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Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ärztezeitung

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35<br />

1. 9. 2010<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong><br />

Bollettino dei medici svizzeri<br />

Bulletin des médecins suisses<br />

Editorial 1315<br />

Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />

Studie zur Wirtschaftlichkeitsprüfung 1342<br />

Vergleichbarkeit der Behandlungskosten<br />

in der Grundversorgung<br />

Reportage überdas finnische Gesundheitssystem 1349<br />

Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche Aufgabe<br />

PhilosophischePrämissen derMedizin 1353<br />

Wer definiert die Medizin?<br />

«Zu guter Letzt» von Jean Martin 1358<br />

Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />

zur Ethik der Medien<br />

Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch<br />

Organe officiel de la FMH etdeFMH Services www.bullmed.ch<br />

Bollettino ufficiale della FMH edel FMH Services


FMH<br />

Editorial<br />

1315 Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />

Christine Romann<br />

1317 Personalien<br />

Weitere Organisationen und Institutionen<br />

eHealthCare.ch<br />

1318 ePatienten: die Weisheit der Masse<br />

Armin Scheuer<br />

Interview anlässlich des kommenden eHealthCare-Kon-<br />

gresses mit Alexander Schachinger, Fachmann für digitale<br />

Gesundheitssysteme. Er erklärt, wie Online-Netzwerke die<br />

Partizipation von Patienten erleichtern: «Sie lernen vonein-<br />

ander, erstellen Inhalte und helfen sich gegenseitig.»<br />

Briefe /Mitteilungen<br />

1320 Briefe an die SÄZ<br />

1322 Facharztprüfungen /<br />

Mitteilungen<br />

FMH Services<br />

1323 Seminare /Séminaires /Seminari 2010<br />

FMH Services<br />

1329 Zahlungseingang pünktlich<br />

FMH Factoring Services<br />

1330 Sind Sie in guten (Treu-)Händen?<br />

FMH Treuhand Services<br />

1331 Menez votre cabinet médical<br />

comme une entreprise<br />

FMH Consulting Services<br />

1332 Berufshaftpflichtversicherung<br />

FMH Insurance Services<br />

1333 Krankenversicherung<br />

FMH Insurance Services<br />

1334 Stellen und Praxen<br />

Tribüne<br />

INHALT<br />

Thema<br />

1342 Vergleichbarkeit der von Schweizer<br />

Ärztinnen und Ärzten verursachten Behandlungskosten<br />

in der Grundversorgung<br />

Matthias Schwenkglenks, Michel Romanens<br />

Die vorgestellte Studie mit 707 Ärzten<br />

hat gezeigt, dass aktuelle Screeningverfah-<br />

ren ungenügend sind. Eine Wirtschaftlich-<br />

keitsprüfung muss auch die Morbiditäts-<br />

struktur der Patientenkollektive und alle<br />

veranlassten Kosten berücksichtigen.<br />

Standpunkt<br />

1347 Réseaux de soins intégrés:<br />

pourquoi nous avons peur<br />

M. Hurni, G. Gabris, L. Panayotopoulos,<br />

A. Porchet, N. Miller, A.Treu<br />

Die Gruppe Waadtländer Psychiater und Psychologen<br />

nimmt Bezug auf ein SÄZ-Editorial zum Thema Integrierte<br />

Versorgung und erklärt, welche Sorgen dieses Projekt bei<br />

ihnen auslöst. Der Verfasser des Editori<strong>als</strong>, Ignazio Cassis,<br />

nimmt zu ihren Argumenten Stellung.<br />

Reportage<br />

1349 Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche<br />

Aufgabe<br />

Anna Sax<br />

Bei der Pisa-Studie hat Finnland am besten abgeschnitten –<br />

aber wie steht es um das Gesundheitssystem? Die SÄZ-<br />

Redaktorin war vor Ort und hat sich ein Bild gemacht.<br />

Ihre Eindrücke waren zwar zwiespältig, doch überwie-<br />

gend positiv.<br />

1352 Spectrum


IMPRESSUM<br />

Horizonte<br />

Streiflicht<br />

1353 Wer definiert die Medizin?<br />

Enno Rudolph, Manuel Bachmann<br />

Die Medizin müsse ihre Prämissen vermehrt selbst reflek-<br />

tieren und dürfe sich diese nicht von aussen überstülpen<br />

lassen, so z. B. geschehen bei der «Ökonomisierung».<br />

Grundsatzfragen wie diese sollen im Nachdiplomkurs «Phi-<br />

losophie und Medizin» der Universität Luzern thematisiert<br />

werden.<br />

Redaktion<br />

Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli<br />

(Chefredaktor)<br />

Dr. med. Werner Bauer<br />

Dr. med. Jacques de Haller (FMH)<br />

PD Dr. med. Jean Martin<br />

lic. oec. Anna Sax, MHA<br />

Prof. Dr. med. Hans Stalder<br />

Dr. med. Erhard Taverna<br />

lic. phil. Jacqueline Wettstein (FMH)<br />

Redaktion Ethik<br />

PD Dr. theol. Christina Aus der Au<br />

Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo<br />

Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz<br />

1355 Der Hut<br />

Erhard Taverna<br />

Redaktion Medizingeschichte<br />

PD Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann<br />

PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff<br />

Redaktion Ökonomie<br />

lic. oec. Anna Sax, MHA<br />

Redaktion Recht<br />

Fürsprecher Hanspeter Kuhn (FMH)<br />

Managing Editor<br />

Annette Eichholtz M.A.<br />

Delegierte der Fachgesellschaften<br />

Allergologie und Immunologie:<br />

Prof. Dr. A.Bircher<br />

Allgemeinmedizin: Dr. B.Kissling<br />

Anästhesiologie und Reanimation:<br />

Prof. P. Ravussin<br />

Angiologie: Prof. B. Amann-Vesti<br />

Arbeitsmedizin: Dr. C.Pletscher<br />

Chirurgie: Prof. Dr. M.Decurtins<br />

Dermatologie und Venerologie:<br />

PD Dr. S.Lautenschlager<br />

Endokrinologie und Diabetologie:<br />

Prof. Dr. G.A. Spinas<br />

Gastroenterologie: Prof. Dr. W.Inauen<br />

Geriatrie: Dr. M.Conzelmann<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe:<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. W. Holzgreve<br />

Ein Hut, der vor atomarer Strahlung schützt? Daran glau-<br />

ben die Patienten des Arztes, dessen leidvolle Erfahrungen<br />

in dieser Erzählung geschildert werden. Seine Bemühungen<br />

um die Hutbesitzer haben bei ihm schwerwiegende Spuren<br />

hinterlassen.<br />

Buchbesprechungen<br />

1357 Unsere Heilpflanzen<br />

Paul Gfeller<br />

1357 Unfallchirurgie<br />

Sandra Krüger<br />

Redaktionssekretariat<br />

Margrit Neff<br />

Redaktion und Verlag<br />

EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />

Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz<br />

Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />

E-Mail: redaktion.saez@emh.ch<br />

Internet: www.saez.ch, www.emh.ch<br />

Herausgeber<br />

FMH, Verbindung der Schweizer<br />

Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18,<br />

Postfach 170, 3000 Bern 15<br />

Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12<br />

E-Mail: info@fmh.ch<br />

Internet: www.fmh.ch<br />

Herstellung<br />

Schwabe AG, Muttenz<br />

Marketing EMH<br />

Thomas Gierl M.A.<br />

Leiter Marketing und Kommunikation<br />

Tel. 061 467 85 49, Fax 061 467 85 56<br />

E-Mail: tgierl@emh.ch<br />

Hämatologie: Dr. M.Zoppi<br />

Handchirurgie: PD Dr. L.Nagy<br />

Infektologie: Prof. Dr. W.Zimmerli<br />

Innere Medizin: Dr. W.Bauer<br />

Intensivmedizin: Dr. C.Jenni<br />

Kardiologie: Prof. Dr. C.Seiler<br />

Kiefer- und Gesichtschirurgie:<br />

Dr. C.Schotland<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. R.Hotz<br />

Kinderchirurgie: Dr. M.Bittel<br />

Medizinische Genetik: Dr. D.Niedrist<br />

Neonatologie: Prof. Dr. H.-U. Bucher<br />

Nephrologie: Prof. Dr. J.-P. Guignard<br />

Neurochirurgie: Prof. Dr. H.Landolt<br />

Neurologie: Prof. Dr. H.Mattle<br />

Neuropädiatrie: Prof. Dr. J.Lütschg<br />

Neuroradiologie: Prof. Dr. W.Wichmann<br />

Zu guter Letzt<br />

INHALT<br />

1358 Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />

zur Ethik der Medien<br />

Jean Martin<br />

Die Geburt von Zwillingen<br />

und das anschliessende Ster-<br />

ben der Mutter <strong>als</strong> Foto-<br />

Reportage? In Time waren<br />

diese Bilder aus Sierra Leone<br />

zu sehen; Anlass für die Frage,<br />

was in Medien erlaubt ist –<br />

und für einen Hinweis auf die<br />

schockierenden Sterblichkeits-<br />

raten werdender Mütter in<br />

Entwicklungsländern.<br />

Anna<br />

Inserate<br />

Werbung<br />

Ariane Furrer, Assistentin Inserateregie<br />

Tel. 061 467 85 88, Fax 061 467 85 56<br />

E-Mail: afurrer@emh.ch<br />

«Stellenmarkt/Immobilien/Diverses»<br />

Gisela Wagner, Inserateannahme<br />

Stellenmarkt<br />

Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />

E-Mail: stellenmarkt@emh.ch<br />

«Stellenvermittlung»<br />

FMH Consulting Services<br />

Stellenvermittlung<br />

Postfach 246, 6208 Oberkirch<br />

Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86<br />

E-Mail: mail@fmhjob.ch<br />

Internet: www.fmhjob.ch<br />

Abonnemente<br />

FMH-Mitglieder<br />

FMH Verbindung der Schweizer<br />

Ärztinnen und Ärzte<br />

Elfenstrasse 18, 3000 Bern 15<br />

Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12<br />

Nuklearmedizin: Prof. Dr. J.Müller<br />

Onkologie: Prof. Dr. B.Pestalozzi<br />

Ophthalmologie: Dr. A.Franceschetti<br />

ORL, H<strong>als</strong>- und Gesichtschirurgie:<br />

Prof. Dr. J.-P. Guyot<br />

Orthopädie: Dr. T.Böni<br />

Pädiatrie: Dr. R.Tabin<br />

Pathologie: Prof. Dr. G.Cathomas<br />

Pharmakologie und Toxikologie:<br />

Dr. M.Kondo-Oestreicher<br />

Pharmazeutische Medizin: Dr. P.Kleist<br />

Physikalische Medizin und Rehabilitation:<br />

Dr. M.Weber<br />

Plast.-Rekonstrukt. u. Ästhetische Chirurgie:<br />

Prof. Dr. P.Giovanoli<br />

Pneumologie: Prof. Dr. E.Russi<br />

EMH Abonnemente<br />

EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />

Abonnemente, Postfach, 4010 Basel<br />

Tel. 061 467 85 75, Fax 061 467 85 76<br />

E-Mail: abo@emh.ch<br />

Jahresabonnement: CHF 320.–,<br />

zuzüglich Porto<br />

© 2010 by EMH <strong>Schweizerische</strong>r<br />

Ärzteverlag AG, Basel. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, elektronische<br />

Wiedergabe und Übersetzung, auch<br />

auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlages gestattet.<br />

Erscheint jeden Mittwoch<br />

ISSN 0036-7486<br />

ISSN 1424-4004 (Elektronische Ausg.)<br />

Prävention und Gesundheitswesen:<br />

Dr. C.Junker<br />

Psychiatrie und Psychotherapie:<br />

Dr. G.Ebner<br />

Radiologie: Prof. Dr. B.Marincek<br />

Radioonkologie: Prof. Dr. D.M.Aebersold<br />

Rechtsmedizin: Prof. T. Krompecher<br />

Rheumatologie: Prof. Dr. M.Seitz<br />

Thorax-, Herz- und Gefässchirurgie:<br />

Prof. Dr. T.Carrel<br />

Tropen- und Reisemedizin: PD Dr. C.Hatz<br />

Urologie: PD Dr. T.Zellweger


Editorial FMH<br />

Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Das Vertrauensverhältnis zwischen<br />

Arzt und Patient ist die<br />

Basis jeder medizinischen Behandlung,<br />

das gilt für Chirurginnen<br />

genauso wie für Psychiater.<br />

Wenn es missbraucht<br />

wird, hat dies schwerwiegende<br />

Folgen – für die Patientinnen<br />

und Patienten. Doch<br />

hat es auch Folgen für die<br />

Ärzte, die das Abhängigkeitsverhältnis<br />

in der Sprechstunde<br />

missbraucht haben, um eigene sexuelle, soziale, wirtschaftliche<br />

oder sonstige Interessen zu befriedigen?<br />

Viel zu oft nicht, sagen die Basler Psychiaterinnen Silvia<br />

Cueni und Maya Schuppli­Delpy in ihrem Artikel «Standesverfahren<br />

bei Missbrauch durch Ärzte» [1] – und leider haben<br />

sie gute Gründe für ihre Aussage, denn sie sprechen aus<br />

jahrelanger Erfahrung. Als Mitglieder der ehemaligen Berufsordnungskommission<br />

der Fachgruppe Psychiatrie und der<br />

MedGes in Basel haben sie sich bereits vor Jahren für einen<br />

besseren Schutz der Opfer eingesetzt. In vielen Folgetherapien<br />

mit Opfern sexueller Übergriffe haben sie sich teilweise<br />

haarsträubende Geschichten anhören müssen. Und auch<br />

heute noch sind sie Anlaufstelle für Betroffene. Was sie zu<br />

berichten haben, stimmt nachdenklich: 80% der Täter sind<br />

Wiederholungstäter, eine Zahl, die auch mit internationalen<br />

Daten übereinstimmt. Bekannte Täter, d.h. Ärzte, die in einem<br />

Standesverfahren <strong>als</strong> solche identifiziert und auch<br />

sanktioniert wurden, praktizieren weiter – und gefährden<br />

weiterhin Patientinnen. Das kann nicht der Sinn eines<br />

Standesverfahrens sein! Auch die Aufsichtsbehörden agieren<br />

oft hilflos und sind nicht in der Lage oder nicht willens,<br />

energisch gegen Wiederholungstäter vorzugehen. Hier<br />

braucht es einen neuen Anlauf, um den Schutz der Patientinnen<br />

zu verbessern.<br />

Die Psychiater haben das Problem erkannt und ein klares<br />

Positionspapier [2] verfasst. Weltweit ist die Thematik in<br />

der Psychiatrie und Psychotherapie am besten aufgearbeitet –<br />

sicher auch, weil die Patientinnen in diesen Fachgebieten<br />

besonders verletzlich sind: Ein sexueller Übergriff innerhalb<br />

eines psychotherapeutischen Settings stellt einen massiven<br />

Vertrauensbruch dar. Doch es wäre f<strong>als</strong>ch, daraus zu folgern,<br />

dass nur Psychiater mit diesem Problem konfrontiert sind.<br />

Grenzen werden auch in den Praxen der Hausärzte und der<br />

übrigen Spezialisten überschritten, von anzüglichen Bemerkungen,unangemessenen<br />

körperlichen Untersuchungen bis<br />

hin zum sexuellen Kontakt. Jeder Arzt missbraucht die<br />

Abhängigkeit seiner Patientin und schadet dieser, wenn er<br />

eine sexuelle Beziehung mit ihr beginnt – und begeht damit<br />

einen schweren Verstoss gegen Artikel 4der Standesordnung<br />

der FMH. «Arzt und Ärztin dürfen ein sich aus der ärztlichen<br />

Tätigkeit ergebendes Abhängigkeitsverhältnis nicht missbrauchen,<br />

insbesondere darf das Verhältnis weder emotionell oder sexuell,<br />

noch materiell ausgenützt werden.»<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass die FMH sich mit dem Problem<br />

auseinandersetzt. Phasenweise ist die Diskussion turbulent<br />

verlaufen, immer wieder drohte sie zu stagnieren. Das<br />

ist dieser Thematik wohl inhärent – sie weckt viele unangenehme,<br />

auch irrationale Emotionen: Wut auf die Kollegen,<br />

Wir müssen uns mit allem Nachdruck dafür einsetzen, dass Wiederholungstäter<br />

Patientinnen nicht weiterhin gefährden<br />

Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient<br />

ist die Basis jeder medizinischen Behandlung<br />

die uns <strong>als</strong> ganze Berufsgruppe in Misskredit bringen, Angst,<br />

es könnte einem selber auch einmal passieren, manchmal<br />

auch Ärger und Abwehr gegenüber den Opfern, die das Versagender<br />

Ärzte sichtbar gemacht haben. Jeder Arzt, jede Ärztin<br />

ist peinlich berührt, wenn die Medien wieder eine unsägliche<br />

Geschichte über einen Kollegen ausbreiten.<br />

Es ist Zeit für einen neuen Anlauf, um den Schutz der Patientinnen<br />

zu verbessern und dem Missbrauch der ärztlichen<br />

Beziehung wirksam zu begegnen. Der Zentralvorstand<br />

hat eine Arbeitsgruppe beauftragt, sich einen Überblick über<br />

das Thema zu verschaffen und Massnahmen vorzuschlagen.<br />

Das Standesverfahren steht dabei auf dem Prüfstand. Wir<br />

müssen uns mit allem Nachdruck dafür einsetzen, dass Wiederholungstäter<br />

Patientinnen nicht weiterhin gefährden.<br />

Die Klägerinnen müssen ernst genommen werden, ihre Stellung<br />

im Standesverfahren ist zu stärken. Und es wird auch<br />

darum gehen, die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden<br />

zu verbessern.<br />

Dr. med. Christine Romann,<br />

Mitglied des Zentralvorstands der FMH,<br />

Verantwortliche Ressort<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

Anmerkung: Es sind grundsätzlich beide Geschlechter gemeint,<br />

wobei bei den Tätern die Männer überwiegen, bei den Opfern<br />

die Frauen.<br />

1 Cueni S, Schuppli­Delpy M. Standesverfahren bei Missbrauch<br />

durch Ärzte. Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 2010;91(16):645–7.<br />

2 Ebner G, Kurt H. Missbrauch in psychiatrisch­psychotherapeutischen<br />

Behandlungen. Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>.<br />

2009;90(32):1197–8.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1315


Personalien<br />

Todesfälle /Décès /Decessi<br />

Karl Bucher (1912), † 30.7.2010,<br />

4054 Basel<br />

Michael Hopf (1952), † 10.8.2010,<br />

Facharzt für Innere Medizin und Facharzt<br />

für Kardiologie, 3000 Bern 25<br />

Soo-Young Oh-Graf (1932), † 15.8.2010,<br />

Facharzt für Neurochirurgie, 7000 Chur<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Praxiseröffnung /<br />

Nouveaux cabinets médicaux /<br />

Nuovi studi medici<br />

BE<br />

Isabel Villaro,<br />

Spécialiste en psychiatrie et psychothérapie,<br />

Bahnhofstrasse 2, 2502 Biel/Bienne<br />

Daniel Sägesser,<br />

Facharzt für Orthopädische Chirurgie<br />

und Traumatologie des Bewegungsapparates<br />

Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />

Ulrich Haupt,<br />

Facharzt für Orthopädische Chirurgie<br />

und Traumatologie des Bewegungsapparates<br />

Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />

Dietmar Bignion,<br />

Facharzt für Chirurgie und Handchirurgie<br />

Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />

BL<br />

Viviana Reyes,<br />

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Hauptstrasse 122, 4102 Binningen<br />

GE<br />

Florence Deshusses Epelly,<br />

Spécialiste en psychiatrie et psychothérapie,<br />

69, rue des Vollandes, 1207 Genève<br />

Thomas Herrmann,<br />

Médecin praticien, 27, avenue Louis­Casaï,<br />

case postale 2846, 1211 Genève 28<br />

NE<br />

Paolo Spoletini,<br />

Spécialiste en radiologie, 4, rue Pury,<br />

2000 Neuchâtel<br />

Cécile Pancza Blanc,<br />

Spécialiste en médecine physique et<br />

réadaptation, 1, avenue de la Gare,<br />

2000 Neuchâtel<br />

SH<br />

Stefan Eugen Fedor Schneider,<br />

Facharzt für Ophthalmologie, Bachstrasse 38,<br />

8200 Schaffhausen<br />

VD<br />

Bernard Noël,<br />

Spécialiste en dermatologie et vénéréologie<br />

et Spécialiste en médecine du travail<br />

et Spécialiste en angiologie, En Budron D1,<br />

1052 Le Mont­sur­Lausanne<br />

Aargauischer Ärzteverband<br />

FMH<br />

Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärzteverband<br />

<strong>als</strong> ordentliche praktizierende Mitglieder<br />

haben sich angemeldet:<br />

Ulrike Balbier, Staufen, Fachärztin für Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe, Praxis in Aarau seit<br />

1. August 2010<br />

Dr. med. Natalie Berzins, Hellikon, Fachärztin<br />

für Allgemeinmedizin FMH, Praxiseröffnung<br />

in Rheinfelden am 1. September 2010<br />

Dr. med. Dagmar Koppe, D­Waldbrunn, Fachärztin<br />

fürAllgemeinmedizin, Praxiseröffnung<br />

in Zufikon am 1. September 2010<br />

Ilias Ponis, Oensingen, Facharzt für Ophthalmologie,<br />

Praxisassistent bei Dres. Pajic,<br />

Reinach, seit 15. Juli 2009<br />

Dr. med. Amay Villazan Rosales, Zürich, Fachärztin<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />

Praxiseröffnung in Baden am 1. Oktober 2010<br />

Dr. med. Matthias Wachter, Küttigen, Facharzt<br />

für Kardiologie FMH, Praxiseröffnung in<br />

Aarau am 1. Januar 2011<br />

Diese Kandidaturen werden in Anwendung<br />

von Art. 5der Statuten des Aargauischen Ärzteverbandes<br />

veröffentlicht. Einsprachen müssen<br />

innert 14 Tagen seit der Bekanntmachung<br />

schriftlich und begründet der Geschäftsleitung<br />

des Aargauischen Ärzteverbandes eingereicht<br />

werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist<br />

entscheidet die Geschäftsleitung über<br />

Gesuche und allfällige Einsprachen.<br />

Ärztegesellschaft des Kantons<br />

Luzern<br />

Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion<br />

Stadt hat sich angemeldet:<br />

Dr.med. Annette Frischkopf-Wagner,Fachärztin<br />

für Innere Medizin FMH, Kantonsstrasse 49,<br />

6048 Horw, ab 2011 Praxisgemeinschaft mit<br />

Dr. B. Häfliger<br />

Einsprachen sind innert 20 Tagen zu richten an<br />

das Sekretariat, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern,<br />

Fax 041 410 80 60.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1317


eHealthCare.ch WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />

Interview mit Alexander Schachinger<br />

ePatienten: die Weisheit der Masse<br />

Interview:<br />

Armin Scheuer,<br />

HealthTech Wire*<br />

* HealthTech Wire ist der<br />

Nachrichtendienst des<br />

Kongresses eHealthCare.ch.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.healthtechwire.ch<br />

