen Skiweltmeisterschaf-<br />
ten für das Jahr 2011. Die Austragung<br />
dieser WM würde für die <strong>Steiermark</strong> nicht<br />
nur weltweite Bekanntheit und gesellschaft-<br />
liche Innovation auslösen, sie wäre auch<br />
eine große Chance zur ökonomischen Wei-<br />
terentwicklung. Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong><br />
wird diese Bewerbung auch weiterhin mit<br />
großem Nachdruck unterstützen.<br />
Besonders durch die Kombination der Sicherung und Kontrolle von Qualität in der Ausbildung und in<br />
der Infrastruktur sowie in der Patronanz durch ehemalige Spitzensportler sehe ich jenes Potenzial, das<br />
die Basis künftiger Erfolge sein wird.<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
Ski-Flug-WM 2006<br />
Die Ski-Flug-Weltmeisterschaft 2006 steht<br />
vor der Tür. Für das Veranstalterland Stei-<br />
ermark investiert hier alleine das Sportres-<br />
sort 2 Millionen Euro in die Adaptierung der<br />
Kulmschanze.<br />
Projekt „Musterland <strong>Steiermark</strong>“<br />
Das Projekt „Musterland <strong>Steiermark</strong>“ stellt<br />
gebracht werden, und so ein steirischer<br />
Nachfolger für unsere ehemalige Nummer<br />
eins der Tenniswelt gefunden werden.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 229<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Das Land der Sicherheit<br />
Finanzielle Mittel allein stärken noch nicht das Sicherheitsgefühl<br />
der Menschen in der <strong>Steiermark</strong>.<br />
Eigenverantwortung der Menschen muss gefördert werden.
Sicherheit ist ein Thema, das die Menschen<br />
bewegt. Sicherheit spielt im täglichen Leben<br />
eine wichtige Rolle und das Bedürfnis nach<br />
Sicherheit und Geborgenheit spiegelt sich in<br />
den unterschiedlichsten Lebensbereichen<br />
wider. Ob es sich etwa um einen sicheren<br />
Arbeitsplatz, soziale Absicherung, Sicher-<br />
heit in Bezug auf eine intakte Umwelt und<br />
gesunde Lebensmittel, die Sicherung der<br />
Gesundheit und die Sicherheit im Straßen-<br />
verkehr handelt – alle diese Aspekte wurden<br />
schon in den vorhergehenden Kapiteln an-<br />
gesprochen – oder um die persönliche Si-<br />
cherheit vor Kriminalität bzw. das subjekti-<br />
ve Sicherheitsgefühl handelt, die in diesem<br />
Kapitel im Mittelpunkt steht – in modernen<br />
Gesellschaften hat sich das Streben nach<br />
sicheren Lebensumständen zu einem zen-<br />
tralen Thema erhoben. Ein umfassender<br />
Sicherheitsbegriff hat sich entwickelt, wobei<br />
es Aufgabe des Staates ist, durch die Fest-<br />
legung von Rahmenbedingungen den Men-<br />
schen in ihren <strong>Zukunft</strong>sperspektiven Pla-<br />
nungssicherheit und Gestaltungsmöglichkeit<br />
zu bieten. Der Staat kann jedoch nicht jede<br />
Verantwortung bezogen auf die Gewährleis-<br />
tung von Sicherheit übernehmen. Jeder ist<br />
aufgefordert, nach seinen Möglichkeiten ei-<br />
nen Beitrag für seine Sicherheit zu leisten.<br />
Jahrzehnte. Auch die österreichische Vertei-<br />
digungspolitik muss diesen Veränderungen<br />
Rechnung tragen. Der durch eine stabile<br />
Europäische Union gewährleistete Friede<br />
darf nicht zu Automatismen wie z.B. unre-<br />
flektierten Kasernenschließungen führen,<br />
vielmehr sind Strukturen auf moderne Ge-<br />
fährdungslagen und deutlicher ins Blickfeld<br />
tretende Aufgaben (z.B. Katastrophen-<br />
schutz) auszurichten. Graz ist das Kompe-<br />
Sicherheit ist innerhalb unserer Gesellschaft zu einem der wichtigsten und höchstgeschätzten Werte<br />
aufgestiegen und sicher nicht selbstverständlich. Wir können uns glücklich schätzen, in einer der<br />
sichersten Regionen der Welt zu leben. Viele Maßnahmen tragen dazu bei, vor allem aber der Einsatz<br />
der vielen ehrenamtlich Tätigen in verschiedenen Einsatzorganisationen, mit deren Hilfe die „Sichere<br />
<strong>Steiermark</strong>“ mittlerweile zu einem Markenzeichen wurde.<br />
Waltraud Klasnic<br />
tenzzentrum für die immer wichtiger wer-<br />
denden internationalen Einsätze.<br />
Immer stärker haben sich jedenfalls globale<br />
Bedrohungsszenarien entwickelt. Besonders<br />
der internationale Terrorismus ist seit den<br />
Ereignissen vom 11. September 2001 in<br />
New York und vom 11. März 2004 in Mad-<br />
rid zu einer konkreten Bedrohung geworden.<br />
Ebenso haben die Erweiterung der Europäi-<br />
schen Union und die damit einhergehende<br />
Reisefreiheit zu einer Form des Kriminaltou-<br />
rismus geführt, wie er bisher unbekannt war.<br />
Das betrifft vor allem die Vermögensdelikte.<br />
Die tatsächliche Auswirkung der Erweite-<br />
rung der Europäischen Union und die lang-<br />
fristige Bewertung dieser Situation als Aus-<br />
gangspunkt für Veränderungen der Sicher-<br />
heitslage in Österreich können noch nicht<br />
endgültig prognostiziert werden. Es gibt<br />
Gefährdungslagen im 21. Jahrhundert ha- nach der Verlagerung der EU-Außengrenze<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Sicherheit<br />
ben sich verändert, weichen deutlich ab von von der österreichischen Staatsgrenze weg<br />
Gefährdungspotenzialen der vergangenen jedoch Anzeichen einer positiven Entwick-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 233<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
lung. So gab es in der <strong>Steiermark</strong> im ersten<br />
Quartal 2005 einen Rückgang der Straftaten<br />
um 3,7 % und eine Steigerung der Aufklä-<br />
rungsquote um 0,9 % gegenüber dem Ver-<br />
gleichszeitraum im Vorjahr. Moderne Gefähr-<br />
dungslagen stellen für den Staat neue Her-<br />
ausforderungen dar. Um den Veränderungen<br />
und auch der Internationalisierung von Kri-<br />
minalität (internationale organisierte Krimi-<br />
nalität) schlagkräftig entgegentreten zu kön-<br />
nen, wurde auf Bundesebene die Exekutiv-<br />
reform initiiert, die 2005 in Kraft tritt.<br />
Ebenso wurde auf Bundesebene die Novel-<br />
lierung des Asylgesetzes in Angriff genom-<br />
men, um in einem effizienten und beschleu-<br />
nigten Verfahren dem Asylmissbrauch als<br />
Ausgangspunkt für kriminelle Handlungen in<br />
Österreich entgegenzuwirken.<br />
Immer wichtiger wird die Fähigkeit des<br />
Staates, neben der angemessenen Reaktion<br />
auch in der Prävention Schwerpunkte zu<br />
setzen. Betrifft die Prävention im Falle der<br />
äußeren Bedrohungen des Staates die Koo-<br />
peration und ein solidarisches Engagement<br />
Erfahrung<br />
Das vorbeugende Aktiv-Werden, die Präven-<br />
tion, spielt eine immer größere Rolle im<br />
Sicherheitsbereich. Der zunehmenden Be-<br />
deutung von Prävention liegt die Erkenntnis<br />
zugrunde, dass der Staat und die Exekutive<br />
zwar in der Bekämpfung von Kriminalität<br />
nicht ersetzt werden können und dürfen,<br />
dass aber die Exekutive allein nur bedingt<br />
in der Lage ist, Vergehen vorzubeugen, weil<br />
234<br />
gemeinsam mit anderen Staaten, so wird<br />
bezogen auf die innere Sicherheit ein soli-<br />
darisches Engagement aller gesellschaftli-<br />
cher Gruppen im Präventionssektor in Öster-<br />
reich immer wichtiger. Österreich und im<br />
Besonderen die <strong>Steiermark</strong> können für sich<br />
als Sicherheitsstandort in Anspruch neh-<br />
men, zu den sichersten Ländern der Welt<br />
zu gehören. Sicherheit ist dabei ein wesent-<br />
liches Kriterium für die Lebensqualität der<br />
Menschen in der <strong>Steiermark</strong>. Sicherheit ist<br />
auch ein entscheidender Standortfaktor für<br />
die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft.<br />
Dieser Erkenntnis folgend, wurde im Jahr<br />
1997 die Aktion „Sichere <strong>Steiermark</strong>“ ins<br />
Leben gerufen. Ziel der „Sicheren Steier-<br />
mark“ ist es, auf der Ebene des Zivil- und<br />
Katastrophenschutzes mit den Einsatzorga-<br />
nisationen insbesondere in der Vorbeugung,<br />
in der Sensibilisierung und Motivation der<br />
Bürgerinnen und Bürger den hohen Stan-<br />
dard in der <strong>Steiermark</strong> zu halten oder sogar<br />
noch auszubauen und Menschen für die<br />
ehrenamtliche Mitarbeit in den freiwilligen<br />
Einsatzorganisationen zu gewinnen.<br />
Mehr Sicherheit durch Kriminalprävention<br />
sie auf viele gesellschaftliche Bereiche, wie<br />
z.B. Erziehung, Schule, Wohnsituation oder<br />
auch Freizeitgestaltung, kaum Einfluss<br />
hat.<br />
In einer funktionierenden Bürgergesellschaft<br />
ist jeder zu eigenem Engagement und zu<br />
Gemeinsinn aufgerufen. Innere Sicherheit<br />
braucht Zivilcourage, ein Bewusstsein des<br />
Helfens, und nicht des Weg-Sehens.
