Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen
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Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
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Nach den guten Erfahrungen<br />
in Uelzen lud<br />
das <strong>Landvolk</strong> Mittelweser<br />
Berufsberater auf<br />
Bauernhöfe ein.<br />
Vorbereitung für den großen<br />
Auftritt in der Öffentlichkeit<br />
Sicher auftreten, souverän auch<br />
mit kritischen Nachfragen umgehen<br />
und den eigenen Beruf und<br />
die Branche in der Öffentlichkeit<br />
vertreten – dies sind für viele Landwirte<br />
noch ganz neue Herausforderungen.<br />
Einigen ist ein Talent für<br />
die Kommunikation in die Wiege<br />
gelegt, alle Anderen können es<br />
lernen. Mit viel Spaß und persönlichem<br />
Einsatz haben viele haupt-<br />
und ehrenamtliche Vertreter der<br />
Kreisverbände an den <strong>Landvolk</strong>-Seminaren<br />
zum öffentlichen Auftritt<br />
teilgenommen. Das Interesse ist<br />
so groß, dass im nächsten Jahr ein<br />
Aufbauseminar stattfinden wird.<br />
Besonders intensiv werden<br />
die Teilnehmer im Niedersächsischen<br />
Studienkurs auf ihren Einsatz<br />
im Ehrenamt und für den öffentlichen<br />
Auftritt vorbereitet. Kursleiter Berndt Tietjen<br />
stellte auch in diesem Jahr wieder mit viel Fingerspritzengefühl<br />
und persönlichem Einsatz ein einmaliges<br />
Programm für den Kurs zusammen. Im Medien- und<br />
Gedächtnistraining, in Farb- und Stilberatung oder im<br />
Kniggedinner steht die Persönlichkeitsentwicklung<br />
im Mittelpunkt. In Gesprächen mit Politikern, Wirtschafts-,<br />
Verbands- und Kirchenvertretern erhalten<br />
sie einen tiefen Einblick in die Strukturen und Zusammenhänge<br />
der Agrarwirtschaft und anderer Verbände<br />
in <strong>Niedersachsen</strong>, Deutschland und Europa. Dort<br />
können sie das Erlernte direkt anwenden und sich<br />
ausprobieren – inklusive des Feedbacks aus dem Kurs.<br />
Das selbstbewusste Auftreten vor Berufskollegen und<br />
der Öffentlichkeit, dass die Teilnehmer aus dem Kurs<br />
mitbringen, überrascht sie nach diesen insgesamt fünf<br />
Wochen häufig selbst.<br />
Erfolgreiches Jahr für Junglandwirte<br />
Ehemalige Kursteilnehmer, Mitglieder der Junglandwirte-Arbeitskreise,<br />
Auszubildende und Ausbilder und<br />
viele weitere Interessierte – insgesamt über 700 Per-<br />
sonen – kamen in diesem Jahr zum Junglandwirtetag<br />
nach Lingen. Heino Klintworth, Vorsitzender der Junglandwirte<br />
<strong>Niedersachsen</strong>-Landesarbeitsgemeinschaft,<br />
wollte mehr über das Bild der Landwirtschaft und vor<br />
allem der Landwirte in der Öffentlichkeit wissen und<br />
fragte Referenten und Gäste: „Geiz-Gesellschaft und<br />
Dagegen-Republik – Wo bleibt die Landwirtschaft?“<br />
Ministerpräsident David McAllister, Prof. Achim Spiller<br />
von der Uni Göttingen und Medientrainer Eberhard<br />
Breuniger, versuchten, Antworten zu finden. Erfreulich<br />
war das gute und positive Echo in den Medien. Noch<br />
erfreulicher war die große Unterstützung durch den<br />
Arbeitskreis Agrar aus Lingen vor Ort.<br />
Dieser Arbeitskreis hat sich den Junglandwirten<br />
<strong>Niedersachsen</strong> angeschlossen, in Göttingen hat sich<br />
ein neuer Arbeitskreis mit großem Engagement von<br />
<strong>Landvolk</strong>-Geschäftsführer Achim Hübner neu gegründet,<br />
und der Arbeitskreis in Ostfriesland ist aus den<br />
Kinderschuhen heraus gewachsen und arbeitet an seinem<br />
ersten Winterprogramm. Insgesamt 29 Arbeitskreise<br />
sind in <strong>Niedersachsen</strong> aktiv. Sie veranstalten Exkursionen,<br />
Fortbildungen, Bälle, Diskussionsrunden<br />
oder einfach nur Klönabende. Doch vor<br />
allem teilen alle Mitglieder in den Arbeitskreisen<br />
die Begeisterung für ihren Beruf.<br />
Zum Austausch der Termine wurde<br />
die Homepage www.junglandwirte-niedersachsen.de<br />
überarbeitet. Angeschlossen<br />
wurde ein Diskussionsforum. Hendrik<br />
Lübben, stellvertretende Vorsitzender der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft, diskutiert hier<br />
mit einer kleinen, wechselnden Gruppe<br />
Interessierter aus allen Landesteilen ein<br />
bestimmtes Thema. Das Auftaktthema des<br />
ersten Forums war die Novellierung des<br />
EEG. Mit den Abschlussberichten aus diesen<br />
Foren möchte Lübben langfristig an<br />
die Öffentlichkeit gehen. Die Junglandwirte<br />
<strong>Niedersachsen</strong> können so sehr schnell<br />
Stellung beziehen zu aktuellen politischen<br />
Entscheidungen oder gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen.<br />
Authentische Nachrichten gegen<br />
die tägliche Desinformation<br />