Literatur zum Thema digitales<br />

Gesundheitssystem findet sich<br />

im Internet unter www.saez.ch<br />

’ Aktuelle Nummer oder<br />

’ Archiv ’ 2010 ’ 35.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Den ePatienten und dessen Möglichkeiten der Partizipation und Kollaboration in<br />

einem digitalen Gesundheitssystem beleuchtet Dr. cand. Alexander Schachinger<br />

in seinem Inspirationsreferat am eHealthCare.ch-Kongress. Im deutschsprachigen<br />

Raum gilt der Berliner Berater und Forscher <strong>als</strong> der Botschafter für Health 2.0 –jenes<br />

zunehmend partizipative Gesundheitssystem, in dem «der Patient sich digital<br />

emanzipiert», sich in sozialen Netzwerken austauscht und aktiv Daten für die<br />

Forschung und seine personalisierte Gesundheitsversorgung bereitstellt. Die Informa-<br />

tionshoheit von Ärzten wird dadurch relativiert und ergänzt, sagt Schachinger.<br />

Alexander Schachinger:<br />

«Der medizinische Nutzen<br />

von Onlinenetzwerken ist<br />

zunehmend spürbar.»<br />

Herr Schachinger, haben Sie digitale Gesundheitsapplikationen?<br />

Alexander Schachinger: Nein. Ich bin gesund und<br />

habe keinen direkten Bedarf. Allerdings sollte ein digitaler<br />

und personalisierter Status Quo im Sinne der Primärprävention<br />

meine Krankenversicherung eigentlich<br />

interessieren. Damit Patienten digitale Gesundheitsleistungen<br />

annehmen, muss ein hoher Leidensdruck<br />

vorhanden sein – dies gilt vor allem bei chronischen<br />

und psychischen Erkrankungen, die im Alter von 20<br />

bis 60 Jahren auftreten. Bluthochdruck, koronare<br />

Herzerkrankungen oder Osteoporose hingegen sind<br />

nicht so gutonline therapierbar,weil der Leidensdruck<br />

nicht gross genug ist.<br />

Wie kann Health 2.0 die Versorgung verbessern, und was<br />

verspricht sich diese neue Branche davon?<br />

Die Entwicklung des Internets von einem reinen Kanal<br />

hin zu einem Netzwerk und einer Produktionsplattform<br />

ergibt völlig neue Ansätze digitaler Gesundheitsdienste.<br />

Solche Health-2.0-Anwendungen ermöglichen<br />

Lösungen für ein kohärentes, personalisiertes Chroniker-Management.<br />

Patienten lernen voneinander im<br />

Umgang mit Erkrankungen, erstellen Inhalte gemeinsam<br />

und helfen sich massiv gegenseitig. Das ist die<br />

Weisheit der Massen, das Wikipedia-Prinzip. Dadurch<br />

werden die Angaben einzelner Nutzer zu einem objektiven<br />

Ideal nivelliert. Ein Artikel auf Wikipedia ist<br />

nachweislich qualitativ identisch mit einem Artikel<br />

der Encyclopaedia Britannica.<br />

Dieses Prinzip funktioniert jedoch erst auf einer<br />

quantifizierten und aggregierten Datenebene. Auf<br />

www.patientslikeme.com sammeln beispielsweise an<br />

die 60000 aktive Patienten medikamentöse Nebenund<br />

Verträglichkeitswirkungen. Diese ergeben in ersten<br />

Ansätzen pharmazeutische Forschungsqualität<br />

und Ergänzungen hierfür. Man erfährt so direkt von<br />

den Patienten, welche Therapien den besten Erfolg<br />

erzielen. Erste Medikamentenhersteller wie z.B. Novartis<br />

und UCB Pharma kooperieren daher bereits mit<br />

diesen Portalen.<br />

November 2007: In der Amyotrophe-Later<strong>als</strong>klerose-<br />

Community bei dem von Ihnen erwähnten Patientennetzwerk<br />

vereinen sich mehrere Mitglieder ad hoc zu einer<br />

Testgruppe: Die Einnahme von Lithium soll den Krankheitsverlauf<br />

signifikant verlangsamen, heisst es; dies habe<br />

angeblich eine Studie aus Italien bewiesen. Was halten Sie<br />

von dieser Art der Partizipation?<br />

Das mag bedenklich sein, ist aber nicht steuerbar.<br />

Digitale Netzwerke reduzieren grundsätzlich massiv<br />

die Transaktionskosten für Gruppenkoordination<br />

weltweit. Wenn die eine Plattform solche Selbsttests<br />

verbietet, findet sich eine andere. Man muss aber<br />

auch die Patienten verstehen: Sie haben chronische<br />

Erkrankungen, bei denen häufig der aktuelle Stand der<br />

Forschung nicht ausreicht. Um es mit den Worten des<br />

global bekanntesten E-Patienten Dave deBronkart zu<br />

sagen: «Eine Betroffenheit ändert alles.» Da machen<br />

Sie auch Lithiumtests.<br />

Trotzdem ist der medizinische Nutzen von Onlinenetzwerken<br />

zunehmend spürbar.Der Umgang mit der<br />

eigenen Erkrankung, die Compliance und die Aufgeklärtheit<br />

der Patienten verbessern sich erwiesenermassen.<br />

Das Vertrauen im Gespräch mit «patients like me»<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1318


eHealthCare.ch WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

ist höher <strong>als</strong> im Arztgespräch. Das hat auch meine Umfrage<br />

in Deutschland bestätigt.<br />

Eine Folge des Zeitmangels der Ärzte?<br />

Online-Aktivitäten von Patienten versuchen grundsätzlich,<br />

die persönlichen und fachlichen Versorgungsschwächen<br />

eines Gesundheitssystems zu kompensieren,<br />

beispielsweise die Informationsasymmetrie. Patienten<br />

wünschen sich heute von Ärzten, die ja immer<br />

noch Vertrauenspersonen erster Güte sind, Empfehlungen,wosie<br />

sich selbstonline informieren können.<br />

Schliesslich werden die digitalen Gesundheitsangebote<br />

von tendenziell aktiven, gebildeten Patientengruppen<br />

genutzt: Die Akademikerquote ist doppelt so<br />

hoch wie im Landesdurchschnitt.<br />

«Patienten lernen voneinander, erstellen Inhalte<br />

gemeinsam und helfen sich massiv gegenseitig»<br />

Wie ist die Reaktion der Ärzte auf die neue Macht der Patienten?<br />

Man hört manchmal schon, dass die neue Situation<br />

<strong>als</strong> ein Angriff auf ein Expertentum, auf ein Wissensmonopol,<br />

empfunden wird. Aber, eins ist klar: Der<br />

Arzt kann nicht ersetzt werden, wie der mittelalterliche<br />

Schreiber durch die Druckerpresse. Kein E-Patient<br />

kann sich selbst den Blinddarm entfernen. Aber<br />

ein Diabetiker ist 8700 Stunden im Jahr mit seiner Erkrankung<br />

konfrontiert, der Arzt sieht ihn hingegen<br />

nur 2 Stunden im Jahr – hier fehlt massives Aufklärungs-<br />

und Krankheits-Management. Um die Compliance,<br />

das Engagement und das Patientenvertrauen zu<br />

verbessern, gilt die Devise: die richtige Information<br />

zum richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt. Hier<br />

können Online-Angebote den Arzt unterstützen. Eine<br />

Versorgung mit personalisierten, relevanten Informationen<br />

und Applikationen ist dadurch möglich. Dies<br />

ist ein Paradigmenwechsel hin zur gemeinsamen Entscheidung<br />

für die beste Gesundheitsversorgung.<br />

Was bedeutet das konkret? Wie sollen sich Ärzte auf Patientenpartizipation<br />

einstellen?<br />

Wir sind in einer Umbruchphase. Viele Gesundheitsangebote<br />

im Internet sind in der Entwicklungs- und<br />

Erprobungsphase. Es gibt aber bereits standardisierte,<br />

sinnvolle Modelle – diese entstehen leider ausserhalb<br />

des existierenden Gesundheitssystems. Die Frage ist,<br />

wie man beide Welten miteinander vernetzt.<br />

10. <strong>Schweizerische</strong>r eHealthcare-Kongress, Mittwoch und Donnerstag,<br />

22., 23. September 2010, GZI Seminar- und Kongresshotel, Nottwil LU<br />

An diesem Jubiläums-Kongress wird Dr. cand. Alexander Schachinger eine Inspiration<br />

zum Thema Health2.0 halten.<br />

Die <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> ist Medienpartner des Kongresses eHealth-<br />

Care.ch. Das Konferenzprogramm und alle weiteren Informationen finden Sie<br />

online unter www.ehealthcare.ch.<br />

In Dänemark ist seit Jahren die digitale Gesundheitsakte<br />

Realität. Der Patient und jeder behandelnde<br />

Arzt haben eine gemeinsame Datenbasis. Der Patient<br />

könnte nun über sein iPhone zusätzliche Daten zu<br />

seinen Sport- und Essgewohnheiten erfassen. Diese<br />

Datengrundlage könnte mit Patientenplattformen vernetzt<br />

werden. Zur Zeit gibt es aber zwischen diesen<br />

zwei Welten noch viele Barrieren.<br />

Krankenhäuser und Leistungserbringer sollten zumindest<br />

online Standards definieren, um Partizipation<br />

und Interaktion zu ermöglichen. Patienten wünschen<br />

sich das. 80% aller Internetsurfer sind zum Thema<br />

Gesundheit online unterwegs.<br />

Wie kann ein Krankenhaus sich in dem neuen digitalen<br />

Gesundheitssystem positionieren?<br />

Krankenhäuser müssen sich fragen, ob sie ihre Positionierung<br />

und Evaluation völlig dem Patienten überlassen<br />

wollen und das Handtuch in der Marketing- und<br />

Kommunikationskontrolle werfen, oder ob sie aktiv<br />

mit der neuen Situation umgehen – d.h. die Weisheit<br />

derMassen nutzen, um zuzuhören, zu verstehen, und<br />

neue Mehrwerte und Dienste darauf basierend anbieten.<br />

Der digitale Innovationskanon bietet viele klassische<br />

Marketing- und Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

aber auch neue Serviceoptionen beim Disease-<br />

Management und in der Verbesserungder Compliance.<br />

Die Ansätze sind vielschichtig.<br />

Thema Datenschutz – ich zitiere die Auffassung des führenden<br />

US-Patientenport<strong>als</strong>: «Zurzeit ist ein Grossteil der<br />

medizinischen Daten aufgrund von Datenschutzbestimmungen<br />

und urheberrechtlichem Taktieren unzugänglich.<br />

(…) Wenn Sie und tausende andere Patienten wie Sie Ihre<br />

Daten bereitstellen, öffnen Sie das Gesundheitssystem.»<br />

Den Patienten ist der Datenschutz egal. Sie haben<br />

einen klaren Leidensdruck, sie geben ihre Daten weiter<br />

und sind damit einverstanden, dass sie gesammelt<br />

werden,gerade für und im Sinne einer Weiterführung<br />

der Forschung. Der Schutz dieser Daten und die ausschliesslich<br />

anonymisierte Weiterverwendung in der<br />

Forschung müssten rechtlich gewährleistet sein.<br />

Wie wird Health 2.0 im Jahr 2020 aussehen?<br />

Clayton Christensen beschreibt in seinem Buch «The<br />

Innovators Prescription» leider klar, dass das Gesundheitssystem<br />

aufgrund seiner Regulierung und festgefahrenen<br />

Partialinteressen nicht in der Lage ist, die<br />

digitalen Möglichkeiten aus sich heraus zu adaptieren.<br />

Krankenhäuserund Krankenkassen können sich nicht<br />

selbst aus ihren festgefahrenen IT-Strukturen herausarbeiten.<br />

Deshalb wird die Adaption von aussen geschehen,<br />

aktuell schon im Wesentlichen von privatwirtschaftlichen<br />

Anbietern aus der Software-, IT- und<br />

Medienbranche. Leider gibt es für die Krankenkassen<br />

diesbezüglich noch keinen grossen Handelsdruck, aus<br />

sich heraus diese Innovationen zu übernehmen. Die<br />

Krankenhäuser, Pharmaunternehmen oder Medizintechnikhersteller<br />

bewegen sich aber bereits deutlich<br />

in diese Richtung.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1319


edaktion.saez@emh.ch BRIEFE<br />

Briefe andie SÄZ<br />

Lettre ouverte à nos président<br />

et vice-président au sujet de leurs<br />

mandats politiques présents et futurs<br />

Cher président, cher vice-président,<br />

Vos projets et vos rêves vous appartiennent<br />

certes. La chambre médicale du 18 mai, ignorant<br />

cher Président, votre projet de candidature<br />

de conseiller national socialiste, a même<br />

encouragé ses membres à faire de la politique.<br />

Mais peut-on sérieusement s’imaginer vos<br />

échanges de joutes futures sous la Coupole<br />

Fédérale l’un avec l’emblème du parti socialiste<br />

l’autre avec l’emblème du parti radical, les<br />

deux portant l’image indéfectible de la FMH<br />

vous collant à la peau?<br />

De quel projet politique êtes-vous en train de<br />

vous disputer la priorité?<br />

Il est fort vraisemblable que les membres de<br />

la base n’ont jamais considéré qu’être député<br />

et médecin membre de la FMH par exemple<br />

posait un problème particulier.<br />

Mais, cher vice-président, le jour où vous avez<br />

clairement proclamé être conseiller national<br />

d’abord puis vice-président de la FMH ensuite,<br />

quelques dents dans les chaumières ont déjà<br />

grincé: votre honnêteté dans le discours vous<br />

atoutefois honoré. Mais certains d’entre nous<br />

ont déjà exprimé la volonté de réévaluer la<br />

compatibilité de ce double mandat après le<br />

16 juin.<br />

Entre temps, votre président et donc le<br />

nôtre, ne semblant souffrir d’aucun doute, ne<br />

cache pas sa volonté d’endosser un poste de<br />

conseiller national socialiste, parti adverse au<br />

vôtre, tout en poursuivant un éventuel troisième<br />

mandat de président de la FMH.<br />

Ne s’agit-il pas malheureusement d’une<br />

volonté détournée d’imaginer votre défection?<br />

Cher président, cher vice-président, vos étiquettes<br />

respectives de président et vice-président<br />

de la FMH sont incontournables pour<br />

tous, médecins et citoyens comme l’est celle<br />

de président de santésuisse pour un certain<br />

Vaudois dans une certaine Commission.<br />

Quelle image de la FMH véhiculez-vous donc?<br />

Je pense qu’il y a un temps pour tout, et que<br />

notre président est malvenu d’ambitionner actuellement<br />

une charge de conseiller national!<br />

Quant à moi, dans l’attente, la défense indéfectible<br />

d’une seule couleur qu’elle soit<br />

rouge ou noire me semblant incompatible<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

avec notre Code de Déontologie, j’ai donc<br />

décidé de lâcher, aux yeux de mes confrères,<br />

le port de la «casquette FMH» devenue franchement<br />

ridicule. Le début du déclin des<br />

royautés n’a-t-il pas été de perdre ses fous?<br />

Je vous souhaite dès lors bonne réflexion.<br />

Dr Fabienne Gay-Crosier, Génève<br />

Antwort<br />

Liebe Kollegin, liebe Fabienne<br />

Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast,<br />

diese wichtige Frage zu stellen.<br />

Wie du weisst, ist der politische Hintergrund<br />

der Ärzteschaft sehr vielfältig – und wir sind<br />

zweifellos ein Abbild dieser politischen Vielfalt:<br />

Ja, wir vertreten teilweise unterschiedliche<br />

Auffassungen. Diese verschiedenen Meinungen<br />

sind bekannt und auch anerkannt,<br />

sowohl unter den Ärztinnen und Ärzten <strong>als</strong><br />

auch in der Politik und in den Medien. Sie<br />

tragen dazu bei, diepolitische Abstützung der<br />

FMH zu erweitern: Das ist überhaupt nicht<br />

negativ, sondern eine Realität, die für die<br />

politischen Aktivitäten der Ärzteschaft von<br />

Nutzen ist.<br />

Denn mit der Zeit wurde das Team, das wir<br />

bilden, immer effizienter und die Zusammenarbeit<br />

immer angenehmer –sowohl unter uns<br />

beiden <strong>als</strong> auch mit dem gesamten Zentralvorstand.<br />

Also können wir bei dieser Gelegenheit<br />

festhalten, dass zwischen uns Transparenz<br />

herrscht. Dies gilt auch bei Diskussionen<br />

über politische Vorhaben. Dabei haben wir<br />

nie die Absicht, den anderen auszuschliessen,<br />

ganz im Gegenteil.<br />

Wie du in deinem Schreiben richtig festhältst,<br />

hat Ignazio Cassis seine Haltung<br />

gegenüber der FMH sehr klar zum Ausdruck<br />

gebracht. Jacques de Haller vertritt zweifellos<br />

eine andere Position und wird dies auch weiterhin<br />

tun: Doch sein fester Bezugspunkt,<br />

seine eindeutige Ausrichtung wird immer<br />

sein Amt <strong>als</strong> Präsident der FMH bleiben – dies<br />

kann und darf nicht in Zweifel gezogen<br />

werden. Seine politischen Ansichten sind seit<br />

langem bekannt, und durch sein Engagement<br />

wird sich bestimmt nichts an der Art und<br />

Weise ändern, wie er die Positionen vertritt,<br />

welche die zuständigen Organe der FMH festlegen.<br />

Es trifft tatsächlich zu, dass zur Zeit Überlegungen<br />

im Raum stehen, ob sich Jacques de<br />

Haller <strong>als</strong> Kandidat für die Parlamentswahlen<br />

zur Verfügung stellen soll. Der Zeitpunkt für<br />

solche Überlegungen ist günstig – und es ist<br />

bekannt, dass die meisten Verantwortlichen<br />

von nationalen Berufsverbänden politisch<br />

aktiv oder sogar Parlamentsmitglieder sind.<br />

Im Zentrumdieser Überlegungen steht selbstverständlich<br />

die Frage, wie Jacques de Haller<br />

den Interessen der Ärzteschaft am besten und<br />

effizientesten dienen und wie er seine Funktion<br />

an der Spitze der FMH optimal ausüben<br />

kann.<br />

Wirerlauben uns auch den Hinweis, dass eine<br />

Zunahme der politisch tätigen Ärztinnen und<br />

Ärzte zu den ausdrücklichen strategischen<br />

Zielen der FMH gehört.<br />

Abschliessend möchten wir noch auf folgenden<br />

Punkt eingehen: Weder die FDP noch die<br />

SP erhebt in ihren Reihen den Anspruch auf<br />

gleichgeschaltetes Denken, mit welchem sich<br />

unsere verschiedenen Mandate nicht vereinbaren<br />

liessen. In den Medien ist das vielfältige<br />

Gedankengut in diesen Parteien jeden<br />

Tagzubeobachten. Die sture Vertretung einer<br />

einzigen Parteimeinung ist nicht unser Ding.<br />

Teilweise haben wir tatsächlich unterschiedliche<br />

Auffassungen, Sichtweisen und Meinungen,<br />

doch das hat sich noch nie negativ<br />

auf unsere Tätigkeit ausgewirkt!<br />

Genau so beurteilen wir unser politisches Engagement<br />

und die Vereinbarkeit mit unseren<br />

Mandaten für die FMH. Sowohl die Ärzteschaft<br />

<strong>als</strong> auch die Welt der Politik sind durch<br />

eine grosse Vielfalt gekennzeichnet!<br />

Dr. med. Jacques de Haller, Präsident der FMH<br />

Dr. med. Ignazio Cassis, Vizepräsident der FMH<br />

Integrierte Versorgung –<br />

zur Angst vor Managed Care [1]<br />

Es gibt im Gesundheitswesen der Schweiz<br />

(«Santésuisse») sogenannte Leistungserbringer.<br />

Sie leisten etwas für Kranke (z.B. Hausärzte,<br />

Pflegepersonal). Die Kosten müssen sie<br />

gemäss Tarif (TARMED) verrechnen. Gemäss<br />

Art. 56 KVG gilt dabei das Gebot der Wirtschaftlichkeit.<br />

Sie müssen Medikamente und<br />

Leistungen auf das erforderliche Mass beschränken.<br />

Weil die Schweizer länger leben und die Medizin<br />

Fortschritte macht, entstehen mehr Bedürfnisse<br />

nach Leistungen, und die Kosten neh-<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1320


edaktion.saez@emh.ch BRIEFE<br />

men zu. Ökonomen suchen deshalb Kostentreiber.<br />

Personen in der Verwaltung der Krankenkassengelten<br />

bisher nicht <strong>als</strong> Leistungserbringer,<br />

obwohl viele von ihnen auch Leistungen erbringen.<br />

Welches Mass an Wirtschaftlichkeit<br />

gilt wohl für die Verwaltung von Sozialversicherungen?<br />

Weshalb wird eigentlich der<br />

Lohn der Verwaltung nicht nach UVG mit<br />

TARMED abgerechnet?<br />

Nicht irgendeine Rendite oder ein Vergleich<br />

mit «Leistungen» im Bankensektor darf in dieser<br />

Verwaltung massgebend sein. Der Zweck<br />

der Sozialversicherungen ist nur die Solidarität<br />

von Gesunden und Kranken. Daran muss<br />

auch dieWirksamkeit der eigenen Kosten, die<br />

Zweckmässigkeit(Solidarität) und Wirtschaftlichkeit,<br />

– gemessen werden. Welcher Taxpunkt-Wert<br />

(Stundenansatz) gilt für welche<br />

Arbeit? In welchem Kanton? War die bisherige<br />

Leistung effektiv?<br />

Was darf das Konsilium eines Juristen, eines<br />

Ökonomen, eines Politikers kosten, für wen?<br />

Vergleiche über den Wert von Dingen und<br />

Dienstleistungen werden zunehmend wichtiger,<br />

ebenso, wer über diese Werte nach welchen<br />

Kriterien entscheidet [2, 3]. Mit welchen<br />

Daten und mit welcher Statistik wird das<br />

Wesentliche gemessen?<br />

Gilt nicht mehr, was unsere Vorfahren auf<br />

unserGeld (5-Franken-Münze) geprägt haben<br />

undunter die Bundeshauskuppel geschrieben<br />

haben?<br />

Kranke wollen keine Kunden sein. Vom<br />

Schicksal getroffen, können sie nicht mehr<br />

im Markt Versicherungen frei auswählen.<br />

Recht hat in einer Demokratie nur die Mehrheit,<br />

– z.B. in einer Care AG die Mehrheit des<br />

Aktienkapit<strong>als</strong>!<br />

Angst vor Managed Care? Ja! Deshalb ist Vorsicht,<br />

ein Moratorium hier mehr <strong>als</strong> nur begründet!<br />

Dr. med. Markus Gassner, Grabs<br />

1 Cassis I. Integrierte Versorgungsnetze: weshalb<br />

so ängstlich? Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>.<br />

2010;91(26/27):1011.<br />

2 Gassner M. Die <strong>Schweizerische</strong> Aussenhandelsstatistik.<br />

Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 1990;71:603–6.<br />

3 Gassner M. Die Kostenexplosion der Briefmarken<br />

im vermarktwirtschaftlichten Gesundheitswesen.<br />

Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 1998;79(15):922–4.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Recht, Ökonomie oder Politik?<br />

