Gesamtausgabe als PDF - Schweizerische Ärztezeitung
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35<br />
1. 9. 2010<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong><br />
Bollettino dei medici svizzeri<br />
Bulletin des médecins suisses<br />
Editorial 1315<br />
Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />
Studie zur Wirtschaftlichkeitsprüfung 1342<br />
Vergleichbarkeit der Behandlungskosten<br />
in der Grundversorgung<br />
Reportage überdas finnische Gesundheitssystem 1349<br />
Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche Aufgabe<br />
PhilosophischePrämissen derMedizin 1353<br />
Wer definiert die Medizin?<br />
«Zu guter Letzt» von Jean Martin 1358<br />
Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />
zur Ethik der Medien<br />
Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch<br />
Organe officiel de la FMH etdeFMH Services www.bullmed.ch<br />
Bollettino ufficiale della FMH edel FMH Services
FMH<br />
Editorial<br />
1315 Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />
Christine Romann<br />
1317 Personalien<br />
Weitere Organisationen und Institutionen<br />
eHealthCare.ch<br />
1318 ePatienten: die Weisheit der Masse<br />
Armin Scheuer<br />
Interview anlässlich des kommenden eHealthCare-Kon-<br />
gresses mit Alexander Schachinger, Fachmann für digitale<br />
Gesundheitssysteme. Er erklärt, wie Online-Netzwerke die<br />
Partizipation von Patienten erleichtern: «Sie lernen vonein-<br />
ander, erstellen Inhalte und helfen sich gegenseitig.»<br />
Briefe /Mitteilungen<br />
1320 Briefe an die SÄZ<br />
1322 Facharztprüfungen /<br />
Mitteilungen<br />
FMH Services<br />
1323 Seminare /Séminaires /Seminari 2010<br />
FMH Services<br />
1329 Zahlungseingang pünktlich<br />
FMH Factoring Services<br />
1330 Sind Sie in guten (Treu-)Händen?<br />
FMH Treuhand Services<br />
1331 Menez votre cabinet médical<br />
comme une entreprise<br />
FMH Consulting Services<br />
1332 Berufshaftpflichtversicherung<br />
FMH Insurance Services<br />
1333 Krankenversicherung<br />
FMH Insurance Services<br />
1334 Stellen und Praxen<br />
Tribüne<br />
INHALT<br />
Thema<br />
1342 Vergleichbarkeit der von Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzten verursachten Behandlungskosten<br />
in der Grundversorgung<br />
Matthias Schwenkglenks, Michel Romanens<br />
Die vorgestellte Studie mit 707 Ärzten<br />
hat gezeigt, dass aktuelle Screeningverfah-<br />
ren ungenügend sind. Eine Wirtschaftlich-<br />
keitsprüfung muss auch die Morbiditäts-<br />
struktur der Patientenkollektive und alle<br />
veranlassten Kosten berücksichtigen.<br />
Standpunkt<br />
1347 Réseaux de soins intégrés:<br />
pourquoi nous avons peur<br />
M. Hurni, G. Gabris, L. Panayotopoulos,<br />
A. Porchet, N. Miller, A.Treu<br />
Die Gruppe Waadtländer Psychiater und Psychologen<br />
nimmt Bezug auf ein SÄZ-Editorial zum Thema Integrierte<br />
Versorgung und erklärt, welche Sorgen dieses Projekt bei<br />
ihnen auslöst. Der Verfasser des Editori<strong>als</strong>, Ignazio Cassis,<br />
nimmt zu ihren Argumenten Stellung.<br />
Reportage<br />
1349 Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche<br />
Aufgabe<br />
Anna Sax<br />
Bei der Pisa-Studie hat Finnland am besten abgeschnitten –<br />
aber wie steht es um das Gesundheitssystem? Die SÄZ-<br />
Redaktorin war vor Ort und hat sich ein Bild gemacht.<br />
Ihre Eindrücke waren zwar zwiespältig, doch überwie-<br />
gend positiv.<br />
1352 Spectrum
IMPRESSUM<br />
Horizonte<br />
Streiflicht<br />
1353 Wer definiert die Medizin?<br />
Enno Rudolph, Manuel Bachmann<br />
Die Medizin müsse ihre Prämissen vermehrt selbst reflek-<br />
tieren und dürfe sich diese nicht von aussen überstülpen<br />
lassen, so z. B. geschehen bei der «Ökonomisierung».<br />
Grundsatzfragen wie diese sollen im Nachdiplomkurs «Phi-<br />
losophie und Medizin» der Universität Luzern thematisiert<br />
werden.<br />
Redaktion<br />
Dr. med. et lic. phil. Bruno Kesseli<br />
(Chefredaktor)<br />
Dr. med. Werner Bauer<br />
Dr. med. Jacques de Haller (FMH)<br />
PD Dr. med. Jean Martin<br />
lic. oec. Anna Sax, MHA<br />
Prof. Dr. med. Hans Stalder<br />
Dr. med. Erhard Taverna<br />
lic. phil. Jacqueline Wettstein (FMH)<br />
Redaktion Ethik<br />
PD Dr. theol. Christina Aus der Au<br />
Prof. Dr. med. Lazare Benaroyo<br />
Dr. phil., dipl. biol. Rouven Porz<br />
1355 Der Hut<br />
Erhard Taverna<br />
Redaktion Medizingeschichte<br />
PD Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann<br />
PD Dr. rer. soc. Eberhard Wolff<br />
Redaktion Ökonomie<br />
lic. oec. Anna Sax, MHA<br />
Redaktion Recht<br />
Fürsprecher Hanspeter Kuhn (FMH)<br />
Managing Editor<br />
Annette Eichholtz M.A.<br />
Delegierte der Fachgesellschaften<br />
Allergologie und Immunologie:<br />
Prof. Dr. A.Bircher<br />
Allgemeinmedizin: Dr. B.Kissling<br />
Anästhesiologie und Reanimation:<br />
Prof. P. Ravussin<br />
Angiologie: Prof. B. Amann-Vesti<br />
Arbeitsmedizin: Dr. C.Pletscher<br />
Chirurgie: Prof. Dr. M.Decurtins<br />
Dermatologie und Venerologie:<br />
PD Dr. S.Lautenschlager<br />
Endokrinologie und Diabetologie:<br />
Prof. Dr. G.A. Spinas<br />
Gastroenterologie: Prof. Dr. W.Inauen<br />
Geriatrie: Dr. M.Conzelmann<br />
Gynäkologie und Geburtshilfe:<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. W. Holzgreve<br />
Ein Hut, der vor atomarer Strahlung schützt? Daran glau-<br />
ben die Patienten des Arztes, dessen leidvolle Erfahrungen<br />
in dieser Erzählung geschildert werden. Seine Bemühungen<br />
um die Hutbesitzer haben bei ihm schwerwiegende Spuren<br />
hinterlassen.<br />
Buchbesprechungen<br />
1357 Unsere Heilpflanzen<br />
Paul Gfeller<br />
1357 Unfallchirurgie<br />
Sandra Krüger<br />
Redaktionssekretariat<br />
Margrit Neff<br />
Redaktion und Verlag<br />
EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />
Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz<br />
Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />
E-Mail: redaktion.saez@emh.ch<br />
Internet: www.saez.ch, www.emh.ch<br />
Herausgeber<br />
FMH, Verbindung der Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18,<br />
Postfach 170, 3000 Bern 15<br />
Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12<br />
E-Mail: info@fmh.ch<br />
Internet: www.fmh.ch<br />
Herstellung<br />
Schwabe AG, Muttenz<br />
Marketing EMH<br />
Thomas Gierl M.A.<br />
Leiter Marketing und Kommunikation<br />
Tel. 061 467 85 49, Fax 061 467 85 56<br />
E-Mail: tgierl@emh.ch<br />
Hämatologie: Dr. M.Zoppi<br />
Handchirurgie: PD Dr. L.Nagy<br />
Infektologie: Prof. Dr. W.Zimmerli<br />
Innere Medizin: Dr. W.Bauer<br />
Intensivmedizin: Dr. C.Jenni<br />
Kardiologie: Prof. Dr. C.Seiler<br />
Kiefer- und Gesichtschirurgie:<br />
Dr. C.Schotland<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. R.Hotz<br />
Kinderchirurgie: Dr. M.Bittel<br />
Medizinische Genetik: Dr. D.Niedrist<br />
Neonatologie: Prof. Dr. H.-U. Bucher<br />
Nephrologie: Prof. Dr. J.-P. Guignard<br />
Neurochirurgie: Prof. Dr. H.Landolt<br />
Neurologie: Prof. Dr. H.Mattle<br />
Neuropädiatrie: Prof. Dr. J.Lütschg<br />
Neuroradiologie: Prof. Dr. W.Wichmann<br />
Zu guter Letzt<br />
INHALT<br />
1358 Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />
zur Ethik der Medien<br />
Jean Martin<br />
Die Geburt von Zwillingen<br />
und das anschliessende Ster-<br />
ben der Mutter <strong>als</strong> Foto-<br />
Reportage? In Time waren<br />
diese Bilder aus Sierra Leone<br />
zu sehen; Anlass für die Frage,<br />
was in Medien erlaubt ist –<br />
und für einen Hinweis auf die<br />
schockierenden Sterblichkeits-<br />
raten werdender Mütter in<br />
Entwicklungsländern.<br />
Anna<br />
Inserate<br />
Werbung<br />
Ariane Furrer, Assistentin Inserateregie<br />
Tel. 061 467 85 88, Fax 061 467 85 56<br />
E-Mail: afurrer@emh.ch<br />
«Stellenmarkt/Immobilien/Diverses»<br />
Gisela Wagner, Inserateannahme<br />
Stellenmarkt<br />
Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />
E-Mail: stellenmarkt@emh.ch<br />
«Stellenvermittlung»<br />
FMH Consulting Services<br />
Stellenvermittlung<br />
Postfach 246, 6208 Oberkirch<br />
Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86<br />
E-Mail: mail@fmhjob.ch<br />
Internet: www.fmhjob.ch<br />
Abonnemente<br />
FMH-Mitglieder<br />
FMH Verbindung der Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzte<br />
Elfenstrasse 18, 3000 Bern 15<br />
Tel. 031 359 11 11, Fax 031 359 11 12<br />
Nuklearmedizin: Prof. Dr. J.Müller<br />
Onkologie: Prof. Dr. B.Pestalozzi<br />
Ophthalmologie: Dr. A.Franceschetti<br />
ORL, H<strong>als</strong>- und Gesichtschirurgie:<br />
Prof. Dr. J.-P. Guyot<br />
Orthopädie: Dr. T.Böni<br />
Pädiatrie: Dr. R.Tabin<br />
Pathologie: Prof. Dr. G.Cathomas<br />
Pharmakologie und Toxikologie:<br />
Dr. M.Kondo-Oestreicher<br />
Pharmazeutische Medizin: Dr. P.Kleist<br />
Physikalische Medizin und Rehabilitation:<br />
Dr. M.Weber<br />
Plast.-Rekonstrukt. u. Ästhetische Chirurgie:<br />
Prof. Dr. P.Giovanoli<br />
Pneumologie: Prof. Dr. E.Russi<br />
EMH Abonnemente<br />
EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />
Abonnemente, Postfach, 4010 Basel<br />
Tel. 061 467 85 75, Fax 061 467 85 76<br />
E-Mail: abo@emh.ch<br />
Jahresabonnement: CHF 320.–,<br />
zuzüglich Porto<br />
© 2010 by EMH <strong>Schweizerische</strong>r<br />
Ärzteverlag AG, Basel. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Nachdruck, elektronische<br />
Wiedergabe und Übersetzung, auch<br />
auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlages gestattet.<br />
Erscheint jeden Mittwoch<br />
ISSN 0036-7486<br />
ISSN 1424-4004 (Elektronische Ausg.)<br />
Prävention und Gesundheitswesen:<br />
Dr. C.Junker<br />
Psychiatrie und Psychotherapie:<br />
Dr. G.Ebner<br />
Radiologie: Prof. Dr. B.Marincek<br />
Radioonkologie: Prof. Dr. D.M.Aebersold<br />
Rechtsmedizin: Prof. T. Krompecher<br />
Rheumatologie: Prof. Dr. M.Seitz<br />
Thorax-, Herz- und Gefässchirurgie:<br />
Prof. Dr. T.Carrel<br />
Tropen- und Reisemedizin: PD Dr. C.Hatz<br />
Urologie: PD Dr. T.Zellweger
Editorial FMH<br />
Missbrauch in Arztpraxen –hinschauen!<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Das Vertrauensverhältnis zwischen<br />
Arzt und Patient ist die<br />
Basis jeder medizinischen Behandlung,<br />
das gilt für Chirurginnen<br />
genauso wie für Psychiater.<br />
Wenn es missbraucht<br />
wird, hat dies schwerwiegende<br />
Folgen – für die Patientinnen<br />
und Patienten. Doch<br />
hat es auch Folgen für die<br />
Ärzte, die das Abhängigkeitsverhältnis<br />
in der Sprechstunde<br />
missbraucht haben, um eigene sexuelle, soziale, wirtschaftliche<br />
oder sonstige Interessen zu befriedigen?<br />
Viel zu oft nicht, sagen die Basler Psychiaterinnen Silvia<br />
Cueni und Maya SchuppliDelpy in ihrem Artikel «Standesverfahren<br />
bei Missbrauch durch Ärzte» [1] – und leider haben<br />
sie gute Gründe für ihre Aussage, denn sie sprechen aus<br />
jahrelanger Erfahrung. Als Mitglieder der ehemaligen Berufsordnungskommission<br />
der Fachgruppe Psychiatrie und der<br />
MedGes in Basel haben sie sich bereits vor Jahren für einen<br />
besseren Schutz der Opfer eingesetzt. In vielen Folgetherapien<br />
mit Opfern sexueller Übergriffe haben sie sich teilweise<br />
haarsträubende Geschichten anhören müssen. Und auch<br />
heute noch sind sie Anlaufstelle für Betroffene. Was sie zu<br />
berichten haben, stimmt nachdenklich: 80% der Täter sind<br />
Wiederholungstäter, eine Zahl, die auch mit internationalen<br />
Daten übereinstimmt. Bekannte Täter, d.h. Ärzte, die in einem<br />
Standesverfahren <strong>als</strong> solche identifiziert und auch<br />
sanktioniert wurden, praktizieren weiter – und gefährden<br />
weiterhin Patientinnen. Das kann nicht der Sinn eines<br />
Standesverfahrens sein! Auch die Aufsichtsbehörden agieren<br />
oft hilflos und sind nicht in der Lage oder nicht willens,<br />
energisch gegen Wiederholungstäter vorzugehen. Hier<br />
braucht es einen neuen Anlauf, um den Schutz der Patientinnen<br />
zu verbessern.<br />
Die Psychiater haben das Problem erkannt und ein klares<br />
Positionspapier [2] verfasst. Weltweit ist die Thematik in<br />
der Psychiatrie und Psychotherapie am besten aufgearbeitet –<br />
sicher auch, weil die Patientinnen in diesen Fachgebieten<br />
besonders verletzlich sind: Ein sexueller Übergriff innerhalb<br />
eines psychotherapeutischen Settings stellt einen massiven<br />
Vertrauensbruch dar. Doch es wäre f<strong>als</strong>ch, daraus zu folgern,<br />
dass nur Psychiater mit diesem Problem konfrontiert sind.<br />
Grenzen werden auch in den Praxen der Hausärzte und der<br />
übrigen Spezialisten überschritten, von anzüglichen Bemerkungen,unangemessenen<br />
körperlichen Untersuchungen bis<br />
hin zum sexuellen Kontakt. Jeder Arzt missbraucht die<br />
Abhängigkeit seiner Patientin und schadet dieser, wenn er<br />
eine sexuelle Beziehung mit ihr beginnt – und begeht damit<br />
einen schweren Verstoss gegen Artikel 4der Standesordnung<br />
der FMH. «Arzt und Ärztin dürfen ein sich aus der ärztlichen<br />
Tätigkeit ergebendes Abhängigkeitsverhältnis nicht missbrauchen,<br />
insbesondere darf das Verhältnis weder emotionell oder sexuell,<br />
noch materiell ausgenützt werden.»<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass die FMH sich mit dem Problem<br />
auseinandersetzt. Phasenweise ist die Diskussion turbulent<br />
verlaufen, immer wieder drohte sie zu stagnieren. Das<br />
ist dieser Thematik wohl inhärent – sie weckt viele unangenehme,<br />
auch irrationale Emotionen: Wut auf die Kollegen,<br />
Wir müssen uns mit allem Nachdruck dafür einsetzen, dass Wiederholungstäter<br />
Patientinnen nicht weiterhin gefährden<br />
Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient<br />
ist die Basis jeder medizinischen Behandlung<br />
die uns <strong>als</strong> ganze Berufsgruppe in Misskredit bringen, Angst,<br />
es könnte einem selber auch einmal passieren, manchmal<br />
auch Ärger und Abwehr gegenüber den Opfern, die das Versagender<br />
Ärzte sichtbar gemacht haben. Jeder Arzt, jede Ärztin<br />
ist peinlich berührt, wenn die Medien wieder eine unsägliche<br />
Geschichte über einen Kollegen ausbreiten.<br />
Es ist Zeit für einen neuen Anlauf, um den Schutz der Patientinnen<br />
zu verbessern und dem Missbrauch der ärztlichen<br />
Beziehung wirksam zu begegnen. Der Zentralvorstand<br />
hat eine Arbeitsgruppe beauftragt, sich einen Überblick über<br />
das Thema zu verschaffen und Massnahmen vorzuschlagen.<br />
Das Standesverfahren steht dabei auf dem Prüfstand. Wir<br />
müssen uns mit allem Nachdruck dafür einsetzen, dass Wiederholungstäter<br />
Patientinnen nicht weiterhin gefährden.<br />
Die Klägerinnen müssen ernst genommen werden, ihre Stellung<br />
im Standesverfahren ist zu stärken. Und es wird auch<br />
darum gehen, die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden<br />
zu verbessern.<br />
Dr. med. Christine Romann,<br />
Mitglied des Zentralvorstands der FMH,<br />
Verantwortliche Ressort<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
Anmerkung: Es sind grundsätzlich beide Geschlechter gemeint,<br />
wobei bei den Tätern die Männer überwiegen, bei den Opfern<br />
die Frauen.<br />
1 Cueni S, SchuppliDelpy M. Standesverfahren bei Missbrauch<br />
durch Ärzte. Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 2010;91(16):645–7.<br />
2 Ebner G, Kurt H. Missbrauch in psychiatrischpsychotherapeutischen<br />
Behandlungen. Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>.<br />
2009;90(32):1197–8.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1315
Personalien<br />
Todesfälle /Décès /Decessi<br />
Karl Bucher (1912), † 30.7.2010,<br />
4054 Basel<br />
Michael Hopf (1952), † 10.8.2010,<br />
Facharzt für Innere Medizin und Facharzt<br />
für Kardiologie, 3000 Bern 25<br />
Soo-Young Oh-Graf (1932), † 15.8.2010,<br />
Facharzt für Neurochirurgie, 7000 Chur<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Praxiseröffnung /<br />
Nouveaux cabinets médicaux /<br />
Nuovi studi medici<br />
BE<br />
Isabel Villaro,<br />
Spécialiste en psychiatrie et psychothérapie,<br />
Bahnhofstrasse 2, 2502 Biel/Bienne<br />
Daniel Sägesser,<br />
Facharzt für Orthopädische Chirurgie<br />
und Traumatologie des Bewegungsapparates<br />
Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />
Ulrich Haupt,<br />
Facharzt für Orthopädische Chirurgie<br />
und Traumatologie des Bewegungsapparates<br />
Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />
Dietmar Bignion,<br />
Facharzt für Chirurgie und Handchirurgie<br />
Orthosport, Hohmadstrasse 1, 3600 Thun<br />
BL<br />
Viviana Reyes,<br />
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Hauptstrasse 122, 4102 Binningen<br />
GE<br />
Florence Deshusses Epelly,<br />
Spécialiste en psychiatrie et psychothérapie,<br />
69, rue des Vollandes, 1207 Genève<br />
Thomas Herrmann,<br />
Médecin praticien, 27, avenue LouisCasaï,<br />
case postale 2846, 1211 Genève 28<br />
NE<br />
Paolo Spoletini,<br />
Spécialiste en radiologie, 4, rue Pury,<br />
2000 Neuchâtel<br />
Cécile Pancza Blanc,<br />
Spécialiste en médecine physique et<br />
réadaptation, 1, avenue de la Gare,<br />
2000 Neuchâtel<br />
SH<br />
Stefan Eugen Fedor Schneider,<br />
Facharzt für Ophthalmologie, Bachstrasse 38,<br />
8200 Schaffhausen<br />
VD<br />
Bernard Noël,<br />
Spécialiste en dermatologie et vénéréologie<br />
et Spécialiste en médecine du travail<br />
et Spécialiste en angiologie, En Budron D1,<br />
1052 Le MontsurLausanne<br />
Aargauischer Ärzteverband<br />
FMH<br />
Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärzteverband<br />
<strong>als</strong> ordentliche praktizierende Mitglieder<br />
haben sich angemeldet:<br />
Ulrike Balbier, Staufen, Fachärztin für Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe, Praxis in Aarau seit<br />
1. August 2010<br />
Dr. med. Natalie Berzins, Hellikon, Fachärztin<br />
für Allgemeinmedizin FMH, Praxiseröffnung<br />
in Rheinfelden am 1. September 2010<br />
Dr. med. Dagmar Koppe, DWaldbrunn, Fachärztin<br />
fürAllgemeinmedizin, Praxiseröffnung<br />
in Zufikon am 1. September 2010<br />
Ilias Ponis, Oensingen, Facharzt für Ophthalmologie,<br />
Praxisassistent bei Dres. Pajic,<br />
Reinach, seit 15. Juli 2009<br />
Dr. med. Amay Villazan Rosales, Zürich, Fachärztin<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Praxiseröffnung in Baden am 1. Oktober 2010<br />
Dr. med. Matthias Wachter, Küttigen, Facharzt<br />
für Kardiologie FMH, Praxiseröffnung in<br />
Aarau am 1. Januar 2011<br />
Diese Kandidaturen werden in Anwendung<br />
von Art. 5der Statuten des Aargauischen Ärzteverbandes<br />
veröffentlicht. Einsprachen müssen<br />
innert 14 Tagen seit der Bekanntmachung<br />
schriftlich und begründet der Geschäftsleitung<br />
des Aargauischen Ärzteverbandes eingereicht<br />
werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist<br />
entscheidet die Geschäftsleitung über<br />
Gesuche und allfällige Einsprachen.<br />
Ärztegesellschaft des Kantons<br />
Luzern<br />
Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion<br />
Stadt hat sich angemeldet:<br />
Dr.med. Annette Frischkopf-Wagner,Fachärztin<br />
für Innere Medizin FMH, Kantonsstrasse 49,<br />
6048 Horw, ab 2011 Praxisgemeinschaft mit<br />
Dr. B. Häfliger<br />
Einsprachen sind innert 20 Tagen zu richten an<br />
das Sekretariat, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern,<br />
Fax 041 410 80 60.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1317
eHealthCare.ch WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Interview mit Alexander Schachinger<br />
ePatienten: die Weisheit der Masse<br />
