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kliniken: die Perspektive - PwC

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'RICEWATERHOUsECWPERS:<br />

660003 / 660.3 / 200'411 mm2 / Farben: 3 Seite 52 19.10.2006<br />

Hotelileistungen in Privat<strong>kliniken</strong>:<br />

<strong>die</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

des Patienten<br />

Eine sehweizensehe Stu<strong>die</strong> zur Spitalhutellerie analysiert erstmals (letailliert <strong>die</strong> l3edeuttiug tun 1<br />

Gewiehtung tier Hutelleistungen aus Patientenpersepktive. Der Kampf uni dcii reiilil leii })it\ it—<br />

versicherten Patienten kaim nur durch fun<strong>die</strong>rte Kenntnisse der \\ (tusche tut>1 Hedtirhuisse <strong>die</strong>ses<br />

Kundensegnieuuts gewutuneil ei-den. Im Mittelpunkt steht <strong>die</strong> Hutellerie als ei ii>' ieiit ig 't 1—<br />

hewerhsentsc-heidene Differerizierungsehance für Privat<strong>kliniken</strong>.<br />

Patrick Kuilmann<br />

Patrick Kuhlmann graduierte<br />

als »Bachelor of Science in Inter-<br />

national Hospitahity Manage-<br />

ment>), «Betriebsäkonom EH»<br />

und »Diplomierter Hotelier<br />

HES-SO» an der Ecole häteli&e<br />

de Lausanne (EHL). Er beendete<br />

sein Studium im Dezember<br />

20D3, arbeitete im Food &<br />

Beverage Bereich bei Hotel des<br />

Bergues in Genf, im Rooms<br />

Division Bereich bei Four<br />

Seasons Hotels & Resorts in<br />

Berlin, als Projektleiter Hotellerie<br />

in einer führenden Schweizer<br />

Privatklinik und ist jetzt als<br />

Wirtschaftsprüfer für <strong>die</strong><br />

PricewaterhouseCoopers AG<br />

Zürich tätig.<br />

(patrick.kullmann@ehl.ch)<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

Roland Schegg<br />

Roland Schegg war wissen-<br />

schaftlicher Mitarbeiter des<br />

Lausanne Hospitality Research<br />

(LHR) sowie Dozent an der Ecole<br />

höteli&e de Lausanne (EHL) und<br />

arbeitet jetzt am Institut Wirt-<br />

schaft & Tourismus der Hoch-<br />

schuleWallis (HEVS). Der promo-<br />

vierte Naturwissenschaftler hat<br />

nach Stu<strong>die</strong>n an der ETH Zürich<br />

und der Universität Genf einige<br />

Jahre als Consutant in der Erdöl-<br />

Industrie gearbeitet und kon-<br />

zentriert seine Forschungsaktivi-<br />

täten auf den lmpakt neuer<br />

Technologien im Tourismus.<br />

(roland.schegg@hevs.ch)<br />

Hotelleintengen in Privatklinile,,<br />

<strong>die</strong> Perepelct.ee<br />

dcc Patienten<br />

Argus Ref 24684017<br />

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«Schneller, höher, weiter» so lautet nicht nur das<br />

Motto der Olympischen Spiele, unter <strong>die</strong>sem Leit-<br />

spruch steht auch <strong>die</strong> Entwicklung der zahlreichen<br />

Schweizer Privatspitäler. Wie hinlänglich bekannt ist,<br />

fanden gerade in den letzten Jahren bedeutende<br />

Umwälzungen im Gesundheitswesen statt. Zu er-<br />

wähnen ist etwa <strong>die</strong> Einführung des Tarmed (gesamtschweizerischer<br />

