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Laudatio A. Reidelshöfer

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Marina Schuster<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

FDP-Fraktion<br />

<strong>Laudatio</strong> zu Ehren von Albert <strong>Reidelshöfer</strong>, Haundorf<br />

02.12.2007 – Es gilt das gesprochene Wort!<br />

Lieber Herr <strong>Reidelshöfer</strong>,<br />

Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrter Herr Bürgermeister,<br />

meine Damen und Herren,<br />

es ist für mich eine große Ehre und Freude zugleich, heute die <strong>Laudatio</strong><br />

auf einen großen Kommunalpolitiker und Mitstreiter für die liberale Idee<br />

halten zu dürfen. Als mich Frau Bock gefragt hat, ob ich dieses<br />

übernehmen möchte, habe ich spontan ja gesagt.<br />

Und ich sage ihnen auch warum:<br />

Meine erste Begegnung mit Albert <strong>Reidelshöfer</strong> liegt einige Jahre zurück,<br />

nämlich im Rahmen des Landtagswahlkampfes.<br />

Der Wahlkreis Roth hat nämlich Teile des Landkreises Weißenburg-<br />

Gunzenhausen „abbekommen“ und so hatten wir das Vergnügen,<br />

gemeinsam Infostand zu führen.<br />

Albert <strong>Reidelshöfer</strong> ist, aus heutiger Zeit eher selten, seiner Heimat treu<br />

geblieben. Am 27. August 1928 auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der<br />

1


Eltern in Haundorf geboren, ist er auf den Tag genau 38 Jahre später,<br />

am 27. August 1966 in die FDP eingetreten.<br />

Zu dieser Zeit hatte er schon einige kommunalpolitische Erfahrung<br />

sammeln können: Bereits im Jahr 1960 ist er in den Gemeinderat von<br />

Haundorf eingezogen. Offensichtlich hat er in seiner ersten<br />

Gemeinderatsperiode sehr großen Gefallen an der politischen Arbeit<br />

gefunden.<br />

Im Jahr 1964 war er der „junge“ 1. Bürgermeister der Gemeinde<br />

Haundorf. Dieses Amt behielt er, allen mit den Gemeindereformen<br />

einhergehenden Gebietsänderungen zum Trotz, 32 Jahre inne. Das ist<br />

eine beachtliche Zeit – und wie ich meine – einen Applaus wert.<br />

Im hiesigen Kreisverband der FDP Weißenburg - Gunzenhausen wurde<br />

er bald Kreisvorsitzender und bestimmte die Geschicke des<br />

Kreisverbandes über zehn Jahre bis 1980. Er war langjähriges Mitglied<br />

des Bezirksvorstandes, Delegierter zu Landes- und Bundesparteitagen<br />

der FDP. Dreimal kandidierte er für den bayerischen Landtag. Auch war<br />

er in zahlreichen Gremien der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker<br />

Bayern aktiv.<br />

Die Leistungen, die Albert <strong>Reidelshöfer</strong> für die Gemeinde Haundorf und<br />