Interview:<br />
Armin Scheuer,<br />
HealthTech Wire*<br />
* HealthTech Wire ist der<br />
Nachrichtendienst des<br />
Kongresses eHealthCare.ch.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.healthtechwire.ch<br />
Literatur zum Thema digitales<br />
Gesundheitssystem findet sich<br />
im Internet unter www.saez.ch<br />
’ Aktuelle Nummer oder<br />
’ Archiv ’ 2010 ’ 35.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Den ePatienten und dessen Möglichkeiten der Partizipation und Kollaboration in<br />
einem digitalen Gesundheitssystem beleuchtet Dr. cand. Alexander Schachinger<br />
in seinem Inspirationsreferat am eHealthCare.ch-Kongress. Im deutschsprachigen<br />
Raum gilt der Berliner Berater und Forscher <strong>als</strong> der Botschafter für Health 2.0 –jenes<br />
zunehmend partizipative Gesundheitssystem, in dem «der Patient sich digital<br />
emanzipiert», sich in sozialen Netzwerken austauscht und aktiv Daten für die<br />
Forschung und seine personalisierte Gesundheitsversorgung bereitstellt. Die Informa-<br />
tionshoheit von Ärzten wird dadurch relativiert und ergänzt, sagt Schachinger.<br />
Alexander Schachinger:<br />
«Der medizinische Nutzen<br />
von Onlinenetzwerken ist<br />
zunehmend spürbar.»<br />
Herr Schachinger, haben Sie digitale Gesundheitsapplikationen?<br />
Alexander Schachinger: Nein. Ich bin gesund und<br />
habe keinen direkten Bedarf. Allerdings sollte ein digitaler<br />
und personalisierter Status Quo im Sinne der Primärprävention<br />
meine Krankenversicherung eigentlich<br />
interessieren. Damit Patienten digitale Gesundheitsleistungen<br />
annehmen, muss ein hoher Leidensdruck<br />
vorhanden sein – dies gilt vor allem bei chronischen<br />
und psychischen Erkrankungen, die im Alter von 20<br />
bis 60 Jahren auftreten. Bluthochdruck, koronare<br />
Herzerkrankungen oder Osteoporose hingegen sind<br />
nicht so gutonline therapierbar,weil der Leidensdruck<br />
nicht gross genug ist.<br />
Wie kann Health 2.0 die Versorgung verbessern, und was<br />
verspricht sich diese neue Branche davon?<br />
Die Entwicklung des Internets von einem reinen Kanal<br />
hin zu einem Netzwerk und einer Produktionsplattform<br />
ergibt völlig neue Ansätze digitaler Gesundheitsdienste.<br />
Solche Health-2.0-Anwendungen ermöglichen<br />
Lösungen für ein kohärentes, personalisiertes Chroniker-Management.<br />
Patienten lernen voneinander im<br />
Umgang mit Erkrankungen, erstellen Inhalte gemeinsam<br />
und helfen sich massiv gegenseitig. Das ist die<br />
Weisheit der Massen, das Wikipedia-Prinzip. Dadurch<br />
werden die Angaben einzelner Nutzer zu einem objektiven<br />
Ideal nivelliert. Ein Artikel auf Wikipedia ist<br />
nachweislich qualitativ identisch mit einem Artikel<br />
der Encyclopaedia Britannica.<br />
Dieses Prinzip funktioniert jedoch erst auf einer<br />
quantifizierten und aggregierten Datenebene. Auf<br />
www.patientslikeme.com sammeln beispielsweise an<br />
die 60000 aktive Patienten medikamentöse Nebenund<br />
Verträglichkeitswirkungen. Diese ergeben in ersten<br />
Ansätzen pharmazeutische Forschungsqualität<br />
und Ergänzungen hierfür. Man erfährt so direkt von<br />
den Patienten, welche Therapien den besten Erfolg<br />
erzielen. Erste Medikamentenhersteller wie z.B. Novartis<br />
und UCB Pharma kooperieren daher bereits mit<br />
diesen Portalen.<br />
November 2007: In der Amyotrophe-Later<strong>als</strong>klerose-<br />
Community bei dem von Ihnen erwähnten Patientennetzwerk<br />
vereinen sich mehrere Mitglieder ad hoc zu einer<br />
Testgruppe: Die Einnahme von Lithium soll den Krankheitsverlauf<br />
signifikant verlangsamen, heisst es; dies habe<br />
angeblich eine Studie aus Italien bewiesen. Was halten Sie<br />
von dieser Art der Partizipation?<br />
Das mag bedenklich sein, ist aber nicht steuerbar.<br />
Digitale Netzwerke reduzieren grundsätzlich massiv<br />
die Transaktionskosten für Gruppenkoordination<br />
weltweit. Wenn die eine Plattform solche Selbsttests<br />
verbietet, findet sich eine andere. Man muss aber<br />
auch die Patienten verstehen: Sie haben chronische<br />
Erkrankungen, bei denen häufig der aktuelle Stand der<br />
Forschung nicht ausreicht. Um es mit den Worten des<br />
global bekanntesten E-Patienten Dave deBronkart zu<br />
sagen: «Eine Betroffenheit ändert alles.» Da machen<br />
Sie auch Lithiumtests.<br />
Trotzdem ist der medizinische Nutzen von Onlinenetzwerken<br />
zunehmend spürbar.Der Umgang mit der<br />
eigenen Erkrankung, die Compliance und die Aufgeklärtheit<br />
der Patienten verbessern sich erwiesenermassen.<br />
Das Vertrauen im Gespräch mit «patients like me»<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1318
eHealthCare.ch WEITERE ORGANISATIONEN UND INSTITUTIONEN<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
ist höher <strong>als</strong> im Arztgespräch. Das hat auch meine Umfrage<br />
in Deutschland bestätigt.<br />
Eine Folge des Zeitmangels der Ärzte?<br />
Online-Aktivitäten von Patienten versuchen grundsätzlich,<br />
die persönlichen und fachlichen Versorgungsschwächen<br />
eines Gesundheitssystems zu kompensieren,<br />
beispielsweise die Informationsasymmetrie. Patienten<br />
wünschen sich heute von Ärzten, die ja immer<br />
noch Vertrauenspersonen erster Güte sind, Empfehlungen,wosie<br />
sich selbstonline informieren können.<br />
Schliesslich werden die digitalen Gesundheitsangebote<br />
von tendenziell aktiven, gebildeten Patientengruppen<br />
genutzt: Die Akademikerquote ist doppelt so<br />
hoch wie im Landesdurchschnitt.<br />
«Patienten lernen voneinander, erstellen Inhalte<br />
gemeinsam und helfen sich massiv gegenseitig»<br />
Wie ist die Reaktion der Ärzte auf die neue Macht der Patienten?<br />
Man hört manchmal schon, dass die neue Situation<br />
<strong>als</strong> ein Angriff auf ein Expertentum, auf ein Wissensmonopol,<br />
empfunden wird. Aber, eins ist klar: Der<br />
Arzt kann nicht ersetzt werden, wie der mittelalterliche<br />
Schreiber durch die Druckerpresse. Kein E-Patient<br />
kann sich selbst den Blinddarm entfernen. Aber<br />
ein Diabetiker ist 8700 Stunden im Jahr mit seiner Erkrankung<br />
konfrontiert, der Arzt sieht ihn hingegen<br />
nur 2 Stunden im Jahr – hier fehlt massives Aufklärungs-<br />
und Krankheits-Management. Um die Compliance,<br />
das Engagement und das Patientenvertrauen zu<br />
verbessern, gilt die Devise: die richtige Information<br />
zum richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt. Hier<br />
können Online-Angebote den Arzt unterstützen. Eine<br />
Versorgung mit personalisierten, relevanten Informationen<br />
und Applikationen ist dadurch möglich. Dies<br />
ist ein Paradigmenwechsel hin zur gemeinsamen Entscheidung<br />
für die beste Gesundheitsversorgung.<br />
Was bedeutet das konkret? Wie sollen sich Ärzte auf Patientenpartizipation<br />
einstellen?<br />
Wir sind in einer Umbruchphase. Viele Gesundheitsangebote<br />
im Internet sind in der Entwicklungs- und<br />
Erprobungsphase. Es gibt aber bereits standardisierte,<br />
sinnvolle Modelle – diese entstehen leider ausserhalb<br />
des existierenden Gesundheitssystems. Die Frage ist,<br />
wie man beide Welten miteinander vernetzt.<br />
10. <strong>Schweizerische</strong>r eHealthcare-Kongress, Mittwoch und Donnerstag,<br />
22., 23. September 2010, GZI Seminar- und Kongresshotel, Nottwil LU<br />
An diesem Jubiläums-Kongress wird Dr. cand. Alexander Schachinger eine Inspiration<br />
zum Thema Health2.0 halten.<br />
Die <strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> ist Medienpartner des Kongresses eHealth-<br />
Care.ch. Das Konferenzprogramm und alle weiteren Informationen finden Sie<br />
online unter www.ehealthcare.ch.<br />
In Dänemark ist seit Jahren die digitale Gesundheitsakte<br />
Realität. Der Patient und jeder behandelnde<br />
Arzt haben eine gemeinsame Datenbasis. Der Patient<br />
könnte nun über sein iPhone zusätzliche Daten zu<br />
seinen Sport- und Essgewohnheiten erfassen. Diese<br />
Datengrundlage könnte mit Patientenplattformen vernetzt<br />
werden. Zur Zeit gibt es aber zwischen diesen<br />
zwei Welten noch viele Barrieren.<br />
Krankenhäuser und Leistungserbringer sollten zumindest<br />
online Standards definieren, um Partizipation<br />
und Interaktion zu ermöglichen. Patienten wünschen<br />
sich das. 80% aller Internetsurfer sind zum Thema<br />
Gesundheit online unterwegs.<br />
Wie kann ein Krankenhaus sich in dem neuen digitalen<br />
Gesundheitssystem positionieren?<br />
Krankenhäuser müssen sich fragen, ob sie ihre Positionierung<br />
und Evaluation völlig dem Patienten überlassen<br />
wollen und das Handtuch in der Marketing- und<br />
Kommunikationskontrolle werfen, oder ob sie aktiv<br />
mit der neuen Situation umgehen – d.h. die Weisheit<br />
derMassen nutzen, um zuzuhören, zu verstehen, und<br />
neue Mehrwerte und Dienste darauf basierend anbieten.<br />
Der digitale Innovationskanon bietet viele klassische<br />
Marketing- und Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
aber auch neue Serviceoptionen beim Disease-<br />
Management und in der Verbesserungder Compliance.<br />
Die Ansätze sind vielschichtig.<br />
Thema Datenschutz – ich zitiere die Auffassung des führenden<br />
US-Patientenport<strong>als</strong>: «Zurzeit ist ein Grossteil der<br />
medizinischen Daten aufgrund von Datenschutzbestimmungen<br />
und urheberrechtlichem Taktieren unzugänglich.<br />
(…) Wenn Sie und tausende andere Patienten wie Sie Ihre<br />
Daten bereitstellen, öffnen Sie das Gesundheitssystem.»<br />
Den Patienten ist der Datenschutz egal. Sie haben<br />
einen klaren Leidensdruck, sie geben ihre Daten weiter<br />
und sind damit einverstanden, dass sie gesammelt<br />
werden,gerade für und im Sinne einer Weiterführung<br />
der Forschung. Der Schutz dieser Daten und die ausschliesslich<br />
anonymisierte Weiterverwendung in der<br />
Forschung müssten rechtlich gewährleistet sein.<br />
Wie wird Health 2.0 im Jahr 2020 aussehen?<br />
Clayton Christensen beschreibt in seinem Buch «The<br />
Innovators Prescription» leider klar, dass das Gesundheitssystem<br />
aufgrund seiner Regulierung und festgefahrenen<br />
Partialinteressen nicht in der Lage ist, die<br />
digitalen Möglichkeiten aus sich heraus zu adaptieren.<br />
Krankenhäuserund Krankenkassen können sich nicht<br />
selbst aus ihren festgefahrenen IT-Strukturen herausarbeiten.<br />
Deshalb wird die Adaption von aussen geschehen,<br />
aktuell schon im Wesentlichen von privatwirtschaftlichen<br />
Anbietern aus der Software-, IT- und<br />
Medienbranche. Leider gibt es für die Krankenkassen<br />
diesbezüglich noch keinen grossen Handelsdruck, aus<br />
sich heraus diese Innovationen zu übernehmen. Die<br />
Krankenhäuser, Pharmaunternehmen oder Medizintechnikhersteller<br />
bewegen sich aber bereits deutlich<br />
in diese Richtung.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1319
edaktion.saez@emh.ch BRIEFE<br />
Briefe andie SÄZ<br />
Lettre ouverte à nos président<br />
et vice-président au sujet de leurs<br />
mandats politiques présents et futurs<br />
Cher président, cher vice-président,<br />
Vos projets et vos rêves vous appartiennent<br />
certes. La chambre médicale du 18 mai, ignorant<br />
cher Président, votre projet de candidature<br />
de conseiller national socialiste, a même<br />
encouragé ses membres à faire de la politique.<br />
Mais peut-on sérieusement s’imaginer vos<br />
échanges de joutes futures sous la Coupole<br />
Fédérale l’un avec l’emblème du parti socialiste<br />
l’autre avec l’emblème du parti radical, les<br />
deux portant l’image indéfectible de la FMH<br />
vous collant à la peau?<br />
De quel projet politique êtes-vous en train de<br />
vous disputer la priorité?<br />
Il est fort vraisemblable que les membres de<br />
la base n’ont jamais considéré qu’être député<br />
et médecin membre de la FMH par exemple<br />
posait un problème particulier.<br />
Mais, cher vice-président, le jour où vous avez<br />
clairement proclamé être conseiller national<br />
d’abord puis vice-président de la FMH ensuite,<br />
quelques dents dans les chaumières ont déjà<br />
grincé: votre honnêteté dans le discours vous<br />
atoutefois honoré. Mais certains d’entre nous<br />
ont déjà exprimé la volonté de réévaluer la<br />
compatibilité de ce double mandat après le<br />
16 juin.<br />
Entre temps, votre président et donc le<br />
nôtre, ne semblant souffrir d’aucun doute, ne<br />
cache pas sa volonté d’endosser un poste de<br />
conseiller national socialiste, parti adverse au<br />
vôtre, tout en poursuivant un éventuel troisième<br />
mandat de président de la FMH.<br />
Ne s’agit-il pas malheureusement d’une<br />
volonté détournée d’imaginer votre défection?<br />
Cher président, cher vice-président, vos étiquettes<br />
respectives de président et vice-président<br />
de la FMH sont incontournables pour<br />
tous, médecins et citoyens comme l’est celle<br />
de président de santésuisse pour un certain<br />
Vaudois dans une certaine Commission.<br />
Quelle image de la FMH véhiculez-vous donc?<br />
Je pense qu’il y a un temps pour tout, et que<br />
notre président est malvenu d’ambitionner actuellement<br />
une charge de conseiller national!<br />
Quant à moi, dans l’attente, la défense indéfectible<br />
d’une seule couleur qu’elle soit<br />
rouge ou noire me semblant incompatible<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
avec notre Code de Déontologie, j’ai donc<br />
décidé de lâcher, aux yeux de mes confrères,<br />
le port de la «casquette FMH» devenue franchement<br />
ridicule. Le début du déclin des<br />
royautés n’a-t-il pas été de perdre ses fous?<br />
Je vous souhaite dès lors bonne réflexion.<br />
Dr Fabienne Gay-Crosier, Génève<br />
Antwort<br />
Liebe Kollegin, liebe Fabienne<br />
Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast,<br />
diese wichtige Frage zu stellen.<br />
Wie du weisst, ist der politische Hintergrund<br />
der Ärzteschaft sehr vielfältig – und wir sind<br />
zweifellos ein Abbild dieser politischen Vielfalt:<br />
Ja, wir vertreten teilweise unterschiedliche<br />
Auffassungen. Diese verschiedenen Meinungen<br />
sind bekannt und auch anerkannt,<br />
sowohl unter den Ärztinnen und Ärzten <strong>als</strong><br />
auch in der Politik und in den Medien. Sie<br />
tragen dazu bei, diepolitische Abstützung der<br />
FMH zu erweitern: Das ist überhaupt nicht<br />
negativ, sondern eine Realität, die für die<br />
politischen Aktivitäten der Ärzteschaft von<br />
Nutzen ist.<br />
Denn mit der Zeit wurde das Team, das wir<br />
bilden, immer effizienter und die Zusammenarbeit<br />
immer angenehmer –sowohl unter uns<br />
beiden <strong>als</strong> auch mit dem gesamten Zentralvorstand.<br />
Also können wir bei dieser Gelegenheit<br />
festhalten, dass zwischen uns Transparenz<br />
herrscht. Dies gilt auch bei Diskussionen<br />
über politische Vorhaben. Dabei haben wir<br />
nie die Absicht, den anderen auszuschliessen,<br />
ganz im Gegenteil.<br />
Wie du in deinem Schreiben richtig festhältst,<br />
hat Ignazio Cassis seine Haltung<br />
gegenüber der FMH sehr klar zum Ausdruck<br />
gebracht. Jacques de Haller vertritt zweifellos<br />
eine andere Position und wird dies auch weiterhin<br />
tun: Doch sein fester Bezugspunkt,<br />
seine eindeutige Ausrichtung wird immer<br />
sein Amt <strong>als</strong> Präsident der FMH bleiben – dies<br />
kann und darf nicht in Zweifel gezogen<br />
werden. Seine politischen Ansichten sind seit<br />
langem bekannt, und durch sein Engagement<br />
wird sich bestimmt nichts an der Art und<br />
Weise ändern, wie er die Positionen vertritt,<br />
welche die zuständigen Organe der FMH festlegen.<br />
Es trifft tatsächlich zu, dass zur Zeit Überlegungen<br />
im Raum stehen, ob sich Jacques de<br />
Haller <strong>als</strong> Kandidat für die Parlamentswahlen<br />
zur Verfügung stellen soll. Der Zeitpunkt für<br />
solche Überlegungen ist günstig – und es ist<br />
bekannt, dass die meisten Verantwortlichen<br />
von nationalen Berufsverbänden politisch<br />
aktiv oder sogar Parlamentsmitglieder sind.<br />
Im Zentrumdieser Überlegungen steht selbstverständlich<br />
die Frage, wie Jacques de Haller<br />
den Interessen der Ärzteschaft am besten und<br />
effizientesten dienen und wie er seine Funktion<br />
an der Spitze der FMH optimal ausüben<br />
kann.<br />
Wirerlauben uns auch den Hinweis, dass eine<br />
Zunahme der politisch tätigen Ärztinnen und<br />
Ärzte zu den ausdrücklichen strategischen<br />
Zielen der FMH gehört.<br />
Abschliessend möchten wir noch auf folgenden<br />
Punkt eingehen: Weder die FDP noch die<br />
SP erhebt in ihren Reihen den Anspruch auf<br />
gleichgeschaltetes Denken, mit welchem sich<br />
unsere verschiedenen Mandate nicht vereinbaren<br />
liessen. In den Medien ist das vielfältige<br />
Gedankengut in diesen Parteien jeden<br />
Tagzubeobachten. Die sture Vertretung einer<br />
einzigen Parteimeinung ist nicht unser Ding.<br />
Teilweise haben wir tatsächlich unterschiedliche<br />
Auffassungen, Sichtweisen und Meinungen,<br />
doch das hat sich noch nie negativ<br />
auf unsere Tätigkeit ausgewirkt!<br />
Genau so beurteilen wir unser politisches Engagement<br />
und die Vereinbarkeit mit unseren<br />
Mandaten für die FMH. Sowohl die Ärzteschaft<br />
<strong>als</strong> auch die Welt der Politik sind durch<br />
eine grosse Vielfalt gekennzeichnet!<br />
Dr. med. Jacques de Haller, Präsident der FMH<br />
Dr. med. Ignazio Cassis, Vizepräsident der FMH<br />
Integrierte Versorgung –<br />
zur Angst vor Managed Care [1]<br />
Es gibt im Gesundheitswesen der Schweiz<br />
(«Santésuisse») sogenannte Leistungserbringer.<br />
Sie leisten etwas für Kranke (z.B. Hausärzte,<br />
Pflegepersonal). Die Kosten müssen sie<br />
gemäss Tarif (TARMED) verrechnen. Gemäss<br />
Art. 56 KVG gilt dabei das Gebot der Wirtschaftlichkeit.<br />
Sie müssen Medikamente und<br />
Leistungen auf das erforderliche Mass beschränken.<br />
Weil die Schweizer länger leben und die Medizin<br />
Fortschritte macht, entstehen mehr Bedürfnisse<br />
nach Leistungen, und die Kosten neh-<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1320
edaktion.saez@emh.ch BRIEFE<br />
men zu. Ökonomen suchen deshalb Kostentreiber.<br />
Personen in der Verwaltung der Krankenkassengelten<br />
bisher nicht <strong>als</strong> Leistungserbringer,<br />
obwohl viele von ihnen auch Leistungen erbringen.<br />
Welches Mass an Wirtschaftlichkeit<br />
gilt wohl für die Verwaltung von Sozialversicherungen?<br />
Weshalb wird eigentlich der<br />
Lohn der Verwaltung nicht nach UVG mit<br />
TARMED abgerechnet?<br />
Nicht irgendeine Rendite oder ein Vergleich<br />
mit «Leistungen» im Bankensektor darf in dieser<br />
Verwaltung massgebend sein. Der Zweck<br />
der Sozialversicherungen ist nur die Solidarität<br />
von Gesunden und Kranken. Daran muss<br />
auch dieWirksamkeit der eigenen Kosten, die<br />
Zweckmässigkeit(Solidarität) und Wirtschaftlichkeit,<br />
– gemessen werden. Welcher Taxpunkt-Wert<br />
(Stundenansatz) gilt für welche<br />
Arbeit? In welchem Kanton? War die bisherige<br />
Leistung effektiv?<br />
Was darf das Konsilium eines Juristen, eines<br />
Ökonomen, eines Politikers kosten, für wen?<br />
Vergleiche über den Wert von Dingen und<br />
Dienstleistungen werden zunehmend wichtiger,<br />
ebenso, wer über diese Werte nach welchen<br />
Kriterien entscheidet [2, 3]. Mit welchen<br />
Daten und mit welcher Statistik wird das<br />
Wesentliche gemessen?<br />
Gilt nicht mehr, was unsere Vorfahren auf<br />
unserGeld (5-Franken-Münze) geprägt haben<br />
undunter die Bundeshauskuppel geschrieben<br />
haben?<br />