Ohne das Zusammenwirken vieler gesell-<br />
schaftlicher Kräfte und Einrichtungen und<br />
die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger<br />
wäre jedes Präventionsprojekt aussichtslos.<br />
Die Gesellschaft als Ganzes ist gefordert,<br />
Ursachen für kriminelle Handlungen anzu-<br />
gehen und Maßnahmen gegen die Entste-<br />
hung von Kriminalität zu unterstützen. In<br />
der <strong>Steiermark</strong> gibt es bereits Initiativen<br />
(z.B. Sichere Gemeinde in Hartberg und<br />
Sicher.Gries! in Graz), um in einem Mitein-<br />
ander möglichst vieler gesellschaftlicher<br />
Gruppen im Rahmen von Präventionsprojek-<br />
ten gemeinsam Lösungen zu entwickeln.<br />
Zum einen beschäftigen sich diese Präven-<br />
tionsinitiativen mit der Stärkung des subjek-<br />
tiven Sicherheitsgefühls der Bevölkerung –<br />
der Verminderung der Furcht vor Straftaten<br />
–, zum anderen geht es auch um die Sen-<br />
sibilisierung der Menschen, was die Eigen-<br />
verantwortung für Sicherheit in ihrem kon-<br />
kreten Lebensumfeld betrifft. Einbindung<br />
der Menschen in Sachen Sicherheit steht in<br />
diesen Projekten an erster Stelle. Oftmals<br />
sind es leicht erkennbare Umstände, die das<br />
Sicherheitsgefühl der Menschen beeinträch-<br />
tigen, die den Lebensraum zu einem Angst-<br />
raum machen. Schlecht beleuchtete Stra-<br />
ßenzüge, Durchgänge oder Tiefgaragen oder<br />
Belästigungen durch Lärm, Schmutz oder<br />
heitsgefühl negativ beeinflussen. Auf Initia-<br />
tive der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> wurde 2005<br />
das Landessicherheitsgesetz novelliert, um<br />
den Anforderungen bezogen auf die Sicher-<br />
heitslage in der <strong>Steiermark</strong> besser gerecht<br />
werden zu können und Maßnahmen zu er-<br />
möglichen, die das subjektive Sicherheits-<br />
gefühl der Bevölkerung stärken.<br />
Die Förderung von Zivilcourage der Bürgerin-<br />
nen und Bürger und die Übernahme von ei-<br />
Der Leitsatz „Hinschauen – helfen – Hilfe holen“ sollte im Bewusstsein der Menschen verankert<br />
werden. Das versteht sich nicht als Aufforderung an den Einzelnen, Privatsheriff zu spielen, sich<br />
selber in Gefahr zu begeben oder die Nachbarn zu bespitzeln. Es soll auch keine Bürgerwehr<br />
gebildet, sondern das Wahrnehmen der Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen<br />
gefördert werden.<br />
Eduard Hamedl<br />
gener Verantwortung für die eigene Sicherheit<br />
müssen unbedingt von Tendenzen zu einer<br />
Privatisierung von Exekutivaufgaben abge-<br />
grenzt werden. Der Aufbau von Bürgerwehren<br />
und dergleichen muss grundsätzlich abge-<br />
lehnt werden. Private Rechtsdurchsetzung<br />
und Selbstjustiz führen zur Verrohung der<br />
Gesellschaft und stellen kein effektives Mittel<br />
der Verbrechensbekämpfung dar. Die Ideen<br />
der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes<br />
und deren Engagement im Rahmen von Prä-<br />
ventionsprojekten stellen jedoch ein wertvol-<br />
les Potenzial dar. Der Suchtprävention beson-<br />
ders in Bezug auf Jugendliche kommt eine<br />
wesentliche Bedeutung zu. Es hat sich ge-<br />
zeigt, dass neben dem Angebot von sinnvol-<br />
len Perspektiven für eine Berufsausbildung<br />
und die Gestaltung der Freizeit auch ein Be-<br />
darf an Angeboten für das Erlernen von Kon-<br />
auch unangenehme und unerwünschte Verfliktlösungsstrategien besteht, um Auswege<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Sicherheit<br />
haltensweisen anderer sind einige Beispiele aus Problem- und Konfliktsituationen nicht in<br />
für Umstände, die das subjektive Sicher- Formen der Sucht zu suchen.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 235<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Vision<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird darauf hin-<br />
wirken, dass ein grundsätzlicher Bewusst-<br />
seinswandel gelingt, der die Bürgerinnen<br />
und Bürger die Bedeutung ihrer eigenen<br />
Verantwortung für Sicherheit in ihrem Le-<br />
bensumfeld wahrnehmen lässt und ihnen in<br />
Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen In-<br />
stitutionen und der Exekutive eigene<br />
Gestaltungsmöglichkeiten vermittelt. Die<br />
<strong>Steiermark</strong> soll zu einem Musterland der<br />
Prävention werden. Ziel ist der Aufbau eines<br />
„Präventionsclusters“, der erfolgreiche Prä-<br />
ventionsmodelle aus dem europäischen Be-<br />
reich einbezieht und weiter entwickelt. Der<br />
Ausbau von kriminalpräventiven Projekten<br />
– insbesondere von pädagogischen Projek-<br />
ten der Gewalt- und Drogenprävention, von<br />
Nachbarschafts- bzw. Wohnprojekten aber<br />
auch Informationsarbeit, bezogen auf tech-<br />
nische Prävention (z.B. Maßnahmen zum<br />
Schutz vor Einbrüchen) – kann zu einer<br />
Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls<br />
beitragen und auch die objektiv wahrnehm-<br />
bare Sicherheitslage positiv beeinflussen.<br />
Der Präventionsgedanke soll auf alle Ebenen<br />
des Zusammenlebens übertragen werden.<br />
Hiezu zählt auch die Stärkung und Förde-<br />
rung von Zivilcourage und die Bereitschaft<br />
der Bürgerinnen und Bürger, sich als Zeugen<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Gemeinsam mit Städten, Gemeinden, Schu-<br />
len, Vereinen und anderen Partnern soll ein<br />
besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung<br />
236<br />
von Ursachen für „kriminelle Karrieren“ ge-<br />
legt werden. Vor allem Jugendliche müssen<br />
durch Projekte in der Suchtprävention ge-<br />
stärkt werden. Sie müssen in die Lage ver-<br />
setzt werden, nein zu sagen zum Konsum<br />
von Suchtmitteln. Initiativen für die Planung<br />
und Gestaltung sicherer öffentlicher Räume<br />
unter Einbeziehung aller „Betroffenen“ (z.B.<br />
Anwohnerinnen und Anwohner, Städtepla-<br />
nung, Exekutive) sind zu forcieren. Auf die<br />
Wir leben heute in einem doch sehr friedlichen Europa, in dem die Austragung von Konflikten mit<br />
Gewalt eher die Ausnahme als die Regel ist. Mit der am 1. Mai 2004 erfolgten Erweiterung um zehn<br />
neue Mitglieder und der Unterzeichnung des europäischen Verfassungsvertrages im Oktober 2004 ist<br />
die Union einen weiteren Schritt als erfolgreichstes Friedensprojekt der Geschichte gegangen.<br />
