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Magazin SWISSLIFE Herbst 2012

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1<br />

Hey, die Hübsche da am Nebentisch<br />

hat dir ganz schön hinterher<br />

geschaut. Kennst du sie, Mike?<br />

2<br />

5<br />

<strong>SWISSLIFE</strong><br />

3. Jahrgang // Ausgabe 3 // Fr. 6.50<br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong> // Jungmannschaft<br />

Aline (17)<br />

Nein, noch<br />

nicht, aber<br />

das lässt sich<br />

ja ändern…<br />

Mike isst wie meist mit Kollegen in der Kantine.<br />

Die hübsche Aline fällt ihm sofort auf…<br />

Das<br />

sieht ja fast aus wie<br />

Liebe auf den ersten Blick!<br />

So charmant hab ich Mike<br />

noch nie erlebt…<br />

Sie ist eine<br />

Praktikantin<br />

und heisst<br />

glaub Aline!<br />

Warum sitzt sie ganz alleine da?<br />

Mir gefällts total in Zürich, man kann hier so viel machen…<br />

Und – warst du auch<br />

schon auf der Seewiese?<br />

Ich gehe heute<br />

Abend mit Freunden<br />

dort hin. Kommst du<br />

auch?<br />

Aline und Mike haben nur Augen füreinander und<br />

verstehen sich blendend. Den Kollegen gefällts…<br />

Mike (18)<br />

Someone Someone<br />

Like Like<br />

3<br />

Wow,<br />

genau mein Typ!<br />

Ein hammer<br />

Lächeln…<br />

Ja, das wär<br />

cool! Da war<br />

ich noch nie…<br />

Hallo, ich bin<br />

Mike! Willst<br />

du dich zu<br />

uns setzen?<br />

6 7<br />

YOU<br />

Mike geht zu Aline und<br />

spricht sie spontan an…<br />

Gerne! Aline…<br />

Ich bin neu hier<br />

und kenne fast<br />

niemanden…<br />

4<br />

Gibst du mir noch deine<br />

Handynummer, falls wir<br />

uns nicht sehen sollten?


Mike ist<br />

total süss! Genau<br />

so stell ich mir meinen<br />

Freund vor…<br />

Mir<br />

gehts<br />

voll<br />

nicht<br />

gut!<br />

11<br />

15<br />

18<br />

Ciao…<br />

Wow,<br />

diese schönen<br />

blauen Augen… Der hat<br />

mir echt den Kopf<br />

verdreht!<br />

Aber, was ist<br />

denn los, Laura?<br />

Du hast mich auf Facebook<br />

schon geaddet…<br />

19<br />

Klar…<br />

Cool, dass<br />

du auch da<br />

bist…<br />

Am frühen Abend hängt Mike mit seinen Freunden<br />

am See. Angeregt unterhält er sich mit Aline…<br />

Ich bin total fertig! Meine Eltern wollen<br />

sich trennen und ich fl ieg vielleicht von<br />

der Schule. Es läuft alles schief…<br />

Hey, Mike!<br />

Was ist los?<br />

Jetzt lässt du<br />

sie einfach so<br />

alleine gehen??<br />

8<br />

12<br />

Gefällt mir<br />

auch! Ich bring<br />

dich noch zum<br />

Tram – ok?<br />

Was Aline nicht weiss: Mike ist vergeben! Doch mit seiner Freundin Laura ist es schon lange<br />

nicht mehr, wie es sein sollte. Mike will Schluss machen, aber Laura geht es mies…<br />

9<br />

13<br />

Hey,<br />

warte<br />

mal!<br />

16<br />

Und<br />

dabei wollte ich<br />

ihr heute sagen, dass<br />

es aus ist…<br />

20<br />

Wir könnten ja auch sonst mal was<br />

machen… Würde mich freuen!<br />

Ah, hab dich gar nicht<br />

gehört, hab schon<br />

meine Musik im Ohr.<br />

Danke fürs Begleiten!<br />

Das war ein schöner<br />

Abend mit dir…<br />

Ja… mich<br />

auch!<br />

Was hörst du<br />

denn gerade?<br />

14<br />

Ich kann<br />

jetzt unmöglich Schluss<br />

machen! Laura braucht<br />

mich…<br />

Ich bin so froh, dass ich dich<br />

habe, Mike! Ich weiss nicht,<br />

was ohne dich wäre…<br />

Jetzt muss ich<br />

leider gehen.<br />

Hoffentlich bis<br />

bald…<br />

10<br />

Mike und Aline sind auf einer<br />

Wellenlänge. Dann muss Aline<br />

sich verabschieden…<br />

«Someone<br />

Like You»,<br />

ist zurzeit<br />

mein Lieblingssong…<br />

Als Aline ins Tram<br />

steigt und Mike<br />

einen süssen Kuss<br />

zuwirft, hat sie<br />

Ich Schmetterlinge<br />

glaub, ich bin im Bauch!<br />

verliebt!<br />

Shit!<br />

Was soll ich bloss<br />

machen…<br />

22<br />

21<br />

Dann: Ein<br />

WhatsApp<br />

von Aline!<br />

17<br />

Fortsetzung auf der Rückseite


www.swisslife.ch/magazin<br />

Ich kann an der Schule bleiben und<br />

meine Eltern vertragen sich wieder –<br />

alles ist wieder gut! Ich bin so froh…<br />

Zwei Wochen später ist die Welt<br />

für Laura wieder in Ordnung…<br />

27<br />

Am 18See<br />

sind Aline<br />

und Mike ein Herz<br />

und eine Seele…<br />

Hey, ist das nicht Aline da vorne?<br />

Mike geht ins Kino, um sich abzulenken. Er<br />

hat ein schlechtes Gewissen wegen Laura<br />

und fragt sich, ob Aline noch Single ist…<br />

30<br />

34<br />

Komm, wir kaufen<br />

Popcorn!<br />

Ah, wieder unser Song<br />

«Someone Like You»…<br />

Ich bin so froh, dass ich someone<br />

like you gefunden habe…<br />

Ohh ja, Aline. Voll mit<br />

einem andern Typen da!!<br />

Mann,<br />

der Typ hat sie ja voll<br />

im Arm! Ich habs doch<br />

gewusst…<br />

Dann<br />

muss es jetzt<br />

raus…<br />

Oh,<br />

das ist ja<br />

Mike!<br />

Mike<br />

ist wirklich<br />

total süss!<br />

23 24<br />

28<br />

In der Pause<br />

entdeckt Aline<br />

Mike und stellt<br />

ihm erfreut<br />

ihren Begleiter<br />

vor…<br />

35<br />

Wir zwei gehen<br />

viel zu wenig<br />

ins Kino!<br />

Ich bin<br />

so happy… Das ist<br />

die beste Zeit meines<br />

Lebens…<br />

Waas?<br />

Das<br />

darf<br />

nicht<br />

wahr<br />

sein!!<br />

Stimmt! Und der<br />

Film soll mega<br />

cool sein…<br />

Ich muss dir<br />

was sagen: Ich<br />

habe… ähm…<br />

nicht mehr<br />

genug Gefühle<br />

für dich…<br />

Nein,<br />

ich glaubs ja nicht…<br />

Die halten doch nicht etwa<br />

Händchen?!? Mann, ich<br />

seh nichts…<br />

31<br />

25<br />

Aus Rücksicht auf Laura hat<br />

sich Mike nicht mehr bei<br />

Aline gemeldet – aber sie<br />

geht ihm einfach nicht aus<br />

dem Kopf! Die Beziehung<br />

mit Laura ist vorbei, auch<br />

wenn es hart für sie ist…<br />

Ach ja – das ist übrigens mein Bruder…<br />

36<br />

Ich bin<br />

ja total verknallt!!<br />

Bruder? Aah,<br />

okay…<br />

Raus! Geh<br />

einfach!<br />

29<br />

Schon viel<br />

gehört von<br />

dir, Mike!<br />

Nach der Pause<br />

schreibt Mike…<br />

Sorry – aber ich habe jemand<br />

anderen kennen gelernt…<br />

26<br />

Ende<br />

Ich habs<br />

ja auch schon länger<br />

gespürt… Aber ich wollte<br />

es halt einfach nicht<br />

wahrhaben…<br />

32<br />

Und<br />

das Beste ist,<br />

dass das erst der<br />

Anfang ist…<br />

37<br />

33<br />

Fotos/Produktion: Dany Rohe, Assistenz: Kamé


Grüezi<br />

Die Jugend bewegt uns. Tag für Tag. Als Quelle für eine vielversprechende<br />

Zukunft und Motor für einen positiven Wandel.<br />

Deshalb widmen wir ihr diese Ausgabe und haben sie auch aktiv<br />

in dieses Projekt miteinbezogen. Die Idee zum Umschlag etwa<br />

– eine Fotoromanza, wie wir sie aus unserer «BRAVO»-Zeit<br />

kennen – entwickelten Jugendliche aus unserem Unternehmen.<br />

Für die Umsetzung warfen sich Darsteller des Zürcher<br />

Kinder- und Jugendtheaters Metzenthin in Pose. Und in der<br />

Titelgeschichte spielen Jugendliche die Hauptrolle, die im<br />

(von Swiss Life unterstützten) Wettbewerb «Schweizer Jugend<br />

forscht» ausgezeichnet wurden.<br />

Die Jugend inspiriert uns nicht nur. Sie zwingt uns Erwachsene<br />

auch, unser Bestes zu geben. Wir können nicht genug tun,<br />

um unserer Jungmannschaft ein behütetes Elternhaus anzu-<br />

bieten, eine gute Ausbildung sowie attraktive Lern- und Arbeitsplätze,<br />

die sie nicht nur fordern, sondern auch fördern. Die<br />

Jugendlichen sind unser Kapital für die Zukunft, sie bilden die<br />

Mannschaft, welche die Schweiz von morgen prägt.<br />

Und wir können von der Jugend lernen. Einer unserer jungen<br />

Forscher bringt auf den Punkt, was im Erwachsenenleben zu<br />

oft der Strecke bleibt: «Ich habe einfach etwas gemacht, das mir<br />

Freude bereitet. Das ist alles.»<br />

Ich wünsche Ihnen viel (jugendlichen) Spass beim Lesen!<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Editorial // 3<br />

Ivo Furrer, CEO Swiss Life Schweiz:<br />

«Es gibt gute Gründe, an eine grossartige Zukunft<br />

der Schweiz zu glauben. Vier davon finden Sie in<br />

unserer Titelgeschichte ab Seite 20.»<br />

PS: Unser <strong>Magazin</strong> <strong>SWISSLIFE</strong> ist diesen Sommer<br />

vom renommierten Branchenverband «Forum<br />

Corporate Publishing» als beste deutschsprachige<br />

Kundenpublikation im Bereich Finanzdienstleistungen<br />

ausgezeichnet worden. Sie – unsere<br />

geschätzten Leserinnen und Leser – jedes Mal<br />

wieder von Neuem zu begeistern: Das hält auch<br />

uns bei <strong>SWISSLIFE</strong> jung!