Die landwirtschaftliche Pressearbeit stand ganz unter dem Zeichen großer Skandale:<br />
Dioxin und EHEC-Krise beherrschten über Wochen die Schlagzeilen. Abgelöst wurden<br />
sie von dem Dauerthema Tierschutz. Die schwierige Erntesituation im Sommer wurde<br />
landesweit von allen Medien aufgegriffen. Beim Thema Wetter dürfen die Landwirte<br />
im Allgemeinen auf viel Verständnis und Sympathie vertrauen, bei Skandalmeldungen<br />
dagegen bekommen sie nur allzu oft völlig ohne Grund den schwarzen Peter zugeschoben.<br />
Sehr gut klappte die Zusammenarbeit mit den<br />
Kolleginnen und Kollegen der Tageszeitungen<br />
„zwischen den Jahren“. Die Zeit knapp besetzter<br />
Behörden und Dienststellen hatten Betrüger genutzt,<br />
um sich einen Teil der Direktzahlungen erschleichen<br />
zu wollen. Unter einer falschen Adresse der<br />
Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) erhielten die<br />
Landwirte Aufforderungen zu einer „Beitragszahlung<br />
KLEF“. Sie nahm Bezug auf ein fingiertes Bundes-<br />
Havarieschutzgesetz. Durch das gute Zusammenspiel<br />
zwischen Kreisverbänden und Landesgeschäftsstelle<br />
ging noch an dem Tag, als die Landwirte die<br />
Briefe erhielten, eine Warnung vor dem dreisten<br />
Betrugsversuch als Pressemeldung an die Medien.<br />
Sie wurde von den Tageszeitungen sowie Funk und<br />
Fernsehen aufgegriffen und steht als Beleg dafür, dass<br />
sich ein guter Kontakt zu Journalisten auszahlt.<br />
Wie ein Paukenschlag traf gleich zum Jahresauftakt<br />
die Dioxinkrise die niedersächsische Landwirtschaft.<br />
Die starke Betroffenheit niedersächsischer<br />
Betriebe löste eine Nachfragewelle aus, wie sie die<br />
Pressestelle des Landesverbandes noch nicht erlebt<br />
hat. Die Katastrophe hat erneut deutlich gezeigt, mit<br />
welcher Schnelligkeit die Medien wichtige Ereignisse<br />
heute aufgreifen. Das Land <strong>Niedersachsen</strong> hatte kaum<br />
verkündet, das landesweit rund 1.000 Höfe vorsorglich<br />
gesperrt wurden, als die Deutsche Presseagentur mit<br />
einer Eilmeldung den Sprecher des Landwirtschaftsministeriums<br />
mit der Aussage zitierte: „Wir legen erstmal<br />
alles still. Der Verbraucherschutz geht vor“. Nur<br />
wenige Minuten nachdem diese Meldung bei den Redaktionen<br />
eingegangen war, meldeten sich die ersten<br />
Journalisten in der Pressestelle des Verbandes, um mit<br />
betroffenen Betriebsleitern sprechen zu können.<br />
Das Thema stieß in der nachrichtenarmen Zeit<br />
zum Jahresauftakt auf enorme Resonanz. Aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet und mit einiger zeitlicher Verzö-<br />
gerung auch aus dem benachbarten Ausland meldeten<br />
sich Journalisten, um Stimmungen und Bewertungen<br />
einzufangen. Um den Ansturm etwas zu kanalisieren,<br />
lud das <strong>Landvolk</strong> für den 7. Januar nach Hünzingen<br />
zu einer Pressekonferenz mit zwei direkt betroffenen<br />
Schweinehaltern ein, die sehr gut besucht wurde. Die<br />
Medien schilderten die große Betroffenheit der Landwirtschaft,<br />
trugen aber leider sehr wenig zu sachlicher<br />
Aufklärung und insbesondere einer risikoorientierten<br />
Einschätzung der tatsächlichen Gefährdung bei.<br />
Ähnliche Erfahrungen mussten die Gemüsebauern<br />
nur wenige Monate später in der EHEC-Krise machen.<br />
In nahezu allen Beiträgen zu der traurigen Thematik<br />
schwang durchaus das Mitleid gegenüber den<br />
Betroffenen durch, unübersehbar aber wurde immer<br />
wieder Angst geschürt. Mit dazu beigetragen haben<br />
nicht zuletzt die von amtlicher Seite ausgesprochenen<br />
Warnungen vor Tomaten, Gurken und Salat in beziehungsweise<br />
aus Norddeutschland. Die schwierige Ursachenforschung<br />
ließ zusätzlich allerlei wissenschaftlich<br />
nicht zu belegende Theorien ins Kraut schießen.<br />
Wohltuende Ausnahmen lieferten wenige Zeitungen.<br />
So formulierte beispielsweise Winand von Petersdorff<br />
in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sehr<br />
treffend: „Die alten Reflexe funktionieren: Landwirtschaft<br />
soll grün, niedlich und bloß nicht industriell<br />
sein. Doch vor Gift in Lebensmitteln schützt uns eine<br />
solche Idylle erst recht nicht“.<br />
Leider muss man sehr ernüchtert feststellen, dass<br />
viele Journalisten mit Bravour die Emotionen bedienen,<br />
die sachliche Wertung einer Nachricht dafür zu<br />
häufig zu kurz kommt. Das trifft nicht allein die landwirtschaftliche<br />
oder agrarpolitische Berichterstattung.<br />
Im Zusammenhang mit der von Attac und anderen<br />
Gabi von der Brelie<br />
Pressesprecherin<br />
Schilderungen<br />
betroffener Bauern<br />
waren während der<br />
Dioxin-Krise bei<br />
Journalisten gefragt.<br />
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