Alfred Schätz<br />
Einbeziehung von Sicherheitsaspekten in<br />
die Planung von Baugebieten, in der kom-<br />
munalen Wohnungspolitik, im Rahmen des<br />
öffentlichen Nahverkehrs muss konsequent<br />
geachtet werden. Ziel ist eine Sicherheits-<br />
partnerschaft zwischen Bevölkerung, gesell-<br />
schaftlichen Institutionen und der Exeku-<br />
tive. Bürgernähe der Exekutive und ein<br />
ständiger Dialog zur Herstellung eines ge-<br />
genseitigen Verständnisses müssen entwi-<br />
ckelt und gefördert werden.<br />
Aktion<br />
Präventionsbeiräte<br />
Über Präventionsbeiräte in Städten und Ge-<br />
meinden, in denen alle gesellschaftlichen<br />
Gruppen vertreten sind, soll die Möglichkeit<br />
des Erfahrungsaustausches geschaffen wer-<br />
den. In diesen Gremien können Problemstel-<br />
lungen besprochen und in enger Zusam-<br />
menarbeit mit der Exekutive Lösungsmodelle<br />
und konkrete Präventionsprojekte erarbeitet
werden. Präventionsbeiräte sollen z.B. in<br />
städtebauliche Prozesse oder in Planungs-<br />
prozesse im öffentlichen Nahverkehr einbe-<br />
zogen werden.<br />
Präventionsdialog und Zivilcourage<br />
An „Sicherheitsstammtischen“ in Gemeinden<br />
und Stadtbezirken können im Dialog von Be-<br />
troffenen und Experten für erkannte Proble-<br />
me Lösungen entworfen werden. Werden<br />
Sicherheit und Eigenverantwortung themati-<br />
siert, dann rückt auch die Zivilcourage in das<br />
Bewusstsein der Teilnehmenden. Der Sicher-<br />
heitsbeirat kann die Funktion übernehmen,<br />
am Stammtisch angesprochene Problemstel-<br />
lungen an die zuständigen Stellen weiterzu-<br />
leiten. Wichtig ist die Einbeziehung von Ver-<br />
tretern der Exekutive bei den Bürgergesprä-<br />
chen am „Sicherheitsstammtisch“.<br />
Über landesweite Aufklärungskampagnen<br />
soll das Thema Gewalt, sei es in der Familie<br />
oder in anderen Bereichen des Lebens, auf-<br />
gegriffen werden und die Bürgerinnen und<br />
Bürger sollen in ihrem Alltag zu Zivilcourage<br />
und zu einer Kultur des „Hinschauen, Helfen,<br />
Hilfe holen!“ ermuntert werden.<br />
Landessicherheitspreis<br />
Ein Landessicherheitspreis soll verliehen<br />
werden. Die Auszeichnung richtet sich bei-<br />
spielsweise an Privatpersonen, die sich cou-<br />
ragiert für andere Menschen in Notsituatio-<br />
nen eingesetzt haben, Exekutivbeamte, die<br />
sich im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit<br />
in besonderem Maße eingesetzt haben, und<br />
an Fachleute aus dem Sicherheitsbereich,<br />
die technische Innovationen eingebracht<br />
haben.<br />
Suchtprävention<br />
Im Suchtgiftbereich geht es um die Vernet-<br />
zung und den Erfahrungsaustausch bereits<br />
bestehender Einrichtungen (z.B. vivid, Neu-<br />
start). Möglichkeiten der Prävention im<br />
Schulbereich sind durch Schwerpunkt-<br />
aktionen zu verstärken wie z.B. durch das<br />
Veranstalten von Sicherheitstagen in Schu-<br />
len, die konkrete Darstellung der Folgen von<br />
Suchtgift und Kriminalität und die Einbe-<br />
Die Polizei soll einerseits ihr Tun dem Bürger transparent und verständlich machen, andererseits muss<br />
sie auch im direkten Kontakt mit dem Bürger über ihr Handeln informieren und die Ängste und<br />
Bedürfnisse der Bevölkerung hinterfragen.<br />
Werner Miedl<br />
ziehung Betroffener (etwa auch als Modell<br />
sozialer Arbeit). Lehrer und Eltern müssen<br />
durch Aus- und Weiterbildungsangebote<br />
aktiv in die Drogenprävention einbezogen<br />
werden. Von großer Bedeutung ist die Sen-<br />
sibilisierung von Jugendlichen durch öffent-<br />
lichkeitswirksame Maßnahmen bezogen auf<br />
die Gefahr von Suchtmitteln (z.B. die Sport-<br />
veranstaltung „Lauf ins Leben“).<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Sicherheit<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 237<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Bürgernahe Exekutive<br />
Erfahrung<br />
Immer wieder ist die Präsenz der Exekutive<br />
in der Öffentlichkeit Gegenstand heftiger<br />
Kontroversen. Die Forderung nach einer<br />
stärkeren Präsenz ist ein gängiges Stereotyp<br />
gerade auch im Zuge der Reform der Exe-<br />
kutive von Gendarmerie und Polizei hin zu<br />
einer gemeinsamen Organisationsstruktur<br />
unter der gemeinsamen Bezeichnung Poli-<br />
zei. Eine Ursache für die Forderung nach<br />
mehr Exekutivbeamten durch Bürgerinnen<br />
und Bürger kann aber auch darin gesehen<br />
werden, dass es Defizite in der Kenntnis der<br />
Arbeitsabläufe und Organisation der Exe-<br />
kutive von Seiten der Bürgerinnen und<br />
Bürger gibt. Im Rahmen des steirischen<br />
Exekutivtages im Jahr 2004 wurde erstmals<br />
eine Gelegenheit geschaffen, bei der sich<br />
die „Blaulichtorganisationen“ den Bürgerin-<br />
nen und Bürgern sowohl durch Präsentation<br />
ihrer praktischen Kompetenzen als auch<br />
durch Erläuterungen ihrer Arbeitsabläufe<br />
vorstellen konnten. Solche Informations-<br />
veranstaltungen und auch das direkte Ge-<br />
spräch und der Zugang zur Exekutive leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des<br />
Sicherheitsgefühls der Bevölkerung, aber<br />
auch zur Herstellung eines gegenseitigen<br />
Verständnisses zwischen Bürgerinnen bzw.<br />
Bürgern und Einsatzorganisationen. Eine<br />
Vertrauensbasis zwischen Bürgerinnen bzw.<br />
Bürgern und der Exekutive ist auch ein<br />
238<br />
Schritt zu einer erfolgreichen Kriminal-<br />
prävention.<br />
Anlaufstellen und Kontaktpersonen leisten<br />
wichtige erste Hilfestellung oder Vermitt-<br />
lungsarbeit und sind ausschlaggebend für<br />
ein Gefühl von Geborgenheit. Es hat sich im<br />
Sicherheit ist überall dort gefordert, wo sich die Freiräume der Menschen überschneiden.<br />
Aufgabe der Sicherheitsexekutive, das heißt von Sicherheitsbehörden und Wachkörpern ist es nun,<br />
die damit zwangsläufig einhergehenden, zwischenmenschlichen Kollisionen im Wege der Prävention<br />
und Repression zu beseitigen.<br />
Josef Klamminger<br />
Falle von Konfliktlösungsprojekten an Schu-<br />
len oder unter Jugendlichen gezeigt (Stutt-<br />
garter Modell), dass die Zusammenarbeit<br />
von Betroffenen und der Exekutive zu guten<br />
Ergebnissen führt. Jugendliche wurden von<br />
Experten besonders zur Vermittlung und zur<br />
