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Jahresbericht 2011 - Landvolk Niedersachsen

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Produktion und Vermarktung<br />

20<br />

Mit Multiplikatoren,<br />

hier Pastorinnen und<br />

Pastoren des Sprengels<br />

Stade, im Gespräch<br />

über neue Hähnchenmastställe.<br />

ne technische Lösungen zur Tötung von Schweinebeständen<br />

im Seuchenfall gesichtet. Im nächsten Schritt<br />

sollen Pilotanlagen getestet werden .<br />

Geflügelmarkt mit Unsicherheiten belastet<br />

Die Eierproduktion in Deutschland hat sich <strong>2011</strong> weiter<br />

erholt, liegt aber weiter unter dem Niveau von 2008, vor<br />

dem Auslaufen der Käfighaltung in Deutschland. Der<br />

Sektor wird durch das unterschiedliche Ausstiegstempo<br />

in den anderen EU-Staaten stark verunsichert. Viele<br />

Mitgliedstaaten haben gegenüber der EU-Kommission<br />

erklärt, den Termin zum Auslaufen der klassischen<br />

Käfighaltung zum Jahresende <strong>2011</strong> nicht einhalten zu<br />

können. Die große Frage ist, welche Auswirkungen<br />

diese Entwicklung auf die Produktionsmenge haben<br />

wird und wo die Eier aus der Käfighaltung ab 2012 verbleiben.<br />

Insgesamt ist zum Jahreswechsel von einer<br />

sinkenden EU-Produktionsmenge auszugehen, was<br />

möglicherweise steigende Eierpreise bedingen kann.<br />

Mit Beschluss vom 12.10.2010 hat das Bundesverfassungsgericht<br />

die Regelungen zur Kleingruppenhaltung<br />

von Legehennen aus dem Jahr 2006 und die<br />

hierzu erlassenen Übergangsvorschriften in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

aufgrund eines<br />

Verfahrensfehlers für verfassungswidrig erklärt. Anlass<br />

Zehn Jahre QS<br />

war ein Normenkontrollantrag der Landesregierung<br />

Rheinland-Pfalz, der u.a. die verspätete Anhörung der<br />

Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beanstandete.<br />

Das Verfassungsgericht hat nur den Verfahrensfehler<br />

festgestellt und sich nicht zur Tierschutzwidrigkeit<br />

der Kleingruppenhaltung geäußert. Der Gesetzgeber<br />

wurde aufgefordert, bis zum 31.3.2012 den bestehenden<br />

Verfahrensfehler zu beheben. Bis dahin bleibt die<br />

bestehende Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

in Kraft.<br />

Das <strong>Landvolk</strong> <strong>Niedersachsen</strong> erwartet, dass die<br />

Politik den Verfahrensfehler zügig heilt. Mit der Übergangsregelung<br />

ist der dringend erforderliche Vertrauensschutz<br />

für die betroffenen Legehennenhalter<br />

zunächst gesichert. Bei Druck dieses Berichts verhandelten<br />

die Bundesländer noch über eine Änderung der<br />

Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung. Entgegen<br />

der Forderung des Verbandes geht es nur noch um die<br />

Länge der Nutzungsdauer der vorhandenen Anlagen<br />

mit Kleingruppenhaltung. Eine Heilung des Verfahrensfehlers,<br />

die eine Zukunft der Kleingruppenhaltung<br />

sichern würde, lässt sich politisch derzeit offensichtlich<br />

nicht durchsetzen.<br />

Der Hähnchenmarkt stand im Jahr <strong>2011</strong> stark in<br />

der medialen Diskussion. Hier ging es um die Themen<br />

Tierschutz und Arzneimitteleinsatz. Der Absatz von<br />

Hähnchenfleisch läuft kontinuierlich, wenngleich sich<br />

die Steigerungsraten beruhigt haben. Nach wie vor<br />

steigt aber die Produktion um drei bis vier Prozent. Mit<br />

Inbetriebnahme des Schlachthofes in Wietze wurde<br />

die Schlachtkapazität in <strong>Niedersachsen</strong> deutlich ausgedehnt.<br />