später für die gesamte Verwaltungsgemeinschaft Gunzenhausen<br />

erbracht hat kann ich heute nur exemplarisch darstellen. Viele<br />

Leistungen, die er für die Bürger erbracht hat, sind nicht in großen<br />

Abhandlungen dokumentiert, obwohl davon bestimmt auch etliche zu<br />

erwähnen wären.<br />

Bemerkenswert finde ich folgendes:<br />

In seinen ersten Jahren als Bürgermeister, noch ohne hauptamtliche<br />

Verwaltungsmitarbeiter, hielt er seine Sprechstunden im heimischen<br />

2


Wohnzimmer ab. Oft kamen viele Bürger auch außerhalb der offiziellen<br />

Sprechstunden direkt zu ihm in den Stall um ihre Probleme vorzutragen.<br />

So lebte er schon damals die bürgernahe Verwaltung, die heute so oft<br />

gefordert wird. Es war das direkte Gespräch, dass er schätzte und die<br />

offene und transparente Art, die die Bürger an ihrem liberalen<br />

Bürgermeister schätzten. Sie schenkten ihm daher über drei Jahrzehnte<br />

das Vertrauen.<br />

Albert Reidelsdörfer richtete seine Politik während seiner gesamten<br />

aktiven Zeit strickt an den Bedürfnissen seiner Gemeinde aus. Die<br />

Leitlinie war: wie kann ich die täglichen Lebensumstände der Einwohner<br />

verbessern? Und so ging er Schritt für Schritt vor, und ich erwähne die<br />

Maßnahmen.<br />

1. mit zahlreichen Infrastrukturmaßnahmen. Und dazu müssen wir<br />

uns, verehrte Anwesende, in die damalige Zeit zurückversetzen,<br />

nämlich in die Mitte der sechziger Jahre. Vielleicht erinnern Sie<br />

sich – ich war noch gar nicht geboren – es fehlte noch in einigen<br />

Ortsteilen befestigte Straßen. Also waren das seine ersten<br />

Maßnahmen. Später sorgte er dafür, dass die zahlreichen Ortsteile<br />

der Gemeinde zügig in den Genuss der Flurbereinigungs- und<br />

Dorferneuerungsmaßnahmen kamen. Darüber hinaus hat er den<br />

Bau zahlreicher Umgehungsstraßen bei den zuständigen Stellen<br />

angeregt und so zu einer Beruhigung der innerörtlichen Lagen<br />

beigetragen.<br />

2. Weiter gings mit der zügigen Ausweisung von neuen<br />

Baugebieten, so dass sich die Einwohnerzahl seit Beginn seiner<br />

kommunalen Tätigkeit bis heute fast verdoppeln konnte.<br />

3


Bereits Mitte der sechziger Jahre – von den Grünen sprach noch<br />

niemand – schmiedete er die ersten Pläne für die Anlage zentraler<br />

Kanalnetze für die Schmutzwasserbeseitigung die bis dahin von vielen<br />

Ortsteilen einfach in den Brombachsee geleitet wurden. Diese Aufgabe<br />

beschäftigte ihn bis Ende der achtziger Jahre. Als passionierter Jäger<br />

waren ihm die Zusammenhänge von intakter Natur und Artenvielfalt<br />

lange bekannt. Auch aus diesen Erfahrungen heraus organisierte er eine<br />

zentrale Müllabfuhr für die Gemeinde. In den sechziger Jahren war dies<br />

für den ländlichen Raum alles andere als eine Selbstverständlichkeit.<br />

Der ständige Ausbau der Feuerschutzeinrichtungen der Gemeinde<br />

sowie deren Anpassung an den Stand der Technik war ein weiteres<br />

Betätigungsfeld. So unterstütze er den Bau zahlreicher<br />

Feuerwehrgerätehäuser.<br />

Eines der größten Projekte wartete ab 1972 auf Albert <strong>Reidelshöfer</strong>. Es<br />

galt durch die Gebietsreform die ehemaligen Gemeinden Eichenberg,<br />

Gräfensteinberg und Haundorf in die neu gebildete Großgemeinde<br />

Haundorf zusammenzuführen und 1977 zusätzlich noch die Gemeinde<br />

Obererlbach einzubetten. Bei dieser Aufgabe kamen ihm besonders<br />

seine integrierenden, die verschiedenen Interessen ausgleichenden<br />

Fähigkeiten zu Gute. Es galt auf die lokalen Eifersüchteleien zu achten<br />

und den Ortsteilen das Gefühl zu geben, gut bedient zu werden. Die seit<br />

Ende der siebziger Jahre verfügte Mitgliedschaft in der<br />

Verwaltungsgemeinschaft Gunzenhausen war ihm stets ein Dorn im<br />

Auge. Er hat immer eine komplett eigenständige Verwaltung für seine<br />

Gemeinde favorisiert.<br />

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Sein größter Verdienst liegt in den fast schon visionären Beurteilung der<br />