Kranke wollen keine Kunden sein. Vom<br />
Schicksal getroffen, können sie nicht mehr<br />
im Markt Versicherungen frei auswählen.<br />
Recht hat in einer Demokratie nur die Mehrheit,<br />
– z.B. in einer Care AG die Mehrheit des<br />
Aktienkapit<strong>als</strong>!<br />
Angst vor Managed Care? Ja! Deshalb ist Vorsicht,<br />
ein Moratorium hier mehr <strong>als</strong> nur begründet!<br />
Dr. med. Markus Gassner, Grabs<br />
1 Cassis I. Integrierte Versorgungsnetze: weshalb<br />
so ängstlich? Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>.<br />
2010;91(26/27):1011.<br />
2 Gassner M. Die <strong>Schweizerische</strong> Aussenhandelsstatistik.<br />
Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 1990;71:603–6.<br />
3 Gassner M. Die Kostenexplosion der Briefmarken<br />
im vermarktwirtschaftlichten Gesundheitswesen.<br />
Schweiz <strong>Ärztezeitung</strong>. 1998;79(15):922–4.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Recht, Ökonomie oder Politik?<br />
Herr W. Oggier wirft in seinem Artikel «Krankenversicherungstarife<br />
im Spielfeld divergierender<br />
Kräfte» [1] mehrere interessante, zugleich<br />
wichtige Fragen auf:<br />
1. Die Tarife dürfen höchstens die transparent<br />
ausgewiesenen Kosten decken, welche für<br />
eine effiziente Leistungserbringung erforderlich<br />
sind.<br />
2. Zeigt die Schwierigkeiten und Unklarheiten<br />
z.B. der Effizienz auf (teurere Behandlung<br />
– schnellere Wiederherstellung der<br />
Arbeitsfähigkeit). Wo bleibt die Informationspflicht<br />
des Arztes? Wo bleibt das Selbstbestimmungsrecht<br />
des Patienten?<br />
3. Der Preisüberwacher habe einen einseitigen<br />
auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Blick.<br />
4. Die Kantonsregierungen haben problematische<br />
Mehrfachrollen, indem sie bei Streitigkeiten<br />
die Tarife festlegen, obwohl sie<br />
<strong>als</strong> Eigentümer von Kantonsspitälern und<br />
Polikliniken auch Partei sind.<br />
5. Das Bundesverwaltungsgericht gewichtet<br />
die Meinung des Preisüberwachers mehr<br />
<strong>als</strong> diejenige der Kantonsregierungen.<br />
6. Der vom Gesetz geforderte Aspekt der<br />
Wirksamkeit und Zweckmässigkeit bleibt<br />
aufder Strecke, da eine unabhängige Fachstelle<br />
für die Überprüfung dieser beiden<br />
Aspekte fehlt.<br />
7. DasVerhältnis zwischen Ökonomie, Recht<br />
und Politik sei verwickelt. Das Gesetz verwendet<br />
ökonomische Begriffe mit nicht<br />
eindeutigem Inhalt und statuiert gleichzeitig<br />
zu erreichende Ziele, welche teilweise<br />
gegenläufig sind. Die Exekutiven entscheiden<br />
auch nach politischen Gesichtspunkten.<br />
Die Gerichte verweisen auf den Preisüberwacher<br />
(hier denke man an kommunistische<br />
Demagogie!).<br />
Ich habe aus der Feder von Herrn Oggier verschiedene<br />
Artikel und Beiträge gelesen. Doch<br />
so klar und umfassend hat er noch nie beschrieben,<br />
wie einseitig, willkürlich, ja nachlässig<br />
unsere politikadministrativen Obrigkeiten<br />
agieren. Wenn wir Ärzte so arbeiten<br />
würden, würde der Hälfte der Ärzte die Berufsausübungsbewilligung<br />
entzogen, viele würden<br />
im Gefängnis landen.<br />
Nachdem ich nach über 40-jähriger Tätigkeit<br />
das Skalpell und den Schreibtisch meinem<br />
Nachfolger übergeben habe, sei mir erlaubt,<br />
eine kurze Zusammenfassung zu geben:<br />
Zur Ausbildung arbeitete ich während 10 Jahren<br />
60 bis 80 Std./Wo. ohne zeitliche oder<br />
finanzielle Kompensation, mit Freude und wissenshungrig.<br />
Als Chefarzt arbeitete ich noch<br />
mehr. Während mehr <strong>als</strong> 20 Jahren hatte ich<br />
jeden zweiten Tag Nachtdienst, (unzählige<br />
schlaflose Nächte, auf dem Teller gelassene<br />
Nahrung).<br />
So gut ich konnte, habe ich meine Patienten<br />
betreut: beraten, untersucht, operiert, behandelt.<br />
Das Geld, das ich dabei verdient habe, war<br />
die Folge, nicht das Ziel meiner Handlung.<br />
Gelegentlich musste ich dem Patienten sagen:<br />
Ich bin zu Ihrem Dienste, aber ich bin nicht<br />
Ihr Diener.<br />
Herr Oggier verwendet in seinem Artikel das<br />
Wort Arzt einmal, das Wort Leistungserbringer<br />
elfmal. Ich empfinde dies <strong>als</strong> unhöfliche,<br />
freche Beschimpfung.Sokann ich ihm sagen:<br />
Ich erbringe Leistungen, aber ich bin Arzt und<br />
kein Leistungserbringer.<br />
Die <strong>Ärztezeitung</strong> wird ersucht, uns Ärzten<br />
solche unnötige Bezichtigungen zu ersparen.<br />
Dr. med. T. Mészáros, Meyriez<br />
1 Oggier W, Saxer U. Krankenversicherungstarife<br />
im Spielfeld divergierender Kräfte. Schweiz<br />
<strong>Ärztezeitung</strong>. 2010;91(32):1203–4.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1321
Mitteilungen<br />
Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Schwerpunktes Pädiatrische EndokrinologieDiabetologie<br />
zum Facharzttitel<br />
für Kinder und Jugendmedizin<br />
Ort: Universitäts-Kinderspital beider Basel<br />
(UKBB), Römergasse 8, Basel<br />
Datum: Freitag, 3. Dezember 2010<br />
Anmeldefrist: 1. November 2010<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der<br />
Website der FMH unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />
’ Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Facharzttitels für Ophthalmologie<br />
Ort: Palais des Congrès de Paris<br />
Datum: Freitag/Samstag, 6. und 7. Mai 2011<br />
Anmeldefrist: 30. November 2010<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der Website<br />
des SIWF unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />
AssistenzärztInnen ’ Facharztprüfungen<br />
Facharztprüfung zur Erlangung<br />
des Facharzttitels für Neurochirurgie<br />
Datum: Mittwoch, 6. April 2011<br />
Ort: Inselspital Bern, Bibliothek der Neurochirurgischen<br />
Universitätsklinik, 3010 Bern<br />
Anmeldefrist: 28. Februar 2011<br />
Weitere Informationen finden Sie auf der Website<br />
des SIWF unter www.siwf.ch ’ Weiterbildung<br />
AssistenzärztInnen ’ Facharztprüfungen<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Ordentliche Ärztekammer<br />
Inkraftsetzung der Beschlüsse<br />
der ordentlichen Ärztekammer<br />
vom 27. Mai 2010<br />
In der statutarisch festgelegten Frist von<br />
60 Tagen seit Publikation der Beschlüsse in der<br />
<strong>Schweizerische</strong>n <strong>Ärztezeitung</strong> (SÄZ Nr. 26/27<br />
vom 30. Juni 2010) ist kein Antrag auf Urabstimmung<br />
eingereicht worden. Die Beschlüsse<br />
der ordentlichen Ärztekammer vom 27. Mai<br />
2010 sind am 30. August 2010 in Kraft getreten.<br />
MITTEILUNGEN<br />
Bundesamt für Gesundheit BAG<br />
MedReg: die richtige medizinische<br />
Fachperson finden<br />
Das MedReg (www.medreg.admin.ch) ist ein<br />
öffentlich zugängliches, zentrales Register<br />
über die universitären Medizinalberufe. Neben<br />
Ärztinnen, Zahnärzten, Chiropraktorinnen<br />
und Apothekernsind auch Tierärztinnen und<br />
-ärzte eingetragen. Das Register ist ein Kooperationsprodukt<br />
von Bund, Kantonen und<br />
Berufsorganisationen und enthält namentlich<br />
detaillierte Informationenüber die beruflichen<br />
Qualifikationen von Medizinalpersonen<br />
sowie Angaben über die erteilten kantonalen<br />
Berufsausübungsbewilligungen. Die<br />
Daten werden zentral verwaltet und erfasst,<br />
um Mehrfacherhebungen zu vermeiden.<br />
Diese zentrale Datenbank unterstützt die Kantone<br />
bei der Wahrnehmung ihrer Aufsichtspflicht<br />
über die universitären Medizinalpersonen.<br />
Die kantonalen Aufsichtsbehörden<br />
haben schweizweiten Zugriff auf Daten z.B.<br />
betreffend Disziplinarmassnahmen oder Bewilligungsentzüge.<br />
Auf diese Weise leistet<br />
das MedReg einen wesentlichen Beitrag zum<br />
Schutz der Patientinnen und Patienten. Zudem<br />
ermöglicht es der Bevölkerung, sich besser<br />
zu informieren. Die interessierte Öffentlichkeit<br />
erhält dank einer benutzerfreundlichen<br />
Suchfunktion ohne grossen Aufwand<br />
Informationen über Aus- und Weiterbildungsabschlüsse<br />
der universitären Medizinalpersonen<br />
und kann anhand differenzierter fachlicher<br />
und geografischer Kriterien die geeignete<br />
Fachperson für konkrete Anliegen finden.<br />
Mithilfe der Merkliste kann man die Site personalisieren.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1322
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Seminare /Séminaires /Seminari 2010<br />
Praxiseröffnung/-übernahme<br />
Themen (Details ‹ www.fmhservices.ch)<br />
Juristische Aspekte – Gesellschaftsformen/Ehe- und<br />
Erbrecht – Praxiseinrichtung – Praxisadministration –<br />
Unternehmensbewertung einer Arztpraxis –Finanzierung<br />
der Arztpraxis – Versicherungen/Vorsorge/Vermögen.<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Daten<br />
K04 Donnerstag, 2. September 2010 FMT<br />
Zürich 9.00–16.30 Uhr<br />
K05 Donnerstag, 4. November 2010 Hotel<br />
Basel 9.00–16.30 Uhr Victoria<br />
Praxisübergabe<br />
Themen (Details ‹ www.fmhservices.ch)<br />
Juristische Aspekte – Unternehmensbewertung einer<br />
Arztpraxis – Versicherungen/Vorsorge/Vermögen –<br />
Steuern.<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Daten<br />
K09 Donnerstag, 9. September 2010 FMT<br />
Zürich 13.30–18.00 Uhr<br />
K10 Donnerstag, 11. November 2010 Hotel<br />
Basel 13.30–18.00 Uhr Victoria<br />
Finanz- und Steuerplanung<br />
Themen<br />
Finanzplanung (Businessplan, Buchhalterische Massnahmen<br />
vor Praxiseröffnung/-übernahme, Standardkontenplan<br />
für Ärzte, System der doppelten Buchhaltung,<br />
EDV-unterstützte Buchführungslösung), Steuern<br />
(Steueraspekte bei Eintritt in die Selbständigkeit, Steuerfallen<br />
und Steuerrisiken, optimierte Steuerplanung).<br />
Sponsoren<br />
Die Kosten werden durch diverse Sponsoren (siehe<br />
www.fmhservices.ch) gedeckt.<br />
Daten<br />
K12 Donnerstag, 16. September 2010 Schmiedstube<br />
Bern 13.30–18.00 Uhr<br />
Praxismarketing für Ärzte<br />
Themen<br />
Der Erfolg einer Arztpraxis ist unlösbar mit gutem<br />
Service und Kundenorientierung verbunden. Damit<br />
sind mehr <strong>als</strong> gute Umgangsformen gemeint. Echter<br />
Service geht tiefer und bietet den Patientinnen und<br />
Patienten – oder Kunden – einen direkten Nutzen.<br />
Aus einer Arztpraxis wird DIE Praxis.<br />
Die Herausforderung ist nicht, Service für Patienten<br />
zu leisten, sondern Service für Patienten aus der<br />
Sicht des Patienten erlebbar zu machen. Dazu gehört,<br />
dass man seine Kunden versteht, auf ihre Bedürfnisse<br />
vorbereitet ist, sie um Informationen bittet, ihnen genau<br />
zuhört, Verantwortung für das eigene Tun übernimmt,<br />
über das normale Mass hinaus engagiert zu<br />
sein, Menschen zu überraschen, und das immer regelmässig<br />
und auf gleichbleibend hohem Niveau!<br />
Das Wichtigste zu den Themen Telefon, Empfang,<br />
Teamentwicklung wird diskutiert. Die wichtigsten<br />
Werbemöglichkeiten besprochen. Nicht das<br />
Aussergewöhnliche wollen wir tun, sondern das Gewöhnliche<br />
aussergewöhnlich gut!<br />
Kosten<br />
300 CHF (inkl. sämtlicher Kursunterlagen und Verpflegungen).<br />
Daten<br />
K63 Mittwoch, 8. September 2010 Schmiedstube<br />
Bern 9.00–16.30 Uhr<br />
Ouverture et reprise d’un cabinet médical<br />
Contenu (Détails ‹ www.fmhservices.ch)<br />
Business plan – Aménagement – Estimation d’un cabinet<br />
– Administration d’un cabinet médical – Assurances<br />
– Passage du statut de salarié à celui<br />
d’indépendant et fiscalité.<br />
Sponsors<br />
Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />
www.fmhservices.ch).<br />
Dates<br />
K22 Jeudi, 2 septembre 2010 Hôtel du Parc<br />
Genève 13.30–18.00 h des Eaux-Vives<br />
K23 Jeudi, 18 novembre 2010 World Trade<br />
Lausanne 17.00–21.30 h Center<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1323
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Remise d’un cabinet médical<br />
Contenu (Détails ‹ www.fmhservices.ch)<br />
Aspects juridiques – Estimation d’inventaire et goodwill<br />
d’un cabinet – Assurances – Conséquences fiscales<br />
d’une remise.<br />
Sponsors<br />
Les coûts sont pris en charge par divers sponsors (voir<br />
www.fmhservices.ch).<br />
Dates<br />
K25 Jeudi, 11 novembre 2010 Hôtel du Parc<br />
Genève 17.00–21.30 h des Eaux-Vives<br />
Apertura erilevamento di uno studio medico<br />
Contenuto (Dettaglio ‹ www.fmhservices.ch)<br />
Business plan – Pianificazione – Valutazione di uno<br />
studio medico – Amministrazione di uno studio medico<br />
– Assicurazioni – Passaggio dallo stato di dipendente<br />
a quello di indipendente – Fiscalità.<br />
Sponsor<br />
Diversi sponsor si fanno carico delle spese (si rimanda<br />
al sito www.fmhservices.ch).<br />
Date<br />
K52 Martedì, 19 ottobre 2010 FMH<br />
Chiasso dalle 17.00 alle 21.00 Fiduciaria<br />
Services<br />
Anmeldung und Auskunft /<br />
Inscription et information /<br />
Iscrizioni einformazioni<br />
www.fmhservices.ch oder FMH Consulting Services,<br />
Cornelia Steinmann, Burghöhe 1, 6208 Oberkirch,<br />
Tel. 041 925 00 77, Fax 041 921 05 86.<br />
Seminarsponsoren 2010<br />
Die Unterstützung durch verschiedene Sponsoren ermöglicht<br />
es der FMH Consulting Services AG, ihre<br />
Seminarreihen für FMH-Mitglieder teils kostenlos,<br />
teils kostengünstig anzubieten. Gerne stellen wir<br />
Ihnen diese Firmen in einem Kurzporträt vor.<br />
Medics Labor AG<br />
Chutzenstrasse 24, 3001 Bern<br />
Tel. 031 372 20 02, Fax 031 371 40 44<br />
info@medics-labor.ch<br />
www.medics-labor.ch<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Hinweis /Remarque /Osservazioni<br />
Bei sämtlichen Seminaren, bei denen die Kosten teilweise<br />
oder gänzlich von Seminarsponsoren gedeckt<br />
werden, werden die Teilnehmeradressen den jeweiligen<br />
Sponsoren zur Verfügung gestellt.<br />
Les adresses des participants aux séminaires dont les<br />
coûts sont couverts en partie ou totalement par des<br />
sponsors sont communiquées aux sponsors concernés.<br />
Gli indirizzi dei partecipanti ai seminari, i cui costi<br />
sono coperti in parte o completamente da degli sponsor,<br />
vengono comunicati agli sponsor interessati.<br />
Annullierungsbedingungen /<br />
Conditions d’annulation /<br />
Condizioni d’annullamento<br />
Bei Abmeldungen oder Fernbleiben werden folgende<br />
Unkostenbeiträge erhoben:<br />
Un montant est perçu pour une absence ou une annulation.<br />
Il est de:<br />
Un importo verrà rimborsato in caso di assenza o annullamento.<br />
Esso sarà di:<br />
– 50CHF pro Person ab 14 Tage vor Seminarbeginn /<br />
par personne dans les 15 jours avant le début du<br />
séminaire/ per persona entro i 15 giorni prima<br />
dell’inizio del seminario;<br />
– 100 CHF pro Person ab 7 Tage vor Seminarbeginn<br />
oder Fernbleiben / par personne dans les 7 jours<br />
avant le début du séminaire / per persona entro i<br />
7 giorni prima dell’inizio del seminario.<br />
Medizinisches Labor und mehr<br />
Medics Labor ist ein Schweizer Unternehmen, zu<br />
Hause in Bern, hier verwurzelt und seit vielen Jahren<br />
erfolgreich tätig im Kanton sowie weiteren Regionen.<br />
Geschätzt <strong>als</strong> persönliches, unkompliziertes Gegenüber,<br />
überzeugt Medics Labor durch fachliches und menschliches<br />
Gespür mit zahlreichen Hilfestellungen und<br />
Dienstleistungen. Wir verstehen uns <strong>als</strong> sozialer Arbeitgeber<br />
und beschäftigen auch behinderte Personen.<br />
Medics Labor ist ein Labor von Ärzten für Ärzte. Es<br />
gehört den Laborspezialisten und den Ärzten, die das<br />
Unternehmen gemeinsam führen.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1324
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Bio-Analytica AG<br />
Maihofstrasse 95a, 6006 Luzern<br />
Tel. 041 429 31 31, Fax 041 429 31 30<br />
service@bioanalytica.ch<br />
www.bioanalytica.ch<br />
Engagierte Kompetenz<br />
Bio-Analytica, 1957 in Luzern gegründet, basiert auf<br />
einer langjährigen Tradition. Stetige Innovation und<br />
ein Team qualifizierter Fachspezialisten und Labormediziner<br />
bilden das Fundament unserer Kompetenz.<br />
Qualität undSeriosität –das sind die Werte, denen wir<br />
uns verschrieben haben. Aus der Überzeugung, dass<br />
dies auch unseren Kunden wesentliche Vorteile bietet,<br />
haben wir unser Labor im Jahre 2000 akkreditieren<br />
lassen.<br />
Schnell, wenn notwendig auch rund um die Uhr,sind<br />
wir für Sie da. Mit dem Know-how von über 80 Mitarbeitenden,<br />
modernster Laborautomation und Informationstechnologie<br />
sind unsere Laborresultate in<br />
kürzester Zeit verfügbar.<br />
Bei Bio-Analytica stehen Sie <strong>als</strong> Kunde im Mittelpunkt.<br />
Wir unterstützen Sie und Ihr Praxisteam jederzeit<br />
gerne optimal im persönlichen Kontakt und<br />
mit zahlreichen wertvollen zusätzlichen Dienstleistungen.<br />
Laborgemeinschaft 1<br />
Rautistrasse 11, 8047 Zürich<br />
Tel. 044 404 20 80, Fax 044 404 20 88<br />
lg1@lg1.ch<br />
www.lg1.ch<br />
Praxisnähe und Eigenständigkeit<br />
Die Laborgemeinschaft 1, gegründet 1979 <strong>als</strong> genossenschaftlich<br />
geführtes medizinisches Labor, hat<br />
bis heute ihre Selbständigkeit bewahrt. Werte wie<br />
finanzielle Unabhängigkeit, individuelle Kundenbetreuung,<br />
Engagement in der Lehrlingsausbildung<br />
und der Bezug zur Region stehen bei uns im Vordergrund.<br />
Darauf können Sie zählen: 40 motivierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter; Support bei labordiagnostischen<br />
Fragen durch ein routiniertes und medizinisch<br />
ausgebildetes Fachteam; modernste Analysengeräte;<br />
Kommunikationmit fortschrittlichster EDV-Technologie;<br />
spezifische Unterstützung durch unseren Kun-<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
dendienst. Weitere Dienstleistungen erfahren Sie auf:<br />
www.lg1.ch oder www.mkz.ch<br />
Für Sie und Ihr Personal bieten wir zudem in unserem<br />
Kurszentrum Fortbildungen an, weil uns Ihre und<br />
unsere Weiterbildung wichtig ist. Auch darin sehen<br />
wir einen wichtigen Beitrag für eine seriöse, patientenorientierte<br />
und kostengünstige Diagnostik.<br />
P. Schmid + Co. AG, Ärztedrucksachen<br />
Sonnmattstrasse 1, 9122 Mogelsberg<br />
Tel. 071 375 60 80, Fax 071 375 60 81<br />
info@schmid-mogelsberg.ch<br />
www.schmid-mogelsberg.ch<br />
Seit über 70 Jahren auf Ärztedrucksachen<br />
spezialisiert!<br />
Bei der Gestaltung von zweckmässigen Arztformularen<br />
(Patientenkarten, KG-Einlagenblätter usw.) profitieren<br />
Sie von der langjährigen Erfahrung. Die Vergangenheit<br />
hat gezeigt, dass sich kaum zwei Ärzte für<br />
den gleichen Druck entscheiden. Zweckmässige Materialauswahl,<br />
einwandfreie Verarbeitung, freundliche<br />
und kompetente Beratung, schnelle Lieferung und<br />
dieAusführung von Spezialwünschen –diese Dienstleistungen<br />
schaffen die Grundlage für ein langjähriges<br />
Vertrauensverhältnis. Auf Wunsch versenden wir<br />
eine individuell auf Ihre Fachrichtung zusammengestellte<br />
Druckmusterkollektion.<br />
An über 9000 Ärzte liefern wir Drucksachen, Papiere<br />
und Büroartikel für den Praxisalltag.<br />
<strong>Schweizerische</strong> Ärzte-Krankenkasse<br />
Oberer Graben 37, 9001 St.Gallen<br />
Tel. 071 227 18 18, Fax 071 227 18 28<br />
info@saekk.ch<br />
www.saekk.ch<br />
Die richtige Adresse für Erwerbsausfalldeckungen,<br />
Kollektivkrankenkasse und Versicherungsplanung<br />
Mit mehr <strong>als</strong> 100 Jahren Erfahrung kennt unsere Organisation<br />
auch heute die Bedürfnisse der Ärztinnen<br />
und Ärzte. Sie bietet entsprechend durchdachte und<br />
kostengünstige Lösungen an, sowohl für Praxiseröffner/innen<br />
wie auch für selbständige und angestellte<br />
