Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen
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Wirtschaftliche und agrarpolitische Situation<br />
14<br />
Kritiker der modernen<br />
Tierhaltung nutzten auch<br />
den Landesbauerntag in<br />
Cloppenburg.<br />
lich an vier Bedingungen geknüpft. Demnach sollen<br />
Änderungen am ohnehin schon komplexen Regelwerk<br />
nur dann vorgenommen werden, wenn sie :<br />
1. sinnvoll sind im Sinne des Tierschutzes, also tatsächliche<br />
Verbesserungen mit sich bringen und nicht nur<br />
Bedürfnisse einiger NGO´s erfüllen;<br />
2. praktikabel sind, d.h. für die Tierhalter umsetzbar<br />
und vor allem in modernen Betrieben an aktueller<br />
Technik und Arbeitsweise hinreichend erprobt sind;<br />
3. wirtschaftlich verkraftbar sind und keine Benachteiligungen<br />
gegenüber Wettbewerbern aus anderen<br />
Bundesländern und EU-Staaten darstellen;<br />
4. keine negativen Auswirkungen in Bezug auf die Qualität<br />
und Sicherheit der Produkte mit sich bringen.<br />
Darüber hinaus besteht die Forderung, vor Beschlüssen<br />
über Veränderungen und Neuregelungen<br />
jeweils eine umfassende Folgenabschätzung vorzunehmen,<br />
und zwar in Bezug auf die Tiere, die Landwirte,<br />
die Verbraucher sowie die Umwelt und die natürlichen<br />
Ressourcen. In vielen Einzelgesprächen und<br />
einer Reihe von Veranstaltungen konnte das Ministerium<br />
davon überzeugt werden, dass die gestellten Bedingungen<br />
sowie eine umfassende Folgenabschätzung<br />
der einzig gangbare Weg für Veränderungen sind. Nur<br />
diese Vorgehensweise verhindert kurzfristigen Aktionismus<br />
und Maßnahmen, die den Betrieben schaden<br />
oder sie wegen möglicher Wettbewerbsverzerrungen<br />
sogar aus dem Markt drängen.<br />
Die größte Veranstaltung im Verhandlungsmarathon<br />
rund um den Tierschutzplan war der Landesbauerntag<br />
in Cloppenburg am 30. Mai. Mehr als 1.500<br />
Teilnehmer vermittelten Ministerpräsident David<br />
McAllister und Landwirtschaftsminister Gert Lindemann<br />
eindrucksvoll ihre Erwartungen, ihre Kritik sowie<br />
ihre Sorgen und Nöte. Im Oktober bekräftigte das<br />
<strong>Landvolk</strong> seine Positionen gegenüber Ministerpräsident<br />
und Minister im Rahmen des Gesprächsforums<br />
Agrar- und Ernährungswirtschaft im <strong>Landvolk</strong>haus in<br />
Hannover. Weitere Verhandlungen mit Minister und<br />
Staatssekretär gab es darüber hinaus im Rahmen einer<br />
Tagung der Bezirksvorsitzenden im September<br />
sowie bei der zweiten Gesprächsreihe „<strong>Landvolk</strong> im<br />
Dialog“, die im letzten Quartal <strong>2011</strong>wieder aufgenommen<br />
wurde.<br />
Ein sehr intensiver Austausch zu Tierhaltung und<br />
Tierschutz fand mit Medienvertretern, gesellschaftlichen<br />
Gruppen, Parteien, Fraktionen und Kirchen<br />
statt: In Pressekonferenzen, schriftlichen und mündlichen<br />
Stellungnahmen, Argumentationspapieren<br />
sowie durch die Teilnahme an Veranstaltungen und<br />
Podiumsdiskussionen stellte das <strong>Landvolk</strong> kontinuierlich<br />
die Sicht der Landwirte da, um die Diskussionen<br />
zu versachlichen. Gelöst sind die Akzeptanzprobleme<br />
der Nutztierhaltung damit noch nicht, der Berufsstand<br />
steht hier vor einer langfristigen oder gar Daueraufgabe.<br />
Dabei scheint es unausweichlich, die Kommunikation<br />
für moderne Landwirtschaft und insbesondere<br />
die Tierhaltung zu intensivieren: Das gilt für Maßnahmen<br />
„vor Ort“, aber auch für eine reaktive und proaktive<br />
überregionale Pressearbeit.<br />
Politisch sind die Weichen nun so gestellt, dass<br />
man nicht euphorisch, aber doch optimistisch am<br />
Tierschutzplan weiter arbeiten kann. Das Ministerium<br />
hat verstanden, dass die Landwirtschaft der wichtigste<br />
„Player“ in diesem Projekt ist. Schließlich sind die<br />
Landwirte diejenigen, die von den Ergebnissen des<br />
Tierschutzplans direkt betroffen sind und die eventuell<br />
Veränderungen auf ihren Höfen umsetzen müssen.<br />
Oberstes Ziel in diesem weiten Spagat bleibt,<br />
moderne Nutztierhaltung und ihre wirtschaftliche Erfordernisse<br />
so weit wie möglich mit den Erwartungen<br />
der Verbraucher in Einklang zu bringen. Das erfordert<br />
Aufklärungsarbeit in Richtung Politik, Medien und<br />
Verbraucher, mit Sicherheit aber auch den einen oder<br />
anderen Kompromiss bzw. allmähliche und praktikable<br />
Änderungen in der Nutztierhaltung.