Herr W. Oggier wirft in seinem Artikel «Krankenversicherungstarife<br />

im Spielfeld divergierender<br />

Kräfte» [1] mehrere interessante, zugleich<br />

wichtige Fragen auf:<br />

1. Die Tarife dürfen höchstens die transparent<br />

ausgewiesenen Kosten decken, welche für<br />

eine effiziente Leistungserbringung erforderlich<br />

sind.<br />

2. Zeigt die Schwierigkeiten und Unklarheiten<br />

z.B. der Effizienz auf (teurere Behandlung<br />

– schnellere Wiederherstellung der<br />

Arbeitsfähigkeit). Wo bleibt die Informationspflicht<br />

des Arztes? Wo bleibt das Selbstbestimmungsrecht<br />

des Patienten?<br />

3. Der Preisüberwacher habe einen einseitigen<br />

auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Blick.<br />

4. Die Kantonsregierungen haben problematische<br />

Mehrfachrollen, indem sie bei Streitigkeiten<br />

die Tarife festlegen, obwohl sie<br />

<strong>als</strong> Eigentümer von Kantonsspitälern und<br />

Polikliniken auch Partei sind.<br />

5. Das Bundesverwaltungsgericht gewichtet<br />

die Meinung des Preisüberwachers mehr<br />

<strong>als</strong> diejenige der Kantonsregierungen.<br />

6. Der vom Gesetz geforderte Aspekt der<br />

Wirksamkeit und Zweckmässigkeit bleibt<br />

aufder Strecke, da eine unabhängige Fachstelle<br />

für die Überprüfung dieser beiden<br />

Aspekte fehlt.<br />

7. DasVerhältnis zwischen Ökonomie, Recht<br />

und Politik sei verwickelt. Das Gesetz verwendet<br />

ökonomische Begriffe mit nicht<br />

eindeutigem Inhalt und statuiert gleichzeitig<br />

zu erreichende Ziele, welche teilweise<br />

gegenläufig sind. Die Exekutiven entscheiden<br />

auch nach politischen Gesichtspunkten.<br />

Die Gerichte verweisen auf den Preisüberwacher<br />

(hier denke man an kommunistische<br />

Demagogie!).<br />

Ich habe aus der Feder von Herrn Oggier verschiedene<br />

Artikel und Beiträge gelesen. Doch<br />

so klar und umfassend hat er noch nie beschrieben,<br />

wie einseitig, willkürlich, ja nachlässig<br />

unsere politikadministrativen Obrigkeiten<br />

agieren. Wenn wir Ärzte so arbeiten<br />

würden, würde der Hälfte der Ärzte die Berufsausübungsbewilligung<br />

entzogen, viele würden<br />

im Gefängnis landen.<br />

Nachdem ich nach über 40-jähriger Tätigkeit<br />

das Skalpell und den Schreibtisch meinem<br />

Nachfolger übergeben habe, sei mir erlaubt,<br />

eine kurze Zusammenfassung zu geben:<br />

Zur Ausbildung arbeitete ich während 10 Jahren<br />

60 bis 80 Std./Wo. ohne zeitliche oder<br />

finanzielle Kompensation, mit Freude und wissenshungrig.<br />

Als Chefarzt arbeitete ich noch<br />

mehr. Während mehr <strong>als</strong> 20 Jahren hatte ich<br />

jeden zweiten Tag Nachtdienst, (unzählige<br />

schlaflose Nächte, auf dem Teller gelassene<br />

Nahrung).<br />

So gut ich konnte, habe ich meine Patienten<br />

betreut: beraten, untersucht, operiert, behandelt.<br />

Das Geld, das ich dabei verdient habe, war<br />

die Folge, nicht das Ziel meiner Handlung.<br />

Gelegentlich musste ich dem Patienten sagen:<br />

Ich bin zu Ihrem Dienste, aber ich bin nicht<br />

Ihr Diener.<br />

Herr Oggier verwendet in seinem Artikel das<br />

Wort Arzt einmal, das Wort Leistungserbringer<br />

elfmal. Ich empfinde dies <strong>als</strong> unhöfliche,<br />

freche Beschimpfung.Sokann ich ihm sagen:<br />

Ich erbringe Leistungen, aber ich bin Arzt und<br />

kein Leistungserbringer.<br />

Die <strong>Ärztezeitung</strong> wird ersucht, uns Ärzten<br />

solche unnötige Bezichtigungen zu ersparen.<br />

Dr. med. T. Mészáros, Meyriez<br />

1 Oggier W, Saxer U. Krankenversicherungstarife<br />

im Spielfeld divergierender Kräfte. Schweiz<br />

<strong>Ärztezeitung</strong>. 2010;91(32):1203–4.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1321


Mitteilungen<br />

Facharztprüfungen<br />

Facharztprüfung zur Erlangung<br />

des Schwerpunktes Pädiatrische Endokrinologie­Diabetologie<br />

zum Facharzttitel<br />

für Kinder­ und Jugendmedizin<br />

Ort: Universitäts-Kinderspital beider Basel<br />

(UKBB), Römergasse 8, Basel<br />

Datum: Freitag, 3. Dezember 2010<br />

Anmeldefrist: 1. November 2010<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der<br />

Website der FMH unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />

’ Facharztprüfungen<br />

Facharztprüfung zur Erlangung<br />

des Facharzttitels für Ophthalmologie<br />

Ort: Palais des Congrès de Paris<br />

Datum: Freitag/Samstag, 6. und 7. Mai 2011<br />

Anmeldefrist: 30. November 2010<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website<br />

des SIWF unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />

AssistenzärztInnen ’ Facharztprüfungen<br />

Facharztprüfung zur Erlangung<br />

des Facharzttitels für Neurochirurgie<br />

Datum: Mittwoch, 6. April 2011<br />

Ort: Inselspital Bern, Bibliothek der Neurochirurgischen<br />

Universitätsklinik, 3010 Bern<br />

Anmeldefrist: 28. Februar 2011<br />

Weitere Informationen finden Sie auf der Website<br />

des SIWF unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />

AssistenzärztInnen ’ Facharztprüfungen<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Ordentliche Ärztekammer<br />

Inkraftsetzung der Beschlüsse<br />

der ordentlichen Ärztekammer<br />

vom 27. Mai 2010<br />

In der statutarisch festgelegten Frist von<br />

60 Tagen seit Publikation der Beschlüsse in der<br />

<strong>Schweizerische</strong>n <strong>Ärztezeitung</strong> (SÄZ Nr. 26/27<br />

vom 30. Juni 2010) ist kein Antrag auf Urabstimmung<br />

eingereicht worden. Die Beschlüsse<br />

der ordentlichen Ärztekammer vom 27. Mai<br />

2010 sind am 30. August 2010 in Kraft getreten.<br />

MITTEILUNGEN<br />

Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

MedReg: die richtige medizinische<br />

Fachperson finden<br />

Das MedReg (www.medreg.admin.ch) ist ein<br />

öffentlich zugängliches, zentrales Register<br />

über die universitären Medizinalberufe. Neben<br />

Ärztinnen, Zahnärzten, Chiropraktorinnen<br />

und Apothekernsind auch Tierärztinnen und<br />

-ärzte eingetragen. Das Register ist ein Kooperationsprodukt<br />

von Bund, Kantonen und<br />

Berufsorganisationen und enthält namentlich<br />

detaillierte Informationenüber die beruflichen<br />

Qualifikationen von Medizinalpersonen<br />

sowie Angaben über die erteilten kantonalen<br />

Berufsausübungsbewilligungen. Die<br />

Daten werden zentral verwaltet und erfasst,<br />

um Mehrfacherhebungen zu vermeiden.<br />

Diese zentrale Datenbank unterstützt die Kantone<br />

bei der Wahrnehmung ihrer Aufsichtspflicht<br />

über die universitären Medizinalpersonen.<br />

Die kantonalen Aufsichtsbehörden<br />

haben schweizweiten Zugriff auf Daten z.B.<br />

betreffend Disziplinarmassnahmen oder Bewilligungsentzüge.<br />

Auf diese Weise leistet<br />

das MedReg einen wesentlichen Beitrag zum<br />

Schutz der Patientinnen und Patienten. Zudem<br />

ermöglicht es der Bevölkerung, sich besser<br />

zu informieren. Die interessierte Öffentlichkeit<br />

erhält dank einer benutzerfreundlichen<br />

Suchfunktion ohne grossen Aufwand<br />

Informationen über Aus- und Weiterbildungsabschlüsse<br />

der universitären Medizinalpersonen<br />

und kann anhand differenzierter fachlicher<br />

und geografischer Kriterien die geeignete<br />

Fachperson für konkrete Anliegen finden.<br />

Mithilfe der Merkliste kann man die Site personalisieren.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1322


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

Seminare /Séminaires /Seminari 2010<br />

Praxiseröffnung/-übernahme<br />

Themen (Details ‹ www.fmhservices.ch)<br />

Juristische Aspekte – Gesellschaftsformen/Ehe- und<br />

Erbrecht – Praxiseinrichtung – Praxisadministration –<br />

Unternehmensbewertung einer Arztpraxis –Finanzierung<br />

der Arztpraxis – Versicherungen/Vorsorge/Vermögen.<br />

Sponsoren<br />

Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />

www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />

Daten<br />

K04 Donnerstag, 2. September 2010 FMT<br />

Zürich 9.00–16.30 Uhr<br />

K05 Donnerstag, 4. November 2010 Hotel<br />

Basel 9.00–16.30 Uhr Victoria<br />

Praxisübergabe<br />

Themen (Details ‹ www.fmhservices.ch)<br />

Juristische Aspekte – Unternehmensbewertung einer<br />

Arztpraxis – Versicherungen/Vorsorge/Vermögen –<br />

Steuern.<br />

Sponsoren<br />

Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />

www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />

Daten<br />

K09 Donnerstag, 9. September 2010 FMT<br />

Zürich 13.30–18.00 Uhr<br />

K10 Donnerstag, 11. November 2010 Hotel<br />

Basel 13.30–18.00 Uhr Victoria<br />

Finanz- und Steuerplanung<br />

Themen<br />

Finanzplanung (Businessplan, Buchhalterische Massnahmen<br />

vor Praxiseröffnung/-übernahme, Standardkontenplan<br />

für Ärzte, System der doppelten Buchhaltung,<br />

EDV-unterstützte Buchführungslösung), Steuern<br />

(Steueraspekte bei Eintritt in die Selbständigkeit, Steuerfallen<br />

und Steuerrisiken, optimierte Steuerplanung).<br />

Sponsoren<br />

Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />

www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />

Daten<br />

K12 Donnerstag, 16. September 2010 Schmiedstube<br />

Bern 13.30–18.00 Uhr<br />

Praxismarketing für Ärzte<br />

Themen<br />

Der Erfolg einer Arztpraxis ist unlösbar mit gutem<br />

Service und Kundenorientierung verbunden. Damit<br />

sind mehr <strong>als</strong> gute Umgangsformen gemeint. Echter<br />

Service geht tiefer und bietet den Patientinnen und<br />

Patienten – oder Kunden – einen direkten Nutzen.<br />

Aus einer Arztpraxis wird DIE Praxis.<br />

Die Herausforderung ist nicht, Service für Patienten<br />

zu leisten, sondern Service für Patienten aus der<br />

Sicht des Patienten erlebbar zu machen. Dazu gehört,<br />

dass man seine Kunden versteht, auf ihre Bedürfnisse<br />

vorbereitet ist, sie um Informationen bittet, ihnen genau<br />

zuhört, Verantwortung für das eigene Tun übernimmt,<br />

über das normale Mass hinaus engagiert zu<br />

sein, Menschen zu überraschen, und das immer regelmässig<br />

und auf gleichbleibend hohem Niveau!<br />

Das Wichtigste zu den Themen Telefon, Empfang,<br />

Teamentwicklung wird diskutiert. Die wichtigsten<br />

Werbemöglichkeiten besprochen. Nicht das<br />

Aussergewöhnliche wollen wir tun, sondern das Gewöhnliche<br />

aussergewöhnlich gut!<br />

Kosten<br />

300 CHF (inkl. sämtlicher Kursunterlagen und Verpflegungen).<br />

Daten<br />

K63 Mittwoch, 8. September 2010 Schmiedstube<br />

Bern 9.00–16.30 Uhr<br />

Ouverture et reprise d’un cabinet médical<br />

Contenu (Détails ‹ www.fmhservices.ch)<br />

Business plan – Aménagement – Estimation d’un cabinet<br />

– Administration d’un cabinet médical – Assurances<br />

– Passage du statut de salarié à celui<br />

d’indépendant et fiscalité.<br />

Sponsors<br />

Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />

www.fmhservices.ch).<br />

Dates<br />

K22 Jeudi, 2 septembre 2010 Hôtel du Parc<br />

Genève 13.30–18.00 h des Eaux-Vives<br />

K23 Jeudi, 18 novembre 2010 World Trade<br />

Lausanne 17.00–21.30 h Center<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1323


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

Remise d’un cabinet médical<br />

Contenu (Détails ‹ www.fmhservices.ch)<br />

Aspects juridiques – Estimation d’inventaire et goodwill<br />

d’un cabinet – Assurances – Conséquences fiscales<br />

d’une remise.<br />

Sponsors<br />

Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />

www.fmhservices.ch).<br />

Dates<br />

K25 Jeudi, 11 novembre 2010 Hôtel du Parc<br />

Genève 17.00–21.30 h des Eaux-Vives<br />

Apertura erilevamento di uno studio medico<br />

Contenuto (Dettaglio ‹ www.fmhservices.ch)<br />

Business plan – Pianificazione – Valutazione di uno<br />

studio medico – Amministrazione di uno studio medico<br />

– Assicurazioni – Passaggio dallo stato di dipendente<br />

a quello di indipendente – Fiscalità.<br />

Sponsor<br />

Diversi sponsor si fanno carico delle spese (si rimanda<br />

al sito www.fmhservices.ch).<br />

Date<br />

K52 Martedì, 19 ottobre 2010 FMH<br />

Chiasso dalle 17.00 alle 21.00 Fiduciaria<br />

Services<br />

Anmeldung und Auskunft /<br />

Inscription et information /<br />

Iscrizioni einformazioni<br />

www.fmhservices.ch oder FMH Consulting Services,<br />

Cornelia Steinmann, Burghöhe 1, 6208 Oberkirch,<br />

Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86.<br />

Seminarsponsoren 2010<br />

Die Unterstützung durch verschiedene Sponsoren ermöglicht<br />

es der FMH Consulting Services AG, ihre<br />

Seminarreihen für FMH-Mitglieder teils kostenlos,<br />

teils kostengünstig anzubieten. Gerne stellen wir<br />

Ihnen diese Firmen in einem Kurzporträt vor.<br />

Medics Labor AG<br />

Chutzenstrasse 24, 3001 Bern<br />

Tel. 031 372 20 02, Fax 031 371 40 44<br />

info@medics-labor.ch<br />

www.medics-labor.ch<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

Hinweis /Remarque /Osservazioni<br />

Bei sämtlichen Seminaren, bei denen die Kosten teilweise<br />

oder gänzlich von Seminarsponsoren gedeckt<br />

werden, werden die Teilnehmeradressen den jeweiligen<br />

Sponsoren zur Verfügung gestellt.<br />

Les adresses des participants aux séminaires dont les<br />

coûts sont couverts en partie ou totalement par des<br />

sponsors sont communiquées aux sponsors concernés.<br />

Gli indirizzi dei partecipanti ai seminari, i cui costi<br />

sono coperti in parte o completamente da degli sponsor,<br />

vengono comunicati agli sponsor interessati.<br />

Annullierungsbedingungen /<br />

Conditions d’annulation /<br />

Condizioni d’annullamento<br />

Bei Abmeldungen oder Fernbleiben werden folgende<br />

Unkostenbeiträge erhoben:<br />

Un montant est perçu pour une absence ou une annulation.<br />

Il est de:<br />

Un importo verrà rimborsato in caso di assenza o annullamento.<br />

Esso sarà di:<br />

– 50CHF pro Person ab 14 Tage vor Seminarbeginn /<br />

par personne dans les 15 jours avant le début du<br />

séminaire/ per persona entro i 15 giorni prima<br />

dell’inizio del seminario;<br />

– 100 CHF pro Person ab 7 Tage vor Seminarbeginn<br />

oder Fernbleiben / par personne dans les 7 jours<br />

avant le début du séminaire / per persona entro i<br />

7 giorni prima dell’inizio del seminario.<br />

Medizinisches Labor und mehr<br />

Medics Labor ist ein Schweizer Unternehmen, zu<br />

Hause in Bern, hier verwurzelt und seit vielen Jahren<br />

erfolgreich tätig im Kanton sowie weiteren Regionen.<br />

Geschätzt <strong>als</strong> persönliches, unkompliziertes Gegenüber,<br />

überzeugt Medics Labor durch fachliches und menschliches<br />

Gespür mit zahlreichen Hilfestellungen und<br />

Dienstleistungen. Wir verstehen uns <strong>als</strong> sozialer Arbeitgeber<br />

und beschäftigen auch behinderte Personen.<br />

Medics Labor ist ein Labor von Ärzten für Ärzte. Es<br />

gehört den Laborspezialisten und den Ärzten, die das<br />

Unternehmen gemeinsam führen.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1324


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

Bio-Analytica AG<br />

Maihofstrasse 95a, 6006 Luzern<br />

Tel. 041 429 31 31, Fax 041 429 31 30<br />

service@bioanalytica.ch<br />

www.bioanalytica.ch<br />

Engagierte Kompetenz<br />

Bio-Analytica, 1957 in Luzern gegründet, basiert auf<br />

einer langjährigen Tradition. Stetige Innovation und<br />

ein Team qualifizierter Fachspezialisten und Labormediziner<br />

bilden das Fundament unserer Kompetenz.<br />

Qualität undSeriosität –das sind die Werte, denen wir<br />

uns verschrieben haben. Aus der Überzeugung, dass<br />

dies auch unseren Kunden wesentliche Vorteile bietet,<br />

haben wir unser Labor im Jahre 2000 akkreditieren<br />

lassen.<br />

Schnell, wenn notwendig auch rund um die Uhr,sind<br />

wir für Sie da. Mit dem Know-how von über 80 Mitarbeitenden,<br />

modernster Laborautomation und Informationstechnologie<br />

sind unsere Laborresultate in<br />

kürzester Zeit verfügbar.<br />

Bei Bio-Analytica stehen Sie <strong>als</strong> Kunde im Mittelpunkt.<br />

Wir unterstützen Sie und Ihr Praxisteam jederzeit<br />

gerne optimal im persönlichen Kontakt und<br />

mit zahlreichen wertvollen zusätzlichen Dienstleistungen.<br />

Laborgemeinschaft 1<br />

Rautistrasse 11, 8047 Zürich<br />

Tel. 044 404 20 80, Fax 044 404 20 88<br />

lg1@lg1.ch<br />

www.lg1.ch<br />

Praxisnähe und Eigenständigkeit<br />

Die Laborgemeinschaft 1, gegründet 1979 <strong>als</strong> genossenschaftlich<br />

geführtes medizinisches Labor, hat<br />

bis heute ihre Selbständigkeit bewahrt. Werte wie<br />

finanzielle Unabhängigkeit, individuelle Kundenbetreuung,<br />

Engagement in der Lehrlingsausbildung<br />

und der Bezug zur Region stehen bei uns im Vordergrund.<br />

Darauf können Sie zählen: 40 motivierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter; Support bei labordiagnostischen<br />