06 Swiss Photo Selection: Mädchenzimmer<br />

Mädchen im Teenageralter haben viele Themen: Kleider und<br />

Frisuren, Schule und Hobbies, Jungs und die erste grosse Liebe.<br />

Die Fotografen Judith Stalder und André Uster zeigen in ihren<br />

Porträts eine ebenso unsichere wie ungeschminkte Wahrheit.<br />

16 Zwei Seiten: Wie der Grossvater, so der Enkel<br />

20 Schwerpunkt: Forsche Forscher<br />

Sie tüfteln, denken, kombinieren, bis ihre Ideen konkret sind:<br />

Was beim Wettbewerb «Schweizer Jugend forscht» eingereicht<br />

wird, hat Hochschulniveau. Und ist ein Grund, weshalb man<br />

sich um die Zukunft unseres Landes keine Sorgen machen muss.<br />

32 Zahlensalat: Gamen, glotzen, googeln<br />

35 Nachfolge im Unternehmen: So fängt Zukunft an.<br />

Gesamtverantwortung: Swiss Life Public Relations, Martin Läderach Redaktionskommission: Ivo Furrer,<br />

René Aebischer, Thomas Bahc, Monika Behr, Thomas Langenegger, Christian Pfister, Hans-Jakob Stahel,<br />

Paul Weibel Redaktionsleiter UPDATE: Dajan Roman Redaktionsadresse: <strong>Magazin</strong> <strong>SWISSLIFE</strong>,<br />

Public Relations, General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Projektleitung: Mediaform,<br />

Christoph Grenacher, Ittenthal Konzept und Gestaltung: Festland Werbeagentur, St.Gallen/Zürich<br />

Übersetzung: Swiss Life Language Services Druck und Versand: Heer Druck AG, Sulgen Erscheinungsweise:<br />

3 x jährlich; Frühling, Sommer, <strong>Herbst</strong> Auflage: 100 000 Anzeigenverkauf: Mediaform, Baumgärtli,<br />

5083 Ittenthal, mediaform@mediaform.ch Adressänderungen/Bestellungen: <strong>Magazin</strong> <strong>SWISSLIFE</strong>,<br />

General-Guisan-Quai 40, 8022 Zürich, magazin@swisslife.ch Rechtlicher Hinweis: In dieser Publikation<br />

vermittelte Informationen über Dienstleistungen und Produkte stellen kein Angebot im rechtlichen Sinne dar.<br />

Über Wettbewerbe wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Gedruckt auf FSC-Papier. ISSN 2235-7645<br />

Zarte Pflänzlein<br />

Was wäre das Leben ohne beste Freundinnen, mit<br />

denen man über seine Träume und Sorgen reden<br />

kann. Bei denen man sich nicht hinter einer Maske<br />

verstecken muss, sondern sich selbst sein darf.<br />

Freude an der Wissenschaft<br />

120 Arbeiten wurden für den Wettbewerb <strong>2012</strong><br />

von «Schweizer Jugend forscht» eingereicht. In<br />

die Endrunde schafften es 61. <strong>SWISSLIFE</strong> stellt<br />

vier Finalisten und ihre Projekte vor.


Von Hasen und Vögeln<br />

Tobias Meier züchtete als kleiner Junge Hasen. Dann<br />

Enten, die vom Fuchs geholt wurden, schliesslich<br />

Wachteln. Tobias Meier mag seine gefiederten<br />

Tierchen. Auch knusprig gebraten auf dem Teller.<br />

Start-ups – aber sicher!<br />

Wer eine eigene Firma gründet, muss an dies<br />

und das denken – die berufliche Vorsorge fällt<br />

dabei schnell unter den Tisch. Dank Swiss Life<br />

Business Direct sind Jungunternehmen ebenso<br />

schnell wie umfassend versichert.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

44 A Swiss Life: Tobias Meier<br />

Als jüngster Wachtelzüchter der Schweiz hält Tobias Meier im<br />

Schnitt 125 Tiere. Ohne Männchen sind die Weibchen ruhiger,<br />

dann legen sie pro Woche neun Eier. Diese verkauft «Wachtelmeier»<br />

für 55 Rappen das Stück.<br />

53 Küchenfreuden: Bündner Hirsch, exotisch gewürzt<br />

55 Beni Frenkel: Über Klugscheisser und ihre Fürze<br />

56 Wettbewerb:<br />

mit dem Jugendblasorchester Kriens<br />

Gewinnen Sie ein Hauskonzert<br />

58 Zugabe: Luca Hänni über «I Will Die For You»<br />

Inhalt // 5<br />

Beilage: UPDATE<br />

Lesen Sie, wie eine Sparversicherung aussieht, die von unseren<br />

Kunden mitgestaltet wurde, wie einfach Ihre Gesundheitsvorsorge<br />

neu sein kann und wie Swiss Life Ihnen mit einer neuen Dienstleistung<br />

den Kauf oder Verkauf von Wohneigentum erleichtert.


Mädchenzimmer<br />

Mal erwachsen, im nächsten Augenblick wieder Kind:<br />

Unsicherheit, Zweifel und tausend Fragen prägen die Zeit der<br />

Pubertät. Die Fotografen Judith Stadler und André Uster<br />

haben die Zerbrechlichkeit junger Mädchen in eindringlicher<br />

Nähe festgehalten. ›››<br />

In «Swiss Photo Selection» präsentiert<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> Arbeiten von Schweizer<br />

Fotografen, die von der internationalen<br />

Jury des «Swiss Photo Award – ewz.selection»<br />

ausgezeichnet wurden.<br />

www.ewzselection.ch


Valerie (12): An unserer Schule hat es auch Mädchen, die sind so fest geschminkt, dass man meint, sie seien verhauen worden.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Swiss Photo Selection // 7


Irina (12): Wenn ich einen sehe, den ich hübsch finde, weiss ich noch nichts über seinen Charakter, ich kenn ihn ja noch nicht. Aber er muss Spass verstehen.


Fiona (13): Freundinnen braucht man einfach, weil man viel voneinander lernen kann. Sie sind wie ein Spiegel.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Swiss Photo Selection // 9


Ilona (12): Wenn ich mal einen Freund habe, muss er mich seinen Kollegen vorstellen und es muss ihm egal sein, was sie sagen.


Lina (13): Am Anfang bist du immer zusammen, weil du so verliebt bist. Aber plötzlich merkst du, dass du deine Kolleginnen vernachlässigst, und das ist nicht gut.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Swiss Photo Selection // 11


Nuria (16): Im 10. Schuljahr hat man die Klinge am Hals. Alle fragen mich nach meiner Lehrstelle und ich habe noch keine. Die Ungewissheit ist mega schlimm.


<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Judith Stadler und André Uster:<br />

«Junge Menschen tragen diese entwaffnende<br />

Fragilität im Gesicht.»<br />

Judith Stadler studierte Fotografie an der Ecole<br />

supérieure d’arts appliqués in Vevey. Nach Assistenzen<br />

im In- und Ausland und der Mitarbeit<br />

in einer Fotogalerie ist sie heute als selbständige<br />

Fotografin tätig. André Uster sammelte an Zürcher<br />

Theatern Erfahrung als Beleuchter und bildete<br />

sich in mehrjährigen Assistenzen zum Fotografen<br />

weiter. Seit 2001 sorgen die beiden mit persönlichen<br />

gemeinsamen Arbeiten und Ausstellungen<br />

für Aufsehen – und für Auszeichnungen.<br />

Aber auch einzeln ist das Doppel stark: Judith<br />

Stadlers Fotografien befassen sich seit Jahren mit<br />

dem Spannungsfeld zwischen Sein und Schein.<br />

Immer wiederkehrender Fokus ist die Identitätssuche<br />

junger Menschen auf ihrem Weg durch<br />

die Adoleszenz. André Usters Arbeiten spielen<br />

mit den Sehgewohnheiten des Betrachters, indem<br />

er das Medium Fotografie mittels digitaler Bild-<br />

bearbeitung auf seinen dokumentarischen Wahrheitsgehalt<br />

prüft und in Frage stellt.<br />

Swiss Photo Selection // 13<br />

Für Auftragsarbeiten sind Judith Stadler<br />

und André Uster oft als Team unterwegs.<br />

Dabei erlaubt die digitale Technik eine<br />

wechselnde Besetzung von Kamera und<br />

Regie. Dieses bisweilen fast filmische<br />

Vorgehen hat sich bewährt, sei es beim<br />

Fünfsternekoch, beim Bergbauern<br />

oder in den Hotelzimmern dieser Welt.<br />

www.dasbild.ch


Fräuleinwunder<br />

Vor sechs Jahren erzählten im «SonntagsBlick» sechs Mädchen aus<br />

dem Schweizer Mittelland über ihre Träume, die Liebe und ihre<br />

Vorstellungen vom Leben. Wir haben die sechs Teenager von damals<br />

aufgespürt und sie nach einem aktuellen Bild gefragt. Die jungen<br />

Frauen zwischen 18 und 22 Jahren pflegen ihre Freundschaft von<br />

einst noch immer – und wissen sehr genau, was sie wollen.<br />

Valerie (18): Als ich mein Bild mit dem Interview von damals zur Hand<br />

nahm, musste ich als erstes Schmunzeln. Ich denke, dass wir zu dieser Zeit<br />

noch ein bisschen naiv und unbesorgter waren. Auch die meisten Ansichten<br />

haben sich wohl geändert. Doch wenn ich zurückblicke, bin ich sehr froh,<br />

eine schöne Kindheit und Jugend verbracht zu haben.<br />

Irina (18): Damals, mit 12, habe ich alles noch aus einer total anderen<br />

Perspektive gesehen. Aber auch jetzt weiss ich noch nicht so genau, was ich<br />

will. Der Weg ins selbstständige Leben, allein zu wohnen, auf sich selber<br />

aufpassen – das sind Dinge, die mich seit gut zwei Jahren begleiten. Und<br />

langsam kommt die Zeit, in der ich auch dazu bereit bin.


