19.02.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen

Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen

Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>2011</strong>


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

Gemeinsam stark, auch im Dialog<br />

mit Politik und Gesellschaft _________________________ 2<br />

Zahlungsansprüche werden neu zugeteilt _____________ 8<br />

Neuer Zuschnitt für die 2. Säule ______________________ 9<br />

Landesverband erfolgreich QM zertifiziert ____________ 11<br />

Tierschutzplan erfordert konstruktive Mitarbeit _______ 13<br />

<strong>Landvolk</strong> im Dialog ________________________________ 15<br />

Produktion und Vermarktung<br />

Stabile Märkte – weltweit! ___________________________ 16<br />

Situation im Fleischsektor mit<br />

großen Unterschieden ______________________________ 18<br />

TSK pflegt verantwortungsvollen Umgang<br />

mit den Beiträgen __________________________________ 21<br />

Mäßige Getreideernte –<br />

Schwache Erträge, rückläufige Anbauflächen __________ 22<br />

EEG 2012 – Die Entscheidungen sind gefallen _________ 25<br />

Dokumentationsaufwand für Landwirte reduzieren ____ 28<br />

Nachfrage nach heimischen Bioprodukten<br />

übersteigt das Angebot _____________________________ 30<br />

Sozial- und Steuerpolitik<br />

Soziale Sicherung erneut heftig in Bewegung __________ 32<br />

Das geltende Steuerrecht<br />

muss praktikabl bleiben ____________________________ 35<br />

Landwirtschaftsrecht<br />

Turbulenzen am Pachtmarkt ________________________ 38<br />

Privilegierung nicht antasten ________________________ 40<br />

Umweltschutz birgt weiter Konfliktstoff _______________ 42<br />

Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Bildung ganz im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit _______ 45<br />

Authentische Nachrichten<br />

gegen die tägliche Desinformation ___________________ 47<br />

„Erfolg = Leistung + Image“ __________________________ 49<br />

Partner und Dienstleister<br />

„Aus zwei mach Eins“ ______________________________ 52<br />

ZJEN: Mitgliederzuwachs und Erfolge ________________ 53<br />

Naturschutz mit den Grundeigentümern ______________ 55<br />

Gute Rübenernte – dunkle Wolken aus Brüssel _________ 56<br />

Energiewende als Herausforderung<br />

für die Versicherungswirtschaft ______________________ 58<br />

Hoch motivierte Obstbauern ________________________ 59<br />

Die Zukunft fest im Blick ____________________________ 60<br />

Wald liefert regenerative Energie _____________________ 61<br />

Niedersächsische Landjugend –<br />

Anpacken statt rumschnacken _______________________ 62<br />

Ausschüsse, Referate, Adressen _______________________65<br />

Impressum ________________________________________ 64<br />

Inhaltsverzeichnis


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

Die rund 100<br />

Delegierten aus<br />

<strong>Niedersachsen</strong>.<br />

Gemeinsam stark, auch im Dialog<br />

mit Politik und Gesellschaft<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> wird sich mit Dioxin und EHEC in unserem Gedächtnis festsetzen. Beide<br />

Krisen sind überwunden, aber die finanziellen Folgen werden unsere Betriebsleiter nicht<br />

so rasch abschütteln können. Die Gesellschaft diskutiert intensiv über den Tierschutz,<br />

Politiker auf Landes- und Bundesebene denken laut über Konsequenzen nach und<br />

lassen die Tierhaltung mit allen vor- und nachgelagerten Branchen oft völlig zu Unrecht<br />

in einem schlechten Licht erscheinen. Hier sind wir alle intensiv aufgefordert, für mehr<br />

Objektivität und fachlich-sachliche Aufklärung zu sorgen.<br />

Es muss jeden Tierhalter nachdenklich stimmen,<br />

wenn Medien, bestimmte Interessengruppen<br />

und sogar die Politik ihm die Kompetenz und den<br />

guten Willen zu einer tiergerechten Haltung seiner<br />

Schweine, Hähnchen oder auch Rinder absprechen.<br />

Das Wohl unserer Nutztiere<br />

ist für uns Landwirte keine<br />

lästige Pflicht, sondern eine<br />

Herzensangelegenheit. Jeder<br />

neue Stall steht nicht nur<br />

für moderne Technik und<br />

höhere Leistung, sondern<br />

auch für mehr Komfort,<br />

besseren Tierschutz und mehr Umweltschutz. Diese<br />

Fakten müssen wir immer wieder und noch offensiver<br />

kommunizieren. Deshalb arbeiten wir auch am<br />

Tierschutzplan mit, den unser Landwirtschaftsminister<br />

Gert Lindemann kurz nach Beginn seiner Amtszeit<br />

vorgelegt hat. In 40 Sitzungen wurden die Ziele des<br />

Tierschutzplanes bisher durchaus kontrovers diskutiert.<br />

Auf unserem Landesbauerntag in Cloppenburg hat<br />

Ministerpräsident David McAllister die Stimmung<br />

der Landwirte dazu hautnah selbst erleben können.<br />

Nach unserer festen Überzeugung müssen die im<br />

Tierschutzplan festgelegten Inhalte sinnvoll zum Ziel<br />

des Tierschutzes, für die Tierhalter praktikabel und<br />

wirtschaftlich verkraftbar sein, und sie dürfen keine<br />

„Mit Sorge beobachten wir die<br />

Angriffe auf die Privilegierung<br />

landwirtschaftlicher Bauten<br />

im Außenbereich.“<br />

negativen Effekte auf Qualität und Sicherheit der von<br />

uns erzeugten Produkte haben. Diesen Standpunkt<br />

vertreten wir auch in vielen öffentlichen Diskussionen,<br />

beispielsweise mit den Parteien, Kirchen,<br />

Journalisten oder auch Lehrern, Gewerkschaften und<br />

Wissenschaftlern.<br />

Eng verknüpft mit der<br />

Tierschutzdebatte ist die vielfach<br />

sehr einseitig und oberflächlich<br />

geführte Diskussion<br />

rund um die Neuerrichtung<br />

von Ställen und dem fortschreitenden<br />

Strukturwandel.<br />

Der Bau des inzwischen in Betrieb genommenen Geflügelschlachthofes<br />

in Wietze im Landkreis Celle und<br />

die damit verbundenen Investitionspläne in der Landwirtschaft<br />

haben eine Welle der Ablehnung ausgelöst,<br />

wie wir sie noch nicht erlebt haben. Bürgerinitiativen<br />

und Anfeindungen verursachen Zwist in den Dörfern.<br />

Nichts gegen den Bedarf nach sachlicher Aufklärung<br />

und Information, aber es sind fast immer die gleichen<br />

Akteure und selbst ernannten Klugprahler, die über<br />

die Dörfer ziehen und aufhetzen. Nach unserem Eindruck<br />

ist das Klima der Ablehnung in den Regionen<br />

besonders heftig, wo man Ställe derzeit fast suchen<br />

muss. Von einzelnen radikalen Gruppierungen verursachte<br />

Brandanschläge, wie wir sie leider auch erleben<br />

mussten, müssen aufgeklärt und geahndet werden.<br />

Landwirtschaftliche Familien dürfen nicht<br />

zu Opfern dumpfer Gewalt werden.<br />

Mit Sorge beobachten wir in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Privilegierung landwirtschaftlicher<br />

Bauten im Außenbereich in Frage gestellt<br />

wird. Die Kommunen und der Niedersächsische<br />

Landkreistag haben hier einen gewaltigen politischen<br />

Druck aufgebaut. Auf kommunaler Ebene<br />

scheuen sich Politikerinnen und Politiker<br />

zunehmend davor, Stallbauten zu genehmigen.<br />

Sie rufen lautstark nach dem Staat, obwohl sie<br />

sehr wohl über ausreichende Steuerungsinstrumente<br />

verfügen, sie müssen nur genutzt werden.<br />

Es darf aber nicht sein, dass sich Bürgermeister<br />

oder Landräte vor Entscheidungen drücken, die<br />

Landwirte über lange Zeit im Unklaren lassen<br />

und letztendlich die Gerichte über Investitionen<br />

befinden müssen.<br />

Diese Zusammenhänge zeigen deutlich, wie<br />

wichtig es für uns Bäuerinnen und Bauern ist,<br />

sich in politische Entscheidungsprozesse einzu-<br />

bringen. Wir müssen nicht<br />

nur mitdiskutieren, sondern<br />

auch auf politischer Ebene<br />

mitarbeiten. Leider haben<br />

die Kommunalwahlen in<br />

diesem Sommer eher weniger<br />

als mehr Landwirten<br />

zu Sitz und Stimme in den<br />

Orts- und Gemeinderäten<br />

oder Kreistagen verholfen.<br />

Nicht nur das passive, auch<br />

das aktive Wahlrecht muss<br />

genutzt werden, damit in den<br />

Dörfern und Landkreisen die<br />

Weichen richtig gestellt werden<br />

und der ländliche Raum<br />

Wirtschaftsraum mit einer<br />

starken Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

bleibt. Wir<br />

dürfen das Erreichte nicht<br />

leichtfertig zur Disposition<br />

stellen.<br />

Beim Blick auf die Märkte<br />

zählen erneut die Sauenhalter<br />

zu den Sorgenkindern. Steigende Futterkosten<br />

und sinkende Erlöse bringen sie betriebswirtschaftlich<br />

in äußerst schwieriges Fahrwasser. Die letzte Talfahrt<br />

war kaum abgewendet, als die Preise erneut unter<br />

Druck gerieten. Wenn die Gewinne von zwei Seiten<br />

aufgefressen werden, sind die Reserven in Windeseile<br />

aufgebraucht. Wer keine festen Lieferbeziehungen zu<br />

Mästern aufbauen kann oder nicht die auf dem Markt<br />

gefragten Partien erreicht, muss sich für die Zukunft<br />

neu orientieren. So mancher<br />

Betrieb mit Sauenhaltung<br />

muss sein Betriebskonzept<br />

zudem wegen der noch anstehende<br />

Umstellung auf<br />

die Gruppenhaltung auf den<br />

Prüfstand stellen. Es sind in erster Linie die von der<br />

Gesellschaft so vehement geforderten „bäuerlichen“<br />

Betriebe, die vor den neuen Vorgaben der Nutztierhaltungsverordnung<br />

kapitulieren und in einem anderen<br />

landwirtschaftlichen Zweig oder gar gleich einem ganz<br />

anderen Beruf ihr Glück versuchen.<br />

Die Rinderhalter dürfen zurzeit den Markt von<br />

seiner angenehmen Seite genießen. Ein knappes Angebot<br />

hat bei reger Nachfrage die Erzeugerpreise für<br />

Rindfleisch auf ein erfreuliches Niveau gebracht. Noch<br />

stärker profitiert der Milchmarkt von dem weltweit<br />

steigenden Interesse an Milch und Milchprodukten.<br />

Impulse gehen insbesondere vom Exportgeschäft aus.<br />

Unsere gut aufgestellten Molkereien erzielen zum<br />

Teil mehr als jeden dritten Euro ihres Umsatzes mit<br />

Vertragsabschlüssen jenseits der deutschen Grenze<br />

und versuchen damit, soweit es geht, dem weiter anhaltenden<br />

Preisdruck im deutschen Lebensmittelmarkt<br />

zu entgehen. Hier zeigt es sich, dass sich unsere<br />

politische Ausrichtung, auf den Markt zu setzen, als<br />

richtig erwiesen hat. Bei der von der EU-Kommission<br />

vorgegebenen stärkeren Ausrichtung auf den Weltmarkt<br />

werden sich Schwankungen für die Zukunft<br />

nicht ausschließen lassen. Unser Milchausschuss hat<br />

daher sehr folgerichtig mit dem Kieler Forschungszentrum<br />

für Ernährungswirtschaft Möglichkeiten der<br />

„Beim Blick auf die Märkte<br />

zählen erneut die Sauenhalter<br />

zu den Sorgenkindern.“<br />

Preisabsicherung an Warenterminmärkten diskutiert.<br />

Ein solches Instrument zur Risikoeindämmung kann<br />

für Landwirte wie auch Verarbeitungsunternehmen<br />

und Handel von wachsender Bedeutung werden. Die<br />

Ackerbauern sind über den Handel und die Genossenschaften<br />

mit dem Instrument inzwischen vielfach vertraut.<br />

Der undifferenzierte Fingerzeig auf die „bösen“<br />

Spekulanten darf unsere Terminmärkte nicht lahm legen.<br />

Gegen jede gängige Wettbewerbstheorie hat sich<br />

zu unserem größten Erstaunen<br />

das Bundeskartellamt gestellt.<br />

Seine Einlassung, dass Markttransparenz<br />

nur dem stärkeren<br />

Marktpartner nützt, hat<br />

das Informationsbedürfnis der<br />

Praktiker im Mark erschüttert und muss auf jeden Fall<br />

revidiert werden.<br />

Unsere Ackerbauern haben in diesem Jahr bange<br />

Tage durchlebt. Für das Wintergetreide waren schon<br />

die Startvoraussetzungen bei der Aussaat im vergangenen<br />

Herbst alles andere als gut. Die durch den harten<br />

Winter geschwächten Saaten mussten dann ein extrem<br />

trockenes Frühjahr aushalten. In vielen Regionen<br />

hielten die Bestände nur dank der flächendeckend<br />

verfügbaren Beregnung durch. Die natürlichen Niederschläge<br />

folgten dann wie im Vorjahr zur Erntezeit.<br />

Die Geduld so mancher Betriebsleiter aber auch der<br />

Lohnunternehmen oder Maschinenringe wurde auf<br />

die Probe gestellt. In Ostfriesland reichte es nicht mehr<br />

überall für die ausreichende Abtrocknung. Erträge und<br />

Qualitäten litten häufig, wobei sich erneut erhebliche<br />

Differenzen zum Teil auf sehr kleinräumiger Distanz<br />

ergaben.<br />

Ganz anders die Situation bei Kartoffeln, Zuckerrüben<br />

und Mais. Die Futterpflanze muss so manche<br />

Lücke im Getreidelager ausgleichen und hat ihr Ertragspotenzial<br />

ausspielen können. In diesem milden<br />

Licht sehen viele Mitbürger und allen voran Naturschützer<br />

den Mais leider nicht. Ihnen ist die weitere<br />

Ausdehnung des Anbaues ein Dorn im Auge, der böse<br />

Vorwurf der „Vermaisung“ macht die Runde und erfor-<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel kam<br />

trotz der Bundestagsdebatten<br />

zur Energiewende<br />

nach Koblenz<br />

zum Bauerntag.


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

Der <strong>Niedersachsen</strong>abend<br />

zur Internationalen<br />

Grünen Woche in<br />

Berlin ist ein Anziehungspunkt.<br />

dert Gegenstrategien. Ähnlich wie der Mais geraten,<br />

ungeachtet der von der Gesellschaft eingeforderten<br />

Energiewende, Biogasanlagen ins Kreuzfeuer der Kritik.<br />

Wir haben über Jahre dieses zusätzliche Standbein<br />

für Ackerbauern gefordert und werden zukünftig einen<br />

Beitrag zur Sicherung unserer Energie leisten können<br />

und müssen. Vor zu weitreichenden Zusagen sollten<br />

wir uns jedoch hüten, denn<br />

auch zukünftig wird die<br />

Nahrungsmittelerzeugung<br />

für uns die erste Wahl sein.<br />

Als enttäuschend muss die<br />

Tatsache bezeichnet werden,<br />

dass die Novelle des Erneuerbare<br />

Energien Gesetzes (EEG) allein unter dem<br />

Eindruck der Energiewende beschlossen wurde. Das<br />

EEG greift erneut in bestehende Strukturen ein und<br />

wird den kritisch gesehenen industriellen Großanlagen<br />

eher Vorschub leisten, als deren Ausbreitung zu<br />

begrenzen. Biogasanlagen auf Basis nachwachsender<br />

Rohstoffe gehören in die Hand der Bauern und nicht<br />

in die der Konzerne. Erneute Korrekturen müssen<br />

daher bereits schon jetzt als unausweichlich gesehen<br />

werden.<br />

Großen Einsatz hat einmal wieder die eigenständige<br />

soziale Sicherung unserer landwirtschaftlichen<br />

Betriebe zu bezahlbaren Konditionen verlangt. Ein<br />

„Der undifferenzierte Fingerzeig<br />

auf die ‚bösen’ Spekulanten<br />

darf unsere Terminmärkte<br />

nicht lahm legen.“<br />

Bundesträger in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung<br />

ist kein Selbstläufer, zumindest nicht, wenn<br />

Kosteneinsparungen weiter die erste Rolle spielen.<br />

<strong>Niedersachsen</strong> hat in den vergangenen Jahren im Sozialbereich<br />

über Reformen und Zusammenschlüsse<br />

das System zukunftsfest gemacht und erfolgreich an<br />

der Kostenschraube gedreht. Die Akzeptanz für einen<br />

neuen Bundesträger wird<br />

hierzulande nur zu erreichen<br />

sein, wenn die Beiträge<br />

stabil bleiben. Daran<br />

lassen wir nicht rütteln.<br />

Im vergangenen Jahr<br />

stand die Frage im Raum,<br />

wohin die europäische Agrarpolitik steuern wird.<br />

Nach vielen Diskussionsrunden, Gesprächskreisen<br />

und Informationsreisen in die Mitgliedstaaten hat<br />

EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos seine Vorschläge<br />

für die Neugestaltung der Agrarpolitik nach 2013 vorgelegt.<br />

Ungeachtet der wachsenden Weltbevölkerung<br />

und dem Wunsch der Menschen in Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern, westliche Ernährungsgewohnheiten<br />

zu übernehmen, will er den europäischen Landwirten<br />

eine Ökologisierung verordnen. Seine Greening-Ambitionen<br />

mit einer ökologisch begründeten<br />

Flächenstilllegung lassen sich mit der heutigen Lage<br />

an den Märkten nicht in Einklang bringen und müssen<br />

korrigiert werden. Die starke Reglementierung bis in<br />

die Anbauplanung des einzelnen Betriebes trägt planwirtschaftliche<br />

Züge und kann zudem nur über noch<br />

mehr bürokratische Vorschriften realisiert werden. Mit<br />

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner werde ich auf Brüsseler<br />

Ebene über den europäischen Bauernverband<br />

COPA engagiert dafür eintreten, die notwendigen<br />

Korrekturen durchzusetzen. Das von der Kommission<br />

favorisierte Konzept der freien Märkte passt nicht zu<br />

einer planwirtschaftlichen Gängelung des einzelnen<br />

Landwirts. Wir sind in intensiven Gesprächen mit den<br />

Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die sich<br />

mehr Mitspracherecht erhofft hatten und ebenfalls<br />

Korrekturbedarf an den Vorschlägen zur gemeinsamen<br />

EU-Agrarpolitik nach 2014 sehen. Da haben wir einen<br />

starken Verbündeten.<br />

Auf dem Deutschen Bauerntag in Koblenz haben<br />

wir die Aktion „Stopp dem Flächenfraß“ angeschoben.<br />

Es hat viel Vorarbeit und Ausdauer erfordert, dieses<br />

Thema auf der politischen Tagesordnung zu verankern.<br />

Wir erleben jeden Tag hautnah, wie uns buchstäblich<br />

der Boden unter dem Trecker weggezogen<br />

wird. Den Absichtserklärungen der Politik müssen<br />

nun endlich engagierte Taten folgen, beispielsweise<br />

bei der Bauleitplanung, der Verkehrspolitik und auch<br />

im Naturschutz.<br />

Nach mehr als zweijähriger Arbeit, Diskussion,<br />

Abwägung und zähen Auseinandersetzungen hat die<br />

Arbeitsgruppe unter meiner Leitung ein Leitbild für<br />

den Deutschen Bauernverband entwickelt. Die Vorschläge<br />

wurden auf einem Wertekongress in Bonn<br />

diskutiert und auf dem Bau-<br />

Die Bezirksvorsitzenden<br />

des <strong>Landvolk</strong>es<br />

<strong>Niedersachsen</strong> bei ihrer<br />

Tagung Anfang Mai<br />

in Goslar.<br />

erntag in Koblenz verabschiedet.<br />

Dieses Leitbild verleiht<br />

uns Kraft und Sicherheit<br />

bei unseren Forderungen<br />

und Argumentationen. Die<br />

Landwirtschaft in Deutsch-<br />

land steht für einen behutsamen Umgang mit unseren<br />

lebenswichtigen Ressourcen wie Boden, Luft und Wasser.<br />

Ihr Erhalt ist und war für uns Bauern schon immer<br />

angewandte Form der Nachhaltigkeit.<br />

Es ist ein breiter Strauß an Themen, den das Netzwerk<br />

unseres Berufsverbandes tagtäglich beackert.<br />

Echtes Fachwissen und die Einarbeitung in Details<br />

sind dabei unerlässlich. Diese Herkulesaufgabe können<br />

wir sowohl in der Landesgeschäftsstelle in Hannover<br />

und noch mehr in unseren 50 Geschäftsstellen in<br />

ganz <strong>Niedersachsen</strong> nur durch effektive Arbeitsteilung,<br />

Teamarbeit und den Austausch von Expertenwissen<br />

leisten. Über unser gut aufgebautes System mit Rundschreiben,<br />

Infobriefen, Informationsveranstaltungen<br />

und vielem mehr profitieren alle Mitarbeiter und alle<br />

Mitglieder in unserem fein verzweigten Netzwerk von<br />

dem täglich neu erarbeiteten Wissen. Aus- und Fortbildung<br />

sind für unsere Betriebsleiter selbstverständlich.<br />

Unsere Geschäftsstellen stehen dem in Nichts nach.<br />

Auf den Kreisverbandsversammlungen und vielen anderen<br />

Veranstaltungen im Lande haben wir uns immer<br />

wieder davon überzeugen können, dass die Mitglieder<br />

unser Informationsangebot gern nutzen. Diesem Anspruch<br />

wollen wir auch in Zukunft kompetent gerecht<br />

werden.<br />

Zusammenarbeit und<br />

Teamarbeit steht auch bei<br />

der Öffentlichkeitsarbeit im<br />

Vordergrund. Unser Wirtschaften<br />

wird in dem Maße<br />

kritischer gesehen, wie sich<br />

unsere Mitbürger von dem<br />

ländlichen Umfeld entfernen.<br />

Wir werden nicht jeden<br />

Bewohner einer Mietwohnung in der City von Hannover,<br />

Oldenburg oder Braunschweig erreichen können.<br />

Aber wir müssen und wollen uns kritischen Nachfragen<br />

stellen. Im kommenden Jahr darf dazu der „Tag<br />

des Offenen Hofes“ am 17. Juni wieder als Einladung<br />

an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger verstanden<br />

werden. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Dialog mit<br />

Verbrauchern, Kindern und Freunden der Landwirtschaft<br />

sowie auch kritischen Zeitgenossen. Wenn wir<br />

uns nicht selbst in die gesellschaftliche Debatte ein-<br />

„Großen Einsatz hat einmal<br />

wieder die eigenständige<br />

soziale Sicherung unserer<br />

landwirtschaftlichen Betriebe<br />

zu bezahlbaren<br />

Konditionen verlangt.“<br />

bringen, überlassen wir anderen die Deutungshoheit<br />

darüber, was auf unseren Höfen passiert. Ein solches<br />

Informationsdefizit können wir uns nicht leisten.<br />

Unser Verband lebt von dem engagierten Ehrenamt<br />

und begeisterten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Ihnen allen möchten wir an dieser Stelle Dank<br />

dafür sagen, dass sie sich nahezu selbstverständlich<br />

sehr oft weit über das normale Quantum hinaus an<br />

ihrem Platz für die niedersächsische Agrarwirtschaft<br />

einsetzen. Wir alle zusammen<br />

sind gut in Politik,<br />

Verbänden und Wirtschaft<br />

vernetzt und danken allen,<br />

die immer wieder vertrauensvoll<br />

und konstruktiv mit<br />

uns zusammenarbeiten.<br />

Aber das Wichtigste sind<br />

unsere selbstbewussten<br />

und von ihrem Beruf überzeugten<br />

Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter sowie<br />

ihre Familien. Sie leben ihren Kindern vor, dass Landwirtschaft<br />

eine Zukunftsbranche ist. Sie stellen sich<br />

den Herausforderungen auf den Höfen und in der<br />

Gesellschaft. Mit Fachkompetenz, aber auch mit Herzblut<br />

und Überzeugung beweisen sie Tag für Tag, dass<br />

Landwirtschaft nicht nur ein Beruf, sondern vielmehr<br />

eine Berufung ist. Mit dieser Überzeugung wollen wir<br />

die Aufgaben der Zukunft couragiert gemeinsam meistern.<br />

Gehen wir es an!<br />

Ministerpräsident David<br />

McAllister beim Landesbauerntag<br />

am 30. Mai<br />

in Cloppenburg.


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

Dr. Wilfried Steffens<br />

Strukturreferent<br />

Zahlungsansprüche<br />

werden neu zugeteilt<br />

Am 12. Oktober sind die Verordnungstexte zur Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013<br />

vorgelegt worden. Damit tun sich für die nächsten zwei Jahren eine Fülle von Baustellen auf.<br />

Vom Grundsatz her soll das bestehende System der<br />

Direktzahlungen erhalten bleiben, aber es erhält<br />

neue Elemente. Die bisherigen Zahlungsansprüche<br />

werden zum 31. Dezember 2013 eingezogen. 2014 ist<br />

zum Stichtag 15. Mai eine Neuzuteilung vorgesehen,<br />

und zwar an alle Betriebsinhaber, die im Jahr <strong>2011</strong><br />

mindestens einen Zahlungsanspruch aktiviert<br />

oder die einheitliche Flächenzahlung beantragt<br />

haben. Wie bei der GAP-Reform 2005 wird es bei<br />

der Neuzuteilung Ausnahmeregelungen für höhere<br />

Gewalt und besondere Umstände geben. In allen<br />

Mitgliedstaaten soll bis spätestens 1. Januar 2019 ein<br />

Regionalmodell eingeführt werden mit einheitlichen<br />

Zahlungsansprüchen innerhalb einer Region oder<br />

eines Mitgliedstaates. Bis spätestens 2028 sollen EUeinheitliche<br />

Zahlungsansprüche eingeführt sein.<br />

Die Zahlungsansprüche sollen ab 2014 als entkoppelte<br />

Basis-Direktzahlungen fungieren, und zwar<br />

übertragbar. Sie sind durch Verknüpfung mit beihilfefähigen<br />

Flächen bei Erfüllung der CC-Anforderungen<br />

zu aktivieren. Der Auszahlungswert ist neben der<br />

endgültigen Höhe des verfügbaren Mittelvolumens<br />

(vorgesehene Umverteilung zwischen den Mitgliedstaaten)<br />

insbesondere vom Umfang der folgenden fünf<br />

Komponenten abhängig. Die entkoppelte Basisprämie<br />

stellt damit eine Restgröße dar.<br />

1. Einführung einer obligatorischen<br />

„Ökologisierungskomponente“<br />

30 Prozent des Budgets der Direktzahlungen (in <strong>Niedersachsen</strong><br />

etwa 272 Mio. Euro) soll als Zuschlag zu<br />

den entkoppelten Basisprämien gezahlt werden. Diese<br />

„grüne Prämie“ ist nicht Bestandteil des Zahlungsanspruchs<br />

und an die additive Einhaltung (EU-weit) der<br />

folgenden drei Maßnahmen gekoppelt:<br />

a) Anbaudiversifizierung: Ab mindestens drei ha<br />

Ackerfläche pro Betrieb müssen jährlich mindestens<br />

drei Fruchtarten, jede mit einem Anteil von mindestens<br />

fünf und höchstens 70 Prozent der Ackerfläche,<br />

im Anbau sein. Ca. 42 Prozent der Betriebe in <strong>Niedersachsen</strong><br />

erfüllen dieses Kriterium derzeit nicht.<br />

b) Dauergrünlanderhalt: Das vorhandene Dauergrünland<br />

eines landwirtschaftlichen Betriebs im Referenzjahr<br />

2014 muss bei einem „Spielraum“ von fünf<br />

Prozent erhalten werden.<br />

c) Flächennutzung im Umweltinteresse: Sieben Prozent<br />

der Ackerfläche eines Betriebs sollen als im<br />

Umweltinteresse genutzte Flächen ausgewiesen<br />

werden. Welche Flächen der an bestehenden Agrarumweltmaßnahmen<br />

teilnehmenden Landwirte auf<br />

ökologische Vorrangflächen angerechnet werden<br />

können oder müssen und welche sonstigen Flächen<br />

wie Ackerrandstreifen, Landschaftselemente, oder<br />

Blühstreifen dazu gezählt werden, soll in einer „dele-<br />

gierten Rechtsakte“ geregelt werden. Auswirkungen<br />

auf das bisherige Angebot an Agrarumweltprogrammen<br />

sind jedenfalls zwingend zu erwarten.<br />

Bei Betrieben des ökologischen Landbaus soll<br />

das Greening „per se“ als erfüllt gelten. Eine gesonderte<br />

Erfüllung der bereits erwähnten Anforderungen<br />

muss hier nicht nachgewiesen werden. Welche Auswirkungen<br />

dies wiederum auf die künftige „Ökoförderung“<br />

haben wird, ist noch nicht abzusehen. 25 Prozent<br />

der ELER-Mittel sollen die Mitgliedstaaten jedoch<br />

weiterhin für Agrarumweltmaßnahmen und für die<br />

Ausgleichszulage einsetzen.<br />

Betriebsinhaber, deren Betriebe ganz oder teilweise<br />

in Natura 2000- oder Vogelschutzgebieten liegen:<br />

Hier sind die Greening-Auflagen so anzuwenden,<br />

dass sie in Übereinstimmung mit deren Zielen stehen.<br />

Die Auszahlung der Basis- und der Grünprämie<br />

soll zusammen, aber in getrennten Systemen erfolgen.<br />

Wird das Greening unzureichend erfüllt, wird die<br />

„grüne Prämie“ gekürzt oder gestrichen, bei „Nichterfüllung“<br />

erfolgt zusätzlich eine Sanktionierung der Basisprämie.<br />

2. Zusätzliche Einkommensstützung<br />

Fünf Prozent des jeweiligen nationalen Budgets für<br />

Direktzahlungen (in Niedersachen etwa 45 Mio. Euro)<br />

können in Form einer Flächenzahlung an Landwirte<br />

in Gebieten mit besonderen natürlichen Einschränkungen<br />

zusätzlich zur Ausgleichszulage der 2. Säule<br />

zur Auszahlung kommen. Dabei werden den Mitgliedstaaten<br />

Spielräume gelassen, diese Mittel zu konzentrieren<br />

auf Teile der benachteiligten Gebiete, in denen<br />

die Gefahr besteht, dass die Bewirtschaftung aufgegeben<br />

wird. Auch diese zusätzliche Zahlung wird nicht<br />

Bestandteil der künftigen handelbaren Zahlungsansprüche<br />

sein.<br />

3. Fakultative gekoppelte Unterstützung<br />

Innerhalb klar definierter Grenzen (flächen-, ertrags-<br />

oder tierzahlbezogen) können fünf bis zehn Prozent<br />

(sofern Artikel 68-Maßnahmen, das heißt gekoppelte<br />

Prämien, bereits angewendet werden) des nationalen<br />

Budgets (bis 90 Mio. Euro in <strong>Niedersachsen</strong>) für besondere<br />

Formen der Landwirtschaft, die aus wirtschaftlichen<br />

und/oder sozialen Gründen als besonders<br />

wichtig eingestuft werden, als gekoppelte Zahlungen<br />

erfolgen. In der Diskussion sind die Bereiche Milch,<br />

Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch, Oliven, Obst, Gemüse,<br />

Stärkekartoffeln, andere Ackerkulturen und Eiweißpflanzen.<br />

Deutschland wird von dieser Möglichkeit<br />

vermutlich keinen Gebrauch machen. Aber: Betriebsinhaber,<br />

die am 31.12.2013 zugewiesene Zahlungsansprüche<br />

besaßen und über keine beihilfefähigen Hek-<br />

tarflächen verfügen, um Zahlungsansprüche aktivieren<br />

zu können (besondere Zahlungsansprüche), können<br />

ab 2014 eine gekoppelte Unterstützung erhalten.<br />

4. Einfache und spezifische Unterstützungsregelung<br />

für Kleinlandwirte<br />

Direktzahlungen bis 100 Euro oder für Betriebe bis zu<br />

einem ha sollen aus Vereinfachungsgründen gestrichen<br />

werden. In Deutschland kann diese Grenze bei<br />

300 Euro oder vier ha liegen. Kleinbetriebe oberhalb<br />

dieser Bagatellgrenze, die sich bis zum 15. Oktober<br />

2014 zum Kleinbetrieb erklären, sollen einen Pauschalbetrag<br />

als Betriebsprämie erhalten. In der Diskussion<br />

sind Zahlungen zwischen 500 und 1.000 Euro pro Betrieb<br />

(die neue ELER-Verordnung sieht darüber hinaus<br />

für Kleinlandwirte jährliche Zahlungen bis 3.000 Euro<br />

über einen Zeitraum von fünf Jahren vor). Zahlungsansprüche<br />

aus dieser Regelung müssen in 2014 aktiviert<br />

werden und gelten dann für die Dauer der Teilnahme<br />

an der Kleinlandwirteregelung. Sie sind nicht<br />

übertrag-, aber vererbbar. Teilnehmende Betriebsinhaber<br />

sind von Cross Compliance-Auflagen und vom<br />

Greening befreit.<br />

5. Junglandwirte sollen einen Zuschlag zur<br />

Betriebsprämie erhalten<br />

(Zwei Prozent des nationalen Budgets sollen dafür reserviert<br />

werden). Der Zuschlag von 25 Prozent zur Betriebsprämie<br />

kann in Deutschland für maximal 46 ha<br />

fünf Jahre lang gewährt werden.<br />

Heruntergebrochen auf den Zahlungsanspruch<br />

ergibt sich für <strong>Niedersachsen</strong> ab 2014 nach den vorliegenden<br />

Vorschlägen in etwa, ohne Anspruch auf<br />

wissenschaftliche Genauigkeit, die im Kasten beschriebene<br />

Situation: Landwirte, die die Greening-Vorgaben<br />

ohne Einschränkungen erfüllen, könnten mit einer Basisprämie<br />

von mindestens 168 Euro rechnen, je nach<br />

Mittelbedarf für Klein- und Junglandwirte auch bis<br />

knapp 200 Euro (= handelbarer Zahlungsanspruch)<br />

zuzüglich einer „grünen Prämie“ von etwa 99 Euro/ha.<br />

Liegt die Fläche im benachteiligten Gebiet, kann ein<br />

weiterer Zuschlag hinzu kommen. Die Basisprämie<br />

kann dadurch und im Falle der Gewährung gekoppelter<br />

Zahlungen, aber bis auf 136 oder sogar 120 Euro<br />

sinken. Die Höhe dieses Zuschlages ist abhängig von<br />

der Größe der Kulisse, in der dieser Zuschlag zur Anwendung<br />

kommt. Die niedersächsische Gebietskulisse<br />

Berechnungsschema<br />

zur Basisprämie (gerundet)<br />

Das vorhandene<br />

Dauergrünland eines<br />

Betriebes soll nach<br />

den Vorstellungen<br />

der EU-Kommission<br />

weitgehend erhalten<br />

werden.<br />

Bruttoprämie 2013: 366 €/ha<br />

– 10 % Modulation: 37 €/ha<br />

– 4 % Umverteilung Mitgliedstaaten: 13 €/ha<br />

– 30 % Greening: 99 €/ha<br />

(– 5 % Gebiete mit natürlichen Einschränkungen: 16 €/ha)<br />

(– 5 % bis 10 % gekoppelte Zahlungen: 16 bis 32 €/ha)<br />

– bis 10 % Pauschalbetrag für Kleinlandwirte: max. bis 32 €/ha<br />

– 2 % Junglandwirteförderung: 6 €/ha<br />

Basisprämie (ZA): mind. 179 €/ha (147 bis 131 €/ha)


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

EU-Parlamentarierin Dr.<br />

Godelieve Quisthoudt-<br />

Rowohl und Dr. Rudolf<br />

Mögele von der Generaldirektion<br />

Landwirtschaft<br />

diskutieren in Hildesheim<br />

mit Landwirten über die<br />

EU-Agrarpolitik.<br />

Eine Servicegarantie für<br />

schnelle Baugenehmigungen<br />

übernimmt der<br />

Landkreis Osterholz<br />

für die Ausgleichszulage umfasst bisher gut 1,5 Mio.<br />

ha, daran wird sich durch die beabsichtigte Neuabgrenzung<br />

nicht allzu viel ändern. Sollte die zusätzliche<br />

Einkommensstützung auf das gesamte benachteiligte<br />

Gebiet verteilt werden (was unwahrscheinlich ist), ergäbe<br />

sich ein Zuschlag pro Hektar von rund 30 Euro.<br />

Bei 50 Prozent der Fläche wären es 60, bei 25 Prozent<br />

120 Euro. Das heißt, in den Gebieten mit besonderen<br />

natürlichen Einschränkungen würde die Zahlung (inklusive<br />

Greening) nicht bei etwa 300, sondern bei 400<br />

Euro/ha und mehr liegen. Heftige (Neid-) Diskussionen<br />

sind hier programmiert, sollte Deutschland von<br />

dieser Möglichkeit Gebrauch machen.<br />

In der Diskussion bleibt die Definition des aktiven<br />

Landwirts. Landwirte, die ihre Flächen nicht nach den<br />

Mindeststandards bewirtschaften, und Betriebsinhaber,<br />

deren Direktzahlungen weniger als fünf Prozent<br />

ihrer Gesamteinkünfte aus nichtlandwirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten im jüngsten Steuerjahr ausmacht, sollen<br />

keine Direktzahlungen erhalten. Erbracht werden<br />

muss dieser Nachweis, sofern die Direktzahlungen<br />

über 5.000 Euro pro Betrieb liegen, bei einer Zahlung<br />

von 3.000 Euro würde die Grenze mit 16,7 ha erreicht.<br />

Landwirte, die künftig über 150.000 Euro Betriebsprämie<br />

(ohne Greening- und sonstige Zuschläge) beziehen<br />

– in <strong>Niedersachsen</strong> trifft das für 70 Betriebe zu –<br />

müssen sich auf eine stufenweise „Kappung“ ihrer Betriebsprämie<br />

einstellen. Folgende „Grenzen“ werden<br />

genannt:<br />

20 Prozent bei bis zu 200.000 Euro,<br />

40 Prozent bei bis zu 250.000 Euro,<br />

70 Prozent bei bis zu 300.000 Euro und<br />

100 Prozent bei mehr als 300.000 Euro.<br />

Die Auswirkungen der Kappung soll durch Anrechnung<br />

von Kosten für sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigte Arbeitnehmer abgemildert werden. Der<br />

volle Betrag aller Arbeitskosten für angestellte Arbeitskräfte<br />

inklusive der Ausgaben für Steuern und Sozialversicherung<br />

soll berücksichtigt, Umgehungen durch<br />

Betriebsteilungen sollen verhindert werden.<br />

Schließlich müssen die Mitgliedstaaten künftig<br />

ein Beratungssystem anbieten, das neben Cross Compliance<br />

auch die Vorgaben des Greening sowie Maßnahmen<br />

zum Klimaschutz, zum Gewässerschutz, Meldungen<br />

von Tierseuchen und Innovation umfassen<br />

muss. Der Entwurf der neuen ELER-Verordnung sieht<br />

dazu umfassende Fördermöglichkeiten vor.<br />

Der Auszahlungswert des künftigen handelbaren<br />

Zahlungsanspruchs sinkt nach derzeitiger Vorstellung<br />

der Kommission auf unter zwei Drittel des jetzigen Niveaus.<br />

Um knapp ein Drittel mehr kann der Landwirt<br />

als Zuschlag in Form einer „grünen Prämie“ erhalten.<br />

Dafür muss er aber eine Gegenleistung erbringen,<br />

die über den derzeitigen<br />

Standard hinausgeht. Die<br />

EU-weit einheitliche Festlegung<br />

von drei obligatorischen„Greeningmaßnahmen“<br />

macht die Sache<br />

nicht nur kompliziert und<br />

ungerecht, sondern wird<br />

auch massive Auswirkungen<br />

auf das Angebot<br />

an Agrarumweltmaßnahmen<br />

der 2. Säule haben.<br />

Dass die „Ökobetriebe“<br />

das Greening „per se“ erfüllen,<br />

ist nicht als Vorteil<br />

zu werten, sondern lässt<br />

auch Auswirkungen auf<br />

die künftige „Ökoförderung“<br />

erwarten. Sanktionierungen<br />

im Falle eines<br />

Verstoßes über die grüne<br />

Prämie hinaus erscheinen<br />

unverhältnismäßig.<br />

Zuschläge in Gebieten<br />

mit besonderen natürlichen<br />

Einschränkungen machen eine Abgrenzung<br />

einer Gebietskulisse innerhalb der Gebietskulisse erforderlich<br />

mit neuen Ungerechtigkeiten und (Neid-)<br />

Diskussionen. So schön „vereinfachte Regelungen für<br />

Kleinlandwirte“ zunächst auch klingen, sie lassen erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Höhe der Direktzahlungen<br />

insgesamt vermuten. Rückbehalte bei Hof-<br />

übergaben könnten folgen. Im Bereich Kontrollen und<br />

Cross Compliance scheint der Geist der Kommission<br />

mal wieder willig zu sein, aber es fehlt erneut die Umsetzung.<br />

Und auch zum aktiven Landwirt und zur Kappung<br />

der Direktzahlungen wird das letzte Wort noch<br />

nicht gesprochen sein.<br />

Was wird mit den Kontrollen?<br />

Im Bereich Kontrollen und Cross Compliance hat die Kommission<br />

ebenfalls Änderungen angekündigt. So soll der Umfang der<br />

systematischen Kontrollen bei CC zugunsten der anlassbezogenen<br />

Kontrollen vermindert werden. Landwirte, die an Zertifizierungssystemen<br />

teilnehmen, sollen weniger häufig kontrolliert<br />

werden, die CC-Kontrollen an „Flaschenhälsen“ dagegen<br />

ausgedehnt werden. Bei Mitgliedstaaten mit belegbar gut funktionierenden<br />

Kontrollsystemen wird die Quote von fünf auf 2,5<br />

Prozent halbiert.<br />

Aus dem Katalog der CC-relevanten 18 Richtlinien und Verordnungen<br />

sollen folgende gestrichen werden: Klärschlamm,<br />

Verwendung von Hormonen, Meldung von Krankheiten (MKS,<br />

Blauzungenkrankheit). Im Gegenzug sollen die zu prüfenden<br />

Standards auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie ausgeweitet und<br />

die neue Pflanzenschutz-Zulassungsverordnung an die Stelle<br />

der EU-Pflanzenschutzrichtlinie im CC-Katalog treten. Damit<br />

dürfte das gesamte für den Landwirt relevante EU-Pflanzenschutzrecht<br />

der Pflanzenschutz-Anwendungsrichtlinie CCrelevant<br />

werden. Beim guten landwirtschaftlichen und ökologischen<br />

Zustand sind folgende Änderungen geplant:<br />

Neuer Zuschnitt für die 2. Säule<br />

Nach den Verordnungsentwürfen der Kommission zur künftigen Förderung<br />

in der 2. Säule wird am System des Aufbaus der Förderung grundsätzlich festgehalten.<br />