Lösung von Konflikten geschult und wurden<br />
erfolgreich in ihrer Schule zur Vermeidung<br />
von Konflikten tätig. Die Akzeptanz eines<br />
gleichaltrigen Vermittlers ist unter Jugendli-<br />
chen wesentlich höher als die eines älteren<br />
und unbekannten Exekutivbeamten.<br />
Auch die institutionalisierte Sicherheitsbera-<br />
tung ist eine wichtige Schnitt- und Anlauf-<br />
stelle der Bevölkerung. Die Kenntnis von<br />
dieser Beratungsmöglichkeit in der Bevölke-<br />
rung kann jedoch gesteigert werden.<br />
Vision<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> strebt einen Ausbau<br />
der Sicherheitsberatung an. Sicherheitsbera-
terinnen und Sicherheitsberater besonders<br />
unter Jugendlichen müssen ausgebildet wer-<br />
den, um in der Konfliktlösung unter Jugend-<br />
lichen vermittelnd einzugreifen und auf Alter-<br />
nativen in der Konfliktlösung hinzuwirken.<br />
Die Möglichkeit der persönlichen Kontakt-<br />
aufnahme zwischen Bevölkerung und Poli-<br />
zeibeamten muss ohne Hemmschwellen<br />
und Berührungsängste gegeben sein.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für ein breit<br />
angelegtes Netz von Dienststellen, die<br />
bestmögliche Ausstattung und eine aus-<br />
reichende personelle Kapazität der Exekutive<br />
ein, um eine effektive Kriminalitätsbekämp-<br />
fung im Rahmen der aktuellen organisatori-<br />
schen Anforderungen und der sich verän-<br />
Ausbau des Opferschutzes<br />
Erfahrung<br />
Opfer von Kriminalität erleiden nicht nur<br />
körperliche, seelische oder finanzielle Schä-<br />
digung. Mit der Tat wird oftmals auch das<br />
Vertrauen in Sicherheitsorganisationen und<br />
das Gefühl von Geborgenheit im eigenen<br />
Lebensumfeld geschädigt. Gerade in der<br />
ersten Zeit und in der ersten Hilfestellung<br />
nach dem Erleben einer kriminellen Hand-<br />
lung gilt es dem Opfer so schnell wie mög-<br />
lich und so unbürokratisch wie möglich<br />
Unterstützung zu leisten. Eine erste Unter-<br />
dernden Sicherheitslage zu gewährleisten.<br />
Ein Modellversuch soll in der <strong>Steiermark</strong> zur<br />
Herstellung eines persönlichen Bezuges der<br />
Bevölkerung, eines überschaubaren Berei-<br />
ches einer Stadt oder einer Gemeinde mit<br />
einem persönlich zuständigen Polizeibeam-<br />
ten gestartet werden. Ziel ist die wohn-<br />
bereichsnahe Intensivierung der Bürgerkon-<br />
takte z.B. durch Kontaktaufnahmen mit Bür-<br />
gerinnen und Bürgern, Bürgerbesuchen und<br />
Bürgersprechstunden. Auch die Teilnahme<br />
des betreuenden Polizeibeamten an „Sicher-<br />
heitsstammtischen“ und eine enge Koopera-<br />
tion mit dem (zu schaffenden) Sicherheits-<br />
beirat einer Gemeinde oder eines Stadtbezir-<br />
kes kann zu einer Intensivierung des<br />
Kontaktes zwischen Bürgerinnen bzw. Bür-<br />
gern und der Exekutive beitragen. Die Sicher-<br />
heitsbeiräte sollen in Zusammenarbeit mit<br />
der Exekutive die Schulung von Jugendlichen<br />
im Rahmen von Seminaren zum Erlernen von<br />
Konfliktlösungsstrategien koordinieren.<br />
Vision<br />
Opfer von kriminellen Handlungen sollen<br />
nicht nur verstärkt psychologische Betreu-<br />
ung und rasch und unbürokratisch finanzi-<br />
ellen Ausgleich erhalten, sondern auch eine<br />
rechtskundige Prozessbegleitung.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> tritt für eine Aus-<br />
stützung und Hilfestellung erhalten Verbreweitung der Möglichkeiten zur Hilfestellung<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Sicherheit<br />
chensopfer jetzt bereits durch Organisatio- für Verbrechensopfer ein. Dies gilt in besonnen<br />
wie z.B. „Weißer Ring“.<br />
derem Maße für Fälle, in denen bereits exis-<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 239<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
tierende Leistungen zur Abfederung von<br />
Verbrechensfolgen nicht zu erlangen sind.<br />
In Frage kommt die Einrichtung eines Fonds<br />
für Verbrechensopfer. Weiterhin soll eine<br />
Erprobung der Tätigkeit eines Opferanwalts<br />
in Zusammenarbeit mit der Steiermärki-<br />
schen Rechtsanwaltskammer initiiert wer-<br />
den. Zu prüfen ist, wie für Opfer von<br />
Straftaten der Umgang mit Behörden und<br />
Institutionen erleichtert werden kann. Be-<br />
240<br />
strebungen, eine Verbesserung der Mög-<br />
lichkeiten gesetzlich zu verankern, um<br />
vermögensrechtliche Ausgleichsansprüche<br />
wie Schadenersatz und Schmerzensgeld<br />
Die systematische Vernetzung der Angebote der psycho-sozialen Sofortbetreuung mit den bestehenden<br />
Strukturen der Notfallversorgung und der Katastrophenhilfe ist eine unabdingbare Voraussetzung für<br />
eine kompetente Hilfestellung für Menschen in traumatischen Lebenssituationen.<br />
Katharina Purtscher<br />
Bürgernahe Justiz<br />
Erfahrung<br />
Die Aufgabe der Justiz ist die bürgernahe<br />
Konfliktbewältigung. Aus Effizienzgründen<br />
wurde im Jahre 2002 von Seiten der Stei-<br />
ermärkischen Landesregierung einer sachli-<br />
chen Reform der Gerichtsorganisation in der<br />
<strong>Steiermark</strong> zugestimmt. Weitere Pläne zur<br />
Umstrukturierung der Gerichtsorganisation<br />
bezogen auf Standortschließungen werden<br />
abgelehnt. Bürgerinnen und Bürger haben<br />
ein Recht auf einen wohnortnahen Zugang<br />
zu einer qualitätsvollen Rechtsprechung, wo<br />
Entscheidungen in angemessener Zeit ge-<br />
troffen werden.<br />
bereits im Strafverfahren zu sichern, werden<br />
ausdrücklich unterstützt. Organisationen<br />
wie z.B. „Weißer Ring“ müssen finanziell<br />
unterstützt werden. Diese Unterstützung<br />
soll im Landesvoranschlag verankert wer-<br />
den.<br />
Vision<br />
Bürgerinnen und Bürger kommen in raschen<br />
Verhandlungen in angemessener Zeit zu ih-<br />
rem Recht. Die Urteilsausfertigung, vor al-<br />
lem im Zivilrechtsbereich, erfolgt unmittel-<br />
bar nach Beendigung der Verhandlung.<br />
Aktion<br />
Die Zurverfügungstellung des entsprechen-<br />
den Personals im Gerichtswesen (Richter,<br />
Staatsanwälte, Gerichtsbedienstete und<br />
Strafvollzugsbedienstete) muss gewährleis-<br />
tet bleiben, um die Qualität der Rechtspre-<br />
chung auf hohem Niveau zu halten. Kür-<br />
zungen bei Budget oder Planstellen sollen<br />
vermieden werden.