Fragen durch ein routiniertes und medizinisch<br />

ausgebildetes Fachteam; modernste Analysengeräte;<br />

Kommunikationmit fortschrittlichster EDV-Technologie;<br />

spezifische Unterstützung durch unseren Kun-<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

dendienst. Weitere Dienstleistungen erfahren Sie auf:<br />

www.lg1.ch oder www.mkz.ch<br />

Für Sie und Ihr Personal bieten wir zudem in unserem<br />

Kurszentrum Fortbildungen an, weil uns Ihre und<br />

unsere Weiterbildung wichtig ist. Auch darin sehen<br />

wir einen wichtigen Beitrag für eine seriöse, patientenorientierte<br />

und kostengünstige Diagnostik.<br />

P. Schmid + Co. AG, Ärztedrucksachen<br />

Sonnmattstrasse 1, 9122 Mogelsberg<br />

Tel. 071 375 60 80, Fax 071 375 60 81<br />

info@schmid-mogelsberg.ch<br />

www.schmid-mogelsberg.ch<br />

Seit über 70 Jahren auf Ärztedrucksachen<br />

spezialisiert!<br />

Bei der Gestaltung von zweckmässigen Arztformularen<br />

(Patientenkarten, KG-Einlagenblätter usw.) profitieren<br />

Sie von der langjährigen Erfahrung. Die Vergangenheit<br />

hat gezeigt, dass sich kaum zwei Ärzte für<br />

den gleichen Druck entscheiden. Zweckmässige Materialauswahl,<br />

einwandfreie Verarbeitung, freundliche<br />

und kompetente Beratung, schnelle Lieferung und<br />

dieAusführung von Spezialwünschen –diese Dienstleistungen<br />

schaffen die Grundlage für ein langjähriges<br />

Vertrauensverhältnis. Auf Wunsch versenden wir<br />

eine individuell auf Ihre Fachrichtung zusammengestellte<br />

Druckmusterkollektion.<br />

An über 9000 Ärzte liefern wir Drucksachen, Papiere<br />

und Büroartikel für den Praxisalltag.<br />

<strong>Schweizerische</strong> Ärzte-Krankenkasse<br />

Oberer Graben 37, 9001 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 18 18, Fax 071 227 18 28<br />

info@saekk.ch<br />

www.saekk.ch<br />

Die richtige Adresse für Erwerbsausfalldeckungen,<br />

Kollektivkrankenkasse und Versicherungsplanung<br />

Mit mehr <strong>als</strong> 100 Jahren Erfahrung kennt unsere Organisation<br />

auch heute die Bedürfnisse der Ärztinnen<br />

und Ärzte. Sie bietet entsprechend durchdachte und<br />

kostengünstige Lösungen an, sowohl für Praxiseröffner/innen<br />

wie auch für selbständige und angestellte<br />

Ärztinnen und Ärzte.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1325


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

Länggassstrasse 8, 3000 Bern 9<br />

Tel. 031 301 25 55, Fax 031 302 51 56<br />

versa@versa.ch<br />

www.versa.ch<br />

Spezialisiert auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und<br />

Ärzten und deren Ehegatten, bietet die Versicherung<br />

der Schweizer Ärzte Genossenschaft individuelle, den<br />

jeweiligen Bedürfnissen angepasste Versicherungslösungen<br />

im Bereich der privaten Vorsorge an.<br />

www.unilabs.ch<br />

UNILABS –Ihr Qualitätslabor<br />

schnell, zuverlässig und nah<br />

Unilabs ist im Bereich der medizinischen Analysen<br />

ein kompetenter, transparenter und zuverlässiger<br />

Partner. Wir bieten Ihnen überall in der Schweiz ein<br />

komplettes Analysenspektrum, umfassende Dienstleistungen<br />

und kompetente Fachberatung an. In der<br />

Deutschschweiz sind dies Unilabs Mittelland mit den<br />

Standorten Basel, Bern, Burgdorf, Langnau, Solothurn,<br />

Thun; Unilabs Zürich und Unilabs Dr. Weber.<br />

Unilabs bietet nicht nur medizinische Laboranalysen,<br />

sondern auch wertvolle individuelle Zusatzdienstleistungen<br />

wie Beratung und Weiterbildung für alle Mitglieder<br />

des Praxisteams, Unterstützung bei der nachhaltigen<br />

Reduktion des Praxisaufwandes und Beratung<br />

bei Praxis- und Laborbedarf.<br />

Die Unilabs-Strategie zielt darauf ab, ihre vielfältigen<br />

und regionalen Dienstleistungen über eine fundierte<br />

wissenschaftliche Struktur sicherzustellen. Zur Gewährleistung<br />

einer hochstehenden Qualität werden<br />

stets die notwendigen Investitionen für Ausrüstung<br />

und Ausbildung getätigt.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />

Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz<br />

Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />

verlag@emh.ch<br />

www.emh.ch<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

EMH, der Verlag der Ärztinnen und Ärzte<br />

Der Verlag EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />

wurde 1997 gegründet. EMH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

der Verbindung der Schweizer Ärztinnenund<br />

Ärzte FMH und der Schwabe AG, Basel, dem<br />

mitGründung 1488 ältesten Druck- und Verlagshaus<br />

der Welt.<br />

Hauptpublikationen von EMH sind die Zeitschriften<br />

«<strong>Schweizerische</strong><strong>Ärztezeitung</strong>», das offizielle Publikationsorgan<br />

derFMH, «Swiss Medical Forum» mit praxisorientierten<br />

Fortbildungsbeiträgen, sowie «Swiss<br />

Medical Weekly», die Plattform für klinisch orientierte<br />

Wissenschaftler.Ebenfalls zu den Hauptpublikationen<br />

zählt «PrimaryCare», die offizielle «<strong>Schweizerische</strong><br />

Zeitschrift für Hausarztmedizin».<br />

Als erfolgreiches Online-Angebot ist unter anderem<br />

die Fortbildung des «Swiss Medical Forum» unter<br />

www.smf-cme.ch zu nennen. Steigende Zugriffszahlen<br />

und die Akkreditierung durch die Fachgesellschaften<br />

SGAM und SGIM <strong>als</strong> strukturierte und nachweisbare<br />

Fortbildung belegen diesen Erfolg.<br />

Weitere medizinische Fachzeitschriften, ein ständig<br />

wachsendes Buchprogramm sowie viele Kooperationen<br />

und Dienstleistungen runden das umfangreiche<br />

Verlagsangebot ab.<br />

MEDIZINISCHE LABORATORIEN DR. F. KAEPPELI AG<br />

Eidgenössisch anerkannte Laboratorien<br />

Wolfbachstrasse 17, 8024 Zürich<br />

Tel. 044 269 99 99, Fax 044 269 99 09<br />

info@medica-labor.ch<br />

www.medica-labor.ch<br />

Der promovierte Mikrobiologe und Biochemiker<br />

Dr.F.Käppeli, Laborspezialist FAMH, übernahm 1976<br />

das heute über 50-jährige Unternehmen und gründete<br />

<strong>als</strong> dessen Leiter und Inhaber die Einzelfirma medica.<br />

Der wichtigste unternehmerische Leitgedanke von<br />

Dr. F. Käppeli heisst kontinuierliche Innovation und<br />

Schaffung wegweisender Standards auf allen Gebieten<br />

der Labormedizin: Mikrobiologie inklusive Parasitologie,<br />

Serologie, Immunologie, klinische Chemie,<br />

Hämatologie, molekulare Diagnostik und Pathologie<br />

in Human- und Veterinärmedizin. So entstand ein<br />

Kompetenz-Zentrum für Labordiagnostik von gesamtschweizerisch<br />

grosser Bedeutung. Die modernst ausgebauten<br />

Laboratorien werden laufend erweitert und<br />

befinden sich im Herzen von Zürich. Über 200 Angestellte<br />

der Partnerlabors, begleitet von Spezialisten aus<br />

Medizin, Pharmakologie, Naturwissenschaften und<br />

Technik, garantieren für höchste Professionalität.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1326


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

MCL Medizinische Laboratorien AG<br />

Freiburgstrasse 634, 3172 Niederwangen<br />

Tel. 031 328 78 78, Fax 031 328 78 80<br />

info@mcl.ch<br />

www.mcl.ch<br />

MCL ist ein Schweizer Unternehmen, das sich seit<br />

seiner Gründung 1981 in Familienbesitz befindet.<br />

Mit rund 150 Mitarbeitern bieten wir unsere Dienstleistungen<br />

in weiten Teilen der Schweiz an. Neben<br />

einem umfassenden Analysenspektrum bieten wir<br />

viele zusätzliche Dienstleistungen, dazu gehören moderne<br />

Kommunikationslösungen, vielfältige Fortbildungen<br />

oder die Beseitigung Ihrer biologischen Abfälle.<br />

Wirsind immer in Ihrer Nähe –mit unseren Laboratorien<br />

und Blutentnahmezentren und auch <strong>als</strong> kompetenter,<br />

persönlicher Ansprechpartner für Ihre medizinischen<br />

Fragestellungen. Als unser Partner kontaktieren<br />

Sie unsere freundlichen Mitarbeiter über eine<br />

Gratis-Hotline.<br />

Zusammen mit Aurigen, Dianalabs und Polyanalytic<br />

ist MCL Mitbegründerin eines schweizweit einzigartigen<br />

Labornetzwerks. Vom Austausch und der<br />

Nutzung der Synergien können Sie direkt profitieren:<br />

Neue Analysen und gesteigerte Analysenfrequenzen,<br />

neue Dienstleistungen und ein grösserer Expertenpool<br />

stehen zu Ihrer Verfügung.<br />

IVF HARTMANN AG<br />

Victor-von-Bruns-Strasse 28, 8212 Neuhausen<br />

Tel. 052 674 31 11, Fax 052 672 74 41<br />

info@ivf.hartmann.info<br />

www.ivf.hartmann.info<br />

Die IVF HARTMANN AG ist einer der führenden Anbieter<br />

für medizinische Verbrauchsgüter im Bereich<br />

Heilung, Pflege und Hygiene in der Schweiz. Ihre<br />

Lösungen helfen überall dort, wo Menschen geholfen<br />

wird. Zu ihren Kunden zählen somit Spitäler,<br />

Alters- und Pflegeheime, Spitex-Organisationen, niedergelassene<br />

Ärzte, Apotheken, Drogerien und der<br />

Lebensmitteleinzelhandel. Das breite Angebot der<br />

IVF HARTMANN AG umfasst über 2000 Produkte –<br />

vom therapeutisch wirksamen Pflaster (z.B. Isola ®<br />

Capsicum N) über funktionelle Verbände bis hin zu<br />

Produkten für die moderne Wundbehandlung (z. B.<br />

TenderWet ® oder CompriGel ® ) und Erste Hilfe (z.B.<br />

DermaPlast ® ). Die IVF HARTMANN GRUPPE ist eine<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

60-prozentige Tochtergesellschaft der PAUL HART-<br />

MANN AG mit Sitz in Heidenheim an der Brenz (D)<br />

und beschäftigt rund 350 Mitarbeiter. Neben ihrem<br />

Hauptsitz in Neuhausen am Rheinfall (SH) verfügt<br />

die IVF HARTMANN AG über weitere Produktionsstätten<br />

in Gommiswald (SG) und Netstal (GL).<br />

Mepha Pharma AG<br />

Dornacherstrasse 114, 4147 Aesch<br />

Tel. 061 705 43 43<br />

www.mepha.ch<br />

Mepha –wir setzen Massstäbe<br />

Mepha, die führende Generika-Herstellerin der<br />

Schweiz, steht im 7. Jahrzehnt ihrer denkwürdigen<br />

Erfolgsgeschichte. Unseren Beitrag zu wirksamer Prophylaxe<br />

und Therapie sehen wir in der Entwicklung,<br />

Produktion und Vermarktung von günstigen, gut verträglichen<br />

und hochwertigen Generika. Wir entwickeln<br />

und produzieren in der Schweiz mit modernsten<br />

Hightechverfahren und nach höchstem Schweizer<br />

Qualitätsstandard. Unsere innovativen, kreativen<br />

Lösungen begeistern unsere Kunden immer wieder<br />

aufs Neue: zum Beispiel neuartige und verbesserte<br />

Anwendungsformen unserer Medikamente, die den<br />

Behandlungserfolg und das Wohlbefinden von Patientinnen<br />

und Patienten steigern. Alle unsere Leistungen<br />

gründen auf einer ganzheitlichen Sicht, welche<br />

die Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter und<br />

Aktionäre, aber auch jene der übrigen Anspruchsgruppen<br />

in den Mittelpunkt stellt. Erstklassige Produkte,<br />

ein komplettes Package gefragter Dienstleistungen<br />

und offene Kommunikation sind weltweit<br />

Basis der Zufriedenheit unserer Kunden.<br />

Salzmann AG<br />

Salzmann MEDICO<br />

Rorschacher Strasse 304, 9016 St.Gallen<br />

Tel. 071 282 12 12, Fax 071 282 12 10<br />

medico.sg@salzmann-group.ch<br />

www.salzmann-group.ch<br />

Salzmann MEDICO wurde 1980 durch Herrn Daniel<br />

Künzli, Präsident der Salzmann Group, gegründet. Die<br />

sehr kundenorientierte Handelsfirma vertreibt medizinische<br />

Verbrauchsgüter und Einwegprodukte. Die<br />

innovativen medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />

der Marken VENOSAN ® und VENOFIT ® aus der Pro-<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1327


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

duktion von Salzmann MESH werden weltweit exportiert.<br />

Produktesortiment: Produkte aus Produktion der<br />

Salzmann Abteilung MESH Marke VENOSAN ® ; Exklusiv-Vertretungen<br />

unter Original-Markennamen;<br />

Private Label Produkte (SAMA ® , SAMA Orthopaedics<br />

® , Tale ® , Thermoban ® ); Wundkompressen;<br />

Wundtupfer; diverse Verbandsmaterialien; Heftpflaster/Wundschnellverbände;<br />

elastische Binden; medizinische<br />

Kompressionsstrümpfe / Stützstrümpfe;<br />

Körperbandagen, Orthesen, Schienen; Chirurgisches<br />

Nahtmaterial; Fixationsprodukte (Gips / synthetische<br />

Steifverbände); OP-Handschuhe; OP-Abdeckungen<br />

/ OP-Bekleidung; OP-Sets steril; Produkte für die<br />

Sterilisation und Sterilisations-Kontrolle; Inkontinenzprodukte.<br />

Galexis AG<br />

Industriestrasse 2, Postfach, 4704 Niederbipp<br />

Tel. 058 851 71 11, Fax 058 851 71 14<br />

info@galexis.com<br />

www.galexis.com<br />

Als Vollgrossist setzt Galexis AG Standards im Schweizer<br />

Gesundheitsmarkt. Wir beliefern unsere Kunden<br />

ganz nach dem Motto «Alles aus einer Hand» mit<br />

Pharma, Praxis- und Laborbedarf sowie Medizintechnik<br />

und erbringen darüber hinaus integrierte Dienstleistungen<br />

in der Gesundheitslogistik – schweizweit.<br />

Mit erprobten Lösungen fördert Galexis den Erfolg<br />

ihrer Kunden.<br />

Möchten Sie ausserdem Ihre eigene Praxis praktisch,<br />

funktionell und ästhetisch einrichten? Genau hier<br />

kann Sie Galexis mit ihren Fachpartnern und einer<br />

langjährigen Erfahrung professionell beraten und<br />

unterstützen!<br />

Überzeugen Sie sich –mit Galexis können Sie rechnen!<br />

MSD Merck Sharp & Dohme-Chibret AG<br />

Schaffhauserstrasse 136, 8152 Opfikon-Glattbrugg<br />

Tel. 044 828 71 11, Fax 044 828 72 10<br />

www.msd.ch<br />

www.univadis.ch<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

MSD ist die Schweizer Niederlassung von Merck &Co.,<br />

Inc. Whitehouse Station mit Hauptsitz in New Jersey,<br />

USA.<br />

DEM PATIENTEN VERPFLICHTET.<br />

Das Wohl des Patienten steht in unserer täglichen<br />

Arbeit an erster Stelle.<br />

Alsweltweit tätiger,forschender Arzneimittelhersteller<br />

entwickeln, produzieren und vertreiben wir innovative<br />

Medikamente und Impfstoffe. Wirtun dies seit<br />

mehr <strong>als</strong> 100 Jahren und heute in über 20 Therapiegebieten.<br />

In unserer Verpflichtung dem Patientengegenüber ermöglichen<br />

wir weltweit die Versorgung mit dringend<br />

benötigten Medikamenten und unterstützen nachhaltige<br />

Gesundheitsprogramme vor Ort.<br />

Rüegge Medical Systems AG<br />

Seestrasse 86, Postfach 261, 8712 Stäfa<br />

Tel. 043 477 20 50, Fax 043 477 20 60<br />

info@medic<strong>als</strong>ystems.ch<br />

www.RadiologySystems.ch<br />

Unternehmensgeschichte<br />

Gründung am 18.7.1952 der Adolf Rüegge Ing., Baden.<br />

Damit ist die heutige Rüegge Medical Systems AG,<br />

Stäfa, die traditionsreichste, nicht zu einem internationalen<br />

Grosskonzern gehörende Radiologiefirma<br />

der Schweiz. Das Unternehmen verfügt über ein flächendeckendes<br />

Servicenetz mit dezentralen Servicestellen<br />

in allen 3 Landesteilen.<br />

Heutige Aktivitäten der Rüegge Medical Systems<br />

Gruppe:<br />

• Vertrieb, Installation und Wartung in der ganzen<br />

Schweiz von Digitalen Röntgensystemen, DR- und<br />

CR-Systemen weltweit führender Hersteller<br />

• Vertrieb, Installation und Wartung in der ganzen<br />

Schweiz von DICOM-PACS / DICOM miniPACS<br />

integrierten IT-Lösungen für Arztpraxen und Kliniken.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1328


Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

Seit Jahren bin ich jeden Tag pünktlich.<br />

Warum dürfen meine Zahlungseingänge nicht<br />

auch mal pünktlich sein?<br />

Inkassostelle Encath AG n Koordinationsstelle<br />

Neuengasse 5 n 2502 Biel<br />

Telefon 032 344 39 69 n Fax 032 344 39 66<br />

mail@fmhinkasso.ch n www.fmhinkasso.ch<br />

Inkassodienstleistungen<br />

für Ärzte<br />

o Bitte senden Sie mir unverbindlich und kostenlos Unterlagen<br />

über das komplette Leistungspaket von:<br />

o FMH Inkasso Services<br />

o FMH Factoring Services<br />

o Ich wünsche eine persönliche Beratung. Bitte rufen Sie an:<br />

Telefon: Beste Anrufzeit:<br />

NEU<br />

mediserv AG n Koordinationsstelle<br />

Neuengasse 5 n 2502 Biel<br />

Telefon 032 560 39 10 n Fax 032 560 39 11<br />

mail@fmhfactoring.ch n www.fmhfactoring.ch<br />

Honorarabrechnung für Ärzte<br />

inklusive Übernahme des Verlustrisikos<br />

und Auszahlung innert Sekunden<br />

Antworttalon: Bitte einsenden oder per Fax an 032 560 39 11<br />

Name der Praxis:<br />

Ansprechpartner:<br />

Adresse /Stempel:<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

35/10<br />

35/09


Sind Sie in guten (Treu-)Händen?<br />

"<br />

Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />

FMH Treuhand Services – Marktführer im Ärztetreuhand<br />

FMH SERVICES<br />

Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />

Sie suchen Unterstützung bei der Praxisgründung, -führung oder bei einer allfälligen Nachfolgeregelung? Sei<br />

es die Ausarbeitung eines Businessplanes, die Buchführung, der Jahresabschluss, die steuerlichen Aspekte oder<br />

die Revision, unsere Treuhandspezialisten bieten Ihnen Lösungen nach Mass. In allen drei Sprachregionen sind<br />

wir zu Hause und kennen die regionalen und branchenspezifischen Gesetzmässigkeiten ganz genau.<br />

Unsere Dienstleistungen sind vielseitig<br />

Finanz- und Rechnungswesen<br />

n Businessplan, Finanzplan n Finanzierungsmöglichkeiten<br />

n Liquiditätsplanung n Investitionsrechnung<br />

n Buchführung n Personaladministration und Lohnbuchhaltung<br />

n Abschlussberatung und -erstellung n Abrechnungen mit Sozialversicherungen<br />

n Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung mit Mahnwesen<br />

Analysen<br />

n Analyse der Finanz- und Ertragssituation bei finanziellen Problemen<br />

n Interpretation des Praxisspiegels (TrustCenter)<br />

Steuern<br />

n Erstellen von Steuererklärungen n Beratung in Mehrwertsteuerfragen<br />

n Steuerberatung und strategische Steuerplanung n Erstellung der Mehrwertsteuerabrechnung<br />

Vertrauen Sie unserem breitabgestützten Netzwerk an Spezialisten.<br />

Antworttalon Bitte einsenden oder per Fax an: 041 921 05 86<br />

Vorname / Name<br />

Adresse<br />

PLZ / Ort<br />

Telefon privat/Geschäft<br />

Beste Zeit für einen Anruf<br />

m3 Ich interessiere mich für das<br />

Dienstleistungsangebot FMH Treuhand Services.<br />

Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf.<br />

/ FMH TS<br />

3510<br />

FMH Consulting Services n Koordinationsstelle<br />

Burghöhe 1 n 6208 Oberkirch<br />

Telefon 041 925 00 77 n Fax 041 921 05 86<br />

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Thema TRIBÜNE<br />

Rechnungsstellerstatistik der santésuisse und Praxisspiegel der Trustcenter<br />

Vergleichbarkeit der von Schweizer<br />

Ärztinnen und Ärzten verursachten Behandlungskosten<br />

in der Grundversorgung<br />

Matthias Schwenkglenks,<br />

Michel Romanens<br />

Der vorliegende Text ist eine<br />

Zusammenfassung des<br />

Statistischen Studienberichts<br />

vom 8.7.2010, der von<br />

M. Schwenkglenks, ECPM,<br />

Universität Basel, im Auftrag<br />

des Vereins Ethik und Medizin<br />

Schweiz, der NewIndex<br />

und der beteiligten Trustcenter<br />

der Ärzteschaft verfasst wurde.<br />

ECPM wurde vollständige<br />

inhaltliche Unabhängigkeit<br />

zugesichert. Der vollständige<br />

Bericht kann unter folgenden<br />

Internet­Adressen eingesehen<br />

werden: www.ecpm.ch/ecpm_<br />

research/publications/<br />

www.physicianprofiling.ch/<br />

rsspssstatistikbericht052010.pdf<br />

Korrespondenzen:<br />

PD Dr. M. Schwenkglenks<br />

Institute of Pharmaceutical<br />

Medicine / ECPM<br />

Universität Basel<br />

Klingelbergstrasse 61<br />

CH­4056 Basel<br />

Switzerland<br />

Tel. 061 265 76 96<br />

m.schwenkglenks@unibas.ch<br />

Dr. med. M. Romanens<br />

Verein Ethik und Medizin<br />

Schweiz<br />

Ziegelfeldstrasse 1<br />

CH­4600 Olten<br />

Tel. 062 212 44 10<br />

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Editores Medicorum Helveticorum<br />