Ärztinnen und Ärzte.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1325
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />
Länggassstrasse 8, 3000 Bern 9<br />
Tel. 031 301 25 55, Fax 031 302 51 56<br />
versa@versa.ch<br />
www.versa.ch<br />
Spezialisiert auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und<br />
Ärzten und deren Ehegatten, bietet die Versicherung<br />
der Schweizer Ärzte Genossenschaft individuelle, den<br />
jeweiligen Bedürfnissen angepasste Versicherungslösungen<br />
im Bereich der privaten Vorsorge an.<br />
www.unilabs.ch<br />
UNILABS –Ihr Qualitätslabor<br />
schnell, zuverlässig und nah<br />
Unilabs ist im Bereich der medizinischen Analysen<br />
ein kompetenter, transparenter und zuverlässiger<br />
Partner. Wir bieten Ihnen überall in der Schweiz ein<br />
komplettes Analysenspektrum, umfassende Dienstleistungen<br />
und kompetente Fachberatung an. In der<br />
Deutschschweiz sind dies Unilabs Mittelland mit den<br />
Standorten Basel, Bern, Burgdorf, Langnau, Solothurn,<br />
Thun; Unilabs Zürich und Unilabs Dr. Weber.<br />
Unilabs bietet nicht nur medizinische Laboranalysen,<br />
sondern auch wertvolle individuelle Zusatzdienstleistungen<br />
wie Beratung und Weiterbildung für alle Mitglieder<br />
des Praxisteams, Unterstützung bei der nachhaltigen<br />
Reduktion des Praxisaufwandes und Beratung<br />
bei Praxis- und Laborbedarf.<br />
Die Unilabs-Strategie zielt darauf ab, ihre vielfältigen<br />
und regionalen Dienstleistungen über eine fundierte<br />
wissenschaftliche Struktur sicherzustellen. Zur Gewährleistung<br />
einer hochstehenden Qualität werden<br />
stets die notwendigen Investitionen für Ausrüstung<br />
und Ausbildung getätigt.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />
Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz<br />
Tel. 061 467 85 55, Fax 061 467 85 56<br />
verlag@emh.ch<br />
www.emh.ch<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
EMH, der Verlag der Ärztinnen und Ärzte<br />
Der Verlag EMH <strong>Schweizerische</strong>r Ärzteverlag AG<br />
wurde 1997 gegründet. EMH ist ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
der Verbindung der Schweizer Ärztinnenund<br />
Ärzte FMH und der Schwabe AG, Basel, dem<br />
mitGründung 1488 ältesten Druck- und Verlagshaus<br />
der Welt.<br />
Hauptpublikationen von EMH sind die Zeitschriften<br />
«<strong>Schweizerische</strong><strong>Ärztezeitung</strong>», das offizielle Publikationsorgan<br />
derFMH, «Swiss Medical Forum» mit praxisorientierten<br />
Fortbildungsbeiträgen, sowie «Swiss<br />
Medical Weekly», die Plattform für klinisch orientierte<br />
Wissenschaftler.Ebenfalls zu den Hauptpublikationen<br />
zählt «PrimaryCare», die offizielle «<strong>Schweizerische</strong><br />
Zeitschrift für Hausarztmedizin».<br />
Als erfolgreiches Online-Angebot ist unter anderem<br />
die Fortbildung des «Swiss Medical Forum» unter<br />
www.smf-cme.ch zu nennen. Steigende Zugriffszahlen<br />
und die Akkreditierung durch die Fachgesellschaften<br />
SGAM und SGIM <strong>als</strong> strukturierte und nachweisbare<br />
Fortbildung belegen diesen Erfolg.<br />
Weitere medizinische Fachzeitschriften, ein ständig<br />
wachsendes Buchprogramm sowie viele Kooperationen<br />
und Dienstleistungen runden das umfangreiche<br />
Verlagsangebot ab.<br />
MEDIZINISCHE LABORATORIEN DR. F. KAEPPELI AG<br />
Eidgenössisch anerkannte Laboratorien<br />
Wolfbachstrasse 17, 8024 Zürich<br />
Tel. 044 269 99 99, Fax 044 269 99 09<br />
info@medica-labor.ch<br />
www.medica-labor.ch<br />
Der promovierte Mikrobiologe und Biochemiker<br />
Dr.F.Käppeli, Laborspezialist FAMH, übernahm 1976<br />
das heute über 50-jährige Unternehmen und gründete<br />
<strong>als</strong> dessen Leiter und Inhaber die Einzelfirma medica.<br />
Der wichtigste unternehmerische Leitgedanke von<br />
Dr. F. Käppeli heisst kontinuierliche Innovation und<br />
Schaffung wegweisender Standards auf allen Gebieten<br />
der Labormedizin: Mikrobiologie inklusive Parasitologie,<br />
Serologie, Immunologie, klinische Chemie,<br />
Hämatologie, molekulare Diagnostik und Pathologie<br />
in Human- und Veterinärmedizin. So entstand ein<br />
Kompetenz-Zentrum für Labordiagnostik von gesamtschweizerisch<br />
grosser Bedeutung. Die modernst ausgebauten<br />
Laboratorien werden laufend erweitert und<br />
befinden sich im Herzen von Zürich. Über 200 Angestellte<br />
der Partnerlabors, begleitet von Spezialisten aus<br />
Medizin, Pharmakologie, Naturwissenschaften und<br />
Technik, garantieren für höchste Professionalität.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1326
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
MCL Medizinische Laboratorien AG<br />
Freiburgstrasse 634, 3172 Niederwangen<br />
Tel. 031 328 78 78, Fax 031 328 78 80<br />
info@mcl.ch<br />
www.mcl.ch<br />
MCL ist ein Schweizer Unternehmen, das sich seit<br />
seiner Gründung 1981 in Familienbesitz befindet.<br />
Mit rund 150 Mitarbeitern bieten wir unsere Dienstleistungen<br />
in weiten Teilen der Schweiz an. Neben<br />
einem umfassenden Analysenspektrum bieten wir<br />
viele zusätzliche Dienstleistungen, dazu gehören moderne<br />
Kommunikationslösungen, vielfältige Fortbildungen<br />
oder die Beseitigung Ihrer biologischen Abfälle.<br />
Wirsind immer in Ihrer Nähe –mit unseren Laboratorien<br />
und Blutentnahmezentren und auch <strong>als</strong> kompetenter,<br />
persönlicher Ansprechpartner für Ihre medizinischen<br />
Fragestellungen. Als unser Partner kontaktieren<br />
Sie unsere freundlichen Mitarbeiter über eine<br />
Gratis-Hotline.<br />
Zusammen mit Aurigen, Dianalabs und Polyanalytic<br />
ist MCL Mitbegründerin eines schweizweit einzigartigen<br />
Labornetzwerks. Vom Austausch und der<br />
Nutzung der Synergien können Sie direkt profitieren:<br />
Neue Analysen und gesteigerte Analysenfrequenzen,<br />
neue Dienstleistungen und ein grösserer Expertenpool<br />
stehen zu Ihrer Verfügung.<br />
IVF HARTMANN AG<br />
Victor-von-Bruns-Strasse 28, 8212 Neuhausen<br />
Tel. 052 674 31 11, Fax 052 672 74 41<br />
info@ivf.hartmann.info<br />
www.ivf.hartmann.info<br />
Die IVF HARTMANN AG ist einer der führenden Anbieter<br />
für medizinische Verbrauchsgüter im Bereich<br />
Heilung, Pflege und Hygiene in der Schweiz. Ihre<br />
Lösungen helfen überall dort, wo Menschen geholfen<br />
wird. Zu ihren Kunden zählen somit Spitäler,<br />
Alters- und Pflegeheime, Spitex-Organisationen, niedergelassene<br />
Ärzte, Apotheken, Drogerien und der<br />
Lebensmitteleinzelhandel. Das breite Angebot der<br />
IVF HARTMANN AG umfasst über 2000 Produkte –<br />
vom therapeutisch wirksamen Pflaster (z.B. Isola ®<br />
Capsicum N) über funktionelle Verbände bis hin zu<br />
Produkten für die moderne Wundbehandlung (z. B.<br />
TenderWet ® oder CompriGel ® ) und Erste Hilfe (z.B.<br />
DermaPlast ® ). Die IVF HARTMANN GRUPPE ist eine<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
60-prozentige Tochtergesellschaft der PAUL HART-<br />
MANN AG mit Sitz in Heidenheim an der Brenz (D)<br />
und beschäftigt rund 350 Mitarbeiter. Neben ihrem<br />
Hauptsitz in Neuhausen am Rheinfall (SH) verfügt<br />
die IVF HARTMANN AG über weitere Produktionsstätten<br />
in Gommiswald (SG) und Netstal (GL).<br />
Mepha Pharma AG<br />
Dornacherstrasse 114, 4147 Aesch<br />
Tel. 061 705 43 43<br />
www.mepha.ch<br />
Mepha –wir setzen Massstäbe<br />
Mepha, die führende Generika-Herstellerin der<br />
Schweiz, steht im 7. Jahrzehnt ihrer denkwürdigen<br />
Erfolgsgeschichte. Unseren Beitrag zu wirksamer Prophylaxe<br />
und Therapie sehen wir in der Entwicklung,<br />
Produktion und Vermarktung von günstigen, gut verträglichen<br />
und hochwertigen Generika. Wir entwickeln<br />
und produzieren in der Schweiz mit modernsten<br />
Hightechverfahren und nach höchstem Schweizer<br />
Qualitätsstandard. Unsere innovativen, kreativen<br />
Lösungen begeistern unsere Kunden immer wieder<br />
aufs Neue: zum Beispiel neuartige und verbesserte<br />
Anwendungsformen unserer Medikamente, die den<br />
Behandlungserfolg und das Wohlbefinden von Patientinnen<br />
und Patienten steigern. Alle unsere Leistungen<br />
gründen auf einer ganzheitlichen Sicht, welche<br />
die Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter und<br />
Aktionäre, aber auch jene der übrigen Anspruchsgruppen<br />
in den Mittelpunkt stellt. Erstklassige Produkte,<br />
ein komplettes Package gefragter Dienstleistungen<br />
und offene Kommunikation sind weltweit<br />
Basis der Zufriedenheit unserer Kunden.<br />
Salzmann AG<br />
Salzmann MEDICO<br />
Rorschacher Strasse 304, 9016 St.Gallen<br />
Tel. 071 282 12 12, Fax 071 282 12 10<br />
medico.sg@salzmann-group.ch<br />
www.salzmann-group.ch<br />
Salzmann MEDICO wurde 1980 durch Herrn Daniel<br />
Künzli, Präsident der Salzmann Group, gegründet. Die<br />
sehr kundenorientierte Handelsfirma vertreibt medizinische<br />
Verbrauchsgüter und Einwegprodukte. Die<br />
innovativen medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
der Marken VENOSAN ® und VENOFIT ® aus der Pro-<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1327
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
duktion von Salzmann MESH werden weltweit exportiert.<br />
Produktesortiment: Produkte aus Produktion der<br />
Salzmann Abteilung MESH Marke VENOSAN ® ; Exklusiv-Vertretungen<br />
unter Original-Markennamen;<br />
Private Label Produkte (SAMA ® , SAMA Orthopaedics<br />
® , Tale ® , Thermoban ® ); Wundkompressen;<br />
Wundtupfer; diverse Verbandsmaterialien; Heftpflaster/Wundschnellverbände;<br />
elastische Binden; medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe / Stützstrümpfe;<br />
Körperbandagen, Orthesen, Schienen; Chirurgisches<br />
Nahtmaterial; Fixationsprodukte (Gips / synthetische<br />
Steifverbände); OP-Handschuhe; OP-Abdeckungen<br />
/ OP-Bekleidung; OP-Sets steril; Produkte für die<br />
Sterilisation und Sterilisations-Kontrolle; Inkontinenzprodukte.<br />
Galexis AG<br />
Industriestrasse 2, Postfach, 4704 Niederbipp<br />
Tel. 058 851 71 11, Fax 058 851 71 14<br />
info@galexis.com<br />
www.galexis.com<br />
Als Vollgrossist setzt Galexis AG Standards im Schweizer<br />
Gesundheitsmarkt. Wir beliefern unsere Kunden<br />
ganz nach dem Motto «Alles aus einer Hand» mit<br />
Pharma, Praxis- und Laborbedarf sowie Medizintechnik<br />
und erbringen darüber hinaus integrierte Dienstleistungen<br />
in der Gesundheitslogistik – schweizweit.<br />
Mit erprobten Lösungen fördert Galexis den Erfolg<br />
ihrer Kunden.<br />
Möchten Sie ausserdem Ihre eigene Praxis praktisch,<br />
funktionell und ästhetisch einrichten? Genau hier<br />
kann Sie Galexis mit ihren Fachpartnern und einer<br />
langjährigen Erfahrung professionell beraten und<br />
unterstützen!<br />
Überzeugen Sie sich –mit Galexis können Sie rechnen!<br />
MSD Merck Sharp & Dohme-Chibret AG<br />
Schaffhauserstrasse 136, 8152 Opfikon-Glattbrugg<br />
Tel. 044 828 71 11, Fax 044 828 72 10<br />
www.msd.ch<br />
www.univadis.ch<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
MSD ist die Schweizer Niederlassung von Merck &Co.,<br />
Inc. Whitehouse Station mit Hauptsitz in New Jersey,<br />
USA.<br />
DEM PATIENTEN VERPFLICHTET.<br />
Das Wohl des Patienten steht in unserer täglichen<br />
Arbeit an erster Stelle.<br />
Alsweltweit tätiger,forschender Arzneimittelhersteller<br />
entwickeln, produzieren und vertreiben wir innovative<br />
Medikamente und Impfstoffe. Wirtun dies seit<br />
mehr <strong>als</strong> 100 Jahren und heute in über 20 Therapiegebieten.<br />
In unserer Verpflichtung dem Patientengegenüber ermöglichen<br />
wir weltweit die Versorgung mit dringend<br />
benötigten Medikamenten und unterstützen nachhaltige<br />
Gesundheitsprogramme vor Ort.<br />
Rüegge Medical Systems AG<br />
Seestrasse 86, Postfach 261, 8712 Stäfa<br />
Tel. 043 477 20 50, Fax 043 477 20 60<br />
info@medic<strong>als</strong>ystems.ch<br />
www.RadiologySystems.ch<br />
Unternehmensgeschichte<br />
Gründung am 18.7.1952 der Adolf Rüegge Ing., Baden.<br />
Damit ist die heutige Rüegge Medical Systems AG,<br />
Stäfa, die traditionsreichste, nicht zu einem internationalen<br />
Grosskonzern gehörende Radiologiefirma<br />
der Schweiz. Das Unternehmen verfügt über ein flächendeckendes<br />
Servicenetz mit dezentralen Servicestellen<br />
in allen 3 Landesteilen.<br />
Heutige Aktivitäten der Rüegge Medical Systems<br />
Gruppe:<br />
• Vertrieb, Installation und Wartung in der ganzen<br />
Schweiz von Digitalen Röntgensystemen, DR- und<br />
CR-Systemen weltweit führender Hersteller<br />
• Vertrieb, Installation und Wartung in der ganzen<br />
Schweiz von DICOM-PACS / DICOM miniPACS<br />
integrierten IT-Lösungen für Arztpraxen und Kliniken.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1328
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
Seit Jahren bin ich jeden Tag pünktlich.<br />
Warum dürfen meine Zahlungseingänge nicht<br />
auch mal pünktlich sein?<br />
Inkassostelle Encath AG n Koordinationsstelle<br />
Neuengasse 5 n 2502 Biel<br />
Telefon 032 344 39 69 n Fax 032 344 39 66<br />
mail@fmhinkasso.ch n www.fmhinkasso.ch<br />
Inkassodienstleistungen<br />
für Ärzte<br />
o Bitte senden Sie mir unverbindlich und kostenlos Unterlagen<br />
über das komplette Leistungspaket von:<br />
o FMH Inkasso Services<br />
o FMH Factoring Services<br />
o Ich wünsche eine persönliche Beratung. Bitte rufen Sie an:<br />
Telefon: Beste Anrufzeit:<br />
NEU<br />
mediserv AG n Koordinationsstelle<br />
Neuengasse 5 n 2502 Biel<br />
Telefon 032 560 39 10 n Fax 032 560 39 11<br />
mail@fmhfactoring.ch n www.fmhfactoring.ch<br />
Honorarabrechnung für Ärzte<br />
inklusive Übernahme des Verlustrisikos<br />
und Auszahlung innert Sekunden<br />
Antworttalon: Bitte einsenden oder per Fax an 032 560 39 11<br />
Name der Praxis:<br />
Ansprechpartner:<br />
Adresse /Stempel:<br />
FMH SERVICES<br />
Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
35/10<br />
35/09
Sind Sie in guten (Treu-)Händen?<br />
"<br />
Redaktionelle Verantwortung: FMH SERVICES<br />
FMH Treuhand Services – Marktführer im Ärztetreuhand<br />
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Die grösste standeseigene Dienstleistungsorganisation<br />
Sie suchen Unterstützung bei der Praxisgründung, -führung oder bei einer allfälligen Nachfolgeregelung? Sei<br />
es die Ausarbeitung eines Businessplanes, die Buchführung, der Jahresabschluss, die steuerlichen Aspekte oder<br />
die Revision, unsere Treuhandspezialisten bieten Ihnen Lösungen nach Mass. In allen drei Sprachregionen sind<br />
wir zu Hause und kennen die regionalen und branchenspezifischen Gesetzmässigkeiten ganz genau.<br />
Unsere Dienstleistungen sind vielseitig<br />
Finanz- und Rechnungswesen<br />
n Businessplan, Finanzplan n Finanzierungsmöglichkeiten<br />
n Liquiditätsplanung n Investitionsrechnung<br />
n Buchführung n Personaladministration und Lohnbuchhaltung<br />
n Abschlussberatung und -erstellung n Abrechnungen mit Sozialversicherungen<br />
n Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung mit Mahnwesen<br />
Analysen<br />
n Analyse der Finanz- und Ertragssituation bei finanziellen Problemen<br />
n Interpretation des Praxisspiegels (TrustCenter)<br />
Steuern<br />
n Erstellen von Steuererklärungen n Beratung in Mehrwertsteuerfragen<br />
n Steuerberatung und strategische Steuerplanung n Erstellung der Mehrwertsteuerabrechnung<br />
Vertrauen Sie unserem breitabgestützten Netzwerk an Spezialisten.<br />
Antworttalon Bitte einsenden oder per Fax an: 041 921 05 86<br />
Vorname / Name<br />
Adresse<br />
PLZ / Ort<br />
Telefon privat/Geschäft<br />
Beste Zeit für einen Anruf<br />
m3 Ich interessiere mich für das<br />
Dienstleistungsangebot FMH Treuhand Services.<br />
Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf.<br />
/ FMH TS<br />
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FMH Consulting Services n Koordinationsstelle<br />
Burghöhe 1 n 6208 Oberkirch<br />
Telefon 041 925 00 77 n Fax 041 921 05 86<br />
mail@fmhtreuhand.ch n www.fmhtreuhand.ch Talon-Code:
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Thema TRIBÜNE<br />
Rechnungsstellerstatistik der santésuisse und Praxisspiegel der Trustcenter<br />
Vergleichbarkeit der von Schweizer<br />
Ärztinnen und Ärzten verursachten Behandlungskosten<br />
in der Grundversorgung<br />
Matthias Schwenkglenks,<br />
Michel Romanens<br />
Der vorliegende Text ist eine<br />
Zusammenfassung des<br />
Statistischen Studienberichts<br />
vom 8.7.2010, der von<br />
M. Schwenkglenks, ECPM,<br />
Universität Basel, im Auftrag<br />
des Vereins Ethik und Medizin<br />
Schweiz, der NewIndex<br />
und der beteiligten Trustcenter<br />
der Ärzteschaft verfasst wurde.<br />
ECPM wurde vollständige<br />
inhaltliche Unabhängigkeit<br />
zugesichert. Der vollständige<br />
Bericht kann unter folgenden<br />
InternetAdressen eingesehen<br />
werden: www.ecpm.ch/ecpm_<br />
research/publications/<br />
www.physicianprofiling.ch/<br />
rsspssstatistikbericht052010.pdf<br />
Korrespondenzen:<br />
PD Dr. M. Schwenkglenks<br />
Institute of Pharmaceutical<br />
Medicine / ECPM<br />
Universität Basel<br />
Klingelbergstrasse 61<br />
CH4056 Basel<br />
Switzerland<br />
Tel. 061 265 76 96<br />
m.schwenkglenks@unibas.ch<br />
Dr. med. M. Romanens<br />
Verein Ethik und Medizin<br />
Schweiz<br />
Ziegelfeldstrasse 1<br />
CH4600 Olten<br />
Tel. 062 212 44 10<br />
info@kardiolab.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Wirtschaftlichkeitsverfahren sind für alle betroffenen<br />
Ärztinnen und Ärzte sehr belastend, beinhalten<br />
jeweils viel Ärger und binden Ressourcen. Das<br />
aktuelle Screening-Verfahren ANOVA von santésuisse<br />
berücksichtigt nebst der Facharztrichtung<br />
und der Region nur noch Alter und Geschlecht.<br />
Die FMH zeigt in ihrem Positionspapier WZW<br />
(www.fmh.ch ‹ Politik &Medien ‹ Die Meinung<br />
der FMH) klar auf, dass dies nicht genügt. Korrekte<br />
Verfahren bei Verdacht der Überarztung<br />
benötigen Morbiditätsindikatoren wie zum Beispiel<br />
Pharmaceutical Cost Groups (PCG). Dies<br />
Einleitung<br />
Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) vom 18. März<br />
1994 verlangt in Artikel 56, dass sich die medizinischen<br />
Leistungserbringer in ihren Leistungen auf ein<br />
Mass zu beschränken haben, das «im Interesse der<br />
Versicherten liegt und für den Behandlungszweck erforderlich<br />
ist». Zudem erhielten die Krankenversicherer<br />
einen gesetzlichen Auftrag zur Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
der Leistungserbringer.<br />
Die Krankenversicherer und ihr Verband santésuisse<br />
wandten für den Bereich der ambulanten ärztlichen<br />
Versorgung seit Anfang der 1970er Jahre die<br />
sogenannte «statistische Durchschnittsmethode»<br />
(Rechnungsstellerstatistik, RSS) an, um die Kostenstruktur<br />
von Ärzten zu vergleichen. Die RSS vergleicht<br />
für jeden Arzt die Durchschnittskosten pro behandelter<br />
Person mit den Kosten einer Referenzgruppe (Ärztinnen<br />
und Ärzte derselben Fachspezialisierung und<br />
mit Praxisstandort im selben Kanton) [1, 2]. Kostenwerte,<br />
die mehr <strong>als</strong> 30 % über dem Durchschnitt der<br />
Vergleichsgruppe liegen (Indices >130), werden <strong>als</strong><br />
potentiell auffällig interpretiert. Seit einigen Jahren<br />
wird die RSS durch die sogenannte ANOVAMethode<br />
ergänzt, die zusätzlich die Alters und Geschlechtsstruktur<br />
der Patientenkollektive der einzelnen Ärzte<br />
berücksichtigt [3].<br />
Obwohl von den kantonalen Schiedsgerichten<br />
und vom Eidgenössischen Versicherungsgericht akzeptiert,<br />
wird in der Ärzteschaft vielfach die Auffassung<br />