Dies könnte zur Folge haben, dass sich langfristig<br />

der Lebendexport von Schlachthähnchen nach<br />

Holland reduziert. In Folge der ansteigenden Futtermittelpreise<br />

notierten die Erzeugerpreise im Jahresverlauf<br />

fester.<br />

Die deutsche Putenfleischproduktion befand<br />

sich in einer Phase der Konsolidierung. Der Verbrauch<br />

in Deutschland ist leicht rückläufig, der deutsche Verbraucher<br />

konsumiert allerdings doppelt so viel Putenfleisch<br />

wie der EU-Durchschnittsbürger. Auch die<br />

Erzeugerpreise für Puten zogen infolge steigender Futtermittelpreise<br />

an. Im Vergleich zum Hähnchensektor<br />

wird die Putenmast wegen der ungünstigeren Futterverwertung<br />

durch steigende Futterkosten stärker belastet.<br />

Nach dem ersten BSE-Fall in Deutschland im Dezember 2000 war der Rindfleischsektor völlig zusammengebrochen,<br />

Schlachtrinder teilweise überhaupt nicht zu verkaufen. In dieser Zeit des totalen Marktzusammenbruches<br />

gelangten die bereits bestehenden Überlegungen einzelner Organisationen und Unternehmen<br />

in Richtung eine stufenübergreifenden Qualitäts- und Produktionssicherungssystems zum<br />

Durchbruch. Aus der reinen Herkunftssicherung, die schon vor 2000 im Rindfleischbereich bestand, wurde<br />

eine stufenübergreifende Qualitätssicherung über den gesamten Prozess der Lebensmittelerzeugung aufgebaut.<br />

Das QS-System hat sich zum Grundpfeiler des Exporterfolges der deutschen und insbesondere der<br />

niedersächsischen Fleischwirtschaft entwickelt. Jetzt begingen die QS-Gesellschaft sowie die IQ-Agrarservice<br />

GmbH (vormals QPNW bzw. Infosys) als größter landwirtschaftlicher Bündler in Deutschland im Rahmen<br />

des QS-Systems ihr zehnjähriges Bestehen.<br />

TSK pflegt verantwortungsvollen<br />

Umgang mit den Beiträgen<br />

Die Rinder haltenden Betriebe blieben in den vergangenen zwölf Monaten von<br />

Seucheneinbrüchen verschont. Trotzdem sind noch viele Betriebe mit teilweise hohen<br />

Sanierungskosten belastet, weil sie die Bekämpfung der BHV 1 noch nicht abschließen<br />

konnten oder BVD-positive Kälber festgestellt wurden. Der BHV 1 -Sanierungsstand<br />

verbesserte sich bereits im Vorjahr in den Landkreisen um wenigstens sechs Prozent,<br />

so dass heute ein Freiheitsgrad von i.d.R. über 90 Prozent erreicht wird. Die hohen<br />

BHV 1 -Sanierungskosten veranlassen die Niedersächsische Tierseuchenkasse, die<br />

Beitragsdifferenzierung für freie Betriebe beizubehalten.<br />

Mittels Ohrstanzproben läuft das BVD-<br />

Bekämpfungsverfahren sehr gut. Rund jeder dritte<br />

aller in Deutschland gemeldeten BVD-Fälle entfällt<br />

dabei aber auf <strong>Niedersachsen</strong>. Durch konsequente<br />

Merzung der Kälber und ihrer Muttertiere wird die<br />

BVD-Bekämpfung auf wenige Jahre begrenzt werden<br />

können. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass keine<br />

Zukäufe von nicht BVD-getesteten Rindern erfolgen,<br />

diese sind verboten. Sollten Rinder ohne Status aus<br />

anderen EU-Ländern zugekauft werden, sind diese<br />

unbedingt getrennt aufzustallen und zu testen. Die<br />

Niedersächsische Tierseuchenkasse (TSK) hat Anfang<br />

des Jahres die Beihilfevoraussetzungen bei BVD<br />

geändert und die Beihilfe für Tierverluste auf pauschal<br />

150 Euro begrenzt. Impfstoffkosten werden nicht<br />

mehr übernommen. Eine weitere Satzungsanpassung<br />

sieht auch bei den tierärztlichen Tötungskosten einen<br />

einheitlichen Beihilfesatz vor. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang mit den Beiträgen der<br />