Wirtschaftlichkeitsverfahren sind für alle betroffenen<br />

Ärztinnen und Ärzte sehr belastend, beinhalten<br />

jeweils viel Ärger und binden Ressourcen. Das<br />

aktuelle Screening-Verfahren ANOVA von santésuisse<br />

berücksichtigt nebst der Facharztrichtung<br />

und der Region nur noch Alter und Geschlecht.<br />

Die FMH zeigt in ihrem Positionspapier WZW<br />

(www.fmh.ch ‹ Politik &Medien ‹ Die Meinung<br />

der FMH) klar auf, dass dies nicht genügt. Korrekte<br />

Verfahren bei Verdacht der Überarztung<br />

benötigen Morbiditätsindikatoren wie zum Beispiel<br />

Pharmaceutical Cost Groups (PCG). Dies<br />

Einleitung<br />

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) vom 18. März<br />

1994 verlangt in Artikel 56, dass sich die medizinischen<br />

Leistungserbringer in ihren Leistungen auf ein<br />

Mass zu beschränken haben, das «im Interesse der<br />

Versicherten liegt und für den Behandlungszweck erforderlich<br />

ist». Zudem erhielten die Krankenversicherer<br />

einen gesetzlichen Auftrag zur Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />

der Leistungserbringer.<br />

Die Krankenversicherer und ihr Verband santésuisse<br />

wandten für den Bereich der ambulanten ärztlichen<br />

Versorgung seit Anfang der 1970er Jahre die<br />

sogenannte «statistische Durchschnittsmethode»<br />

(Rechnungsstellerstatistik, RSS) an, um die Kostenstruktur<br />

von Ärzten zu vergleichen. Die RSS vergleicht<br />

für jeden Arzt die Durchschnittskosten pro behandelter<br />

Person mit den Kosten einer Referenzgruppe (Ärztinnen<br />

und Ärzte derselben Fachspezialisierung und<br />

mit Praxisstandort im selben Kanton) [1, 2]. Kostenwerte,<br />

die mehr <strong>als</strong> 30 % über dem Durchschnitt der<br />

Vergleichsgruppe liegen (Indices >130), werden <strong>als</strong><br />

potentiell auffällig interpretiert. Seit einigen Jahren<br />

wird die RSS durch die sogenannte ANOVA­Methode<br />

ergänzt, die zusätzlich die Alters­ und Geschlechtsstruktur<br />

der Patientenkollektive der einzelnen Ärzte<br />

berücksichtigt [3].<br />

Obwohl von den kantonalen Schiedsgerichten<br />

und vom Eidgenössischen Versicherungsgericht akzeptiert,<br />

wird in der Ärzteschaft vielfach die Auffassung<br />

vertreten, beide Methoden seien irreführend und<br />

nicht für eine initiale Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />

geeignet. Aus wissenschaftlicher Sicht erscheinen diese<br />

Zweifel aus drei Gründen <strong>als</strong> potentiell berechtigt:<br />

macht das Gutachten von Prof. Dr.Jürgen Wasem<br />

deutlich: www.physicianprofiling.ch/gutachten<br />

wasem2010.pdf. Der Studienbericht aus dem «Institute<br />

of Pharmaceutical Medicine /ECPM» der<br />

UNI Basel zeigt: Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe<br />

und Selbstzahleranteil beeinflussen<br />

die ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten.<br />

Beide Studien illustrieren eindrücklich, dass<br />

die heutigen Screeningverfahren ungenügend<br />

sind.<br />

Dr. med. Ernst Gähler, Vizepräsident FMH,<br />

Verantwortlicher Tarife und Verträge<br />

– Wesentliche Determinanten der Arztkosten bleiben<br />

unberücksichtigt. Zu diesen gehören die Zusammensetzung<br />

und Morbidität des Patientenkollektivs<br />

[4–12], der Praxisstandort (Stadt, AgglomerationoderLand),dieArtderMedikamentenabgabe,<br />

das Alter des Praxisinhabers und die Erbringung<br />

von Notfalldienstleistungen.<br />

– Auch der Abdeckungsgrad fachärztlicher Leistungen<br />

(z.B. Röntgen) durch den Grundversorger und<br />

der Zeitpunkt der Abgabe von Patienten an einen<br />

Facharzt oder ein Spital werden in ihren Auswirkungen<br />

nicht angemessen berücksichtigt, da die<br />

RSS und die ANOVA­Methode zwar veranlasste<br />

Medikamenten­, Labor­ und Physiotherapiekostenberücksichtigen,<br />

nicht jedoch die veranlassten<br />

Kosten bildgebender Verfahren, Facharztkosten,<br />

ambulante und stationäre Spitalkosten und Spitexleistungen.<br />

– Die Patientenkollektive verschiedener Ärzte unterscheiden<br />

sich auch durch die gewählten Franchisen<br />

und damit den Anteil der Kosten, die dem<br />

Krankenversicherer überhaupt bekannt werden.<br />

Zudem senden nicht alle Krankenversicherer ihre<br />

Daten an die santésuisse.<br />

Die Praxisspiegelstatistik (Praxisspiegel ® , PSS) der<br />

Trustcenter (TC) der Ärzteschaft stellt gegenüber dem<br />

Datenpool der santésuisse eine alternative Datenquelle<br />

dar. Die Hauptvorteile liegen in der Erfassung<br />

auch derjenigen Rechnungen, die von den Patienten<br />

selbst bezahlt und nicht bei den Krankenversicherern<br />

eingereicht werden. Daneben liegen Informationen zu<br />

einigen der oben genannten Determinanten der Arzt­<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1342


Thema TRIBÜNE<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

kosten vor (Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe,Notfalldienstleistung).<br />

Informationen zu veranlassten<br />

Kosten fehlen jedoch gänzlich.<br />

Um die Hypothese der mangelnden Eignung der<br />

RSS <strong>als</strong> Instrument zur Vorselektion von Ärzten mit<br />

auffällig hohen Kosten zu überprüfen, wurden in der<br />

vorliegenden Studie die Resultate der RSS und der PSS<br />

des Jahres 2007 verglichen. Die Leitfrage war, ob auf<br />

Basis der PSS dieselben Ärzte <strong>als</strong> auffällig teuer beurteilt<br />

wurden wie auf Basis der RSS.<br />

Methoden<br />

Datenbasis<br />

Es beteiligten sich 9TCander Studie. Als Zielpopulation<br />

wurden alle ärztlichen Grundversorger (Allgemeinmediziner<br />

und Internisten ohne Fachspezialisierung)<br />

definiert, die Kunden eines dieser TC waren und<br />

welche die technischen Voraussetzungen betreffend<br />

Datenverfügbarkeit erfüllten. Gesamthaft waren dies<br />

etwa 3900 Ärzte. Die Teilnahme setzte eine schriftliche<br />

Einverständniserklärung voraus. Die Daten der<br />

Rechnungsstellerstatistik (RSS) für das Jahr 2007 wurden<br />

via TC für die statistische Auswertung zur Verfügung<br />

gestellt. Die Daten der Praxisspiegelstatistik<br />

(PSS) lagen bei den TC vor. Das Institut der Universität<br />

Basel, das die Analysen durchführte, erhielt einen<br />

anonymisierten Datensatz. Beobachtungseinheit war<br />

der teilnehmende Arzt. Es wurden keine patientenspezifischen<br />

Daten verwendet.<br />

Vergleichskollektive<br />

In der RSS bilden die niedergelassenen, im Rahmen<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung tätigen Ärztinnen<br />

und Ärzte der gleichen Fachspezialisierung und<br />

des gleichen Kantons die Vergleichskollektive. Die Berechnung<br />

der PSS­Indices durch die TC verwendete<br />

denselben Ansatz. Darüber hinaus wurden optimierte<br />

Vergleichskollektive gebildet, die zusätzlich den Praxisstandort<br />

und die Art der Medikamentenabgabe berücksichtigten.<br />

Analyse<br />

In der Hauptanalyse wurde der Anteil der Ärzte ermittelt,<br />

die durch die RSS und die PSS unterschiedlich<br />

klassifiziert wurden (<strong>als</strong> auffällig durch die RSS / unauffällig<br />

durch die PSS, oder umgekehrt). Die primäre<br />

Studienhypothese war, dass der Anteil unterschiedlicher<br />

Klassifizierungen bei Zugrundelegung der optimierten<br />

PSS­Vergleichskollektive statistisch signifikant<br />

mindestens 7,5 % betragen würde. Da aufseiten der<br />

PSS keine Angaben zu den veranlassten Kosten vorlagen,<br />

wurde die primäre Analyse auf der Ebene der<br />

totalen direkten Arztkosten der Ärztinnen und Ärzte<br />

mit Praxisapotheke durchgeführt. Vergleiche der gesamten<br />

(direkten und veranlassten) Kosten wurden<br />

auf Basis von Approximationen ebenfalls durchgeführt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Wirtschaftlichkeitsprüfung der ärztlichen Grund-<br />

versorger durch die santésuisse erfolgt anhand der<br />

Rechnungsstellerstatistik (RSS) und der ANOVA-<br />

Methode. Wir verglichen für 707 Ärztinnen und<br />

Ärzte die RSS des Jahres 2007 mit der Praxisspiegel ® -<br />

Statistik (PSS) der ärztlichen Trustcenter. Eswurde<br />

eine nur mässige Übereinstimmung festgestellt.<br />

Wenn bei der Bestimmung der PSS-Indices der Pra-<br />

xisstandort und die Art der Medikamentenabgabe<br />

berücksichtigt wurden, lag der Gesamtanteil unter-<br />

schiedlich beurteilter Ärzte je nach Kostenart bei<br />

7,9–13,9%. Es wurden 30,8–54,7%der durch die RSS<br />

<strong>als</strong> auffällig beurteilten Ärzte durch die PSS <strong>als</strong> un-<br />

auffällig beurteilt. Praxisstandort, Art der Medika-<br />

mentenabgabe und Selbstzahleranteil beeinflussten<br />

die ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten. Län-<br />

gerfristig sollten bei der Wirtschaftlichkeitsbeurtei-<br />

lung zudem die Morbiditätsstruktur der Patienten-<br />

kollektive sowie alle veranlassten Kosten (auch die<br />

Facharztkosten, Spitalkosten usw.) berücksichtigt<br />

werden. Verbesserungen der Datengrundlage sind<br />

für eine faire Beurteilung notwendig.<br />

Sekundäre Analysen betrafen Details der Übereinstimmung<br />

der RSS­basierten mit der PSS­basierten<br />

Klassifikation sowie Zusammenhänge zwischen Kenngrössender<br />

ärztlichen Patientenkollektive (Selbstzahleranteil,<br />

Altersstruktur) und der Höhe der Indices.<br />

Mittels multivarianter Regressionsanalysen wurden<br />

mögliche Bestimmungsfaktoren der Arztkosten und<br />

Indices zusammenfassend analysiert. Details sind dem<br />

Statistischen Studienbericht zu entnehmen.<br />

Resultate<br />

Studienpopulation<br />

Die Daten von 707 Ärztinnen und Ärzten aus 25 Kantonen<br />

und Halbkantonen gingen in die Analysen<br />

ein. Am stärksten war die Beteiligung im Kanton Bern<br />

(N = 166). Die Charakteristika der teilnehmenden<br />

Ärzte zeigt Tabelle 1.<br />

Deskriptive Analyse der Arztkosten und Indices<br />

Beschreibende Parameter sowohl der absoluten Kosten<br />

(Tab. 2, nächste Seite) wie auch der resultierenden<br />

Indices stimmten zwischen der RSS und der PSS insgesamt<br />

gut überein, obwohl sie sich auf etwas unter­<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1343


Thema TRIBÜNE<br />

Tabelle 1<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

schiedliche Patientenkollektive (ohne versus mit<br />

Selbstzahlern) bezogen.<br />

Übereinstimmung der Indices<br />

Der Anteil der durch die RSS <strong>als</strong> auffällig klassifizierten<br />

Ärzte betrug je nach Kostenkategorie 11,7–15%,<br />

was den Erwartungen entspricht. Aufseiten der PSS<br />

ergaben sich bei Verwendung der Vergleichskollektive<br />

analog zur RSS sehr ähnliche Anteile. Die Verwendung<br />

der optimierten Vergleichskollektive führte zu etwas<br />

niedrigeren Werten von 9,1–13,2 %, wenn wie bei<br />

der RSS ein Index­Grenzwert von 130 zugrunde gelegt<br />

wurde.<br />

Für die Analyse des primären Endpunkts wurden<br />

die Indices der totalen direkten Arztkosten von<br />

336 Ärzten mit Praxisapotheke (laut Selbstdeklaration)<br />

verwendet. In dieser Gruppe wurden 14,3 %<br />

(95%­Konfidenzintervall 10,7–18,5%) der Ärzte durch<br />

die RSS und die PSS unterschiedlich klassifiziert, wenn<br />

die optimierten PSS­Vergleichskollektive zugrunde gelegt<br />

wurden. Dieser Wert lag statistisch signifikant<br />

(p


Thema TRIBÜNE<br />

Tabelle 2<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

leistung), die durch die RSS bzw. den ANOVA­Index<br />

nicht berücksichtigt werden.<br />

Insgesamt wurde eine nur mässige Übereinstimmung<br />

zwischen RSS und PSS festgestellt. Bei Verwendung<br />

der optimierten PSS­Vergleichskollektive (unter<br />

Berücksichtigung von Praxisstandort und Art der Medikamentenabgabe)<br />

lag der Anteil unterschiedlich beurteilter<br />

Ärzte bei 7,9–13,9%. Es wurden 30,8–54,7 %<br />

der durch die RSS <strong>als</strong> auffällig beurteilten Ärzte durch<br />

die PSS <strong>als</strong> unauffällig beurteilt.<br />

Als Zusatzbefund zeigten sich niedrigere Indexwerte<br />

bei Ärzten mit höherem Selbstzahleranteil. Die<br />

durch die PSS erfassten Patienten waren im Durchschnittjünger<br />

<strong>als</strong> die durch die RSS erfassten. In Kombination<br />

wärendiese Befunde grundsätzlich vereinbar<br />

Kostenparameter (CHF pro Patient) der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte (N = 707).<br />

Parameter 1 RSS PSS<br />

Mittelwert ± Standardabweichung<br />

Direkte Arzt- und Laborkosten 369 ± 120 341 ± 113<br />

Direkte Medikamentenkosten<br />

gesamt 193 ± 190 186 ± 179<br />

ohne Medikamentenabgabe (N =203) 24 ±73 14 ±42<br />

nur Notfallmedikation (N =168) 71 ±81 64 ±57<br />

Praxisapotheke (N =336) 356 ±137 351 ±110<br />

Totale direkte Arztkosten<br />

gesamt 563 ± 208 527 ± 193<br />

ohne Medikamentenabgabe (N =203) 448 ±162 399 ±142<br />

nur Notfallmedikation (N =168) 444 ±154 419 ±149<br />

Praxisapotheke (N =336) 691 ±179 659 ±150<br />

Gesamte Kosten 2 1003 ± 330 968 ± 325<br />

1Die Angaben zur Art der Medikamentenabgabe basieren auf Selbstdeklaration der Ärzte.<br />

2Für die PSS geschätzt unter der Annahme gleicher veranlasster Kosten wie in der RSS.<br />

Abbildung 1<br />

Streudiagramme der Indices der gesamten Kosten im Vergleich RSS – PSS (auf Seiten der PSS<br />

approximiert).<br />

mit der These, dass vor allem jüngere und gesündere<br />

Patienten <strong>als</strong> Selbstzahler auftreten. Unklar ist allerdings,<br />

wieso die Korrelation von niedrigeren Indexwerten<br />

mit höheren Selbstzahleranteilen auch auf Seiten<br />

der RSS­Indices sichtbar war.<br />

Bei den durchgeführten Regressionsanalysen überraschte,<br />

dass sich ein signifikanter Einfluss von Kanton<br />

und Fachspezialisierung nicht nur auf der Ebene der<br />

absoluten Kosten zeigte, sondern auch auf der Ebene<br />

der RSS­Indices. Eigentlich sollte die Referenzkollektivbildung<br />

diesen Einfluss neutralisieren, wie dies für den<br />

ANOVA­Index bestätigt wurde.<br />

Die Resultate der Regression sprechen für eine<br />

grundsätzlich korrekte Berücksichtigung dieser Grössen<br />

(sowie der Alters­ und Geschlechtsstrukturen der<br />

Patientenkollektive) bei der Bestimmung des ANOVA­<br />

Index. Die Art der Medikamentenabgabe sowie der<br />

Selbstzahleranteil warenjedochauch für den ANOVA­<br />

Index signifikant prädiktiv.Der ANOVA­Index scheint<br />

diesen Parametern nicht Rechnung zu tragen; würden<br />

sie berücksichtigt, würden andere Indexwerte resultieren.<br />

Als Nebenbefund zeigten sich sowohl in der beschreibenden<br />

Analyse <strong>als</strong> auch in den Regressionsmodellen<br />

niedrigere Medikamentenkosten der Ärzte<br />

mit Praxisapotheke (laut Selbstdeklaration).<br />

Die beobachteten Inkonsistenzen auf der Ebene<br />

derRSS­Indices (siehe Resultate­Teil) blieben unerklärt.<br />

Folgende wichtige Limitationen der Studie sind<br />

zu nennen:<br />

– Ein vollgültiger direkter Vergleich der RSS­Indices<br />

mit PSS­basierten Indices war nur für die direkten<br />

Arztkosten möglich, da veranlasste Kosten durch<br />

die PSS nicht erfasst werden. Die gesamten Kosten<br />

pro Arzt sowie die zugehörigen Indices konnten<br />

daher aufseiten der PSS nur approximiert werden,<br />

unter Verwendung der RSS­Daten. Die darauf bezogenen<br />

Resultate können nur Anhaltspunkte geben<br />

und bedürfen einer weiteren Verifikation.<br />

– Für die totalen direkten Arztkosten (einschliesslich<br />

der direkten Medikamentenkosten) der Ärzte mit<br />

Praxisapotheke wurde eine grundsätzliche Vergleichbarkeit<br />

(annähernde Äquivalenz) der RSS­<br />

Indices und der PSS­Indices angenommen. Aus<br />

diesem Grund wurde der primäre Endpunkt für<br />

diese Gruppe bestimmt. In der deskriptiven Analyse<br />

der Kostenparameterzeigten sichjedoch auch<br />

für diese Ärztinnen und Ärzte veranlasste Medikamentenkosten<br />

von etwa 80 Franken pro Patient,<br />

was zu Verzerrungen geführt haben kann.<br />

– Selektionseffekte beim Entscheid der Ärzte zur Studienteilnahme<br />

können die Resultate beeinflusst<br />

haben, auch wenn sich keine Hinweise auf starke<br />

Selektionseffekte ergaben. Die Beurteilung war<br />

erschwert, da die Mittelwerte und Standardabweichungen<br />

der Kosten der RSS­Referenzkollektive<br />

von santésuisse nicht zur Verfügung gestellt wurden.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1345


Thema TRIBÜNE<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Schlussfolgerung<br />

Die Beurteilung der Arztkosten durch die RSS­Indices<br />

einerseits und durch PSS­basierte Indices andererseits<br />

führte bei einem substantiellen, aber absolut nicht<br />

sehr hohen Anteil der teilnehmenden ärztlichen<br />

Grundversorger zu diskrepanten Resultaten. Bezogen<br />

auf den Anteil der Ärzte, die durch die RSS <strong>als</strong> auffällig<br />

eingestuft wurden, waren diskrepante Beurteilungen<br />

jedoch sehr häufig. Es ergaben sich substantielle<br />

Hinweise, dass es sinnvoll wäre, bei der Beurteilung<br />

der ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten die<br />

Variablen Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe<br />

und Selbstzahleranteil zu berücksichtigen. Bezüglich<br />

der Qualität der RSS­Indices verblieben Unklarheiten.<br />

Bei der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung der ärztlichen<br />

Grundversorger sollten die Morbiditätsstruktur der<br />

Patientenkollektive und alle veranlassten Kosten, auch<br />

Facharzt- oder Spitalkosten, berücksichtigt werden<br />

Obwohl dies kein direktes Resultat der vorliegenden<br />

Studie ist, erscheint es aufgrund der Literaturlage<br />

und aufgrund von konzeptionellen Überlegungen<br />

dringend wünschenswert, bei der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />

der schweizerischen ärztlichen Grundversorger<br />

die Morbiditätsstruktur der Patientenkollektive<br />

sowie alle veranlassten Kosten (auch die Facharztkosten,<br />

Spitalkosten usw.) zu berücksichtigen. Dies<br />

können derzeit weder die Datensammlungen und Instrumente<br />

der santésuisse noch die PSS­basierten Indices<br />

leisten. Informationen zu Medikamentenausgaben<br />

nach Pharmaceutical Cost Groups [13], wie sie<br />

den TC für direkt vom Arzt abgegebene Medikamente<br />

vorliegen, könnten eine Basis für erste Verbesserungen<br />

darstellen. Mittelfristig ist ein Ersatz oder zumindest<br />

eine grundlegende Weiterentwicklung der derzeit verwendeten<br />

Instrumente erforderlich. Gleichzeitig sind<br />

Verbesserungen der Datengrundlage für eine faire Beurteilung<br />

notwendig.<br />

Dank<br />

Die Autoren bedanken sich bei den teilnehmenden<br />

Ärztinnen und Ärzten für die Bereitschaft, ihre Daten<br />

für diese Studie zur Verfügung zu stellen.<br />

Literatur<br />

1 Amstutz R. Wirtschaftlichkeitsverfahren:<br />

Das Ziel heisst Verhaltensänderung. infosantésuisse<br />

2005. S. 3.<br />

2 Kraft P. Wirtschaftlichkeitsverfahren bauen<br />

auf verlässliche Grundlagen. infosantésuisse 2005.<br />

S. 4–5.<br />

3 Roth HR, Stahel W. Die ANOVA­Methode zur Prüfung<br />

der Wirtschaftlichkeit von Leistungserbringern<br />

nach Artikel 56 KVG. Gutachten zu Handen von<br />

santésuisse; 2005. http://physicianprofiling.ch/<br />

HealthEconomicsGutachten%20Anova_MDA_<br />

ETH_d.pdf<br />

4 Cowper PA, Peterson ED, DeLong ER et al.<br />

The impact of statistical adjustment on economic<br />

profiles of interventional cardiologists.<br />

J Am Coll Cardiol. 2001;38:1416–23.<br />

5 Nickerson C, Rutledge RW. A methodology for<br />

choosing a physician profiling system: the case<br />

of First Option Health Plan. J Health Care Finance.<br />

1999;26:5–13.<br />

6 Rich EC, Kralewski J, Feldman R et al. Variations<br />

in the management of primary care: effect<br />

on cost in an HMO network. Arch Intern Med.<br />

1998;158:2363–71.<br />

7 Roblin DW. Physician profiling using outpatient<br />

pharmacy data as asource for case mix measurement<br />

and risk adjustment. J Ambul Care Manage.<br />

1998;21:68–84.<br />

8 Roos NP, Carriere KC, Friesen D. Factors influencing<br />

the frequency of visits by hypertensive patients<br />

to primary care physicians in Winnipeg. Cmaj.<br />

1998;159:777–83.<br />

9 Salem­Schatz S, Moore G, Rucker M et al. The case<br />

for case­mix adjustment in practice profiling.<br />

When good apples look bad. JAMA. 1994;272:871–4.<br />

10 Tucker JL. The theory and methodology of provider<br />

profiling. Int J Health Care Qual Assur Inc Leadersh<br />

Health Serv. 2000;13:316–21.<br />

11 Tufano JT, Conrad DA, Liang SY. Addressing<br />

physician compensation and practice productivity.<br />

J Ambul Care Manage 1999;22:47–57.<br />

12 Welch HG, Miller ME, Welch WP.<br />

Physician profiling. An analysis of inpatient<br />

practice patterns in Florida and Oregon.<br />

N Engl J Med. 1994;330:607–12.<br />

13 Beck K, Trottmann M, Käser U, Keller B, von Rotz S,<br />

Zweifel P. Nachhaltige Gestaltung des Risikoausgleichs<br />

in der Schweizer Krankenversicherung<br />

(Sustainable Design of Risk Adjustment in<br />

Swiss Health Insurance). Bern: h.e.p. Verlag; 2006.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1346