Tarif für ärztliche Leistungen<br />

in Praxen und Spitälern) oder auch <strong>die</strong> Fortführung<br />

des seit Jahren anhaltenden Rückversicherungstrends<br />

unter privatversicherten Patienten zu kosten-<br />

günstigeren Versicherungstypen oder gar der Verzicht<br />

auf Zusatzversicherungen.<br />

Massgeblicher Einfluss<br />

Neben dem weiterhin steigenden Kostendruck im<br />

Gesundheitswesen nehmen gerade <strong>die</strong>se Entwick-<br />

lungen einen massgeblichen Einfluss auf <strong>die</strong> strate-<br />

gischen Zielsetzungen der Privatspitäler, welche sich<br />

im Gegensatz zu ihren öffentlichen Konkurrenten in<br />

hohem Masse selbst finanzieren müssen. Da Privat-<br />

<strong>kliniken</strong>, <strong>die</strong> rund ein Drittel der 365 Spitäler in der<br />

Schweiz ausmachen, vor allem als Spezial<strong>kliniken</strong><br />

(66,9%) und nicht als Allgemein<strong>kliniken</strong> (33,1 0/«)<br />

positioniert sind2, besteht nicht nur ein intensiver<br />

Wettbewerb mit Leistungserbringern in öffentlichen<br />

Krankenhäusern, sondern auch im Privatkliniksektor.<br />

Nur mit medizinaler Spitzenleistung, innovativer<br />

Produktegestaltung und hoher Servicequalität kann<br />

das einzelne Privatspital im Kampf um den privatversicherten<br />

Patienten nachhaltig reüssieren und<br />

sich von den Mitbewerbern differenzieren.<br />

Differenzierung Hotelleistungen<br />

Die Hotellerie eines Spitals oder anders ausgedrückt<br />

deren Hotelleistungen werden hierzu immer wieder<br />

als grosse Chance einer solchen Differenzierungsstrategie<br />

aufgeführt. Wie eine Stu<strong>die</strong> der SIHP<br />

(Schweizerische lnteressensgruppe der Hotellerie<br />

auf Pflegestationen in Institutionen des Gesund-<br />

heitswesens) zeigt, verfügt schon heute knapp <strong>die</strong><br />

Hälfte aller 110 befragten schweizerischen Spitäler<br />

ein Hotelleriekonzept und weitere 39% der<br />

Institutionen, <strong>die</strong> noch keines haben, planen ein<br />

solches binnen der nächsten 5 Jahre einzuführen>.<br />

Die Wichtigkeit <strong>die</strong>ses Trends wird auch durch Be-<br />

strebungen, eine Ausbildung für Hotelleriepersonal<br />

in Kliniken « HOFAGE» (Hotelleriefachangestellte des<br />

Gesundheitswesens mit eidgenössischem Fachaus-<br />

weis) einzuführen, unterstrichen. Aufgrund eines<br />

ablehndenden Entscheides des Bundesamts Jur Be-<br />

rufsbildung und Technologie (BBT) soll <strong>die</strong>ser Lehrgang<br />

jedoch in den hauswirtschaftlichen Fachaus-<br />

weis integriert werden4. Dennoch, <strong>die</strong> Entwicklung<br />

der schweizerischen Spitallandschaft in Richtung<br />

Ausbau der Hotelleistungen, welche sich an <strong>die</strong><br />

Standards der renommierten Hotellerie anlehnen,<br />

scheint unumkehrbar zu sein.<br />

Ob <strong>die</strong>serTrend einen klaren Mehrnutzenfürden<br />

Endkonsumenten (d.h. dem Patienten als Kunden)<br />

schafft und sich <strong>die</strong>se Investitionen auch rechnen,<br />

muss noch durch Fallbeispiele belegt werden. Fur<br />

das einzelne Privatspital werden jedoch nur 'ene<br />

Hotelleistungen einen kurz- bis mittelfristigen Wettbewerbsvorteil<br />

bieten, welche einerseits relativ<br />

einmalig gegenüber dem Angebot der Konkurrenz<br />

sind (Differenzierungsstrategie) beziehungsweise<br />

kostengünstiger angeboten werden konnen (Kostenführerschaftsstrategie)<br />

und andererseits auch<br />

tatsächlich vom Patientenkunden, als entscheiden-<br />

der Instanz, erwünscht sind.<br />

Die Stu<strong>die</strong><br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

Gerade aus <strong>die</strong>sem Grund ging <strong>die</strong> vorliegende Stu-<br />