Auch mit Fiona (19) hatten wir Kontakt, kamen jedoch zu keinem aktuellen<br />

Bild. Sie schrieb uns: «Da ich kein Smartphone habe, dauert es etwas<br />

länger, bis das Foto kommt.» – und fügte an: «Das mit den Smartphones<br />

und wie sie den Umgang mit Freunden, Kontakten oder der Liebe verändert<br />

haben, wäre sicher auch noch ein spannendes Thema.»<br />

Lina (19): Die engsten Freundinnen und Freunde kenne ich seit meinen<br />

Kindstagen und habe drum eine enge Beziehung zu ihnen. Bei Ilona und mir<br />

meinen sogar viele, wir seien Schwestern, weil wir sehr vertraut miteinander<br />

umgehen. Wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin, kann ich den Rest<br />

der Welt vergessen, über alles reden, was mich gerade beschäftigt – und<br />

schon fühle ich mich besser.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Swiss Photo Selection // 15<br />

Ilona (18): Nicht nur mein Freundeskreis, auch meine Familie ist gewachsen.<br />

2007 durfte ich die Geburt meines kleinen Bruders hautnah miterleben.<br />

Natürlich wurde ich auch älter und reifer, ich habe Erfahrungen gesammelt,<br />

die mir in meinem Leben weiterhelfen. Privat, in Sachen Liebe, ist bei mir<br />

bis vor Kurzem noch nichts Grosses passiert – aber seit zwei Monaten<br />

geniesse ich eine feste Beziehung.<br />

Nuria (22): Wenn ich heute an meine Zukunft denke, so bin ich sicher<br />

optimistischer als früher. Ich habe eine abgeschlossene Lehre als Buch-<br />

händlerin, mache gerade die Vollzeit-Berufsmatura und stehe vor dem<br />

Entscheid, in welche Richtung mein beruflicher Weg gehen soll.<br />

Leider gibt es im Bereich der sozialen Arbeit, in dem ich gerne studieren<br />

würde, nur wenig Studienplätze. Das macht mir etwas Sorgen.


Text: Lucas Roos, Bild: Daniel Ammann<br />

Bauer,<br />

ledig,<br />

übernimmt<br />

Stefan Mock (16),<br />

Bauernsohn in Ausbildung, Lichtensteig SG<br />

«Mein Grossvater war Bauer. Mein Vater ist<br />

Bauer. Und auch ich möchte Bauer werden und<br />

eines Tages vielleicht unseren Hof übernehmen<br />

und weiterführen – mein kleinerer Bruder möchte<br />

dies allerdings auch. Was mir am Bauern besonders<br />

gefällt, sind die schweren Maschinen. Ich finde sie<br />

spannend und fahre gerne mit dem Traktor und dem<br />

Transporter – einst hat man ja noch Kühe für den<br />

Transport benutzt. Ich bin froh, dass es heute Maschinen<br />

gibt, früher war die körperliche Arbeit sehr hart,<br />

ich weiss nicht, ob ich das geschafft hätte. Meine<br />

Arbeitstage sind recht lang, ich bin von morgens halb<br />

sechs bis abends halb sieben auf den Beinen. Meine<br />

Ausbildung zum Landwirt mache ich auf einem Hof in<br />

Wil, einen Tag pro Woche besuche ich die Landwirtschaftsschule<br />

in Flawil. In meiner Freizeit schlafe ich<br />

am liebsten aus und treffe mich mit Kollegen. Meinen<br />

Laptop brauche ich für die Schule, manchmal gehe<br />

ich auf Facebook. Gamen tu ich nie. Im Winter fahre<br />

ich gern Ski – mein Traum ist, einmal einen Winter<br />

lang ein Pisten fahrzeug zu fahren. Ich freue mich schon<br />

jetzt darauf, eines Tages mein eigener Chef zu sein,<br />

meine Zeit selber einteilen zu können und später einmal<br />

den Hof meines Vaters zu übernehmen.»


Zwei Seiten // 17<br />

«Der Hof auf diesem Bild stammte aus dem Jahr 1677.<br />

Als ich 38 war, haben wir den neuen gebaut.»<br />

Ernst Mock (75),<br />

Bauer in Pension, Lichtensteig SG<br />

«Mein Grossvater war Bauer. Mein Vater war<br />

Bauer. Und auch ich wollte nichts anderes als<br />

Bauer werden. Mein Glück war, dass ich keinen<br />

Bruder hatte, der unseren Hof damals auch<br />

übernehmen wollte. Besondere Freude machte mir<br />

die Arbeit mit Holz und den Tieren und dass ich<br />

mein eigener Herr und Meister war. Natürlich waren<br />

die Tage lang, wir haben sehr viel gearbeitet – im<br />

Sommer von sechs Uhr morgens bis abends um halb<br />

acht. Feierabend war erst, nachdem wir die Milch<br />

in der Käserei abgeliefert hatten. Früher dauerte alles<br />

ein bisschen länger. Wir hatten noch keine Maschinen<br />

und mussten vieles von Hand erledigen. Die Kühe<br />

melken, zum Beispiel: Erst Anfang der Achtzigerjahre<br />

gab es bei uns eine Melkmaschine. Frei nahmen wir<br />

kaum, höchstens an Wochenenden, wenn es einen<br />

Anlass gab wie etwa ein Turnfest oder ein Wettschiessen<br />

im Schützenverein, manchmal machten wir eine<br />

Wanderung. Im Winter gingen wir auch Ski fahren.<br />

Wir mussten nicht weit weg, es gab ja damals noch viel<br />

mehr Schnee. Ich war immer gern Bauer, auch wenn<br />

die Arbeit streng war. Weil ich mit der Zeit das eine<br />

oder andere gesundheitliche Problem bekam, war ich<br />

froh, als mein jüngster Sohn den Hof übernahm.»


MENSWEAR COLLECTION<br />

FALL/WINTER <strong>2012</strong>/13<br />

WWW.pAuLkEhL .COM .COM


Wer hats<br />

erforscht?<br />

Sie schreiben Maturarbeiten auf<br />

Hochschulniveau, stecken hunderte von Stunden in ihre<br />

Erfindungen – und sind so bescheiden, als kämen sie<br />

direkt aus dem Benimmkurs: Die Gewinner<br />

›››<br />

von «Schweizer<br />

Jugend forscht» hinterlassen Eindruck.<br />

Text: Florian Leu, Bild: Sara Merz<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Schwerpunkt // 21


Eleonora las einen Stapel Bücher<br />

und wurde zur Zellforscherin.<br />

Anna schrieb Lieder in einer<br />

Sprache, die vom Aussterben bedroht<br />

ist. Fabian sass vierhundert Stunden<br />

über Schaltkreisen und baute einen<br />

3D-Scanner. Und Daniel entwarf ein<br />

Flugzeug, und als es abhob, spürte er<br />

sein Herz hüpfen. Für das Finale von<br />

«Schweizer Jugend forscht» kamen sie<br />

aus ihren Laboratorien und Tonstu-<br />

dios, Kinderzimmern und Hobbykellern.<br />

Und wer mit ihnen sprach, fühlte<br />

sich wie der Fahrer einer Seifenkiste,<br />

die auf den Nürburgring geraten ist.<br />

Sie sind die Elite von morgen. Sie sind<br />

der Grund, weshalb man sich keine<br />

Sorgen machen muss um die Zukunft<br />

unseres Landes.<br />

Die Farbe der Zahlen: Eleonora<br />

Ihr Geburtstag war gelb, ihr Name<br />

schimmert grün, ihr Alter kommt ihr<br />

braun vor und dumm. Nächstes Jahr<br />

wird sie zwanzig und freut sich drauf,<br />

denn gerade Zahlen wirken klüger.<br />

Eleonora Frau ist Synästhetikerin, ihre<br />

Zahlen und Wörter schillern in allen<br />

Farben, oft haben sie auch eine Textur.<br />

Ihre Sinne sind verknüpft, ihr Hirn<br />

hat mehr zu tun als andere, manchmal<br />

kommt sie sich vor wie ein Alien.<br />

Ein Alien, der ein Dutzend Dinge<br />

tun kann, ohne schlapp zu machen. Eleonora<br />

ist Tessiner Meisterin im Schwimmen,<br />

Reiterin, Fechterin, Chorsängerin,<br />

Violinistin, Pianistin, Parteigründerin,<br />

Nachhilfelehrerin, Jahrgangsbeste, Herausgeberin<br />

der Schülerzeitung, Olympionikin<br />

in Mathe, und bald ist sie auch<br />

Medizinstudentin. Sie sagt, ihre Neugier<br />

gehe auf alles los, als wäre sie ein<br />

Zwerg mit einem Rottweiler an der Leine.<br />

Manchmal muss sie bremsen, sonst<br />

würde sie zum Crash Test Dummy<br />

ihres Selbstexperiments. Das besteht<br />

darin, sich so viel aufzuhalsen, dass sie<br />

statt eines Trägerleibchens auch ein<br />

T-Shirt mit einem Spruch von Fassbinder<br />

tragen könnte: Schlafen kann ich,<br />

wenn ich tot bin.<br />

Der Satz des rastlosen Regisseurs<br />

hätte Eleonora auch als Motto für ihre<br />

Abschlussarbeit am Liceo Lugano gebrauchen<br />

können. Sie ging der Frage<br />

nach, was den Tod von Zellen verursacht.<br />

Sie las einen Stapel Manuskripte<br />

über Molekularbiologie, durchkämmte<br />

Studien über die Telomere, das sind<br />

die Enden der Gene, die bei jeder Zellteilung<br />

schrumpfen. Sie fragte namhafte<br />

Wissenschafter in Lausanne, ob sie<br />

ein Praktikum in ihrem Labor machen<br />

könne. Wochenlang war sie dort und<br />

schaute durch Mikroskope. Es war wieder<br />

wie damals im Biologieunterricht,<br />

als sie zum ersten Mal die Doppelhelix<br />

sah und sich sagte: «Das interessiert<br />

mich brennend!»<br />

Eleonora stiess bei ihrer Arbeit auf<br />

ein Enzym, das den Tod von Zellen beschleunigt.<br />

Drei Details zeigen, wie sich<br />

ihre Forschung auf ihren Alltag ausgewirkt<br />

hat: Wenn sie im Bus eine Greisin<br />

sieht, die sich setzen will, aber noch gut<br />

auf den Beinen ist, behält sie ihren<br />

Platz. Denkt sie über Unsterblichkeit<br />

nach, spürt sie den Wunsch nach einem<br />

Leben ohne Ende kaum noch. Und sie<br />

isst mehr Flocken und Gemüse. Den<br />

Platz im Bus behält sie, weil sie erfahren<br />

hat, dass schon das Gefühl, alt und<br />

sitzplatzbedürftig zu sein, alt und sitzplatzbedürftig<br />

macht. Ihre Sehnsucht<br />

nach Unsterblichkeit ist sie losgeworden,<br />

weil die Welt, wenn der Tod tot<br />

wäre, aus den Nähten platzte und der<br />

Wert des Augenblicks verschwände.<br />

«Meine Neugier<br />

geht auf alles los,<br />

als wäre sie ein<br />

Zwerg mit einem<br />

Rottweiler an der<br />

Leine.»<br />

Eleonora Frau<br />

Und mehr Getreide isst sie, weil es neben<br />

Gemüse das Beste ist, wenn es um Langlebigkeit<br />

geht. «Würde man besser verstehen,<br />

wie dieses Enzym wirkt, könnte<br />

man nicht nur den Tod von Zellen aufhalten»,<br />

sagt Eleonora. «Man könnte<br />

auch bewirken, dass die Zellen schneller<br />

sterben und die Leute weniger leiden.»<br />

Es ist ein heisser, blauer Sommertag<br />

in Lugano. Beim Blick auf die Uhr stellt<br />

man fest, dass in zwanzig Minuten zwei<br />

Stunden vergangen sind. Eleonora muss<br />

zurück ins Schwimmbad, zurück zur<br />

Arbeit. Sie bringt Kindern das Schwimmen<br />

bei und unterrichtet Erwachsene,<br />

die Lebensretter werden wollen.<br />

Die Wachheit des Tüftlers: Fabian<br />

Fabian Tschopp aus Birmensdorf erfand<br />

Spiele für Smartphones, und weil<br />

es schwierig ist, Figuren am Bildschirm<br />

zu entwerfen, sah er sich nach einem<br />

3D-Scanner um. Einem Gerät, mit dem<br />

er seine Plastikdinos digitalisieren würde,<br />

um sie in seine Games einzufügen.<br />

Als er sah, dass er dafür 10 000 Franken<br />

bräuchte, entschloss er sich, selbst einen<br />

Scanner zu bauen. Die Betreuer seiner<br />

Maturarbeit zweifelten an Fabians Vorschlag,<br />

sie wollten ihn vor sich selber<br />

schützen. Doch vierhundert Stunden<br />

später hielt er das Ding in den Händen.<br />

Vierhundert Stunden, in denen er meist<br />

allein am Tüfteln war und manchmal


Eleonora Frau ging der Frage nach, was den Tod von Zellen verursacht – und gewann damit einen neuen Blick aufs Leben.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Schwerpunkt // 23


Fabian Tschopp baute einen Scanner, der seine Dino-Figuren als 3D-Monster für Smartphone-Games aufleben lässt.