Standpunkt TRIBÜNE<br />

Réseaux desoins intégrés:<br />

pourquoi nous avons peur<br />

M. Hurni, G. Gabris,<br />

L. Panayotopoulos,<br />

A. Porchet, N. Miller,<br />

A. Treu<br />

Comité du Groupement des<br />

Psychiatres-Psychothérapeutes<br />

Vaudois<br />

1 Cassis I. Réseaux de soins<br />

intégrés: pourquoi toute<br />

cette peur? Bull Méd Suisses.<br />

2010;91(26/27): 1011.<br />

Correspondance:<br />

Dr M. Hurni<br />

Président du Groupement des<br />

Psychiatres-Psychothérapeutes<br />

Vaudois<br />

2, rue Bellefontaine<br />

CH-1003 Lausanne<br />

mhurni@urbanet.ch<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Réponse aux docteurs Hurni et al. –<br />

psychiatres vaudois<br />

Chers Membres du Comité du Groupement des<br />

Psychiatres-Psychothérapeutes Vaudois,<br />

j’ai lu trois fois avec beaucoup d’attention votre<br />

lettre, qui dissèque mon éditorial de manière critique.<br />

J’y ai appris bien des choses et je vous<br />

en remercie. Je me suis un peu senti come John<br />

Lennon, quand il adit: «c‘est étonnant de voir<br />

combien de choses les experts voient dans nos<br />

chansons, que nous n’avons jamais imaginées».<br />

Vous y affirmez que beaucoup de choses vous<br />

font peur et donnez passablement de réponses<br />

àlaquestion posée dans le titre «pourquoi toute<br />

cette peur?». Votre réponse est importante, car<br />

elle permet aux lecteurs de visualiser les raisons<br />

de ces peurs, et ainsi de se faire un avis en la matière.<br />

Ce titre, qui reprend celui de votre récent éditorial [1],<br />

nous laisse songeurs. En effet, Monsieur Cassis, nous<br />

avons aujourd’hui bien des raisons d’avoir peur. Nous<br />

allons tenter de vous les expliquer.<br />

Pour commencer, nous avons peur de votre titre.<br />

Il est tellement typique de toutes ces allégations que<br />

nous prêtent régulièrement les politiciens de tous<br />

bords dès que nous ne sommes pas d’accord avec<br />

eux, particulièrement avec leurs programmes irresponsables<br />

de démantèlement ou de «restructuration».<br />

Lorsque nous critiquons leurs projets dévastateurs, au<br />

lieu de nous répondre par des arguments, ils nous<br />

attaquent sur notre personne et nous taxent immanquablement<br />

d’avoir «peur du changement».<br />

Autre chose qui nous fait peur dans votre titre:<br />

ce terme de «soins intégrés». Il a fait l’objet de tant de<br />

manipulations qu’il en devient effrayant –pour ne pas<br />

dire presque loufoque. «Soins dirigés» s’était-il appelé<br />

autrefois, de façon plus réaliste, avant que des personnes<br />

rompues aux trucages du marketing, ne le travestissent<br />

en soins «gérés» tout d’abord, puis en soins<br />

«intégrés», terme si polissé, si politiquement correct,<br />

si insignifiant et neutre, qu’il a perdu toute connotation<br />

de contrainte. Pour nous, voyez-vous, «soins imposés»<br />

ou même «soins fliqués» nous aurait paru plus<br />

franc.<br />

Et, puisque vous nous détaillez votre projet de<br />

Managed Care, faisons-le avec vous.<br />

– Un système «dual» (le mot «double» vous aurait-il<br />

fait peur?), écrivez-vous en franglais, «selon le libre<br />

choix de chacun, médecin comme patient(e)»:<br />

La peur,c’est vrai, est quelque chose d’irrationnel.<br />

C’est un état émotionnel spécifique causé par une<br />

situation de menace ou de danger.Ettout changement<br />

est par définition une menace. Mais sans<br />

changement il n’y apas de progrès.<br />

Pire, sans changement notre système de santé<br />

n’est pas viable. Une augmentation annuelle de<br />

2Mia. de francs (donc 1Mia. de coûts socialisés)<br />

n’est pas compatible avec un développement durable,<br />

qui nous est par ailleurs si cher.C’est bien ça,<br />

ma peur: j’essaie tout simplement de penser aux<br />

prochaines générations plutôt qu’aux prochains<br />

élections.<br />

«La morale, c’est ce qui reste de la peur quand on<br />

l’a oubliée» adit Jean Rostand.<br />

Dr Ignazio Cassis, Conseiller national<br />

et vice-président de la FMH<br />

vous savez pertinemment que ce que vous écrivez<br />

là est faux. Depuis des années, vous et des cohortes<br />

de politiciens ou d’assureurs planchez sur tous les<br />

modes de contraintes imaginables pour obliger des<br />

patients que vous savez réticents à entrer dans<br />

votre projet – qui n’aurait sans cela aucun succès.<br />

Menaces, promesses, incitations financières, toute<br />

la panoplie des manipulations d’une population<br />

ont été imaginées – et votées –, à l’encontre évidente<br />

de ce que vous appelez le «libre choix» des<br />

médecins comme des patients. Libre choix pour<br />

lequel pourtant nous nous étions tous mobilisés<br />

il y a deux ans et qui avait été plébiscité par la<br />

population suisse.<br />

– «Présence obligatoire d’un contrat de Managed<br />

Care entre une organisation de médecins et un ou<br />

plusieurs assureurs»: ce que vous essayez de présenter<br />

positivement en l’opposant àune autre abomination<br />

(les listes de «médecins bon marché» établies<br />

par les assureurs), n’est en réalité qu’une autre<br />

horreur. La médecine qui, jusque là, pouvait s’exercer<br />

partout en Suisse de la même façon, avec une<br />

loi qui était la même pour tous, indépendante des<br />

assureurs, va désormais, selon vos vœux, varier au<br />

gré des «contrats» que tel ou tel organisme passera<br />

avec telle ou telle assurance. On frissonne en imaginant<br />

le foisonnement de ces «contrats» qui chercheront<br />

àenserrer chaque fois plus subtilement les<br />

malheureux patients (et médecins) pour le plus<br />

grand bénéfice des assureurs et surtout des milliers<br />

de bureaucrates et de juristes qu’un tel système<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1347


Standpunkt TRIBÜNE<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

engendrera. Contrats jamais acquis en effet et qui<br />

seront indéfiniment à renégocier. Mais surtout, ce<br />

que vous omettez de mentionner, c’est que ces<br />

contrats rendront les médecins responsables du<br />

coût de chacun de leurs traitements («responsabilité<br />

budgétaire»), responsabilité dont se débarrasseront<br />

les assurances, alors qu’il s’agit pourtant<br />

justement de leur métier. Que pensera le patient<br />

du fait que les soins qu’il sollicite lui seront prodigués<br />

au détriment du bonus de son interlocuteur<br />

et de son réseau?<br />

– «Garantiedel’obligation de contracter»osez-vous<br />

ensuite soutenir, avant de le nuancer d’un discret<br />

«dans l’option ‹système actuel›». En d’autres<br />

termes, pour l’écrire plus honnêtement: disparition<br />

de l’obligation de contracter dans tout le système<br />

des réseaux que vous prônez.<br />

Cette rhétorique moderniste du progrès ou du<br />

fameux «train qui part» ànepas rater nous laisse<br />

absolument froids<br />

– «Amélioration de la compensation des risques (fin<br />

de la chasse aux bons risques)»: vous rendez-vous<br />

compte du langage que vous employez pour parler<br />

des patients? A votre défense, vous pourrez<br />

argumenter que ce vocabulaire de statisticiens a<br />

envahi toutelamédecine. Mais ici c’est carrément<br />

chez les actuaires que vous nous entraînez, dans<br />

une logique assez macabre d’évaluer le prix d’une<br />

vie. Trois cancéreux valent-ils donc douze diabétiques?<br />

– «Liberté pour les médecins de s’organiser comme<br />

ils/elles le souhaitent», ajoutez-vous avec un humour<br />

qui nous échappe, avant de préciser «la loi<br />

permettant une très large palette de structures de<br />

réseaux.» Pour être, ànouveau, plus clair: le médecin<br />

aura le choix d’organiser lui-même sa prison.<br />

– «Récupération d’un esprit entrepreneurial»: pour<br />

une fois, nous vous croyons entièrement. Nous<br />

connaissons en effet votre adhésion à cette idéologie<br />

néolibérale qui voudrait transformer le médecin<br />

en vendeur, le patient en acheteur et les soins<br />

en marchandises, la «Value-based competition»<br />

états-unienne dont vous vous êtes fait le chantre.<br />

– «Élargissement possible du panier de prestations<br />

reconnues»: ici encore les soins (que vous dégradez<br />

en «panier de prestations») et leur remboursement<br />

varieront donc d’un réseau à l’autre. Le patient<br />

devra-t-il désormais soupeser les avantages du podologue<br />

pour les diabétiques avec ceux du shiatsu<br />

pour les névrosés?<br />

– «Indemnisation du travail de coordination, de<br />

formation et administratif»: que voilà assurément<br />

une manière de faire diminuer les coûts de<br />

la médecine!<br />

Vous finissez avec un envol lyrique en nous enjoignant<br />

«d’aller de l’avant». Cette rhétorique moderniste<br />

du progrès ou du fameux «train qui part» à ne<br />

pas rater (le premier à l’employer fut Lénine!) nous<br />

laisse absolument froids. Ce pseudo-progrès n’est<br />

qu’un saccage néolibéral des structures, des identités<br />

et des liens entre les médecins et leurs patients que<br />

vous déguisez en consommateurs pour ceux-ci, en<br />

associés des assureurs pour ceux-là. Ces manipulationsdulangage<br />

pour séduire, ces projets de fragmentation<br />

à l’infini des conditions de soins au gré des<br />

contrats des assureurs, ces paradoxes de liberté prônée<br />

mais de contrainte organisée, ces dilemmes éthiques<br />

dans lesquels vous voulez enfermer les médecins qui<br />

seront tenaillés entre leurs intérêts légitimes et leurs<br />

craintes d’être «dispendieux», n’ont rien d’une avancée.<br />

C’est un désastre.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1348


Reportage TRIBÜNE<br />

Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche Aufgabe<br />

Anna Sax<br />

lic. oec. publ., MHA,<br />

Gesundheitsökonomin und<br />

Mitglied der Redaktion<br />

anna.sax@saez.ch<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Das finnische Gesundheitssystem gilt entweder <strong>als</strong> Vorbild oder <strong>als</strong> abschreckendes<br />

Beispiel –jenach Sichtweise. Es gibt wenig Wahlfreiheit, dafür tiefe Kosten und gute<br />

Gesundheitsresultate. Die Stadt Helsinki lud im Februar Vertreterinnen deutschspra-<br />

chiger <strong>Ärztezeitung</strong>en zu einer Besichtigung ihrer staatlichen Gesundheitseinrichtun-<br />

gen ein. Die Eindrücke sind zwiespältig, aber mehrheitlich positiv.<br />

Zwei Dinge gibt es, worauf Finninnen und Finnen<br />

auch im Alter niem<strong>als</strong> verzichten wollen: Sauna und<br />

Würste braten im Freien. Deshalb gibt es gleich 16 Saunas<br />

für die 200 Bewohner und Nutzerinnen des Kontula-Seniorenzentrums<br />

von Helsinki. Und um das<br />

Grillfeuer im Garten sitzt gemütlich eine Gruppe von<br />

Seniorinnen –warm eingepackt, denn die Temperatur<br />

misst 12 Grad minus.<br />

Zu Hause wohnen, so lange wie möglich<br />

Leila Koivisto, die Leiterin des Seniorenzentrums,<br />

führt uns durch das Haus und durch wohnliche<br />

Räume. In den 14 Wohngruppen hat jeder sein eigenes<br />

Zimmer, dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum<br />

und eine Küche. Bis es so weit ist und jemand definitiv<br />

hier einzieht, dauert es eine Weile. Eigentlich, so<br />

Koivisto, will man die Gäste nämlich wieder loswerden.<br />

So durchläuft jede neue Bewohnerin zunächst<br />

eine mehrwöchige Evaluationsperiode: In dieser Zeit<br />

werden die funktionalen Kapazitäten und Rehabilitationsmöglichkeiten<br />

abgeklärt, und ein individueller<br />

Betreuungsplan wird erstellt. Es geht <strong>als</strong>o erst einmal<br />

in die Werkstatt, ins Trainingszentrum und ins<br />

Schwimmbad. Sozialberatung und Coaching werden<br />

angeboten, auch für die Angehörigen. Ziel ist es<br />

immer, die physischen und mentalen Fähigkeiten so<br />

weit zu verbessern und zu erhalten, dass die Leute weiter<br />

zu Hause leben können. «Hei-hei, tschüs» ruft uns<br />

die alte Dame fröhlich hinterher, die gerade aus dem<br />

Kraftraum kommt. Sie hat gute Chancen, nochm<strong>als</strong> in<br />

ihre Wohnung zurückzukehren.<br />

Selbständiges Wohnen zu Hause wird vom Kontula-Seniorenzentrum<br />

wie auch von allen anderen<br />

Zentren gefördert und unterstützt. Soziale Ausgrenzung<br />

soll vermieden, funktionale Kapazitäten und<br />

Unabhängigkeit sollen erhalten bleiben. Deshalb gibt<br />

es eine Tagesstruktur und die Möglichkeit befristeter<br />

Aufenthalte, um den Angehörigen Berufstätigkeit<br />

und Ferien zu ermöglichen. Es gibt Handarbeitskurse,<br />

Gymnastik und Spielnachmittage. Die ambulanten<br />

Angebote sind gratis. WerimZentrum wohnt, bezahlt<br />

85% seines Einkommens, das normalerweise aus der<br />

Altersrente besteht, für Kost und Logis, Pflege und Betreuung.<br />

200 Angestellte kümmern sich um Bewohner<br />

und Gäste. Sie koordinieren auch die Betreuung mit<br />

Angehörigen, Spitex und Sozialdiensten.<br />

Die Besucherin aus der Schweiz ist beeindruckt: So<br />

sieht es aus, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Die<br />

Betreuenden unternehmen alles, damit alte und behinderte<br />

Menschen zu Hause leben können. Wenn es<br />

Würste grillen<br />

im Freien, auch im<br />

Winter bei minus<br />

12 Grad – darauf<br />

würden Finnen<br />

niem<strong>als</strong> verzichten.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1349


Reportage TRIBÜNE<br />

Ein Kraftraum im Altersheim. Ziel ist, dass die Senioren bald wieder nach Hause gehen<br />

können.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

sein muss, schaut die Spitex 5–6-mal täglich vorbei.<br />

Erst wenn es nicht mehr anders geht, ziehen sie ins<br />

Heim. Das Seniorenzentrum will es so, die Stadt Helsinki,<br />

der finnische Staat. Die politische Linie ist klar.<br />

Macht das die Menschen glücklich? Schwer zu sagen.<br />

Die alten Leute sprechen ausschliesslich Finnisch, mit<br />

ihnen zu reden ist unmöglich.<br />

Konsens für Staatsmedizin<br />

Finnland, das Land mit der merkwürdigen, wohlklingenden<br />

Sprache, ist hierzulande vor allem bekannt <strong>als</strong><br />

Paradies für Langläufer und <strong>als</strong> Schauplatz von Krimis.<br />

Wer sich für Gesundheitssysteme interessiert, findet<br />

hier Argumente für und gegen eine staatlich gesteuerte<br />

Gesundheitsversorgung. Sicher ist, dass das finnische<br />

Gesundheitswesen das Produkt ist eines starken Sozi<strong>als</strong>taats,<br />

wie er in allen skandinavischen Ländern gepflegt<br />

wird. «Staatsmedizin», bei uns quasi zum Schimpfwort<br />

mutiert, ist hier eine Selbstverständlichkeit. Der Staat<br />

sorgt für seine Bevölkerung, und diese bezahlt im Gegenzug<br />

relativ hohe Steuern. Im Vergleich zur Schweiz<br />

gibt es wenig Raum für Eigenverantwortung: Kein Versicherungswechsel,<br />

keine Arztwahl, beschränkte private<br />

Angebote. Selbst dem Staat grundsätzlich wohlgesinnte<br />

Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz hätten<br />

vermutlich ihre Mühe mit der weitgehenden Absenz<br />

von Wahlfreiheit.<br />

Die staatliche Krankenversicherung in Finnland<br />

wird aus Lohnprozenten und Steuern alimentiert, Angebotsplanung<br />

und Grundversorgung erfolgen durch<br />

die 340 Bezirke. Die Gesundheitszentren der Bezirke<br />

bieten neben der medizinischen Grundversorgung eine<br />

breite Palette von Dienstleistungen an, von Screening-<br />

Programmen über Gesundheitsförderung, Familien-<br />

planung, Zahnbehandlung und Spitex-Diensten bis<br />

hin zu Sozialarbeit mit Drogenabhängigen. Sie sind<br />

erste Anlaufstelle für fast alle Finninnen und Finnen,<br />

die medizinische Betreuung suchen. Jeder Bezirk ist zudem<br />

Teil einer Spitalregion.<br />

Die Stadt Helsinki, wo ein gutes Zehntel der<br />

5,3 Millionen Finninnen und Finnen lebt, betreibt<br />

26 Gesundheitszentren, 39 Zahnkliniken, fünf Stadtspitäler,<br />

ein Psychiatriespital sowie ein breites Angebot<br />

an Spitex und ambulanten psychiatrischen Diensten.<br />

Zudem steht hier das grösste der fünf Universitätsspitäler<br />

des Landes. Im Unterschied zu den meisten<br />

ländlichen Gebieten gibt es in Helsinki auch ein privates<br />

Angebot mit drei Spitälern und mehreren Polikliniken.<br />

Viele Ärztinnen und Ärzte sind im öffentlichen<br />

Sektor teilzeitlich beschäftigt und arbeiten daneben<br />

noch auf eigene Rechnung im Privatsektor.Wer<br />

sich privat behandeln lassen will, bezahlt 60 % der<br />

Kosten aus der eigenen Tasche. Der Rest wird über die<br />

öffentliche Krankenversicherung gedeckt.<br />

Wir besuchen das Gesundheitszentrum Kallio<br />

im Süden der Stadt. Als erstes fällt mir die Kabine auf,<br />

wo sich die Patientinnen beim Eintreffen gleich selber<br />

den Blutdruck messen. Würde das hierzulande<br />

nicht schon fast <strong>als</strong> Zumutung empfunden? Aber<br />

weshalb eigentlich ist es in der Schweiz selbstverständlich,<br />

dass die Ärztin oder zumindest eine Praxisassistentin<br />

diese einfache Handreichung vornimmt?<br />

Tuula Kauppinen, die leitende Oberschwester des Gesundheitszentrums,<br />

hat nur ein müdes Lächeln übrig<br />

für meine Ahnungslosigkeit im Umgang mit einem<br />

Blutdruckmessgerät. Der Arzt kommt sowieso erst<br />

dann zum Einsatz, wenn es ihn braucht. Das heisst,<br />

wenn die Pflegefachfrau im Vorzimmer entscheidet,<br />

dass ein Arztbesuch notwendig sei. Übrigens kann sich,<br />

wer in Finnland wohnt und nicht privatversichert ist,<br />

weder das Gesundheitszentrum noch die Hausärztin<br />

bzw.den Hausarzt selber auswählen. Man wird je nach<br />

Wohnort zugeteilt. Wasinder Schweiz einen Aufstand<br />

auslösen würde, ist hier selbstverständlich und von<br />

einem Grossteil der Bevölkerung akzeptiert.<br />

Gute Gesundheitsresultate<br />

bei geringen Kosten<br />

Diefinnische Bevölkerung ist insgesamt weder gesünder<br />

noch ungesünder <strong>als</strong> in anderen Ländern in vergleichbaren<br />

wirtschaftlichen Verhältnissen. Mit einer<br />

durchschnittlichen Lebenserwartung von 79,5 Jahren<br />

liegt Finnland im Mittelfeld der OECD-Länder (Die<br />

Schweiz liegt mit 81,9 Jahren hinter Japan an zweiter<br />

Stelle), wobei der Unterschied zwischen den Geschlechtern<br />

auffallend gross ist (Männer 76 Jahre,<br />

Frauen 83 Jahre). Das könnte eine Folge sein des<br />

unter Männern verbreiteten Alkoholmissbrauchs, wie<br />

Riitta Simoila, Entwicklungsleiterin des Gesundheitszentrums,<br />

vermutet. Bei der Säuglingssterblichkeit<br />

schneidet dafür Finnland, das über ein gut ausgebautes<br />

Mutter-Kind-Gesundheitsnetz verfügt, überdurchschnittlich<br />

und deutlich besser ab <strong>als</strong> die Schweiz.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1350