<strong>die</strong> einen Schritt weiter als bisherige Arbeiten. Statt<br />

einfach Hotellerieangebote verschiedener Spitaler<br />

zu vergleichen, wird <strong>die</strong> Sicht des Kunden auf <strong>die</strong><br />

Spital<strong>die</strong>nstleistungen analysiert. Privat<strong>kliniken</strong><br />

müssen von Patienten bewusst oder latent verlang-<br />

te Hotelleistungen antizipieren und <strong>die</strong> Realisierungschancen<br />

kritisch prüfen. Dies ist umso wichtiger, als<br />

<strong>die</strong> Hotelleistungen eines Spitals weit komplexer<br />

sind als oftmals dargestellt wird. Nicht nur eine<br />

Einzelkomponente wie das Essen auf dem Zimmer<br />

beeinflusst <strong>die</strong> Zufriedenheit und Wahrnehmung des<br />

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Patienten, sondern <strong>die</strong> Erfahung mit all den verschiedenen<br />

Hotelelementen der Klinik: Ausstattung der<br />

Zimmer, Restaurant und Cafeteria, Room Service-<br />

Angebote, Rezeption, Telefonzentrale, Zimmerreinigung<br />

etc.<br />

Der von uns entwickelte Fragebogen deckte alle<br />

relevanten Hotelleistungen ab und wurde nach dem<br />

Zufallsprinzip an 144 allgemein-, halbprivat- sowie<br />

privatversicherte Patienten in einem schweizerischen<br />

Privatspital verteilt. Die 116 auswertbaren Antworten<br />

von 47% männlichen und 53% weiblichen Patienten<br />

entsprechen einer Rücklaufquote von 80,6°!«.<br />

Hotelleistungen im Gesamtkontext<br />

Um <strong>die</strong> Wesentlichkeit der Hotellerie im Privatspital<br />

beurteilen zu können, wurden anhand<br />

einer Fünf-Punkte Likert-Skala Kernqualitätskriterien<br />

zum Spitalaufenthalt aus Sicht des Patienten<br />

zusammengestellt und mit Hilfe der Frage «Welche<br />

qualitative Leistung erwarten Sie von einer Privatklinik<br />

vor Eintritt?» bewertet (Abbildung 1)<br />

Wie vermutet (siehe Abbildung 1) stellen <strong>die</strong><br />

ärztlichen (4,50) und pflegerischen (4,44) Leistun-<br />

gen <strong>die</strong> wichtigsten Elemente für den Klinikaufenthalt<br />

dar. Dennoch erwarten <strong>die</strong> Patienten auch für<br />

<strong>die</strong> komplementären Dienstleistungen der Hotellerie<br />

wie »Unterbringung» (4,21), «Verpflegung» (4,15)<br />

und «Allgemeine Hotelleistungen» (3,91) einen<br />

Leistungsstandard, der nicht sehr weit von den me-<br />

dizinischen Kernleistungen ist. Erstaunlich ist, dass<br />

weder der Versicherungsstatus noch das Alter der<br />

Patienten <strong>die</strong> Erwartungshaltung statistisch signifikant<br />

beeinflussen. Die Detailbewertungen zu den<br />

komplementären Hotelleistungen nach Versiche-<br />

rungsstatus zeigen nämlich, dass unter Privatpatienten<br />

<strong>die</strong> Erwartungshaltung tendenziell nur leicht<br />

höher ausfällt als vergleichsweise unter allgemeinversicherten<br />

Patienten.<br />

Im Folgenden werden vor allem Hotelleistungen<br />

analysiert, während <strong>die</strong> medizinischen und sekundär<br />

hotelleriebezogenen Leistungen wie «Prozedere vor<br />

und während dem Eintitt» als auch «Austritt und Fol-<br />

low-up Prozedere» weitgehend vernachlässigt werden.<br />

Gesamthaft ist jedoch anzumerken, dass <strong>die</strong> Qualität<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