Mehr Sicherheit durch das Ehrenamt<br />
in den Einsatzorganisationen<br />
Erfahrung<br />
Der Zivil- und Katastrophenschutz in der<br />
<strong>Steiermark</strong> ist auf einem hohen Niveau aus-<br />
gebaut und hat sich in zahlreichen Einsät-<br />
zen bei der Bewältigung von Krisensituatio-<br />
nen (Hochwasser 2002, Tsunami-Katastro-<br />
phe 2004/05, Schneechaos 2005 etc.) und<br />
bei der vorbeugenden Planung z.B. bei Groß-<br />
veranstaltungen, wie etwa dem Mitteleuro-<br />
päischen Katholikentag in Mariazell 2004,<br />
bestens bewährt. Eine sehr wichtige Rolle<br />
spielen dabei die freiwilligen Einsatzorgani-<br />
sationen. 90 % des gesamten Katastro-<br />
phenschutzes werden zu mehr als 90 % von<br />
steirischen Einsatzorganisationen abge-<br />
deckt. Von den 60.000 Mitgliedern der<br />
freiwilligen Einsatzorganisationen werden<br />
jährlich rund 11 Millionen Stunden ehren-<br />
amtlich und freiwillig geleistet. Auf dem<br />
Weg, das Ehrenamt attraktiv zu gestalten<br />
und die gesellschaftliche Wahrnehmung<br />
und Akzeptanz zu fördern, wurde der Tag<br />
des Ehrenamtes ins Leben gerufen, an<br />
dem engagierten ehrenamtlichen Helfern für<br />
ihre Verdienste die Humanitas-Medaille<br />
verliehen wird.<br />
Bei der Bewältigung der Folgen der Flutka-<br />
tastrophe in Asien 2005 wurden zudem die<br />
Rahmen des Zivil- und Katastrophenschut-<br />
zes ist es, eine funktionierende Vernetzung<br />
mit allen Institutionen des Katastrophen-<br />
schutzes, aber auch mit Regionen innerhalb<br />
der Europäischen Union herzustellen und zu<br />
optimieren. Neben der Erstellung eines um-<br />
Unsere <strong>Steiermark</strong> ist die sicherste Region in der EU: reich an freiwilligen HelferInnen, die<br />
unentgeltlich rund um die Uhr ihre Freizeit opfern und dabei für den in Not geratenen Mitmenschen oft<br />
selbst in Gefahr geraten. Ihr Lohn ist die Gewissheit, Leben gerettet oder einfach geschützt zu haben.<br />
Astrid Roschker<br />
fassenden und ständig aktualisierten Kata-<br />
logs von Bedrohungsszenarien gehören re-<br />
gelmäßige Übungen zu den Schwerpunkten<br />
der Tätigkeit des Zivil- und Katastrophen-<br />
schutzes in der <strong>Steiermark</strong>. Im Rahmen der<br />
„Sicheren <strong>Steiermark</strong>“ werden regelmäßig<br />
Ernstfallsimulationen von der Krisenbe-<br />
wältigung bei Hochwasser bis hin zur Eva-<br />
kuierung von Schulen (Aktion „Sichere<br />
Schule“) durchgeführt. Im Rahmen der<br />
Einführung von Herz-Lungen-Wiederbele-<br />
bungskursen wurde die Wichtigkeit und<br />
Effektivität öffentlichkeitswirksamer Initiati-<br />
ven wie der „Sicheren <strong>Steiermark</strong>“ deutlich.<br />
Es konnten seit 1997 bereits über 20.000<br />
Bürgerinnen und Bürger gewonnen werden,<br />
an Schulungen und Kursen teilzunehmen.<br />
Vision<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den zustän-<br />
Wichtigkeit und die Leistungsfähigkeit des digen Behörden und der Bevölkerung ist<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Sicherheit<br />
steirischen Kriseninterventionsteams deut- unerlässlich für die Bekämpfung moderner<br />
lich. Die große Herausforderung der Zeit im Bedrohungen im Bereich des Zivil- und<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 241<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Katastrophenschutzes. Hemmschwellen der<br />
Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem Ernst-<br />
fall und auch den Institutionen des Zivil- und<br />
Katastrophenschutzes auseinanderzusetzen,<br />
müssen abgebaut und die Eigenverant-<br />
wortung ausgebaut werden. Die Ausstattung<br />
der steirischen Institutionen im Bereich Zivil-<br />
und Katastrophenschutz muss auf dem neu-<br />
esten Stand der Technik gehalten werden.<br />
Das System der ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
in den Einsatzorganisationen muss erhalten,<br />
sichergestellt und noch weiter ausgebaut<br />
werden. Den Bürgerinnen und Bürgern soll<br />
die „Win-Win-Situation“ bei einer ehrenamt-<br />
lichen Mitarbeit vermittelt werden, um sie<br />
so zum Mithelfen zu bewegen.<br />
Eine Stärkung des Ehrenamtes ist notwen-<br />
dig. Ehrenamtliche Leistungen sollen ent-<br />
sprechende Anerkennung bekommen, und<br />
der Öffentlichkeit sollen die Unersetzbarkeit<br />
und die Bedeutung der ehrenamtlichen Ar-<br />
beit bewusst gemacht werden. Zur Sicherung<br />
des Ehrenamtes müssen das positive Grup-<br />
pengefühl und die integrative Funktion be-<br />
wusst gestärkt werden. Menschen sollen sich<br />
mit dem Ehrenamt identifizieren können.<br />
Aktion<br />
Die <strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong> wird weiterhin für<br />
optimale Einsatzbedingungen für die Ein-<br />
satzorganisationen und für die weiterhin<br />
242<br />
effiziente Verwendung von vorhandenen<br />
Geldmitteln im Bereich der Einsatzorganisa-<br />
tionen eintreten.<br />
Es hat sich bewährt, Menschen, die Zivilcou-<br />
rage beweisen bzw. sich ehrenamtlich enga-<br />
gieren, öffentlich auszuzeichnen. Zu über-<br />
legen ist eine Medienkooperation, die es<br />
ermöglicht, in regelmäßigen Abständen<br />
(monatlich/wöchentlich) verdiente ehrenamt-<br />
Wie der Tag des Ehrenamtes selbst sind auch die Humanitas-Medaillen ein – äußeres – Zeichen der<br />
Wertschätzung, das die Ausgezeichneten stellvertretend für die vielen ausgezeichneten Leistungen<br />
aller ehrenamtlich Tätigen empfangen. Stellvertretend und beispielhaft für alle 17 steirischen Bezirke<br />
und für die große <strong>Steiermark</strong>.<br />
Waltraud Klasnic<br />
liche Mitarbeiter der Einsatzorganisationen<br />
der Öffentlichkeit vorzustellen. Präsentations-<br />
veranstaltungen (z.B. Landesexekutivtag)<br />
können neben der Leistungsschau auch das<br />
Ansehen des Ehrenamts heben und Men-<br />
schen zum Mitmachen anregen. Zielgruppen<br />
sollen in der öffentlichen Bewerbung des<br />
Ehrenamtes direkt angesprochen werden<br />
(z.B. junge Menschen, Pensionisten).<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Information sind<br />
für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung<br />
sehr wichtig. Der Öffentlichkeit soll vermit-<br />
telt werden, dass es zuständige Stellen und<br />
Organisationen gibt, die auf den Katastro-<br />
phenfall/Ernstfall vorbereitet sind.<br />
Zur Verdeutlichung der Wichtigkeit und der<br />
Leistungsfähigkeit der vielen ehrenamtlich<br />
Tätigen in den Einsatzorganisationen soll<br />
eine Studie in Auftrag gegeben werden, die<br />
erhebt, wie viele Mittel von der öffentlichen<br />
Hand aufzubringen wären, um das hohe Si-<br />
cherheitsniveau in der <strong>Steiermark</strong> ohne die<br />
ehrenamtlich Tätigen aufrechtzuerhalten.
