"Unser Land" 06/2005 - pdf-Ausgabe zum Download - Landkreis ...
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10<br />
<strong>Unser</strong> Land<br />
Vorbildliches Ehrenamt:<br />
Oskar Wolf: Wiesenter Sportgeschichte<br />
Oskar Wolf erklärt<br />
die Vereinsgeschichte,<br />
die im Sportheim<br />
dokumentiert ist.<br />
Bei Wind und Wetter<br />
ist Oskar Wolf auf<br />
der Sportanlage des<br />
SV Wiesent tätig und<br />
das seit 22 Jahren.<br />
Es ist halb neun Uhr an einem regnerischen, nebligen<br />
Samstag im Herbst. Viele Wiesenter Bürger ziehen<br />
jetzt langsam die Rollläden hoch oder sitzen gemütlich<br />
beim Frühstück. Für Oskar Wolf dagegen ist dies ein Tag<br />
wie jeder andere und so schwingt er sich aufs Fahrrad,<br />
um das Ehrenamt hochleben zu lassen. Sein Ziel ist<br />
das Sportgelände des SV Wiesent mit fünf Sportplätzen,<br />
einem Vereinsheim, drei Tennisplätzen und einem<br />
Tennisheim. Oskar Wolf erledigt hier mit staunenswerter<br />
Präzision und absoluter Zuverlässigkeit sämtliche Mäh-,<br />
Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten.<br />
Löcher füllen und Müll entsorgen<br />
Auf dem Sportgelände des SV Wiesent vergeht kein einziger<br />
Tag, an dem „der Mann für alle Fälle“ nicht anwesend<br />
ist. Sind nach Fußballspielen Löcher im Rasen entstanden,<br />
so füllt sie Oskar Wolf gleich am nächsten Tag<br />
mit einer Sand-Erde-Mischung auf. Achtlos weggeworfene<br />
Zigarettenkippen und sonstigen Müll sammelt er ohne<br />
Murren auf und entsorgt alles. Am frühen Morgen jeden<br />
Tag bringt er die Tennisplätze auf Vordermann. Wenn es<br />
im Sommer recht heiß ist, muss der Belag gespritzt und<br />
abgezogen werden. Instandsetzungsarbeiten sind ohne<br />
seine Mitwirkung undenkbar.<br />
Und seinem wachsamen Auge bleibt nicht der kleinste<br />
Mangel verborgen: „Ham’s im Tennisheim wieder s’ Licht<br />
brenna lassn. Des muass i glei ausschaltn“. Es ist überflüssig,<br />
zu fragen, wer beim SV Wiesent für die Markierung<br />
der Fußball-Spielfelder zuständig ist: Das macht natürlich<br />
Oskar Wolf, wenn es sein muss, auch am Sonntag<br />
und das seit 22 (!) Jahren.<br />
Die Anlage: ein Schmuckstück<br />
Die Spieler der zwölf Fußballmannschaften können sich<br />
sogar darauf verlassen, dass vor jedem Spiel die Eck-<br />
fahnen schon gesteckt sind. „Das erledigt der Oskar“,<br />
wissen alle. Der 74-jährige Wiesenter engagiert sich auf<br />
dem gesamten Sportgelände in einem Maße, das selbst<br />
bei berufsmäßigen Platzwarten nicht zu erwarten ist.<br />
Schätzungsweise zwei Arbeitsstunden täglich leistet er im<br />
Jahresdurchschnitt. Das Resultat ist für jeden deutlich zu<br />
sehen: Die weitläufige Sportanlage ist tipptopp gepflegt<br />
und ein echtes Schmuckstück.<br />
Eine Uhr vom DFB<br />
Dem SV Wiesent war es eine Ehre, Oskar Wolf <strong>zum</strong> Ehrenmitglied<br />
zu ernennen. Sämtliche Ehrennadeln hat er<br />
natürlich längst. Die Nachricht von seinem vorbildlichen<br />
Engagement ist auch dem DFB bekannt. Der Fußballverband<br />
ließ dem besten aller Platzwarte vor einem Jahr eine<br />
Ehrung und die DFB-Uhr zukommen.<br />
So etwas wie eine Sommerpause kennt Oskar Wolf überhaupt<br />
nicht, denn kaum ist die Punktrunde aus, beginnen<br />
schon wieder die Freundschaftsspiele. Und Mäharbeiten<br />
haben im Sommer sowieso Hochkonjunktur.<br />
Wer denkt, ein Platzwart hätte im Winter frei, der irrt<br />
gewaltig: „Im Vereinsheim sind jede Menge Ausbesserungsarbeiten<br />
zu erledigen. Da helf i als glernter Maurer<br />
natürlich mit. Des is doch klar!“<br />
Das Ehrenamt hat geholfen<br />
Bei so viel ehrenamtlichem Engagement stellt sich die<br />
Frage nach den Beweggründen. „I bin ja quasi mit’m<br />
Verein aufgwachsn“, sinniert Oskar Wolf. „Und wer amol<br />
a Amt hat, der wird des so leicht net los“, schmunzelt er.<br />
Wenn so wie beim SV Wiesent das Klima stimme, dann<br />
mache ehrenamtliche Betätigung auf jeden Fall viel Spaß,<br />
beteuert der zweifache Vater und dreifache Großvater.<br />
Und einmal gab es in seinem Leben eine Situation, bei<br />
deren Bewältigung ihm das Ehrenamt eine persönliche<br />
Hilfe war: „I hab vor Jahren a Operation ghabt und<br />
danach bin i ziemlich rumghängt. Als Platzwart hob i<br />
aber gwusst, dass mi da Verein braucht. Also hob i mi<br />
zammgrissn und mei Arbeit wieder aufgnumma.“ Hätte<br />
er den Verein und die umfangreiche Beschäftigung auf<br />
dem Sportgelände nicht gehabt, wäre er vielleicht nicht<br />
mehr in die Höhe gekommen, vermutet der liebenswürdige,<br />
zuvorkommende Mann.<br />
Ärger, wenn der Verein verliert<br />
Einen geselligen Menschen wie ihn freut es, wenn zusammengehalten<br />
wird. Und dass seine Frau das zeitraubende<br />
Hobby ihres Mannes toleriert, freut ihn auch. Ärgern<br />
muss er sich eigentlich nur dann, wenn der SV Wiesent<br />
ein Fußballspiel verliert. Zwei Tage braucht er, um so<br />
eine Niederlage zu verdauen. Schimpfen tut er die Spieler<br />
aber nie, auch nicht bei gröbsten Fehlern: „I woas ja<br />
selber, wie des is. I hob doch selber lang gnug gspielt.“<br />
Als Libero fing er im Jugendbereich an und als 35-jähriger<br />
lief er immer noch dem Ball hinterher. Einmal war<br />
ihm sogar das Erlebnis einer Meisterschaft vergönnt.