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Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen

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Bildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

46<br />

Nach den guten Erfahrungen<br />

in Uelzen lud<br />

das <strong>Landvolk</strong> Mittelweser<br />

Berufsberater auf<br />

Bauernhöfe ein.<br />

Vorbereitung für den großen<br />

Auftritt in der Öffentlichkeit<br />

Sicher auftreten, souverän auch<br />

mit kritischen Nachfragen umgehen<br />

und den eigenen Beruf und<br />

die Branche in der Öffentlichkeit<br />

vertreten – dies sind für viele Landwirte<br />

noch ganz neue Herausforderungen.<br />

Einigen ist ein Talent für<br />

die Kommunikation in die Wiege<br />

gelegt, alle Anderen können es<br />

lernen. Mit viel Spaß und persönlichem<br />

Einsatz haben viele haupt-<br />

und ehrenamtliche Vertreter der<br />

Kreisverbände an den <strong>Landvolk</strong>-Seminaren<br />

zum öffentlichen Auftritt<br />

teilgenommen. Das Interesse ist<br />

so groß, dass im nächsten Jahr ein<br />

Aufbauseminar stattfinden wird.<br />

Besonders intensiv werden<br />

die Teilnehmer im Niedersächsischen<br />

Studienkurs auf ihren Einsatz<br />

im Ehrenamt und für den öffentlichen<br />

Auftritt vorbereitet. Kursleiter Berndt Tietjen<br />

stellte auch in diesem Jahr wieder mit viel Fingerspritzengefühl<br />

und persönlichem Einsatz ein einmaliges<br />

Programm für den Kurs zusammen. Im Medien- und<br />

Gedächtnistraining, in Farb- und Stilberatung oder im<br />

Kniggedinner steht die Persönlichkeitsentwicklung<br />

im Mittelpunkt. In Gesprächen mit Politikern, Wirtschafts-,<br />

Verbands- und Kirchenvertretern erhalten<br />

sie einen tiefen Einblick in die Strukturen und Zusammenhänge<br />

der Agrarwirtschaft und anderer Verbände<br />

in <strong>Niedersachsen</strong>, Deutschland und Europa. Dort<br />

können sie das Erlernte direkt anwenden und sich<br />

ausprobieren – inklusive des Feedbacks aus dem Kurs.<br />

Das selbstbewusste Auftreten vor Berufskollegen und<br />

der Öffentlichkeit, dass die Teilnehmer aus dem Kurs<br />

mitbringen, überrascht sie nach diesen insgesamt fünf<br />

Wochen häufig selbst.<br />

Erfolgreiches Jahr für Junglandwirte<br />

Ehemalige Kursteilnehmer, Mitglieder der Junglandwirte-Arbeitskreise,<br />

Auszubildende und Ausbilder und<br />

viele weitere Interessierte – insgesamt über 700 Per-<br />

sonen – kamen in diesem Jahr zum Junglandwirtetag<br />

nach Lingen. Heino Klintworth, Vorsitzender der Junglandwirte<br />

<strong>Niedersachsen</strong>-Landesarbeitsgemeinschaft,<br />

wollte mehr über das Bild der Landwirtschaft und vor<br />

allem der Landwirte in der Öffentlichkeit wissen und<br />

fragte Referenten und Gäste: „Geiz-Gesellschaft und<br />

Dagegen-Republik – Wo bleibt die Landwirtschaft?“<br />

Ministerpräsident David McAllister, Prof. Achim Spiller<br />

von der Uni Göttingen und Medientrainer Eberhard<br />

Breuniger, versuchten, Antworten zu finden. Erfreulich<br />

war das gute und positive Echo in den Medien. Noch<br />

erfreulicher war die große Unterstützung durch den<br />

Arbeitskreis Agrar aus Lingen vor Ort.<br />

Dieser Arbeitskreis hat sich den Junglandwirten<br />

<strong>Niedersachsen</strong> angeschlossen, in Göttingen hat sich<br />

ein neuer Arbeitskreis mit großem Engagement von<br />

<strong>Landvolk</strong>-Geschäftsführer Achim Hübner neu gegründet,<br />

und der Arbeitskreis in Ostfriesland ist aus den<br />

Kinderschuhen heraus gewachsen und arbeitet an seinem<br />

ersten Winterprogramm. Insgesamt 29 Arbeitskreise<br />

sind in <strong>Niedersachsen</strong> aktiv. Sie veranstalten Exkursionen,<br />

Fortbildungen, Bälle, Diskussionsrunden<br />

oder einfach nur Klönabende. Doch vor<br />

allem teilen alle Mitglieder in den Arbeitskreisen<br />

die Begeisterung für ihren Beruf.<br />

Zum Austausch der Termine wurde<br />

die Homepage www.junglandwirte-niedersachsen.de<br />

überarbeitet. Angeschlossen<br />

wurde ein Diskussionsforum. Hendrik<br />

Lübben, stellvertretende Vorsitzender der<br />

Landesarbeitsgemeinschaft, diskutiert hier<br />

mit einer kleinen, wechselnden Gruppe<br />

Interessierter aus allen Landesteilen ein<br />

bestimmtes Thema. Das Auftaktthema des<br />

ersten Forums war die Novellierung des<br />

EEG. Mit den Abschlussberichten aus diesen<br />

Foren möchte Lübben langfristig an<br />

die Öffentlichkeit gehen. Die Junglandwirte<br />

<strong>Niedersachsen</strong> können so sehr schnell<br />

Stellung beziehen zu aktuellen politischen<br />

Entscheidungen oder gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen.<br />