Wesentliche Impulse für unseren Denkprozess 2000 bis 2005 lieferten zahlreiche Ver-<br />
anstaltungen, Arbeitskreise, Gespräche und Publikationen (siehe dazu auch das Kapitel<br />
„Innovation hat Tradition“). Dabei waren unter anderem folgende Personen Vortragende,<br />
Autorinnen und Autoren bzw. Ideengeber und Verantwortliche der Denkwerkstätten:<br />
A<br />
Alfred Ableitinger<br />
Eva Adamer-König<br />
Tristan Aichinger<br />
Claus Albertani<br />
Werner Amon<br />
Hannes Androsch<br />
Franz Asböck<br />
Sinur Aziz<br />
B<br />
Johann Bacher<br />
Harald Baloch<br />
Dalibor Barbalic<br />
Martin Bartenstein<br />
Pierre-Emmanuel Bartier<br />
Wladyslaw Bartoszewski<br />
Susanne Bauer<br />
Martina Bayer<br />
Michael Beckereit<br />
Wolfgang Benedek<br />
Bernd Beutl<br />
Walburga Beutl<br />
Gudrun Biffl<br />
Hans Bischof<br />
Benedikt Bittmann<br />
Doris Bittmann<br />
Kathrin Blanck<br />
Adolf Bogensberger<br />
Marlene Bogensberger<br />
Heribert Bogensperger<br />
Leo Borchardt<br />
Gertrude Brinek<br />
Emil Brix<br />
Kurt David Brühl<br />
Gernot Brunner<br />
Anton Bucher<br />
Christian Buchmann<br />
Ernst Burger<br />
Erhard Busek<br />
Peter Bußjäger<br />
C<br />
Manuel Castillo<br />
Alexander Ceh<br />
Eva-Maria Chibici-Revenau<br />
Karl Christandl<br />
Karl Crailsheim<br />
D<br />
Karl-Heinz Dernoscheg<br />
Warnfried Dettling<br />
Erwin Dirnberger<br />
Anton Doppler<br />
Christopher Drexler<br />
Katrin Drkosch<br />
Roman Dubasevych<br />
244<br />
E<br />
Martha Eckl<br />
Kristina Edlinger-Ploder<br />
Walter Egger<br />
Wolfgang Egger<br />
Thomas Einwallner<br />
Detlev Eisel-Eiselsberg<br />
Iris Eisenberger<br />
F<br />
Markus Fallenböck<br />
Klaus Fankhauser<br />
Helfried Faschingbauer<br />
Anna Fedorchenko<br />
Hubert Feichtlbauer<br />
Michael Feiertag<br />
Franz Feldgrill<br />
Ruth Feldgrill-Zankel<br />
Benita Ferrero-Waldner<br />
Franz Fiedler<br />
Ernst Fink<br />
Reinhard Fink<br />
Heinz Fischer<br />
Heinz M. Fischer<br />
Hellmut Fischmeister<br />
Michael Fleischhacker<br />
Eva-Maria Fluch<br />
Helmut Forenbacher<br />
Daniela Fraiß<br />
Michael Frank<br />
Martha Franz<br />
Elisabeth Freiberger<br />
Harald Friedl<br />
Cordula Frieser<br />
Gilbert Frizberg<br />
Philipp Funovits<br />
G<br />
Tamar Gamkrelidze<br />
Anton Gangl<br />
Christof Gaspari<br />
Holger Gasperlin<br />
Harald Gaugg<br />
Elisabeth Gehrer<br />
Gerda Gesek<br />
Alexandra Giselbrecht<br />
Eva Glawischnig<br />
Werner Gobiet<br />
Ernst Gödl<br />
Gerhard Gödl<br />
Edith Gößnitzer<br />
Johann Götschl<br />
Edith Goldeband<br />
Erich Gornik<br />
Franz Gosch<br />
Mohammed Gowayed<br />
Christoph Grabenwarter
Hans Graf<br />
Karin Grasenick<br />
Fritz Grillitsch<br />
Alfred Grinschgl<br />
Erwin Gruber<br />
Kurt Grünewald<br />
Isabella Gutmann<br />
Alfred Gutschelhofer<br />
H<br />
Mario Haar<br />
Otto Habsburg<br />
Arben Hajrullahu<br />
Eduard Hamedl<br />
Heinz Hammer<br />
Gregor Hammerl<br />
Herbert Harb<br />
Philipp Harnoncourt<br />
Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />
Gerd Hartinger<br />
Heinz Haselwander<br />
Franz Hasiba<br />
Klaus Hatzl<br />
Werner Hauser<br />
Martin Hauszer<br />
Alfred Hannes Heinzel<br />
Birgit Held-Doppelhofer<br />
Edgar Hemmerich<br />
Nikolaus Hermann<br />
Roman Herzog<br />
Marianne Hilf<br />
Wilhelm Himmel<br />
Gerhard Hirschmann<br />
Erich Hochleitner<br />
Elisabeth Hödl<br />
Erich Hödl<br />
Sigurd Höllinger<br />
Herwig Hösele<br />
Monika Hoffberger<br />
Kurt Hohensinner<br />
Anna Magdalena Hollwöger<br />
Gerhart Holzinger<br />
Hannes Huber<br />
Margaretha Huber<br />
Stefan Huber<br />
Frido Hütter<br />
John Hulsey<br />
Waldemar Hummer<br />
Dieter Hundt<br />
I<br />
Kai Illing<br />
J<br />
Hans Jaklitsch<br />
Thomas Jaklitsch<br />
Franz Jeglitsch<br />
Sonja Jöbstl-Findeis<br />
Kurt Jungwirth<br />
K<br />
Christiane Kada<br />
Thomas Kadi<br />
Manfred Kainz<br />
Hans Kaiser<br />
Oskar Kalamidas<br />
Kurt Kalcher<br />
Egon Kapellari<br />
Beatrix Karl<br />
Franz Karl<br />
Wolfgang Kasic<br />
Iris Kazianschütz<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Christian Kehrer<br />
Andreas Khol<br />
Renate Kicker<br />
Hans Kinsky<br />
Josef Klamminger<br />
Waltraud Klasnic<br />
Peter Klöbl<br />
Günther Köberl<br />
Timo Köhler<br />
Margit Körner<br />
Fritz Kofler<br />
Herbert Kogler<br />
Karl Heinz Kohrgruber<br />
Christine Koller<br />
Otto Kolleritsch<br />
Helmut Konrad<br />
Werner Kopacka<br />
Hedwig Kopetz<br />
Jürgen Koppensteiner<br />
Michael Koren<br />
Karl Korinek<br />
Peter Kostelka<br />
Christoph Kotanko<br />
Ferdinand Krainer<br />
Gottfried Krainer<br />
Josef Krainer jun.<br />
Thomas Krautzer<br />
Friedrich Kreisl<br />
Helmut Kreuzwirth<br />
Hermann Kröll<br />
Oliver Kröpfl<br />
Karl A. Kubinzky<br />
Franz Küberl<br />
L<br />
Karl Lackner<br />
Max Laimböck<br />
Barbara Lambauer<br />
Horst Lattinger<br />
Günter Lehofer<br />
Christoph Leitl<br />
Wolfgang Leitner<br />
Rudolf Lichtmannegger<br />
Volker Liebmann<br />
Vincenz Liechtenstein<br />
Manfred Lind<br />
Franz Lindner<br />
Reinhold Lopatka<br />
Wolfgang Lorenz<br />
Yvonne Luisi-Weichsel<br />
Bernd Lunglmayr<br />
M<br />
Johann Maier<br />
Eduard Mainoni<br />
Karl Maitz<br />
Franz Majcen<br />
Herbert Mang<br />
Wolfgang Mantl<br />
Franz Marhold<br />
Josef Marko<br />
Joseph Marko<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 245<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Péter Markó<br />
Bernhard Marussig<br />
Heinz Mayer<br />
Richard Mayr<br />
Wolfgang Mazal<br />
Elisabeth Meixner<br />
Gundi Meixner-Klauber<br />
Christina Merlini<br />
Marlies Meyer<br />
Hannes Michenthaler<br />
Werner Miedl<br />
Hermann Miklas<br />
Maria Mikulik<br />
Hannes Missethon<br />
Jürgen Mittelstraß<br />
Monika Mokre<br />
Peter Mühlbacher<br />
Rainer Münz<br />
N<br />
Siegfried Nagl<br />
Heinrich Neisser<br />
Robert Neunteufel<br />
Jan Neven<br />
Friedrich Niederl<br />
O<br />
Josef Ober<br />
Arthur Oberascher<br />
Franz Oberleitner<br />
Fred Ohenhen<br />
Kurt Oktabetz<br />
Angela Orthner<br />
Gerold Ortner<br />
Peter Oswald<br />
P<br />
Jochen Pack<br />
Herbert Paierl<br />
Peter Pakesch<br />
Josef Payerhofer<br />
Alfred Payrleitner<br />
Peter Pelinka<br />
Ada Pellert<br />
Bernhard Pelzl<br />
Otto Petrovic<br />
Berthold Petutschnigg<br />
Judith Pfeifer<br />
Gerald Pichler<br />
Johannes W. Pichler<br />
Walter Pieringer<br />
Peter Piffl-Percevic<br />
Jochen Pildner-Steinburg<br />
Horst Pirker<br />
Hildegunde Piza<br />
Ulrike Plaschka<br />
Ursula Plassnik<br />
Wilhelm Plauder<br />
Willibald Plessas<br />
Wolfgang Pöhl<br />
Sven Pöllauer<br />
Erich Pöltl<br />
Isabella M. Poier<br />
Klaus Poier<br />
Martin Polaschek<br />
Peter Pollerruhs<br />
Albert Posch<br />
246<br />
Willibald Posch<br />
Michael Potacs<br />
Michael Prassl<br />
Thomas Prinzhorn<br />
Manfred Prisching<br />
Liese Prokop<br />
Nicole Prutsch<br />
Norbert Pucker<br />
Sonja Puntscher Riekmann<br />
Alexander Purger<br />
Reinhold Purr<br />
Katharina Purtscher<br />
Erwin Puschenjak<br />
Hermine Pußwald<br />
Hans Putzer<br />
R<br />
Reinhard Rack<br />
Claus J. Raidl<br />
Jürgen Rainer<br />
Thomas Rajakovics<br />
Jeannette von Ratibor<br />
Wolf Rauch<br />
Hans Rauscher<br />
Philipp Reif<br />
Helmut Reinhofer<br />
Birgit Reisenberger<br />
Claus Reitan<br />
Franz Reithofer<br />
Josef Renner<br />
Franz Riebenbauer<br />
Willibald Riedler<br />
Barbara Riener<br />
Peter Rieser<br />
Hubert Rieß<br />
Bernhard Rinner<br />
Astrid Roschker<br />
Theresia Rosenkranz<br />
Herbert Roßmann<br />
Hans Roth<br />
Rudi Roth<br />
Wolfgang Roth<br />
Walter Rotschädl<br />
Gerhard Rüsch<br />
Günther Ruprecht<br />
Gabriele Russ<br />
Markus Ruthardt<br />
S<br />