Anna Greipl übersetzte Geschichten ihres Grossvaters in die aussterbende Sprache ihrer Mutter und loopte sie zu schwerelosen Songs.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Schwerpunkt // 25


«Das Machen ist<br />

das Schönste.<br />

Fertige Dinge<br />

verlieren schnell<br />

an Reiz.»<br />

Fabian Tschopp<br />

staunte, dass er sich so gut an seinen<br />

Zeitplan hielt. Ab und zu wunderte er<br />

sich auch über seine Wachheit. Wenn er<br />

keine Lösung fand, blieb er sitzen, bis er<br />

sie hatte, und ging zum Pfeifkonzert der<br />

Vögel ins Bett.<br />

Er scannte seinen Tyrannosaurus<br />

dann zwar ein, aber die Idee mit dem<br />

Spiel liess er bleiben. In der Zwischenzeit<br />

seien ihm andere Ideen ge kommen,<br />

sagt Fabian, ein schmaler Neunzehnjähriger<br />

mit blauen Gummi latschen<br />

und roten Haaren, der mit einem Glas<br />

Hahnenwasser am Stubentisch sitzt<br />

und vor allem in Hauptsätzen spricht.<br />

«Das Machen ist das Schönste. Fertige<br />

Dinge verlieren schnell an Reiz.»<br />

Fabian hat früh angefangen. Er war<br />

acht, als er den ersten Kosmos-Baukasten<br />

bekam. Die Kartonkisten mit<br />

den Schaltkreisen und Reagenzgläsern,<br />

Lämpchen und Petrischalen standen<br />

wohl am Anfang vieler Forscherkarrieren.<br />

Als Fabians Vater, ein PC-Supporter,<br />

das Geschenk nach Hause brachte,<br />

ahnte er vermutlich nicht, dass sein<br />

Sohn die nächsten zehn Jahre in seinem<br />

Zimmer verschwinden würde. Oder<br />

dass dabei eine Maturarbeit entstünde,<br />

die kein anderer Junge hinbekommen<br />

hätte und für die sich bereits verschiedene<br />

Museen interessieren: Mit Fabians<br />

Scanner könnten sie ihre Ausstellungsstücke<br />

in drei Dimensionen festhalten,<br />

vom Faustkeil bis zum Ritterhelm. Trödeln<br />

ist etwas für andere. Diesen <strong>Herbst</strong><br />

beginnt Fabian ein Informatik-Studium<br />

an der ETH Zürich und macht sich drauf<br />

gefasst, ausser in Mathe und Physik erst<br />

mal wenig zu lernen. Er weiss noch<br />

nicht, was aus ihm wird. Er hätte Lust,<br />

Roboter zu bauen. Aber er würde auch<br />

gern mit Hochleistungsrechnern arbeiten,<br />

Gehirnstrukturen simulieren. «Ich<br />

werde mich nicht auf den Lorbeeren<br />

ausruhen. Das ist klar.»<br />

Heute wird er sich wieder in sein<br />

Zimmer zurückziehen, eine Weile programmieren<br />

und später vielleicht einen<br />

Kollegen anrufen, mit dem er manchmal<br />

Spiele erfindet. Und sollte noch ein<br />

Journalist auftauchen, wird Fabian auch<br />

ihm leise die Tür öffnen, ihn still in die<br />

Stube führen und leicht zusammenzucken,<br />

wenn der Gast um einen Kaffee<br />

bittet. Denn Fabian hat nie gelernt, wie<br />

man diese Maschine bedient. Aber er<br />

braucht auch keinen Kaffee. Er ist schon<br />

wach genug.<br />

Die Geschichten<br />

des Grossvaters: Anna<br />

Es kam ihr vor, als wäre sie noch mal<br />

kurz ein Kind. Mit ihrem Vater sah<br />

Anna Greipl ein Konzert im Kaufleuten,<br />

zwischen den Vorhängen stand ein<br />

Musiker, der alles alleine machte und<br />

dafür sorgte, dass Anna verblüfft im<br />

Publikum stand. Er hatte nur ein Loop-<br />

Gerät vor den Füssen, ein Kästchen mit<br />

Pedalen, mit dem er seine Stimme vervielfachte<br />

und den Saal damit füllte.<br />

Anna war siebzehn und besuchte<br />

das Gymnasium in Zürich-Wiedikon.<br />

Weil sie sich beim Singen fühlte, als<br />

würde sie quengeln, nahm sie Unterricht.<br />

Aber ihrem Vater, der Musiker ist,<br />

verriet sie nichts davon. Nach dem Kon-<br />

zert besorgte sie sich ein Loop-Gerät<br />

und fing an, Akkorde aufeinander zu<br />

türmen, ihre Stimme zum Chor zu machen,<br />

sich in all den Endlosschleifen zu<br />

verlieren, die die kleine Maschine von<br />

sich gab. Bald hatte Anna die Idee für<br />

ihre Maturarbeit.<br />

Sie würde die Legenden ihres Grossvaters<br />

aus Evolène in Songs verwandeln<br />

und sie mit dem Gerät aufführen. «Ich<br />

wollte wissen, ob das Alte und das Neue<br />

zusammenpassen», sagt Anna in ihrem<br />

Übungsraum, den sie im Keller des Elternhauses<br />

improvisiert hat. Sie fuhr<br />

ins Wallis, stellte ihrem Opa einen<br />

Kassettenrekorder hin und bat ihn, die<br />

alten Geschichten zu erzählen. Zum<br />

Beispiel jene über das Verschwinden<br />

der Elfen: Ein Hirte freundet sich mit<br />

einer Elfe an und stellt ihr jeden Tag ein<br />

«Beim Abendessen<br />

kamen wir über<br />

Polyphosphate zu<br />

sprechen, und ich<br />

hatte eine absurde<br />

Freude daran.»<br />

Anna Greipl<br />

Glas Milch hin. Sie flattert vorbei, trinkt<br />

und spricht mit dem Hirten. Dem aber<br />

geht die Elfe bald auf den Geist, und<br />

eines Morgens kocht er die Milch. Als<br />

die Elfe herbeischwebt und trinkt, verbrennt<br />

sie sich. Sie flieht und die anderen<br />

Elfen folgen ihr. Seither hat man in<br />

Evolène nie wieder welche gesehen. Anna


<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Talentscout für Tüftler und Denker<br />

Es begann 1921 mit «Die Odonaten der Umgebung von Basel. Beitrag zur biologischen<br />

Systematik der mitteleuropäischen Libellen»: Seine Dissertation an der Uni<br />

Basel war die erste Publikation des wissensdurstigen Adolf Portmann aus Kleinbasel,<br />

der in seiner Schul- und Studienzeit kaum Mittel besass, um seine Neugier zu leben.<br />

Deshalb gründete er später die Stiftung «Schweizer Jugend forscht».<br />

Seine Begeistertung steckte an, sein Vermächtnis bewegt Generationen von<br />

Jugendlichen: Adolf Portmann (1897–1982), Biologe, Naturphilosoph und<br />

Gründer von «Schweizer Jugend forscht».<br />

Weit über siebzigjährig war Portmann, als er in den späten<br />

Sechzigerjahren den ersten nationalen Wettbewerb unter dem<br />

Namen «Schweizer Jugend forscht» lancierte. Seit mehr als vierzig<br />

Jahren fördert die gemeinnützige Stiftung Jugendliche mit<br />

Wissensdurst, bringt sie mit Fachleuten zusammen, ermöglicht<br />

ihnen Einblicke in ein Forschungsgebiet. Und einmal im Jahr kürt<br />

sie die Besten: Eine Expertenjury wählt aus einer Flut von Matur-,<br />

Diplom- und Abschlussarbeiten die spannendsten aus und lädt die<br />

Schwerpunkt // 27<br />

Jugendlichen zu einer Vorauswahl ein. Die Klügsten und Kreativsten,<br />

knapp hundert Teilnehmende, dürfen ihre Arbeiten beim<br />

Finale vorstellen. Und sie tun dies mit Verve und Leidenschaft, mit<br />

Sachverstand und Disziplin, mit Beharrlichkeit und Standvermögen,<br />

ganz im Geiste des Gründervaters.<br />

«Ich sehe Adolf Portmann vor mir, wie er in den Vorlesungssaal<br />

kommt. Er erläutert, wie sich aus einer Fischbrustflosse ein<br />

Vogelflügel und ein Menschenarm entwickelt haben. Unser Arm,<br />

nichts als eine in Jahrmillionen Evolution entstandene Fischflosse?<br />

Das waren grossartige Bögen über weite Zeiträume. Ich<br />

erinnere mich an das Gefühl der Verbundenheit mit dem<br />

ganzen Tierreich – und an Portmanns ansteckende Begeisterung.<br />

Das war vor über dreissig Jahren, als ich einige Male in<br />

Portmanns Vorlesungen sass. Es müssen seine letzten gewesen<br />

sein. An dere kennen Adolf Portmann vom Radio: Seine<br />

Tiersendungen waren legendär.»<br />

So schilderte die Journalistin Florianne Koechlin einen der<br />

grössten Biologen des zwanzigsten Jahrhunderts in der «Wochen-<br />

Zeitung». Portmann interessierte die stupende Vielfalt der<br />

lebenden Welt, und er versuchte, Lebewesen in einem ‹ganzheitlichen›<br />

Sinn zu erfassen – ganz so, wie es seiner Vita entsprach.<br />

Nach der Zoologie studierte Portmann noch Zeichnen und<br />

Kunstgeschichte. Auch deshalb bewahrte er sich den einfachen<br />

und natürlichen Blick:<br />

In seiner 1976 erschienenen Autobiografie<br />

schreibt er über «die Nachtkerzen, die in<br />

grosser Zahl geblüht hatten auf den weiten<br />

Schotterfeldern am Rhein, in einem herrlichen<br />

Ödland … Ödland, das war doch<br />

mein Paradies am Rand der Stadt, und die<br />

Unkräuter waren doch mein Reichtum.»<br />

www.sjf.ch


Daniel Winz konstruierte ein Flugzeug, das fast nichts wiegt – und fast nichts kostet.