Reportage TRIBÜNE<br />

In dieser Kabine messen<br />

Patienten beim Eintritt<br />

ins Gesundheitszentrum<br />

von Helsinki selbst ihren<br />

Blutdruck.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Die starke staatliche Steuerung und Einschränkung<br />

der Wahlfreiheit schlägt sich in moderaten Kosten<br />

nieder. Nur gerade 2840 US-Dollar pro Kopf kostete<br />

2007 die Gesundheitsversorgung in Finnland, gegenüber<br />

4417 US-Dollar in der Schweiz. Das ist ein Mehraufwand<br />

von 55 %, den wir in der Schweiz betreiben,<br />

und für den wir zwar nicht wesentlich mehr Gesundheit,<br />

dafür mehr Wahlfreiheit, kürzere Wartezeiten,<br />

aufwendigere Behandlungen und bessere Löhne für<br />

das Gesundheitspersonal erkaufen.<br />

Wartezeiten und Personalknappheit<br />

Die Wartezeiten sind in Finnland ein Thema, wie<br />

uns Riitta Lehtonen, die Kommunikationschefin des<br />

Universitätsspit<strong>als</strong>, bestätigt. Zwar verabschiedete die<br />

Regierung vorletztes Jahr ein Gesetz, das die Wartezeit<br />

für Wahloperationen auf höchstens sechs Monate beschränkt.<br />

Spitäler können mit hohen Bussen bestraft<br />

werden, wenn sie diese Frist überschreiten. Bevor das<br />

neue Gesetz in Kraft trat, befanden sich in Helsinki<br />

20 000 Personen auf der Warteliste, davon 1800 seit<br />

mehr <strong>als</strong> sechs Monaten. Unter der Androhung von<br />

Bussen gelang es tatsächlich, die Warteliste deutlich<br />

abzubauen. Dies hatte allerdings den Effekt, dass die<br />

Zahl der Leute zurückging, die eine Privatversicherung<br />

abschlossen, um die Wartezeiten zu verkürzen. Damit<br />

nahmen wieder mehr Patienten die Leistungen der<br />

öffentlichen Hand in Anspruch. Die Folge davon ist<br />

ein erneutes Anwachsen der Warteliste.<br />

Auch Maila Malinen, Patientin im Gesundheitszentrum<br />

und Mutter von drei Kindern, ärgert sich<br />

manchmal über lange Wartezeiten. Und doch würde<br />

es ihr nicht einfallen, sich privatzuversichern. «Im<br />

Notfall sind wir immer rasch und in guter Qualität<br />

versorgt worden», beschreibt sie ihre Erfahrungen. Sie<br />

habe auch schon einen Neurologen privat aufgesucht<br />

und einen Teil der Kosten aus der eigenen Tasche<br />

bezahlt. Eine Privatversicherung jedoch, findet Frau<br />

Malinen, lohne sich nicht. «Wenn es wirklich darauf<br />

ankommt, funktioniert das staatliche System.»<br />

Ein vieldiskutiertes Thema sind die Arbeitsbedingungen<br />

und Kompetenzen des Gesundheitsperson<strong>als</strong>.<br />

Pflegefachfrauen übernehmen in Finnland viele Aufgaben<br />

der Grundversorgung, seit kurzem können sie<br />

auch Medikamente verschreiben. Personalmangel ist<br />

auch hier ein Thema. Inzwischen sind 15 % der Pflegefachkräfte<br />

ausländischer Herkunft, viele kommen<br />

aus den Nachbarländern Russland und Estland. Mit<br />

ca. 2600 Euro pro Monat entspricht der Lohn der Pflegefachpersonen<br />

in etwa dem Landesdurchschnitt.<br />

Mit einer 37-Stunden-Woche, langen Ferien und Programmen<br />

gegen Stress und Burnout wird versucht, das<br />

Personal möglichst lange bei der Stange zu halten.<br />

«Wenn es wirklich darauf an-<br />

kommt, funktioniert das staatliche<br />

System»<br />

Weniger virulent <strong>als</strong> in der Schweiz scheint der<br />

Mangel an Allgemeinärzten und -ärztinnen zu sein.<br />

Insgesamt gebe es genügend Ärzte, versichert die Verantwortliche<br />

für medizinische Ausbildung an der<br />

medizinischen Fakultät der Universität Helsinki, Anne<br />

Pitkäranta. 600 Studienplätze werden pro Jahr vergeben,<br />

verteilt auf die fünf Universitätsspitäler – gleich<br />

viele wie in der Schweiz bei einer deutlich kleineren<br />

Bevölkerungszahl. Das Problem liegt, wie anderswo<br />

auch, in der geographischen Verteilung. Mangel gibt<br />

es –was wenig erstaunlich ist –auf dem Land. Gesundheitszentren<br />

in ländlichen Gebieten, die keine Ärztin<br />

finden, gelangen an private Vermittlungsfirmen, die<br />

Ärzte «vermieten» zu Tarifen, die deutlich höher sind<br />

<strong>als</strong>die Löhne der angestellten Ärzte. So kommt es vor,<br />

dass eine junge, privat vermittelte Ärztin mehr verdient<br />

<strong>als</strong> die erfahrene, aber staatlich entlohnte Leiterin<br />

eines Gesundheitszentrums.<br />

Kein Paradies, aber praxistauglich<br />

Wersich im Gesundheitswesen Wettbewerb und Wahlfreiheit<br />

wünscht, ist in Finnland am f<strong>als</strong>chen Ort. Wer<br />

klare politische Ziele, Steuerung und flächendeckende<br />

Versorgung sowohl stationär wie auch ambulant befürwortet,<br />

kommt schon eher auf seine Rechnung. Der<br />

finnische Staat sorgt zusammen mit den Bezirken dafür,<br />

dass die Gesundheitsversorgung für alle gewährleistetist.<br />

Dazu gehören auch Aufgaben wie die Erhaltung<br />

und Förderung der Selbständigkeit und die Entlastung<br />

der Angehörigen. Einen hohen Stellenwert<br />

hat zudem Prävention und Gesundheitsförderung. Es<br />

scheint, dass der finnische Hang zum Pragmatismus<br />

sich auch im Gesundheitswesen niederschlägt: Alle<br />

bekommen, was sie brauchen, um den Alltag möglichst<br />

reibungslos bewältigen zu können. Das Modell<br />

ist eindeutig praxistauglich.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1351


Spectrum TRIBÜNE<br />

L’influence de<br />

l’environnement sur le<br />

blé transgénique<br />

Lorsqu’elles sont cultivées en serre,<br />

les lignées de blé transgénique do-<br />

tées d’un gène de résistance à une<br />

maladie fongique, l’oïdium, présen-<br />

tent un rendement jusqu’à deux<br />

fois plus élevé que les plantes de<br />

contrôle non transgéniques. Mais<br />

pour certaines lignées, ce rapport<br />

s’inverse lorsque l’essai a lieu en<br />

plein champ. Une étude conduite<br />

dans le cadre du Programme natio-<br />

nal de recherche «Utilité et risques<br />

de la dissémination des plantes gé-<br />

nétiquement modifiées» (PNR 59)<br />

en conclut que les résultats obtenus<br />

en serre ne sont pas applicables au<br />

contexte du plein champ et que les<br />

essais en plein champ sont donc im-<br />

portants.<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

(FNS)<br />

Sportverhalten<br />

der Migrationsbevölkerung<br />

Im Kanton Zürich liegen erstm<strong>als</strong><br />

verlässliche Datenzum Sportverhal-<br />

ten der Migrationsbevölkerung vor.<br />

Die Ergebnisse aus einer Vertie-<br />

fungsanalayse zu «Sport Kanton Zü-<br />

rich 2008» und «Sport Schweiz<br />

2008» verdeutlichen das Integra-<br />

tionspotenzial des Sports. Sie zeigen<br />

jedoch auch, dass die Migrationsbe-<br />

völkerung weniger aktiv ist. Insbe-<br />

sondere junge Mädchen bewegen<br />

sich deutlich weniger. Die Studie<br />

steht auf www.sport.zh.ch ’ Mittei-<br />

lungen ’ 2010 zur Verfügung.<br />

(Gesundheitsförderung Schweiz)<br />

Am meisten Suizide mit der Schusswaffe inder Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />

Sind Schusswaffen im Haus vorhanden, werden sie<br />

auch häufiger für Suizide benutzt. Wie der interkantonale<br />

Vergleich zeigt, bringen sich in den Kantonen<br />

Uri, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Glarus,<br />

Aargau, Bern und Baselland überdurchschnittlich<br />

viele Menschen mit einer Schusswaffe um. Weniger<br />

Waffen und somit auch weniger Suizide gibt es<br />

in den Haushalten der Kantone Basel-Stadt, Genf,<br />

Waadt und Neuenburg. Insgesamt wurden in der<br />

Schweiz zwischen 1998 und 2007 13 410 Suizide<br />

begangen, davon 3169, <strong>als</strong>o 23,6 Prozent mit einer<br />

Schusswaffe. Eine australische Studie hat zudem<br />

gezeigt, dass Schusswaffenbesitzer nicht nur häufiger<br />

mit der Waffe Suizid begehen, sondern generell<br />

eine erhöhte Suizidrate haben. Deshalb sollten Organisationen<br />

mit Affinität zu Waffen wie Armee,<br />

Polizei, Schützen- und Jägerverbände Präventionsmassnahmen<br />

zum Schutz ihrer Mitglieder treffen.<br />

(Universität Zürich)<br />

L’alcool en milieu professionnel: un sujet tabou<br />

Il ne faut pas attendre longtemps pour chercher<br />

le dialogue avec son collègue.<br />

Walnüsse sind gut fürs Herz<br />

Walnüsse haben nicht nur einen hohen Gehalt an<br />

Ballaststoffen, Vitamin E und Proteinen, sie gehören<br />

auch zu den wenigen Nahrungsmitteln, die<br />

einen hohen Alpha-Linolensäuregehalt aufweisen.<br />

Alpha-Linolensäure gehört zu den essentiellen Fettsäuren<br />

und ist ein wichtiger Baustein für die Zellmembranendes<br />

menschlichen Körpers. Zudem bestätigen<br />

immer mehr Studien, dass Alpha-Linolensäure<br />

sich günstig auf die Herzfunktion auswirkt.<br />

Diese Tatsache ist bemerkenswert vor dem Hintergrund,<br />

dass in Europa Herzkrankheiten jährlich<br />

4,3 Millionen Todesfälle verursachen (48% aller<br />

Todesfälle). Der von Eurodiet empfohlene Alpha-<br />

Fast 24% der Selbstmorde werden mit Schusswaffen<br />

begangen.<br />

Environ 5% des salarié-e-s sont dépendant-e-s à<br />

l’alcool. Dans leur entourage, les collègues éprouvent<br />

souvent un sentiment de désarroi, ils voudraient<br />

aider mais ne savent généralement pas<br />

comment. Pour combler ce déficit d’information,<br />

Addiction Info Suisse publie une nouvelle brochure<br />

en français et en allemand également disponible<br />

sur www.addiction-info.ch. «Nous souhaitons<br />

inciter les collègues à ne pas attendre trop<br />

longtemps et à chercher le dialogue avec la personne<br />

concernée», explique Dwight Rodrick d’Addiction<br />

Info Suisse. L’important est d’exprimer ses<br />

soucis et de parler de ses observations et perceptions.<br />

Addiction Info Suisse considère par ailleurs<br />

qu’il est indispensable qu’une entreprise dispose<br />

d’un programme de prévention.<br />

(Addiction Info Suisse)<br />

Linolensäure-Wert von 2g/Tag wird mit der westlichen<br />

Kost oftm<strong>als</strong> nicht erreicht. Deshalb wird<br />

für die ausreichende Versorgung<br />

mit Alpha-Linolensäure<br />

der regelmässige<br />

Konsum<br />

von<br />

Walnüssenempfohlen.<br />

(about nuts)<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1352


Streiflicht Horizonte<br />

Wer definiert die Medizin?<br />

Enno Rudolph a ,<br />

Manuel Bachmann b<br />

a Prof. Dr., Ordinarius für<br />

Philosophie, Leiter des<br />

Kulturwissenschaftlichen<br />

Instituts und wissenschaftlicher<br />

Gesamtleiter des<br />

neuen Weiterbildungsprogramms<br />

«Philosophie und<br />

Medizin», Universität Luzern<br />

b Dr. phil., MBA HSG,<br />

Studienleiter des Weiterbildungsprogramms<br />

«Philosophie und Medizin»,<br />

Universität Luzern<br />

Korrespondenz:<br />

Dr. phil. Manuel Bachmann<br />

Universität Luzern<br />

Kasernenplatz 3<br />

CH-6000 Luzern 7<br />

manuel.bachmann@unilu.ch<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Die heutige Medizin funktioniert nach Prämissen, die sie innerhalb ihrer Fachgrenzen<br />

kaum reflektiert. Wie wichtig eine philosophisch geleitete Diskussion dieser Prämis­<br />

sen wäre, macht die Ökonomisierung der Medizin deutlich, die politisch gefordert<br />

wird und zugleich Unbehagen in der Praxis verbreitet. Solche Widersprüche deuten<br />

für das Selbstverständnis der Medizin auf Bedarfanneudefinitionen. Die Philosophie<br />

stellt hierfür Methoden und Konzepte bereit.<br />

Der Spielraum des Arztes unter dem Diktat<br />

der Effizienz<br />

Effizienzanforderungen schränken den Spielraum ärztlichen<br />

Handelns immer mehr ein. Der Arzt wird übersteuert<br />

vom Case-Manager.Das Gesundheitswesen soll<br />

<strong>als</strong>produktives System funktionieren. Dessen Leistung<br />

wird quantifiziert und mittels Benchmarking kontrollierbar<br />

gemacht. Entscheidungen sollen nicht nur problemorientiert,<br />

sondern auch profitorientiert ausfallen.<br />

Im Gegenzug scheint der ärztliche Spielraum mit<br />

dem wissenschaftlichen Fortschritt zu wachsen. Dieser<br />

dehnt die Grenzen des Machbaren unaufhaltsam<br />

aus. Indessen, wer entscheidet – und nach welchen<br />

Kriterien –, was im Einzelfall an teuren Technologien<br />

und neuen Therapien einzusetzen sinnvoll und geboten<br />

ist?<br />

Die Steigerung des medizinisch Machbaren spitzt<br />

diese Frage zu. An der Forschungsfront der Medizin<br />

wird zunehmend über die Zukunft der Bewältigung<br />

solcher Krankheiten entschieden, die bislang <strong>als</strong><br />

Schicksal hingenommen wurden. Hier wird allerdings<br />

nicht nur definitiv über gesund und krank entschieden,<br />

sondern das jeweilige Urteil wird indirekt durch<br />

vorgeschaltete Entscheidungen über «geeignet/ungeeignet»<br />

bzw. «nützlich/unnütz» gesteuert. Diese Entscheidungen<br />

spiegeln gesellschaftliche Erwartungen<br />

und unterliegen den Kriterien des ökonomischen Fortschritts.<br />

Damit schliesst sich der Kreis, der den ärztlichen<br />

Entscheidungsspielraum zunehmend verringert:<br />

Wenn die Entscheidungskriterien vom ökonomischen<br />

Fortschritt vorgegeben werden, folgt auch der<br />

medizinische Fortschritt dem Diktat der Effizienz.<br />

Es geht um Definitionsmacht<br />

Diesem Problem sieht sich jede praktizierende Ärztin<br />

bzw. jeder Arzt ausgeliefert. Wenn es um die Frage<br />

nach medizinischer Professionalität geht, geht es um<br />

die Frage nach der Definitionsmacht über das Selbstverständnis<br />

der Medizin: Wer definiert die Medizin?<br />

In der ökonomisierten Medizin spiegelt sich die faktische<br />

Definitionsmacht ökonomischer Interessen im<br />

Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Erwartungen<br />

und wissenschaftlichem Fortschritt.<br />

Diese Frage ist heute unausweichlich geworden<br />

und markiert einen neutralen und grundsätzlichen<br />

Standpunkt philosophischer Reflexion moderner<br />

Medizin. Die Philosophie ist die akademische Disziplin,die<br />

hierzu die erforderlichen Instrumente bereitstellt.<br />

Philosophische Methoden und Konzepte ermöglichen,<br />

Prinzipien, Kategorien und Denkvoraussetzungen<br />

der Medizin systematisch zu untersuchen. Eine<br />

solche philosophische Reflexion kann sich mit der<br />

Deskription der faktischen Definitionsmacht denn<br />

auch nicht lange aufhalten. Sie muss vordringen zur<br />

Frage: Wiekann und wie soll die Medizin angemessen<br />

definiert werden? Aus den denkbaren Antworten ergeben<br />

sich die praktischen Konsequenzen: von der<br />

Medizinethik über die Forschungspolitik bis zur konkreten<br />

Gestaltung desmedizinischen Versorgungssystems.<br />

Insofern ist diese Frage nicht nur für die medizinischen<br />

Praktiker, sondern für alle Akteure im Gesundheitswesen<br />

interessant und entscheidend.<br />

Erforderliche Neudefinitionen<br />

Selbstverständnis, Grundbegriffe und Grenzfragen der<br />

Medizin sind heute durch Forschungsdynamik, technologische<br />

Innovation und ethische Probleme chaotisch<br />

konfiguriert. In dieser unübersichtlichen Situation<br />

rächen sich einseitige Blickwinkel, seien sie politisch<br />

oder fachwissenschaftlich festgelegt. So führt<br />

beispielsweise das konsequente Benchmarking in der<br />

Spitalplanung zu paradoxen Ergebnissen, indem rein<br />

quantitative Benchmarks festgelegt werden, die Qualitätseinbusseninder<br />

medizinischen Leistungserbringung<br />

belohnen. Ähnlich entzieht sich einer quantifizierenden<br />

Sichtweise ein fundamentaler Baustein<br />

ärztlicher Professionalität: das vertrauensbildende<br />

Gespräch zwischen Arzt und Patient. Weitere Beispiele<br />

für abgekürztes Denken in der medizinischen<br />

Praxis liessen sich anführen. Sie alle sind allerdings<br />

nicht <strong>als</strong> Einzelprobleme relevant, sondern <strong>als</strong> Symptome<br />

philosophischer Definitionsdefizite grundlegender<br />

Art.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1353


Streiflicht Horizonte<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Herausgegriffen seien drei Problemstellungen, welche<br />

die philosophische Tragweite der erforderlichen<br />

Definitionen sichtbar machen:<br />

1. Wie kann ökonomische Effizienz mit ärztlicher<br />

Autonomie und sozialer Solidarität korreliert werden?<br />

Durch Rationierung medizinischer Leistung entstehen<br />

Interessenkonflikte und Interventionsparadoxien.<br />

Die markt- und profitorientierte Forschung<br />

bewirkt ökonomisch bedingte Verzerrungen<br />

medizinischer Evidenz. Die Institutionen des<br />

Gesundheitswesens müssen das Bedürfnis nach<br />

Autonomie von Arzt und Patient berücksichtigen.<br />

Das dabei zu erreichende Mass an Effizienz muss<br />

so festgelegt werden, dass auch Solidarität in<br />

der medizinischen Versorgung gewährleistet ist.<br />

Die Philosophie stellt hierfür ökonomisch fundierte<br />

Gesellschafts-, Freiheits- und Gerechtigkeitsmodelle<br />

bereit.<br />

2. Wie sind die Kategorien «Gesundheit/Krankheit» zu<br />

definieren?<br />

Bereits die Geschichte der Medizin lehrt, wie relativ<br />

die Zuordnungen «gesund» bzw. «krank» in<br />

unterschiedlichen historischen und kulturellen<br />

Kontexten ausfallen. So fundamental und funktional<br />

diese Kategorien für die ärztliche Praxis<br />

sind, so deutungsoffen stellen sie sich einer kritischen<br />

Überprüfung dar. Wo endet die Therapie<br />

einer Krankheit, wo beginnt das Human Enhancement?<br />

Auch die evidenzbasierte Medizin benutzt<br />

in Diagnoseprozessen nur Wahrmacher, die von<br />

einer solchen relativen Kategorienbasis abhängen.<br />

Diese Basis zu reflektieren, ist eine Aufgabe, die in<br />

einemphilosophischen Rahmen vorzüglich geleistet<br />

werden kann.<br />

3. Wer entscheidet nach welchen Kriterien den Grenzfall?<br />

Wer übernimmt wofür Verantwortung? Die Medizinethik<br />

ist bereits per definitionem eine philosophische<br />

Disziplin. Sie muss sich auf neue Fragen<br />

einstellen, die der medizinische Fortschritt generiert.<br />

Das kann sie allerdings nur,wenn sie von den<br />

Fachwissenschaften nicht vereinnahmt wird. Sie<br />

muss ein philosophisches Reflexionsniveau halten,<br />

indem sie ethisch relevante Strukturtypen ärztlichen<br />

Handelns identifiziert und die Wirkung<br />

medizinischer Intervention verbindet mit prinzipiellen<br />

Definitionen ärztlicher Verantwortung.<br />

Was macht den guten Arzt aus?<br />

Solche Neudefinitionen dienen einem praktischen<br />

Zweck. Sie stellen Kriterien bereit, das Berufsbild des<br />

Mediziners konkret und zeitgemäss zu entwerfen. Die<br />

Philosophie liefert Identitätskriterien für den guten<br />

Arzt bzw. die gute Ärztin – nicht abstrakt und abgehoben,<br />

sondern in einem ständigen Gespräch mit der<br />

praktischen Medizin, indem sie deren begriffliche und<br />

kulturelle Voraussetzungen diskussionsfähig macht.<br />

Aufdiese Weise hilft die philosophische Reflexion der<br />

Medizin, eine neue Definitionsmacht über ihr Selbstverständnis<br />

zu gewinnen.<br />

Verlangt die Medizin nach einer<br />

neuen Anthropologie?<br />

Wie unverzichtbar die philosophische Reflexion auf<br />

das Selbstverständnis der Medizin ist, wird abschliessend<br />

an der Frage deutlich, ob die Medizin nach einer<br />

neuen Anthropologie, einer Neudefinition des Menschen<br />

verlangt. Philosophisch ist zwischen humanistischer<br />

und naturalistischer Anthropologie zu unter-<br />

Philosophische Methoden und Konzepte ermöglichen es, die Prinzipien<br />

und Denkvoraussetzungen der Medizin systematisch zu untersuchen<br />

scheiden. Letztere unterstellt, dass der Mensch hinreichend<br />

und abschliessend <strong>als</strong> reines Naturwesen<br />

verstanden werden muss. Die erregten Debatten über<br />

die Frage, ob die jüngeren Forschungsresultate in der<br />

Neurophysiologie das Reden von Geist, Seele, Bewusstsein<br />

oder Freiheit überflüssig gemacht haben oder<br />

nicht, sind ein Indiz für eine Tendenz in eine Richtung,<br />

die auf einen medizinisch legitimierten Sieg<br />

des Naturalismus <strong>als</strong> Definitionsmacht in den Lebenswissenschaften<br />

hinweist. Vor diesem Hintergrund erwacht<br />

ein starkes Interesse seitens vieler Vertreter der<br />

medizinischen Wissenschaften wie auch seitens der<br />

medizinischen Praxis an den Antworten der hier<br />

zuständigen Wissenschaft: Es ist die Philosophie, die<br />

wederzulässt, den Menschen ausschliesslich auf seine<br />

körperliche Materie zu reduzieren, noch die Akteure<br />

in der medizinischen Theorie und Praxis von der Verantwortung<br />

für das menschliche Individuum dispensiert.<br />

Der neue berufsbegleitende nachdiplomkurs<br />

«Philosophie und Medizin» der Universität<br />

Luzern richtet sich an Spezialärzte und Allgemeinpraktiker,<br />

anSpitalkader und im Gesundheitswesen<br />

tätige Fachleute. Das Programm<br />

mit philosophisch und medizinisch qualifizierten<br />

Hochschuldozenten umfasst 12 Kurstage<br />

und beginnt am 2. Dezember 2010. Anmeldeschluss<br />

ist der 1. november 2010. Weitere informationen<br />

zum Studiengang finden sich unter:<br />

www.philomedizin.ch<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1354


Streiflicht Horizonte<br />

Der Hut<br />

Erhard Taverna<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Wir spielten Schach<br />