der Hotelleistungen insofern von besonderer Bedeutung<br />

ist, da <strong>die</strong>se für den Patienten relativ objektiv<br />

beurteilbar sind, wohingegen medizinische Leistungen<br />

vom Patienten kaum differenziert bewertet werden<br />

können.<br />

Zimmer: «Sauberkeit geniesst Priorität»<br />

Auf <strong>die</strong> Frage «Wie wichtig sind Ihnen folgende<br />

Unterbringungskriterien ...?» beurteilte <strong>die</strong> Mehrheit<br />

der Befragten <strong>die</strong> «Sauberkeit des Zimmers»<br />

sowie <strong>die</strong> «Instandhaltung des Zimmers» als <strong>die</strong><br />

wichtigsten Grössen gefolgt von «Gäste-! Badezimmerfunktionalität»<br />

und « Ruhe/Geräuschlosigkeit».<br />

Diese Ergebnisse sind konform zu Resultaten aus<br />

der eigentlichen Hotellerie sowie zu Referenzstudi-<br />

en aus Privat<strong>kliniken</strong> des Auslands, <strong>die</strong> <strong>die</strong> »Sauberkeit»<br />

auch als wichtigstes Qualitätskriterium im<br />

Zimmer aufführen. Eine griechische Stu<strong>die</strong> ermittelte<br />

beispielsweise, dass in Privatklinikzimmern das<br />

Telefon (4,35) und <strong>die</strong> Sauberkeit (4,30) gefolgt von<br />

Atmosphäre (4,25), Umfeld (419) und Geräuschlosigkeit<br />

(4,05) <strong>die</strong> wichtigsten Attribute für <strong>die</strong> Zu-<br />

friedenheit (gemessen auf einer 5-Punkte Skala) der<br />

Patienten darstellen5.<br />

Die Detailanalyse der Resultate unserer Stu<strong>die</strong><br />

(Abbildung 2) zeigt eine Homogenität in der Bewertung<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Versicherungsstati hinweg. Alle<br />

drei Versicherungsgruppen (privat, halbprivat, allgemein)<br />

bewerteten konform <strong>die</strong> bereits erwähnten<br />

Kriterien der >


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E,wanunqshaltung Privatklinikaufenthalt»:<br />

GesaMtquauititskriterien im Mine' (Abbildung 1<br />

—.<br />

—-——)<br />

.<br />

CfleuraI .4out.I !eze{Ie,,t<br />

Erwsrlungd,sltur.g «IJr,terbrlngung»; Qualitätskriterien im Mittel (Abbildung 2)<br />

(? !tlv::hliq. 3),e!t,aI. 4)!htig (»&t!!:ht.q<br />

Erwartungshaltung .AU9.nein. Hotelleistungen»:<br />

Qualitälskrfterien im Mittel (Abbildung 4)<br />

C4R%:h<br />

Erfahrtingsbasierte Erwartunyshallung VeTpflegunq<br />

Qualltätskriterien Im Mittel (Abbildung 3}<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

H<br />

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Ferner konnte auch festgestellt werden, dass gerade<br />

Patienten, <strong>die</strong> privat oder geschäftlich eher 4- bis<br />

5-Sterne-Hotels besuchen, höhere Erwartungsansprüche<br />

an Zimmerkriterien wie «Sauberkeit», ((In-<br />

standhaltung » und «Unterhaltungselektronik» einer<br />

Privatklinik stellen als low-cost reisende Patienten.<br />

Interessant ist auch <strong>die</strong> Beobachtung, dass<br />

wiederkehrende Patienten («Stammkunden») gewissen<br />

Qualitätskriterien wie Grösse und Mobiliar<br />

des Zimmers eine eindeutig tiefere Bedeutung zu-<br />

messen als Neukunden.<br />

Aufgrund <strong>die</strong>ser Ergebnisse gilt es nun für <strong>die</strong> Ziel-<br />

erreichung »Zufriedenstellung der Patienten», insbesondere<br />

der Privatpatienten, <strong>die</strong> erwünschten Unter-<br />

bringungsbestandteile allgemeinerArt und individueller<br />

Natur bei der Zimmerdisposition aktiv zu berücksichti-<br />

gen, um kundenorientiert und individuell angepasst<br />

reagieren zu können. Ein Privatpatientenzimmer muss<br />

folglich in den Augen des Patienten mindestens einer<br />

sehr sauberen, gut erhaltenen und ruhig gelegenen<br />

Räumlichkeit mit Funktionalitätscomfort entsprechen.<br />

Verpflegung:<br />

«Warmes, gut gewürztes Essen))<br />

Wie <strong>die</strong> Resultate in Bezug auf <strong>die</strong> Beurteilung der<br />

