Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen
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Landwirtschaftsrecht<br />
40<br />
Privilegierung nicht antasten<br />
Das Baugesetzbuch sieht vor, dass Ställe im Außenbereich privilegiert zulässig sind.<br />
Gerade so genannte gewerbliche Tierhaltungsanlagen, die nicht auf überwiegend eigener<br />
Futtergrundlage betrieben werden, stoßen in der Politik vermehrt auf Ablehnung.<br />
Baurechtsexperten fordern die Beibehaltung der<br />
jetzigen Regelungen, da das Regelungsgefüge<br />
im Baugesetzbuch auf einem ausbalancierten<br />
System von Privilegierung und planerischen<br />
Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinden beruht. Dies<br />
zeigten die Ergebnisse der „Berliner Gespräche“ von<br />
2010. Es handelt sich hierbei um Expertentreffen, die die<br />
Novelle des BauGB vorbereiteten. Es bestand Einigkeit,<br />
dass die Privilegierung von Tierhaltungsanlagen nicht<br />
geändert werden muss. Dies ist auch die Position<br />
des Deutschen Bauernverbands und des <strong>Landvolk</strong>es<br />
Fortbildungsangebote des Rechtsreferats<br />
<strong>Niedersachsen</strong>. Die Gemeinden haben eine Vielzahl<br />
von planerischen Steuerungsmöglichkeiten, die sich<br />
in der Praxis und Rechtsprechung, gerade auch in den<br />
Veredlungsregionen, bewährt haben.<br />
Im Kontext öffentlicher Kritik an Tierhaltungsanlagen,<br />
insbesondere auch geäußert durch den Niedersächsischen<br />
Landkreistag, machte Landwirtschaftsminister<br />
Gert Lindemann einen Vorschlag zur Änderung<br />
des BauGB. Danach sollen in „Gebieten“ mit hoher<br />
Viehdichte (über zwei GV) die Landkreise durch Satzung<br />
bestimmen können, dass nicht landwirtschaftliche<br />
Tierhaltungsanlagen ab bestimmter Größenschwellen<br />
(u. a.: 40.000 Hennen oder 800 Rinder) nicht<br />
mehr der Privilegierung unterliegen.<br />
Dies stößt beim Berufsstand auf heftige Ablehnung.<br />
Im Spätsommer legte das Bundesbauministerium<br />
einen eigenen Vorschlag vor. Der Referentenentwurf<br />
zur Novelle des BauGB schlägt vor, die<br />
baurechtliche Privilegierung von nicht landwirtschaftlichen<br />
Tierhaltungsanlagen an die Pflicht zur Durchführung<br />
einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu<br />
knüpfen. Damit wird die Beurteilung der Frage, ob ein<br />
Stallvorhaben privilegiert ist, komplizierter gemacht.<br />
Insbesondere werden damit Möglichkeiten geschaffen,<br />
den Bau von Ställen zu verzögern bzw. faktisch zu<br />
verhindern.<br />
Die Pflicht zur UVP besteht nämlich nicht nur bei<br />
der Überschreitung bestimmter Schwellenwerte (etwa<br />
60.000 Hennen- oder 3.000 Mastschweinplätze; Anlage<br />
Die Kreisverbände bieten ihren Mitgliedern Rechtsberatung im Agrarrecht an. Um den hohen Ansprüchen<br />
im umfangreichen Landwirtschaftsrecht gerecht werden zu können, zählen umfassende juristische<br />
Schulungen zu den Kernaufgaben des Rechtsreferats. Der 2009 eingeführte Fachanwalt für Agrarrecht ist<br />
verpflichtet, sich mindestens zehn Stunden im Jahr fortzubilden. Es werden jährlich vier Rechtstage mit<br />
jeweils fünf Fortbildungsstunden für die Kreisverbände angeboten und damit die Fortbildungsanforderung<br />
an einen Fachanwalt für Agrarrecht zu 100 Prozent übertroffen. Die Themen reichen vom Bau- und Umweltrecht<br />
über das Förder- bis hin zum Höfe- und Landpachtrecht. Zum Erfolg der Seminare haben <strong>2011</strong><br />
folgende Referenten beigetragen: Dr. Joachim Schwindt, Beigeordneter des Niedersächsischen Landkreistages<br />
(NLT) zu „Ersten Erfahrungen mit dem novellierten Wasserrecht“, Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Krüger<br />