in der halbdunklen<br />

Saalecke. Seit Tagen regnete<br />

es ununterbrochen.<br />

Muffige Vorhänge filterten<br />

das trübe Tageslicht, das knapp<br />

unser Spielfeld erhellte. Mir gefiel dieses<br />

Halbdunkel eines späten Nachmittags,<br />

es passte zum stummen Schachspiel, das<br />

sichträge in die Länge zog. MeinAuftraghielt mich<br />

in diesem Nest länger fest <strong>als</strong> vorgesehen. Unterhaltung<br />

gab es keine, da kam dieser Gast wie gerufen. Wir<br />

spielten täglich um die gleiche Zeit. Eine ungleiche<br />

Partie, die meistens zu meinen Gunsten ausging. Nicht<br />

dass ich gut spiele, aber dieser seltsame Mensch eröffnete<br />

jedes Mal konzentriert, hielt aber nie lange durch.<br />

Sein Interesse erlahmte nach wenigen Zügen, er wurde<br />

unruhig und fuchtelte mit seinen Händen am Kopf<br />

herum. Einen Tick hat der,dachte ich, passt zu seinem<br />

bizarren Auftreten, etwa wenn er beim Begrüssen der<br />

Serviertochter eine Bewegung ausführte, <strong>als</strong> würde er<br />

einen Hut abnehmen und wieder aufsetzen. Sie schien<br />

sein schrulliges Benehmen gewohnt, darum achtete<br />

ich nicht weiter darauf. «Meine Arbeit geht zu Ende»,<br />

sagte ich ihm, «morgen reise ich ab.» Ich spendierte<br />

ihm einen Cognac <strong>als</strong> Dank für seine Gesellschaft. Wir<br />

tranken dann noch einen zweiten und einen dritten<br />

und ich fragte ihn beiläufig: «Warum tun Sie so, <strong>als</strong> ob<br />

Sie einen Hut trügen?» Er erbleichte, stand ruckartig<br />

auf, wollte sich entfernen und blieb dann plötzlich<br />

stehen. Er schaute mich nachdenklich an, dann setzte<br />

er sich wieder und erzählte mir seine seltsame Geschichte.<br />

«Und mittendrin, auf einem verschlissenen Diwan,<br />

sass die tochter, abgemagert wie die Mutter,<br />

mit einem schwarzen zylinder auf dem Kopf»<br />

erhard.taverna@saez.ch<br />

«Wissen Sie, ich war früher einmal Arzt in diesem<br />

Dorf. Eines Nachts, ich hatte Notfalldienst, weckte<br />

mich das Telefon. Eine Frauenstimme verlangte Fiebermedikamente<br />

für ihre Tochter, nein, sie könne das<br />

Haus nicht verlassen, und ja, es brauche nur diese Mittel<br />

und sonst nichts. Es regnete in Strömen, genau wie<br />

heute. Die Strassen waren zu dieser Stunde menschenleer,die<br />

Beleuchtung ausgeschaltet. Zum Glück kannte<br />

ich den Notfallort. Es war ein stattliches altes Haus,<br />

eine stillgelegte Mühle mit mehreren<br />

Mietwohnungen bis unter<br />

das Dach. Der angeschwollene<br />

Bach übertönte jedes Geräusch, es<br />

war stockdunkel, und ich brauchte<br />

meine Taschenlampe. Die Stufen<br />

knarrten. Die Stockwerke waren<br />

vom Treppenhaus durch ächzende<br />

Türen abgetrennt, doch nichts<br />

regte sich. Entweder waren die Glühbirnen<br />

defekt oder der Strom abgestellt.Ich<br />

erklomm die Korridore im Dunkeln, öffnete<br />

eine weitere Türe und bestieg eine schmale Holztreppe<br />

zum Dachboden. Auf der obersten Stufe sass<br />

eine jüngere Frau in einem langen Umhang. Sie sass<br />

dort reglos, nur vom Schein meiner Lampe beleuchtet.<br />

Sie weigerte sich, die Wohnungstüre zu öffnen.<br />

Nein, die Tochter schlafe jetzt endlich, sie wolle sie<br />

nicht wecken. Ich beharrte vergeblich auf einer Untersuchung.<br />

Die Frau versperrte den Zugang. Ich gab<br />

ärgerlich auf. Wenige Nächte später wieder die gleiche<br />

Stimme. Zuerst verweigerte ich einen Besuch,<br />

stellte Bedingungen und machte mich danach fluchend<br />

auf den Weg. Es war alles wie beim ersten Mal.<br />

Still, bis auf den tosenden Bach und überall rabenschwarze<br />

Finsternis. Die Wohnungstüre hatte sie abgeschlossen.<br />

Auf den ersten Blick eine hübsche Frau,<br />

mit einem schmalen, bleichen Gesicht, eingerahmt<br />

von schulterlangen, schwarzen Haaren. Beim näheren<br />

Hinsehen waren die Augenhöhlen eingefallen, die<br />

Wangen hohl, die Haare verfilzt und die abgekauten<br />

Fingernägel schwarz gerändert. Wieder war kein Zutritt<br />

möglich. Auf dem Rückweg dachte ich an die<br />

langen, knochigen Finger, die wie Krallen den Schlüssel<br />

festhielten. Die Frau war viel zu mager.Sie ist krank<br />

und ausgezehrt, dachte ich, oder am Verhungern,<br />

wenn das hier möglich wäre. Ich wurde neugierig, beschloss<br />

aber abzuwarten. Sie rief mich ein drittes Mal<br />

an, wieder spät nachts. Weiss der Teufel, wie ich auf die<br />

Idee kam. Dieses Mal nahm ich Lebensmittel mit, belegte<br />

Brote, eingewickelt in Folien, und eine Teekanne.<br />

Sie stützte sich vor Schwäche auf dem Geländerab.<br />

Die Brote oder vielmehr der Duft von frischem<br />

Schinken überwand ihrenWiderstand. Erst öffnete sie<br />

die Türe nur einen Spalt breit, dann durfte ich eintreten.<br />

Im Lichtkegel waren Berge von Abfällen über die<br />

teppichlosen Dielen verstreut. Eine Müllhalde aus<br />

schmutziger Wäsche, Zeitungsfetzen, leeren Packungen<br />

und kaputten Möbeln reichte bis zu den geschlossenen<br />

Fensterläden. Der sichtbare Boden war mit<br />

Brandlöchern von Zigaretten übersät. Und mitten-<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1355


Streiflicht Horizonte<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

drin, auf einem verschlissenen Diwan, sass die Tochter,<br />

abgemagert wie die Mutter, mit einem schwarzen<br />

Zylinder auf dem Kopf.»<br />

Er kippte in einem Zug ein weiteres Glas und<br />

fingerte nervös an seiner imaginären Hutkrempe<br />

herum.<br />

«Es war ein flacher Zylinder, wie er heute noch an<br />

Reitturnieren getragen wird. Sie hat den niem<strong>als</strong> abgelegt,<br />

nicht ein einziges Mal. Für die Frauen bedeutete<br />

er einen Schutz, denn die Welt ausserhalb der Wohnung<br />

war radioaktiv verstrahlt. Mutter und Tochter<br />

waren unter diesem Dach gefangen, sie konnten weder<br />

Lebensmittel einkaufen noch die am Haus vorbeiführende<br />

Eisenbahn benützen. Ohne Hut war es lebensgefährlich,<br />

denn ohne ihn, so waren sie überzeugt, würde<br />

die Strahlung auch ihr Zimmer verseuchen. Was die<br />

beiden brauchten, war erst einmal Nahrung und nicht<br />

Medikamente. Sie verweigerten jede medizinische Behandlung,<br />

und ich versprach, sie damit nicht zu behelligen.<br />

Es war mir nicht möglich, sie von ihrem<br />

Wahn abzubringen. Ich war es, der zu bedauern war.<br />

Sie würden keinen Schritt mehr vor die Türe wagen.<br />

Doch dann setzte mich der Vermieter massiv unter<br />

Druck. Sie ruinierten seine Wohnung, er hatte Angst<br />

um sein Haus, er hetzte die übrigen Mieter auf, drohte<br />

mit einer Zwangsräumung durch die Polizei. Spätestens<br />

jetzt hätte ich mich zurückziehen sollen. Doch<br />

ich hatte mich verpflichtet, wollte nicht aufgeben. Ich<br />

gebe zu, dass mir die Mutter gefiel, auch wenn sie verrückt<br />

war. Mir tat die Tochter leid, sie hatte nie eine<br />

Schule besucht, konnte weder lesen noch schreiben,<br />

war vollkommen von der Mutter abhängig. Ich sah<br />

keinen Ausweg. Ich habe die beiden Frauen verraten,<br />

ihr Vertrauen missbraucht. Ich bin schliesslich Arzt<br />

und nicht Fürsorger. Wieder kam ich mit Esswaren.<br />

Im Schutz der Dunkelheit hatten Polizisten und Sanitäter<br />

vor der Wohnung Posten bezogen. Ich öffnete die<br />

Türe. Mutter und Tochter wurden trotz Gegenwehr<br />

überwältigt und abgeführt. Sie verfluchten mich und<br />

schleuderten mir den Hut vor die Füsse. Ich schwöre,<br />

dass ich ihn nicht angefasst habe. Ich bin geflohen,<br />

habe mich in meiner Praxisarbeit vergraben. Doch<br />

«ich habe die beiden Frauen ver­<br />

raten, ihr Vertrauen missbraucht.<br />

ich bin schliesslich Arzt und nicht<br />

Fürsorger»<br />

wenige Tage später erblicke ich mich im Spiegel mit<br />

dem verfluchten Zylinder auf dem Kopf. Seither kann<br />

ich nicht mehr arbeiten. Er lässt sich nicht ablegen,<br />

weder tags noch nachts. Lastet auf mir, <strong>als</strong> würde eine<br />

fremde Faust mir die Krempe in die Stirne drücken.<br />

Auch wenn ihn niemand sieht, er ist immer da. Ich<br />

wusste, dass ich verdammt war, den für immer zu tragen.<br />

Einen Telefonanschluss hatten die übrigens nicht,<br />

auch kein Handy, nur einen Laptop, auf dem keine<br />

einzige Datei gefunden wurde. Monate später hat<br />

mich die Tochter aus der Klinik angerufen. Es gehe ihr<br />

gut, die Mutter sei im Urlaub abgetaucht, sie selber<br />

bleibe vorläufig noch freiwillig dort. Weil die Schule<br />

ihr gefällt, hat sie mir verraten, wie ich den Hut doch<br />

noch loswerden kann.»<br />

Ich bin am nächsten Tag abgereist. Wieder so ein<br />

Spinner, habe ich mir gedacht. Aus welchem Grund<br />

hatte er mir in voller Länge diese verkorkste Geschichte<br />

erzählt? Abends beim Zähneputzen vor dem<br />

Spiegel habe ich mich zuerst gar nicht erkannt. Dann<br />

begriff ich.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1356


Buchbesprechungen HORIZONTE<br />

Unsere Heilpflanzen<br />

Maja Dal Cero<br />

Unsere Heilpflanzen<br />

Bern: Ott Verlag; 2008.<br />

384 Seiten. Farbige Fotos.<br />

58 CHF.<br />

ISBN 978-3-722-50091-1<br />

Unfallchirurgie<br />

Klaus-Dieter Thomann,<br />

Frank Schröter,<br />

Volker Grosser (Hrsg.)<br />

Orthopädisch-unfallchirurgische<br />

Begutachtung<br />

München; Urban & Fischer<br />

bei Elsevier; 2008.<br />

600 Seiten. 165 Abb.<br />

223 CHF.<br />

978-3-43724-860-3<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

Ein Klassiker der Phytotherapieliteratur, das unscheinbare<br />

Büchlein von Hans Flück, wurde durch die Umweltwissenschaftlerin<br />

Maja Dal Cero erfolgreich<br />

überarbeitet und in ein modernes Layout gebracht.<br />

Die Kapiteleinteilung entsprechend den natürlichen<br />

Standorten der beschriebenen Pflanzen, z. B. Wegerand,<br />

Wald, Acker oderGarten, gliedern das Buch übersichtlich<br />

und einladend. In den einzelnen Porträts wiederum<br />

findet der interessierte Leser viel Wissenswertes<br />

über Aussehen, Wirkstoffe und die Anwendung <strong>als</strong><br />

Heilpflanzen. Farbfotos unddie Originalzeichnungen<br />

aus dem «alten Flück» runden die Informationen ab.<br />

Zusätzlich erfährt man, wie die Pflanzen in früherer<br />

Zeit in der Volksmedizin angewendet wurden, informativ<br />

untermalt durch historische Zitate aus bekannten<br />

Kräuterbüchern.<br />

Zu Beginn der Lektüre wird dem Leser in den<br />

einführenden Kapiteln allgemeines Wissen über die<br />

Phyotherapie vermittelt, so wird über Wirkstoffe, das<br />

Das Buch wurde von einem kompetenten Autorenteam,<br />

bestehend aus juristischen, sozialwissenschaftlichen<br />

und medizinischen Spezialisten, zusammengestellt.<br />

Es handelt sich um ein unverzichtbares Nachschlagewerk<br />

für alle, die medizinisch­gutachterlich<br />

tätig sind.<br />

Die Stärken dieses Werkes sind der übersichtliche<br />

Aufbau und die Sprachpräzision. In wenigen, klaren<br />

Sätzen wird der Kern eines medizinischen Problems<br />

umrissen, auf eventuell erforderliche Untersuchungsverfahren<br />

hingewiesen, um dann in übersichtlichen<br />

Tabellen die Einschätzung der Verletzungsfolgen für<br />

die verschiedenen Versicherungssysteme darzustellen.<br />

So macht Begutachtung Freude. Das Beste an diesem<br />

Buch ist, dass es die Herausgeber geschafft haben, die<br />

Fülle dieses Stoffes auf 600 Seiten zu beschränken,<br />

ohne dass Informationen verlorengehen.<br />

Nicht nur für Ärzte, die Gutachten erstellen, ist<br />

dieses Buch sehr hilfreich, auch Versicherer und Rechtsanwälte<br />

profitieren, weil die Argumentation der gutachterlichen<br />

Entscheidung nachvollziehbar wird. Um<br />

Juristen und Mitarbeitern in Versicherungen die Lektüre<br />

zu erleichtern, wurden einige Abschnitte zur<br />

Ätiologieund Pathogenese etwas ausführlicher dargestellt,<br />

<strong>als</strong> es für den ärztlichen Leser erforderlich gewesen<br />

wäre.<br />

Sammeln und Ernten und die Verarbeitung und Anwendung<br />

von Phythotherapeutika geschrieben. Dabei<br />

kommt eine wissenschaftliche, gut verständliche Sprache<br />

zur Anwendung.<br />

Ebenfalls im einleitenden Teil erzählt die Autorin<br />

in einem etwas knapp gehaltenen Abriss die Geschichte<br />

der Pflanzenheilkunde und bringt dem Leser das Wissen<br />

über den Wandel der traditionellen Kräuterheilkunde<br />

zur modernen Phytotherapie unserer Zeit näher.<br />

«Unsere Heilpflanzen» ist ein gelungenes, handliches<br />

Werk, das den interessierten Laien wie auch den<br />

erfahrenen Phytotherapeuten ansprechen wird und<br />

seinen Platz in der modernen Literatur der Pflanzenheilkunde<br />

sicher haben wird.<br />

Dr. med. dipl. pharm. Paul Gfeller, Hamburg<br />

Vorteilhaft an dem Werk ist, dass medizinische<br />

und versicherungsrechtliche Aspekte verknüpft sind<br />

undsogerechte Leistungsentscheidungen ermöglicht<br />

werden. Die gutachterliche Tätigkeit wird erheblich erleichtert.<br />

DasBuch hat sich in der klinischen Praxis bewährt.<br />

Wiealle neueren Bücher von Elsevier zeichnet sich<br />

auch dieses durch das «Plus im Web» aus. Der Verlag<br />

bietet für dieses Buch online juristische Inhalte wie<br />

Gesetzestexte, Kommentare, Urteile, juristische Bibliografien,<br />

Bildserien, z.B. Ganganalysen, Beispielgutachten,<br />

Zusatzinformationen aus anderen Orthopädie­Titeln<br />

und ­Atlanten sowie einen Zugang zum Roche­<br />

Lexikon Medizin.<br />

Man kann diesem Buch auch <strong>als</strong> Laie bzw. Versicherungsnehmer<br />

detaillierte Tabellen und Vorgehensweisen<br />

entnehmen. Es hilft, medizinisch gutachterliche<br />

Sachverhalte zu verstehen. Wenn man Ansprüche<br />

gegen Haftpflichtversicherungen oder private<br />

Unfallversicherungen durchsetzen möchte, empfiehlt<br />

es sich, dieses Buch zu Rate zu ziehen, denn viele Versicherer<br />

arbeiten und argumentieren mit den im Buch<br />

enthaltenen Tabellen.<br />

Dr. med. Sandra Krüger, Berlin<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1357


Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />

zur Ethik der Medien<br />

Die geographischen (geopolitischen!)<br />

Unterschiede in<br />

der Sterblichkeitsrate von<br />

werdenden Müttern sind<br />

dramatisch, ja schockierend.<br />

1 Time. The Perils of<br />

Pregnancy: One Woman’s<br />

Tale of Dying to Give Birth.<br />

New York. June 14, 2010.<br />

2 Time. Inbox. Readers’ mail.<br />

July 12, 2010.<br />

jean.martin@saez.ch<br />

Editores Medicorum Helveticorum<br />

In der Ausgabe vom 14. Juni 2010 berichtet das amerikanische<br />

Time Magazine in einer siebenseitigen Fotostrecke<br />

und einem einseitigen Text vom Krankenhausaufenthalt<br />

einer 18-jährigen Frau in Sierra Leone, die<br />

mit dem Kanu zur Klinik reist, dort im Abstand von<br />

20 Stunden ihre beiden Zwillinge zur Welt bringt und<br />

später trotz aller Bemühungen des Person<strong>als</strong> (einschliesslich<br />

einer Transfusion) an Gebärmutterblutungen<br />

verstirbt. Was hat gefehlt? Eine ausreichende<br />

Untersuchung desUterus? Oxytocine? Das wird nicht<br />

beantwortet [1].<br />

Diese Reportage hat mich tief berührt; sie erinnerte<br />

mich an meine Arbeit im Amazonasgebiet Perus zu<br />

Beginn meiner Laufbahn. Ich habe diesen Artikel aufbewahrt<br />

und hatte vor, ihn Kollegen zu zeigen, habe<br />

das aber nie getan. Ich fühlte mich unwohl und niedergeschlagen<br />

–soviele Initiativen waren seit Jahrzehnten<br />

von der WHO ergriffen worden, von Zusammenarbeitsprogrammen,<br />

von Fakultäten und berufsbildenden<br />

Schulen ...<br />

Vier Wochen später veröffentlichte das Time<br />

Magazine Reaktionen der Leser [2]. Zunächst eine mit<br />

verstörendem Tenor (Rassismus?): «‹The perils of<br />

pregnancy› ist einer der schockierendsten Artikel, die<br />

ich je gelesen habe (…) Ich habe den Inhalt einem<br />

Freund wiedergegeben, ohne zu erwähnen, dass es<br />

sich um eine afrikanische Frau handelte. Als er dann<br />

erfuhr, dass sich die Geschichte nicht in einem westlichen<br />

Industrieland zugetragen hat, war er weniger<br />

schockiert.»<br />

In einer anderen Reaktion überwog das Unverständnis:<br />

«Als afrikanische Frau weiss ich genau, welchen<br />

Gefahren die Frauen bei einer Entbindung ausgesetzt<br />

sind. Es ist schrecklich und furchteinflössend.<br />

Aber ich verstehe nicht, wie Sie diese Fotos veröffentlichen<br />

konnten.» Aus einer dritten Zuschrift: «Es gibt<br />

sicherlich bessere journalistische Mittel, die Aufmerksamkeit<br />

der Öffentlichkeit auf diese herzzerreissende<br />

Tragödie zu lenken. Mittel, die nicht die Veröffentlichung<br />

von Bildern beinhalten, die die Persönlichkeitsrechte<br />

auf Intimität und Privatsphäre verletzen.»<br />

Well, well … Tatsächlich sind die Bilder an sich<br />

weder gewalttätig noch besonders blutig, und die Gebärende<br />

scheint mir nicht so behandelt zu werden,<br />

dass ihre Würde dabei verletzt wird. Ich wage die<br />

Frage zu stellen, ob dieser dritte Time-Leser sich so<br />

sehr daran stört zu sehen, wie die Rechte einer ihm<br />

unbekannten afrikanischen Frau missachtet werden,<br />

oder eher daran, dass diese Reportage ein tatsächlich<br />

skandalöses Drama zu ihm, in sein Zuhause bringt.<br />

Die von der WHO veröffentlichen Sterbeziffern im Zu-<br />

ZU GUTER LETZT<br />

sammenhang mit Schwangerschaft und Entbindung<br />

sind in den letzten 20 Jahren kaum zurückgegangen –<br />

eine halbe Million Frauen im Jahr, 1400 pro Tag,<br />

eine pro Minute ... die junge Frau aus Sierra Leone<br />

steht somit stellvertretend für unzählige andere. Bei<br />

keiner anderen Statistik klafft eine so grosse Lücke zwischenarmen<br />

und reichen Ländern wie bei der Müttersterblichkeit.<br />

Im Niger stirbt jede siebte (!) Frau während<br />

einer Schwangerschaft oder Entbindung, in Irland<br />

ist es eine von 47600. Das Schlimmste daran ist,<br />

dass die allermeisten dieser Todesfälle recht einfach<br />

zu verhindern sein dürften: 25% treten infolge von<br />

Hämorrhagien ein, 15 % durch Infektionen und 13 %<br />

nach Aborten. Aus meiner Zeit in Peru – wo die Wege<br />

ebenfalls lang und beschwerlich waren – erinnere ich<br />

mich an eine Frau mit schwerster septischer Peritonitis<br />

nach «häuslichem» Abort, die wir nicht mehr retten<br />

konnten. Eine andere kam nach zehn Monaten<br />

Schwangerschaft zu uns, ohne jegliche Wehen mehr –<br />

das Kind war tot, die Gebärmutterwand erschien bei<br />

der Operation wie nasse Pappe. Dass keine Ruptur auftrat,<br />

hat ihr das Leben gerettet.<br />

Aber kommen wir zurück auf die Entscheidung<br />

des Magazins, die Reportage zu veröffentlichen. Mir ist<br />

bewusst, dass «scare tactics» oder Abschreckungsstrategien<br />

im Rahmen von Präventionsmassnahmen und<br />

Gesundheitsförderung im Allgemeinen nicht empfohlen<br />

werden. Doch die Dinge sind nicht so einfach –<br />

erst kürzlich wieder hat ein westliches Industrieland<br />

Bilder von Lungenkarzinomen im Kampf gegen das<br />

Rauchen eingesetzt. Die Herausforderung liegt darin,<br />

dass es überaus schwierig ist, in den reichen Ländern<br />

die Aufmerksamkeit für die absolut inakzeptablen<br />

Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung auf<br />

Dauer hochzuhalten. Obwohl die Reportage Unbehagen<br />

erzeugt, will ich <strong>als</strong>o nicht sagen, dass es f<strong>als</strong>ch<br />

vom Time Magazine war, uns auf so harte Weise mit<br />

dem Sterben der jungen Mutter zu konfrontieren, in<br />

einem unzureichend ausgestatteten ländlichen Spital,<br />

wie es sie zu Zehntausenden gibt (vor diesem Hintergrund<br />

dürfen wir in unseren Anstrengungen in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit nicht nachlassen).<br />

Sicherlich gibt es Grenzen für das, was die Medien<br />

zeigen sollten – oder eben nicht. Doch manchmal<br />

greift man zu kurz damit, Journalisten und Redakteure<br />

zu kritisieren, weil man selbst den Bericht von<br />

einem Drama nur schwer erträgt – einem vermeidbaren<br />

Drama, wie noch einmal betont werden muss.<br />

Jean Martin, Mitglied der Redaktion der SÄZ<br />

sowie der nationalen Ethikkommission<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1358


Editores Medicorum Helveticorum<br />

Die letzte Seite der SÄZ wird von Anna frei gestaltet, unabhängig von der Redaktion.<br />

<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35<br />

ANNA<br />

www.annahartmann.net

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