Entwicklungsmöglichkeiten seiner Gemeinde. Als echte<br />

Herzensangelegenheit galt dabei die Einrichtung von Kindergärten sowie<br />

von Grund- und Hauptschulen. Dies mag an seinen eigenen harten<br />

Jugenderfahrungen mit der Schulstruktur in diesem ländlichen Raum<br />

liegen. Auch heute steht der ländliche Raum vor neuen<br />

Herausforderungen, wenn ich allen an die Geburtenrückgänge denke.<br />

In allen bisherigen Gemeinden wurden, angestoßen von Albert<br />

<strong>Reidelshöfer</strong>, neue Schulhäuser errichtet bzw. erweitert und<br />

modernisiert. In Gräfensteinberg setze er sich für den Bau einer<br />

Hauptschule ein. Seine Vorschläge stießen in der Vergangenheit nicht<br />

immer auf uneingeschränkte Gegenliebe – so ist das eben in der Politik.<br />

Vermutlich hat er hier die Erfahrungen aus einem seiner weiteren<br />

Hobbies, dem Schachspiel eingebracht und seine Gegner schon weit<br />

vorausschauend matt gesetzt. Familienfreundlichkeit war in Haundorf<br />

schon früh Wirklichkeit geworden. Unter seiner Regie entstanden zwei<br />

neue Kindergärten.<br />

Und – wenn Sie mir den Ausflug auf die Berliner Politik „Elterngeld hin<br />

opder her“ erlauben – nämlich genau das ist heute noch ein Problem: es<br />

fehlt gerade in Bayern an Betreuungsplätzen.<br />

Zielstrebig hat er das Potential der Gemeinde als Fremdenverkehrsort<br />

erkannt und das konsequent vorangetrieben. Die Krönung dieser<br />

langfristigen Arbeit war die Verleihung des Prädikats „Staatlich<br />

anerkannter Erholungsort“ und die Einrichtung des „Haus des Gastes“ in<br />

Haundorf.<br />

Nach dieser sehr beeindruckenden Bilanz ist es kaum vorstellbar, dass<br />

sich Albert <strong>Reidelshöfer</strong> noch weiter ehrenamtlich engagierte. Neben<br />

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dem von ihm vorangetriebenen Aufbau des Haundorfer Schachvereins<br />

war er Hagelschätzer, bei der Saatkartoffelvereinigung Mittelfranken und<br />

im Gesangverein engagiert.<br />

Albert <strong>Reidelshöfer</strong> hat sich bewusst für die Kommunalpolitik<br />

entschieden. Er hat damit eine der schönsten, aber mit Sicherheit nicht<br />

die einfachste aller politischen Aufgaben gewählt, die unmittelbarste, die<br />

mit dem direktesten Kontakt.<br />

Er hat nie aufgegeben, auch wenn sich Probleme vor ihm auftürmten<br />

oder wenn ihm aus irgendeiner Richtung Knüppel zwischen die Beine<br />

geworfen wurden. Denn uns Liberale eint, wie ich meine, eins: der Mut.<br />

Das Mut, für eigene Überzeugungen zu kämpfen.<br />

Und wenn ich einen Satz von Perikles zitieren darf:<br />

Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.<br />

Albert <strong>Reidelshöfer</strong> war liberaler Bürgermeister und Kommunalpolitiker<br />

mit Herz und Seele. Er verfolgte mit großer Beharrlichkeit sein oberstes<br />

Ziel, geleitet vom echten Interesse für die Menschen seiner Heimat: Die<br />

Ärmel hochkrempeln für das Wohl der Bürger seiner Gemeinde. Darüber<br />

hinaus war er über Jahre der einzige Bürgermeister in ganz<br />

Mittelfranken, der die liberale Fahne hochhielt.<br />

bei den nächsten Wahlen werden neue liberale Bürgermeister<br />

dazukommen.<br />

Ihnen verehrte Gäste, danke ich, dass Sie gekommen sind, um an dieser<br />

Ehrung teilzuhaben. Mein besonderer Dank gilt heute den Herren<br />

Rosenbauer und Hertlein, dass Sie mit ihren Grußworten die kommunale<br />

Verbundenheit von Albert <strong>Reidelshöfer</strong> mit dem Landkreis Weißenburg-<br />

Gunzenhausen und der Gemeinde Haundorf deutlich gemacht haben.<br />

Von Herrn Siller soll ich ausdrücklich gute Wünsche bestellen.<br />

6


Hermann Rind, der Präsident der Thomas-Dehler Stiftung und ich<br />

werden nun die die Ehrung für Albert <strong>Reidelshöfer</strong> vornehmen.<br />

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