Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen
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Produktion und Vermarktung<br />
22<br />
Werner Bosse<br />
Referent für pflanzliche<br />
Produkte<br />
Dauerregen zur Ernte<br />
zehrte an den Nerven<br />
der Bauern und brachte<br />
die Technik an ihre<br />
Grenzen.<br />
Mäßige Getreideernte – Schwache<br />
Erträge, rückläufige Anbauflächen<br />
Wie kein zweiter Wirtschafszweig hängt die Landwirtschaft vom Wetter ab. Nach einem<br />
kalten Winter und extrem trockenen Frühjahrsmonaten setzten mit Beginn der Erntezeit<br />
starke Regenfälle ein. Über Wochen mussten die Erntearbeiten immer wieder unter-<br />
brochen werden. Besonders im Norden wurde die Situation im Laufe des Monats August<br />
immer prekärer. Hohe Verluste und teure Nachtrocknungen waren die Folge. Erfolg oder<br />
Misserfolg lagen kleinsträumig nebeneinander und unterschieden sich häufig nur durch<br />
einen ergiebigen Regenguss zur richtigen Zeit.<br />
Nach Erhebungen der besonderen Ernteermittlung,<br />
die mehrmals an veränderte Bedingungen<br />
angepasst wurde, ernteten niedersächsische Landwirte<br />
geringe 5,22 Mio. Tonnen Getreide. Im Verhältnis<br />
zum Vorjahr ergab sich ein Minus von 9,9 Prozent,<br />
das sich aus einem Flächenrückgang um 6,8 Prozent<br />
und der Ertragsminderung von 3,3 Prozent herleitet.<br />
Der Weizen ist mit 3,071 Mio. t die mit Abstand<br />
bedeutendste Getreideart, gefolgt von der Wintergerste<br />
mit nur noch 829.000 Tonnen. Der Roggen gewann mit<br />
603.000 Tonnen zwei Prozent an Menge hinzu.<br />
Auch die Qualität des Getreides verschlechterte<br />
sich mit dem zögerlichen Erntefortschritt permanent.<br />
Die Wintergerste erbrachte noch durchweg gute Hektolitergewichte,<br />
weil sie von der Trockenheit weniger<br />
beeinflusst war und zeitgerecht geerntet werden konnte.<br />
Doch schon der Weizen verzeichnete die guten hl-<br />
Gewichte nur noch auf Bördestandorten. Insbesondere<br />
die Fallzahlen des Weizens, und vor allem des Brotroggens,<br />
sanken zum Ernteschluss ständig ab. Am Ende<br />
konnte nur noch Futterroggen geerntet werden. Eine<br />
Ausnahme bildete in diesem Jahr die Sommergerste.<br />
In der Verwertungsrichtung Braugerste wurde sie intensiv<br />
bewässert und wies sehr gute Sortierungen und<br />
die geforderten niedrigen Proteinwerte auf. Der Raps<br />
ist mit 127.000 Hektar in <strong>Niedersachsen</strong> eine konstan-<br />
te Marktfrucht, wenn auch nicht so bedeutsam wie z.B.<br />
in Mecklenburg-Vorpommern. Aufwuchs und Ernte<br />
standen unter ungünstigen Vorzeichen, bereits von<br />
der Aussaat an. So wurde dann bei einem Mengenaufkommen<br />
von 438.000 Tonnen das sehr gute Vorjahresergebnis<br />
um 16 Prozent verfehlt.<br />
Hackfrüchte zeigen gute Erträge<br />
Die Kartoffelfläche wurde leicht um 2.000 Hektar auf<br />
114.774 ha erhöht, davon noch 31.887 ha für den Speisebereich.<br />
Als der Regen zur Getreideernte einsetzte,<br />
kam er zum Wachstum der Hackfrüchte noch rechtzeitig.<br />
Mit einer Mengenerwartung von ca. 5,4 Mio.<br />
Tonnen wurde das Vorjahr um 18 Prozent übertroffen,<br />
damit bleiben niedersächsische Landwirte die mit Abstand<br />
wichtigsten Kartoffelerzeuger in Deutschland<br />
(11,9 Mio. t). Da es in diesem Jahr viele Übergrößen<br />
gibt, bleibt die Versorgung mit frischen, marktgerechten<br />
Speisekartoffeln etwa auf dem Vorjahresniveau. Fritten-,<br />
Chips- und Flockenhersteller können hingegen<br />
auf eine breite Rohstoffbasis mit hohen Ausbeuten<br />
zurückgreifen. Von besonderem Interesse ist der Bereich<br />
der Stärkekartoffeln, wo sich infolge politischer<br />
Veränderungen eine Orientierung am Weltmarkt und<br />
an anderen Stärkearten vollzieht. Bislang konnte dieser<br />