Verpflegung (Abbildung 3) offenbaren, werden ins-<br />

besondere <strong>die</strong> «Würzung der Speisen», <strong>die</strong> »Quali-<br />

tät der warmen Getränke sowie <strong>die</strong> Temperatur<br />

der Speisen» als verbesserungswürdig bewertet.<br />

Hingegen erscheinen «Servicequalität», «Präsentation<br />

der Speisen>, «Auswahl der Speisen» sowie<br />

«Portionsgrössen der Speisen» durchaus der Erwar-<br />

tungshaltung des Patienten zu entsprechen. Der<br />

«Servicequalität» wird auch in vergleichenden Stu<strong>die</strong>n<br />

eine besondere Bedeutung eingeräumt». So<br />

werden bei der renommierten «Mayo Clinic» in den<br />

USA <strong>die</strong> Mitarbeiter (Arzte, Pfleger, Receptionisten<br />

und alle weiteren) als entscheidendes Element der<br />

Unternehmensstrategie betrachtet, da sie durch ihre<br />

Leistungen <strong>die</strong> Kundenzufriedenheit direkt und<br />

nachhaltig beeinflussen. In den vergangenen Jahren<br />

hat <strong>die</strong> Dienstleistungs- oder Servicequalität in der<br />

ganzen Qualitätsdiskussion eine immer grössere<br />

Bedeutung bekommen. Es wurde aber von verschie-<br />

denen Autoren auch erkannt, dass sich Qualität nicht<br />

quasi automatisch einstellt, sondern dass sie syste-<br />

matisch und zielgerichtet angestrebt und gesichert<br />

werden muss7.<br />

Die detaillierte Analyse der Resultate zeigt, dass<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