Dennoch kommt es bei der ländlichen Entwicklung zu einigen Veränderungen.<br />

Unklar bleibt die geplante Mittelausstattung für die<br />

2. Säule im Zeitraum 2014 bis 2020. Hierzu hatte<br />

die Kommission in ihrer Mitteilung vom 29. Juni <strong>2011</strong><br />

zur mehrjährigen Finanzplanung Aussagen getroffen.<br />

101,2 Mrd. Euro möchte sie im Zeitraum 2014 bis<br />

2020 für die 2. Säule zur Verfügung stellen. Nominal<br />

sind das fünf Prozent mehr gegenüber der laufenden<br />

Förderperiode 2007 bis 2013, real aber deutlich<br />

weniger. Wie viel auf Deutschland beziehungsweise<br />

<strong>Niedersachsen</strong> entfällt, bleibt weiter offen. Neue<br />

Verteilungsschlüssel, die zu einer „ausbalancierten<br />

territorialen ländlichen Entwicklungspolitik“ führen<br />

sollen, sind angekündigt. Die Mitgliedstaaten erhalten<br />

die Möglichkeit, zehn Prozent der Mittel aus der 1. in<br />

die 2. Säule umzuschichten.<br />

Die künftige ELER-Förderung soll laut Verordnungsentwurf<br />

in einem „gemeinsamen strategischen<br />

Rahmen“ über alle EU-Fonds eingebunden werden.<br />

Kommission und Mitgliedstaaten verhandeln auf<br />

dieser Basis einen Partnerschaftsvertrag für die neue<br />

Förderperiode. Die „ländlichen Entwicklungsprogramme“<br />

(in <strong>Niedersachsen</strong> derzeit „PROFIL“) werden<br />

auf Grundlage des Partnerschaftsvertrages wie bisher<br />

von den Mitgliedstaaten (in Deutschland auf Ebene<br />

der Bundesländer) erarbeitet. Sie können künftig vier<br />

• Festlegung von prozentualen Anteilen für eine Bodenbedeckung<br />

auf Ackerland<br />

• Schutz von Böden mit hohem Kohlenstoffgehalt inklusive<br />

eines Erstumbruchverbotes<br />

• Schutz von Feuchtgebieten inklusive eines Erstumbruchverbotes.<br />

Flächen, die zuletzt <strong>2011</strong> als Ackerflächen deklariert waren,<br />

sind vom Erstumbruchverbot nicht betroffen.Die Vorgaben<br />

einer Mindestbodenbedeckung könnten die in Deutschland<br />

bei Umsetzung des Erosionsschutzkatasters die heftig<br />

diskutierten Regeln zur Bodenbedeckung wieder beleben. Die<br />

vorgesehenen neuen Standards zum Schutz von Böden mit hohem<br />

Kohlenstoffgehalt und von Feuchtgebieten in Verbindung<br />

mit einem möglichen Erstumbruchverbot lassen gravierende<br />

Auswirkungen vermuten. In der nationalen Umsetzung würden<br />

diese Standards wahrscheinlich zu neuen Katastern führen. In<br />

ihrer Brisanz überwiegen diese zusätzlichen Standards die Entlastungen<br />

bei den 18 Richtlinien und Verordnungen wesentlich,<br />

da sie das Fachrecht deutlich verschärfen und in der nationalen<br />

Umsetzung nicht kalkulierbar sind.<br />

„thematische Unterprogramme“ festlegen: Junglandwirte,<br />

Landwirtschaftliche Kleinbetriebe, Berggebiete<br />

und Regionale Wertschöpfungsketten.<br />

Die bisherigen Schwerpunktachsen der ELER-<br />

Förderung werden aufgegeben. Dafür gibt es künftig<br />

eine Art Zielvereinbarung mit der Kommission zur<br />

Erfüllung der „Unionsprioritäten“Hier sieht der Verordnungsentwurf<br />

drei Hauptziele vor: Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Landwirtschaft, Nachhaltiges Management<br />

von natürlichen Ressourcen und Ausgewogene territoriale<br />

Entwicklung der ländlichen Gebiete.<br />

Hier fällt auf, dass viele Förderbereiche der ELER-<br />

Verordnung nahezu vollständig zugunsten der kleinen<br />

und mittleren Unternehmen (KMU) und für kommunale<br />

Investitionen geöffnet werden sollen. Das Spektrum<br />

der KMU reicht laut EU-Richtlinie bis zu 249<br />

Arbeitskräften und Jahresumsätzen bis unter 50 Mio.<br />

Euro je Unternehmen. Außerdem sollen sämtliche<br />

Maßnahmendetails über „delegierte Rechtsakte“ geregelt<br />

werden. Die Mitgliedstaatendaran jedoch nicht<br />

beteiligt!<br />

Zum AFP: Investitionen sollen künftig sowohl die<br />

wirtschaftliche Leistung der Unternehmen als auch<br />

die Umweltleistung steigern. Darüber hinaus können<br />

laut Verordnungsentwurf künftig auch KMU aus der


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

10<br />

Nahrungsmittelverarbeitung mit AFP-Mitteln gefördert<br />

werden. Außerdem sollen noch näher zu definierende<br />

kleine landwirtschaftliche Betriebe vorrangig<br />

berücksichtigt werden. Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit<br />

wird auch hier erforderlich sein. Investitionen<br />

zur Förderung der Gesamtleistung des Betriebs, wie<br />

der Stallneubau, können nur gefördert werden, wenn<br />

eine bestimmte Betriebsgröße nicht überschritten<br />

wird. Investitionen in Klimaschutz, Einkommendiversifizierung,<br />

Energie usw. können hingegen ohne (Größen-)Restriktionen<br />

gefördert werden. Schließlich soll<br />

die Zweckbindungsfrist bei der Investitionsförderung<br />

von fünf Jahren nach Bewilligung auf drei Jahre nach<br />

Schlusszahlung umgestellt werden.<br />

Bei Maßnahmen zur Erschließung des Potenzials<br />

der ländlichen Gebiete soll ein größerer Wert auf innovative<br />

Ideen für Unternehmen und Kommunalbehörden<br />

gelegt werden. Innerhalb dieses Rahmens kann<br />

alles gefördert werden, was der „kleinräumigen Infrastruktur“,<br />

dem Tourismus, der sozialen Integration und<br />

dem demographischen Wandel Rechnung trägt. In den<br />

Bereichen erneuerbare Energien und Breitband sollen<br />

auch größere Vorhaben zum Zuge kommen.<br />

Neue Chancen für die lokale Entwicklung, z.B.<br />

neue Vertriebskanäle, mit denen lokale Ressourcen<br />

aufgewertet werden, sollen künftig stärker genutzt<br />

werden. Der Ausbau von Direktverkäufen und lokalen<br />

Märkten sollen ebenso wie die forstliche Förderung<br />

verstärkt werden. Auch die Gründung von Kooperationen<br />

soll im Rahmen der künftigen ELER-Förderung<br />

Die sechs wichtigsten Förderziele<br />

1. Stärkung des Wissenstransfers in der Land- und Forstwirtschaft:<br />

Dazu sollen das „Humankapital“ und die intelligente<br />

Vernetzung in der Land- und Forstwirtschaft gefördert, „Innovation<br />

und Wissen“ in der Land- und Forstwirtschaft ebenso<br />

gestärkt werden wie die „Zusammenarbeit von Landwirtschaft,<br />

Forstwirtschaft, Forschung und Entwicklung“. Geplant ist die<br />

Förderung von Weiterbildungskursen, Workshops, Coachings,<br />

Demonstrationsaktivitäten, Informationsaktionen und der<br />

Wissensaustausch über Besuchsprogramme. Die bisherige EU-<br />

Beratungsförderung soll erheblich ausgeweitet werden. Neben<br />

„Umweltberatungen“ sollen auch betriebswirtschaftliche Beratungen<br />

und Beratungen zur einzelbetrieblichen Ausrichtung<br />

förderfähig werden.<br />

2. Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit aller Formen der Landwirtschaft<br />

und Stärkung ihrer Existenzfähigkeit: Geplant sind<br />

Erleichterungen von Betriebsumstrukturierungen und die Erleichterung<br />

des Generationswechsels in der Landwirtschaft.<br />

3. Förderung der Organisation von Lebensmittelketten sowie<br />

Förderung des Risikomanagements in der Landwirtschaft:<br />

Angedacht sind Qualitätsprogramme zur besseren Integration<br />

der landwirtschaftlichen Erzeuger in die Lebensmittelkette<br />

und die Förderung von Regionalmärkten und regionaler<br />

Wertschöpfungsketten. Zur Unterstützung des landwirtschaftlichen<br />

Risikomanagements plant die Kommission, die Artikel<br />

70 (Versicherungen im pflanzlichen und tierischen Bereich)<br />

und 71 (unter anderem Tierseuchenfonds) aus der EU-Direkt<br />

einen hohen Stellenwert erhalten. Schließlich möchte<br />

die Kommission den Bedürfnissen von Junglandwirten<br />

und Marktneulingen eine besondere Aufmerksamkeit<br />

widmen, während die Vorruhestandsregelung aus Kostengründen<br />

aus der ELER-Verordnung gestrichen wird.<br />

Bei den Agrarumweltmaßnahmen sollen die bestehenden<br />

Laufzeiten von fünf bis sieben Jahren erhalten<br />

bleiben. Nur bei der „Beibehaltungsprämie“ im<br />

Ökolandbau und den Zahlungen für „Tierschutzmaßnahmen“<br />

(z.B. Förderung der Weidehaltung) könnte<br />

sich die Kommission jährliche Laufzeiten vorstellen.<br />

Die einzuhaltenden „Standards“ bei den Agrarumweltprogrammen<br />

sollen künftig oberhalb der Cross<br />

Compliane und der neu einzuführenden „Greening“-<br />

Standards der 1. Säule angesiedelt sein mit Ausnahme<br />

der Förderung des Ökolandbaus. Bis zu 20 Prozent<br />

Prämienaufschlag (bei Kooperationen 30 Prozent) an<br />

Transaktionskosten sollen möglich sein.<br />

Die Fördersätze bei der Ausgleichszulage sollen<br />

nicht geändert werden. An der Neuabgrenzung der<br />

benachteiligten Gebiete anhand der acht biophysikalischen<br />

Kriterien wird festgehalten. Die Neuabgrenzung<br />

soll auf Gemeindeebene mit einem Schwellenwert von<br />

66 Prozent erfolgen. Durch die Neuabgrenzung herausfallende<br />

Gebiete können bis 2017 eine degressive<br />

Übergangsförderung erhalten (80-60-40-20 Prozent<br />

der AGZ 2013). Neben Natura 2000-Gebieten sollen<br />

künftig auch Gebiete mit Bewirtschaftungseinschränkungen<br />

im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

gefördert werden können.<br />

zahlungenverordnung nahezu unverändert in die neue ELER-<br />

Verordnung zu übernehmen. Darüber hinaus sollen auch Einkommensverluste<br />

von mehr als 30 Prozent mit EU-Förderung<br />

abgesichert werden können. Subventioniert werden sollen die<br />

fälligen Versicherungsbeiträge der Landwirte.<br />

4. Erhaltung und Förderung von land- und forstwirtschaftlichen<br />

Ökosystemen: Hier soll der Schwerpunkt liegen auf der „Erhaltung<br />

der Biodiversität und des Zustandes europäischer Kulturlandschaften“,<br />

der „Verbesserung des Wassermanagements“<br />

und des „Bodenmanagements“.<br />

5. Unterstützung von Ressourceneffizienz und CO2-armen Wirtschaftsweisen<br />

in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Ernährungsindustrie:<br />

Maßnahmenschwerpunkte sollen die<br />

effizientere Wasserverwendung in der Landwirtschaft, der effiziente<br />

Energieeinsatz in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelverarbeitung,<br />

die Erleichterung der Bereitstellung und<br />

Nutzung von Abfällen, Reststoffen oder anderen nicht landwirtschaftlichen<br />

Rohmaterialien für Zwecke der Bioökonomie,<br />

die Verringerung von landwirtschaftlichen Stickoxiden und<br />

Methanemissionen und die Förderung der Kohlenstoffsequestrierung<br />

in der Land- und Forstwirtschaft zum Inhalt haben.<br />

6. Mobilisierung des Arbeitsplatzpotenzials und Entwicklung von<br />

ländlichen Gebieten: Dazu sollen gehören Erleichterungen bei<br />

der Erwerbsdiversifizierung und Arbeitsplatzbeschaffung, die<br />

Förderung sozialer Integration und Armutsbekämpfung sowie<br />

die Förderung lokaler Entwicklung in ländlichen Gebieten.<br />

Der „bottom-up-Ansatz“ bei der Gemeinschafts-<br />

initiative Leader soll verstärkt werden. Eine generelle<br />

federführende öffentliche Trägerschaft soll es bei<br />

Leader deshalb künftig nicht mehr geben. Die Zusammensetzung<br />

der Leader-Aktionsgruppen soll ein<br />

„Spiegelbild“ der „lokalen Gesellschaft“ darstellen.<br />

Auch die Strukturfonds (z.B. EFRE, ESF) sollen zur<br />

Verwirklichung der Leader-Ziele beitragen. Schließlich<br />

sollen die fondsübergreifenden Finanzregeln harmonisiert<br />

werden. Betreffen soll die Harmonisierung aber<br />

lediglich die Anrechnung der Mehrwertsteuer und die<br />

Abrechnung von Kostenpauschalen, nicht aber die<br />

Anrechnung von privaten Mitteln bei der geforderten<br />

nationalen Kofinanzierung.<br />

Als vorläufiges Fazit zur künftig geplanten ELER-<br />

Förderung bleibt festzuhalten: Die Vorschläge zu den<br />

Durchführungsmechanismen und Verknüpfungen der<br />

EU-Fonds enthalten interessante Ansätze. Kritisch ist<br />

zu sehen, dass immer neue Anforderungen formuliert<br />

(Strategie Europa 2020) werden, die mit den bekannten<br />

(alten) Maßnahmen und den „alten“ Mittelansätzen<br />

der 2. Säule angegangen werden. Gleichzeitig soll der<br />

Kreis der Empfänger in Richtung KMU geöffnet werden.<br />

Ob im Gegenzug künftig auch der „EFRE-Topf“<br />

für landwirtschaftliche Vorhaben zur Verfügung steht,<br />

muss sich erst noch zeigen. Zur Bewältigung des demographischen<br />

Wandels soll verstärkt auf Junglandwirteförderung<br />

gesetzt werden. Gleichzeitig wird die<br />

Vorruhestandsregelung aus Kostengründen aus der<br />

ELER-Verordnung gestrichen.<br />

Landesverband<br />

erfolgreich QM zertifiziert<br />

Mit dem Ziel, die Qualität der Zusammenarbeit mit den Kreisverbänden und externen<br />

Organisationen zu verbessern und die Arbeitsabläufe innerhalb des Hauses transparenter<br />

und effektiver zu gestalten, ist der Landesverband im vergangenen September an den<br />

Start gegangen und hat an der Implementierung eines Qualitätsmanagement (QM)-<br />

Systems nach ISO 9001:2008 gearbeitet. Nach einem zweitägigen externen Audit,<br />

der Prüfung durch einen akkreditierten Zertifizierer, schloss der Landesverband die<br />

Zertifizierung mit Erfolg ab. Nachdem bereits einige <strong>Landvolk</strong>-Kreisverbände nach ISO<br />

9001:2008 auditiert wurden, ist die Geschäftsstelle des <strong>Landvolk</strong>es <strong>Niedersachsen</strong> nun<br />

der erste Landesverband mit QM-Zertifizierung.<br />

Von Anfang an waren die Erwartungen der<br />

Mitarbeiter an das QM-System groß. Es sollten<br />

unter anderem die internen Strukturen verbessert<br />

und die Transparenz innerhalb des Hauses erhöht<br />

werden. Damit verknüpft war auch der Wunsch,<br />

die erarbeiteten Grundlagen und Ergebnisse zum<br />

Wohle des Verbandes konsequent umzusetzen. Mit<br />

der Unterstützung des externen Beraters Joachim<br />

Ahlers sind in über 30 Arbeitsgruppengesprächen<br />

mit allen Mitarbeitern sowie der Geschäftsführung<br />

Optimierungspotenziale bei den internen Strukturen<br />

und Arbeitsabläufen des Hauses erkannt worden.<br />

Zusammen mit der verantwortlichen Qualitätsmanage<br />

Bei den vorgesehenen „fondsübergreifenden<br />

Strategievereinbarungen“ zwischen der Kommission<br />

und den Mitgliedstaaten besteht die Gefahr, dass<br />

die Strukturfonds die ELER-Mittel „vereinnahmen“<br />

werden. Die fondsübergreifende Harmonisierung der<br />

Finanzregeln ist hingegen überfällig (Mehrwertsteuer,<br />

Kostenpauschalen), soll aber nicht im Bereich der<br />

gerade bei der ELER-Förderung so wichtigen Anrechnung<br />

von privaten Mitteln bei der geforderten nationalen<br />

Kofinanzierung gelten.<br />

Die vorgeschlagenen Leitthemen Klima, Umwelt<br />

und Innovation dürfen der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

landwirtschaftlicher Betriebe nicht<br />

übergeordnet werden. Die vorgesehene Anhebung<br />

der Standards bei den Agrarumweltprogrammen der<br />

2. Säule führt zwangsläufig zu „komplexeren Vorhaben“,<br />

die wiederum für deutlich weniger Betriebe als<br />

bisher umsetzbar sind. Schließlich kommt dem Risikomanagement<br />

eine steigende Bedeutung zu. Der<br />

Vorschlag der Kommission zur Überführung der vorhandenen<br />

Instrumente aus der 1. in die 2. Säule erscheint<br />

insoweit folgerichtig. Ob Versicherungs- oder<br />

Fondslösungen allerdings grundsätzlich geeignete Instrumente<br />

darstellen, ist zu prüfen, insbesondere was<br />

die „Nebenbedingungen“ angeht. Auch ist das „Zusammenspiel“<br />

mit der geplanten Öffnung der Krisen-<br />

und Globalisierungsfonds für die Landwirtschaft noch<br />

ungeklärt. Sinnvoll wäre die Einführung einer Risikoausgleichsrücklage,<br />

wie vom DBV gefordert.<br />

Dr. Wilfried Steffens<br />

mentbeauftragten, Dr. Friederike Albersmeier, und dem<br />

KVP-Team mit Kerstin Riechmann und Werner Bosse,<br />

es soll den kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

des QM-Systems überwachen, wurde die Anpassung<br />

der verbesserungswürdige Prozesse begonnen. Die<br />

Arbeitsergebnisse aus allen Gesprächskreisen sind<br />

in einem Handbuch zusammengestellt, in dem<br />

alle wesentlichen Prozesse beschrieben sowie die<br />

dazugehörigen Dokumente und Vorlagen hinterlegt<br />

sind.<br />

Ein wichtiger Meilenstein im QM-Prozess ist die<br />

Einführung eines neuen, einheitlichen Ablagesystems.<br />

Die Umsetzung erfolgte im Herbst durch die Firma<br />

Dr. Friederike<br />

Albersmeier<br />

Referentin für<br />

Marktanalyse<br />

11


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

12<br />

Gedys intraware, sie stellte die gesamte elektronische<br />

Ablage mit ihrem System auf Lotus Notes-Basis um.<br />

Dies ermöglicht den Mitarbeitern auch außerhalb des<br />

Büros, z. B. auf Dienstreisen, relevante Dokumente zu<br />

bearbeiten. Gleichzeitig bietet das System ein hohes<br />

Maß an Sicherheit und erfüllt durch die Vergabe spezifischer<br />

Zugriffsrechte die Anforderungen des Datenschutzes.<br />

Zukünftig werden alle Arbeitsunterlagen<br />

und Dateien von den Mitarbeitern nur noch in diesem<br />

zentralen System abgelegt. Vorbei sind die Zeiten, in<br />

denen jeder Mitarbeiter seine eigene Speichervariante<br />

hatte und der allen zugängliche Server mit über 70.000<br />

Dateien und 4.000 Ordnern nicht mehr zu überblicken<br />

war. Durch klare Struk-<br />

turen und eine erweiterte<br />

Suchfunktion sollen wichtige<br />

Dokumente zukünftig allen<br />

Mitarbeitern einfach und vor<br />

allen Dingen schnell zugänglich<br />

sein.<br />

QM wird von vielen Kritikern immer wieder als “Dokumentationsmonster“<br />

betrachtet, welches durch<br />

Formulare und Vorgaben die Arbeitsweise des einzelnen<br />

Mitarbeiters einschränkt und einen erheblichen<br />

Berg an Papier produziert. In der Tat erhöht auch das<br />

QM-System des <strong>Landvolk</strong>s zunächst den Dokumentationsaufwand<br />

der Referenten. Jedoch sollte die Dokumentation<br />

aufgrund eines QM-Systems nie dem<br />

Selbstzweck dienen. Vielmehr werden interne Arbeits-<br />

„QM optimiert interne Arbeitsabläufe<br />

und externe Beziehungen<br />

und erhöht damit die Qualität “<br />

abläufe und auch externe Beziehungen optimiert und<br />

damit die Qualität erhöht. Die verstärkte Erfassung interner<br />

Prozesse ermöglicht beispielsweise:<br />

• einen Überblick über den aktuellen Stand bei verschiedenen<br />

Projekten,<br />

• bei Abwesenheit oder Ausscheiden eines Referenten<br />

die schnelle Einarbeitung und Vertretung z. B. bei<br />

wichtigen Gesprächsterminen,<br />

• Flexibilität bei der Bearbeitung von (neuen) Themen,<br />

• eine schnellere Arbeitserledigung bei höherer Transparenz.<br />

Durch die Dokumentation von externen Kontakten<br />

werden u. a.<br />

• eine rechtliche Absicherung<br />

bei juristischen oder<br />

steuerlichen Auskünften<br />

sowohl für den Landesverband<br />

als auch für den<br />

Kreisverband erzielt,<br />

• Themen mit Schulungsbedarf identifiziert,<br />

• Signale für eine eventuell aufkommende Krise erkannt<br />

und Vorbereitungen zur Gegensteuerung getroffen,<br />

• auftretende Fehler systematisch analysiert, um eine<br />

Wiederholung zu vermeiden,<br />

• die Zufriedenheit der Kunden erfasst.<br />

Jeder Mitarbeiter ist aktiv an der Gestaltung des<br />

QM-Systems im Landesverband beteiligt und angehalten,<br />

durch Anregungen und<br />

Änderungsvorschläge zur Verbesserung<br />

beizutragen. Es gibt momentan<br />

noch genug zu tun, mit „QM“ ist<br />

man niemals „fertig“. Vielmehr gilt<br />

es, die Arbeitsabläufe und Strukturen<br />

an geänderte Rahmenbedingungen<br />

anzupassen und stetig zu<br />

verfeinern.<br />

Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit<br />

jedes QM-Systems lebt somit<br />

vom Engagement der Mitarbeiter<br />

sowie dem Willen und der Vorbildfunktion<br />

der Geschäftsführung. Dass<br />

die Motivation für dieses Ziel gegeben<br />

ist, zeigen die Bestrebungen der<br />

Geschäftsleitung, das erworbene<br />

Zertifikat nicht als reinen Schmuck<br />

nach außen zu führen, sondern das<br />

System im operativen Geschäft des<br />

Landesverbands zu verankern. Bis<br />

zum Juli 2012, und natürlich auch<br />

darüber hinaus, hat der Landesverband<br />

Zeit, sein QM-System im Alltag<br />

zu testen und an entsprechenden<br />

Stellen nachzujustieren. Nutzt er<br />

diese Chancen und arbeitet auch<br />

zukünftig konsequent am eigenen<br />

Unternehmen, dann kann der Landesverband<br />

einer Überprüfung der<br />

Normanforderungen im Rahmen<br />

des ersten Überwachungsaudits<br />

ein Jahr nach der Erstzertifizierung<br />

beruhigt entgegenblicken und auf<br />

Dauer den Erhalt des Zertifikats sichern.<br />

Tierschutzplan<br />

erfordert konstruktive Mitarbeit<br />

Das Thema „Tierschutz“ hat die Landwirte und damit den Landesverband im gesamten<br />

Jahresverlauf maßgeblich beschäftigt. Aus der breiten Diskussion in Medien und<br />

Gesellschaft erwuchsen zunehmend politische Initiativen von EU, Bund und Ländern. Im<br />

Mittelpunkt stand der „Tierschutzplan <strong>Niedersachsen</strong>“ mit umfassenden Zielen für die<br />

kommenden Jahre. Der Berufsstand ist sich weitgehend einig, dass es dieser Initiative aus<br />

sachlich-fachlicher Sicht nicht bedurft hätte. Denn die Betriebe haben ihre Tierhaltungen<br />

in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter entwickelt, teilweise auch oder gerade<br />

im Zuge der Erweiterung und Ausdehnung dieses Betriebszweigs. Neue Ställe und der<br />

Einsatz moderner Technik bringen nicht nur eine höhere Produktivität mit sich, sondern<br />

zunehmend auch Verbesserungen im Tier- und Umweltschutz.<br />

Leider werden die letztgenannten Aspekte viel<br />

zu wenig oder gar nicht wahrgenommen, im<br />

Gegenteil: NGO ´s und andere Interessengruppen<br />

wettern pauschal gegen die moderne Nutztierhaltung<br />

und sorgen so für eine emotional geprägte Negativ-<br />

Berichterstattung vor allem in überregionalen Medien.<br />

Vor Ort machen Bürgerinitiativen Stimmung gegen den<br />

Bau neuer, moderner Ställe. Dabei spielen in vielen<br />

Diskussionen sachliche Argumente schon längst keine<br />

Rolle mehr.<br />

Die Landesregierung<br />

hat letztlich dem Druck<br />

von Medien, NGO´s und<br />

der oberflächlichen Stimmungslage<br />

nachgegeben<br />

und nach außen mit ihrem<br />

„Tierschutzplan“ Handlungsfähigkeit<br />

bewiesen.<br />

Gleichwohl haben die Politiker<br />

stets betont, dass diese<br />

Initiative vor allem die gesellschaftliche Akzeptanz für<br />

die moderne, intensive Tierhaltung fördern soll – auch<br />

im Interesse der Landwirte.<br />

Bereits mit seinem Amtsantritt im Februar hatte<br />

Minister Gert Lindemann den Tierschutzplan angekündigt,<br />

im April wurde er<br />

dann sehr kurzfristig veröffentlicht.<br />

Das <strong>Landvolk</strong> hat<br />

der Veröffentlichung seinerzeit<br />

nicht zugestimmt, konnte<br />

aber im Schulterschluss mit<br />

anderen wirtschaftsnahen Organisationen<br />

im Vorfeld Einfluss<br />

nehmen und eine Reihe<br />

sachfremder und nachteiliger<br />

Forderungen und Formulierungen<br />

abmildern.<br />

Unmittelbar nach der<br />

Veröffentlichung hat der Landesverband<br />

in Abstimmung<br />

mit den Bezirks- und Kreisverbänden<br />

eine konstruktive<br />

Mitarbeit im Sinne der niedersächsischen<br />

Tierhalter am<br />

„ Politisch sind die Weichen für<br />

den weiteren Prozess nunmehr<br />

so gestellt, dass man nicht<br />

euphorisch, aber doch<br />

optimistisch am Tierschutzplan<br />

weiter arbeiten kann“<br />

Tierschutzplan angekündigt – sowohl in den einzelnen<br />

Arbeitsgruppen als auch im Lenkungsausschuss. Zwei<br />

Gründe sprachen und sprechen für diesen eingeschlagenen<br />

Weg<br />

• Es ist unabdingbar, dass bei Entscheidungen oder<br />

Weichenstellungen in Sachen Tierschutz die Praktiker<br />

gehört werden.<br />

• Die Landwirtschaft kann es sich nicht leisten, in der<br />

Öffentlichkeit als Verzögerer oder Blockierer dazustehen.<br />

Alle sind sich darüber<br />

im Klaren, dass die tierhaltenden<br />

Landwirte auf Dauer<br />

nicht gegen die öffentliche<br />

Meinung produzieren<br />

können. Kurzfristig ist ein<br />

gewisses Maß an Akzeptanz<br />

entscheidend für die<br />

Weiterentwicklung der Betriebe,<br />

etwa den Bau oder<br />

die Modernisierung von Ställen. Mittelfristig wird eine<br />

ausreichende Akzeptanz für den Verkauf der in diesem<br />

Segment erzeugten Produkte benötigt.<br />

Trotzdem hat das <strong>Landvolk</strong> seine Mitarbeit am<br />

Tierschutzplan gegenüber der Politik unmissverständ-<br />

Helmut<br />

Brachtendorf<br />

Referent für<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Eine spontane Gegendemo<br />

organisierten<br />

Landwirte im Wendland,<br />

als sie von einer erneuten<br />

Protestaktion gegen Stallbauprojekte<br />

erfuhren.<br />

13


Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />

14<br />

Kritiker der modernen<br />

Tierhaltung nutzten auch<br />

den Landesbauerntag in<br />

Cloppenburg.<br />

lich an vier Bedingungen geknüpft. Demnach sollen<br />

Änderungen am ohnehin schon komplexen Regelwerk<br />

nur dann vorgenommen werden, wenn sie :<br />

1. sinnvoll sind im Sinne des Tierschutzes, also tatsächliche<br />

Verbesserungen mit sich bringen und nicht nur<br />

Bedürfnisse einiger NGO´s erfüllen;<br />

2. praktikabel sind, d.h. für die Tierhalter umsetzbar<br />

und vor allem in modernen Betrieben an aktueller<br />

Technik und Arbeitsweise hinreichend erprobt sind;<br />

3. wirtschaftlich verkraftbar sind und keine Benachteiligungen<br />

gegenüber Wettbewerbern aus anderen<br />

Bundesländern und EU-Staaten darstellen;<br />

4. keine negativen Auswirkungen in Bezug auf die Qualität<br />

und Sicherheit der Produkte mit sich bringen.<br />

Darüber hinaus besteht die Forderung, vor Beschlüssen<br />

über Veränderungen und Neuregelungen<br />

jeweils eine umfassende Folgenabschätzung vorzunehmen,<br />

und zwar in Bezug auf die Tiere, die Landwirte,<br />

die Verbraucher sowie die Umwelt und die natürlichen<br />

Ressourcen. In vielen Einzelgesprächen und<br />

einer Reihe von Veranstaltungen konnte das Ministerium<br />

davon überzeugt werden, dass die gestellten Bedingungen<br />

sowie eine umfassende Folgenabschätzung<br />

der einzig gangbare Weg für Veränderungen sind. Nur<br />

diese Vorgehensweise verhindert kurzfristigen Aktionismus<br />

und Maßnahmen, die den Betrieben schaden<br />

oder sie wegen möglicher Wettbewerbsverzerrungen<br />

sogar aus dem Markt drängen.<br />

Die größte Veranstaltung im Verhandlungsmarathon<br />

rund um den Tierschutzplan war der Landesbauerntag<br />

in Cloppenburg am 30. Mai. Mehr als 1.500<br />

Teilnehmer vermittelten Ministerpräsident David<br />

McAllister und Landwirtschaftsminister Gert Lindemann<br />

eindrucksvoll ihre Erwartungen, ihre Kritik sowie<br />

ihre Sorgen und Nöte. Im Oktober bekräftigte das<br />

<strong>Landvolk</strong> seine Positionen gegenüber Ministerpräsident<br />

und Minister im Rahmen des Gesprächsforums<br />

Agrar- und Ernährungswirtschaft im <strong>Landvolk</strong>haus in<br />

Hannover. Weitere Verhandlungen mit Minister und<br />

Staatssekretär gab es darüber hinaus im Rahmen einer<br />

Tagung der Bezirksvorsitzenden im September<br />

sowie bei der zweiten Gesprächsreihe „<strong>Landvolk</strong> im<br />

Dialog“, die im letzten Quartal <strong>2011</strong>wieder aufgenommen<br />

wurde.<br />

Ein sehr intensiver Austausch zu Tierhaltung und<br />

Tierschutz fand mit Medienvertretern, gesellschaftlichen<br />

Gruppen, Parteien, Fraktionen und Kirchen<br />

statt: In Pressekonferenzen, schriftlichen und mündlichen<br />

Stellungnahmen, Argumentationspapieren<br />

sowie durch die Teilnahme an Veranstaltungen und<br />

Podiumsdiskussionen stellte das <strong>Landvolk</strong> kontinuierlich<br />

die Sicht der Landwirte da, um die Diskussionen<br />

zu versachlichen. Gelöst sind die Akzeptanzprobleme<br />

der Nutztierhaltung damit noch nicht, der Berufsstand<br />

steht hier vor einer langfristigen oder gar Daueraufgabe.<br />

Dabei scheint es unausweichlich, die Kommunikation<br />

für moderne Landwirtschaft und insbesondere<br />

die Tierhaltung zu intensivieren: Das gilt für Maßnahmen<br />

„vor Ort“, aber auch für eine reaktive und proaktive<br />

überregionale Pressearbeit.<br />

Politisch sind die Weichen nun so gestellt, dass<br />

man nicht euphorisch, aber doch optimistisch am<br />

Tierschutzplan weiter arbeiten kann. Das Ministerium<br />

hat verstanden, dass die Landwirtschaft der wichtigste<br />

„Player“ in diesem Projekt ist. Schließlich sind die<br />

Landwirte diejenigen, die von den Ergebnissen des<br />

Tierschutzplans direkt betroffen sind und die eventuell<br />

Veränderungen auf ihren Höfen umsetzen müssen.<br />

Oberstes Ziel in diesem weiten Spagat bleibt,<br />

moderne Nutztierhaltung und ihre wirtschaftliche Erfordernisse<br />

so weit wie möglich mit den Erwartungen<br />

der Verbraucher in Einklang zu bringen. Das erfordert<br />

Aufklärungsarbeit in Richtung Politik, Medien und<br />

Verbraucher, mit Sicherheit aber auch den einen oder<br />

anderen Kompromiss bzw. allmähliche und praktikable<br />

Änderungen in der Nutztierhaltung.


<strong>Landvolk</strong><br />

im Dialog<br />

6. November <strong>2011</strong> Wardenburg<br />

3. Dezember 2010 Uelzen<br />

15


Produktion und Vermarktung<br />

16<br />

Dr. Werner Rüther,<br />

Milchreferent<br />

Prominente Gäste wie<br />

First Lady Bettina Wulff<br />

und Landwirtschaftsministerin<br />

Ilse Aigner<br />

haben auf der Grünen<br />

Woche in Berlin Spaß<br />

mit Milch.<br />

Stabile Märkte – weltweit!<br />

Steigende Milchmengen und trotzdem feste Preise? Die deutschen Milcherzeuger<br />

erleben die Marktkräfte seit mehr als zwölf Monaten von ihrer angenehmen Seite. Nicht<br />

nur in Deutschland, sondern u. a. in Frankreich, Irland, Polen und Großbritannien haben<br />

die Milcherzeuger ihre Erzeugung gesteigert. Aber nicht nur die EU-Länder produzieren<br />

in diesem Jahr rd. 2,3 Prozent mehr Milch, auch das Milchaufkommen in wichtigen<br />

Erzeugerländern außerhalb der EU wie USA, Argentinien, Brasilien und Neuseeland steigt<br />

– teilweise mit Zuwachsraten von über zehn Prozent.<br />

Gleichzeitig hat aber die weltweite Nachfrage<br />

nach Milch- und Milcherzeugnissen deutlich<br />

zugenommen. Im ersten Halbjahr <strong>2011</strong> exportierten<br />

die EU-Länder 0,5 Mio. t mehr Milch als im Vorjahr,<br />

insbesondere Käse, Magermilch- und Molkenpulver. Im<br />

gleichen Zeitraum gingen die Importe aus Drittländern<br />

leicht zurück. So hat der<br />

Weltmarkt den EU-Binnenmarkt<br />

wie im Vorjahr stabilisiert. Das<br />

Wechselkursrisiko bleibt aber<br />

für die weitere Entwicklung von<br />

großer Bedeutung. Anders als im<br />

Vorjahr stützt die Binnennachfrage<br />

wenigstens teilweise den Markt:<br />

Zwar ist der Konsummilchabsatz<br />

seit drei Jahren rückläufig, der Butterabsatz konnte sich<br />

aber trotz hoher Preise stabilisieren, und der Käseabsatz<br />

nimmt weiter zu. Die insbesondere 2009 aufgebauten<br />

Butter- und Magermilchpulverbestände sind abgebaut<br />

bzw. werden im Fall des Magermilchpulvers den<br />

Markt voraussichtlich nicht negativ beeinflussen.<br />

Die Milcherzeugerpreise lagen bereits im Frühjahr<br />

oberhalb der 30 Cent-Marke (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß)<br />

und dürften das Vorjahresniveau um wenigstens<br />

vier Cent/kg übertreffen. Aufgrund der gestiegenen<br />

Betriebsmittelkosten wird die Gewinnsituation der<br />

Milchviehbetriebe sich aber nicht in gleichem Maße<br />

verbessern.<br />

Trotz dieses grundsätzlich sehr positiven<br />

Marktausblicks darf nicht übersehen werden, dass –<br />

gerade auch wegen der stärkeren Ausrichtung auf den<br />

„Der Weltmarkt<br />

hat wie im Vorjahr<br />

den EU-Binnenmarkt<br />

stabilisiert.“<br />

Weltmarkt – der Milchmarkt auch künftig durch größere<br />

Marktschwankungen gekennzeichnet sein wird. Der<br />

Milchausschuss hat sich deshalb auf seiner Sitzung im<br />

Sommer u. a. von Prof. Holger Thiele vom Kieler ife<br />

Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft über<br />

Möglichkeiten der Preisabsicherung auf Warenterminmärkten<br />

informieren lassen.<br />

Diese Seminarreihe mit dem Titel:<br />

„Zukunft der Milchpreisabsicherung<br />

– Fortbildung zu Milchterminmärkten“<br />

wird inzwischen<br />

deutschlandweit angeboten.<br />

Mit der Preisbildung auf<br />

dem Milchmarkt beschäftigt<br />

sich auch das Bundeskartellamt<br />

seit fast zwei Jahren. Dies ist grundsätzlich zu begrüßen,<br />

hat doch der Berufsstand seit vielen Jahren auf<br />

die marktbeherrschende Stellung des Lebensmitteleinzelhandels<br />

hingewiesen. Die Sektoruntersuchung<br />

Milch beschäftigt sich allerdings bisher vornehmlich<br />

mit dem Verhältnis der Erzeuger / Milch-erzeugergemeinschaften<br />

zu den Molkereien. Dass das Kartell-<br />

amt dabei die Grundstrukturen<br />

der zumindest in<br />

Nord- und Westdeutschland<br />

vorherrschenden Molkereigenossenschaften<br />

durch-<br />

Kinder durften zum<br />

Internationalen Tag der<br />

Milch bei Familie Evers<br />

in Rethem-Moor den<br />

ganzen Hof erkunden.<br />

drungen hat, ist bisher nicht ohne weiteres erkennbar.<br />

In einem weiteren Schritt will es jetzt aber auch die<br />

Wettbewerbsverhältnisse zwischen Herstellern und<br />

Lebensmitteleinzelhandel näher betrachten. Mit seinem<br />

außerdem Ende Juni <strong>2011</strong><br />

herausgegebenen Fallbericht<br />

„Standard für kartellrechtskonforme<br />

Gestaltung von Marktinformationssystemen<br />

im<br />

Bereich der Beschaffung von<br />

Rohmilch“ greift das Kartellamt<br />

ganz massiv in die Preisbildung<br />

auf dem Rohmilchmarkt ein. Danach dürfen Milchauszahlungspreise<br />

nur noch veröffentlicht werden,<br />

wenn sie mindestens sechs Monate alt sind. Aktuelle<br />

Durchschnittspreise dürfen dann veröffentlicht werden,<br />

wenn die Daten von mindestens fünf Molkereien<br />

zusammengefasst werden und u. a. die größte Molkerei<br />

nicht mehr als 33 Prozent Anteil an der Gesamtliefermenge<br />

der erfassten Molkereien hat. Das dürfte nur<br />

in Bayern zutreffen, in allen anderen Bundesländern<br />

könnten keine aktuellen Durchschnittspreise mehr<br />

genannt werden! Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft<br />

<strong>Niedersachsen</strong> wird ihre niedersächsischen<br />

Statistiken weiter herausgeben, da diese auf Angaben<br />

der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />

(BLE) fußen. Außerdem sieht das Kartellamt die bei<br />

privaten Molkereien übliche Praxis, den Auszahlungspreis<br />

auf der Basis von Preisen von Vergleichsmolkereien<br />

festzulegen, als unzulässig an. In Gesprächen<br />

mit dem DBV, dem DRV und dem MIV hat das Kartellamt<br />

seine Auffassung unterstrichen, dass Markttransparenz<br />

nur dem stärkeren Marktpartner nütze.<br />

Dies überrascht angesichts praktischer Erfahrungen<br />

und widerspricht der gängigen Wettbewerbstheorie.<br />

Der Verband wird Sorge tragen müssen, dass am Ende<br />

nicht für den Milcherzeuger der Marktüberblick stark<br />

eingeschränkt wird. Lebensmitteleinzelhandel und<br />

Molkereien verfügen mit Sicherheit über ausreichende<br />

Kapazitäten, sich ungeachtet dieser Vorschriften einen<br />

guten Marktüberblick zu verschaffen.<br />

„Nach Auffassung<br />

des Kartellamtes nützt<br />

Markttransparenz nur dem<br />

stärkeren Marktpartner.“<br />

Wie schnell Märkte durch unvorhersehbare Ereignisse<br />

gedreht werden können, mussten Anfang<br />

des Jahres die Schweine- und Geflügelhalter im Zuge<br />

des „Dioxinskandals“ erfahren. Die niedersächsische<br />

Milchwirtschaft war davon zu<br />

Beginn ebenfalls betroffen,<br />

denn mehrere hundert Milcherzeuger<br />

hatten Mischfuttermittel<br />

eingesetzt, die möglicherweise<br />

Fette mit Ursprung von der Firma<br />

Harles u. Jentzsch enthielten.<br />

Die Landesvereinigung der<br />

Milchwirtschaft <strong>Niedersachsen</strong> veranlasste umgehend<br />

in Absprache mit dem Landwirtschaftsministerium die<br />

Probenahme auf ausgewählten Betrieben und nutzte<br />

die vom <strong>Landvolk</strong> verhandelten Laborkapazitäten.<br />

Mittels dieser wirtschaftsseitig veranlassten Analysen<br />

sowie den amtlichen Probeergebnissen konnte belegt<br />

werden, dass die Milch der betroffenen Milcherzeuger<br />

völlig unbedenklich war. Die enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Ministerium, Laves, <strong>Landvolk</strong> und<br />

Milchwirtschaft bewährte sich, es wurden aber auch<br />

Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Datenschutz<br />

und Rückverfolgbarkeit deutlich. Dem soll durch Änderungen<br />

der Milchlieferordnungen und durch Ergänzung<br />

der QM-Milch-Kriterien Rechnung getragen<br />

werden.<br />

17


Produktion und Vermarktung<br />

18<br />

Markus Kappmeyer<br />

Referent für Vieh<br />

und Fleisch<br />

Situation im Fleischsektor mit<br />

großen Unterschieden<br />

Nach dem historischen Höchststand der Jungbullenpreise im Dezember 2010 gaben<br />

die Jungbullenpreise bis zur Mitte des Jahres nach, lagen aber stets deutlich über den<br />

Vorjahreswerten. Nach der Jahresmitte zogen die Jungbullenpreise wieder an. Die<br />

hohen Rindfleischpreise resultieren aus den flott laufenden EU-Drittlands-Exporten<br />

nach Russland und in die Türkei. Die EU peilt mit bis zu 900.000 t Rindfleisch und<br />

Rindern das höchste Ausfuhrniveau seit dem Jahr 1999 an und wird einen<br />

Außenhandelsüberschuss in Höhe von rund 500.000 t realisieren.<br />

Seit Herbst 2010 wirbelten die europaweit lukrativen<br />

Rindfleischexporte in die Türkei die nationalen<br />

und internationalen Handelsströme durcheinander.<br />

Bis Juli <strong>2011</strong> verkauften die EU-Exporteure über<br />

110.000 t Rindfleisch in die Türkei. 2010 waren es erst<br />

88.000 t Rindfleisch. Hauptlieferanten sind Polen und<br />

Deutschland. Die Ausfuhren nach Russland zeigten ein<br />

ebenso beachtliches Plus von 70 Prozent im Zeitraum<br />

Januar bis Juli, beim Versand in andere Regionen<br />

gab es ein Plus von 21 Prozent. Dagegen gingen die<br />

Importe um 18 Prozent zurück. Aus Argentinien und<br />

Brasilien kam erheblich weniger Ware in die EU, ein<br />

neuer bedeutender Anbieter sind seit 2010 die USA.<br />

Auch der relativ kühle Sommer in Deutschland brachte<br />

vor allem für das Rindfleischgeschäft Absatzgewinne.<br />

Im Juni und Juli griffen die Verbraucher trotz höherer<br />

Preise im LEH deutlich häufiger zu Rindfleisch als im<br />

vergangenen Jahr. Auf der anderen Seite ist durch den<br />

geringeren Rinderbestand das Angebot vergleichsweise<br />

knapp. Die Schlachtkuhpreise erreichten für O-<br />

Kühe mit knapp drei Euro/kg im August ein<br />

Rekordniveau. Entsprechend der Saisonkurve gingen<br />

die Schlachtkuhpreise zum Jahresende wieder zurück,<br />

notierten aber deutlich über dem Vorjahresniveau.<br />

Insgesamt ist die Lage für die Rindfleischerzeuger<br />

derzeit durchaus zufriedenstellend, wenngleich die<br />

hohen Futtermittelpreise sich belastend auswirken.<br />

Ferkel- und Schlachtschweinemarkt<br />

katastrophal<br />

Die Ferkelpreise waren nur einige Wochen im April<br />

und Mai erträglich. Ansonsten legten die Sauenhalter<br />

beim Verkauf ausnahmslos drauf. Hauptproblem sind<br />

die Importe großer und sehr billiger Ferkelpartien aus<br />

den Niederlanden und Dänemark. Diese Dumping-<br />

Angebote setzen die Preise unter Druck. Rund 10 Mio.<br />

Ferkel kommen im Jahr aus dem Ausland. Zugleich ist<br />

ein größer werdender Teil der heimischen Ferkel nicht<br />

zu akzeptablen Preisen zu vermarkten. Trotz des starken<br />

Strukturwandels in den vergangenen Jahren gibt<br />

es weiter strukturelle Defizite in der Sauenhaltung im<br />

Vergleich zur Schweinemast. Die Ferkelerzeuger haben<br />

infolge mehrerer aufeinanderfolgender Preistiefs<br />

mit nur kurzen Phasen geringer Preiserholung keine<br />

Reserven anlegen können. Besonders gravierend<br />

schlagen die hohen Futterkosten zu Buche. In dieser<br />

Phase mit äußerster Liquiditätsanspannung steht bei<br />

den tragenden Sauen die Umstellung auf die Grup-<br />

penhaltung an und löst existenzielle Ängste aus. Zu<br />

alledem kommen Irritationen durch Merkblätter des<br />

niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums zum<br />

Tierschutz (Schwänze kupieren, Sauenhaltung) sowie<br />

der Tierschutzplan <strong>Niedersachsen</strong> Dies alles sorgt für<br />

massive Verunsicherung bei den Landwirten.<br />

Um die speziellen Belange der Ferkelerzeugung<br />

gezielter in die Arbeit des Landesvolks einfließen zu<br />

lassen, wurde auf Landesebene ein Arbeitskreis Sauenhaltung<br />

gegründet. Er hat unter dem Kernziel „Ferkelerzeugung<br />

in <strong>Niedersachsen</strong> erhalten“ seine Arbeit<br />

aufgenommen. Parallel gab es ähnliche Aktivitäten auf<br />

Kreis- bzw. Bezirksverbandsebene. Die Arbeitskreise<br />

Sauenhaltung sollen u.a. über eine noch aufzubauende<br />

geschlossene Benutzergruppe in einem Onlineportal<br />

kommunizieren.<br />

Auch für die Schweinemast war das aktuelle Jahr<br />

alles andere als rosig. Äußerst hohen Futterpreise<br />

drückten stark auf die Rentabilität. Die AMI ermittelte<br />

für das laufende Jahr die niedrigste Bruttomarge im<br />

Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren.<br />

Jüngste Viehbestandserhebungen in der EU lassen<br />

nach noch vorläufigen Auswertungen der AMI<br />

einen Rückgang der Schweineproduktion im Jahr<br />

2012 erwarten. Im Gesamtschweinebestand wird in<br />

13 Ländern eine leichte Verminderung von einem<br />

Prozent prognostiziert, in der Sauenhaltung fällt der<br />

Rückgang mit fünf Prozent deutlicher aus. Die Anzahl<br />

der Jungsauen als Indikator der zukünftigen Sauenherde<br />

soll noch stärker eingeschränkt werden. Ab Jahresbeginn<br />

2012 geht die AMI von einem rückläufigen<br />

Schlachtaufkommen aus.<br />

Neue Masken, neue Formeln, neue<br />

Handelsklasse<br />

Seit Anfang Oktober gelten bundesweit die neuen<br />

Formeln zur Berechnung des Muskelfleischanteils<br />

bzw. der Teilstückgewichte für die Klassifizierung von<br />

Schweinen. Die Neuberechnung wurde veranlasst,<br />

weil die Schweine schwerer und fleischreicher geworden<br />

sind und daher die bisher verwendeten Schätzformeln<br />

den tatsächlichen Muskelfleischanteil bzw. die<br />

Teilstückgewichte unterschätzt haben. Neu ist auch<br />

die Einführung der Handelsklasse „S“, die Tiere mit<br />

einem Muskelfleischanteil über 60 Prozent erfasst.<br />

Mit Einführung der neuen Formeln entfällt auch der<br />

„Kopffleischabzug“, der einen Ausgleich für das höhere<br />

Schlachtgewicht (durch den Verbleib von Augen, Au-<br />

genliedern und Ohrmuscheln) schaffen sollte. In die<br />

neuen Klassifizierungsformeln ist die Erhöhung des<br />

Schlachtgewichtes schon eingerechnet.<br />

Die neuen Abrechnungsmasken wurden den<br />

Mästern erst direkt vor der Einführung mitgeteilt. Erste<br />

Auswertungen des DBV seit der Umstellung zeigen,<br />

dass es sehr wichtig ist, die Tiere in einem sehr viel engeren<br />

Gewichtsbereich zu verkaufen. Für sehr leichte<br />

und sehr schwere Tiere gibt es nur noch „wenig Geld“.<br />

Hier fehlt schnell ein Betrag von zehn Euro und mehr<br />

am Schwein. Der DBV unterstützt Schweinemäster bei<br />

der Auswertung des optimalen Schlachtgewichtes. Bei<br />

Interesse wenden Sie sich an Christa Niemann, DBV,<br />

Tel. 0251-4175150 oder www.wlv.de/Preisvergleich.<br />

Die Umstellung auf die neuen Abrechnungsmasken<br />

lief alles andere als reibungslos. In der zweiten Woche<br />

nach Einführung der neuen Formeln und Masken<br />

stellten einige Schlachtbetriebe zu „ihrem Erstaunen“<br />

fest, dass die Schätzergebnisse für den Muskelfleischanteil<br />

sowie die Teilstückgewichte zum Teil erheblich<br />

von den vorkalkulierten und erwarteten Werten nach<br />

oben abwichen. Manche Schlachtbetriebe reduzierten<br />

zunächst rückwirkend den Einkaufspreis, gaben dies<br />

aber auf Intervention des Berufsstands wieder auf .<br />

Viele Masken hatten nur eine sehr kurze „Halbwertzeit“<br />

und wurden kurz nach der Einführung schon<br />

wieder zu Lasten der Erzeuger geändert.<br />

Dass die Schlachtbetriebe von dieser Entwicklung<br />

„überrascht“ wurden, erstaunt. Die Einkaufsabteilungen<br />

der Schlachtunternehmen haben schon seit<br />

Februar, als die neuen Formeln bekannt gegeben wurden,<br />

im stillen Kämmerlein gerechnet. Die neuen Abrechnungsmasken<br />

wurden den Landwirten aber erst<br />

unmittelbar vor der Einführung vorgelegt und nicht so<br />

rechtzeitig, wie vom Berufsstand gefordert wurde. Die<br />

Schlachtbetriebe müssen im Nachhinein einsehen,<br />

dass eine frühzeitige Bekanntgabe und Diskussion<br />

Chaos verhindert hätte. In einer längeren Diskussionsphase<br />

wären die Anfangsprobleme rechtzeitig zu<br />

erkennen gewesen. Die aktuellen Erfahrungen bestätigen<br />

den Berufsstand in seinen Bemühungen um die<br />

Einführung einer Blackbox zur Erfassung der Klassifizierungs-<br />

und Verwiegungsdaten.<br />

Seuchenvorsorgesysteme<br />

Schwein und Geflügel<br />

Nachdem ein Seuchenvorsorgesystem im Bereich Geflügel<br />

über die beiden Gesellschaften GSV (Emsland<br />

und Grafschaft Bentheim) und Gesevo (Rest-<strong>Niedersachsen</strong>)<br />

im Großen und Ganzen aufgebaut wurde,<br />

konstituierte sich in diesem Jahr der Lenkungsausschuss<br />

Seuchenvorsorge Schwein. Seine Aufgabe<br />

ist der Aufbau eines Vorsorgesystems zur schnellen<br />

Bekämpfung von Seuchenausbrüchen. Der Lenkungsausschuss<br />

hat über die erforderlichen Kapazitäten zur<br />

Bekämpfung einer Schweineseuche in sogenannten<br />

Hot-Spot-Gebieten beraten. Ferner wurden vorhande-<br />

Ihr letztes Hemd gaben<br />

wegen der dramatisch<br />

gefallenen Schweinepreise<br />

zum Jahresauftakt<br />

Studenten der Agrar-<br />

fakultät an der Hochschule<br />

Osnabrück.<br />

Druck auf die<br />

Schweinepreise meldete<br />

im August Familie<br />

Bremer in Nöpke in<br />

der Region Hannover<br />

gegenüber Journalisten.<br />

19


Produktion und Vermarktung<br />

20<br />

Mit Multiplikatoren,<br />

hier Pastorinnen und<br />

Pastoren des Sprengels<br />

Stade, im Gespräch<br />

über neue Hähnchenmastställe.<br />

ne technische Lösungen zur Tötung von Schweinebeständen<br />

im Seuchenfall gesichtet. Im nächsten Schritt<br />

sollen Pilotanlagen getestet werden .<br />

Geflügelmarkt mit Unsicherheiten belastet<br />

Die Eierproduktion in Deutschland hat sich <strong>2011</strong> weiter<br />

erholt, liegt aber weiter unter dem Niveau von 2008, vor<br />

dem Auslaufen der Käfighaltung in Deutschland. Der<br />

Sektor wird durch das unterschiedliche Ausstiegstempo<br />

in den anderen EU-Staaten stark verunsichert. Viele<br />

Mitgliedstaaten haben gegenüber der EU-Kommission<br />

erklärt, den Termin zum Auslaufen der klassischen<br />

Käfighaltung zum Jahresende <strong>2011</strong> nicht einhalten zu<br />

können. Die große Frage ist, welche Auswirkungen<br />

diese Entwicklung auf die Produktionsmenge haben<br />

wird und wo die Eier aus der Käfighaltung ab 2012 verbleiben.<br />

Insgesamt ist zum Jahreswechsel von einer<br />

sinkenden EU-Produktionsmenge auszugehen, was<br />

möglicherweise steigende Eierpreise bedingen kann.<br />

Mit Beschluss vom 12.10.2010 hat das Bundesverfassungsgericht<br />

die Regelungen zur Kleingruppenhaltung<br />

von Legehennen aus dem Jahr 2006 und die<br />

hierzu erlassenen Übergangsvorschriften in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

aufgrund eines<br />

Verfahrensfehlers für verfassungswidrig erklärt. Anlass<br />

Zehn Jahre QS<br />

war ein Normenkontrollantrag der Landesregierung<br />

Rheinland-Pfalz, der u.a. die verspätete Anhörung der<br />

Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beanstandete.<br />

Das Verfassungsgericht hat nur den Verfahrensfehler<br />

festgestellt und sich nicht zur Tierschutzwidrigkeit<br />

der Kleingruppenhaltung geäußert. Der Gesetzgeber<br />

wurde aufgefordert, bis zum 31.3.2012 den bestehenden<br />

Verfahrensfehler zu beheben. Bis dahin bleibt die<br />

bestehende Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

in Kraft.<br />

Das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> erwartet, dass die<br />