vertreten, beide Methoden seien irreführend und<br />
nicht für eine initiale Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />
geeignet. Aus wissenschaftlicher Sicht erscheinen diese<br />
Zweifel aus drei Gründen <strong>als</strong> potentiell berechtigt:<br />
macht das Gutachten von Prof. Dr.Jürgen Wasem<br />
deutlich: www.physicianprofiling.ch/gutachten<br />
wasem2010.pdf. Der Studienbericht aus dem «Institute<br />
of Pharmaceutical Medicine /ECPM» der<br />
UNI Basel zeigt: Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe<br />
und Selbstzahleranteil beeinflussen<br />
die ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten.<br />
Beide Studien illustrieren eindrücklich, dass<br />
die heutigen Screeningverfahren ungenügend<br />
sind.<br />
Dr. med. Ernst Gähler, Vizepräsident FMH,<br />
Verantwortlicher Tarife und Verträge<br />
– Wesentliche Determinanten der Arztkosten bleiben<br />
unberücksichtigt. Zu diesen gehören die Zusammensetzung<br />
und Morbidität des Patientenkollektivs<br />
[4–12], der Praxisstandort (Stadt, AgglomerationoderLand),dieArtderMedikamentenabgabe,<br />
das Alter des Praxisinhabers und die Erbringung<br />
von Notfalldienstleistungen.<br />
– Auch der Abdeckungsgrad fachärztlicher Leistungen<br />
(z.B. Röntgen) durch den Grundversorger und<br />
der Zeitpunkt der Abgabe von Patienten an einen<br />
Facharzt oder ein Spital werden in ihren Auswirkungen<br />
nicht angemessen berücksichtigt, da die<br />
RSS und die ANOVAMethode zwar veranlasste<br />
Medikamenten, Labor und Physiotherapiekostenberücksichtigen,<br />
nicht jedoch die veranlassten<br />
Kosten bildgebender Verfahren, Facharztkosten,<br />
ambulante und stationäre Spitalkosten und Spitexleistungen.<br />
– Die Patientenkollektive verschiedener Ärzte unterscheiden<br />
sich auch durch die gewählten Franchisen<br />
und damit den Anteil der Kosten, die dem<br />
Krankenversicherer überhaupt bekannt werden.<br />
Zudem senden nicht alle Krankenversicherer ihre<br />
Daten an die santésuisse.<br />
Die Praxisspiegelstatistik (Praxisspiegel ® , PSS) der<br />
Trustcenter (TC) der Ärzteschaft stellt gegenüber dem<br />
Datenpool der santésuisse eine alternative Datenquelle<br />
dar. Die Hauptvorteile liegen in der Erfassung<br />
auch derjenigen Rechnungen, die von den Patienten<br />
selbst bezahlt und nicht bei den Krankenversicherern<br />
eingereicht werden. Daneben liegen Informationen zu<br />
einigen der oben genannten Determinanten der Arzt<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1342
Thema TRIBÜNE<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
kosten vor (Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe,Notfalldienstleistung).<br />
Informationen zu veranlassten<br />
Kosten fehlen jedoch gänzlich.<br />
Um die Hypothese der mangelnden Eignung der<br />
RSS <strong>als</strong> Instrument zur Vorselektion von Ärzten mit<br />
auffällig hohen Kosten zu überprüfen, wurden in der<br />
vorliegenden Studie die Resultate der RSS und der PSS<br />
des Jahres 2007 verglichen. Die Leitfrage war, ob auf<br />
Basis der PSS dieselben Ärzte <strong>als</strong> auffällig teuer beurteilt<br />
wurden wie auf Basis der RSS.<br />
Methoden<br />
Datenbasis<br />
Es beteiligten sich 9TCander Studie. Als Zielpopulation<br />
wurden alle ärztlichen Grundversorger (Allgemeinmediziner<br />
und Internisten ohne Fachspezialisierung)<br />
definiert, die Kunden eines dieser TC waren und<br />
welche die technischen Voraussetzungen betreffend<br />
Datenverfügbarkeit erfüllten. Gesamthaft waren dies<br />
etwa 3900 Ärzte. Die Teilnahme setzte eine schriftliche<br />
Einverständniserklärung voraus. Die Daten der<br />
Rechnungsstellerstatistik (RSS) für das Jahr 2007 wurden<br />
via TC für die statistische Auswertung zur Verfügung<br />
gestellt. Die Daten der Praxisspiegelstatistik<br />
(PSS) lagen bei den TC vor. Das Institut der Universität<br />
Basel, das die Analysen durchführte, erhielt einen<br />
anonymisierten Datensatz. Beobachtungseinheit war<br />
der teilnehmende Arzt. Es wurden keine patientenspezifischen<br />
Daten verwendet.<br />
Vergleichskollektive<br />
In der RSS bilden die niedergelassenen, im Rahmen<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung tätigen Ärztinnen<br />
und Ärzte der gleichen Fachspezialisierung und<br />
des gleichen Kantons die Vergleichskollektive. Die Berechnung<br />
der PSSIndices durch die TC verwendete<br />
denselben Ansatz. Darüber hinaus wurden optimierte<br />
Vergleichskollektive gebildet, die zusätzlich den Praxisstandort<br />
und die Art der Medikamentenabgabe berücksichtigten.<br />
Analyse<br />
In der Hauptanalyse wurde der Anteil der Ärzte ermittelt,<br />
die durch die RSS und die PSS unterschiedlich<br />
klassifiziert wurden (<strong>als</strong> auffällig durch die RSS / unauffällig<br />
durch die PSS, oder umgekehrt). Die primäre<br />
Studienhypothese war, dass der Anteil unterschiedlicher<br />
Klassifizierungen bei Zugrundelegung der optimierten<br />
PSSVergleichskollektive statistisch signifikant<br />
mindestens 7,5 % betragen würde. Da aufseiten der<br />
PSS keine Angaben zu den veranlassten Kosten vorlagen,<br />
wurde die primäre Analyse auf der Ebene der<br />
totalen direkten Arztkosten der Ärztinnen und Ärzte<br />
mit Praxisapotheke durchgeführt. Vergleiche der gesamten<br />
(direkten und veranlassten) Kosten wurden<br />
auf Basis von Approximationen ebenfalls durchgeführt.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Wirtschaftlichkeitsprüfung der ärztlichen Grund-<br />
versorger durch die santésuisse erfolgt anhand der<br />
Rechnungsstellerstatistik (RSS) und der ANOVA-<br />
Methode. Wir verglichen für 707 Ärztinnen und<br />
Ärzte die RSS des Jahres 2007 mit der Praxisspiegel ® -<br />
Statistik (PSS) der ärztlichen Trustcenter. Eswurde<br />
eine nur mässige Übereinstimmung festgestellt.<br />
Wenn bei der Bestimmung der PSS-Indices der Pra-<br />
xisstandort und die Art der Medikamentenabgabe<br />
berücksichtigt wurden, lag der Gesamtanteil unter-<br />
schiedlich beurteilter Ärzte je nach Kostenart bei<br />
7,9–13,9%. Es wurden 30,8–54,7%der durch die RSS<br />
<strong>als</strong> auffällig beurteilten Ärzte durch die PSS <strong>als</strong> un-<br />
auffällig beurteilt. Praxisstandort, Art der Medika-<br />
mentenabgabe und Selbstzahleranteil beeinflussten<br />
die ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten. Län-<br />
gerfristig sollten bei der Wirtschaftlichkeitsbeurtei-<br />
lung zudem die Morbiditätsstruktur der Patienten-<br />
kollektive sowie alle veranlassten Kosten (auch die<br />
Facharztkosten, Spitalkosten usw.) berücksichtigt<br />
werden. Verbesserungen der Datengrundlage sind<br />
für eine faire Beurteilung notwendig.<br />
Sekundäre Analysen betrafen Details der Übereinstimmung<br />
der RSSbasierten mit der PSSbasierten<br />
Klassifikation sowie Zusammenhänge zwischen Kenngrössender<br />
ärztlichen Patientenkollektive (Selbstzahleranteil,<br />
Altersstruktur) und der Höhe der Indices.<br />
Mittels multivarianter Regressionsanalysen wurden<br />
mögliche Bestimmungsfaktoren der Arztkosten und<br />
Indices zusammenfassend analysiert. Details sind dem<br />
Statistischen Studienbericht zu entnehmen.<br />
Resultate<br />
Studienpopulation<br />
Die Daten von 707 Ärztinnen und Ärzten aus 25 Kantonen<br />
und Halbkantonen gingen in die Analysen<br />
ein. Am stärksten war die Beteiligung im Kanton Bern<br />
(N = 166). Die Charakteristika der teilnehmenden<br />
Ärzte zeigt Tabelle 1.<br />
Deskriptive Analyse der Arztkosten und Indices<br />
Beschreibende Parameter sowohl der absoluten Kosten<br />
(Tab. 2, nächste Seite) wie auch der resultierenden<br />
Indices stimmten zwischen der RSS und der PSS insgesamt<br />
gut überein, obwohl sie sich auf etwas unter<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1343
Thema TRIBÜNE<br />
Tabelle 1<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
schiedliche Patientenkollektive (ohne versus mit<br />
Selbstzahlern) bezogen.<br />
Übereinstimmung der Indices<br />
Der Anteil der durch die RSS <strong>als</strong> auffällig klassifizierten<br />
Ärzte betrug je nach Kostenkategorie 11,7–15%,<br />
was den Erwartungen entspricht. Aufseiten der PSS<br />
ergaben sich bei Verwendung der Vergleichskollektive<br />
analog zur RSS sehr ähnliche Anteile. Die Verwendung<br />
der optimierten Vergleichskollektive führte zu etwas<br />
niedrigeren Werten von 9,1–13,2 %, wenn wie bei<br />
der RSS ein IndexGrenzwert von 130 zugrunde gelegt<br />
wurde.<br />
Für die Analyse des primären Endpunkts wurden<br />
die Indices der totalen direkten Arztkosten von<br />
336 Ärzten mit Praxisapotheke (laut Selbstdeklaration)<br />
verwendet. In dieser Gruppe wurden 14,3 %<br />
(95%Konfidenzintervall 10,7–18,5%) der Ärzte durch<br />
die RSS und die PSS unterschiedlich klassifiziert, wenn<br />
die optimierten PSSVergleichskollektive zugrunde gelegt<br />
wurden. Dieser Wert lag statistisch signifikant<br />
(p
Thema TRIBÜNE<br />
Tabelle 2<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
leistung), die durch die RSS bzw. den ANOVAIndex<br />
nicht berücksichtigt werden.<br />
Insgesamt wurde eine nur mässige Übereinstimmung<br />
zwischen RSS und PSS festgestellt. Bei Verwendung<br />
der optimierten PSSVergleichskollektive (unter<br />
Berücksichtigung von Praxisstandort und Art der Medikamentenabgabe)<br />
lag der Anteil unterschiedlich beurteilter<br />
Ärzte bei 7,9–13,9%. Es wurden 30,8–54,7 %<br />
der durch die RSS <strong>als</strong> auffällig beurteilten Ärzte durch<br />
die PSS <strong>als</strong> unauffällig beurteilt.<br />
Als Zusatzbefund zeigten sich niedrigere Indexwerte<br />
bei Ärzten mit höherem Selbstzahleranteil. Die<br />
durch die PSS erfassten Patienten waren im Durchschnittjünger<br />
<strong>als</strong> die durch die RSS erfassten. In Kombination<br />
wärendiese Befunde grundsätzlich vereinbar<br />
Kostenparameter (CHF pro Patient) der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte (N = 707).<br />
Parameter 1 RSS PSS<br />
Mittelwert ± Standardabweichung<br />
Direkte Arzt- und Laborkosten 369 ± 120 341 ± 113<br />
Direkte Medikamentenkosten<br />
gesamt 193 ± 190 186 ± 179<br />
ohne Medikamentenabgabe (N =203) 24 ±73 14 ±42<br />
nur Notfallmedikation (N =168) 71 ±81 64 ±57<br />
Praxisapotheke (N =336) 356 ±137 351 ±110<br />
Totale direkte Arztkosten<br />
gesamt 563 ± 208 527 ± 193<br />
ohne Medikamentenabgabe (N =203) 448 ±162 399 ±142<br />
nur Notfallmedikation (N =168) 444 ±154 419 ±149<br />
Praxisapotheke (N =336) 691 ±179 659 ±150<br />
Gesamte Kosten 2 1003 ± 330 968 ± 325<br />
1Die Angaben zur Art der Medikamentenabgabe basieren auf Selbstdeklaration der Ärzte.<br />
2Für die PSS geschätzt unter der Annahme gleicher veranlasster Kosten wie in der RSS.<br />
Abbildung 1<br />
Streudiagramme der Indices der gesamten Kosten im Vergleich RSS – PSS (auf Seiten der PSS<br />
approximiert).<br />
mit der These, dass vor allem jüngere und gesündere<br />
Patienten <strong>als</strong> Selbstzahler auftreten. Unklar ist allerdings,<br />
wieso die Korrelation von niedrigeren Indexwerten<br />
mit höheren Selbstzahleranteilen auch auf Seiten<br />
der RSSIndices sichtbar war.<br />
Bei den durchgeführten Regressionsanalysen überraschte,<br />
dass sich ein signifikanter Einfluss von Kanton<br />
und Fachspezialisierung nicht nur auf der Ebene der<br />
absoluten Kosten zeigte, sondern auch auf der Ebene<br />
der RSSIndices. Eigentlich sollte die Referenzkollektivbildung<br />
diesen Einfluss neutralisieren, wie dies für den<br />
ANOVAIndex bestätigt wurde.<br />
Die Resultate der Regression sprechen für eine<br />
grundsätzlich korrekte Berücksichtigung dieser Grössen<br />
(sowie der Alters und Geschlechtsstrukturen der<br />
Patientenkollektive) bei der Bestimmung des ANOVA<br />
Index. Die Art der Medikamentenabgabe sowie der<br />
Selbstzahleranteil warenjedochauch für den ANOVA<br />
Index signifikant prädiktiv.Der ANOVAIndex scheint<br />
diesen Parametern nicht Rechnung zu tragen; würden<br />
sie berücksichtigt, würden andere Indexwerte resultieren.<br />
Als Nebenbefund zeigten sich sowohl in der beschreibenden<br />
Analyse <strong>als</strong> auch in den Regressionsmodellen<br />
niedrigere Medikamentenkosten der Ärzte<br />
mit Praxisapotheke (laut Selbstdeklaration).<br />
Die beobachteten Inkonsistenzen auf der Ebene<br />
derRSSIndices (siehe ResultateTeil) blieben unerklärt.<br />
Folgende wichtige Limitationen der Studie sind<br />
zu nennen:<br />
– Ein vollgültiger direkter Vergleich der RSSIndices<br />
mit PSSbasierten Indices war nur für die direkten<br />
Arztkosten möglich, da veranlasste Kosten durch<br />
die PSS nicht erfasst werden. Die gesamten Kosten<br />
pro Arzt sowie die zugehörigen Indices konnten<br />
daher aufseiten der PSS nur approximiert werden,<br />
unter Verwendung der RSSDaten. Die darauf bezogenen<br />
Resultate können nur Anhaltspunkte geben<br />
und bedürfen einer weiteren Verifikation.<br />
– Für die totalen direkten Arztkosten (einschliesslich<br />
der direkten Medikamentenkosten) der Ärzte mit<br />
Praxisapotheke wurde eine grundsätzliche Vergleichbarkeit<br />
(annähernde Äquivalenz) der RSS<br />
Indices und der PSSIndices angenommen. Aus<br />
diesem Grund wurde der primäre Endpunkt für<br />
diese Gruppe bestimmt. In der deskriptiven Analyse<br />
der Kostenparameterzeigten sichjedoch auch<br />
für diese Ärztinnen und Ärzte veranlasste Medikamentenkosten<br />
von etwa 80 Franken pro Patient,<br />
was zu Verzerrungen geführt haben kann.<br />
– Selektionseffekte beim Entscheid der Ärzte zur Studienteilnahme<br />
können die Resultate beeinflusst<br />
haben, auch wenn sich keine Hinweise auf starke<br />
Selektionseffekte ergaben. Die Beurteilung war<br />
erschwert, da die Mittelwerte und Standardabweichungen<br />
der Kosten der RSSReferenzkollektive<br />
von santésuisse nicht zur Verfügung gestellt wurden.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1345
Thema TRIBÜNE<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Schlussfolgerung<br />
Die Beurteilung der Arztkosten durch die RSSIndices<br />
einerseits und durch PSSbasierte Indices andererseits<br />
führte bei einem substantiellen, aber absolut nicht<br />
sehr hohen Anteil der teilnehmenden ärztlichen<br />
Grundversorger zu diskrepanten Resultaten. Bezogen<br />
auf den Anteil der Ärzte, die durch die RSS <strong>als</strong> auffällig<br />
eingestuft wurden, waren diskrepante Beurteilungen<br />
jedoch sehr häufig. Es ergaben sich substantielle<br />
Hinweise, dass es sinnvoll wäre, bei der Beurteilung<br />
der ärztlichen und ärztlich verursachten Kosten die<br />
Variablen Praxisstandort, Art der Medikamentenabgabe<br />
und Selbstzahleranteil zu berücksichtigen. Bezüglich<br />
der Qualität der RSSIndices verblieben Unklarheiten.<br />
Bei der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung der ärztlichen<br />
Grundversorger sollten die Morbiditätsstruktur der<br />
Patientenkollektive und alle veranlassten Kosten, auch<br />
Facharzt- oder Spitalkosten, berücksichtigt werden<br />
Obwohl dies kein direktes Resultat der vorliegenden<br />
Studie ist, erscheint es aufgrund der Literaturlage<br />
und aufgrund von konzeptionellen Überlegungen<br />
dringend wünschenswert, bei der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />
der schweizerischen ärztlichen Grundversorger<br />
die Morbiditätsstruktur der Patientenkollektive<br />
sowie alle veranlassten Kosten (auch die Facharztkosten,<br />
Spitalkosten usw.) zu berücksichtigen. Dies<br />
können derzeit weder die Datensammlungen und Instrumente<br />
der santésuisse noch die PSSbasierten Indices<br />
leisten. Informationen zu Medikamentenausgaben<br />
nach Pharmaceutical Cost Groups [13], wie sie<br />
den TC für direkt vom Arzt abgegebene Medikamente<br />
vorliegen, könnten eine Basis für erste Verbesserungen<br />
darstellen. Mittelfristig ist ein Ersatz oder zumindest<br />
eine grundlegende Weiterentwicklung der derzeit verwendeten<br />
Instrumente erforderlich. Gleichzeitig sind<br />
Verbesserungen der Datengrundlage für eine faire Beurteilung<br />
notwendig.<br />
Dank<br />
Die Autoren bedanken sich bei den teilnehmenden<br />
Ärztinnen und Ärzten für die Bereitschaft, ihre Daten<br />
für diese Studie zur Verfügung zu stellen.<br />
Literatur<br />
1 Amstutz R. Wirtschaftlichkeitsverfahren:<br />
Das Ziel heisst Verhaltensänderung. infosantésuisse<br />
2005. S. 3.<br />
2 Kraft P. Wirtschaftlichkeitsverfahren bauen<br />
auf verlässliche Grundlagen. infosantésuisse 2005.<br />
S. 4–5.<br />
3 Roth HR, Stahel W. Die ANOVAMethode zur Prüfung<br />
der Wirtschaftlichkeit von Leistungserbringern<br />
nach Artikel 56 KVG. Gutachten zu Handen von<br />
santésuisse; 2005. http://physicianprofiling.ch/<br />
HealthEconomicsGutachten%20Anova_MDA_<br />
ETH_d.pdf<br />
4 Cowper PA, Peterson ED, DeLong ER et al.<br />
The impact of statistical adjustment on economic<br />
profiles of interventional cardiologists.<br />
J Am Coll Cardiol. 2001;38:1416–23.<br />
5 Nickerson C, Rutledge RW. A methodology for<br />
choosing a physician profiling system: the case<br />
of First Option Health Plan. J Health Care Finance.<br />
1999;26:5–13.<br />
6 Rich EC, Kralewski J, Feldman R et al. Variations<br />
in the management of primary care: effect<br />
on cost in an HMO network. Arch Intern Med.<br />
1998;158:2363–71.<br />
7 Roblin DW. Physician profiling using outpatient<br />
pharmacy data as asource for case mix measurement<br />
and risk adjustment. J Ambul Care Manage.<br />
1998;21:68–84.<br />
8 Roos NP, Carriere KC, Friesen D. Factors influencing<br />
the frequency of visits by hypertensive patients<br />
to primary care physicians in Winnipeg. Cmaj.<br />
1998;159:777–83.<br />
9 SalemSchatz S, Moore G, Rucker M et al. The case<br />
for casemix adjustment in practice profiling.<br />
When good apples look bad. JAMA. 1994;272:871–4.<br />
10 Tucker JL. The theory and methodology of provider<br />
profiling. Int J Health Care Qual Assur Inc Leadersh<br />
Health Serv. 2000;13:316–21.<br />
11 Tufano JT, Conrad DA, Liang SY. Addressing<br />
physician compensation and practice productivity.<br />
J Ambul Care Manage 1999;22:47–57.<br />
12 Welch HG, Miller ME, Welch WP.<br />
Physician profiling. An analysis of inpatient<br />
practice patterns in Florida and Oregon.<br />
N Engl J Med. 1994;330:607–12.<br />
13 Beck K, Trottmann M, Käser U, Keller B, von Rotz S,<br />
Zweifel P. Nachhaltige Gestaltung des Risikoausgleichs<br />
in der Schweizer Krankenversicherung<br />
(Sustainable Design of Risk Adjustment in<br />
Swiss Health Insurance). Bern: h.e.p. Verlag; 2006.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1346
Standpunkt TRIBÜNE<br />
Réseaux desoins intégrés:<br />
pourquoi nous avons peur<br />
M. Hurni, G. Gabris,<br />
L. Panayotopoulos,<br />
A. Porchet, N. Miller,<br />
A. Treu<br />
Comité du Groupement des<br />
Psychiatres-Psychothérapeutes<br />
Vaudois<br />
1 Cassis I. Réseaux de soins<br />
intégrés: pourquoi toute<br />
cette peur? Bull Méd Suisses.<br />
2010;91(26/27): 1011.<br />
Correspondance:<br />
Dr M. Hurni<br />
Président du Groupement des<br />
Psychiatres-Psychothérapeutes<br />
Vaudois<br />
2, rue Bellefontaine<br />
CH-1003 Lausanne<br />
mhurni@urbanet.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Réponse aux docteurs Hurni et al. –<br />
psychiatres vaudois<br />
Chers Membres du Comité du Groupement des<br />
Psychiatres-Psychothérapeutes Vaudois,<br />
j’ai lu trois fois avec beaucoup d’attention votre<br />
lettre, qui dissèque mon éditorial de manière critique.<br />