Patienten mit Kurzaufenthalten (bis zu 3 Tagen) und<br />

Erstpatienten alle Kriterien zur Qualität der Verpfle-<br />

gung weit höher bewerten (beide bis zu 0,4 Punkten<br />

höher) als Patienten mit längeren Aufenthalten<br />

(> 3 Tage) sowie wiederkehrende (Stamm-) Patien-<br />

ten, <strong>die</strong> wohl bereits aufgrund vergangener Aufenthalte<br />

konditioniert wurden, eine beständig hohe<br />

qualitative Leistung erwarten und nicht mehr initial<br />

positiv<br />

werden konnten. Patienten mit<br />

Aufenthaltserfahrung in der 5-Sterne-Hotellerie<br />

waren vor allem mit der «Qualität der Speisen« unzufriedener<br />

und beurteilten <strong>die</strong>se signifikant tiefer<br />

als der residuale Patientenstamm.<br />

Die Defizite in Bezug auf <strong>die</strong> »Speisetemperatur<br />

könnten durch Optimierungen in der Logistik gelost<br />

werden. Dabei kamen einerseits kapitalintensive Technologieösungen<br />

wie Induktions- oder Konvektions-<br />

Umluftwägen in Frage oder andererseits eine Prozessumstellung<br />

mit erhöhten Personalbedarf, um eine<br />

schnellere Speiseverteilung gewahrleisten zu konnen.<br />

Im doch eher monotonen Tagesverlauf eines Patienten<br />

nimmt das Essen eine besondere Bedeutung ein, mit<br />

welchem im günstigsten Fall positive Gefühle verbun-<br />

den werden. Dieses Element sollte daher vom Manage-<br />

ment entsprechend gewürdigt werden.<br />

Hotelleistungen: «Cafeteria mit Kiosk<br />

und Patienten-Parkplätze unentbehrlich))<br />

Die Beurteilung der Hotelleistungen allgemeiner Art<br />

orientierte sich an Kriterien, welche auch in der ge<br />

hobenen Hotellerie eine gewisse Bedeutung haben.<br />

Die exakte Zusammensetzung der angegebenen<br />

Qualitätsvariablen basierte einerseits auf bereits<br />

bestehenden Dienstleistungen der Privatklinik (z.B.<br />

Cafeteria mit Kiosk, 24-Stunden-Rezeption, A-lacarte-Restaurant,<br />

Blumen- und Pflanzenservice,<br />

Coiffeur, mehrere kulinarische Menüs, Konferenz-!<br />

Sitzungsmöglichkeiten) als auch auf Hotelleistungen,<br />

<strong>die</strong> gemäss schweizerischern Sternekatalog der Ho-<br />

tellerie sogenannte Musskriterien zur Erlangung des<br />

5-Sternstatus darstellen (Parkplätze/Garage, Con-<br />

ciergeservice, Fahr-/ Limosinenservice, 24-Stunden-<br />

Room Service, Business Center, Portier-/Gepäckservice,<br />

24-Stunden Housekeeping Service, Sekreta-<br />

riatsarbeiten, Weckservice).<br />

Auf <strong>die</strong> Frage, wie wichtig <strong>die</strong> oben genannten<br />

Hotelleistungen in der Klinik wären/sind, wurden<br />

nur gerade zwei der 15 vorgelegten Kriterien als<br />

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relativ wichtig eingestuft: «Cafeteria mit Kiosk)) und<br />