Politik den Verfahrensfehler zügig heilt. Mit der Übergangsregelung<br />

ist der dringend erforderliche Vertrauensschutz<br />

für die betroffenen Legehennenhalter<br />

zunächst gesichert. Bei Druck dieses Berichts verhandelten<br />

die Bundesländer noch über eine Änderung der<br />

Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung. Entgegen<br />

der Forderung des Verbandes geht es nur noch um die<br />

Länge der Nutzungsdauer der vorhandenen Anlagen<br />

mit Kleingruppenhaltung. Eine Heilung des Verfahrensfehlers,<br />

die eine Zukunft der Kleingruppenhaltung<br />

sichern würde, lässt sich politisch derzeit offensichtlich<br />

nicht durchsetzen.<br />

Der Hähnchenmarkt stand im Jahr <strong>2011</strong> stark in<br />

der medialen Diskussion. Hier ging es um die Themen<br />

Tierschutz und Arzneimitteleinsatz. Der Absatz von<br />

Hähnchenfleisch läuft kontinuierlich, wenngleich sich<br />

die Steigerungsraten beruhigt haben. Nach wie vor<br />

steigt aber die Produktion um drei bis vier Prozent. Mit<br />

Inbetriebnahme des Schlachthofes in Wietze wurde<br />

die Schlachtkapazität in <strong>Niedersachsen</strong> deutlich ausgedehnt.<br />

Dies könnte zur Folge haben, dass sich langfristig<br />

der Lebendexport von Schlachthähnchen nach<br />

Holland reduziert. In Folge der ansteigenden Futtermittelpreise<br />

notierten die Erzeugerpreise im Jahresverlauf<br />

fester.<br />

Die deutsche Putenfleischproduktion befand<br />

sich in einer Phase der Konsolidierung. Der Verbrauch<br />

in Deutschland ist leicht rückläufig, der deutsche Verbraucher<br />

konsumiert allerdings doppelt so viel Putenfleisch<br />

wie der EU-Durchschnittsbürger. Auch die<br />

Erzeugerpreise für Puten zogen infolge steigender Futtermittelpreise<br />

an. Im Vergleich zum Hähnchensektor<br />

wird die Putenmast wegen der ungünstigeren Futterverwertung<br />

durch steigende Futterkosten stärker belastet.<br />

Nach dem ersten BSE-Fall in Deutschland im Dezember 2000 war der Rindfleischsektor völlig zusammengebrochen,<br />

Schlachtrinder teilweise überhaupt nicht zu verkaufen. In dieser Zeit des totalen Marktzusammenbruches<br />

gelangten die bereits bestehenden Überlegungen einzelner Organisationen und Unternehmen<br />

in Richtung eine stufenübergreifenden Qualitäts- und Produktionssicherungssystems zum<br />

Durchbruch. Aus der reinen Herkunftssicherung, die schon vor 2000 im Rindfleischbereich bestand, wurde<br />

eine stufenübergreifende Qualitätssicherung über den gesamten Prozess der Lebensmittelerzeugung aufgebaut.<br />

Das QS-System hat sich zum Grundpfeiler des Exporterfolges der deutschen und insbesondere der<br />

niedersächsischen Fleischwirtschaft entwickelt. Jetzt begingen die QS-Gesellschaft sowie die IQ-Agrarservice<br />

GmbH (vormals QPNW bzw. Infosys) als größter landwirtschaftlicher Bündler in Deutschland im Rahmen<br />

des QS-Systems ihr zehnjähriges Bestehen.<br />

TSK pflegt verantwortungsvollen<br />

Umgang mit den Beiträgen<br />

Die Rinder haltenden Betriebe blieben in den vergangenen zwölf Monaten von<br />

Seucheneinbrüchen verschont. Trotzdem sind noch viele Betriebe mit teilweise hohen<br />

Sanierungskosten belastet, weil sie die Bekämpfung der BHV 1 noch nicht abschließen<br />

konnten oder BVD-positive Kälber festgestellt wurden. Der BHV 1 -Sanierungsstand<br />

verbesserte sich bereits im Vorjahr in den Landkreisen um wenigstens sechs Prozent,<br />

so dass heute ein Freiheitsgrad von i.d.R. über 90 Prozent erreicht wird. Die hohen<br />

BHV 1 -Sanierungskosten veranlassen die Niedersächsische Tierseuchenkasse, die<br />

Beitragsdifferenzierung für freie Betriebe beizubehalten.<br />

Mittels Ohrstanzproben läuft das BVD-<br />

Bekämpfungsverfahren sehr gut. Rund jeder dritte<br />

aller in Deutschland gemeldeten BVD-Fälle entfällt<br />

dabei aber auf <strong>Niedersachsen</strong>. Durch konsequente<br />

Merzung der Kälber und ihrer Muttertiere wird die<br />

BVD-Bekämpfung auf wenige Jahre begrenzt werden<br />

können. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass keine<br />

Zukäufe von nicht BVD-getesteten Rindern erfolgen,<br />

diese sind verboten. Sollten Rinder ohne Status aus<br />

anderen EU-Ländern zugekauft werden, sind diese<br />

unbedingt getrennt aufzustallen und zu testen. Die<br />

Niedersächsische Tierseuchenkasse (TSK) hat Anfang<br />

des Jahres die Beihilfevoraussetzungen bei BVD<br />

geändert und die Beihilfe für Tierverluste auf pauschal<br />

150 Euro begrenzt. Impfstoffkosten werden nicht<br />

mehr übernommen. Eine weitere Satzungsanpassung<br />

sieht auch bei den tierärztlichen Tötungskosten einen<br />

einheitlichen Beihilfesatz vor. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang mit den Beiträgen der<br />

Tierhalter steht im Vordergrund.<br />

Bei der Blauzungenkrankheit<br />

(BT) hat es <strong>2011</strong> wie im Vorjahr<br />

keinen Ausbruch gegeben, so dass<br />

Deutschland 2012 als BT-frei anerkannt werden kann.<br />

Seit mehr als 14 Jahren arbeitet der Landesbauernverband<br />

auf Ebene der Milchwirtschaftlichen Verwertungsgemeinschaft<br />

mit. Diese Genossenschaft war<br />

unter Federführung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft<br />

<strong>Niedersachsen</strong> e. V. gegründet worden, um<br />

im Falle des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche<br />

(MKS) die Milchverwertung sicher zu stellen. Dabei ist<br />

völlig klar geregelt: Milch aus MKS-Restriktionsgebieten<br />

ist nach erfolgter Pasteurisierung ohne Einschränkung<br />

verkehrsfähig, der Verzehr ist für den Verbraucher<br />

unbedenklich, es besteht keine Gefahr für die<br />

menschliche Gesundheit. Entsprechende Erklärungen<br />

des Laves und auch des Friedrich-Loeffler-Instituts<br />

liegen vor. Es bleibt zu hoffen, dass im Krisenfall die<br />

Medien und der Lebensmitteleinzelhandel auf Basis<br />

dieser Fakten verantwortungsbewusst handeln werden.<br />

Ungelöst bleibt der Umstand, dass Molkereibetriebsstätten,<br />

die Milch aus MKS-Restriktionsgebieten<br />

verarbeiten, ihr Exportzertifikat verlieren. Gleichwohl<br />

ist es der MVG gelungen, einen Maßnahmenkatalog zu<br />

erarbeiten, mit dem die niedersächsischen Molkereien<br />

den Rahmen festlegen, wann welche Molkerei in den<br />

Restriktionsgebieten Milch erfasst und wo diese verarbeitet<br />

werden kann. In einem nächsten Schritt soll ver-<br />

„Umsatzsteuer als<br />

Damoklesschwert.“<br />

sucht werden, gemeinsam mit dem Laves praxisnahe<br />

Anforderungen an Betriebsstätten zu formulieren, in<br />

denen Milch aus Restriktionsgebieten verarbeitet werden<br />

soll.<br />

Wie ein Damoklessschwert bedrohen erhebliche<br />

Umsatzsteuernachforderungen im Bereich der Tierkörperbeseitigung<br />

die Haushalte von Tierseuchenkasse<br />

und Landkreisen. Dabei war 2009 mit einer Änderung<br />

des Ausführungsgesetzes zum Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />

in enger Absprache zwischen Finanzminister<br />

und Landwirtschaftsminister ausdrücklich klargestellt<br />

worden, dass den Tierkörperbeseitigungsanstalten<br />

(TKBA) lediglich ein nicht umsatzsteuerbarer Defizit-<br />

ausgleich gezahlt wird. Bei der Prüfung einer TKBA im<br />

vergangenen Jahr wurde die Umsatzsteuerpflicht ungeachtet<br />

dessen von einem Finanzprüfer und der Oberfinanzdirektion<br />

anders gesehen. Rückwirkend wären rd.<br />

26 Mio. Euro aufzubringen, davon allein 15,7 Mio. Euro<br />

oder 60 Prozent von der TSK. Dieses<br />

hätte erhebliche Anhebungen der<br />

Beiträge zur Folge – in Abhängigkeit<br />

der absoluten Höhe der Beiträge bei<br />

den Schweinen eine Verdreifachung,<br />

beim Geflügel eine Erhöhung um etwa 50 und bei den<br />

Rindern um rund 25 Prozent. Der Niedersächsische<br />

Landkreistag, die TSK und das <strong>Landvolk</strong> haben sich<br />

gemeinsam Ende Juni an Ministerpräsident David<br />

McAllister mit der Bitte um eine Vertrauensschutzregelung<br />

gewandt. <strong>Landvolk</strong>präsident Werner Hilse hat im<br />

Herbst den Ministerpräsidenten schriftlich wie auch<br />

mündlich nochmals auf die aus den Nachforderungen<br />

resultierenden hohen Belastungen hingewiesen und<br />

an die Verlässlichkeit der Politik appelliert.<br />

Die TSK wird ihre Beiträge ohnehin anheben<br />

müssen. Bei den Rindern sind hohe Ausgaben bei der<br />

Bekämpfung der BHV 1 und der BVD der Grund. Bei<br />

den Schweinen fließen 2,5 Mio. Euro als Zuschuss in<br />

die Seuchenvorsorge. Außerdem hat sich beim jüngsten<br />

Ausbruch der Geflügelgrippe gezeigt, dass Rücklagen<br />

je Tierart in Höhe von vier Prozent des gemeinen<br />

Wertes des Gesamtbestandes nicht ausreichen.<br />

Der Grund sind die neben der Entschädigung zu<br />

tragenden Kosten für Tötung, Reinigung, Desinfektion<br />

und Entsorgung, die bei den jüngten Seuchengeschehen<br />

immerhin 66 Prozent der Gesamtkosten<br />

betrugen. Der Verband verschließt sich deshalb einer<br />

Anhebung der Rücklagen der TSK nicht.<br />

Dr. Werner Rüther<br />

21


Produktion und Vermarktung<br />

22<br />

Werner Bosse<br />

Referent für pflanzliche<br />

Produkte<br />

Dauerregen zur Ernte<br />

zehrte an den Nerven<br />

der Bauern und brachte<br />

die Technik an ihre<br />

Grenzen.<br />

Mäßige Getreideernte – Schwache<br />

Erträge, rückläufige Anbauflächen<br />

Wie kein zweiter Wirtschafszweig hängt die Landwirtschaft vom Wetter ab. Nach einem<br />

kalten Winter und extrem trockenen Frühjahrsmonaten setzten mit Beginn der Erntezeit<br />

starke Regenfälle ein. Über Wochen mussten die Erntearbeiten immer wieder unter-<br />

brochen werden. Besonders im Norden wurde die Situation im Laufe des Monats August<br />

immer prekärer. Hohe Verluste und teure Nachtrocknungen waren die Folge. Erfolg oder<br />

Misserfolg lagen kleinsträumig nebeneinander und unterschieden sich häufig nur durch<br />

einen ergiebigen Regenguss zur richtigen Zeit.<br />

Nach Erhebungen der besonderen Ernteermittlung,<br />

die mehrmals an veränderte Bedingungen<br />

angepasst wurde, ernteten niedersächsische Landwirte<br />

geringe 5,22 Mio. Tonnen Getreide. Im Verhältnis<br />

zum Vorjahr ergab sich ein Minus von 9,9 Prozent,<br />

das sich aus einem Flächenrückgang um 6,8 Prozent<br />

und der Ertragsminderung von 3,3 Prozent herleitet.<br />

Der Weizen ist mit 3,071 Mio. t die mit Abstand<br />

bedeutendste Getreideart, gefolgt von der Wintergerste<br />

mit nur noch 829.000 Tonnen. Der Roggen gewann mit<br />

603.000 Tonnen zwei Prozent an Menge hinzu.<br />

Auch die Qualität des Getreides verschlechterte<br />

sich mit dem zögerlichen Erntefortschritt permanent.<br />

Die Wintergerste erbrachte noch durchweg gute Hektolitergewichte,<br />

weil sie von der Trockenheit weniger<br />

beeinflusst war und zeitgerecht geerntet werden konnte.<br />

Doch schon der Weizen verzeichnete die guten hl-<br />

Gewichte nur noch auf Bördestandorten. Insbesondere<br />

die Fallzahlen des Weizens, und vor allem des Brotroggens,<br />

sanken zum Ernteschluss ständig ab. Am Ende<br />

konnte nur noch Futterroggen geerntet werden. Eine<br />

Ausnahme bildete in diesem Jahr die Sommergerste.<br />

In der Verwertungsrichtung Braugerste wurde sie intensiv<br />

bewässert und wies sehr gute Sortierungen und<br />

die geforderten niedrigen Proteinwerte auf. Der Raps<br />

ist mit 127.000 Hektar in <strong>Niedersachsen</strong> eine konstan-<br />

te Marktfrucht, wenn auch nicht so bedeutsam wie z.B.<br />

in Mecklenburg-Vorpommern. Aufwuchs und Ernte<br />

standen unter ungünstigen Vorzeichen, bereits von<br />

der Aussaat an. So wurde dann bei einem Mengenaufkommen<br />

von 438.000 Tonnen das sehr gute Vorjahresergebnis<br />

um 16 Prozent verfehlt.<br />

Hackfrüchte zeigen gute Erträge<br />

Die Kartoffelfläche wurde leicht um 2.000 Hektar auf<br />

114.774 ha erhöht, davon noch 31.887 ha für den Speisebereich.<br />

Als der Regen zur Getreideernte einsetzte,<br />

kam er zum Wachstum der Hackfrüchte noch rechtzeitig.<br />

Mit einer Mengenerwartung von ca. 5,4 Mio.<br />

Tonnen wurde das Vorjahr um 18 Prozent übertroffen,<br />

damit bleiben niedersächsische Landwirte die mit Abstand<br />

wichtigsten Kartoffelerzeuger in Deutschland<br />

(11,9 Mio. t). Da es in diesem Jahr viele Übergrößen<br />

gibt, bleibt die Versorgung mit frischen, marktgerechten<br />

Speisekartoffeln etwa auf dem Vorjahresniveau. Fritten-,<br />

Chips- und Flockenhersteller können hingegen<br />

auf eine breite Rohstoffbasis mit hohen Ausbeuten<br />

zurückgreifen. Von besonderem Interesse ist der Bereich<br />

der Stärkekartoffeln, wo sich infolge politischer<br />

Veränderungen eine Orientierung am Weltmarkt und<br />

an anderen Stärkearten vollzieht. Bislang konnte dieser<br />

Prozess „ohne zu große Schmerzen“ ablaufen. Die<br />

Erntemengen sind gut und ein entsprechender Bedarf<br />

der Stärkefabriken ist vorhanden.<br />

Der Silomaisertrag wird zur Zeit der Drucklegung<br />

mit ca. 492 dt/ha Frischmasse geschätzt, einem Plus<br />

von 20 Prozent zum schwachen Vorjahr und 10 Prozent<br />

über dem fünfjährigen Mittel. In Verbindung mit<br />

der Anbauausdehnung sollte die Ernte in diesem Jahr<br />

auf immense 25,6 Mio. Tonnen anwachsen, ein Plus<br />

zum Vorjahr von 45 Prozent. Der Zuckerrübenanbau<br />

wird ab Seite 56 beschrieben.<br />

Märkte und Preise<br />

Agrarpreise entstehen nur noch sehr begrenzt durch<br />

regionale oder lokale Marktereignisse. Vor allem der<br />

Getreidepreis richtet sich nach fundamentalen Grundlagen<br />

(Angebot und Nachfrage, Vorräte, Transport und<br />

Lagerung etc.) im weltweiten Maßstab. Ergänzend wirken<br />

weitere Faktoren wie z.B. zunehmende politische<br />

Markteingriffe (Schwarzmeerregion, Marktwirtschaft<br />

nach Belieben) oder Turbulenzen an den Finanzmärkten.<br />

Die Märkte werden hierdurch schwankungsanfälliger,<br />

undurchsichtiger und riskanter für Landwirte.<br />

Entwicklung der Erzeugerpreise im Überschussgebiet<br />

(<strong>Niedersachsen</strong> Süd)<br />

Grundsätzlich sind die Preisverläufe der Druschfrüchte<br />

für Ackerbauern noch zufriedenstellend, ohne die<br />

z.T. erheblichen Minderernten in Regionen und Einzelbetrieben<br />

oder gestiegene Kosten verschweigen zu<br />

wollen. Bemerkenswert sind einige Sonderentwicklungen<br />

wie z.B. die mögliche Renaissance der Braugerste<br />

oder die hohen Preise des Brotroggens. Auch das Stroh<br />

verteuerte sich im September um ca. 60 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr.<br />

Im September liefen Preissenkungswellen durch<br />

die weltweiten Rohstoffmärkte, ausgelöst vor allem<br />

von den Akteuren an Finanzmärkten. Fundamentale<br />

Gründe für die Schwäche gibt es beim Getreide hingegen<br />

kaum. Denn weltweit sind die Ernten zwar höher<br />

als im Vorjahr und regional<br />

sehr unterschiedlich, in der<br />

Summe aber nicht größer als<br />

der Verbrauch. Etwas Entlastung<br />

kommt vom Reismarkt.<br />

Dort stieg die Ernte um zehn<br />

auf 461 Mio. Tonnen an.<br />

Grundsätzlich bleibt die Versorgungsituation<br />

mit Getreide<br />

aber angespannt, weil die<br />

Vorräte nur noch 19 Prozent<br />

des Verbrauchs abdecken.<br />

Vor zehn Jahren war dieses<br />

Verhältnis mit 30 Prozent<br />

noch deutlich sicherer.<br />

Wenig zufriedenstellende<br />

Preise finden hingegen<br />

die Kartoffelerzeuger,<br />

einschließlich der Frühkartoffelproduzenten.<br />

Dort ist<br />

die Erlössituation enttäuschend.<br />

Es kamen zu früh<br />

zu viele Kartoffeln an den<br />

Markt, auch aus guten Ern-<br />

ten in Europa. Ein Blick auf andere Jahre mit Ernten<br />

zwischen 11,5 und 12 Mio. t zeigt aber, dass es im Frühjahr<br />

noch zu steigenden Preisen kommen kann.<br />

Ein Markt für den immer wichtiger werdenden<br />

Silomais existiert nur auf kleinräumiger, allenfalls<br />

regionaler Ebene. Die geringe Transportwürdigkeit<br />

schränkt den Handel ein, zudem suchen Biogasanlagenbetreiber<br />

häufig eine längerfristige Bindung durch<br />

Lieferverträge. Ohne funktionierende „Marktplätze“<br />

erfolgt die Preisfindung häufig kostenbasiert durch<br />

Zuschlagskalkulation. Allerdings differenzieren sich<br />

Angebot und Nachfrage zunehmend und durch den<br />

verstärkten Handel mit der Ware könnten Effizienzgewinne<br />

gehoben werden. Erste Formen eines besser organisierten<br />

Austausches von Silomais entstehen durch<br />

Vermittlungsaktivitäten, z.B. von etablierten Genos-<br />

23


Produktion und Vermarktung<br />

24<br />

Nach enttäuschenden<br />

Preisen zur Erntezeit<br />

hoffen die Kartoffelanbauer<br />

auf bessere Erlöse<br />

für die zweite Vermarktungshälfte.<br />

Der Nordosten<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s gilt<br />

als Hochburg der<br />

Beregnung, der Klimawandel<br />

macht dieses<br />

Produktionsmittel<br />

immer wertvoller.<br />

senschaften. Diese Ansätze sollten weiter ausgebaut<br />

werden.<br />

Ist das bereits der Klimawandel?<br />

In <strong>2011</strong> haben niedersächsische Landwirte den Getreideanbau<br />

erneut maßgeblich eingeschränkt. Mit<br />

786.000 Hektar wurde so wenig eingesät wie seit 1950<br />

nicht mehr. Stark ausgeweitet wurde hingegen die<br />

Maisaussaat (plus 82.000 auf 614.000 ha). Die Entwicklung<br />

verläuft rasant. Während im Jahre 1970 erst<br />

wenige tausend Hektar vereinzelt vorkamen, lag der<br />

Anbau zwischen 1986 und 2002 konstant bei etwa<br />

300.000 Hektar für den Silo- und Körnermais. Ab 2002<br />

begann dann die weitere Ausweitung. Die Beweggründe<br />

der Landwirte sind zunächst wirtschaftlicher Natur<br />

und deuten auf die bessere Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Maises gegenüber Getreide in viehstarken Regionen.<br />

Zudem lässt sich der Betrieb einer Biogasanlage gut<br />

mit der landwirtschaftlichen Tätigkeit kombinieren.<br />

Der Mais stabilisierte bei den Wetterlagen der vergangenen<br />

Jahre sowohl die Hektarerträge als auch das Betriebsergebnis.<br />

Weiterhin fällt ein besonderer Blick auf die umfangreiche<br />

Bewässerung in <strong>Niedersachsen</strong>, vor allem<br />

im Nordosten des Landes. Man geht von 180.000 Hektar<br />

mit Feldberegnung aus, der höchsten Beregnungsdichte<br />

in Deutschland. Ohne die intensive – allerdings<br />

auch teure- Beregnung während der trockenen Monate<br />

hätte man wohl katastrophale Ernteergebnisse melden<br />

müssen. Es wird immer deutlicher, dass auch andere<br />

Standorte diesen Vorteil erkennen und ebenfalls an<br />

den Aufbau einer Beregnung denken.<br />

Inzwischen darf man fragen, ob sich Landwirte<br />

bereits heute ganz pragmatisch an einen längerfristigen<br />

Klimawandel anpassen. Dieser wird inzwischen<br />

von 90 Prozent aller fachkundigen Wissenschaftler als<br />

unausweichlich und von Menschen hervorgerufen<br />

akzeptiert. Auf diesem Verständnis basierend, hat die<br />

Landesregierung im Oktober 2008 eine Regierungskommission<br />

Klimaschutz installiert. Sie soll<br />

mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppen<br />

Bausteine für zukünftige Energie- und Klimakonzepte<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s entwickeln. Das <strong>Landvolk</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

in diesen Prozess eingebunden. Denn<br />

die Landwirtschaft ist einerseits erheblich am<br />

Ausstoß klimaschädlicher Gase beteiligt, andererseits<br />

aber auch sehr stark von Klimaänderungen<br />

betroffen. Zudem kann sie wichtige Beiträge zur<br />

Einsparung von Treibhausgasen leisten, entweder<br />

direkt oder indirekt durch die Bereitstellung<br />

von Bioenergie.<br />

Als erstes Ergebnis wurde im September<br />

<strong>2011</strong> vom Kabinett ein Energiekonzept verabschiedet,<br />

das noch im laufenden Jahr die parlamentarischen<br />

Wege passieren soll. Mitte des<br />

kommenden Jahres wird ein Klimaschutzkonzept<br />

entscheidungsreif sein, dem dann noch ein Programm<br />

zur Anpassung an die erwarteten Klimafolgen<br />

folgen wird.<br />

EEG 2012 – Die Entscheidungen<br />

sind gefallen<br />

Das Reaktorunglück in Fukushima hat in Deutschland zu einer Energiewende und dem<br />

Atomausstieg geführt. Damit verbunden ist zugleich das Bekenntnis zu den erneuerbaren<br />

Energien, es hat dem EEG insbesondere bei dem Biomasseanlagen ein „neues Gesicht“<br />

gegeben.<br />

Originär ist das EEG ein Klimaschutzgesetz,<br />

die Bundesregierung benutzt es aber jetzt als<br />

Instrument für die „Energiewende“. Ein führendes<br />

Fraktionsmitglied der Union hat dieses deutlich betont.<br />

So wundert es nicht, dass die Ziele der Bundesregierung<br />

sehr ambitioniert sind: Der Anteil erneuerbaren<br />

Stroms soll in den nächsten neun Jahren von derzeit<br />

17 auf mindestens 35 Prozent steigen. 2050 werden soll<br />

ein Anteil von 80 Prozent als regenerativer Strom aus<br />

der Steckdose kommen. Der dafür erforderliche „dynamische<br />

Ausbau“ erfordert große Anstrengungen.<br />

Das „Gros“ der regenerativen Stromerzeugung<br />

wird die Windkraft leisten müssen. Die Potenziale sind<br />

hier sowohl an Land („on shore“) als auch auf See („off<br />

shore“) groß. Ergänzend wird die Fotovoltaik eine Rolle<br />

spiele. Da Wind und Sonne nicht jederzeit für die Energieproduktion<br />

zur Verfügung stehen, soll Biogas für<br />

den Ausgleich sorgen. Es wird offensichtlich auf einen<br />

starken Zubau, insbesondere bei der Gasaufbereitung<br />

und Gaseinspeisung gesetzt. Die gravierenden Auswirkungen,<br />

die die neuen Regelungen auf die Agrarstruktur<br />

haben können, werden ignoriert.<br />

Die Beschlüsse im Detail<br />

Die – ursprünglich vorgesehene – rückwirkende Kürzung<br />

des Güllebonus um 50 Prozent bei bis zum<br />

6.6.2008 in Betrieb gegangenen Anlagen ist „vom<br />

Tisch“. Insoweit bleibt der vom Berufsstand geforderte<br />

Bestandsschutz gewahrt.<br />

Zunächst zur Vergütungsstruktur: Das EEG 2012<br />

sieht einerseits die klassische Vergütungsregelung vor,<br />

die aus den Vorgängerregelungen bekannt ist. Der Betreiber<br />

einer Biogasanlage hat einen Anspruch auf Anschluss<br />

an das öffentliche Stromnetz, auf Abnahme des<br />

erzeugten Stroms und auf die Vergütung nach den vom<br />

EEG gemachten Vorgaben. Daneben wird eine Marktprämie<br />

eingeführt, die bei der Direktvermarktung des<br />

Stroms zusätzlich zu dem von dem Stromkunden gezahlten<br />

Strompreis gewährt wird. Die Höhe dieser<br />

Marktprämie ermittelt sich aus der Differenz zwischen<br />

der Vergütung, die die Anlage nach dem EEG erhalten<br />

würde, und dem gemittelten Preis an der Strombörse.<br />

Hier könnten sich für die Betreiber von Biogasanlagen<br />

im Einzelfall wesentlich höhere Einnahmemöglichkeiten<br />

ergeben als bei der „klassischen“ Einspeisung.<br />

Die Marktprämie wird ab dem 1.1.2014 für Anlagen<br />

größer als 750 kW trotz Einwandes von Bauernverband<br />

und Bundesrat verbindlich eingeführt, d. h. Biogasstrom<br />

ist dann bei Anlagen größer 750 kW direkt zu<br />

vermarkten – die „klassische“ Einspeiseregelung mit<br />

der EEG – Vergütung greift dann nicht mehr.<br />

Nun aber zurück zu den Vergütungsregelungen<br />

des EEG 2012:Die Grundvergütung fällt höher aus als<br />

bisher, da unter anderem der Kraft – Wärme - Kopplungsbonus<br />

(KWK – Bonus) hier „eingepreist“ worden<br />

ist. Bis 150 kW beträgt sie 14,3 Cent/kWh, bis 500 kW<br />

12,3 Cent/kWh und bis 5.000 kW 11,0 Cent/kWh. Die<br />

vom Bundesrat vorgeschlagene Erhöhung bis 150 kW<br />

Harald Wedemeyer<br />

Referent für Bio-<br />

energie und Baurecht<br />

<strong>Landvolk</strong>vizepräsident<br />

Heinz Korte (rechts) hat<br />

die Aktion Bunte Felder<br />

mit ins Leben gerufen.<br />

Sie soll die Akzeptanz des<br />

Maisanbaues steigern.<br />

25


Produktion und Vermarktung<br />

26<br />

auf 16,3 Cent/kWh verbunden mit einer Absenkung<br />

auf 9 Cent bis 5.000 kW wurde vom Bundestag nicht<br />

mitgetragen. Mit der Einbeziehung des KWK – Bonus<br />

wird eine – vom Bauernverband kritisierte – Mindestwärmenutzungsquote<br />

von 60 Prozent gefordert. Dabei<br />

können 25 Prozent für die Fermenterbeheizung angesetzt<br />

werden. Die anerkannten Wärmenutzungen (u.<br />

a. auch ORC – Anlagen, Hygienisierung und Pasteurisierung<br />

von Gärresten) sind in einer Positivliste dargestellt.<br />

Da die Vergärung von Gülle – klimapolitisch –<br />

hohe Priorität hat, entfällt die Wärmequote, wenn<br />

mehr als 60 Masseprozent Gülle eingesetzt wird.<br />

Zusätzlich wird eine besondere Vergütung bei<br />

Einsatz bestimmter Stoffe gewährt. Für Biomasse der<br />

Einsatzstoffvergütungsklasse 1 – das sind im Wesentlichen<br />

die bisherigen „NawaRos“ – wird anteilig ihres<br />

Einsatzes bis zu einer Bemessungsleis-tung von<br />

500 kW eine Vergütung in Höhe von 6 Cent/kWh, bis<br />

zu 750 kW fünf Cent/kWh und bis 5.000 kW von vier<br />

Cent/kWh gezahlt. Die Stoffe sind – ähnlich wie bei der<br />

Positivliste der rein pflanzlichen Nebenprodukte nach<br />

dem EEG 09 – entsprechend ihres Energiegehaltes mit<br />

einem „Methanertrag in m3/t Frischmasse“ in einer<br />

Liste aufgeführt. Daraus lässt sich anteilig die Vergütung<br />

berechnen.<br />

Neben dem Stoffkreis der Vergütungsklasse 1 ist<br />

ein Weiterer in der Vergütungsklasse 2 geregelt, in der<br />

Stoffe wie Gülle, Stroh und Landschaftspflegematerial<br />

zusammengefasst sind, die schwerer oder nur mit<br />

höherem Aufwand vergärbar sind. Für diese Stoffe ist<br />

eine Vergütung in Höhe von acht Cent/kWh bis zu einer<br />

Bemessungsleistung von 5.000 kW vorgesehen. Bei<br />

Gülle senkt sich die Vergütung ab 500 kW auf 6 Cent.<br />

Der Anspruch auf die Einsatzstoffvergütungen<br />

besteht nur bei einem maximalen Einsatz von 60<br />

Masseprozent Mais, Getreidekorn, Corn Cob Mix,<br />

Körnermais und Lieschkolbenschrot. Diese Regelung<br />

muss als untauglicher Versuch gesehen werden. In<br />

den Veredlungsregionen wird sie nicht zu einer Verringerung<br />

des Maisanteils führen, da dieser schon nach<br />

bestehendem Recht bei Inanspruchnahme des Güllebonus<br />

bei max. 70 Masseprozent liegt. Dort, wo kein<br />

„Maisproblem“ besteht, nämlich in der Ackerbauregion,<br />

werden unnötige Erschwernisse geschaffen. Darüber<br />

hinaus sind noch Stoffe in einer separaten Liste<br />

aufgeführt, die ebenfalls den „Standardmethanertrag“<br />

jedes einzelnen Stoffes angeben, so dass in jedem Fall<br />

die Vergütung errechenbar ist.<br />

Etwas ganz Neues im Regelungsgefüge des EEG<br />

ist die Vergütung für „Güllevergärungsanlagen“ bis zu<br />

einer installierten Leistung von 75 kW. Bei einem Güllemasseanteil<br />

von mindestens 80 Prozent werden 25<br />

Cent/kWh gewährt. In einer 75 kW – Anlage müssten<br />

etwa 4.000 t Gülle (160 Milchkühe, 2.000 Mastschweine)<br />

und 1000 t (20 ha) Mais eingesetzt werden. Im<br />

Gegensatz zur Vergütung der Stoffe nach der Vergütungsklasse<br />

2 wird diese Vergütung nur für Pferdemist,<br />

Rinderfestmist, Rindergülle, Schafmist, Schweinefestmist,<br />

Schweinegülle, Ziegenmist gewährt.<br />

Vergärung von Bioabfällen<br />

Ebenfalls neu ist die Vergütung in Höhe von 16 Cent/<br />

kWh (bis 500 kW) und 14 Cent/kWh (bis 20.000 kW)<br />

für die Vergärung von mindestens 90 Masseprozent<br />

bestimmter Bioabfälle (u. a.: Bioabfällen aus privaten<br />

Haushalten, Marktabfälle, Garten und Parkabfälle).<br />

Diese sollen kombinierbar sein auch mit Stoffen der<br />

anderen Vergütungsklassen. Eine strikte Trennung dieser<br />

Stoffgruppen, wie vom Bauernverband gefordert,<br />

ist nicht erfolgt. Voraussetzung für diese Vergütung ist,<br />

dass die Einrichtungen zur anaeroben Vergärung der<br />

Bioabfälle unmittelbar mit einer Einrichtung zur Nachrotte<br />

der festen Gärrückstände verbunden sind und<br />

die nachgerotteten Gärrückstände stofflich verwertet<br />

werden.<br />

Das EEG 2012 erhöht den Anreiz für die Gaseinspeisung.<br />

Die Größenschwellen und auch die<br />

Vergütungssätze sind deutlich erhöht worden: bis 700<br />

Nm3/h Biomethan drei Cent/kWh; bis 1.000 Nm3/h<br />

zwei Cent/kWh und bis 1.400 Nm3/h ein Cent/kWh.<br />

Trotz der Kritik des Bauernverbandes und auch des<br />

Bundesrates sind die bisherigen Schwellenwerte verdoppelt<br />

worden. Das Bestreben des Gesetzgebers, die<br />

Gaseinspeisung voranzutreiben, ist deutlich erkennbar.<br />

Eine Vergärungseinheit, die 1.400 Nm3/h Biomethan<br />

erzeugt, entspricht einer 5.600 kW(el.) Anlage!<br />

Übergangsregelungen:<br />

Es kursiert momentan das Gerücht, dass auch Biogasanlagen,<br />

die in diesem Jahr genehmigt werden, aber<br />

erst 2012 in Betrieb gehen, den Anspruch auf die Vergütung<br />

nach dem EEG 09 hätten. Eine solche Regelung<br />

besteht nur für Anlagen, die „feste“ Biomasse wie Holz<br />

einsetzen. Der Forderung, die Regelung auf Biogasanlagen<br />

auszudehnen, wurde nicht nachgekommen.<br />

In diesem Zusammenhang wird in der Praxis<br />

überlegt, ob bei Fertigstellung einer Biogasanlage im<br />

Jahr 2012 die Inbetriebnahme des BHKW in <strong>2011</strong> die<br />

Vergütungssätze des EEG 09 „retten“ könnte. Ohne im<br />

Detail hierauf einzugehen, dürfte der Wille des Gesetzgebers<br />

eher dagegen sprechen, zumindest ist die<br />

Rechtslage unklar.<br />

Leider gibt das EEG 12 keine Hinweise darauf, ob<br />

der enge oder weite Anlagenbegriff gilt. Jedoch ist in<br />

der Anlagenzusammenfassungsregelung klargestellt<br />

worden, dass künftig alle BHKW, die von einer Vergärungseinheit<br />

„gespeist“ werden, als eine Anlage gelten.<br />

Damit dürfte die Umgehung der Größendegression<br />

mittels „Satelliten“ für Anlagen, die ab dem 1.1.2012 in<br />

Betrieb gehen, nicht mehr möglich sein.<br />

Das EEG 12 stärkt und fördert die Direktvermarktung.<br />

Ziel ist es, die erneuerbaren Energien sukzessive<br />

aus dem EEG – Vergütungsrahmen herauszuführen.<br />

Für die Anlagen kann es äußerst lukrativ sein, den<br />

Strom verbrauchsorientiert an den Markt zu bringen<br />

und damit höhere Erlöse zu erzielen. Dafür werden<br />

unter anderem die bereits erwähnte Marktprämie, die<br />

Managementprämie und die Flexibilitätsprämie angeboten.<br />

Mit der Flexibilitätsprämie fördert das EEG 12<br />

das Vorhalten zusätzlicher BHKW - Kapazitäten für<br />

eine bedarfsgerechte Stromerzeugung. Sie beträgt 130<br />

Euro im Jahr je zusätzlicher kW – Generatorleistung<br />

und wird über einen Zeitraum von zehn Jahren gewährt.<br />

<strong>Landvolk</strong> bündelt Strommengen<br />

Die mit der Direktvermarktung verbundenen zusätzlichen<br />

Erlöschancen rufen viele Dienstleister auf den<br />

Plan. Deren Seriosität ist nicht immer gewährleistet.<br />

Basierend auf dem engen Kontakt und dem Vertrau-<br />

en der Landwirte zu ihrer Berufsvertretung hat das<br />

<strong>Landvolk</strong> Initiativen ergriffen, regenerativ erzeugte<br />

Strommengen gebündelt an den Markt zu bringen.<br />

Hierzu fasst die Betriebsmittel-GmbH die regenerativ<br />

erzeugten Strommengen zusammen und bringt<br />

sie über die gemeinsam mit dem WLV (Westfälischer<br />

Landwirtschaftsverband und der Terravis) gegründeten<br />

GeLa-GmbH an den Markt. Mittelfristig sollen die<br />

gebündelten Mengen ein großes virtuelles Kraftwerk<br />

darstellen und für die Anlagenbetreiber die besten<br />

Konditionen aushandeln. Entscheidend ist hierbei<br />

in jedem Fall, dass Ausfallrisiken durch Bankbürgschaften<br />

abgesichert sind.<br />

Fotovoltaik und Solarthermieanlagen jetzt<br />

privilegiert<br />

Bisher waren Fotovoltaikanlagen im Außenbereich nur<br />

unter eingeschränkten Voraussetzungen baurechtlich<br />

zulässig. Das <strong>Landvolk</strong> hat sich gemeinsam mit dem<br />

DBV vehement dafür eingesetzt, dass eine Privilegierungsvorschrift<br />

für Fotovoltaikanlagen in das Baugesetzbuch<br />

(BauGB) aufgenommen wird. Im Zuge des<br />

Gesetzespaketes zur Energiewende ist nun das BauGB<br />

entsprechend geändert worden. Damit sind Fotovoltaikanlagen<br />

im Außenbereich unter folgenden Voraussetzungen<br />

privilegiert zulässig:<br />

– Gebäude, auf denen Fotovoltaikanlagen angebracht<br />

werden, müssen zulässigerweise im Außenbereich<br />

errichtet worden sein.Wenn die Nutzung eines<br />

Gebäudes bereits dauerhaft aufgegeben worden ist<br />

oder ein Gebäude nicht genehmigungskonform genutzt<br />

wird, liegen die Privilegierungsvoraussetzungen<br />

nicht vor.<br />

– Weiterhin muss die Anlage dem Gebäude baulich<br />

untergeordnet sein. Das ist dann nicht der Fall,<br />

wenn die Fläche der Fotovoltaik- oder Solarthermieanlage<br />

größer als die des Daches oder der Wand ist.<br />

Mit dieser Regelung ist nun endlich Rechtsicherheit<br />

für Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen im<br />

Außenbereich geschaffen worden. Viele Fotovoltaikanlagen<br />

wurden im Außenbereich errichtet und von<br />

den Baugenehmigungsbehörden toleriert, obwohl<br />

sie bauplanungsrechtlich nicht zulässig waren. Hier<br />

wurde endlich ein Gleichklang baurechtlicher Bestimmungen<br />

mit denen des EEG geschaffen. Mit dem EEG<br />

sollen die Potenziale der Fotovoltaik an, auf und in Gebäuden<br />

genutzt werden.<br />

Bislang waren Biogasanlagen im Außenbereich<br />

bis zu einer installierten elektrischen Leistung von 500<br />

kW privilegiert zulässig. Der Gesetzgeber hat diesen<br />

Parameter aufgegeben und stellt nun auf die Feuerungswärmeleistung<br />

(2,0 MW) sowie auf die jährliche<br />

Biogasproduktion (2,3 Mio. Normkubikmeter Rohbiogas)<br />

Jahr ab. Beide Grenzwerte müssen eingehalten<br />

werden, um Anspruch auf die Privilegierung zu ha-<br />

27


Produktion und Vermarktung<br />

28<br />

ben. Die neue Regelung hat den Vorteil, dass mit dem<br />

Schwellenwert 2,3 Mio. Nm3/a Biogas nun Wirkungsgradsteigerungen<br />

eines BHKW ausgeschöpft werden<br />

können. Auch gewährleistet er die Teilnahme an den<br />

im EEG neu geregelten Direktvermarktungsmöglichkeiten.<br />

Danach sollen Biogasanlagen bedarfsgerecht<br />

Strom erzeugen, was mehr Flexibilität und die Installation<br />

höherer Generatorleistung voraussetzt.<br />

Aus 2,3 Mio. Nm3 Rohbiogas können in Abhängigkeit<br />

vom Methangehalt sowie von der Betriebsstundenzahl<br />

und des elektrischen Wirkungsgrades unterschiedliche<br />

Schwellenwerte abgeleitet werden. So<br />

liegt bei einem Wirkungsgrad von 40 Prozent, einer Betriebsstundenzahl<br />

von 8.000 pro Jahr und einem Methangehalt<br />

von 53 Prozent der zulässige Schwellenwert<br />

bei 610 kW installierter elektrischer Leistung.<br />

Wenn im Fall der Direktvermarktung mehr Generatorleistung<br />

vorgehalten werden muss, um die<br />

Biogasanlage flexibel fahren zu können, ist man auf<br />

maximal 2 MW Feuerungswärmeleistung begrenzt.<br />

Bei einem elektrischen Wirkungsgrad von 40 Prozent<br />

sind das 800 kW elektrische installierte Leistung. Hier<br />

hätte es noch mehr Flexibilität bedurft, dem hat der<br />

Als gemeinsames Projekt des Landesverbands und<br />

der Kreisverbände wurde die Grüne Buchführung<br />

vor gut drei Jahren aus Hannover angeschoben. Der<br />

Erfolg des Systems spiegelt sich auch in der konstant<br />

wachsenden Teilnehmerzahl wider. Zurzeit nehmen<br />

19 Kreisverbände mit insgesamt 475 Landwirten<br />

am System Grüne Buchführung des <strong>Landvolk</strong>s teil.<br />

Damit stieg die Zahl in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich. Seit 2009 bietet die Grüne Buchführung<br />

auch die Möglichkeit zum Nährstoffvergleich für<br />

den Einzelbetrieb. Im ersten Jahr haben in neun<br />

Kreisverbänden 783 Betriebe diesen Service in<br />

Anspruch genommen, <strong>2011</strong> waren es 958 Betriebe in<br />

16 Kreisverbänden.<br />

Die Zahl der Betriebe je Kreisverband variiert<br />

genauso wie die Handhabung der Erfassung und Eingabe<br />

der laufenden Maßnahmen, die von den Landwirten<br />

gemeldet werden. Für die Kreisverbände gibt<br />

es grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten zur<br />

Teilnahme<br />

Gesetzgeber leider nicht entsprochen. Erweiterungswillige<br />

Anlagenbetreiber müssen sich mit ihrer Genehmigungsbehörde<br />

in Verbindung setzen und die<br />

möglichen Erweiterungsschritte besprechen.<br />

Standortsicherung von Windkraftanlagen<br />

Vor dem Hintergrund des weiteren Ausbaus der erneuerbaren<br />

Energien werden in niedersächsischen<br />

Gemeinden zusätzliche Flächen für Windparks ausgewiesen.<br />

Planer und Entwickler versuchen mit den<br />

Eigentümern in Betracht kommender Flächen Verträge<br />

über deren Nutzung abzuschließen. Diese Verträge<br />

werden mit der erteilten Genehmigung auf Fondsgesellschaften<br />

übertragen, die mit der Stromproduktion<br />

erzielte Wertschöpfung bleibt damit nicht in der Region.<br />

Die <strong>Landvolk</strong>kreisverbände führen daher die<br />

Grundstückseigentümer zusammen, um gemeinsam<br />

gegenüber Investoren deren Positionen durchsetzen.<br />

Die Wertschöpfung soll über „Bürgerwindparks“ möglichst<br />

in der Region verbleiben. Einige <strong>Landvolk</strong>kreisverbände<br />

haben damit bereits hervorragende Erfolge<br />

erzielt und ihren Mitgliedern zu zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten<br />

verholfen.<br />

Dokumentationsaufwand für<br />

Landwirte reduzieren<br />

Die gesetzlichen Dokumentationsanforderungen für Landwirte sind in den vergangenen<br />