J’y ai appris bien des choses et je vous<br />
en remercie. Je me suis un peu senti come John<br />
Lennon, quand il adit: «c‘est étonnant de voir<br />
combien de choses les experts voient dans nos<br />
chansons, que nous n’avons jamais imaginées».<br />
Vous y affirmez que beaucoup de choses vous<br />
font peur et donnez passablement de réponses<br />
àlaquestion posée dans le titre «pourquoi toute<br />
cette peur?». Votre réponse est importante, car<br />
elle permet aux lecteurs de visualiser les raisons<br />
de ces peurs, et ainsi de se faire un avis en la matière.<br />
Ce titre, qui reprend celui de votre récent éditorial [1],<br />
nous laisse songeurs. En effet, Monsieur Cassis, nous<br />
avons aujourd’hui bien des raisons d’avoir peur. Nous<br />
allons tenter de vous les expliquer.<br />
Pour commencer, nous avons peur de votre titre.<br />
Il est tellement typique de toutes ces allégations que<br />
nous prêtent régulièrement les politiciens de tous<br />
bords dès que nous ne sommes pas d’accord avec<br />
eux, particulièrement avec leurs programmes irresponsables<br />
de démantèlement ou de «restructuration».<br />
Lorsque nous critiquons leurs projets dévastateurs, au<br />
lieu de nous répondre par des arguments, ils nous<br />
attaquent sur notre personne et nous taxent immanquablement<br />
d’avoir «peur du changement».<br />
Autre chose qui nous fait peur dans votre titre:<br />
ce terme de «soins intégrés». Il a fait l’objet de tant de<br />
manipulations qu’il en devient effrayant –pour ne pas<br />
dire presque loufoque. «Soins dirigés» s’était-il appelé<br />
autrefois, de façon plus réaliste, avant que des personnes<br />
rompues aux trucages du marketing, ne le travestissent<br />
en soins «gérés» tout d’abord, puis en soins<br />
«intégrés», terme si polissé, si politiquement correct,<br />
si insignifiant et neutre, qu’il a perdu toute connotation<br />
de contrainte. Pour nous, voyez-vous, «soins imposés»<br />
ou même «soins fliqués» nous aurait paru plus<br />
franc.<br />
Et, puisque vous nous détaillez votre projet de<br />
Managed Care, faisons-le avec vous.<br />
– Un système «dual» (le mot «double» vous aurait-il<br />
fait peur?), écrivez-vous en franglais, «selon le libre<br />
choix de chacun, médecin comme patient(e)»:<br />
La peur,c’est vrai, est quelque chose d’irrationnel.<br />
C’est un état émotionnel spécifique causé par une<br />
situation de menace ou de danger.Ettout changement<br />
est par définition une menace. Mais sans<br />
changement il n’y apas de progrès.<br />
Pire, sans changement notre système de santé<br />
n’est pas viable. Une augmentation annuelle de<br />
2Mia. de francs (donc 1Mia. de coûts socialisés)<br />
n’est pas compatible avec un développement durable,<br />
qui nous est par ailleurs si cher.C’est bien ça,<br />
ma peur: j’essaie tout simplement de penser aux<br />
prochaines générations plutôt qu’aux prochains<br />
élections.<br />
«La morale, c’est ce qui reste de la peur quand on<br />
l’a oubliée» adit Jean Rostand.<br />
Dr Ignazio Cassis, Conseiller national<br />
et vice-président de la FMH<br />
vous savez pertinemment que ce que vous écrivez<br />
là est faux. Depuis des années, vous et des cohortes<br />
de politiciens ou d’assureurs planchez sur tous les<br />
modes de contraintes imaginables pour obliger des<br />
patients que vous savez réticents à entrer dans<br />
votre projet – qui n’aurait sans cela aucun succès.<br />
Menaces, promesses, incitations financières, toute<br />
la panoplie des manipulations d’une population<br />
ont été imaginées – et votées –, à l’encontre évidente<br />
de ce que vous appelez le «libre choix» des<br />
médecins comme des patients. Libre choix pour<br />
lequel pourtant nous nous étions tous mobilisés<br />
il y a deux ans et qui avait été plébiscité par la<br />
population suisse.<br />
– «Présence obligatoire d’un contrat de Managed<br />
Care entre une organisation de médecins et un ou<br />
plusieurs assureurs»: ce que vous essayez de présenter<br />
positivement en l’opposant àune autre abomination<br />
(les listes de «médecins bon marché» établies<br />
par les assureurs), n’est en réalité qu’une autre<br />
horreur. La médecine qui, jusque là, pouvait s’exercer<br />
partout en Suisse de la même façon, avec une<br />
loi qui était la même pour tous, indépendante des<br />
assureurs, va désormais, selon vos vœux, varier au<br />
gré des «contrats» que tel ou tel organisme passera<br />
avec telle ou telle assurance. On frissonne en imaginant<br />
le foisonnement de ces «contrats» qui chercheront<br />
àenserrer chaque fois plus subtilement les<br />
malheureux patients (et médecins) pour le plus<br />
grand bénéfice des assureurs et surtout des milliers<br />
de bureaucrates et de juristes qu’un tel système<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1347
Standpunkt TRIBÜNE<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
engendrera. Contrats jamais acquis en effet et qui<br />
seront indéfiniment à renégocier. Mais surtout, ce<br />
que vous omettez de mentionner, c’est que ces<br />
contrats rendront les médecins responsables du<br />
coût de chacun de leurs traitements («responsabilité<br />
budgétaire»), responsabilité dont se débarrasseront<br />
les assurances, alors qu’il s’agit pourtant<br />
justement de leur métier. Que pensera le patient<br />
du fait que les soins qu’il sollicite lui seront prodigués<br />
au détriment du bonus de son interlocuteur<br />
et de son réseau?<br />
– «Garantiedel’obligation de contracter»osez-vous<br />
ensuite soutenir, avant de le nuancer d’un discret<br />
«dans l’option ‹système actuel›». En d’autres<br />
termes, pour l’écrire plus honnêtement: disparition<br />
de l’obligation de contracter dans tout le système<br />
des réseaux que vous prônez.<br />
Cette rhétorique moderniste du progrès ou du<br />
fameux «train qui part» ànepas rater nous laisse<br />
absolument froids<br />
– «Amélioration de la compensation des risques (fin<br />
de la chasse aux bons risques)»: vous rendez-vous<br />
compte du langage que vous employez pour parler<br />
des patients? A votre défense, vous pourrez<br />
argumenter que ce vocabulaire de statisticiens a<br />
envahi toutelamédecine. Mais ici c’est carrément<br />
chez les actuaires que vous nous entraînez, dans<br />
une logique assez macabre d’évaluer le prix d’une<br />
vie. Trois cancéreux valent-ils donc douze diabétiques?<br />
– «Liberté pour les médecins de s’organiser comme<br />
ils/elles le souhaitent», ajoutez-vous avec un humour<br />
qui nous échappe, avant de préciser «la loi<br />
permettant une très large palette de structures de<br />
réseaux.» Pour être, ànouveau, plus clair: le médecin<br />
aura le choix d’organiser lui-même sa prison.<br />
– «Récupération d’un esprit entrepreneurial»: pour<br />
une fois, nous vous croyons entièrement. Nous<br />
connaissons en effet votre adhésion à cette idéologie<br />
néolibérale qui voudrait transformer le médecin<br />
en vendeur, le patient en acheteur et les soins<br />
en marchandises, la «Value-based competition»<br />
états-unienne dont vous vous êtes fait le chantre.<br />
– «Élargissement possible du panier de prestations<br />
reconnues»: ici encore les soins (que vous dégradez<br />
en «panier de prestations») et leur remboursement<br />
varieront donc d’un réseau à l’autre. Le patient<br />
devra-t-il désormais soupeser les avantages du podologue<br />
pour les diabétiques avec ceux du shiatsu<br />
pour les névrosés?<br />
– «Indemnisation du travail de coordination, de<br />
formation et administratif»: que voilà assurément<br />
une manière de faire diminuer les coûts de<br />
la médecine!<br />
Vous finissez avec un envol lyrique en nous enjoignant<br />
«d’aller de l’avant». Cette rhétorique moderniste<br />
du progrès ou du fameux «train qui part» à ne<br />
pas rater (le premier à l’employer fut Lénine!) nous<br />
laisse absolument froids. Ce pseudo-progrès n’est<br />
qu’un saccage néolibéral des structures, des identités<br />
et des liens entre les médecins et leurs patients que<br />
vous déguisez en consommateurs pour ceux-ci, en<br />
associés des assureurs pour ceux-là. Ces manipulationsdulangage<br />
pour séduire, ces projets de fragmentation<br />
à l’infini des conditions de soins au gré des<br />
contrats des assureurs, ces paradoxes de liberté prônée<br />
mais de contrainte organisée, ces dilemmes éthiques<br />
dans lesquels vous voulez enfermer les médecins qui<br />
seront tenaillés entre leurs intérêts légitimes et leurs<br />
craintes d’être «dispendieux», n’ont rien d’une avancée.<br />
C’est un désastre.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1348
Reportage TRIBÜNE<br />
Gesundheitsversorgung <strong>als</strong> öffentliche Aufgabe<br />
Anna Sax<br />
lic. oec. publ., MHA,<br />
Gesundheitsökonomin und<br />
Mitglied der Redaktion<br />
anna.sax@saez.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Das finnische Gesundheitssystem gilt entweder <strong>als</strong> Vorbild oder <strong>als</strong> abschreckendes<br />
Beispiel –jenach Sichtweise. Es gibt wenig Wahlfreiheit, dafür tiefe Kosten und gute<br />
Gesundheitsresultate. Die Stadt Helsinki lud im Februar Vertreterinnen deutschspra-<br />
chiger <strong>Ärztezeitung</strong>en zu einer Besichtigung ihrer staatlichen Gesundheitseinrichtun-<br />
gen ein. Die Eindrücke sind zwiespältig, aber mehrheitlich positiv.<br />
Zwei Dinge gibt es, worauf Finninnen und Finnen<br />
auch im Alter niem<strong>als</strong> verzichten wollen: Sauna und<br />
Würste braten im Freien. Deshalb gibt es gleich 16 Saunas<br />
für die 200 Bewohner und Nutzerinnen des Kontula-Seniorenzentrums<br />
von Helsinki. Und um das<br />
Grillfeuer im Garten sitzt gemütlich eine Gruppe von<br />
Seniorinnen –warm eingepackt, denn die Temperatur<br />
misst 12 Grad minus.<br />
Zu Hause wohnen, so lange wie möglich<br />
Leila Koivisto, die Leiterin des Seniorenzentrums,<br />
führt uns durch das Haus und durch wohnliche<br />
Räume. In den 14 Wohngruppen hat jeder sein eigenes<br />
Zimmer, dazu gibt es einen Gemeinschaftsraum<br />
und eine Küche. Bis es so weit ist und jemand definitiv<br />
hier einzieht, dauert es eine Weile. Eigentlich, so<br />
Koivisto, will man die Gäste nämlich wieder loswerden.<br />
So durchläuft jede neue Bewohnerin zunächst<br />
eine mehrwöchige Evaluationsperiode: In dieser Zeit<br />
werden die funktionalen Kapazitäten und Rehabilitationsmöglichkeiten<br />
abgeklärt, und ein individueller<br />
Betreuungsplan wird erstellt. Es geht <strong>als</strong>o erst einmal<br />
in die Werkstatt, ins Trainingszentrum und ins<br />
Schwimmbad. Sozialberatung und Coaching werden<br />
angeboten, auch für die Angehörigen. Ziel ist es<br />
immer, die physischen und mentalen Fähigkeiten so<br />
weit zu verbessern und zu erhalten, dass die Leute weiter<br />
zu Hause leben können. «Hei-hei, tschüs» ruft uns<br />
die alte Dame fröhlich hinterher, die gerade aus dem<br />
Kraftraum kommt. Sie hat gute Chancen, nochm<strong>als</strong> in<br />
ihre Wohnung zurückzukehren.<br />
Selbständiges Wohnen zu Hause wird vom Kontula-Seniorenzentrum<br />
wie auch von allen anderen<br />
Zentren gefördert und unterstützt. Soziale Ausgrenzung<br />
soll vermieden, funktionale Kapazitäten und<br />
Unabhängigkeit sollen erhalten bleiben. Deshalb gibt<br />
es eine Tagesstruktur und die Möglichkeit befristeter<br />
Aufenthalte, um den Angehörigen Berufstätigkeit<br />
und Ferien zu ermöglichen. Es gibt Handarbeitskurse,<br />
Gymnastik und Spielnachmittage. Die ambulanten<br />
Angebote sind gratis. WerimZentrum wohnt, bezahlt<br />
85% seines Einkommens, das normalerweise aus der<br />
Altersrente besteht, für Kost und Logis, Pflege und Betreuung.<br />
200 Angestellte kümmern sich um Bewohner<br />
und Gäste. Sie koordinieren auch die Betreuung mit<br />
Angehörigen, Spitex und Sozialdiensten.<br />
Die Besucherin aus der Schweiz ist beeindruckt: So<br />
sieht es aus, wenn alle am gleichen Strick ziehen. Die<br />
Betreuenden unternehmen alles, damit alte und behinderte<br />
Menschen zu Hause leben können. Wenn es<br />
Würste grillen<br />
im Freien, auch im<br />
Winter bei minus<br />
12 Grad – darauf<br />
würden Finnen<br />
niem<strong>als</strong> verzichten.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1349
Reportage TRIBÜNE<br />
Ein Kraftraum im Altersheim. Ziel ist, dass die Senioren bald wieder nach Hause gehen<br />
können.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
sein muss, schaut die Spitex 5–6-mal täglich vorbei.<br />
Erst wenn es nicht mehr anders geht, ziehen sie ins<br />
Heim. Das Seniorenzentrum will es so, die Stadt Helsinki,<br />
der finnische Staat. Die politische Linie ist klar.<br />
Macht das die Menschen glücklich? Schwer zu sagen.<br />
Die alten Leute sprechen ausschliesslich Finnisch, mit<br />
ihnen zu reden ist unmöglich.<br />
Konsens für Staatsmedizin<br />
Finnland, das Land mit der merkwürdigen, wohlklingenden<br />
Sprache, ist hierzulande vor allem bekannt <strong>als</strong><br />
Paradies für Langläufer und <strong>als</strong> Schauplatz von Krimis.<br />
Wer sich für Gesundheitssysteme interessiert, findet<br />
hier Argumente für und gegen eine staatlich gesteuerte<br />
Gesundheitsversorgung. Sicher ist, dass das finnische<br />
Gesundheitswesen das Produkt ist eines starken Sozi<strong>als</strong>taats,<br />
wie er in allen skandinavischen Ländern gepflegt<br />
wird. «Staatsmedizin», bei uns quasi zum Schimpfwort<br />
mutiert, ist hier eine Selbstverständlichkeit. Der Staat<br />
sorgt für seine Bevölkerung, und diese bezahlt im Gegenzug<br />
relativ hohe Steuern. Im Vergleich zur Schweiz<br />
gibt es wenig Raum für Eigenverantwortung: Kein Versicherungswechsel,<br />
keine Arztwahl, beschränkte private<br />
Angebote. Selbst dem Staat grundsätzlich wohlgesinnte<br />
Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz hätten<br />
vermutlich ihre Mühe mit der weitgehenden Absenz<br />
von Wahlfreiheit.<br />
Die staatliche Krankenversicherung in Finnland<br />
wird aus Lohnprozenten und Steuern alimentiert, Angebotsplanung<br />
und Grundversorgung erfolgen durch<br />
die 340 Bezirke. Die Gesundheitszentren der Bezirke<br />
bieten neben der medizinischen Grundversorgung eine<br />
breite Palette von Dienstleistungen an, von Screening-<br />
Programmen über Gesundheitsförderung, Familien-<br />
planung, Zahnbehandlung und Spitex-Diensten bis<br />
hin zu Sozialarbeit mit Drogenabhängigen. Sie sind<br />
erste Anlaufstelle für fast alle Finninnen und Finnen,<br />
die medizinische Betreuung suchen. Jeder Bezirk ist zudem<br />
Teil einer Spitalregion.<br />
Die Stadt Helsinki, wo ein gutes Zehntel der<br />
5,3 Millionen Finninnen und Finnen lebt, betreibt<br />
26 Gesundheitszentren, 39 Zahnkliniken, fünf Stadtspitäler,<br />
ein Psychiatriespital sowie ein breites Angebot<br />
an Spitex und ambulanten psychiatrischen Diensten.<br />
Zudem steht hier das grösste der fünf Universitätsspitäler<br />
des Landes. Im Unterschied zu den meisten<br />
ländlichen Gebieten gibt es in Helsinki auch ein privates<br />
Angebot mit drei Spitälern und mehreren Polikliniken.<br />
Viele Ärztinnen und Ärzte sind im öffentlichen<br />
Sektor teilzeitlich beschäftigt und arbeiten daneben<br />
noch auf eigene Rechnung im Privatsektor.Wer<br />
sich privat behandeln lassen will, bezahlt 60 % der<br />
Kosten aus der eigenen Tasche. Der Rest wird über die<br />
öffentliche Krankenversicherung gedeckt.<br />
Wir besuchen das Gesundheitszentrum Kallio<br />
im Süden der Stadt. Als erstes fällt mir die Kabine auf,<br />
wo sich die Patientinnen beim Eintreffen gleich selber<br />
den Blutdruck messen. Würde das hierzulande<br />
nicht schon fast <strong>als</strong> Zumutung empfunden? Aber<br />
weshalb eigentlich ist es in der Schweiz selbstverständlich,<br />
dass die Ärztin oder zumindest eine Praxisassistentin<br />
diese einfache Handreichung vornimmt?<br />
Tuula Kauppinen, die leitende Oberschwester des Gesundheitszentrums,<br />
hat nur ein müdes Lächeln übrig<br />
für meine Ahnungslosigkeit im Umgang mit einem<br />
Blutdruckmessgerät. Der Arzt kommt sowieso erst<br />
dann zum Einsatz, wenn es ihn braucht. Das heisst,<br />
wenn die Pflegefachfrau im Vorzimmer entscheidet,<br />
dass ein Arztbesuch notwendig sei. Übrigens kann sich,<br />
wer in Finnland wohnt und nicht privatversichert ist,<br />
weder das Gesundheitszentrum noch die Hausärztin<br />
bzw.den Hausarzt selber auswählen. Man wird je nach<br />
Wohnort zugeteilt. Wasinder Schweiz einen Aufstand<br />
auslösen würde, ist hier selbstverständlich und von<br />
einem Grossteil der Bevölkerung akzeptiert.<br />
Gute Gesundheitsresultate<br />
bei geringen Kosten<br />
Diefinnische Bevölkerung ist insgesamt weder gesünder<br />
noch ungesünder <strong>als</strong> in anderen Ländern in vergleichbaren<br />
wirtschaftlichen Verhältnissen. Mit einer<br />
durchschnittlichen Lebenserwartung von 79,5 Jahren<br />
liegt Finnland im Mittelfeld der OECD-Länder (Die<br />
Schweiz liegt mit 81,9 Jahren hinter Japan an zweiter<br />
Stelle), wobei der Unterschied zwischen den Geschlechtern<br />
auffallend gross ist (Männer 76 Jahre,<br />
Frauen 83 Jahre). Das könnte eine Folge sein des<br />
unter Männern verbreiteten Alkoholmissbrauchs, wie<br />
Riitta Simoila, Entwicklungsleiterin des Gesundheitszentrums,<br />
vermutet. Bei der Säuglingssterblichkeit<br />
schneidet dafür Finnland, das über ein gut ausgebautes<br />
Mutter-Kind-Gesundheitsnetz verfügt, überdurchschnittlich<br />
und deutlich besser ab <strong>als</strong> die Schweiz.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1350
Reportage TRIBÜNE<br />
In dieser Kabine messen<br />
Patienten beim Eintritt<br />
ins Gesundheitszentrum<br />
von Helsinki selbst ihren<br />
Blutdruck.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Die starke staatliche Steuerung und Einschränkung<br />
der Wahlfreiheit schlägt sich in moderaten Kosten<br />
nieder. Nur gerade 2840 US-Dollar pro Kopf kostete<br />
2007 die Gesundheitsversorgung in Finnland, gegenüber<br />
4417 US-Dollar in der Schweiz. Das ist ein Mehraufwand<br />
von 55 %, den wir in der Schweiz betreiben,<br />
und für den wir zwar nicht wesentlich mehr Gesundheit,<br />
dafür mehr Wahlfreiheit, kürzere Wartezeiten,<br />
aufwendigere Behandlungen und bessere Löhne für<br />
das Gesundheitspersonal erkaufen.<br />
Wartezeiten und Personalknappheit<br />
Die Wartezeiten sind in Finnland ein Thema, wie<br />
uns Riitta Lehtonen, die Kommunikationschefin des<br />
Universitätsspit<strong>als</strong>, bestätigt. Zwar verabschiedete die<br />
Regierung vorletztes Jahr ein Gesetz, das die Wartezeit<br />
für Wahloperationen auf höchstens sechs Monate beschränkt.<br />
Spitäler können mit hohen Bussen bestraft<br />
werden, wenn sie diese Frist überschreiten. Bevor das<br />
neue Gesetz in Kraft trat, befanden sich in Helsinki<br />
20 000 Personen auf der Warteliste, davon 1800 seit<br />
mehr <strong>als</strong> sechs Monaten. Unter der Androhung von<br />
Bussen gelang es tatsächlich, die Warteliste deutlich<br />
abzubauen. Dies hatte allerdings den Effekt, dass die<br />
Zahl der Leute zurückging, die eine Privatversicherung<br />
abschlossen, um die Wartezeiten zu verkürzen. Damit<br />
nahmen wieder mehr Patienten die Leistungen der<br />
öffentlichen Hand in Anspruch. Die Folge davon ist<br />
ein erneutes Anwachsen der Warteliste.<br />
Auch Maila Malinen, Patientin im Gesundheitszentrum<br />
und Mutter von drei Kindern, ärgert sich<br />
manchmal über lange Wartezeiten. Und doch würde<br />
es ihr nicht einfallen, sich privatzuversichern. «Im<br />
Notfall sind wir immer rasch und in guter Qualität<br />