Tierhalter steht im Vordergrund.<br />

Bei der Blauzungenkrankheit<br />

(BT) hat es <strong>2011</strong> wie im Vorjahr<br />

keinen Ausbruch gegeben, so dass<br />

Deutschland 2012 als BT-frei anerkannt werden kann.<br />

Seit mehr als 14 Jahren arbeitet der Landesbauernverband<br />

auf Ebene der Milchwirtschaftlichen Verwertungsgemeinschaft<br />

mit. Diese Genossenschaft war<br />

unter Federführung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft<br />

<strong>Niedersachsen</strong> e. V. gegründet worden, um<br />

im Falle des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche<br />

(MKS) die Milchverwertung sicher zu stellen. Dabei ist<br />

völlig klar geregelt: Milch aus MKS-Restriktionsgebieten<br />

ist nach erfolgter Pasteurisierung ohne Einschränkung<br />

verkehrsfähig, der Verzehr ist für den Verbraucher<br />

unbedenklich, es besteht keine Gefahr für die<br />

menschliche Gesundheit. Entsprechende Erklärungen<br />

des Laves und auch des Friedrich-Loeffler-Instituts<br />

liegen vor. Es bleibt zu hoffen, dass im Krisenfall die<br />

Medien und der Lebensmitteleinzelhandel auf Basis<br />

dieser Fakten verantwortungsbewusst handeln werden.<br />

Ungelöst bleibt der Umstand, dass Molkereibetriebsstätten,<br />

die Milch aus MKS-Restriktionsgebieten<br />

verarbeiten, ihr Exportzertifikat verlieren. Gleichwohl<br />

ist es der MVG gelungen, einen Maßnahmenkatalog zu<br />

erarbeiten, mit dem die niedersächsischen Molkereien<br />

den Rahmen festlegen, wann welche Molkerei in den<br />

Restriktionsgebieten Milch erfasst und wo diese verarbeitet<br />

werden kann. In einem nächsten Schritt soll ver-<br />

„Umsatzsteuer als<br />

Damoklesschwert.“<br />

sucht werden, gemeinsam mit dem Laves praxisnahe<br />

Anforderungen an Betriebsstätten zu formulieren, in<br />

denen Milch aus Restriktionsgebieten verarbeitet werden<br />

soll.<br />

Wie ein Damoklessschwert bedrohen erhebliche<br />

Umsatzsteuernachforderungen im Bereich der Tierkörperbeseitigung<br />

die Haushalte von Tierseuchenkasse<br />

und Landkreisen. Dabei war 2009 mit einer Änderung<br />

des Ausführungsgesetzes zum Tierkörperbeseitigungsgesetz<br />

in enger Absprache zwischen Finanzminister<br />

und Landwirtschaftsminister ausdrücklich klargestellt<br />

worden, dass den Tierkörperbeseitigungsanstalten<br />

(TKBA) lediglich ein nicht umsatzsteuerbarer Defizit-<br />

ausgleich gezahlt wird. Bei der Prüfung einer TKBA im<br />

vergangenen Jahr wurde die Umsatzsteuerpflicht ungeachtet<br />

dessen von einem Finanzprüfer und der Oberfinanzdirektion<br />

anders gesehen. Rückwirkend wären rd.<br />

26 Mio. Euro aufzubringen, davon allein 15,7 Mio. Euro<br />

oder 60 Prozent von der TSK. Dieses<br />

hätte erhebliche Anhebungen der<br />

Beiträge zur Folge – in Abhängigkeit<br />

der absoluten Höhe der Beiträge bei<br />

den Schweinen eine Verdreifachung,<br />

beim Geflügel eine Erhöhung um etwa 50 und bei den<br />

Rindern um rund 25 Prozent. Der Niedersächsische<br />

Landkreistag, die TSK und das <strong>Landvolk</strong> haben sich<br />

gemeinsam Ende Juni an Ministerpräsident David<br />

McAllister mit der Bitte um eine Vertrauensschutzregelung<br />

gewandt. <strong>Landvolk</strong>präsident Werner Hilse hat im<br />

Herbst den Ministerpräsidenten schriftlich wie auch<br />

mündlich nochmals auf die aus den Nachforderungen<br />

resultierenden hohen Belastungen hingewiesen und<br />

an die Verlässlichkeit der Politik appelliert.<br />

Die TSK wird ihre Beiträge ohnehin anheben<br />

müssen. Bei den Rindern sind hohe Ausgaben bei der<br />

Bekämpfung der BHV 1 und der BVD der Grund. Bei<br />

den Schweinen fließen 2,5 Mio. Euro als Zuschuss in<br />

die Seuchenvorsorge. Außerdem hat sich beim jüngsten<br />

Ausbruch der Geflügelgrippe gezeigt, dass Rücklagen<br />

je Tierart in Höhe von vier Prozent des gemeinen<br />

Wertes des Gesamtbestandes nicht ausreichen.<br />

Der Grund sind die neben der Entschädigung zu<br />

tragenden Kosten für Tötung, Reinigung, Desinfektion<br />

und Entsorgung, die bei den jüngten Seuchengeschehen<br />

immerhin 66 Prozent der Gesamtkosten<br />

betrugen. Der Verband verschließt sich deshalb einer<br />

Anhebung der Rücklagen der TSK nicht.<br />

Dr. Werner Rüther<br />

21

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