Authentische Nachrichten gegen<br />

die tägliche Desinformation<br />

Die landwirtschaftliche Pressearbeit stand ganz unter dem Zeichen großer Skandale:<br />

Dioxin und EHEC-Krise beherrschten über Wochen die Schlagzeilen. Abgelöst wurden<br />

sie von dem Dauerthema Tierschutz. Die schwierige Erntesituation im Sommer wurde<br />

landesweit von allen Medien aufgegriffen. Beim Thema Wetter dürfen die Landwirte<br />

im Allgemeinen auf viel Verständnis und Sympathie vertrauen, bei Skandalmeldungen<br />

dagegen bekommen sie nur allzu oft völlig ohne Grund den schwarzen Peter zugeschoben.<br />

Sehr gut klappte die Zusammenarbeit mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen der Tageszeitungen<br />

„zwischen den Jahren“. Die Zeit knapp besetzter<br />

Behörden und Dienststellen hatten Betrüger genutzt,<br />

um sich einen Teil der Direktzahlungen erschleichen<br />

zu wollen. Unter einer falschen Adresse der<br />

Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) erhielten die<br />

Landwirte Aufforderungen zu einer „Beitragszahlung<br />

KLEF“. Sie nahm Bezug auf ein fingiertes Bundes-<br />

Havarieschutzgesetz. Durch das gute Zusammenspiel<br />

zwischen Kreisverbänden und Landesgeschäftsstelle<br />

ging noch an dem Tag, als die Landwirte die<br />

Briefe erhielten, eine Warnung vor dem dreisten<br />

Betrugsversuch als Pressemeldung an die Medien.<br />

Sie wurde von den Tageszeitungen sowie Funk und<br />

Fernsehen aufgegriffen und steht als Beleg dafür, dass<br />

sich ein guter Kontakt zu Journalisten auszahlt.<br />

Wie ein Paukenschlag traf gleich zum Jahresauftakt<br />

die Dioxinkrise die niedersächsische Landwirtschaft.<br />

Die starke Betroffenheit niedersächsischer<br />

Betriebe löste eine Nachfragewelle aus, wie sie die<br />

Pressestelle des Landesverbandes noch nicht erlebt<br />

hat. Die Katastrophe hat erneut deutlich gezeigt, mit<br />

welcher Schnelligkeit die Medien wichtige Ereignisse<br />

heute aufgreifen. Das Land <strong>Niedersachsen</strong> hatte kaum<br />

verkündet, das landesweit rund 1.000 Höfe vorsorglich<br />

gesperrt wurden, als die Deutsche Presseagentur mit<br />

einer Eilmeldung den Sprecher des Landwirtschaftsministeriums<br />

mit der Aussage zitierte: „Wir legen erstmal<br />

alles still. Der Verbraucherschutz geht vor“. Nur<br />

wenige Minuten nachdem diese Meldung bei den Redaktionen<br />

eingegangen war, meldeten sich die ersten<br />

Journalisten in der Pressestelle des Verbandes, um mit<br />

betroffenen Betriebsleitern sprechen zu können.<br />

Das Thema stieß in der nachrichtenarmen Zeit<br />

zum Jahresauftakt auf enorme Resonanz. Aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet und mit einiger zeitlicher Verzö-<br />

gerung auch aus dem benachbarten Ausland meldeten<br />

sich Journalisten, um Stimmungen und Bewertungen<br />

einzufangen. Um den Ansturm etwas zu kanalisieren,<br />

lud das <strong>Landvolk</strong> für den 7. Januar nach Hünzingen<br />

zu einer Pressekonferenz mit zwei direkt betroffenen<br />

Schweinehaltern ein, die sehr gut besucht wurde. Die<br />

Medien schilderten die große Betroffenheit der Landwirtschaft,<br />

trugen aber leider sehr wenig zu sachlicher<br />

Aufklärung und insbesondere einer risikoorientierten<br />

Einschätzung der tatsächlichen Gefährdung bei.<br />

Ähnliche Erfahrungen mussten die Gemüsebauern<br />

nur wenige Monate später in der EHEC-Krise machen.<br />

In nahezu allen Beiträgen zu der traurigen Thematik<br />

schwang durchaus das Mitleid gegenüber den<br />

Betroffenen durch, unübersehbar aber wurde immer<br />

wieder Angst geschürt. Mit dazu beigetragen haben<br />

nicht zuletzt die von amtlicher Seite ausgesprochenen<br />

Warnungen vor Tomaten, Gurken und Salat in beziehungsweise<br />

aus Norddeutschland. Die schwierige Ursachenforschung<br />

ließ zusätzlich allerlei wissenschaftlich<br />

nicht zu belegende Theorien ins Kraut schießen.<br />

Wohltuende Ausnahmen lieferten wenige Zeitungen.<br />

So formulierte beispielsweise Winand von Petersdorff<br />

in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sehr<br />

treffend: „Die alten Reflexe funktionieren: Landwirtschaft<br />

soll grün, niedlich und bloß nicht industriell<br />

sein. Doch vor Gift in Lebensmitteln schützt uns eine<br />

solche Idylle erst recht nicht“.<br />

Leider muss man sehr ernüchtert feststellen, dass<br />

viele Journalisten mit Bravour die Emotionen bedienen,<br />

die sachliche Wertung einer Nachricht dafür zu<br />

häufig zu kurz kommt. Das trifft nicht allein die landwirtschaftliche<br />

oder agrarpolitische Berichterstattung.<br />

Im Zusammenhang mit der von Attac und anderen<br />

Gabi von der Brelie<br />

Pressesprecherin<br />

Schilderungen<br />

betroffener Bauern<br />

waren während der<br />

Dioxin-Krise bei<br />

Journalisten gefragt.<br />

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