Prozess „ohne zu große Schmerzen“ ablaufen. Die<br />
Erntemengen sind gut und ein entsprechender Bedarf<br />
der Stärkefabriken ist vorhanden.<br />
Der Silomaisertrag wird zur Zeit der Drucklegung<br />
mit ca. 492 dt/ha Frischmasse geschätzt, einem Plus<br />
von 20 Prozent zum schwachen Vorjahr und 10 Prozent<br />
über dem fünfjährigen Mittel. In Verbindung mit<br />
der Anbauausdehnung sollte die Ernte in diesem Jahr<br />
auf immense 25,6 Mio. Tonnen anwachsen, ein Plus<br />
zum Vorjahr von 45 Prozent. Der Zuckerrübenanbau<br />
wird ab Seite 56 beschrieben.<br />
Märkte und Preise<br />
Agrarpreise entstehen nur noch sehr begrenzt durch<br />
regionale oder lokale Marktereignisse. Vor allem der<br />
Getreidepreis richtet sich nach fundamentalen Grundlagen<br />
(Angebot und Nachfrage, Vorräte, Transport und<br />
Lagerung etc.) im weltweiten Maßstab. Ergänzend wirken<br />
weitere Faktoren wie z.B. zunehmende politische<br />
Markteingriffe (Schwarzmeerregion, Marktwirtschaft<br />
nach Belieben) oder Turbulenzen an den Finanzmärkten.<br />
Die Märkte werden hierdurch schwankungsanfälliger,<br />
undurchsichtiger und riskanter für Landwirte.<br />
Entwicklung der Erzeugerpreise im Überschussgebiet<br />
(<strong>Niedersachsen</strong> Süd)<br />
Grundsätzlich sind die Preisverläufe der Druschfrüchte<br />
für Ackerbauern noch zufriedenstellend, ohne die<br />
z.T. erheblichen Minderernten in Regionen und Einzelbetrieben<br />
oder gestiegene Kosten verschweigen zu<br />
wollen. Bemerkenswert sind einige Sonderentwicklungen<br />
wie z.B. die mögliche Renaissance der Braugerste<br />
oder die hohen Preise des Brotroggens. Auch das Stroh<br />
verteuerte sich im September um ca. 60 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr.<br />
Im September liefen Preissenkungswellen durch<br />
die weltweiten Rohstoffmärkte, ausgelöst vor allem<br />
von den Akteuren an Finanzmärkten. Fundamentale<br />
Gründe für die Schwäche gibt es beim Getreide hingegen<br />
kaum. Denn weltweit sind die Ernten zwar höher<br />
als im Vorjahr und regional<br />
sehr unterschiedlich, in der<br />
Summe aber nicht größer als<br />
der Verbrauch. Etwas Entlastung<br />
kommt vom Reismarkt.<br />
Dort stieg die Ernte um zehn<br />
auf 461 Mio. Tonnen an.<br />
Grundsätzlich bleibt die Versorgungsituation<br />
mit Getreide<br />
aber angespannt, weil die<br />
Vorräte nur noch 19 Prozent<br />
des Verbrauchs abdecken.<br />
Vor zehn Jahren war dieses<br />
Verhältnis mit 30 Prozent<br />
noch deutlich sicherer.<br />
Wenig zufriedenstellende<br />
Preise finden hingegen<br />
die Kartoffelerzeuger,<br />
einschließlich der Frühkartoffelproduzenten.<br />
Dort ist<br />
die Erlössituation enttäuschend.<br />
Es kamen zu früh<br />
zu viele Kartoffeln an den<br />
Markt, auch aus guten Ern-<br />
ten in Europa. Ein Blick auf andere Jahre mit Ernten<br />
zwischen 11,5 und 12 Mio. t zeigt aber, dass es im Frühjahr<br />
noch zu steigenden Preisen kommen kann.<br />
Ein Markt für den immer wichtiger werdenden<br />
Silomais existiert nur auf kleinräumiger, allenfalls<br />
regionaler Ebene. Die geringe Transportwürdigkeit<br />
schränkt den Handel ein, zudem suchen Biogasanlagenbetreiber<br />
häufig eine längerfristige Bindung durch<br />
Lieferverträge. Ohne funktionierende „Marktplätze“<br />
erfolgt die Preisfindung häufig kostenbasiert durch<br />
Zuschlagskalkulation. Allerdings differenzieren sich<br />
Angebot und Nachfrage zunehmend und durch den<br />
verstärkten Handel mit der Ware könnten Effizienzgewinne<br />
gehoben werden. Erste Formen eines besser organisierten<br />
Austausches von Silomais entstehen durch<br />
Vermittlungsaktivitäten, z.B. von etablierten Genos-<br />
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