vom Deutschen Bauernverband zu „Getreidekontrakten“, Rechtsanwalt Claus Reinert vom Kreisverband<br />
Grafschaft Diepholz zu „Wärmenutzungsverträgen für Biomasseanlagen“. Neben den Rechtstagen werden<br />
nach Bedarf einzelne Themen in Sonderveranstaltungen vertieft oder aber für neuere Mitarbeiter oder Geschäftsführer<br />
Einführungsseminare in bestimmte Rechtsbereiche angeboten.<br />
In diesem Jahr ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Mediation im öffentlichen Bereich<br />
einen Mediationskurs anzubieten, in dem sich an deutlich über 120 Zeitstunden 13 Mitarbeiter und<br />
Geschäftsführer des <strong>Landvolk</strong> und drei Kollegen des Westfälisch Lippischen Landwirtschaftsverbandes<br />
(WLV) zu Mediatoren ausbilden lassen. Damit soll die Lücke im Bereich der einvernehmlichen Streitschlichtung<br />
im doch sehr speziellen Bereich des Agrarrechts in <strong>Niedersachsen</strong> geschlossen werden.<br />
1 Spalte 1 UVPG), sondern auch dann, wenn sich entweder<br />
nach der allgemeinen oder nach der standortbezogenen<br />
Vorprüfung des Einzelfalles die Notwendigkeit<br />
einer Umweltverträglichkeitsprüfung ergibt.<br />
Die standortbezogene Vorprüfung ist unter anderem<br />
bereits ab 15.000 Hennenplätzen oder 600 Rinderplätzen<br />
erforderlich. Die Vorprüfungen beziehen sich auf<br />
Kriterien der Anlage 2 UVPG, deren Prüfung wiederum<br />
eine Reihe von Einzelfragen aufwirft. Sie führen<br />
also zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit bei der<br />
Überprüfung der Standortwahl im Zuge der Entscheidung<br />
über die Bauvoranfrage. Zudem können die politischen<br />
Kräfte vor Ort die rechtlichen Unsicherheiten<br />
für eine faktische Blockade des Investitionsvorhabens<br />
nutzen.<br />
Fachlich ist es zudem völlig widersinnig, die<br />
Privilegierung an die UVP-Pflicht zu binden. Diese<br />
führt nicht zwangsläufig zu Einschränkungen bei der<br />
Realisierung des Vorhabens. Vielmehr hat die UVP-<br />
Pflicht lediglich zur Folge, dass bei der Genehmigung<br />
bestimmter Vorhaben deren Auswirkungen unter<br />
anderem auf Mensch, Wasser und Kulturgüter intensiver<br />
geprüft werden müssen. Diese Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
ist unselbständiger Bestandteil des<br />
eigentlichen Genehmigungsverfahrens. Dass die erforderliche<br />
höhere Prüfintensität Ausschlusskriterium<br />
für die baurechtliche Privilegierung sein soll, ist nicht<br />
nachvollziehbar und fachlich nicht zu begründen.<br />
Wenn nun mit der UVP ein Bestandteil des Genehmigungsverfahrens,<br />
der selbst noch nicht einmal rechtlich<br />
selbständig angreifbar ist, zum maßgeblichen Entscheidungskriterium<br />
für die bauplanungsrechtliche<br />
Privilegierung gemacht wird, wird der Rechtsunsicherheit<br />
Tür und Tor geöffnet.<br />
Der Berufsstand ist in intensiven Gesprächen<br />
und hofft, dass das Bundesbauministerium von dem<br />
Vorschlag Abstand nimmt. Der DBV lehnt den Vorstoß<br />
zur Einschränkung der Prtivilegierung kategorisch<br />
ab. Das ausgewogene Privilegierungssystem, wie<br />
es im BauGB verankert ist, hat sich bewährt, trägt der<br />
verfassungsrechtlichen gewährleisteten kommunalen<br />
Planungshoheit Rechnung und sollte unbedingt beibehalten<br />
werden.<br />
Harald Wedemeyer<br />
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Im Landkreis Cloppenburg<br />
unterstützt das<br />
Optima-Team investitionswillige<br />
Landwirte<br />
von der Planung bis hin<br />
zum konkreten Bauvorhaben.<br />
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