übersetzte die Geschichte in die Sprache<br />

ihrer Mutter: Patois, eine Sprache<br />

ohne Wörterbuch, die wohl bald aussterben<br />

wird. Als Anna drei Lieder geschrieben<br />

hatte, machte sie sich auf<br />

die Suche nach Melodien. Wenn ihr im<br />

Tram etwas einfiel, summte sie es heimlich<br />

in ihr Handy, und am Abend setzte<br />

sie die Teile zusammen: «Wie ein Puzzle<br />

aus Klängen.» Als ihr die Lieder nachzulaufen<br />

begannen, fühlte sie sich reif fürs<br />

Tonstudio, doch sie hatte ein Problem.<br />

Weil sie nichts zahlen konnte, bot sie<br />

dem Produzenten an, als Babysitterin<br />

zu arbeiten. Sie verbrachte eine Woche<br />

unter Kopfhörern, am Ende hatte sie<br />

drei schwerelose Songs beisammen.<br />

Aber noch heute muss sie Kinder hüten,<br />

um die Schulden loszuwerden.<br />

Anna war überrascht, als sie zur<br />

Preisverleihung von «Schweizer Jugend<br />

forscht» eingeladen wurde. Sie machte<br />

sich gefasst auf eine Schar mit Einsteinfrisuren,<br />

Fistelstimmen und Hochwasserhosen.<br />

«Aber ich lernte Leute kennen,<br />

wie ich sie selten getroffen habe», sagt<br />

Anna. «Sie waren offen und neugierig.<br />

Beim Abendessen kamen wir über Polyphosphate<br />

und so zu sprechen, und<br />

ich hatte eine absurde Freude dran. Im<br />

Ausgang kam ich mir vor wie in den Ferien,<br />

spät in der Nacht wurde ich dann<br />

sogar nach Hause gefahren, und das<br />

erst noch auf einer roten Vespa.»<br />

Nebst ein paar handverlesenen Fakten<br />

über Polyphosphate hat Anna auch<br />

1200 Franken Preisgeld zurück nach<br />

Zürich gebracht. Sie will sich damit ein<br />

Loop-Gerät mit mehr Pedalen leisten.<br />

Das erste hat sie ihrer Lehrerin verkauft,<br />

die es nun im Unterricht einsetzt.<br />

Das zweite will ihr Vater haben, denn<br />

auch er hat Feuer gefangen. Mit dem<br />

dritten wird Anna nach Genf ziehen<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

«Meine Einladung<br />

zur Siegerehrung<br />

hat mich erstaunt.<br />

Ich habe nur etwas<br />

gemacht, das mir<br />

Freude bereitet.»<br />

Daniel Winz<br />

und internationale Beziehungen studieren.<br />

«Musik kann ich auch während<br />

des Studiums machen, ich brauche keinen<br />

Lehrer dafür. Und mein Gerätlein<br />

hat überall Platz.»<br />

Die Flugzeugflotte<br />

des Bastlers: Daniel<br />

Vor ein paar Jahren schenkten ihm seine<br />

Eltern einen Flug, aber Daniel Winz<br />

wartete lange, bevor er ihn einlöste.<br />

Denn eigentlich ist er, der mit Modellflugzeugen<br />

spielt, seit er ein Bub war,<br />

kein grosser Flieger. Eines Tages stieg er<br />

trotzdem ins Gleitflugzeug, doch da<br />

wurde ihm schlecht. Seither schaut der<br />

Einundzwanzigjährige aus Schwyz den<br />

Flugzeugen wieder vom Boden aus nach.<br />

Viele, die er sieht, hat er selbst gebaut,<br />

aber nicht alle lässt er in den Himmel<br />

steigen. Manche starten nur in der Turnhalle<br />

der Schule, denn seine filigranen<br />

Konstruktionen könnten schon bei einer<br />

Bö aus der Luft fallen, und die ganze<br />

Arbeit wäre dahin, all die Stunden, in<br />

denen Daniel in seinem Hobbykeller<br />

sass und klebte und kalkulierte.<br />

Mit der klobigen Fernsteuerung in<br />

den Händen wirkt Daniel noch zarter,<br />

als er ist. Er sitzt auf dem Rand des<br />

Sofas, seine Brille sitzt auf der Spitze<br />

seiner Nase. Vor ihm auf dem Stubentisch<br />

steht sein Modellflugzeug und<br />

sieht fabelhaft aus. Es ist ein Nachfahre<br />

Schwerpunkt // 29<br />

der Flugzeuge und Schiffe, die zu Beginn<br />

des letzten Jahrhunderts mit dem<br />

Flettner-Rotor gebaut, dann aber von<br />

Dampfturbinen und Dieselmotoren verdrängt<br />

wurden. Manchmal wurde der<br />

Rotor wieder aufgegriffen. Jacques-Yves<br />

Cousteau zum Beispiel, der berühmte<br />

Meeresforscher mit der Wollmütze, verwendete<br />

ihn für eines der Schiffe, mit<br />

denen er zu seinen Expeditionen aufbrach.<br />

Daniel ist einer der wenigen, die<br />

den legendären Rotor aus der Versenkung<br />

geholt haben.<br />

Sein Flugzeug ist so lang wie die<br />

Armspannweite eines Kindes. Und es ist<br />

leicht wie ein Hauch. Denn Daniel hat<br />

fast nur einen Kunststoff verwendet,<br />

der fast nichts wiegt und fast nichts<br />

kostet, eine kleine Meisterleistung in<br />

Sachen Machbarkeit: Der Traum vom<br />

Fliegen, für etwas mehr als fünfhundert<br />

Franken für Styropor und Elektronik.<br />

So günstig kommt es jedoch nur,<br />

wenn man Daniel keinen Lohn zahlt.<br />

Um seine Konstruktion flügge zu machen,<br />

brauchte er hundert Stunden.<br />

Mit stillem Stolz schaut er jetzt wieder<br />

das Ding an, während der Rotor einen<br />

Mordskrach macht.<br />

Daniel ist wie die anderen drei: ein<br />

Mensch ohne Allüren. Auch er hat sich<br />

ein wenig darüber gewundert, dass ihn<br />

die Experten von «Schweizer Jugend<br />

forscht» zur Siegerehrung geladen haben.<br />

Am Ende sagt Daniel einen Satz,<br />

den alle mal gesagt haben, wenn auch<br />

mit anderen Worten: «Ich habe einfach<br />

etwas gemacht, das mir Freude bereitet.<br />

Das ist alles.»<br />

Florian Leu ist Redaktor beim «NZZ Folio»<br />

und wurde unlängst vom Branchenmagazin<br />

«Schweizer Journalist» als einer der<br />

30 bedeutendsten Nachwuchsjournalisten<br />

der Schweiz ausgezeichnet.


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Gamen, glotzen, googeln<br />

Sie starren ins Handy, sitzen vor dem Computer und tragen Kopfhörer: In der medialen<br />

Freizeit von Schweizer Mädchen und Jungen zwischen 12 und 19 Jahren geben elektronische<br />

Geräte klar den Ton an. Doch auch Zeitungen und Bücher spielen eine Rolle.<br />

(Angaben in Prozent, Nutzung täglich oder mehrmals pro Woche. Quelle: JAMES-Studie 2010)<br />

Handy Internet MP3 TV Radio Zeitung<br />

96 90 89 87 83 82 73 78 55 49 40 52


Games Videos Fotos Bücher Zeitung<br />

online<br />

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<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Zahlensalat // 33<br />

Computer Kino


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Nachfolge im Unternehmen // 35<br />

Bild: Kilian Kessler<br />

So fängt<br />

Zukunft an.<br />

Sie bilden das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft: Viele der<br />

300 000 kleinen und mittleren Unternehmen werden von<br />

einer Generation zur nächsten übergeben. Eine Firma aufzubauen<br />

erfordert viel Engagement. Ebenso anspruchsvoll<br />

ist für die Söhne und Töchter, in die Fussstapfen ihrer Eltern<br />

zu treten. Der Fotograf Kilian Kessler hat Chefs porträtiert,<br />

die stolz mit ihren Nachfolgern posieren. ›››<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong>


Marchello Frères, sa, 1532 Fétigny Fr<br />

Bruno Marchello, 65, eheMaliger FirMencheF, Pascale Maendly-Marchello, 42, direktorin<br />

und PhiliPPe Marchello, 39, BetrieBscheF<br />

«unser Familienbetrieb wurde 1946 von Brunos Vater remo Marchello gegründet – jetzt haben mein Bruder<br />

und ich aus der dritten generation in unserem gipser- und Malerbetrieb das ruder übernommen.»


<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Parc d’attractions du châtelard Vs sa. 1925 le châtelard Vs // www.chatelard.net<br />

yVes-doMinique PhiliPPin, 41, BetrieBsleiter, chantal PhiliPPin, 65, direktorin, Bernard PhiliPPin, 76,<br />

gründer/Vr-Präsident und guy-Bernard PhiliPPin, 43, technischer leiter<br />

«1975 gründete unser Vater diesen Vergnügungspark mit drei Bergbahnen, darunter einer historischen standseilbahn und einem Minifunic,<br />

das 30 Meter über die staumauerkrone des lac d’emosson führt. Jetzt hegt und pflegt die zweite generation dieses kleinod.»<br />

garden-centre de noVille Jean BrönniMann sa, 1845 noVille Vd // www.gardencentre-noville.ch<br />

Michel BrönniMann, 56, generaldirektor und nicolas BrönniMann, 29, direktor<br />

«seit drei generationen verschönert unser gartencenter als Familienbetrieb gärten und terrassen<br />

in der region – mit qualität und kompetenz.»


Bloechle cuisines sa, 1470 estaVayer-le-lac Fr // www.bloechle.ch<br />

denis Bloechle, 66, direktor/geschäFtsFührer, Jean-PhiliPPe Bloechle, 31, Vizedirektor/geschäFtsFührer<br />

und Jean-Marc Bloechle, 69, geschäFtsFührer<br />

«seit vier generationen setzt die Familie Bloechle ihre kompetenz und das Fachwissen im küchen- und innenausbau sowie in der gestaltung<br />

von geschäftsräumen zum Wohl ihrer kunden ein.»<br />

chantier naVal Périsset, 1470 estaVayer-le-lac Fr // www.perisset.ch<br />

Patrick cantin, 45, ProduktionscheF, Monique Mueggler-Perisset, 64, direktorin<br />

und FaBienne goBet, 44, direktionsassistentin<br />

«Für mich als direktorin unseres Familienunternehmens, das mein Vater Bernard Perisset 1946 gegründet hatte,<br />

ist es wunderbar, dass mich mein sohn Patrick und meine tochter Fabienne in unserem Bootsbauunternehmen seit mehr<br />

als zwei Jahrzehnten unterstützen – nach 20 Jahren gebe ich ihnen nun mit stolz den stab weiter.»