Bernhard Sagmeister<br />
Kurt Salamun<br />
Hans Sallmutter<br />
Bruno Saurer<br />
Marianne Schadler<br />
Hermann Schaller<br />
Gertraud Schaller-Pressler<br />
Alfred Schätz<br />
Gottfried Schatz<br />
Maria Schaumayer<br />
Herbert Scheibner<br />
Heinz Scheidbach<br />
Stefan Schennach<br />
Bernd Schilcher<br />
Heinz Schille<br />
Wolfgang Schinagl<br />
Eduard Schmeisser<br />
Daniela Schmidt
Patrick Schnabl<br />
Friedrich Schneider<br />
Andreas Schnider<br />
Leopold Schöggl<br />
Gerald Schöpfer<br />
Helmut Schreiner<br />
Martin Schreiner<br />
Hermann Schützenhöfer<br />
Christian Schwarz<br />
Karl Schwarzenberg<br />
Hans Seitinger<br />
Hubert Sickinger<br />
Ulli Sima<br />
Ernst Sittinger<br />
Christian Smekal<br />
Helmut Sohmen<br />
Michaela Sohn-Kronthaler<br />
Alexander Somek<br />
Josef Sommer<br />
Marina Sorgo<br />
Wolfgang Sotill<br />
Gerfried Sperl<br />
Philipp Steger<br />
Ridi Steibl<br />
Michael Steiner<br />
Verena Steyer<br />
Martin Stotter<br />
Josef Straßberger<br />
Helmut Strobl<br />
Hans Sünkel<br />
Tamami Suzuki<br />
Norbert Swoboda<br />
T<br />
Jakob Taibinger<br />
Kurt Tasch<br />
Alfred Taucher<br />
Max Taucher<br />
Josef Taus<br />
Marianne Tentschert<br />
Werner Tessmar-Pfohl<br />
Burkhard Thierrichter<br />
Markus Tomaschitz<br />
Franz Tonner<br />
Elke Toth<br />
Josef Trinkl<br />
Michael Tripolt<br />
Peter Tschernko<br />
Herbert Tumpel<br />
Gertrude Tumpel-Gugerell<br />
Ingrid Turkovic-Wendl<br />
U<br />
Sarah Uhl<br />
Andrej Umek<br />
Andreas Unterberger<br />
V<br />
Angelika Vauti<br />
Ursula Vennemann<br />
Fritz Verzetnitsch<br />
Dietmar Vollmann<br />
W<br />
Matthias Wabl<br />
Hubert Wachter<br />
Gerald Wadl<br />
Gerhard Franz Walter<br />
Grete Walter-Klingenstein<br />
Engelbert Washietl<br />
Andreas Weber<br />
Franz Wegart<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Helmut Weidel<br />
Ota Weinberger<br />
Kurt Weinke<br />
Jürgen Weiss<br />
Martina Weixler<br />
Manfried Welan<br />
Anne Marie Wicher<br />
Heimo Widtmann<br />
Gerhart Wielinger<br />
Michael Wiesler<br />
Peter Wildoner<br />
Judith Wilhelm<br />
Herta Wimmler<br />
Leopold Winter<br />
Erich Witzmann<br />
Helmut Wlasak<br />
Wolfgang Wlattnig<br />
Gerhard Wlodkowski<br />
Odo Wöhry<br />
Monika Wogrolly<br />
Andrea Wolfmayr<br />
Franz Wolfmayr<br />
Heribert Wulz<br />
Helmut Wurm<br />
Werner Wurzbach<br />
Z<br />
Wolfgang Zach<br />
Gerold Zakarias<br />
Erwin Zankel<br />
Lothar Zechlin<br />
Anton Zeilinger<br />
Edith Zitz<br />
Josef Zollneritsch<br />
Erich Zwettler<br />
Hannes Zweytick<br />
... und mehr als 16.000 Steirinnen und Steirer, die an<br />
Diskussionsveranstaltungen, „Vor Ort am Wort“-<br />
Stammtischen und Arbeitskreisen in den vergangenen<br />
fünf Jahren teilgenommen haben.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 247<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Die in diesem <strong>Zukunft</strong>sprogramm angeführten Zitate entstammen zu einem überwiegenden<br />
Teil aus Publikationen der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong> bzw. des Vereines für steirische Politik<br />
und Zeitgeschichte. Die Zitate wurden jeweils aufgrund ihrer Prägnanz zur Verdeutlichung<br />
der im <strong>Zukunft</strong>sprogramm enthaltenen Positionen ausgewählt. Es war dabei jedoch keines-<br />
falls beabsichtigt, die zitierten Personen in irgendeiner Form zu vereinnahmen.<br />
Hanns Abele, Univ.Prof. am Institut für analytische Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Karl Aiginger, Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
Werner Amon, NAbg., Generalsekretär des ÖAAB<br />
Hannes Androsch, Industrieller, Vizekanzler a.D.<br />
Kofi Annan, UNO-Generalsekretär<br />
Hannah Arendt, Philosophin (1906-1975)<br />
Martin Bartenstein, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit<br />
Dietmar Bayer, Präsident der Ärztekammer <strong>Steiermark</strong><br />
Walburga Beutl, Dritte Präsidentin des Steiermärkischen Landtages<br />
Markus Beyrer, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Industrieller<br />
Gudrun Biffl, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Georg Bliem, Geschäftsführer der <strong>Steiermark</strong> Tourismus<br />
Emil Brix, Sektionsleiter im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten, Generalsekretär der<br />
Österreichischen Forschungsgemeinschaft<br />
Anton Bucher, Univ.Prof. am Institut für Praktische Theologie der Universität Salzburg<br />
Christian Buchmann, Stadtrat für Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Kultur der Stadt Graz<br />
Ernst Burger, Leiter der Landesstatistik <strong>Steiermark</strong><br />
Alexander Ceh, Student der Rechtswissenschaften<br />
Charles Dickens, Schriftsteller (1812-1870)<br />
Benjamin Disraeli, Schriftsteller und Politiker (1804-1881)<br />
Margarete Dorner, Leiterin des Bildungsnetzwerkes <strong>Steiermark</strong><br />
Christopher Drexler, Klubobmann des Landtagsklubs der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Kristina Edlinger-Ploder, Landesrätin für Jugend, Frauen, Familie, Bildung und Finanzen<br />
Thomas Einwallner, Landesobmann der Jungen <strong>Volkspartei</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien<br />
Franz Fiedler, Präsident des Rechnungshofes i.R., Präsident des Österreich-Konvents<br />
Peter Filzmaier, Univ.Prof. an der Abteilung „Politische Bildung und Politikforschung“ der Universität Klagenfurt<br />
Anton Fischer-Felgitsch, Aufsichtsratsvorsitzender der KAGes<br />
Helmut Forenbacher, LAbg., Primarius für Innere Medizin am LKH Graz West<br />
Harald Friedl, Lehrender am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ der FH Joanneum<br />
Barbara Frischmuth, Schriftstellerin<br />
Gilbert Frizberg, Vizepräsident der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Edith Gößnitzer, Univ.Prof. am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Johann Götschl, Univ.Prof. am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Gerlinde Grasser, Lehrende am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ der FH Joanneum<br />
Fritz Grillitsch, NAbg., Präsident des Österreichischen Bauernbundes<br />
Bernd Guggenberger, Univ.Prof. am Institut für Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin<br />
Alfred Gutschelhofer, Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Zaha Hadid, Architektin<br />
Eduard Hamedl, LAbg., Sicherheitssprecher der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Heinz Hammer, Univ.Prof., Facharzt für Innere Medizin, Gemeinderat der Stadt Graz<br />
Gregor Hammerl, LAbg., Landesgeschäftsführer des Seniorenbundes <strong>Steiermark</strong><br />
Herbert Harb, Leiter der Pädagogischen Akademie des Bundes in der <strong>Steiermark</strong><br />
Nikolaus Harnoncourt, Dirigent<br />
Klaus Hatzl, Landesgeschäftsführer der Jungen <strong>Volkspartei</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Ansgar Hebborn, Gesundheitsökonom bei Hoffmann-La Roche<br />
Alfred H. Heinzel, Aufsichtsratsvorsitzender der ÖIAG<br />
André Heller, Künstler<br />
Gerhard Hirschmann, Landesrat a.D.<br />
Herwig Hösele, Bundesrat, Präsident des Bundesrates a.D.<br />
Hugo von Hofmannsthal, Schriftsteller (1874-1929)<br />
Kurt Hohensinner, Gemeinderat der Stadt Graz<br />
Hans Hollein, Architekt<br />
Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände<br />
Hans Jaklitsch, Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Kurt Jungwirth, Landeshauptmann-Stellvertreter a.D., Präsident des steirischen herbst<br />
Manfred Kainz, Geschäftsführer der TCM International Tool Consulting & Management GmbH<br />
248
Lindi Kálnoky, Dritte Landtagspräsidentin a.D.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong><br />
Josef Kandlhofer, Generaldirektor des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger<br />