versorgt worden», beschreibt sie ihre Erfahrungen. Sie<br />
habe auch schon einen Neurologen privat aufgesucht<br />
und einen Teil der Kosten aus der eigenen Tasche<br />
bezahlt. Eine Privatversicherung jedoch, findet Frau<br />
Malinen, lohne sich nicht. «Wenn es wirklich darauf<br />
ankommt, funktioniert das staatliche System.»<br />
Ein vieldiskutiertes Thema sind die Arbeitsbedingungen<br />
und Kompetenzen des Gesundheitsperson<strong>als</strong>.<br />
Pflegefachfrauen übernehmen in Finnland viele Aufgaben<br />
der Grundversorgung, seit kurzem können sie<br />
auch Medikamente verschreiben. Personalmangel ist<br />
auch hier ein Thema. Inzwischen sind 15 % der Pflegefachkräfte<br />
ausländischer Herkunft, viele kommen<br />
aus den Nachbarländern Russland und Estland. Mit<br />
ca. 2600 Euro pro Monat entspricht der Lohn der Pflegefachpersonen<br />
in etwa dem Landesdurchschnitt.<br />
Mit einer 37-Stunden-Woche, langen Ferien und Programmen<br />
gegen Stress und Burnout wird versucht, das<br />
Personal möglichst lange bei der Stange zu halten.<br />
«Wenn es wirklich darauf an-<br />
kommt, funktioniert das staatliche<br />
System»<br />
Weniger virulent <strong>als</strong> in der Schweiz scheint der<br />
Mangel an Allgemeinärzten und -ärztinnen zu sein.<br />
Insgesamt gebe es genügend Ärzte, versichert die Verantwortliche<br />
für medizinische Ausbildung an der<br />
medizinischen Fakultät der Universität Helsinki, Anne<br />
Pitkäranta. 600 Studienplätze werden pro Jahr vergeben,<br />
verteilt auf die fünf Universitätsspitäler – gleich<br />
viele wie in der Schweiz bei einer deutlich kleineren<br />
Bevölkerungszahl. Das Problem liegt, wie anderswo<br />
auch, in der geographischen Verteilung. Mangel gibt<br />
es –was wenig erstaunlich ist –auf dem Land. Gesundheitszentren<br />
in ländlichen Gebieten, die keine Ärztin<br />
finden, gelangen an private Vermittlungsfirmen, die<br />
Ärzte «vermieten» zu Tarifen, die deutlich höher sind<br />
<strong>als</strong>die Löhne der angestellten Ärzte. So kommt es vor,<br />
dass eine junge, privat vermittelte Ärztin mehr verdient<br />
<strong>als</strong> die erfahrene, aber staatlich entlohnte Leiterin<br />
eines Gesundheitszentrums.<br />
Kein Paradies, aber praxistauglich<br />
Wersich im Gesundheitswesen Wettbewerb und Wahlfreiheit<br />
wünscht, ist in Finnland am f<strong>als</strong>chen Ort. Wer<br />
klare politische Ziele, Steuerung und flächendeckende<br />
Versorgung sowohl stationär wie auch ambulant befürwortet,<br />
kommt schon eher auf seine Rechnung. Der<br />
finnische Staat sorgt zusammen mit den Bezirken dafür,<br />
dass die Gesundheitsversorgung für alle gewährleistetist.<br />
Dazu gehören auch Aufgaben wie die Erhaltung<br />
und Förderung der Selbständigkeit und die Entlastung<br />
der Angehörigen. Einen hohen Stellenwert<br />
hat zudem Prävention und Gesundheitsförderung. Es<br />
scheint, dass der finnische Hang zum Pragmatismus<br />
sich auch im Gesundheitswesen niederschlägt: Alle<br />
bekommen, was sie brauchen, um den Alltag möglichst<br />
reibungslos bewältigen zu können. Das Modell<br />
ist eindeutig praxistauglich.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1351
Spectrum TRIBÜNE<br />
L’influence de<br />
l’environnement sur le<br />
blé transgénique<br />
Lorsqu’elles sont cultivées en serre,<br />
les lignées de blé transgénique do-<br />
tées d’un gène de résistance à une<br />
maladie fongique, l’oïdium, présen-<br />
tent un rendement jusqu’à deux<br />
fois plus élevé que les plantes de<br />
contrôle non transgéniques. Mais<br />
pour certaines lignées, ce rapport<br />
s’inverse lorsque l’essai a lieu en<br />
plein champ. Une étude conduite<br />
dans le cadre du Programme natio-<br />
nal de recherche «Utilité et risques<br />
de la dissémination des plantes gé-<br />
nétiquement modifiées» (PNR 59)<br />
en conclut que les résultats obtenus<br />
en serre ne sont pas applicables au<br />
contexte du plein champ et que les<br />
essais en plein champ sont donc im-<br />
portants.<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
(FNS)<br />
Sportverhalten<br />
der Migrationsbevölkerung<br />
Im Kanton Zürich liegen erstm<strong>als</strong><br />
verlässliche Datenzum Sportverhal-<br />
ten der Migrationsbevölkerung vor.<br />
Die Ergebnisse aus einer Vertie-<br />
fungsanalayse zu «Sport Kanton Zü-<br />
rich 2008» und «Sport Schweiz<br />
2008» verdeutlichen das Integra-<br />
tionspotenzial des Sports. Sie zeigen<br />
jedoch auch, dass die Migrationsbe-<br />
völkerung weniger aktiv ist. Insbe-<br />
sondere junge Mädchen bewegen<br />
sich deutlich weniger. Die Studie<br />
steht auf www.sport.zh.ch ’ Mittei-<br />
lungen ’ 2010 zur Verfügung.<br />
(Gesundheitsförderung Schweiz)<br />
Am meisten Suizide mit der Schusswaffe inder Zentr<strong>als</strong>chweiz<br />
Sind Schusswaffen im Haus vorhanden, werden sie<br />
auch häufiger für Suizide benutzt. Wie der interkantonale<br />
Vergleich zeigt, bringen sich in den Kantonen<br />
Uri, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Glarus,<br />
Aargau, Bern und Baselland überdurchschnittlich<br />
viele Menschen mit einer Schusswaffe um. Weniger<br />
Waffen und somit auch weniger Suizide gibt es<br />
in den Haushalten der Kantone Basel-Stadt, Genf,<br />
Waadt und Neuenburg. Insgesamt wurden in der<br />
Schweiz zwischen 1998 und 2007 13 410 Suizide<br />
begangen, davon 3169, <strong>als</strong>o 23,6 Prozent mit einer<br />
Schusswaffe. Eine australische Studie hat zudem<br />
gezeigt, dass Schusswaffenbesitzer nicht nur häufiger<br />
mit der Waffe Suizid begehen, sondern generell<br />
eine erhöhte Suizidrate haben. Deshalb sollten Organisationen<br />
mit Affinität zu Waffen wie Armee,<br />
Polizei, Schützen- und Jägerverbände Präventionsmassnahmen<br />
zum Schutz ihrer Mitglieder treffen.<br />
(Universität Zürich)<br />
L’alcool en milieu professionnel: un sujet tabou<br />
Il ne faut pas attendre longtemps pour chercher<br />
le dialogue avec son collègue.<br />
Walnüsse sind gut fürs Herz<br />
Walnüsse haben nicht nur einen hohen Gehalt an<br />
Ballaststoffen, Vitamin E und Proteinen, sie gehören<br />
auch zu den wenigen Nahrungsmitteln, die<br />
einen hohen Alpha-Linolensäuregehalt aufweisen.<br />
Alpha-Linolensäure gehört zu den essentiellen Fettsäuren<br />
und ist ein wichtiger Baustein für die Zellmembranendes<br />
menschlichen Körpers. Zudem bestätigen<br />
immer mehr Studien, dass Alpha-Linolensäure<br />
sich günstig auf die Herzfunktion auswirkt.<br />
Diese Tatsache ist bemerkenswert vor dem Hintergrund,<br />
dass in Europa Herzkrankheiten jährlich<br />
4,3 Millionen Todesfälle verursachen (48% aller<br />
Todesfälle). Der von Eurodiet empfohlene Alpha-<br />
Fast 24% der Selbstmorde werden mit Schusswaffen<br />
begangen.<br />
Environ 5% des salarié-e-s sont dépendant-e-s à<br />
l’alcool. Dans leur entourage, les collègues éprouvent<br />
souvent un sentiment de désarroi, ils voudraient<br />
aider mais ne savent généralement pas<br />
comment. Pour combler ce déficit d’information,<br />
Addiction Info Suisse publie une nouvelle brochure<br />
en français et en allemand également disponible<br />
sur www.addiction-info.ch. «Nous souhaitons<br />
inciter les collègues à ne pas attendre trop<br />
longtemps et à chercher le dialogue avec la personne<br />
concernée», explique Dwight Rodrick d’Addiction<br />
Info Suisse. L’important est d’exprimer ses<br />
soucis et de parler de ses observations et perceptions.<br />
Addiction Info Suisse considère par ailleurs<br />
qu’il est indispensable qu’une entreprise dispose<br />
d’un programme de prévention.<br />
(Addiction Info Suisse)<br />
Linolensäure-Wert von 2g/Tag wird mit der westlichen<br />
Kost oftm<strong>als</strong> nicht erreicht. Deshalb wird<br />
für die ausreichende Versorgung<br />
mit Alpha-Linolensäure<br />
der regelmässige<br />
Konsum<br />
von<br />
Walnüssenempfohlen.<br />
(about nuts)<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1352
Streiflicht Horizonte<br />
Wer definiert die Medizin?<br />
Enno Rudolph a ,<br />
Manuel Bachmann b<br />
a Prof. Dr., Ordinarius für<br />
Philosophie, Leiter des<br />
Kulturwissenschaftlichen<br />
Instituts und wissenschaftlicher<br />
Gesamtleiter des<br />
neuen Weiterbildungsprogramms<br />
«Philosophie und<br />
Medizin», Universität Luzern<br />
b Dr. phil., MBA HSG,<br />
Studienleiter des Weiterbildungsprogramms<br />
«Philosophie und Medizin»,<br />
Universität Luzern<br />
Korrespondenz:<br />
Dr. phil. Manuel Bachmann<br />
Universität Luzern<br />
Kasernenplatz 3<br />
CH-6000 Luzern 7<br />
manuel.bachmann@unilu.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Die heutige Medizin funktioniert nach Prämissen, die sie innerhalb ihrer Fachgrenzen<br />
kaum reflektiert. Wie wichtig eine philosophisch geleitete Diskussion dieser Prämis<br />
sen wäre, macht die Ökonomisierung der Medizin deutlich, die politisch gefordert<br />
wird und zugleich Unbehagen in der Praxis verbreitet. Solche Widersprüche deuten<br />
für das Selbstverständnis der Medizin auf Bedarfanneudefinitionen. Die Philosophie<br />
stellt hierfür Methoden und Konzepte bereit.<br />
Der Spielraum des Arztes unter dem Diktat<br />
der Effizienz<br />
Effizienzanforderungen schränken den Spielraum ärztlichen<br />
Handelns immer mehr ein. Der Arzt wird übersteuert<br />
vom Case-Manager.Das Gesundheitswesen soll<br />
<strong>als</strong>produktives System funktionieren. Dessen Leistung<br />
wird quantifiziert und mittels Benchmarking kontrollierbar<br />
gemacht. Entscheidungen sollen nicht nur problemorientiert,<br />
sondern auch profitorientiert ausfallen.<br />
Im Gegenzug scheint der ärztliche Spielraum mit<br />
dem wissenschaftlichen Fortschritt zu wachsen. Dieser<br />
dehnt die Grenzen des Machbaren unaufhaltsam<br />
aus. Indessen, wer entscheidet – und nach welchen<br />
Kriterien –, was im Einzelfall an teuren Technologien<br />
und neuen Therapien einzusetzen sinnvoll und geboten<br />
ist?<br />
Die Steigerung des medizinisch Machbaren spitzt<br />
diese Frage zu. An der Forschungsfront der Medizin<br />
wird zunehmend über die Zukunft der Bewältigung<br />
solcher Krankheiten entschieden, die bislang <strong>als</strong><br />
Schicksal hingenommen wurden. Hier wird allerdings<br />
nicht nur definitiv über gesund und krank entschieden,<br />
sondern das jeweilige Urteil wird indirekt durch<br />
vorgeschaltete Entscheidungen über «geeignet/ungeeignet»<br />
bzw. «nützlich/unnütz» gesteuert. Diese Entscheidungen<br />
spiegeln gesellschaftliche Erwartungen<br />
und unterliegen den Kriterien des ökonomischen Fortschritts.<br />
Damit schliesst sich der Kreis, der den ärztlichen<br />
Entscheidungsspielraum zunehmend verringert:<br />
Wenn die Entscheidungskriterien vom ökonomischen<br />
Fortschritt vorgegeben werden, folgt auch der<br />
medizinische Fortschritt dem Diktat der Effizienz.<br />
Es geht um Definitionsmacht<br />
Diesem Problem sieht sich jede praktizierende Ärztin<br />
bzw. jeder Arzt ausgeliefert. Wenn es um die Frage<br />
nach medizinischer Professionalität geht, geht es um<br />
die Frage nach der Definitionsmacht über das Selbstverständnis<br />
der Medizin: Wer definiert die Medizin?<br />
In der ökonomisierten Medizin spiegelt sich die faktische<br />
Definitionsmacht ökonomischer Interessen im<br />
Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Erwartungen<br />
und wissenschaftlichem Fortschritt.<br />
Diese Frage ist heute unausweichlich geworden<br />
und markiert einen neutralen und grundsätzlichen<br />
Standpunkt philosophischer Reflexion moderner<br />
Medizin. Die Philosophie ist die akademische Disziplin,die<br />
hierzu die erforderlichen Instrumente bereitstellt.<br />
Philosophische Methoden und Konzepte ermöglichen,<br />
Prinzipien, Kategorien und Denkvoraussetzungen<br />
der Medizin systematisch zu untersuchen. Eine<br />
solche philosophische Reflexion kann sich mit der<br />
Deskription der faktischen Definitionsmacht denn<br />
auch nicht lange aufhalten. Sie muss vordringen zur<br />
Frage: Wiekann und wie soll die Medizin angemessen<br />
definiert werden? Aus den denkbaren Antworten ergeben<br />
sich die praktischen Konsequenzen: von der<br />
Medizinethik über die Forschungspolitik bis zur konkreten<br />
Gestaltung desmedizinischen Versorgungssystems.<br />
Insofern ist diese Frage nicht nur für die medizinischen<br />
Praktiker, sondern für alle Akteure im Gesundheitswesen<br />
interessant und entscheidend.<br />
Erforderliche Neudefinitionen<br />
Selbstverständnis, Grundbegriffe und Grenzfragen der<br />
Medizin sind heute durch Forschungsdynamik, technologische<br />
Innovation und ethische Probleme chaotisch<br />
konfiguriert. In dieser unübersichtlichen Situation<br />
rächen sich einseitige Blickwinkel, seien sie politisch<br />
oder fachwissenschaftlich festgelegt. So führt<br />
beispielsweise das konsequente Benchmarking in der<br />
Spitalplanung zu paradoxen Ergebnissen, indem rein<br />
quantitative Benchmarks festgelegt werden, die Qualitätseinbusseninder<br />
medizinischen Leistungserbringung<br />
belohnen. Ähnlich entzieht sich einer quantifizierenden<br />
Sichtweise ein fundamentaler Baustein<br />
ärztlicher Professionalität: das vertrauensbildende<br />
Gespräch zwischen Arzt und Patient. Weitere Beispiele<br />
für abgekürztes Denken in der medizinischen<br />
Praxis liessen sich anführen. Sie alle sind allerdings<br />
nicht <strong>als</strong> Einzelprobleme relevant, sondern <strong>als</strong> Symptome<br />
philosophischer Definitionsdefizite grundlegender<br />
Art.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1353
Streiflicht Horizonte<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Herausgegriffen seien drei Problemstellungen, welche<br />
die philosophische Tragweite der erforderlichen<br />
Definitionen sichtbar machen:<br />
1. Wie kann ökonomische Effizienz mit ärztlicher<br />
Autonomie und sozialer Solidarität korreliert werden?<br />
Durch Rationierung medizinischer Leistung entstehen<br />
Interessenkonflikte und Interventionsparadoxien.<br />
Die markt- und profitorientierte Forschung<br />
bewirkt ökonomisch bedingte Verzerrungen<br />
medizinischer Evidenz. Die Institutionen des<br />
Gesundheitswesens müssen das Bedürfnis nach<br />
Autonomie von Arzt und Patient berücksichtigen.<br />
Das dabei zu erreichende Mass an Effizienz muss<br />
so festgelegt werden, dass auch Solidarität in<br />
der medizinischen Versorgung gewährleistet ist.<br />
Die Philosophie stellt hierfür ökonomisch fundierte<br />
Gesellschafts-, Freiheits- und Gerechtigkeitsmodelle<br />
bereit.<br />
2. Wie sind die Kategorien «Gesundheit/Krankheit» zu<br />
definieren?<br />
Bereits die Geschichte der Medizin lehrt, wie relativ<br />
die Zuordnungen «gesund» bzw. «krank» in<br />
unterschiedlichen historischen und kulturellen<br />
Kontexten ausfallen. So fundamental und funktional<br />
diese Kategorien für die ärztliche Praxis<br />
sind, so deutungsoffen stellen sie sich einer kritischen<br />
Überprüfung dar. Wo endet die Therapie<br />
einer Krankheit, wo beginnt das Human Enhancement?<br />
Auch die evidenzbasierte Medizin benutzt<br />
in Diagnoseprozessen nur Wahrmacher, die von<br />
einer solchen relativen Kategorienbasis abhängen.<br />
Diese Basis zu reflektieren, ist eine Aufgabe, die in<br />
einemphilosophischen Rahmen vorzüglich geleistet<br />
werden kann.<br />
3. Wer entscheidet nach welchen Kriterien den Grenzfall?<br />
Wer übernimmt wofür Verantwortung? Die Medizinethik<br />
ist bereits per definitionem eine philosophische<br />
Disziplin. Sie muss sich auf neue Fragen<br />
einstellen, die der medizinische Fortschritt generiert.<br />
Das kann sie allerdings nur,wenn sie von den<br />
Fachwissenschaften nicht vereinnahmt wird. Sie<br />
muss ein philosophisches Reflexionsniveau halten,<br />
indem sie ethisch relevante Strukturtypen ärztlichen<br />
Handelns identifiziert und die Wirkung<br />
medizinischer Intervention verbindet mit prinzipiellen<br />
Definitionen ärztlicher Verantwortung.<br />
Was macht den guten Arzt aus?<br />
Solche Neudefinitionen dienen einem praktischen<br />
Zweck. Sie stellen Kriterien bereit, das Berufsbild des<br />
Mediziners konkret und zeitgemäss zu entwerfen. Die<br />
Philosophie liefert Identitätskriterien für den guten<br />
Arzt bzw. die gute Ärztin – nicht abstrakt und abgehoben,<br />
sondern in einem ständigen Gespräch mit der<br />
praktischen Medizin, indem sie deren begriffliche und<br />
kulturelle Voraussetzungen diskussionsfähig macht.<br />
Aufdiese Weise hilft die philosophische Reflexion der<br />
Medizin, eine neue Definitionsmacht über ihr Selbstverständnis<br />
zu gewinnen.<br />
Verlangt die Medizin nach einer<br />
neuen Anthropologie?<br />
Wie unverzichtbar die philosophische Reflexion auf<br />
das Selbstverständnis der Medizin ist, wird abschliessend<br />
an der Frage deutlich, ob die Medizin nach einer<br />
neuen Anthropologie, einer Neudefinition des Menschen<br />
verlangt. Philosophisch ist zwischen humanistischer<br />
und naturalistischer Anthropologie zu unter-<br />
Philosophische Methoden und Konzepte ermöglichen es, die Prinzipien<br />
und Denkvoraussetzungen der Medizin systematisch zu untersuchen<br />
scheiden. Letztere unterstellt, dass der Mensch hinreichend<br />
und abschliessend <strong>als</strong> reines Naturwesen<br />
verstanden werden muss. Die erregten Debatten über<br />
die Frage, ob die jüngeren Forschungsresultate in der<br />
Neurophysiologie das Reden von Geist, Seele, Bewusstsein<br />
oder Freiheit überflüssig gemacht haben oder<br />
nicht, sind ein Indiz für eine Tendenz in eine Richtung,<br />
die auf einen medizinisch legitimierten Sieg<br />
des Naturalismus <strong>als</strong> Definitionsmacht in den Lebenswissenschaften<br />
hinweist. Vor diesem Hintergrund erwacht<br />
ein starkes Interesse seitens vieler Vertreter der<br />
medizinischen Wissenschaften wie auch seitens der<br />
medizinischen Praxis an den Antworten der hier<br />
zuständigen Wissenschaft: Es ist die Philosophie, die<br />
wederzulässt, den Menschen ausschliesslich auf seine<br />
körperliche Materie zu reduzieren, noch die Akteure<br />
in der medizinischen Theorie und Praxis von der Verantwortung<br />
für das menschliche Individuum dispensiert.<br />
Der neue berufsbegleitende nachdiplomkurs<br />
«Philosophie und Medizin» der Universität<br />
Luzern richtet sich an Spezialärzte und Allgemeinpraktiker,<br />
anSpitalkader und im Gesundheitswesen<br />
tätige Fachleute. Das Programm<br />
mit philosophisch und medizinisch qualifizierten<br />
Hochschuldozenten umfasst 12 Kurstage<br />
und beginnt am 2. Dezember 2010. Anmeldeschluss<br />
ist der 1. november 2010. Weitere informationen<br />
zum Studiengang finden sich unter:<br />
www.philomedizin.ch<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1354
Streiflicht Horizonte<br />
Der Hut<br />
Erhard Taverna<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Wir spielten Schach<br />
in der halbdunklen<br />
Saalecke. Seit Tagen regnete<br />
es ununterbrochen.<br />
Muffige Vorhänge filterten<br />
das trübe Tageslicht, das knapp<br />
unser Spielfeld erhellte. Mir gefiel dieses<br />
Halbdunkel eines späten Nachmittags,<br />
es passte zum stummen Schachspiel, das<br />
sichträge in die Länge zog. MeinAuftraghielt mich<br />
in diesem Nest länger fest <strong>als</strong> vorgesehen. Unterhaltung<br />
gab es keine, da kam dieser Gast wie gerufen. Wir<br />
spielten täglich um die gleiche Zeit. Eine ungleiche<br />
Partie, die meistens zu meinen Gunsten ausging. Nicht<br />
dass ich gut spiele, aber dieser seltsame Mensch eröffnete<br />