Jahren stetig gestiegen. Neben der eigentlichen Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen<br />

Betriebs verbringt jeder Landwirt immer mehr Zeit am Schreibtisch mit der Aufzeichnung<br />

von Arbeitsprozessen auf seinem Betrieb. Dies ist in der Vergangenheit immer wichtiger<br />

geworden, da eine fehlerhafte oder unzureichende Dokumentation sogar zu einer<br />

Verringerung der Betriebsprämie führen kann. Das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> bietet seinen<br />

Mitgliedern seit einigen Jahren ein erprobtes System zur Grünen Buchführung an, es soll<br />

den Landwirt bei der Dokumentationsarbeit entlasten.<br />

– der Kreisverband bucht seine Betriebe durch eigenes<br />

Personal oder<br />

– der Kreisverband nutzt die Dienstleistung eines anderen<br />

Kreisverbandes und lässt die Daten seiner<br />

Mitglieder dort eingeben. Die drei großen Eingeber<br />

betreuen jeweils mehr als 90 Betriebe, davon viele<br />

im Auftrag für andere Kreisverbände. In Gifhorn und<br />

der Lüneburger Heide werden die Daten für vier weitere<br />

Kreisverbände erfasst, in Wesermünde für drei.<br />

Der Landesverband bietet den Mitgliedern wichtige<br />

Nachrichten aus Politik, Gesetzgebung und den<br />

Märkten über verschiedene Info-Briefe. Sie decken die<br />

Bereiche Milch, Pflanze, Schwein/Geflügel im einwöchigen<br />

Rhythmus, Ökolandbau einmal im Monat sowie<br />

Bioenergie und Umwelt nach Bedarf ab. Interessierte<br />

Landwirte können die entsprechenden Info-Briefe bei<br />

ihrem Kreisverband bestellen und erhalten sie per E-<br />

Mail oder Fax. Zusätzlich werden die Info-Briefe im<br />

Mitgliederbereich auf der Homepage unter www.landvolk.net<br />

eingestellt. Zurzeit werden regelmäßig etwa<br />

30.500 Info-Briefe an registrierte Landwirte in ganz<br />

<strong>Niedersachsen</strong> verschickt, davon 16.772 per Fax und<br />

13.663 per E-Mail.<br />

Über eine Leserbefragung wurde die Zufriedenheit<br />

mit dem Inhalt der Rundschreiben ermittelt. Von<br />

7.582 Abonnenten des Info-<br />

Briefs haben über 400 Leser an<br />

der Befragung teilgenommen.<br />

Die Ergebnisse beruhen auf<br />

der Auswertung von 406 Fragebögen,<br />

davon haben 177 Teilnehmer an der online-<br />

Umfrage teilgenommen und 229 an der schriftlichen<br />

Befragung.<br />

Das durchschnittliche Alter beträgt danach 50,2<br />

Jahre. 91,1 Prozent der Befragten sind aktive Landwirte<br />

und bewirtschaften schwerpunktmäßig Ackerbaubetriebe<br />

(88,2 Prozent). Weitere Betriebszweige waren<br />

Schweinemast (26,92 Prozent) und Milchviehhaltung<br />

(20,5 Prozent). Drei von vier Befragten gaben an, den<br />

Info-Brief regelmäßig zu lesen, jeder<br />

Fünfte liest ihn meistens. Der überwiegende<br />

Teil der Info-Briefe erreicht<br />

die Leser per Fax (61,4 Prozent), gut<br />

ein Drittel (37,1 Prozent) per E-Mail.<br />

Nur sehr wenige Landwirte lesen die<br />

Info-Briefe im Mitgliederbereich unter<br />

www.landvolk.net. Viele Landwirte<br />

erhalten einen oder mehrere<br />

Info-Briefe: 37,4 Prozent den Schwerpunkt<br />

Schwein/Geflügel, 32,4 Prozent<br />

Milch/ Rind, 9,1 Prozent Ökolandbau,<br />

9,3 Prozent Bioenergie und 15,2 Prozent<br />

Umwelt. Die Befragten ergänzen<br />

die Marktinformationen des <strong>Landvolk</strong>es<br />

durch weitere Informationen.<br />

Im Schnitt nutzen sie dabei 2,3 andere<br />

Organisationen.<br />

Wie die Tabelle „Zufriedenheit“<br />

zeigt, sind 89,8 Prozent der Leser mit<br />

dem Info-Brief „Pflanze“ zufrieden;<br />

ein Drittel sogar voll und ganz. 64,6<br />

Prozent denken nicht, dass der Inhalt<br />

des Info-Briefes zu schwer zu verstehen<br />

ist, während jeder Vierte diese<br />

Aussage mit teils/teils beantworten.<br />

13,1 Prozent der Landwirte stuft das<br />

Rundschreiben als zu allgemein ein,<br />

knapp die Hälfte der Landwirte stimmt<br />

dieser Einschätzung nicht zu. Insgesamt<br />

bescheinigt mit 90,2 Prozent eine<br />

große Mehrheit der Befragten dem<br />

Info-Brief eine hohe Aktualität und<br />

kann die Informationen für Entscheidungen<br />

im Betrieb nutzen. Insgesamt<br />

stimmen 21,4 Prozent der Landwirte<br />

voll und ganz zu, dass der Info-Brief<br />

sie bei betrieblichen Entscheidungen<br />

unterstützt, 29,8 Prozent stimmen<br />

eher zu und 44,5 teilweise. Für 4,3 Prozent<br />

der Befragten bieten die Informationen<br />

des Info-Briefs keine Entscheidungsgrundlage.<br />

Neben dem Inhalt<br />

sind die Leser sowohl mit der Länge<br />

als auch mit dem wöchentlichen Erscheinungsrhythmus<br />

zufrieden.<br />

„Die Zufriedenheit mit dem<br />

Info-Brief Pflanze ist groß.“<br />

Aus der Tabelle „Informationsbedarf“ lassen sich<br />

Themen ablesen, die nach Einschätzung der Leser stärker<br />

aufgegriffen werden sollten. Grundsätzlich setzen<br />

die Autoren die Schwerpunkte offensichtlich richtig.<br />

Ein zusätzlicher Informationsbedarf besteht jedoch für<br />

mehr als 70 Prozent der Nutzer<br />

im Bereich Düngemittel. Auch<br />

zu Mühlen, dem Agrarhandel<br />

und den nachgelagerten Stufen<br />

werden mehr Informationen<br />

gewünscht. Zu Futtermitteln wünschen sich 43 Prozent<br />

mehr Informationen, jedem Fünften reicht das Angebot.<br />

Die Berichte zu Änderungen auf gesetzgeberischer Ebene<br />

werden von 43,7 Prozent als zu umfassend eingestuft.<br />

Der Landesverband bedankt sich bei allen Lesern,<br />

die an der Befragung zum Info-Brief Pflanze teilgenommen<br />

haben, und wird die Wünsche und Anregungen<br />

der Leser aufgreifen.<br />

Dr. Friederike Albersmeier<br />

29


Produktion und Vermarktung<br />

30<br />

Christine Hoppe,<br />

Referentin für<br />

Ökolandbau<br />

Nachfrage nach heimischen Bioprodukten<br />

übersteigt das Angebot<br />

„Bio ist eine Erfolgsgeschichte“ war in diesem Jahr in den DLG-Mitteilungen zu<br />

lesen. Es gäbe nur ein „kleines (Luxus-)Problem: Es reicht nicht“. Die Nachfrage<br />

nach Biolebensmitteln wächst deutlich schneller als die inländische Erzeugung. Um<br />

interessante Wertschöpfungsmöglichkeiten und die Chance auf eine bedarfsangepasste<br />

Weiterentwicklung des heimischen Ökolandbaus nicht zu verpassen, ist die<br />

Intensivierung von Forschung, Beratung und Förderung unerlässlich.<br />

Die Anzahl der landwirtschaftlichen Biobetriebe ist<br />

2010 in <strong>Niedersachsen</strong> von 1.320 auf 1.344 (Stand<br />

31.12.2010) leicht gestiegen. Bundesweit stiegen die<br />

Zahl der Betriebe und damit das Rohstoffangebot<br />

ebenfalls weiter. Dennoch wird die Schere zwischen<br />

der heimischen Rohstofferzeugung und der Nachfrage<br />

nach Bioprodukten immer größer. Die biologisch<br />

bewirtschaftete Fläche in<br />

Deutschland hat sich von<br />

2000 bis auf rund eine Mio.<br />

ha in 2010 verdoppelt, der<br />

Umsatz des Biomarktes im<br />

selben Zeitraum von zwei auf<br />

sechs Mrd. Euro verdreifacht.<br />

2010 stiegen der Umsatz um zwei, der Absatz sogar<br />

um drei Prozent, trotz leicht gesunkener Preise. Dabei<br />

fragen Verbraucher und Verarbeitungsunternehmen<br />

mehr denn je nach Waren aus der Region. In einer<br />

aktuellen Befragung des Kompetenzzentrums<br />

Ökolandbau <strong>Niedersachsen</strong> (KÖN) haben 80 Prozent<br />

der Verarbeitungsunternehmen den Wunsch nach<br />

mehr regionaler Bio-Rohware geäußert.<br />

Von Seiten der landwirtschaftlichen Betriebsleiter<br />

besteht durchaus Interesse an der Umstellung auf<br />

Ökolandbau oder der Erweiterung bestehender Biobetriebe.<br />

Aber es muss sich auch rechnen – die Zeit der<br />

reinen Idealisten im Ökolandbau ist längst vorbei. Die<br />

Haupterwerbsbetriebe im deutschen Testbetriebsnetz<br />

haben im Wirtschaftsjahr 2009/10 einen um 16 Prozent<br />

über der konventionellen Vergleichsgruppe liegenden<br />

Durchschnittsgewinn plus Personalaufwand<br />

je Arbeitskraft erwirtschaftet. Dieses ist jedoch im<br />

Wesentlichen durch die zusätzlichen Prämien für den<br />

Ökolandbau bedingt, die je nach Bundesland unterschiedlich,<br />

politikabhängig und damit unsicher sind.<br />

Bei dem heutigen, auch durch das EEG verursachten<br />

Konkurrenzkampf um die Fläche kann der Ökolandbau<br />

kaum mithalten. Bestehende Biobetriebe geben<br />

eher Fläche ab als weiter zu wachsen. <strong>Niedersachsen</strong><br />

ist mit 2,9 Prozent Bio-Anteil an der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche bundesweit weiterhin „Schlusslicht“.<br />

Diese Entwicklungen stehen sowohl bei den Sitzungen<br />

der Arbeitsgruppe Ökolandbau im <strong>Landvolk</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> und im Fachausschuss Ökolandbau<br />

des Deutschen Bauernverbandes regelmäßig auf der<br />

Tagesordnung. Als wichtigste Voraussetzung für die<br />

positive Weiterentwicklung des heimischen Ökolandbaus<br />

wird die Erhöhung von Produktivität und<br />

Wettbewerbsfähigkeit gesehen, wofür eine erhebliche<br />

„Die Zeit der reinen Idealisten<br />

im Ökolandbau ist längst vorbei,<br />

Bio muss sich rechnen.“<br />

Verstärkung der Agrarforschung notwendig ist. Im<br />

ökologischen Pflanzenbau besteht insbesondere bei<br />

Saatgut und Produktionstechnik Forschungsbedarf,<br />

bei Tierhaltung und -zucht kommt auch mit Blick auf<br />

die aktuelle Tierschutzdiskussion dem Geflügel eine<br />

große Bedeutung zu (u.a. Intensivierung der Zuchtarbeit<br />

bei Zweinutzungsrassen). Fachausschuss und<br />

Arbeitsgruppe Ökolandbau<br />

messen dabei der „On-Farm-<br />

Forschung“ eine besondere<br />

Bedeutung bei und fordern<br />

einen leichteren Zugang zu<br />

Forschungsmitteln für Praktiker.<br />

Neben der Forschungsförderung ist die einzelbetriebliche<br />

Förderung durch Umstellungs- bzw.<br />

Beibehaltungsprämien von großer Bedeutung. Eine<br />

Erhöhung dieser Prämien stuft die Arbeitsgruppe Ökolandbau<br />

für <strong>Niedersachsen</strong> als sehr wünschenswert<br />

ein und verweist auf die attraktivere Förderung in anderen<br />

Bundesländern.<br />

Auf der Agenda der <strong>Landvolk</strong>-Arbeitsgruppe<br />

steht natürlich auch das Thema „GAP nach 2013“. Die<br />

Ausrichtung auf „Ökologisierung“ wird grundsätzlich<br />

begrüßt. Dass Biobetriebe voraussichtlich die „Greening“-Anforderungen<br />

quasi „per se“ erfüllen und<br />

damit den Zuschlag von 30 Prozent auf die Basisprämie<br />

ohne weiteren Nachweis erhalten, klingt positiv.<br />

Welche Auswirkungen sich daraus auf die zukünftige<br />

Förderung des Ökolandbaus in der Zweiten Säule<br />

ergeben, ist derzeit ungewiss. Die EU-Kommission<br />

möchte jedoch auch zukünftig mindestens 25 Prozent<br />

der ELER-Mittel für Agrarumweltmaßnahmen und die<br />

Ausgleichszulage einsetzen.<br />

Ein schwieriges Thema ist das Auslaufen der Ausnahmegenehmigung<br />

für fünf Prozent konventionelle<br />

Ei weiß-Futtermittel. Die nach EU-Ökoverordnung<br />

ab 2012 vorgeschriebene 100-prozentige Biofütterung<br />

auch für Schweine und Geflügel wird von der Arbeitsgruppe<br />

Ökolandbau und dem DBV-Fachausschuss als<br />

Ziel generell befürwortet. Die Umsetzung erscheint jedoch<br />

sowohl aus Gründen der Ökonomie als auch des<br />

Tierwohls noch nicht realisierbar. Es stehen zurzeit<br />

keine geeigneten ökologischen Futtermittel für eine<br />

tierartgerechte Aminosäure-Versorgung von Monogastrier-Jungtieren<br />

und Legehennen zur Verfügung, d.h.<br />

zu konventionellem Kartoffeleiweiß und Maiskleber<br />

gibt es noch keine Alternativen. DBV-Präsident Gerd<br />

Sonnleitner hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden<br />

des DBV-Fachausschusses Ökolandbau, Dr. Heinrich<br />

Graf von Bassewitz, in einem Schreiben an Landwirtschaftsministerin<br />

Ilse Aigner um Unterstützung gegenüber<br />

der EU-Kommission gebeten, die Ausnahmegenehmi<br />

gung unter bestimmten Voraussetzungen zu<br />

verlängern. Ergänzend dazu wird eine Intensivierung<br />

der Forschung zur Verbes serung der Futterqualität<br />

und der Ertragssicherheit einheimischen Leguminosen<br />

sowie einer „Nordverschiebung“ des Soja-Anbaues<br />

gefordert. Auch die Prüfung einer Zulassung von Öko-<br />

Fleischmehl oder Fischmehl aus nachhaltiger Pro duktion<br />

zur Schließung der Ei weißlücke wird als sinnvoll<br />

erachtet. Dafür wäre zunächst ein sichereres Verarbeitungs-<br />

und Zertifi-zierungssystem notwendig.<br />

Eine große Gefahr für Natur, Umwelt, den Ökolandbau<br />

und ihre Betriebe sieht die Arbeitsgruppe Ökolandbau<br />

in einer „Aufweichung“ der bisher geltenden<br />

Nulltoleranz für gentechnische Verunreinigungen im<br />

Saatgut. Während der Deutscher Bauernverband und<br />

das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> eine „praktikable technische<br />

Lösung für die Nulltoleranz“ anstreben – z.B.<br />

einen Schwellenwert von 0,1 Prozent von gentechnisch<br />

veränderten Organismen (GVO) – spricht sich die Arbheitsgruppe<br />

Ökolandbau für die vollständige GVO-Freiheit<br />

des Saat- und Pflanzgutes aus.<br />

Bei der Novellierung des EEG kritisiert der Ökolandbau<br />

die Begrenzung des Bonus für Klee- und Luzernegras<br />

auf den Zwischenfruchtanbau. Der DBV<br />

hat sich gegenüber dem Bundeslandwirtschaftsmi-<br />

nisterium für die Streichung dieser Einschränkung<br />

eingesetzt. Die Bundesregierung wird aufgefordert,<br />

Nachbesserungen im Sinne eines mehrjährigen Kleegrasanbaus<br />

vorzunehmen. Die ökologisch wirtschaftenden<br />

Landwirte sehen auch nach Novellierung des<br />

EEG die weiter zu erwartende Ausdehnung der Biogasproduktion<br />

und den damit verbundenen Druck auf<br />

die Bodenpreise kritisch.<br />

Die diesjährige Ernte fiel bei den niedersächsischen<br />

Biobetrieben durch die extremen Witterungsverhältnisse<br />

ähnlich wie 2010 regional, zum Teil sogar<br />

lokal sehr unterschiedlich aus. Bei Betrieben ohne<br />

Möglichkeit zur Beregnung gab es zum Teil erhebliche<br />

Ertragseinbußen. Im Schnitt aller Kulturen und Betriebe<br />

ist von leicht unterdurchschnittlichen Erträgen<br />

auszugehen. Eine Ausnahme bilden die Kartoffeln<br />

mit Erträgen deutlich über dem langjährigen Mittel.<br />

Aufgrund der schwierigen Erntebedingungen sind die<br />

Qualitäten eher unbefriedigend. Beim Weizen wurden<br />

nur wenige Partien mit guten Backqualitäten geerntet,<br />

bei den Kartoffeln wird Krankheitsbefall zu Qualitätsproblemen<br />

und verringerter Lagerfähigkeit führen.<br />

Für Zuckerrüben war <strong>2011</strong> ein sehr gutes Jahr.<br />

Jedoch fehlen in <strong>Niedersachsen</strong> für Ökozuckerrüben<br />

nach wie vor Verarbeitungsmöglichkeiten, so dass<br />

nur wenige Betriebe im Süden des Kreises Göttingen<br />

davon profitieren. Potenzielle Anbauflächen für diese<br />

lukrative Frucht gäbe es in <strong>Niedersachsen</strong> genug.<br />

Die Arbeitsgruppe<br />

Ökolandbau im <strong>Landvolk</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

besichtigte den Biohof<br />

Berner in Südniedersachsen<br />

31


Sozial- und Steuerpolitik<br />

32<br />

Heinz Möller,<br />

Sozialreferent<br />

Soziale Sicherung<br />

erneut heftig in Bewegung<br />

1. Landwirtschaftliche Sozialversicherung: Die durch den Erfurter Beschluss des<br />

DBV-Präsidiums vom 11.10.2010 eingeleiteten Diskussionen zur Errichtung eines<br />

Bundesträgers der landwirtschaftlichen Sozialversicherung haben letztlich zur Vorlage<br />

des Referentenentwurfes eines „Gesetzes zur Neuordnung der Organisation der<br />

landwirtschaftlichen Sozialversicherung – LSVNOG –“ im September <strong>2011</strong> geführt.<br />

Vorab wurden in zahlreichen Gesprächen,<br />

Ausschusssitzungen und Verhandlungen die<br />

Positionen aller Beteiligten eingebracht, um die<br />

Interessen der betroffenen Landwirte in eine neu zu<br />

gründende Zentralverwaltung einzubringen. Das<br />

<strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> hat immer wieder betont,<br />

dass es einem Bundesträger skeptisch gegenüber<br />

steht, weil für die niedersächsischen Landwirte, so die<br />

Erfahrungen mit den Zahlungen zum Strukturausgleich,<br />

höhere Sozialversicherungsbeiträge zu erwarten<br />

sind. Die Mehrheit aus Politik, Bauernverbänden und<br />

Verwaltungen hat sich jedoch abschließend für die<br />

Errichtung eines LSV-Bundesträgers ausgesprochen.<br />

Als Begründung wurde zugesagt, das eigenständige<br />

System zu erhalten und zusätzliche Bundesmittel<br />

zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung in Höhe<br />

von zusätzlich 150 Mio.<br />

Euro für die nächsten drei<br />

Jahre zu sichern. Mit dem<br />

LSVNOG ist ein Gesetz auf<br />

den Weg gebracht worden,<br />

dessen Auswirkungen<br />

für den einzelnen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb<br />

noch nicht absehbar<br />

sind, weil das Gesetz<br />

keinerlei Aussagen zu den<br />

zukünftig anzuwendenden Beitragsmaßstäben in der<br />

landwirtschaftlichen Unfall- und Krankenversicherung<br />

enthält. Diese Beschlussfassung ist allein den<br />

Selbstverwaltungsorga-nen des neuen LSV-Trägers<br />

vorbehalten. Die niedersächsischen Positionen sind in<br />

folgenden Veranstaltungen eingebracht worden:<br />

• Arbeits- und Sozialministerkonferenz am 25.11.2010<br />

Ergebnis: Ablehnung eines LSV-Bundesträgers<br />

• Sozialpolitischer Ausschuss des <strong>Landvolk</strong>es am<br />

3.2.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Kein LSV-Bundesträger vor 2018<br />

• Sozialpolitischer Ausschuss des DVB am 16.3.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Überwiegende Zustimmung zum Bundesträger,<br />

keine Beschlussfassung<br />

• Agrarministerkonferenz am 1.4.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Keine Beschlussfassung<br />

• Gespräch Präsident Hilse mit <strong>Niedersachsen</strong>s Sozialministerin<br />

Aygül Özkan und Landwirtschaftsminister<br />

Gert Lindemann am 27.5.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Erstellung des niedersächsischen Forderungskatalogs<br />

vom 1.6.<strong>2011</strong><br />

• Sozialpolitischer Ausschuss des <strong>Landvolk</strong>es am<br />

17.6.<strong>2011</strong><br />

„Entscheidend für die Akzeptanz<br />

des neuen Bundesträgers<br />

wird für die Landwirte jedoch<br />

die Höhe des Beitrags in der<br />

landwirtschaftlichen Unfall- und<br />

Krankenversicherung sein.“<br />

Ergebnis: Zustimmung zum Forderungskatalog, Ablehnung<br />

der Zentralisierung zum 1.1.2012<br />

• Eckpunktepapier des BMELV aus Juni <strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Errichtung eines LSV-Bundesträgers zum<br />

1.1.2012<br />

• Gutachten von Prof. Enno Bahrs vom 9.7.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Bundeseinheitlicher Beitragsmaßstab in<br />

der landwirtschaftlichen Unfall- und Krankenversicherung<br />

ist machbar<br />

• Bundesregierung im August <strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Vorlage des Referentenentwurfes eines<br />

LSVNOG<br />

• Abschließendes Abstimmungsgespräch zwischen<br />

Politik und Bundesministerien am 20.9.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Zustimmung zur Errichtung eines LSV-<br />

Bundesträgers zum 1.1.2013<br />

• Sozialpolitischer Aus-<br />

schuss des DBV am<br />

5.10.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Erarbeitung eines<br />

Forderungskatalogs zur Beschlussfassung<br />

für das DBV-<br />

Präsidium<br />

• DBV-Präsidium am<br />

11.10.<strong>2011</strong><br />

Ergebnis: Beschlussfassung<br />

eines Forderungskatalogs,<br />

Zustimmung zur Errichtung eines LSV-Bundesträgers.<br />

Das LSV-Neuordnungsgesetz, das nach Auffassung<br />

der Bundesregierung nicht zustimmungspflichtig<br />

ist, sieht die Errichtung eines Bundesträgers zum 1.<br />

Januar 2013 unter dem Namen Sozialversicherung für<br />

Landwirtschaft und Gartenbau vor. Zu diesem Termin<br />

werden die regionalen Träger und der Spitzenverband<br />

aufgelöst, wobei das Vermögen sowie die Rechte und<br />

Pflichten auf den neuen Träger übergehen. Vorgesehen<br />

ist ein zweistufiger Aufbau, d. h. die zentralen Dienste<br />

werden beim Bundesträger erledigt, während das sog.<br />

„operative Geschäft“ in den Hauptverwaltungen der<br />

ehemaligen Träger erledigt wird. Damit soll eine ortsnahe<br />

Betreuung der Versichertengarantiert werden (z.<br />

B. Versicherung, Mitgliedschaft, Beitrag und Leistung).<br />

Vorgesehen ist die Gründung eines Errichtungsausschusses,<br />

dem die Aufgabe zufällt, den Entwurf<br />

eines Personal-, Organisations- und Standortkonzepts<br />

zu erarbeiten sowie die innere Organisation des neuen<br />

Bundesträgers zu regeln. In einer Übergangszeit<br />

bis zur nächsten Sozialwahl 2017 soll die Vertreterversammlung<br />

aus 81 Mitgliedern, der Vorstand aus 18<br />

oder 27 Mitgliedern bestehen. In dieser Übergangszeit<br />

gilt in der Vertreterversammlung ein Stimmenquorum<br />

von 60 Prozent für Beschlüsse zum Haushalt, zur<br />

Festlegung des Beitragsmaßstabes in der LUV und<br />

LKV sowie über Standortkonzepte. Die mit den Sozialwahlen<br />

<strong>2011</strong> gewählten Mitglieder der regionalen<br />

Selbstverwaltungsorgane, die nicht im Bundesträger<br />

mitarbeiten, werden in Regionalbeiräten mitarbeiten<br />

und erhalten ein Vorschlagsrecht z. B. zur Festsetzung<br />

von Umlage und Beitrag und zu Entnahmen aus dem<br />

Sondervermögen für ihren Zuständigkeitsbereich.<br />

Insbesondere die Verwendung des Sondervermögens<br />

stellt ein Problem dar, denn obwohl das Vermögen auf<br />

den neuen Bundesträger übergeht, wird das bei den<br />

regionalen Trägern vorhandene Vermögen bestehend<br />

aus Betriebsmitteln und liquiden Mitteln der Rücklage,<br />

nach Abzug der für den Bundesträger benötigten<br />

Betriebsmitteln den Regionen zur weiteren Verwendung<br />

zur Verfügung gestellt. Eine Einigung über die<br />

Verwendung des Sondervermögens ist bisher nicht<br />

erfolgt, so dass hier noch Klärungsbedarf besteht. Entscheidend<br />

für die Akzeptanz des neuen Bundesträgers<br />

wird für die Landwirte jedoch die Höhe des Beitrags<br />

in der landwirtschaftlichen Unfall- und Krankenversicherung<br />

sein. Diesbezüglich regelt der Referentenentwurf<br />

nur, dass in einer Übergangszeit bis 2017 ein<br />

gleitender Übergang zu den neuen Beitragsmaßstäben<br />

eingeführt wird. In fünf gleichmäßigen Anpassungsschritten<br />

werden die Beiträge vom Ausgangsbetrag des<br />

bisherigen regionalen LSV-Trägers bis zum Zielbeitrag<br />

des neuen Bundesträgers angepasst und erhoben. Die<br />

neue Vertreterversammlung hat die entsprechenden<br />

Beschlüsse zu fassen, um einen bundeseinheitlichen<br />

Beitragsmaßstab in Kraft zu setzen. Das <strong>Landvolk</strong> wird<br />

die Interessen der niedersächsischen Landwirte in den<br />

anstehenden Verhandlungen und Diskussionen einbringen.<br />

Das LSVNOG beinhaltet zudem Regelungen in<br />

der Alterssicherung der Landwirte, die im Wesentlichen<br />

auf Forderungen des <strong>Landvolk</strong>es und des DBV<br />

zurückzuführen sind. Zum Einen soll die Schädlichkeit<br />

der gewerblichen Tierhaltung bei Abgabe des landwirtschaftlichen<br />

Unternehmens wegfallen, zum Anderen<br />

soll eine Abgabe zukünftig für alle Mitunternehmer<br />

von Gesellschaften ermöglicht werden. Als dritte<br />

wesentliche Regelung ist festzuhalten, dass zukünftig<br />

eine Abgabe an den Ehegatte nicht mehr an dessen Lebensalter<br />

geknüpft sein soll. Die Neuregelungen werden<br />

ausdrücklich begrüßt.<br />

Das Bundeskabinett wird sich Mitte November mit<br />

dem Gesetzentwurf befassen, so dass das LSVNOG<br />

Mitte 2012 in Kraft treten soll.<br />

Saisonarbeitskräfte<br />

Ab dem 1. Mai <strong>2011</strong> ist es wegen der Freizügigkeit für<br />

die sog. EU-8-Staaten (u. a. Polen) zu einer Neuausrichtung<br />

des Saisonarbeitnehmerverfahrens gekommen.<br />

Das bisherige Zulassungsverfahren wurde für<br />

33


Sozial- und Steuerpolitik<br />

34<br />

Die Geschäftsstelle des<br />

Landwirtschaftlichen<br />

Sozialversicherungsträgers<br />

für <strong>Niedersachsen</strong><br />

und Bremen im Haspelfelde<br />

in Hannover.<br />

die neuen EU-Mitgliedstaaten Bulgarien, Rumänien<br />

und Kroatien neu geregelt und wird nicht mehr von<br />

den örtlichen Agenturen für Arbeit durchgeführt, sondern<br />

von besonderen Dienststellen der Zentralen Auslands-<br />

und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA). Das Verfahren über die Zusicherung,<br />

Arbeitserlaubnis bzw. Zustimmung zum Aufenthaltstitel<br />

wird dann von sechs Teams an vier Stützpunkten<br />

der ZAV durchgeführt, für <strong>Niedersachsen</strong> in Duisburg.<br />

Ziel des <strong>Landvolk</strong>es, des Deutschen Bauernverbandes<br />

und des Gesamtverbandes der Deutschen Land- und<br />

forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände war es, eine<br />

praktikable Handhabung des neuen Arbeitsmarktzulassungsverfahrens<br />

sicherzustellen. Es sollte gewährleistet<br />

werden, dass die Arbeitnehmer rechtzeitig vor<br />

Arbeitsbeginn eine Arbeitserlaubnis erhalten sollten,<br />

um die Beschäftigung zeitnah nach der Einreise beginnen<br />

zu können.<br />

Die Sorge des Berufsstands war gerechtfertigt,<br />

denn die Teams der BA waren mit den ihnen von<br />

einem Tag auf den anderen zugeordneten Arbeiten<br />

hoffnungslos überfordert. Da vielfach die für die Arbeitsaufnahme<br />

notwendigen Arbeitserlaubnisse nicht<br />

oder sehr verspätet erteilt wurden, häuften sich die Beschwerden<br />

der Landwirte und Bauernverbände. Zwischenzeitlich<br />

wurde in Verhandlungen erreicht und<br />

mit der Bundesagentur für Arbeit abgestimmt, dass<br />

eine Arbeitserlaubnis-BU in diesem Jahr (<strong>2011</strong>) nicht<br />

erteilt werden muss. Ausreichend ist die Beschäftigungserlaubnis<br />

über das Listenverfahren. Hierüber<br />

erfolgt durch die Zentrale eine Abstimmung mit den<br />

Bundesfinanzdirektionen. Diese haben entsprechende<br />

Informationen an die Hauptzollämter, insbesondere<br />

die Abteilungen Finanzkontrolle Schwarzarbeit, weitergegeben.<br />

Für das <strong>Landvolk</strong> war entscheidend, dass<br />

es bei den Überprüfungen der Hauptzollämter zu kei-<br />

nen Problemen kommen darf. Ob die Forderung des<br />

Berufsstandes, die Arbeitserlaubnisverfahren ganz<br />

abzuschaffen, für das Jahr 2012 Erfolg haben wird, ist<br />

derzeit nicht abzusehen.<br />

Der Wegfall des Arbeitserlaubnisverfahrens zunächst<br />

für die EU-8-Staaten und die sich anschließende<br />

Regelung für die neuen EU-Mitgliedsstaaten<br />

hat zumindest für eine Erleichterung in der Verwaltungsarbeit<br />

bei den landwirtschaftlichen Unternehmern<br />

geführt. Beachtet werden muss jedoch, dass sich<br />

die Regelungen hinsichtlich der Sozialversicherungspflicht/Sozialversicherungsfreiheit<br />

osteuropäischer<br />

Saisonarbeitskräfte nicht geändert haben. Nach wie<br />

vor ist für jedes Beschäftigungsverhältnis ein „Fragebogen<br />

zur Feststellung der Versicherungspflicht/Versicherungsfreiheit“<br />

zu den Lohnunterlagen zu nehmen,<br />

wenn eine kurzfristige Beschäftigung ausgeübt werden<br />

soll.<br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Hauptberuflich selbstständig Erwerbstätige sind von<br />

der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

ausgeschlossen. Die Frage der Feststellung<br />

der hauptberuflich selbständigen Erwerbstätigkeit<br />

hat jedoch auch in der landwirtschaftlichen<br />

Krankenversicherung große Bedeutung, weil eine<br />

außerhalb der Land- und Forstwirtschaft ausgeübte<br />

hauptberuflich selbständige Erwerbstätigkeit die Versicherung<br />

in der landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />

ausschließt. Dies gilt für alle Personen, deren Versicherungspflicht<br />

als Landwirt, Ehegatte, mitarbeitender<br />

Familienangehöriger, Rentner usw. zu prüfen ist. Da<br />

gesetzlich nicht geregelt ist, nach welchen Maßstäben<br />

dies zu erfolgen hat, haben die Spitzenverbände der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung sog. „Hauptberuflichkeitsgrundsätze“<br />

neu erarbeitet. Auch zukünftig ist<br />

eine Ermessensausübung im<br />

Einzelfall notwendig:<br />

1. Arbeitnehmer in einer<br />

Vollzeitbeschäftigung bleiben<br />

versicherungspflichtig in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

2. Die Beschäftigung von Arbeitnehmern<br />

im Zusammenhang<br />

mit der selbständigen Tätigkeit<br />

ist ein Merkmal für das<br />

Vorliegen einer hauptberuflich<br />

ausgeübten selbständigen Tätigkeit.<br />

3. Auch Landwirte und Altenteiler<br />

sind von der Prüfung<br />

der Hauptberuflichkeit betroffen,<br />

wenn sie gewerbliche<br />

Einkünfte z. B. durch Beteiligung<br />

an einer Windkraft- oder<br />

Photovoltaikanlage, Urlaub auf<br />

dem Bauernhof, Hofladen etc.<br />

erzielen. In jedem Fall sollte<br />

eine ausführliche Beratung in<br />

Anspruch genommen werden,<br />

die nicht nur den steuerlichen,<br />

sondern auch den sozialversicherungsrechtlichen<br />

Teil umfassen<br />

muss.<br />

Das geltende Steuerrecht muss<br />

praktikabel bleiben<br />

Auch wenn zum Ende des Jahres <strong>2011</strong> wieder Steuerentlastungen angeschoben wurden,<br />

mit grundlegenden Reformen ist es aufgrund der unterschiedlichen Mehrheiten<br />

in Bundestag und Bundesrat bis auf weiteres vorbei. Vorerst gescheitert ist die<br />

Gemeindefinanzreform, für eine Grundsteuerreform erscheint der erforderliche Konsens<br />

zunehmend fraglicher. Die Arbeit im Steuerreferat war so mehr durch die Begleitung der<br />

praktischen Umsetzung durch Rechtsprechung und Verwaltung geprägt – der Intensität<br />

der Anforderungen tat das keinen Abbruch.<br />

Die komplizierten Regeln des deutschen<br />

Steuerrechts sind legendär. Sie verdanken<br />

ihre Dynamik der wachsenden Komplexität<br />

der zu besteuernden Sachverhalte und der<br />

Umsetzung europarechtlicher Vorgaben. Aber<br />

auch der Überfrachtung der Steuergesetze mit<br />

außerfiskalischen Zielsetzungen sowie der Wunsch<br />

der Bürger nach Einzelfallgerechtigkeit und die<br />

Sorge des Fiskus um gestalterischen Missbrauch<br />

fördern die Regelungswut. Nichts deutet daraufhin,<br />

dass sich an diesen grundsätzlichen Motivationen<br />

etwas ändern wird. Wenn man dann noch sieht,<br />

dass die verlässliche Kalkulation der fiskalischen<br />

Auswirkung einer Grundsatzreform kaum möglich<br />

ist (man denke noch an die Steuerausfälle nach der<br />

Körperschaftsteuerreform 2000), muss man wohl<br />

realisieren, dass ein Neustart à la Kirchhoff keine<br />

ernsthafte Perspektive ist. Die Praktiker auf beiden<br />

Seiten der Finanzamtstür sind sich einig, dass<br />

Zurückhaltung bei den Steuergesetzänderungen der<br />

vorerst der wichtigste Beitrag zur Steuervereinfachung<br />

wäre.<br />

Der dringend erforderliche Bürokratieabbau im<br />

Steuerrecht sollte als Erstes bei der Umsetzung der geltenden<br />

Vorschriften und der dazu ergehenden Rechtsprechung<br />

ansetzen – mit nachhaltig ausgerichteten,<br />

praxisgerechten und verlässlichen Verwaltungsregelungen.<br />

Landwirte brauchen wie alle Steuerbürger<br />

Sicherheit vor rückwirkenden Verschärfungen. Das<br />

gilt nicht nur für die öffentlichen Verwaltungsanweisungen,<br />

sondern fängt bei der Praxis gegenüber dem<br />

einzelnen Steuerpflichtigen an. Besonders wichtig ist<br />

das bei der Umsatzsteuer: Sie findet als Verkehrssteuer<br />

unmittelbar Eingang in die laufenden wirtschaftlichen<br />

Kalkulationen und rechtlichen Vereinbarungen mit<br />

Geschäftspartnern. Gerade hier gibt es in <strong>Niedersachsen</strong><br />

noch viel zu tun.<br />

Der Verband muss sich weiterhin intensiv dafür<br />

einsetzen, dass das geltende Steuerrecht für die Landwirtschaft<br />

praktikabel bleibt – also ihre sachlichen Besonderheiten<br />

angemessen berücksichtigt – und dass<br />

einseitige Belastungsverschiebungen zu Lasten der<br />

Landwirte vermieden werden. Beharrlich und nachdrücklich<br />

weist der Verband zum Beispiel darauf hin,<br />

dass der Ansatz von Bodenrichtwerten als Bemessungsgrundlage<br />

bei der Grundsteuer wie auch bei der<br />

Erbschaftsteuer der sachlich falsche Weg sind, da sie<br />

die Leistungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Be-<br />

wirtschaftung und damit auch den betrieblichen Wert<br />

nicht realistisch abbilden.<br />

Eine sich abzeichnende Baustelle sind die Bestrebungen<br />

um den Abbau der ermäßigten Steuersätze<br />

von sieben Prozent bei der Umsatzsteuer mit der Begründung<br />

der Steuervereinfachung. Der Katalog der<br />

Anwendungsfälle der Ermäßigung war großenteils<br />

schon zu Beginn des heutigen Umsatzsteuersystems<br />

im Jahr 1968 im Gesetz enthalten – die seither eingetretene<br />

Verkomplizierung hat andere Ursachen. Effekt<br />

und Motivation des Abbaus wäre vor allem eine Steuererhöhung.<br />

Das Niedersächsische Finanzministerium<br />

hat dem Bundesfinanzministerium die Abschaffung<br />

sämtlicher ermäßigten Steuersätze vorgeschlagen,<br />

deren Mehreinnahmen sollten zum Teil für eine Absenkung<br />

des Regelsteuersatzes verwendet werden. Da<br />

Steuersatzanhebungen und -senkungen am Markt nur<br />

zum Teil auf den Endverbraucher überwälzt werden,<br />

hätte das ganz erhebliche Belastungsverschiebungen<br />

zu Landwirtschaft und Gartenbau zur Folge.<br />

Einige durchaus wirksame Detailvereinfachungen<br />

hat der Gesetzgeber mit dem Steuervereinfachungsgesetz<br />

<strong>2011</strong> gewagt, zum Beispiel bei der Berücksichtigung<br />

von Kindern. Eingebracht hat sich der<br />

Verband insbesondere bezüglich der Änderungen für<br />

die Forstwirtschaft. Hier wurde die Steuerermäßigung<br />

für Kalamitätsnutzungen zum Beispiel nach Sturmschäden<br />

vereinfacht, aber auch eingeschränkt. Wohl<br />

weniger aus Gründen der Steuervereinfachung wurde<br />

Cord Kiene,<br />

Steuerreferent<br />

35


Sozial- und Steuerpolitik<br />

36<br />

der pauschale Betriebsausgabenabzug für nichtbuchführungspflichtige<br />

Forstbetriebe abgesenkt, das <strong>Landvolk</strong><br />

konnte zumindest eine Abmilderung erreichen.<br />

Als Erfolg siet das <strong>Landvolk</strong> die Verlängerung der Steuererklärungsfristen<br />

um zwei Monate, sie nutzt den auf<br />

landwirtschaftliche Betriebe spezialisierten Buchstellen,<br />

die für eine qualitativ hochwertige Steuerberatung<br />

der Landwirte wichtig sind. Daneben setzt auch die<br />

Steuerverzinsung zwei Monate später ein.<br />

Zum Jahresende befand sich der Entwurf der Einkommensteuerrichtlinien<br />

2012 in der Abstimmung.<br />

Aufgrund aktueller Rechtsprechung werden dort die<br />

Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft neu definiert<br />

– insbesondere der Verkauf zugekaufter Waren. Im beharrlichen<br />

Zusammenspiel der Verbände wurde eine<br />

pragmatische und praktikable Umsetzung der Rechtsprechung<br />

erreicht. Nicht verhindert werden konnte<br />

die vom Bundesfinanzhof klar gesetzte Umsatzgrenze<br />

von 51.500 Euro, oberhalb derer die Veräußerung zugekaufter<br />

Waren aus einem landwirtschaftlichen Betrieb<br />

gewerblich wird – allerdings nur dieser! Die Gefahr<br />

der Gesamtgewerblichkeit<br />

eines landwirtschaftlichen<br />

Betriebes besteht praktisch<br />

nicht mehr. Vereinfacht und<br />

etwas günstiger gestaltet<br />

wurde auch die Abgrenzung<br />

zum Gewerbebetrieb bei<br />

den Nebenbetrieben und<br />

den Dienstleistungen.<br />

Die Aktivitäten um die<br />

Grundsteuerreform haben<br />

sich zum Jahresende <strong>2011</strong><br />

von der politischen Bühne auf die Arbeitsebene verlagert.<br />

Die Reform befindet sich aber noch im Zeitplan:<br />

Bis Ende <strong>2011</strong> sollten Arbeitsgruppen die Auswirkungen<br />

der vorgeschlagene Modelle berechnen<br />

und Anfang 2012 in der Finanzministerkonferenz neu<br />

beraten. Vieles spricht mittlerweile dafür, dass die Politik<br />

auf das Urteil des vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

anhängigen Verfahrens wartet. Ein Datum dafür<br />

ist aktuell noch nicht absehbar.<br />

Praktiker auf beiden Seiten der<br />

Finanzamtstür sind sich einig,<br />

dass Zurückhaltung bei den<br />

Steuergesetzänderungen der<br />

vorerst wichtigste Beitrag zur<br />

Steuervereinfachung wäre<br />

Die Position des Verbandes steht:<br />

1. Die Reform darf zu keiner einseitigen und ungerechtfertigten<br />

Steuererhöhung für die Landwirtschaft<br />

führen. Dazu muss sich insbesondere auch<br />

die niedersächsische Landesregierung bekennen.<br />

2. Die Grundsteuer für die Landwirtschaft muss sich<br />

weiterhin nach der nachhaltigen Ertragsfähigkeit bemessen.<br />

Eine Eigentümer-bezogene Ertragsbewertung<br />

ist auf einer stark vereinfachten Basis mit vertretbarem<br />

Aufwand möglich. Die von den nördlichen<br />

Bundesländern unter der Mitarbeit <strong>Niedersachsen</strong>s<br />

vorgeschlagene Bewertung landwirtschaftlicher<br />

Nutzflächen anhand von Bodenrichtwerten bildet<br />

die Ertragsfähigkeit der Betriebe in keiner Weise<br />

ab und ist daher als Bemessungsgrundlage für die<br />

Grundsteuer völlig ungeeignet.<br />

Die Grunderwerbsteuer wird in zahlreichen Bundesländern<br />

angehoben, in <strong>Niedersachsen</strong> seit Januar<br />

<strong>2011</strong> von 3,5 auf 4,5 Prozent. Die Erhöhung verteuert<br />

auf dem aktuell überhitzten Boden- und Pachtmarkt<br />

zusätzlich den Flächenerwerb. Der Berufsstand setzt<br />

sich für Entlastungen ein,<br />

Ansatzpunkt ist dabei die<br />

doppelte Grunderwerbsteuerbelastung,<br />

wenn Siedlungsgesellschaften<br />

wie die<br />

NLG ihr Vorkaufsrecht ausüben<br />

und die Fläche unmittelbar<br />

an Landwirte weiterveräußern.<br />

Mit dem neuen Anwendungserlass<br />

zur Umsatzsteuer<br />

hatte die Finanzverwaltung<br />

Ende 2010 die Umsatzsteuerrichtlinien<br />

ersetzt. Die darin enthaltene Neuregelung der Umsatzsteuerpauschalierung<br />

musste im Jahr <strong>2011</strong> praktisch<br />

umgesetzt werden. Große Probleme bereiteten<br />

rückwirkende Verschärfungen durch die Finanzverwaltung.<br />

So mussten zahlreiche Landwirte für die Abnahme<br />

von Klärschlamm bis zu sieben Jahre rückwirkend<br />

19 Prozent Umsatzsteuer abführen, obwohl ihr<br />

Finanzamt bis dahin die Anwendung der Umsatzsteuerpauschalierung<br />

akzeptiert hatte. Auch das<br />

Niedersächsische Finanzministerium hat<br />

diese Verfahrensweise gegen die Eingabe<br />

der Verbände vorangetrieben, da es die Tendenz<br />

der Rechtsprechung auf seiner Seite<br />

weiß.<br />

Aktuelles Umsatzsteuerthema ist das<br />

Urteil des Europäischen Gerichtshofes<br />

(EuGH), nach dem für den Verkauf von<br />

Pferden der Regelsteuersatz von 19 Prozent<br />

angewendet werden muss. Den ermäßigten<br />

Steuersatz hat das Gericht nur für<br />

Pferde zugelassen, die als Nahrungs- oder<br />

Futtermittel dienen oder in der landwirtschaftlichen<br />

Erzeugung eingesetzt werden.<br />

Das <strong>Landvolk</strong> setzt sich gemeinsam mit<br />

dem DBV dafür ein, dass der vom EuGH<br />

eröffnete Spielraum für den ermäßigten<br />

Steuersatz auch genutzt wird. Verhindert<br />

werden konnte bisher, dass die Umsetzung<br />

nicht als Schnellschuss erfolgte. Sinnvoll ist<br />

die zeitgleiche Umsetzung mit den Europäischen<br />

Nachbarländern.<br />

Kompetent und gut vernetzt<br />

Wesentlicher Teil der Arbeit des Steuerreferates<br />

war wieder die Dienstleistung für die<br />

Kreisverbände und Buchstellen bei der steuerlichen<br />

Betreuung ihrer Mitglieder. Informationen,<br />

Fortbildung und die Bearbeitung von Einzelanfragen<br />

zählen dazu. Professionelle Fortbildung ist für die<br />

Buchstellen und Steuerberatungsgesellschaften der<br />

Verbände unerlässlich. Sie müssen den Anforderungen<br />

an eine sich verändernde und diversifizierende<br />

��� ������������������ ����<br />

��� ����������� ��� ����������<br />

���� ������� ��������������������<br />

��� ������������ ��������� �����<br />

���� � ������� ��� ������������<br />

��� �� ����������� �������������<br />

��������������������� ���� ����<br />

��������� ����� ��� ������������<br />

����������� ��������������������<br />

������������<br />

�������������� ����<br />

����� ������������<br />

���� �����������<br />

����������������<br />

���������������<br />

Landwirtschaft gerecht werden – also einerseits<br />

zunehmend das gesamte Unternehmensteuerrecht<br />

abdecken und dennoch für die Betriebe das<br />

Spezialwissen der landwirtschaftlichen Besteuerung<br />

vorhalten. Zunehmende Bedeutung gewinnt die<br />

Ausbildung von Fachkräften für die Buchstellen.<br />

Fertig ausgebildete Steuerberater oder Sachbearbeiter<br />

mit landwirtschaftlichem Spezialwissen sind am<br />

Arbeitsmarkt kaum zu finden.<br />

Die landwirtschaftlichen Buchstellen ermöglichen<br />

das fachliche Fundament und den Praxisbezug<br />

der steuerpolitischen Arbeit des Verbandes, gleichzeitig<br />

fließt das Wissen über die politischen Hintergründe<br />

der Steuerrechtsentwicklungen in die Beratung<br />

der Landwirte ein. Vor allen das Nebeneinander<br />

der Steuerberatung mit der Kompetenz in Sozial-,<br />

Zivil- und Verwaltungsrecht ermöglicht eine umfassende<br />

betriebliche Beratung. Weiterer Trumpf des<br />

<strong>Landvolk</strong>es ist die Vernetzung der unterschiedlichen<br />

Schwerpunkte in den Kreisverbänden. Die Nutzung<br />

und Intensivierung dieser Synergieeffekte muss weiterhin<br />

Ziel des Landesverbandes und der Kreisverbände<br />

sein.<br />

���������<br />

������� ��� ���������������<br />

���������� ������������ �����������<br />

��� ������ �������� �� ��� �������������������� ������������ ������<br />

�������� ������ ����� ����� ����������� ��� ������ �������� ������<br />

�������� ��� ������ ������������ ������������������ ������ ����� �����<br />

��������������� ��� ����� ���������������� ������� ��� ��� ������� �����<br />

�������� �������� �� ����������� ��� ������������������������ ���� ���<br />

���� ��� ��� ������<br />

��������� �����������<br />

��� ��� ����� �����������<br />

�������������� �����������<br />

�������� � ������� � ����������<br />

������������ ��� ������������ �������������������� ����� ���<br />

37


Landwirtschaftsrecht<br />

38<br />

Jens Haarstrich,<br />

Rechtsreferent<br />

Widerstand gab es<br />

gegen den Bau der<br />

Norddeutschen Erdgasleitung<br />

(NEL), das<br />

Bild zeigt den Baubeginn<br />

in Rehden, im<br />

Landkreis Diepholz.<br />

Turbulenzen am Pachtmarkt<br />

Der Aufwärtstrend der Pacht- und Grundstückspreise für landwirtschaftliche Flächen ist<br />

ungebrochen. Flächen sind knapp und weiterhin attraktiv für außerlandwirtschaftliche<br />