Egon Kapellari, Diözesanbischof von Graz-Seckau<br />
Beatrix Karl, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Harald Kaszanits, Wirtschaftskammer Österreich<br />
Josef Klamminger, Sicherheitsdirektor für <strong>Steiermark</strong><br />
Waltraud Klasnic, Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong><br />
Christian M. Köck, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke<br />
Helmut Kohl, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />
Alfred Kolleritsch, Schriftsteller<br />
Helmut Konrad, Zeithistoriker und Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz a.D.<br />
Heinz Kopetz, Kammeramtsdirektor der Landwirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Hanns Koren, steirischer Kulturpolitiker und Landtagspräsident (1906-1985)<br />
Josef Krainer jun., Landeshauptmann der <strong>Steiermark</strong> a.D.<br />
Danny Krausz, Filmproduzent<br />
Hermann Kröll, Präsident des <strong>Steirische</strong>n Gemeindebundes<br />
Franz Küberl, Caritas-Präsident<br />
Friedrich Küpperbusch, deutscher Journalist und TV-Moderator<br />
Herwig Lindner, Oberarzt für Innere Medizin am LKH West<br />
Reinhold Lopatka, NAbg., Generalsekretär der Österreichischen <strong>Volkspartei</strong><br />
Wolfgang Mantl, Univ.Prof. am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz<br />
Peter Marboe, Stadtrat für Kultur der Stadt Wien a.D.<br />
Franz Marhold, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Bernd Marin, Soziologe und executive director des europäischen Institutes für Wohlfahrtspolitik und<br />
Sozialforschung, Wien<br />
Wolfgang Mazal, Univ.Prof. am Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien<br />
Neil H. McElroy, ehemaliger Verteidigungsminister der USA (1904-1972)<br />
Elisabeth Meixner, Obfrau des Lehrerbundes der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Werner Miedl, NAbg., Sicherheitssprecher der Österreichischen <strong>Volkspartei</strong><br />
Alexander Mitscherlich, Psychologe und Mediziner (1908-1992)<br />
Christian Morgenstern, Schriftsteller (1871-1914)<br />
Peter Mühlbacher, Präsident der Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Robert Musil, Schriftsteller (1880-1942)<br />
Siegfried Nagl, Bürgermeister der Stadt Graz<br />
Leopold Neuhold, Univ.Prof. am Institut für Ethik und Soziallehre der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Arthur Oberascher, Geschäftsführer der Österreich Werbung<br />
Alois Oswald, Umweltanwalt des Landes <strong>Steiermark</strong> a.D.<br />
Herbert Paierl, Landesrat a.D.<br />
Bernhard Pelzl, Geschäftsführer der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH<br />
Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der Industriellenvereinigung <strong>Steiermark</strong><br />
Hildegunde Piza, Univ.Prof. an der Universitätsklinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie Innsbruck<br />
Erich Pöltl, Landesrat a.D.<br />
Birgit Poier, Historikerin, Lehrbeauftragte und Diplomkrankenschwester<br />
Klaus Poier, Ass.Prof. am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Martin Polaschek, Univ.Prof., Vizerektor für Forschung der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Sir Karl Popper, Philosoph (1902-1994)<br />
Manfred Prisching, Univ.Prof. am Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Reinhold Purr, Präsident des Steiermärkischen Landtages<br />
Katharina Purtscher, Abteilung für Neuropsychiatrie des Kinder- und Jugendalters der Landesnervenklinik Sigmund<br />
Freud Graz<br />
Reinhard Rack, Mitglied des Europäischen Parlaments, Univ.Prof. am Institut für Öffentliches Recht der Karl-<br />
Franzens-Universität Graz<br />
Claus J. Raidl, Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm AG<br />
Christian Raming, Geschäftsführer der MedAG, Vorstandsmitglied des Dr.-Karl-Kummer-Institutes in Wien<br />
Jeannette von Ratibor, Betriebswirtin, The Boston Consulting Group<br />
Josef Kardinal Ratzinger, nunmehr Papst Benedikt XVI.<br />
Johannes Rau, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />
Wolf Rauch, LAbg., Univ.Prof. am Institut für Informationswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Barbara Riener, NAbg., Landesparteiobfraustellvertreter der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Astrid Roschker, Oberfeuerwehrmann<br />
Roswith Roth, Univ.Prof. am Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
Walter Rotschädl, Präsident der Arbeiterkammer <strong>Steiermark</strong><br />
Alfred Schätz, General i.R.<br />
Gottfried Schatz, Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates a.D.<br />
Maria Schaumayer, Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank i.R.<br />
<strong>Zukunft</strong>: <strong>Steiermark</strong> 249<br />
Neues Denken | Arbeit | Infrastruktur | Innovation | Bildung | Kultur | Generationen | Soziale Gerechtigkeit | Gesundheit | Lebensqualität | Freizeit | Sicherheit
Bernd Schilcher, Univ.Prof. i.R. am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht der Karl-<br />
Franzens-Universität Graz<br />
Wolfgang Schinagl, Wirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong><br />
Andreas Schnider, Bundesrat und Landesgeschäftsführer der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Gerald Schöpfer, Landesrat für Wirtschaft und Europa<br />
Hermann Schützenhöfer, Landesrat für Personal, Sport und Tourismus<br />
Karl Schwarzenberg, Senator der Tschechischen Republik<br />
Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien<br />
Alice Schwarzer, Schriftstellerin<br />
Johann Seitinger, Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt, Nachhaltigkeit, Wasser, Natur,<br />
Wohnbauförderung und Ortserneuerung<br />
Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt der Stadt Wien<br />
Ridi Steibl, NAbg., Bundesobmannstellvertreterin des ÖAAB<br />
Michael Steiner, Univ.Prof. am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz und<br />
Abteilung für Technologie- und Regionalpolitik der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH<br />
Verena Steyer, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
Adalbert Stifter, Schriftsteller (1805-1868)<br />
Frank Stronach, Chairman der Magna International Inc.<br />
Hans Sünkel, Rektor der Technischen Universität Graz<br />
Michael Tripolt, Chirurg am LKH Graz<br />
Peter Turrini, Schriftsteller<br />
Sir Peter Ustinov, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller (1921-2004)<br />
Ursula Vennemann, Behindertenbeauftragte der Stadt Graz<br />
Günter Verheugen, EU-Industriekommissar<br />
Fritz Verzetnitsch, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes<br />
Franz Wegart, Landtagspräsident a.D., Obmann des steirischen Seniorenbundes<br />
Peter Weibel, Künstler<br />
Richard von Weizsäcker, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland a.D.<br />
Wolfgang Welser, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Österreich<br />
Anne Marie Wicher, LAbg., Behindertensprecherin der <strong>Steirische</strong>n <strong>Volkspartei</strong><br />
Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafen Graz<br />
Wendelin Wiedeking, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG<br />
Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft <strong>Steiermark</strong><br />
Monika Wogrolly, Schriftstellerin<br />
Andrea Wolfmayr, NAbg., Schriftstellerin<br />
Anton Zeilinger, Univ.Prof. am Institut für Experimentalphysik der Universität Wien<br />
250
Wir legen Wert auf geschlechtsneutrale Formulierungen. Sollte uns dies in diesem Programm<br />
nicht immer gelungen sein, bitten wir dafür um Entschuldigung.<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:<br />
<strong>Steirische</strong> <strong>Volkspartei</strong>, Karmeliterplatz 6, 8010 Graz<br />
Layout: Edi Höller, www.edsign.at<br />
Druck: Medienfabrik Graz<br />
Graz, Mai 2005<br />
252