«Patienten-Parkplätze». Alle anderen aufgeführten<br />

Hotelleistungen wurden als indifferent oder als<br />

unwichtig befunden. Gewisse Dienstleistungen<br />

könnten sogar gänzlich aus dem Angebot einer<br />

Privatklinik eliminiert werden, da scheinbar keine<br />

reelle Nachfrage von Seite der Patienten besteht.<br />

Andererseits könnten neue, noch gänzlich unbekannte<br />

Leistungen wie ein Bücherservice für Patienten<br />

oder ein Einkaufsservice für den Tag des<br />

Patientenaustritts (Lebensmittel, etc.) in den kommenden<br />

Jahren Wettbewerbschancen zur Differenzierung<br />

im Kampf um den Kunden darstellen.<br />

Interessanterweise existieren keine nennenswerten<br />

Unterschiede in Bezug auf Hotelleistungen zwischen<br />

privatversicherten Patienten und Halbprivat- oder All-<br />

gemeinversicherten. Die jüngeren Patienten haben<br />

hingegen generell höhere Erwartungen an Hotelleistungen<br />

allgemeiner Art als ältere Patienten, insbeson-<br />

dere in Bezug auf <strong>die</strong> folgenden Aspekte: «Cafeteria<br />

mit Kiosk», «24h Room-Service» und «Business Cen-<br />

ter)). Die Resultate der anspruchsvolleren jüngeren<br />

Patienten sind insofern von Bedeutung als <strong>die</strong>se Pa-<br />

tientengruppe den Hauptmarkt von morgen darstellt.<br />

Wer <strong>die</strong>s frühzeitig erkennt und vorteilhaft nutzt, kann<br />

von langfristiger Kundenbindung und Patientenloyali-<br />

tät nachhaltig profitieren.<br />

Die bereits erwähnte Referenzstu<strong>die</strong> aus Griechen-<br />

land ermittelte zudem, dass neben den obigen Hotel-<br />

leistungen auch Aspekte wie ((Besuchszeiten)) (4,45),<br />

((Innenausstattung einer Klinik)) (4,10) und «Transport-<br />

service/-wesen» (3,90) eine wichtige Stellung in der<br />

Wahrnehmung der Patienten einnehmen.<br />

Konklusion für Patienten<br />

und Spitalmanagement<br />

Hotelleistungen werden zukünftig in Kliniken, ins-<br />

besondere Privat<strong>kliniken</strong>, stärker ausgebaut werden<br />

und wahrscheinlich eine noch klarere Leistungsdif-<br />

ferenzierung gemäss Patientenversicherungsstati<br />

mit sich bringen, d.h. deutliche Mehrleistungen für<br />

privatversicherte Patienten gegenüber anderen Ver-<br />

sicherungsmodellen. Das Spitalmanagement wird<br />

aber feststellen müssen, dass der kompetente Privatpatient<br />

von morgen kritischer prüfen wird, welche<br />

Leistungen er im breiten Angebot der Schweizer<br />

Privatspitäler wählen wird. Wie unsere Resultate<br />

zeigen, muss gerade das Angebot der Hotelleistun-<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

gen für jeden Spitalanbieter individuell geprüft<br />

werden, da nicht alle Leistungen verlangt respektive<br />

geschätzt werden. Verschiedene internationale<br />

Spitalstu<strong>die</strong>n zeigten mit Hilfe des Servqual-ModelsTM<br />

(empathy, tangibles, reliability, responsiveness und<br />

supporting), dass Patienten insbesondere höchsten<br />

Wert auf <strong>die</strong> Verlässlichkeit (reliability) der Dienst-<br />

leistungen in Spitälern legen.<br />

Optimaler Mix für nachhaltigen Erfolg<br />

Deshalb wird nur das Privatspital, welches eine konstante<br />

Dienstleistungsqualität sowohl im medizini-<br />

schen als auch im Hotellerie-Bereich gewährleisten<br />

kann, nachhaltig Erfolg haben. Dabei kommt auch<br />

dem optimalen Mix des Dienstleistungsbündels in<br />

der Hotellerie eine grosse Bedeutung zu. Das Spitalmanagement<br />

sollte dabei <strong>die</strong> Ressourcen auf <strong>die</strong><br />

aus Patientensicht zentralen Aspekte und Leistungen<br />

konzentrieren, aber gleichzeitig auch Mittel fur <strong>die</strong><br />

Produktentwicklung bereitstellen, da neue und in.<br />

novative Dienstleistungen mit substantiellem Mehr<br />

wert für den Privatpatienten <strong>die</strong> Faktoren fur den<br />

Geschäftserfolg von morgen legen könnten.<br />

WEITERFOHRENDE INFORMATIONEN<br />

• Detailliertere Information zu den Forschungsprojekten<br />

können bei den Autoren direkt angefragt werden<br />

(roland.schegg@hevs.ch)<br />

• Kullmann, P. und Schegg, R. (2006). Hotellerie<strong>die</strong>nst-<br />

leistungen einer Privatklinik. Gastrofacts online —<br />

www.gastrofacts.ch/bereiche/business/artikel/klinik.htm<br />

• Kullmann, P. und Claessen, B. (2005), Hirslanden Klinik<br />

Aarau: A votre Service. Clinicum, Ausgabe 6/05, S.59-63<br />

(claessen©deutsche-patientenhotel.de)<br />

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REFERENZEN<br />

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Economic Research der Credt Suisse (2006).<br />

Gesundheitswesen. Aktuelle Lage und Trends<br />

für 2006. v.ww.credit-suisse.com<br />

2 Clinicuni (2005). Spitäler: Niemand entrinnt (<br />

dem Wettbewerb. 06/2005<br />

3 HTR CV Suisse 2005). Jedes zweite Spital mit<br />

Hotellerle. 24.1 S.2005<br />

4 HTR GV Suisse (2006). Hotellerle mi Spital:<br />

Qualitativ klar ein Gewinn. 23.02.2006<br />

Angelopou(ou, Kangis und Babis (1998). Private<br />

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perceptio.is. International Journal of Healtb Care<br />

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7 Mülle Prof. Dt Hansruedi (2004). Qgalitätsma-<br />

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8 Youssef, Nel und Bovaird (1996). Health care<br />

quallty in NIlS hospitals. International Journal of<br />

Health Care QualityAssurarice 9/1, 515—28<br />

4600 Olten 1<br />

Auflage 6x jährlich 5'100<br />

1 1<br />

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