<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Jaun-HaustecHnik, 4253 Liesberg, bL // www.jaun-haustechnik.ch<br />

iwan Jaun, 40, gescHäftsinHaber unD cHristian Jaun, 66, eHemaLiger gescHäftsinHaber<br />

«Jaun-Haustechnik besteht nun schon seit 30 Jahren. als nachfolger wünsche ich mir, das geschäft mindestens ebenso<br />

lang erfolgreich weiterzuführen.»


käserei räz, 3043 uettligen Be<br />

christian räz, 72, seniorcheF und christoPh räz, 39, FirMeninhaBer<br />

«Für einen Familienbetrieb ist es schön und beruhigend zu wissen, dass unser über Jahrzehnte aufgebautes know-how<br />

auch in der dritten generation weitergeführt und ausgebaut wird.»


<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

rhyn Mechanik ag, 4573 lohn-aMMansegg so // www.rhynag.ch<br />

Marco rhyn, 32, ceo/inhaBer und Verena rhyn, 61, eheMalige inhaBerin<br />

«es ist schön, dass das unternehmen mit der übernahme durch meinen sohn in der Familie bleibt. somit ist die zukunft<br />

der rhyn Mechanik ag gesichert und sie kann sich als Familienbetrieb voller dynamik weiterentwickeln.»<br />

chalet schuWey ag, 1656 iM Fang Fr // www.chalet-schuwey.ch<br />

XaVer schuWey, 41, geschäFtsleiter, Beat schuWey, 73, VerWaltungsratsPräsident,<br />

laurent schuWey, 38, geschäFtsleiter und Jean-claude schuWey, 62, adMinistrator<br />

«eine Firma zu übernehmen bedeutet eine grosse Verantwortung. umso mehr, wenn es um einen 100-jährigen Familienbetrieb<br />

mit viel geschichte geht. Wir nehmen diese herausforderung mit viel einsatz auf uns und geben das Beste,<br />

damit die geschichte auch in der fünften generation weitergeht.»


F.lli Pasta sa, 6513 Monte carasso // www.fratellipasta.ch<br />

roBerto Pasta, 49, PersonalcheF/VizePräsident des VerWaltungsrates, giuliano Pasta, 41, direktor/Präsident<br />

des VerWaltungsrates, gloriano Pasta, 50, BetrieBsleiter, Francesca Bassi-Pasta, 46, adMinistration,<br />

daMiano Pasta, 25, Maurer und Franco Pasta, 71, FirMengründer/<strong>Magazin</strong>cheF<br />

«unser 1989 gegründetes Bauunternehmen beschäftigt heute zusammen mit dem immobilienbereich rund 50 Mitarbeiter.<br />

als Familienunternehmen, in dem noch der Vater, dessen kinder und die enkelkinder aktiv sind, sind wir bestrebt, den Betrieb mit harmonie<br />

und Freude auch als lebensgrundlage für künftige generationen zu gestalten.»


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Wachtel<br />

Connection<br />

Text: Michael Bahnerth, Bild: Tom Haller<br />

Als kleiner Junge begann er mit der Hasenzucht, dann<br />

entdeckte er seine Faszination für Vögel. Also züchtete<br />

er Enten, dachte kurz über Fasane nach und kam vor<br />

gut sechs Jahren auf die Wachtel: Tobias Meier, auch<br />

bekannt als Wachtelmeier. ›››<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

A Swiss Life // 45


Bubendorf liegt etwas unter dem Nordschweizer<br />

Breitengrad am Meridian des Ländlichen. Es ist ein<br />

mittelgrosses rechtschaffenes Dorf, die Kirche am<br />

Sonntag gut besucht, der Friedhof hübsch, und es liegt sanft<br />

in der Landschaft mit Hügeln drum herum. Ein Dorf ohne<br />

Sensationen und Skandale, in dem man viel mehr Vögel<br />

pfeifen hört als Menschen sprechen. Hin und wieder hört<br />

man auch einen Schuss. Vor sechs Jahren etwa. Nach dem<br />

Schuss war Bubendorf um einen Fuchs ärmer. Vor dem<br />

Schuss verlor es unter panischem Schnattern sechs Tiere: die<br />

Enten der Familie Meier in der Bündtenstrasse. Der Fuchs<br />

kam überraschenderweise nicht in der Nacht, sondern am<br />

Nachmittag, und viel blieb nicht übrig von den Enten. Da<br />

lag im blutigen Grass hier ein Kopf, dort ein Fuss.<br />

Die Enten gehörten Tobias Meier, damals war er 15 Jahre<br />

alt. Er hatte sie aufgezogen. Er mag das, Tiere aufziehen. Vor<br />

den Enten waren es Hasen, aber mit der Pubertät entdeckte<br />

er seine Leidenschaft für Vögel. Als die Enten in skurrilen<br />

Einzelteilen im Garten lagen, «war das schon nicht so toll»,<br />

sagt er, «aber Enten sind ja keine Hunde.» Heute ist er 21. Er<br />

lässt sich zum Primarlehrer ausbilden, glaubt an Gott, geht<br />

in die Kirche und mag, ausser Vögel, Sport und gelegentliches<br />

Biertrinken. Der Ententod damals brachte zuerst den<br />

Gedanken an Fasane in sein Leben, dann reale Wachteln, ein<br />

Glücksfall für beide: Japanwachteln aus der Familie der Hühnervögel.<br />

Wachteln sind die einzigen Hühner, die in Freiheit<br />

das Leben von Zugvögeln führen, hin und her düsen zwischen<br />

hier und Afrika. In Europa hat man der Wachtel ein<br />

Netzverhau in den Himmel gelegt, weil man Wachteln hier<br />

lieber auf dem Teller hat als in der Luft.<br />

Meier ist der jüngste Wachtelzüchter und Wachteleierverkäufer<br />

der Schweiz. 55 Rappen kostet ein Wachtelei bei<br />

ihm. Er verkauft sie an Gourmetrestaurants, Spitäler. Er ist<br />

immer ausverkauft. Einmal rief ihn ein Mann aus Appenzell<br />

an, er brauche dringend Wachteleier. «Ich habe nur noch<br />

zehn», sagte Meier. «Egal», antwortete der Appenzeller, «ich<br />

will sie. Ich komm sie holen.» Zweieinhalb Stunden später<br />

war er da. Im Gegensatz zu Hühnereiern sind Wachteleier<br />

mondän. Im Kosmos der Eier spielt das kleine Wachtelei eindeutig<br />

in der Champions League. Es ist, wenn man so will,<br />

der Lionel Messi unter den Eiern.<br />

Sein Leben hat Meier mehr als lose mit dem seiner domestizierten<br />

Wachteln verknüpft. Beide können nicht einfach<br />

so auf Zugvögel machen. Die Wachtel, weil sie in der<br />

idyllischen Wachtelfarm im goldenen, aber geschlossenen<br />

Käfig lebt. Er, weil er auf die Wachteln aufpassen muss. Das<br />

Abkommen zwischen den beiden geht in etwa so: Wachtelmeier<br />

ist gut zu den Wachteln, und die Wachteln danken es,<br />

indem sie so viele Eier legen, wie ihnen biologisch möglich<br />

ist. Mit dem Eierverkauf kommt er, der Lehrerseminarist,<br />

auf ein guten Verdienst. Die Situation ist also: Er als 21-Jähriger,<br />

und das ist ein gefährliches Alter, baut unter anderem<br />

keinen Mist wegen der Verantwortung den Tieren gegenüber,<br />

und die Wachteln sind dafür nett zu ihm und legen<br />

goldene Eier. Hat was von einer idealen Welt.<br />

Wenn es in der realen Welt ein Problem mit Wachtelmeier<br />

gibt, so nur, dass er 21 ist und keine grösseren Probleme hat.<br />

Nicht den existenziellen Liebeskummer, weder Nahtoderfahrungen<br />

noch -absichten, auch keinen Groll auf die<br />

Im Gegensatz zu Hühnereiern<br />

sind Wachteleier mondän.<br />

Im Kosmos der Eier spielt das<br />

kleine Wachtelei eindeutig<br />

in der Champions League.<br />

Es ist, wenn man so will, der<br />

Lionel Messi unter den Eiern.<br />

Welt, keine Sehnsucht nach künstlichen Paradiesen (ausser<br />

jenem von Bubendorf vielleicht), die in ihrer Summe dazu<br />

führen könnten, dass Wachtelmeier unter dem Spannungsverhältnis<br />

der späten Jugend und des frühen Erwachsenseins<br />

mal eine Wachtel an die Wand klatscht, anstatt gut zu<br />

ihr zu sein. Wenn man so bei Wachtelmeier im Garten seiner<br />

Eltern sitzt an einem sonnigen Morgen, sitzt einem ein sehr<br />

angenehm bescheidener Mensch gegenüber. Er schaut kaum<br />

fern, weil er ohne Fernsehen gross geworden ist. «Das war<br />

manchmal hart», sagt er, «aber heute bin ich meinen Eltern<br />

dankbar.» Weil er keine Zeit verschwendet hat. Weil er lieber<br />

mit dem Lebendigen ist als mit dem Virtuellen.<br />

Aber nun ist der Mensch ja keine Wachtel, die isst und<br />

Eier legt und sich, so denkt zumindest der Mensch, nichts<br />

dabei denkt. Der Mensch am Übertritt zu seinem eigenen<br />

Leben ist Sturm und Drang. Ist wie eine Wachtel, die merkt,<br />

dass sie fliegen kann, und etwas herumhopst, aber realisiert,


Im ehemaligen Kinderchalet hausen 125 Wachtelweibchen. Und weil Meier gut ist zu ihnen, legen sie so viele Eier, wie ihnen biologisch möglich ist.<br />

Mit 21 Jahren ist Tobias Meier der jüngste Wachtelzüchter der Schweiz. Und ganz schön erfolgreich: Die Eier sind immer ausverkauft.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong>


Die Japanwachtel ist der kleinste Hühnervogel. Als sensibles Lebewesen mag sie keine Veränderungen. Vor allem im Winter gilt es, sie zu überlisten.