Investoren. Das Grundstücksverkehrsgesetz, das seine Wurzeln bereits aus der Zeit<br />

nach dem ersten Weltkrieg hat, bezweckt die Lenkung des Verkehrs mit land- und<br />

forstwirtschaftlichen Grundstücken. Mit dem „Run“ auf landwirtschaftliche Flächen durch<br />

außerlandwirtschaftliche Investoren haben die Anfragen von erwerbswilligen Landwirten<br />

und Mitgliedern von Grundstücksverkehrsausschüssen stark zugenommen.<br />

Das spiegeln auch die Zahlen der NLG wider, die<br />

im Jahr 2010 bei 121 Fällen die Ausübung des<br />

siedlungsrechtlichen Vorkaufsrechts geprüft und<br />

dieses bei 40 Fällen ausgeübt hat – eine Verdoppelung<br />

gegenüber dem langjährigen Durchschnitt. Es ist zu<br />

beobachten, dass außerlandwirtschaftliche Erwerber<br />

versuchen, die Beschränkungen des Grundstücksverkehrsgesetzes<br />

durch Vertragsgestaltung zu umgehen.<br />

Auf der anderen Seite geht die Rechtsprechung<br />

zunehmend dazu über, verschiedene Erwerbsvorgänge<br />

– sei es für Projekte im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien oder den Erwerb zu Naturschutzzwecken –<br />

einem Kauf durch Landwirte gleichzustellen und<br />

zu genehmigen. Daher mehren sich die Stimmen,<br />

dass der Gesetzgeber beim Grundstücksverkehrsgesetz<br />

nachbessern muss. Mit der Förderalismusreform<br />

ist die Gesetzgebungskompetenz für das<br />

Grundstücksverkehrsrecht in die Hände der Länder<br />

gegeben worden, bisher hat aber nur Baden-<br />

Württemberg hiervon Gebrauch gemacht.<br />

Die Entwicklung auf dem Pachtmarkt führt dazu,<br />

dass nicht nur in den neuen Bundesländern, sondern<br />

auch in <strong>Niedersachsen</strong> Verpächter versuchen, sich vorzeitig<br />

durch Kündigung von ihren bisherigen Pächtern<br />

zu trennen. Dabei wird gerne auf die Formvorschrift<br />

des § 585 a BGB zurückgegriffen. Wurde ein über mehr<br />

als zwei Jahre geschlossener Landpachtvertrag nicht in<br />

Schriftform abgeschlossen, gilt er als auf unbestimmte<br />

Zeit geschlossen, d. h. er ist mit einer Frist von zwei Jahren<br />

kündbar. Fallstrick ist in diesem Zusammenhang<br />

häufig die pachtende GbR. Unterzeichnet nur einer<br />

der Gesellschafter den Vertrag, muss nach der Rechtsprechung<br />

aus dem Pachtvertrag deutlich hervorgehen,<br />

dass der Unterzeichner als Vertreter für die GbR<br />

handelte. Ist ein langjähriger Vertrag nicht kündbar,<br />

versuchen einige Verpächter mit Blick auf die gestiegenen<br />

Neupachtpreise, den eigenen Pachtpreis über<br />

§ 93 BGB anzuheben. Nach dieser Vorschrift kann der<br />

Pachtpreis angepasst werden, wenn sich seit Vertragsschluss<br />

die wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend<br />

und nachhaltig gewandelt haben, so dass die Vertragsleistungen<br />

in ein grobes Missverhältnis geraten sind.<br />

Die Verpächter machten in drei Verfahren vor dem<br />

OLG Oldenburg geltend, dass die Preise für Neuverpachtungen<br />

erheblich gestiegen seien und daher auch<br />

die Altpachtverträge angepasst werden müssten- eine<br />

zur Zeit gängige Argumentation. Das OLG Oldenburg<br />

hat jedoch klargestellt, dass bei der Frage, ob eine Anpassung<br />

in Betracht kommt, ein Bündel von Umständen<br />

zu berücksichtigen ist. Dazu zählen beispielsweise<br />

die allgemeine Wirtschaftslage in der Landwirtschaft,<br />

die Änderung von Steuern und Abgaben oder staatlichen<br />

Lenkungsmaßnahmen, der Zustand der Pachtsache<br />

und die Entwicklung der Pachtpreise unter Berücksichtigung<br />

vergleichbarer Objekte und regionaler<br />

Besonderheiten. Bei der Ermittlung der regionalen<br />

Pachtpreise – so das OLG Oldenburg – sind Durchschnittspachten<br />

heranzuziehen, nicht lediglich die<br />

Neupachtpreise. Eine Anpassung des Pachtvertrages<br />

kommt ferner nicht bei kleineren Veränderungen in<br />

Betracht, es müssten sich die Faktoren (Pachtpreis,<br />

Lebenshaltungskostenindex, Erzeugerpreisindex, Betriebsmittelindex,<br />

Deckungsbeiträge usw.) um mindestens<br />

40 bis 50 Prozent verändert haben. Damit<br />

besteht nun weitgehend Klarheit, dass nicht allein die<br />

bloße Veränderung des regionalen Pachtmarktes auch<br />

zu einer Pachtanpassung von Altverträgen führt, es<br />

muss sich um eine erhebliche Veränderung der vorgenannten<br />

Kriterien handeln.<br />

Viele Verfahren um die Zuteilung der Zahlungsansprüche<br />

nach der GAP-Reform 2003 sind noch nicht<br />

abgeschlossen. Inzwischen sind die Legislativvorschläge<br />

der Kommission für die GAP ab 2014 veröffentlicht<br />

worden. Nach den bisherigen Vorschlägen werden<br />

zum Stichtag 15.Mai 2014 die Zahlungsansprüche neu<br />

zugeteilt. Es zeichnen sich daher bereits jetzt in der<br />

Beratung identische Probleme wie bei dem Bekanntwerden<br />

der Vorschläge zur GAP-Reform 2013 ab. Für<br />

betriebliche Veränderungen, wie den Erwerb von<br />

verpachteten landwirtschaftlichen Flächen oder Betriebsübergaben,<br />

werden Härtefälle vorgesehen. Nicht<br />

geregelt ist allerdings der Übergang von über das Jahr<br />

2013 hinaus verpachteten Zahlungsansprüchen an das<br />

neue Recht. Die Zahlungsansprüche werden im Jahr<br />

2013 eingezogen, und es werden völlig neue Zahlungsansprüche,<br />

die sowohl von der Zahl als auch dem Wert<br />

her deutliche Unterschiede zu den bisherigen Zah-<br />

lungsansprüchen aufweisen, neu zugeteilt. Daher<br />

werden die über 2013 hinausgehende Pachtverträge<br />

über Zahlungsansprüche unter Umständen<br />

erlöschen. Ebenfalls ist fraglich, ob die gängigen<br />

Übertragungsklauseln sich auf die Zahlungsansprüche<br />

ab 2014 beziehen. Entsprechende Vereinbarungen<br />

werden zur Zeit erarbeitet und den<br />

Kreisverbänden für die Beratung ihrer Mitglieder<br />

zur Verfügung gestellt, um bereits im Vorfeld Auseinandersetzungen<br />

zu vermeiden.<br />

In den vergangenen Jahren wurde bereits<br />

mehrfach über die Novellierung des Realverbandsgesetzes<br />

berichtet. Des Berufsstand trug<br />

an die Politik die Bitte heran, in dem Realverbandsgesetz<br />

die Möglichkeit zu verankern, vorhandene<br />

Realverbände zu erweitern und neue<br />

Verbände außerhalb von Flurbereinigungsverfahren<br />

gründen zu können. Für dieses Bedürfnis sah<br />

das Landwirtschaftsministerium zunächst keine<br />

prakisrelevante Nachfrage für die Neugründung<br />

von Realverbänden. Diese Auffassung hat das<br />

<strong>Landvolk</strong> auch dank der tatkräftigen Unterstützung<br />

durch die Kreisverbände in vielen Veranstaltungen<br />

und Gesprächen widerlegt. Daher ist es sehr<br />

zu begrüßen, dass die Landesregierung kürzlich einen<br />

Gesetzentwurf, der weitgehend die Forderungen des<br />

Berufsstandes aufgreift, zur Verbändeanhörung freigegeben<br />

hat. Sehr erfreulich und sicher auch ein Erfolg<br />

der Initiative des <strong>Landvolk</strong>s ist es, wenn Minister Gert<br />

Lindemann erklärt: „Es gibt künftig nicht nur den Vorteil,<br />

ländliche und forstliche Liegenschaften unbürokratisch<br />

gemeinschaftlich zu bewirtschaften, sondern<br />

auch die Möglichkeit, die kommunalen Haushalte zu<br />

entlasten, wenn sich Akteure vor Ort zusammentun<br />

und ihre Liegenschaften durch einen Realverband bewirtschaften<br />

oder unterhalten lassen.“<br />

In dem Fallbericht „Standard für kartellrechtskonforme<br />

Gestaltung von Marktinformationssystemen<br />

im Bereich der Beschaffung von Rohmilch“ vertritt<br />

das Bundeskartellamt die Auffassung, dass nur aggregierte<br />

oder historische Daten, die mindestens sechs<br />

Monate alt sind, veröffentlicht werden dürfen. Nach<br />

Veröffentlichung des Fallberichts wurden viele Akteure<br />

– u. a. auch landwirtschaftliche Buchstellen oder<br />

Verlage – angeschrieben und um Auskunft über ihre<br />

Veröffentlichungspraxis gebeten. Die Rechtsauffassung<br />

des Bundeskartellamts stützt sich auf verschiedene<br />

Entscheidungen des OLG Düsseldorf und des<br />

Bundesgerichtshofs. Hierbei ging es aber um Marktinformationssysteme,<br />

die Wettbewerbern (z. B. Zement-<br />

herstellern) ermöglicht haben, ihre Preise aufeinander<br />

abzustimmen. Ob diese Entscheidungen auch auf<br />

den völlig anders gestalteten Sektor Milch passen, mag<br />

bezweifelt werden. Schließlich ermöglicht eine ausreichende<br />

Marktransparenz den Milcherzeugern erst,<br />

wirkungsvoll und zeitaktuell Molkereien zu vergleichen<br />

und diese gegebenenfalls zu wechseln.<br />

Die Entschädigung der Eigentümer für die Inanspruchnahme<br />

ihrer Grundstücke beim Netzausbau<br />

ist aktueller denn je. <strong>Niedersachsen</strong> wird durch die<br />

Anbindung der Offshore-Windkraftstandorte mit den<br />

Verbrauchsgebieten im Süden in den kommenden<br />

Jahren und Jahrzehnten durch viele Netzausbauvorhaben<br />

betroffen sein, aktuell sind die in der Umsetzung<br />

befindliche Norddeutsche Erdgasleitung (NEL)<br />

oder die Trasse Wahle-Mecklar zu nennen. Das führt<br />

zu einigem Konfliktpotenzial zwischen Grundeigentümern,<br />

Landnutzern und Bürgerinitiativen, zur Zeit ist<br />

beispielsweise die Erdverkabelung, die zu erheblichen<br />

Bewirtschaftungseinschränkungen führt, höchst umstritten.<br />

Die Entschädigungspraxis durch die Energie-<br />

unternehmen führt – so zeigt auch das Beispiel der<br />

NEL im Bereich Winsen/Harburg – nicht gerade zu<br />

einer Akzeptanzsteigerung bei den Grundeigentümern<br />

Auf Basis der aktuellen Rechtslage kann der<br />

Berufsstand durch Rahmenvereinbarungen allenfalls<br />

eine Anhebung der durch die Rechtsprechung festgelegten<br />

Enteigenungsentschädigungen in Höhe von<br />

10 bis 20 Prozent des Grundstücksverkehrswerts erreichen.<br />

Bei den Gewinnen der Energieunternehmen<br />

ist dieser Betrag für Landwirte kaum nachvollziehbar.<br />

Der Deutsche Bauernverband hat die Forderung der<br />

Grundeigentümer und des Berufsstandes aufgegriffen<br />

und bereits im Vorjahr ein Rechtsgutachten bei Prof.<br />

Dr. Bernd Holznagel über die Rechtmäßigkeit der Enteignungsentschädigung<br />

in Auftrag gegeben, das inzwischen<br />

vorliegt. Das Gutachten soll als Grundlage für<br />

die politische Diskussion dienen.<br />

Nach der Atomkatastrophe in Japan hat die Bundesregierung<br />

im Eilverfahren im Netzausbaubeschleunigungsgesetz<br />

auch Entschädigungsfragen tangiert.<br />

Die Netzunternehmen können nunmehr Zahlungen<br />

an Kommunen, auf deren Gebiet Freileitungen verlaufen,<br />

bis zur Höhe von 40.000 Euro pro km gegenüber<br />

der Bundesnetzagentur geltend machen - böse Zungen<br />

kolportieren nicht zu Unrecht: Eine durch den<br />

Gesetzgeber gebilligte Bestechung! Die Forderung des<br />

Berufsstandes nach einer jährlich wiederkehrenden<br />

Entschädigungszahlung, die sich an dem Wert der Leitung<br />

für das Energieunternehmen orientiert, wurde<br />

hingegen bisher nicht berücksichtigt. In vielen Diskussionen<br />

auf Bundes- und Landesebene zeigten Politiker<br />

großes Verständnis für die Forderung und sagten, diese<br />

alsbald umzusetzen. Diese Zusage muss die Politik<br />

einlösen. Der Verband wird CDU und FDP in den<br />

folgenden Monaten daran messen, ob sie ihre grundeigentümerfeindliche<br />

Position aufgeben.<br />

Die Entschädigungen<br />

der Eigentümer,<br />

auf deren Flächen<br />

Stromleitungen für den<br />

Netzausbau realisiert<br />

werden, muss neu<br />

diskutiert werden.<br />

39


Landwirtschaftsrecht<br />

40<br />

Privilegierung nicht antasten<br />

Das Baugesetzbuch sieht vor, dass Ställe im Außenbereich privilegiert zulässig sind.<br />

Gerade so genannte gewerbliche Tierhaltungsanlagen, die nicht auf überwiegend eigener<br />

Futtergrundlage betrieben werden, stoßen in der Politik vermehrt auf Ablehnung.<br />

Baurechtsexperten fordern die Beibehaltung der<br />

jetzigen Regelungen, da das Regelungsgefüge<br />

im Baugesetzbuch auf einem ausbalancierten<br />

System von Privilegierung und planerischen<br />

Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinden beruht. Dies<br />

zeigten die Ergebnisse der „Berliner Gespräche“ von<br />

2010. Es handelt sich hierbei um Expertentreffen, die die<br />

Novelle des BauGB vorbereiteten. Es bestand Einigkeit,<br />

dass die Privilegierung von Tierhaltungsanlagen nicht<br />

geändert werden muss. Dies ist auch die Position<br />

des Deutschen Bauernverbands und des <strong>Landvolk</strong>es<br />

Fortbildungsangebote des Rechtsreferats<br />

<strong>Niedersachsen</strong>. Die Gemeinden haben eine Vielzahl<br />

von planerischen Steuerungsmöglichkeiten, die sich<br />

in der Praxis und Rechtsprechung, gerade auch in den<br />

Veredlungsregionen, bewährt haben.<br />

Im Kontext öffentlicher Kritik an Tierhaltungsanlagen,<br />

insbesondere auch geäußert durch den Niedersächsischen<br />

Landkreistag, machte Landwirtschaftsminister<br />

Gert Lindemann einen Vorschlag zur Änderung<br />

des BauGB. Danach sollen in „Gebieten“ mit hoher<br />

Viehdichte (über zwei GV) die Landkreise durch Satzung<br />

bestimmen können, dass nicht landwirtschaftliche<br />

Tierhaltungsanlagen ab bestimmter Größenschwellen<br />

(u. a.: 40.000 Hennen oder 800 Rinder) nicht<br />

mehr der Privilegierung unterliegen.<br />

Dies stößt beim Berufsstand auf heftige Ablehnung.<br />

Im Spätsommer legte das Bundesbauministerium<br />

einen eigenen Vorschlag vor. Der Referentenentwurf<br />

zur Novelle des BauGB schlägt vor, die<br />

baurechtliche Privilegierung von nicht landwirtschaftlichen<br />

Tierhaltungsanlagen an die Pflicht zur Durchführung<br />

einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu<br />

knüpfen. Damit wird die Beurteilung der Frage, ob ein<br />

Stallvorhaben privilegiert ist, komplizierter gemacht.<br />

Insbesondere werden damit Möglichkeiten geschaffen,<br />

den Bau von Ställen zu verzögern bzw. faktisch zu<br />

verhindern.<br />

Die Pflicht zur UVP besteht nämlich nicht nur bei<br />

der Überschreitung bestimmter Schwellenwerte (etwa<br />

60.000 Hennen- oder 3.000 Mastschweinplätze; Anlage<br />

Die Kreisverbände bieten ihren Mitgliedern Rechtsberatung im Agrarrecht an. Um den hohen Ansprüchen<br />

im umfangreichen Landwirtschaftsrecht gerecht werden zu können, zählen umfassende juristische<br />

Schulungen zu den Kernaufgaben des Rechtsreferats. Der 2009 eingeführte Fachanwalt für Agrarrecht ist<br />

verpflichtet, sich mindestens zehn Stunden im Jahr fortzubilden. Es werden jährlich vier Rechtstage mit<br />

jeweils fünf Fortbildungsstunden für die Kreisverbände angeboten und damit die Fortbildungsanforderung<br />

an einen Fachanwalt für Agrarrecht zu 100 Prozent übertroffen. Die Themen reichen vom Bau- und Umweltrecht<br />

über das Förder- bis hin zum Höfe- und Landpachtrecht. Zum Erfolg der Seminare haben <strong>2011</strong><br />

folgende Referenten beigetragen: Dr. Joachim Schwindt, Beigeordneter des Niedersächsischen Landkreistages<br />

(NLT) zu „Ersten Erfahrungen mit dem novellierten Wasserrecht“, Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Krüger<br />

vom Deutschen Bauernverband zu „Getreidekontrakten“, Rechtsanwalt Claus Reinert vom Kreisverband<br />

Grafschaft Diepholz zu „Wärmenutzungsverträgen für Biomasseanlagen“. Neben den Rechtstagen werden<br />

nach Bedarf einzelne Themen in Sonderveranstaltungen vertieft oder aber für neuere Mitarbeiter oder Geschäftsführer<br />

Einführungsseminare in bestimmte Rechtsbereiche angeboten.<br />

In diesem Jahr ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich<br />

einen Mediationskurs anzubieten, in dem sich an deutlich über 120 Zeitstunden 13 Mitarbeiter und<br />

Geschäftsführer des <strong>Landvolk</strong> und drei Kollegen des Westfälisch Lippischen Landwirtschaftsverbandes<br />

(WLV) zu Mediatoren ausbilden lassen. Damit soll die Lücke im Bereich der einvernehmlichen Streitschlichtung<br />

im doch sehr speziellen Bereich des Agrarrechts in <strong>Niedersachsen</strong> geschlossen werden.<br />

1 Spalte 1 UVPG), sondern auch dann, wenn sich entweder<br />

nach der allgemeinen oder nach der standortbezogenen<br />

Vorprüfung des Einzelfalles die Notwendigkeit<br />

einer Umweltverträglichkeitsprüfung ergibt.<br />

Die standortbezogene Vorprüfung ist unter anderem<br />

bereits ab 15.000 Hennenplätzen oder 600 Rinderplätzen<br />

erforderlich. Die Vorprüfungen beziehen sich auf<br />

Kriterien der Anlage 2 UVPG, deren Prüfung wiederum<br />

eine Reihe von Einzelfragen aufwirft. Sie führen<br />

also zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit bei der<br />

Überprüfung der Standortwahl im Zuge der Entscheidung<br />

über die Bauvoranfrage. Zudem können die politischen<br />

Kräfte vor Ort die rechtlichen Unsicherheiten<br />

für eine faktische Blockade des Investitionsvorhabens<br />

nutzen.<br />

Fachlich ist es zudem völlig widersinnig, die<br />

Privilegierung an die UVP-Pflicht zu binden. Diese<br />

führt nicht zwangsläufig zu Einschränkungen bei der<br />

Realisierung des Vorhabens. Vielmehr hat die UVP-<br />

Pflicht lediglich zur Folge, dass bei der Genehmigung<br />

bestimmter Vorhaben deren Auswirkungen unter<br />

anderem auf Mensch, Wasser und Kulturgüter intensiver<br />

geprüft werden müssen. Diese Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

ist unselbständiger Bestandteil des<br />

eigentlichen Genehmigungsverfahrens. Dass die erforderliche<br />

höhere Prüfintensität Ausschlusskriterium<br />

für die baurechtliche Privilegierung sein soll, ist nicht<br />

nachvollziehbar und fachlich nicht zu begründen.<br />

Wenn nun mit der UVP ein Bestandteil des Genehmigungsverfahrens,<br />

der selbst noch nicht einmal rechtlich<br />

selbständig angreifbar ist, zum maßgeblichen Entscheidungskriterium<br />

für die bauplanungsrechtliche<br />

Privilegierung gemacht wird, wird der Rechtsunsicherheit<br />

Tür und Tor geöffnet.<br />

Der Berufsstand ist in intensiven Gesprächen<br />

und hofft, dass das Bundesbauministerium von dem<br />

Vorschlag Abstand nimmt. Der DBV lehnt den Vorstoß<br />

zur Einschränkung der Prtivilegierung kategorisch<br />

ab. Das ausgewogene Privilegierungssystem, wie<br />

es im BauGB verankert ist, hat sich bewährt, trägt der<br />

verfassungsrechtlichen gewährleisteten kommunalen<br />

Planungshoheit Rechnung und sollte unbedingt beibehalten<br />

werden.<br />

Harald Wedemeyer<br />

������������� �� ����� ������<br />

��� ��� �������������� ��� ��� ���������� �<br />

����� ��� ����� ����<br />

���������������������<br />

������� ������� ��� ����������� ��� �������<br />

������������������������<br />

��������<br />

������������ ����������<br />

�������������<br />

��������� ������� ������������ �������������������<br />

��������<br />

������������������ ������������ �������������<br />

������������ ������������� ���������������<br />

������������������<br />

������ ���� ��� ����� ���������<br />

Im Landkreis Cloppenburg<br />

unterstützt das<br />

Optima-Team investitionswillige<br />

Landwirte<br />

von der Planung bis hin<br />

zum konkreten Bauvorhaben.<br />

����������������<br />

���������������� ���<br />

��������<br />

����������� ��<br />

����� ��������<br />

��� ���� ������<br />

����������������<br />

������ ����� ������<br />

������������ ���� �������<br />

����������� ���� �������<br />

��������� ����� ������<br />

�������� ���� ���������<br />

�������� ����� ������<br />

������ ����� ������<br />

��������� ���� �������<br />

��������� ���� �������<br />

������ ����� ������<br />

41


Landwirtschaftsrecht<br />

42<br />

Hartmut Schlepps,<br />

Umweltreferent<br />

Umweltschutz<br />

birgt weiter Konfliktstoff<br />

Das Spektrum an Themenfeldern, das unter dem Stichwort „Landwirtschaft und<br />

Umwelt“ im <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> zu bearbeiten ist, bleibt vielfältig und kann nur<br />

exemplarisch dargelegt werden. Rahmenbedingungen zu schaffen oder zu erhalten,<br />

die eine nachhaltige Intensivierung von Landnutzung und Tierhaltung ermöglichen,<br />

ist dabei oberstes verbandspolitisches Ziel. Denn nur so kann Europa den vielfältigen<br />

Herausforderungen auch durch eine weiter wachsende Weltbevölkerung gerecht<br />

werden. Sie war Ende Oktober <strong>2011</strong> auf sieben Milliarden Menschen und damit um eine<br />

Milliarde innerhalb von nur zwölf Jahren gewachsen.<br />

Eine möglichst praxistaugliche Umsetzung der Cross<br />

Compliance-Anforderungen zum Erosionsschutz<br />

hatte das <strong>Landvolk</strong> auch in <strong>Niedersachsen</strong> gefordert<br />

und wurde zum Jahresanfang mit dem Erlass einer<br />

entsprechenden Landesverordnung belohnt. Die<br />

politische Zusage, eine Regelung in Anlehnung an die<br />

Vorgaben in Nordrhein-Westfalen zu treffen, wurde<br />

eingehalten. Jetzt sind die<br />

Berater vor Ort gefragt, die<br />

Betriebe in den betroffenen<br />

Gebieten zu sensibilisieren.<br />

Weniger befriedigend<br />

sieht die Situation bei<br />

den im <strong>Jahresbericht</strong> 2010<br />

prognostizierten neuen<br />

Konflikten aus dem Naturschutzrecht<br />

aus. Nach intensiven Bemühungen hat<br />

das Niedersächsische Umweltministerium (MU) im<br />

August erstmals weitgehend klargestellt, welche naturschutzrechtlichen<br />

Vorgaben die Naturschutzbehörden<br />

zu Einwänden gegenüber der Umwandlung von<br />

Dauergrünland in Ackerland oder Dauerkulturen berechtigen.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass über weitere Klarstellungen<br />

im Rahmen einer Behördenbesprechung<br />

im Oktober auch in den Landkreisen, in denen ganz<br />

offensichtlich die Auffassungen der Landesregierung<br />

„Die umweltpolitisch<br />

gewünschten Einschränkungen<br />

des Grünlandumbruchs<br />

werden auch in den kommenden<br />

Jahren ein Dauerthema bleiben.“<br />

bisher nicht geteilt wurden, die Beschwerden über<br />

nicht nachvollziehbare Ablehnungen eines „Statustausches“<br />

von Acker- und Dauergrünlandflächen jetzt<br />

zurückgehen.<br />

Offen Baustelle bleiben noch die Auslegung des<br />

„Grünlandbegriffes“ im Umweltrecht sowie die Definition<br />

„sonstiger naturnaher Standorte“, auf denen nach<br />

den Vorgaben des neuen<br />

Niedersächsischen Landesnaturschutzgesetzessowohl<br />

eine Umwandlung zur<br />

Ackernutzung als auch eine<br />

intensive Grünlandnutzung<br />

genehmigungspflichtig sind.<br />

Hier verlangt der Verband<br />

eine Beschränkung auf eine<br />

1:1-Umsetzung der europäischen Vorgaben und wird<br />

dieses Anliegen in weiteren, bereits vereinbarten Gesprächen<br />

mit dem Umweltministerium in Hannover<br />

vorantreiben. Bis zu einer endgültigen Klärung hält<br />

der Landesverband daher an seiner Warnung vor einer<br />

extensiven Bewirtschaftung von Dauergrünland<br />

bzw. vorübergehenden Stillegung von Grünlandflächen<br />

ebenso fest wie an seinen Bedenken vor einem<br />

Grasanbau auf Ackerflächen in Überschwemmungsgebieten,<br />

Moorgebieten, auf Standorten mit hohem<br />

Grundwasserstand oder Hangflächen, die in die Erosionsgefährdungsklasse<br />

CC Wasser 1+2 eingestuft sind.<br />

Die jüngst veröffentlichten Legislativvorschläge<br />

der EU-Kommission zur Agrarpolitik ab 2014, die europäischen<br />

und nationalen Zielsetzungen zur Erhaltung<br />

der Biodiversität und die Bemühungen um größere Klimaschutzanstrengungen<br />

auch in der Landwirtschaft<br />

lassen befürchten, dass die umweltpolitisch gewünschten<br />

Einschränkungen des Grünlandumbruchs<br />

ein Dauerthema auch in den kommenden Jahren bleiben<br />

wird. Die <strong>Landvolk</strong>ausschüsse für Grünland und<br />

Rindfleischerzeugung sprechen sich als Alternative für<br />

ein Angebot an gezielten, freiwilligen Fördermaßnahmen<br />

auf dem Grünland aus, die gebietsspezifisch auszugestalten<br />

sind und neben dem Natur-, Wasser- und<br />

Klimaschutz auch dem Tierschutz dienen, wie z. B die<br />

Förderung der Weidehaltung.<br />

Mit deutlich steigender Frequenz fordern Politik,<br />

Behörden, Umweltverbände und Wasserversorger weitere<br />

Fortschritte im Wasserschutz von der Landwirtschaft<br />

ein, insbesondere mit Blick auf die Nitratein-<br />

träge. Unter Fachleuten gilt dabei unumstritten, dass<br />

ein wesentlicher Schlüssel dafür ein verbessertes Management<br />

bei den durch die Tierhaltung, die Biogaserzeugung<br />

sowie den in der Kreislaufabfallwirtschaft<br />

(Komposte, Bioabfälle, Klärschlamm) anfallenden<br />

organischen Nährstoffträgern ist. Mit steigender Effizienz<br />

der pflanzenbaulichen Verwertung der in diesen<br />

Düngemitteln enthaltenen Nährstoffe werden die unvermeidbaren<br />

Verluste über das Sickerwasser oder die<br />

Atmosphäre gesenkt und gleichzeitig Mineraldünger<br />

eingespart, ohne die Produktion einzuschränken. Fleißig<br />

beraten und gestritten wird aktuell vor allem über<br />

die richtigen, zielführenden Wege zur Verbesserung<br />

der Nährstoffeffizienz in den Betrieben. Leider wird<br />

diese Diskussion zunehmend begleitet durch wenig<br />

zielführende, pauschale Schuldzuweisungen und moralische<br />

Keulen einiger Akteure.<br />

Als erste ordnungsrechtliche Maßnahme kündigte<br />

die Landesregierung im Frühjahr den Erlass einer<br />

„Landesverbringenverordnung“ an, die Tierhalter und<br />

Biogasanlagen mit Wirtschaftsdüngerüberschüssen in<br />

Form von Gülle, Mist oder Gäresten jährlich zur Offenlegung<br />

des Verbleibs gegenüber der Düngebehörde<br />

verpflichtet. Damit soll eine bessere Transparenz der<br />

Nährstoffströme einschließlich von Importen aus den<br />

europäischen Nachbarländern erreicht werden.<br />

Auf Bundesebene wurde mit einer Evaluierung<br />

der Düngeverordnung begonnen, die dem Vernehmen<br />

nach auch wegen kritischer Nachfragen der EU-Kommission<br />

zur Umsetzung der Nitratrichtlinie nicht ohne<br />

verschärfende Konsequenzen abgeschlossen werden<br />

wird. Obwohl in der Umweltpolitik inzwischen überwiegend<br />

anerkannt wird, dass Umweltverbesserungen<br />

vor allem dann erreicht werden, wenn dazu auf be-<br />

sonders kosteneffiziente Maßnahmen zurückgegriffen<br />

wird, ist diese Erkenntnis in einigen Arbeitsgebieten<br />

noch nicht angekommen. Das gilt beim Wirtschaftsdüngermanagement<br />

für die vom Bundesumweltministerium<br />

nach Abstimmung mit Umweltvertretern<br />

der Länder vorgelegten Verschärfungen beim Bau und<br />

in der Unterhaltung von Jauche-, Gülle-, Festmist- und<br />

Silagelagern (JGS-Anlagen). Wie unter der Vorgabe<br />

von Nachrüstungen mit Leckageerkennung oder sogar<br />

Doppelwandigkeit die auch in der Praxis grundsätzlich<br />

befürwortete Erweiterung von Lagerkapazitäten jemals<br />

erreicht werden soll, wurde auch in einer Anhörung<br />

des BMU nicht deutlich. In einem Schreiben an<br />

alle niedersächsischen Bundestagsabgeordneten hat<br />

<strong>Landvolk</strong>präsident Werner Hilse nochmals die drastischen<br />

und teilweise existenzgefährdenden Kostensteigerungen<br />

beanstandet, die hier anfallen können, falls<br />

sich das Ministerium mit seinen Plänen durchsetzt.<br />

43


Landwirtschaftsrecht<br />

44<br />

Auf unbestellten Flächen<br />

muss Wirtschaftsdünger<br />

unverzüglich eingearbeitet<br />

werden<br />

Verstärkte Bemühungen um eine Effizienzsteigerung<br />

werden von der Landwirtschaft auch aus dem<br />

Bereich der Luftreinhaltung erwartet. Voraussichtlich<br />

entgeht Deutschland nur knapp einem europäischen<br />

Vertragsverletzungsverfahren in Bezug auf seine Reduktionsverpflichtungen<br />

bei Ammoniak. Da diese<br />

aber dauerhaft einzuhalten sind und aufgrund der<br />

EU-Ziele zukünftig noch verschärft werden sollen, besteht<br />

zur Erhaltung von Entwicklungsmöglichkeiten in<br />

der Tierhaltung und wegen der akzeptanzsteigernden<br />

Wirkung von Emissionsminderungen ein besonderes<br />

Eigeninteresse der niedersächsischen Landwirtschaft<br />

an praxisgerechten Maßnahmen. Im Rahmen konstruktiver<br />

Beratungen konnte dazu mit ML, MU und<br />

LWK <strong>Niedersachsen</strong> ein Konsens über die zu bevorzugenden<br />

Aktivitäten zur Minderung von Ammoniakemissionen<br />

erzielt werden. Im Vordergrund stehen dabei<br />

besonders kosteneffiziente Maßnahmen mit großer<br />

Breitenwirkung, wie die als gute fachliche Praxis angesehene<br />

unverzügliche Einarbeitung von Wirtschaftsdüngern<br />

auf unbestellten Flächen und Abdeckung<br />

offener Schweinegüllelager (Außenlager). Das <strong>Landvolk</strong><br />

hat sich dabei ausdrücklich gegen einen ebenfalls<br />

diskutierten Alleingang in Bezug auf den Einbau von<br />

Ammoniakabluftwäschern oder die Begrenzung von<br />

Harnstoffdüngern eingesetzt. Durch die Einbindung<br />

in die Niedersächsische Regierungskommission „Klimaschutz“<br />

wurde zudem erreicht, dass hier die Empfehlung<br />

ausgesprochen wird, die emissionsmindernde<br />

Direkteinarbeitung (Injektion)<br />

bzw. Paralleleinarbeitung<br />

von Wirtschaftsdünger<br />

zunächst im Rahmen von<br />

Fördermaßnahmen zu unterstützen,<br />

bevor eine ordnungsrechtliche<br />

Einführung<br />

vorgenommen wird.<br />

In eine kurzfristig nicht<br />

befriedigend zu lösende Situation<br />

hat dagegen die Rechtsprechung zum Schutz<br />

stickstoffempfindlicher FFH-Gebiete viele Tierhalter<br />

gebracht. Wegen der hohen Hintergrundbelastung an<br />

atmosphärischem Stickstoffeinträgen aus den Emissionen<br />

des Verkehrs, der Wärme- und Stromerzeugung<br />

sowie der Landwirtschaft dürfen danach bei der Genehmigung<br />

von emittierenden Vorhaben in räumlicher<br />

Nähe zu diesen Gebieten (wie z. B. Stallbauten) nur<br />

noch Bagatellzusatzbelastungen von regelmäßig unter<br />

1 kg/ha und Jahr zugelassen werden. Für Haltungsverfahren<br />

ohne Möglichkeit von Abluftwäschern wie<br />

„Mit deutlich steigender<br />

Frequenz fordern Politik,<br />

Behörden, Umweltverbände und<br />

Wasserversorger von der Landwirtschaft<br />

weitere Fortschritte im<br />

Wasserschutz ein.“<br />

in der Milchviehhaltung können sich daraus schnell<br />

Abstandsforderungen von 1.000 Meter und mehr ergeben.<br />

Vor dem Hintergrund der gerichtlichen Anfech-<br />

tung von Genehmigungen,<br />

die diese Rechtsprechung<br />

vernachlässigen, endet damit<br />

leider eine weitere politische<br />

Zusage, die bei der<br />

Meldung der FFH-Gebiete<br />

gegeben wurde, wie eine<br />

zerplatzte Seifenblase.<br />

Die berufsständischen<br />

Bemühungen um eine Reduzierung<br />

des Flächenverbrauchs halten auf allen<br />

Ebenen an und finden grundsätzlich auch oft breite<br />

Zustimmung, beispielsweise durch Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel auf dem Deutschen Bauerntag in<br />

Koblenz. Dabei ist es aber in den vergangenen Jahren<br />

oft auch geblieben, wenn sich nicht vor Ort wichtige<br />

Akteure wie Kommunalpolitiker oder aufgeschlossene<br />

Mitarbeiter von Naturschutzbehörden diesem Anliegen<br />

mit Entschlossenheit und Pragmatismus angenommen<br />

haben. Die aktuelle Debatte um den Ausstieg<br />

aus der Kernenergie und die damit zwingend verbundene<br />

zusätzliche Flächeninanspruchnahme zur Sicherung<br />

der zukünftigen Energieversorgung nehmen<br />

der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände<br />

zum Anlass, jetzt nochmals das Eisen zu<br />

schmieden. Dazu hat der DBV aktuell einen Gesetzentwurf<br />

zur Erhaltung landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />

und gegen den Flächenfraß in die Politik eingebracht.<br />

Er sieht ein breites Bündel von Maßnahmen vor, über<br />

die Flexibilisierung der Eingriffsregelung hinaus. Um<br />

den Druck auf die politischen Entscheidungsträger<br />

aufrecht zu erhalten, soll dazu im ersten Quartal 2012<br />

bundesweit eine berufsständische Kampagne anlaufen.<br />

Zusätzliche Anstrengungen zur Reduzierung des<br />

Flächenverbrauchs sind auch bei Bauleitplanung, Verkehr<br />

und Naturschutz gefordert.


Bildung ganz im Sinne der<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Unternehmenskindergärten und Tagesmütter-Notdienste sollen jungen Frauen ans<br />

Unternehmen binden. Die Chance, während der Ausbildung den Hauptschulabschluss<br />

nachzuholen, soll auch lernschwache Schüler für die Arbeit begeistern.<br />

Bewerbungspartys, auf denen Jugendliche bei lauter Musik, Kultgetränke schlürfend<br />

auf Sitzsäcken mit ihrem potenziellen zukünftigen Chef plaudern, soll Lust auf eine<br />

Banklehre machen.<br />

Sie ist nicht nur angekommen, die Angst vor<br />

dem Fachkräftemangel hat sich zum Albtraum<br />

der Wirtschaft entwickelt. Aktuelle Schülerzahlen<br />

sprechen eine deutliche Sprache und lassen sich nicht<br />

schönrechnen. Die Ideenvielfalt der ausbildenden<br />

U nternehmen, j u n g e<br />

Menschen an ihr Haus<br />

zu binden, ist deshalb<br />

scheinbar grenzenlos. Die<br />

Ausbildungsbetriebe zählen<br />

nicht mehr zu den Gesuchten, auswählen können<br />

sie ebenfalls kaum noch. In der ungewohnten Rolle<br />

werden sich bald die Jugendlichen befinden, die einen<br />

Ausbildungsplatz suchen.<br />

Auch die Landwirtschaft muss für Auszubildende<br />

und Arbeitnehmer interessanter werden. Im Gegensatz<br />

zu großen Unternehmen sind die Möglichkeiten<br />

für den einzelnen Landwirt häufig begrenzt und können<br />

mit Bewerbungspartys und zusätzlichen Schulabschlüssen<br />

nicht mithalten.<br />

Was den Landwirten bleibt, ist die Begeisterung<br />

für den Beruf und die Lebenseinstellung Landwirt.<br />

Jeder Einzelne ist Botschafter seines Berufsstandes.<br />

Er kann nicht nur die jungen Menschen mitreißen, er<br />

kann auch Eltern, Lehrer und Ausbildungsberater der<br />

Arbeitsagenturen überzeugen.<br />

Einige Kreisverbände<br />

haben bereits<br />

angefangen, den Multiplikatoren<br />

verschiedene<br />

Ausbilder und Betriebe<br />

sowie die Landwirtschaft<br />

selbst vorzustellen,<br />

um auf diesen Weg<br />

auch Jugendliche ohne<br />

landwirtschaftlichen<br />

Hintergrund für eine<br />

Ausbildung im grünen<br />

Bereich zu interessieren.<br />

Diese Kontakte und<br />

Hofbesuche sind die<br />

ersten Früchte der vor<br />

über zwei Jahren vom<br />

<strong>Landvolk</strong>-Bildungsbeauftragen<br />

Thorsten<br />

Riggert gestarteten<br />

Ausbildungsoffensive.<br />

Damit sind die regionalen<br />

Netzwerke zwischen<br />

<strong>Landvolk</strong>, Land-<br />

„Jeder einzelne Landwirt ist ein<br />

Botschafter seines Berufes.“<br />

wirtschaftskammer und Arbeitsagenturen nicht mehr<br />

die Ausnahme, sondern können möglichst bald die<br />

Regel werden.<br />

Aktuell steht <strong>Niedersachsen</strong> vor allem im Ländervergleich<br />

der Ausbildungszahlen noch sehr gut<br />

da. Mit aktuell 6.269 Auszu-<br />

bildenden bleiben die Zahl<br />

auch <strong>2011</strong> konstant. In vielen<br />

Berufen konnte im neuen<br />

Ausbildungsjahr sogar ein<br />

leichter Zuwachs beobachtet werden. Hier führen die<br />

Landwirte mit 1.788 und die Gärtner mit 1.812 Auszubildenden<br />

die Statistik an. Die Ausbildung in der Hauswirtschaft<br />

ist mit 658 Auszubildenden und weiteren<br />

627 Auszubildenden zu Helfern in der Hauswirtschaft<br />

in <strong>2011</strong> nach wie vor beliebt.<br />

Bundesweit erlernten im vergangenen Jahr 38.661<br />

Auszubildende einen der 15 Grünen Berufe. Auch hier<br />

führen der Landwirt mit über 8.871 und der Gärtner<br />

mit 16.239 Auszubildenden in allen Jahrgängen die<br />

Statistik an. Im Vergleich zu 2009 gab es in Deutschland<br />

in fast allen grünen Berufen einen Rückgang der<br />

Ausbildungszahlen um fast sechs Prozent. Im Westen<br />

fiel der Rückgang mit 3,4 Prozent geringer aus als im<br />

Osten mit mehr als 12 Prozent.<br />

45<br />

Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Heike Marheineke,<br />

Bildungsreferentin<br />

Engagierte Diskussionen<br />

beim Junglandwirte-<br />

forum auf dem Deutschen<br />

Bauerntag in Koblenz.


Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

46<br />

Nach den guten Erfahrungen<br />

in Uelzen lud<br />

das <strong>Landvolk</strong> Mittelweser<br />

Berufsberater auf<br />

Bauernhöfe ein.<br />

Vorbereitung für den großen<br />

Auftritt in der Öffentlichkeit<br />

Sicher auftreten, souverän auch<br />

mit kritischen Nachfragen umgehen<br />

und den eigenen Beruf und<br />

die Branche in der Öffentlichkeit<br />

vertreten – dies sind für viele Landwirte<br />

noch ganz neue Herausforderungen.<br />

Einigen ist ein Talent für<br />

die Kommunikation in die Wiege<br />

gelegt, alle Anderen können es<br />

lernen. Mit viel Spaß und persönlichem<br />

Einsatz haben viele haupt-<br />

und ehrenamtliche Vertreter der<br />

Kreisverbände an den <strong>Landvolk</strong>-Seminaren<br />

zum öffentlichen Auftritt<br />

teilgenommen. Das Interesse ist<br />

so groß, dass im nächsten Jahr ein<br />

Aufbauseminar stattfinden wird.<br />

Besonders intensiv werden<br />

die Teilnehmer im Niedersächsischen<br />

Studienkurs auf ihren Einsatz<br />

im Ehrenamt und für den öffentlichen<br />

Auftritt vorbereitet. Kursleiter Berndt Tietjen<br />

stellte auch in diesem Jahr wieder mit viel Fingerspritzengefühl<br />

und persönlichem Einsatz ein einmaliges<br />

Programm für den Kurs zusammen. Im Medien- und<br />

Gedächtnistraining, in Farb- und Stilberatung oder im<br />

Kniggedinner steht die Persönlichkeitsentwicklung<br />

im Mittelpunkt. In Gesprächen mit Politikern, Wirtschafts-,<br />

Verbands- und Kirchenvertretern erhalten<br />

sie einen tiefen Einblick in die Strukturen und Zusammenhänge<br />

der Agrarwirtschaft und anderer Verbände<br />

in <strong>Niedersachsen</strong>, Deutschland und Europa. Dort<br />

können sie das Erlernte direkt anwenden und sich<br />

ausprobieren – inklusive des Feedbacks aus dem Kurs.<br />

Das selbstbewusste Auftreten vor Berufskollegen und<br />

der Öffentlichkeit, dass die Teilnehmer aus dem Kurs<br />

mitbringen, überrascht sie nach diesen insgesamt fünf<br />

Wochen häufig selbst.<br />

Erfolgreiches Jahr für Junglandwirte<br />

Ehemalige Kursteilnehmer, Mitglieder der Junglandwirte-Arbeitskreise,<br />

Auszubildende und Ausbilder und<br />

viele weitere Interessierte – insgesamt über 700 Per-<br />

sonen – kamen in diesem Jahr zum Junglandwirtetag<br />

nach Lingen. Heino Klintworth, Vorsitzender der Junglandwirte<br />

<strong>Niedersachsen</strong>-Landesarbeitsgemeinschaft,<br />

wollte mehr über das Bild der Landwirtschaft und vor<br />

allem der Landwirte in der Öffentlichkeit wissen und<br />

fragte Referenten und Gäste: „Geiz-Gesellschaft und<br />

Dagegen-Republik – Wo bleibt die Landwirtschaft?“<br />

Ministerpräsident David McAllister, Prof. Achim Spiller<br />

von der Uni Göttingen und Medientrainer Eberhard<br />

Breuniger, versuchten, Antworten zu finden. Erfreulich<br />

war das gute und positive Echo in den Medien. Noch<br />

erfreulicher war die große Unterstützung durch den<br />

Arbeitskreis Agrar aus Lingen vor Ort.<br />

Dieser Arbeitskreis hat sich den Junglandwirten<br />

<strong>Niedersachsen</strong> angeschlossen, in Göttingen hat sich<br />

ein neuer Arbeitskreis mit großem Engagement von<br />

<strong>Landvolk</strong>-Geschäftsführer Achim Hübner neu gegründet,<br />

und der Arbeitskreis in Ostfriesland ist aus den<br />

Kinderschuhen heraus gewachsen und arbeitet an seinem<br />

ersten Winterprogramm. Insgesamt 29 Arbeitskreise<br />

sind in <strong>Niedersachsen</strong> aktiv. Sie veranstalten Exkursionen,<br />

Fortbildungen, Bälle, Diskussionsrunden<br />

oder einfach nur Klönabende. Doch vor<br />

allem teilen alle Mitglieder in den Arbeitskreisen<br />

die Begeisterung für ihren Beruf.<br />

Zum Austausch der Termine wurde<br />

die Homepage www.junglandwirte-niedersachsen.de<br />

überarbeitet. Angeschlossen<br />

wurde ein Diskussionsforum. Hendrik<br />

Lübben, stellvertretende Vorsitzender der<br />

Landesarbeitsgemeinschaft, diskutiert hier<br />

mit einer kleinen, wechselnden Gruppe<br />

Interessierter aus allen Landesteilen ein<br />

bestimmtes Thema. Das Auftaktthema des<br />

ersten Forums war die Novellierung des<br />

EEG. Mit den Abschlussberichten aus diesen<br />

Foren möchte Lübben langfristig an<br />

die Öffentlichkeit gehen. Die Junglandwirte<br />

<strong>Niedersachsen</strong> können so sehr schnell<br />

Stellung beziehen zu aktuellen politischen<br />

Entscheidungen oder gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen.<br />

Authentische Nachrichten gegen<br />

die tägliche Desinformation<br />

Die landwirtschaftliche Pressearbeit stand ganz unter dem Zeichen großer Skandale:<br />

Dioxin und EHEC-Krise beherrschten über Wochen die Schlagzeilen. Abgelöst wurden<br />

sie von dem Dauerthema Tierschutz. Die schwierige Erntesituation im Sommer wurde<br />

landesweit von allen Medien aufgegriffen. Beim Thema Wetter dürfen die Landwirte<br />

im Allgemeinen auf viel Verständnis und Sympathie vertrauen, bei Skandalmeldungen<br />

dagegen bekommen sie nur allzu oft völlig ohne Grund den schwarzen Peter zugeschoben.<br />

Sehr gut klappte die Zusammenarbeit mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen der Tageszeitungen<br />

„zwischen den Jahren“. Die Zeit knapp besetzter<br />

Behörden und Dienststellen hatten Betrüger genutzt,<br />

um sich einen Teil der Direktzahlungen erschleichen<br />

zu wollen. Unter einer falschen Adresse der<br />

Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) erhielten die<br />

Landwirte Aufforderungen zu einer „Beitragszahlung<br />

KLEF“. Sie nahm Bezug auf ein fingiertes Bundes-<br />

Havarieschutzgesetz. Durch das gute Zusammenspiel<br />

zwischen Kreisverbänden und Landesgeschäftsstelle<br />

ging noch an dem Tag, als die Landwirte die<br />

Briefe erhielten, eine Warnung vor dem dreisten<br />

Betrugsversuch als Pressemeldung an die Medien.<br />

Sie wurde von den Tageszeitungen sowie Funk und<br />

Fernsehen aufgegriffen und steht als Beleg dafür, dass<br />

sich ein guter Kontakt zu Journalisten auszahlt.<br />

Wie ein Paukenschlag traf gleich zum Jahresauftakt<br />

die Dioxinkrise die niedersächsische Landwirtschaft.<br />

Die starke Betroffenheit niedersächsischer<br />

Betriebe löste eine Nachfragewelle aus, wie sie die<br />

Pressestelle des Landesverbandes noch nicht erlebt<br />

hat. Die Katastrophe hat erneut deutlich gezeigt, mit<br />

welcher Schnelligkeit die Medien wichtige Ereignisse<br />

heute aufgreifen. Das Land <strong>Niedersachsen</strong> hatte kaum<br />

verkündet, das landesweit rund 1.000 Höfe vorsorglich<br />

gesperrt wurden, als die Deutsche Presseagentur mit<br />

einer Eilmeldung den Sprecher des Landwirtschaftsministeriums<br />

mit der Aussage zitierte: „Wir legen erstmal<br />

alles still. Der Verbraucherschutz geht vor“. Nur<br />

wenige Minuten nachdem diese Meldung bei den Redaktionen<br />

eingegangen war, meldeten sich die ersten<br />

Journalisten in der Pressestelle des Verbandes, um mit<br />

betroffenen Betriebsleitern sprechen zu können.<br />

Das Thema stieß in der nachrichtenarmen Zeit<br />

zum Jahresauftakt auf enorme Resonanz. Aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet und mit einiger zeitlicher Verzö-<br />

gerung auch aus dem benachbarten Ausland meldeten<br />

sich Journalisten, um Stimmungen und Bewertungen<br />

einzufangen. Um den Ansturm etwas zu kanalisieren,<br />

lud das <strong>Landvolk</strong> für den 7. Januar nach Hünzingen<br />

zu einer Pressekonferenz mit zwei direkt betroffenen<br />

Schweinehaltern ein, die sehr gut besucht wurde. Die<br />

Medien schilderten die große Betroffenheit der Landwirtschaft,<br />

trugen aber leider sehr wenig zu sachlicher<br />

Aufklärung und insbesondere einer risikoorientierten<br />

Einschätzung der tatsächlichen Gefährdung bei.<br />

Ähnliche Erfahrungen mussten die Gemüsebauern<br />

nur wenige Monate später in der EHEC-Krise machen.<br />

In nahezu allen Beiträgen zu der traurigen Thematik<br />

schwang durchaus das Mitleid gegenüber den<br />

Betroffenen durch, unübersehbar aber wurde immer<br />

wieder Angst geschürt. Mit dazu beigetragen haben<br />

nicht zuletzt die von amtlicher Seite ausgesprochenen<br />

Warnungen vor Tomaten, Gurken und Salat in beziehungsweise<br />

aus Norddeutschland. Die schwierige Ursachenforschung<br />

ließ zusätzlich allerlei wissenschaftlich<br />

nicht zu belegende Theorien ins Kraut schießen.<br />

Wohltuende Ausnahmen lieferten wenige Zeitungen.<br />

So formulierte beispielsweise Winand von Petersdorff<br />

in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sehr<br />

treffend: „Die alten Reflexe funktionieren: Landwirtschaft<br />

soll grün, niedlich und bloß nicht industriell<br />

sein. Doch vor Gift in Lebensmitteln schützt uns eine<br />

solche Idylle erst recht nicht“.<br />

Leider muss man sehr ernüchtert feststellen, dass<br />

viele Journalisten mit Bravour die Emotionen bedienen,<br />

die sachliche Wertung einer Nachricht dafür zu<br />

häufig zu kurz kommt. Das trifft nicht allein die landwirtschaftliche<br />

oder agrarpolitische Berichterstattung.<br />

Im Zusammenhang mit der von Attac und anderen<br />

Gabi von der Brelie<br />

Pressesprecherin<br />

Schilderungen<br />

betroffener Bauern<br />

waren während der<br />

Dioxin-Krise bei<br />

Journalisten gefragt.<br />

47


Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

48<br />

Protestbewegungen unterstützten „Ocupy-Frankfurt-<br />

Bewegung“ hat der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes,<br />

Bernd Ziesemer, die bereits 1984 von jungen<br />

Journalisten an ihrem eigenen Gewerbe geäußerte<br />

Kritik erneuert. „Wir werden nicht richtig informiert.<br />

Wir leben mit der täglichen Desinformation.“ prangerte<br />

er Mitte Oktober in einem Kommentar zur Eurokrise<br />

an. Nicht nur in der Hochphase der Dioxinkrise, sondern<br />

auch in der nachfolgenden EHEC-Krise hat eine<br />

ganze Reihe von Journalisten nur allzu bereitwillig<br />

ungeprüft die Landwirtschaft in der Rolle des Verursachers<br />

gesehen. Große Tierbestände oder Gülleausbringung<br />

gerieten dabei ebenso unter Generalverdacht wie<br />

Biogasanlagen. Die Spros-<br />

sen ägyptischer Herkunft,<br />

die von einem Biobetrieb<br />

in Bienenbüttel in Umlauf<br />

gelangten, passten dagegen<br />

für viele Journalisten nicht in das Bild, dass sie sich<br />

von der Landwirtschaft machen und damit auch ins<br />

Zentrum ihrer Berichterstattung rücken.<br />

Dioxin- und EHEC-Krise wurden vom „Dauerbrenner“<br />

Tierschutz abgelöst. Mit Landwirtschaftsministerin<br />

Astrid Grotelüschen, die als Vertreterin der<br />

Putenwirtschaft von Beginn ihrer kurzen Amtszeit an<br />

Kritiker herausforderte, ging dieses Thema als „Erblast“<br />

an ihren Nachfolger Gert Lindemann über. Er<br />

distanzierte sich in seiner Regierungserklärung zum<br />

Amtsantritt am 19. Januar, die noch ganz im Zeichen<br />

der Dioxinaffäre stand, von Forderungen nach einer<br />

Agrarwende und löste dazu im Niedersächsischen<br />

Landtag einen heftigen Schlagabtausch aus. Knapp<br />

vier Wochen später konfrontierte er <strong>Niedersachsen</strong>s<br />

Tierhalter mit ambitionierten Zielen im Tierschutzplan<br />

<strong>Niedersachsen</strong> (siehe Beitrag Seite ). Zusätzlichen<br />

Auftrieb erhielt das Thema Tierschutz durch den Bau<br />

des Rothkötter-Schlachthofes in Wietze im Landkreis<br />

Celle, an dem sich radikale Tierschützer, Vertreter von<br />

„Grüne“ Topnews bei Twitter und im Netz<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> fing auch im Internet mit der Dioxinkrise an: Sie<br />

verunsicherte Verbraucher, Journalisten und nicht zuletzt Landwirte.<br />

Aktuelle Informationen dazu suchten und fanden sie im<br />

Internet unter www.landvolk.net. Mit fast 12.000 Besuchern<br />

wurden dort im Januar Rekordzahlen registriert. Im Jahresverlauf<br />

pendelte sich der Ansturm wieder auf ein Normalmaß ein,<br />

bis September klickten im Monatsdurchschnitt aber immerhin<br />

9.308 Besucher die <strong>Landvolk</strong>-Seiten an. Das ist eine deutliche<br />

Steigerung zu den Vorjahreszahlen – auch ohne Dioxinkrise!<br />

Häufigstes Ziel der Internetnutzer war neben den aktuellen<br />

Meldungen auf der Startseite der Mitgliederbereich. Dort können<br />

sie das Wetterfax abrufen oder sich über Vergünstigungen<br />

beim Kauf von Erdgas oder Hochdruckreinigern informieren.<br />

Zudem stehen unter „Mitgliederservice“ Vordrucke und Formulare<br />

unter anderem für die Agrardieselvergütung oder die<br />

Versicherung ausländischer Saisonarbeiter zum Herunterladen<br />

bereit. Bislang nicht so häufig genutzt – aber vielleicht ein Tipp<br />

für die Zukunft: Im Mitgliederbereich werden die wöchentlichen<br />

Produkt-Infos aus den Referaten angeboten und archiviert. Sie<br />

„Landwirtschaft soll grün, niedlich<br />

und bloß nicht industriell sein“<br />

Bürgerinitiativen und andere Kritiker der angeblichen<br />

Massentierhaltung reiben. Auch investitionswillige<br />

Landwirte, die sich von der steigenden Nachfrage<br />

nach Geflügelfleisch für ihren Hof wirtschaftliche Perspektiven<br />

ausrechnen, geraten in den Sog der Kritik,<br />

die in einzelnen Fällen in stumpfe Ablehnung und sogar<br />

Zerstörung ihres Eigentums gipfelt. Diese Form der<br />

Auseinandersetzung mit Kritikern hat eine völlig neue<br />

Dimension erreicht und trägt bei vielen Landwirten zu<br />

Verunsicherung bei. Erfreulicherweise finden sich in<br />

der von einigen unermüdlichen Kritikern aufgeheizten<br />

Diskussion doch immer wieder Journalisten, die sich<br />

um echte Aufklärung bemühen und auch die Landwirte<br />

zu Wort kommen<br />

lassen. Leider mag sich<br />

mancherorts aus Furcht<br />

vor öffentlichen Anfeindungen<br />

kaum noch ein<br />

Landwirt öffentlich zur Tierhaltung äußern. Authentische<br />

Nachrichten und das offene Angebot für eine<br />

faire Berichterstattung sind als Gegenpol zu der täglichen<br />

Desinformation aber nicht zu unterschätzen.<br />

Sie müssen von jedem einzelnen Landwirt als wichtigster<br />

„Betriebszweig“ auf dem Hof sehr ernst genommen<br />

werden.<br />

Eine gute Gelegenheit dazu bietet im kommenden<br />

Jahr wieder der Tag des offenen Hofes am 17. Juni.<br />

Gemeinsam mit NDR I <strong>Niedersachsen</strong> plant das <strong>Landvolk</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> eine Neuauflage dieses Klassikers<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit. Zum 10. Mal ergeht das<br />

Angebot an Verbraucher, sich direkt vor Ort auf den<br />

Höfen über den Ursprung ihrer Nahrungsmittel zu informieren.<br />

Nur bei einem flächendeckenden Angebot<br />

wird die Kooperation mit dem NDR weiter Bestand<br />

haben. Von unschätzbarem Wert sind die intensive<br />

Vorberichterstattung sowie die totale Ausrichtung des<br />

Programms bei <strong>Niedersachsen</strong>s meist gehörtem Radiosender<br />

auf die Landwirtschaft am Veranstaltungstag.<br />

lassen sich so zum Teil bis in das Jahr 2008 zurückverfolgen. Im<br />

Wochenvergleich erweisen sich die Tage Montag und Donnerstag<br />

als besonders stark besucht. Dann werden neben dem neuen<br />

Pressedienst auch Beiträge aus der aktuellen Land & Forst eingestellt.<br />

Alle Landwirte, bei denen die Post die „Grüne“ erst gegen<br />

Mittag oder gar am Freitag zustellt, können sich schon am Donnerstagmorgen<br />

unter www.landvolk.net oder www.landundforst.de<br />

über die „grünen“ Topnews informieren.<br />

Zudem ist das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> seit dem Frühjahr<br />

bei www.twitter.de vertreten und weist dort auf aktuelle Meldungen<br />

hin. Die „Follower“, also diejenigen, die dem <strong>Landvolk</strong><br />

folgen, werden immer informiert, wenn es auf der <strong>Landvolk</strong>-<br />

Homepage Neuigkeiten gibt und über Links zu den entsprechenden<br />

Meldungen geleitet.<br />

Mehr in den Blickpunkt gerückt wurde die Rubrik „aktuelles<br />

Video“. Bei der Vielzahl der angebotenen Filme stehen die<br />

sachliche Darstellung der Landwirtschaft und die Berichterstattung<br />

über <strong>Landvolk</strong>-Veranstaltungen im Mittelpunkt. Dieser Bereich<br />

soll auch in Zukunft weiter ausgebaut werden.<br />

Ob als einzelner Hof, Gemeinschaft mehrerer Betriebe<br />

oder des ganzen Dorfes, ob im Verbund mit Verarbeitungsunternehmen<br />

oder Zulieferern: Der Tag des<br />

offenen Hofes lebt von der Kreativität und dem Ideenreichtum<br />

aller Teilnehmer und ist damit das Spiegelbild<br />

der äußerst vielgestaltigen Landwirtschaft in<br />

<strong>Niedersachsen</strong>. Machen Sie mit und melden sich bei<br />

Ihrem Kreisverband für den 17. Juni 2012 zur Teilnahme<br />

am Tag des Offenen Hofes an!<br />

Die Pressestelle des <strong>Landvolk</strong>es ist ein geschätzter<br />

Ansprechpartner für Agrarpolitik, Landwirtschaft und<br />

alle Fragen rund um den ländlichen Raum. Über den<br />

Deutschen Bauernverband oder das Internet ergeben<br />

„Erfolg = Leistung + Image“<br />

Seit Jahrzehnten werden die Bauernhöfe größer, die Zahl nimmt gleichzeitig ab. Die<br />

Tierbestände und die bewirtschafteten Flächen wachsen, Ställe und Maschinen werden<br />

größer, leistungsfähiger und effizienter. Der landwirtschaftliche Strukturwandel verlief<br />

bisher zumeist konfliktfrei und wurde von der Gesellschaft unaufgeregt hingenommen.<br />

Doch das hat sich inzwischen geändert, vor allem die Entwicklung in der Tierhaltung<br />

sorgt für Diskussionen.<br />

Mit dem anhaltenden Wachstum der Betriebe<br />

entstehen Ställe in Größenordnungen, die sich<br />

noch vor einigen Jahren in Westdeutschland kaum<br />

jemand vorstellen konnte. Landwirte investieren<br />

beträchtliche Summen und gehen ein erhebliches<br />

finanzielles Risiko ein, um ihre Betriebe im<br />

europäischen und globalen Wettbewerb zukunftsfähig<br />

zu erhalten. Sie treffen unternehmerische<br />

Entscheidungen, an denen grundsätzlich nichts<br />

auszusetzen ist. Aber immer häufiger kommt es<br />

bei Bauvorhaben zu Vorbehalten bei Nachbarn<br />

und Dorfbewohnern, die Beeinträchtigungen von<br />

Lebensqualität, Wohnumfeld oder dem Wert ihres<br />

Eigentums befürchten.<br />

Diese Einwände und Vorbehalte werden inzwischen<br />

von gesellschaftlichen Gruppierungen mit<br />

unterschiedlichsten Zielsetzungen aufgegriffen und<br />

für ihre Interessen benutzt. Mit den Kampfbegriffen<br />

„Agrarindustrie“ und „Massentierhaltung“ artikulie-<br />

sich zunehmend überregionale Kontakte, aus den EU-<br />

Nachbarländern informieren sich gelegentlich Kollegen<br />

der Fachpresse im Agrarland <strong>Niedersachsen</strong>. Bei<br />

den elektronischen Medien verstärkt sich weiter der<br />

von der Privatsendern vorgelebte Hang zum „human<br />

touch“. Solche Formate, können durchaus als Chance<br />

genutzt werden, wenn sie nicht nur das platte Thema<br />

„Bauer sucht Frau“ bedienen. Wenn ein Kamerateam<br />

eine Woche lang auf dem Bauernhof präsent ist, kann<br />

der Betriebsleiter mit seiner Familie sehr viele Informationen<br />

über Landwirtschaft vermitteln und ein wahres<br />

Bild vom Alltag auf deutschen Bauernhöfen zeichnen!<br />

Das Interesse daran überlebt alle Skandale und Krisen.<br />

ren sich z.B. radikale Gegner jeglicher Nutzung von<br />

Tieren durch Menschen genauso wie die Befürworter<br />

kleinbäuerlicher Strukturen oder Vertreter von Umwelt-,<br />

Tier- und Klimaschutzorganisationen, aber auch<br />

von Entwicklungshilfeorganisationen, Parteien und<br />

Kirchen, sie alle reiben sich an den Entwicklungen<br />

in der Landwirtschaft. In der Gesellschaft haben sich<br />

überregionale Netzwerke und Strukturen gebildet. Sie<br />

regen u.a. die Gründung von Bürgerinitiativen an, dienen<br />

diesen umfangreiches Argumentationsmaterial,<br />

journalistische Begleitung, juristische Beratung und<br />

Experten für öffentliche Diskussionsveranstaltungen<br />

oder auch auswärtige Aktivisten für Veranstaltungen<br />

und medienwirksame Protestaktionen an. Intensiv<br />

werden dazu auch die Möglichkeiten des Internets<br />

Wolfgang Arens<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ob im Kuhstall oder auf<br />

dem Acker, Bauernhöfe<br />

sind als Klassenzimmer<br />

immer stärker gefragt.<br />

49


Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

50<br />

Mit großen Plakaten<br />

begrüßte der LHV die<br />

Gäste des Tages der<br />

<strong>Niedersachsen</strong> vom<br />

1. bis 3. Juli in Aurich.<br />

genutzt, vielfach an der Grenze der Seriosität. Bei Lebensmittelkrisen<br />

wie der EHEC-Problematik oder der<br />

Dioxinkrise wurden die Ursachen reflexartig bei der<br />

Massentierhaltung oder gar einer „agrarindustriellen<br />

Verschwörung“ gesucht. Kriminelle Handlungen wie<br />

Brandstiftungen und Verletzungen der Eigentumsrechte<br />

werden mit z.T. äußerst<br />

geschickten Formulierungen und<br />

Argumenten als „verständlich“<br />

relativiert.<br />

Die mediale Berichterstattung<br />

bewegt sich häufig weit weg<br />

von der Realität zwischen den Extremen<br />

„Bauer sucht Frau“ und<br />

üblen Bildern von leidenden Tieren<br />

und quälenden Menschen.<br />

Mit Eifer sind Fernsehteams auch öffentlich-rechtlicher<br />

Sender auf der Suche nach möglichst skandalösen Auswirkungen<br />

der heutigen landwirtschaftlichen Realität,<br />

leisten z.B. Einbrüchen in Ställe Vorschub, indem sie<br />

dabei entstandene Bilder verwerten, oder organisieren<br />

Speicheltests zum Nachweis von Keimbelastungen bei<br />

Tierhaltern. Ereignisse werden so geschaffen oder herbeigeführt,<br />

um dann darüber berichten zu können. Einige<br />

Journalisten sprechen inzwischen selbst(kritisch)<br />

von „Medienerregern“.<br />

Alles das bleibt nicht ohne Wirkung. In den Köpfen<br />

der Menschen verfestigt sich ein unrealistisches<br />

Bild von Landwirtschaft: einerseits die vermeintliche<br />

„Heile Welt“, andererseits die Vorstellung von horrenden<br />

„Missständen“ in der Landwirtschaft. Sie sind<br />

damit empfänglich für die romantisierende Propaganda<br />

vielfältiger Interessengruppen von einer kleinbäuerlich<br />

strukturierten Landwirtschaft, ohne sich über<br />

die Folgen auch für die eigene Lebenshaltung Gedanken<br />

zu machen.<br />

Auch die Politik reagiert. Baumaßnahmen und<br />

Genehmigungsverfahren in der Landwirtschaft werden<br />

zu Wahlkampfthemen, Auflagenverschärfungen<br />

und Gesetzesänderungen sind politischer Alltag,<br />

die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft<br />

ändern sich mit den politischen Mehrheiten, politische<br />

Weichenstellungen von der kommunalen über<br />

Landes- und Bundesebene bis zur europäischen Ebene<br />

sind nicht widerspruchsfrei. Aktuell stehen u.a. die<br />

Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik und in<br />

Deutschland die Änderung des BauGesetzbuches auf<br />

der politischen Tagesordnung. Damit wird deutlich,<br />

dass Produktionssysteme, die von der breiten Masse<br />

der Bevölkerung nicht ak-<br />

„Landwirtschaft muss auf die<br />

offenkundig vorhandenen<br />

Defizite bei der Akzeptanz<br />

moderner landwirtschaftlicher<br />

Methoden reagieren.“<br />

zeptiert werden, auf Dauer<br />

keinen Bestand haben.<br />

Andererseits werden auch<br />

landwirtschaftliche Betriebe,<br />

die im Wettbewerb<br />

nicht mithalten können,<br />

auf Dauer keinen Bestand<br />

haben.<br />

Die Landwirte befinden<br />

sich in einer schwierigen Lage. Die Europäische<br />

Agrarpolitik gibt die Leitlinie für die Betriebe<br />

vor, insgesamt ging die Richtung in den vergangenen<br />

Jahrzehnten hin zu Marktöffnung, Abbau von Marktordnungen,<br />

Deregulierung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

im globalen Markt. Zwar gab es dabei auch bereits<br />

Umwelt- und Tierschutzvorgaben, aber mit den Vorschlägen<br />

für die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013<br />

scheint nach der Beschleunigung hin zur globalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit wieder der Rückwärtsgang eingelegt<br />

zu werden. Weniger die Märkte, vielmehr das<br />

landwirtschaftliche Handeln und Wirtschaften sollen<br />

stärker denn je reguliert werden.<br />

Längst ist in Europa die Zeit vorbei, als die Anbieter<br />

landwirtschaftlicher Produkte gegenüber den<br />

Nachfragern im Vorteil waren. Heute können die<br />

Nachfrager weltweit zwischen den Anbietern wählen<br />

und entscheiden sich in der Regel für diejenigen mit<br />

den günstigsten Konditionen. Die Nachfrage wird von<br />

wenigen großen Handelskonzernen dominiert, die sich<br />

gegenseitig einen harten Verdrängungskampf liefern.<br />

Ihnen gegenüber stehen zahlreiche Unternehmen der<br />

Ernährungswirtschaft und eine noch weitaus größere<br />

Vielfalt landwirtschaftlicher Betriebe. Den Nutzen davon<br />

haben die Verbraucher, die von extrem niedrigen<br />

Ausgaben für ihre Ernährung profitieren. Sie haben<br />

sich inzwischen derart an das niedrige Preisniveau für<br />

Nahrungsmittel gewöhnt, dass selbst vergleichsweise<br />

geringfügige Preiserhöhungen aufgrund von Marktschwankungen<br />

größere öffentliche Erregungswellen<br />

auslösen. Rational nicht nachzuvollziehen ist dabei<br />

der Befund, dass die große Mehrzahl der Verbraucher<br />

durch ihr reales Kaufverhalten zwar die günstigsten<br />

Anbieter mit den niedrigsten Preisen bevorzugt und<br />

damit das niedrige Preisniveau stützt und herbeiführt,<br />

dass aber die gleiche Mehrzahl der Verbraucher nach<br />

Medienberichten angeblich eine andere Landwirtschaft<br />

will. Diese Vorstellungen werden sehr stark von<br />

Wunschdenken und Sozialromantik geprägt. Für den<br />

um Objektivität bemühten Betrachter wird immer<br />

deutlicher die wachsende Diskrepanz zwischen dem<br />

tatsächlichen „Bedarf“ und den geäußerten „Bedürfnissen“.<br />

Immer mehr Menschen benötigen ausreichende<br />

und erschwingliche Nahrungsmittel, fragen<br />

insbesondere Veredelungsprodukte nach, und wünschen<br />

angesichts der Endlichkeit fossiler Energieträger<br />

und des Atomausstiegs eine nachhaltige Energieversorgung.<br />

Gleichzeitig leistet sich die Gesellschaft eine<br />

gewaltige Verschwendung von landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen – 120 ha am Tag allein in Deutschland.<br />

Für die Landwirtschaft wird angesichts dieser<br />

Sachlage immer deutlicher, dass dauerhafter „Erfolg“<br />

nur durch „Leistung + Image“ zu garantieren ist. Sie<br />

muss auf die offenkundig vorhandenen Defizite bei<br />

der Akzeptanz moderner landwirtschaftlicher Methoden<br />

reagieren, auch wenn die veröffentlichte und<br />

zurzeit vorherrschende öffentliche Meinung nicht die<br />

Realität widerspiegelt, sondern Zerrbilder und Halbwahrheiten<br />

präsentiert. Akzeptanz-Defizite schaden<br />

über Entscheidungen in Politik und Verwaltung den<br />

Produzenten, z.B. durch Verbote, Auflagen, Kontrollen,<br />

Versagen von Genehmigungen. Sie schaden mittelfristig<br />

auch den Absatzchancen der Produkte einer<br />

modernen Landwirtschaft, und sie beeinträchtigen auf<br />

Dauer Selbstbewusstsein und Arbeitsmotivation der<br />

Menschen in der Landwirtschaft.<br />

Damit fällt der Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Sie will falsche Bilder in den Köpfen der Menschen<br />

korrigieren. Rund 140 Menschen ernährt heute ein<br />

Landwirt. Die Kehrseite dieser Erfolgsstory ist, dass<br />

heute nur noch ein Bruchteil der Menschen aus eigenem<br />

Erleben die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft<br />

und Ernährung kennt. Die Landwirtschaft<br />

ist hier ebenso gefordert wie die Wirtschaftszweige im<br />

vor- und nachgelagerten Bereich. Meinungsbildung<br />

darf nicht denen überlassen werden, die am meisten<br />

und am lautesten schreien und mit Verkürzungen und<br />

Halbwahrheiten Negativbegriffe in die Köpfe platzieren,<br />

weder im Internet, noch in den Schul- oder Kinderbüchern,<br />

weder in den Zeitungen noch im Rundfunk<br />

oder Fernsehen, weder in den Gemeinderäten,<br />

den Kirchengemeinden oder im Bekanntenkreis. Mit<br />

kleinen Schritten, aber flächendeckend muss ein re-<br />

alistisches Bild der Landwirtschaft vermittelt werden.<br />

Selbstbewusst und kontinuierlich muss mit klaren<br />

und deutlichen Positionen erläutert werden, warum<br />

die Landwirtschaft etwas tut und warum bestimmte<br />

Methoden genutzt werden, vor welchen Herausforderungen<br />

und Problemstellungen sich die Landwirtschaft<br />

selbst sieht, wie sie an Lösungen arbeitet.<br />

Die hervorragende wirtschaftliche Entwicklung<br />

unserer Regionen, der im weltweiten Maßstab sehr<br />

gute Zustand der Kulturlandschaft, der hohen Standards<br />

an Tierschutz, Arbeitsschutz, Hygiene und Lebensmittelsicherheit<br />

belegen, dass die Menschen<br />

in der Landwirtschaft selbstbewusst für ihre Arbeit<br />

eintreten können. Das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> hat<br />

mit den Kreisverbänden und dem Deutschen Bauernverband<br />

ein breites Instrumentarium für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

entwickelt. Es reicht weit über die<br />

politische Lobbyarbeit hinaus und ist Reaktion auf<br />

die aufgezeigten Probleme. Die Palette umfasst die<br />

klassische Pressearbeit, politische Gespräche und<br />

Stellungnahmen, Internet und weitere Möglichkeiten<br />

der modernen Informations- und Kommunikationstechniken.<br />

Entwickelt wurden auch wiederkehrende<br />

Aktionen wie „Tag des Offenen Hofes“, „Bauernhof als<br />

Klassenzimmer“ und Unterstützungsprogramme wie<br />

„Ein-Sichten“ der i.m.a., mit dem interessierte Besucher<br />

Einblicke in moderne Ställe erhalten sollen. Sehr<br />

viele Direktvermarkter und die Anbieter von Urlaub<br />

auf dem Bauernhof leisten zusätzlich wertvolle Arbeit<br />

in diese Sinne.<br />

Die Formel „Erfolg = Leistung + Image“ gilt für<br />

jeden Betrieb und für jeden Kreisverband. Vor Ort<br />

müssen die Angebote mit Ideenreichtum, Kreativität<br />

und Engagement angepasst und zu den örtlichen Gegebenheiten<br />

passend weiter entwickelt werden. Wenn<br />

Menschen sich selbst ein Bild von der Landwirtschaft<br />

machen können, ist das der beste Schutz gegen falsche<br />

und verzerrte Bilder von Landwirtschaft.<br />

Mehr als 20 Kreisverbände unterstützen die Aktivitäten<br />

zum Lernort Bauernhof. Überall im Lande werden<br />

Gespräche mit Landwirten und Besuche von Multiplikatoren<br />

– u.a. lokale Medien, Kirchengemeinden,<br />

Kommunalpolitiker, Lehrer – in Ställen und auf den<br />

Nutzflächen organisiert, damit diese sich selbst ein<br />

Bild von den Realitäten, der Sorgfalt und dem Verantwortungsbewusstsein<br />

der Landwirte machen können.<br />

Zur Grünen Woche in<br />

Berlin ist <strong>Niedersachsen</strong><br />

traditionell mit einer<br />

eigenen Halle vertreten.<br />

51


Partner und Dienstleister<br />

52<br />

„Aus Zwei mach Eins“<br />

Um gemeinsam stärker auftreten zu können und eine geschlossene und einheitliche<br />

Tarifpolitik in ganz <strong>Niedersachsen</strong> zu gewährleisten, haben die zuständigen Gremien im<br />

Frühjahr <strong>2011</strong> beschlossen, die Land- und forstwirtschaftliche Arbeitgebervereinigung<br />

<strong>Niedersachsen</strong> e.V. (Hannover) und den Arbeitgeberverband Agrar, Genossenschaften,<br />

Ernährung Nord-West AGE (Oldenburg) zu einem gemeinsamen und landesweit tätigen<br />

Verband zusammen zu führen.<br />

Der neue Verband firmiert als „Arbeitgeberverband<br />

Agrar, Genossenschaften, Ernährung<br />

<strong>Niedersachsen</strong>“ (AGE) mit Sitz in Oldenburg.<br />

Das im Bereich Hannover bestehende System der<br />

Bezirksverbändestruktur wird dabei unverändert<br />

übernommen.<br />

Die land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeber-Bezirksverbände<br />

Hannover-Mitte, Braunschweig,<br />

Stade, Lüneburger Heide und Südhannover sind zwischenzeitlich<br />

dem neuen Verband beigetreten. Die<br />

einzelnen Arbeitgeberbetriebe sind nach wie vor über<br />

ihre Mitgliedschaft im <strong>Landvolk</strong>-Kreisverband als mittelbare<br />

Mitglieder oder aber zum Teil auch als Direktmitglieder<br />

in die Vereinszielsetzung eingebunden.<br />

Mit der Überleitung der Geschäftsstelle nach<br />

Oldenburg hat die Land- und forstwirtschaftliche Arbeitgebervereinigung<br />

<strong>Niedersachsen</strong> e.V. in Hannover<br />

zum 30. September <strong>2011</strong> ihre Tätigkeit beendet und ist<br />

als Verein aufgelöst worden. Gegründet worden war<br />

die Arbeitgebervereinigung <strong>Niedersachsen</strong> im Oktober<br />

1947 mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen in der<br />

Landwirtschaft „wieder wie früher weitgehend selbst<br />

zu regeln“.<br />

Tarifpolitik, Gremienarbeit und Rechtsberatung<br />

werden für die Arbeitgeberbetriebe seit 1. Oktober <strong>2011</strong><br />

ausschließlich über den AGE <strong>Niedersachsen</strong> in Oldenburg<br />

geleistet. Das Team der Arbeitgebervereinigung<br />

in Hannover, das regelmäßig in arbeitsrechtlichen und<br />

tarifpolitischen Fragestellungen zur Verfügung stand<br />

und sich inzwischen bereits anderweitigen Aufgaben<br />

widmet, dankt auf diesem Wege allen Arbeitgebern<br />

herzlich für das über lange Jahre entgegengebrachte<br />

Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Alle abgeschlossenen<br />

Tarifverträge gelten zunächst grundsätzlich<br />

fort, bis sie durch eine neue Abmachung ersetzt<br />

werden. So sind im aktuellen Landarbeiter-Lohntarifvertrag<br />

die bereits in 2010 vereinbarten Lohnerhöhungen<br />

zum 1.11.<strong>2011</strong> zu beachten. Der Ecklohn für<br />

die Lohngruppe 4 (geprüfter Landwirt/landw. Fach-<br />

arbeiter) stieg von 11,15 auf 11,41 Euro. Auch in allen<br />

weiteren Lohngruppen erhöhten sich die Stundensätze<br />

ab dem 1.11.<strong>2011</strong> um 2,3 Prozent. Der Tarifvertrag<br />

hat noch eine Laufzeit bis zum 31. Oktober 2012.<br />

Im Übrigen hatte das Jahr <strong>2011</strong> für viele Arbeitgeberbetriebe<br />

deutliche Entlastungen im Gepäck.<br />

Seit dem 1. Mai <strong>2011</strong> gilt für alle Bürger der EU-<br />

Staaten, die zum 1. Mai 2004 der EU beigetreten sind,<br />

der freie Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt.<br />

Obwohl also z. B. polnische Arbeitskräfte damit in<br />

allen Branchen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen können<br />

und sich die Landwirtschaft bei der Gewinnung<br />

von Erntehelfern damit in einer noch ungewohnten<br />

Konkurrenzsituation befand, stand dennoch im Ergebnis<br />

eine ausreichende Anzahl motivierter Saisonarbeitskräfte<br />

zur Verfügung.<br />

Für Erntehelfer aus Rumänien und Bulgarien verbleibt<br />

es vorerst noch beim bekannten Vermittlungsverfahren<br />

über die Bundesagentur für Arbeit. Dazu gehört<br />

die Erfordernis der förmlichen Arbeitserlaubnis,<br />

die vor Aufnahme der Beschäftigung vorliegen muss.<br />

Zum 1. Mai <strong>2011</strong> wurde das Anforderungsverfahren für<br />

Saisonkräfte aus Bulgarien, Rumänien und Kroatien<br />

im Bereich der Bundesagentur für Arbeit neu organisiert.<br />

Zuständig für die Annahme der Anträge sind jetzt<br />

nicht mehr die regionalen Arbeitsagenturen, sondern<br />

direkt die ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung).<br />

Für das Land <strong>Niedersachsen</strong> ist der ZAV-Stützpunkt<br />

in Duisburg zuständig. Als Folgeregelung zu<br />

den bisherigen Eckpunkten wurden für das Jahr <strong>2011</strong><br />

für die tatsächlich vermittelten Saisonarbeitskräfte ein<br />

Kontingent von bundesweit 150.000 Saisonarbeitskräften<br />

eingeführt. Diese wurden von der Bundesagentur<br />

für Arbeit/ZAV ohne Arbeitsmarktprüfung zugelassen.<br />

Wegen des hohen Arbeitskräftebedarfs wurde dieses<br />

Kontingent im Laufe des Jahres <strong>2011</strong> auf 180.000 Vermittlungen<br />

erhöht. Bei polnischen Erntehelfern kann<br />

die Lohnhöhe seit Mai <strong>2011</strong> frei verhandelt werden, sie<br />

muss allerdings mindestens zwei Drittel eines in der<br />

Den neu strukturierten Arbeitgeberverband für das gesamte<br />

Land <strong>Niedersachsen</strong> erreichen Sie über folgende Adresse:<br />

Arbeitgeberverband Agrar, Genossenschaften,<br />

Ernährung <strong>Niedersachsen</strong> (AGE)<br />

Bahnhofstraße 14, 26122 Oldenburg<br />

Telefon 04 41 / 2 10 27 – 51<br />

Als Beratung in allen arbeitsrechtlichen und tarifrechtlichen<br />

Fragestellungen stehen Ihnen dort Geschäftsführer<br />

Torsten Kasimir und seine Mitarbeiter<br />

zur Verfügung.<br />

betreffenden Branche und Wirtschaftsregion üblicherweise<br />

gezahlten Tariflohns erreichen. Andernfalls gilt<br />

die Vergütungsvereinbarung als sittenwidrig.<br />

Rumänische und bulgarische Saisonkräfte sind<br />

nach dem Saisonarbeiter-Tarifvertrag zu vergüten, das<br />

heißt in der Lohngruppe 1 (leichte Erntearbeiten) zur<br />

Zeit mit 6,40 Euro und in der Lohngruppe 2 (normale<br />

und schwerere Erntearbeiten) mit 6,70 Euro.<br />

Der Tarifvertrag für Saisonarbeitskräfte endet<br />

durch Kündigung der IG-Bauen-Agrar-Umwelt zum<br />

31.12.<strong>2011</strong>. Die Gewerkschaft hat darüber hinaus angekündigt,<br />

keinen neuen Saisonarbeiter-Tarifvertrag<br />

mehr abschließen zu wollen. Zu Lohnerhöhungen für<br />

Saisonkräfte wird es deshalb in 2012 voraussichtlich<br />

nicht kommen.<br />

Über all diese Entwicklungen und vieles mehr<br />

haben die land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände<br />

auf Landes- und Bezirksebene auch in<br />

Nur ein Landarbeiterstreik in sechzig Jahren<br />

Wie wichtig und erfolgreich die von<br />

den Arbeitgeberverbänden gepflegte<br />

Sozialpartnerschaft mit den Gewerkschaften<br />

ist, belegt ein Blick in die Historie: Es gab<br />

bisher erst einen einzigen Landarbeiterstreik in<br />

<strong>Niedersachsen</strong>. Er begann am 1.8.1951. Die Presse<br />

berichtete von 12.000 bis 31.000 Streikenden. Am<br />

<strong>2011</strong> ihre Mitgliedsbetriebe unterrichtet, sie aktiv unterstützt<br />

und darüber hinaus in zahllosen arbeitsrechtlichen<br />

Fragestellungen Hilfe geleistet.<br />

Peter Zanini<br />

13.8.1951 war dieser Streik beendet, ohne dass die<br />

Arbeitgeberbetriebe sich zu betriebsschädigenden<br />

Zugeständnissen hatten bereit erklären müssen.<br />

Auch der neue Arbeitgeberverband wird am<br />

Arbeitsfrieden in der Land- und Forstwirtschaft<br />

weiter verantwortungsvoll und zum Wohle der<br />

Betriebe mitwirken.<br />

ZJEN:<br />

Mitgliederzuwachs und Erfolge<br />

Anlässlich der Jahresmitgliederversammlung am 29.11.<strong>2011</strong> in Bad Fallingbostel begrüßte<br />

der Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in <strong>Niedersachsen</strong><br />

(ZJEN) sein 3.500stes Mitglied. Aber auch aus anderen Gründen gab es Anlass, auf ein<br />

ausgesprochen erfolgreiches Vereinsjahr zurück zu blicken.<br />

Eeigentums- und jagdrechtliche Belange nicht<br />

im Alleingang wahren zu können, mit dieser<br />

Überzeugung haben sich jetzt insgesamt über 270.000<br />

Grundeigentümer mit über 2,1 Millionen Hektar<br />

bejagbarer Fläche im ZJEN zusammengeschlossen.<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> begann mit mehreren positiven Nachrichten:<br />

• Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte<br />

(EGMR) hatte durch Urteil vom 20. Januar die<br />

Pflichtmitgliedschaft der Grundeigentümer in deutschen<br />

Jagdgenossenschaften bestätigt. Mit vier zu<br />

drei Richterstimmen ging diese Entscheidung allerdings<br />

denkbar knapp aus. Der unterlegene Beschwerdeführer,<br />

der sich gegen eine Bejagung seiner<br />

Grundflächen wehrt, hat inzwischen zwar eine<br />

Überprüfung der Entscheidung durch die insgesamt<br />

17 Richter der Großen Kammer beim EGMR durch-<br />

setzen können. ZJEN und Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

hegen aber die berechtigte Hoffnung, dass<br />

auch die Große Kammer aus übergeordneten hegerischen<br />

Gründen eine Bejagungspflicht und die<br />

hieraus folgende Pflichtmitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft<br />

bestätigen wird. Anderenfalls käme es<br />

voraussichtlich zu einem jagdlichen Flickenteppich.<br />

Schnell wachsende Wildbestände, die erhöhte Gefahr<br />

von Tierseuchen und weiter zunehmende Wildschäden<br />

in der Land- und Forstwirtschaft wären die<br />

Folge. Mit der Entscheidung der Großen Kammer ist<br />

noch in der ersten Jahreshälfte 2012 zu rechnen.<br />

• Durch den neu in das Niedersächsische Jagdgesetz<br />

eingefügten § 16 a) sind seit Anfang Januar die Jagdgenossenschaften<br />

beim Erwerb der Eigentümerdaten<br />

für ihr Jagdkataster den Gemeinden gleichgestellt.<br />

Sie zahlen an die Katasterverwaltung nur noch<br />

Begründeten im Frühjahr<br />

eine neue Ära der Arbeitgeberverbände:<br />

Gert Lindemann,<br />

Lothar Lampe,<br />

Albrecht Bußmeier und<br />

Werner Hilse (v.l.n.r.)<br />

Peter Zanini<br />

Geschäftsführer ZJEN<br />

53


Partner und Dienstleister<br />

54<br />

den so genannten Bereitstellungsaufwand. Für eine<br />

Jagdgenossenschaft mittlerer Größe ergeben sich damit<br />

Kosten von ca. 150 Euro statt wie bisher über 300<br />

Euro. Der ZJEN hat diese Gesetzesänderung nach<br />

langen und intensiven Verhandlungen mit den zuständigen<br />

Landesministerien erreichen können.<br />

• Die Förderfähigkeit von Bejagungsschneisen, die<br />

zur Unterstützung der gezielten Schwarzwildbejagung<br />

angelegt werden, wurde vereinfacht. Durch die<br />

Einführung neuer Nutzungscodes für Silomais mit<br />

Bejagungsschneisen müssen<br />

diese Flächen für den<br />

Antrag auf Betriebsprämie<br />

nicht mehr aus dem Maisschlag<br />

gesondert heraus<br />

gerechnet werden. Die beschriebenen<br />

Änderungen<br />

werden es vielen Landwirten erleichtern, sich zur<br />

Anlage zusätzlicher jagdlicher und wildtierfreundlicher<br />

Strukturen bereit zu erklären.<br />

Neben der umfassenden Beratung der Mitglieder<br />

in Rechts- und Organisationsfragen und zu Jagdpachtangelegenheiten<br />

war der ZJEN an zahlreichen<br />

Arbeitskreisen und Diskussionsforen beteiligt, um dort<br />

die berechtigten Interessen der Jagdrechtseigentümer<br />

einzubringen. Der „Runde Tisch“ zur Wald-Wild-Diskussion,<br />

den das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium<br />

einberufen hatte, konnte zu konkreten<br />

Ergebnissen kommen, um erhöhte Wildschäden im<br />

Wald zu vermeiden. So soll die Abschussplanung für<br />

Rehwild auf Vorschlag des ZJEN dahingehend flexibilisiert<br />

werden, dass eine zur Wildschadensabwehr notwendige<br />

Überschreitung des Abschussplans um bis zu<br />

30 Prozent ermöglicht wird. Die hierfür erforderlichen<br />

Verwaltungsvorgaben werden zur Zeit im Ministerium<br />

erarbeitet. Weiterhin wird die bereits in der Vergangenheit<br />

tätige Wald-Wild-Kommission wieder ins Leben<br />

gerufen, die bei regionalen Problemschwerpunkten an<br />

Ort und Stelle ein vermittelndes und beratendes Gespräch<br />

mit den Betroffenen führt.<br />

Service-Angebote für Mitglieder:<br />

1. Das im Jahr 2009 eingeführte PC-Programms Jagdkataster 2.0<br />

zählt mittlerweile über 350 Anwender. Zusätzlich steht seit einiger<br />

Zeit ein GIS-Modul zur Verfügung, durch das die Möglichkeit<br />

einer digitalen Kartenansicht einschließlich der Anzeige<br />

der Flurstücksbezeichnung für das gesamte Gebiet der<br />

jeweiligen Jagdgenossenschaft gegeben ist.<br />

Die niedersächsische Katasterverwaltung hat nun seit März<br />

<strong>2011</strong> katasteramtsweise mit der Umstellung des alten Datenformats<br />

ALB auf das neue Format ALKIS begonnen. Die Einführung<br />

dieses neuen Formats erfordert eine Anpassung der<br />

Jagdkataster-Software durch den Geoinformationsdienst;<br />

zudem wird es demnächst eine neue Kostenordnung für den<br />

Bezug von ALKIS-Daten geben. Es wird damit gerechnet, dass<br />

der Import des neuen Datenformats in das Jagdkataster ab<br />

Frühsommer 2012 möglich sein wird. Diejenigen Jagdgenossenschaften,<br />

die erstmals Interesse am Erwerb von Daten und<br />

PC-Programm 2.0 haben, werden aus diesem Grund erst im<br />

Frühsommer 2012 bedient werden können.<br />

„In vertrauensvoller und<br />

partnerschaftlicher Kooperation<br />

können Wildschäden<br />

vermieden werden.“<br />

Im Arbeitskreis „Jagd in Naturschutzgebieten“,<br />

werden verbindliche Vorgaben entwickelt, um unbegründeten<br />

Einschränkungen der Jagd in Naturschutzgebieten<br />

entgegen zu wirken. Das Landwirtschaftsministerium<br />

hatte zu diesem Arbeitskreis eingeladen,<br />

nachdem Landesjägerschaft und ZJEN die Jagd in Naturschutzgebieten<br />

zunehmender Bedrängnis ausgesetzt<br />

sahen.<br />

In der unmittelbaren Mitgliederbetreuung stand<br />

im Jahre <strong>2011</strong> wieder die Beratung zur Ausgestaltung<br />

des Jagdpachtvertrages und<br />

zur Wildschadenshaftung<br />

hoch im Kurs. Im Hinblick<br />

auf die Vertragsverhandlungen<br />

vor Ort müssen<br />

die Jagdgenossenschaften<br />

wissen, dass Wildschadensanteile,<br />

die vom Jagdpächter haftungsrechtlich<br />

nicht übernommen werden, gemäß § 29 BJagdG von<br />

der Jagdgenossenschaft ausgeglichen werden müssen,<br />

notfalls sogar über eine Mitgliederumlage. Die<br />

geschädigten Bewirtschafter können über den Jagdpachtvertrag<br />

nicht verpflichtet werden, einen Teil des<br />

Schadens selbst zu tragen, denn Verträge zu Lasten<br />

Dritter sind rechtlich unzulässig. Insgesamt besteht<br />

zum Thema weiterhin hoher Aufklärungsbedarf, dem<br />

der ZJEN durch gezielte Mitgliederinformation und<br />

Vortragsveranstaltungen gerecht wird. Wichtigster<br />

Baustein im Bemühen um die Vermeidung und Regelung<br />

des Wildschadens ist und bleibt die vertrauensvolle<br />

und wirklich partnerschaftliche Kooperation<br />

aller Beteiligten vor Ort, die sich zum Beispiel durch<br />

jährliche gemeinsame Revierbegehungen sehr befördern<br />

lässt.<br />

Das vereinseigene Mitteilungsblatt „ZJEN-Informationen“<br />

unterrichtet die Mitglieder regelmäßig über<br />

alle Verbandsaktivitäten und politischen Diskussionen.<br />

Neueste Nachrichten, Merkblätter, Tagungsprotokolle<br />

und Jagdpachtverträge usw. finden Mitglieder unter<br />

www.zjen.de im Internet.<br />

2. Der ZJEN bietet den Jagdgenossenschaften seit dem 1.1.<strong>2011</strong><br />

eine Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung an. Für einen<br />

jährlichen Versicherungs-beitrag von nur 15 Euro kann<br />

sich der Jagdvorstand gegen Vermögensschäden absichern,<br />

die Dritte oder die Jagdgenossenschaft selbst aufgrund eines<br />

fahrlässigen Fehlverhaltens des Jagdvorstands (z. B. fehlerhafte<br />

Anwendung der Satzung) erleiden.<br />

3. Gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft haben die<br />

Landesverbände der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer<br />

eine Publikation zum Thema „Jagdgenossenschaften<br />

– Aufgaben im Jagdrechtssystem“ erarbeitet. Die Broschüre ist<br />

als aid-Heft erschienen und kann über die Geschäftsstelle des<br />

Verbandes bezogen werden.<br />

4. Der Werbe-Flyer „ZJEN – Eine starke und lebendige Gemeinschaft“<br />

stellt Aufgaben und Service-Angebote des Verbandes<br />

dar und ist weiterhin verfügbar. Der Flyer sollte in jedem<br />

<strong>Landvolk</strong>-Kreisverband und bei den zuständigen Jagdbehörden<br />

ausliegen.<br />

Naturschutz<br />

mit den Grundeigentümern<br />

Die Stiftung Kulturlandpflege fördert Naturschutzprojekte, die gemeinsam mit<br />

Jagdgenossenschaften oder einzelnen Grundeigentümern durchgeführt werden.<br />

Mittlerweile sind über 150 derartige Vorhaben – verteilt auf fast alle Landkreise<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s – umgesetzt worden. Seit 2005 firmieren die geförderten Maßnahmen<br />

der Stiftung Kulturlandpflege unter dem Titel „Grüne Herzen <strong>Niedersachsen</strong>s“.<br />

Die Stiftung Kulturlandpflege bietet außerdem<br />

eine Plattform, um gemeinsam mit<br />

Grundeigentümern und Flächenbewirtschaftern<br />

Konzepte für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu<br />

entwickeln. Bei entsprechenden Vorhaben nimmt<br />

die Stiftung gerne Anregungen zur kooperativen<br />

Umsetzung solcher Maßnahmen entgegen.<br />

Im Jahr <strong>2011</strong> präsentierte sich die Stiftung Kulturlandpflege<br />

gemeinsam mit ihren Schwesterstiftungen<br />

aus den anderen Bundesländern erstmals<br />

mit eigenem Messestand auf der Internationalen<br />

Grünen Woche in Berlin.<br />

Im Mittelpunkt stand das<br />

Angebot der Stiftungen, im<br />

Rahmen einer produktionsintegriertenKompensation<br />

(PIK) flächensparende<br />

Modelle zum Ausgleich<br />

von Eingriffen in Natur und<br />

Landschaft umzusetzen.<br />

Sehr gut besucht war die Begleitveranstaltung im<br />

Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, in der die<br />

Stiftungen Lösungen für konkurrierende Landnutzungen<br />

vorstellten. Die Stiftung Kulturlandpflege<br />

wies in ihrem Beitrag auf die Möglichkeiten der „Biotopaufwertung<br />

durch Pflegemaßnahmen“ an bereits<br />

bestehenden Landschaftselementen hin. Denn<br />

schließlich können viele Biotope, wie z.B. Kleingewässer,<br />

Hecken oder Trockenrasen erst durch Pflegemaßnahmen<br />

in ihrem Wert erhalten oder verbessert<br />

werden.<br />

Am 19. Mai fiel der Startschuss in Berlin: Gemeinsam<br />

mit anderen Kulturlandstiftungen aus<br />

Deutschland setzt sich die Stiftung Kulturlandpflege<br />

in <strong>Niedersachsen</strong> für Rauch- und Mehlschwalben<br />

ein. Unter dem Titel „Schwalbe sucht Dorf“ will<br />

die Stiftung Kulturlandpflege gemeinsam mit den<br />

Kulturlandstiftungen aus Bayern, Rheinland-Pfalz,<br />

Westfalen und dem Rheinland sowie der Deutschen<br />

Stiftung Kulturlandschaft in den kommenden Jahren<br />

verstärkt auf die Lebensbedingungen der Rauch-<br />

und Mehlschwalben aufmerksam machen.<br />

Während Schwalben gerade aus den Dörfern<br />

früher nicht wegzudenken waren und mit ihrem<br />

munteren Gezwitscher auf sich aufmerksam machten,<br />

bleibt es heute vielerorts verdächtig still. Zwar<br />

sind sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben in<br />

Deutschland noch weit verbreitet, doch ihre Lebensbedingungen<br />

verschlechtern sich vielerorts und<br />

so nimmt ihre Zahl ab. Im Gegensatz zu den Rauchschwalben,<br />

die vorwiegend in Ställen oder ande-<br />

„Die Teiche der ehemaligen<br />

Lehrter Zuckerfabrik sind ein<br />

Beispiel dafür, wie wertvoll<br />

Biotope aus Menschenhand für<br />

den Naturschutz sein können.“<br />

ren landwirtschaftlichen Gebäuden brüten, bauen<br />

Mehlschwalben ihre Nester an den Außenfassaden<br />

von Gebäuden und sind damit auf das Wohlwollen<br />

der gesamten Bevölkerung angewiesen. Landwirte<br />

und Hausbesitzer haben viele Möglichkeiten, um<br />

die Lebensbedingungen für die Schwalben zu verbessern.<br />

Im kommenden Frühjahr wird die Stiftung Kulturlandpflege<br />

das Projekt „Schwalbe sucht Dorf“ in<br />

<strong>Niedersachsen</strong> im Rahmen einer eigenen Aktion mit<br />

Leben füllen. Näheres zum länderübergreifenden<br />

Schwalbenprojekt finden<br />

Sie auf www.stiftungkulturlandpflege.de<br />

Auf der Mitgliederversammlung<br />

des ZJEN<br />

in Fallingbostel am 29.<br />

November hat die Stiftung<br />

Kulturlandpflege das<br />

„Projekt des Jahres <strong>2011</strong>“<br />

mit einem besonderen Preis gewürdigt. Der Preisträger<br />

ist Frank-Dieter Busch aus Lehrte in der Region<br />

Hannover, der seit 50 Jahren die Vogelwelt an<br />

den Teichen der ehemaligen Lehrter Zuckerfabrik<br />

beobachtet und dokumentiert. Dieses 40 ha große<br />

Feuchtgebiet ist im Jahr 2002 von der Nordzucker<br />

AG in das Eigentum der Stiftung Kulturlandpflege<br />

übertragen worden. Schon während des Fabrikationsbetriebes<br />

hatten sich die Teiche zu einem bedeutsamen<br />

Lebensraum für Brut- und Rastvögel<br />

entwickelt. Seit Betriebsaufgabe hat sich die Anzahl<br />

der beobachteten Vogelarten noch weiter erhöht.<br />

Die Lehrter Zuckerfabriksteiche sind ein Beispiel<br />

dafür, wie wertvoll Biotope aus Menschenhand<br />

für den Naturschutz sein können. Die Stiftung Kulturlandpflege<br />

hat die Verantwortung für den dauerhaften<br />

Erhalt dieses Lebensraumes übernommen.<br />

Die Wertigkeit und Störungsfreiheit des Gebietes auf<br />

Dauer zu erhalten, sieht die Stiftung als vordringliche<br />

Aufgabe an.<br />

Die Veränderungen in der Vogelwelt und der<br />

Artenzusammensetzung sind von Frank-Dieter<br />

Busch in eindrucksvoller Weise dokumentiert worden.<br />

Seine Aufzeichnungen sind für die Stiftung eine<br />

wichtige Orientierungshilfe beim zukünftigen Gebietsmanagement<br />

und sollen mit Unterstützung der<br />

Stiftung veröffentlicht werden.<br />

Über aktuelle Aktionen und die verschiedenen<br />

Angebote der Stiftung Kulturlandpflege können sich<br />

Interessierte im Internet unter www.stiftungkulturlandpflege.de<br />

ausführlich informieren.<br />

Björn Rohloff,<br />

Stiftung Kulturlandpflege<br />

55


Partner und Dienstleister<br />

56<br />

Dr. Heinrich-<br />

Hubertus Helmke,<br />

Geschäftsführer DNZ<br />

Hohe Rüben- und<br />

Zuckererträge lassen<br />

auf eine erfolgreiche<br />

Kampagne hoffen.<br />

Gute Rübenernte –<br />

dunkle Wolken aus Brüssel<br />

Die Rübenernte begann in Norddeutschland Anfang September sehr vielversprechend.<br />

Hohe Rüben- und Zuckererträge lassen auf eine erfolgreiche Kampagne <strong>2011</strong> hoffen.<br />

Getrübt wird die Freude darüber jedoch durch die jüngsten Pläne der EU-Kommission<br />

zur Reform der Zuckermarktordnung ab 2015. Die bewährte Quotenregelung und der<br />

Rübenmindestpreis werden seitens der EU-Kommission in Frage gestellt. Nach den<br />

harten Einschnitten seit 2006 und angesichts der veränderten Lage auf den Agrarmärkten<br />

wäre es verantwortungslos, dem europäischen Rübenanbau erneute Veränderungen<br />

der politischen Rahmenbedingungen zuzumuten. Die Europäische Rüben- und<br />

Zuckerwirtschaft fordert auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit geschlossen den<br />

Erhalt der bestehenden Zuckermarktregelungen.<br />

Nach einer durchschnittlichen Rübenernte 2010<br />

wurde die Anbaufläche im Verbandsgebiet des<br />

Dachverbands Norddeutscher Zuckerrübenanbauer<br />

e.V. (DNZ) <strong>2011</strong> gegenüber dem Vorjahr um 4.500 auf<br />

152.000 ha ausgedehnt. Die Aussaat begann unter<br />

günstigen Bedingungen bereits Mitte März und war in<br />

der ersten Aprildekade im gesamten Verbandsgebiet<br />

nahezu abgeschlossen. Ausreichender Niederschlag<br />

sorgte für einen zügigen und gleichmäßigen<br />

Feldaufgang. Mit den trockenen und warmen<br />

Witterungsverhältnissen im Mai und Juni kamen die<br />

Rüben gut zurecht, der Reihenschluss war auf vielen<br />

Flächen bereits Anfang Juni erreicht. Sehr ergiebige<br />

Niederschläge im Juli und August ließen schließlich<br />

hervorragende Rübenbestände heranwachsen. Bereits<br />

zu Kampagnebeginn wurden durchschnittlich 61 t<br />

Rüben je Hektar geerntet bei einem Zuckergehalt von<br />

16,5 Prozent geerntet.<br />

Zuckerernte vielversprechend<br />

Unter zumeist trockenen Witterungsverhältnissen<br />

verliefen Ernte, Verladung und Transport im September<br />

und Oktober problemlos. Ende Oktober ergab die<br />

letzte Schätzung einen durchschnittlichen Rübenertrag<br />

von etwa 71 t/ha (2010 = 58,8) bei einem Zuckergehalt<br />

von rund 18 Prozent (2010 = 17,1). Daraus<br />

resultiert ein sehr guter Zuckerertrag von 12,8 t/ha<br />

(2010 = 10,1). Damit wird das langjährige Mittel um<br />

20 Prozent übertroffen. Die Gesamtabzüge für Erdbesatz<br />

und Kopfanteile liegenmit 8,2 Prozent im Mittel<br />

aller Zuckerfabriken deutlich unter den Werten von<br />

9,5 Prozent aus den vergangenen Jahren. Im Verbandsgebiet<br />

des DNZ werden in der Kampagne <strong>2011</strong><br />

aus insgesamt etwa 10,7 Mio.t Rüben (Vorjahr: 8,8)<br />

rund 1,7 Mio. t Zucker (2010: 1,2) gewonnen. Die Verarbeitung<br />

der Rüben erfolgte in den zur Nordzucker<br />

AG gehörenden niedersächsischen Werken Clauen,<br />

Nordstemmen, Schladen und Uelzen sowie im sachsen-anhaltinischen<br />

Klein Wanzleben bis Ende Oktober<br />

reibungslos. Eine weitere Fabrik, die zum niederländischen<br />

Zuckerhersteller Suiker Unie gehört,<br />

befindet sich in Anklam in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die Kampagne begann bereits am 7. September<br />

und wird aufgrund der großen Rübenernte erst<br />

Ende Januar beendet sein.<br />

Zuckermarktordnung fortsetzen<br />

Unter den Agrarpolitikern in der EU gilt<br />

das Sprichwort: „Nach der Reform ist vor<br />

der Reform“. Die EU-Kommission hat ihren<br />

Vorschlag zur Neugestaltung der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik (GAP) am 12. Oktober<br />

<strong>2011</strong> vorgelegt. Die Zuckermarktordnung ist<br />

zwar nicht Hauptgegenstand der Diskussion,<br />

jedoch geht es bereits jetzt um eine Anschlussregelung<br />

ab 2015. Der DNZ ist sehr<br />

besorgt über die geplante Abschaffung der<br />

Zuckerquoten und des Rübenmindestpreises<br />

nach der Kampagne 2014. Dieses Ziel<br />

hat die Europäische Kommission mit ihrem<br />

Reformentwurf unterbreitet. Dannach sollen<br />

ab dem Anbaujahr 2015 nur noch die Einfuhrzölle<br />

für nichtbegünstigte Zuckerimporte<br />

und der Referenzpreis für Weißzucker in<br />

Höhe von 404 Euro/t erhalten bleiben. Die<br />

Quotenregelung und der Rübenmindestpreis<br />

würden hingegen vollständig wegfallen. Die<br />

Brüsseler Agrarverwaltung rechnet<br />

mit deutlich rückläufigen Erzeugerpreisen<br />

auf ein Niveau von unter 25<br />

Euro/t Rüben. Nach Einschätzung<br />

des DNZ wäre der Rübenanbau in<br />

Norddeutschland damit nahezu<br />

ausnahmslos in seiner Existenz bedroht.<br />

Als Folge würden zahlreiche<br />

Arbeitsplätze in der Zuckerindustrie<br />

und im ländlichen Raum akut<br />

gefährdet. Ferner könnte die Versorgung<br />

der Verbraucher aus heimischer<br />

Produktion nicht mehr gewährleistet<br />

werden.<br />

Der DNZ fordert die unveränderte<br />

Fortsetzung der gegenwärtigen<br />

Zuckermarktregelungen<br />

mindestens bis zum Jahr 2020. Diese steht bereits im<br />

Einklang mit den Zielen der EU-Agrarpolitik bezüglich<br />

Versorgungssicherheit, Marktzugang für Entwicklungsländer<br />

und nachhaltigen Fruchtfolgen. Nach<br />

den großen Einschnitten bei Preisen und Ausgleichszahlungen<br />

durch die Reform in 2006 benötigen die<br />

norddeutschen Rübenanbauer verlässliche Rahmenbedingungen.<br />

Dankbar ist der DNZ in diesem Zusammenhang<br />

über die Unterstützung des Europäischen<br />

Parlaments, das sich in seiner Stellungnahme zur GAP<br />

für eine unveränderte Fortsetzung der Zuckerpolitik<br />

bis mindestens 2020 ausgesprochen hat.<br />

Veränderte Lage an den Zuckermärkten<br />

Die Lage an den Zuckermärkten hat sich erheblich<br />

gewandelt. In Folge der Zuckermarktreform ist die<br />

Quotenerzeugung aus dem Anbau von Zuckerrüben<br />

in der Europäischen Union deutlich geringer als der<br />

Bedarf zur Versorgung des Nahrungsmittelsektors.<br />

Aufgrund der anhaltend hohen Weltmarktpreise reichen<br />

die importierten Zuckermengen derzeit nicht für<br />

eine ausgeglichene Marktversorgung. Entgegen allen<br />

Erwartungen bei Einführung der Marktreform in 2006<br />

hat Brüssel für das Zuckerwirtschaftsjahr 2010/11 erstmalig<br />

Überschusszucker zur Vermarktung auf dem europäischen<br />

Binnenmarkt freigegeben. Darüber hinaus<br />

wurden die Importbeschränkungen temporär gelockert.<br />

Waren noch vor kurzer Zeit Begriffe wie<br />

Deklassierung und Marktrücknahme bedeutende<br />

Themen bei der Planung des Rübenanbaus, so<br />

sind es derzeit zusätzliche Absatzmengen und<br />

Ausdehnung des Rübenanbaus. Für Rübenanbauer<br />

und Zuckerindustrie unerwartet erfreuliche<br />

Marktchancen.<br />

Norddeutsches Bioethanol nachhaltig<br />

erzeugt<br />

Auf dem Biokraftstoffsektor hat die Einführung<br />

von verbindlichen Nachhaltigkeitsstandards<br />

zur Stabilisierung des heimischen Marktes<br />

beigetragen. Ethanol aus norddeutschen Zuckerrüben<br />

entspricht ausnahmslos den internationalen<br />

Zertifizierungsbedingungen. Damit<br />

leistet der Rübenanbau einen wichtigen<br />

Beitrag zum Klimaschutz und zur Optimierung<br />

der Kraftstoffversorgung aus heimischer<br />

Produktion. Neben der Erzeugung von Bio-<br />

ethanol ist die Zuckerrübe mittlerweile auch ein<br />

Forderungen des DNZ zur Zukunft der ZMO<br />

• Fortbestand der bisherigen Zucker-<br />

quotenregelung<br />

• Erhalt des aktuellen Rübenmindest-<br />

preises mit Frachtregelung<br />

• Fortschreibung der Verpflichtung zu<br />

Branchenvereinbarungen zwischen<br />

Zuckerunternehmen und Rübenanbauerverbänden<br />

• Beibehaltung des Preisberichterstattungssystems<br />

• Gewährleistung von uneingeschränkten<br />

Zuckerexporten<br />

• Langfristige Absicherung von Einfuhrzöllen<br />

bei der WTO<br />

• Abschaffung der Produktionsabgabe<br />

• Fortsetzung der Zuckermarktordnung<br />

bis mindestens 2020<br />

interessanter Rohstoff für die Bereitstellung von Biogas.<br />

Optimierungsbedarf zeigt sich noch in der gesamten<br />

Logistikkette von der Lagerung, Konservierung und<br />

Aufbereitung bis hin zum Aufbau einer flächendeckenden<br />

und kostengünstigen Vermarktung für Rübensubstrat.<br />

In jedem Falle beinhalten die politisch gesetzten<br />

Ziele zur weiteren Entwicklung regenerativer Energien<br />

ein großes Potenzial für den Rübenanbau.<br />

Rübenbezahlung <strong>2011</strong> und 2012<br />

Im Juli <strong>2011</strong> haben sich DNZ und Nordzucker auf neue<br />

Vertragsbedingungen für den Rübenanbau 2012 geeinigt.<br />

Darüber hinaus wurden Nachbesserungen zur<br />

laufenden Rübenkampagne <strong>2011</strong> vereinbart. Abweichend<br />

von den bereits zuvor vereinbarten Regelungen<br />

wird ein individueller Vortrag für Überrüben in Höhe<br />

von fünf Prozent angeboten. Ferner wurden die Abschlagzahlungen<br />

für das Rübengeld aufgestockt bzw.<br />

erstmalig auch für Überrüben eingeführt. Der in der<br />

Vergangenheit heftig umstrittene Nichterfüllungsbeitrag<br />

wurde erheblich abgemildert und greift nur noch<br />

bei bewusster Unterbelieferung der Vertragsmenge.<br />

Die neu vereinbarten Regelungen gelten auch bereits<br />

für die Rübenlieferungen in <strong>2011</strong>.<br />

Bei der vom DNZ angestrebten Nachbesserung<br />

der fünfjährigen Industrierübenverträge wurde ein<br />

„Süße, Leben, Land<br />

wirtschaft“ hieß es vom<br />

19. bis 21. Mai mit<br />

dem Erlebnis Bauernhof<br />

mobil der FNL auf<br />

dem Kohlmarkt in<br />

Braunschweig.<br />

57


Partner und Dienstleister<br />

58<br />

Heino Beewen<br />

Teamleiter <strong>Landvolk</strong>dienste<br />

Kompromiss geschlossen. Die in 2010 vereinbarten<br />

Preismodelle werden unverändert fortgeführt. Allerding<br />

besteht die Option für eine jährliche Nachverhandlung<br />

zum Ende der Kampagne auf Basis der aktuellen<br />

Vermarktungslage. Alle Inhaber von fünfjährigen<br />

Industrierübenverträgen erhielten ein Exklusivangebot<br />

zur Zeichnung eines einjährigen Industrierübenvertrages<br />

zum vollen Quotenrübenpreis ohne individuelle<br />

Frachtbeteiligung für 2012. Das Branchenabkommen<br />

zwischen Nordzucker und DNZ sieht ferner vor, dass<br />

die noch vor einem Jahr im Rahmen des Einsparprogramms<br />

vereinbarten Rübengeldkürzungen in Höhe<br />

von 2,8 Mio. Euro in <strong>2011</strong> nicht umgesetzt werden.<br />

Darüber hinaus garantiert Nordzucker eine Beteiligung<br />

der Rübenanbauer an den Zuckererlösen in Höhe<br />

von mindestens fünf Mio. Euro. Ein konkretes Modell<br />

zur Ableitung der endgültigen Erlösbeteiligung befand<br />

sich bei Redaktionsschluss noch in Verhandlung. Der<br />

DNZ strebt eine Orientierung an transparenten Marktdaten<br />

an. Aus Sicht des Verbandes bieten die ausgehandelten<br />

Vertragskonditionen den norddeutschen<br />

Rübenanbauern wirtschaftlich interessante Perspektiven<br />

für den Rübenanbau in <strong>2011</strong> und 2012.<br />

Mit der Rübenernte <strong>2011</strong> wird erneut das große<br />

Potenzial der süßen Feldfrucht deutlich. Nach einer<br />

nur durchwachsenen Getreideernte überzeugt die<br />

Zuckerrübe mit hohen Erträgen und trägt damit weiterhin<br />

zur Stabilisierung des Betriebseinkommens auf<br />

den Marktfrruchtbaubetrieben bei. Der DNZ ist deshalb<br />

zuversichtlich, dass die norddeutschen Zuckerrübenanbauer<br />

die anstehenden Herausforderungen<br />

im Wettbewerb mit anderen Regionen, Feldfrüchten<br />

und Verwertungsmöglichkeiten auch künftig bestehen<br />

können.<br />

Energiewende als Herausforderung<br />

für die Versicherungswirtschaft<br />

Die vielfach beschworene Energiewende ist für „Otto Normalverbraucher“ noch nicht<br />

überall sichtbar und fassbar, aber Gesellschaft und Politik sind sich darüber einig, dass die<br />

Potenziale der erneuerbaren Energien als Schlüsseltechnologie für eine klimafreundliche<br />

und autarke Energieversorgung stärker als bisher genutzt werden müssen. Der Schritt<br />

vom Landwirt zum Energiewirt wird, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung,<br />

das Bild der zukünftigen Landwirtschaft prägen und ein bedeutendes Moment in der<br />

zukünftigen Entwicklung der Betriebe ausmachen.<br />

Schätzungen zu Folge sind 20 Prozent aller<br />

installierten Leistung von Photovoltaikanlagen<br />

auf den Gebäuden landwirtschaftlicher Betriebe.<br />

Ende 2010 waren ca. 6.000 Biogasanlagen bundesweit<br />

am Netz und lieferten eine elektrische Leistung von<br />

insgesamt 2,279 Megawatt, das entspricht der Leistung<br />

von 1,5 Kernkraftwerken. Wie wichtig die pflanzliche<br />

Produktion für den zukünftigen Energiemix ist, wird<br />

schon daran deutlich, dass bereits jetzt mehr als 65<br />

Prozent der erneuerbaren Energien, angefangen von<br />

der Wärmeproduktion bis hin zu Biokraftstoffen, aus<br />

Biomasse stammen. Die zukünftige Energiewende<br />

wird von dem weiteren Ausbau der Photovoltaik und<br />

Windenergie sowie der Nutzung von Biomasse geprägt<br />

sein, auf die landwirtschaftlichen Betriebe wird eine<br />

Schlüsselrolle zukommen.<br />

Diese große Herausforderung, die gleichermaßen<br />

ein Stück der zukünftigen Existenzsicherung<br />

darstellt, ist gleichzeitig verbunden mit einer Vielzahl<br />

von Veränderungen in den Abläufen der Betriebe.<br />

Einerseits wird die klassische Urproduktion<br />

ein Stück weit verlassen, andererseits gibt es neue<br />

Handelspartner wie z.B. die Energiewirtschaft, die<br />

mit anderen und vielfach verbindlicheren vertraglichen<br />

Regelungen aufwarten. Fragen zur Gründung<br />

von Kapitalgesellschaften, von vertraglicher Haftung,<br />

Liefergarantien und vielem mehr werden die<br />

Landwirtschaft zukünftig prägen. Möglicherweise<br />

wird auch der Klimawandel in der Diskussion um<br />

die Produktion von Biomasse eine neue oder andere<br />

Stellung einnehmen.<br />

Am Ende muss sich dann noch der Versicherungsschutz<br />

des Betriebes den sich verändernden<br />

Rahmenbedingungen anpassen. Neue Haftungsfragen<br />

sollten berücksichtigt werden, betriebliche Umstrukturierungen<br />

nach großen Schadenereignissen,<br />

aber auch die Absicherung des Betriebsleiters und<br />

Geschäftsführers einer Kapitalgesellschaft stellt neue<br />

Herausforderungen an die Versicherungsprodukte.<br />

Die <strong>Landvolk</strong>dienste sehen ihre Aufgabe nicht nur in<br />

der unabhängigen Beratung, sondern auch darin, die<br />

veränderten Anforderungen an die Versicherungswirtschaft<br />

weiterzugeben und die Produktentwicklung der<br />

Häuser positiv für die landwirtschaftlichen Betriebe zu<br />

beeinflussen.<br />

In diesem Jahr stand die Qualifizierung der<br />

Rechtsschutzpolicen, der Haftpflichtversicherung<br />

und der Tierversicherung im Vordergrund. Im Nachgang<br />

zum Dioxinskandal wurden für tierhaltende Betriebe<br />

besondere Informationen zusammengestellt. In<br />

der zweiten Jahreshälfte und für das kommende Jahr<br />

standen und stehen versicherungstechnische Anpassungsmöglichkeiten<br />

an die Folgen des Klimawandels<br />

im Fokus.<br />

Hoch motivierte Obstbauern<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> brachte den niedersächsischen Obstbauern viele Neuerungen. Der Bund<br />

der deutschen Blaubeererzeuger ist mit in das berufsständische Boot der Fachgruppe<br />

Obstbau gestiegen, die Sommertagung der Bundesfachgruppe Obstbau gastierte in<br />

<strong>Niedersachsen</strong>, und der Bundesfreiwilligendienst ist im Obstbau gestartet. Der erste<br />

freiwillige Obstbauhelfer in Deutschland kommt aus dem Alten Land und leistet eine<br />

hervorragende Hilfe für in Not geratene Obstbaubetriebe.<br />

Gut besucht wurde von den norddeutschen<br />

Obstbauern das Seminar „Saisonarbeitskräfte“ im<br />

Alten Land in Jork-Wisch zum Jahresauftakt. Vorgestellt<br />

wurden die aktuellen Hinweise zur Sicherstellung<br />

des Arbeitskräftebedarfs<br />

im laufenden Jahr. Die<br />

Referenten aus dem Team<br />

des Landesbauernverbandes,<br />

der Land- und forstlichen<br />

Arbeitgebervereinigung, der<br />

Deutschen Rentenversicherung und der Agentur<br />

für Arbeit gaben wieder praxisnahe und wichtige<br />

Hinweise. Das Saisonarbeiterseminar 2012 findet am<br />

16.Januar statt.<br />

Die Norddeutschen Obstbautage setzten mit der<br />

Meisterehrung der jungen Obstbauern ein Zeichen<br />

für den qualifizierten Nachwuchs. Am verbandspolitischen<br />

Tag hatten Jens Stechmann, Vorsitzender der<br />

Bundesfachgruppe, und <strong>Niedersachsen</strong>s Landwirtschaftsminister<br />

Gert Lindemann das Wort.<br />

Die Motivation der Obstbauern und der Fachgruppe<br />

Obstbau wird getragen vom Wunsch der Verbraucher<br />

nach frischem gesundem Obst. Er bestimmt<br />

das Handeln beim Einkauf. Krisenstimmungen mit<br />

Kaufzurückhaltung können so bald überwunden<br />

werden. Das motiviert den Obstbauern jeden Tag<br />

und hilft über die wirtschaftliche Entwicklung in der<br />

diesjährigen Obstvermarktung hinweg. Die Preissenkungswellen<br />

des Lebensmitteleinzelhandels (LEH)<br />

treffen auch immer wieder den Obstbau. Wenn der<br />

Discounter mit Aktionspreisen von weniger als 90<br />

Cent für zwei kg Äpfel wirbt, ist das für den Erzeuger<br />

mehr als deprimierend. Für die Fachgruppe Obstbau<br />

ergibt sich daraus immer wieder ein Ansatzpunkt, mit<br />

den bundesweiten Entscheidern im Einkauf des LEH<br />

in die Diskussion zu kommen. Argumente gegen ein<br />

Verschleudern von Obst und anderen Lebensmitteln<br />

gibt es genug. Fordern wir den Verbraucher also auf,<br />

die Chance des günstigen Preises zu nutzen und zum<br />

gesunden heimischen Apfel zu greifen.<br />

Der Apfel ist der Werbeträger schlechthin. Seine<br />

Natürlichkeit nutzen viele Branchen, gerne auch im<br />

Dienstleistungsbereich oder für Werbebotschaften.<br />

Der heimische Apfel ist der Inbegriff für eine natürliche<br />

und gesunde Ernährung und seine Herkunft aus<br />

der unmittelbaren Region für den bewussten Konsumenten<br />

ein starkes Kaufargument. Das sollte analog<br />

für den Apfelsaft gelten. Sorgfältig gepresst, liefern die<br />

vielen heimischen Apfelsorten ein schmackhaftes, gesundes<br />

und obendrein preiswertes Getränk, Genuss<br />

aus der Region auch nach dem Bearbeitungsprozess in<br />

der Saftpresse! Das schafft Vertrauen und Sicherheit.<br />

„Der heimische Apfel ist der<br />

Inbegriff für eine natürliche<br />

und gesunde Ernährung.“<br />

Ein guter Apfelsaft braucht eine guten Apfel, und der<br />

wächst in der Nähe.<br />

Gemeinsam sucht die Fachgruppe Obstbau nach<br />

Lösungsansätzen für neue Probleme. Dazu zählen die<br />

Elbvertiefung und die damit<br />

steigende Salinität des Elbwassers,<br />

Fragen des Risikomanagements,<br />

sei es durch<br />

Klimaextreme wie Frost oder<br />

Hagel oder auch andere Katastrophen<br />

wie die durch EHEC-Keime ausgelöste. Die<br />

ewig komplizierte Situation bei der Genehmigung notwendiger<br />

Pflanzenschutzmittel muss in jedem Frühjahr<br />

erneut als fast dramatisch beschrieben werden<br />

und stellt für alle Beteiligten eine nervenaufreibende<br />

und anstrengende Situation dar. Nur der unermüdliche<br />

Einsatz der Fachgruppe Obstbau und die struktive<br />

Zusammenarbeit mit den Fachberatern und den<br />

Bundesbehörden ermöglichen eine befriedigende<br />

Lösung. Es bleibt die zwingende Aufgabe, intelligente<br />

und akzeptierte Strukturen zur Lückenschließung zu<br />

schaffen. Nur dann hat der Obstbau in Deutschland<br />

eine Zukunft.<br />

Der deutsche Obstbau hat starke Argumente, die<br />

Qualität, Sicherheit und Naturschutz im Anbau garantieren<br />

Die Einzelheiten der Erzeugungsmethoden<br />

sind in bundeseinheitlichen Richtlinien festgeschrieben,<br />

die von Jedermann eingesehen werden können.<br />

Die Obstbauern laden jedes Jahr wieder dazu ein, den<br />

Obstbau bei den Altländer Apfeltagen und dem Tag<br />

des offenen Hofes lebendig mit einer Tour durch die<br />

Obstplantagen zu erleben.<br />

Bernd Eckhoff,<br />

Fachgruppe Obstbau<br />

Gut gelaunt präsentiert<br />

sich DBV-Präsident<br />

Gerd Sonnleitner mit<br />

Apfelkönigin Laura<br />

59


Partner und Dienstleister<br />

60<br />

Constantin Graf von<br />

Lüttichau,<br />

Geschäftsführer<br />

aLMR <strong>Niedersachsen</strong><br />

Die Zukunft fest im Blick<br />

Eine positive Entwicklung der Landwirtschaft erfordert von Landwirten und ihren<br />

Organisationen, dass sie sich die Chancen der Veränderungen erkennen und sich<br />

auf die neuen Anforderungen der Märkte einstellen, die sich aus der Globalisierung<br />

und dem sich ständig ändernden Umfeld ergeben. Die Maschinenringe möchten<br />

ihre Mitglieder als kompetente und verlässliche Dienstleister unterstützen.<br />

Zusätzlich stehen sie auch der Wirtschaft und den Gemeinden in den ländlichen<br />

Regionen <strong>Niedersachsen</strong>s mit Know How und mehr als vierzigjähriger Erfahrung als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Diesen Weg in die Zukunft zeigte das Motto „Vision<br />

2020“, unter dem die Bundesversammlung<br />

und der Tag der Maschinenringe <strong>2011</strong> standen. Die<br />

Maschinenringe in <strong>Niedersachsen</strong> bieten als starker<br />

Partner ihren Mitgliedern in einer Zeit des immer<br />

schneller fortschreitenden technischen Fortschritts<br />

zukunftsfähige Angebote und neue Perspektiven.. So<br />

werden bäuerliche Familienunternehmen jederzeit<br />

in die Lage versetzt, notwendige Anpassungen an<br />

sich ändernde Rahmenbedingungen zu vollziehen.<br />

Trotz des auf die Globalisierung ausgerichteten<br />

Hauptaugenmerks werden aber nicht die Bedürfnisse<br />

der bäuerlichen Familien und der Menschen<br />

in den ländlichen Räumen vergessen. Darum wird<br />

es auch zukünftig Angebote geben, die nicht nur auf<br />

die tägliche Arbeit des Betriebsleiters abgestimmt<br />

sind, sondern die Familien auf den Höfen als Ganzes<br />

sehen und einbeziehen. In diesem Zusammenhang<br />

fand unter dem Leitmotiv „Ein Tag Auszeit<br />

vom Betrieb… für die Familie“ am 25. Juni wieder<br />

ein MR-Familientag im Heidepark Soltau statt. Maschinenringmitglieder<br />

erhielten die Karten wurden<br />

zum günstigen Vorzugspreis.<br />

Am 19. September fand unter der Regie des<br />

Bundesverbandes der Maschinenringe der zweite<br />

„Bauernmontag“ auf dem Oktoberfest in München<br />

statt, wo zwei Festzelte reserviert waren. Der gute<br />

Zuspruch macht Mut, dass der „Bauernmontag“ zu<br />

einer festen Größe im Kalender der Maschinenringorganisation<br />

wird.<br />

Überbetriebliche Nährstoffverwertung<br />

einheitlich dokumentiert<br />

Seit langem schon ist die Dokumentation von Nährstoffen<br />

ein Thema in der Landwirtschaft und wird<br />

unter anderem ob ihres Arbeitsaufwands kontrovers<br />

diskutiert.<br />

Die Maschinenringe in <strong>Niedersachsen</strong> sind<br />

in diesem Aufgabenfeld als Dienstleister im Sinne<br />

ihrer Mitglieder seit einigen Jahren aktiv. Die Dokumentation<br />

wurde in der Vergangenheit mit diversen<br />

Programmen durchgeführt. Nun können die<br />

Nährstoffströme mit einem einheitlichen, webbasierten<br />

System dokumentiert werden, das durch die<br />

Maschinenringe über drei Jahre getestet und kontinuierlich<br />

verbessert wurde. Dieses Programm, das<br />

in seiner Entwicklung auch durch das niedersächsische<br />

Landwirtschaftsministerium sowie die Landwirtschaftskammer<br />

<strong>Niedersachsen</strong> kritisch begleitet<br />

wurde, erfüllt alle Anforderungen der am 1.9.2010<br />

in Kraft getretenen Verordnung über das Inverkehr-<br />

bringen und Befördern von Wirtschaftsdünger. Dem<br />

Landwirt wird Arbeit abgenommen, bei Anfrage<br />

kann er seine Daten in kürzester Zeit digital nach<br />

Hause übermittelt bekommen. Dies ermöglicht<br />

ihm einen genauen Überblick über den Stand der<br />

Nährstoffbilanz seines Betriebes. Zusätzlich soll der<br />

Landwirt auf Anfrage einen direkten Zugang zur Ansicht<br />

seiner Daten erhalten. Bei Betriebsprüfungen<br />

stünden den Nutzern der Dokumentation damit<br />

immer die tagesaktuellen Zahlen zur Verfügung,<br />

mühsames Zusammenstellen oder Anfordern wären<br />

überflüssig.<br />

Das Programm bildet eine ideale zukunftsorientierte<br />

Dokumentationsplattform für Landwirte,<br />

aber auch für externe Vermittler oder Verwerter, die<br />

noch nach einer geeigneten modernen Dokumentationslösung<br />

suchen. Letztere haben die Möglichkeit,<br />

einen eigenen Zugang zu erhalten und somit<br />

ihre Kunden auch weiterhin optimal zu betreuen.<br />

Weitere Informationen dazu können beim Landesverband<br />

der Maschinenringe <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />

erfragt werden.<br />

Zertifizierung nach ISO 9001:2008<br />

verbessert die Arbeit<br />

Bereits seit einigen Jahren ist etwa jeder dritte niedersächsische<br />

Maschinenring mit seinen Tochtergesellschaften<br />

in einer Matrixzertifizierung über den<br />

Landesverband der Maschinenringe <strong>Niedersachsen</strong><br />

e.V. nach der ISO 9001:2008 zertifiziert. Durch den<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozess und den<br />

Erfahrungsaustausch während der internen Audits<br />

können so die verschiedenen Prozesse angepasst<br />

und die Arbeit für die Mitglieder immer weiter verbessert<br />

werden.<br />

Bundesfreiwilligendienst beim<br />

LMR <strong>Niedersachsen</strong><br />

Als Ergänzung zu den haupt- und nebenberuflichen<br />

Betriebshelfern war der Landesverband der Maschinenringe<br />

<strong>Niedersachsen</strong> seit 1995 als Beschäftigungsstelle<br />

für den Zivildienst anerkannt. Mit dem<br />

Aussetzen der allgemeinen Wehrpflicht wurde auch<br />

der Zivildienst vom Gesetzgeber ausgesetzt.<br />

Als „Ersatz“ für den Zivildienst gibt es seit Juli<br />

<strong>2011</strong> den Bundesfreiwilligendienst, der allen Frauen<br />

und Männern nach der Erfüllung der Schulpflicht<br />

angeboten werden kann. Die Aufgaben sind im Wesentlichen<br />

die gleichen wie die beim Zivildienst, also<br />

die Betriebshilfe auf Höfen, wenn der Betriebsleiter<br />

im Krankheitsfall ersetzt werden muss.<br />

Wald liefert regenerative Energie<br />

Die Waldbesitzer in <strong>Niedersachsen</strong> blicken auf ein erfolgreiches Internationales Jahr der<br />