jedes Mal konzentriert, hielt aber nie lange durch.<br />
Sein Interesse erlahmte nach wenigen Zügen, er wurde<br />
unruhig und fuchtelte mit seinen Händen am Kopf<br />
herum. Einen Tick hat der,dachte ich, passt zu seinem<br />
bizarren Auftreten, etwa wenn er beim Begrüssen der<br />
Serviertochter eine Bewegung ausführte, <strong>als</strong> würde er<br />
einen Hut abnehmen und wieder aufsetzen. Sie schien<br />
sein schrulliges Benehmen gewohnt, darum achtete<br />
ich nicht weiter darauf. «Meine Arbeit geht zu Ende»,<br />
sagte ich ihm, «morgen reise ich ab.» Ich spendierte<br />
ihm einen Cognac <strong>als</strong> Dank für seine Gesellschaft. Wir<br />
tranken dann noch einen zweiten und einen dritten<br />
und ich fragte ihn beiläufig: «Warum tun Sie so, <strong>als</strong> ob<br />
Sie einen Hut trügen?» Er erbleichte, stand ruckartig<br />
auf, wollte sich entfernen und blieb dann plötzlich<br />
stehen. Er schaute mich nachdenklich an, dann setzte<br />
er sich wieder und erzählte mir seine seltsame Geschichte.<br />
«Und mittendrin, auf einem verschlissenen Diwan,<br />
sass die tochter, abgemagert wie die Mutter,<br />
mit einem schwarzen zylinder auf dem Kopf»<br />
erhard.taverna@saez.ch<br />
«Wissen Sie, ich war früher einmal Arzt in diesem<br />
Dorf. Eines Nachts, ich hatte Notfalldienst, weckte<br />
mich das Telefon. Eine Frauenstimme verlangte Fiebermedikamente<br />
für ihre Tochter, nein, sie könne das<br />
Haus nicht verlassen, und ja, es brauche nur diese Mittel<br />
und sonst nichts. Es regnete in Strömen, genau wie<br />
heute. Die Strassen waren zu dieser Stunde menschenleer,die<br />
Beleuchtung ausgeschaltet. Zum Glück kannte<br />
ich den Notfallort. Es war ein stattliches altes Haus,<br />
eine stillgelegte Mühle mit mehreren<br />
Mietwohnungen bis unter<br />
das Dach. Der angeschwollene<br />
Bach übertönte jedes Geräusch, es<br />
war stockdunkel, und ich brauchte<br />
meine Taschenlampe. Die Stufen<br />
knarrten. Die Stockwerke waren<br />
vom Treppenhaus durch ächzende<br />
Türen abgetrennt, doch nichts<br />
regte sich. Entweder waren die Glühbirnen<br />
defekt oder der Strom abgestellt.Ich<br />
erklomm die Korridore im Dunkeln, öffnete<br />
eine weitere Türe und bestieg eine schmale Holztreppe<br />
zum Dachboden. Auf der obersten Stufe sass<br />
eine jüngere Frau in einem langen Umhang. Sie sass<br />
dort reglos, nur vom Schein meiner Lampe beleuchtet.<br />
Sie weigerte sich, die Wohnungstüre zu öffnen.<br />
Nein, die Tochter schlafe jetzt endlich, sie wolle sie<br />
nicht wecken. Ich beharrte vergeblich auf einer Untersuchung.<br />
Die Frau versperrte den Zugang. Ich gab<br />
ärgerlich auf. Wenige Nächte später wieder die gleiche<br />
Stimme. Zuerst verweigerte ich einen Besuch,<br />
stellte Bedingungen und machte mich danach fluchend<br />
auf den Weg. Es war alles wie beim ersten Mal.<br />
Still, bis auf den tosenden Bach und überall rabenschwarze<br />
Finsternis. Die Wohnungstüre hatte sie abgeschlossen.<br />
Auf den ersten Blick eine hübsche Frau,<br />
mit einem schmalen, bleichen Gesicht, eingerahmt<br />
von schulterlangen, schwarzen Haaren. Beim näheren<br />
Hinsehen waren die Augenhöhlen eingefallen, die<br />
Wangen hohl, die Haare verfilzt und die abgekauten<br />
Fingernägel schwarz gerändert. Wieder war kein Zutritt<br />
möglich. Auf dem Rückweg dachte ich an die<br />
langen, knochigen Finger, die wie Krallen den Schlüssel<br />
festhielten. Die Frau war viel zu mager.Sie ist krank<br />
und ausgezehrt, dachte ich, oder am Verhungern,<br />
wenn das hier möglich wäre. Ich wurde neugierig, beschloss<br />
aber abzuwarten. Sie rief mich ein drittes Mal<br />
an, wieder spät nachts. Weiss der Teufel, wie ich auf die<br />
Idee kam. Dieses Mal nahm ich Lebensmittel mit, belegte<br />
Brote, eingewickelt in Folien, und eine Teekanne.<br />
Sie stützte sich vor Schwäche auf dem Geländerab.<br />
Die Brote oder vielmehr der Duft von frischem<br />
Schinken überwand ihrenWiderstand. Erst öffnete sie<br />
die Türe nur einen Spalt breit, dann durfte ich eintreten.<br />
Im Lichtkegel waren Berge von Abfällen über die<br />
teppichlosen Dielen verstreut. Eine Müllhalde aus<br />
schmutziger Wäsche, Zeitungsfetzen, leeren Packungen<br />
und kaputten Möbeln reichte bis zu den geschlossenen<br />
Fensterläden. Der sichtbare Boden war mit<br />
Brandlöchern von Zigaretten übersät. Und mitten-<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1355
Streiflicht Horizonte<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
drin, auf einem verschlissenen Diwan, sass die Tochter,<br />
abgemagert wie die Mutter, mit einem schwarzen<br />
Zylinder auf dem Kopf.»<br />
Er kippte in einem Zug ein weiteres Glas und<br />
fingerte nervös an seiner imaginären Hutkrempe<br />
herum.<br />
«Es war ein flacher Zylinder, wie er heute noch an<br />
Reitturnieren getragen wird. Sie hat den niem<strong>als</strong> abgelegt,<br />
nicht ein einziges Mal. Für die Frauen bedeutete<br />
er einen Schutz, denn die Welt ausserhalb der Wohnung<br />
war radioaktiv verstrahlt. Mutter und Tochter<br />
waren unter diesem Dach gefangen, sie konnten weder<br />
Lebensmittel einkaufen noch die am Haus vorbeiführende<br />
Eisenbahn benützen. Ohne Hut war es lebensgefährlich,<br />
denn ohne ihn, so waren sie überzeugt, würde<br />
die Strahlung auch ihr Zimmer verseuchen. Was die<br />
beiden brauchten, war erst einmal Nahrung und nicht<br />
Medikamente. Sie verweigerten jede medizinische Behandlung,<br />
und ich versprach, sie damit nicht zu behelligen.<br />
Es war mir nicht möglich, sie von ihrem<br />
Wahn abzubringen. Ich war es, der zu bedauern war.<br />
Sie würden keinen Schritt mehr vor die Türe wagen.<br />
Doch dann setzte mich der Vermieter massiv unter<br />
Druck. Sie ruinierten seine Wohnung, er hatte Angst<br />
um sein Haus, er hetzte die übrigen Mieter auf, drohte<br />
mit einer Zwangsräumung durch die Polizei. Spätestens<br />
jetzt hätte ich mich zurückziehen sollen. Doch<br />
ich hatte mich verpflichtet, wollte nicht aufgeben. Ich<br />
gebe zu, dass mir die Mutter gefiel, auch wenn sie verrückt<br />
war. Mir tat die Tochter leid, sie hatte nie eine<br />
Schule besucht, konnte weder lesen noch schreiben,<br />
war vollkommen von der Mutter abhängig. Ich sah<br />
keinen Ausweg. Ich habe die beiden Frauen verraten,<br />
ihr Vertrauen missbraucht. Ich bin schliesslich Arzt<br />
und nicht Fürsorger. Wieder kam ich mit Esswaren.<br />
Im Schutz der Dunkelheit hatten Polizisten und Sanitäter<br />
vor der Wohnung Posten bezogen. Ich öffnete die<br />
Türe. Mutter und Tochter wurden trotz Gegenwehr<br />
überwältigt und abgeführt. Sie verfluchten mich und<br />
schleuderten mir den Hut vor die Füsse. Ich schwöre,<br />
dass ich ihn nicht angefasst habe. Ich bin geflohen,<br />
habe mich in meiner Praxisarbeit vergraben. Doch<br />
«ich habe die beiden Frauen ver<br />
raten, ihr Vertrauen missbraucht.<br />
ich bin schliesslich Arzt und nicht<br />
Fürsorger»<br />
wenige Tage später erblicke ich mich im Spiegel mit<br />
dem verfluchten Zylinder auf dem Kopf. Seither kann<br />
ich nicht mehr arbeiten. Er lässt sich nicht ablegen,<br />
weder tags noch nachts. Lastet auf mir, <strong>als</strong> würde eine<br />
fremde Faust mir die Krempe in die Stirne drücken.<br />
Auch wenn ihn niemand sieht, er ist immer da. Ich<br />
wusste, dass ich verdammt war, den für immer zu tragen.<br />
Einen Telefonanschluss hatten die übrigens nicht,<br />
auch kein Handy, nur einen Laptop, auf dem keine<br />
einzige Datei gefunden wurde. Monate später hat<br />
mich die Tochter aus der Klinik angerufen. Es gehe ihr<br />
gut, die Mutter sei im Urlaub abgetaucht, sie selber<br />
bleibe vorläufig noch freiwillig dort. Weil die Schule<br />
ihr gefällt, hat sie mir verraten, wie ich den Hut doch<br />
noch loswerden kann.»<br />
Ich bin am nächsten Tag abgereist. Wieder so ein<br />
Spinner, habe ich mir gedacht. Aus welchem Grund<br />
hatte er mir in voller Länge diese verkorkste Geschichte<br />
erzählt? Abends beim Zähneputzen vor dem<br />
Spiegel habe ich mich zuerst gar nicht erkannt. Dann<br />
begriff ich.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1356
Buchbesprechungen HORIZONTE<br />
Unsere Heilpflanzen<br />
Maja Dal Cero<br />
Unsere Heilpflanzen<br />
Bern: Ott Verlag; 2008.<br />
384 Seiten. Farbige Fotos.<br />
58 CHF.<br />
ISBN 978-3-722-50091-1<br />
Unfallchirurgie<br />
Klaus-Dieter Thomann,<br />
Frank Schröter,<br />
Volker Grosser (Hrsg.)<br />
Orthopädisch-unfallchirurgische<br />
Begutachtung<br />
München; Urban & Fischer<br />
bei Elsevier; 2008.<br />
600 Seiten. 165 Abb.<br />
223 CHF.<br />
978-3-43724-860-3<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Ein Klassiker der Phytotherapieliteratur, das unscheinbare<br />
Büchlein von Hans Flück, wurde durch die Umweltwissenschaftlerin<br />
Maja Dal Cero erfolgreich<br />
überarbeitet und in ein modernes Layout gebracht.<br />
Die Kapiteleinteilung entsprechend den natürlichen<br />
Standorten der beschriebenen Pflanzen, z. B. Wegerand,<br />
Wald, Acker oderGarten, gliedern das Buch übersichtlich<br />
und einladend. In den einzelnen Porträts wiederum<br />
findet der interessierte Leser viel Wissenswertes<br />
über Aussehen, Wirkstoffe und die Anwendung <strong>als</strong><br />
Heilpflanzen. Farbfotos unddie Originalzeichnungen<br />
aus dem «alten Flück» runden die Informationen ab.<br />
Zusätzlich erfährt man, wie die Pflanzen in früherer<br />
Zeit in der Volksmedizin angewendet wurden, informativ<br />
untermalt durch historische Zitate aus bekannten<br />
Kräuterbüchern.<br />
Zu Beginn der Lektüre wird dem Leser in den<br />
einführenden Kapiteln allgemeines Wissen über die<br />
Phyotherapie vermittelt, so wird über Wirkstoffe, das<br />
Das Buch wurde von einem kompetenten Autorenteam,<br />
bestehend aus juristischen, sozialwissenschaftlichen<br />
und medizinischen Spezialisten, zusammengestellt.<br />
Es handelt sich um ein unverzichtbares Nachschlagewerk<br />
für alle, die medizinischgutachterlich<br />
tätig sind.<br />
Die Stärken dieses Werkes sind der übersichtliche<br />
Aufbau und die Sprachpräzision. In wenigen, klaren<br />
Sätzen wird der Kern eines medizinischen Problems<br />
umrissen, auf eventuell erforderliche Untersuchungsverfahren<br />
hingewiesen, um dann in übersichtlichen<br />
Tabellen die Einschätzung der Verletzungsfolgen für<br />
die verschiedenen Versicherungssysteme darzustellen.<br />
So macht Begutachtung Freude. Das Beste an diesem<br />
Buch ist, dass es die Herausgeber geschafft haben, die<br />
Fülle dieses Stoffes auf 600 Seiten zu beschränken,<br />
ohne dass Informationen verlorengehen.<br />
Nicht nur für Ärzte, die Gutachten erstellen, ist<br />
dieses Buch sehr hilfreich, auch Versicherer und Rechtsanwälte<br />
profitieren, weil die Argumentation der gutachterlichen<br />
Entscheidung nachvollziehbar wird. Um<br />
Juristen und Mitarbeitern in Versicherungen die Lektüre<br />
zu erleichtern, wurden einige Abschnitte zur<br />
Ätiologieund Pathogenese etwas ausführlicher dargestellt,<br />
<strong>als</strong> es für den ärztlichen Leser erforderlich gewesen<br />
wäre.<br />
Sammeln und Ernten und die Verarbeitung und Anwendung<br />
von Phythotherapeutika geschrieben. Dabei<br />
kommt eine wissenschaftliche, gut verständliche Sprache<br />
zur Anwendung.<br />
Ebenfalls im einleitenden Teil erzählt die Autorin<br />
in einem etwas knapp gehaltenen Abriss die Geschichte<br />
der Pflanzenheilkunde und bringt dem Leser das Wissen<br />
über den Wandel der traditionellen Kräuterheilkunde<br />
zur modernen Phytotherapie unserer Zeit näher.<br />
«Unsere Heilpflanzen» ist ein gelungenes, handliches<br />
Werk, das den interessierten Laien wie auch den<br />
erfahrenen Phytotherapeuten ansprechen wird und<br />
seinen Platz in der modernen Literatur der Pflanzenheilkunde<br />
sicher haben wird.<br />
Dr. med. dipl. pharm. Paul Gfeller, Hamburg<br />
Vorteilhaft an dem Werk ist, dass medizinische<br />
und versicherungsrechtliche Aspekte verknüpft sind<br />
undsogerechte Leistungsentscheidungen ermöglicht<br />
werden. Die gutachterliche Tätigkeit wird erheblich erleichtert.<br />
DasBuch hat sich in der klinischen Praxis bewährt.<br />
Wiealle neueren Bücher von Elsevier zeichnet sich<br />
auch dieses durch das «Plus im Web» aus. Der Verlag<br />
bietet für dieses Buch online juristische Inhalte wie<br />
Gesetzestexte, Kommentare, Urteile, juristische Bibliografien,<br />
Bildserien, z.B. Ganganalysen, Beispielgutachten,<br />
Zusatzinformationen aus anderen OrthopädieTiteln<br />
und Atlanten sowie einen Zugang zum Roche<br />
Lexikon Medizin.<br />
Man kann diesem Buch auch <strong>als</strong> Laie bzw. Versicherungsnehmer<br />
detaillierte Tabellen und Vorgehensweisen<br />
entnehmen. Es hilft, medizinisch gutachterliche<br />
Sachverhalte zu verstehen. Wenn man Ansprüche<br />
gegen Haftpflichtversicherungen oder private<br />
Unfallversicherungen durchsetzen möchte, empfiehlt<br />
es sich, dieses Buch zu Rate zu ziehen, denn viele Versicherer<br />
arbeiten und argumentieren mit den im Buch<br />
enthaltenen Tabellen.<br />
Dr. med. Sandra Krüger, Berlin<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1357
Schockierende Bilder, brutale Realität –<br />
zur Ethik der Medien<br />
Die geographischen (geopolitischen!)<br />
Unterschiede in<br />
der Sterblichkeitsrate von<br />
werdenden Müttern sind<br />
dramatisch, ja schockierend.<br />
1 Time. The Perils of<br />
Pregnancy: One Woman’s<br />
Tale of Dying to Give Birth.<br />
New York. June 14, 2010.<br />
2 Time. Inbox. Readers’ mail.<br />
July 12, 2010.<br />
jean.martin@saez.ch<br />
Editores Medicorum Helveticorum<br />
In der Ausgabe vom 14. Juni 2010 berichtet das amerikanische<br />
Time Magazine in einer siebenseitigen Fotostrecke<br />
und einem einseitigen Text vom Krankenhausaufenthalt<br />
einer 18-jährigen Frau in Sierra Leone, die<br />
mit dem Kanu zur Klinik reist, dort im Abstand von<br />
20 Stunden ihre beiden Zwillinge zur Welt bringt und<br />
später trotz aller Bemühungen des Person<strong>als</strong> (einschliesslich<br />
einer Transfusion) an Gebärmutterblutungen<br />
verstirbt. Was hat gefehlt? Eine ausreichende<br />
Untersuchung desUterus? Oxytocine? Das wird nicht<br />
beantwortet [1].<br />
Diese Reportage hat mich tief berührt; sie erinnerte<br />
mich an meine Arbeit im Amazonasgebiet Perus zu<br />
Beginn meiner Laufbahn. Ich habe diesen Artikel aufbewahrt<br />
und hatte vor, ihn Kollegen zu zeigen, habe<br />
das aber nie getan. Ich fühlte mich unwohl und niedergeschlagen<br />
–soviele Initiativen waren seit Jahrzehnten<br />
von der WHO ergriffen worden, von Zusammenarbeitsprogrammen,<br />
von Fakultäten und berufsbildenden<br />
Schulen ...<br />
Vier Wochen später veröffentlichte das Time<br />
Magazine Reaktionen der Leser [2]. Zunächst eine mit<br />
verstörendem Tenor (Rassismus?): «‹The perils of<br />
pregnancy› ist einer der schockierendsten Artikel, die<br />
ich je gelesen habe (…) Ich habe den Inhalt einem<br />
Freund wiedergegeben, ohne zu erwähnen, dass es<br />
sich um eine afrikanische Frau handelte. Als er dann<br />
erfuhr, dass sich die Geschichte nicht in einem westlichen<br />
Industrieland zugetragen hat, war er weniger<br />
schockiert.»<br />
In einer anderen Reaktion überwog das Unverständnis:<br />
«Als afrikanische Frau weiss ich genau, welchen<br />
Gefahren die Frauen bei einer Entbindung ausgesetzt<br />
sind. Es ist schrecklich und furchteinflössend.<br />
Aber ich verstehe nicht, wie Sie diese Fotos veröffentlichen<br />
konnten.» Aus einer dritten Zuschrift: «Es gibt<br />
sicherlich bessere journalistische Mittel, die Aufmerksamkeit<br />
der Öffentlichkeit auf diese herzzerreissende<br />
Tragödie zu lenken. Mittel, die nicht die Veröffentlichung<br />
von Bildern beinhalten, die die Persönlichkeitsrechte<br />
auf Intimität und Privatsphäre verletzen.»<br />
Well, well … Tatsächlich sind die Bilder an sich<br />
weder gewalttätig noch besonders blutig, und die Gebärende<br />
scheint mir nicht so behandelt zu werden,<br />
dass ihre Würde dabei verletzt wird. Ich wage die<br />
Frage zu stellen, ob dieser dritte Time-Leser sich so<br />
sehr daran stört zu sehen, wie die Rechte einer ihm<br />
unbekannten afrikanischen Frau missachtet werden,<br />
oder eher daran, dass diese Reportage ein tatsächlich<br />
skandalöses Drama zu ihm, in sein Zuhause bringt.<br />
Die von der WHO veröffentlichen Sterbeziffern im Zu-<br />
ZU GUTER LETZT<br />
sammenhang mit Schwangerschaft und Entbindung<br />
sind in den letzten 20 Jahren kaum zurückgegangen –<br />
eine halbe Million Frauen im Jahr, 1400 pro Tag,<br />
eine pro Minute ... die junge Frau aus Sierra Leone<br />
steht somit stellvertretend für unzählige andere. Bei<br />
keiner anderen Statistik klafft eine so grosse Lücke zwischenarmen<br />
und reichen Ländern wie bei der Müttersterblichkeit.<br />
Im Niger stirbt jede siebte (!) Frau während<br />
einer Schwangerschaft oder Entbindung, in Irland<br />
ist es eine von 47600. Das Schlimmste daran ist,<br />
dass die allermeisten dieser Todesfälle recht einfach<br />
zu verhindern sein dürften: 25% treten infolge von<br />
Hämorrhagien ein, 15 % durch Infektionen und 13 %<br />
nach Aborten. Aus meiner Zeit in Peru – wo die Wege<br />
ebenfalls lang und beschwerlich waren – erinnere ich<br />
mich an eine Frau mit schwerster septischer Peritonitis<br />
nach «häuslichem» Abort, die wir nicht mehr retten<br />
konnten. Eine andere kam nach zehn Monaten<br />
Schwangerschaft zu uns, ohne jegliche Wehen mehr –<br />
das Kind war tot, die Gebärmutterwand erschien bei<br />
der Operation wie nasse Pappe. Dass keine Ruptur auftrat,<br />
hat ihr das Leben gerettet.<br />
Aber kommen wir zurück auf die Entscheidung<br />
des Magazins, die Reportage zu veröffentlichen. Mir ist<br />
bewusst, dass «scare tactics» oder Abschreckungsstrategien<br />
im Rahmen von Präventionsmassnahmen und<br />
Gesundheitsförderung im Allgemeinen nicht empfohlen<br />
werden. Doch die Dinge sind nicht so einfach –<br />
erst kürzlich wieder hat ein westliches Industrieland<br />
Bilder von Lungenkarzinomen im Kampf gegen das<br />
Rauchen eingesetzt. Die Herausforderung liegt darin,<br />
dass es überaus schwierig ist, in den reichen Ländern<br />
die Aufmerksamkeit für die absolut inakzeptablen<br />
Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung auf<br />
Dauer hochzuhalten. Obwohl die Reportage Unbehagen<br />
erzeugt, will ich <strong>als</strong>o nicht sagen, dass es f<strong>als</strong>ch<br />
vom Time Magazine war, uns auf so harte Weise mit<br />
dem Sterben der jungen Mutter zu konfrontieren, in<br />
einem unzureichend ausgestatteten ländlichen Spital,<br />
wie es sie zu Zehntausenden gibt (vor diesem Hintergrund<br />
dürfen wir in unseren Anstrengungen in der<br />
Entwicklungszusammenarbeit nicht nachlassen).<br />
Sicherlich gibt es Grenzen für das, was die Medien<br />
zeigen sollten – oder eben nicht. Doch manchmal<br />
greift man zu kurz damit, Journalisten und Redakteure<br />
zu kritisieren, weil man selbst den Bericht von<br />
einem Drama nur schwer erträgt – einem vermeidbaren<br />
Drama, wie noch einmal betont werden muss.<br />
Jean Martin, Mitglied der Redaktion der SÄZ<br />
sowie der nationalen Ethikkommission<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35 1358
Editores Medicorum Helveticorum<br />
Die letzte Seite der SÄZ wird von Anna frei gestaltet, unabhängig von der Redaktion.<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Ärztezeitung</strong> |Bulletin des médecins suisses |Bollettino dei medici svizzeri |2010;91: 35<br />
ANNA<br />
www.annahartmann.net