dass da ein Käfig ist und sie nur zwei Möglichkeiten hat: entweder<br />

im Käfig zu bleiben und das Fliegen abzuschreiben<br />

oder mit aller Wucht zu versuchen, den Käfig zu verlassen.<br />

Und jetzt sitzt da Wachtelmeier und sagt: «Mein Lehrerseminar<br />

dauert noch zwei Jahre. Dann schaue ich mal.»<br />

Wahrscheinlich ist dann Schluss mit den Wachteln, weil<br />

Wachtelmeier wieder zu Meier wird, der Kinder unterrichten<br />

und ihnen prima Wachtelgeschichten erzählen wird. Oder er<br />

schlägt seine Flügel, packt sein Leben in einen Rucksack<br />

und folgt der Thermik des Reisewindes. Kann gut sein, wenn<br />

man sich die Meiersche Familiengeschichte anschaut. Denn<br />

bei Meiers ist es so, dass alle bis auf die Mutter, die Kinder-<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Das Leben einer Zuchtwachtel<br />

beginnt im Ei und endet im<br />

menschlichen Bauch. Kein<br />

Grund, deswegen sentimental<br />

zu werden. Meier wird es<br />

auch nicht. Er isst seine Wachteln<br />

auch selbst. Und gerne.<br />

gärtnerin, und seinen Bruder, den Geisteswissenschaftler,<br />

entweder schon Lehrer sind oder es in absehbarer Zeit werden;<br />

Vater, Geschwister, sogar Eingeheiratete. Oder sie tun,<br />

was ihnen gefällt, nachdem sie etwas studiert haben, mit<br />

dem sie zur Not auch Lehrer werden können. Etwa wie sein<br />

älterer Bruder eine Velowerkstatt führen, nachdem er zuvor<br />

mit dem Esel ausgedehnt durch Marokko geritten ist. Kann<br />

sein, dass Meier ist wie ein junger Adler, der noch im Nest<br />

lebt und hin und wieder ein bisschen drumrum fliegt, weil er<br />

der Kraft seiner Flügel noch nicht richtig traut.<br />

Bis es vielleicht soweit ist, besteht Meiers Tag aus einer<br />

knappen Stunde Wachtelpflege inklusive Eierversand, Eier-<br />

Hauslieferungen und der Herstellung von Wachteleier-Kirsch.<br />

Daneben arbeitet er als Guide in einem Klettergarten, am<br />

Samstag ist er Jungscharführer, Sektion Bubendorf, die von<br />

seinem Vater gegründet wurde. Am Sonntag geht er in den<br />

Abendgottesdienst und jeden Tag zu seinen Wachteln. Sport<br />

ist wichtig, biken, Ski fahren. Beim Sport hat er ein Gefühl,<br />

A Swiss Life // 49<br />

das ihm wirklich wichtig scheint: Im Sport ist er eins mit den<br />

Dingen, verschmolzen mit allem.<br />

Vielleicht, nur vielleicht, verhält es sich so: Dass Meier<br />

sein Leben so sorgsam und strukturiert plant, wie er seine<br />

Wachteln aufzieht. Wachtelaufzucht ist klar etappiert. Ei,<br />

Küken, Befiederung (abgeschlossen nach drei Wochen),<br />

Gewichtsentwicklung (abgeschlossen nach zehn Wochen),<br />

Geschlechtsreife (frühestens ab sechs Wochen). Bei Meier<br />

wäre das Kindheit (Hasen züchten, verkaufen, mit dem Erlös<br />

Rollschuhe kaufen). Kleiner Junge (Enten züchten). Grosser<br />

Junge (Ententod, Entdeckung der Wachtel). Ganz junger Erwachsener<br />

(Wachteln, erster Kontakt zum andern Geschlecht,<br />

Ausbildung). Junger Erwachsener (Ausbildung, erste Enttäuschungen<br />

mit anderem Geschlecht, trotzdem Suche nach der<br />

grossen Liebe, immer noch Wachteln). Vollends Erwachsener<br />

(Wachteln wahrscheinlich nur noch als Konsument).<br />

Im Schnitt hält Meier 125 Wachteln. Keine Männchen,<br />

«weil die Weibchen dann ruhiger sind». Eine Wachtel legt<br />

neun Eier in der Woche, wenn sie gut drauf ist. Gut drauf ist<br />

sie, wenn es warm und trocken ist. Eine zu heisse Sommerwoche<br />

reduziert die Eiproduktion um vier Stück, im Winter<br />

würden Wachteln eigentlich gar keine Eier legen, zu dunkel<br />

zu kalt, aber Meier überlistet die Tiere mit einer Lichtanlage.<br />

«Die Wachtel ist sensibel», sagt er, und sensible Lebewesen<br />

mögen Veränderungen nicht sonderlich. Bringt sie durcheinander.<br />

Meiers Wachteln scheinen ausgeglichen, picken sich<br />

durch den Stall, ein kleines, ehemaliges Holzchalet für Kinder,<br />

das er günstig ersteigert hat, gehen mal nach draussen,<br />

dann wieder rein. Gegen Abend legen sie die Eier. Anderthalb<br />

Jahre lang ist so ein Wachtelleben. Sechs Jahre könnte<br />

es dauern, biologisch gesehen. Aber nach eineinhalb Jahren<br />

lässt die Legeleistung nach.<br />

Was danach kommt, ist der Wachtel-Tod. Meier wendet<br />

die Kopf-ab-Methode an. Danach kommt die Wachtel das<br />

letzte Mal mit einem Menschen in Berührung und zwar<br />

schön knusprig an der Gabel, von dort in den Magen. Das<br />

Leben einer Zuchtwachtel beginnt im Ei und endet im<br />

menschlichen Bauch. Kein Grund, deswegen sentimental zu<br />

werden, Meier wird es auch nicht. Er mag zwar seine Wachteln,<br />

aber dann doch auch nicht so sehr, dass er ihnen Namen<br />

geben oder mit ihnen diskutieren würde. Er isst seine<br />

Wachteln auch selbst. Und gerne.<br />

Michael Bahnerth schrieb u. a. für die ZEIT, Weltwoche, Schweizer Illustrierte,<br />

Facts und Cash und arbeitet heute für die Basler Zeitung.


Wer hat geschäkert, geflirtet, gehofft und gelitten?<br />

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Unser E-<strong>Magazin</strong> finden Sie unter www.swisslife.ch/magazin<br />

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Der goldene Schweizer<br />

<strong>Herbst</strong> überrascht mit<br />

einer Prise Exotik:<br />

Der Bündner Hirsch bekommt<br />

es mit afrikanischem Gewürz<br />

zu tun. Und mit einem pikanten,<br />

süss-salzigen Törtchen.<br />

Im Ofen gebratene Bündner<br />

Hirschmedaillons mit Ducca* und karamelisiertem Sauerrahm<br />

Eine Seite der Medaillons mit Salz und Pfeffer würzen. // Die andere<br />

Seite in Ducca tauchen und auf beiden Seiten in Bratbutter kurz<br />

anbraten. // Kräuter und Knoblauch mit der frischen Butter in die<br />

Pfanne geben, leicht aufschäumen lassen und damit das Fleisch<br />

übergiessen. // Medaillons auf Teller legen. Im Ofen bei ca. 140°C etwa<br />

6 Minuten nachziehen lassen. // Karamellisierter Sauerrahm: Kleine<br />

Förmchen mit Butter ausstreichen. // Alle Zutaten ausser Zucker mischen,<br />

verrühren und mit Salz abschmecken. // Förmchen abfüllen und im<br />

Wasserbad im Ofen bei 150°C garen. // Aus dem Ofen nehmen und<br />

5 Minuten stehen lassen. // Förmchen stürzen, mit Zucker bestreuen und<br />

mit einem Brenner karamellisieren. // Mit wenig Fleur de sel bestreuen.<br />

// Die perfekte Ergänzung zu diesem Gericht: ein kräftiger Wild-Jus.<br />

Zutaten für 4 Personen: 8 Hirschmedaillons à 60 g, Meersalz, Pfeffer, Rosmarin, Thymian,<br />

Knoblauch, Ducca*, Bratbutter, frische Butter. Karamellisierter Sauerrahm: 100 g Vollrahm,<br />

150 g saurer Halbrahm, 2 Eier, Salz zum Abschmecken, 30 g Zucker zum Karamellisieren.<br />

*Ducca ist eine vielseitige äthiopische Gewürzmischung und erhältlich auf www.altesgewürzamt.ch.<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