Wälder <strong>2011</strong> zurück. Durch zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen ist es gelungen,<br />

den Wald und seine Eigentümer in das Bewusstsein vieler Menschen zu rücken. So hat<br />

sich der Waldbesitzerverband <strong>Niedersachsen</strong> e.V. in diesem Jahr unter anderem mit<br />

einem Gemeinschaftsstand Privatwald auf der Forst- und Holzmesse LIGNA in Hannover<br />

erfolgreich präsentiert.<br />

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima hat<br />

in der Energiepolitik ein Paradigmenwechsel<br />

stattgefunden. Der Ausstieg aus der Kernkraft und<br />

die Klimaschutzvorgaben rücken die Erzeugung<br />

regenerativer Energie in den Vordergrund. Den<br />

heimischen Wäldern kommt dabei eine besondere<br />

Bedeutung zu. Sie erzeugen nachhaltig den<br />

klimaschonenden Energieträger Holz und können<br />

gleichzeitig als Standort für die Erzeugung von<br />

Windenergie dienen. Diese und andere Standpunkte<br />

hat der Waldbesitzerverband <strong>Niedersachsen</strong> deshalb<br />

in einer Waldresolution zusammengefasst, die<br />

Präsident Norbert Leben dem niedersächsischen<br />

Ministerpräsidenten David McAllister anlässlich der<br />

Zukunftskonferenz auf der LIGNA übergeben hat.<br />

Die 2014 beginnende Periode der EU Agrar- und<br />

Forstförderung wirft längst ihre Schatten voraus. Es<br />

ist an uns, den Prozess der forstlichen Förderung so<br />

�������������� �� ����� ��������<br />

����������������<br />

mit zu begleiten, dass die Forstwirtschaft mit ihren<br />

kleinen und mittleren Strukturen, vor dem Hintergrund<br />

der Gesellschaftsvorsorge zukunftsfähig gemacht<br />

wird.<br />

Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel<br />

bleibt die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.<br />

Der Waldklimafonds soll Waldbesitzern bei<br />

dieser Anpassung helfen. Noch wichtiger aber ist<br />

es, die Baumarten im Wald zu etablieren, die den<br />

klimatischen Veränderungen angepasst sind und<br />

den Waldbesitzern Wertschöpfungsmöglichkeiten<br />

eröffnen.<br />

Der Holzverkauf wird in absehbarer Zeit die<br />

Haupteinnahmequelle für die Betriebe bleiben. Die<br />

Gemeinwohlleistungen wie Klimaschutz, Trinkwasser,<br />

Naturschutz und Erholung müssen nachziehen<br />

und den Waldbesitzern endlich gerecht vergütet<br />

werden.<br />

Steffen Hartig,<br />

Geschäftsführer<br />

Waldbesitzerverband<br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

��������������� ����<br />

�������������������<br />

��� ��� �� ���� ���������� ������� �<br />

���� ����������������<br />

��� ��� ��� � ��������� ��������� ���� ����<br />

��������������� ����<br />

�������������������<br />

���������������� �<br />

����� ��������<br />

����������������������<br />

�������� ��� ��� �� �� �����<br />

�������� ��� ��� �� �� �����<br />

������������<br />

������� ��� �����������<br />

��� ���� ��� ��� ����� ���<br />

�������� ��� ���� ��� ��� ����� ���<br />

� ������������������<br />

� ������������������������������<br />

� �������������������������������������<br />

� �������������������������������<br />

� ������������������<br />

� �������������������������������<br />

� �������� ��� ��������������������<br />

� ����������������������������������<br />

� ���������� ������������ ��� ������������� ������� ���������<br />

� ���������� ��� ������������������<br />

� �����������������<br />

� ������������������������<br />

� ����������������<br />

61


Partner und Dienstleister<br />

62<br />

Till Reichenbach<br />

Geschäftsführer NLJ<br />

Niedersächsische Landjugend –<br />

Anpacken statt rumschnacken<br />

Das Jahr <strong>2011</strong>, das europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit, war bei der Landjugend<br />

geprägt von der 72-Stunden-Aktion. Bereits zum fünften Mal fand sie vom 26.bis 29. Mai<br />

statt, sie stand unter dem Motto „Wi pakt dat an“. Das ließen sich die teilnehmenden<br />

Landjugend Gruppen nicht zweimal sagen.<br />

Seit 1995 findet die Aktion im Vierjahresrhythmus<br />

statt und bisher wurde alle vier Jahre wieder eine<br />

Rekordbeteiligung erreicht – so auch in diesem Jahr.<br />

Trotzdem ist die 72-Stunden-<br />

Aktion keine Routine, sondern<br />

immer wieder eine neue<br />

Herausforderung. Insgesamt<br />

75 Gruppen hatten sich für<br />

die neue 72-Stunden-Aktion<br />

angemeldet. Die steigende<br />

Beteiligung über die Jahre ist ein<br />

deutliches Zeichen dafür, dass die Jugendlichen mehr<br />

als motiviert sind, etwas Gemeinnütziges für ihr Dorf<br />

zu tun, aber auch Spaß haben und tolle Erlebnisse mit<br />

der Aktion verbinden.<br />

Vor allem die ehrenamtliche Dimension beeindruckt:<br />

Die Aktion wird fast ausschließlich von eh-<br />

„Die 72-Stunden-Aktion<br />

ist mehr als Spaß,<br />

sie hat einen hohen<br />

Bildungswert.“<br />

renamtlichen Kräften verwirklicht. Von der obersten<br />

Planungsebene (zwei Ehrenamtliche!), über die Vorbereitung<br />

der Aufgaben (ca. 20 Ehrenamtliche) bis hin<br />

zu der Durchführung in den<br />

Aktionsgruppen (ca. 4.500 Jugendliche<br />

und Helfer vor Ort)<br />

führen Mitglieder und Freunde<br />

der Niedersächsischen Landjugend<br />

die 72-Stunden-Aktion zu<br />

einem großen Erfolg. Lediglich<br />

in der landesweiten Koordination<br />

und der Öffentlichkeitsarbeit wirkt jeweils ein Bildungsreferent<br />

unterstützend mit.<br />

Der besondere Reiz der Aktion besteht weiterhin<br />

darin, dass die Aufgabe und der Agent bis zum Startschuss<br />

um 18 Uhr am 26. Mai geheim waren. Natürlich<br />

wurde vorher schon fleißig spekuliert, wer der geheime<br />

Agent sein könnte und was genau die diesjährige<br />

Aufgabe der Gruppe sein würde. Wichtig für den<br />

Agenten und auch die Aufgabe, die er oder sie in<br />

Abstimmung mit dem Landesverband sucht, ist<br />

ein starker Bezug zum Dorf. Die Aufgabe soll sowohl<br />

dem Dorf zugutekommen als auch der Landjugendgruppe<br />

vor Ort. Die Agenten mussten damit<br />

schon fast eine Mammutaufgabe bewältigen: Eine<br />

Aufgabe finden, die dem Dorf und den Landjugendlichen<br />

nutzt, Spaß bei der Umsetzung macht,<br />

in 72 Stunden zu bewältigen und dann auch noch<br />

über Spenden und Sponsoren finanzierbar ist. Die<br />

Aufgabe ist Dreh- und Angelpunkt der Aktion und<br />

muss die individuellen Bedürfnisse und Fertigkeiten<br />

der jeweiligen Gruppe berücksichtigen. Die<br />

Bandbreite reichte von einem Piratenschiff, über<br />

einen Schwimmteich, den Bau eines kompletten<br />

Kinderspielplatzes bis hin zu einem XXL-Outdoor-Memory.<br />

Auch wenn die Gruppen vor Ort vorher noch nicht<br />

wussten, was auf sie zukommt, konnten sie doch schon<br />

einiges vorbereiten. Tipps und Tricks hierzu gaben die<br />

Bildungsreferenten an insgesamt zwölf Terminen. Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Sponsorensuche und Projektplanung<br />

sind nur einige der dabie genannten Stichworte.<br />

Unterstützt wurden die Jugendlichen vielfach<br />

durch Kommunen oder öffentliche Träger. Sie helfen<br />

mit finanziellen Zuschüssen oder bei Genehmigungen.<br />

Auch lokale Betriebe oder Vereine helfen zum Beispiel<br />

bei der Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge<br />

oder Maschinen. Aber auch kleine Dinge zählen: Von<br />

Brötchen über Getränke bis hin zum Baumaterial:<br />

Jede Spende ist gerne gesehen. Auf Landesebene zählen<br />

die VGH und der Förderverein der Landjugend zu<br />

den Hauptsponsoren. So bekamen die Jugendlichen<br />

T-Shirts, Banner, Zollstöcke und vieles mehr für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

vor Ort.<br />

Die 72-Stunden-Aktion ist mehr als nur Spaß und<br />

Action. Die Aktion selbst, aber auch ihre Vorbereitung,<br />

haben einen hohen Bildungswert für die Jugendlichen.<br />

Sie sollen erleben, dass sie ihr Lebensumfeld aktiv<br />

mitgestalten können. Wichtig ist die Arbeit als Gruppe<br />

und im Team, um gemeinsam<br />

auch auf den ersten Blick unlösbar<br />

erscheinende Aufgaben<br />

zu bewältigen. Alles in allem<br />

ist die 72-Stunden-Aktion ein<br />

breit angelegtes Beteiligungsprojekt<br />

für Jugendliche und<br />

dadurch eine jugendgemäße<br />

Form der informellen Bildung.<br />

Sie stärkt zugleich die<br />

Kontinuität der dörflichen Jugendarbeit.<br />

Darüber hinaus betrieben<br />

die Jugendlichen aktive<br />

Öffentlichkeitsarbeit für ihre<br />

Ortsgruppe und die Landesgemeinschaft,<br />

was sich in diesem<br />

Jahr auch in dem großartigen<br />

Echo in Presse, Fernsehen<br />

und Rundfunk widerspiegelte.<br />

Von lokalen Zeitungen, die<br />

fast immer über „ihre“ Gruppen<br />

vor Ort berichteten, über<br />

Rundfunk und überregionale Presse – die 72-Stunden-<br />

Aktion war Ende Mai „das“ Thema in <strong>Niedersachsen</strong>.<br />

So widmete die Hannoversche Allgemeine Zeitung am<br />

Aktionswochenende der 72-Stunden-Aktion die halbe<br />

Seite <strong>Niedersachsen</strong>seile und besuchte gleich mehrere<br />

Gruppen vor Ort. Ein NDR-Fernsehteam begleitete<br />

die Ortsgruppe Jever und machte daraus das Top-Thema<br />

der Sonntagsausgabe von „Hallo <strong>Niedersachsen</strong>“.<br />

Auch bei den niedersächsischen Radiosendern kam<br />

niemand umhin, etwas von der 72-Stunden-Aktion<br />

zu hören. Ob Telefoninterviews, kurze Berichte oder<br />

Spendenaufrufe der Gruppen vor Ort, die Medien haben<br />

die NLJ an diesem Wochenende kreativ begleitet.<br />

Die 72-Stunden-Aktion ist eine Herkulesaufgabe<br />

auf allen Ebenen, von Landesebene bis hin zu den<br />

Gruppen vor Ort. Erschöpfte, aber glückliche Gesichter<br />

am Sonntagabend stehen aber als Beleg dafür, dass<br />

sich der Arbeitsaufwand lohnt! 2012 macht sich die<br />

Landjugend wieder „Stark fürs Land“: Unter diesem<br />

Titel wird die Jahresaktion 2012 auf Fehlentwicklungen<br />

und Missstände im ländlichen Raum aufmerksam machen.<br />

Die Landjugend wird ihre Anliegen, Wünsche<br />

und Hoffnungen kreativ gegenüber Politik und Öffentlichkeit<br />

vortragen.<br />

Die Landjugend in<br />

Hollen packte kräftig<br />

an und baute Sitz-<br />

gelegenheiten für<br />

einen Spielplatz.<br />

63


Partner und Dienstleister<br />

64<br />

Freiwilligendienste bei der NLJ<br />

Di e Ni e d e r s ä c h s i s c h e L a n d j u g e n d<br />

bietet verschiedene Möglichkeiten des<br />

bürgerschaftlichen Engagements. Ausgebildete<br />

Landwirte haben die Chance, im landwirtschaftlichen<br />

Betriebshilfsdienst ihr Fachwissen anzuwenden<br />

und zu erweitern. In Notsituationen sind<br />

landwirtschaftliche Familien auf Hilfe im Betrieb<br />

angewiesen. Bei Ausfall des Betriebsleiters kommt in<br />

vielen Fällen ein Bundesfreiwilliger, alsNachfolger der<br />

Zivildienstleistenden zum Einsatz. Sie übernehmen<br />

alle Aufgaben zur Weiterführung des Betriebes nach<br />

den Leistungsgrundsätzen der landwirtschaftlichen<br />

Betriebshilfe. Jungen Agrariern bietet sich ein<br />

vielseitiges Einsatzfeld auf unterschiedlichsten Höfen.<br />

Vorhandenes Fachwissen wird durch den praktischen<br />

Einsatz erweitert, für die spätere Berufstätigkeit<br />

werden wertvolle Erfahrungen erworben. Die<br />

Freiwilligentätigkeit wird als Praxiszeit für den Besuch<br />

Nach der erfolgreichen Imagekampagne „Landwirt<br />

aus Leidenschaft“ hat die Niedersächsische<br />

Landjugend als Folgeprojekt <strong>2011</strong> die Kampagne<br />

„Von Herzen Hauswirtschaft“ in Kooperation mit<br />

Impressum:<br />

Redaktion: Gabi von der Brelie<br />

Fotoquellen: <strong>Landvolk</strong> 32, Landpixel 12, LVN 3, NLJ 3, Stephan 2, Archiv 5, Titel: <strong>Landvolk</strong> 1, Landpixel 3<br />

der Zweijährigen Fachschule bzw. des Meisterkurses<br />

oder des Studiums anerkannt. Der Einsatz der<br />

Freiwilligen erfolgt entweder auf direkte Anforderung<br />

der betroffenen Familie oder in Zusammenarbeit mit<br />

den Kreisverbänden des <strong>Landvolk</strong>es <strong>Niedersachsen</strong><br />

bzw. den Maschinenringen. Auch Gärtner der<br />

Fachrichtung Obstbau können im Freiwilligendienst<br />

ihr berufliches Können vertiefen. Im Jahr <strong>2011</strong><br />

haben sich sieben Zivildienstleistende in der<br />

landwirtschaftlichen Betriebshilfe engagiert. Wer über<br />

keine abgeschlossene Ausbildung verfügt und sich<br />

beruflich orientieren möchte, der kann Erfahrungen<br />

im Bereich der Heilerziehungspflege sammeln. Als<br />

anerkannter Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres<br />

steh die NLJ mit Einsatzstellen im Wangerland und in<br />

Oldenburg in Kontakt. Für handwerklich geschickte<br />

Allrounder besteht die Möglichkeit, sich im Bereich<br />

Gebäudemanagement zu erproben.<br />

den Landfrauenverbänden entwickelt. Mit Postkarten<br />

und einem „Berufsinformationsflyer“ soll<br />

über den Beruf der Hauswirtschafterin informiert<br />

werden. Die Kampagne will das Interesse für eine<br />

Ausbildung in der Hauswirtschaft wecken. Die Models<br />

auf den Postkarten sind Auszubildende oder<br />

gelernte Hauswirtschafterinnen aus der Landjugend<br />

und wollen zeigen, dass Hauswirtschaft<br />

mehr ist als „kochen, putzen, backen“, nämlich<br />

das Management des Haushalts. Auf der Rückseite<br />

der Postkarten finden sich Statements der Auszubildenden<br />

zum Beruf der Hauswirtschafterin. Mit<br />

den Materialien präsentiert sich die Landjugend<br />

auf Messen und Ausstellungen und stattet Schulen,<br />

Verbände, Vereine und Berufsinformationszentren<br />

aus, sie können in der Geschäftsstelle Hannover<br />

kostenlos angefordert werden.<br />

Mehr unter www.ausbildung-hauswirtschaft.de.<br />

Kreativkonzept Innenteil: Andrea Tschiersch, Titel: Mirja Schmale, Werbemittelproduktion Hannover/Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH<br />

Layout: Mirja Schmale, Maren Wolf, Werbemittelproduktion Hannover/Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH<br />

Verbandsorganisation/<br />

Steuerpolitik u. -recht,<br />

Jugend u. Bildung<br />

Personal, Verwaltung,<br />

Finanzen, Beteiligungen,<br />

Verbandsstruktur,<br />

Verbandsberatung<br />

Jürgen Vohl<br />

Steuerpolitik,<br />

Steuerrecht<br />

Cord Kiene<br />

Aus- und Weiterbildung,<br />

Bildungsträger,<br />

Junglandwirte,<br />

Nachwuchsförderung<br />

Heike Marheineke<br />

Mitgliederversammlung<br />

Agrar-, Umwelt-<br />

und Sozialrecht<br />

Agrarrecht,<br />

Agrarrechtspolitik,<br />

Förderrecht,<br />

Kommunalrecht,<br />

Raumordnung<br />

Jens Haarstrich<br />

Harald Wedemeyer<br />

Umweltpolitik,<br />

Umweltrecht<br />

Hartmut Schlepps<br />

Sozialrecht, Sozialpolitik,<br />

Nebenerwerbslandwirtschaft,<br />

Private Vorsorge<br />

Heinz Möller<br />

Ausschüsse<br />

Ausschuss Pflanze<br />

Vorsitzender Jürgen Hirschfeld<br />

Geschäftsführer Werner Bosse<br />

Ausschuss Milch<br />

Vorsitzender Heinz Korte<br />

Geschäftsführer Dr. Werner Rüther<br />

Ausschuss Rindfleischerzeugung<br />

Vorsitzender Albert Schulte to Brinke<br />

Geschäftsführer Markus Kappmeyer<br />

Ausschuss Grünland<br />

Vorsitzender Peter Cornelius<br />

Geschäftsführer Hartmut Schlepps<br />

Ausschuss Schweine / Veredelung<br />

Vorsitzender Hermann Wester<br />

Geschäftsführer Markus Kappmeyer<br />

Ausschuss Tierseuchen<br />

Vorsitzender Norbert Meyer<br />

Geschäftsführer Dr. Werner Rüther<br />

Geschäftsführer Markus Kappmeyer<br />

Ausschuss Finanzen<br />

Vorsitzender Heiner Beermann<br />

Geschäftsführer Jürgen Vohl<br />

Ausschuss Jungagrarier<br />

Vorsitzender Heino Klintworth<br />

Geschäftsführerin Heike Marheineke<br />

Präsident: Werner Hilse<br />

Hauptgeschäftsführung:<br />

HGF: Jörn Dwehus<br />

Stv. HGF: Jürgen Vohl<br />

Agrarmärkte,<br />

Marktpolitik<br />

Milchwirtschaft<br />

Dr. Werner Rüther<br />

Vieh und Fleisch<br />

Markus Kappmeyer<br />

Pflanzliche Erzeugnisse,<br />

Werner Bosse<br />

Marktanalyse<br />

Dr. Friederike Albersmeier<br />

Regenerative Energien<br />

NawaRo<br />

Harald Wedemeyer<br />

Werner Bosse<br />

Ökolandbau<br />

Christine Hoppe<br />

Holz und Forst<br />

Steffen Hartig<br />

Vorstand<br />

Agrar- und<br />

Strukturpolitik,<br />

Lebensmittelrecht,<br />

Agrarwirtschafts- und<br />

Förderpolitik,<br />

öffentl. Haushalte,<br />

Betriebswirtschaft<br />

Dr. Wilfried Steffens<br />

Qualitätssicherung,<br />

Lebensmittel, Tierschutz,<br />

Veterinärwesen,<br />

Tierseuchen<br />

Dr. Werner Rüther<br />

Markus Kappmeyer<br />

Ausschuss Nebenerwerb<br />

Vorsitzender Karl Wiedemeier<br />

Geschäftsführer Heinz Möller<br />

Ausschuss Schul- u. Bildungspolitik<br />

Vorsitzender Thorsten Riggert<br />

Geschäftsführer Heike Marheineke<br />

Ausschuss Sozialpolitik<br />

Vorsitzender Helmut Meyer<br />

Geschäftsführer Heinz Möller<br />

Ausschuss Strukturpolitik<br />

Vorsitzender Erich Hinrichs<br />

Geschäftsführer Dr. Wilfried Steffens<br />

Warmbüchenstraße 3<br />

30159 Hannover<br />

Telefon: 05 11/3 67 04-0, Fax -62<br />

E-Mail: landesverband@landvolk.org<br />

www.landvolk.net<br />

Stand: 18. 11. <strong>2011</strong><br />

Ausschuss Umwelt<br />

Vorsitzender Dr. Hans-Christian Hanisch<br />

Geschäftsführer Hartmut Schlepps<br />

Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit<br />

Vorsitzender Johann Knabbe<br />

Geschäftsführer Wolfgang Arens<br />

Ausschuss Regenerative Energien<br />

Vorsitzender Hermann Grupe<br />

Geschäftsführer Harald Wedemeyer<br />

Arbeitsgruppe Sauenhalter<br />

Vorsitzender NN<br />

Geschäftsführer Markus Kappmeyer<br />

Helmut Brachtendorf<br />

Arbeitsgruppe Ökolandbau<br />

Vorsitzender NN<br />

Geschäftsführerin Christine Hoppe<br />

Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Koordination<br />

Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Verbandskommunikation<br />

Wolfgang Arens<br />

Helmut Brachtendorf<br />

Pressestelle / Internet<br />

Gabi von der Brelie<br />

Wiebke Molsen<br />

Christian Podlewski<br />

65


Referate<br />

66<br />

Referate –<br />

Wir stellen uns vor<br />

Politik<br />

Geschäftsbereich<br />

Grundsatzfragen,<br />

Struktur- und Förderpolitik<br />

Dr. Wilfried Steffens<br />

Steuern<br />

Geschäftsbereich<br />

Steuern und Finanzen<br />

Cord Kiene und<br />

Elena Just<br />

Geschäftsführung<br />

Jörn Johann Dwehus,<br />

Christine Hoppe,<br />

Jürgen Vohl,<br />

Ilona Schildener (vl.n.r)<br />

Marktreferat<br />

Markus Kappmeyer,<br />

Dr. Friederike Albersmeier,<br />

Brigitte Theiler,<br />

Werner Bosse,<br />

Dr. Werner Rüther<br />

(v.l.n.r.)<br />

Soziales<br />

EDV<br />

Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Wolfgang Arens,<br />

Gabi von der Brelie,<br />

Kerstin Riechmann,<br />

Wiebke Molsen,<br />

Helmut Brachtendorf<br />

(v.l.n.r.)<br />

Geschäftsbereich Sozialrecht<br />

Heinz Möller, Dorota Plautz<br />

Bildung<br />

Heike<br />

Marheineke<br />

Geschäftsbereich Verwaltung und EDV<br />

Christian Köster, Michael Heß (v.l.)<br />

Recht<br />

Empfang<br />

Maja Orzechowski<br />

Beate Freye<br />

(v.l.)<br />

Geschäftsbereich Umwelt- und Landwirtschaftsrecht<br />

sowie Forstpolitik<br />

Harald Wedemeyer, Barbara Heinze,<br />

Hartmut Schlepps, Jens Haarstrich (v.l.n.r.)<br />

67


Vorstand und Anschriften<br />

68<br />

Das Präsidium des <strong>Landvolk</strong>es <strong>Niedersachsen</strong>:<br />

Helmut Meyer, Heinz Korte, Werner Hilse<br />

Franz-Josef Holzenkamp, (v. l.).<br />

Vorstand <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> Landesverband<br />

Werner Hilse Präsident<br />

Franz-Josef Holzenkamp Vizepräsident<br />

Heinz Korte Vizepräsident<br />

Helmut Meyer Vizepräsident<br />

Wilhelm Niemeyer Ehrenpräsident<br />

Johann Arendt Meyer zu Wehdel Präsident der<br />

LWK <strong>Niedersachsen</strong><br />

Heiner Beermann Lüneburg<br />

Peter Cornelius Oldenburg<br />

Hartmut Danne Hildesheim<br />

Tobias Göckeritz Hannover<br />

Bezirksarbeitsgemeinschaften<br />

im <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Braunschweig<br />

Helene-Künne-Allee 5, 38122 Braunschweig<br />

Tel. 0531/287700, Fax: 0531/2877020<br />

Vorsitzender Jürgen Hirschfeld<br />

stellv. Vorsitzender Gerhard Schwetje<br />

stellv. Vorsitzender Ulrich Löhr<br />

Geschäftsführerin Manuela Schneider<br />

Geschäftsführer Kurt Hübner<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Hannover<br />

Klütstr. 10, 31787 Hameln<br />

Tel. 0 51 51/40 66 60, Fax: 0 51 51/4 06 66 29<br />

Vorsitzender Hermann Grupe<br />

Geschäftsführer Friedrich Wilharm<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Hildesheim<br />

Friedrichstr. 27/28, 37154 Northeim<br />

Tel. 0 55 51/9 79 00, Fax: 0 55 51/97 90 29<br />

Vorsitzender Hartmut Danne<br />

Geschäftsführer Willi Teutsch<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Lüneburg<br />

Düshorner Str. 24, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Tel. 05 162/903-100, Fax: 05 162/903-139<br />

Vorsitzender Heiner Beermann<br />

Geschäftsführer Klaus Grünhagen<br />

Hermann Grupe Hannover<br />

Erich Hinrichs Ostfriesland<br />

Jürgen Hirschfeld Braunschweig<br />

Heino Klintworth LAG Junglandwirte<br />

Lars König Nds. Landjugend<br />

Joost Meyerholz Stade<br />

Thorsten Riggert Lüneburg<br />

Albert Schulte to Brinke Osnabrück<br />

Hermann Wester Emsland<br />

Brigitte Scherb Landfrauenverband Hannover<br />

Agnes Witschen Landfrauenverband Weser-Ems<br />

Landesverband des<br />

Oldenburger <strong>Landvolk</strong>es<br />

Albrecht-Thaer-Str. 2<br />

26939 Ovelgönne<br />

Tel. 0 44 01/9 80 50, Fax: 0 44 01/98 05 33<br />

Vorsitzender Peter Cornelius<br />

Geschäftsführer Manfred Ostendorf<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Osnabrück<br />

Am Schölerberg 6, 49082 Osnabrück<br />

Tel. 05 41/56 00 10, Fax: 05 41/5 60 01 16<br />

Vorsitzender Albert Schulte to Brinke<br />

Geschäftsführer Martin Andrees<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Bezirksverband Stade<br />

Lindhooper Str. 61, 27283 Verden<br />

Tel. 0 42 31/92630, Fax: 0 42 31/926392<br />

Vorsitzender Joost Meyerholz<br />

Geschäftsführer Carsten Hipp<br />

Landw. Hauptverein<br />

für Ostfriesland<br />

Südeweg 2, 26607 Aurich-Sandhorst<br />

Tel. 0 49 41/60 90, Fax: 0 49 41/60 92 49<br />

Präsident Erich Hinrichs<br />

Vizepräsident Justus Ackermann<br />

Hauptgeschäftsführer Karl Hedden<br />

Vereinigung des<br />

Emsländischen <strong>Landvolk</strong>es<br />

An der Feuerwache 12, 49716 Meppen<br />

Tel. 0 59 31/9 33 21 11, Fax: 0 59 31/9 33 21 12<br />

Präsident Hermann Wester<br />

Vizepräsident Hermann Heilker<br />

Hauptgeschäftsführer Lambert Hurink<br />

Anschriften<br />

der Kreisverbände<br />

Ammerländer <strong>Landvolk</strong>verband<br />

Kolbergerstr. 20, 26655 Westerstede<br />

Postfach 12 68, 26642 Westerstede<br />

Tel. 0 44 88/83 70, Fax: 0 44 88/85 90 91<br />

Vorsitzender Manfred Gerken<br />

Geschäftsführer Hans-Jürgen Schröder<br />

Landw. Kreisverein Aschendorf-Hümmling<br />

Große Str. 14, 26871 Aschendorf<br />

Tel. 0 49 62/9 13 12 00, Fax: 0 49 62/9 13 12 22<br />

Vorsitzender Bernd Schulte-Lohmöller<br />

Geschäftsführer Georg Brüning<br />

Kreisverband Aurich<br />

Südeweg 2, 26607 Aurich-Sandhorst<br />

Tel. 0 49 41/60 92 50, Fax: 0 49 41/60 92 49<br />

Vorsitzender Peter Dirksen<br />

Geschäftsführer Karl Hedden<br />

Landw. Kreisverein Grafschaft Bentheim<br />

Berliner Str. 2, 49828 Neuenhaus<br />

Postfach 11 65, 49825 Neuenhaus<br />

Tel. 0 59 41/608100, Fax: 0 59 41/6 08 188<br />

Vorsitzender Hermann Heilker<br />

Geschäftsführerin Elfriede Werdermann<br />

Niedersächsisches <strong>Landvolk</strong><br />

Braunschweiger Land e.V.<br />

Geschäftsstelle Braunschweig<br />

Helene-Künne-Allee 5, 38122 Braunschweig<br />

Tel. 0531/287700, Fax: 0531/2877020<br />

Geschäftsstelle Peine<br />

Freiligrathstr. 2, 31224 Peine<br />

Tel. 05171/99050, Fax: 05171/990533<br />

Vorsitzender Jürgen Hirschfeld<br />

stellv. Vorsitzender Wilfried Henties<br />

stellv. Vorsitzender Ulrich Löhr<br />

Geschäftsführerin Manuela Schneider<br />

Geschäftsführer Kurt Hübner<br />

Kreisverband Bremervörde<br />

Albrecht-Thaer-Str. 6, 27432 Bremervörde<br />

Tel. 0 47 61/99 22 00, Fax: 0 47 61/99 22 22<br />

Vorsitzender Heinz Korte<br />

Geschäftsführer Dr. Hartmut Schröder<br />

Kreisverband Celle<br />

Biermannstr. 14, 29221 Celle<br />

Tel. 0 51 41/38 44-53, Fax: 0 51 41/38 44 77<br />

Vorsitzender Jürgen Mente<br />

Geschäftsführer Martin Albers<br />

Kreisverband Cloppenburg<br />

Löninger Str. 66, 49661 Cloppenburg<br />

Tel. 0 44 71/96 52 00, Fax: 0 44 71/96 52 81<br />

Vorsitzender Hubertus Berges<br />

Geschäftsführer Bernhard Suilmann<br />

Kreisverband Grafschaft Diepholz<br />

Geschäftsstelle Sulingen<br />

Galtenerstr. 18, 27232 Sulingen<br />

Tel. 0 42 71/94 51 00, Fax: 0 42 71/94 51 11<br />

Geschäftsstelle Diepholz<br />

Grafenstraße 28, 49356 Diepholz<br />

Tel. 0 54 41/34 59, Fax: 0 54 41/8 16 41<br />

Vorsitzender Lothar Lampe,<br />

ab 1.1.2012: Theodor Runge<br />

Geschäftsführer Wilhelm Bergmann<br />

Kreisverband Friesland<br />

Bahnhofstr. 23 a, 26419 Schortens<br />

Tel. 0 44 61/30 12, Fax: 0 44 61/60 10<br />

Vorsitzender Hartmut Seetzen<br />

Geschäftsführer Manfred Ostendorf<br />

Kreisverband Gifhorn-Wolfsburg<br />

Geschäftsstelle Gifhorn<br />

Bodemannstr. 16, 38518 Gifhorn<br />

Tel. 0 53 71/86 41 00, Fax: 0 53 71/86 41 20<br />

Geschäftsstelle Wittingen<br />

Schützenstr. 10, 29378 Wittingen<br />

Tel. 0 58 31/2 91 80, Fax: 0 58 31/74 39<br />

Vorsitzender Joachim Zeidler<br />

Geschäftsführer Klaus-Dieter Böse<br />

Kreisverband Göttingen<br />

Geschäftsstelle Duderstadt<br />

Herzberger Str. 12, 37115 Duderstadt<br />

Tel. 0 55 27/9 82 10, Fax: 0 55 27/98 21 20<br />

Geschäftsstelle Göttingen<br />

Götzenbreite 10, 37124 Rosdorf<br />

Tel. 05 51/7 89 04 50, Fax: 05 51/7 89 04 59<br />

Vorsitzender Hubert Kellner<br />

Geschäftsführer Achim Hübner<br />

Kreisverband Land Hadeln<br />

Schulstr. 4, 21762 Otterndorf<br />

Postfach 12 61, 21759 Otterndorf<br />

Tel. 0 47 51/9 22 60, Fax: 0 47 51/92 26 44<br />

Vorsitzender Volker Kamps<br />

Geschäftsführer Detlef Jungclaus<br />

<strong>Landvolk</strong>kreisverband Hannover<br />

Hauptgeschäftsstelle Hannover-Ahlem<br />

Wunstorfer Landstr. 11, 30453 Hannover<br />

Tel. 05 11/40 07 87-0, Fax: 05 11/40 07 87-22<br />

Vorsitzender Heinrich Blume<br />

Geschäftsführer Dr. Carl Dohme<br />

Kreisverband Hildesheim<br />

Grünes Zentrum Hildesheim<br />

Am Flugplatz 4, 31137 Hildesheim<br />

Tel. 05121/70670 Fax: 05121/706767<br />

Grünes Zentrum Alfeld<br />

Bahnhofstr. 14, 31061 Alfeld<br />

Tel. 05181/84050, Fax 05181/840518<br />

Vorsitzender Wolfgang Rühmkorf<br />

Vorsitzender Helmut Meyer<br />

Geschäftsführer Carl-Jürgen Conrad<br />

Geschäftsführer Gerhard Rudolph<br />

Kreisverband Leer<br />

Nessestr. 2, 26789 Leer<br />

Tel. 04 91/9 29 95 10, Fax: 04 91/9 29 95 22<br />

Vorsitzender Justus Ackermann<br />

Geschäftsführer Rudolf Bleeker<br />

Landw. Kreisverein Lingen<br />

Am Hundesand 12, 49809 Lingen<br />

Tel. 05 91/9 63 07 25, Fax: 05 91/9 63 07 39<br />

Vorsitzender Hermann Hermeling<br />

Geschäftsführer Wichard Wabner<br />

Kreisverband Lüneburger Heide<br />

Geschäftsstelle Winsen<br />

St.-Georg-Str. 2, 21423 Winsen/Luhe<br />

Postfach 1244, 21412 Winsen/Luhe<br />

Tel. 04171/65460, Fax: 04171/65 46 46<br />

69


Vorstand und Anschriften<br />

70<br />

<strong>Landvolk</strong>haus<br />

in Sulingen<br />

Geschäftsstelle Buchholz<br />

Am langen Sal 1, 21244 Buchholz<br />

Postfach 12 08, 21232 Buchholz<br />

Tel. 04181/90860, Fax: 04181/30589<br />

Geschäftsstelle Bad Fallingbostel<br />

Düshorner Str. 25, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Tel. 05162/903100, FAX: 05162/903139<br />

Vorsitzender Heiner Beermann<br />

Vorsitzender Rudolf Meyer<br />

Geschäftsführer Klaus Grünhagen<br />

Geschäftsführer Jochen Schröder<br />

Kreisverband Melle<br />

Gesmolder Str. 7, 49324 Melle<br />

Tel. 0 54 22/9 50 20, Fax: 0 54 22/95 02 30<br />

Vorsitzender Hermann Josef Bolte<br />

Geschäftsführer Heinrich Kinnius<br />

Bauernverband<br />

Nordostniedersachsen e. V.<br />

Geschäftsstelle Lüneburg<br />

Altenbrücker Damm 6, 21337 Lüneburg<br />

Tel. 04131/862923, Fax: 04131/8629255<br />

Geschäftsstelle Lüchow<br />

Senator-Sandhagen-Str. 1, 29439 Lüchow<br />

Tel. 05841/97700, Fax: 05841/977099<br />

Geschäftsstelle Uelzen<br />

Wilhelm-Seedorf-Str. 1, 29525 Uelzen<br />

Tel. 0581/9736690, Fax: 0581/97366910<br />

Vorsitzender Thorsten Riggert<br />

Geschäftsführer Wolf Winkelmann<br />

Geschäftsstellenleiterin Urte Rötz<br />

Kreisverband Northeim-Osterode<br />

<strong>Landvolk</strong> Northeim-Osterode<br />

Kreisbauernverband e.V.<br />

Geschäftsstelle Northeim<br />

Friedrichstr. 27/28, 37154 Northeim<br />

Tel. 05551/9790-0, Fax: 05551/979029<br />

Geschäftsstelle Uslar<br />

Lange Str. 53, 37170 Uslar<br />

Tel. 05571/2527, Fax: 05571/4559<br />

Geschäftsstelle Osterode<br />

Bergstr. 10, 37520 Osterode<br />

Tel. 05522/50000, Fax: 05522/500050<br />

Vorsitzender Siegfried Sander<br />

Geschäftsführer Willi Teutsch<br />

Geschäftsführer Gerhard Rudolph<br />

Landwirtschaftl. Hauptverband<br />

Südniedersachsen<br />

Friedrichstr. 27/28, 37154 Northeim<br />

Tel. 0 55 51/9 79 00, Fax: 0 55 51/97 90 29<br />

Vorsitzender Helmut Meyer<br />

Geschäftsführer Dr. Bernd A. von Garmissen<br />

<strong>Landvolk</strong>haus Land Hadeln<br />

Landw. Kreisverein Meppen<br />

An der Feuerwache 12, 49716 Meppen<br />

Tel. 0 59 31/93 32-111, Fax: 0 59 31/93 32-112<br />

Vorsitzender Hermann Wester<br />

Geschäftsführer Michael Feld<br />

Kreisverband Mittelweser<br />

Geschäftsstelle Syke<br />

Hauptstr. 36-38, 28857 Syke<br />

Tel. 0 42 42/59 50, Fax: 0 42 42/5 95 80<br />

Geschäftsstelle Nienburg<br />

Vor dem Zoll 2, 31582 Nienburg<br />

Tel. 0 50 21/96 86 60, Fax: 0 50 21/9 68 66 19<br />

Vorsitzender Dr. Hans-Christian Hanisch<br />

Vorsitzender Tobias Göckeritz<br />

Geschäftsführer Olaf Miermeister<br />

Kreisverband Norden-Emden<br />

Südeweg 2, 26607 Aurich<br />

Tel. 0 49 41/60 90, Fax: 0 49 41/60 92 49<br />

Vorsitzender Carl Noosten<br />

Geschäftsführerin Gelinde Uphoff<br />

Kreisverband Oldenburg<br />

Sannumer Str. 3, 26197 Huntlosen<br />

Postfach 30 25, 26194 Huntlosen<br />

Tel. 0 44 87/7 50 10, Fax: 0 44 87/72 61<br />

Vorsitzender Jürgen Seeger<br />

Geschäftsführer Bernhard Wolff<br />

Hauptverband des<br />

Osnabrücker <strong>Landvolk</strong>es<br />

Geschäftsstelle Bersenbrück<br />

Liebigstr. 4, 49593 Bersenbrück<br />

Tel. 0 54 39/9 47 10, Fax: 0 54 39/94 71 28<br />

Vorsitzender Joh. Arendt Meyer zu Wehdel<br />

Geschäftsführer Dr. Friedrich Wilms<br />

Geschäftsstelle Osnabrück<br />

Am Schölerberg 6, 49082 Osnabrück<br />

Tel. 05 41/56 00 10, Fax: 05 41/5 60 01 16<br />

Vorsitzender Albert Schulte to Brinke<br />

Geschäftsführer Martin Andrees<br />

Geschäftsstelle Wittlage<br />

Gartenstr. 7, 49163 Bohmte<br />

Postfach 12 04, 49154 Bohmte<br />

Tel. 0 54 71/9 55 50, Fax: 0 54 71/48 87<br />

Vorsitzender Andreas Kroll<br />

Geschäftsführerin Maren Kreyenhagen<br />

Kreisverband Osterholz<br />

Bördestr. 19, 27711 Osterholz-Scharmbeck<br />

Postfach 13 01, 27703 Osterholz-Scharmbeck<br />

Tel. 0 47 91/9 42 40, Fax: 0 47 91/94 24 22<br />

Vorsitzender Reinhard Garbade<br />

Geschäftsführer Dr. Uwe Huljus<br />

Kreisverband Rotenburg-Verden<br />

Geschäftsstelle Rotenburg<br />

Zum Flugplatz 5, 27356 Rotenburg<br />

Tel. 0 42 61/6 30 30, Fax 0 42 61/6 30 31 11<br />

Geschäftsstelle Verden<br />

Lindhooper Str. 61, 27283 Verden<br />

Tel. 0 42 31/9 26 30, Fax 0 42 31/92 63 92<br />

Vorsitzender Gerhard Eimer<br />

Vorsitzender Joost Meyerholz<br />

Geschäftsführer Carsten Hipp<br />

Kreisverband Stade<br />

Bleichergang 12, 21680 Stade<br />

Tel. 0 41 41/51 91 10, Fax: 0 41 41/51 91 111<br />

Vorsitzender Johann H. Knabbe<br />

Geschäftsführer Klaus-Hinrich Breuer<br />

Kreisverband Vechta<br />

Rombergstr. 53, 49377 Vechta<br />

Tel. 0 44 41/9 23 70, Fax: 0 44 41/92 37 11<br />

Vorsitzender Norbert Meyer<br />

Geschäftsführerin Silvia Breher<br />

Kreisverband Weserbergland<br />

Geschäftsstelle Stadthagen<br />

Oberntorstr. 6, 31655 Stadthagen<br />

Tel. 0 57 21/40 55, Fax: 0 57 21/40 72<br />

Geschäftsstelle Hameln<br />

Klütstr. 10, 31787 Hameln<br />

Tel. 0 51 51/40 66 60, Fax: 0 51 51/4 06 66 29<br />

Geschäftsstelle Holzminden<br />

Bülte 2, 37603 Holzminden<br />

Tel. 0 55 31/20 51, Fax: 0 55 31/20 52<br />

Vorsitzender Hermann Grupe<br />

stellv. Vorsitzender Cord Lattwesen<br />

stellv. Vorsitzender Karl Johann Stukenbrock<br />

Geschäftsführer Friedrich Wilharm<br />

Landwirtschaftliche Organisationen<br />

30159 Hannover, im Haus Arnswaldtstr. 18<br />

Landesverband der Maschinenringe <strong>Niedersachsen</strong> e.V.<br />

Geschäftsführer Constantin Graf v. Lüttichau<br />

Tel. 05 11/3 68 10 54, Fax. 05 11/3 68 10 54<br />

Maschinenringe <strong>Niedersachsen</strong> GmbH<br />

Geschäftsführer Constantin Graf v. Lüttichau<br />

Tel. 05 11/1 23 49 60, Fax. 05 11/3 68 10 54<br />

Kreisverband Wesermarsch<br />

Albrecht-Thaer-Str. 2, 26939 Ovelgönne<br />

Tel. 0 44 01/9 80 50, Fax: 0 44 01/98 05 33<br />

Vorsitzender Peter Cornelius<br />

Geschäftsführer Manfred Ostendorf<br />

Kreisverband Wesermünde<br />

Bismarckstr. 61, 27570 Bremerhaven<br />

Tel. 04 71/92 49 50, Fax: 04 71/9 24 95 99<br />

Vorsitzender Jan Heusmann<br />

Geschäftsführer Harm Wilkens<br />

Kreisverband Wittmund<br />

Bismarckstr. 31, 26409 Wittmund<br />

Postfach 13 47, 26400 Wittmund<br />

Tel. 0 44 62/5 07 00, Fax: 0 44 62/50 70 27<br />

Vorsitzender Herbert Heyen<br />

Geschäftsführer Heinz-Hermann Pupkes<br />

Kreisverband Zeven<br />

Meyerstraße 15 + 17, 27404 Zeven<br />

Tel. 0 42 81/82 11 00, Fax: 0 42 81/82 11 11<br />

Vorsitzender Rudolf Heins<br />

Geschäftsführerin Nadine Eckhoff<br />

MR<br />

Oliver Müller, Petra Räcker,<br />

Constantin Graf von Lüttichau,<br />

(v. l. n. r.)<br />

Waldbesitzerverband<br />

Steffen Hartig<br />

Zusammenschlüsse<br />

Landw. Hauptverein für Ostfriesland<br />

Südeweg 2, 26607 Aurich-Sandhorst<br />

Tel. 0 49 41/60 90, Fax: 0 49 41/60 92 49<br />

Präsident Erich Hinrichs<br />

Hauptgeschäftsführer Karl Hedden<br />

Vereinigung des Emsländischen <strong>Landvolk</strong>es<br />

An der Feuerwache 12, 49716 Meppen<br />

Tel. 0 59 31/9 33 21 11, Fax: 0 59 31/9 33 21 12<br />

Präsident Hermann Wester<br />

Hauptgeschäftsführer Lambert Hurink<br />

71


Vorstand und Anschriften<br />

72<br />

NLJ<br />

Janina Bauke,<br />

Christian Podlewski,<br />

Margit Peschmann,<br />

Alena Rosenberger,<br />

Mara Duchstein,<br />

Lena Fastje,<br />

Till Reichenbach,<br />

Beate Freye<br />

(v.l.n.r.)<br />

Landwirtschaftliche Organisationen<br />

30159 Hannover, im Haus Warmbüchenstr. 3<br />

<strong>Landvolk</strong>dienste GmbH<br />

Geschäftsführer Jörn Johann Dwehus<br />

Tel. 05 11/3 67 04-20, Fax 05 11/3 67 04-80<br />

Bundesverband Landwirtschaftlicher Pächter e. V.<br />

Geschäftsführer Jens Haarstrich<br />

Tel. 05 11/36704-35, Fax 05 11/36704-68<br />

Niedersächsische Landjugend Landesgemeinschaft e. V.<br />

Geschäftsführer Till Reichenbach<br />

Tel. 05 11/3 67 04-47, Fax 05 11/3 67 04-72<br />

Waldbesitzerverband Hannover in <strong>Niedersachsen</strong> e. V.<br />

Geschäftsführer Steffen Hartig<br />

Tel. 05 11/3 67 04-39, Fax 05 11/3 67 04-62<br />

Landwirtschaftliche Organisationen<br />

30159 Hannover, im Haus Marienstr. 11<br />

Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer e. V.<br />

Geschäftsführer Dr. Heinrich-H. Helmke<br />

Tel. 05 11/3 67 04-49, Fax 05 11/3 67 04-74<br />

Zentralverband der Jagdgenossenschaften<br />

und Eigenjagden in <strong>Niedersachsen</strong> e.V. (ZJEN)<br />

Geschäftsführer Peter Zanini<br />

Tel. 05 11/3 67 04-41, Fax 05 11/3 67 04-62<br />

Stiftung Kulturlandpflege<br />

Geschäftsführer Peter Zanini<br />

Tel. 05 11/3 67 04-41, Fax 05 11/3 67 04-62<br />

ZJEN<br />

Peter Zanini<br />

Brigitte Möller<br />

Sylvia Hoopmann,<br />

Björn Rohloff (v. l. n. r.)<br />

DNZ<br />

Julia Biehl,<br />

Dr. Heinrich-H. Helmke,<br />

Edelgard Miarka,<br />

Markus Blomberg<br />

(v.l.n.r.)<br />

LVD<br />

Matthias Grieß, Christian Daudert,<br />

Stephan Deicke, Nadine Ehinger Schwarzl,<br />

Kerstin Zakrzewski, Heino Beewen, Heiko<br />

Fellenberg (v. l. n. r.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!