Illustration: Sylvia Geel<br />

Küchenfreuden // 53<br />

Tino Zimmermann:<br />

lieber einfach,<br />

aber mit Niveau<br />

Meine Küche basiert auf lokalen<br />

Produkten. So stammt auch der Hirsch<br />

aus der Bündner Hochjagd. Dass er<br />

sauber erlegt wurde und das Fleisch<br />

somit höchsten Ansprüchen genügt,<br />

dafür garantiert mein Metzger, der<br />

mich auch mit Kalb und Rind aus der<br />

Surselva versorgt. Wir haben einen<br />

sehr schönen Garten, in dem Kräuter,<br />

Gemüse, Obst und Beeren wachsen, die<br />

wir wunderbar in unseren Gerichten<br />

einsetzen können. Die Gäste schätzen<br />

es, wenn man sagen kann: Das kommt<br />

aus dem eigenen Garten, von diesem<br />

Strauch oder jenem Baum. Und<br />

natürlich kommt auch diese Frische<br />

gut an, die sich von Produkten aus<br />

dem Tiefkühler abhebt. Wir servieren<br />

sogar eine kanadische Seeforelle,<br />

die hier, auf 1200 Meter über Meer,<br />

gezüchtet wird. Da verzichte ich gern<br />

auf Meerfische und praktiziere lieber<br />

eine einfache Küche auf hohem<br />

Niveau. Dafür verwende ich hin und<br />

wieder ein eher ungewohntes Gewürz<br />

aus Äthiopien, das dem Gericht eine<br />

spezielle Note verleiht, aber exzellent<br />

zum Wild passt und eine ehrliche,<br />

authentische Küche erlaubt.<br />

Tino Zimmermann wurde für seine Kochkünste in<br />

der «Stiva Veglia» in Schnaus (GR) mit 14 Gault-<br />

Millau-Punkten ausgezeichnet: «Seine Karte zeugt<br />

von einer Marktküche mit hohen Ansprüchen.»<br />

Tino Zimmermann wurde <strong>2012</strong> als «Entdeckung<br />

des Jahres in der Deutschschweiz» ausgezeichnet.<br />

www.stiva.veglia.ch


Inserat ES<br />

Jazz-Highlights <strong>2012</strong>/13<br />

Al Jarreau & Joe Sample<br />

Avishai Cohen<br />

Bobby McFerrin<br />

Branford Marsalis<br />

Chick Corea Trio<br />

Count Basie Orchestra<br />

Dianne Reeves<br />

Michel Camilo & Tomatito<br />

Nigel Kennedy<br />

Richard Galliano<br />

Ron Carter & WDR Big Band<br />

Sonny Rollins<br />

www.allblues.ch www.ticketcorner.ch<br />

Al Jarreau


Illustration: Sarah von Blumenthal<br />

Ich habe eine sehr kluge Tochter. Sie kann schon bis 17 zählen, und sie<br />

schreibt ihren Namen spiegelverkehrt. Wenn im Fernsehen «Biene Maja»<br />

oder «Heidi» läuft, singt die Kleine aus voller Kehle mit! Natürlich bin<br />

ich stolz. Ich persönlich habe zwar nur einen IQ von 104, aber bei meiner<br />

Tochter, da habe ich grosse Erwartungen.<br />

Diese Sommerferien war meine Prinzessin in der «kihz Ferienbetreuung»<br />

der ETH. Da dürfen nicht alle Kinder gehen. Nur<br />

Kinder von Professoren, Wissenschaftlern, Nobelpreisträgern.<br />

Also der Nachwuchs von ETH-Mitarbeitern. Und weil meine<br />

Frau Sekretärin an der ETH ist, konnte unsere Kleine teilnehmen.<br />

Ich habe vorhin erwähnt, dass ich sehr stolz bin auf meine<br />

intelligente Tochter. Ich bin aber auch Realist. Darum<br />

habe ich ihr im Vorfeld schonend erklärt, dass sie in dieser<br />

Academy wahrscheinlich zu den Dümmeren gehört. Ich will<br />

ja auch nicht, dass sie heulend nach Hause kommt und alles<br />

hasst, was mit Bildung zu tun hat.<br />

Am ersten Tag habe ich sie dann dorthin begleitet. Vor<br />

dem Eingang der Academy standen ältere Männer. Viele besassen<br />

eine Limousine oder eine chinesische Geliebte oder<br />

beides. Sie küssten ihre klugen Kinder zum Abschied und ermahnten<br />

sie auf Englisch und auf Mandarin, das gesunde<br />

Znüni aufzuessen. Und da erblickte ich meinen Ex-Mathematik-Professor.<br />

Oh. Bei dem bin ich zweimal durch die<br />

mündliche Vorprüfung durchgerasselt. Der sagte mir schon<br />

in den ersten Monaten, ich soll doch etwas anderes studieren.<br />

Und dieser Kerl stand nun direkt neben mir! Klar, der kannte<br />

mich nicht mehr. Wie auch, ich hab mich in den Vorlesungen<br />

nie bemerkbar gemacht, ich verstand halt nur sehr wenig.<br />

Sein Sohn hiess Maximilian Balthasar. Der kleine Knirps<br />

pirschte sich an meine Tochter heran und erklärte stolz: «Ich<br />

kenne schon alle Kontinente auswendig!» Meine Tochter<br />

hüpfte auf einem Bein und jubelte: «Und ich trage eine Unterhose<br />

von Hello Kitty!» Natürlich schämte ich mich. Da stehe<br />

ich vor einem zukünftigen Gewinner von «Schweizer Jugend<br />

<strong>SWISSLIFE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2012</strong><br />

forscht», und meine Tochter kann nicht mal bis 20 zählen!<br />

Ich musterte meinen verhassten Professor. Zehn Minuten<br />

dauerte die mündliche Prüfung damals. Er hat nicht eine<br />

Frage stellen können, die ich fähig war zu beantworten.<br />

Am Abend musste meine Vierjährige etwas länger aufbleiben.<br />

Ich wollte von ihr wissen, was dieser Maximilian so alles<br />

kann. Ziemlich viel, musste ich da hören. Gut, dachte ich mir,<br />

der Fehdehandschuh wurde geworfen. Meiner Tochter versprach<br />

ich ein Pferd zu kaufen, wenn sie alle Länder Europas<br />

morgen runterrattern kann.<br />

Wieder stand ich neben dem Mathematikprofessor und<br />

musterte seinen Zögling. Maximilian trug schon eine Brille,<br />

eine Uhr und ein Handy bei sich. Ich stupste meine Tochter:<br />

«Jetzt!» Und mit weinerlicher Stimme klang es aus ihr:<br />

«Frankreich, Engelland, Helland,…» – «Es heisst England und<br />

Holland», zischte ich ihr zu, «das Pferd kannst du vergessen».<br />

Maximilian lachte: «Österreich, Russland, Polen…»<br />

Am Abend konnte ich ihr dann wieder verzeihen. «Nicht<br />

so schlimm» brummte ich ihr und mir zu. «Was hat Maximilian<br />

heute so erzählt?» – «Ich weiss nicht – du Papi, weisch der<br />

Maximilian sitzt im Bus immer alleine, weil der so grusig<br />

furzt!» Ich musste lächeln. Das ist also der Preis für hohe Intelligenz.<br />

Ich war wieder sehr stolz auf meinen Sonnenschein,<br />

der eigentlich fast nie pupst.<br />

Im Nachhinein glaube ich sogar zu wissen, warum ich die<br />

Prüfung versiebte: Es hat damals ziemlich streng gerochen!<br />

Beni Frenkel ist Primarlehrer und arbeitet als freier Journalist<br />

unter anderem für die NZZ am Sonntag. In <strong>SWISSLIFE</strong> schreibt<br />

er über alltägliche Erlebnisse unvergesslicher Art.<br />

Beni Frenkel // 55


Privatkonzert zu<br />

Wie alt sind die hier abgebildeten Mitglieder des Jugendblasorchesters Kriens zusammengezählt? Machen Sie mit bei<br />

unserem Wettbewerb und gewinnen Sie ein Hauskonzert! Ob bei Ihnen in der guten Stube, in Ihrem Garten oder an<br />

einem Ort Ihrer Wahl: Das ausgezeichnete Nachwuchsorchester wird sich nicht nur den Räumlichkeiten anzupassen<br />

wissen, sondern – soweit es das Repertoire erlaubt – auch Ihrem Musikgeschmack.<br />

Nehmen Sie im Internet (www.swisslife.ch/magazin) an diesem Wettbewerb teil oder beantworten Sie die Frage auf der Antwortkarte (Lasche der hinteren<br />

Umschlagseite). Teilnahmeschluss ist der 31. Dezember <strong>2012</strong>. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird im nächsten <strong>SWISSLIFE</strong> bekannt gegeben. Wir gratulieren<br />

Herrn Adrian Moning aus Büren a.A. zum Gewinn des letzten <strong>SWISSLIFE</strong>-Wettbewerbs. Die richtige Antwort lautete Nufenen.


gewinnen.<br />

Wettbewerb // 57


58 // Zugabe<br />

Luca Hänni über seinen Hit<br />

«I Will Die For You»<br />

«Klar, ist es<br />

manchmal au<br />

öppe chli stressig»<br />

Oh I will die for you,<br />

And I will cry for you<br />

I’ll show you, what a love will do<br />

Oh I will die for you<br />

I’ll make your dreams come true<br />

I will never make you blue<br />

Der Song stammt aus meinem ersten Album «My Name Is<br />

Luca», aber er ist etwas ganz Spezielles. Ich habe ihn neu produziert,<br />

zusammen mit Mike Candy. Er ist ja auch Schweizer,<br />

bei der gleichen Plattenfirma wie ich und ein extrem erfolgreicher<br />

DJ, der mit vielen Remixes schon Hits hatte. Ich traf<br />

ihn in Berlin, wir redeten über dies und das und unsere Pläne<br />

und dann sagte Mike, «Hey, lass uns doch was zusammen<br />

machen» – et voilà: Hier ist der Titel, neu aufgelegt als Remix<br />

mit Mike, mit einem heissen Techno-Beat und einem Refrain,<br />

der rasch ins Ohr geht. Eine tolle Single finde ich, viel spezieller<br />

als der Track auf dem Album, und ganz schön cool.<br />

Der Videoclip, den wir dazu in Barcelona drehten, erzählt<br />

die Geschichte einer Frau, die ich mit diesem Lied beeindrucken<br />

möchte. Aber die Schöne lässt das kalt und ich versuch<br />

es halt weiter, «I will die for you», ich würde sogar sterben für<br />

dich – so ein Anmach-Song halt, der nichts auslässt. Aber erst<br />

gegen Ende des Clips merkt die Frau, wer ich bin, sieht mich<br />

in einer TV-Reklame, Luca Hänni und so, Plakate irgendwie,<br />

und endlich kommen wir uns näher.<br />

Ich bin so glücklich, dass auch dieser Titel wieder voll eingeschlagen<br />

hat bei meinen Fans – das ist nicht selbstverständlich.<br />

Man muss ja, wie früher, als ich noch Maurerstift war,<br />

ständig einen Stein nachlegen, man kann nicht sagen, «Toll,<br />

jetzt hatte ich einen Nummer-1-Hit, jetzt bin ich berühmt,<br />

super». Dann geht es zwei Wochen, und du bist niemand<br />

mehr. Das Ziel muss sein, oben zu bleiben. Darum ist auch die<br />

aktuelle Live-Tour durch grosse Hallen in Österreich, Deutschland<br />

und der Schweiz nicht nur verdammt anstrengend, sondern<br />

auch Adrenalin pur: Heute hier, morgen dort, es ist so,<br />

wie auch Michelle Hunziker einst sagte: «Drannebliibe, drannebliibe,<br />

drannebliibe» – und es ist so geil, vorne zu stehen<br />

und den Leuten und der Welt etwas zurückzugeben.<br />

Das lädt mich immer wieder auf und gibt mir Power –<br />

und die Konzerte in der Schweiz, die wir spielten, an meinem<br />

Wohnort in Uetendorf, vor 3500 Fans im Tenniszentrum, im<br />

Zürcher Volkshaus oder in Amriswil, das waren tolle Heimspiele,<br />

die ich mein Leben lang nicht vergessen werde.<br />

Klar ist es manchmal au öppe chli stressig, klar nervt vielleicht<br />

mal was – aber es ist das Beste, auf einer Bühne stehen<br />

zu dürfen. Man erlebt grandios viel und es ist unglaublich<br />

cool. Man hat so viele Möglichkeiten, lernt so vieles und viele<br />

kennen – ich bin so happy, dass ich meine Chance gepackt<br />

habe und dem Publikum nun zeigen darf, was ich kann.<br />

Auf meinem zweiten Album, an dem wir schon etwas<br />

arbeiten, möchte ich auch eigene Songs einspielen, ich hab ja<br />

schon vor diesem Rummel, der jetzt herrscht, Musik gemacht<br />

und einige Sachen geschrieben. Damals gab es halt<br />

einfach weniger Leute, die das interessierte. Dass jetzt alles<br />

passt, ist einfach wunderbar.<br />

Luca Hänni (18) aus Uetendorf (BE) gewann <strong>2012</strong> die Castingshow «Deutschland<br />

sucht den Superstar». Sein erstes Album «My Name is Luca» stürmte in den Hit-<br />

paraden in Deutschland und der Schweiz an die Spitze, sein erstes Video zur Single-<br />

Auskopplung «Don’t Think About Me» wurde am ersten Tag über 600 000 mal<br />

aufgerufen. Seine erste grosse Tour mit seiner Band startete am 1. Oktober in<br />

Hoyerswerda und umfasst 30 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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